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Prolog

 




Einst lebten alle Götter friedlich beisammen. Frieden auf Erden und im Himmel. Doch einer der Götter wollte über die Erde und den Himmel alleine regieren und mordete auf der Erde, weshalb er aus dem Reich der Götter verband wurde und unter die Erde geschickt worden war. Dort bildete er sein eigenes Reich und erschuf seine eigenen Kreaturen. Nach hunderttausend Jahren, so sagte er, wolle er zuerst die Menschheit und dann die Götter vernichten, sodass er und sein Volk alleine leben konnten. Die Götter waren über diese Nachricht sehr geschockt, weshalb das höchste Gericht beschloss, seine mächtigsten Götter auf die Erde zu schicken, damit sie die Menschheit beschützten und gegen die Giganten kämpften. Doch sobald sie die Erde erreichten, wurden sie getrennt und mussten sich in den Jahrhunderten wieder finden. Alle waren gefunden worden, bis auf eine.

Aphrodite



Mein Wecker klingelte um zehn vor Sieben. Ich ließ meine Augen noch geschlossen und suchte den nervtötenden und piependen Wecker. Als ich ihn dann mit meinen Händen gefunden hatte, schlug ich einfach paar Mal drauf und er verstummte. Seufzend stand ich dann auf und streckte mich. Mit einem Gähnen stieg ich schnell unter die kalte Dusche, um wach zu werden. Ich war ein Morgenmuffel und liebte es lange zu schlafen. Aber irgendein Volltrottel hatte die Schule erfunden, die auch noch um Viertel vor Acht begann! 'Ehrlich, so etwas ist doch gesundheitsschädlich!', dachte ich und verdrehte meine Augen. So früh funktionierte mein Hirn einfach nicht und dieses Problem hatte nicht nur ich. Ich stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, um mich mit einem kuscheligen Handtuch abzutrocknen. Schnell föhnte ich noch meine langen braunen Haare, die mir nach ungefähr zehn Minuten dann trocken und glatt bis zur Mitte meines Rückens fielen. Ich legte den Föhn beiseite und putzte meine Zähne. Dann kämmte ich meine Haare durch und schminkte mich dezent. Nur in einem Handtuch bekleidet lief ich wieder in mein Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank. Wir würden heute einen neuen Schüler bekommen, weshalb ich schon die ganze Zeit über angespannt und neugierig war. Ich entschied mich für eine schwarze Röhrenjeans, eine sehr schöne weiße Bluse und einen schwarzen Cardigan. Dann schnappte ich mir meine Schultasche und lief die Treppen runter in die Küche. "Guten Morgen, Violetta .", begrüßte mich meine Mutter und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächelte sie müde an und schnappte mir eine Schüssel mit Müsli. Dann schüttelte ich noch etwas Milch in die Müslischüssel und aß. Ich war so müde, dass ich nur für kurz die Augen schließen wollte. Leider war ich wirklich eingeschlafen und mein Gesicht fiel genau in meine Müslischale. Vor Schreck sprang ich hoch und verschüttelte die Schüssel dann auch noch. "Scheiße", fluchte ich und sah meine Mutter entschuldigend an. "Geh und wasch dein Gesicht, ich mach das. Aber geh heute wirklich früher ins Bett.", sagte sie und schenkte mir ein liebevolles und zugleich tadelndes Lächeln. Ich nickte und rannte schnell wieder ins Bad. Verdammt, ich hatte nur noch fünf Minuten, dann musste ich aus dem Haus. Um halb Acht traf ich mich immer mit meinen drei Freunden, damit wir dann zusammen in die Schule laufen konnten. Ich schaute in den Spiegel und stöhnte genervt. War ja klar, dass das gerade mir passierte. Schnell spritzte ich mir Wasser ins Gesicht und trocknete es dann wieder ab. Zum Glück hatte ich nur wasserfeste Mascara aufgetragen. Meine Haare sahen zwar nicht mehr so toll, wie am Anfang aus, aber dafür hatte ich nun keine Zeit mehr. Rennend lief ich die Treppen runter und zog mir meine schwarzen 5cm- Sandaletten an. "Ich bin weg.", rief ich, während ich mir meine Tasche schnappte und aus dem Haus ging. Nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte, rannte ich schon los. Von unserem Haus bis zur Schule brauchte ich ungefähr fünfzehn Minuten, zurück zwanzig, da ich den Berg hochlaufen musste. "Sorry, hab verschlafen.", log ich, damit sie mich nicht wieder anmaulen konnten. Sina, Kathrin und Mary musterten mich eindringlich und zuckten dann ihre Schultern. Mary und ich waren immer die Letzten, worüber sich Kathrin immer tierisch aufregte. Sie war wirklich riesig, um die 1.80 Meter und spargeldünn. Die Brünette hatte einen Bob und war nicht besonders hübsch, sie zählte auch nicht wirklich zu meinen Freunden, ich lief mit ihr nur in die Schule und wieder zurück. Sina mochte ich schon etwas mehr, da ich mich früher echt gut mit ihr verstanden hatte. Aber nach der sechsten Klasse war sie so komisch geworden, weshalb ich mich immer mehr von ihr abwand. Sie hatte kurze blonde lockige Haare und war etwas größer als ich, also größer als 1.68 Meter. Mit Mary verstand ich mich am Besten, sie war echt verrückt, aber ich konnte sie eigentlich gut leiden. Sie war ebenfalls größer als ich und hatte braune mittellange Haare. Sie war relativ hübsch, aber ihre Arroganz störte mich an ihr. "Wie war euer Wochenende?", fragte Sina als wir schon los gelaufen waren. "Schrecklich. Ich musste die ganze Zeit für Physik lernen.", fing Mary an und plapperte den ganzen Weg. Wir waren es schon gewohnt, dass sie immer so viel redete und es störte uns auch nicht mehr. "Violetta!", schrie Marlene, meine beste Freundin. Ich war gerade dabei die Treppen zum Physiksaal hochzulaufen, als mich die kleine zierliche Blondine überrumpelte. "Immer langsam. Hey.", lachte ich und erwiderte ihre Umarmung. Dann kam Mr. Killing und wir folgten ihm in den Raum. Da ich am Schulanfang zu spät gekommen war, musste ich in der ersten Reihe sitzen, da die hinteren Plätze schon alle besetzt waren. Marlene war damals so nett und setzte sich mit mir nach Vorne. Es waren jeweils sechs Fünferreihen und da wir dreißig Schüler waren, war kein Platz mehr frei, außer neben Marlene, da die erste Reihe sechs Plätze hatte. Keine Ahnung wieso, aber da musste dann wohl der Neue sitzen. "Also was gibt's Neues?", fragte ich sie und holte währenddessen meine Physiksachen heraus. Sie tat es mir gleich und sah mich dann traurig an. "Er hat Schluss gemacht.", flüsterte sie und war den Tränen nahe. "WAS?", schrie ich und hatte nicht bemerkt, dass Mr. Killing seinen Unterricht bereits angefangen hatte. Alle sahen mich an und prompt schoss mir die Röte ins Gesicht. "Violetta, wenn du etwas nicht verstehst, dann meldest du dich und fragst in einem etwas angebrachterem und höflicherem Ton nach. Haben wir uns verstanden?", schimpfte er mit mir. Ich nickte nur und schaute beschämt nach Unten. Er fuhr seinen Unterricht fort und ich sah, dass Marlene sich ein Lächeln verkneifen musste. "Lach schon.", flüsterte ich und sie kicherte. "Du bist die Erste, die mich seit der Trennung mit Rico zum Lachen gebracht hat." "Ich bin auch deine beste Freundin, Süße." Sie nickte und schaute wieder traurig drein. "Warum hat er Schluss gemacht?", wollte ich leise wissen. Marlene sah mich an und schluckte schwer. "Er hat gesagt, dass ich nur sein Spielzeug war. Ich war eine Trophäe, die er noch in seiner Sammlung gebraucht hat." "Du hast mit ihm geschlafen?", fragte ich entsetzt. Leider hatte ich es wieder einmal zu laut gesagt und alle schauten dieses Mal Marlene geschockt an. "Nein.", rief sie und schaute die Anderen böse an. "Violetta! Wenn ich dich noch ein Mal ermahnen muss, gehst du vor die Tür.", sagte mein Lehrer und wurde nun sichtlich wütend. Sein Name passte perfekt zu ihm. Er war ein Killer. Nicht wörtlich gemeint, aber er konnte einen wirklich fertig machen und sein Unterricht war zum Sterben langweilig. Er drehte sich wieder zur Tafel und fuhr seine Zeichnung fort. "Ich wollte nicht mit ihm schlafen, da hat er mich mit Christine betrogen und dann Schluss gemacht.", flüsterte sie traurig. "Verdammtes Arschloch!", schrie ich. Und ratet mal, wer sich angesprochen fühlte. "Violetta!", schrie Mr. Killing und ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Meine Mitschüler begannen zu Lachen, da auch sie dachten, dass ich unseren Lehrer gemeint hatte. "Sofort vor die Tür und da bleibst du, bis es klingelt.", schrie er immernoch. Seufzend stand ich auf und verließ den Raum. In meinen fünfzehn Jahren war ich noch nie aus dem Unterricht geflogen. Doch in diesem Moment war es mir egal. Ich holte mein Handy heraus und sah, dass Marlene mir eine SMS geschrieben hatte. Jetzt lässt du mich hier ganz alleine /:

Lachend schob ich mein Handy wieder in die Tasche und setzte mich vor die Tür auf den Boden. Marlene war mit ihren sechzehn Jahren sehr klein. Sie hatte blonde lockige Haare, die ihr bis zur Brust gingen. Bis vor einem Jahr, band sie ihre Haare immer zu einem Pferdeschwanz, weshalb sie- genauso wie ich- nicht wirklich beachtet wurde. Als ich sie dann letztes Jahr praktisch dazu zwang mit offenen Haaren in die Schule zu kommen, fielen allen Jungs schier die Augen aus dem Kopf. Marlene war echt hübsch und niedlich. Mit Rico war sie vier Monate zusammen, bis der Trottel sie betrogen hatte. Ich konnte es immernoch nicht fassen. Zwar wusste ich, dass er schon viele Frauen hatte, aber er war zu ihr immer so liebevoll und fürsorglich, dass ich dachte, er hätte sich geändert. Von wegen. Macho bleibt Macho und Arsch bleibt Arsch.

Georgina kam nach ungefähr fünfzehn Minuten aus der Tür und sagte mir, dass ich jetzt wieder rein sollte, da unser neuer Schüler gleich kommen würde. Er war ziemlich spät dran. Okay ich war am ersten Schultag auch die Letzte, aber ich hatte mich nur eine halbe Stunde verspätet. Er hingegen... verdammt es waren erst zwanzig Minuten. "Ja, ich warte hier auf ihn und komm dann mit ihm rein, okay?", sagte ich und sie ging nickend wieder hinein. Als Georgina die Türe wieder schloss und ich aufgestanden war, tippte mir jemand mit einem Finger auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah einen hübschen Jungen. Er war ungefähr zwei Köpfe größer als ich, gut gebaut und hatte einen coolen Style. "Hey ich bin Felizio, der Neue.", sagte der Bursche und gab mir eine Hand, die ich freundlich annahm. "Hey Felizio, ich bin Violetta." "Was machst du hier draußen?" "Mr. Killing bat mich hier draußen auf dich zu warten.", log ich und er grinste mich an. "Ach so ist das. Ich dachte schon, du wärst raus geflogen.", sagte er mit einem wissenenden Unterton. "Hm.", machte ich blos. Er wollte gerade in das Klassenzimmer gehen, doch ich hielt ihn auf. Ich war die einzige Schülerin, die eine halbe Stunde zu spät kam, am Schulanfang, und das wollte ich jetzt ändern. Jeder hatte einen bestimmten Ruf in der Schule. Da gab es die Coolen, die Schlampen, die Streber, die Hübschen, die Lästerzwillinge, die Tratschtanten und viele mehr. Meiner war die Zuspätkommerin. Da das zu lang war, kannte man mich auch als Tardif, was französisch war und spät bedeutet. Allerdings hatte ich den anderen verboten, mich so zu nennen. Ich kam zwar oft zu spät, manchmal schwänzte ich auch, aber ich mochte meinen Ruf nicht. Der Ärmste tat mir schon fast Leid, immerhin wusste er ja nicht, was ich vor hatte. Naja, aber nur fast. "Wo kommst du her?", fragte ich. 'Noch fünf Minuten, Violetta, dann hast du es geschafft!', dachte ich mir und rieb in Gedanken die Hände aneinander und lachte böse. "Ich bin aus Detuschland. Meine Eltern wollten ein neues Leben anfangen und mein Dad hat hier in Kalifornien ein klasse Job angeboten bekommen.", erklärte er. "Coole Sache.", murmelte ich vor mich hin. Er musterte mich eingehend und ich tat dasselbe. Ich musste zugeben, Felizio war ein recht hübscher Kerl, aber eben nicht so mein Typ. In seiner Nähe fühlte ich mich so glücklich, warum auch immer. "Eigentlich müsste es jetzt Liebe auf den ersten Blick sein, stimmt's?", sagte ich und lächelte leicht. Er lachte und nickte den Kopf. "Ja, zumindest ist es so in den meisten Büchern und Filmen.", stimmte er mir zu. Jetzt musste auch ich lachen und war froh, dass es ihm genauso ging. "Vielleicht klappt es ja mit Marlene.", sagte ich, eher zu mir selbst. "Marlene?" "Ähm ja, meine beste Freundin. Du wirst nacher neben ihr sitzen." Ich schaute auf die Uhr und grinste böse. Noch eine Minute und ich hätte meinen Ruf los. Jedoch betrat Felizio gerade jetzt das Klassenzimmer, sodass ich ihn nicht aufhalten konnte. Ich ging ihm nach und sagte ihm, er solle langsam machen, er hörte jedoch nicht auf mich. "Hier ist er.", sagte ich mit einem tiefen Seufzer. Alle schauten auf ihr Handy oder ihre Uhr- selbst Mr. Killing- und lachten dann. "Tja, Violetta, um dreißig Sekunden.", grinste Aurora. Das Mädchen war strohblond und hatte gestufte schulterlange Haare. Sie war ziemlich verwöhnt und reich. Man könnte schon glauben, dass es die Aurora aus dem Märchen war. Ich konnte sie kein bisschen leiden, da sie wirklich dachte, sie sei eine Prinzessin und die Coolste und so ein Schwachsinn eben. Okay, sie war hübsch, allerdings erinnerte sie mich eher an Barbie, als an die Aurora aus Disney. "So wie bei dir. Dreißig Sekunden vor deinem besten Orgasmus kam dein Vater rein.", sagte ich und grinste sie falsch zurück. Wir waren früher echt gut befreundet, doch sie wurde mir zu bitchig und ich wollte keinen Kontakt mehr zu ihr. Mit dreizehn hatte sie schon so viele im Bett, wie ich mit vier Barbies hatte. Bevor ich jedoch den Kontakt zu ihr abbrach, erzählte sie mir ihre Bettgeschichten. Da ich ja nicht mitreden konnte, hörte ich einfach zu und hatte nun immer etwas in der Hand gegen sie. Alle fingen wieder an zu lachen, doch Aurora verengte ihre Augen zu kleinen Schlitzen und sah mich mit ihrem Killer- Blick an. 'Fast wär ich gestorben.', dachte ich mir ironisch und verdrehte die Augen. "Hinsetzen!", schrie mich unser Lehrer an und ich setzte mich auf meinen Platz. Herr Killing konnte mich eindeutig nicht leiden und ich ihn auch nicht, doch das wussten wir beide schon seit wir uns das erste Mal begegnet waren. Es war Hass auf den ersten Blick. Bei dem Gedanken bildete sich ein großes Grinsen auf meinem Gesicht und ich setzte mich wieder neben Marlene. "Also Klasse. Das ist Felizio Dion. Felizio , erzähl uns doch etwas über dich und dann können dich die Anderen auch noch ein wenig befragen.", sagte Mr. Killing und Felizio schaute einmal lächelnd in die Runde. Er grinste mich schief an, welches ich frech erwiderte und ließ seinen Blick dann weitergleiten. Bei einer Person blieb sein Blick stehen und er lächelte sie schüchtern an. Sie erwiderte es sofort und ihre Wangen wurden zart rosa. "Marlene, ich sags dir, der Typ ist echt nett. Und wie es aussieht hat der ein Auge auf dich geworfen.", zwinkerte ich meiner Banknachberin zu, welche dann grinsend eine Augenbraue hob. "Woher weißt du das?" "Ich hab ihn neun Minuten lang aufhalten müssen. Felizio ist echt symphatisch. Und nein, ich möchte nichts von ihm und er nichts von mir, das haben wir schon von Anfang an geklärt. Also hast du freie Bahn, Süße." Sie lächelte verträumt und ich war mir sicher, dass sie diesen Rico von Arsch schnell vergessen würde. "Ja also, mein Name ist Felizio Dion und ich bin gerade mit meiner Familie aus Deutschland hier hergezogen. Ich bin sechszehn Jahre alt und spiele gerne Fußball. Das wars dann meinerseits.", sagte Felizio und schaute kurz wieder zu Marlene. Also das war ja mal mega süß, die Beiden passten einfach perfekt zusammen und dafür würde ich schon sorgen. "Ich bin Pia. Hast du eine Freundin?", fragte Pia etwas verlegen. Felizio lachte und schüttelte den Kopf, wobei seine kinnlangen schwarzen Haare etwas verwuschelt wurden. Aber es stand ihm, musste ich zugeben. "Nein, Pia, habe ich nicht." Die Hälfte der Mädchen im Raum seufzten verträumt und sabberten schon fast. Hallo? Es war nur ein hübscher Junge, mehr nicht! Ich mochte ihn zwar auch, aber ich war nicht in ihn verliebt und das würde sich auch nicht ändern. "Mein Name ist Kathrin. Was ist dein Lieblingsfach?", fragte Kathrin. So ein Streber! Ich konnte sie echt nicht ausstehen, fiel mir auf. Sie tat immer so cool, obwohl sie das nicht war. "Nun, ich weiß nicht, immerhin ist das hier meine erste Stunde, Kathrin.", grinste er spöttisch und ich lachte leise. "Ja, aber in Deutschland musst du doch bestimmt ein Lieblingsfach gehabt haben.", versuchte sie es weiter. Er seufzte etwas genervt auf, antwortete jedoch trotzdem sehr freundlich. "Ich mochte die Schule noch nie sonderlich. Aber Physik ist ein sehr tolles Fach.", sagte er und jeder wusste, dass er es nur gesagt hatte, weil Mr. Killing neben ihm stand. Die Klasse musste sich ein Lachen verkneifen, um ihn nicht auffallen zu lassen, was Kathrin und ihre tollen Freundinnen natürlich nicht verstanden. "Ohja! Physik ist so traumhaft, ich liebe dieses Fach, genauso wie die ganzen anderen Fächer. Ach ja, ich bin Anne. Ich könnte stundenlang Formeln lernen.", stimmte Anne ihr zu. Wir waren es schon gewohnt, solche Antworten von unseren Strebern zu hören, Felizio jedoch nicht. Er schaute sie so an, als ob sie geisteskrank wäre und alle in der Klasse prusteten los. "Halt die Klappe, Anne.", schrie Ben und Anne senkte traurig den Kopf. Ben war einer der Coolsten hier, die Kathrin & Co. immer ärgerten. Zugegeben tat ich es manchmal auch, aber nie so schlimm, wie die Anderen. Ich gehörte nicht zu den Coolen und meine Freunde auch nicht wirklich, wir waren die Normalos. Manchmal sprachen die Coolis mit uns, doch für uns waren sie einfach Barbie und Ken. Wortwörtlich, die sahen genauso aus, benahmen sich genauso und waren genauso hohl. "Okay Felizio, setz dich einfach auf den letzten freien Platz neben Marlene.", sagte Mr. Killing, nachdem die Klasse sich beruhigt hatte. Er nahm Platz und Mr. Killing fuhr seinen Unterricht fort. Jetzt, da das Spannende vorrüber war, war ich wieder hundemüde und erschrak, als ich die Schulglocke hörte. Die Doppelstunde Mathe bei Mrs. Schnutz waren so furchtbar, dass ich sogar eingeschlafen war und das beide Stunden lang. Da ich in der letzten Reihe saß- in diesem Fach war ich mal nicht zu spät gekommen- und sie schon sehr alt war, hatte sie es zwei Stunden lang nicht bemerkt. Ich wunderte mich sogar, warum sie mich nicht aufgerufen hatte. Auf jeden Fall war ich nun etwas ausgeschlafener und überstand die letzten drei Stunden gerade so.


Felizio und Marlene liefen gerade mit mir die Treppen des Schulgebäudes hinunter zum Ausgang. Zum Glück fiel die Mittagschule aus. "Also ich bin dann mal weg. Chiao Violetta.", sagte sie und umarmte mich. "Und, ähm, tschüss Felizio." Wie süß, sie wurde sogar etwas rot. "Sag was.", flüsterte ich ihm zu und boxte ihn in die Seite, denn Marlene hatte sich gerade umgedreht und wollte gehen. "Und ich?", fragte er dann endlich. Langsam drehte sie sich wieder zu uns und schaute ihn verwirrt an. "Bekomme ich denn keine Umarmung?", grinste er und Marlene fiel ihm lachend um den Hals. Sie umarmten sich und dann ging Marlene, nicht ohne sich noch einmal umgedreht zu haben. "Du bist sowas von verknallt.", stellte ich grinsend fest, als wir zum anderen Ausgang gingen. "Gar nicht, ich mag sie nur sehr.", versuchte er sich rauszureden, was ihm natürlich nicht gelang. "Es war Liebe auf den ersten Blick und so ein Blödsinn. So wie in den Büchern und Filmen." "Achwas, es gibt keine Liebe auf den ersten Blick.", sagte er und äffte mich blöd nach. "Ach Felizio, warum seit ihr Jungs so hohl." Eigentlich glaubte ich auch nicht an die Liebe auf den ersten Blick, allerdings bewiesen mir Felizio und Marlene das genaue Gegenteil. "Du solltest sie fragen." "Was fragen?" "Na, ob sie mit dir ausgehen möchte. Und glaub mir, ich kenn Marlene schon mein ganzes Leben lang, sie sagt hundert pro Ja." "Ich weiß nicht..." "Violetta, man!", schrie Mary, die mit Sina schon beim Ausgang auf mich wartete. "Was?", schrie ich genervt zurück. "Mach dich doch nicht gleich an den Neuen ran.", scherzte Sina. Obwohl es ein Scherz gewesen war, machte es mich sauer. Konnte man heutzutage nicht mal mehr normal mit einem Jungen reden, ohne, dass die Anderen gleich denken, dass man in ihn verliebt ist? Nein! "Er ist vergeben, okay?!", maulte ich zurück und alle drei schauten mich geschockt an. "An wen? Er hat doch gesagt, er ist single?" Jetzt war Mary ziemlich verwirrt. Felizio sah mich irritiert an und ich zwinkerte ihm nur zu. "Ruf mich an. Bay.", verabschiedete ich mich von Felizio und gab ihm noch schnell meine Handynummer. Er ging, immernoch verwirrt, zu seinem Bus und winkte mir zum Abschied. "Wer ist es?", wollten Sina und Mary sofort wissen, als er um die Ecke gebogen war. Doch zum Glück kam gerade Kathrin. Und jetzt war ich an der Reihe, sie anzumaulen. Zwar kamen Mary und ich immer morgens zu spät, allerdings ließ sich Kathrin immer verdammt viel Zeit, wenn wir nach Hause laufen wollten. "'Da wär ja 'ne Schnecke schneller gewesen als du.", zickte ich schon gleich, als sie vor uns stand. "Ja sorry, ich musste noch mit Anne und den Anderen ausmachen, wann wir uns zum Lernen treffen wollen.", entschuldigte sie sich und Mary und ich tauschten vielsagende Blicke aus. 'So ein Streber', war unser einzigster Gedanke. Zusammen liefen wir dann nach Hause. An der Kreuzung, wo jeder in eine andere Richtung musste, blieben wir noch kurz stehen und unterhielten uns. "Und wohin fahrt ihr?", fragte Mary uns. "Ich weiß noch nicht. Berlin ist schon voll der Hammer, aber Neuseeland halt auch.", sagte Sina. "Wovon redet ihr da?", wollte ich verwirrt wissen. Hatte ich etwas verpasst, außer die zwei Mathestunden? "Ähm, hast du heute nicht aufgepasst?", fragte Kathrin und sah mich genervt an. "Wann?" "In Mathe!" "Ne, bin eingeschlafen." Sina und Mary lachten, doch Kathrin schien echt genervt zu sein. "Wir haben zehn Länder vorgeschlagen bekommen. Wir müssen uns für eins entscheiden und dann dort die wichtigen Sachen notieren, da wir dann ein Referat darüber halten müssen. War ja klar, dass du nicht aufgepasst hast.", erklärte sie mir, wobei sie das Letzte eher zu sich selbst nuschelte. "Über was müssen wir das Referat halten?" "Egal, hauptsache es hat was mit dem Land zu tun." "Und welche zehn Länder sind das?" "Neuseeland, Deutschland, Griechenland, Frankreich, Russland, Bulgarien, Asien, Portugal, ähm..", fing Sina an, doch mehr fielen ihr nicht ein. "Polen und Ungarn noch.", ergänzte Mary. "Eine Woche? Nur? Ich brauch ja schon ein halbes Jahr für mein Hauptreferat.", murmelte ich und Mary lachte. Jeder Schüler musste jedes Jahr ein zehn minütiges Referat in irgendeinem Fach halten. Ich hasste das. Und jetzt musste ich noch ein Zusätzliches machen? Na super, die Woche fing ja toll an! "Was nimmst du?", fragte mich Sina und ich überlegte. In Bulgarien, Ungarn, Portugal und Russland war ich schon. Wir hatten in Bulgarien, Ungarn und Russland Verwandte, weshalb ich jede Sommerferien in ein anderes Land fliegen konnte. In Portugal waren wir ein Mal im Urlaub und das vor zehn Jahren. Da wir nicht viel Geld hatten, bezahlten unsere Verwandten den Flug und den Rest und ich half ihnen dafür. Mal spielte ich Babysitter, mal Hausfrau und manchmal sogar Mutter. Aber es gefiel mir, denn ich liebte reisen über alles. Auf Asien hatte ich keine Lust, Deutschland war mir zu langweilig und Polen wollte ich auf gar keinen Fall. Eine frühere Klassenkameradin war aus Polen und ich hasste dieses Mädchen, weshalb mir Polen auch nicht wirklich am Herzen lag. Außerdem war es eine ähnliche Sprache wie die der Russen. Ich konnte zwar weder bulgarisch noch ungarisch, allerdings russisch, da die Hälfte meiner Familie aus Russland waren. Also blieb nur noch Neuseeland und Griechenland übrig. Mein Vater wollte schon immer nach Neuseeland, ich allerdings nach Griechenland. Eine Freundin meiner Mutter hatte mir erzählt, dass ich in meinem früherem Leben in Griechenland gelebt hatte und ich dort unbedingt mal hin musste. Sie war so etwas wie eine Wahrsagerin. Eigentlich glaubte ich nicht an so einen Quatsch bis meine Mutter mir Natalia vorstellte, die Wahrsagerin. Sie hatte mir einige Sprüche beigebracht, die mir in meinem Leben oft geholfen haben. Man könnte die Sprüche schon fast Zaubersprüche nennen. Ich hatte niemandem davon erzählt, da mir sowieso niemand geglauben hätte. "Hallo?", fragte Mary und schnippte mit ihren Finger vor meinem Gesicht, sodass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. "Ähm, sorry war in Gedanken versunken. Ich nehm Neuseeland.", log ich. Ich wusste, dass die Drei das Selbe nehmen würden, wie ich und ich hatte keine Lust auf sie. "Cool, ich dann auch.", sagte Mary und die anderen Beiden stimmten ihr zu. War ja mal wieder klar. "Naja, ich geh dann mal.", sagte ich und verabschiedetet mich von den Dreien.
Nach zehn Minuten war ich vor unserem kleinen weißem Haus und schloss die Tür auf. Mir kam ein leckerer Geruch entgegen und ich sog in tief ein. Seufzend atmete ich wieder aus und schloss die Türe wieder. "Privet, Violetta. Wie war die Schule?", begrüßte mich meine Mutter und ich musste grinsen, da man ihren russischen Akzent ziemlich deutlich hörte. "Ging so. Wir haben einen neuen Schüler bekommen mit dem ich heute auch noch was machen möchte. Außerdem reisen wir für eine Woche in irgendein Land, um darüber dann ein Referat zu schreiben und es dann vorzutragen.", erzählte ich ihr. Dass ich rausgeflogen und eingeschlafen war, ließ ich weg. Während ich gesprochen hatte, zog ich mir meine Schuhe aus und stellte meine Tasche mitten in den Weg. Ich ging in die Küche und sah viele leckere Gerichte. Meine zwei Lieblingssalate, Schnitzel und Spätzel und mal was Russisches. "Weshalb hast du so viel gekocht?", fragte ich sie neugierig. "Mir war langweilig.", sagte sie gleichgültig und ich zuckte mit den Schultern. Mir wars recht. Dann ging ich aus der Küche, schnappte mir meine Tasche und lief die Treppen hoch in mein Zimmer. Es war ganz hinten neben dem Bad, damit ich immer als erste hinein konnte. Mein Zimmer war nicht sehr groß, aber ich war ziemlich zufrieden. Rechts hinten stand mein Schreibtisch und links hinten mein Kleiderschrank. Ich hatte einen hellen Laminat auf dem Boden und ein großes Bett in der Mitte. Wenn man in mein Zimmer rein kommt, sieht man als aller erstes mein tolles Bett. Außerdem hatte ich mir von meinem Konfirmationsgeld noch einen Laptop und einen kleinen Fernseher gekauft. Da ich mein Zimmer in der zweiten Etage ganz hinten hatte, konnte ich meine Decke auf Knopfdruck aufschieben und hatte so einen freien Blick auf den Himmel. Als wir das Haus gebaut hatten, hatte mein Vater noch einen sehr guten Job, doch vor fünf Jahren wurde er gekündigt. Den Grund wusste ich bis heute nicht. Seit dem Moment hatte wir sehr Probleme mit dem Geld und mussten fast unser geliebtes Haus verkaufen, aber mein Vater fand schnell eine andere Arbeit. Meine Mutter war arbeitslos, sie machte jedoch eine Ausbildung, die für sie echt anstrengend war. Immerhin musste sie lernen, den Haushalt machen und noch eine Familie ernähren. Außerdem stritt sie oft mit meinem Vater. Die Beiden wollte sich schon scheiden lassen, aber haben es sich doch anders überlegt. Total verrückt die Beiden. Seit meine Mutter mir gesagt hatte, sie lassen sich doch nicht scheiden, hatte ich mich entschieden. Ich wollte weder heiraten, noch Kinder bekommen. Wozu unnötigen Stress machen? Ich wollte erstmal einen gut bezahlten Job, sodass ich mir alles kaufen konnte, was ich in meiner Kindheit nie hatte bekommen können. Meine Mutter freute sich zwar, dass ich mich auf meine Karriere konzentrieren wollte, allerdings wollte sie, dass ich heiratete und Kinder bekam. "Violetta, Tyler hat mich aus unserem Zimmer ausgesperrt.", riss mich Cole, mein neunjähriger Bruder aus meinen Gedanken. Er war einen Kopf kleiner als ich und hatte hellbraune Haare. Seine braunen Augen passten perfekt zu seinem süßen Lächeln. Ich kniff ihm in seine Bäckchen und grinste. "Na mein Kleiner. Warte, ich klär das." Er nickte. Ich ging aus meinem Zimmer und folgte dem Flur bis zur Treppe. Dann bog ich nach rechts in das Zimmer von Cole und Tyler. "Tyler, mach die Tür auf.", sagte ich während ich an seine Türe klopfte. Er teilte sich das Zimmer mit Cole. Das Zimmer war rießig, wirklich! Seufzend öffnete er die Tür und schaute mich gelangweilt an. Ich ging voran in ihr Zimmer und Cole folgte mir. Links war sein Bett und rechts das Sofa und gleichzeitig Bett von Tyler. Rechts vorne der Schreibtisch und daneben der Fernseher. Tyler war zwei Köpfe größer als ich und hatte dunkelbraune Haare. Er hatte eine Justin- Bieber- Frisur, weshalb mein Vater und ich ihn immer ärgerten, da er Justin Bieber hasste. Keine Ahnung, warum er dann die Frisur trug. Er hatte tiefliegende und schöne grüne Augen und ein maskulines Gesicht mit feinen Gesichtszügen. An sich, war er ziemlich hübsch und ich verstand mich mit ihm auch gut, aber er war ein totaler Macho und ein richtiges Arschloch allen Mädchen gegenüber. Er ging auch auf unsere Schüler und gehörte zu den Coolen. Jede Woche hatte er eine andere. Die Mädchen taten mir schon gar nicht mehr Leid, da jeder seinen Ruf als Frauenaufreißer kannte. "Schmeiß ihn nicht raus, klar?", sagte ich im strengen Ton und Tyler grinste frech. Für seine achtzehn Jahre benahm er sich manchmal wie ein kleines Kind. "Und räumt euer Zimmer auf.", sagte ich und ging wieder aus dem Zimmer. "Essen ist fertig!", schrie meine Mutter und die Zwei stürmten aus dem Zimmer die Treppen runter ins Esszimmer. Männer! Gemütlich schlenderte ich die Treppen runter und setzte mich gegenüber von meiner Mutter. Cole und Tyler saßen sich ebenfalls gegenüber. Wir aßen und redeten über belangloses Zeug. Dann fing mein großer Bruder an Cole mit Erbsen zu beballern- wortwörtlich!- und Cole tat genau das Gleiche. "Boah, ihr seit wie zwei Kleinkinder! Ich bin froh, wenn ich endlich weg von euch bin.", sagte ich und stand auf. Den Teller stellte ich in die Spülmaschine und rannte dann in mein Zimmer. Ich beschloss mal meine Hausaufgaben nicht kurz und schlampig vor dem Schlafengehen zu machen, sondern jetzt.
Während ich gerade versuchte die eine schwierige Matheaufgabe zu lösen, klingelte mein Handy. "Ja?", sagte ich, als ich mein Handy gefunden hatte. "Hallo Violetta, ich bins Felizio." Felizio! Den hatte ich ja voll vergessen. "Hi Felizio. Wie siehts aus, wollen wir heute was unternehmen?" "Klar. Und was?" "Wie wärs mit Freibad? Immerhin hat es über 35 Grad. Ich bin heute in meinen Jeans gestorben.", lachte ich und er stimmte in mein Lachen ein. "Ja geht klar. Wann treffen wir uns?" "In einer Stunde vor dem Freibad. Ach übrigens nehm ich zwei Freundinnen mit, ja?" "Ja ich nehm auch drei Kumpels mit." Uh, dann wären wir Frauen in der Unterzahl. Naja, wenn ich schon mit zwei Hirnlosen zu Hause klar kam, würde ich es mit vier Neandertaler auch schaffen. "Yo, bis dann.", sagte ich und legte dann auf. Ich schlug das verdammte Mathebuch zu und schaute es böse an. "Ich muss mein Zimmer auch immer selbst aufräumen, da kannst du deine Aufgaben auch selbst lösen.", sagte ich zu dem Buch und steckte es in meine Schultasche. Ich packte noch schnell den Rest rein, den ich morgen in der Schule brauchen würde und packte dann meine Badesachen. Als ich fertig war, ging ich mit dem Telefon und meinem Bikini ins Bad. Während ich die Nummer von Marlene eintippte, zog ich mich aus. "Jenna Roust.", meldete sich ihre Mutter. Da hatte ich eine geniale und fiese Idee. "Guten Tag, Mrs. Roust. Ich wollte ihnen nur mitteilen, dass die Pornozeitschriften nächsten Monat im Juli ausverkauft sind. Sagen sie das bitte ihrer Tochter.", sagte ich und verstellte meine Stimme. Marlenes Mutter war echt cool drauf, mit ihr konnte man sich jeden Scherz erlauben. "Violetta Süße, ich weiß, dass du es bist.", lachte sie. "Verdammt. Was hat mich verraten? Hätte ich tiefer sprechen müssen?" "Nein. Weißt du, deine Nummer ist bei uns im Telefon eingespeichert.", lachte sie. Ach shit, stimmt ja. Das hatte ich voll vergessen. "Hier warte, ich geb dir Marlene." "Na Violetta, was gibts?", sagte Marlene fröhlich und wie immer gut gelaunt. "Ich wollte fragen, nein, ich befehle dir, heute mit mir ins Freibad zu gehen." "Geht klar.", lachte sie "Cool, also ich ruf noch schnell Edyra an und dann treffen wir uns um halb Drei vor dem Freibad.", sagte ich und verabschiedete mich dann von ihr. Nachdem ich aufgelegt hatte, zog ich mir meinen roten Bandeau- Bikini an und rasierte mich noch schnell, an den nötigen Stellen. Dann wählte ich die Nummer und sie nahm schon nach dem zweiten Hupen ab. "Edyra Schätzchen, pack deine Badesachen. Du, Marlene, ich und vier heiße Typen gehen schwimmen.", begrüßte ich meine Freundin. Zwar wusste ich nicht, ob die anderen drei heiß waren, aber war ja auch egal. "Ja okay.", sagte sie und ich konnte mir schon denken wie sie jetzt grinsen musste. "In einer halben Stunde vor dem Freibad. Ach übrigens, Marlene weiß nicht, dass Felizio auch kommt. Ich will die Beiden verkuppeln, hilfst du mir?" "Auf jeden Fall. Ich meine, jeder Blinde sieht doch, dass die Beiden ineinander verschossen sind.", sagte sie und wir beide mussten lachen. Wir telefonierten noch zehn Minuten und legten dann auf. Ich ging wieder in mein Zimmer und zog mir mein schwarzes kurzes Kleid an. Es hatte keine Träger und reichte mir bis knapp zur Mitte meiner Oberschenkel. Meine dunkelbraunen Haare kämmte ich und ging dann mit meiner Badetasche runter zu meiner Mutter. "Ich geh schwimmen.", teilte ich ihr mit und wollte gerade zur Tür raus, doch sie versperrte mir den Weg. "Und wer hat dir das erlaubt?", fragte sie streng. "Ach Mom! Ich hab meine Hausaufgaben so gut ich konnte gemacht und hab den anderen schon zugesagt." "Du schreibst doch diese Physikarbeit und soweit ich weiß, hab ich dich noch nicht Physik lernen gesehen." Ich seufzte und schaute sie mit meinem Hundeblick an. "Okay, wie wärs, wenn ich meine Physiksachen mitnehme und dort lerne. Schau wie heiß es ist, da kann ich doch nicht im Haus hocken. Biiiiiiiiittööö.", flehte ich und schob meine Unterlippe vor. "Na gut, geh schon. Aber wehe, die Arbeit wird schlechter als ein Dreier!" Ich nickte und gab ihr noch einen Kuss auf die Wange. "Paka.", rief ich und rannte dann zur Bushaltestelle, da der Bus in einer Minute kommen würde. Ich kam gerade an der Bushaltestelle an, als der Bus stoppte und stieg ein. Dann setzte ich mich ganz nach hinten und schaute die Fahrt über aus dem Fenster. Marlene würde mit ihrem Traumboy zusammen kommen und ich hatte noch nie einen Freund. Es standen zwar viele Jungs auf mich, ich jedoch nicht auf sie. Denn es waren entweder totale hässliche Loser oder hübsche Hohlköpfe. Bis jetzt hatte ich meinen Prinzen nicht gefunden.

Nach zehn Minuten stieg ich wieder aus und war froh, dass ich nur noch den Berg runter laufen musste. Dort angekommen war ich die Erste. Das war mir noch nie passiert! Ich war zwar nicht immer unpünktlich, aber eigentlich nie die Erste. Grinsend lehnte ich mich gegen die Wand und wartete im Schatten auf meine Freunde. Nach zwei Minuten klingelte mein Handy. "Hallo?", sagte ich. "Hallo, ich bins Edyra. Marlene und ich kommen erst in einer halben Stunde. Geht schon mal rein und setzt euch an unseren Stammplatz.", sagte sie und ich seufzte. Sie wollten mich ernsthaft alleine mit vier Typen lassen. "Euch? Edyra, ich dachte wir wären nur zu Dritt?", hörte ich Marlene im Hintergrund rufen. "Verdammt.", fluchte ich. "Sag, dass ich Georgina mitnehmen wollte, sie aber gerade abgesagt hat. Jetzt mach voll eine auf traurig." "Och man, schade.", seufzte sie. "Ja Marlene, Georgina wollte eigentlich auch mitkommen, aber sie kann jetzt irgendwie doch nicht.", erklärte sie Marlene, welche dann endlich ruhig war. "Okay, dann bis nacher.", sagte ich und wir legten auf. Ich schrieb Felizio eine SMS und fragte, wo sie denn bleibten und schrieb, dass Marlene und Edyra später kommen würden. Dann sendete ich und bekam nach drei Minuten eine Antwort: Sind in zwei Minuten da.Felizio . Kurz und knackig. Wie er geschrieben hatte, waren sie tatsächlich nach zwei Minuten um die Ecke gekommen. Und wow! Sie sahen alle aus wie Götter, ehrlich! Felizio war ganz links und hatte eine braune Badehose und braune Chucks an, die perfekt zu seinen langen verwuschelten Haaren passten. Neben ihm war auch schon der nächste Gott. Er hatte blonde kurze Haare und eine Stylersonnenbrille auf. Er trug ebenfalls eine braune Badehose, hatte jedoch Flip- Flops an. Gleich neben ihm, lief ein blonder Typ mit eisblauen Augen, die ich selbst von meinem Platz aus sehen konnte, so strahlend blau waren sie. Er hatte eine blaue Badehose und ein weißes offenes Hemd an. Seine blauen Sneakers standen ihm hervorragend und er erinnerte mich ein wenig an Caesar, nur etwas modischer halt. Ganz rechts lief der hübscheste Junge, den ich je gesehen hatte. Er hatte ähnliche dunkelbraune Haare wie Justin Bieber, ein markantes und maskulines Gesicht und volle Lippen, die nur zum Küssen einluden. Er trug eine rote Badehose -, die übrigens perfekt zu meinem Bikini passte- und schwarze Chucks. Leider hatte auch er eine coole Sonnenbrille an, sodass ich seine Augenfarbe nicht erkennen konnte. Alle vier Jungs hatten DEN Traumkörper. Sie sahen aus, als wären sie aus Stein gemeiselt; perfekt. Jeder hatte einen wahnsinns Six- Pack, sodass man nur so darüber streicheln wollte. Ich merkte, wie alle Gäste stehen blieben und den Mund öffneten. Manche Mädels machten sogar ein Foto. Die Jungs waren bei uns angekommen und neben denen sah ich aus, wie ein Bauer. "Fuck.", murmelte ich. Felizio umarmte mich und grinste. "Keine Ausdrücke.", lächelte er und ich merkte, wie mich die anderen Drei eindringlich musterten. Das störte total! "Macht ein Foto, dann habt ihr länger was davon.", scherzte ich und man hörte den Sarkasmus stark heraus, doch der heißeste von den Vier holte tatsächlich sein Handy raus, machte ein Foto und grinste mich dann schief an. "Sarkasmus lässt grüßen.", murmelte ich, eher zu mir selbst, und die Hotties lachten. "Also, ich stell dir einfach mal alle vor. Jungs, das ist sie.", sagte er und zeigte auf mich. Hä? Was sollte das bedeuten? Ich wollte schon nachfragen, doch er sprach einfach weiter. "Das ist Violetta Brandon. Violetta? Das sind meine drei besten Freunde und Mitbewohner. Das hier ist Gary Askle." Er zeigte auf den Typ neben sich und ich prustete schon los. Askle! Wer bitte hieß schon Askle mit Nachname? "Askle.", brachte ich zwischen meinen Lachern hervor und die anderen stimmten in mein Lachen ein, doch Gary murmelte so etwas wie "Wirst ja schon sehen, was das wirklich bedeutet.", was mich allerdings nicht abhielt weiterzulachen. Als wir uns einigermaßen wieder eingekriegt hatten, nahm er seine Brille ab und ich sah zwei strahlend grüne Augen. Dann fuhr Felizio fort. "Das ist Julius Chron." Er zeigte auf den Typ, der aussah wie Caesar. Er sah nicht nur so aus, er hieß auch noch Julius! "Ach du Scheiße.", flüsterte ich und stellte mich direkt vor. Ich betatschte sein Gesicht und konnte es kaum glauben. "Was ist?", fragte er vorsichtig. "Träum ich oder steht hier Caesar persönlich vor mir?" Alle fingen an zu lachen, doch dieses Mal lachten sie mich aus. Besonders Gary. "Ich an deiner Stelle würde die Klappe halten. Wenn man schon so einen schwulen Nachnamen hat, spricht nichts dagegen, dass du selbst schwul bist.", sagte ich in ernstem Ton und er sah mich ärgerlich an. "Ich bin nicht schwul!" Ich zuckte nur mit den Schultern und grinste wissend. "Ich wurde schon mit vielen Prominten verglichen, aber noch nie Caesar.", lachte Julius und ich hob meine Augenbrauen. "Hast du überhaupt schon mal in den Spiegel geschaut? Du bist im wie aus dem Gesicht geschnitten. Vielleicht bist du ja mit ihm verwandt, oder so..." "Ja, also bevor du noch auf weitere komische Gedanken kommst, stell ich dir noch den letzten vor. Das ist Rikku Eros.", unterbrach mich Felizio und zeigte auf den hübschen Kerl, der mir schon von Anfang an aufgefallen war. Auch er nahm seine Sonnenbrille jetzt ab und ich versank schier in seinen wundervollen Augen. Er hatte graue Augen, die schon fast silber rüberkamen. So traumhaft schön! "Ja und bei dem hast du nichts anderes zu tun, als ihn anzusabbern oder was?", maulte Gary. "Halts Maul.", sagte ich und schlug ihm gegen die Schulter. Da ich leicht rot wurde, drehte ich mich schnell um und ging zur Kasse. "Kommt.", sagte ich und bezahlte den Eintritt für mich. Die vier Hotties folgten mir und jeder im Freibad starrte uns an. Nein, sie starrte die Jungs an, mich schauten sie eher abschätzend und wütend an. Ich kann doch auch nichts dafür, dass die vier heißesten Jungs der Welt neben mir laufen! Wir steuerten auf den Stammplatz von mir und meinen Mädels zu und nahmen dann unter der großen Eiche platz. Ich breitete mein Badetuch aus und die Jungs setzen sich um mich herum. Rechts von mir lag Felizio, links von mir Rikku, und vor mir Gary und Julius. Die Jungs zogen sich die Schuhe und den Rest aus. Ich zog mir meine Sandaletten ebenfalls aus und wollte mein Kleid ausziehen, aber irgendwie hängte es. "Nicht ziehen, warte lass mir dir helfen.", flüsterte Rikku und ich bewegte mich nicht, ich atmete selbst nicht mehr. Vorsichtig zog er mir das Kleid aus und gab es mir dann. "Danke.", sagte ich und wurde wieder rot. Verdammt, ich konnte es gar nicht leiden, wenn ich rot wurde! Ich legte mein Kleid in meine Tasche und folgte den Jungs zum Wasser.

Rikku lief neben mir, während die Anderen sich schon gegenseitig ins Wasser warfen oder selbst hinein sprangen. "Dein Bikini passt perfekt zu meiner Badehose.", hauchte er mir in mein Ohr, als wir vor dem Schwimmbecken stehen geblieben waren. Sein warmer und angenehmer Atem erzeugte bei mir eine Gänsehaut, was er wohl bemerkte, da er leise lachte. Es kitzelte in meinem Ohr, weshalb ich auch kichern musste. Er packte mich mit seinen muskulösen Armen und schmiss mich über seine Schulter. "He! Was soll das, lass mich runter!", schrie ich und boxte gegen seinen Rücken. Er ging ein Stück und blieb dann vor dem tiefen Wasser stehen. "Das wagst du nicht." Und ob er es wagte. Er schmiss mich in das Wasser und ich schwamm schnell an die Oberfläche, um Luft zu schnappen. Rikku sprang mir sofort nach und spritzte mich durch seinen Sprung Wasser ins Gesicht. Und als ob das nicht genug wäre, sprangen die anderen drei Spasten mit Arschbomben hinterher. Ich schloss einfach meine Augen und hielt die Luft an. Als kein Wasser mehr in mein Gesicht spritzte, öffnete ich meine Augen und sah in vier grinsende Gesichter. "Hats Spaß gemacht?", fragte ich ironisch und alle vier nickten lachend. "Kommt, lasst uns rutschen gehen.", schlug Gary vor und alle stiegen blitzschnell aus dem Wasser. Während ich noch zum Beckenrand schwomm, stellten sich Gary, Felizio und Julius an der Rutsche an. Rikku hingegen half mir aus dem Wasser und wir gingen zusammen zur der Schlange an der Rutsche. "Das dauert doch ewig.", maulte ich. Vor uns standen mindestens fünfzig Personen. "Achwas, pass mal auf.", sagte Julius alias Caesar und ging zu den Mädels die ziemlich weit vorne standen. Ich verstand zwar nicht was er sagte, doch er winkte uns grinsend zu sich. Die Jungs liefen zu Caesar und ich trottete hinterher. Dort angekommen standen zwei vollbusige Blondinen mit einem viel zu knappen Bikini. Vollgekleistert mit Schminke und die Haare gefärbt und topiert. Das konnten nur Aileen und Aurora sein, beide aus meiner Klasse. 'Mädels ihr seid im Freibad!', dachte ich mir und verdrehte wieder mal die Augen. "Leute, das sind Aileen und Aurora. Die Beiden sind so nett und lassen uns vor.", sagte Julius und zwinkerte den Beiden zu. "Aber zwei von euch müssen mit uns rutschen.", fügte Aurora noch hinzu und zwinkerte Julius zurück. Als sie mich sahen verschwand ihr Lächeln sofort. "Was willst DU denn mit denen?", fragten sie gleichzeitig. "Nein Aurora, die heutige Frage lautet: Wieso habt ihr überhaupt noch was an?", fragte ich und bezog meine Frage auf ihre knappen Bikinis. Die Beiden wussten genau was ich meinte, weshalb sie mich vernichtend anschauten. "Ich hab echt kein Bock mehr zu rutschen. Viel Spaß mit den Schlampen, ich geh zum Eingang und komm Edyra und Marlene entgegen.", sagte ich und wollte mich gerade zum Gehen umdrehen, doch Rikku hielt mich am Arm fest. "Nein, bleib hier. Lass uns zusammen rutschen." Der wollte mich doch verarschen? Zuerst zog er die Beiden mit seinen Blicken aus und jetzt wollte er sich mit mir vergnügen, auch wenn es nur rutschen war. "Ne, danke.", sagte ich und sah, dass er etwas verletzt wirkte. "Später okay?" Ich wollte kein schlechtes Gewissen haben. Er nickte und ich wollte schon gehen, doch ich blieb stehen. Wer waren die zwei Tussen, dass sie mir meine vier Trottel wegnehmen konnte? Tz! "Oder...", sagte ich und drehte mich wieder um. Alle vier schauten mich an, Aurora und Aileen tuschelten gerade wieder über irgendjemanden. "wir rutschen zu fünft, alle hintereinander." Die Jungs schienen von meiner Idee begeistert zu sein und lächelten breit. "Aber ohne die Tussen hier.", fügte ich hinzu und jetzt starrten mich die Zwei an. "Wir haben euch vorgelassen.", beschwerte sich Aurora. "Yo, euch hat aber niemand dazu gezwungen.", zwinkerte ich und lief die Treppen vorraus. Caesar, Schwuli, Hottie und Felizio folgten mir und blieben dann ganz oben stehen. "Sagt mal, was ist das denn für eine Rutsche?", fragte ich vorsichtig. Rikku lächelte mich schief an und stellte sich ganz nah vor mich, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste. "Eine ganz schnelle.", flüsterte er und drehte mich um. Der Hottie schmiss mich schon fast rein und folgte mir mit Felizio dann sofort. Auch Caesar und Gary sprangen mit Schwung in die dunkle Öffnungen und folgten uns. Die Rutsche war verdammt dunkel, sodass ich mich bei jeder Kurve irgendwo anstoßte und mich immer drehte. Und ganz plötzlich ging die Rutsche sowas von steil runter, sodass ich laut schrie und die Jungs hinter mir lachen hörte. Als ich hörte, wie nah sie waren schrie ich noch lauter, denn wenn ich unten ankommen würde, würden alle vier Muskelprotze auf mich fallen und ich wäre erledigt. "Du brauchst nicht mehr zu schreien, wir sind gleich unten.", schrie irgendjemand von hinten, ich nahm an Caesar. Der Gedanke daran ließ mich laut fluchen. Es ging wieder steil runter, dann kam noch eine Kurve und ich sah schon das Licht am Ende des Tunnels. Verdammt! "Wenn ihr mich platt drückt, seit ihr sowas von tot.", schrie ich gerade noch und dann wurde ich mit Schwung aus der Rutsche geworfen. Ich wollte gerade schnell austehen und weglaufen, doch da kam auch schon Rikku und fiel genau auf mich. Als wäre das nicht genug, kamen die anderen Drei mit solch einer Wucht, dass wir noch ein paar Meter weiter flogen und ich von den vier zerquetscht wurde. Natürlich lachten die sich erst einmal einen Schlapp und bemerkten mich nicht. "Keine.. Luft.", brachte ich noch heraus. Sie standen alle sofort auf und ich war noch nie so glücklich Luft einzuatmen. Ich stand auf und wollte die Jungs gerade so richtig anschnauzen, doch der Bademeister nahm mir diese Aufgabe ab. "Seit ihr total bescheuert? Sie hätte sterben können!", schrie er sie an. Der Bademeister war um die zwanzig, hatte einen kleinen Bierbauch und war sonnengebräunt. Da blieb ich doch lieber bei meinen vier Jungs. "Ach übertreib doch mal nicht. Sie lebt doch und ist kerngesund.", sagte Felizio und machte mit seiner Hand eine wegwerfende Bewegung. Wütend stampfte der Bademeister davon und ließ mich mit vier kichernden Kleinkinden zurück. "Idioten.", murmelte ich und ging zu meinem Platz. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass Marlene und Edyra gleich da sein müssten. "Marlene und Edyra kommen gleich. Und ja, Felizio?", teilte ich ihnen mit, als wir uns auf unsere Badetücher setzten und sah Felizio eindringlich an. "Hm?", machte er und erwiderte meinen Blick. "Marlene weiß nicht, dass ihr da seit. Es soll sozusagen eine kleine Überraschung sein. Also nutz die Chance!" Er lachte und nickte dann grinsend. Dann stand ich auf und ging zum Eingang. Den Jungs hatte ich gesagt, sie sollten uns solange etwas zum Essen kaufen. "Violetta! Hier drüben.", schrie Edyra und rannte auf mich zu. Sie hatte eine knappe Jeans- Hotpants und nur ihr blaues Bikinioberteil an. Edyra hatte einen wahnsinns Körper, der echt zu beneiden war. Ihre blonden Haare wurden durch den leichten Wind nach hinten geweht und sie sah aus, wie ein Hollywood- Star, was ihre Sonnenbrille nur verstärkte. Marlene hingegen war klein und echt süß. Ihre blonde Mähne lag in Locken auf ihren Schultern und ließ sie wie eine Elfe wirken. Sie hatte das gleiche Outfit, nur mit einem gelben Bikinioberteil. Beide trugen die passenden Flip- Flops und eine Strandtasche. "Hi Mädels. Kommt, das Wasser ist echt total angenehm." Die Beiden bezahlten ihren Eintritt und folgten mir dann zu unserem Platz unter der Eiche. "Wem gehören die anderen Badetücher?", fragte mich Marlene, während sie und Edyra ihre Tücher auf ein freies Stück Wiese legten. "Also, Pommes gab es nicht mehr. Wir habe dir ein Eis gekauft, ist das okay?", hörte ich die Stimme von Caesar und drehte mich grinsend um. "Leute, darf ich vorstellen? Das sind Marlene und Edyra. Mädels, das ist Julius alias Caesar, Gary der Schwule, Felizio kennt ihr ja und Rikkku, der..." "...der Heiße.", unterbrach mich Edyra und musterte Rikku eindringlich. Mir gefiel es ganz und gar nicht, wie sie ihn anschmachtete. "Felizio? Was machst du denn hier?", fragte Marlene leicht verlegen. "Violetta hat mir gesagt, dass du mitkommst und ich wollte dich einfach gerne sehen." Normal hätt ich jetzt 'Wie süüüüß' oder so etwas gesagt, doch ich konnte Edyra und Rikku nicht aus den Augen lassen. "Alter, ich bin nicht schwul!", meckerte Gary. "Und ich bin kein 'Alter'" Ich sah, dass Rikku das Eis für mich in der Hand hielt und stellte mich nun vor ihn, sodass er mich grinsend anschaute. "Ist das mein Eis?", fragte ich zuckersüß und schaute ihn leicht verführerisch an. Scheiße, wieso schaute ich ihn verführerisch an? "Ich geb es dir, wenn ich mal lecken darf.", sagte er und hielt mir das Eis hin. "Immer doch." Mit diesem Satz schappte ich mir mein Magnumeis und biss genüsslich rein. "Hier.", sagte ich und hielt ihm mein angeschlotztes Eis hin. Er hob eine Augenbraue und musterte mein Eis kurz. "Ich hatte aber nicht das Eis gemeint.", flüsterte er und grinste mich schief an. "Hä? Was... Ouh." Er wollte nicht das Eis lecken, er wollte... ähm, ja was genau wollte er denn? "Was denn dann?", fragte ich vorsichtig. "Komm mit.", hauchte er und nahm mich an der Hand. Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht und es krabbelte an der Stelle, wo er meine Hand berührte. In meinen Gedanken ermahnte ich mich, dass ich mich zusammenreißen sollte, doch ich hörte mein Gehirn nur noch, wie eine Hintergrundmelodie. Rikku steuerte auf einen Mülleimer zu und nahm mir dann das Eis aus der Hand. Er biss einmal davon ab und schmiss es dann in den Mülleimer. "Spinnst du? Das wollte ich vielleicht noch essen? In Afrika verhungern Kinder und du schmeißt ein halbes Eis weg!", schrie ich ihn an. Er packte mich und schmiss mich über seine Schulter. Nicht schon wieder! "Du willst mich verarschen, oder?", fragte ich ironisch und versuchte erst gar nicht, mich zu befreien. Als er mir nicht antwortete, kniff ich im in seinen knackigen Po und hörte ein Lachen. Gott, ich hatte noch nie so einen Knackarsch gesehen. "Was hast du vor?" "Dich entführen." "Was? Nein, man! Erstens liegen noch meine ganzen Sachen dort. Zweitens schuldest du mir noch ein Eis und drittens schuldest du mir dann die restlichen drei Stunden, die ich noch im Schwimmbad bleiben durfte." "Heißt das, du willst ein Date mit mir?" Was bildete der sich eigentlich ein? Er, ich und ein Date? Der spinnte wohl. Ich zeigte ihm den Vogel, was er natürlich nicht sah und fluchte. "Vergiss es." Lachend stellte er mich ab und ich merkte, dass er mich aus dem Freibad getragen hatte. "Wie wärs, wenn wir beide zu mir nach Hause fahren?", flüsterte er in mein Ohr und jagte mir wieder einmal einen Schauer über meine Haut. Er flüsterte ziemlich oft, viel mir gerade auf. Wir standen vor einem schwarzen Mercedes und ich vermutete, dass es sein Auto war. "Nein.", flüsterte ich zurück und musste mir ein Lachen verkneifen, da er ganz sicher nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte. Er benahm sich wie ein Macho! Als ob er jede haben könnte und jeder ihn lieben würde. Nicht mit mir. "Ich gehe wieder rein. Muss noch Physik lernen." Ich drehte mich ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten und ging wieder zurück zum Freibad.

"Ich helfe dir.", sagte er und jetzt bemerkte ich, dass er mir gefolgt war. Schulterzuckend wollte ich schon hinein gehen, doch die Frau an der Kasse hielt uns auf. "Sie müssen bezahlen." "Habe ich schon, meine Sachen liegen oben.", erklärte ich. Die Frau sah Rikku mit großen Augen an und fing tatsächlich an zu sabbern. "Könnten sie mal aufhören meinen Freund sabbernd anzustarren?", murrte ich und gab mir innerlich eine Ohrfeige. Damit würde Rikku mich jetzt aufziehen können. Zu meiner Überraschung legte er mir einen Arm um die Schulter und zog mich dicht zu sich. "Ähm, ich... Sie können gehen.", stotterte die Frau und wir liefen ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei. "Ich bin also dein Freund?", grinste Rikku. "Sonst noch irgendwelche Wünsche?", gab ich sarkastisch zurück und er blieb stehen. "Tausende." Ich hob eine Augenbraue und schaute ihn verständnislos an. "Ach ja? Und die wären?" Jetzt war ich aber wirklich neugierig geworden. "Einer ist wahr geworden, als ich dich gefun.. getroffen habe.", sagte er und ich bemerkte, dass er sich verbessert hatte. Wollte er sagen 'gefunden'? "Wieso?" "Das wirst du noch erfahren.", lachte er. "Übrigens darf ich noch einmal lecken.", sagte er mit samtweicher Stimme. "Nö, hast du schon und dann hast du mein Eis weggeschmissen. Also bekomme ich von dir noch ein Eis." Mit diesem Satz lief ich vorraus und er folgte mir zu unserem Platz. "Ihr seid schneller zurück, als ich dachte.", grinste Gary mich schmutzig an. "Halt die Klappe.", fuhr ich ihn an und setzte mich auf mein Badetuch. "Wieso so schlecht drauf?" "Ich hab gesagt, du sollst die Klappe halten.", zischte ich, was ihn noch mehr zum Lachen brachte. "Also deinem Freund scheint es ziemlich gut zu gehen. War wohl bisschen zu schnell für dich." Er konnte es aber auch nicht lassen! Ich schnappte meine Tasche und mein Badetuch und ging wütend davon. Jungs konnten manchmal richtige Arschlöcher sein. "Das war doch nicht ernst gemeint, Violetta!", schrie Gary mir hinterher. Ich drehte mich im Gehen kurz um und zeigte ihm den Mittelfinger. Während ich zum Ausgang lief, zog ich mir mein schwarzes Kleid über und meine Sandaletten. Zum Glück war mein Bikini schon fast trocken. Dann ging ich aus dem Freibad zur nächsten Bushaltestellte und erwischte gerade noch den Bus, der schon wegfahren wollte. "Ist hier noch frei?", fragte ich einen jungen Mann, der dann nickte. Komischer Weise war der Bus randvoll und der einzigste freie Platz war neben einem ziemlich hübschen Jungen. Er hatte kurze dunkelbraune Haare und durch sein enganliegendes T-shirt konnte ich deutlich einen Six- Pack sehen. "Hey ich bin Devin.", lächelte er, als ich mich gesetzt hatte und der Bus schon los fuhr. "Violetta.", sagte ich knapp und lächelte leicht zurück. "Warst du im Freibad?" "Ja, woher weißt du das?" "Naja, deine Haare sind noch etwas nass und so halt." Ich nickte nur und schaute nach unten. "Wieso bist du schon gegangen? Ich meine es ist gerade mal vier Uhr, normal bleibt man da immer bis so circa neun Uhr, oder nicht?" Ich kannte diesen Devin gerade mal zwei Minuten und er nervte mich jetzt schon. "Muss noch lernen." Er gab sich mit dieser Antwort zufrieden und ließ mich endlich in Ruhe. Aber wieso war ich denn so schlecht drauf? Eigentlich hatte ich ja keinen Grund, oder? Die Blicke von Edyra an Rikku waren zum Ausrasten, aber warum? Wieso fühlte ich mich so komisch bei Rikku? Bei ihm fühlte ich mich einfach so, als würde ich zu ihm gehören. Seine Anwesenheit machte mich glücklich und jeder Blick von irgendeiner Tussie brachte mich zum kochen. Und wenn er nur ein anderes Mädchen ansah, so wünschte ich diesem Mädchen nichts sehnlicher als den Tod. Gott, was dachte ich da eigentlich? Zwar kannte ich ihn gerade mal paar Stunden, doch er hatte es tatsächlich in dieser kurzen Zeit geschafft mich durcheinander zu bringen. Ich hatte das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen. Merkwürdig. Jeffersinstreet erschien auf dem kleinen Schild in dem Bus und ich drückte auf den Stopp- Knopf. "Violetta?", fragte Devin. Den hatte ich ja total vergessen. Fragend schaute ich ihn an und wartete darauf, dass er weiter sprach. "Was denn?", fragte ich genervt zurück, da er nicht weitergesprochen hatte. "Wir werden uns bestimmt wieder sehen." Ich hob eine Augenbraue und sah in kritisch an. "Vielleicht.", erwiderte ich langsam und stieg dann aus, als der Bus hielt. Mit schnellen Schritten ging ich dann nach Hause. "Bin wieder da.", schrie ich durch das Haus, als ich eingetreten war und die Türe geschlossen hatte. "Hallo?", fragte ich noch einmal, bekam aber keine Antwort. Eigentlich müsste jetzt mindestens eine Person zu Hause sein. Ich suchte im ganzen Haus nach Jemandem, fand aber niemanden. Dann ging ich in das Zimmer von meinen Brüdern und atmete erleichtert aus, als ich Tyler sah. Er hatte mich nicht gehört, da er seine Kopfhörer auf hatte. Vorsichtig stupste ich ihn an und er sah mich dann an. "Wo ist der Rest?", fragte ich, als er seine Kopfhörer abgenommen hatte. "Mama und Cole sind einkaufen gefahren. Papa kommt erst in einer halben Stunde." erklärte er kurz und ich nickte. "Wieso bist du schon da?" "Muss noch Physik lernen, ich schreib ja morgen." Mit diesem Satz drehte ich mich um und lief aus dem Zimmer in meines. Dort angekommen ging ich erstmal duschen, um den Chlorgeruch wegzubekommen. Danach trocknete ich mich schnell ab und zog mir schwarze Unterwäsche an. In meinem Zimmer zog ich dann noch eine schwarze Jogginghose und ein türkises Top an, das perfekt zu meinen Augen passte und setzte mich dann an den Schreibtisch, um Mathe fertig zu bekommen. Als ich meine Hausaufgaben so gut ich konnte gemacht hatte und Physik gelernt hatte, war der Rest meiner Familie auch schon da. "Ferig mit Physik lernen?", fragte mich meine Mutter, als ich mich an den gedeckten Tisch setzte. Ich nickte und zusammen aßen wir dann. Danach half ich noch schnell beim Abspülen und ging dann in mein Zimmer. Dort zog ich ein großes T-shirt an, in dem ich immer schlief und putzte meine Zähne. Nachdem ich mich noch abgeschminkt hatte, legte ich mich in mein kuscheliges Bett und schlief auch sofort ein.


Die nächsten Tage waren genauso langweilig wie immer. Die Physikarbeit verlief eigentlich ganz okay. Rikku und Gary ignorierte ich, Felizio und Caesar nahm ich auch nicht wirklich wahr. Es war Freitag und ich hatte gerade Mittagspause. Marlene und ich nahmen uns ein Essenstablett und gingen dann an irgendeinen Tisch. Kurz darauf kamen dann auch Mary und Sina und sogar die vier Spasten setzten sich zu uns. Ja, Rikku, Gary und Caesar hatten sich auch an der Schule angemeldet und wurden von den Mädchen genauso angehimmelt, wie Felizio. "Das wird sowas von cool.", freute sich Mary. "Was?", fragte ich. "Die Reise nach Neuseeland. Zum Glück hab ich schon gestern Abend gepackt, dafür hätte ich heute gar keine Zeit." "Wann fährst du?", wollte ich wissen und schaute sie neugierig an. "Ähm... WIR fahren alle heute Abend." Ich verschluckte mich an dem Stück Brot, das ich gerade gegessen hatte und Marlene schlug mir auf den Rücken, damit ich wieder Luft bekam. "Bitte was?", fragte ich dann, nachdem ich wieder atmen konnte. "Wir fahren alle heute Abend.", wiederholte Sina Marys Worte. "Auch die nach Griechenland fahren?" "Ja, alle. Warum Griechenland?" "Ach , das hab ich euch ja noch gar nicht erzählt. Ich hab mich doch umentschieden für Griechenland." Mary und Sina schauten mich wütend und verwirrt an. "Das ist doch ein Scherz oder?", schrie Mary mich an. Ich zuckte mit den Schultern und musste mir ein Grinsen verkneifen. "Marlene doch auch." "Du auch?" Jetzt waren die Beiden abnormal wütend. "Ja, sorry.", sagte sie und musste sich auch ein Grinsen verkneifen. Wir wussten beide, dass sie in das gleiche Land wie wir fliegen würden und da ich nach Griechenland wollte, tat Marlene mir den Gefallen und sagte auch, dass sie nach Neuseeland fliegen würde. Mary und Sina nahmen ihr Tablett und stampften wütend davon. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, lachten Marlene und ich auch schon los. "High- Five.", lachte ich und hielt ihr meine Hand hin, in die sie lachend einklatschte. "Was habt ihr eigentlich genommen?", fragte Marlene die Jungs. Ich ignorierte sie immer noch, hörte aber gespannt mit. "Auch Griechenland.", sagte Felizio. Er und Marlene hatten sich seit dem Freibad schon vier mal verabredet und sich sogar geküsst! Für mich waren sie schon ein Paar, aber Marlene wollte mir noch nichts verraten, was mich langsam aufregte. "Boah ne.", murmelte ich ganz leise und spürte die kritischen Blicke der Jungs auf mir. Ich schaute hoch und starrte in vier verwunderte Gesichter. "Was glotzt ihr so?", fuhr ich sie an und war sofort auf hundert achtzig, was sie bemerkten. "Du ignorierst uns schon vier Tage lang, Violetta. Wie oft soll ich mich noch entschuldigen? Und die anderen haben dir ja eigentlich nichts gemacht.", sagte Gary. "Noch ein Wort und ich verpass dir eine neue Visage." Passend klingelte es und ich schnappte mir meine Tasche, um mich auf den Weg zum Kunstsaal zu machen. Dort angekommen setzte ich mich auf meinen Platz neben Edyra, auf die ich auch sauer war. Ich konnte nicht verstehen wieso, aber ich hasste es, wenn sie sich an Rikku ranmachte. "Hey Violetta.", begrüßte sie mich, doch ich ignorierte sie. "Guten Morgen.", sagte Mrs. Cooper, als sie den Raum betrat und wir grüßten sie zurück. "Heute werden wir uns mit dem Tonen beschäftigen. Jeder nimmt sich nacher ein Stück und formt dann ein Gesicht daraus. Es ist egal von wem, von euch, von einer Person, die ihr sehr mögt, oder von jemandem Fremden. Darauf wird es noch keine Note geben, allerdings schaue ich es mir gründlich an.", verkündete sie. Danach stand ich auf und schnappte mir ein Stück Ton. An meinem Platz begann ich dann gedankenverloren irgendein Gesicht zu formen. "Wow, Violetta! Das wäre ein glatter Einser. Du hast dir das Gesicht des jungen Mannes wohl ganz genau angesehen und jedes einzelen Detail gemerkt. Wenn du möchtest, dann nehme ich dein jetztiges Model für deine Endnote.", sagte Mrs Cooper am Ende unserer Doppelstunde. Ich schaute mein Meisterstück an und bemerkte erst jetzt, wen ich da geformt hatte. Gary, Caesar, Rikku und Felizio kamen zu meinem Tisch und betrachteten grinsend das Gesicht. "Du hast mich getont?", wollte Rikku grinsend wissen. Scheiße! Das hatte ich gar nicht bemerkt. "Ähm, ich...", stotterte ich und wurde rot. Doch als er anfing mich auszulachen, wurde ich sauer. "Aber nur um das zu machen.", fauchte ich und schlug mit meiner Faust direkt auf das perfekte Gesicht. Alle, die das Geschehen mitbekommen hatten, waren mucksmäusschen still und schauten mich überrascht an. Und plötzlich traten mir sogar Tränen in die Augen. Ich schlug immer weiter auf das Tongesicht und lief dann irgendwann wütend aus dem Zimmer, damit niemand meine Tränen bemerkte. Allerdings bemerkte ich nicht, dass mir jemand nachgerannt war. Vor der Schule blieb ich stehen und setzte mich auf eine Bank, die gleich neben dem Gebäude stand. Das türkise Kleid, das ich heute an hatte, und meine dunklen Haaren wurden wild vom Wind umhergewirbelt. Der Wind war ein angenehmer und kühler Kontrast zu der brennenden Sonne. "Violetta.", hörte ich eine bekannte Stimme neben mir. Ich hatte den Kopf und meine Tränen in meinen Händen versteckt und hob ihn jetzt langsam hoch. "Was willst du?", schluchzte ich und Felizio setzte sich neben mich. Er hatte mir meine Tasche mitgebracht, damit ich nacher nicht nochmal in die Klasse zurück musste. "Danke.", schniefte ich und nahm meine Tasche. Ich berührte kurz seine Hand und zuckte reflexartig zurück. Felizio sah mich ruhig an und ich fühlte mich aus irgendeinem Grund besser. "Wie fühlst du dich?", fragte er. "Besser." Er nickte verständnisvoll und legte seine Hand an meine Wange. Ich schloss meine Augen und schmiegte mich in seine Hand. Tränen flossen wieder über meine Wangen und Felizio nahm mich in den Arm. Ich fühlte mich bei ihm wohl, doch empfand keine weiteren Gefühle außer Freundschaft für ihn und ihm musste es genauso gehen. "Du und Caesar seit die einzigen, die keine Arschlöcher seid.", flüsterte ich und zwang mich aufzuhören zu weinen, das war doch peinlich. Er lachte leise. "Caesar?" "Ja, Julius.", lächelte ich. "Rikku wollte dich nicht auslachen, glaub mir." "Ach ja? Das sah aber anders aus. Und du brauchst dich nicht für ihn zu entschuldigen." "Ja, schon klar. Er hat dich aber nicht ausgelacht, er hat gelacht, weil er sich gefreut hat." "Wieso sollte er sich freuen?", fragte ich und schaute Felizio nun in die Augen. "Ähm... komplizierte Sache.", sagte er etwas verlegen. "Erklärs mir." "Morgen." "Morgen bin ich aber in Griechenland." "Ich weiß.", grinste er und stand dann auf. Es klingelte, was hieß, dass ich jetzt endlich Schulschluss hatte. Gary, Rikku und Julius kamen aus dem Gebäude zu uns. "Augen zu und durch.", flüsterte ich und atmete tief durch. Die Jungs kamen gerade bei uns an und Rikku öffnete gerade seinen Mund, um etwas zu sagen, doch ich kam ihm zuvor. "Du verdammtes Arschloch! Halt dich von mir fern oder mit deinem hübschen Gesicht passiert das Gleiche, wie mit dem Tonmodell!", schrie ich ihn an und ging dann ohne ein weiteres Wort an ihnen vorbei zu Sina, Mary und Kathrin. "Violetta!", riefen die Jungs mir hinterher, doch ich ignorierte die Rufe und wollte nur schnell nach Hause.


"Hallo.", sagte ich barsch und ließ mich auf den Küchenstuhl fallen. "Was ist los?", fragte meine Mutter und setzte sich mir gegenüber. "Haben heute Physik rausbekommen." "Und?" "5+" "Violetta!", schrie meine Mutter aufgebracht. "Ich hab gelernt! Aber der Arsch hasst mich, das weißt du!", schrie ich zurück. Sie hatte wohl keine Lust zu diskutieren, denn sie seufzte. "Ich geh meinen Koffer packen. Übrigens muss ich heute Abend um neunzehn Uhr am Flughafen sein, ich fahr ab heute eine Woche nach Griechenland." "Heute? Ich dachte erst nächste Woche?", fragte sie verwirrt. "Ja, dachte ich auch.", murmelte ich und ging in mein Zimmer. Dort holte ich meinen rießigen Koffer aus meinem Schrank und legte ihn offen auf mein Bett. Was sollte ich alles einpacken? Immerhin musste ich dort eine Woche bleiben. Ich entschied mich erstmal duschen zu gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Das Wasser half jedoch nicht, mich zu entspannen, weshalb ich es wieder abstellte und aus der Dusche stieg. Nur im Handtuch bekleidet nahm ich mir ein paar Handtücher und ging dann in mein Zimmer. Dann legte ich die Handtücher in den Koffer und kurz darauf folgten meine Unterwäsche, meine Hosen und zig Oberteile. Ich trocknete mich ab und zog dann einen beigen kurzen Rock und ein weißes Top an. Dann ging ich wieder ins Bad und föhnte meine Haare. Als sie dann trocken waren, machte ich mir noch einen Zopf und putzte meine Zähne. Ein Blick auf die Uhr, die im Bad stand, verriet mir, dass ich nur noch eine Stunde hatte, dann müssten wir losfahren. Ich schminkte mich noch kurz und packte dann meine ganze Schminke und meine Zahnbürste in zwei Kulturbeutel und lief dann wieder in mein Zimmer. Meine Schuhe hatte ich ganz nach unten gelegt, außer einem Paar. Meine Lieblingsschuhe waren meine beigen Sandaletten mit kleinem Absatz. Perfekt fürs Shoppen, da der Absatz nicht zu hoch war. Meinen Schmuck verfrachtete ich auch im Koffer, doch davor holte ich mir noch schnell goldene Armreifen, Ohrringe und eine lange Kette heraus, die ich dann anzog. Dann klappte ich den Koffer zu und versuchte ihn zu schließen. Vergebens. "Cole!", schrie ich, während ich auf dem Koffer saß, damit er nicht aufsprang. Mein kleiner Bruder kam angerannt und musterte meine Notlage. "Mach den mal zu." Er kam lachend zu mir und half mir den Reisverschluss zu verschließen, was ziemlich schwierig war, da der Koffer randvoll war. Als er es schließlich doch geschafft hatte, stieg ich vom Koffer und umarmte ihn dankend. "Wohin gehst du?", fragte er mich, nachdem ich ihn wieder losgelassen hatte. "Ich fliege eine Woche nach Griechenland, von der Schule aus." Er schaute mich traurig an und ich musste lachen. "Willst du nacher mit zum Flughafen kommen, um mich zu verabschieden?" "Ja!", sagte er strahlend und ich wusste schon jetzt, das mir sein strahlendes Lächeln fehlen würde, auch wenn ich es nur eine Woche nicht sehen würde. Grinsend kramte ich meine Tasche heraus und stopfte die wichtigsten Sachen hinein; Mein Handy, Kamera, meinen Mp3- Player, Taschentücher, Labello, Wimperntusche, Geldbeutel und Flugticket. Das Flugticket hatten wir heute von unseren Lehrern bekommen. Da ich leider nicht neben Marlene saß, fragte ich mich, wer mein Sitznachbar sein würde. Ich hoffte so sehr, dass es nicht Gary oder Rikku waren, denn die wollte ich ganz sicher nicht neben mir haben. Edyra genauso wenig. "Liebling, kommst du? Wir fahren!", hörte ich meine Mutter von unten rufen. Tyler war so freundlich und trug meinen schweren Koffer zum Auto. Ich ging die Treppen runter und zog mir meine Lieblingssandeletten an. Dann streifte ich mir noch einen Cardigan drüber und setzt mich zu den anderen ins Auto. Mein Vater war gerade erst von der Arbeit gekommen und war sichtlich erschöpft. Er wollte mich jedoch trotzdem begleiten und fuhr sogar. "Freust du dich?", fragte meine Mutter. "Ja schon. Wird bestimmt cool.", sagte ich. Den Rest der Fahrt unterhielten wir uns noch ein wenig und lachten auch. Nach ungefähr einer Stunde waren wir dann am Flughafen und stiegen aus. "Also, wir sehen uns in einer Woche.", sagte ich dann. "Oh, ich werde dich so sehr vermissen. Schreib uns, ja?" Meine Mutter drückte mich fest und gab mir einen Kuss auf die Backe. Mein Vater und mein großer Bruder taten es ihr gleich. "Machs gut, Kleiner.", lächelte ich Cole an und er erwiderte es. "Na komm schon her, Brüderchen", lachte ich und umarmte ihn. Danach schnappte ich meinen Koffer und meine Tasche und ging zu dem Treffpunkt vor dem Flughafen. Wir mussten uns schon jetzt von unseren Eltern verabschieden, da sie nicht mit rein durften. Als ich bei den anderen ankam, drehte ich mich noch einmal um und winkte. Sie winkten ebenfalls und fuhren dann weg. "Abschied nehmen ist immer schwer.", lachte Marlene mir ins Ohr. " Schön, dass du auch noch kommst.", schimpfe Mr. Killing. Moment, wieso war er dabei? Er würde doch nicht mitkommen? "Ja, sorry man. Wir waren halt im Stau." "Junges Fräulein, wie redest du mit mir?" Weiter hörte ich nicht mehr zu, da ich seine Reden schon in- und auswendig konnte. Tu dies nicht, mach das besser, benimm dich und so weiter. Er war schlimmer als meine Mutter! "Kommt der Alte mit nach Griechenland?", fragte ich Marlene. "Nein, aber nach Neuseeland.", lachte sie wieder. Sie musste wohl ziemlich gut drauf sein. "Gibt es einen Grund, weshalb du so gut drauf bist?" "Ja! Ich sitze neben Felizio im Flugzeug." Na toll, dann stieg die Wahrscheinlichkeit noch mehr, dass ich neben einem der Trottel sitzen musste. "Alle, die nach Griechenland fliegen, folgen mir bitte. Lasst eure Gepäcke hier stehen. Mr. Killing und Mr. Black kümmern sich um Alles.", sagte Mrs. Schnutz und wir folgten ihr. "Also, ihr geht jetzt in einer Reihe in das Flugzeug und setzt euch ruhig auf eure Plätze. Eure Handgepäcke könnt ihr mitnehmen.", sagte sie und wir stiegen in das Flugzeug. "Wir sehen uns nacher.", sagte Marlene und umarmte mich zum Abschied. Ich wollte unbedingt wissen, wer für die nächsten dreizehn Stunden neben mir sitzen würde. Nach einem kurzen Blick auf mein Ticket, suchte ich meinen Platz, 122 A, 2. Klasse. Dort angekommen setzte ich mich sofort auf den Fenstersitz und verstaute zuvor über den zwei Sitzen meine Tasche, wo später noch mehr stehen würden. Nach und nach füllte sich das Flugzeug auch mit anderen Passagieren, neben mir jedoch war immernoch ein Platz frei. Würde ich den Flug alleine verbringen? Hoffentlich nicht! Da ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, holte ich mir meinen MP3- Player aus der Tasche und steckte die Kopfhörer in meine Ohren. Dann schnallte ich mich schon mal an und schloss einfach mal die Augen.


Ich musste eingeschlafen sein, denn ich spürte einen Blick auf mir ruhen. "Alter, was gibt's denn da zu starren?", nuschelte ich noch verschlafen und öffnete dann meine Augen. Zuerst schaute ich aus dem Fenster und stellte überrascht fest, dass wir schon über dem Himmel waren. Ich drückte mein Gesicht gegen die Scheibe und staunte. Wie sehr ich doch das Fliegen liebte. Als ich ein Lachen neben mir hörte, drehte ich mich ruckartig um und würde am Liebsten schreiend weglaufen. "Was tust DU denn hier?", rief ich aufgebracht. "Scht! Na was wohl? Ich bin dein Sitznachbar. Mir war so mega langweilig, du hast ja auch elf Stunden geschlafen!", beschwerte er sich. Ich Glückspilz durfte noch zwei Stunden neben Gary sitzen. Neben Gary! Schlimmer konnte es doch nicht kommen. Doch da hatte ich mich getäuscht. Ein kurzer Blick nach hinten reichte und ich explodierte schier. Wer saß neben Rikku? Natürlich Edyra! "Das darf doch nicht wahr sein.", brachte ich zwischen meinen zusammengekniffenen Zähnen heraus und Gary folgte meinem Blick. "Er hat es sich nicht ausgesucht, glaub mir.", versuchte er mich zu beruhigen. Wütend drehte ich mich wieder um und drückte mich in den Sitz. "Und ich dachte, schlimmer könnte es nicht mehr werden.", nuschelte ich. "Bist du etwa eifersüchtig?" Langsam, ganz langsam, drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und schaute ihn vernichtend an. Dabei zuckte mein linkes Auge und ich musste mich beherrschen, ihn nicht umzubringen. "Ver... piss...dich.", knurrte ich. "He, beruhig dich mal, ich hab dich was normales gefragt. Und falls du es nicht bemerkt hast, wir sitzen hier in einem Flugzeug, ganz weit oben." Einatmen, ausatmen. Das sagte ich mir die ganze Zeit und schloss meine Augen, um mich zu beruhigen. Ich hatte so gut geschlafen und jetzt das! Nach fünf Minuten öffnete ich wieder meine Augen und sah, dass Gary nicht mehr da war. "Gary?" Ich schaute mich um, fand ihn jedoch nicht. Nach Hinten hatte ich zwar nicht geschaut, doch da würde er doch nicht sein, oder? Was wenn ihm nun etwas passierte und ich daran Schuld war, da ich ihn so angemault hatte? Und dann würde er sterben und ich hätte für immer Schuldgefühle! Okay, ich übertrieb gerade, denn ich hyperventilierte schon. Was war nur mit mir los? Tränen stiegen mir in die Augen und ich ließ ihnen auch freien Lauf. "Ich hab ihn umgebracht.", flüsterte ich leise und hielt mich am Sitz fest. "Wen?" Mit einem Ruck drehte ich meinen Kopf nach hinten und sah Garry. "Oh Gott, du lebst!", weinte ich und sprang sofort auf, um ihn zu umarmen. Ganz kurz war er erstmal geschockt und überrascht, doch danach erwiderte er meine Umarmung und lachte. "Wieso sollte ich denn nicht leben?", lachte er. Ich umarmte ihn immer noch und war echt froh, dass er nicht vom Flugzeug gesprungen war. "Tut mir Leid." "Ähm, schon okay, wirklich." Erleichtert atmete ich an seiner Brust aus und schaute ihm dann ins Gesicht. Er war wirklich hübsch. "Alles klar?" Ich nickte stumm und dann setzten wir uns wieder auf unsere Plätze. "Bist du noch sauer auf mich?", fragte er. Das war eine gute Frage. Er hatte sich ja entschuldigt und es nicht so gemeint. "Nein.", flüsterte ich. Gary seufzte und erleichtert und streichelte dann sanft meine Wange. "Gary.", hörte ich eine wütende Stimme und drehte ruckartig meinen Kopf nach hinten. "Was sollte das?", zischte Rikku und Gary stand auf. "Bin gleich wieder da.", sagte er und ging mit Rikku davon. Ich beschloss nach Marlene zu suchen und stand dann ebenfalls auf. Nach ein paar Minuten hatte ich sie dann auch endlich gefunden. "Wo ist denn Felizio?", fragte ich sie verwundert und setzte mich auf den freien Platz neben sie, wo eigentlich Felizio sitzen müsste. "Er hat gesagt, er muss kurz was regeln.", sagte sie schulternzuckend. Ob es was mit Rikku und Gary zu tun hatte? "Du wirst nicht glauben was gerade passiert ist." Jetzt wurde sie neugierig und schaute mich erwartungsvoll an. "Also ich hab voll heulen müssen, weil ich dachte, dass ich Gary umgebracht habe. Keine Ahnung, ich war halt voll emotional in dem Moment. Und dann hab ich mich wieder mit ihm vertragen. Ja und jetzt pass auf. Er hat meine Wange gestreichelt und dann ist Rikku richtig wütend hergekommen. Ich schwör, wenn Gary mit Rikku nicht weggegangen wäre, dann würde das nicht schön enden.", erzählte ich. Marlene schien kurz zu überlegen. "Und du sagst, dass Rikku sofort da war, als Gary dich angefasst hat?", fragte sie nach. Ich nickte langsam und versuchte ihren Gedanken zu folgen. "Aber ich hab ihn auch umarmt und da hat Rikku nicht mal hergesehen." Jetzt nickte sie und versuchte, wie ich, aus Rikku schlau zu werden. "Vielleicht redest du mal mit ihm?" "Ich glaub, mir bleibt auch nichts anderes übrig." Mit diesem Satz stand ich lustlos auf und schlenderte zurück zu meinem Platz. Doch als ich sah, dass Gary und Rikku immernoch nicht zurückgekommen waren, beschloss ich mich neben Edyra zu setzen. Ich hatte einiges mit ihr zu bereden. "Violetta, hei.", begrüßte sie mich. Ich setzte mich neben sie und schaute sie dann an. Verdammt, warum musste sie nur so hübsch aussehen? Im Vergleich zu ihr war ich nicht mehr wert, als eine Kartoffel. "Okay, kommen wir gleich zum Punkt. Was läuft zwischen dir und Rikku?", fragte ich sie energisch. Etwas überrascht über meine Direktheit, blinzelte sie erst ein paar Mal. "Nichts." "Lüg mir nicht so dreckig ins Gesicht!", schrie ich. Ein paar Passagiere drehten sich zu uns und sagten, dass ich die Klappe halten sollte. Im ignorieren war ich schon immer gut, aber wenn mich jemand beleidigte, dann ließ ich meiner Wut freien Lauf. Ein Mädchen meines Alters, die eine Reihe hinter mir saß, hatte "Zickiges Bist." gemurmelt. "Was hast du gesagt? Halt mal ganz schön die Klappe du Miststück. Du legst dich mit der falschen an.", knurrte ich. Erschrocken nickte sie ganz schnell und schaute dann zu Boden. "Alles okay?", fragte Edyra mich. "Wieso fragt mich das jeder? Nein es ist nichts okay! Meine eine beste Freundin hat ihren Traumboy gefunden und meine andere beste Freundin spannt mir meinen gerade aus.", flüsterte ich. Was war ich heute nur so emotional? "Ich soll dir Rikku ausspannen?", fragte sie verwundert. Fuck! Was hatte ich da gerade gesagt? Dämlich, dämlich, dämlich! "Ähm, also..." Ich kratzte mich am Hinterkopf und überlegte mir eine Lüge. "Ich wusste doch, dass du in ihn verknallt bist.", lachte sie. "Was? Nein!" Ich und verknallt sein? Und noch dazu in so einen Volltrottel? Nein, danke! "Wieso bist du dann so eifersüchtig?", grinste sie wissend. "Nein Edyra, wirklich. Ich bin nicht verliebt.", versuchte ich es weiter, doch sie nickte nur ironisch. "Und ich hab nicht verstanden, warum du so sauer auf mich warst. Süße, du hättest nur was sagen müssen." Ich murmelte irgendwas von "Ich weiß nicht wovon du redest." und schmollte dann. "Es ist kompliziert.", sagte ich dann. "Ich kann nicht sagen, ob ich in ihn verliebt bin. Eigentlich will ich das nicht, sonst werd ich doch so oder so wieder enttäuscht. Aber in seiner Nähe fühl ich mich so... so als ob ich zu ihm gehören würde. Ich weiß, klingt total bescheuert, aber so ist es nun mal." Sie öffnete ihren Mund, um etwas darauf zu erwidern, doch sie wurde unterbrochen. "Ich bitte nun alle Passagiere sich anzuschnallen. Wir beginnen nun mit der Landung." Der Pilot wiederholte das selbe noch einmal auf Englisch und dann erblinkte auch das Anschnallzeichen. Eigentlich hätte ich hier sitzen bleiben können, doch nun standen alle vier Jungs vor mir. Ja, Felizio und Julius waren auch da. "Jaja, ich geh ja schon.", meckerte ich und stand auf. Ohne mich noch einmal umzudrehen, setzte ich mich auf meinen Platz und schnallte mich an. "Was dagegen, wenn ich mich neben dich setze?", fragte Rikku. Ich erschrak kurz und nickte dann. Rikku setzte sich neben mich und schnallte sich dann auch an. Kurz schaute ich nach hinten und sah, dass nun Gary neben Edyra saß. Julius und Felizio waren auch schon weg. "Wie geht's dir?", fragte Rikku. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist.", gab ich zu. Irgendwie war ich gar nicht mehr sauer auf ihn. Komisch. "Erzähl es mir.", verlangte er. "Ich bin so emotional. Mal bin ich auf hundert achzig und schon in der nächsten Sekunde könnte ich heulen. Das klingt jetzt vielleicht lächerlich, aber meine Gefühle verstärken sich irgendwie.", flüsterte ich. Währrend ich ihm das gesagt hatte, schaute ich zu Boden. "Dir wird es bald besser gehen.", sagte er und legte einen Finger und mein Kinn. Dann hob er meinen Kopf, sodass ich direkt in seine wunderschönen grau- silbernen Augen schauen konnte. "Warum hast du silberne Augen?", fragte ich. Er lachte und schloss für einen kurzen Augenblick seine Augen. "Ich bin echt froh, dass die Erde dich nicht verändert hat.", flüsterte er und öffnete dann seine Augen. Das Glitzern in seinen Augen benebelte mein Gehirn, sodass ich nicht über das Gesagte nachdenken konnte. "Sie sind so wunderschön. Wie zwei Kristalle." Das brachte ihn wieder zum lachen und er ließ mich los. "Meine zwei Kristalle.", hauchte ich noch und wurde sofort rot, als ich begriff, was ich da gerade gesagt hatte. Er hatte es auch gehört, wie peinlich! Beschämt drehte ich meinen Kopf zum Fenster und ärgerte mich über mich selbst. Erst denken, dann reden! Das war immer mein Motto, oder eher gesagt war das meine Regel, da mein Mund immer schneller als mein Kopf war. Jetzt viel mir auch wieder sein Satz ein. "Wie hast du das vorher gemeint?", fragte ich ihn, immernoch mit weggedrehtem Kopf. "Was?" "Ich bin echt froh, dass die Erde dich nicht verändert hat.", wiederholte ich seine Worte. "Wie hast du denn das 'meine zwei Kristalle' gemeint?", stellte er lachend die Gegenfrage und ich wurde wieder rot. "Ist mir nur so rausgerutscht.", murmelte ich verlegen. "Eben nicht!", sagte er nun etwas wütend und ich drehte mich zu ihm, um in sein noch ernstereres und wütenderes Gesicht zu schauen. Irgendwie gruselig. "Echt komisch, dass du dich nicht erinnerst." "An was denn?", fragte ich gereizt. Ich hatte seine komischen Sätze echt satt! Sanft lächelte er mich an und legte dann seine Hand an meine Wange. Das ganze erinnerte mich an das Geschehen mit Gary. "Was war vorher eigentlich los? Also mit Gary meine ich." "Ach, er.." Jetzt schien er verlegen zu sein. Ich kicherte und bemerkte, dass er seine Hand immernoch an meiner Wange hatte. Rikku bemerkte es auch, nahm sie jedoch nicht weg. Im Gegenteil, er fuhr runter zu meinen Lippen. Mit seinem Daumen fuhr er sie nach, woraufhin ich meinen Mund leicht öffnete. Ich schaute in seine Augen und er erwiderte meinen Blick. "Du bist so wunderschön.", flüsterte er. "Du auch.", flüsterte ich zurück. "Du hast so wunderschöne Augen.", flüsterte er weiter. "Ebenfalls." "Und deine Lippen..." "Was ist mit meinen Lippen?" "...laden nur so zum Küssen ein.", vervollständigte er seinen Satz. Stop, Auszeit, Time- out! Was hatte er gerade gesagt? Er würde mich also gerne küssen? Gut zu wissen. Es wurde Zeit für eine kleine Rache. "Dann tu es.", hauchte ich verführerisch. Überrascht blinzelte er mich ein paar mal an und lächelte dann schief. "Nein.", hauchte er ebenso verführerisch zurück, wobei er mir einen Schauer über den Körper jagte. Das durfte doch nicht wahr sein! Jetzt wollte ich mich einmal rächen und dann kam sowas. "Arschloch.", murmelte ich und verschrenkte meine Arme vor meiner Brust. Mittlerweile hatte er -leider!- seine Hand von meinen Lippen genommen und lachte erneut. "Wir sind gleich da.", versuchte er sich rauszureden, doch das würde ich nicht so leicht auf mir sitzen lassen.

Nachdem das Flugzeug landete und wir ausgestiegen waren, suchte jeder seinen Koffer. Meinen hatte ich sofort gefunden. Ich nahm ihn und ging dann zu unseren Lehrern rüber, die alle auf uns warteten. Als dann auch die letzten ihre Koffer gefunden hatten, kündigte unsere Lehrerin etwas an. "Wir treffen uns in einer Woche genau um Punkt achtzehn Uhr vor dem Flughafen. Ihr bekommt jetzt eure Schlüssel für eure Wohnungen und dann könnt ihr gehen. Ich wiederhole mich, um Punkt achtzehn Uhr. Klar, Violetta?" Wieso ich? "Jahaaa.", gab ich genervt zurück. Jeder von uns würde in seiner eigenen kleinen Wohnung leben und hatte eine eigene Hausfrau. Es war wirklich schon Luxus, wenn man bedachte, dass wir erst fünfzehn und sechzehn waren. Ich würde in zwei Tagen sechzehn werden und das würde ich hier schön feiern. Eine Woche ohne nervige Geschwister oder befehlerischen Eltern, nur du und deine Freunde. Gab es etwas besseres? "Gut, dann holt euch mal zu zweit euren Schlüssel ab.", sagte Mr Poof, unser Englischlehrer. Und ja, er hieß wirklich Poof. "Moment mal, wieso zu Zweit?", fragte ich verwirrt. Poofi schnalzte mit der Zunge und sah mich belustigt an. "Sag mal, hast du überhaupt irgendetwas über die Reise mitbekommen?" "Ja, natürlich!" "Dann solltest du wissen, dass ihr euch immer zu zweit eine Wohnung teilen müsst." "Das ist doch Verarsche, oder?" Ich sollte mir meine Wohnung mit jemandem teilen? Der Lehrer schüttelte den Kopf und lachte dann. "Und woher sollte ich wissen mit wem ich wohnen muss?" 'Bitte, wenn es einen Gott dort oben gibt, dann bitte bitte, sage jetzt nicht diesen einen Namen', dachte ich mir und kniff meine Augen zusammen. "Moment, ich hole kurz meine List raus und...", begann Mr. Poof, doch er wurde unterbrochen. "Du wirst mit mir leben." Nein! Wieso hatte ich das verdient? Ich war immer brav und tat alles was meine Eltern verlangten! Okay, das war gelogen, aber trotzdem. Ich öffnete meine Augen und schaute in das grinsende Gesicht von Rikku. Das war doch so klar, oder? "Gott hasst mich.", flüsterte ich. "Nö, tut er nicht.", widersprach er mir und ich zog eine Augenbraue hoch. Ich schlenderte zu meinem Lehrer, der mir schon zwei Schlüssel entgegen hielt und schappte mir diese. "Ich ruf dich an, Marlene.", sagte ich im Vorbeigehen. "Bei Fuß, Rikku.", rief ich und ging mit meinem Koffer nach draußen. Ich hatte keine Lust noch länger dort zu bleiben. Das erste das ich sah, als ich draußen war, war die wunderschöne helle Sonne, die schon fast untergegangen war. Ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen und genoss die letzten warmen Strahlen auf meiner Haut. Sofort war ich in Urlaubsstimmung und war gut drauf. "Mach deine Augen auf, du verpasst den wunderschönen Sonnenuntergang.", erschreckte Rikku mich. Ich öffnete vor Schreck meine Augen und musste ihm wohl oder übel recht geben. Es war einfach unglaublich. "Wow.", machte ich und er grinste. Die Abendröte war einfach herrlich, auch wenn sie gleich weg sein würde. "Komm, lass uns in unsere Wohnung gehen.", sagte Rikku. Seufzend folgte ich ihm und überlegte mir schon mal, wie ich ihm das heimzahlen konnte. Er hatte es bestimmt mit den Lehrern ausgemacht, dass ich bei ihm wohnen sollte. "Muss ich jetzt ernsthaft meinen tonnenschweren Koffer mitrumtragen?", fragte ich nach fünf Minuten Laufen. Er drehte sich im Laufen zu mir um und lächelte mich leicht an. Dann blieb er vor einem schwarzen Audi r8 stehen und öffnete den Kofferraum. "Nein, Darling, wir nehmen mein Auto.", grinste er. Er schnappte sich meinen Koffer und legte ihn ebenfalls in seinen Kofferraum. Wieso hatte er ein Auto in Griechenland? Und hatte er überhaupt einen Führerschein? Bevor ich ihn jedoch fragen konnte, öffnete er mir die Autotür und ich stieg brav ein. Dann schloss er die Tür und setzte sich ans Lenkrad. "Weißt du überhaupt, wo wir hin müssen?", fragte ich ihn und schnallte mich an. Er jedoch startete den Motor und fuhr auch schon los. Das leise Schnurren des Motors lenkte mich von seinem verrückten Fahrstil ab. Rikku fuhr so schnell, dass es mich in den Sitz drückte und ich mich daran fest krallte. "Natürlich.", lachte er. "Musst du wie ein Irrer fahren?", fragte ich angespannt und drückte meinen Kiefer aufeinander, um nicht loszuschreien. Ehrlich gesagt, war es sogar richtig lustig. Besonders die Kurven waren der Hammer, da es mich dann immer mitriss. Ich selbst träumte schon seit ich ein kleines Kind war davon, in solch einem Auto über die Straßen zu rasen und in zwei Tagen durfte ich es auch. "Mein Auto, meine Regeln.", sagte er schulterzuckend. "Hoffentlich ist es nicht so eine widerliche Einzimmerwohnung ohne Ausblick." "Wirst du schon noch sehen.", grinste er immernoch. "Wieso tust du so, als ob du wüsstest, wie unsere Wohnung aussehen wird?" Doch anstatt mir zu antworten lachte er herzhaft und ich spürte ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut. Nein, das war gar nicht gut.


Rikku bog gerade nach rechts und ich erblickte weit und breit kein einziges Haus, außer einer rießigen Villa. "Ey, wir können jetzt keine Pause machen! Ich will duschen, meine Sachen auspacken und dann ins Bett. Das hammer Haus da, kannst du auch irgendwann anders erkunden. Außerdem muss man sich bestimmt davor anmelden, um es zu besichtigen.", beschwerte ich mich. Er jedoch hörte nicht auf mich und fuhr lachend die schöne Einfahrt hoch zu der Villa. Wobei das Wort Villa schon nicht mehr passte, da das Haus schon eher einem Schloss glich. Der Wagen hielt und Rikku stieg aus, um mir ebenfalls die Tür zu öffnen. Dann holte er unsere zwei Koffer aus dem Kofferraum und trug sie zum Eingang. Dort blieb er stehen und wartete bis ich auch da war. "Was hast du jetzt vor? Willst du hier etwa einbrechen?", fragte ich verwirrt. Zwar antwortete er mir nicht, allerdings öffnete er die Tür mit seinem Schlüssel und die Frage beantwortete sich, wie von selbt. "Nein, Süße. Das ist unser Zuhause.", lachte er und bat mich hereinzukommen. Ich ging hinein und das Licht ging wie von selbst an. Und was ich sah, war echt unglaublich. Das Haus sah schon von Außen verdammt geil aus, aber wenn man erstmal drinnen war, kam man nicht mehr aus dem Staunen raus. "Wie..was...aber...zuhause?", stotterte ich und drehte mich zu Rikku. "Mein Vater hat uns hier in Athen ein Haus bauen lassen. Dachtest du etwa wirklich, dass wir in so einer kleinen Wohnung, wie die anderen, wohnen würden?" "Dein Vater muss ja richtig viel Kohle haben.", nuschelte ich und drehte mich um meine eigene Achse, um das Haus weiter betrachten zu können. Ich schätzte, dass wir uns in der Eingangshalle befanden, denn es führte eine gigantische und wunderschön verschnörkelte Treppe in die erste Etage. Die Einganshalle war rießig und die Decke war sehr hoch. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin in ihrem Schloss, denn genau so sah es hier aus. "Gefällt es dir?", fragte er mich, nachdem ich mich mich wieder zu ihm gedreht hatte. "Soll das ein Scherz sein? Es ist fantastisch. Ich liebe es!", rief ich begeistert. "Und dabei hast du noch nicht mal das ganze Haus gesehen." Ich schnappte mir meinen Koffer und trug ihn schnell die Treppen hoch, was sich als ziemlich schwierig erwieß. Rikku kam lachend zu mir und nahm mir den Koffer ab. Mit zwei Koffern bepackt, lief er voraus und ich folgte ihm. Wir liefen einen langen Gang entlang und blieben dann vor einem Zimmer stehen. "Das ist unser Zimmer.", sagte er und wollte gerade die Tür öffnen, doch ich hielt ihn davon ab. "Willst du mir jetzt etwa wirklich verklickern, dass wir uns ein Zimmer teilen?", fragte ich geschockt. "Ja, außer du willst auf der Couch schlafen." "Wir sind gerade an zig tausend Türen vorbei gelaufen, da kannst du mir auch ein Einzelzimmer geben. Außerdem bin ich mir sicher, dass es in diesem Haus genügend andere Räume gibt." Er schüttelte grinsend den Kopf. "Da wohnen die Jungs.", erklärte er mir. "Welche Jungs?" Ich hoffte doch sehr, dass diese Jungs

ein schlechter Witz war. "Felizio, Julius und Gary." Der wollte mich doch verarschen! "Ich soll eine Woche lang mit euch vier Volltrotteln zusammen leben und mir dann auch noch mit einem von euch ein Zimmer teilen?", schrie ich aufgebracht und konnte es kaum glauben. Das war doch nicht fair! 'Gott, was hab ich dir gemacht, dass du mich so hasst?', fragte ich mich. "Jep. Jeder von uns hat seinen eigenen, ähm... Teil des Hauses. Und dieser Teil gehört mir. Also musst du wohl oder übel mit mir wohnen." Er schob mich sacht beiseite und ging dann in sein Zimmer. Genervt folgte ich ihm und mir fielen schier die Augen aus dem Kopf. Sein Zimmer war aufgeräumt! "Wieso ist dein Zimmer so ordentlich?", fragte ich direkt und schaute mir sein Zimmer genauer an. Es war rießig und das würde ich zwar nie zugeben, aber es war wunderschön. Geschmack hatte der Typ zumindest. In der Mitte stand ein großes weißes Bett, das sehr kuschelig aussah. Rechts davon eine kleiner Nachttisch und neben diesem war eine Tür. Gegenüber von dem Bett war ein Flachbildschirm an der Wand angebracht. In dem einen Eck stand dann noch ein Schreibtisch und ein Stuhl und im anderen Eck stand ein schwarzes Sofa. Die Wände waren dunkel, der Boden war jedoch aus hellem Marmor. Stop, Marmor? "Und der Boden ist jetzt nicht wirklich aus Marmor

?", fragte ich entzückt und fasste den Boden an. "Teuer, aber echt schön.", bestätigte er meine Vermutung. Links von seinem Bett war eine Glastür, die vermutlich zu einem Balkon führte. Ich ging auf die Tür zu, öffnete diese und ging dann hinaus. Der Ausblick war unglaublich. Anstelle der Sonne stand nun ein wunderschöner Vollmond am Himmelszelt, der sich im Meer spiegelte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Villa direkt am Strand war. Heute wurde ich einfach überwältigt von diesen Anblicken. "Ich hoffe der Ausblick gefällt dir.", lachte Rikku und stellte sich neben mich. "Das ist so überwältigend und wunderschön.", flüsterte ich. Ich hatte noch nie solch einen Urlaub erlebt und meiner fing gerade erst an. Und die Vorstellung mit Rikku in einem Bett zu schlafen war eigentlich... toll. Keine Ahnung wieso, aber ich freute mich total, dass ich mit ihm zusammen lebte. "Der Mond ist so wunderschön.", hauchte ich. Er drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich von der Seite an. "Weißt du, du bist auch wunderschön." Jetzt drehte ich mich ebenfalls zu ihm und erinnerte mich an die Szene im Flugzeug. So romantisch das jetzt auch war, mir fiel ein, dass ich noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Langsam kam ich ihm näher und schaute ihm dann in seine silbernen Augen, die leicht aufblitzten. Schnell wand ich meinen Blick von ihm ab, da ich nicht in seinen Augen versinken wollte. Ich wollte auch nicht, dass er wieder mein Gehirn benebelte und ich ihm somit unterworfen war. Und ich wollte nicht wieder ständig an ihn denken müssen.

"Das Bad?", fragte ich leise mit immernoch abgewandtem Gesicht. "Rechte Tür.", flüsterte er und ich ging schnell ins Zimmer. Dann öffnete ich meinen Koffer und nahm mir, was ich brauchte. Vorher hatte ich die rechte Tür gar nicht bemerkt, nur die linke. Ich ging ins Bad und schloss dann ab. Das Bad war nicht gerade klein. Es war ziemlich altmodisch gebaut, mit vielen Verzierungen und Statuen und weiteres. Ich beschloss nur kurz duschen zu gehen, da ich wirklich müde war. Schnell zog ich mich aus und stellte mich dann unter die schöne Dusche. Es war mir schon fast du schade, in einer so schönen Dusche zu duschen. Nachdem ich geduscht und meine Haare gewaschen hatte, stellte ich das Wasser ab und wickelte mich in ein flauschiges Badetuch. Dann putzte ich noch schnell meine Zähne und rubbelte meine Haare einigermaßen trocken. Ich nahm meine Unterwäsche, welche ich anzog und bemerkte dann, dass ich meinen Schlafanzug vergessen hatte. Fluchend wickelte ich wieder das Handtuch um meinen Körper und öffnete die Tür dann einen kleinen Spalt. Ich lugte hindurch und sah niemandem im Zimmer. Leise öffnete ich die Tür dann ganz und schleichte zu meinem Koffer. "Wo ist der Scheiß?" Immernoch im Koffer wühlend, bemerkte ich nicht, wie Rikku sich neben mich stellte. "Sexy.", grinste er frech und ich sprang erschocken auf. Noch dazu ließ ich das Handtuch fallen und war verdammt froh, dass ich mir wenigstens meine Unterwäsche angezogen hatte. Seine Augen weiteten sich kurz und sein Mund öffnete sich leicht. Ich würde in diesem Moment alles dafür geben, seine Gedanken lesen zu können. Komischer Weise kam mir die Idee, dass ich mein Handtuch wieder aufheben konnte, leider zu spät in den Sinn, denn Rikku hob es auf und schmiss es ganz weit nach hinten. Dann kam er auf mich zu und stoppte vor mir. "Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du einfach unglaublich bist?", flüsterte er und nahm mein Gesicht in seine Hände. Meine Wangen färbten sich leicht rot und ich hasste mich dafür, da er nun selbstfällig lächelte. "Sieht wohl so aus.", flüsterte er immernoch und lachte leise, da ich nun noch röter wurde. Gott, wie ich das hasste! "Also ich mag das." "Was?", fragte ich leicht benommen. "Wenn du so süß rot wirst.", lachte er immernoch. "Bild dir ja nichts darauf ein, du arrogantes Arschloch.", schrie ich ihm genau ins Gesicht und entfernte nicht besonders zaghaft seine Hände von meinem Gesicht. Dann wühlte ich wieder in meinem Koffer, fand aber nichts. Ich hatte doch tatsächlich mein Pyjama vergessen. "Hier.", sagte Rikku und warf mir ein T-shirt von sich zu. Ich fing es dankend auf und zog es dann schnell an. Sein T-shirt roch genauso wie er, einfach unglaublich. Unauffällig sog ich seinen Duft ein und seufzte. Scheiße, was machte ich da eigentlich? Ich war so ein Idiot! "Kommst du kurz mit?", unterbrach er meinen Gedankenzug, indem ich mich gerade ordentlich beschimpfte. "Wohin?", stellte ich die Gegenfrage und wurde nun neugierig. "Nach unten. Die Jungs sollten auch schon da sein." "Aber hat Mr. Poof", fing ich an und musste bei dem Namen grinsen. "nicht gesagt, dass man immer zu zweit in einer Wohnung wohnt?" "Ja hat er, aber die Jungs und ich haben das mit den Lehrern schon ausgemacht gehabt." "Aber was hab ich damit zu tun? Ich mein, du hättest mich doch einfach mit irgendjemand anderem zusammen wohnen lassen können." Jetzt war ich wirklich verwirrt und noch neugieriger geworden. "So neugierig, wie immer.", lachte er. "Woher willst du das denn wissen? Du kennst mich nicht mal!", zickte ich ihn an. "Darling, glaub mir, ich kenne dich sehr gut. Und bevor du jetzt noch mehr Fragen stellst, die Erklärung bekommst du in zwei Tagen." "Da hab ich aber Geburtstag." "Ich weiß.", grinste er frech und öffnete dann die Tür. "Nach dir." Ich streckte ihm die Zunge raus und ging dann aus dem Zimmer. Auf dem Weg ins Wohnzimmer hörte ich Kampfgeräusche und Fluche. Wie es aussah waren die Anderen schon da. "Ich mach dich fertig, du Loser!", schrie Gary gerade, als wir im Wohnzimmer ankamen. Da spielten sie doch tatsächlich mit ihrer Konsole. Ich konnte es echt nicht glauben. "Ach Scheiße!", schrie Felizio, der anscheinend verloren hatte. Leise schlich ich mich hinter das Sofa, auf dem sich alle versammelt hatten und beschloss das Geschehen noch etwas mitanzusehen. "Ich hab doch gesagt, dass ich dich ferig mach.", sagte Gary und ich hörte das eingebildete Grinsen deutlich heraus. "Deine Mutter.", nuschelte Felizio und in dem Moment kam Rikku zu mir. "Halt meine Mutter da raus, du Spast!" Und jetzt fing es erst recht an lustig zu werden. Gary stand auf und kam auf Felizio zu. Währenddessen schwingte ich mich auf die Couch und nahm mir einen Controller in die Hand. Gary und Felizio waren so sehr in ihre Streiterein vertief, dass sie mich nicht bemerkt hatte, Julius jedoch schon. "Eins gegen eins.", flüsterte ich und Rikku setzte sich nun auch neben mich. "Weißt du überhaupt wie das geht?", lachte er und das Spiel begann. Und ob ich wusste, wie das ging, immerhin war ich mit drei männlichen Wesen aufgewachsen! Es war ein Kampf zwischen zwei Wesen und man durfte jede Waffe benutzen. Ein paar Mal den A- Knopf drücken und paar Mal meine Superattacke einsetzen, schon hatte ich gewonnen. "Herzlichen Glückwunsch, sie haben Zenmeister Chronos besiegt.", ertönte die Stimme aus dem Fernseher und es blinkte das Wort Winner

auf meiner Seite. Wieso nannte Julius sich Chronos? Ich bemerkte die total überraschten Blicke von den Jungs, selbst Gary und Felizio schauten mich mit offenen Münder an. "Was denn? Nur weil ich ein Mädchen bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nichts drauf hab!" Hatten die noch nie ein Mädchen Playstation spielen sehen? "Niemand hat es bis jetzt geschafft Chronos zu besiegen.", sprach Rikku fassungslos. "Chronos?" Bei dem Wort Chronos dachte ich an die griechischen Götter. "Wie eingebildet muss man sein, um sich als Gott zu bezeichnen", sagte ich und verdrehte die Augen. Die Jungs jedoch sahen so aus, als ob sie sich ziemlich unwohl in ihrer Haut fühlten. Irgendwas stimmte hier doch nicht. "Was?", fragte ich langsam. Alle schauten kurz zu mir und dann zu Rikku. "Sag du's ihr.", forderte Gary. Was denn sagen? "Ähm, kann mich mal jemand aufklären?" Als ich das böse Grinsen von Gary sah fügte ich noch schnell "In dieser Sache!" hinzu und verengte meine Auge zu Schlitzen. "Ich denke wir sollten jetzt schlafen gehen.", seufzte Rikku und schaute mich nicht an. "Verdammt nochmal, was soll das jetzt? Irgendwas stimmt mit euch Trotteln doch nicht? Dass ihr bescheuert seid, hab ich schon festgestellt. Und, dass ihr eingebildet und arrogant seid, auch. Also was verheimlicht ihr mir?", schrie ich. Jetzt war ich wirklich sauer! Gary kicherte und bekam dafür ein Kissen von mir ins Gesicht geschmissen. Er schmollte und war endlich ruhig. Doch bevor ich wieder anfangen konnte die Jungs anzuschreien, hörte ich wie die Haustüre aufging und drei unglaublich schöne Frauen eintraten. "Leukothea is in the house!", rief die Erste fröhlich mit zig Shoppingtaschen an den Armen. Sie hatte rotblonde schulterlange Haare und grau- blaue Augen. Das Mädchen war einfach nur unbeschreiblich hübsch und war irgendwie niedlich. "Lora, benimm dich.", beschwerte sich die große Frau, neben ihr. Die Frau neben Lora hatte feuerrote kurze Haare und schokobraune Haare. Ihre Figur war genauso wie die der anderen Beiden beneidenswert und ihre Haltung wirkte ziemlich weise. "Aphrodite!", schrie die Dritte und kam auf mich zu gerannt. Bevor ich reagieren konnte, hatte sie mich schon umarmt und ließ mich auch nicht los. Rikku zeigte ein Zeichen, dass sie aufhören sollte, was sie dann verwirrt auch tat. Sie zuckte die Schultern und strahlte mich an. "Endlich bist du wieder da! Ich muss dir so viel erzählen, du wirst es nicht glauben. Oh wow schau dich an, so hübsch wie immer. Mensch, hab ich dich vermisst, das glaubst du mir nicht. Wo warst du denn solange?", plapperte sie auch schon los. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute sie verwirrt an. Sie hatte dunkelbraune Haare, die ihr glatt bis zur Mitte ihres Rückens fielen. Ihre grau-blauen Augen schauten mich überrascht und erwartunsvoll an. "Ähm..", machte ich und hatte keinen Plan, was ich jetzt sagen sollte. "Lass sie doch erstmal hinsetzen, Delia.", sagte die Frau mit den roten Haaren und ich lächelte sie dankbar an. Wer waren diese Frauen? "Delia, sie erinnert sich an nichts.", fing Felizio auch schon an, als wir uns gesetzt hatten. Diese Delia hatte sich neben mich gesetzt und schaute mich immer so komisch an. Links von mir saßen noch die anderen Mädels und die Jungs saßen auf dem Sofa gegenüber. "Was? Wieso nicht?", fragte Lora und schaute sie ungläubich an. "Ach was, die labbern bestimmt nur Schwachsinn. Aphrodite, du erkennst mich doch, nicht wahr?", fragte Delia mich. Erinnern? Was war hier los?! "Erst mal, mein Name ist Violetta. Ich fühl mich zwar geschmeichelt, dass du mich Aphrodite

nennst, aber äh ja, das ist nicht mein Name. Zweitens, was ist hier eigentlich los? Und drittens, ich hab keinen Schimmer wer du oder deine Freundinnen seid." "Das ist jetzt nicht dein Ernst? Ich bin's, Delia! Deine beste Freundin! Wie kannst du dich nicht an mich erinnern?!", schrie sie und war den Tränen nahe. "Tut mir Leid, ich wollte nicht..." "Schon gut.", schnitt mir Julius das Wort ab und ich nickte langsam. "Wieso erinnert sie sich nicht?", flüsterte Delia leise und schaute die Jungs erwartungsvoll an. "Sie ist die Letzte, was heißt, dass sie am längsten ohne dem Wissen, wer sie wirklich ist, gelebt hat. Niemand war bei ihr und hat es ihr erklärt. Sie war ganz auf sich alleine gestellt und hat es dann irgendwann vergessen.", erklärte Julius ihr und verwirrte mich nun noch mehr. "Will mir das mal jemand erklären?", fragte ich gereizt. "Oh Süße, alles wird gut, jetzt bist du ja endlich bei uns.", sagte Lora und umarmte mich. Ich schaute die Jungs verständnislos an und fühlte mich ziemlich unwohl in meiner Haut. "Okay, da wir jetzt vollständig sind, fange ich an, dir alles zu erklären.", sagte Rikku und erhob sich. Gott, war ich froh, endlich eine Erklärung für den Schwachsinn zu bekommen. Bevor Rikku jedoch anfing, war mir klar geworden, dass sich jetzt so einiges ändern würde. Nein, nicht nur einiges. Mein ganzes Leben würde sich nun ändern, da war ich mir sicher.


"Violetta,", fing Rikku an und sah mir direkt in die Augen, was bei mir eine Gänsehaut auslöste. "oder sollte ich lieber Aphrodite sagen?" Jetzt lachten alle. "Aphrodite?", fragte ich nach. Er nickte und fuhr fort. "Du hast doch bestimmt schon von den Griechischen Götter gehört? Genau. Es gibt sie wirkich und du bist eine von ihnen. Genauso wie wir." Er machte eine kurze Pause und gab mir Zeit, das alles zu realisieren. Hatte ich es richtig verstanden, ich war eine Göttin? Komisch, dass ich davon nichts mitbekam! "Und welche Götter?", fragte ich nach. "Ich bin Ares, der Kriegsgott. Gary ist Herakles, er ist sozusagen unser Orakel. Felizio ist Gott Dionysos, der Gott der Freude und Julius ist Chronos Gott der Zeit.", erklärte er und wurde sofort mit einem "HA!" meinerseits unterbrochen. "Gott der Zeit! Das heißt doch, dass du Julius Caesar bist, stimmt's?" Julius lachte und... nickte tatsächlich! "Ja, der bin ich. Julius Caesar höchstpersönlich.", grinste er und schlug sich mit der Faust auf die Brust. "Also dann mal weiter.", sagte Rikku und unterbrach Julius Caesars Angebereien."Sofia", er zeigte auf die Frau mit den roten Haaren, deren Name ich bis jetzt nicht wusste. "ist Athene, die Göttin der Weisheit und des Schutzes. Sprich, sie hat spezielle Schutzfähigkeiten und ist verdammt schlau. Lora ist die Göttin des Gewässers, Leukothea. Und deine geliebte Freundin Delia ist Artemis, Göttin der Jadg und des Mondes." Aha. Wir waren also Götter. "Sag was.", forderte Delia, ich meinte Göttin Artemis, und sah mich zweifelnd an. "Krass.", hauchte ich. "Woran sollte ich mich denn eigentlich erinnern?" Jetzt sprach Sofia, alias Athene (!). "Vor langer Zeit lebten wir alle im Himmel bei Zeus. Bei uns , so wie auf der Erde, herrschte Frieden. Aber Hades wollte die gesamte Macht und brachte deshalb viele Menschen auf der Erde um. Deshalb verband Zeus ihn. Hades wurde wütend und erschuf seine eigenen Krieger und Giganten, mit denen er die Menschheit und das Götterreich angreifen wird. Zeus handelte schnell und schickte ein paar Götter der bekannten zwölf und ein paar gewöhnliche Götter auf die Erde um gegen ihn zu kämpfen. Aber als wir auf der Erde ankamen, trennten sich unsere Wege und wir mussten uns erst wiederfinden. Wir haben uns alle wieder gefunden, nur dich nicht. Naja, bis jetzt. Auf jeden Fall erinnerst du dich an nichts, weil du einmal gestorben bist, was eigentlich unmöglich ist, immerhin bist du eine Göttin. Das ganze geschah vor sechzehn Jahren. Du wurdest als Mensch wiedergeboren und an deinem sechzehnten Geburtstag wirst du zur vollständigen Göttin, also in zwei Tagen. Du bekommst deine Kräfte wieder und wirst auch wie eine Göttin aussehen." Jetzt war ich erstmal buff. Wow, das war echt... mir fiel kein Wort dazu ein. "Wie lange habt ihr mich gesucht?", fragte ich immernoch verblüfft. "Mehr als zweitausend Jahre.", sagte Julius. Das wurde ja immer besser. "Wieso bin ich gestorben, wenn ich doch unsterblich war oder bin?" "Das wissen wir auch nicht.", flüsterte Rikku und setzte sich wieder. "Und wie geht's jetzt weiter?" "Jetzt warten wir erstmal bis du sechzehn wirst. Dann gehen wir hoch zum Olymp und müssen dann weiteres mit Zeus und dem höchsten Rat besprechen." "Also... also ich lern Zeus hochstpersönlich kennen? Das... ähm heißt, dass alles wirklich wahr ist, was wir in der Schule, äh gelernt haben?", brachte ich heraus. "Ja.", lachten alle. "Wobei, alles

ist auch nicht wahr. Aber das findest du mit der Zeit schon selbst raus.", lächelte Sofia. Bis jetzt hatte ich sie noch nie lächeln oder lachen sehen. "Woah, stop mal. Also ich bin Aphrodite.", stellte ich fest. Mir war gerade etwas eingefallen, dass wir in der sechsten Klasse gelernt hatten. Die Götter hatten mich einfach schon immer fasziniert, weshalb ich in Geschichte auch eine Eins hatte. Die Betonung lag auf hatte

. "Was ist?", fragte Lora nach und alle schauten mich gespannt an. "Das heißt doch, dass ich und ähm Rikku, also irgendwie, ja also ähm...", stotterte ich wieder und wurde rot. Wenn ich Aphrodite war und Rikku Ares, dann hieß es, dass ich ihn liebte und er mich. Zwar hatte ich einen Mann, aber den liebte ich ja angeblich nicht, sondern Ares. Das wurde ja immer verrückter! "Ganz genau, Ares ist deine Affäre.", grinste Felizio schief. "Aber wenn dir Rikku zu langweilig wird, kannst du dich auch mit mir vergnügen.", sagte Gary und wackelte mit den Augenbrauen. "Klar. Ich hab auch nichts besseres zu tun, als mich mit dem Orakel zu vergnügen.", grinste ich frech. "Ach übrigens, Gary. Wenn du Herakles bist, dann bist du der Beschützer von Athene, also Sofia." Sofia und Gary schauten sich an und fingen an zu lachen. Es klang wie ein wunderschönes Glockenspiel. "Weiß ich doch.", zwinkerte Gary und stand dann auf, um zu gehen. "Warte!", rief ich und sprang ebenfalls auf. "Was? Hast du noch fragen? Ich bin müde."Ob ich noch Fragen hatte? Ich hatte ja nur gerade erfahren, dass ich die Schönheitsgöttin war, nein, da hat man doch keine weiteren Fragen, wie kam er nur darauf? Ich verdrehte meine Augen und seufzte."Ich kanns echt nicht glauben, dass so jemand wie der da, so einen verdammt wichtigen Job zugeteilt bekommt." "Beleidigen kannst du mich auch noch später. Ciao Leute, ich bin schlafen." Ich hielt ihn am Arm fest und zwang ihn so stehen zu bleiben. "Jetzt warte doch mal." "Was?!", schrie er gereizt und schüttelte meine Hand weg. Er hatte mich angeschrien. Und ja, für das folgende hätte ich mich selbst erschießen können, da ich niemals meine Schwächen zeigte. Ich hasste es, wenn man mich anschrie, weshalb mir jetzt auch eine Träne runterkullerte. "Scheiße Gary, du hast sie zum Weinen gebracht!", rief Delia aufgebracht und kam sofort zu mir, um mich in den Arm zu nehmen. Langsam konnte ich es verstehen, weshalb sie und ich mal beste Freundinnen gewesen waren. "Sorry, das wollt ich nicht, wirklich.", entschuldigte Gary sich und wollte mich ebenfalls in den Arm nehmen. Ich drehte mich um und ging einfach weg. "Ist ja nicht so, als ob ich mich ja schon mit allem auskenne. Als ob ich mich an alles erinnere. Ich kann es selbst noch nicht mal glauben.", nuschelte ich im Vorbeigehen und war mir sicher, dass er es gehört hatte.


Schniefend rannte ich die Marmortreppen hoch und in den mir unendlich vorkommenden Flur. An einer schönen Tür, die von den anderen besonders heraus stach, blieb ich stehen und öffnete diese. Es war Rikkus Zimmer, in welches ich jetzt hinein ging und dann wieder leise die Türe schloss. Ich stieg in das wunderschöne und gigantische Bett und kuschelte mich in die vielen Decken. In dem Moment war es mir sogar egal, wo Rikku nun schlafen musste. "Soll er doch auf dem Boden schlafen.", flüsterte ich und schmiss ein Kissen und eine Decke auf den Boden. Den Rest konnte er ja schon selbst erledigen. Dann schmiegte ich mich an das Kissen und musste wieder anfangen zu weinen. Ich vermisste meine Familie. Meine chaotischen, aber wundervollen Eltern, meine zwei nervenden und über alles geliebten Brüder. Mir fiel auf, dass sie ja dann nicht wirklich meine Familie waren und ich sie vielleicht nie wieder sehen konnte. Wieso hatte ich ihnen nur so wenige Male gesagt, dass ich sie alle über alles liebte? Es war mir egal, ob sie nun biologisch mit mir verwandt waren oder nicht. Ich hatte mein ganzes Leben mit ihnen verbracht, sie waren und würden für immer meine Familie bleiben. Was wäre wohl passiert, wenn ich bei Neuseeland geblieben wäre? Ich vermisste auch Marlene und erinnerte mich daran, dass ich ihr versprochen hatte, sie anzurufen. Doch das konnte bis morgen warten, jetzt war ich einfach zu erschöpft und zu müde. Es klopfte an der Tür und ich nahm nur im Halbschlaf wahr, dass jemand herein kam und dann vor dem Bett stehen blieb. "Wer ist da?", nuschelte ich verschlafen und schloss meine Augen. "Hab ich dich geweckt? Tut mir Leid.", flüsterte Rikku und ich öffnete meine Augen, um meinen Kopf zu schütteln. Er hob das Kissen und die Decke vom Boden auf und legte sie dann ins Bett. "Rutsch mal ein Stück.", bat er und ich gehorchte. Dann legte er sich neben mich ins Bett und sah mir direkt ins Gesicht. "Er wollte dich nicht anschreien." "Und ich wollte nicht weinen." Er lachte und gegen meinen Willen bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Sein Lachen klang so wundervoll. "Das ist normal. Kurz vor deinem sechzehnten Geburtstag verstärken sich deine Gefühle.", erklärte er und erwiderte mein Lächeln. "Mach es nochmal.", verlangte ich und kämpfte gegen die Müdigkeit. Ich musste unbedingt noch einmal sein unglaublich schönes Lachen hören, egal wie idiotisch das jetzt klang. "Was?", fragte er verwirrt. "Lachen." "Lachen?" "Ja, lach nochmal.", forderte ich. "Ich soll nocheinmal für dich lachen?", fragte er und grinste mich schief an, woraufhin ich leicht nickte. "Wieso?" "Weil es so wunderschön klingt.", gab ich zu und er lachte tatsächlich. "Danke.", sagte ich und schloss meine Augen entgültig. "Schlaf jetzt, meine Schönheit.", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze, woraufhin ich mit einem Lächeln einschlief.

"Blablablabla, lalala ich hööööre nichts!", weckte mich eine schrille Stimme. Ich öffnete zuerst mein rechtes Auge und als ich nichts erkennen konnte, auch das andere. Mit einem Gähnen setzte ich mich auf und bemerkte, dass niemand weiteres in dem Zimmer war. Wie es aussah, kam die Stimme von unten. Wieso konnte ich sie dann hören? Ich sprang etwas unelegant aus dem Bett und fiel dann auch direkt mit dem Gesicht voraus auf den Boden, da sich meine Beine in dem Bettlaken verheddert hatten. Fluchend stand ich auf und legte die Decke zurück aufs Bett. Dann ging ich aus dem Raum zur großen Treppe und blieb dort kurz stehen, da ich nicht wolle, dass sie wussten, dass ich schon wach war. "Ich wette, dass sie dann verdammt heiß aussehen wird.", sagte Gary und ich hörte Gemurmel. "Dann wette ich dagegen.", sagte Julius und man konnte hören, wie sie einschlugen. "Hundert Mäuse?" "Geht klar." Moment mal, die sprach doch nicht über mich? Ich polterte die Treppen herunter und setzte mein supersüßes Lächeln auf. "Ich habe gerade nur das Wort Wette gehört und bin sofort hergekommen. Um was geht's denn? Ich würde gerne mitmachen.", sagte ich und sah wie Gary und Julius sich unwohl anschauten. "Ach, nur so eine Wette zwischen Männern.", sagte Julius und Gary musste sich das Lachen verkneifen. "Ihr wollt nicht wissen, wie lange ich schon da oben gestanden bin.", sagte ich nun todernst. "Shit! Also hast du mitbekommen, dass es um dich ging?" "Nö. Nur die Wette. Aber dank dir jetzt schon. Trottel." Ich drehte mich um und ging in die Küche. Dort saßen die Mädels am Tisch und unterhielten sich. Als sie mich jedoch bemerkten, verstummten sie augenblicklich. Ich beobachtete sie, während ich mir einen Orangensaft in ein Glas schüttelte und es dann trank. "Was ist denn mit euch los?", wollte ich wissen, nachdem ich ausgetrunken hatte. "Nichts. Wir müssen heute noch shoppen gehen, da du ja morgen Geburtstag hast.", erinnerte Delia mich und grinste. "Mhm.", machte ich und ging wieder aus der Küche. "Sagt mal, wo ist Rikku?", fragte ich die Jungs und setzte mich zu ihnen aufs Sofa. "Der ist kurz mit Felizio weggegangen. Wieso? Vermisst du deine heiße Affäre?", sagte Gary und schmunzelte. "Boah halt die Fresse, klar?", regte ich mich auf und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. "Schon gut.", lachte er und tat beleidigt. "Du wolltest mich doch gestern noch was fragen?" Jetzt musste ich grinsen. "Du bist doch das Orakel.", sagte ich und betonte das letzte Wort besonders. Er nickte und ich musste nun lachen. "Da gibt's nichts zum Lachen.", sagte er und verschrenkte gespielt beleidigt seine Arme vor der Brust. "Also gut, Jesus. Dann zeig mal was du drauf hast." "Wie meinst du?", fragte er verwirrt. "Ja, mach dein Hokus- Pokus ding und sag mir meine Zukunft voraus und den ganzen Rest halt." Jetzt lachte er und bekam dafür einen grimmigen Blick meinerseits. "Süße, so leicht geht das nicht. Ich bin nicht der Messias.", zwinkerte er. "Hä? Wie denn dann?" "Ich muss zum Tempel gehen und muss dann ein Ritual vorbereiten. Dann kann ich dir alles erzählen was du willst.", erklärte er. "Hm, das ist ja dann voll die doofe Fähigkeit, wenn du nicht mal hier irgendwas machen kannst, sondern zu irgendso einem Tempel gehen musst." "Klar kann ich auch was, ohne den Tempel und das Ritual. Allerdings kann ich dann nur höchstens einen Tag voraussehen." "Okay." "Was okay?" Ich seufzte. War der Junge so schwer von Begriff? "Tu es. Sag mir, was mir an meinem Geburtstag passiert." Er schloss für einen Augenblick die Augen und konzentrierte sich. Als er sie dann wieder öffnete, hielt ich es vor Neugier gar nicht mehr aus. "Und? Sag schon!" Er schaute kurz zu Julius und dann schaute er mir ernst ins Gesicht. "Willst du es wirklich erfahren?", fragte er verunsichert. Was sollte das denn schon wieder? "Jaha! Jetzt machs nicht so spannend!", rief ich und hüpfte ungeduldig auf dem Sofa rum. Na aber jetzt war ich erst gespannt darauf zu erfahren, was er gesehen hatte.

"Also gut.", sagte er und ich schaute ihn erwartungsvoll an. "Du..." "Ich?" "wirst.."Werde?" "Sechzehn Jahre alt.", grinste er. "Grr!", machte ich und sprang ihn an. Mit einem Kissen schlug ich ihm ins Gesicht. Er wehrte sich nicht, da er nur noch am Lachen war. "Das ist nicht witzig.", knirschte ich mit meinen Zähnen und schlug weiter auf ihn ein. Plötzlich hörte ich wie die Tür ins Schloss fiel und stand augenblicklich auf. Als Rikku ins Wohnzimmer kam, hatte ich das Bedürfnis ihn zu umarmen, zu streicheln und zu küssen. 'Verdammt, was ist los mit mir?', fragte ich mich wütend. Zu spät bemerkte ich, dass meine Beine sich schon in Bewegung gesetzt hatten und ich nun vor Rikku stand. "Äh... hi.", stotterte ich und wurde rot. Rikku hob eine Augenbraue und musterte mich eindringlich. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Mädels auch schon zu uns gekommen waren und das Geschehen verfolgt hatten. Peinlich. "Ja, äh, hi?", sagte Rikku verwirrt und kratzte sich am Hinterkopf. Ich fühlte mich total unwohl und wie eine Idiotin, aber ich konnte einfach nicht weg von ihm. Im Gegenteil, ich musste mich beherrschen, ihm nicht um den Hals zu fallen. "Was, ähm... geht so?", fragte ich etwas schüchtern. Auf einmal fingen alle außer Rikku und mir zu lachen an. Noch peinlicher ging es echt nicht mehr! Ich schaute zu Boden und schämte mich abgrundtief. So etwas war mir ja noch nie passiert. "Los Violetta, lass und jetzt für morgen shoppen gehen.", sagte Delia und zog mich von den anderen weg. Ich trottete ihr hinterher und hatte absolut keine Lust von Rikku wegzugehen. Er zog mich einfach magisch an und faszinierte mich unglaublich. Kurz gesagt, der Mann war einfach bombastisch. Die Autofahrt redete ich kein Wort, sondern hörte nur Delias aufgeregtem Gerede zu. "Da sind wir!", quiekte sie vorfreudig und parkte den Wagen. Wir stiegen aus und liefen direkt auf eine Kleiderboutique, die Chanel

hieß, zu. Ouhje, das würde teuer werden. "Catherine, ich bins!", schrie Delia durch den ganzen Laden, als wir drinnen waren. Und was das für ein Laden war! Überall hingen Gemälde von mir unbekannten Personen, es gab Kronleuchter und kleinere Wasserfälle an jedem Eck und der Laden roch etwas exotisch. Ein Traum für jede Frau. Sofort verwandelte sich meine miese Laune in gute, ich hatte nun total Lust auf alles. "Ah, Delia.", hörte ich eine große schlanke Schönheit sagen, die Delia links und rechts mit einem Wangenkuss begrüßte. "Also Catherine, das ist Violetta. Sie hat morgen Geburtstag und wir brauchen etwas für sie.", zwinkerte sie Catherine zu, welche dann wissend nickte. "Dann suchen wir mal, was hübsches für dich.", sagte sie und suchte schon los. Etwas unsicher setzte ich mich auf die kleine Bank, die neben uns stand und wartete. Nach fünf Minuten kam sie dann mit sechs Kleidern wieder. Wo Delia wohl steckte? Ich hatte vorher gar nicht bemerkt, wie sie verschwunden war. "Also, hier sind die Schönsten. In die Umkleidekabine mit dir.", sagte sie und ich ging in eine der schönen Umkleidekabinen. Sie hatte recht, die Kleider waren einfach nur geil. Das erste war ein enganliegendes himmelblaues Kleid ohne Träger. Vorne ging das Kleid nur bis zur Mitte der Oberschenkel und hatte hinten dann eine schöne Schleppe, die fast bis zum Boden reichte. Mir gefiel es. Ich trat aus der Umkleidekabine und betrachtete mich dann im Spiegel. Dann schaute ich zu Catherine und bemerkte, dass Delia nun auch wieder da war. Ich drehte mich langsam, damit sie mich genau anschauen konnten, und wartete dann auf ihr Urteil. "Nein, nicht gut. Du hast Geburtstag und gehst nicht auf einen Abschlussball. Nächstes!", sagte Delia und Catherine nickte zustimmend. Also ging ich in die Umkleidekabine und probierte die restlichen Kleider durch. Bei allen hatten sie etwas auszusetzten. Bei dem weißen kurzen, war es zu eintönig. Das silberne Cocktailkleid mit der Blume wirkte zu kindisch und das champagnerfarbene Ballonkleid war einfach zu, ich zitiere: "Aufgeblasen". Was erwartete die denn bei einem Ballonkleid? Nach einem weiteren pinken, was zu grell war, und orangenen, welches zu lasch wirkte, Kleid, hatte ich alle durch. "Das waren alle.", beschwerte ich mich. Delia schien zu überlegen. "Ich habs! Cat, ich hab dir doch mal gesagt, du sollst ein Kleid zurücklegen." "Ja?" "Das war für sie. Hol es bitte." Cat nickte und ging dan davon. "Du hast ein Kleid für mich zurücklegen lassen?" "Ja, aber das ist schon einige Jahrzehnte zurück.", sagte sie achselzuckend. "Jahrzehnte? Solange lebt Cat doch gar nicht, oder?" "Nein, aber den Laden habe ich gekauft und Cats Urgroßmutter hat das Kleid zurücklegen lassen." "Aber du hast gesagt...", fing ich an, doch sie schnitt mir das Wort ab. "Ist doch voll egal, hauptsache du hast das Kleid." Genau in dem Moment kam Cat um die Ecke mit einem Karton. Sie stellte ihn auf die Bank und holte ein goldenes Kleid heraus. "Anziehen.", befahl sie mir und ich gehorchte. Als ich das Kleid anhatte, kam ich heraus und bestaunte mein Spiegelbild. "Delia, das ist unglaublich!", kreischte ich und drehte mich um meine eigene Achse. Das goldene Kleid war schulternfrei und oben rum enganliegend. Nach unten hin wurde es dann offen und reichte mir dann bis zu meinen Knien. "Gott, Violetta du siehst umwerfend aus!", sagte Cat und stand auf. Sie reichte mir noch ein paar goldene Pumps, die ich sofort anzog. "Umwerfend? Ha, das ich nicht lache.", grinste Delia. "Sie ist die Sexgöttin in Person!" Jetzt musste auch ich lachen, da es ja auch eigentlich stimmte. "Das kaufen wir, Cat.", beschloss Delia und ich zog mich wieder um. Wir bezahlten, verabschiedeten uns von ihr und gingen dann zum Wagen. "Delia du bist echt unglaublich." "Ich weiß.", lachte sie und wir stiegen ein. "War das nicht teuer?", fragte ich und sie fuhr lächelnd los. "Süße, der Laden gehört mir. Das ist sozusagen kostenlos." Jetzt musste auch ich grinsen. Vorfreude stieg in mir auf, da ich morgen das Kleid endlich tragen durfte. Morgen war mein großer Tag, mein Geburtstag und ich wurde endlich zur Göttin. Ich würde wieder Göttin Aphrodite sein.


"Wir sind wieder da!", schrie Delia ins Haus und schloss die Tür dann wieder, als wir drinnen waren. "Na wenn das nicht unsere Violetta ist.", sagte Gary und kam zu uns geschlendert. "Was gibts?", wollte ich genervt wissen. Schon sein Gesicht machte mich wütend und lud nur dazu ein, es zu schlagen. "Nichts.", sagte er achselzuckend und grinste wieder so hinterhältig. "Spucks schon aus, du Arsch, und mach nicht einen auf unschludig. Alter du bist so mega schwul.", sagte ich genervt und lief an ihm vorbei die Treppen hoch zu meinem und Rikkus Zimmer. Jetzt wollte ich es erst recht nicht mehr wissen. "Ich bin nicht schwul!", schrie Gary und ich hörte Delias Gekicher. Vor unserem Zimmer blieb ich dann stehen. Sollte ich klopfen? Nein, wieso auch, immerhin war es ja auch mein Zimmer, das hatte er selbst gesagt. Ich ging ins Zimmer und bemerkte, dass Rikku gar nicht da war. 'Dann halt nicht.', dachte ich verärgert und schnappte mir das Telefon, das auf dem Tisch stand. Ich wählte Marlenes Nummer und schon nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab. "Ja?", meldete sie sich. "Marlene, hi ich bins Violetta.", begrüßte ich sie. "Ach gibts dich auch noch?" Ouh, nicht gut, sie klang sauer. "Tut mir wirklich Leid, ich war nur... beschäftigt.", log ich. Jetzt lachte sie. Das ging aber schnell?! "Hast du dich mit deinem Lover vergnügt?", kicherte sie und jetzt verstand ich. "Marlene!", brüllte ich in den Hörer. "Hahaha, sorry aber so klang das eben. Wart kurz ich stell dich auf Laut, damit Edyra mithören kann." Marlene und Edyra teilten sich eine Wohnung? "Hi Süße, wie gehts dir?", fragte Edyra. "Mir gehts gut. Sagt mal, wie kommt es, dass ihr zusammen wohnt?" "Na wie wohl? Dreimal darfst du raten." "Ihr wurdet zugeteilt?" "Bingbingbing! Richtig!", sagte Edyra und wir drei mussten lachen. "Wo wohnt ihr?", wollte ich wissen. Ich hatte echt Lust, die Beiden zu treffen. "Irgend so eine griechische Straße, keine Ahnung. Gleich neben dem Park, das blaue Haus.", erklärte Marlene. "Okay, ich bin in zehn Minuten bei euch, ja?" "Okay bis gleich." Ich legte auf und hüpfte die Treppen hinunter. Auf dem Weg hierher waren wir an einem Park und an einem einzigen blauen Haus vorbeigefahren, das musste es dann wohl sein. Ich öffnete die Haustür und lief erstmal mit voller Wucht gegen Rikku. Er hielt mich gerade noch so fest, dass ich nicht hinfiel. "Wo brennt's?", fragte er grinsend und ich verdrehte die Augen. "Mädelsabend.", sagte ich knapp und wollte gerade an ihm vorbei gehen. "Habe ich gerade Mädelsabend gehört? Ouhja!", schrie Lora aufgeregt und schleppte die anderen zwei mit zu uns. "Eigentlich wollte ich zu meinen anderen zwei Freunden gehen.", sagte ich und sah das enttäuschte Gesicht von Lora. "Du kannst sie uns doch vorstellen." Eigentlich war das gar keine so schlechte Idee. "Von mir aus.", seufzte ich und lächelte. "Wohin geht ihr?", fragte Felizio, der gerade um die Ecke geschlendert kam. "Wir besuchen deine Herzdame.", grinste ich. "Ich will auch mit.", schmollte er und ich musste lachen. "Wie wärs, wenn wir alle in die Disko gehen?", schlug ich vor und sah das aufgeregte und zustimmende Gesicht von Lora. "Jajaja! Wir sind gleich wieder da, Jungs. Gibt uns fünf Minuten." Mit diesem Satz zerrte Lora uns drei mit hoch in ihr Zimmer. Ich setzte mich auf ihr bequemes Himmelbett und nahm mein Handy. Wir gehen in die Disko. Die Jungs kommen auch mit, außerdem noch drei Freundinnen von mir. Treffen uns in einer halben Stunde bei euch. Violetta. Ich schickte die SMS ab und widmete mich wieder den dreien zu. "Also, ich such uns was zum Anziehen aus, Sofia du machst uns Frisuren und Delia schminkt uns. Und du Violetta, hm. Du suchst die Accesoires aus!", teilte Lora uns ein und begann auch schon wild in ihrem Umkleideraum zu suchen. Ihr Zimmer war wirklich rießig und ein Traum jedes Mädchens. Zarterosa gestrichene Wände, ein Plüschteppich und ein großes pinkes Bett. Wie gesagt, ein Traum für jedes kleines Mädchen. Ich ging zu ihrem Tisch, worauf viel Schmuck lag, und suchte schon mal paar Teile zusammen. Lora kam schon nach nicht mal einer Minute aus dem Raum wieder zu uns mit vier Kleidern. "Anziehen.", befahl sie uns und gab uns die Kleider. Mein Kleid war wirklich toll. Es hatte keine Träger und einen kleinen V-Ausschnitt. Bis zu meinem Bauch war das Kleid mit silbernen Pailletten geschmückt. Der Rest des Kleides war schwarz und reichte mir nur knapp bis über meinen Hintern. Dann zog ich noch die silbernen High Heels an und setzte mich auf den Stuhl neben Delia. Sie begann dann sofort mich zu schminken und Sofia machte meine Haare. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Drei schon fertig waren. Sofia trug ein dunkelgraues Minikleid, dass man hinter dem Nacken zu machen musste. Dazu noch die passenden Pumps und Smokey Eyes. Delia hatte ein Leo-Kleidchen an, dass sie mit einem schwarzen Gürtel um ihre Mitte kombinierte. Die schwarzen Lack- Pumps passten perfekt zu ihr. Ihre Haare hatte sie gelockt und dann ein wenig hochgesteckt. "Violetta, du solltest doch Schmuck für uns aussuchen.", beschwerte sich Lora neben mir. Sie trug ein wirklich knappes weißes Minikleid, dass eine goldene Schleife in der Mitte hatte und goldene High Heels. Ihre Haare fielen ihr gewellt über die Schultern und ließen sie verdammt sexy aussehen. "Ja tut mir Leid, aber ich wusste doch nicht mal, was wir anziehen.", konterte ich und sie schwieg. Als Sofia und Delia endlich von mir losließen, stand ich auf und betrachtete mich im Spiegel. Sie hatten meine Haare ganz gelockt und etwas tupiert. Mein Make-up sah auch toll aus und passte perfekt zu mir. Lora warf uns noch Schmuck zu, den wir aunzogen, und dann gingen wir wieder runter.


Die Jungs hatten sich auch alle umgezogen und warteten schon auf uns. Sie trugen alle eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, was bei allen vieren unterschiedlich und echt heiß aussah. "Wären die Damen dann soweit?", fragte Gary und wir nickten. Rikku hielt mir ganz Gentelman-like den Arm hin und ich hackte mich bei ihm unter. "Du weißt schon, dass wir in deinen Geburtstag rein feiern werden?", flüsterte er mir zu und ich schaute ihn überrascht an. "Wirklich? Aber ich muss doch morgen ein ganz anderes Kleid tragen." Er lachte amüsiert und schüttelte leicht den Kopf. Wir blieben vor seinem Auto stehen und stiegen dann ein. Erst jetzt bemerkte ich, dass die anderen mit ihren eigenen Autos fuhren. "Wieso nicht ein Auto nehmen und die Umwelt schützen, wenn doch jeder sein eigenes Auto hat.", fragte ich mich und Rikku lachte wieder. Als er losfuhr, stieg Vorfreude in mir auf. Morgen würde sich alles verändern, aber ich freute mich darauf. Veränderungen taten mir gut. "Du siehst übrigens echt heiß aus.", riss mich Rikku aus meinen Gedanken und ich wurde rot. "Idiot.", murmelte ich und schaute aus dem Fenster. Nach ungefähr zehn Minuten brachte Rikku den Wagen zum Stehen und wir stiegen aus. Die anderen waren schon mal zur Disko vorgefahren. Ich ging zur Haustür des kleinen blauen Hauses und klingelte. So schlimm fand ich es gar nicht, immerhin hatten sie ein eigenes kleines Häusschen und keine hässliche Wohnung, wie sie es hätten eigentlich haben müssen. Marlene öffnete mir die Tür und umarmte mich auch gleich. "Oh! Du siehst sooo toll aus. Du bist in den Tagen immer hübscher geworden, meine Liebe.", lachte sie uns ließ mich dann los. Sie trug ein süßes lila Minikleid, welches nur einen Träger hatte und hatte ihre blonden Haare hochgesteckt. Sie sah aus, wie ein kleiner süßer Engel. Edyra kam auch aus der Tür und zog mich in eine Umarmung. "Süße du siehst so heiß aus! Heute Nacht wird echt gefeiert. Du bist doch die einzigste von uns, die noch nicht sechzehn ist. Darfst du da überhaupt schon in die Disko?" Sie ließ mich los und schaute mich fragend an. Gute Frage, aber ich wusste die Antwort selbst nicht. Ich zuckte mit den Schultern und grinste. Edyra sah wieder einmal top aus. Ihre strohblonden Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und ihr pinkes Minikleid betonte ihre tolle Figur. "Also Ladies, lasst uns gehen. Die Anderen warten doch schon auf uns.", unterbrach uns Rikku und wir gingen zurück zu seinem Auto. Wir stiegen ein und Rikku fuhr los. Kurze Zeit später parkte er dann vor einem Club und wir stiegen wieder aus. Ich spürte selbst hier den Bass und hörte die laute Musik. Allerdings sah ich auch schon hier die lange Schlange. Ich seufzte und schaute Rikku an. Er lächelte mich an und nahm meine Hand. Was sollte das denn jetzt? Ich wollte meine Hand wegziehen, doch er hielt sie fest umschlungen. "Okaaay?", sagte ich und dehnte das Wort extra lang. Lachend führte er uns dann bis zum Eingang, an dem ein Typ stand, der nur bestimmte Leute herein ließ.


"Dorian, wie geht's dir alter Kumpel.", sagte Rikku und hielt dem Mann seine Hand hin, in die er lächelnd einschlug. "Alter, Rikku! Dich hab ich hier ja schon ewig nicht mehr gesehen. Die Anderen sind schon drin.", sagte Dorian. Er war ziemlich klein und etwas dicker. Aber irgendwie sah er knuffig aus. "Und wer ist dieser heißer Feger hier?", fragte er und schielte zu mir rüber. Rikku kniff seine Augen zusammen und schaute ihn grimmig an. "Das ist Violetta, meine Freundin.", sagte er. Freundin? Ich schaute auf meine Hand, die in seiner lag und dann nach hinten zu den Mädels. Sie schauten mich strahlend an und nickten aufgeregt. Edyra hielt ihren Daumen in die Höhe und grinste. "Violetta. Bist du wirklich mit Rikku zusammen?", fragte Dorian ungläubig. Ja, ähm, was sollte ich denn jetzt sagen? Manchmal waren Taten besser als Worte. Ich drehte mich zu Rikku und stellte mich auf Zehenspitzen. Dann legte ich eine Hand hinter seinen Kopf und drückte sanft meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss sofort und ich vergrub meine Hand weiter in seinen Haaren. Seine Lippen bewegten sich weich und drängend auf meinen und jagten mir einen Schauer über den Rücken. Gott, konnte der küssen! Zu früh löste er sich von mir und schaute mir in die Augen. Ich sah Lust und Verlangen in ihnen und mir ging es nicht anders. "Ach man ey, immer kriegst du die heißen ab. Was ist mit den beiden da hinten? Na ihr Süßen?" Ich schaute immernoch nur Rikku an und lächelte. Auch er lächelte zufrieden und zog mich in den Club. Edyra und Marlene folgten uns und reagierten nicht mal auf die billige Anmache von Dorian. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und ich roch den Schweiß der tanzenden Leute. "Huhu! Hier sind wir!", schrie ein kleines Fräulein und streckte ihre Hand nach oben. In der Menschenmasse hätte ich Delia eigentlich gar nicht erkannt, aber mit ihrer Schönheit stachen sie und die anderen einfach total heraus. Wir liefen zu den Anderen an die Bar und setzten uns dann. Marlene hüpfte fröhlich in Felizios Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Hatte ich was verpasst? Ich schaute sie mit hochgezogenen Augebrauen an und als sie mich dann wieder ansah, formte sie mit ihren Lippen das Wort Später

. "Was willst du trinken?", fragte Rikku mich und strich die ganze Zeit mit seinem Daumen über meine Hand. "Nichts.", erwiderte ich. Ich wollte mich wenigstens noch an meinen Geburtstag erinnern. Okay, eigentlich wollte ich mich für immer an den Kuss erinner. Scheiße man, wie war ich denn heute drauf? Das vorher war doch nur ein Schauspiel, keine Gefühle. Es war nicht real! Ach, was dachte ich denn da. Ob es für ihn genauso schön war wie für mich? Ne, ich glaubte nicht, oder? "Violetta?", unterbrach Rikku meinen inneren Monolog. Dass ich jetzt auch noch mit mir selbst stritt. Irgendwie ja lustig. "Ja?" "Ach nichts." Wollte der mich verarschen? "Sag mal, wieso hast du vorher gesagt, dass ich deine Freundin bin?", wollte ich wissen. Er schaute mich an und ich bemerkte, dass er immernoch meine Hand hielt. "Weiß nicht.", gab er leise zu und schaute auf unsere Hände. Ohje, sah der süß aus! "Also Leute, ich würd sagen wir setzten uns da hinten auf das Sofa, tanzen ein wenig und trinken dann noch paar Runden. Immerhin sind es ja nur noch zwei Stunden bis zu deinem Geburtstag.", schlug Caesar vor und wir willigten ein. Die anderen setzten sich hin, doch Edyra zog mich auf die Tanzfläche.

"Was läuft bei dir und Rikku?", schrie sie gegen die Musik. Trotz der wirklich übertrieben lauten Musik konnte ich sie perfekt hören. Wir bewegten uns passend zum Lied und ich erkannte ein paar Schweißperlen auf ihrer Stirn. "Keine Ahnnung.", schrie ich zurück und sie schüttelte grinsend den Kopf. "Dann finden wir es mal heraus.", flüsterte sie. Eigentlich hätte ich sie nicht hören dürfen, aber aus einem unergründlichen Grund konnte ich es doch. Edyra tanzte einen hübschen Jungen unseres Alters an und schob seinen Kumpel gleich mal zu mir rüber. Er war größer als ich und hatte schwarze Haare. Seine braunen Augen weiteten sich bei meinem Anblick und ein Macho-Lächeln glitt über seine Lippen. Warum eigentlich mal nicht. Ich tanzte ihn genauso an wie Edyra den anderen und als unsere Blicke sich trafen, mussten wir grinsen. "Kann ich dir was zum Trinken kaufen?", fragte er mich, als die Musik endete. "Gerne. Ich bin übrigens Violetta." "Alexis." Wir gingen zur Bar und er bestellte zwei Wodka-Tonic. Mit einem Zug leerte ich den Inhalt aus und widmete mich dann wieder Alexis. Da wir in Griechenland waren, hatte er mich zuerst Griechisch angesprochen. Komischerweise hatte ich es sogar verstanden, aber auf Englisch geantwortet. "Und was machst du Schönheit hier so?", fragte er mich. "Ich feiere in meinen Geburtstag hinein.", erklärte ich und er nickte. Er legte seine Hand auf meinen nackte Oberschenkel und fuhr langsam immer weiter höher. Als er gerade unter mein Kleid fahren wollte, klatschte ich ihm eine. Und der Schlag hatte gesessen. Genau in dem Moment kam Rikku wütend hergerannt. "Was fällt dir ein meine Freundin anzufassen, du Bastard?!", schrie er ihn an und zog ihn am Kragen in die Höhe. Wow, so sauer hatte ich ihn noch nie gesehen. Was mich jedoch aufregte war, dass ich das verdammt sexy und antörnend fand. Man, Violetta schalt mal dein Hirn ein!, warnte ich mich in Gedanken. "Baby, du bist vergeben?", fragte Alexis bedrückt und Rikku ließ ihn wieder runter. "Ja, unzwar an mich! Und wenn du sie noch einmal anfasst, dann kannst du dich von deinem kleinen Freund verabschieden. Haben wir uns verstanden?" Alexis nickte schnell und verschwand dann. Ich schaute ihn an und legte eine Hand auf seine Schulter. Dann schaute auch er mich an und sah fuchsteufelswild aus. "Was lässt du dich auch noch von so einem Pedo anfassen?", schrie er aufgebracht. "Ich hab ihm doch eine mitgegeben!", verteidigte ich mich und schmollte. "Ja, aber nachdem er schon deinen ganzes Oberschenkel hochgefahren ist!" Hups, er hatte es gesehen? Aber was war er denn nur so wütend auf mich? Immerhin war ich eine freie Singlefrau! "Ich bin Single, ich darf machen was ich will und mit wem ich will.", revanchierte ich mich und bestellte noch einen Drink. 'Ach scheiß drauf, wenn man voll ist, ist man halt voll.', dachte ich mir und bemerkte, dass es irgendwie keinen Sinn ergab. Der Barkeeper stellte mein Getränk auf den Tresen und ich nippte daran. Dann sah ich wieder erwartungsvoll zu Rikku. Seine Nasenlöcher bebten und ich fand es nur zum knuddeln. Hatte ich schon erwähnt, dass er wütend noch geiler aussah?

"Jetzt hab dich nicht so, es ist doch nichts dabei. Außerdem hast du ihm schon eine Lektion erteilt. Alles wieder gut.", sagte ich, da ich nicht wollte, dass er kurz vor meinem Geburtstag sauer auf mich war. Auch, wenn es noch so gut aussah. Er stieß wütend die Luft aus und setzte sich neben mich. "Bitte! Ich hab doch gleich Geburtstag.", schmollte ich. Und tatsächlich! Die Masche wirkte wirklich. Er grinste schief und bestellte ebenfalls einen Drink, den er in einem Zug austrank. "Trink aus und lass uns rüber gehen, wir haben noch zwei Minuten." Ich trank mein Glas leer und ging dann mit Rikku zurück zu den Anderen. "Süße, setz dich! Noch wenige Sekunden und du bist eine Vollgöttin!", schrie Delia aufgeregt. "Psst!", machte ich und ließ mich zwischen Rikku und Gary auf das Sofa fallen. "Werd ich dann von der einen Sekunde auf die andere, hübscher und so?", fragte ich Gary, welcher daraufhin lachte. "Nein. Das bist du schon in den letzten Tagen. Du musst morgen halt dann kurz zum Tempel, dann zu Zeus und dann bist du wieder Aphrodite.", erklärte er kurz. Aha, aaaalles klar. Nicht! "Genieß es einfach.", lachte Gary. Die anderen unterhielten sich schon angespannt und plötzlich spürte ich einen heißen Atem an meinem Ohr. "Alles Gute, meine Schönheit.", hauchte Rikku und küsste mich dann auf die Wange. Etwas rot im Gesicht drehte ich mich zu ihm und wollte mich gerade bedanken. Doch in dem Moment stürmten die Mädels auf mich zu und drückten mich in die Couch. "Alles Gute!" "Happy Birthday, sweet sixteen!" "Jeah, endlich, alles Liebe!", hörte ich alle durcheinander rufen. "Dan..ke." "Du musst dir was wünschen, Violetta!" Oh, da brauchte ich gar nicht lange nachzudenken. "Luft!", flüsterte ich und sie ließen mich endlich lachend los. Dann beglückwünschten mich noch die Jungen und ich bedankte mich bei allen. Ich war endlich sechzehn. Wie lange hatte ich auf diesen einen Tag gewartet? Ja, sechzehn Jahre lang, schon klar. Aber es war trotzdem etwas wundervolles. "Ich würd sagen, Geschenke gibt's später oder?", sagte Gary und die Jungen nickten. "Spinnst du? Das ist so, als würd ich sagen; Ich mach dich jetzt geil, aber Sex gibt's erst heute Abend.", widersprach ihm Edyra und ich musste lachen. Da hatte sie recht. Edyra und Marlene hatten mir ein selbstgemachtes Fotoalbum geschenkt, mit Fotos von unseren letzten gemeinsamen sechzehn Jahren. Von den anderen bekam ich noch Klamotten, Schuhe, Schmuck, Parfüms und, und, und. "Mein Geschenk bekommst du jetzt noch nicht.", sagte Rikku und lächelte mich an. Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte sein Lächeln. Er zog mich dicht zu sich heran in eine Umarmung und ich machte es mir bei ihm bequem. 'Also so kann mein Geburtstag immer sein', dachte ich mir und sog seinen wundervollen Duft ein. "Bist du müde?", fragte Rikku mich leise. "Joa.", gähnte ich und er lachte. Ich war total erschöpft, wusste aber nicht wieso. Sonst feierte ich auch immer in den Nächten mit meinen Freunden. "Das liegt an deiner, äh... Verwandlung, wenn man das so nennen kann.", erklärte er mir, als hätte er meine Gedanken gelesen. Er stand auf und zog mich mit hoch. "Wir gehen schon mal.", sagte Rikku und ging mit mir davon. Die anderen sahen uns noch etwas hinterher, sagten aber nichts dagegen. Rikku legte einen Arm um meine Schulter und zog mich durch den Club zum Ausgang. Dort angekommen verabschiedeten wir uns noch von Dorian und stiegen in seinen Wagen, um nach Hause zu fahren.

Während der Fahrt hatten wir kein Wort gewechselt, doch als der Wagen hielt und ich gerade austeigen wollte, hielt mich Rikku am Arm fest. "Was ist?", fragte ich verwirrt und schloss die Tür wieder. Er kratzte sich am Hinterkopf und seufzte dann. "Ach nichts.", nuschelte er und stieg aus. Was sollte das denn? Ich tat es ihm gleich und folgte ihm ins Haus. Rikku ging ohne ein Wort hinauf in unser Zimmer und schloss die Türe vor meiner Nase. "Sag mal, willst du mich eigentlich verarschen?", schrie ich, sodass er es sicher gehört hatte. Da hatte der Spast mir tatsächlich die Tür vor der Nase zusgeschlagen und das auch noch an meinem Geburtstag. Fluchend schlug ich gegen die Tür, doch ich bekam keine Reaktion von Rikku zu hören, geschweige denn zu sehen. "Du verdammtes Arschloch!", kreischte ich und trampelte auf dem Boden. Okay, normaler Weise würde ich soetwas nicht machen, wirklich nicht! Das lag bestimmt an dieser ganzen Götterscheiße. Genau in dem Moment öffnete Rikku die Tür und sah mich etwas verstört an. "Dreckskerl! Bringst mich von meiner eigenen Party weg, verwirrst mich mit deinen Taten und schlägst mir dann die Tür vor der Nase zu. Und das an meinem verdammten Geburtstag!", schrie ich ihn an und kam mit jedem Wort näher. Als ich vor ihm stand bohrte ich bei den letzten Worten meinen Finger in seine Brust und spürte, wie die Wut immer größer wurde. "Zieh dein Kleid um.", war das einzigste, was er dazu sagte. Er schmiss mir das Kleid zu und grinste dann. "Boa, du, du..." "Verdammtes Arschloch, Trottel, Schwein, Macho. Jaja, hatten wir alles schon. Jetzt beeil dich und zieh dich um.", unterbrach er mich und schob mich in das Zimmer. Er wollte mir ins Zimmer folgen, doch dieses Mal schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu. "Ha!", schrie ich rachelustig und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich zog mir schnell das Kleid und die Schuhe an, die Delia mir gekauft hatte und ging dann wieder raus. "Und ich dachte schon vorher, dass du nicht hübscher sein kannst.", grinste er. "Ich bin gar nicht mehr müde.", lenkte ich ab und verbarg die Freude über sein Kompliment. "Gut so." Er lachte. Woah, und wie er lachte. An diesem Typen war wirklich alles perfekt. Meine Wut war sofort verschwunden, was mich auch nicht weiter störte. Rikku stellte sich direkt vor mich, sodass ich meinen Kopf etwas in den Nacken legen musste. Was für wundervolle Augen. "Meine zwei Kristalle.", nuschelte ich. Das hatte ich jetzt nicht schon wieder gesagt, oder? Gott, war ich peinlich. Ich wurde leicht rot, weshalb ich meinen Kopf zur Seite drehte. Ich wartete schon auf das Lachen von Rikku, doch es kam nicht.

Rikku nahm meine Hand und ging mit mir wieder nach draußen. Verwirrt stolperte ich ihm hinterher vor die Tür. Dort angekommen schaute er mich an, ließ jedoch meine Hand nicht los. Die andere legte er an meine Wange und lächelte mich an. "Was war das gerade?", flüsterte er lächelnd. "Ich hab keine Ahnung.", flüsterte ich ehrlich zurück. Er lachte leise und schaute mich dann liebevoll an. Wenn er mich nicht festgehalten hätte, würde ich jetzt umfallen. Soweit war es jetzt schon mit ihm. "Ich fühle mich so hingezogen zu dir.", gab ich zu und hätte mir am Liebsten wieder selbst eine gescheuert. "Ich weiß. Es geht mir nicht anders, glaub mir." Oh. Also, ähm, es ging ihm genauso? Äh, gut? "Aber wieso? Ich meine, eigentlich kenne ich dich doch erst seit kurzem." Rikku schüttelte den Kopf und ging wieder davon, mich im Schlepptau. Vor seinem schwarzen Audi ließ er meine Hand los und öffnete mir die Tür, woraufhin ich mich auf den Beifahrersitz nieder ließ. Er schloss die Tür und setze sich dann ans Lenkrad. "Wohin fahren wir?", wollte ich wissen, nachdem wir uns angeschnallt hatten und er los fuhr. "An einen besonderen Ort. Ich hoffe so sehr, dass du dich daran erinnerst, Aphrodite.", sagte er und schaute mich traurig an. "Das ist übrigens auch dein Geschenk.", fügte er leise hinzu. Die Fahrt über herrschte eine unangenehme Stille, die niemand von uns brechen wollte. Dank seinem Fahrstil waren wir innerhalb wenigen Minuten auf einem hohen Berg. Heute fuhren wieder aber echt viel herum. Wir stiegen aus und ich erkannte sofort wo wir waren. Auf dem Olymp. "Komm.", sagte er und zog mich wieder einmal mit. Ich sah jedoch nicht den Göttertempel, sondern nur einzige Säulen und kleinere Ruinen. "Was wollen wir hier?", fragte ich verwirrt und blieb stehen. "Weißt du noch? Wir haben den Tempel bauen lassen. Sozusagen als Zeichen unserer Liebe. Es war eine geheime und verbotene Liebe. Du hast nicht mir gehört, dass wusste ich, allerdings hast du dich für mich entschieden.", erzählte er und schaute mich so an, als ob ich das Wertvollste überhaupt wäre. Ich wollte ihn nicht verletzten, wollte ihm nicht sagen, dass ich mich nicht erinnerte, an nichts, rein gar nichts. "Ja.", flüsterte ich und sah in sein Gesicht, das mich ernst anschaute. "Lüg mich nicht an, Violetta. Hier, fass es an." So wie mir gesagt wurde, fasste ich die Säule an, obwohl dort ein Schild stand, was besagte, dass man nichts anfassen durfte. Zwar war es stockdunkel, doch ich konnte es noch ganz genau lesen. Richtig cool! Die Berührung half jedoch nicht. Vergebens schüttelte ich den Kopf, doch anstatt einen enttäuschten Rikku sah ich einen nachdenklichen. "Ich weiß!", rief er und zerrte mich in den Tempel, oder was davon noch übrig war. "Wir dürfen hier gar nicht hin, Rikku!" "Wieso nicht? Immerhin gehört es doch uns.", grinste er, woraufhin auch ich leicht lächelte. Ich sah einen wunderschönen, alten Tron aus Stein, auf dem zwei Figuren abgebildet waren. Es haute mich um, als ich erkannte wer es war. "Das, das ist doch... unmöglich!" Ich konnte es echt nicht fassen. Dort waren Rikku und ich! Er hatte einen Königskranz und ein weißes Gewand um, ich hingegen hatte ein kurzes atemberaubend schönes weißes Kleid und eine Blumenkrone auf. Die zwei Statuen sahen sich verliebt an und ich erkannte am unteren Ende ein Schild. Gefolgt von Rikku ging ich darauf zu und las es. Ewig dein, ewig mein, ewig unser. Ich strich darüber und es bildeten sich Tränen in meinen Augen. Meine Augen weiteten sich und plötzlich wurde alles schwarz. Anstatt wie gedacht auf dem Steinboden zu landen, fingen mich zwei starke Arme auf. Alles war schwarz.

Nach und nach wurde es heller, jedoch verschwommen. Ich sah nun Farben, erkannte einige Umrisse, jedoch alles verschwommen, als ob ich geweint hätte. Schnell blinzelte ich ein paar Mal und stellte dann fest, dass ich immernoch im Tempel war. Allerdings war dieser wunderschön und es war noch alles da. Keine alten und kaputten Säulen oder Wände, nein, der gesamte Tempel strahlte seine Schönheit aus. Als ich an mir herunter sah, bemerkte ich, dass ich dasselbe wie die Statue trug, ein weißes Kleid. "Aphrodite, Liebling.", rief mich eine mir bekannte Stimme. Glücklich drehte ich mich um und rannte in Rikkus Arme. Auch er hatte das gleiche an, wie sein Ebenbild im Tempel vorher. "Wie gefällt es dir?", fragte er mich und drehte mich wieder zu dem Tempel. "Es ist fantastisch, ich bin wirklich sprachlos! Du machst mich zur glücklichsten Göttin.", strahlte ich. Okay, das war wirklich kitschig, aber ich konnte nichts dafür, es war, als hätte ich die Worte eingeübt und sie nun auswendig wieder gab. "Komm mit, ich habe noch eine kleine Überraschung.", sagte er und zog mich an der Hand in den nächsten Raum. Es war der Raum, indem wir bis vor Kurzem erst standen, nur eben neuer. Auch die Statuen waren da. "Sieh dort. Toll, nicht wahr? Jetzt brauchen wir nur noch einen Spruch, um ihn darunter zu meiseln.", sagte er. Ohne zu überlegen, wusste ich schon die Antwort. "Ewig dein, ewig mein, ewig unser." Rikku schaute mich an und lächelte dann sein wunderschönes Lächeln. "Perfekt.", hauchte er und gab mir einen zarten Kuss auf die Lippen.

"Bist du wach?", fragte mich eine wundervolle leise Stimme. Ich öffnete meine Augen, konnte allerdings immernoch nichts erkennen, da es dunkel war. "Wo sind wir?", fragte ich genauso leise zurück und spürte, dass ich in Rikkus Armen lag. "Auf dem Weg zu Zeus. Du bist vorher einfach so umgekippt und dann hat Zeus uns schon zu sich geholt." "Wie meinst du das, dass er uns geholt hat?", fragte ich verwirrt und versuchte mit meiner Hand sein Gesicht zu finden. "Er hat uns halt geholt. Wir waren im Tempel und dann hat er etwas gemacht, sodass wir nun zu ihm gehen können. Sag mal was machst du da?", erklärte er und musste zum Schluss lachen, da ich ihn vollkommen betatscht hatte. Ich blieb bei seinen Lippen stehen und musste schlucken. Dieser Mann gehörte einmal mir. Mir ganz alleine. Ob ich ihn nocheinmal bekommen könnte? "Äh, nichts.", sagte ich und musste grinsen. Bevor Rikku etws erwidern konnte, sahen wir plötzlich ein helles Licht auf uns zu kommen. Es wurde mit jeder Sekunde größer, bis wir es erreicht hatten. Das Licht war so hell, dass ich meine Augen schließen musste. "Stimmt, du bist ja noch ein Mensch. Sorry, ich hab vergessen dir zu sagen, dass das Licht etwas grell sein könnte.", kicherte Rikku. "Etwas?", fragte ich nach und schnaubte. Rikku nahm meine Hand und sagte, ich könnte die Augen nun öffnen. Ich tat, wie mir gesagt wurde und musste staunen. Also wenn wir hier im Himmel waren, dann... ja dann Hallelujah! "Oh mein Gott!", hauchte ich und Rikku lachte. Es war so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Alles in weiß und viele Wölkchen. Ein wunderschöner Wasserfall und viele goldene Säulen. Es war so traumhaft schön! "Toll, nicht wahr?", flüsterte Rikku und drückte meine Hand. Ich nickte nur und ging dann auf eine der Säulen zu. Zart strich ich über sie und spürte, wie weich, sie doch war. Seit wann waren Säulen weich? "Lass und weiter gehen.", forderte Rikku und zog mich an meiner Hand mit. Der Himmel war wirklich eine Klasse für sich. Überall, wo wir vorbei gingen, sah ich etwas, das mich staunen ließ. Dann liefen wir ein paar Treppen hoch und blieben vor einem goldenen Tor stehen. Und davor stand ein süßer kleiner Engel. Irgendwie kam er mir bekannt vor. "Ares! Dich hat hier ja schon ewig keiner mehr gesehen. Habt ihr sie gefunden?", fing der Kleine auch sofort an zu plappern. "Ja Hermes. Hier ist sie." Hermes! Ja klar, wieso war ich nicht gleich drauf gekommen?! "Aphrodite? Wow, du siehst ja noch heißer als früher aus.", zwinkerte er mir zu und ich verdrehte angewidert meine Augen. "Immernoch die Gleiche.", lachte Rikku und stellte sich nun direkt vor das Tor, welches sich dann öffnete. "Nach dir, meine Schöne.", lächelte er und ich trat ein. Schon wieder war es unglaublich hell, weshalb ich schnell meine Augen schloss. "Dämliches Licht! Ich verfluche dich.", zischte ich und schmollte, woraufhin ich Rikku leise vor sich hin lachen hörte. "Augen auf, Süße.", flüsterte er mir nach paar Sekunden zu und ich öffnete sie wieder. Wir standen vor einer Tür, nur eine Tür. Keine Wände, kein Boden, nur eine schwebende weiße Tür. Unsicher schaute ich zu Rikku, der mir zunickte. Ich ging auf die Tür zu und öffnete sie. Doch dieses Mal schloss ich meine Augen, ich war ja nicht dämlich. Nach ungefähr fünf Minuten öffnete ich dann meine Augen langsam. Ich stand in einem Raum, umzingelt von zig Göttern, die Hälfte kannte ich nicht einmal, und alle grinsten mich an. Vor mir war ein rießiger Tron, auf dem Zeus persönlich saß. "Schön, dass du auch mal deine Augen aufmachst.", grinste Hermes, der anscheinend mitgekommen war und ich verdrehte wieder meine Augen. Rechts konnte ich auch die anderen entdecken, selbst Rikku. Wenigstens war ich nicht alleine. Alle sprach wild durcheinander und trugen die selben Kleider, die ich schon in meiner Rückblende sah. Plötzlich stampfte Hermes mit einer Art wunderschönem Stock auf den Boden, sodass alle Zeus ansahen, sich aber immernoch ein wenig unterhielten. Ich glaubte, sie wussten nicht, wer ich war. "Herzlich willkommen zurück Aphrodite, mein geliebtes Kind.", begann der Gott. Alles wurde still und jeder einzelne sah mich an. Na jetzt würden mich sogar die letzten Dummen erkannt haben.

Es herrschte eine unangenehme Stille und es wurde mir immer unbehaglicher, dass mich jeder einzelne anstarrte. Ich musste irgendetwas machen. "Äh, hi.", sagte ich und hob meinen rechten Arm zur Begrüßung. Hi? Das hatte ich mal wieder super hinbekommen. Alle lachten und ich wurde rot. "Du hast dich echt kein bisschen verändert.", sagte Zeus grinsend und bat alle Platz zu nehmen. Natürlich war für mich kein Stuhl mehr frei, weshalb ich die Ehre hatte, zu stehen. "Wir haben uns hier versammelt, um dich Violetta zu einer vollwertigen Göttin zu machen. Heute vor sechzehn Jahren wurde dir deine Göttlichkeit entnommen und nun möchte ich sie dir wieder geben.", begann der Gott und nun standen alle wieder auf. Rikku und noch ein paar andere kamen zu mir und stellte sich im Halbkreis um mich. Dann sprachen sie alle zusammen etwas auf Griechisch, was ich komischerweise nicht verstand, und knieten vor mir nieder. Zeus kam von seinem Thron zu mir herunter und stellte sich vor mich. Ich hielt mal lieber meine Klappe, da ich nicht schon wieder etwas falsch machen wollte. Er legte seine Hände an meine Schläfen und schloss dann seine Augen. Ich spürte eine Art harmlosen Elektroschock und wie Erinnerungen durch diesen Blitz in mich fluten wollten. Das Problem jedoch war, dass mein Körper es nicht zu ließ. Zeus öffnete seine Augen und starrte mich verständnislos an. "Mein Herr, ist alles in Ordnung?", fragte Delia, die auch im Halbkreis neben mir kniete. "Es funktioniert nicht.", stellte er frustriert fest. "Wieso nicht?", fragte ich etwas enttäuscht und schaute ihm in die goldenen Augen. "Weil du keine Verbindung zu mir spürst. Es sind keinerlei Erinnerungen an mich da." Da hatte er leider recht, ich erinnerte mich absolut nicht an ihn. "Mein Herr, wenn Sie erlauben.", mischte sich nun Rikku ein und fuhr nach einem Nicken von Zeus fort, "Violetta, weißt du noch, was dir vorher geschah? Die Rückblende!" Natürlich erinnerte ich mich daran, es war ja erst vor ein paar Stunden. "Ja, aber was bringt uns das..." "Vielleicht könnte ich das Ritual vollenden.", unterbrach er mich und schaute Zeus eindringlich ein. "Ares, mein Junge, ich vertraue dir voll und ganz. Aber fühlst du dich der Sache denn auch wirklich gewachsen? Es wird dir eine Menge Energie rauben." Rikku stellte sich nun vor mich und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Ja, Zeus. Ich fühle mich stark genug." sagte er und schloss dann seine Augen. Plötzlich floss die Energie, seine Energie, durch mich. Ich schloss meine Augen ebenfalls und genoss die Momente, die er mir gab. Es waren viele Erinnerungen, die ich im Himmel mit den anderen verbracht hatte, aber es waren auch viele, die nur von uns beiden waren. Und wow, was das für Erinnerungen waren. Ich war ein böses Mädchen, das musste ich mir eingestehen. Dann spürte ich, dass die Energie aufhörte in mich zu fließen und die Bilder somit verschwanden, woraufhin ich meine Augen öffnete und in die von Rikku schaute. "Ares.", hauchte ich und lächelte. Ich fühlte mich stark und wunderschön. Wie neugeboren. Mir war klar, dass er mir nur die wichtigsten Erinnerungen wiedergegeben hatte, da er selbst nicht so viel Energie hatte, wie er behauptete. Aber für den Moment, reichten sie mir voll und ganz. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn. Die anderen Götter fingen an zu klatschen und ich fühlte mich, als würde ich gerade heiraten. Rikku löste sich von mir und nahm meine Hand in seine. "Aphrodite, Schatz. Ich bin ja so froh, dass du wieder die Alte bist.", weinte Delia und nahm mich in die Arme. "Schon gut Artemis.", lachte ich und erwiderte ihre Umarmung.

Nachdem mich sogut wie alle Götter umarmt hatten- und es waren wirklich wirklich wirklich viele!- feierten wir noch im Himmelsreich. Immerhin hatte ich ja auch noch Geburtstag. "Und wie fühlt es sich an?", fragte Felizio und setzte sich neben mich. "Sag du es mir, Dionysos.", grinste ich und lachte dann. "Ich weiß nicht. Um ehrlich zu sein spüre ich keine Veränderung. Ich hab halt paar Erinnerungen wieder, aber" "Paar?!", unterbrach er überrascht. "Äh ja? Rikku hatte nicht genügend Energie, um mir die ganzen Erinnerungen zurückzugeben." "Ähm, Violetta? Ich weiß nicht, was dir Rikku gesagt hat, aber falls er dir genau das gesagt haben sollte, dann ist das gelogen. Er hat genügend Energie, immerhin ist er Ares?! Er ist der Gott der Kriege, der hat sowas von Energie und Kraft." Das wollte ich jetzt nicht glauben. "Aber wieso hat er mich dann angelogen? Und wieso hat er mir nicht meine ganzen Erinnerungen gegeben?", fragte ich und fing an zu hyperventillieren. "He, beruhig dich. Wir finden das gleich raus, komm." Ich folgte ihm zu Rikku und unterbrach sein Gespräch mit irgendeiner Tussi. "Verschwinde Barbie, sofort!", zischte ich und die hübsche Blondine verschwand schnell. "Was ist denn los? Ich habe mich nur ein wenig mit ihr unterhalten. Kein Grund, um eifersüchtig zu sein.", zwinkerte er und legte seine Hände an meine Taille. Ich schubste ihn grob von mir und funkelte ihn an. "Verdammter Lügner!" Er schaute mich verständnislos an. "Was?", fragte er irritiert. "Wieso hast du mir nicht meine ganzen Erinnerungen zurückgegeben?", fragte ich nun etwas mehr beherrscht und ruhiger. Rikku verstand und seufzte. "Weißt du... es gibt einfach Sachen, an die du dich nicht zu erinnern brauchst." "Das ist ja wohl meine Entscheidung!" Was dachte der sich denn bitte schön?! "Und dann auch noch sagen, du hättest nicht genügend Kraft und so eine Scheiße ey!" Ich wurde nun echt verdammt wütend. Plötzlich donnerte es und der Himmel verfärbte sich schwarz. Alle Götter rannten zusammen und auch Rikku und Felizio spannten sich an. Was war denn jetzt schon wieder los? Es blitzte hell auf und ich sah, wie eine Horde... ähm, ja was waren sie? Es waren verschieden Wesen, die nun vor uns standen. Manche hatte Hörner, manche einen Teufelsschwanz und manche waren eine Mischung aus einem Tier und Mensch. Felizio und Rikku tuschelten kurz und sahen sich besorgt an. Dann trat ein junger Mann mit schwarzen wuscheligen Haaren und gelben Augen aus der Masse. "Hallo Aphrodite.", hauchte er und lächelte mich schief an. "Boah! Ich hab zwar keine Ahnung wer oder was du bist, aber merkst du nicht, dass du störst? Ich bin gerade dabei meinen Freund anzuschreien, also wärt ihr so nett und könntet euch noch ein wenig gedulden? Immerhin bekommt man nicht immer, was man will." Meine Stimme trotzte nur so von Ironie und übertriebener Höflichkeit. "Weißt du eigentlich wer ich bin?", fragte der Typ und lächelte amüsiert. "Verdammte Scheiße, nein! Und es juckt mich im Moment auch nicht!", schrie ich und fuchtelte wild mit meine Armen umher. "Setzt euch hin, haltet eure Klappe und wartet!" Damit drehte ich mich zu Rikku und ging zu ihm. Ich war auf hunderachtzig! Alle starrten mich sprachlos an, aber es war mir im Moment sowas von egal. "Du!", schrie ich und bohrte meinen Zeigefinger in seine Brust, die ziemlich muskelbepackt zu sein schien. "Du gibst mir sofort all meine Erinnerungen zurük und lügst mich nie wieder, wirklich nie wieder an! Egal, ob es mich schützt oder was auch immer. Ich bin alt genung und immerhin bin ich ein Gott, also komm ich damit klar. Bin ich schon immer und werde es auch weiterhin. Und glaub mir Freundchen, du kommst mir nicht so leicht davon, das wird schwere Folgen für... äh, dich haben." Rikku lächelte mich die ganze Zeit über schief an und kam mir immer näher. Zum schloss stockte ich und schlug mich selber dafür. Ich wollte nicht, dass jemand dachte, ich wäre schwach. Denn das war ich ganz und gar nicht. Rikku seufzte und kam mir nun näher, legte seine Hände wieder an meine Schläfen und wir schlossen beide unsere Augen. Und dann fluteten die restlichen Erinnerungen in mich, was nicht besonders wenige waren. Allerdings erkannte ich jetzt auch, wen ich vorhin so angemault hatte. Langsam drehte ich mich zu den Giganten und den Kriegern der Unterwelt und suchte nach dem Mann mit den gelben Augen. Er stand plötzlich vor mir und grinste mich an. "Erinnerst du dich wieder an mich?", fragte er begeistert und ich musste schluckte. "Wie könnte ich den einzigsten männlichen Krieger von Hades vergessen, geliebter Thanatos?", fragte ich zuckersüß und lächelte. Na super, ich hatte Hades' einzigsten männlichen Krieger angemault und wahrscheinlich sogar wütend gemacht. Konnte ja lustig werden.

Zu meiner Überraschung lachte er und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Du bist so wunderschön, wie immer Aphrodite.", hauchte er mir ins Ohr und fuhr mit seiner Nase meinen Hals hoch und runter. Hinter mir hörte ich ein Knurren, das wohl von Rikku zu kommen schien. Ich trat einen Schritt von ihm weg und funkelte ihn böse an. Rikku stellte sich neben mich und ich sah ihn an. "Was sagt eigentlich Hephaistos zu eurer Beziehung?", fragte Thanatos Rikku und ich schluckte. Wenn ich mich nicht irrte, war Hephaistos mein Mann, den ich mit Ares und anderen Männern betrogen hatte. "Aphrodite gehört mir, nicht ihm.", zischte Rikku, woraufhin Thanatos lachen musste. Irgendwie regte mich sein Name auf. Ich brauchte einen Spitznamen, der gleichzeitig lustig und cool war. Mir fiel nur ein Name dafür ein, was allerdings eine Beleidigung war und um so lustiger war. "Transe.", kicherte ich und die beiden Jungen sahen mich verwirrt an, woraufhin ich laut losprusten musste. Ich gebe zu, so lustig war es nun auch nicht, aber in dem Moment war es einfach nur urkomisch. "Jetzt schaut schon nicht so, es ist lustig!", lachte ich. "Dir wird das Lachen gleich vergehen.", zischte Transe, eh ich meinte Thanatos. "Was willst du hier.", fragte Felizio, der nun auch vorgetreten war. "Dionysos, schön dich wiederzusehen. Hast du Zeus denn schon von deiner geliebten Bekanntschaft auf der Erde erzählt?", grinste er und ich wusste, dass er die Beziehung zu Marlene anspielte. Es war einem Gott verboten sich in einen Menschen zu verlieben, geschweige denn, mit einem Menschen zusammen sein, leben, heiraten, Kinder kriegen oder was sonst noch so dazu gehörte. "Mein Junge, das ist doch nicht wahr, oder?", fragte Zeus fassungslos und Felizio verstummte. Er kehrte plötzlich um und verschwand einfach, ohne ein weiteres Wort zu sagen. "Was willst du Thanatos?", zischte nun ich und trat ihm wieder näher. Parallel zu mir, trat auch einer seiner Giganten vor. Sie hatte rote schulterlange Haare und war für eine Tote wunderschön. Oder war sie gar nicht tot? "Hades schickt uns. Er wollte nach dem Rechten schauen.", sagte sie in einer tiefen Stimmlage, die jedoch trotzdem noch wunderschön klang. Nicht so melodisch wie die, der Götter, da sie noch etwas feuriges und böses in der Stimme hatte. Als sie Hades erwähnte, konnte ich mir kein Bild zu ihm vorstellen. Hatte ich ihn noch nie gesehen oder hatte Rikku mir nicht all meine Gedanken zurück gegeben? "Hades?", fragte ich vorsichtig nach und hob eine Augenbraue. "Der Herrscher der Unterwelt, meine Teuerste.", beantwortete Thanatos meine Frage, was mich jedoch dazu brachte, meine Augen zu verdrehen. "Ich weiß, wer Hades ist. Aber ich kann mich nicht an ihn erinnern." Mit diesem Satz drehte ich mich zu den Göttern, die alle wegschauten und mich keines Blickes würdigten. Das Lachen der Giganten brachte mich dazu, wieder zu ihnen zu schauen. Eine Kriegerin trat vor und lächelte. Sie hatte blonde Wellen, war recht bleich und sah doch genauso hübsch aus, wie die anderen. "Gello, der Tod höchstpersönlich.", stellte sie sich vor und lächelte wieder ihr psychisches Lächeln. Schon allein dafür, würde ich ihr am Liebsten den Kopf abreisen, es war einfach krank. "Nun und wieso taucht Hades nicht persönlich auf und checkt hier die Lage?", fragte ich etwas genervt. "Wie wär's wenn du ihn das persönlich frägst?" Das war gar keine so schlechte Idee, immerhin wollte ich eh wissen, wer das war und wieso ich mich weder an ihn erinnern konnte und mir niemand was dazu sagen wollte oder konnte. "Gib mal seine Handynummer." Ich wusste nicht warum, aber alle fingen an mich auszulachen. Was war so schlimm daran, wenn man heutzutage nach der Handynummer fragte? Oder sollte ich etwa fragen, ob der Herrscher der Unterwelt Facebook hatte? Handy klang da wohl etwas logischer. Eine weitere Kriegerin mit wunderschönen dunkelbraunen Haaren und dunkelweißen Augen trat hervor. Sie trug einen dunkelblauen Kittel und eine Kapuze und zeigte keine Gefühlsregung, was mich erschaudern ließ. "Komme mit mir, ich führe dich zu ihm." flüsterte sie und ich bekam es mit der Angst zu tun. "Phobos, sie verkörpert sozusagen die Furcht.", klärte mich Thanatos auf und ich beruhigte mich wieder ein wenig. Doch bevor ich zustimmen konnte, schrie Rikku los und fauchte schon fast. "Wagt es nicht sie anzufassen, oder gar mitzunehmen!" Thanatos, die Krieger und die Giganten fingen an böse zu grinsen und ich wusste, wenn ich jetzt nichts unternahm, würde das in einem Kampf enden.

"Rikku..he, beruhig dich.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich stellte mich vor ihn und unterbrach seinen Augenkontakt zu Thanatos, wer wusste, ob Blicke töteten. "Ich werde mitgehen. Und wenn Athene nichts dagegen hat, nehme ich sie mit. Sie wird mich beschützen können." Athene kam sofort an meine Seite und nickte. "Nein, ich werde selber mitkommen, dann kann ich dich besser beschützen.", sagte er fest und sicher, doch ich wusste, dass ich ihn nicht mitnehmen konnte, da ich das Gefühl hatte, es würde eskalieren, sollte ich vor Hades stehen. "Nein wirst du nicht. Vertraue mir.. und Athene." Bevor er etwas sagen konnte, drehte ich mich um und ging auf die Truppe der Unterwelt zu. Hätte ich eigentlich Zeus nach Erlaubnis fragen sollen? Ich drehte mich kurz um und bekam ein Nicken als Bestätigung meiner Gedanken seinerseits, aber auch ein Nicken, das mir erlaubte zu gehen. "Gehen wir.", entschied ich und Thanatos reichte mir seine Hand die ich seufzend nahm. Es wurde alles dunkel und ich hatte eine Art Déjà-vu, weshalb ich meine Augen schnell schloss. "Du kannst deine Augen jetzt wieder aufmachen.", sagte Sofia und ich tat es. Wir waren draußen, es war schon dunkel und ich wusste nicht ob es daran lag, dass die Nacht anbrach oder ob es einfach immer dunkel in der Unterwelt war. Die Anderen waren nicht mehr bei uns, nur der Totengott stand noch neben uns. Mir fiel auf, dass er meine Hand immernoch hielt, weshalb ich sie nun schnell los lies. "Folgt mir.", befahl er und verschwand durch das rießen Tor, vor dem wir standen und welches mir erst jetzt aufgefallen war. Sofia und ich folgten ihm ohne einen Mucks zu machen, bei mir eher aus Angst, bei ihr auf Grund ihrer Art. Ich war noch nie in der Unterwelt gewesen, selbst als ich noch über der Erde lebte. Es war alles so kalt und abweisend. Als wir den langen Flur endlich zu Ende gelaufen waren, blieben wir vor einer Tür stehen. "Ihr könnt hier schlafen, Hades wird morgen früh zurück sein.", sagte Thanatos und ich nickte. Dann verschwand er und wir traten in das Zimmer. Zu meiner Überraschung war es gemütlich eingerichtet. Ein Kamin, zwei schöne Betten, zwei Schränke, allerdings keine Fenster. Auf der rechten und linken Seite war noch jeweils eine Tür, die wahrscheinlich zum Bad führte und auf unseren Betten lagen Schlafklamotten. "Fass davon nichts an und leg dich einfach schlafen. Egal was du träumen, sehen oder hören wirst, ignoriere alles und steh ja nicht auf.", befahl Athene und legte sich in ihr Bett. Ich wusste zwar, dass Athene eine perfekte Beschützerin war, jedoch würde ich mir wirklich jeden anderen an ihrere Stelle jetzt herwünschen. Sie schien so gefühlskalt und unfreundlich zu sein und irgendwie passte sie ziemlich gut in die Unterwelt hinein. Ich tat es ihr gleich, schmiss die Klamotten vom Bett und legte mich dann hinein. Eigentlich hätte ich gedacht, nicht schlafen zu können, doch ich fiel schon nach zwei Minuten in einen tiefen und angenehmen Schlaf. Das sollte jedoch nicht lange so bleiben.

Impressum

Texte: Der Copyright und alle Rechte liegen bei mir!Außer das Cover, das hat shaliaa gestaltet. Danke!
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2012

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