Kapitel 1
Ich war im Wald. Alleine. Es war schon dunkel und ich rannte so schnell ich konnte. Ich wusste nicht vor was ich wegrannte, doch ich wusste, dass ich auf gar keinen Fall stehen bleiben durfte. Ich wusste auch nicht wohin ich rannte, hauptsache weg. Der Wald schien mir ein guter Fluchtort zu sein, mit seinen vielen großen grünen Bäumen, Wurzeln und Büschen. Ich hörte nichts außer meinem erschöpften Atmen und deshalb gönnte ich mir ganz kurz hinter einem dicken Baum eine Pause einzulegen. Noch nie war ich so schnell gerannt. Ich wollte nur meine Freundin besuchen gehen, da hörte ich ein Rascheln und eine dunkle Gestalt, die sagte ich sollte so schnell wie möglich wegrennen. Seitdem rannte ich weg und ich wusste nicht einmal, ob diese Kreatur immernoch hinter mir her war. Nach einer kurzen Verschnaufspause schaute ich mich um. Ich konnte in der Dunkelheit nicht mehr viel sehen, doch ich wusste, dass ich sehr tief im Wald war und so schnell nicht mehr raus finden würde. "Hallo meine Liebe.", flüsterte mir jemand in mein Ohr und ich drehte mich mit einem Schrei um. Vor mir stand ein sehr gut aussehender Mann, mitte zwanzig. Hinter ihm standen noch zwei Frauen und ein Mann. Alle sahen überraschend attraktiv aus. Eine Frau war sehr klein und hatte haselnussbraunes Haar, das ihr bis zu den Schultern ging. Die andere Frau war etwas größer und hatte goldene Locken, die ihr bis zur Mitte ihres Rückens fielen. Der Mann neben den Frauen war sehr groß und muskulös. Er hatte schwarze kurze Haare, die in alle Himmelsrichtungen standen. Und der junge gut aussehende Mann, der vor mir stand und mich angrinste, hatte dunkelbraune kurze Haare und war natürlich auch größer als ich. Alle hatten blutrote Augen und waren barfuß. "Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?", schluchzte ich. Sein Grinsen wurde breiter und er kam näher auf mich zu. "Ich bin Felix. Mhmm, du riechst so gut." Er sog meinen Duft ein und schloss für einen Moment die Augen. Die kleine Frau räusperte sich und kam nun auch auf mich zu, jedoch mit hasserfüllten roten Augen und einem großen Abstand. Ihr Lächeln wirkte falsch und aufgesetzt. "Ich bin Rachel, das sind Cheryl und Colin.", sagte die kleine Frau und zeigte auf ihre zwei Freunde. "Felix, du könntest langsam anfangen, wir werden ungeduldig.", flüsterte Rachel und Felix öffnete seine Augen. Er umkreiste mich und alle vier beobachteten mich. "Nein.", antwortete er nachdem er mehrere Kreise beendet hatte. Die Anderen waren sichtlich überrascht von seiner Antwort. "Felix, Rachel hat recht. Was soll das?", schnaubte Colin. Felix trat vor mich und schaute mir tief in die Augen. Seine roten Augen wurden dunkler und noch größer, dachte ich zumindest. Seine Wangenknochen waren relativ weit oben und er hatte eine schöne Nase. Seine Lippen waren einfach perfekt, voll und leicht rosa. Als er merkte, dass ich ihn anstarrte, lachte er. Er legte eine Hand hinter meinen Kopf und zog mich langsam immer näher zu seinem Gesicht hin. Die drei Anderen hörte und sah ich schon gar nicht mehr, so verzaubert war ich von seinem Anblick, aber ich hörte ein "Na endlich." oder ein "Hätte nicht gedacht, dass er es wirklich macht." Kurz bevor unsere Lippen sich berühren konnten blieb er stehen. Felix lächelte und ich war wie erstarrt. "Ich bin mir sicher, wir werden uns wieder sehen. Doch dann wirst du mich mit anderen Augen sehen.", sagte er und lachte, als wäre das ein sehr guter Witz. Ich verstand nichts und starrte ihn nur an. "Was meinst du damit?", fragte ich ihn leise. Die Frauen standen nun zwar weiter weg, aber lachten, obwohl ich es geflüstert hatte. "Du wirst das schon bald verstehen. Sieh es als dein Geburtstagsgeschenk." Woher wusste er, dass ich heute Geburtstag hatte? Ich wurde achtzehn Jahre und das wollte ich heute Abend mächtig feiern. Alles war schon geplant, doch ich wusste ja nicht, dass mir etwas dazwischen kommen würde. "Happy Birthday, Jolice-Eliana.", flüsterte Felix. Sein Mund wanderte plötzlich blitzschnell zu meinem Hals und ich spürte einen messerscharfen Stich an meinem Hals. Der Schmerz verging jedoch nach kurzem und es kam ein erregendes und angenehmes Gefühl. Mir schwirrte es langsam und ich konnte nicht mehr klar denken. Die Welt verschwamm vor meinen Augen und es wurde alles dunkel. Ich war bewusstlos.
Ich sah einen wunderschönen Wasserfall und viele Blumen und Bäume waren um mich herum. Es war wie in einem perfekten Garten. Die Sonne schien direkt in mein Gesicht. Ich lag auf dem Rücken und stand langsam auf. Noch nie hatte ich mich so toll gefühlt. Langsam ging ich auf den Wasserfall zu und blieb vor dem Wasser stehen. Ich betrachtete mein Spiegelbild und mit entfuhr ein Schrei. Meine Haare waren zwar immer noch braun und sehr lang, aber sie waren heller und schöner. Mein Körper war klein und zierlich aber er strahlte etwas aus, dass mir ein warmes Gefühl gab. Ich hatte ein weißes Kleid ohne Träger an, das mir bis zu den Knien ging. Meine Beine waren lang und dünn. Schuhe hatte ich keine an. Mich so zu sehen, zauberte ein Lächeln in mein Gesicht, was ich mir nun auch ansah. Es war perfekt, volle schöne Lippen, eine tolle Nase, eine babyweiche und glatte Haut, wunderschöne Augen und perfekt gezupfte Augenbrauen. Ich musste träumen, denn es war alles perfekt, der Ort, Ich und die Atmosphäre. Ich ging an dem Bach entlang und schloss für einen Augenblick die Augen. Es war sehr ruhig, ich hörte nur das plätschern des Wasserfalls und den Wind. Aber ich hörte keine Tiere, keine Musik, keine Menschen. Als ich die Augen wieder öffnete war alles verschwunden, ich war in einem kleinen Raum, die Rolladen heruntergelassen, im Bett, in zwei Decken eingewickelt. Meine Klamotten hatte ich nicht mehr an, sie lagen auf einem Stuhl, der neben dem Bett stand. Ich war nicht mehr in meinem Paradies, ich war im Krankenhaus. Es war also doch nur ein Traum gewesen und mein Aussehen dann wohl auch. Ich setze mich auf, was ein Fehler war, denn ich spürte Schwindelgefühle und starke Kopfschmerzen und legte mich schnell wieder hin. Plötzlich hörte ich Stimmen. Von einem Mann und einer Frau, sie schienen zu diskutieren. Doch bevor ich versuchen konnte mitzuhören, kamen sie in mein Zimmer. Ich schloss schnell meine Augen und tat so, als würde ich schlafen. Die Beiden standen vor meinem Bett, denn einer der Beiden setzte sich neben mich. Ich spickte vorsichtig durch meine geschlossenen Augen und sah den Umriss einer kleinen, dünnen Frau. Meine Mutter. Schnell schloss ich meine Augen wieder, denn ich wollte nicht, dass sie wussten, dass ich schon wach war. Ich schätzte, die andere Person war der Arzt. "Schatz, ich bins Mom. Kannst du mich hören?", fragte Mom leise. Gespielt öffnete ich langsam meine Augen und blinzelte ein paar Mal bevor ich antwortete. "Mom? Wo bin ich? Was ist passiert?" Meine Mutter atmete erleichtert aus und nahm mich in den Arm, doch sie ließ mich schnell wieder los, denn ich schrie vor Schmerzen auf. "Tut mir Leid. Du bist im Krankenhaus. Oh mein Kind, ich hätte dich nie alleine losfahren lassen sollen. Es tut mir alles so schrecklich Leid.", schluchzte sie. "Was ist dennn überhaupt passiert? Ich kann mich nicht mehr erinnern." Jetzt kam die andere Person näher, Dr. Samuel Plover. " Du wurdest im Wald von einem Tier angegriffen, es hat dich am Hals erwischt und du wurdest bewusstlos. Du hast Glück, dass du überlebt hast, denn du hast eine Menge Blut verloren.", erklärte der Doc mir. Plötzlich war die ganze Erinnerung wieder da. Von wegen ein Tier. Dieser verdammte Felix hatte mich gebissen! Er war ein Vampir, da war ich mir jetzt sicher. Aber momentmal, das sollte doch dann heißen, dass ich ... "Dr. Sam hat dich im Wald gefunden und dich sofort hierhergebracht. Vielen Dank nochmal.", unterbrach meine Mutter meinen Gedanken. Aber wie konnte er mich denn finden? Ich war mitten im nirgendwo? Und er müsste doch dann merken, dass mit mir etwas nicht stimmte, oder nicht? "Mrs. Colsin, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mit ihrer Tochter einen Augenblick alleine wäre?", fragte er Mom, so als ob er wusste, was ich gedacht hatte. Nach kurzem Überlegen nickte sie, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging aus dem Zimmer. Ich schaute ihn nicht an und sagte auch nichts. "Also Jolice. Wie geht es dir?", unterbrach Dr. Sam die Stille. Es war schwer zu sagen, wie es mir ging und ich wusste nicht ob er wusste, was geschehen war. Deshalb schwieg ich einfach. Er seufzte. "Ich weiß, was im Wald geschehen ist, auch nachdem du bewusstlos wurdest." Ich schaute auf und wollte etwas sagen, doch er sprach einfach weiter. "Die Autumns haben sich vorgenommen dich zu verwandeln und dich zu einer von ihnen zu machen. Du weißt schon, zu einem Vampir." "Autumn? Vampir?", unterbrach ich ihn. "Ja, Felix und seine Gang. Sie sind die, ähm ja, sie sind sozusagen die bösen Vampire." "Aha. Und bin ich jetzt ein ...?" Ich konnte das Wort nicht aussprechen, denn ich war immernoch davon überzeugt, dass alles nur ein böser Traum war. Dr. Sam schaute zu Boden und nickte. Mein Mund klappte auf und ich begann zu lachen, warum auch immer. "Haha, fast wär ich drauf reingefallen. Aber jetzt mal ehrlich. Wo sind die Kameras?", lachte ich. Der Arzt schaute mich todernst an und seine Lippen waren zu einem harten Strich zusammengezogen. "Mit so etwas würde ich nie scherzen.", sagte er knallhart. Ich schluckte. "Aber woher wissen sie denn, dass es Vampire gibt?", fragte ich leise. Nun schaute er mich noch eindringlicher als zuvor an. "Ich habe deine Mutter nicht umsonst rausgeschickt. Wir werden uns jetzt ausreden können, ohne, dass es jemand mitbekommt. Ich kenne mich mit Vampiren aus, weil meine Frau ein Vampir war.", beichtete er mir. "Wir sind seit zwanzig Jahren verheiratet und in dieser Zeit habe ich alles nötige gelernt." "Also sind sie auch einer von denen?Und warum war? ", fragte ich ungläubig. "Nein, ich bin nicht einer von denen. Melina, meine Frau, wurde vor kurzem von Autumn getötet." "Oh nein, wie schrecklich. Das tut mir furchtbar Leid. Aber wie soll ich das denn nur meiner Mutter beibringen, sie wird es mir genauso wenig glauben, wie ich selbst! Und warum habe ich nicht das Verlangen, die ganze Stadt abzuschlachten?", fragte ich und musste die Tränen zurückhalten. "Du wirst deiner Mutter kein Wort sagen,du darfst es niemandem sagen! Du bist nicht durstig, weil deine Verwandlung erst vor kurzem vollendet wurde und du noch ein wenig von deinem menschlichen Blut in dir hast. Es wird nicht mehr lange dauern und du bekommst wieder Durst. Ich kann dir leider nicht viel weiterhelfen, denn Melina war mehrere hundert Jahre alt und nicht ein frischer Vampir, wie du. Sie konnte ihren Durst kontrollieren und hat sich nur von Spendern ernährt. Ich hoffe, dass du..." Ich konnte ihm gar nicht mehr zuhören, denn ich war nun völlig auf seinen Hals konzentriert. Man konnte seine Halsschlagader genau sehen, oder ich zumindest. Sie war so wunderschön und einfach nur zum Anbeißen. Ein kleiner Biss würde ihm doch nicht schaden, oder? Nur ein kleines bisschen Blut und.. "Jolice? Hallo? Hörst du mir überhaupt noch zu?", unterbrach er mich. Verdammt. Ich wollte es so sehr. "Gehen Sie.", sagte ich. "Was? Aber ich kann jetzt noch nicht.." "Ich sagte, Sie sollen verdammt noch mal verschwinden! Los, hauen Sie ab und lassen Sie mich in Ruhe, niemand darf mich besuchen, LOS!!!", schrie ich. Er tat mir schon Leid, er war ein so netter und guter Arzt, aber ich würde ihn anspringen, wenn er jetzt nicht sofort verschwinden würde. Geschockt stand er auf und ging in Richtung Tür. Er dreht sich um und wollte noch etwas sagen, doch ich gab ihm nicht die Gelegenheit dazu. "RAUS HIER!", schrie ich erneut und er verschwand schnell. Oh, dieser Geruch! So verführerisch, so berauschend. Ich könnte ihn ja nochmal zurückholen und kurz..NEIN! Der Kampf war unbeschreiblich anstrengend. Das Brennen in meinem Hals wurde immer schlimmer und unerträglicher. Ich nahm das Glas Wasser, das auf meinem Nachttisch stand und trank einen Schluck. Doch ich spuckte alles aus, denn es war widerlich. Ich brauchte Blut, auf der Stelle oder ich würde noch jemanden verletzen. Das Fenster stand offen, doch die Rolladen waren immernoch heruntergelassen. Schnell ging ich zum Fenster und ließ diese hoch. Zu meinem Glück war es Nacht. Langsam kletterte ich heraus und bekam einen Schock, als ich merkte, wie weit oben ich doch war. Im vierten Stock! Schön langsam, Schritt für Schritt und, hallo? Ich war jetzt ein Vampir. Und so wie es in den Filmen gezeigt wurde, könnte ich solch einen Sprung vom vierten Stock überleben. Sollte ich es riskieren? Ich schaute noch einmal nach unten und bekam es mit der Angst zu tu. Plötzlich hörte ich, dass sich die Tür zu meinem Zimmer öffnete und eine Person "Hallo?" schrie. Es war eine unbekannte, tiefe Männerstimme. Jetzt musste ich springen, ob ich wollte oder nicht. Ich schaute noch eimal zurück, holte tief Luft und sprang. Es fühlte sich ewig an bis ich endlich auf allen vieren unten ankam. Es war wirklich... lustig gewesen. Ich stand auf, schüttelte den Dreck von meinen Klamotten und schaute dann hoch. Der Mann stand am Fenster, doch ich war blitzschnell hinter einen Baum gerannt und versteckte mich. Er schien mich zu suchen, doch wie es aussah fand er mich nicht. Als er vom Fenster weggegangen war, ging ich Richtung Wald. Es war alles still und dunkel, doch ich konnte alles mit meinen neuen Augen sehr gut sehen. Nach gefühlten zwanzig Minuten fand ich ein kleines Häusschen mitten im Wald und es brannte dort Licht. Ich blieb vor dem kleinen Haus stehen und bewunderte es. Es war zwar klein, schien aber uralt zu sein. Efeu wuchs am Haus hinauf und das Dach war schon gar nicht mehr zu sehen. Ein paar Blumen waren am Eingang, doch das Haus hatte keinen Garten. Ich schaute durch die gläserne Tür und sah das Licht, das von der Küche zu scheinen kam. Ich klopfte zweimal an die Türe und wartete. Dann sah ich, wie eine alte Frau langsam zur Tür kam. Sie öffnete diese und schaute mich verwundert an. Sie roch nicht so gut, wie Dr.Sam, doch auch ihr Geruch war nicht übel. "Oh du armes Ding, komm herein. Es ist doch kalt draußen und du hast nur ein Nachthemd an. Los, komm rein. Ich koch dir eine warme Suppe und gebe dir was gescheites zum Anziehen.", forderte die alte Dame und ich gehorchte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich nur ein Nachthemd anhatte und kalt war mir auch nicht. Die Frau führte mich durch einen langen Flur zur Küche, die ziemlich klein war. Sie war hellgelb gestrichen und hatte einen Tisch aus Buche. Alles war etwas älter, jedoch sehr schön anzusehen. Es roch nach frischer Erbsensuppe und nach der alten Frau. Ich setze mich an den Tisch und musste mich beherrschen sie nicht auszusaugen, immerhin hatte sie mir was zum Essen, umziehen und wie es aussah zum Übernachten geboten. Überraschender Weise wurde das Verlangen ihr Blut zu trinken immer geringer. Natürlich schmeckte mir auch die Suppe nicht, doch ich aß sie aus Höflichkeit auf. Danach führte sie mich in ein rießiges Zimmer mit einem Bett, einem Kleiderschrank aus Buche, einem kleinen Schreibtisch, ebenfalls aus Buche und einem Bücherregal. Ich ging auf das Bücherregal zu und nahm mir das erstbeste Buch raus, das mir ins Auge fiel. Twilight, so ein Zufall aber auch. Ich stellte es sofort zurück und ging wieder zu der alten Dame. "So mein Kindchen, du kannst das Badezimmer im Zimmer gegenüber benutzen, um zu duschen oder so. Ich lege dir ein paar frische Klamotten zurecht und richte dein Bett. Falls du noch irgendetwas benötigst, ruf mich einfach. Ach ja, wie unhöflich von mir, mein Name ist Claire.", sagte sie und lächelte. Sie war eine so nette Frau und ich schämte mich wirklich für den Gedanken, dass ich sie tatsächlich umbringen wollte. "Vielen Dank Claire, das ist alles wirklich sehr nett von Ihnen. Mein Name ist Jolice-Eliana. Oder einfach nur Jolice." Sie nickte und ging zum Schrank, um mir dann ein Badetuch zu bringen. Ich nahm es und ging in das Bad gegenüber. Es war überraschend modern eingerichtet und nicht sonderlich klein. Das Badezimmer hatte zwei Waschbecken und jeweils einen Spiegel, der mit Mustern verschnörkelt war und darüber hang. Die Badewanne war einfach nur fantastisch. Sie war groß und stand mitten im Raum. Die Badewanne war, glaubte ich, das einzigste, das noch altmodisch in diesem Raum war. Die Dusche stand im Eck und war recht groß. Ungefähr vier Leute hätten ohne Probleme dort duschen können. Nachdem ich mich umgeschaut hatte, schloss ich die Tür und ließ das Wasser in die Wanne ein. Dann tat ich etwas Badeöl hinein und zog mich aus. Ich betrachtete mich, seit längerem mal wieder, im Spiegel und staunte. Ich sah noch genauso aus, wie in meinem Traum. Ich trat näher an den Spiegel und schaute mir in die Augen, die immernoch smaragdgrün waren, jedoch sah ich einen Schwarzton in ihnen. Komisch. Felix und die anderen hatten rote Augen, aber das war mir egal. Ich war sogar froh keine roten Augen zu haben. Ganz in Gedanken versunken hatte ich beinah vergessen das Wasser auszuschalten. Nachdem ich das getan hatte, stieg ich vorsichtig in die heiße Wanne. Das Wasser tat meinem verspannten Körper nur zu gut und ich legte mich gemütlich hin und schloss die Augen. Ich wusch noch meine Haare und schrubbte meinen Körper sauber, immernoch erstaunt darüber wie toll ich aussah. Dann fiel mir wieder ein, dass ich eigentlich am Verhungern sein müsste, doch der Schmerz im Hals war einfach nicht da. Ich fühlte mich sehr wohl bei der alten Dame und genoss es. Nachdem ich fertig gebaden hatte, stieg ich aus und wickelte mich in dem Handtuch ein, welches mir Claire gegeben hatte. Es war weich und warm. Das Wasser ließ ich raus und wusch mein Gesicht nochmal mit kaltem Wasser. Dann öffnete ich das Fenster, denn die Spiegel waren bereits beschlagen. Ich stellte mich kurz ans Fenster und schaute in die Nacht hinaus. Es war still und kühl, für mich jedoch sehr angenehm. Nach ungefähr fünf Minuten schloss ich das Fenster wieder und ging aus dem Bad heraus in mein Zimmer. Wie angekündigt hatte Claire mir ein paar frische Sachen zurecht gelegt. Frische und sehr schöne Seidenunterwäsche in blutroter Farbe und ein rotes Nachthemd. Alles passte mir perfekt und sah auch noch sehr schön aus. Ich ging aus dem Zimmer heraus und wollte mich bei Claire für alles nocheinmal bedanken, doch ich fand sie nicht. Als ich die ganze untere Etage durchgegangen war, stellte ich fest, dass alle Zimmer leer waren. Dann ging ich die Treppe zum zweiten Stock hinauf, welcher noch größer war als der erste. Das letze Zimmer ganz hinten zog mich an und so ging ich auf es zu. Es hangen viele Gemälde von Personen an den Wänden, die ich nicht kannte. Sie schienen sehr mächtige Menschen zu sein, denn die meisten hatten entweder eine Krone oder strahlten dies einfach aus. Als ich vor dem Zimmer stand, schaute ich mich noch einmal um. Es war weit und breit niemand zu sehen. Langsam legte ich meine Hand auf die Türklinke und öffnete die Türe. Ich ging in den dunklen Raum hinein, doch ich konnte alles ganz genau erkennen. Es war nur ein Bett und ein Kleiderschrank in dem Zimmer. Was mir aber nicht sofort aufgefallen war, war, dass jemand in dem Bett lag. Vorsichtig und langsam schlich ich zum Bett und schaute mir die schlafende Person genau an. Es war ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter oder älter. Er war sehr hübsch und hatte dunkelbraunes Haar. Er sah umwerfend süß aus und weckte sofort mein Interesse. Doch bevor ich noch irgendetwas machen konnte, legte mir jemand seine Hände an meinen Hals und drückte mich gegen die Wand. Natürlich schnürrte mir diese Person nicht die Luft ab, denn die brauchte ich nicht. Nach genauerem Hinschauen konnte ich erkennen, dass es der Mann war, den ich gerade eben noch beobachtet hatte. "Wer bist du und was suchst du hier?", knurrte er. Ich konnte nicht antworten, da er mich immernoch gegen die Wand drückte und mir angeblich die Luft abschnürrte. Er lockerte seinen Griff etwas, aber ließ nicht ganz los. "Ich, ich bin... Jolice.", stammelte ich dann. Er schaute mich noch einmal genau an und ließ mich dann ganz los. "Was suchst du hier?", fragte er. Ich schaute ihn an und sah in seine wunderschönen eisblauen Augen, die mich sofort verzauberten. Auch er hatte jetzt nicht mehr den wütenden Blick, eher den überraschten und etwas angetörnten Blick. Langsam, wirklich langsam, kam er meinem Gesicht näher und kurz bevor unsere Lippen sich berühren konnten, blieb er stehen. Genau wie es Felix getan hatte. "Ich bin Darius.", hauchte er. Er näherte sich noch ein Stück, doch weiter kam er nicht, denn plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Claire stand geschockt in der Tür. "Was zum Kuckuck macht ihr da???", fragte sie sichtlich überrascht. Darius ging sofort ein paar Schritte von mir weg, aber immernoch in meiner Nähe, und sprach für uns beide. "Tut uns Leid, Madame. Lady Jolice hatte sich verirrt und ich dachte, sie wäre ein Eindringling und wollte sie gerade, äh... verhören." "Verhören?", lachte Claire, "ha! Das sah aber etwas anders aus." Darius und ich schauten zu Boden und wenn ich noch ein Mensch gewesen wäre, würde ich knallrot anlaufen. "Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich einfach rufen. Nun ja, nicht schlimm. Das ist Darius. Ich habe ihn vor einer Woche gefunden, er war von zu Hause abgehauen und lebt nun für eine Weile bei mir, bis er wieder alleine weiterleben kann. Darius, das ist Jolice-Eliana. Sie stand heute plötzlich nur in einem Nachthemd vor meiner Tür und da habe ich sie natürlich aufgenommen.", erklärte Claire. Ich schaute Darius an und dieser mich. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und ich schaute schnell wieder weg. "Also. Darius kannst du Jolice zu ihrem Zimmer bringen? Ich muss noch etwas erledigen und gehe dann schlafen.", sagte sie und ohne auf eine Antwort von ihm zu warten ging sie wieder aus dem Raum und ließ uns beide alleine. Darius kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Tut mir Leid, dass du jetzt Schwierigkeiten bekommst." "Dir tut es Leid?", lachte er, "nein, ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss, ich habe dich angegriffen." Jetzt musste auch ich lachen. "Nicht schlimm.", sagte ich und danach herrschte Stille. Ich schaute zu Boden, doch ich spürte seinen Blick auf mir. "Komm, ich bringe dich jetzt zu deinem Zimmer.", sagte Darius schließlich. Mit einem Nicken gab ich meine Antwort und er ging voraus aus dem Zimmer. Wir gingen nebeneinander, schweigend, den langen Flur entlang und dann die Treppe hinunter. Mir war natürlich aufgefallen, dass es noch andere Zimmer gab, die waren jedoch geschlossen. Als er mich dann in mein Zimmer brachte, setze ich mich auf mein Bett, er jedoch blieb im Türrahmen stehen und schaute mich an. "Darf ich was fragen?", fragte ich. Er überlegte kurz und nickte dann. "Wieso sind oben so viele Türen gewesen?" Er seufzte. "Dann frag ich, warum bist du in mein Zimmer gegangen und nicht in zum Beispiel das Erste?" Das war eine gute Frage. Ich konnte ja nicht sagen 'Es hat mich magisch angezogen' oder so. "Äh... ich hab zuerst gefragt.", grinste ich. Erneut seufzte er, kam auf mich zu und setze sich neben mich. "Madame Claire ist eine sehr nette und fürsorgliche Frau. Hier in Paris war das früher ein echt hartes Leben, ebenso ihres. Sie hatte sieben Kinder und wurde beschuldigt eine Hexe zu sein. Man hatte sie verschont, doch dafür nahm man ihr alle sieben Kinder und ihr Mann verließ sie. Das Haus hatte sie geerbt, sie wollte hier mit ihrer ganzen Familie wohnen, doch sie hat niemanden von ihnen jemals wiedergesehen. Deshalb nimmt sie jeden auf, der in Not ist oder, so wie du, einfach vor ihrer Tür auftaucht. Auch Leute, die auf der Flucht sind nimmt sie herzlich auf. Jedoch, so sagt sie, schaut sie in die Vergangenheit der Person und entscheidet ob sie ihre Hilfe benötigen oder nicht." Ich war geschockt. Sie war eine Hexe, ganz sicher, denn das würde auch erklären, wieso ich keinen Durst mehr hatte. Sie hatte mich verzaubert, zumindest, so dachte ich, wenn ich in ihrem Haus war. Aber dann müsste sie ja wissen, dass ich ein Vampir war! Ich wusste doch, dass da irgendetwas nicht stimmte. "Und jetzt beantwortest du mir meine Frage.", forderte Darius. "Wie soll ich das erklären... Es hat mich einfach, ähm, irgendwie angezogen. Ich weiß das klingt lächerlich, doch so ist das." "Nein, da klingt nicht lächerlich. Ich werde dir jetzt noch etwas verraten, und das nur weil deine Antwort richtig war." Richtig? Gab es denn auch eine falsche Antwort? Und was wäre wohl passiert, wenn ich nicht die richtige Antwort gesagt hätte? "Wie meinst du das?", unterbrach ich ihn. "Das sage ich dir jetzt. Weißt du, Madame Claire nimmt wie gesagt nur ungewöhnliche Personen auf." "Wie meinst du das? Du hast doch gerade gesagt, sie nimmt jeden auf.", wollte ich wissen. "Ja, sie nimmt jeden sehr gerne auf, allerdings muss dieser dann irgendwie besonders sein. Und ich bin mir sicher, dass du etwas Besonderes bist oder kannst, stimmt's?" "Was? Woher..." "Von Madame Claire. Sie hat es mir gesagt." "Sie hat dir gesagt, was ich bin?" Ich konnte es nicht fassen. Woher wusste sie das? Nun ja, sie war eine Hexe, aber hm, aber sie konnte es Darius doch nicht einfach so sagen! "Nein, sie hat mir nur erklärt, dass sie eine Hexe sei und nur besondere Personen, wie dich und mich, aufnimmt. Und natürlich blickt sie in dessen Seele." "Und was bist du?" Jetzt war ich sehr neugierig geworden. "Ich bin das gefährlichste Wesen, ein Vampir." Ich nickte langsam. "Gehörst du auch zu den Autumns?", fragte ich langsam. Er rutschte ein Stück näher heran und blieb mit seinem Gesicht nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht stehen. "Ja.", hauchte er und küsste mich. Bevor er seine abartige Zunge in meinen Mund stecken konnte, drückte ich ihn von mir, etwas zu stark, denn er flog gegen die Wand. Er war jedoch sofort auf den Beinen und schaute mich überrascht und zugleich verärgert an. Natürlich sah ich nicht so aus, wie ein Vampir und ich hätte mir die Frage echt sparen können, wenn ich nur genau hingesehen hätte; seine Augen waren nun blutrot. Ich rannte in Menschengeschwindigkeit zur Tür, doch er war natürlich schneller. Ich wollte nicht, dass er wusste, das ich nun ein Vampir war, denn das würde er Felix sagen. "Und was bist du, zuckersüße Jolice?", fragte er verärgert und versperrte mir den Weg. Ohne zu Überlegen gab ich ihm eine Ohrfeige und schlug ihn mit meiner Vampirkraft erneut gegen die Wand. Schnell flüchtete ich aus dem Zimmer, Richtung Haustür. Ich öffnete die Tür doch ich konnte nicht weiter. Vor mir stand Felix. Ich drehte mich um und wollte wegrennen, doch hinter mir stand Darius. "Sieh an, sieh an. Du hast es also schon bis zur Hexe geschafft, nicht schlecht.", lachte Felix. Ich drehte mich wieder zu ihm und wusste, das würde mein endgültiges Ende sein.
"Ich hatte dir doch gesagt, dass du mich wiedersehen würdest.", zwinkerte Felix mir zu. Hinter ihm standen noch zwei weitere Personen, die ich nicht kannte. Es waren zwei schier zwei Meter große junge gutaussehende und muskulöse Burschen, die nicht sehr symphatisch rüberkamen. Natürlich erinnerte ich mich an Felix seine Worte, doch ich hätte nicht gedacht, ihn so schnell wiederzusehen. Ich musste schlucken und drehte mich wieder zu Darius. Er beobachtete jede meiner Bewegungen und kam mir langsam immer näher, genauso Felix. Verflixt, ich musste etwas unternehmen, aber was nur? "Felix", sagte ich zu ihm, doch ich schaute Darius an. Vielleicht würde es etwas bringen, wenn ich mich an ihn ranmachen würde. "Was hast du jetzt vor Felix? Glaub mir ich komme auch von selbst mit dir mit." Ich sah in Darius' Augen ganz kurz so was wie Überraschung und Eifersucht aufblitzen. Sehr gut. Jetzt drehte ich mich zu Felix und ging auf ihn zu. Kurz vor ihm blieb ich stehen, denn er und seine zwei Bodyguards spannten sich sehr an. Von Hinten hörte ich so etwas wie ein Knurren, Darius schien mächtig eifersüchtig zu sein. Noch ein wenig und er würde Felix schon angreifen, um mich zu bekommen. Man bedenke, ich hatte nur ein kurzes Seidenhemd an, welches sehr enganliegend war. Langsam umkreiste ich meinen Gegenüber und ließ einen Finger seine Brust hoch und runterwandeln. Er spannte sich noch mehr an und man konnte durch sein dünnes Hemd seine Muskeln sehen. Felix hielt meinen Finger fest, sodass ich nicht mehr weitermachen konnte, und zog mich zu sich hin. "Jolice", hauchte er. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt, sodass ich seinen frischen Atem riechen konnte. Er atmete stoßweise und ich merkte, er würde sich auf mich einlassen. "Wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?", flüsterte ich in sein Ohr. Mir war bewusst, dass es die anderen Drei mit ihren Vampirohren gehört hatten, auch Darius, deshalb schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. "Entschuldigen Sie, Meister, vergessen Sie nicht, weshalb wir hier sind.", knurrte Darius. Meister? Felix war Darius' Meister? Perfekt. "Darius hat recht. Sie können ihr Spiel im Palast weiterführen.", sagte ein Bursche von hinten. Ich nahm Felix sein Gesicht in meine Hände und zog es noch näher, was eigentlich schon unmöglich war, und wie von selbst legten sich seine Lippen auf meine. Normalerweise würde ich ihn dafür heftig schlagen, aber immerhin war ich diejenige, die ihn verführt hatte. Sein Mund und mein Mund öffneten sich gleichzeitig und er spielte mit meiner Zunge. Um Darius noch eins draufzusetzen, stöhnte ich laut und vergrub meine Hände in Felix' Haaren. Gefühle hatte ich eigentlich keine für ihn, aber der Kuss war schon etwas besonderes. Darius stürmte auf uns zu und schlug Felix gegen die Wand, weg von mir. Ich war nicht überrascht, ich meine, das war genau das, was ich wollte. Felix jedoch war sehr überrascht und stand schon wieder neben mir. "Mon cherié", flüsterte Felix in mein Ohr. Sein französischer Akzent war schon ziemlich sexy, genauso wie seine Muskeln und seine Lippen... Nein! Ich durfte jetzt nicht von meinem Feind schwärmen! "Warte hier kurz auf mich, ich muss nur kurz Darius zeigen, wer hier der Chef ist." Als er das gesagt hatte, stürmten seine beiden Bodyguards herein und standen sofort an Felix' Seite. Das war meine Gelegenheit! Doch ich war wie angewurzelt. Immerhin würde Darius jetzt wegen mir sterben, es war meine Schuld. Aber eigentlich war es ja nicht meine Schuld, ich meine er hat Felix angegriffen... Freiheit oder Leben retten? Sie würden ihn doch nicht töten, denn er war ein Autumn, oder? "Psst, du da!", flüsterte ich und stupste einen der beiden rießen Männer an. Felix war gerade beschäftigt, deshalb konnte er unser Gespräch nicht mithören, ebenso Darius nicht. "Was passiert jetzt mit Darius?", wollte ich wissen. Er betrachtete mich von unten bis oben und ihm schien mein Seidenhemd zu gefallen, denn er antwortete mir tatsächlich. "Felix erteilt ihm eine Lektion." "Wird er ihn umbringen?" Ich fragte es lässig, denn ich wollte nicht, dass er Verdacht schöpfte. "Nein.", lachte er. Doch weiter ließ ich ihn nicht ausreden. "Okay danke, hey was macht der denn jetzt schon wieder?", fragte ich und zeigte hinter seine Schulter. Er drehte sich um und ich rannte aus der offenen Haustür. Meine Geschwindigkeit war überwältigend, doch ich wusste, dass die vier im Haus es locker mit mir aufnehmen konnten. Ich rannte und rannte, mir war nicht bewusst wohin, bis ich wieder vor dem Krankenhaus ankam. Na toll, dachte ich mir. Erschöpft war ich nicht, doch nun spürte ich wieder den Durst, der noch viel schlimmer wurde, als ich das Blut vom Krankenhaus roch. Mein Hals krazte und brannte. Es würde bald die Sonne aufgehen und ich hatte keine Ahnung, ob ich zu Asche werden oder doch nur glitzern würde. Und wenn ich nicht bald etwas Blut trinken würde, würde ich ausrasten. Ich beschloss ins Krankenhaus zu gehen und nach Spendern zu suchen, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass es dort keine geben würde. Als ich vor der Rezeption stand, schaute eine junge Blondine von ihrem Buch auf. "Die Besuchszeiten sind zwischen 8 Uhr morgens und 20 Uhr abends, deshalb bitte ich Sie das Gebäude zu verlassen.", sagte sie und wendete sich ihrem Buch wieder zu. "Sie sind wohl ein Vampirfan, nicht?", fragte ich ud zeigte auf ihr Buch 'Vampire küssen besser'. "Ich auch.", fügte ich hinzu. "Also gut, was wollen Sie? Wenn es nichts wichtiges ist, dann muss ich Sie bitten zu gehen oder ich rufe die Polizei." Na toll. "Also, ich bin die neue Krankenschwester und ich wurde gebeten jetzt nach den Spendern zu sehen.", log ich. Oh man, die sieht ja verdammt gut aus.
, hörte ich. Die Blondine hatte ihren Mund nicht bewegt und trotzdem hörte ich es. Ich musste schlucken, als ich ihren Hals betrachtete und das Blut roch. "Wie bitte?", fragte ich. "Ich habe doch gar nichts gesagt.", teilte sie mir überrascht mit. Wollte sie mich verarschen? "Nun gut, dann tut es mir Leid. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie ich zu den Spendern gelange?", fragte ich. Ob sie sich auf mich einlassen würde? Mein Mann wäre vielleicht nicht begeistert, aber für einen One-Night-Stand mit ihr würde ich so einiges tun. Ohje sie ist so sexy.
"Ähm, kein Interesse und ich glaube ich finde alleine zu den Spendern.", antwortete ich. "Kein Interesse an was?", fragte sie. " An einem One-Night-Stand mit Ihnen." Woher wusste sie das nur? Ohman, wie peinlich!, sagte sie wieder ohne ihren Mund zu bewegen. 'Die Frau ist echt komisch', dachte ich mir. "Äh ja die Spender sind im vierten Stock, Zimmer vierhundertzwei.", erklärte sie mir. Ich bedankte mich und ging in den Fahrstuhl. Das Krankenhaus war sehr modern und groß, es hatte sieben Stockwerke mit jeweils hundert Zimmern pro Etage und alles war in einem schönen Weißton gestrichen. Der Boden war aus dunklem Laminat, ein schöner Kontrast zu der hellen Wand und den hellen Bildern, die an ihr hingen. Ein Lämpchen erleuchtete und die Tür öffnete sich. Ich ging aus dem Fahrstuhl den Flur entlang und an der Wand gingen erneut Lampen an. In diesem Krankenhaus war ich eigentlich noch nicht so oft, nur als mein Vater Krebs hatte und daran starb. Das war vor einem Jahr und es hatte uns alle sehr mitgenommen. Zu meinem Vater hatte ich ein besseres Verhältnis, als zu meiner Mutter, denn er war genauso wie ich; Lustig, aufgedreht, für alles zu haben und nicht so eine Spaßbremse wie Mom. Seit seinem Tod war ich auf keinen Partys mehr, meine Noten verschlechterten sich und mein damaliger Freund hatte mit mir Schluss gemacht. Ich hatte an Selbstmord gedacht, jedoch wollte ich nicht, dass meine Mom noch eine Beerdigung planen musste. Als ich vor vier Tagen achtzehn wurde, hatten meine Freunde mir versprochen eine rießen Party zu organisieren, ob ich es wollte oder nicht. Leider kam mir etwas dazwischen, eher gesagt jemand. Vor Zimmer vierhundertzwei blieb ich dann stehen und roch den Geruch von Blut. Ich hielt es nicht mehr aus, öffnete die Tür und stürmte rein. Dort schliefen vier Frauen in vier Betten, eng aneinander. Ich machte das Licht an. "Wer von euch ist ein Spender?", weckte ich die Frauen unsanft. Mir war es derzeit egal, denn ich war mächtig durstig und ich war überrascht, dass ich mich noch nicht auf irgendeine Frau gestürzt hatte oder gleich auf alle vier. "Wir sind alle Spender, Madame. Aber wir geben unsere Organe erst morgen.", nuschelte eine hübsche Brünette verschlafen. "Organe? Ihr spendet kein Blut?", fragte ich. "Nur ich spende Blut, wieso?", sagte eine etwas ältere blonde Frau. Sie war ungefähr mitte vierzig und recht klein, so sah das zumindest aus. "Kommen Sie her, sofort!", befahl ich ihr. Sie stand auf und kam zu mir her. Ja, sie war wirklich klein, denn sie war kleiner als ich, und ich war nur eins siebzig. "Wie heißen Sie?", fragte ich höflich. "Neomie, Madame.", flüsterte sie. Ich nahm sie an ihrer Hand und zog sie aus dem Zimmer. Auf dem Weg hierher hatte ich ein Bad gesehen und dort hin rannten wir jetzt. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Sobald wir im Bad waren, schloss ich zu und setze Neomie auf einen Stuhl. "Keine Angst, Neomie. Das wird nur ganz kurz weh tun." "Ich weiß, ich habe Vampiren schon oft mein Blut gegeben." Ohne darüber nachzudenken stützte ich ihren Kopf nach hinten und meine Lippen näherten sich ihrem Hals. Jetzt war das Brennen in meinem Hals unerträglich, weshalb ich sie biss. Ich trank eine Weile bis das Brennen aufhörte und löste mich dann von ihr. Sie schien noch zu leben, wow. Das Blut tat gut. Ich hätte sie am liebsten ganz ausgesaugt, doch ich musste mich beherrschen. "Neomie, können Sie mich hören?", fragte ich sie leise. Sie schaute mich langsam an. "Was, was haben Sie mit mir gemacht?", fragte sie schwach zurück. "Keine Angst. Ihnen wird es bald besser gehen. Sie werden niemandem etwas davon sagen, haben Sie verstanden?" Sie schloss ihre Augen und hauchte ein "Ja". Ich nahm sie auf meine Arme und trug sie zu ihrem Zimmer zurück. Sie war federleicht und ich wusste nicht ob es daran lag, dass sie eine Menge Blut verloren hatte, oder an meiner enormen Kraft. Behutsam legte ich sie in ihr Bett zurück und verschwand dann auch schon wieder. Mit schnellen Schritten ging ich den Flur entlang zum Fahrstuhl, fuhr wieder nach unten und ging aus dem Krankenhaus. Ich müsste mir nun überlegen wohin ich gehen sollte, denn in weniger als einer Stunde würde die Sonne aufgehen.
Kapitel 2
"Jolice, wach auf, du kommst sonst zu spät zur Schule!", schrie Safira, meine 4 jährige Schwester, und sprang auf mich. Safira zog mir meine Decke weg und nervte weiter. Sie war eigentlich verdammt niedlich mit ihren süßen schwarzen Zöpfen und ihrem Kleidchen- sie trug nur Kleider-, doch manchmal war sie einfach nur nervig und dumm. Jetzt zog die Göre mir auch noch mein Kissen weg! Mit einem Seuftzer stand ich auf. "Na warte, wenn du sofort nicht aus meinem Zimmer verschwindest schmeiß ich dich aus dem Fenster.", scherzte ich und rannte ihr hinterher. So schnell wie sie gekommen war, war sie auch schon wieder draußen. Ich ging zuerst einmal aufs Klo und danach ins Bad. Schnell putze ich mir meine Zähne und wusch mir mein Gesicht. Als ich in den Spiegel schaute entfuhr mir ein Schrei. Ich erinnerte mich an alles, an Felix, Darius, daran dass ich ein Vampir (! ) war, aber ich erinnerte mich nur noch bis zu dem Zeitpunkt, andem ich im Krankenhaus war und nicht mehr weiterwusste. Natürlich sah ich immernoch atemberauben schön aus, aber meine Haut war immer noch braun gebräunt und kalt war sie auch nicht. Ich fühlte zwar kein Brennen im Hals, doch ich hatte nicht mehr smaragdgrüne Augen. Ein leichter Orangeton war um meine Iris herum und dann ein satter Grünton. Komisch, naja. Ich wollte etwas ausprobieren. Zwar hatte ich noch mein Nachthemd an und es war schon ziemlich spät, aber ich musste es wissen. Langsam ging ich auf das Badezimmerfenster zu und sah einen Lichtstrahl direkt neben mir. Also gut Jolice, trau dich! Ich streckte meinen Zeigefinger aus und kam dem Lichstrahl immer näher. Jetzt war ich nur noch wenige Zentimeter davon entfernt. Sei kein Angsthase und steck deinen verdammten Finger da jetzt rein! Ich kam dem Licht immer näher und näher und dann plötzlich war mein Finger im Licht und....nichts! Es geschah rein gar nichts!!! Ich konnte es nicht fassen! Ich ging zum Fenster und öffnete es ganz. Das ganze Licht fiel mir ins Gesicht, doch es passierte nichts! "Jolice, wenn du in zehn Minuten nicht unten bist kommst du zu spät, Schatz!", schrie meine Mutter aus der Küche. Nun ja, dann war ich halt ein warmer Vampir, dem nichts im Sonnenlicht passierte. Eigentlich war das doch gut, oder nicht? Ich legte noch etwas Make-Up auf und tuschte meine Wimpern. Dann noch einen zarten rosafarbenen Lippenstift und meine goldenen Ohrringe, sowie meine goldene Kette, an deren Ende ein J war, und meine Armbänder. Schnell rannte ich in mein Zimmer und zog mir meinen schwarzen Rock und mein rotes Top an. Ich holte meine goldenen High Heels aus meinem Schrank, schnappte mir meine Schultasche und ging die Treppen runter zu meiner Mom. "Jolice, kannst du noch kurz Safira in den Kindergarten bringen, ich schaffe es nicht mehr. Also ich komm heute Abend um 22 Uhr nach Hause und..." Als meine Mutter mich endlich ansah war sie sprachlos. "Ja?", fragte ich. "Ähm... ja und bis dahin sollte Safira gefüttert und mit geputzen Zähnen tief und fest schlafen. Sag mal, warst du irgendwie ähm ich weiß nicht, du siehst anders aus. Also positiv anders, nicht dass du jetzt denkst 'Was hab ich denn für 'ne kritische Mom' oder so..." "Mom, ist okay. Ich hab keinen Hunger. Komm Safira, sonst komm ich noch zu spät." Ich schnappte mir meine Autoschlüssel und Safira, gab meiner Mutter einen Abschiedskuss und ging aus dem Haus. Mein roter Cabrio stand schon in der Einfahrt. Wir stiegen ein und ich fuhr sie zum Kindergarten. "Du siehst heute besonders hübsch aus, Jolice.", sagte Safira und lächelte. "Ach danke, Süße, du auch.", lachte ich. Ich parkte den Cabrio am Straßenrand und rannte mit Safira in den Kindergarten, denn ich war echt spät dran. "Ah guten Tag Safira, Mademoisselle Colsin.", begrüßte uns ein Erzieher meines Alters. Verdammt sieht die heiß aus!
"Bitte was?", fragte ich mit offenem Mund. "Ähm, ich habe nichts gesagt.", wunderte er sich. Aber wieso hatte ich das dann gehört? Egal, ich musste jetzt zur Schule. "Also Süße, ich hol dich heute um 16 Uhr wieder ab, ja? Sei brav.", sagte ich zu Safira und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Auf Wiedersehen!", verabschiedete sich der junge Mann und ich nickte nur. Dann ging ich wieder zu meinem Auto und fuhr los. Binnen fünf Minuten war ich da und fuhr auf meinen Parkplatz, der glücklicherweise noch leer war, obwohl es schon geklingelt hatte. Schnell schnappte ich meine Tasche und rannte, so gut es eben mit meinen Schuhen ging, in die Schule. Vor dem Klassenzimmer blieb ich stehen und zupfte meinen Rock gerade. Dann klopfte ich und ging herein, nachdem ich ein "Herein" von Mr Thoon, unserem Englischlehrer, gehört hatte. "Entschuldigen Sie die Verspätung.", entschuldigte ich mich. "Äh, das, das äh..." Ich zog meine Augenbrauen zusammen und musste zu schauen wie mein Lehrer mich anstarrte, genauso wie der Rest der Klasse. "Setzten Sie sich einfach, ähm, da hinten auf den leeren Platz.", stammelte Mr Thoon und zeigte auf die letzte Reihe, in der niemand saß. Ich ging dort hin und als ich mich hinsetzte, sah ich wie alle schnell den Blick wieder von mir abwendeten. Meine Tasche stellte ich auf den leeren Platz neben mich und seuftzte. Ich hasste es alleine zu sitzen, aber wer am ersten Schultag, wie ich, zu spät kam, bekam nur noch die schlechten Plätze. Den Rest des Unterrichts konnte ich nicht mitmachen, da mich die Blicke der Anderen echt verdammt störten, und ich bekam Kopfschmerzen. Plötzlich drehte sich Felicitas, die eine Reihe vor mir saß, zu mir um und gab mir einen Zettel, auf dem 'Für Jolice' stand. "Von wem ist der?", fragte ich sie leise. "Den hab ich von irgendeinem Kerl bekommen, bevor es geklingelt hat. Ich konnte nicht erkennen wer es war, denn er hatte eine Kaputze und Sonnenbrille auf.", flüsterte sie und drehte sich wieder um. Schnell öffnete ich den Brief und las ihn. "Wir treffen uns nach der Schule an deinem Auto, wenn alle weg sind." Das wars. Mehr stand nicht drin, kein Name keine Adresse. Ich hatte keine Ahnung von wem der Brief sein könnte. Genauso wenig konnte ich mir vorstellen mit diesem Unbekannten alleine zu sein. Wer konnte er nur sein? Ich beschloss meine Gedanken beiseite zu schieben und mich auf den Unterricht zu kontzentrieren. Nach dem Klingeln kam meine beste Freundin zu mir. "Wo warst du? Schon am ersten Tag zu spät zu kommen ist nicht gut, Jolice. Übrigens hab ich dich angerufen, nicht nur einmal!", schimpfte Yasmina mit mir. "Ja tut mir Leid, ich musste Safira in den Kindergarten bringen. Und mein Handy war aus, weil mein Akku leer war. Sorry." "Es war schon alles vorbereitet!", seuftzte sie. "Vorbereitet?" "Deine Geburtstagsparty! Es waren alle da, sogar Henri und seine Freunde aus der Oberstufe!" "Geburtstagsparty?", wunderte ich mich. "Ja. Als ich gesagt habe, dass du zu mir kommen sollst, waren alle da. Es sollte eine Überraschung sein!" Oh verdammt, meinen Geburtstag hatte ich vollkommen vergessen. Aber ich hatte keine Schuld. Wie sollte ich ihr das nur erklären? "Ich, ähm, tut mir Leid mir ist etwas dazwischen gekommen.", log ich. "Dann hättest du mich wenigstens anrufen können!" Ich senkte meinen Kopf und nuschelte ein 'tschuldigung. "Oh man, hör auf mit deinem Hundeblick, da werd ich immer ganz schwach.", lachte Yasmina und umarmte mich. "Das wird auf jeden Fall nachgeholt, ob du willst oder nicht." Ich seuftzte nur und gemeinsam gingen wir zum Sportunterricht. Ich hasste Partys oder überhaupt feiern, da es für mich nichts zum Feiern gab. Mein Vater starb vor drei Jahren, als ich fünfzehn war. Safira erinnerte sich kaum an ihn, da sie damals erst ein Jahr alt war. Ich hasste es wenn andere schlecht über ihn sprachen. Er war der beste Dad und hatte es nicht verdient. "Komm beeil dich, sonst kommen wir noch zu Sport zu spät.", unterbrach mich Yasmina und zerrte mich in die Sporthalle.
Nach dem klingeln packte ich meine Sachen zusammen und lief aus der Schule zu meinem Auto. Da erinnerte ich mich wieder an den Brief von Mr. Unbekannt. Wir treffen uns nach der Schule an deinem Auto, wenn alle weg sind. Sollte ich auf ihn warten? Oder lieber nach Hause fahren? Ich hatte noch zwei Stunden bis vier Uhr. Dann musste ich Safira abholen. Nach kurzem Überlegen beschloss ich zu warten, denn meine Neugierde war größer als meine Vernunft und meine Angst zusammen. Nach und nach fuhr ein Auto nach dem anderen weg, bis nur noch ich da war. Ich schaute mich auf dem leeren Parkplatz um und entdeckte tatsächlich eine Person mit schwarzer Kapuzenjacke und Sonnenbrille. Sie kam auf mich zu und ich wurde immer gespannter. Dann stand die Person vor mir mit gesenktem Kopf, sodass ich nicht erkennen konnte, wer es war. Ich sammelte meinen Mut und sprach. "Ich bin hier. Wer bist du und was willst du?" Das einzigste was ich hörte war ein Lachen. Ein so wundervolles Lachen, dass ich selbst grinsen musste. Dann nahm er die Kapuze und Sonnenbrille runter. Mein Grinsen verschwand und ich starrte ihn geschockt an. Das konnte nicht wahr sein! "Was willst du?", fragte ich eiskalt."Ich muss mit dir reden, bitte, nur kurz." Nachdem ich nichts gesagt hatte fuhr er fort. "Es tut mir Leid, dass ich dich einfach so geküsst habe, aber ich bereue es nicht. Ganz im Gegenteil, ich bin verdammt froh das getan zu haben. Aber nun zum Wichtigen. Felix will dich sehen, immerhin ist er jetzt dein Meister und.." "Waaaaaaaaaaas???", unterbrach ich Darius. Er schaute mich überrascht an. "Felix hat dich gebissen, das heißt er ist jetzt dein Meister, hast du das nicht gewusst?"Ich schüttelte den Kopf. "Oh nicht gut." "Bis ich gebissen wurde, wusste ich ja noch nicht mal , dass es Vampire gibt! Ich weiß auch jetzt nichts darüber! Ich hatte gedacht ich würde im Sonnenlicht verbrennen oder glitzern oder was auch immer. Auch bin ich nicht blass, wie in den Büchern und Filmen immer beschrieben wird. Ich bin auch nicht kalt oder so.", seuftzte ich. Felix mein Meister? Na das konnte ja heiter werden. "Hm. Wie es aussieht scheinst du wirklich nichts über dein neues Leben zu wissen. Wenn du willst, könnte ich dir alles erklären, bevor du zu Felix gehst." "Ich werde nicht zu ihm gehen! Und er ist auch nicht mein Meister! Ich brauche deine Hilfe nicht und jetzt lass mich in Frieden!", schrie ich ihn an und wollte gerade in mein Cabrio steigen, doch Darius war schneller. Er drehte mich um und zog mich nah zu sich. Ich musste schlucken. Er hatte nun wieder eisblaue wunderschöne Augen und seine Lippen waren fest aufeinander gepresst. "Du brauchst meine Hilfe.", war das einzigste das er sagte. Dann schaute er mir tief in die Augen und wartete. Ich konnte mich nicht bewegen, denn er hielt mich fest. Jedoch hatte er recht, ich brauchte seine Hilfe. Langsam bekam ich nämlich wieder Hunger und ich hatte keine Ahnung was ich nun in meinem neuen Leben alles machen durfte oder nicht. "Na gut.", sagte ich entschlossen. "Aber keine falschen Spielchen!" Er nickte. "Ich werde dir alles zeigen und beibringen. Wir müssen uns aber beeilen, Felix wartet nicht gerne." Na toll. Nur weil irgendein Trottel mich gebissen hatte, würde sich mein Leben nun für immer verändern. Ich wusste nicht wie es weitergehen würde, doch eins hatte ich mir seit dem Moment geschworen, als mich die Autumns überfallen hatten; Rache.
Kapitel 3
Darius und ich hatten vereinbart uns heute Abend im Park zu treffen und über alles zu reden. Um Punkt vier Uhr stand ich vor dem Kindergarten und wartete auf Safira. Sie wurde wieder von dem Mann rausgebracht, dem ich heute Morgen begegnet war. "Jolice!", freute sie sich und rannte in meine offenen Arme. "Na wie war's?", fragte ich sie und nahm ihre kleine Tasche ab. "Toll! Wir haben ein Spiel gespielt und dann sind wir raussgegangen und dann haben wir mit Wasserfarben gemalt. Das hat voll Spaß gemacht, aber dann waren meine Finger ganz schmutzig und ich musste sie waschen. Dann haben wir gegessen und dann noch mehr gespielt.", erzählte sie mir schnell in Kurzfassung. Ich musste lachen, da sie ohne Punkt und Komma erzählt hatte. Echt süß. "Nun gut. Dann wollen wir mal gehen.", lächelte ich und nahm ihre kleine Hand. "Ähm, Madame Colsin..", sagte der Mann. "Nenn mich doch Jolice.", zwinkerte ich ihm zu. "Ich bin Fabio.", stellte er sich vor. Ich nickte und wollte mich gerade wieder umdrehen, doch er sprach weiter. "Ähm, Jolice, was hälst du davon, wenn, ähm, du und ich heut Abend zusammen, ähm, vielleicht was essen gehen oder so. Natürlich nur wenn du willst und Zeit hast.", stotterte Fabio. Ich musste zugeben, er war süß und hässlich war er auch nicht. Doch ich hatte einfach kein Interesse an ihm. "Tut mir Leid, Fabio. Ich kann nicht." Ich wusste es! Sie hasst mich und denkt jetzt bestimmt ich bin ein kompletter Versager.
"Nein, das denke ich nicht.", sagte ich. Er blickte mich überrascht und verwirrt an. "Was denkst du nicht?", fragte er. Oh verdammt. Hatte er das gerade etwa nicht laut gesagt? "Egal.", sagte ich und drehte mich um. Mit schnellen Schritten liefen Safira und ich zum Wagen und stiegen ein. Bevor ich wegfuhr schaute ich ihn nochmal an. Sein Blick war verwirrt, überrascht, aber auch geheimnisvoll. Ich konzentrierte mich nicht weiter darauf, sondern fuhr los. Als wir zu Hause waren, hörte ich erstmal den Anrufbeantworter ab. Meine Mutter hatte draufgesprochen. "Das Essen steht im Kühlschrank. Wärm es kurz auf und mach einen Salat dazu. Alles nötige findest du auch im Kühlschrank. Und denk dran Safira pünktlich mit geputzen Zähnen ins Bett zu bringen. Hab euch lieb, Mama" Ohman, sie konnte es nicht lassen. Ich war alt genug und wusste ganz genau, was zu tun ist. Nachdem ich die Lasagne aus dem Kühlschrank nahm und aufgetaut hatte, machte ich noch schnell einen Salat und rief Safira zum Essen. Wir aßen zusammen und dann brachte ich sie nachdem sie ihre Zähne geputzt hatte ins Bett. "Liest du mir eine Geschichte vor?", fragte sie mich, als ich gerade zur Tür hinaus wollte. Ich nahm ihr Lieblingsbuch aus dem Regal und setzte mich neben sie aufs Bett. "Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin...", begann ich mit der Geschichte von Rapunzel. Nach schon vier Seiten war sie eingeschlafen. Safira sah so süß aus, wenn sie schlief! Ich deckte sie zu und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, dann ging ich aus ihrem Zimmer in meines. Zuerst machte ich meine Hausaufgaben und ging dann duschen. Als ich aus der Dusche kam, zog ich mich an und ging die Treppen runter, da ich meine Mutter hörte, wie sie in die Einfahrt fuhr. "Hey Mum.", begrüßte ich meine Mutter als sie zur Tür reinkam und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Wie war die Arbeit?", fragte ich. Sie zog ihren Mantel aus und seutzte. "Anstrengend. Ich werde bald eine Geschäftsreise machen müssen. Safira werde ich mitnehmen. Du kannst doch alleine auf das Haus und dich aufpassen, nicht wahr?" "Ja klar. Wann gehst du?" "Ich weiß noch nicht so genau, vielleicht in einer Woche, vielleicht aber auch schon in ein paar Tagen. Ich lass dir genügend Geld da und falls etwas ist, kannst du mich auf dem Handy anrufen oder zu deiner Tante Chelsea gehen." Ich hob eine Augenbraue und räusperte mich. Tante Chelsea war die Stiefschwester meiner Mutter und ich konnte sie absolut nicht leiden, sie mich jedoch auch nicht. "Ich denke, falls etwas passiert werde ich entweder die Polizei oder dich anrufen. Problem geklärt.", sagte ich. Mum lächelte und aß ein Stück von der Lasagne. "Also ich geh dann mal hoch. Gute Nacht." Mit diesen Worten schlenderte ich die Treppe hoch und föhnte schnell meine Haare im Bad. Dann tuschte ich kurz meine Augen und schmierte meinen Labello auf meine Lippen. Ich zog mir mein schönes nachtblaues T-shirt und eine bequeme Jeans an und band meine braunen langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Schnell schnappte ich mir noch ein Jäckchen, welches ich drüberzog, meine Chucks und schlich leise aus dem Fenster. Es war kurz vor elf Uhr, als ich im Park ankam. Und da stand er, groß und ziemlich attraktiv im Mondschein mit einem fetten Grinsen in dem Gesicht. "Du siehst wunderschön aus.", flüsterte er mir ins Ohr und lachte leise. "Das hier ist nur geschäftlich, kein Date!", warnte ich ihn und boxte gegen seine Schulter. "Wieso siehst du dann so gut aus?" Ich musste lachen. "Wie fühlst du dich?", fragte er, was mich überraschte. "Ähm, sehr gut. Wieso?", antwortete ich. Er wirkte ziemlich verwirrt und überlegend zugleich, weshalb ich eine Augenbraue hochzog. "Hast du ähm... Durst?" "Es geht, ich habe mich neulich genährt." Ohman, wie das klang. "Was???" "Keine Angst, ich hab sie nicht umgebracht, sie ist eine Spenderin.", erklärte ich. Er kam mir näher, viel näher. "Jolice,", hauchte er und sah mir tief in die Augen. "ich weiß, dass du sehr überrascht warst, als du erfahren hast, dass ich zu Autumn gehöre. Aber bitte hass mich nicht deshalb." Ich schaute zu Boden, da ich seinen eisblauen Augen nicht stand halten konnte. "Wieso sind deine Augen jetzt wieder blau und nicht rot?", fragte ich, immernoch den Kopf gesenkt. Darius seufzte. "Weil ich ähm... mich genährt habe. Ich kann länger als eine Woche ohne Blut aushalten, doch nach vier Tagen werden meine Augen rot." Ich schaute auf zu seinen wunderschönen Augen. Er sagte, ich solle ihn nicht hassen. Seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte ich das genaue Gegenteil für ihn empfunden, auch wenn er eigentlich mein Feind war. Ich konnte ihn niemals hassen, niemals. "Darius, ich hasse dich nicht. Und jetzt lass uns anfangen mit dem, was du mir beibringen willst.", sagte ich und vergrößerte unseren Abstand. "Nun gut. Als Vampir musst du kämpfen können. Und das nicht nur mit deiner Fähigkeit." "Fähigkeit?", fragte ich. "Ja, normalerweise hat jeder Vampir eine Fähigkeit. Deine finden wir auch noch heraus." Ich musste überlegen. Fähigkeit? Kämpfen? Vampir? Ohman, so vieles Neues. "Hast du irgendeine Veränderung bemerkt, seit du verwandelt wurdest?" "Nun ja, ich habe sehr viele Komplimente bekommen, ich wurde praktisch angestarrt.", erzählte ich. "Das ist normal, du bist jetzt durch deine Verwandlung noch hübscher geworden, aber das ist bei den meisten so. Sonst noch was?" "Als ich meine kleine Schwester in den Kindergarten gebracht habe, hab ich gehört was der Erzieher gesagt hat, obwohl er es gar nicht laus ausgesprochen hat. Ja ich weiß, verwirrend." "Du kannst Gedankenlesen.", stellte er fest. Mein Mund klappte auf, den Darius lachend wieder schloss. "Ich, wie, was, wieso?", brachte ich heraus. "Versuch es mal bei mir. Was denke ich gerade?", fragte er und schloss die Augen. Ich konzentrierte mich und öffnete sozusagen meine Tür, um seine Gedanken wahrzunehmen. Wie kann man nur so wunderschön und schlau zugleich sein*lach*.
Normalerweise würde ich jetzt wieder rot werden. Er öffnete seine Augen und schaute mich erwartungsvoll an. "Schleimer.", lachte ich. Darius grinste und ging ein paar Schritte weg von mir. Ich blieb stehen, da ich ihm nicht wie ein Hündchen hinterher laufen wollte. "Hörst du mich?", flüsterte er aus einer Entfernung von geschätzten 30 Meter. Ich verjahte seine Frage und in sekundenschnelle stand er wieder vor mir. "Du kannst wie jeder andere Vampir, tausend mal besser hören und sehen wie die Sterblichen. Außerdem bist du schneller als man sehen kann. Versuch mich zu fangen.", sagte er und rannte auch schon los. Ich hatte ihn aus den Augen verloren und versuchte mich deshalb auf seine Gedanken und Geräusche zu konzentrieren. Geräusche hörte ich jede Menge, aber auch seine Gedanken. Er fragte sich, ob ich ihn jetzt gerade hören würde. Schnell- wirklich sehr sehr schnell- rannte ich hinter einen Baum, von dem ich dachte, er würde dort stehen, und blieb überrascht stehen, als ich ihn nicht sah. Er musste hier sein, ich spürte es. Ich drehte mich ein paar Mal um mich, doch ich sah ihn nicht. Dann versuchte ich wieder seinen Gedanken zu lauschen. Doch bevor ich etwas hören konnte sprang etwas von dem Baum auf mich, sodass ich zu Boden fiel. Ich schlug die Person von mir und stand schnell wieder auf. "Überrascht?", fragte Darius der wieder aufgestanden war und jetzt wiedereinmal grinste. "Das war gemein!", sagte ich und verschrenkte meine Arme. "Aber du warst sehr nah dran.", sagte er und konnte sich sein Lachen nicht mehr verkraften. Das war echt fies gewesen! Ich drehte mich um und rannte schnell weg. Jetzt sollte er mal sehen, wie das war. Ich rannte nur eine Runde und stellte mich dann hinter einen Baum, um Darius zu beobachten. "Was soll das denn jetzt?", schrie er lachend. "Na gut, aber ich werde dich schon finden.", sagte er und war wieder einmal verschwunden, doch dieses Mal folgte ich ihm. Er blieb abrupt stehen und ich stand direkt hinter ihm, nur paar Millimeter von ihm entfernt. Ich sog seinen traumhaftguten Geruch ein und schloss die Augen. Doch als ich meine Augen schnell wieder öffnete stand er vor mir, mit dem Gesicht zu mir. "Verdammt", murmelte ich. Ich war wieder abgelenkt, was mich sehr aufregte. Darius hingegen fand das zum todlachen. "Ach halt doch deine Klappe.", murrte ich und setzte mich auf die Parkbank, die gleich neben uns stand. Nachdem er sich eingekriegt hatte, setzte er sich auch neben mich. "Das war witzig.", sagte er und schaute mich an. "Ich bin der schlechteste Vampir, den es je gegeben hat und jemals geben wird.", maulte ich. "Wieso? Weil du nicht schneller als ein Meistervampir warst? Weil du sehr schnell lernst? Weil du dich nur ganz kurz ablenken lassen hast? Jolice, das war doch klar, dass du mich nicht fangen würdest. Und glaub mir, es gibt sehr viele Meistervampire, die sogar langsamer und schlechter sind als du.", zwinkerte er mir zu. Er hatte recht. Sooooo schlecht war ich dann nun auch wieder nicht. "Ich hab da mal 'ne Frage.", sagte ich und schaute ihn an. "Ja?" "Wie alt bist du eigentlich?" "Sehr alt.", grinste er und es schien, als würde er mir diese Frage heute nicht mehr beantworten. "Komm doch das nächste Mal mit mir mit auf die Jagd." Ich schaute ihn geschockt an. "Ich werde keine Menschen töten, nur damit ich überleben kann!", schrie ich. "Du musst sie ja nicht umbringen." "Wie kannst du nur unschuldige Leute im Wald oder was weiß ich wo angreifen? Deshalb hasse ich deinen Clan! Ich dachte du wärst anders!" "Meinem Clan werden die Menschen zugeliefert. Jolice du wusstest, dass ich zu den Autumns gehöre und nach deren Regeln lebe." "Ja, aber es ist dein Leben, du darfst selbst darüber entscheiden." "Nein darf ich nicht. Mein Meister hat das Sagen. Genauso wie bei dir. Übrigens sollten wir jetzt vielleicht das Kämpfen anfangen zu üben, denn Felix erwartet dich schon." "Ich werde nicht zu Felix gehen!", schrie ich und kämpfe gegen meine Tränen an. "Du musst, er ist dein Meister, Jolice." "Niemand ist mein Meister oder Herrscher oder was auch immer! Nur weil er gerade Lust hatte mich zu verwandeln, hat sich mein komplettes Leben verändert! Darius ich möchte das nicht, verstehe doch!" Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten und sie liefen mir die Wangen herunter. Schnell wischte ich sie weg und drehte mich von ihm weg. Ich wollte nicht, dass er sah wie ich weinte. "Jolice.." Er legte eine Hand auf meine Wange und drehte meinen Kopf zu sich. "Man kann sich von seinem Meister sozusagen entbinden." "Wie?" Hoffnung stieg in mir auf. "Indem er stirbt." Ich hatte Rache geschworen und die würde er auch bekommen, selbst, wenn ich ihn dafür umbringen musste. "Einverstanden." Entschlossen stand ich auf und zog ihn mit mir von der Bank. Er lachte. "Er ist ein sehr alter Meistervampir. Du kannst es alleine nicht gegen ihn aufnehmen, Süße." Süße?! Er hatte sie wohl nicht mehr alle. "Ach komm schon ey. Komm, lass uns endlich kämpfen.", sagte ich und stellte mich ihm gegenüber. "Von mir aus. Das Wichtigste ist, nicht mit dem Kopf zu kämpfen, sondern mit dem Herzen. Sei immer überzeugt von dir, dass du diesen Kampf gewinnen wirst. Auch, wenn du ihn verlierst, verliere ihn würdig." Ich nickte. Dann fuhr er fort: "Erstens: Greife deinen Gegner niemals direkt an, gehe geschickt und schnell vor. Los versuch es mal." Ich hörte mir seine Gedanken an. Ich werde nach unten ausweichen, dachte er sich.
Ohja, das war meine Taktik. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und stürzte mich dann auf den Boden, wo er eigentlich hätte liegen müssen doch er hatte nur einen Schritt nach rechts gemacht und grinste mich jetzt von oben an. Er half mir auf und ich schaute ihn verdutzt an. "War doch klar, dass du meine Gedanken liest, oder etwa nicht? Versuch es nocheinmal." Jetzt schaltete ich meine- und seine- Gedanken ab und beruhigte mich. Dieses Mal werde ich ihn schon kriegen. Ich deutete einen Sprung nach rechts an, auf den Darius natürlich reagierte, und sprang ihn dann von links an. Und ich hatte es tatsächlich geschafft! Er lag unter mir auf dem Boden. Ich grinste ihn an und half ihm auf. "Gut. Du lernst wirklich schnell. Dann kommen wir mal zum Zweiten Punkt: Behalte deinen Gegner immer im Auge. Lass dich nicht ablenken! Wir versuchen es nochmal." Bevor ich mich darauf gefasst machen konnte rannte er schon blitzschnell auf mich zu, doch ich wich ihm geschickt aus und behielt ihn im Auge. Er rannte von einem Fleck zum Anderen, er wollte mich höchstwahrscheinlich verwirren, doch ich konnte locker mit ihm mithalten. Nachdem ich sein Schema verstanden hatte, handelte ich. Als nächstest sollte er nach hinten rennen und deshalb rannte ich drauf los, doch er war wieder verschwunden. Jetzt hatte ich ihn aus den Augen verloren. Mist! Ich konzentrierte mich auf die Geräusche, blendete seine Gedanken jedoch aus. Ich hörte, wie er sich gerade auf mich stürzten wollte, doch ich war schneller und stürzt mich auf ihn. Sichtlich überrascht lag er schon wieder unter mir auf dem Boden. "Du wirst besser. Ich dachte, ich hätte die jetzt vollkommen verwirrt, doch dich bringt wohl nichts so schnell aus der Fassung.", sagte er und wir standen auf. Ich grinste stolz. "Und was ist die dritte Regel?", wollte ich wissen, doch statt zu antworten schlang er seine Arme um meinen Körper und warf sich mit mir auf den harten Boden. Es tat nicht weh, aber angenehm war es auch nicht gerade. "Drittens: Lass dich nicht ablenken.", lachte er und ließ mich los. Ich lag mit dem Rücken auf dem Boden und Darius über mir. "Ich denke wir haben genug für heute gekämpft.", sagte er und schaute mir in meine Augen. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und kam meinem Gesicht immer näher. Kurz vor meinen Lippen stoppte er. Unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte seinen süßen Atem riechen, er atmete schnell. Auch ich war etwas aufgeregt, immerhin lag hier ein verdammt heißer Vampir auf mir?! Seine Lippen näherten sich sehr langsam den meinen. Ich war mir sicher, dass er mich gleich küssen würde, was mir sogar nichts ausmachen würde. "Gute Arbeit Darius, und jetzt steh auf.", hörte ich eine Stimme über uns. Darius schloss schmerzerfüllt seine Augen und sah mich entschuldigend und schuldbewusst an. Er stand auf und half mir auf. Und da stand er wieder, Felix. "Was tut der denn hier?", schrie ich aufgebracht. "Der Meister wollte seinem Lehrling einen Besuch abstatten.", grinste er. Ich schaute Darius verzweifelt und fragend an, doch er schaute nur traurig zu Boden. "Du bist nicht mein Meister. Was willst du von mir?", schrie ich Felix wieder an. Erst jetzt bemerkte ich, dass Felix nicht alleine gekommen war, hinter ihm standen noch zwei fremde Männer. Beide sehr muskulös, blond und ca. zwei Meter groß. Ich schluckte. "Ob du es willst oder nicht, ich bin dein Meister, meine Hübsche. Ich habe Darius zu dir geschickt, um zu schauen, was du so drauf hast, und ich muss ehrlich sagen, ich bin sehr beeindruckt.", erklärte er."Darius? Du wusstest davon? Du sagtest du bist anders!", kreischte ich schon fast hysterisch. Er antwortete nicht und würdigte mich keines Blickes. "Ja natürlich wusste er davon, es war sozusagen eine harmlose Bestrafung. Und was ist deine Fähigkeit?" Ich konnte es nicht fassen. Darius hätte mich gerade fast geküsst und das war alles nur gespielt? Und Felix dieser Depp, er wusste nicht, dass ich Gedankenlesen konnte? "Ich weiß es nicht, Arschi.", brachte ich zwischen zusammengequetschten Zähnen hervor. Felix musste lachen. "Du bist ja zuckersüß. Du weißt es also noch nicht? Das werden wir aber auch noch herausfinden, keine Sorge. Weißt du was meine Fähigkeit ist? Ich kann Leute kontrollieren. Toll oder?", lachte er. Verdammt, seine Fähigkeit war echt der Hammer. Deshalb war er auch der Anführer, logisch. "Schön für dich. Wen interessiert's?!", zickte ich ihn an. Felix dachte wohl wirklich er wäre der Beste. So ein arrogantes Schwein. "Lasst uns jetzt gehen, die Sonne wird bald aufgehen. Mitnehmen!", sagte er zu den beiden Typen hinter sich, welche sich mir näherten. Ich würde doch nicht mit denen mitgehen! Und was würde meine Mutter dann denken? Die Zwei packten mich am Arm und sosehr ich versuchte mich zu wehren, ich schaffte es einfach nicht! Wir liefen zu einer rießigen schwarzen Limousine. Es war zwar dunkel, doch ich konnte alles genau erkennen, auch den kleinen Kratzer an seiner ach-so-tollen Limousine. Felix nahm den Platz der Beiden ein, welche sich nun reinsetzten und zog mich am Arm zur Tür. Darius stieg vor mir ein, oder eher gesagt er stolperte hinein, denn ich trat ihn mit meinen Beinen, was Felix sehr lustig fand. Ich wehrte mich sogut ich konnte, ich trat ihn, schrie, biss ihn, schlug ihn sogut es eben ging, doch nichts half. Er würde mich mitnehmen und als seine Gefangene behalten. Mein (ewiges) Leben war wohl vorbei. Ich versuchte mich noch einmal zu befreien und wendete meine ganze Energie dabei ein und dann geschah es. Niemals hätte ich nur ansatzweise erwartet soetwas zu können.
Kapitel 4
Soetwas war unmöglich. Ich hatte gedacht, dass Vampire nur eine Fähigkeit haben? Ich hatte die Zeit angehalten. Alles war wie zu Eis erstarrt, außer mir. Ich befreite mich aus Felix' Griff und schaute in sein Gesicht. Es war überrascht, aber zeigte sonst keine weiteren Emotionen. Dann schaute ich in die Limousine, auch dort schien jeder erstarrt zu sein, selbst Darius. Was sollte ich jetzt machen? Ich schaute mich um und sah die paar Leute, die einfach an uns vorbeigegangen waren ohne zu helfen. Auch diese waren erstarrt. Dann schaute ich in den dunklen Nachthimmel und sah, dass sich die Wolken nicht mehr bewegten. Nicht nur die Leute waren erstarrt, ich hatte die ganze Welt, die Zeit, die Atmosphäre, einfach alles angehalten! Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich die Welt aus ihrer Starre wieder lösen konnte. Okay Jolice konzentrier dich, mach einfach dasselbe, das du gemacht hast, als du die Zeit angehalten hast, dachte ich mir. Aber wie hatte ich das gemacht? Ich hatte eine meine ganze Kraft und Energie dafür gebraucht. Also ging ich wieder zu Felix und den anderen und überlegte. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Dann öffnete ich sie wieder und konzentrierte mich darauf, dass alles wieder so sein würde wie zuvor, mit Ausnahme von mir, denn ich würde nicht mit Autumn mitkommen. Ich wendete meine ganze Energie und Kraft dafür ein, sosehr konzentrierte ich mich, doch es geschah nichts. Ans Aufgeben wollte ich eigentlich nicht denken, doch nach weiteren acht Niederlagen war ich einfach zu erschöpft. Ich setzte mich neben Darius und schaute ihn an. Wieso hatte er das nur getan? Ich hatte wirklich geglaubt er wäre anders und daran glaubte ich irgendwie immer noch. Wenn ich ihn jetzt sah, hätte ich niemals gedacht, dass er mich verraten würde. Vielleicht wollte er es ja gar nicht, ich meine es war seine Bestrafung. Er musste es doch tun, oder? Ich hielt sein Gesicht in meinen Händen und wünschte mir so sehr, dass dieser Arsch jetzt aus der Starre erwachen würde. Er wüsste bestimmt, was zu tun war. Sosehr ich ihn auch hassen müssen, ich tat es nicht. Wie ich schon vorher herausgefunden hatte, konnte ich ihn einfach nicht hassen. Ich hatte seine entschuldigenden und niedergeschlagenen Augen gesehen. Nein, das wollte er gar nicht, da war ich mir sicher. "Darius, bitte, lass mich nicht alleine!", flüsterte ich und eine Träne kullerte über meine Wange. Ich schüttelte ihn und wollte ihn somit wach kriegen, doch nichts und niemand rührte sich. Würde die Welt jetzt wirklich für immer erstarrt bleiben? Wenn ja, dann würde das heißen, ich wäre der letzte lebendige Mensch auf diesem Planeten. Doch das wollte ich nicht. "Verdammt nochmal, jetzt wach auf du Trottel!", schrie ich ihn an. Und mit einem Schlag wurde mir bewusst, was ich für ihn empfand. Darius gehörte zu den Autumns, er hatte mich verraten. Er war böse, mein Feind. Und trotz all dem spürte ich eine seltsame Verbindung zu ihm. Es war einfach unbeschreiblich. Ich wollte es selbst noch nicht zugeben, aber mein Herz wusste es bereits. Ich hatte mich anscheinend in einen Vampir verliebt, der nicht nur zu meinen Feinden gehörte, sondern mich auch immer wieder verletzte. Na toll! War ich wirklich in dieses Arschloch verliebt? Plötzlich leuchteten meine Hände. Es war als würde ich zwei Lichterbälle in meinen Händen tragen. Ich stieg schnell aus der Limousine und ging ein Stück von ihr weg. Meine Hände kribbelten und das Licht wurde immer heller. Plötzlich schoss ein heller Lichstrahl aus meinen Händen, sodass meine Sicht kurz weiß war. Dann sah ich die Welt wieder normal, und wow! Alles und jeder bewegte sich wieder, ich hatte es tatsächlich geschafft! "Was zur Hölle war das???", schrie Felix. Ich stand hinter einem Baum, etwas weiter weg von ihm, und sprang jetzt leise und schnell auf den Ast, der über mir war. Von dort beobachtete ich die Situation. Darius stieg aus dem Wagen, die zwei Männer blieben jedoch sitzen. "Das war unglaublich.", flüsterte Darius. Ich horchte seinen Gedanken. Jolice es tut mir so unendlich Leid, dass ich dich verraten habe. Aber als du unter mir lagst waren meine Gefühle nicht gespielt, das schwöre ich! Ich weiß zwar nicht wie du das gerade angestellt hast, aber es war einfach fantastisch. Felix wird alles machen, um dich zu finden. Und jetzt lauf schnell weg, beobachte uns nicht mehr, ansonsten wird er dich schneller finden als du glaubst. Ich erwarte von dir nicht, dass du meine Entschuldigung aktzeptierst, jedoch hoffe ich, wir sehen uns bald wieder. Pass auf dich auf.
Ich schaute Darius noch einmal an, und dachte schon, er hätte mich entdeckt. Schnell sprang ich leise vom Baum und rannte weg. Ich wollte nach Hause, so schnell wie möglich, und das alles vergessen. Nach nicht mal fünf Minuten stand ich vor unserem kleinen schönen Haus. Ich sprang zum Fenster hinauf und kletterte durch das Fenster in mein Zimmer. Wie sollte mein Leben jetzt weitergehen? Erschöpft legte ich mich, ohne mich umzuziehen oder sonst etwas zu machen, ins Bett und schlief auch sofort ein.
Erschrocken fuhr ich hoch, als mein Wecker um halb sieben klingelte. In Gedanken verfluchte ich ihn und schaltete ihn schnell aus. Dann stand ich auf und ging ins Bad. Ich sah furchtbar und zugleich wunderschön aus. Schnell putzte ich meine Zähne, kämmte meine Haare, und schminkte mich dezent. Als ich dann vor meinem Kleiderschrank stand, stellte ich mir die Frage, die sich jedes Mädchen stellt, wenn sie aufwacht: Was ziehe ich heute an? Da das Wetter nicht gut war, entschied ich mich für eine schwarze Röhrenjeans und eine weiße Bluse. Ich schlenderte gemütlich die Treppe herunter und setzte mich gutgelaunt an den Esstisch, andem meine kleine Schwester und meine Mutter schon aßen. "Morgen.", begrüßte ich die Beiden knapp. Sie schenkten mir ein Lächeln und meine Mutter stellte mir einen Teller mit Waffeln hin. Ich liebte es, wenn sie kochte oder backte. Egal was es war, es schmeckte immer gut. Schnell aß ich die Waffeln auf und verabschiedete mich von den Beiden. Ich zog meine weißen Stiefel, meinen Schal, meine coole Mütze und meine schwarze Lederjacke an und ging dann mit meiner Tasche und meinem Schlüssel zu meinem Auto. Als ich an der Schule ankam parkte ich mein Auto an meinem Lieblingsplatz, doch dieses Mal fiel mir der schwarze Porsche neben meinem roten Cabrio auf. Wie es aussah hatten wir einen neuen Schüler. Ich ging zu meinem ersten Fach, Mathematik. Donnerstag war einfach der schlimmste Schultag; nur Hauptfächer. Lustlos setzte ich mich neben Sasha, meinen besten Freund, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Er war ein Stück größer als ich, hatte blonde Haare und war der Mädchenschwarm unserer Schule. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte noch nie Interesse an ihm, nur freundschaftlich. Deshalb waren wir auch die besten Freunde. Im großen und ganzen war Machoman echt nett und ein guter Freund. Zumindest mir gegenüber. Er hatte mit seinen achtzehn Jahren schon mit sovielen Frauen geschlafen, dass es mich wunderte, dass er immernoch Mädchenschwarm Nummer eins war. Als Mrs Kowling ins Klassenzimmer kam, wurden wir alle leise, denn sie wie eine der strengsten Lehrer an unserer Schule. Nachdem wir uns begrüßt hatten, klopfte es an der Tür und ein Gott kam herein. Ich korrigiere, MEIN Gott kam herein. "Guten Tag, Sie sind der neue Schüler, stimmt's? Stellen Sie sich einfach kurz vor und dann können Sie sich auf irgendeinen freien Platz setzten.", begrüßte sie ihn. "Hey. Mein Name ist Darius Colseth und ich bin achtzehn Jahre alt.", stellte Darius sich kurz vor und lächelte einmal in die Runde. Allen Mädchen blieb der Mund offen stehen, außer mir. Was dachten die sich dabei, meinen Typen anzustarren? Nun ja, okay, er gehörte mir zwar nicht, und ich war auch sauer auf ihn, trotzdem hatten sie kein recht. Er schaute mich an, doch ich ignorierte ihn. Dann setzte er sich eine Reihe vor mich, neben Schuldiva Raquel. Zuerst hatte er sich so bei mir eingeschleimt, dann verführt und verraten, und ich hatte ihm einfach so verziehen? Oh nein Freundchen, nicht mit mir. "He, alles in Ordnung mit dir? Du explodierst ja gleich.", grinste Sasha. Als Antwort gab ich ihm einen zerstörenden Blick und brachte ihn zum Lachen. Sollte Darius sich doch mit all den Mädchen hier amüsieren, MICH würde er nicht bekommen. Punkt. Es läutete und ich packte schnell meine Sachen zusammen. Ich rannte schon fast aus dem Klassenzimmer zu meinem nächsten Fach. Dort angekommen musste ich alleine sitzen, da ich am ersten Schultag zu spät kam. Darius kam herein, und da nur noch neben mir ein freier Platz war, setzte er sich neben mir. "Jolice ich bin so froh, dass dir-", fing er an, doch ich schnitt ihm sein Wort ab. "Psst! Ich will kein Wort hören, hast du verstanden? Und deine Entschuldigungen und Ausreden kannst du dir sonst wohin stecken." Mit diesem Satz drehte ich mich von ihm weg und zu meinem Glück kam auch schon Mr Thoon herein. "Good Morning. How are you?" So begann die qualvolle Englischstunde. Nach der Hälfte hatte er mich dann gebeten nach Vorne zu der Tafel zu kommen, und da ich nicht aufgepasst hatte, hatte ich echt Angst. Ich stand vorne und hatte keine Ahnung was ich machen musste. Zum Glück erklärte er mir die Aufgabe nochmal. Ich müsste jedeglich seine Fragen beantworten. Verdammt. "Okay, erste Frage. Wie viele Einwohner hat Amerika?", fragte er mich auf Englisch. Alter, waren wir hier in Erdkunde? Ich wollte schon fast aufgeben, da fiel mir ein, dass ich doch nun ein gedankenlesender Vampir war, der die Zeit anhalten konnte. Dummkopf! Ich las schnell seine Gedanken und antwortete dann. Natürlich war es richtig, womit niemand gerechnet hatte, denn jeder hatte bemerkt, dass ich nicht aufgepasst hatte. Ha, da haben die aber gegugt! Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken. Nach fünf weiteren richtigen Antworten durfte ich mich wieder setzten. "Du hast es vergessen, oder?", fragte Darius mich grinsend. "Halt die Klappe.", antwortete ich und ignorierte ihn wieder. Als wir dann nach weiteren vier Stunden endlich aus hatten, ging ich zu meinem Wagen, und dreimal dürft ihr raten, wem der Porsche gehörte. Genau, dem dummen, egoistischen Vampir! Ich stieg ein und fuhr sofort aus meiner Parklücke, doch ich fuhr nicht nach Hause. Ich hatte mich mit Yasmina zum Shoppen verabredet und fuhr jetzt in die Innenstadt. Nachdem ich mein Auto geparkt hatte ging ich zum vereinbarten Treffpunkt und wartete. Pünktlich kam Yasmina um die Ecke geschlendert. Wir umarmten uns und gingen auch schon auf Shoppingjagd, wie wir immer so schön sagten. "Sag mal kennst du den Neuen?", fragte sie mich, während ich ein neues Oberteil anprobierte. "Naja, was heißt kennen. Ich hab ihn schon mal getroffen.", antwortete ich. Und geküsst, fügte ich in Gedanken hinzu. "Wieso? Sag nicht, dass du auf ihn stehst." "Nein, tu ich nicht. Wollt nur wissen." Oh und wie ich auf ihn steh. Ich meine, wer nicht?
Tolle Freundin. "Ach komm schon, wir sind beste Freundinnen, gibs schon zu." Eine Chance hatte sie noch. Sie schwieg kurz. "Na gut. Ja ich stehe total auf ihn! Übrigens hab ich ihn zu deiner Geburtstagsparty eingeladen." "Du hast was???", schrie ich sie an. Sie konnte mich zwar nicht sehen, da ich gerade in einer Umkleidekabine war, aber hätte sie mich gesehen, hätte mein Blick sie getötet. "Ja,er ist neu hier, ich tat es auch Höflichkeit und... nun ja.", sagte sie langsam. "Kann ich ihn haben?", fügte sie hinzu. Ich seufzte. Von mir aus konnte sie diesen Arsch doch haben, mir war es jetzt auch schon egal. "Klar.", antwortete ich und hörte wie sie Freudensprünge machte. Nach ungefähr drei Stunden verabschiedeten wir uns dann und ich fuhr nach Hause. Ich war eingentlich ganz zufrieden, denn ich hatte mir ein neues Kleid für meine Party gekauft, drei Paar Schuhe, eine neue Jacke, zwei Hosen und drei Oberteile. An Geld mangelte es uns nicht, aber ich wollte nicht angeben so wie Raqul, die schon nach Geld roch. "Na wie war eure Shoppingtour?", begrüßte Mom mich. "Toll. Morgen feiern wir meine Geburtstag nach. Yasmina und die Anderen haben irgendwas geplant." Meine Mutter zog eine Augenbraue hoch. "Du und feiern?", fragte sie. "Ach komm schon. Ja, ich und feiern. Immerhin ist es mein achtzehnter Geburtstag. Und ich denke, Dad würde nicht wollen, dass ich nur trauern würde." "Nein, so habe ich das nicht gemeint. Du hast nur schon sehr lange nicht mehr gefeiert, und, ähm... ach egal, hab deinen Spaß, mein Liebling." Nachdem sie ihre Rede beendet hatte ging ich hoch in mein Zimmer und räumte erstmal meine neuen Klamotten in meine XXL- Kleiderschrank. Als ich fertig war machte ich noch schnell meine Hausaufgaben und gerade als ich anfangen wollte zu lernen, meldeten sich meine Fangzähne. Verdammt. Jetzt spürte ich das Kratzen in meinem Hals. Ich hatte Durst. Ich konnte doch nicht wieder in das Krankenhaus gehen, immerhin war es viel zu weit weg. Obwohl... ich war ja ziemlich schnell... Nein! Ich kletterte wiedereinmal aus meinem Fenster und sprang elegant auf den Boden. Dann rannte ich ihn den Park, indem ich mich neulich mit Darius verabredet hatte. Oh Darius. Wenn ich an ihn dachte, fielen mir so viele Schimpfwörter ein! Plötzlich hörte ich, dass ein junges Paar näher kam. Wer ging jetzt noch so spät spazieren (außer mir)?! "Schatz, schau mal, da ist ein junges Mädchen. Vielleicht hat sie sich verirrt. Komm wir fragen mal nach.", hörte ich wie die Frau sagen. Typisch Frauen, machen sich um alles und jeden Sorgen. Vielleicht könnte ich mir ja einen klitzekleinen Schluck von denen erlauben? Oder vielleicht gleich eine ganze Person? Immerhin blieb ja dann eine noch übrig... Jolice, was dachtest du da gerade???? Während ich noch mit mir selbst stritt waren der Mann und die Frau schon zu mir hergekommen. "He, ist alles in Ordnung mit dir? Es ist schon ziemlich spät. Ein junges Fräulein in deinem Alter, sollte nicht alleine herumlaufen, und sicher nicht so spät. Immerhin haben wir schon kurz vor elf.", sagte der Mann. Oh, wie gut die Beiden rochen! Der Mann gefiel mir besser, deshalb näherte ich mich ihm. Ich war von seiner Halsschlagader wie hypnotisiert und kam ihm immer näher. Er räusperte sich und trat einen Schritt zurück. "Hast du nicht gehört? Es ist sehr gefährlich alleine rumzulaufen. Was tust du hier denn überhaupt noch?", fragte mich jetzt die Frau, sichtlich gereizt, da ich ihrem Freund sehr nahe gekommen war. Sie regte mich ziemlich auf, immerhin war ich ein volljähriger Vampir! "Ich sag es mal so. Ich hab Durst bekommen.", grinste ich die Beiden böse an. Verdammt, was hatte ich gerade gesagt? Und was hatte ich mir gerade nur dabei gedacht?? Ich hatte wohl zuviel von Felix' Dummheit abbekommen, ja das musste es sein."Und deshalb gehst du um elf Uhr abends alleine in den Park. Du spinnst doch. Wie ist eigentlich dein Name, Kleine?", fragte die Frau. Kleine?! Hatte sie gerade tatsächlich KLEINE zu mir gesagt?? Sie war vielleicht nur zwei oder drei Jahre älter als ich! "Kleine?", brachte ich zwischen zusammengequetschten Zähnen hervor. "Ja Kleine. Immerhin bist du höchstens siebzehn." "Ich bin achtzehn, du blöde Kuh!", schrie ich die Frau an, welche zusammenzuckte. "Und ich zeig dir jetzt mal, was mit denen passiert, die mich aufregen. Ich wette du warst während deiner High School Zeit die Schulqueen. Stimmt's? So eine haben wir auch an der Schule. Aber jetzt bekommst du deine Rechnung. NIEMAND legt sich mit mir an!", schrie ich sie an und packte sie. Der Mann wollte ihr helfen, doch ich schleuderte ihn gegen einen Baum. Oh, ich war so wütend und soooooo durstig! "Mael!", weinte die Frau. Sie sollte sich lieber Sorgen um ihr eigenes Leben machen! "Stirb, Schlampe!", flüsterte ich ihr ins Ohr und sie wimmelte. Ich musste laut lachen und gerade als ich meinen überausgroßen Durst löschen wollte, wurde ich von irgendetwas weggeschleudert. Ich stand sofort auf und fauchte. Überrascht und geschockt, dass dieses Geräusch tatsächlich von mir kam, beruhigte ich mich. Ich sah den Mann, der bewusstlos neben dem Baum lag und die Frau, die wie nochmal was heulte. Ich sah Darius wie er der Frau irgendetwas zuflüsterte und sie dann sofort einschlief. Dann legte er sie zu dem Mann und kam auf mich zu. Ich wollte nicht weinen, denn weinen bedeutete, dass man schwach war, und das war ich nicht. Allerdings hatte ich Schuldgefühle, und was für welche! Immerhin hätte ich gerade fast einen Menschen umgebracht! Ich, Jolice, die geschworen hatte keinem Menschen etwas anzutun, hatte meine eigene Regel gebrochen! "Was zur...", fing Darius an, doch er brach ab, als er sah wie miserabel es mir ging. "Ich bin so durstig! Ich bin wahnsinnig vor Durst geworden! Ich hätte gerade fast jemanden getötet und es war mir egal!", flüsterte ich. Darius wollte mich in den Arm nehmen, doch ich schubste ihn von mir weg. "Bleib weg von mir,", schrie ich. "Ich bin so verdammt sauer auf dich! Und auf mich selbst!" Und ich hatte unglaublichen Durst. "Komm mit mir mit, ich geb dir was zum Trinken.", bot er an, doch ich lief einfach an ihm vorbei und ignorierte ihn. Okay, ganz ruhig Jolice, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich setzte mich wie am Tag zuvor auf die Parkbank und zog meine Beine an meine Brust. Meine Kopf stützte ich auf meinen Händen ab und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, was nicht besonders leicht war, da ich das Blut des Pärchens immernoch riechen konnte. Darius kam zu mir her und stand nun vor mir. "Du brauchst meine Hilfe.", sagte er. Das hatte er gestern auch schon gesagt, danach hatte er mich verführt, verraten und verletzt. "Nicht mit mir, du Depp!", beschimpfte ich ihn. Er seutfzte. "Du vertraust mir nicht.", stellte er fest. Nein, wirklich? Wie kommst du denn da drauf?, dachte ich mir sarkastisch. Ich verdrehte meine Augen und schaute ihn nicht mehr an. "Jolice, vertrau mir bitte. Gib mir noch eine Chance. Nur noch eine. Ich gehe mit dir jagen, oder eher gesagt ich besorg dir was zum trinken. Ohne mich hättest du diese Frau getötet." Ich schaute ihn wieder an und überlegte. "Ach komm schon.", flehte er schon fast.
Der Penner hatte recht. Zwar verachtete ich ihn seit dem Moment, seitdem er mich verraten hatte, aber ich konnte ihn immernoch nicht hassen. Das sollte er jedoch nicht erfahren. Nein, im Gegenteil, ich würde ihn jetzt erstmal richtig ärgern. "Ich hasse dich.", log ich. "Ich weiß." Das überraschte mich. Oh nein, dachte er jetzt ernsthaft, dass ich ihn hasste? Schlechtes Gewissen, verschwinde doch mal, du nervst! Sollte er es doch denken, umso besser. "Na gut, wir gehen zusammen jagen, aber wir werden keine Menschen umbringen, kapiert?!", gab ich mich geschlagen. "Und grins nicht so.", fügte ich hinzu, doch dadurch grinste er nur noch mehr. Wir liefen immer weiter in den dunklen Park hinein, wo nicht mehr viele Straßenlaternen standen. Langsam fing ich an zu zweifeln. "Sag mal, ist das wirklich der richtige Weg?", fragte ich genervt. Er schaute mich kurz von der Seite an und beschloss nicht zu antworten. "Idiot.", murmelte ich und er lachte. Nach ungefähr zehn Minuten waren wir in einem Wald. Es war zwar stockdunkel, doch dank meiner Vampiraugen konnte ich alles genau sehen. Da ich Darius nicht traute horchte ich seinen Gedanken. Gleich sind wir da. Sie wird überrascht sein, dass ich die Wahrheit gesagt habe.
Hm, naja okay, ich vertraute ihm jetzt einfach mal. Als wir um die Ecke bogen, sah ich ein Häuschen, das ich nur zu gut kannte. Es war das Haus von Madame Claire. Erleichtert atmete ich aus und rannte zur Tür. Madame Claire öffnete uns lächelnd die Tür und bat uns herein. Sofort war mein Durst geringer, jedoch nicht ganz weg, wie beim ersten Mal. "Kommt, ich führe euch zu Margharate.", sagte sie und ging vorraus. Eine Spenderin
, belauschte ich Darius' Gedanken. Wir gingen ins zweite Stockwerk und gleich die erste Tür rechts. Ich fragte mich, ob hier noch mehr Spender oder Vampire lebten. Vielleicht lebten hier ja sogar Werwölfe oder andere Hexen? Meine Gedanken wurden von einem süßen Geruch unterbrochen, dem Geruch von Blut. Als wir in das Zimmer traten, ließ uns die alte Frau alleine. Darius schloss ab und zusammen gingen wir auf das Fräulein zu, welche lächelnd auf einem Stuhl saß. "Darius, schön dich wiederzusehen.", sagte sie mit ihrem französischen Akzent und gab Darius drei Wangenküssen. Ohja, ich war eifersüchtig. Aber wieso eigentlich? Konnte mir doch egal sein wer ihn küsste. Als Ausrede nahm ich Yasmina, immerhin war sie echt verknallt in diesen Spasten. "Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.", begrüßte er sie. Tzzzz, so wie er sie anschaute, war sie seine Freundin oder so. Mir doch egal. "Das ist Jolice. Sie ist ziemlich durstig." Margharate verstand sofort und setzte sich auf den Stuhl. Sie nahm ihre Haare zur Seite, damit ich besser an ihren Hals gelangen konnte. Ich ging sofort zu ihr und fühlte wie meine Fangzähne länger wurden. Schnell und gierig biss ich in ihren Hals und trank. Das warme Blut tat meinem Hals echt gut. Ich trank echt viel, sodass Darius mich quasie von ihr wegzerren musste. Mein Mund war noch immer Blut verschmiert und ich schaute immer noch gebandt auf den Hals von ihr. "Lass mich... ich-", versuchte ich mich zu wehren, doch er zog mich ins Bad, welches gleich neben Margharates Zimmer war. Er wollte mein Gesicht waschen, doch ich wehrte mich. Ich war doch kleines Kind, hallo?! Schnell sprizte ich mir das kalte angenehme Wasser ins Gesicht, um das Blut wegzubekommen, und trocknete es dann mit dem Handtuch ab, das neben dem Waschbecken hing. Ich atmete tief durch. "Alles in Ordnung?", fragte Darius verzweifelt. Er machte sich Sorgen, wie süß! Nein halt, nicht süß, dumm! Oh verdammt, war das schwer gegen seine Gefühle anzukämpfen! Ohne eine Antwort verließ ich das Bad und ging zu Margharate und entschuldigte mich, was sie locker sah. Anscheinend war sie das gewohnt... Als ich den Raum verließ begegnete ich Madame Claire. "Vielen, vielen Dank, Madame. Sie haben mir schon oft geholfen. Wie kann ich meine Dankbarkeit zeigen?", fragte ich. Sie schenkte mir ein herzliches Lächeln und zeigte mir mit einer Bewegung ihr in ein anderes Zimmer zu folgen. Als ich bemerkte in welchem Zimmer wir waren, versteifte ich mich. "Hier hast du ihn kennengelernt.", fing Madame Claire an. "Wieso verachtest du ihn so?" Mein Mund klappte auf. Woher wusste sie es? In ihrer Gegenwart war ich nie gemein zu ihm gewesen, oder? Mir fiel nichts ein, deshalb schwieg ich. "Jolice, ich weiß alles. Nachdem du die Zeit wieder weiterlaufen liest, kam er zu mir und hat mir alles erzählt. Der Arme tut mir echt leid." ER tat ihr leid? Hallo?! Immerhin war ich hier das Opfer! "Wieso?", war das Einzigste, das ich herausbrachte. "Jolice, er wollte das nie. Ich glaube er hat dich echt gern, aber du machst es ihm nicht gerade einfach." "Madame Claire, ich weiß, dass-" "Als Dank könntest du ihm eine Chance geben.", unterbrach sie mich. Ich war echt erstaunt, was die alte Dame so drauf hatte. "Die hat er schon bekommen." "Und?" "Nichts und. Ich hab ihm vertraut und er hat mich hierhergebracht. Und jetzt muss ich leider wieder gehen. Immerhin habe ich morgen Schule.", beendete ich die Diskussion. Sie seufzte. "Nun gut. Wenn du wieder Durst bekommst, dann komm zu mir. Hier sind genügend Spender. Komm mich auch so mal besuchen, ja?" Ich versprach es und bedankte mich nochmals. Dann ging ich aus dem Raum und die Treppen runter. Auf keinen Fall wollte ich Darius jetzt nochmal begegnen, deshalb rannte ich schier aus der Tür nach Hause. Ich schlüpfte durch das offene Fenster und wollte mich gerade umziehen als ich bemerkte, dass meine Mutter im Türrahmen stand. "Wo warst du junge Dame?", wollte sie wissen. Tja, darauf wusste ich nun keine Antwort, deshalb schwieg ich. "Du hast Hausarrest. Zwei Wochen. Da ich morgen schon wegfahren werde, wird Tante Chelsea auf dich aufpassen. Zwei Wochen hast du ja dann noch für dich.", sagte sie. Das konnte sie mir doch nicht antun? "Mom! Bitte, von mir aus kann doch Grandma kommen, oder ich zu ihr, oder was weiß ich was. Bitte alles, außer SIE!", beschwerte ich mich. "Sieh es als deine Bestrafung. Und jetzt gehst du sofort schlafen, junge Dame.", sagte sie und verließ mein Zimmer ohne ein weiteres Wort. Das durfte doch nicht wahr sein! Zwei Wochen Hausarrest waren ja schon schlimm, aber zwei Wochen mit Tante Chelsea??? Unmöglich.
Kapitel 5
Der nächste Tag fing gut an. Meine Mutter fuhr auf ihre Geschäftsreise und nahm Safira mit. Keine Ahnung wie sie gleichzeitig auf sie aufpassen und arbeiten wollte. Vielleicht schaffte sie sich einen Babysitter her. Meine Mutter erlaubte mir zum Glück heute Abend auf meine eigene Geburtstagsparty zu gehen, wäre blöd, wenn ich nicht kommen würde. Tante Chelsea würde erst morgen Mittag kommen, was hieß, dass ich bis morgen Mittag machen konnte was ich wollte. In Chemie besprachen meine Freundinnen meine "Überraschungsparty". Es war zwar keine Überraschung mehr, aber ich wusste ja nicht, was die noch vorhatten. Gedankenlesen wollte ich nicht, da das gemein wäre und ich mich doch noch überraschen lassen wollte. "Ja genau und dann" "Psst, sie kann uns hören, du Depp.", unterbrach Nici Yasmina und ich lachte. War echt süß, wie alle meine Party planten. "Mr. Colseth? Die Anwort bitte.", rief mein Chemielehrer Darius auf. Natürlich wusste er die Antwort. Ich fragte mich, wie oft er seinen Abschluss schon gemacht hatte. Vielleicht war er aber auch zu blöd für die Schule und musste sie Jahrjunderte lang wiederholen. Bei dem Gedanke musste ich laut loslachen. Die ganze Klasse schaute mich verwirrt an, sodass ich sofort aufhörte zu lachen. Was glotzt ihr so, noch nie ein lachendes Mädchen gesehen?, dachte ich mir in Gedanken, sprach es aber nicht aus. Bevor irgendjemand einen dummen Kommentar abgeben konnte, klingelte Gott sei Dank die Schulglocke, was hieß, dass wir jetzt Wochenende hatten. Ohja, das brauchte ich! Schnell packte ich meine Sachen zusammen und verließ den stickigen Chemiesaal. Wäre ich kein Vampir, so würde ich jetzt mit Henri aus der Oberstufe zusammenknallen. Manchmal war es echt doof, so geschickt zu sein. Er grinste mich entschuldigend an. "Sorry.", sagte er und schenkte mir sein schönstes Lächeln. Doch im Vergleich zu dem Engelslächeln von Darius war sein Lächeln gar nichts. "Schon okay", lächelte ich zurück. "Du kommst heute Abend auch, oder?" "Na klar. Hallo? Du bist achtzehn geworden, wer will schon deinen wichtigsten Geburtstag verpassen?" Ohhh wie süß er war. Er und seine Freunde waren die Coolsten und Hübschesten Jungs auf der Schule. Naja, bis Darius kam. Scheiße, was dachte ich da schon wieder? Ich schüttelte den Kopf um klare Gedanken zu bekommen. "Naja dann bis heut Abend, meine Hübsche.", verabschiedete er sich von mir. Er zögerte kurz und gab mir dann einen Kuss auf die Wange. Erst jetzt hatte ich bemerkt, dass Darius die ganze Zeit neben uns gestanden war. "Dein Freund?", fragte er. "Eifersüchtig?" "Nein, nur neugierig." Das war nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Was hast du dir denn auch gedacht, dass er ja sagen würde und dich anhimmeln würde?, überlegte ich und gab mir in Gedanken eine Ohrfeige. Ich drehte mich um und ging Richtung Ausgang. Natürlich folgte er mir. Vor meinem Cabrio blieb ich stehen und drehte mich um. Er stand direkt vor mir, sehr nah, sogar ZU nah. Mir stockte, warum auch immer, der Atem und er lachte leise. "Du bist gestern Abend so schnell verschwunden." "Ja, ich wollte dich nicht mehr sehen.", gab ich zu. Autsch. Das hatte ihn verletzt. War das vielleicht etwas zu gemein gewesen? "Ich meine, ich wollte dich nicht mehr sehen, weil ich nicht wusste, was ich dann sagen sollte." Sag mal, war ich verrückt? Wieso hatte ich gerade DAS zugeben müssen? Und wieder gab ich mir in Gedanken eine Ohrfeige. Er grinste. "Mach ich dich etwa nervös?" "Spinnst du? Bilde dir jetzt ja nichts ein, du arrogantes Schwein!", brüllte ich ihn an. Jetzt würde ich wieder rot werden, doch zum Glück ging das nicht mehr. Ich setzte mich in mein Cabrio und fuhr auch schon sofort los. Im Rückspiegel sah ich dann nur noch, wie er lachend ins Auto stieg. Verdammt, was dachte er sich bloß dabei? Als ich zu Hause war, wollte ich gerade ein heißes Bad nehmen, doch ich sah eine Person auf unserem Sofa sitzen, Tante Chelsea. Wollte sie nicht morgen kommen? "Tante Chelsea? Wieso bist du heute schon da?", fragte ich sie. Sie stand auf und umarmte mich. "Hallo erstmal, meine Liebe." Jaja, du mich auch, dachte ich mir und begrüßte sie. "Ja ich bin schon heute gekommen, da deine Mutter ja heute weggefahren ist und ich möchte nicht, dass du alleine bleibst." "Ich bin schon volljährig, Tante Chelsea.", widersprach ich ihr. "Trotzdem! Volljährig bedeutet nicht sofort verantwortlich." Wollte sie damit sagen, dass ich nicht verantwortlich war? Da ich nicht mit ihr streiten wollte, sagte ich ihr meinen Plan für heute Abend und ging nach oben ins Bad. Ich duschte schnell und schaltete schon nach zehn Minuten das Wasser ab. Dann nahm ich mein Handtuch und wickelte es um meinen Körper. Während ich meine Zähne putzte, stand ich vor meinem Schrank und holte das Kleid heraus, das ich mit Yasmina gekauft hatte. Ich föhnte meine Haare und machte mir dann mit meinem Lockenstab schöne Locken. Dann legte ich mein Make-up auf; Eyeliner, Wimperntusche und einen zarten braunfarbenen Lippenstift. Plötzlich klingelte mein Handy. "Ja?", meldete ich mich. "He Jolice, ich hol dich in fünf Minuten ab, okay?", erklang eine mir bekannte Männerstimme am anderen Ende; Sasha. Ich grinste. "Geht klar. Bis nacher.", sagte ich und legte auf. Ich zog schnell mein goldgelbenes Kleid an. Es hatte einen V-Ausschnitt und ging mir bis zur Mitte der Oberschenkel. Es war gewagt, aber das war mir egal, immerhin war es meine Party. Ich hängte mir eine schwarze Kette um und zog schwarze Ohrringe und Armbänder an. Dann zog ich noch schnell meine schwarzen High Heels an und schnappte mir mein goldenes Täschchen. Als es an der Tür klingelte lief ich die Treppen runter. Bevor ich jedoch die Tür öffnete betrachtete ich mich nocheinmal im Spiegel. Wow sah ich sexy aus. Das Vampirsein hatte schon manch Vorteile. Ich öffnete die Tür und Sasha blieb der Mund offen stehen als er mich sah. "Fang ja nicht an zu sabbern.", scherzte ich und umarmte ihn. "Du.ähm.du.siehst.WOW.", stammelte er und ich lachte "Ja ich seh toll aus, du aber auch, mein Lieber.", grinste ich. Es stimmte, er sah wirklich gut aus. Er hatte eine schwarze Hose und ein weißes Hemd an. Seine Haare waren etwas verwuschelt, aber das sah ziemlich sexy aus. Meine Tante kam vom Wohnzimmer zu uns an die Tür. "Ist das dein Freund?", wollte sie wissen und schätzte Sasha ab. "Nein.", sagten wir gleichzeitig. "Ich bin dann mal weg, bis morgen." Schnell schloss ich die Tür hinter mir und folgte Sasha zu seinem Wagen. Als ich die schwarze Limousine sah, klappte mein Mund auf. Ich hatte ein Déjà-vu, unzwar kein schönes. Er öffnete mir die Tür und ich stieg ein. Er folgte mir und setzte sich neben mich. Außer uns saßen da noch Yasmina, Henri und seine Jungs Theo und Luca, Nici, Chanel und Cat. "Hey Süße.", begrüßten sie mich. Ich lächelte einmal in die Runde und gut wars. Alle sprachen von irgendeiner Überraschung und da ich nicht lauschen wollte, wurde ich immer nervöser. Als wir dann endlich ankamen durfte ich nicht aussteigen. Sie stiegen alle aus, nur Henri leistete mir Gesellschaft. "Na, aufgeregt?", fragte er grinsend. "Und wie! Ich weiß ja noch nicht mal, wer alles kommt.", gab ich zu. "Ehrlich? Na dann lass dich überraschen." "Ich hab wohl keine andere Wahl." Er rückte näher zu mir. "Du siehst heute einfach unglaublich toll aus.", flüsterte er. Ich fragte mich was er gerade dachte. Uh Dummkopf, dann lies doch seine Gedanken!!!! Gedacht, getan. Oh mein Gott, Jolice sieht so scharf aus! Ich werde sie heute abfüllen oder warten bis sie voll ist und dann nehm ich sie mir so richtig vor. Ja genau ich werd sie so richtig durch
, ich hörte sofort auf seinen Gedanken zu lauschen, da sie richtig versaut und ecklig waren. Verdammter Perversling, dachte ich mir. Ich hatte immer ein anderes Bild von ihm, niemals hätte ich gedacht, dass er nur mit mir in die Kiste steigen wollte, kranker Psychopath! Ich gab ihm eine saftige Ohrfeige, wobei ich meine Vampirstärke ganz vergaß, und ihn gegen das Fenster schlug. "Alter???", sagte er und hielt sich sofort eine Hand an seine Wange. Ich sah die Tränen in seinen Augen. Was für ein Weichei! "Du kranker Perversling willst doch nur mit mir schlafen!", schrie ich ihn an. Er hatte sich wieder neben mich gesetzt, was ein Fehler war, denn ich schlug ihn erneut. Dieses Mal achtete ich darauf ihn nur leicht zu schlagen. Zwar flog er nicht wieder gegen das Fenster, aber die Ohrfeige saß. "Wer hat es dir gesagt?", wollte er wissen. "Du! Du hast es mir gerade selbst gesagt du Arschloch!" Gerade als ich ihn nochmal schlagen wollte, öffnete Sasha die Tür und zog mich praktisch raus. "Was hast du denn mit dem angestellt?", fragte er belustigt. "Wieso?", fragte ich verwundert. "Der hat sich so in die Ecke gekauert, als würdest du ihn jeden Moment verprügeln." "Ich hab ihn geschlagen, weiter nichts." "Wieso?" "Weil er perverse Gedanken hatte." "Gedanken? Woher wusstest du das?", fragte er jetzt echt überrascht. Ohman, halt doch einfach mal deine Klappe, Jolice! "Äh ja, er hat sie laut ausgesprochen." Es war ja eigentlich nicht ganz gelogen, immerhin hat er ja gestanden, dass er nur mit mir schlafen wollte. "Geil. Schlägst du mich auch, wenn ich sowas sagen werde?", machte er sich über mich lustig. "Halt die Klappe.", murrte ich und boxte gegen seine Schulter. Er lachte nur. Wir standen jetzt vor einem wahnsinns großen Haus, nein eher Villa, und ich staunte jetzt schon. "Wem gehört die?", wollte ich wissen, doch Sasha antwortete mir nicht. Ich wusste, dass er reich war, aber sooo reich? Er öffnete die Tür und als wir eintraten riefen alle "Happy Birthday!". Zwar hatte ich nicht heute Geburtstag, aber es war echt toll. Es waren sehr viele Leute da, die Hälfte glaubte ich noch nicht mal zu kennen. Aber es war mir egal. Zuallererst umarmte Sasha mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann kam Yasmina angerannt und hätte mich erdrückt, wenn ich nicht schon tot wäre. Viele, viele Leute umarmten mich und gratullierten mir, selbst die, die ich nicht kannte. Ich war echt gerührt. Als ich dann endlich alle durchumarmt hatte gingen wir in den nächsten Raum. Wie sich herausstellte war ich vorher nur im Flur gewesen, der schon groß war, doch als ich nun im Festsaal war... wow. Ich konnte nur staunen. Der Saal war so, wie in den Filmen immer gezeigt wurde. Sehr hohe Decke, an der viele schöne Verzierungen waren, ein Boden aus..Glas? Wow, ich glaubte wirklich, dass er aus Glas bestand, ziemlich edel. Überall waren Luftballons auf denen mein Name stand. Es gab einen DJ und sehr viele Bars, an denen man sich entweder vollaufen lassen oder einfach etwas essen konnte. Ich war begeistert und einfach nur sprachlos. Sowas musste doch verdammt teuer gewesen sein? Und dann sah ich einen riiiiießen Haufen mit Geschenken. Es war echt unglaublich. "Wieso weinst du?", fragte mich Sasha. "Ihr seit so wundervoll!", weinte ich. Er lachte und nahm mich in den Arm. "Man darf an seinem Geburtstag nicht weinen, du machst doch dein Make-up kaputt.", lachte er. Er hatte recht. "DJ lass mal was hören.", schrie Sasha und sofort legte er Musik auf. Die Meisten gingen sofort tanzen, ob alleine, zu zweit oder sogar in Gruppen, jeder hatte seinen Spaß. Manche saßen an der Bar und tranken oder aßen etwas. Ich wollte nichts essen oder trinken, da ich es nur ausspucken würde. Es war widerlich. Aber ich konnte doch nicht nüchtern meinen eigenen achtzehnten Geburtstag verlassen! Ich setzte mich auf einen Barhocker und beobachtete die Anderen. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und hätte ich nicht erkannt wer es war, hätte ich ihn sofort gegen die Wand geschleudert, vor Schreck. "Erschreck mich nicht so.", warnte ich Darius. "Ein schreckhafter Vampir?", machte er sich über mich lustig. Ich schenkte ihm ein böses Lächeln und drehte mich wieder um, doch er stellte sich vor mich. "Ich wünsch dir alles Liebe und Gute, Jolice.", sagte er und wollte meinen Handrücken küssen, doch ich zog sie ihm eiskalt weg. Er verharrte kurz in der Position und setzte sich dann seufzend neben mich auf einen Barhocker. "Von dir und dem Scheißkerl namens Felix hab ich eindeutig das beste Geschenk bekommen.", meinte ich ironisch. "Von mir hast du noch gar nichts bekommen.", protestierte er. Ich wollte auch nichts von ihm. Plötzlich kam Yasmina angerannt und stellte sich neben mich. Oh mein Gott, von dem würd ich mich gerne ausziehen lassen, der macht mich richtig geil, dachte sie. Dann würde ich mal der Lieben einen Gefallen erfüllen. "Darius? Darf ich dir jemanden vorstellen? Das ist Yasmina Chirac, meine beste Freundin. Sie wollte dich kennenlernen. Yasmina, das ist Darius Colseth.Viel Spaß euch Beiden noch.", stellte ich sie vor. Den letzten Satz sagte ich richtig zickig und ließ die Beiden dann alleine. Ich ging zu einer anderen Bar, wo es etwas zu trinken gab. "Einmal Wodka pur.", bestellte ich. Hoffentlich würde mir wenigstens Alkohol schmecken. Mit einem Satz leerte ich das Gläschen und stellte es dann wieder hin. Es war überraschender Weise, wie immer. Der Barkeeper schenkte sofort wieder ein, als ich ihm ein Zeichen gab. Drei Gläser später setzte Nici sich zu mir. "Du betrinkst dich an deinem eigenen Geburtstag alleine?", lachte sie. "Für die werte Dame, doppelt so stark, bitte. Immerhin musst du was nachholen.", grinste ich. Als wir geschätzte fünfzehn Gläser getrunken hatte, hörte ich auf. Ich spürte den Alkohol, jedoch nicht stark. Entweder ich vertrug mittlerweile mehr oder es lag daran, dass Vampire nicht so schnell betrunken wurden. Schnell schnappte ich ihre Hand und rannte auf die Mitte der Tanzfläche. Wir tanzten zusammen und hatten jede Menge Spaß. Wer sagt, dass Alkohol nicht glücklich machte? Bei dem Gedanken musste ich lachen und sang plötzlich die Musik ganz laut mit. Da ich nicht die Einzigste war, konnte man zum Glück nicht heraushören, wie furchtbar es in dem Moment klang. Nach dem Lied wollten Nici und ich wieder weitertrinken, doch Sasha kam mir in den Wag. "Dürfte ich um diesen Tanz bitten?", fragte er und machte eine tiefe Gentelman- Verbeugung. Ich nahm seine Hand und er führte mich wieder zur Tanzfläche. Es war ein langsamer Walzer, den ich zum Glück noch wusste. Wir wogen uns hin und her und sprachen dabei miteinander. "Was für ein toller Abend.", murmelte ich. "Ja, nur schade, dass du dich daran nicht erinnern wirst.", lachte er und zeigte auf die Bar. Naja, soviel hatte ich jetzt auch noch nicht getrunken, immerhin bekam ich ja mit was alles geschah. "Doch werde ich, ich bin grad nur angetrunken. Übrigens, wer hat das alles bezahlt, das muss doch verdammt teuer gewesen sein?" "Mach dir mal darüber keine Gedanken, meine Hübsche." "Sags mir bitte." Na wer wohl, dein bester Freund. Immerhin bekomme ich mehr Taschengeld, als das alles zusammen gekostet hat
, lachte er in Gedanken. "Nein.", sagte er knapp. Das Lied endete und ich sagte ihm, dass ich wieder zurück zu Nici musste, wer weiß, wie voll sie schon war. Ich sah wie sie mit Henri in einer Ecke rumknutsche um macht sofort auf dem Absatz kehrt. Dabei wäre ich schier mit Darius zusammengestoßen. "Verfolgst du mich?", fragte ich belustigt. "Du wärst doch gerade fast in mich reingelaufen." Das war doch gar nicht wahr! "Was ist mit Yasmina?" "Was soll mit ihr sein?" "Ich hab euch doch vorgestellt!" Er lachte. "Ja und? Sie ist sehr nett, aber nicht mein Typ. Das hab ich ihr auch gesagt." Fragt mich nicht warum, aber als er das gesagt hatte war ich unbeschreiblich glücklich. "Na dann.", sagte ich und wollte auch schon wieder gehen, doch der werte Herr lies das natürlich nicht zu. "Komm mal mit.", flüsterte er in mein Ohr und lief vorraus. Da ich verdammt neugierig war, folgte ich ihm tatsächlich, worüber ich mich wiedereinmal wunderte. Er stand mit dem Rücken zu mir auf dem Balkon im zweiten Stock und schaute hinauf in den schönen Nachthimmel. Als ich neben ihm stand, drehte er sich zu mir. Er legte den Kopf schief und schien zu überlegen. "Was gibts da so zu schauen.", lächelte ich. Moment mal, lächelte ich ihn gerade an? In der Tat, ich lächelte ihn tatsächlich an. Darius rückte ein Stück näher und strich mir eine Locke aus dem Gesicht. Dann strich er mit seinen Fingern über meine Wange und schaute mir in die Augen. "Was denkst du gerade?", wollte er wissen. Was ich gerade dachte? Ganz einfach. Ich überlegte, wie jemand nur so verdammt sexy aussehen konnte, wie jemand nur so unglaublich schöne Augen haben könnte, wie jemand es schaffte meinen Atem zu verschnellern, wie jemand nur so unbeschreiblich wundervoll und zugleich ein Arschloch sein konnte. "Viel.", sagte ich und grinste. Er strich mit seinem Daumen über meine Lippen, wofür ich ihn hätte schlagen müssen. Doch mein Körper reagierte ganz anders auf ihn. Hitzewellen gingen von ihm aus und unter seinen Berührungen spürte ich kleine angenehme Stromwellen. "Du weißt, dass ich dich niemals verletzten wollte." Ich nickte. Halt doch endlich die Klappe und küss mich! Als hätte er meine Gedanken gelesen, legte er eine Hand in meinen Nacken und seine Lippen kamen den meinen näher. Doch bevor er seine auf meine legen konnte, wurden wir unterbrochen. Yasmina stand an der Balkontür und räusperte sich laut. Sofort entfernte ich mich ein paar Schritte von ihm und schaute sie mitfühlend an. Verdammt. "Du Miststück!", flüsterte sie und rannte mit Tränen in den Augen davon. Ich wollte ihr hinterher rennen, doch Darius hielt mich am Arm fest. "Lass sie gehen. Sie muss das jetzt verkraften.", beruhigte er mich. "Du checkst es nicht oder? Sie ist meine beste Freundin und sowas von verknallt in dich!" "Ich weiß. Aber sie wird es verkraften." Er hatte recht. Yasmina war stark. Nachdem er meinen Arm endlich losgelassen hatte gingen wir wieder rein. Nici kam zu mir und ich roch sofort den Alkohol. "Lassssss uns tannnnnzeen.", lallte sie und zog mich wieder auf die Tanzfläche. Doch bevor wir anfangen konnten zu tanzen, hob sie sich eine Hand an den Mund und rannte schnell weg. Ich schätzte mal zum Klo. Danach ging ich wieder zur Bar und setzte mich neben Cat und Chanel. "Dreimal Wodka tonic.", bestellte Cat und grinste mich an. Die Beiden schienen auch schon etwas angetrunken zu sein. Wir tranken das Glas leer und bestellten sofort nochmal eins, jedoch wiedereinmal Wodka pur. Keine Ahnung wie viel wir getrunken hatten, aber irgendwann stand ich auf und wäre hingefallen, wenn mich nicht zwei starke Arme aufgefangen hätten. "Es sind schon alle gegangen. Ich bring dich nach Hause. Schlaf, meine Süße.", hörte ich eine traumhaft schöne Stimme an meinem Ohr. Ich nickte und schlief dann in den tollsten Armen der Welt ein.
Kapitel 6
Sanft wurde ich von ein paar Sonnenstrahlen geweckt, die mich im Gesicht kitzelten. Sofort spürte ich Kopfschmerzen und wusste, dass ich einen schlimmen Kater hatte. Ich öffnete meine Augen und sah in zwei wunderschöne blaue kristallartige Augen. Ein Traum. Moment mal, blaue Augen? Darius grinste mir ins Gesicht! Schreiend setzte ich mich auf. "Dir auch einen guten Morgen.", murrte er. Ich schaute mich um und bemerkte schnell, dass ich nicht in meinem Zimmer war. Dieses Zimmer war groß, jedoch nicht größer als meins. Es hatte weiße Wände und einen beigen Teppich. Das Bett war sehr groß und ziemlich kuschlig, musste ich zugeben. Außer dem Bett befand sich noch ein Schrank und ein Schreibtisch aus dunklem Holz in dem Raum, ein guter Kontrast zu der hellen Wand und dem hellen Boden. "Wo bin ich?", fragte ich ihn und stand sofort auf. Ich schaute an mir herunter und sah, dass ich NUR ein T-shirt anhatte, dass mir knapp über den Arsch ging. Apropos Arsch. "Ich hab dich mit zu mir genommen.", grinste er. "Du hast mich entführt und mich ausgezogen!", schrie ich ihn an. Er lachte. Was gab es hier denn bitteschön zum Lachen?! "Nein. Ich hab dich gefragt, wohin du möchtest und du sagtest, dass du zu mir willst.", grinste er. "Und ICH hab dich nicht ausgezogen. DU hast dich angefangen vor mir auszuziehen. Als du dann auch noch deine Unterwäsche, die echt sexy ist, ausziehen wolltest, war ich so nett und gab dir ein T-shirt von mir." Oh mein Gott!!! Das war ja total peinlich! Ich nuschelte ein "Danke" und setzte mich wieder auf das Bett. "Wie gehts dir?" Er machte sich wohl echt Sorgen, oder? Als ich bemerkte, dass er nur-ich wiederhole NUR- eine Jogginghose anhatte, fing ich schier an zu sabbern. Er saß direkt vor mir, sodass ich freien Blick auf seinen Six- Pack hatte. Oh was für Muskeln er hatte! "Äh, Jolice?", räusperte er sich und grinste. Erst jetzt bemerkte ich, wie meine Hand über seinen Waschbrettbauch fasste. Wieso mussten immer mir so peinliche Sachen passieren? Sofort zog ich meine Hand zurück und stand wieder auf. "Ich will nach Hause.", maulte ich und hielt mir eine Hand an den Kopf. Verschwommen erinnerte ich mich an gestern Abend, oder eher gesagt heute Morgen. Wer würde das alles nur aufräumen? Ich nahm meine Sachen und ging aus seinem Zimmer. Wo war nur sein Bad? Während ich durch das Haus lief, konnte ich nur staunen. Es war wunderschön und sehr groß. Nachdem ich das Bad in diesem Labyrinth gefunden hatte ging ich schnell rein und schloss ab. Ich setzt mich auf den Boden und massierte meine Schläfen. Okay, okay, ganz ruhig. Schnell zog ich sein T-shirt aus und bevor ich es ihm wiedergeben musste, hob ich mir sein T-shirt unter die Nase und sog seinen Geruch ein. Wow, roch der Typ gut! Als jemand- ich schätzte mal Darius- an die Badezimmertür klopfte, zuckte ich vor Schreck so sehr zusammen, dass mir sein T-shirt ins Klo fiel. "Scheiße, scheiße, scheiße!", flüsterte ich. "Alles in Ordnung?", hörte ich ihn hinter der Tür. Verdammt, was sollte ich jetzt machen? Ich öffnete alle Schränke und suchte Handschuhe oder ähnliches. Natürlich fand ich nichts. Besaß ein Mann überhaupt sowas wie Handschuhe oder Putzmittel? NEIN! "Ich komm jetzt rein, okay?" "Nein!", schrie ich und suchte immernoch verzweifelt nach etwas, mit dem ich sein T-shirt aus dem Klo holen konnte. "Wieso muss immer mir soetwas passieren?", fragte ich mich leise. Ich gab es auf, Handschuhe oder ähnliches zu finden, und stellte mich neben die Toilette. "Sag mal was machst du da solange?!" Ouh, Darius klang ziemlich gereizt. Mir doch egal! Ich war gerade auch sehr sauer! "Sag mal hat kein normaler Mann soetwas wie Handschuhe im Haus?!", schrie ich ihn an. Das Einzigste was ich hörte war ein böses Lachen. "Jetzt sag schon, was ist passiert? So schlimm kann es ja nicht sein. Übrigens, gib mir mal mein Lieblingst-shirt wieder raus." Lieblingst-shirt??? Mir wurde schwindelig, weshalb ich mich am Klo abstützte und.. verdammt nein!!! Ich war ausversehen auf die Spüle gekommen! Nein, nein, nein, konnten Vampire überhaupt so tollpatschig sein wie ich? Man war ich blöd!!! Ich kreischte- ja kreischte- so laut, dass Darius die Tür eingeschlagen hatte und schnell reinkam. "Was ist los?", fragte er verwirrt und sah mich an. Erschrocken sah ich ihn an. Ganz langsam kam er mir näher und schaute in meine vor Schreck aufgerissen Augen. "Was ist passiert? Und wo ist mein T-shirt?", fragte er wieder. Ich schluckte. "Es wollte auch mal baden gehen?", fragte ich hoffnungsvoll und kniff meine Augen fest zusammen um nicht mit anzusehen, wie er mich gleich anbrüllen würde. Doch er schrie mich nicht an, nein ganz im Gegenteil, er lachte! Vorsichtig öffnete ich ein Auge, um sicher zu gehen, dass er mich nicht veräppeln wollte, und öffnete dann auch das andere. "Was gibts denn da zu lachen?", fragte ich geschockt. Doch anstatt mir zu antworten lachte er immer lauter und hielt sich schon die Hände an den Bauch. Was bitteschön war so lustig daran, dass ich gerade sein Lieblingst-shirt weggespült hatte? "Ich hab dich was gefragt, du Hohlbirne!" Als er sich einigermaßen beruhigt hatte schaute er mich grinsend an. "Nichts." Wollte er mich eigentlich verarschen? Ich lauschte seinen Gedanken, doch was ich hörte, brachte mich dazu meinen Mund- wiedereinmal- aufzuklappen. Er dachte an mich! Schnell schaute ich an mir herunter und bemerkte, dass ich, nachdem ich sein T-shirt ausgezogen und weggespült hatte, nichts weiteres mehr angezogen hatte und somit nur in Unterwäsche vor ihm stand. Wie konnte ich mich nur so oft vor ihm blamieren, und das in nicht mal einer Stunde?! Ich wollte nicht, dass er es mir ansah, dass es mir peinlich war. "Gefällt dir was du siehst?", fragte ich ihn und hätte mich jetzt am liebsten selbst geohrfeigt. Aber was würdet ihr an meiner Stelle sagen?! Oh stimmt, vielleicht, dass er gefälligst rausgehen oder woanders hinschauen sollte. Ich Volltrottel! Ich schlug mir mit dem Handrücken auf die Stirn, was Darius dazu brachte noch mehr zu grinsen, falls das überhaupt möglich war. "Naja, nicht ganz.", antwortete er und stellte sich nun direkt vor mich. Er war schon groß, sodass ich meinen Kopf etwas in den Nacken legen musste, um in sein Gesicht sehen zu können. Stopp, was hieß hier nicht ganz?! Gerade als ich protestieren wollte hielt er mir einen Finger an den Mund. Dann beugte er seinen Kopf runter zu meinem und flüsterte mir etwas ins Ohr, wofür ich- wenn ich könnte- rot angelaufen wäre. "Mir würde es besser gefallen, wenn du gar nichts mehr anhättest." Lachend verließ er das Bad. War das gerade eine Anmache? Ja, immerhin hatte er zugegeben, dass er mich lieber nackt sehen wollte, oder? Ouh man, dieser Junge konnte einen echt verwirren! Schnell zog ich mir das Kleid von gestern an und ging aus dem Bad in sein Zimmer. Er hatte sich wieder hingelegt und sah echt... niedlich aus. Ich schlich mich zu ihm, immerhin musste er mich wieder nach Hause bringen, und schaute in sein Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und er atmete gleichmäßig. Zwar sah er wirklich süß aus, aber ich war immer noch sauer auf ihn. Plötzlich zog er mich unglaublich schnell unter sich und stützte sein Gewicht auf seine Ellbogen, die er neben mich gestellt hatte. Mit seiner Nase fuhr er meine Gesichtszüge nach und dann meinen Hals. Ich war die ganze Zeit über angespannt. Was tat er da? Als er das auch merkte hörte er auf und sah mir ins Gesicht. "Was ist?", flüsterte er. Ich verschrenkte die Arme und schmollte. "Ich bin immernoch sauer auf dich." "Wieso?" Ich schaute ihn ungläubig an. "Du hast mich angelogen, verführt und dann verraten!" "Ich habe dich weder angelogen noch verführt. Und verraten wollte ich dich auch nie, ich musste es." "Du hast mein Vertrauen missbraucht!" "Du hast mein T-shirt runtergespült!" "Ich kann dir aber ein neues kaufen, Vetrauen kannst du mir jedoch nicht kaufen." HA! Das war ein Tritt in die Weichteile. Ich grinste ihn böse an. Doch anstatt mir zu antworten küsste er mich. Seine Lippen fühlten sich sehr weich und geschmeidig auf meinen an. Es war ein zarter und sehr süßer Kuss. Nachdem ich gegen seine Brust hemmerte gab ich den Versuch auf, dass er aufhören würde und erwiderte ihn. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und drückte ihn noch weiter zu mir runter. Aus unserem zarten Kuss wurde nun ein drängender und leidenschaftlicher. Seine Lippen, geschweige denn seine Zunge, machten so verdammt süchtig! Peinlicher weise stöhnte ich auf als er meinen Hals küsste und seine Hände meinen Körper erforschen wollten. Vor Schreck, dass ich soweit ging wollte ich ihn von mir drücken, er blieb jedoch wo er war. Darius hörte auf mich zu küssen und schaute mich an. "Dann werde ich mir dein Vertrauen eben wieder gewinnen.", sagte er und lachte über meinen erschrockenen Gesichtsausdruck. Mit einem Satz war er aufgestanden und zog mich mit sich auf die Füße. "Lass uns gehen.", sagte er und ging grinsend voraus. Ich folgte ihm die Treppen runter und zog dann meine Schuhe an, die er mir entgegen hielt. Wir gingen schweigend aus der Tür und setzten uns dann in seinen Wagen. Ich wusste nicht wo wir waren, also auch nicht wie lange es dauern würde bis wir bei mir zu Hause ankamen. Darius grinste die ganze Fahrt über, sodass ich schon seinen Gedanken lauschen wollte, er mich jedoch daran hinderte indem er die Stille unterbrach. "Was denkst du gerade?", fragte er. Wieso wollte er das immer wissen? "Warum fragst du?" "Nun ja, weil du immer hören kannst, was ich denke. Ich kann das nicht.", schmollte er. "Ich denke nach." "Und über was?" Ich schwieg. Er schaute kurz zu mir rüber und strich mit einem Finger über meine Wange. Und dann platzte die ganze Wahrheit einfach raus. "Ich denke gerade über unseren Kuss nach, wie zärtlich und doch leidenschaftlich er war. Wie wundervoll deine Lippen schmecken und wie du mich so leicht verführen konntest. Zufrieden?" Ich verschrenkte die Arme vor meinem Körper. Er lächelte mich weich an und schaute, dann wieder auf die Straße. "Mehr als das.", flüsterte er. "Und jetzt du.", forderte ich ihn. Er hob eine Augenbraue hoch und schielte zu mir rüber. "Lies doch einfach meine Gedanken." "Nein, ich möchte dich nicht belauschen. Ich möchte, dass du es mir sagst." Er seutfze und setzte dann sein schiefes Lächeln auf, wobei mir immer- warum auch immer- warm ums Herz wurde. "Ich liebe deine Lippen auf meinen, zu wissen, dass du in dem Moment nur mir gehörst und mir voll und ganz verfällst. Ich finde es süß, wie schnell du dich immer aufregst oder etwas dir total peinlich ist. Schade, dass ich niemals sehen werde, wie deine Wangen rot werden." Er machte eine kurze Pause und seuftze. "Außerdem bin ich auf alle Jungs eifersüchtig, denen du nahe stehst. Ich würde dich sehr gerne besser kennen lernen und..." Er brach ab und grinste einfach. "Und?", half ich ihm auf die Sprünge. "Und wir sind da."
Er brachte das Auto zum stehen und schaute mich an. Ich hatte so viele Gedanken. Er wollte mich besser kennen lernen? Doch nicht so ein Machoman, oder was. Ich stieg aus und machte die Tür zu, als Darius schon vor mir war und mich sanft gegen das Auto drückte. Mit einer Hand hielt er sich am Porsche fest , mit der anderen strich er wieder über meine Wange. "Wann kann ich dich wieder sehen?", flüsterte er. "Am Montag in der Schule.", grinste ich und wollte schon weggehen, er hielt mich jedoch immernoch fest. "Das ist eine lange Zeit.", beschwerte er sich. "Heute ist Samstag,es sind nur zwei Tage, stell dich nicht so an, das überlebst du schon.", sagte ich und sah wie jemand auf Darius Schulter tippte. Er drehte sich um und ich sah meine Tante. "Bist du auch mal wieder zu Hause, junge Dame?", maulte sie mich an. "Ich wünsch dir auch einen guten Tag.", wiederholte ich ihre Worte und musste mir ein Grinsen verkneifen. "Jaja, wer ist das?" Sie zeigte auf Darius und ich sah schon, wie sie sich beherrschte nicht zu sabbern. Stand denn wirklich jedes weibliche Geschöpf auf diesen göttlichen Mann? "Mein Name ist Darius Colseth, Madame.", stellte er sich vor und gab ihr einen Kuss auf ihren Handrücken. "Huch.", lachte sie und ich verdrehte die Augen. "Willst du denn nicht etwas mit rein kommen, ich habe gerade das Essen zubereitet." Ne jetzt, oder? Ich war mir sicher, dass er dankend ablehnen würde, da Vampire menschliches Essen nicht sehr mochten, soweit ich wusste. "Oh, was für ein entzückendes Angebot, welches ich liebend gerne angenommen hätte, aber ich kann leider nicht. Vielleicht kommen sie heute Abend einfach kurz auf einen Tee hinein, wenn Jolice wieder zu mir kommt. Ist das okay?" "Selbstverständlich. Aber ich weiß doch gar nicht, wo sie wohnen?" "Ich bin mir sicher, dass Jolice den Weg nicht so schnell vergessen wird.", grinste er. "Was ist heute Abend?", wollte ich wissen. "Da kommst du zu mir, schon vergessen?" Das war nicht abgemacht! Doch Tante Chelsea antwortete einfach für mich. "Natürlich geht das klar. Ich hätte da eine Frage." "Ja?" "Sind sie der Freund von Jolice?", fragte sie, in der Hoffung er würde nein sagen. Ich wollte die Frage gerade verneinen, doch Darius kam mir zuvor. "Ich denke, das fragen sie Jolice am Besten selbst.", zwinkerte er ihr zu. Ich gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und schaute ihn so böse, wie ich nur konnte an. "Aua.", brummte er. Meine Tante starrte Darius so an, das sie das was soeben geschah, nicht einmal mitbekommen hatte. Darius sah mich fragend an. Das war ein Fall für Super- Jolice. Am Liebsten hätte ich jetzt noch eine Bewegung wie Superman gemacht, aber dann würden die Beiden mich für komplett verrückt halten. Irgendwas ist anders mit dem Bürschchen, da bin ich mir sicher. Und Jolice ist auch ganz anders, seit ich sie das Letzte mal gesehen habe. Irgendwie...hübsch! , dachte sie. Na danke Tante, jetzt wo ich eine göttliche Schönheit bin, findet sie mich erst hübsch, wirklich freundlich diese Frau!, dachte ich ironisch und verdrehte wieder die Augen. "Wir sehen uns heute Abend, hübsche Frau.", flüsterte er mir in mein Ohr. Doch bevor ich ihm widersprechen konnte, setzte er sich wieder in seinen Porsche und fuhr weg, nicht bevor er sich jedoch natürlich von Tante Chelsea verabschiedet hatte. Ich ging an ihr vorbei ins Haus und roch das angebliche Essen. Es stank fürchterlich nach verbranntem Fisch. Ich hasste Fisch, besonders, wenn er verbrannt war! Sie konnte einfach nicht kochen, das war schon immer so. "Hast du Hunger?", fragte sie desinteressiert. "Nein.", atwortete ich knapp und wollte gerade die Treppen hinauf zu meinem Zimmer gehen, doch meine Tante hielt mich am Arm fest. "Jolice..." "Hm?" "Wenn wir heute Abend zu Darius gehen, da brauchen wir beide etwas schönes zum Anziehen. Deshalb gehen wir jetzt shoppen." Das letzte Wort sagte sie so übertrieben freundlich, dass ich jetzt schon keine Lust hatte. "Ach, wir gehen zu Darius? Wer sagt das?" Ja ich weiß, ich war schon ein wenig gemein, immerhin wollte sie ihn unbedingt wiedersehen. "Junge Dame, während deine Mutter nicht hier ist, habe ich das Sagen.", schimpfte sie schon fast. "Ja, aber ich bin schon achtzehn, vergessen Tantchen?", gab ich genervt von mir. Ich war kein kleines Kind mehr! "Es reicht! Rede nicht in solch einem Ton mit mir. Du ziehst dich jetzt sofort um, und dann gehen wir beide einen Wellness- Tag machen.", befiehl sie. Wellness- Tag? Sie wollte mich wirklich quälen. Ich liebte solche Tage, doch nicht mit ihr. Seuftzend ging ich die Treppen hoch und stellte mich unter die Dusche. Das kalte Wasser half mir einen klaren Kopf zu bekommen. Wieder erinnerte ich mich an den Kuss mit Darius. Um ehrlich zu sein, freute ich mich überalles heute zu ihm zu gehen, aber nicht mit Tante Chelsea. Ich stellte das Wasser ab und trocknete mich mit einem Handtuch ab. Dann zog ich mich schnell um, schnappte mir lustlos meine blaue Tasche und ging die Treppen runter. Tante Chelsea hatte sich nicht umgezogen, war mir auch egal. Dann stiegen wir in ihren Mercedes und fuhren in die Stadt.
Nach geschlagenen fünf Stunden waren wir endlich zu Hause angekommen. Ich musste mit ihr zur Maniküre und danach zum Friseur. Sie brauchte ja unbedingt ihre Kur für die Haare, damit Darius heute Abend umfallen würde. Letzteres hatte ich jedoch in ihren Gedanken gehört. "Mach dich fertig, wir fahren gleich weiter.", sagte sie. Konnten wir nicht eine kurze Pause machen? Natürlich nicht. Ich zog mir schnell das schlichte schwarzes Cocktailkleid an, das sie gekauft hatte, und meine schwarzen Ballerinas. Meine Haare fielen in Wellen über meinen Rücken, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Schnell schminkte ich mich noch ein wenig und dann fuhren wir auch gleich wieder weiter zu Darius. Natürlich hatte ich mir den Weg in meinem Vampirköpfchen sehr gut gemerkt und sozusagen rot umrahmt. Tante Chelsea hatte ein langes knallrotes Abendkleid an, sie wollte ihn unbedingt beeindrucken. Ihre langen rote Haare hatte sie kompliziert hochgesteckt und sich dezent geschminkt. Sie wollte eben auffallen. Die ganze Fahrt schwiegen wir, ich beschrieb ihr nur den Weg zu ihm. Nach zwanzig Minuten standen wir dann vor dem schönen, großen Haus. Wir stiegen aus und klingelten dann an seiner Haustür. Darius öffnete uns grinsend die Tür und staunte als er uns sah. Er begrüßte kurz Tante Chelsea und bat sie schon mal ins Haus zu gehen. Bei mir starrte er. Ich schaute ihn an und musste mir das Lachen verkneifen. Er war schlicht gekleidet, schwarze Hose, die ihm sehr gut stand, und ein weißes Hemd, bei dem der oberste Knopf geöffnet war. "Hi.", grinste ich. "Hi.", erwiderte er. "Du siehst wiedermal wunderschön aus." Lachend ging ich an ihm vorbei ins Haus. Wir setzten uns alle an den Tisch, doch wie ess aussah, hatte Darius noch ein paar Leute eingeladen. Sie waren alle atemberaubend schön und sehr bleich, eindeutig Vampire. Als sie mich sahen, staunten auch sie. Es waren zwei Frauen und ein Mann. Sie kamen mir alle sehr bekannt vor... Tante Chelsea hatte sich schon neben den Mann mit den langen schwarzen Haaren gesetzt. Ich setzte mich gegenüber dem Mann und Darius setzte sich neben mich. Ich kenn die doch, das ist doch die Kleine, die Felix verwandelt hat!
, dachte sich die Blondine und tauschte einen vielsagenden Blick mit der anderen Frau aus. Das ist doch diese Jolice! Hätte nie gedacht, dass sie es überlebt, geschweige denn sich bei Darius ausheult.
Mir waren die Gedanken der Blondine eindeutig lieber. "Jolice, Chelsea. Die Blonde hier ist Cheryl, die andere ist Rachel und das ist Colin.", erklärte Darius uns knapp und der Groschen fiel. Na klar, wieso war ich nicht sofort darauf gekommen. Die Drei waren bei meiner Verwandlung dabei gewesen! Aber was machten sie hier? "Schön, das du zum Essen gekommen bist.", sagte Colin zu Tante Chelsea. Das war zweideutig. "Ja, ich bin mir sicher, dass es schmecken wird.", lachte Cheryl und leckte sich genüsslich über die Lippen. "In der Tat, so etwas lass ich mir doch nicht entgehen.", meldete sich Rachel und zwinkerte ihr zu. "Greift nur zu, es ist genug für jeden da.", sagte Darius. "Du bist so süß, darf ich dich aufessen?", flüsterte Colin meiner Tante ins Ohr. Sie hatten doch nicht etwa vor, sie zu essen, oder? Sie lachte nur und verneinte glücklicherweise. Alle drei dachten daran, wie sie Tante Chelsea verführen und dann aussagen konnte. Das war doch widerlich! Ich traute mich jedoch nicht Darius' Gedanken zu lesen, aus Angst er würde genauso denken. Das würde er doch niemals geplant haben, oder? Konnte er mir das wirklich antun? Müsste ich jetzt um Tante Chelseas Leben bangen??
Kapitel 7
Ich konnte Tante Chelsea zwar absolut nicht leiden, aber sie dafür gleich umzubringen? Das war selbst für mich zu viel! Ich stand vom Tisch auf und lief mit schnellen Schritten in das Bad, indem ich heute Morgen Darius' T-shirt weggespült hatte. Nachdem ich abgeschlossen hatte, rutschte ich an der Tür hinunter zum Boden und blieb dort sitzen. Ich war verwirrt, hatte gemischte Gefühle. Was sollte ich jetzt nur machen? Sie waren zu Dritt, außer wenn Darius auf deren Seite war, ich war alleine. Ich musste Tante Chelsea hier so schnell es nur ging raus bringen. Aber nur wie? Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. "Jolice? Alles okay?", fragte Darius verunsichert. Ja, mir gehts bestens, außer, dass ihr meine nervige Tante umbringen wollt, aber ist ja nichts schlimmes!, dachte ich mir ironisch. Entschlossen stand ich auf und öffnete die Tür. Irgendwie würde ich sie nach Hause bringen. Darius schaute mich besorgt an. "Was ist los? Wieso bist du weggegangen?" Ich unterdrückte ein Seufzen und ging an ihm vorbei ins Esszimmer. "Hast du denn keinen Hunger? Wenn uns das Essen sogar aufs Silbertablett serviert wird, sollte man schnell zugreifen.", zwinkerte mir Colin zu. Ich unterdrückte das Verlangen ihm eine mächtige Ohrfeige zu geben und setzte mich einfach wieder auf meinen Platz. Cheryl und Rachel unterhielten sich gerade über ihren Schwarm, soweit ich mitbekam. Es interessierte mich nicht, deshalb hörte ich auch nicht weiter zu. Darius hatte sich wieder neben mich gesetzt und schaute mich immernoch besorgt an. "Wir werden jetzt gehen.", sagte ich entschlossen. Alle Fünf schauten mich an. Tante Chelsea sah mich vernichtend an, immerhin unterbrach ich gerade ihren Flirt mit einem superheißen Vampir. Die zwei Mädels schauten mich irgenwie...erleichtert und zugleich belustigt an. Colin blickte mich traurig an. Den Blick von Darius wollte ich nicht sehen, denn ich konnte es mir schon denken. Überrascht, verzweifelt, besorgt und traurig. Ich wollte jetzt eigentlich nicht gehen, denn ich hatte ein paar Fragen, die mir alle vier Vampire bestimmt hätten beantworten können, aber ich sorgte mich ja natürlich um meine Tante. Seufzend stand sie auf und folgte mir. Das hätte ich nicht erwartet, immerhin war ich ihrer Meinung nach ein Kind, dass selbst keine Entscheidungen treffen konnte. Die Anderen folgten uns zur Tür. "Wieso willst du jetzt gehen?", fragte mich Darius leise. "Das kannst du später deine Freunde fragen.", zischte ich zurück und öffnete die Tür. Schnell zog ich Tante Chelsea hinter mir her zum Auto und befahl ihr einzusteigen, was sie dann auch tat. Wieso hörte sie jetzt plötzlich auf meine Befehle?Komisch... Doch als ich einsteigen wollte, drehte mich Darius zu sich um. "Bitte bleib.", flehte er. Ich schüttelte seine Hand von meiner Schulter und stieg schnell ein. "Man sieht sich.", hatte ich noch geflüstert und fuhr dann auch schon los. Er konnte von mir doch nicht verlangen dazubleiben, wenn ein Haus voller Vampire meine Tante bis auf den letzten Tropfen aussaugen wollten! "Wie geht's dir?", fragte ich meine Tante. "Mir geht es sehr gut, aber was ist mit dir? Wieso wolltest du auf einmal so schnell gehen? Ich fand sie alle nett." Klar, weil sie ja nicht wusste, dass sie alle Vampire waren, die nach ihrem Blut trachteten. "Es ist schon spät.", antwortete ich knapp und konzentrierte mich dann wieder auf die Straße. Als wir zu Hause ankamen nuschelte ich noch ein "Gute Nacht" und verschwand in meinem Zimmer. Zu müde, um über den heutigen Abend weiter nachzudenken, schlief ich auch sofort ein.
Ich streckte mich und stand dann von meinem Bett auf. Gut gelaunt ging ich mich noch kurz duschen. Als ich fertig war, schnappte ich mir meinen kuscheligen Bademantel und ging runter in die Küche. "Morgen.", grüßte ich meine Tante. Sie trank ihren Kaffee und ignorierte mich wiedereinmal. Wenn sie nur wüsste, dass ich ihr gestern das Leben gerettet hatte, würde sie sich gewiss anders benehmen. Schnell aß ich mein Müsli und ging dann wieder in mein Zimmer. Ich beschloss meine Fähigkeit ein wenig zu üben, irgendwann würde ich sie bestimmt brauchen. Allerdings war es schwerer als gedacht, da ich immer noch nicht wusste, wie ich die Zeit anhalten konnte. Schnell zog ich mir meine Jeans und ein schwarzes T-shirt an und wollte dann Madame Claire besuchen. Ich wollte sie mal wieder sehen und ich spürte wieder das Brennen im Hals und dankte Gott, dass heute Sonntag war. Ehrlich gesagt war es ziemlich lästig! Ich zog mir meine Chucks an und eine Lederjacke drüber, dann lief ich in den Wald. Es dauerte eine Weile bis ich wieder vor dem Häuschen stand, da ich langsam und gemütlich durch den Park ging. Auch, wenn ich durstig war, wollte ich jetzt nicht wie eine bekloppte zu Madame Claire rennen und an einer Spenderin saugen. Das war einfach nicht ich. Bevor ich klopfen konnte, öffnete sie mir schon die Tür. Sie sah glücklich aus. Lächelnd betrat ich das Haus und begrüßte sie freundlich. "Trink doch erst mal etwas, dann können wir ja noch ein wenig reden. Einverstanden?", sagte sie und ich nickte. Mit einer kleinen Handbewegung zeigte sie auf eine Tür, durch die ich dann gang. Als ich die Tür wieder schloss sah ich Margharate. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie nochmal bekommen würde. "Hallo Margharate.", begrüßte ich sie freundlich. Sie nickte und lächelte mich an. "Keine Angst, ich bin nicht so durstig." Sie lachte und strich ihre Haare wie letztes Mal zur Seite, damit sie mich während dem Trinken nicht störten. Ich trank ein paar Schlücke, bis ich das Brennen im Hals nicht mehr spürte, und ließ dann los von ihr. Um ehrlich zu sein, konnte ich mich nie mit dem Gedanken anfreunden, dass ich das nun sehr oft machen müsste. Ich verabschiedete mich von ihr und ging dann runter in die Küche zu Claire. "Na wie geht es dir mittlerweile?", fragte sie und setzte sich mir gegenüber. "Mir geht's soweit gut, auch wenn vieles neu ist. Und Ihnen?" "Ach mach dir um mich keine Sorgen, mir geht es immer gut.", lachte sie. "Du hast ein paar Fragen, stimmt's?" Woher sie das wusste? Sie musste wohl ziemlich mächtig sein. "Ja. Darius hat mir erzählt, dass jeder Vampir höchstens eine Fähigkeit hat.", begann ich. "Ja, das ist richtig.", stimmte sie mir zu. "Nun, ich hab aber irgenwie zwei..." Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht aber in ihren Augen konnte ich ein kurzes Leuchten sehen. "Das ist unmöglich,", überlegte sie laut. "soweit ich weiß, gab es nur einen Vampir der zwei Fähigkeiten besaß und das war Lord Domino." "Wer ist dieser Lord?" "Er war der Herrscher der Vampire, man könnte sagen, der König." "Was ist mit ihm geschehen?" "Lord Felix hat ihn getötet und ist nun der Herrscher. Man nennt ihn und seinen Clan auch Autumn." Geschockt sah ich sie an und musste schlucken. "Hat das etwas mit mir auf sich?", fragte ich langsam. Sie schaute mich einige Sekunden lang an und dann sah ich, wie ihr etwas einfiel. "Unmöglich.", nuschelte sie wieder und stand auf. Sie ging kurz ins gegenüberliegende Zimmer und kam dann mit einem sehr dicken und staubigen Buch zu mir zurück. Vor mir legte sie es auf den Tisch. "Seite 573.", befahl sie und ich suchte die Seite. Als ich sie gefunden hatte, sah ich ein Foto von Lord Domino. Das war wirklich unglaublich. Er hatte braune kurze Haare, eine wunderschöne Krone und smaragdgrüne Augen. "Das kann doch nicht sein!", schrie ich aufgebracht. Claire setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Doch Jolice. Lord Domino war dein Vater." Die Ähnlichkeit war verblüffend. Er hatte das selbe Muttermal wie ich am Hals. Es war ein kleines Dreieck, dass man nur von Nahem sah. Ich konnte es immernoch nicht fassen. Ob Felix wusste, wer ich wirklich war? Aber wer war ich denn wirklich? "Du darfst niemandem davon erzählen, hast du verstanden?", sagte sie und sah mich todernst an. Ich nickte schnell. "Aber Darius und Felix wissen es glaub ich schon." "Bei Darius wäre es nicht so schlimm, er würde es nicht weiter sagen. Aber Felix? Er würde alles tun, um dich zu töten." Na toll, das hieß der mächtigste Vampir wollte mich hchstwahrscheinlich tod sehen. Und wenn er seinem Volk befahl mich zu finden und zu ihm zu bringen, war ich geliefert. Ich sah nocheinmal in das Buch hinein und las die paar Zeilen Text, die dort standen. Lord Domino, geboren 500 B.C. Verheiratet mit Lady Abigayl, geboren 1023. Die Beiden herrschten lange über das Vampirreich und ihr Volk war zufrieden. Lady Abigayl verstarb unter mysteriösen Umständen. Der Lord regierte seitdem Tod seiner Geliebten grausamer. Er hatte eine Tochter, Lady Eliana. Diese verscholl vor Kurzem. Niemand hat sie jeh wiedergesehen. "Bin also ich,ähm, diese verschollene Lady Eliana?", fragte ich unsicher. "Das weiß ich nicht. Es ist auch nicht sicher, dass du die Tochter von Lord Domino bist. Aber ich glaube schon, immerhin seit ihr euch sehr ähnlich. Es gibt viele Legenden.", erzählte sie. Toll. Echt super. "Was soll ich denn jetzt machen?", fragte ich geschockt. "Wie gesagt, darfst du niemandem davon erzählen. Und versuche einfach...nicht zu sterben." Das war doch ein Witz. Bevor ich etwas darauf erwidern konnte stand sie auf und schob mich Richtung Tür. "Es wäre besser, wenn du jetzt gehst. Wenn du wieder Durst bekommst, dann kannst du gerne kommen. Aber ansonsten solltest du dich, ähm, vielleicht etwas von mir fern halten." Sie hatte Angst, ganz klar. Immerhin wollte man mich töten und, wenn ich mich bei ihr aufhielt, würden sie auch sie töten. Nie hätte ich gedacht, dass diese Frau so egoistisch sein konnte. "Danke für Ihre Hilfe.", bedankte ich mich wütend und verließ das Haus. Es war schon dunkel und ich wollte jetzt eigentlich noch nicht nach Hause, also lief ich noch etwas im Wald herum. Es könnte also sein, dass ich die verschollene Prinzessin war, aber wieso erinnerte ich mich dann an nichts? Und ich müsste doch dann schon ein Vampir gewesen sein, oder etwa nicht? Wie es aussah, war ich es wohl nicht. Das hieß also, ich sah dem König sehr ähnlich, war aber nicht seine Tochter, oder doch? Ach, es war so verwirrend! Ob meine Mutter irgendetwas darüber wusste? Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Angst hatte ich nicht, immerhin war ich ein Vampir. Ich drehte mich schnell um, doch da war niemand. Da ich die Geräusche immernoch hörte, jedoch niemanden sah, hörte ich mir einfach die Gedanken an. Die wird echt überrascht sein, uns so spät noch zu sehen *kicher*, dachte eine Frau. Ich blieb stehen und wartete auf den "Überraschungsangriff", der nach wenigen Minuten auch kam. Ich war wirklich überrascht, als ich sah wer vor mir stand. Ich schluckte. Okay, ja nichts anmerken lassen! "Hallo, meine Schöne.", hauchte Felix in mein Ohr. Er stand direkt vor mir und grinste mich an. "Hallo Felix,", grinste ich zurück. "was gibt's?" "Ach nichts besonderes. Nur, dass du jetzt mit deinem Meister mitgehen musst." Er lächelte immer noch, was mich langsam aufregte. "Nein mein Lieber, ich muss gar nichts." Er lachte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Normalerweise würde das jedes Mädchen echt heiß finden, aber nicht ich. Immerhin war es Felix. Ich lächelte ihn übertrieben freundlich an und drehte mich um zum Gehen, doch eine Frau und ein Mann versperrten mir den Weg. Er konnte niemals alleine kommen, dieser Schwächling. Seufzend drehte ich mich wieder zu ihm um. "Was willst du von mir.", fragte ich nun sichtlich verärgert. "Du bist mein Vampir, ich möchte dich etwas beobachten und sehen, wie du dich entwickelst. Deine Fähigkeiten näher kennen lernen und mehr über dich erfahren." Ich hasste es, wenn er mich als sein Eigentum ansah. "Ich gehöre dir nicht!", schrie ich. "Nun, vielleicht noch nicht, aber das kann man ja leicht ändern.", zwinkerte er mir zu. "Wie meinst du das?" "Ich meine das so, wie ich es gesagt habe. Also lass uns jetzt in mein bescheidenes Heim gehen. Es wird dir bestimmt gefallen!" "Ich möchte nicht mit dir mitkommen.", antwortete ich ruhig. "Aber ich habe wohl keine andere Wahl, stimmt's?" Vielleicht konnte ich im Palast mehr über meine Vergangenheit erfahren. "Ganz genau." Jetzt strahlte er über das ganze Gesicht. "Aber es wird nicht einfach." "Wie meinst du das?", fragte er verwundert. "Es wird so ablaufen. Ich komme mit dir mit, wenn Darius mitkommt." Sein Lächeln verschwand und er formte seine Augen zu Schlitzen. "Außerdem soll meine Familie beschützt werden. Momentan ist meine Tante zu Hause, das heißt ihr darf nichts angetan werden. Ebenso meiner Mutter und meiner Schwester.", befahl ich. Er wollte so sehr, dass ich mit ihm mitkam, dass er nach einigen Sekunden sogar zustimmte. "Einverstanden. George, informieren Sie Darius sofort und schicken Sie Madelein hierher. Sie auf ihre Familie aufpassen.", sagte er zu dem großen Mann, welcher nickte und sein Handy rausholte, um Darius oder diese Madelein anzurufen. "Also los, komm.", sagte er und drehte sich um. Doch ich war noch lange nicht fertig. In Gedanken rieb ich mir böse die Hände. "Stopp.", sagte ich und Felix drehte sich langsam wieder zu mir um. "Was denn noch?", schrie er und warf die Hände hoch. "Ich habe dich ja gewarnt, es wird nicht einfach. Wenn wir da sind, möchte ich mein eigenes Zimmer und Privatsphäre. Es gibt nur bestimmte Zeiten, in denen ich ansprechbar sein werde. Außerdem möchte ich alle Klamotten und Schuhe und ähnliches in einem Extraraum. Es soll Spender im Haus geben und niemand darf dort umgebracht werden." Das war erst der Anfang. Wenn wir dort sein würden, würde ich noch mehr fordern, aber für's Erste reichte es. "Vergiss es.", antwortete er knapp und grinste böse. "Wie bitte?", fragte ich höflich. "Wir spielen hier nach meinen Regeln, Kleine. Ich habe dir gewährt, Darius mitzunehmen und deine Familie zu beschützten. Mehr ist nicht drin.", sagte er und griff nach meinem Arm. "Aua!", brummte ich und er lockerte etwas den Griff. "Darius ist unterwegs, mein Herr.", sagte der Mann hinter mir. Darius. Ich hatte noch ein Wörtchen mit ihm zu reden. Aber ich war wirklich froh, warum auch immer, dass er mitkommen würde. Vielleicht würde ich mich dann nicht so einsam fühlen... "Gut. Führt sie zum Auto und fahrt schon mal vor. Ich komme nach.", befahl Felix und wandte sich dann an mich. "Mach keinen Unsinn. Ich werde bald wieder da sein, vermiss mich nicht zu sehr, mein kleiner Vampir.", flüsterte er und ließ mich los. Ich trat ihm mit voller Wucht auf den Fuß, sodass er aufschrie und dann kurz stöhnte. Er fluchte leise. "Nenn mich nie wieder so!", schrie ich ihn an und wurde schon von dem Mann und der Frau mitgenommen. Da die Beiden mich trugen, waren wir innerhalb einer Minute an seiner schwarzen Limousine mit dem Kratzer. Sie öffneten die Tür und und setzten mich unsanft ins Auto. Der Mann setzte sich mit mir rein, doch die Frau nicht. Keine Ahnung wohin sie nun gehen würde oder was sie machen würde, vielleicht auf Tante Chelsea aufpassen. Ohje und morgen war ja wieder Schule! Ob sie sich Sorgen machte? Nein, bestimmt freute sie sich, dass ich nun weg war.
Nach gefühlten zwanzig Minuten kam der Wagen zum Stehen. Die ganze Fahrt über schwieg ich und ignorierte die perversen Gedanken von diesem George, der neben mir saß. Als die Tür geöffnet wurde sprang ich schnell hinaus, gefolgt von ihm. Mir blieb der Mund offen stehen, als ich den Palast sah. Er war gigantisch und wunderschön. Die Wände waren weiß und der ganze Palast wurde bewacht. Ich stand vor einem rießigen Tor aus Gold und bemerkte kaum, dass mich jemand hindurch zog. Um den Palast herum war eine kleine Mauer und eine große Grünfläche. Mal sah ich eine Statue, mal einen Springbrunnen. Hier und dort noch paar Bäume und schon war das Bild komplett. Es war wie im Märchen, einfach perfekt. Doch trotz der Perfektion des Hauses, fehlte etwas. Als mich dann der Mann in das Haus brachte wurde mir sofort bewusst was. Liebe! Das Haus war kalt. Zwar war es wunderschön, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es hier gemütlich war. Die Inneneinrichtung war, nun ja, wie sie halt in einem Palast ist. Groß, wunderschön und übertrieben. Uns kam eine junge Frau entgegen, wahrscheinlich eine Putzfrau oder so, denn sie trug Handschuhe, einen Eimer und Waschlappen mit sich. "Ich werde sie auf ihr Zimmer bringen.", sagte sie. Die Frau hatte ebenso wie Felix einen starken französischen Akzent. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Dutt zusammengebunden, was ihr herzförmiges bleiches Gesicht betonte. Sie war kein Vampir, das sah man sofort. Zwar war sie im großen und ganzen ziemlich hübsch, aber einen Vampir würde ich sofort erkennen, was bei ihr nicht der Fall war. Der Mann nickte und die Frau führte mich zu meinem Zimmer. Dabei gingen wir durch zig Flure und tausend Treppen. Als sie endlich vor einer Tür stehen blieb, gab sie mir die Schlüssel und schaute mich mitleidig an. "Sie sind gefährlich", flüsterte sie. "Ich verrate dir ein Geheimnis. Sie sind Vampire!" Sie machte große Augen und ich musste mir das Lachen verkneifen. "Ich weiß.", grinste ich. "Was machst du dann noch hier? Los, renn weg!" "Ich kann nicht.", sagte ich traurig und sie verstand sofort. "Sie haben dich gefangen genommen oder?" Ich nickte. "Weißt du, was mir gerade auffällt? Du erinnerst mich an jemanden. Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber du hast gewisse Ähnlichkeit mit einem jungen Herr.", überlegte sie. Ja, mit meinem angeblichen Vater, Lord Domino!, dachte ich und verdrehte die Augen. "Danke.", sagte ich und schloss die Tür auf. Als ich dann hinein ging, schloss ich die Tür und setzte mich auf das weiße Ledersofa, das mitten im Raum stand. Das Zimmer war sehr modern eingerichtet, aber ich fand es zu übertrieben. Alles war aus echtem Gold oder Silber. Das konnte einen echt verrückt machen. Wie konnte ich nur so tief sinken? Es klopfte an der Tür. "Äh, herein.", sagte ich unsicher und sah wie Darius durch die Tür kam. Schnell stand ich auf und warf mich in seine Arme. Er wirkte kurz überrascht, erwiderte jedoch meine Umarmung. "Ich hab die Nachricht bekommen. Was ist passiert?", fragte er und wir setzten uns auf das Sofa. Ich war wirklich erleichtert, dass er nun bei mir war. "Ich habe gesagt ich komme mit, wenn er meine Familie beschützen würde und dich zu mir schickt. Er würde mich so oder so irgendwann mitnehmen.", erklärte ich ihm. Er lächelte weich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Was war gestern Abend?" "Was meinst du? Ich hab bis jetzt nicht verstanden, was mit dir los war." Ich funkelte ihn böse an. "Deine Freunde, haben sich alle überlegt, wie sie Tante Chelsea töten konnten!" "Wirklich?", fragte er überrascht und ich nickte. "Weißt du, sie sind menschlichen Besuch nicht gewohnt. Das sind normale Vampirgedanken. Deiner Tante wäre nichts passiert, dafür würde ich schon sorgen." "Ist das dein Ernst?" "Mein voller Ernst." Ich seufzte und überlegte kurz. "Na gut. Tut mir Leid, ich hatte einfach nur Angst. Übrigens hat Tante Chelsea auf mich gehört, wieso?" "Weil sie, ja wie soll man das erklären, sozusagen noch von den Augen von Colin verzaubert war.", lachte er. Verständlich. "Darius? Ich muss dir etwas erzählen.", flüsterte ich. Als er nichts sagte, erzählte ich ihm alles, was ich mit Madame Claire rausgefunden hatte. Er hörte mir die ganze Zeit über aufmerksam zu. "Das darf Felix niemals erfahren, verstanden?", sagte er als ich fertig war. Ich nickte. "Was heißt das denn jetzt eigentlich?" Seufzend schaute ich ihm tief in seine wunderschönen Augen. "Das bedeutet, dass ich vielleicht die verschollene Prinzessin und somit die Tronfolgerin bin."
Kapitel 8
Er schaute mir kurz in die Augen und zog mich dann in seine Arme. "Danke, dass du da bist.", flüsterte ich und schmiegte mich an seine Brust. Zart streichelte er meinen Rücken und küssste mich auf den Kopf. "Alles wird gut.", tröstete er mich. Seine Nähe gab mir das Gefühl von Geborgenheit und...Liebe? Er behandelte mich so sorgsam, so liebevoll. Aber er gehörte doch zu den Autumns, wie konnte das sein? "Darius?", flüsterte ich und sah zu ihm auf. "Hm?", machte er und lächelte mich sanft von oben an. "Wieso gehörst du zu Felix' Clan?" Er zog beide Augenbrauen hoch und musterte mich einige Sekunden. "Müssen wir jetzt darüber reden?" "Du hast gesagt du möchtest mich besser kennen lernen, ich will dich auch besser kennen lernen!" Er presste seine Lippen aufeinander und schaute weg. "Aber wenn du nicht willst...", sagte ich und setzte mich auf. Er drückte mich jedoch wieder an sich, sodass ich wieder bei ihm lag. "Es ist... kompliziert.", begann er. Ich schaute ihn erwartungsvoll an und er fuhr fort. "Seit ich denken kann wurde mir alles über Vampire beigebracht. Ich wurde zu Einem ausgebildet. Man hat mich auf die Gefahren vorbereitet und hat mir schon damals gezeigt, wie ich zu leben habe. Mein Leben war wie ein Handbuch. Als ich dann soweit war, schickte man die reinrassige Vladi zu mir, die mich dann verwandelte. Ab dem Moment war ich bei den Autumns, denn damals war sie die Kriegerin." "Moment mal, reinrassig? Wer ist Vladi? Krieger?", fragte ich ihn alles auf einmal, woraufhin er leise lachte. "Reinrassig bedeutet, dass beide Eltern Vampire sind. Gemischt bedeutet, dass man ein Elternteil hat, dass kein Vampir ist. Vladi war damals der stärkste und meist gefürchtetste Vampir. Ich erzähl dir ein anderes Mal über sie. Krieger nannte man den Anführer eines großen und mächtigen Clans. Sie war die, die jeden in ihrem Clan mit ihrem Leben beschützen würde. Außerdem hat der Krieger große Verantwortung, er muss alle Neuen ausbilden und aufpassen, dass niemand etwas anstellt. Der Krieger hat das Sagen, wer sich ihm widersetzt wird sofort getötet.Wir nennen den Krieger auch unseren Meister. Zur Zeit ist Felix unser Krieger." Ich musste das Ganze erst mal verdauen. Darius sein Leben wurde schon immer von Jemandem bestimmt. Er hatte nicht einmal die Chance gehabt ein normales Leben zu führen. Und nun musste er schon wieder jemandem gehorchen. "Bist du reinrassig?", fragte ich. "Ja. Meine Eltern waren zwar beide Menschen, sie wussten jedoch alles über Vampire, immerhin haben sie mir alles beigebracht. Sie kannten Vladi sehr gut. Wenn die Eltern eines Vampirs beide Menschen sind und dieser von einem Reinrassigen gebissen wird, so überträgt sich dessen Blut in seines. Somit bin ich reinrassig.", erklärte er mir. "Und ich? Was ist mit mir?" "Felix ist auch reinrassig. Deine Mutter ist ein Mensch. Nun, da wir nicht wissen, wer dein Vater wirklich wahr, kann ich dir die Frage nicht wirklich beantworten." "Was bedeutet das, wenn man 'reinrassig' ist?" "Das heißt, dass du später die Wahl hast selbst Krieger zu werden. Wenn man dann auch noch ein guter Krieger ist, hat man die Möglichkeit König zu werden, da das Blut eines reinrassigen Vampirs adlig ist. Aber das ist nur in Ausnahmefällen, nicht jeder hat das gewisse Etwas. Außerdem hat man dann bessere Fähigkeiten.", grinste er. "Was ist deine?" "Ich kann die Fähigkeiten anderer kopieren und selbst benutzen." "Wow. Hast du das mal... ähm bei mir gemacht?" "Nein. Und das werde ich auch nicht machen. Ich habe es früher oft zu etwas Schlechtem einsetzen müssen, aber jetzt ist Schluss damit." Dieser Mann war unglaublich. Darius seine Vergangenheit schien schlimmer zu sein, als ich je gedacht hatte. Ich musste gestehen, dass er mir sogar etwas Leid tat. Sanft streichelte ich mit meiner Hand seine Wange, in welche er sich schmiegte und seine Augen schloss. "Ja, jetzt bin ich mir sicher.", flüsterte er, mehr zu sich selbst. "Was meinst du?" Er öffnete seine Augen und nahm meine Hand in seine. Dann starrte er mich wieder mit diesem göttlichen Blick an. "Dass du es bist." Er sprach immernoch sehr leise, aber ich konnte ihn ohne Probleme verstehen. "Was bin ich?" "Du bist unsere nächste Kriegerin.", hauchte er. Ich hob eine Augenbraue hoch und schaute ihn verwirrt an. "Das geht doch gar nicht, immerhin bin ich vielleicht gar nicht, ähm irgendwie rein oder wie das heißt, und außerdem ist doch Felix der Anführer." Ich sollte die nächste Kriegerin werden? Haha, dass ich nicht lache. "Weißt du, wie man jemanden wie dich nennt?" "Wie meinst du das 'jemanden wie dich' ? Und nein, woher denn auch?" "Damit meine ich die wenigen Vampire, die mehr als nur eine Fähigkeit haben. Manche sind sogar nicht reinrassig. Sie haben alle eine Aufgabe; Krieger zu werden. Allerdings nicht von einem Clan, nein. Sie finden ihre wahre Aufgabe im Laufe der Zeit heraus. Manche haben die Aufgabe den König zu töten, um selbst König zu werden, andere widerrum zum Beispiel den König als Krieger zu beschützen. Nicht jeder schafft es seine Aufgabe zu meistern. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hatte ich schon die Vermutung, aber jetzt bin ich mir sicher." Ich war nun mehr als verwirrt. "Und ähm, wie nennt man jemanden wie mich?", fragte ich unsicher. Eigentlich wollte ich es schon gar nicht mehr wissen, aber wenn schon, denn schon. "Einen Nightrunner.", lächelte er. "Ahja?" Ich war immernoch verwirrt und geschockt zugleich. "Das ist echt unfassbar.", lachte er. Darius schien wirklich fröhlich darüber sein, wobei ich mir noch nicht mal sicher wahr, ob ich das Alles verstanden hatte. "Und ähm, ja was jetzt?", wollte ich wissen. "Es wird nicht mehr lange dauern, dann wissen wir, was das Schicksaal dir für eine Aufgabe gegeben hat. Es gibt nur sehr wenige Nightrunners und ich habe die Ehre eine kennenzulernen.", staunte er. "Moment mal, magst du mich jetzt etwa nur, weil ich irgendsoein Nightrunner bin?" Jetzt sollte er ja nichts falsches sagen! "Nein! Bis jetzt wusste ich es doch noch nicht mal sicher. Ich mag dich, weil du du selbst bist, weil du wunderschön bist, weil du einfach..." Er stockte und schien verlegen zu sein. Das ich das auch noch miterlebte, Darius Colseth war verlegen!
Ich musste zugeben, dass ich das süß fand... nein ich fand IHN süß. Ja, die Wahrheit war, dass ich Darius schon die ganze Zeit über mehr als nur süß fand. Ich hatte das Gefühl versucht zu verstecken, aber es ging jetzt einfach nicht. Ich schaute ihm in seine eisblauen Augen und er schaute in meine. Sanft legte ich meine Lippen auf seine. Dieses Mal war ich diejenige, die ihn geküsst hatte und er erwiderte ihn! Sanf drückte er mich runter auf das Sofa, ohne unsere Lippen zu trennen, und ich grub meine Hände in seine Haare. Langsam schob er seine Hand unter mein T-shirt und zog dieses dann auch aus. Sein T-shirt folgte meinem gleich danach. Ich unterbrach kurz unseren Kuss, um mir diese Muskeln anzuschauen. Oh, und was für Muskeln! Zart strich ich von seiner Brust bis runter zu seinem Bauch und staunte. Doch meine Hand blieb nur kurz stehen, denn nun war ich damit beschäftigt seinen Hosenknopf zu öffnen. Er küsste mich wieder, leidenschaftlich und verlangend, und öffnete auch mir meine Hose. Als wir beide nur noch in Unterwäsche dalagen, musste ich grinsen. Bis vor kurzem konnte ich es mir noch nicht mal vorstellen Darius zu küssen und jetzt war ich schon so weit gekommen. Aber überraschender Weise...gefiel es mir. Er stand auf und zog mich mit sich. Dann küsste er mich wieder und hob mich hoch, sodass ich meine Beine geschickt um seinen Körper schlingen konnte. Darius steuerte auf das Bett zu, legte mich dann sanft hin und fing nun an an meinem BH rumzuspielen. "Jolice", hauchte er. Ich hörte auf ihn zu küssen und schaute in seine Augen. "Ich liebe dich.", flsüterte er und gab mir einen leichten ganz zaghaften Kuss auf die Lippen. Was hatte er gerade gesagt? Er liebte mich, er liebte mich! Ich dich auch Darius, wollte ich sagen doch es klopfte plötzlich an der Tür, sodass ich hochstreckte. Doch Darius schien es nicht zu interessieren. "Aufmachen!", hörte ich. Darius schien es nicht zu interessieren, denn er hörte nicht auf mich zu küssen. "Verdammt nochmal, Darius! Wenn du jetzt nicht sofort aufmachst, ich schwöre bei Gott, schlag ich die Tür ein!" Es war ein Mann, soviel konnte ich seiner Stimme nach herausfinden, und er schien wütend zu sein. Darius knurrte und löste sich dann von mir. Schnell stand er auf und zog sich seine Hose an. Während er zur Tür ging, zog ich mich in unbeschreiblich schneller Geschwindigkeit an. Dann setzte ich mich wieder auf sein Bett und Darius öffnete die Tür. Herein kam ein junger, ziemlich hübscher Mann, der ungefähr so groß war wie Darius. Er schloss die Tür und schien mich noch nicht bemerkt zu haben. Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich, dass es schon dunkel war. Wie lange war ich schon hier? "Was gibt's?", knurrte Darius. Der andere Mann konnte nicht verstehen, wieso Darius sauer war, doch als er mich endlich bemerkt hatte, konnte ich schon fast das Klick in seinem Kopf hören. "Hab ich euch gestört?", grinste er zuckersüß. Darius schaute ihn böse an, woraufhin er sich lachend zu mir setzte. "Tut mir Leid, Mademoisselle. Mein Name ist Conor.", stellte er sich vor und gab mir einen Kuss auf meinen Handrücken. "Ich bin Jolice.", sagte ich lächelnd, während Darius sich zu uns setzte und einen Arm um mich legte. "Und hast du sie schon.. du weißt schon..?", fing Conor an und ich schaute verwirrt zu Darius. Alter ist die heiß. Boah, Darius, so ein Glückspilz. Aber irgendwie tut die mir Leid. Sie scheint... nett zu sein. Wie es aussieht wollte er sie heute noch flachlegen. Wenn sie nur wüsste, dass er, nachdem er mit ihr geschlafen hat, sie verlassen würde... Vielleicht kann ich sie ja dann 'trösten', hehe.
, dachte sich Conor. Was? Darius wollte also nur mit mir schlafen? Das war doch das Letzte! Und ich war so dumm und glaubte, er würde mich lieben. Tatsächlich hatte ich mich doch in einen Matcho verliebt. Wieso? Die Tränen stiegen mir in die Augen und ich stand vom Bett auf. Schnell rannte ich zur Tür raus und hörte noch wie Darius mir meinen Namen hinterher schrie. Er würde mir sicher folgen, deshalb rannte ich schnell irgendwohin.
Als ich dann eine goldene Tür sah, stürmte ich ohne zu überlegen hinein und schloss die Tür dann wieder. Ich seufzte und schloss meine Augen. Mit einem Nightrunner zu schlafen, fehlte höchstwahrscheinlich noch auf seiner Liste. Als ich die Augen geöffnet hatte sah ich, dass ich in einem wunderschönen großen Schlafzimmer war. Das Schlafzimmer von Felix! Er stand geschockt ein paar Meter von mir entfernt und ich fing an zu weinen. Egal wie sehr ich Felix hasste, er war mir in dem Moment lieber als dieser totale Volltrottel Darius. Überraschender Weise kam er zu mir und wischte meine Tränen weg. "Was ist passiert?", flüsterte er und nahm mein Gesicht in seine Hände. Mittleidig sah er mich an und streichelte sanft über meine Wangen, um die restlichen Tränen wegzuwischen. Er wusste nicht, dass ich ein Nightrunner war und ich hatte auch nicht vor es ihm zu sagen, doch er wusste, dass ich etwas Besonderes war, weshalb ich mich nicht wunderte, dass er so reagierte. Ich hoffe sosehr, dass sie sich unserem Clan anschließt und ich irgendwann herausfinde, was sie wirklich ist.
, lauschte ich seinen Gedanken. "Nichts." hauchte ich. Er ließ mein Gesicht los und ging zu einem kleinen Glastisch, auf dem ein paar Gläser und eine Flasche Whiskey standen, und goss die Flüssigkeit in zwei Gläser. Dann kam er wieder zu mir und gab mir ein Glas, welches ich nahm und mit einem Zug austrank. Ich gab ihm das leere Glas wieder und setzte mich auf einen Sessel, neben dem Glastisch. "Kann ich dich was fragen?", fragte ich leise. Meine Stimme war immer noch wacklig, weshalb ich nur flüsterte. Wie konnte Darius mir nur so ins Gesicht lügen? War es normal für ihn, jemanden vorzuspielen zu lieben, um mit dieser Person zu schlafen und dann anschließend ohne ein weiteres Wort zu verlassen? "Sicher.", antwortete er und setzte sich in den Sessel mir gegenüber. Wie die Antwort doch passte. "Was wäre, wenn ich mich den Autumns anschließen würde?" "Möchtest du das?", fragter geschockt und glücklich zulgeich. Nein, das wollte ich nicht und ganz sicher nicht, wenn ich dann mit Darius kämpfen und leben musste, doch es interessierte mich einfach. "Ich spiele mit dem Gedanken, aber ich möchte erst wissen, was dann auf mich zu kommt.", log ich. Er nickte verständlich und lächelte. "Die Autumns sind sehr bekannt, jeder kennt uns. Ich bin der Anführer, man nennt mich auch Krieger." "Ja, soviel weiß ich auch. Aber ich meine, was wenn ICH die Kriegerin sein möchte?" "Du? Ähm, also, ich weiß nicht. Es wäre natürlich möglich, immerhin bist du reinsrassig, aber dafür müsste ich entweder sterben und dich als meinen Nachfolger ernennen, oder dir meinen Posten überlassen." "Woher weißt du, dass ich reinrassig bin? Dann ernenn mich doch als deine Nachfolgerin, du stirbst doch sowieso nicht." "Weil ich dein Blut schon getrunken habe", lachte er. "Nun, du bist anders als alle Anderen, die ich in meinem ganzen Dasein verwandelt habe. Nenn mir doch ein paar Argumente." Ich war also reinrsasig? Das hieß doch, dass der König, ein Vampir, nicht mein Vater war, oder? Immerhin war meine Mutter ein Mensch und ich, laut Felix, reinrassig. "Nun ja...", stotterte ich und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich musste wieder an Darius denken. "Weil ich auch einmal etwas in meinem Leben erreichen möchte.",flüsterte ich und fing wieder an zu weinen. Nur zu gut, dass ich gerade so verletzt war, denn die Tränen schienen Felix zu überfordern. "Nicht weinen, bitte hör auf damit! Na gut, von mir aus, ich werde es mir überlegen. Och nein, was weinst du denn jetzt noch mehr? Ich kann das nicht sofort entscheiden! Okay, du bist die Allererste auf meiner Liste, ja?" "Okay.", schniefte ich. Er gab mir ein Taschentuch und ich schneuzte und wischte meinen Tränen weg. "Geh zieh dich um, meine Bekannten wollen dich gerne noch kennenlernen.", sagte er und wir standen auf. Vor der Tür blieb ich jedoch stehen. "Ich hab aber keine Sachen dabei, schon vergessen?", sagte ich leise. Felix überlegte einen kurzen Moment und ging dann mit einem "Komm mit." aus der Tür voraus. Ich folgte ihm bis zu meinem Zimmer. Davor blieb ich jedoch stehen und hörte, ob jemand dort war. Als ich mir sicher war keine Gedanken gehört zu haben, folgte ich Felix in mein Zimmer. Er öffnete eine Tür, die ich noch nicht einmal bemerkt hatte und ich sah einen riesigen, wundervollen Raum mit unendlich vielen Klamotten, Schuhen und was eine Frau sonst noch braucht. "Das, das, gehört mir?", stotterte ich. "Ja", lachte er. "Jetzt zieh dir bitte schnell was an und komm die Treppen runter ins Wohnzimmer. Bis gleich." Er verlies den Raum und ließ mich alleine. Seit wann war Felix so nett zu mir? Es schien, als ob Darius und Felix die Rollen getauscht hätten. Ich hatte eigentlich keine Lust die Bekannten von Felix kennenzulernen, aber ich wollte mich auch nicht den ganzen Abend einschließen und heulen. Ich hoffte sehr, dass Darius nicht da war. Nach längerem Überlegen entschied ich mich für ein langes champagnerfarbenes Abendkleid, bei dem der Rücken frei war. Es hatte einen V-Ausschnitt und einen langen Schnitt bis fast hoch zu meiner Hüfte. Dazu zog ich noch die passenden Pumps an und steckte meine Haare elegant hoch. Als ich die Schminke gefunden hatte, schminkte ich noch dezent und ging dann aus dem Zimmer. Wenn mich Darius jetzt so sehen würde, könnte ich nicht widerstehen seine Gedanken zu lesen. Mittlerweile war es stockdunkel und es war ein schöner Vollmond am Himmel zu sehen. Als ich mich dann vom Fenster abwand, ging ich zu den Treppen. Elegant hielt ich mich mit einer Hand am Gelände fest und mit der anderen hielt ich mein langes Kleid, damit ich nicht darüber stolperte. Ich stoppte kurz, als ich sah, wie viele Leute unten im Wohnzimmer standen. Es waren nicht nur 'ein paar' Bekannte, nein es war mehr eine Dinnerparty. Alle starrten mich an und jeder dachte daran, wie wunderschön ich doch aussah. Ich lief die letzten Treppen runter und Felix kam lächelnd zu mir geschlendert. Als ich dann hinten im Eck Darius in einem wunderschönen Anzug sah, musste ich mich zusammenreißen um nicht anzufangen zu weinen. Ich atmete tief ein und aus und sah dann zu Felix. Darius zu sehen versetze mir ein Stich ins Herz. Wenn ich daran dachte, dass er mir vor ein paar Stunden gestanden hatte, dass er mich liebte, konnte ich es echt nicht glauben. Ich war so dämlich! Doch plötzlich spürte ich statt Trauer, eine furchtbare Wut. Was fiel ihm ein mich so zu behandeln? Ich schenkte Felix ein süßes Lächeln und bemerkte, dass mich immernoch alle anschauten. "Leute, das ist sie! Darf ich vorstellen, Jolice- Eliana Colsin.", stellte er mich vor und ich lächelte einmal in die Runde. Unglaublich, er hat nicht geflunkert. Sie ist sogar noch hübscher als er beschrieben hat!
, dachte ein Schwarzhaariger. Er war nicht der Einzige, der so dachte, was mich etwas wunderte. "Jolice? Das ist Familie Kolesnikow.", sagte er und stelle mir gleich danach zwei Frauen und zwei Männer vor. "Das sind Vasiliy, Fedora, Conor und Roman, " Während er die Namen nannte, zeigte er auf die entsprechenden sehr attraktiven Personen.Vasiliy war eine kleine zierliche Frau, mit blonden kurzen Haaren. Ihr elfenhaftes Gesicht passte perfekt zu ihr, genauso wie ihre positive Ausstrahlung. Fedora war eine echte Schönheit. Sie trug ein kurzes blaues Cocktailkleid, das all ihre Kurven und Vorteile betonte. Da konnte man ziemlich eifersüchtig werden. Sie hatte ihre dunkelblonden Haare auf einer Seite zusammengebunden und beobachtete mich stur. Roman hatte schwarze kinnlange Haare und hatte einen netten Anzug an. Als ich dann zu Conor sah verzog ich angewidert das Gesicht. Nicht weil er hässlich war, im Gegenteil er war umwerfend, aber es war DER Conor! Der, der mich und Darius vorher unterbrochen hatte. Eigentlich war ich ihm nun dankbar. Ich schenkte ihm ein Lächeln, das aber eher wie eine Grimasse aussah. "Sie gehören zu der russischen Königsfamilie.", flüsterte er mir ein. Stimmt, so sahen sie auch alle aus. Und die Namen waren auch russisch, nun ja außer Conor. "Schön dich wiederzusehen.", sagte Conor ohne eine Mine zu verziehen. "Ja, Felix hat uns schon so viel über dich erzählt.", mischte sich Vasiliy ein. Ich lächelte sie an und wollte etwas erwidern, doch dann meldeten sich die anderen Beiden zu Wort. "Ich geh uns etwas zu trinken holen. Bis gleich.", sagte Roman und verschwand dann auch. "Schön, du magst wirklich besser sein, als Felix es beschrieben hat, aber bilde dir nichts darauf ein.", giftete mich Fedora an. Ich schaute sie verwundert an und bemerkte, dass sie ebenfalls ein Vampir war. Ihr schien auch gerade aufzufallen, dass ich zu ihrer Art gehörte und schenkte mir schnell ein entschuldigendes Lächeln. "Tut.tut mir Leid", stotterte sie. "Ich dachte du wärst irgendso ein Mensch. Du riechst anders, besonders." "Schon okay." "Jolice, kann ich dich kurz alleine sprechen?", fragte Conor und zog mich ohne eine Antwort abwartend mit sich. Als wir dann weit genug von den anderen waren, blieb er stehen und schaute mich geschockte an. "Wieso bist du vorher weinend rausgestürmt? Darius ist vollkommen aufgelöst!" "ER ist aufgelöst? Was denkst du, wie es mir geht! Und ich hab nicht geweint.", schrie ich ihn an, sodass sich ein paar Gäste beschwerend zu uns drehten. "Doch klar hast du, ich hab es doch gesehen! Wie meinst du das?", fragte er verwundert. "Darius möchte doch nur mit mir schlafen.", flüsterte ich und mir stiegen wieder die Tränen in die Augen. Nein, ich durfte jetzt nicht weinen, durfte nicht zeigen, dass ich verletzt war. Ich war stark, ich würde das schon schaffen! "Das dachte ich auch, aber als du rausgestürmt bist war er am Boden zerstört und konnte sich keinen Reim aus dir machen. Ich denke du hast ihm ziemlich den Kopf verdreht." "Jaja, die wie vielte bin ich denn?", schnauzte ich ihn. Da ich die Antwort gar nicht wissen wollte machte ich auf dem Absatz kehrt und ging zurück in den großen Saal. Fedora kam mir entgegen und schaute mich besorgt an. "Alles okay? Du siehst bedrückt aus.", fragte sie. Ich nickte, schwieg jedoch. "Sag mal, gehörst du jetzt zu den Autumns oder nicht?" "Nein, wer behauptet sowas?" "Niemand, ich wollte nur wissen, da du ja jetzt hier lebst und gewöhnlich lassen sie hier niemanden lange leben, außer man schließt sich ihnen an. Es ist überhaupt ein Wunder, dass sie dich mitgenommen haben, du scheinst etwas besonderes zu haben, denn euer Clan ist eigentlich voll." "Wie voll?" "Man darf nur eine bestimmte Anzahl von Vampiren in seinem Clan aufnehmen.", erklärte sie mir und ich nickte verständlich. "Also dieser Darius ist doch ein Sahneschnittchen, findest du nicht auch?", grinste sie und zeigte mit einer Kopfbewegung in Darius' Richtung. Er schaute mich an und ich konnte nicht mehr wegschauen. Was ist nur los mit dir? Ich weiß genau, dass du mir gerade zuhörst. Was war das vorher? Habe ich etwas falsches gemacht? Weich mir doch nicht aus, sprich mit mir! Ich bitte dich, BITTE.
Natürlich wusste er, dass ich seinen Gedanken lauschen würde, doch ich hatte nun wirklich keine Lust mit dem Mann zu sprechen, den ich liebte, und der mir mein Herz gebrochen hatte. Naja, eigentlich war es ja Conors Schuld, es waren auch seine Gedanken. Ich brach den Augenkontakt ab, als ich sah, dass Roman und Conor wieder bei uns waren. "Für die Damen, einen Cocktail und für uns einen Gin- Tonic.", sagte Roman und gab uns die Getränke. Ich tauschte meinen Cocktail jedoch mit dem Gin- Tonic von Roman. Er schaute mich verständnislos an, sagte jedoch nichts. "Wie lange lebt ihr schon hier in Paris?", fragte ich und trank einen Schluck von meinem Glas. "Eigentlich leben wir gar nicht in Paris. Wir leben auch nicht in Frankreich, sondern in Russland. Momentan haben wir uns nur ein Haus gekauft, da Felix uns gerufen hat.", erklärte mir Conor. Hatten denn alle Vampire soviel Geld? "Wo genau wohnt ihr in Russland?", fragte ich neugierig. "In Wolgograd. Ich weiß nicht ob du" "Ja, doch ich kenne Stadt.", unterbrach ich Fedora. "Ach wirklich?" "Ja, als kleines Kind war ich dort oft.", erzählte ich wahrheitsgemäß. "Wieso?" "Ähm ja, ich hab ein paar russische Wurzeln." "Hast du Verwandte dort?" "Ja bestimmt. Ich war das letzte Mal vor fünf Jahren dort. Ich habe in Wolgograd sehr viel erlebt. Meine Mutter liebt dieses Land, obwohl sie kein Wort russisch kann. Ich habe mich dort mit einigen Leute angefreundet und kann schon sagen, dass ich Grundkenntnisse hab." Es stimmte. Meine Eltern hatten dort immer mit mir Urlaub gemacht. Nun ja, bis Safira geboren wurde und mein Vater starb. Dort habe ich immer meine ganzen Sommerferien verbracht, weshalb ich schon ziemlich gut russisch konnte. Meine Eltern interessierten sich nicht sonderlich für die Sprache, sie taten irgendetwas anderes. Ich war oft alleine dort, da beide geschäftlich viel machen musste. Nach dem dritten Mal hatte ich mich daran gewöhnt. Ich hatte Freunde gefunden und bei irgendeiner Bekannten gelebt. Im Großen und Ganzen war es trotzdem immer sehr schön gewesen.
"Beeindruckend.", murmelte Roman. Ich trank mein Glas aus und lächelte. "Das nächste Mal kommst du uns besuchen, ja?", fragte Vasiliy hoffnungsvoll. Sie schaute mich an wie ein Teenager, der gerade seine Eltern versuchte zu überreden, länger wegbleiben zu dürfen. Ich lachte und willigte ein. Als ich gemerkt hatte, dass ich gerade gelacht hatte, verstummte ich sofort. Wieso konnte ich das mit Darius sogut verkraften? Oder hatte ich meine Tränen schon aufgebraucht? Und dann erhielt ich meine Antwort. Ich sah wie sich irgendeine Frau an Darius ranmachte und ihre Gedanken waren genauso schlimm wie die tausend Tonnen Make- up auf ihrem Barbiegesicht. Doch Darius schien nicht gerade begeistert von ihr zu sein. Von Außen wirkte er sehr offen und freundlich, doch seine Gedanken verrieten mir, dass er nichts lieber tun würde, als zu verschwinden. Wie typisch für ihn. Ich wusste nicht wieso ich das tat, doch ich half ihm. Elegant ging ich zu ihm rüber und blickte die Frau arrogant an. "Wenn du kein Stress willst, solltest du dich jetzt mal ganz schnell verziehen und ihn in Ruhe lassen!", drohte ich ihr. Sie lachte nur und schaute arrogant zurück. "Ach und wer bist du?", fragte sie zickig. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, und als hätte Darius das bemerkt, antwortete er. "Das ist Jolice, meine Freundin.", sagte er und betonte die letzten zwei Worte besonders. Die Frau und ich schauten ihn überrascht an. Sie ging gekränkt davon und ich schaute ihn nur niedergeschlagen an. "Ich bin nicht deine Freundin.", murrte ich. "Ich weiß ganz genau, dass du vorher meine Gedanken gelesen hast. Also, was ist los? Was habe ich gemacht?", fragte er vezweifelt. Genau das wollte ich heute vermeiden; ein Gespräch mit ihm. "Ganz einfach, ich hab nicht nur deine Gedanken gelesen, sondern auch die von Colin. Bin ich Nummer hundert oder vielleicht schon fünfhundert?!" Er schien zu verstehen. "Das hast du falsch verstanden, bitte lass mich..." Ich unterbrach ihn indem ich einen Finger hochhob. "das erklären.", vollendete ich seinen Satz. "Nein, das lasse ich dich nicht. 'Es tut mir so Leid, ich wollte das alles gar nicht, du bist etwas besonderes, glaub mir Baby'", ahmte ich ihn mit einer tiefen Stimme nach. "So rede ich nicht. Und soetwas würde ich nie sagen.", flüsterte er. "Die Worte, die ich vorher zu dir gesagt habe, waren ernst gemeint, Jolice! Glaub mir doch!" ""Du wolltest mein Vertrauen gewinnen und hast es schon wieder verloren. Wann hörst du auf mich zu verletzten? Ich bin zwar ein Vampir, aber ich habe trotzdem noch Gefühle, Darius.", flüsterte ich ebenfalls und war wiedereinmal den Tränen nahen. Doch ich würde stark bleiben. Er schien sich auch zu sammeln, doch ich wollte nichts mehr von ihm hören und ging von ihm weg. Ich beschloss einen Spaziergang zu machen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Gemütlich schlenderte ich durch die Straßen und merkte mir den Weg zurück zu Felix. Es war ziemlich still, man hörte nur das Plätschern von einem Bach in der Nähe. Plötzlich drehte mich jemand zu sich um und ich stand vor einem Vampir. Aber ich kannte ihn nicht. Er war kleiner als die, die ich kannte, doch immernoch größer als ich. Sein Grinsen war böse und seine Augen purpur. "Was macht so ein kleines Fräulein wie du so spät draußen?", hauchte er in mein Ohr. Wieso fragte mich das immer jeder? Ich war nicht mehr klein! "Ich bin alt genug, um selbst für mich zu entscheiden, Trottel!", meckerte ich. "Ziemlich mutig für jemanden, der keine Ahnung hat mit wem er es zu tun hat.", grinste er und packte mich grob am Arm. Verdammter Mensch, dich saug ich bis auf den letzten Tropfen aus!
, dachte er. Moment mal, Mensch? Sah er nicht, dass ich ebenfalls ein Vampir war? Egal, die Gelegenheit würde ich ausnutzen. "Aua, lass mich los!", spielte ich. "Oh, hab ich dir weh getan? Das tut mir aber Leid." "Bitte hör auf, was willst du? Du kannst mein ganzes Geld haben!" Ja, ich war doch eine gute Schauspielerin. "Ich will dich", hauchte er und lockerte seinen Griff. "Wie meinst du das?", fragte ich nun sichtlich verwirrt. Er lachte und ließ mich los. Sein Lachen war ernst gemeint, was mich noch mehr verwirrte. "Jolice, du bist eine gute Schauspielerin.", gab er zu. Woher kannte er meinen Namen? Und woher wusste er, dass ich das gespielt hatte? "Wer bist du?", fragte ich neugierig und geschockt zugleich. "Ich bin ein Nightrunner." Mein Mund klappte mir auf. "Ich dachte davon gäbe es nur ganz wenige?" "Ja, ich bin extra hierher geflogen um dich kennenzulernen. Felix hat mich eingeladen." "Felix weiß, dass du ein Nightrunner bist?" "Nein. Er weiß, dass ich ein Geheimnis habe und er bat mich deines herauszufinden. Ich nehme mal an, du bist auch ein Nightrunner, oder?" Als ob ich das zugeben würde! Immerhin konnte er mir das auch nur vorspielen! Besonders, wenn Felix ihn geschickt hatte. "Nein, leider nicht.", sagte ich und es klang ehrlich. Er wirkte überrascht. "Nicht? Was bist du dann? Und woher wusstest du von uns Bescheid?", fragte er. "Ein... Freund hat mir viel erzählt. Aber ich bin keiner.", log ich. Mit 'ein...Freund' meinte ich Darius. "Was ist deine Gabe?", fragte er mich. "Ich weiß es noch nicht, ich bin erst vor Kurzem verwandelt worden.", folgte die nächste Lüge. Ich musste hier verschwinden, sonst würde ich mich noch verplappern. "Lass uns doch zurück gehen.", schlug ich vor und wollte schon gehen, doch er hielt mich fest. Ich schluckte. Das würde nicht gut ausgehen. "Ich sag es dir jetzt nur einmal, falls du mich angelogen hast, glaub mir das wird nicht gut enden.", drohte er mir. Zwar hatte ich schon ein wenig Angst, aber es war mir egal, was er machen würde. Mein Geheimnis würde ich nicht jedem erzählen, den ich plötzlich auf der Straße fand. "Jop.", nickte ich desinteressiert und schüttete seinen Arm von meiner Schulter. "Weißt du, was meine Gabe ist? Oder meine Aufgabe?", fragte er leise. "Ne, aber ich schätz mal irgendwas, was mir wahrscheinlich die Sprache verschlägt.", sagte ich und rollte mit den Augen. Er lachte und nickte. "Man nennt mich auch den Tod, höchstpersönlich", flüsterte er. "Ich sehe den Tod von jemanden voraus und bringe ihn dann auch. Allerdings kann ich den Tod von jemanden auch verhindern. Und meine Aufgabe ist es, alle Nightrunners auszuschalten, damit ich der Herrscher der ganzen Welt werden kann." Oh mein Gott. Der Tod persönlich stand vor mir und konnte mich jeden Moment töten. Ein Glück hatte ich ihm nicht mein Geheimnis gesagt, sonst wäre ich schon längst tot. Ich versuchte so auszusehen, als ob ich es locker nehmen würde. "Toll für dich,", sagte ich gespielt begeistert und klatschte in die Hände. "aber ich habe jetzt keine Zeit für deine Spielchen. Ich habe gerade herausgefunden, dass der Mann, den ich liebe, mich nur ins Bett bekommen möchte. Also entschuldige mich, ich muss jetzt ernsthaft gehen." Plötzlich war er wie erstarrt und schaute mich mit großen Augen an. Nein, er schaute nicht mich an, er schaute irgendetwas hinter mir an. Ich schnippte mit meinen Fingern vor seinem Gesicht, doch er löste sich nicht von seiner Starre. Dann drehte ich mich um und sah jemanden an einen Baum gelehnt. Er sah aus wie ein Statue, eine wunderschöne Statue. Es war Darius. Aber wieso hatte dieser Typ hier so arg Angst vor Darius? Ja okay, er konnte seine Gabe kopieren und ihn töten, aber kannten sie sich überhaupt? "Darius, was willst du hier.", flüsterte ich. "Ich habe über unser Gespräch nachgedacht", sagte er und kam langsam auf uns zu. "und dann hab ich gehört wie er dir gedroht hat und du gesagt hast, dass du mich liebst. Du hast recht, ich sollte dich mehr respektieren, du bist eine Frau und hast auch Gefühle. Aber glaub mir, ich wollte nicht mit dir schlafen und dich dann verlassen. Jolice ich habe mich zum allerersten Mal verliebt! Ja, ich hatte bevor ich dich kennengelernt habe noch andere Frauen, aber ich habe sie nicht nur flachgelegt und mich dann aus dem Staub gemacht. Es waren die Frauen, die nur Sex wollten. Ich habe mit Conor gesprochen und er hat mir gesagt, was er gedacht hat. Frag mich nicht wieso er das gedacht hat, das können wir ihn später noch fragen. Du musst mir glauben! Sonst wäre ich ja jetzt nicht hier oder?" Mein Mund war aufgeklappt während er gesprochen hatte. Ich wollte ihm glauben, wollte ihm verzeihen, wollte mich in seine Arme werfen und ihn küssen, aber ich konnte nicht. Es hatte mich sehr verletzt. Und ich war nun mal ein Dickkopf. "Kennst du ihn?", weichte ich seiner Frage aus und zeigte auf auf den Typ neben mir, der immer noch wie erstarrt war. Darius stellte sich nun vor ihn. "Was willst du von ihr? Sie hat dir gesagt, dass sie kein Nightrunner ist, also verzieh dich gefälligst und komm nie wieder! Du kannst deinen Kollegen auch Bescheid geben. Ich werde herausfinden was sie ist, aber euch geht das einen Scheißdreck an, hast du verstanden, Damon?", knurrte er. Wow, ich schien nach und nach Darius noch mehr zu lieben, warum auch immer. Der Mann der wohl Damon hieß bewegte sich wieder und nickte schnell. "Ja Darius, ich wusste nicht, dass sie zu dir gehört. Hat sie vorher von dir gesprochen?" "Ja habe ich.", antwortete ich und beide schauten zu mir. "Glaub mir Kleine, Darius war noch nie in seinem ganze Leben verliebt gewesen. Du bist die Erste, die ihm den Kopf verdreht. Das würde dir wirklich jeder sagen, der Darius so gut kennt wie ich.", sagte Damon. "Woher kennt ihr euch?", wollte ich wissen. "Darius ist mei Cousin dritten Grades." Ja, ich musste zugeben sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit, nicht viel, aber ein bisschen. Damon machte eine Verbeugung vor mir und entschuldigte sich bei mir, woraufhin er dann wegrannte. Darius und ich standen nun alleine da. "Es tut mir so Leid.", flüsterte er und kam auf mich zu. Ich musste schlucken. Sollte ich ihm vertrauen und alles vergessen? Oder sollte ich sauer auf ihn sein und mich von ihm fernhalten, was mir mein Herz brechen würde. Hieß es nicht, dass der, der vergeben konnte, der Stärkere sei? "Darius.", sagte ich und meine Stimme brach ab. "Vezeih mir, Liebste, bitte. Wir werden es jetzt langsam angehen, ich werde mir deine Liebe verdienen." Langsam? Das wollte ich ja eigentlich nicht. Immerhin liebte ich ihn, was er noch nicht so ganz realisiert hatte. Ich schaute in seine Augen und hatte mich entschieden.
Kapitel 9
"Wie ernst meinst du es mit mir?", wollte ich wissen. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und kam mir so nah, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. "Noch nie, wirklich niemals, habe ich in meinen 822 Jahren solch eine Frau kennen gelernt, wie dich. Noch nie habe ich jemanden noch mehr begehrt wie dich. Noch niemals habe ich eine Frau so unbeschreiblich geliebt, wie dich!", flüsterte er und wurde mit jedem Satz leiser. Er schien es ehrlich gemeint zu haben. Und er hatte mir tatsächlich sein Alter verraten. Dafür würde ich Conor in der Arsch treten! Darius war wirklich anders, er hatte sich mein Vertrauen gewonnen. "Ich liebe dich.", sagte ich als Antwort und er lächelte. Langsam und zart küsste ich ihn. Er löste sich jedoch von mir und nahm meine Hand. "Lass uns wieder rein gehen, Felix vermisst dich bestimmt schon." Ich nickte und wir gingen wieder zurück zu dem Haus von Felix. Bevor wir jedoch eintraten, ließ ich seine Hand los. "Was ist?", fragte er. Ich biss mir auf meine Unterlippe und schaute dann zu Boden. "Vielleicht wäre es besser, wenn... wenn es nicht gleich jeder weiß." "Wenn nicht jeder was weiß?", grinste er. "Ähm, nun ja, das mit uns Beiden halt." Bevor er noch etwas fragen konnte öffnete ich die Tür und ging hinein. Als ich Conor sah, wurde ich wütend. Ohne seine verfluchten Gedanken, wäre das niemals zwischen mir und Darius passiert. Ich ging zu ihm, gefolgt von Darius und schaute ihn böse an. "Ich verfluche dich und deine Gedanken.", knurrte ich. "Bist du jetzt auch noch eine Hexe?", lachte er. "Und wieso Gedanken?" Er hörte auf zu Lachen und sah mich neugierig an. Verdammt, ich hatte vergessen, dass er ja von meiner Gabe nichts wusste. Hilfesuchend sah ich zu Darius. "Das sagt sie zu jedem, selbst zu mir.", half mir Darius. "Aber wieso 'Gedanken'?" Warum musste er nur so neugierig sein? "Es klingt halt besser. Oder würde es dir besser gefallen wenn sie sagen würde, 'Ich verfluche deine Zunge', oder so?" "Äh, nein ich glaube nicht." Conor schien es zu glauben, aber seine Gedanken zeigten, dass er noch etwas skeptisch war. Sollte er sich doch denken, was er wollte. Felix kam zu uns stolziert, gefolgt von ein paar hübschen Frauen. "Da bist du ja, ich habe dich schon gesucht. Wo warst du denn?", fragte er. "Ein wenig an der frischen Luft.", gab ich zu. Mehr musste er ja auch nicht wissen. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Frauen um ihn herum alles Menschen waren. Wie lange sie noch leben würde? Der Gedanke jagte mir eine Gänsehaut über die Haut und ich schüttelte mich kurz. "Nun denn, es sind alle furchtbar begeistert von dir, was ich verstehen kann. Es wäre nett, wenn du den Anderen noch deine Gabe verrätst, ansonsten bist du wie ein Außenseiter.", lachte er. "Nur dumm, dass ich sie noch nicht weiß.", zischte ich. Felix hörte auf zu lachen und beobachtete mich skeptisch. Ich zog eine Augenbraue hoch und erwiderte seinen Blick. "Stimmt.", sagte er und drehte sich lächelnd um, um dann mit seinen Frauen wegzugehen. "Wann wirst du es ihm sagen?", fragte Darius mich, nachdem Felix außer Hörweite war. "Gar nicht. Ich bin doch nicht so dumm und begehe Selbstmord.", antwortete ich. Zuerst blickte er mich fragend an, doch er schien kurz darauf verstanden zu haben. Wenn Felix wusste, dass ich ein Nightrunner war, so würde es Damon gewiss auch irgendwann einmal erfahren, was meinen Tod bedeutete. "Oh verdammt.", fluchte ich und drückte meine Lippen fest aufeinander. "Was ist?" "Tante Chelsea wird vor Sorgen ummgekommen sein. Und was ist mit der Schule?" "Keine Angst", lachte er. "Deiner Tante wurde gesagt, dass du für eine gewisse Zeit verschwindest, natürlich mit Gedankenkontrolle, und dem Direktor haben wir gesagt, dass du krank bist. "Gedankenkontrolle?", fragte ich überrascht. Okay, es war gut, dass ich eine Entschuldigung für mein Fehlen in der Schule und bei Tante Chelsea hatte, allerdings wollte ich hier nicht für immer bleiben! "Ja, das ist eine Gabe. Mann kann Leute dazu zwingen, das zu machen, was man möchte. Was eigentlich heißt..." "Ja?", half ich ihm auf die Sprünge. Seine Augen begangen zu leuchten. "Du könntest deine Fähigkeiten weiterbilden. Alle Beide!", flüsterte er begeistert. Ich verstand mal wieder kein Wort. "Damit meine ich folgendes, da du gedankenlesen kannst, könntest du eventuell lernen, Gedanken zu kontrollieren. Und da du auch die Zeit anhalten kannst, wäre es möglich, dass du durch die Zeit reisen kannst. Es sind zwar nur Vermutungen, aber wir könnten es probieren.", erklärte er mir, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck gesehen hatte und ich nickte. "Entschuldigen Sie bitte.", hörte ich eine Frauenstimme hinter mir und drehte mich um. Vor mir stand ein junges hübsches Mädchen meines Alters. Sie hatte strohblonde Haare, die ihr gewellt über die Schultern fielen. Die Frau trug ein enganliegendes nachtblaues Kleid, welches bis zur Mitte ihrer Oberschenkel ging und einen freien Rücken hatte. "Ja?", fragte ich, nachdem ich ihr ins Gesicht geschaut hatte. Sie hatte dunkellila Augen und war dezent geschminkt. Hochliegende Wangenknochen und ein Stupsnäschen ließen ihr elfenbeinfarbenes Gesicht magisch wirken. Darius wirkte angespannt und beobachtete das Fräulein kritisch. "Sie sind Jolice- Eliana Colseth, ist das richtig?", fuhr sie fort. "Ja genau. Und mit wem habe ich die Freude zu sprechen?" "Oh, entschuldigen Sie mich, wie unhöflich von mir. Ich bin Emily und komme aus Ungarn." "Nett dich kennenzulernen, Emily.", sagte ich freundlich und gab ihr eine Hand, welche sie lächelnd schüttelte. "Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Mademoisselle Colseth." "Jolice, nenn mich Jolice." "Würden Sie vielleicht kurz mit mir kommen, Jolice?", fragte sie. Sie kam mir symphatisch vor, weshalb ich ihr folgen wollte, Darius allerdings auch. "Ähm, alleine.", fügte sie hinzu, sodass Darius stehen blieb. Er musterte sie böse und hielt meinen Arm fest. "Willst du etwa mit einer wildfremden Person mitkommen, einfach so?", fragte er mich leise. Ich zuckte mit den Schultern und grinste. "Wildfremd ist sie ja nicht, immerhin kennen wir sie schon seit zwei Minuten." Er knurrte und ließ meinen Arm los. "Lies wenigstens ihre Gedanken, um heraus zu finden, was sie vor hat." Gesagt, getan. Ich schaute sie an und sie lächelte mich an. Das Einzige, das ich hörte war eine Melodie von einem mir unbekannten Lied. Ich zog eine Augenbraue hoch und drehte mich wieder zu Darius, der mich erwartungsvoll anschaute. "Ähm, sie möchte fragen, wo ich herkomme und sowas.", log ich. Wenn ich sagen würde, dass ich anstatt ihrer Gedanken ein Lied gehörte hatte, würde er mich ganz sicher nicht gehen lassen. Es war sehr merkwürdig, aber ich vertraute dieser Person irgendwie. "Das kann sie doch auch hier machen!", flüsterte er gereizt. Aus irgendeinem Grund, wollte er mich nicht gehen lassen. "Ich bin nur kurz weg, entspann dich mal.", seufzte ich. "Okay.", gab er beleidigt zurück. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Er erwiderte ihn zwar, doch schaute mich mit großen Augen an. "Vor nicht mal zwanzig Minuten wolltest du, dass niemand etwas von uns mitbekommt und jetzt?" "Und jetzt ist es mir egal.", zwinkerte ich ihm zu und er schank mir ein wundervolles Lächeln. Ich drehte mich um und folgte Emily.
Wir liefen die große Treppe bis ganz nach oben und gingen dann durch einen langen Flur. Was sie nur wollte? Dann bogen wir nach rechts und sofort wieder nach links. An den Wänden erkannte ich nun sehr viele verschieden Gemälde von adligen Personen. Es erinnerte mich an Claire und plötzlich kam wieder das Gefühl des Durstes in mir hoch. Wieso gerade jetzt? Zwar war Emily hundert pro ein Vampir, aber es gab unten im großen Saal noch viele Menschen. Abrupt blieb sie vor einer Tür stehen. Wir waren durch soviele Flure und Gänge gelaufen, dass ich nun keinen blassen Schimmer hatte, wo wir uns befanden. "Das was ich dir jetzt zeige, wird dich bestimmt ziemlich verwirren, aber versuche es zu verstehen. Du darfst wirklich niemanden davon erzählen!", flüsterte sie. Ich nickte zögerlich und sie öffnete die Tür. Wir traten in einen großen Raum, in dem sich viele Bücher in Regalen befanden und tausend Bilder an den Wänden hingen. Sie schnappte sich ein Buch und lief gezielt auf ein Bild zu, dass von einem roten Tuch verdeckt wurde. "Weißt du, dass du ein Nightrunner bist?", fragte sie mich. "Ja..", antwortete ich zögerlich. Woher wusste sie das nur? Ich hatte es nur Darius erzählt, oder eher gesagt, ER hatte es mir erzählt. "Gut. Dir wurde bestimmt schon gesagt, dass du vielleicht Prinzessin Eliana bist, stimmt's?" Überrascht nickte ich. "Okay. Und du weißt, dass sie verschollen ist und sowas, blabla." Wieder ein Nicken meinerseits. "Dann schau dir das Bild hier an.", fuhr sie fort und zog das rote Leintuch von dem Gemälde. Mir klappte mein Mund auf und ich starrte es mit großen Augen an. Dann schaute ich zu Emily und dann wieder zum Bild. So ging das undgefähr fünfzehn Mal bis sie seufzend ihre Hände auf meine Schultern legte und mich zwang sie anzusehen. "Niemanden, wirklich niemanden darfst du davon erzählen. Hast du mich verstanden?", warnte sie mich. Ich nickte schnell und trat näher an das Bild heran. Darauf zu sehen war eine junge attraktive Frau, meines Alters. Sie hatte braune lange Haare und trug eine goldene Krone, woraufhin ich folgerte, dass sie eine Prinzessin war. Die Prinzessin auf dem Bild wirkte nicht sehr glücklich und starrte ins Leere. Mit dunkellilanen Augen. Ganz unten auf dem Bild stand etwas. "Prinzessin Vladi die Erste. Geboren 212 B.C. Verschollen 1705. Ab diesem Zeitpunkt, wurde die Prinzessin nie wieder gefunden.", las ich laut vor und sah sie dann wieder an. Ohne Zweifel war Emily die Prinzessin auf dem Bild. Sie hatte zwar ihre Haare abgeschnitten und gefärbt, doch man konnte es eindeutig erkennen, besonders wegen den Augen. "DU bist die verschollene Prinzessin? Dann bist du also diese Vladi?", fragte ich mit weit aufgerissenen Augen. "Pssst! Ja, ich bin die verschollene Prinzessin. Emily ist nur mein Deckname. Richtig heiße ich Vladi Kosnatschock die Erste.", eklärte sie. Sie war also die verschollene Prinzessin und nicht ich. "Aber die verschollene Prinzessin heißt doch Eliana?", fragte ich überrascht. Sie lachte. "Es ist eine Mischung aus meinem Titel und deinem Zweitnamen.", erklärte sie. "Achso." Ich erinnerte mich daran, als Darius sie kurz erwähnt hatte. "Du hast Darius verwandelt.", stellte ich fest. Sie nickte langsam. "Er hat mir vorher auch schon nicht geglaubt, dass ich Emily aus Ungarn bin. Ich glaube, er hat es herausgefunden.", fuhr sie fort. "Wäre das schlimm?" "Ich weiß nicht. Ich habe ihn mächtig vermisst, immerhin habe ich ihn mehr als zwei Jahrhunderte nicht mehr gesehen." Sie kannten sich also sehr gut. Darius hatte dann wohl 500 Jahre mit dieser Frau die Zeit vertrieben. Ich hatte sehr viele Fragen, die ich auch stellen würde, aber eine war am Wichtigsten. "Was für ein Verhältnis haben du und Darius?", fragte ich streng. Überrascht über meinen Tonfall lachte sie. "Keine Angst, Jolice. Ich werde dir Darius schon nicht wegnehmen." "Lief bei euch mal was?", bohrte ich weiter. "Nein, noch nie. Er war wie mein kleiner Bruder. Wirklich! Weiter nichts.", versprach sie mir. Nachdem diese Sache geklärt war, konnte ich nun meine anderen Fragen stellen. "Bist du auch ein Nightrunner?" "Ja, bin ich.", antwortete sie. "Wieso denkt jeder, du seist veschollen?" "Ich bin abgehauen, meine Eltern dachten natürlich, ich wurde entführt oder so. Sie wussten, dass ich ein Nightrunner war und, dass mir niemand etwas antun konnte, weshalb sie anfangs nichts unternahmen. Nach kurzer Zeit aber, zwangen sie jeden nach mir zu suchen, selbst die Menschen. Während sie mich vergebens suchten, war ich schon längst aus Russland nach Ungarn verschwunden. Dort lebe ich nun bei einer netten Vampirfamilie." "Wieso bist du abgehauen?" "Damals war ich der erste Nightrunner, also der erste Vampir mit zwei Gaben. Ich wurde oft irgendwohin hingebracht und musste jedem zeigen, wie toll ich doch war. Ich hasste das, doch es war meinen Eltern egal, sie waren zu stolz. Als ich dann auch noch erfuhr, dass sie meine kleine Schwester gegen mehr Macht getauscht hatten, war es zu viel des Guten. Ich rannte weg, einerseits wegen meiner Eltern und andererseits um meine Schwester suchen zu gehen." Sie stoppte kurz und schien das Ganze noch einmal durchzuleben. "Und... hast du sie wieder gefunden?", fragte ich vorsichtig, da ich sie nicht verletzten wollte. Doch sie lächelte und strahlte über das ganze Gesicht. "Ja.", freute sie sich. Ihr Lächeln war ansteckend, weshalb auch ich lächeln musste. "Wo ist sie?", wollet ich wissen. Sie ging kurz weg und kam schnell wieder mit einem Spiegel zurück. Was wollte sie mit einem Spiegel?! Ob ihre Schwester vielleicht... in dem Spiegel gefangen war? Vladi lehnte den großen Spiegel an die Wand uns gegenüber, sodass ich uns beide im Spiegel sehen konnte. "Das ist sie.", sagte sie und zeigte in den Spiegel auf mich. Sie zeigte auf mich! "Ich sehe sie nicht, ich sehe nur dich und mich.", gab ich verwirrt zurück. "DU bist es auch!", lachte sie. Das war doch nicht wahr...? "ICH bin deine Schwester?", fragte ich geschockt und schaute in ihr schönes Gesicht. Sie nickte aufgeregt. Ich konnte es nicht glauben, aber in ihren Gedanken konnte ich hören, dass es stimmte. Das konnte der Grund sein, weshalb ich mich so geborgen, so wohl, so sicher fühlte. "Aber... wie ist das möglich? Ich meine, dann müsste ich doch schon von Geburt an ein Vampir gewesen sein, immerhin ist das alles eine Weile her...", flüsterte ich. Der Schock war mir ins Gesicht geschrieben. Ich schaute wieder in den Spiegel und konnte tatsächlich eine Ähnlichkeit erkennen. Wir hatten beide die selben geschwungenen rosafarbenen Lippen und beide eine Stupsnase. Aber unsere Gesichtszüge waren anders, meines eher schmal, ihres eher breiter. Sie hatte große Augen mit langen Wimpern, meine hingegen waren ganz normal, auch meine Wimpern. Wenn ich sie, eine Naturschönheit, so ansah, konnte ich nicht glauben, dass wir verwandt waren, selbst, wenn es Beweise gab und wir uns sogar etwas ähnelten. Ob meine Eltern wussten, dass ich zu der Königsfamilie gehörte? Ob wir deshalb immer so oft nach Russland gefahren waren? Sie schaute zu Boden. "Ich weiß.", flüsterte sie. Wie? Das war alles? Keine genaue Erklärung, damit ich wenigstens etwas verstehen konnte? "Ich verstehe nicht." "Es stimmt,", sagte sie und schaute mir entschlossen ins Gesicht. "ja du hättest von Geburt an schon ein Vampir sein müssen, wie ich. Das warst du aber nicht." "Und wie soll ich das verstehen? Ich bin erst seit ein paar Wochen oder so ein Vampir. Davor bin ich als Mensch aufgewachsen, bin gealtert." Ich war total verwirrt, sie schluckte und presste die Lippen aufeinander. "Ja.", hauchte sie. Konnte sie es mir denn nicht endlich sagen? Mir war klar, dass sie es mir nicht sagen wollte, weshalb ich meine Gabe benutzte. Wie soll ich es ihr nur erklären? Wie wird sie regieren, wenn sie erfährt, dass sie getötet wurde und es bald wieder wird, wenn sie nicht aufpasst. Als ich es erfahren habe, war ich am Boden zerstört, wie wird sie sich dann fühlen? Immerhin war es unseren Eltern vollkommen egal, ob sie getötet wird oder nicht. Sie war nur ein Vampir ohne Nutzen, sie wollten sie nicht. Sie wollten Macht und Anerkennung. Ich weiß zwar nicht wie sie gestorben ist, aber es war sehr grausam. Zum Glück wurde sie wiedergeboren. Ich glaube, ich sollte es ihr lieber nicht sagen.
Eine Träne kullerte mir über mein Gesicht und ich schaute sie aus glasigen Augen an. Sie fluchte, als sie realisiert hatte, dass ich sie belauscht hatte. Vladi gab sich einen Schlag auf die Stirn und nahm mich in den Arm. "Woher wusstest du, dass ich wiedergeboren wurde?", flüsterte ich unter meinen Tränen. "Ich habe deine Anwesenheit gespürt, immerhin bin ich deine Schwester ich kann das. Du übrigens auch. Es tut mir so unendlich Leid, ich wollte nicht, dass du es erfährst.", flüsterte sie ebenfalls. "Ich musste es erfahren." "Aber nicht so." "Lebt noch jemand von unseren Eltern?" "Ja, unser Vater." "Lord Domino?", fragte ich unsicher. "Jap." "Das kann doch nicht sein, Felix hat ihn umgebracht!" Sie lachte."Süße, unser Vater ist der KÖNIG. Denkst du wirklich, jemand wie Felix kann ihn töten?" Hatte Claire dann gelogen? "Aber... ich habe gehört, dass Felix nun der Herrscher ist..?" Ich war nun ziemlich verunsichert. Schnell wischte ich die die Tränen weg und schaute ihr gezielt in die Augen. "Nein, das stimmt nicht. Nur unsere Mutter ist gestorben. Möchtest du ihn sehen?", fragte sie vorsichtig. "Würde er mich erkenen?", stellte ich die Gegenfrage und sie überlegte kurz. "Nein, zwar wurdest du wiedergeboren, aber von einer anderen Mutter und einem anderen Vater. Das heißt, er hat keine Verbindungen mit dir.", antwortete sie schließlich. "Aber du..?" "Ja ich schon, weil wir beide Nightrunners UND Schwestern sind. Ich weiß, ist kompliziert. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema. Willst du ihn kennenlernen?", fragte sie. Sie wollte wirklich wissen, ob ich diesen grausamen Arsch, der mich nie geliebt hatte und mich gegen etwas Erbärmliches umgetauscht hatte, kennen lernen wollte? Der, der mich hat einfach so töten lassen? Ich ging nun einige Schritte von ihr zurück. Nein, ich wollte es auf gar keinen Fall! Aber ich wollte mehr über mich heraus finden, wollte wissen, wie er zu mir stand. "Ja.", antwortete ich dann und versuchte zu grinsen, was mir nicht besonders gelang. Vladi hob eine ihrer bogenförmigen Augenbrauen und betrachtete mich eindringlich."Echt jetzt?", fragte sie schon fast belustigt. "Ich brauche ein paar Antworten.", sagte ich knapp. Da fiel mir wieder etwas ein. "Du Vladi?" "Hm?" "Sag mal, hast du auch so ein Muttermal am Hals?", fragte ich und zeigte ihr meines. Sie lächelte und streckte ihren Arm aus. "Jope, aber hier am Handgelenk. Ein kleines Dreieck.", grinste sie. "Wieso haben wir das?" "Es ist sozusagen unser Merkmal, damit man uns immer erkennt und so halt. Außerdem zeigt es, dass wir zu der russischen und gleichzeitig mächtigsten Königsfamilie gehören.", erklärte sie mir kurz. Ich nickte langsam. "Okay, lass uns jetzt wieder zurück gehen, sonst dreht Darius vor Sorgen durch.", kicherte sie und zog mich am Arm aus dem Zimmer. Mit schnellen Schritten waren wir schon wieder an der großen Treppe angelangt. Wie lange wir wohl weg waren? Auf jeden Fall hatte ich mich getäuscht. Ich hatte immer gedacht, dass Felix der mieseste und egoistischste Trottel der Welt war, doch ich hatte mich geirrt. Es gab noch ein viel größeres Arschloch, der leider gottes auch noch mein Vater war. Elegant gingen wir die Treppen hinunter und Darius kam uns entgegen. Sofort zog er mich in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Da seid ihr ja endlich, ich habe mir schon Sorgen gemacht.", meckerte er. Ich löste mich von seiner Umarmung um ihn anzuschauen. Sein Gesicht zeigte wirklich Sorge. Schnell gab ich ihm einen innigen Kuss auf die Lippen, sodass anstatt Sorge Verlangen in seinem Gesicht zu sehen war. Ich musste lachen. Darius schaute Vladi an und ich bemerkte, dass er ja eigentlich noch gar nicht wusste, wer sie war. Naja, dachte ich zumindest. "Schön dich wiederzusehen, Vladi.", hauchte er und grinste sie an. Vladi erwiderte sein Grinsen und umarmte ihn. "Du hast mich tatsächlich erkannt.", stellte sie lächelnd fest und stellte sich nach der langen Umarmung- ja ich war schon etwas genervt, immerhin kannten sie sich viel länger und obwohl sie gesagt hatte, dass bei ihnen nichts lief, spürte ich trotzdem den Anflug von Eifersucht- uns gegenüber. "Natürlich, wie kann man seine eigene Meisterin nicht wiedererkennen?", lachte er.
Die Beiden hatten noch lange miteinander geredet, sodass ich beschloss sie alleine zu lassen. Ich schnappte mir einen Cocktail und trank ihn genüsslich. "Was machst du hier denn so ganz alleine?", fragte mich Roman und ich musste lächeln, da sein russischer Akzent schon ziemlich sexy klang. "Ich trinke einen Cocktail, und du?", gab ich zurück. "Ich hab die Anderen irgendwie verloren und dann hab ich dich gesehen und mich gefragt, warum solch eine wunderschöne Frau alleine rumsteht.", sagte er und schenkte mir ein wunderschönes Lächeln, wobei ich seine perfekten weißen Zähne sehen konnte. "Na dann trink einen Cocktail mit mir.", schlug ich vor und gab ihm einen, der eigentlich für mich sein sollte. Aber da ich meinen Zweiten noch nicht ausgetrunken hatte, war ich so freundlich und gab ihm diesen. Dankend nahm er den Cocktail entgegen und wir stießen an. Wir redeten dann noch eine Weile über belangloses Zeug, aber es tat gut mit ihm zu sprechen. "Du gehörst also zur russischen Königsfamilie?", fragte ich ihn dann irgendwann. "Ganz genau.", lächelte er. Ich fühlte, dass ich ihm vertrauen konnte. "Nun ich auch.", flüsterte ich, sodass nur er es hören könnte. Er spuckte die Flüssigkeit, die er gerade eben getrunken hatte, wieder aus seinem Mund und starrte mich mit großen Augen an. "Was hast du gerade eben gesagt?", fragte er um sicher zu gehen. "Ich gehöre ebenfalls zur russischen Königsfamilie.", wiederholte ich mich leise. Er schien mir nicht zu glauben, da er anfing zu lachen. "Ja klar.", lachte er weiter. "Beweis du es mir doch mal.", sagte ich zickig. Lächelnd hob er seinen Fuß hoch und krempelte die Hose so weit hoch, dass ich ein kleines Dreieck sah. "Das ist, ja ähm, unser Wappen. Also unser Merkmal.", lachte er. Ich hob meine Haare kurz hoch und entblößte meinen Hals. Als auch er mein Muttermal sah, fiel ihm der Mund auf. Zufrieden ließ ich meine Haare wieder fallen und lächelte ihn an. "Findest du es jetzt immernoch so witzig?", giftete ich ihn an. "Aber, das, das... unmöglich!", rief er. Ich hielt ihm den Mund zu, da ich Angst hatte, er würde anfangen zu schreien. "Wieso ist das unmöglich?", wollte ich leise wissen. "Lord Domino hatte nur zwei Töchter. Die eine wurde entführt und die andere umgebracht.", flüsterte er. Da ich es besser wusste, ging ich nicht weiter darauf ein. "Du darfst es niemals jemandem sagen!", warnte ich ihn und schaute in seine grauen Augen. Wie in Trance nickte er eifrig und ich wandte meinen Blick wieder ab. "Und wer bist du genau? Also das meine ich so, ähm, ja bist du halt der Sohn oder Bruder oder so von Lord Domino oder wie?", fragte ich leise. "Ich bin der Sohn von Lord Dominos Cousine.", sagte er. Also war er mein Großcousin. Nicht schlecht. "Und du?", wollte er wissen. Glücklicher weise kam Darius nun zu uns und ersparte mir Ramons Frage zu beantworten. "Da bist du ja.", grinste er und legte einen Arm um meine Schultern. "Du warst ja beschäftigt.", sagte ich beleidigt und schob die Unterlippe vor, woraufhin er lachen musste. "Tut mir Leid,", hauchte er in mein Ohr. "ich denke ich weiß schon, wie ich es wieder gut machen kann." "Öh, ja also ich lass euch zwei dann mal alleine. Poka.", verabschiedete sich Ramon und lies und beide alleine. "Ach ja, und wie?", wollte ich wissen, als er mich wieder anschaute. "Lass dich überraschen.", grinste er und lehnte seine Stirn gegen meine. "Ich habe Durst.", flüsterte ich, als ich den Schmerz in meinem Hals wieder spürte. "Hm... Die Leute gehen schon langsam. Warte bis alle weg sind, dann bekommst du jemanden zu trinken.", sagte er leise. Erst jetzt bemerkte ich, dass schon mehr als die Hälfte der Leute gegangen waren. Wie lange hatte ich mich mit Ramon unterhalten? "Okay." Er schloss seine Augen und gleich danach spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Ich erwiderte seinen zarten Kuss, doch ich wollte mehr. Keine Ahnung, was gerade mit mir los war, aber ich war gerade nur durch diesen klitzekleinen Kuss total erregt. Mir enfuhr ein leises Stöhnen und ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Ich vergrub meine eine Hand in seinen Haaren und mit der anderen wanderte ich runter zu seinem Rücken. Unser Kuss wurde nun leidenschaftlicher und wilder und ich vergaß alles und jeden um uns herum. Mir war es auch egal, dass wir schon von einigen angestarrt wurden, denn jetzt gab es nur ihn und mich. Er sah das jedoch anders. Geschickt löste er sich von meiner Umarmung und unterbrach lachend unseren Kuss. Darius hatte seine Arme immernoch um mich geschlungen und ich meine um seinen Nacken. "Wenn du mich weiter so verführerisch küsst, vergesse ich mich noch, vor all den Leuten.", hauchte er und grinste schief. "Dann tu es.", sagte ich und wollte ihn wieder küssen, er lies es jedoch nicht zu. Beleidigt verschrenkte ich meine Arme vor der Brust und verengte meine Augen. "Nicht jetzt, Liebling.", flüsterte er in mein Ohr und küsste mich auf die Stirn. Wenn du nur wüsstest, dass ich gerade total Lust habe dich zu vernaschen, würdest du sicher nicht so reagieren!, dachte ich mir ironisch und verdrehte die Augen. "Nie passt es dir.", brummte ich und er lachte wieder. Sein Lachen war so echt, so wunderschön, dass ich nur dahin schmelzen konnte! Sofort lockerte ich meine harte Miene und konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Sei nicht so ungeduldig.", flüsterte er und jetzt musste auch ich lachen. Fedora, Vasiliy und Conor kamen zu uns, verabschiedeten sich mit jeweils zwei Wangenküssen von uns und gingen dann auch. Als dann alle weg waren, kam Felix zu uns. Er musterte uns kurz und hob dann eine Augenbraue, als er den Arm von Darius auf meinen Schultern sah. Aber es war mir in dem Moment egal, was er dachte. Sollte er doch denken, was er wollte. "Ja also, ähm. Ich hoffe du hast dich gut amüsiert. Alle waren sehr beeindruckt von dir.", sagte Felix. "Ach echt? Wieso das?", wollte ich wissen. "Weil du einfach nur so bezaubernd und einzigartig bist. Niemand konnte dich durchschauen, selbst ich nicht. Du hast immer eine Überraschung bereit.", lächelte er. Sein Lächeln war hübsch, aber es konnte niemals das ehrliche Strahlen von Darius ersetzen. "Ich hätte heute eigentlich zur Schule müssen.", erlärte ich ihm etwas genervt, da ich mir sicher war, dass er das wusste. "Ich weiß.", bestätigte er mir meine Gedanken. "Ich werde morgen zur Schule gehen.", beschloss ich. Eigentlich war die Schule echt nervig und anstrengend, aber ich war mir sicher, dass sie leichter sein würde, jetzt da ich ein Vampir war. Felix zögerte. "Ich weiß nicht.." "Und ich möchte endlich wieder nach Hause. Ich will nicht deine Gefangene sein.", zischte ich. Jetzt spannte auch Felix sich etwas an und verengte seine Augen. "Du wirst hier bleiben.", befahl er. "Nein!" "Wieso nicht? Hier ist es wundervoll!" "Eben nicht! Es wirkt nur von Außen so wundervoll. Aber in Wirklichkeit ist es schrecklich und eiskalt. So wie du." Den letzten Satz hatte ich nur noch geflüstert. Überraschender Weise lachte Felix. "Darius bring sie doch bitte ins Bett und morgen fährst du sie in die Schule damit sie mich nicht weiter nervt. Allerdings bringst du sie mir nach der Schule wieder hier her zurück.", befahl Felix Darius und verschwand dann auch schon blitzschnell die Treppen nach oben. Ich schätzte in sein Zimmer. Na wenigstens konnte ich morgen zur Schule, dann wäre mein Leben wieder einiger Maßen wie früher. Während Darius und ich in mein Zimmer gingen, überlegte ich. Auf jeden Fall musste ich Vladi kontaktieren und mit ihr nach Russland gehen, um mehr über mich und meine Vergangenheit herauszufinden. "Darius sag mal, was haben du und Vl...", fing ich an doch Darius unterbrach mich indem er meinen Mund mit seiner Hand zu hielt. Zuerst verstand ich nicht, was das sollte, doch als er auf seine Ohren zeigte verstand ich. Vampire konnte sehr gut hören, also konnte uns Felix im Moment ohne Probleme belauschen, was er sicherlich auch tat. "Was wolltest du sagen?", fragte Darius mich und lies seine Hand wieder los. "Egal.", lächelte ich und öffnete die Tür zu meinem Zimmer. Dort angekommen schnappte ich mir sofort frische Unterwäsche und etwas zum Schlafen. Dann duschte ich mich noch schnell und putzte meine Zähne gründlich. Nachdem ich mich abgeschminkt hatte zog ich mein Superman- T-shirt an, dass mir zu groß war. Deshalb zog ich nur noch meinen Slip an und ging wieder ins Schlafzimmer. Darius saß auf meinem Bett und deutete mir mich neben ihn zu setzen, was ich auch tat. Er legte eine Hand an meine Wange und fing an mein Gesicht zu küssen. Meine Lippen lies er mit Absicht aus, denn manchmal traf er nur meine Mundwinkel, was mich langsam aufregte. Geschickt ging er zu meinem Hals über und legte sich mit mir in die weiche Matratze. Dann küsste er mich wieder auf den Mund, doch ich löste mich von ihm. Überrascht sah er mir ins Gesicht. "Kann uns Felix hören?", fragte ich leise und er schüttelte den Kopf. "Was hast du mit Vladi geredet?", fuhr ich dann fort. "Nichts interessantes.", hauchte er und küsste mich weiter. Doch ich lies nicht locker. "Darius sag es mir." Er seufzte und hörte auf. "Sie hat mir gesagt, dass du Lord Domino besuchen willst." "Das ist jetzt nicht dein Ernst?" "Ich hoffe, dass es nicht DEIN Ernst ist!" "Wieso? Was wäre so schlimm daran? Er weiß doch so oder so nicht, wer ich bin." Da das stimmte, verstummte Darius. Er wusste, dass ich recht hatte. "Wieso willst du zu ihm? Er hat dir so weh getan.", flüsterte er traurig. Weh getan? Getötet, passte wohl eher! "Ich werde alleine gehen.", weichte ich seiner Frage aus. "Nein!", rief er geschockt und sah mich mit entsetzten Augen an. "Darüber reden wir noch." Nein! Ich wollte nicht darüber reden, aber er war gerade sowieso nicht unzustimmen. Ich legte mich richtig ins Bett und zog meine Decke über mich. Dann klopfte ich auf den Platz neben mir und deutete Darius, sich neben mich zu legen- so wie er es bei mir tat. Grinsend legte er sich neben mich und schnappte sich die Hälfte meiner Decke. Er nahm mich in den Arm und malte mir mit seinem Finger Kreise auf den Rücken, was mich beruhigte. Morgen konnte ich zur Schule und vielleicht meine Tante mal wieder sehen. Es ist zwar nicht zu glauben, aber sie fehlte mir. "Du wolltest doch noch etwas trinken.", erinnerte er mich. "Das kann bis morgen warten.", sagte ihc verschlafen. Darius drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und wünschte mir eine gute Nacht. Dann fiel ich in das Reich der Träume.
Kapitel 10
"Guten Morgen.", weckte mich eine mir bekannte Stimme an meinem Ohr auf. Verschlafen öffnete ich die Augen und starrte in die zwei wundervollen blauen Augen, die ich so liebte. Stöhnend schloss ich meine Augen wieder und drehte mich auf den Bauch, damit die Sonne, die direkt in mein Gesicht schien, mich nicht blenden konnte. Ich hörte Darius lachen und musste selbst lächeln. Wie ich dieses Lachen doch liebte! "Wenn du jetzt nicht aufstehst, kommst du zu spät.", versuchte er mich weiter zu wecken. Jedoch ohne Erfolg. Ich war gerade dabei nochmal einzuschlafen, als mich zwei starke Arme sanft über die Schultern warfen. "Lass mich runter, ich bin doch jetzt schon wach.", meckerte ich und schlug mit meinen Fäusten auf seinen Rücken. Natürlich tat es ihm nicht weh, eher im Gegenteil, es schien ihn zu kitzeln. Ich seufzte und ließ mich wie ein Sack Kartoffeln tragen. Im Badezimmer stellte er mich endlich ab und grinste mich an. "Ich bring dir was zum Anziehen, mach dich fertig. Und nicht spickeln.", sagte er und verließ das Bad. Er wollte nicht, dass ich spickte, was soviel hieß wie, dass ich ja nicht seine Gedanken las. Schnell steckte ich meine Haare hoch, damit sie beim duschen nicht nass wurden, und stellte dann das Wasser an. Nachdem ich mich kurz geduscht hatte, nahm ich ein Handtuch und wickelte es um meinen Körper. Dann putzte ich wie immer meine Zähne und wusch mein Gesicht. Ich trocknete es wieder ab und trug eine Gesichtscreme auf. Zum Schluss schmink/te ich mich noch leicht mit meiner Wimperntusche und meinem Lippgloss und wartete auf Darius. Er kam genau in dem Moment, in dem ich die Tür geöffnet hatte und hielt mir meine Kleidung entgegen. Völlig überrascht und etwas verlegen betrachtete ich, was er mir vor die Nase hielt. Dieser Mann hatte Geschmack, das musste ich ihm lassen. Verlegen war ich, weil ich hier nur in einem Badetuch eingehüllt vor ihm stand und er mich natürlich grinsend musterte. "Von mir aus kannst du auch zu Hause bleiben.", hauchte er und normalerweise würde ich nun knallrot werden, was natürlich nicht mehr ging. Traurig, aber wahr. Ich nahm die Klamotten und schlüpfte schnell in sie. Er hatte mir eine Röhrenjeans und ein wunderschönes rotes Top ohne Träger ausgesucht. Dazu zog ich noch den dunkelblauen Cardigan an, der zu der Jeans perfekt passte. Lächelnd hielt er mir noch die roten Pumps und die dunkle Tasche entgegen. "Was grinst du denn so.", lachte ich und nahm die Tasche entgegen. Die Schuhe zog ich an, während ich gleichzeitig den Haargummi aus meinen Haaren löste und sie durchkämmte. Meine Mähne war wirklich beneidenswert, musste ich mir eingestehen. "Ich hab nur Angst dich so gehen zu lassen.", gestand er und schaute mir ernst ins Gesicht. "Du hast das Outfit ausgesucht." "Ja, aber du trägst es." Ich lächelte ihn liebevoll an und versank wiedereinmal in der Tiefe seiner Augen. Das Blau war wie der Ozean, unbeschreiblich! Er riss mich aus meinen Starre, indem er mich an der Hand die Treppen runter führte. Kurz vor der Eingangstür blieben wir aber stehen. "Was ist?", fragte ich. Ich spürte den brennenden Schmerz in meiner Kehle und nahm den Geruch von Blut wahr. Schnell drehte ich mich um und sah wie Felix mit einer Begleitung zu uns kam. Einem Menschen. Meine Augen weiteten sich und ich sprang förmlich auf den Menschen. Ich riss ihn zu Boden, was mich, Felix und Darius überrascht aufblicken ließ, und lag nun auf ihm. Genüsslich strich ich mit meiner Nasenspitze seinen Hals entlang und hörte Darius knurren. "Ist der für mich?", fragte ich Felix und fuhr meine Fangzähne aus. "Ja.", lachte er. Ich biss ihn und trank schnell einige Schlücke von ihm. Das Blut floss angenehm meinen Hals hinunter und hinterließ ein warmes und wohliges Gefühl. Ich wusste nicht wie lange ich hier war, aber ich wusste, dass ich mich schon lange nicht genährt hatte. In dem Moment war es mir sogar egal, das ich ein Monster war, dass einen Menschen gerade angefallen hatte. Auch, wenn ich es durfte. Seufzend ließ ich von dem jungen Mann los und fuhr mir mit der Zunge über meine Lippen, um das übrige Blut verschwinden zu lassen. Ich stand auf und half dem Mann hoch, der etwas schwankte. "Tut mir Leid.", flüsterte ich ihm zu, als wieder die Schuldgefühle hoch kamen. Er lächelte mir schwach zu und verließ uns dann. "Ich wollte nicht, dass du jemanden in der Schule anfällst.", machte sich Felix über mich lustig. "Ich würde niemals..", wollte ich protestieren, aber ich hielt inne. Ich konnte es nicht leugnen, denn ich hatte es gerade gemacht. Traurig schaute ich zu Boden. "Du solltest dich langsam an deine Natur gewöhnen, Liebes.", sagte Felix. Er wünschte mir noch einen schönen Tag in der Schule und verschwand dann ebenfalls. Ohne Darius eines Blickes zu würdigen, ging ich durch die Tür. Da ich aber nicht wusste, wo das Auto stand, musste ich auf ihn warten. Langsam kam er zu mir und zwang mich ihn anzusehen, indem er mir einen Finger unter mein Kinn legte und meinen Kopf hob. "Er hat recht.", flüsterte er. "Du kannst zwar nichts dafür, aber du bist so wie du bist. Und das wird sich niemals ändern. Es ist wirklich schwer, aber du wirst dich daran gewöhnen. Schalte deine Gefühle in dieser Hinsicht ab." Meine Gefühle abschalten? Das konnte ich doch nicht einfach machen, während ich einen unschuldigen Menschen tötete? Aber es blieb mir doch keine andere Wahl. Mir blieb doch nie eine Wahl! Überrascht über meine wütendes Gesicht, hob Darius eine Augenbraue hoch. "Lass uns gehen.", sagte ich knapp und er ließ mich los. Ich folgte ihm zu einem silbernen Audi r8 und stieg mit ihm ein. Langsam hatte ich mich an den Luxus gewöhnt, nicht dass ich ohne ihn nicht leben konnte, aber es war schon fast so wie Gewohnheit. Die Fahrt zur Schule schwiegen wir beide, worfür ich Darius dankbar war. Er verstand mich einfach, auch ohne Worte. Als wir dann auf den Parkplatz fuhren stieg Freude in mir hoch. Ich würde wieder meine Freunde sehen, auch wenn erst ein Wochenende vergangen war, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Es war einfach zu viel passiert. "Wir sind da.", sagte Darius und brachte den Wagen zum Stehen. Alle Schüler auf dem Hof begutachteten das Auto und fragten sich, wem es gehörte. "Ich hol dich dann nach der Schule wieder hier ab." Ich nickte und wollte gerade die Tür öffnen doch Darius zog mich am Arm zurück, sodass ich ihm gegenüber war. "Es klingelt gleich und...",sagte ich und stoppte als er mich küsste. Für nichts würde ich Darius tauschen. Seine Lippen auf meinen, seine Liebe, einfach alles fühlte sich so... richtig an! ER war richtig. Das war mir nun bewussst. Ich zog ihn an seinem T-shirt noch näher zu mir und erwiderte seinen Kuss. Nach einer halben Ewigkeit löste er sich widerstrebend von mir und lächelte mich schwer atmend schief an. Mir ging es nicht anders, ich schnaufte als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. "Ich wünsch dir einen schönen Tag, meine Schöne.", hauchte er und gab mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen. Immer noch schwer atmend, aber strahlend, stieg ich aus dem Auto und sah zu, wie Darius weg fuhr. Dann drehte ich mich um und ging auf das große graue Gebäude zu.
"Jolice.", rief eine Männerstimme und ich drehte mich zu ihr. Colin hob mich mit seinen starken und muskulöse Armen hoch und wirbelte mich herum. "Ich habe dich so sehr vermisst.", sagte er nachdem er mich abgestellt und umarmt hatte. "Ich war doch nur einen Tag...krank." "Einen Tag? Ähm, Jolice, das waren jetzt schon mehr als zwei Wochen.", erklärte er und hob eine Augenbraue. "Wie?", fragte ich fassungslos. "Ja, seit deiner Party sind mehr als zwei Wochen vergangen. Was hattest du denn?" Zwei Wochen? Felix hatte mir gesagt, dass ich nur den Montag verpasst hatte. Aber wieso? Und wieso hatte Darius mir nichts gesagt? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Colin mit seiner Hand vor meinem Gesicht fuchtelte. "Ähm, mir gings nicht gut.", erklärte ich etwas benebelt. "Zwei Wochen lang?", fragte er nach. Er schien mir nicht zu glauben. "Es war ansteckend. Ich lag die ganze Zeit im Bett und war total erschöpft, keine Ahnung wieso.", log ich und er gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Es klingelte und wir liefen schnell in unser Klassenzimmer. Da ich die letzte war, musste ich die Tür schließen und bemerkte erst danach, dass ich wieder einmal von allen angestarrt wurde. Ich setzte mich schnell in die zweite Reihe neben Colin und packte meine Französischsachen heraus. "Bonjour, mes élèves.", begrüßte uns unser Lehrer und begann seinen Unterricht. Wir schrieben einen unangekündigten Test, worüber alle aufstöhnten. Überraschender Weise war er sogar ziemlich einfach, ich wusste alles. Nach fünf weiteren Schulstunden hatten wir Mittagspause. Ich setzte mich an den Tisch zu meinen Freunden und war echt froh, alle wieder zu sehen. "Also, was machen wir am Wochenende?", fragte Cat uns. Sie saß mir gegenüber und schaute mich erwartungsvoll an. Schon nach Französisch wollten alle eine Erklärung für mein Fehlen wissen, weshalb ich immer wieder lügen musste. Jedoch hatte mich noch niemand auf Darius angesprochen, was mich echt wunderte. "Lasst uns einen Film anschauen.", schlug Yasmina, meine beste Freundin, vor und setzte sich neben mich. Chanel, Colin, Theo, Henri und Luca saßen auch an unserem Tisch und mischten sich in die Unterhaltung ein. "Ohja! Wir können zu mir gehen, meine Eltern sind über's Wochenende in Deutschland.", erzählte Chanel begeistert. Plötzlich klingelte mein Handy und ich schaute überrascht auf meinen Display. Unbekannt. Schnell entschuldigte ich mich und ging aus der Cafeteria auf den Pausenhof. "Ja?", meldete ich mich dann endlich und war total neugierig, wer es war. "Hey Jolice.", sagte eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung. "Vladi!", rief ich begeistert. "Woher hast du meine Nummer?" "Von Darius.", lachte sie. "Achso. Was gibt's?" "Wegen der Reise nach Russland. Also wir fliegen morgen früh, das bedeutet du darfst heute Abend bei dir zu Hause schlafen. Pack deine Sachen dann schon mal, ich hol dich morgen früh um zehn Uhr dann ab." Ich durfte tatsächlich nach Hause! Es waren zwei Wochen vergangen was hieß... meine Mutter und Safira waren wieder da! Ich quiekte ins Telefon und machte ein paar Freudenssprünge. "Was ist mit Darius?", wollte ich wissen, als ich mich einiger Maßen beruhigt hatte. "Er besteht darauf mitzukommen.", sagte sie nach einigen Sekunden Schweigens. "Nein,", protestierte ich. "das ist zu gefährlich!" "Ich habe echt alles versucht. Tut mir Leid. Ich muss jetzt schon auflegen, wir sehen uns morgen.", seufzte sie und legte auf. Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und stampfte wütend zurück zur Mensa. Gerade als ich zurück zu unserem Tisch gehen wollte, kam mir Henri dazwischen. "Jolice, hey. Also wegen morgen. Wenn du willst kannst du danach bei mir schlafen.", sagte Henri locker und setzte ein cooles Lächeln auf, bei welchem jedes Mädchen ohnmächtig geworden wäre. Jedes, mit Ausnahme von mir. Hatte er immer noch nicht verstanden, dass ich nichts von ihm wollte? Der Junge gab wohl niemals auf. "Ich komme gar nicht.", lächelte ich zurück. Überraschung trat nun in sein Gesicht anstellte dieses Grinsens. "Wieso nicht?" "Ich fahre nach Russland.", sagte ich knapp und es klingelte zum Glück. Schnell ging ich zu meiner Clique, um meine Tasche zu nehmen, und ging zu den nächsten zwei Mathestunden. Da ich dachte, heute wäre Dienstag, hatte ich anstellte meiner Mathesachen meine Sportsachen eingepackt, was mir gerade bewusst wurde. "Verdammt.", fluchte ich leise. Unser Mathelehrer war total streng, was bedeutete ich würde einen Eintrag bekommen. Das war total übertrieben! Ich betrat das Klassenzimmer als eine der Ersten und setzte mich ohne ein Wort auf mein Platz. Die drei Jungs, die schon da waren, stoppten ihre Unterhaltung und sahen mich neugierig an. Früher schaute man mich nie so an, oder es war mir einfach nie aufgefallen. Ich wollte immer wissen, was die anderen über mich dachten und nun konnte ich es endlich heraus finden, obwohl mir nun die Meinung der anderen egal war. Verführerisch lächelte ich die Drei an und schaute in ihre Köpfe. Der Braunhaarige lächelte mich süß an. Seit wann ist Jolice so heiß?
, dachte er sich. Ja nicht anfangen zu sabbern, das kommt total uncool, Alter.,
stellte der hübsche Blonde fest und biss sich auf die Unterlippe. Die steht ganz sicher auf mich
, dachte sich der Schwarzhaarige und nickte grinsend. Mir war klar, dass ich als Vampir eine besondere Ausstrahlung hatte, die bei Jungs sehr gut ankam, aber war ich als Mensch so hässlich? "Hey Jungs.", grüßte ich sie und setzte ein falsches Lächeln auf. "Jolice, wow, du ähm..", stotterte der Blonde. Er war total süß und eindeutig der symphatischste von den Dreien. "Dürfte ich deinen Namen wissen?", fragte ich ihn und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, da er fast vom Stuhl gefallen wäre. "Jason.", sagte er, als er wieder sicher auf dem Stuhl saß. "Und ich bin Maik.", mischte sich der eingebildete Schwarzhaarige ein. Ich beachtete ihn nicht einmal. Jason musste eindeutig neu hier sein, denn ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. "Du bist neu, oder?", fragte ich ihn. Schüchtern lächelte er und nickte. "Cool, na dann wilkommen in Paris." Wieder nickte er. Aber wenn er neu war, woher wusste er dann, wie ich hieß? Bestimmt hatten es ihm Maik und die anderen gesagt. Erst jetzt hatte ich bemerkt, dass sich die Klasse schon gefüllt hatte und der Lehrer herein kam. "Schönen Nachmittag, ist das nicht ein wundervoller Tag heute?", begrüßte uns Monsieur Cadillac. Er war überraschender Weise, sehr gut drauf. "Also holt eure Hausaufgaben heraus, ich laufe durch und kontrolliere." Er nahm sich einen Stift und einen kleine Block , um die aufzuschreiben, die die Hausaufgaben vergessen hatten. Doch nicht so gut drauf, dachte ich mir ironisch und verdrehte die Augen. Als er dann vor mir stand, musterte er mich komisch. Und jetzt war ich dran, die geheimen Waffen einer Vampirfrau zu nutzen. "Ich war leider krank und habe die Aufgaben nicht machen können.", sagte ich traurig und lugte durch meine Wimpern zu ihm nach oben. "Äh, ja das ist ja dann okay. Versuche dem Unterricht zu folgen, ja?", sagte er etwas irritiert und ich nickte lächelnd. Daran konnte ich mich gewöhnen. Ich sah wie Raquel mich überrascht musterte und ihre Gedanken verrieten, dass sie eifersüchtig war.
Die zwei Stunden gingen sehr schnell vorbei. Ich verabschiedetet mich von den Anderen und umarmte gerade Jason zum Abschied. "Ich wünsch dir ein schönes Wochenende.", sagte er, nachdem ich ihn losgelassen hatte. "Wochenende?", fragte ich verblüfft. Welcher Tag war heute? "Ja, heute ist Freitag. Naja mein Bus kommt. Man sieht sich und viel Spaß in Russland.", rief er mir noch zu, während er zum Bus rannte. Es war also schon Freitag. Kopf schüttelnd ging ich auf Darius zu, der lächelnd an seinem Auto stand und sich mich Raquel unterhielt. Da er mich noch nicht gesehen hatte, versteckte ich mich hinter einem Baum, um dem Gespräch zu folgen. Auch wenn es nicht richtig war, so wollte ich unbedingt wissen, was dort gerade los war. "Und du kannst sicher nicht zu meiner Party kommen?", fragte Raquel. Party? Welche Party? "Wie gesagt, nein.", sagte Darius und ich konnte sein Lächeln heraus hören. Er schien etwas genervt zu sein, weshalb ich kichern musste. "Wieso denn nicht?" Sie gab wohl nicht auf. "Weil ich mit meiner Freundin nach Russland fliege.", sagte er jetzt ernst und ich konnte nicht mehr hier stehen bleiben. Mit seiner Freundin. Mit mir! Glücklich lief ich zu ihm und er nahm mich in den Arm. "Du kannst jetzt gehen, Raquel. Und mach dich nicht nochmal an meinen Freund heran.", sagte ich und betonte die letzten Worte besonders. Geschockt fiel ihr Mund auf und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Mit schnellen Schritten ließ sie uns dann alleine und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. "Wie war die Schule?", fragte Darius mich dann und ich bemerkte, dass er mich immer noch im Arm hielt. "Gut.", sagte ich und mir fiel wieder etwas ein. "Sag mal, welcher Tag ist denn heute?" Er spannte sich an und schaute zu Boden. "Ja mein Lieber, ich weiß es.", sagte ich und setzte mich ins Auto. Darius folgte mir und setzte sich ans Lenkrad, um loszufahren. "Wieso habt ihr mir nichts gesagt? Und wieso kam es mir nicht vor wie zwei Wochen? Meine Mutter ist doch schon da!", plapperte ich los. "Tut mir Leid.", flüsterte er. "Ja das sollte es dir wirklich!", tadelte ich ihn. Der Wagen hielt und er schwieg. Seufzend unterbrach ich die Stille. "Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt?", fragte ich nun weich und sah ihm in die Augen. Er erwiderte meinen Blick und schloss die Augen. "Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte ich einfach Angst.", gab er leise zu. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und er öffnete seine Augen. "Versprech mir einfach ab jetzt immer ehrlich zu mir zu sein.", flüsterte ich. Er seufzte und nickte langsam. "Versprochen." Lächelnd küsste ich ihn und war glücklich, sagen zu können, dass er mein war. Ich stieg aus dem Auto und ging zu der Haustür. Doch Darius war immernoch im Auto. "Kommst du nicht?", fragte ich und schaute zu ihm. Und ich war mir sehr sicher, dass er mich hören konnte, was er mit seinem unwiderstehlichem Lächeln bestätigte. Ohne mit der Wimper zu zucken stand er dann vor mir. "Willst du nicht zuerst alleine rein und..." Ich unterbrach ihn, indem ich meinen Zeigefinger auf seinen Mund legte. Lächelnd nahm ich seine Hand und ging dann mit ihm in mein Haus hinein. Obwohl ich mich total freute meine Mutter und Safira wiederzusehen, so hatte ich auch Angst, was sie zu Darius sagen würden. Als Darius die Tür dann geschlossen hatte, zogen wir unsere Jacken und Schuhe aus und gingen ins Wohnzimmer. "Mum.", flüsterte ich und sie sah mich an. Ich war so überaus glücklich sie zu sehen, weshalb ich mir auch ein paar Freudenstränen nicht verkneifen konnte. Es waren nur zwei Wochen vergangen, obwohl es sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, da einfach zu viel geschehen war. "Jolice, Schatz. Wir sind gerade nach Hause gekommen.", sagte sie und umarmte mich. "Wie war deine Reise?", fragte ich sie und wir setzten uns auf das Sofa, Darius neben mich. Meine Mutter musterte ihn abschätzend und schaute dann mich an. "Ähm, ja ganz gut. Wer ist das?" Ich schaute Darius an und lächelte ihn verträumt an. "Das ist Darius.", sagte ich leise und schaute ihn immernoch an. "Okay, weiter?", forderte meine Mutter mich. Ich wand den Blick von meinem Gott ab und schaute stattdessen in das neugierige Gesicht meiner Mom. "Er ist mein Freund." "Wie lange schon?" Huch, gute Frage. "Ähm, ich weiß nicht genau, vielleicht so zwei Wochen.", gab ich zurück. "Joliiiiiiiiiiiice.", quietschte eine hohe süße Stimme und Safira sprang auf meinen Schoß. "Hey Kleine.", sagte ich und erwiderte ihre Umarmung. "Endlich sehen wir uns wieder. Ich hab voll viel erlebt. Ich hab sogar ein Reh gesehen und ein Vogelnest!", trällerte sie. Abrupt hielt sie an und schaute Darius eindringlich an. "Du Jolice?", flüsterte sie in mein Ohr. "Was?", fragte ich leise zurück. "Wer ist das?" "Darius, mein Freund." "Der sieht echt gut aus, wie hast du den denn bekommen?", fragte sie immernoch leise und Darius musste sich ein Grinsen verkneifen. "Frag ihn doch." Sie schaute ihn an und berührte sein Gesicht. Nachdem sie sein ganzes Gesicht abgetastet hatte, was Darius hat schweigend über sich ergehen lasssen, lächelte sie ihn an. "Liebst du meine Schwester?", fragte sie dann und ich schaute ihn an. Er ewiderte meinen Blick und lächelte mich strahlend an. "Es ist nicht in Worte zu fassen, was ich für sie empfinde. Ich könnte ihr tausend mal sagen, dass ich sie liebe, und doch... ist viel mehr, was ich für sie empfinde.", sagte er und schaute wieder zu Safira. "Dann mag ich dich auch. Aber wenn du ihr weh tust, dann tu ich dir auch weh.", warnte sie ihn und er nickte ernst. Nachdem ich mich mit meiner Mutter über die letzten zwei Wochen unterhalten hatte stand sie auf und ging in die Küche, um uns etwas zu kochen. Dass Darius und ich Vampire sind, hatte ich nicht erwähnt, auch nicht das mit Felix und dem Rest. Sie hatte mir erzählt, dass Tante Chelsea gestern nach Hause gefahren war. Es wunderte mich nicht, dass sie sich keine Sorgen gemacht hatte, da sie manipuliert gewesen war. "Safira, Liebling, komm hilf deiner Mom beim Essen kochen, so wie du es immer mit deinen Puppen spielst.", rief meine Mutter aus der Küche und Safira hüpfte lächelnd in die Küche. Darius legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich an sich. "Wozu hast du Lust?", fragte Darius leise an meinem Ohr und begann an ihm genüsslich zu kauen. "Ich weiß nicht. Wozu hast du denn Lust.", flüsterte ich und musste mir ein Stöhnen unterdrücken, als er sich runter zu meinem Dekoltée küsste."Nun, vielleicht machen wir da weiter, wo wir unterbrochen worden sind.", schnurrte er weiter. Ich würde nur zu gerne weiter machen, aber immerhin waren wir noch im Wohnzimmer und meine kleine Schwester und meine Mom waren im Zimmer nebendran. "Es gibt gleich Essen.", sagte ich traurig und Darius hörte auf. Er schaute mich eindringlich an und lächelte dann leicht. "Wir haben die gesamte Ewigkeit Zeit, Liebling." Bevor ich etwas ewidern konnte rief uns schon Safira zum Essen. Gerade als ich in die Küche gehen wollte, hielt mich Darius am Arm fest. Verwirrt schaute ich ihn an. "Ich habe keinen Hunger.", sagte er mit Druck in der Stimme. "Ich ja eigentlich auch nicht, ich habe mich ja heute morgen gründlich genährt. Aber meine Mutter kocht so toll, da bekomm selbst ich hunger.", zwinkerte ich und wollte schon gehen, was er wiede nicht zu ließ. "Ich KANN nichts essen." Jetzt klang er sogar etwas wütend. "Ähm, ja also du nimmst die Gabel und das Messer und.." "Verdammt nochmal, Jolice, Vampire essen kein Menschenessen!", flüsterte er und klang jetzt echt ziemlich angepisst. "Du brauchst mich nicht so anzumaulen, woher sollte ich das denn wissen?" "Vielleicht weil du auch ein Vampir bist?!" "Aber ich kann es trotzdem essen." Er schaute mich verständnislos an und ließ mich dann mit einem verwirrten Blick los. "Was ist?", fragte ich vorsichtig. "Und es schmeckt dir?", fragte er zurück. "Natürlich schmeckt es mir, zwar nicht so gut wie Blut und ich kann auch ohne, aber ja, es schmeckt nicht schlecht." "Es schmeckt nicht widerlich?" "Äh nein?" "Seltsam.", murmelte er vor sich hin. "Kinder, wenn ihr jetzt nicht kommt, dann wird das Essen kalt.", schrie meine Mutter. Kinder? Jeder behandelte mich wie ein Kind! Fluchend ging ich in die Küche und setzte mich an den Esstisch. Darius stand in der Tür und starrte Löcher in die Luft. Das ist merkwürdig, keinem Vampir schmeckt Menschenessen. Vielleicht liegt es daran, dass sie ein Nightrunner ist...
"Darius setz dich doch.", sagte Safira und riss ihn aus seinen Gedanken. "Danke Süße, aber man erwartet mich. Tut mir Leid." Sie schaute niedergeschlagen zu Boden. Dabei hab ich mir so Mühe gegeben, da ich ihn beeindrucken wollte.
Ouh, jetzt tat sie mir echt Leid. "He Kleine", sagte Darius, als er sie so niedergeschlagen gesehen hatte und nahm sie hoch in seine Arme. "Du bist bestimmt eine hervorragende Köchin und ich würde echt gerne bleiben um dein Essen zu probieren, aber ich muss wirklich schon gehen, da mein Boss es nicht mag, wenn man ihn warten lässt." "Ich mag deinen Boss nicht.", schmoltle sie. "Ich auch nicht.", murmelte Darius so leise, dass nur ich es verstehen konnte. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie errötete leicht. Dann bedankte und verabschiedete er sich von meiner Mom und kam zu mir. Ich war aufgestanden und nahm in jetzt in die Arme. "Ich hol dich morgen ab,", flüsterte er mir ins Ohr. Stimmt, wir würden ja morgen nach Russland fahren. "Pack schon mal deine Sachen." Er küsste mich zärtlich auf die Lippen und löste sich dann von mir. Ich sah ihm noch hinterher und setzte mich dann an den Tisch, um mit Safira und meiner Mum zu essen. Nach dem Essen half ich noch beim Abwasch und ging dann in mein Zimmer. Es war schon achtzehn Uhr, weshalb ich anfing meinen Koffer zu packen. Wie lange würden wir nochmal dort bleiben? Da ich mich nicht mehr erinnern konnte, packte ich vier Jeans und eine Jogginghose, fünf verschieden Oberteile und fünf paar Schuhe ein. Dann noch ein paar Accessoires, Unterwäsche und ein paar Handtücher. Nach knapp einer Stunde war mein Koffer voll. Zufrieden stellte ich mich noch unter die Dusche und schrubbte meinen Körper sauber. Nachdem ich auch meine Haare gewaschen hatte, stieg ich aus der Dusche und trockntete mich ab. Schnell zog ich mir meine Unterwäsche an und föhnte dann meine Haare ein wenig, da ich nicht mit ganz nassen Haaren schlafen wollte. Zum Schluss putzte ich noch meine Zähne und ging dann zurück in mein Schlafzimmer um mir noch ein Nachthemd anzuziehen. "Du hast deinen Koffer schon gepackt?", wollte eine gewisser Jemand hinter mir ungläubig wissen. Grinsend drehte ich mich um und sah Darius an. "Ja.", sagte ich stolz und zeigte auf meinen Koffer. Ich dachte, ich müsste schon zehn große Koffer schleppen
, dachte er sich. "Von wegen!", schimpfte ich und er nahm mich in den Arm. "Ich mag dein Outfit.", schnurrte er mir ins Ohr und ich erinnerte mich, dass ich nur in Unterwäsche vor ihm stand. "Aber ich mag deins nicht.", schmollte ich. Er hatte ein schwarzes T- shirt und eine verwaschene Jeans an. Dann noch eine Lederjacke und Designerschuhe. Einfach heiß! Obwohl er mehr anhatte als ich. "Liebling, wir sollten schlafen.", sagte er und ich sah ihn verständnislos an. Ich stand nur in Unterwäsche vor ihm und er hatte mir einen Korb gegeben. "Wie bist du eigentlich in mein Zimmer gekommen.", lenkte ich ab und suchte mir aus meinem Kleiderschrank ein zu großes T- shirt heraus, welches ich auch schnell anzog. "Fenster.", sagte er knapp und ich legte mich einfach ins Bett ohne ihn anzuschauen. "Soll ich wieder gehen?", fragte er etwas verletzt. Ich seufzte und setzte mich wieder auf. "Nein.", flüsterte ich und schob die Decke beiseite, damit er sich zu mir legen konnte. In weniger als einer Sekunde zog er sich bis auf seine Boxershorts aus und legte sich neben mich. Dann nahm er mich wie am Abend zuvor in den Arm und ich schmiegte mich an seine Brust. "Wieso bist du traurig?", flüsterte er in meine Haare. "Ich bin nicht traurig.", log ich. Er seufzte, woraufhin ich ehrlich antwortete. "Ich stand vorhin nur in Unterwäsche vor dir und du... du willst nicht!" Jetzt lachte er leise als Antwort. "Das ist nicht witzig!" "Ich WILL nicht?", flüsterte er immer noch. "Glaub mir, und ob ich will! Aber ich denke nicht, dass du von deiner Mutter oder deiner kleinen Schwester wieder unterbrochen werden möchtest." Das klang logisch. In Gedanken gab ich mir- wieder einmal- eine Ohrfeige für meine Dummheit. Er summte eine wunderschöne Melodie, die mir ziemlich bekannt vor kam, damit ich einschlafen konnte. Doch die Melodie brachte mich zum Grübeln. Wo hatte ich sie schon mal gehört? "Kannst du nicht schlafen?", fragte Darius nach einer Weile. "Ich kenne diese Melodie irgendwoher.", sagte ich und dachte weiter nach. Natürlich! Als ich versucht hatte Vladis Gedanken zu lesen, hatte ich diese Melodie gehört. "Vladi.", hauchte ich. "Ja, sie hat mir diese Melodie immer vorgesummt, als ich ein kleines Kind war. Sie hat mir erzählt, dass eine nette Hofdame euch beide so immer zum Schlafen bekommen hat.", erzählte er mir. Es war furchtbar nichts mehr von seinem alten Leben zu wissen. Ich hoffte wirklich sehr, dass ich wenigstens in den nächsten paar Tagen einige Antworten bekommen konnte. Darius summte die Melodie weiter und irgendwann schlief ich dann ein.
Das Klingeln vom Wecker weckte mich unsanft aus meinem Schlaf. Ich wälzte mich im Bett und merkte, dass niemand neben mir lag. Wo war Darius? Ich stand auf und sah, dass es es halb neun war. Das hieß ich hatte noch eineinhalb Stunden. "Gut geschlafen?", fragte Darius und kam nur mit einem Handtuch um seine Hüfte aus dem Bad. Er hatte noch nasse Haare, die er mit einem anderen Handtuch versuchte zu trocknen. "Ja, eigentlich schon. Was ist mit meiner Mutter?", fragte ich nun etwas leiser. "Keine Angst, ich hab sie schon begrüßt." "Du hast was???", rief ich aufgebracht. Das hatte er doch nicht gewagt! "Ich hab ihr erzählt, dass wir eine Reise nach Russland machen werden, habe sie ein wenig 'manipuliert', und hab dann gesagt, dass ich jetzt nach dir schaue.", sagte er so gelassen, als ob er mir gerade unsere Hausaufgaben sagte. Mit manipuliert meinte er natürlich, er hatte wieder Gedankenkontrolle angewendet. "Seit wann kannst du das?", fragte ich geschockt. Das hieß doch, dass er dann zwei Gaben hatte... Darius war ein Nightrunner? "Was?" "Na dieses Gedankenkontrolledingsda." "Nene, das war nicht ich.", lachte er. "Wer dann?" "Vladi.", sagte er und umarmte mich. Ich roch sein Aftershave und war wie hypnotisiert. Darius roch unglaublich gut! Auch sein Shampoo war der Hammer. "Mach dich fertig, sie wartet nicht gerne.", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze. "Vladi ist da?", fragte ich und er nickte. Dann ging ich mich schnell duschen und zog mir eine schwarze Leggin und ein dunkelblaues langes Top an. Darüber noch meinen schönen lilanen Pullover und meinen kuschligen schwarzen Schal. Ich putzte meine Zähne und schminkte mich noch kurz mit Wimperntusche und Labello. Meine Haare band ich einfach zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Als ich aus dem Bad kam, war Darius schon fertig angezogen und seine Haare hatte er mit dem Föhn geföhnt, den ich ihm davor noch gegeben hatte. Er trug Jeans und ein weißes Hemd, bei dem oben ein paar Knöpfe offen waren. Als er mich sah, strahlte er. "Du siehst toll aus.", sagte er und stand auf. Ich lächelte und kam ihm entgegen. "Du aber auch.", grinste ich. Er küsste mich auf die Lippen und ich erwiderte den Kuss ohne zu zögern. Darius packte mich an der Teile und hob mich hoch, damit ich meine Beine geschickt um seine Hüfte schlingen konnte. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn näher zu mir. "Wir sollten runter... es ist schon kurz vor..." 'Kurz vor zehn' wollte ich sagen, doch er ließ mich nie aussprechen. "Darius, Jolice? Ich störe euch nur ungerne bei eurem Speichelaustausch, aber wenn wir jetzt nicht fahren, verpassen wir unseren Flieger.", schimpfe Vladi, die plötzlich mit verschrenkten Armen und ernstem Gesicht an der Tür stand. Ich küsste Darius noch einmal leidenschaftlich, dann ließ er mich runter und nahm mich an der Hand. Er schnappte sich im Vorbeigehen noch schnell meinen Koffer und lud ihn dann in dem Auto ein, das vor unserem Haus stand. Ich verabschiedete mich noch von meiner Mutter und Safira, die beide schon wach waren, und setzt mich dann in das Auto. Vladi fuhr und Darius und ich saßen hinten. Bei dem Tempo von ihr waren wir schon nach einer Stunde am Flughafen. Wir gaben unsere Koffer ab und Darius regelte den Rest, während ich mich mit Vladi unterhielt. "Bist du aufgeregt?", fragte sie mich. "Ein wenig. Ich meine, ich erinnere mich an nichts mehr und ich bin einfach gespannt alles zu erfahren und so.", gab ich zu. So ging das ganze zwei Stunden noch, bis wir dann endlich einchecken konnten. Die Beiden hatten Erste Klasse gebucht, was mich natürlich nicht wunderte. Darius saß am Fenster und ich neben ihm. Vladi hatte sich irgendwo weiter vorne hingesetzt, da es in diesem Flugzeug nur jeweils zwei Plätze nebeneinander gab. "Was ist?", fragte er mich, als er merkte, dass ich Löcher in die Luft starrte. Ich schüttelte den Kopf und schaute zu ihm. Zärtlich legte er mir seine Hand an meine Wange und ich schloss meine Augen. "Weißt du, es geht alles so unglaublich schnell. Achtzehn Jahre lang habe ich ein normales Leben geführt, bis Felix mich verwandelt hat.", flüsterte er. "Bereust du es?", fragte Darius. Ich seufzte und öffnete meine Augen um ihn anzuschauen. "Es war falsch von ihm mich zu verwandeln, ja eindeutig. Aber dann hätte ich dich niemals kennen gelernt." Er lächelte sanft und ich erwiderte es traurig. Nachdem das Flugzeug gestartet war kam eine Stewardess zu uns. "Hallo, mein Name ist Kelly und ich bin diesen Flug ihre Bedinung. Kann ich ihnen etwas zum Trinken oder Essen bringen?", fragte sie und lächelte Darius verführerisch an. "Nein danke, und du?", sagte und er und schaute mich dann fragend an. Jetzt schaute auch Kelly mich an und musterte mich kritisch. "Ist DAS deine Freundin?!", fragte sie Darius und hob eine Augenbraue. Wow, ich muss zugeben sie sieht echt hübsch aus, genauso wie der heiße Kerl hier. Vielleicht bekomm ich ihn noch irgendwie rum! Ich bin mir sicher, dass die Kleine hier viel zu brav für so einen Typen ist. Hoffentlich merkt man nicht, dass mir die Bluse zu klein ist!
Von wegen, viel zu brav, der werd ichs zeigen!, dachte ich mir und grinste sie böse an. "Ich hätte gerne ein Glas ihres besten Menschens.", flüsterte ich und sie schaute mich geschockt an. "Außerdem sollten sie nichts so enganliegendes tragen, das tut ihre Figur betonen und das ist für niemanden ein schöner Anblick." Ich sah wie sie ihre Tränen unterdrückte. "Die Bestellung war ein Scherz, Kelly. Der Rest jedoch... nicht.", hauchte ich und sie verschwand weinend. Normalerweise sollte ich jetzt Schuldgefühle haben, sollte mich bei ihr entschuldigen, aber das Gefühl war... überwältigend! Das Gefühl von Macht gefiel mir, weshalb ich immernoch lächelte. Was war los mit mir? "Das war echt, ähm, böse?", sagte Darius und hob eine Augenbraue. "Du brauchst gar nicht von Bosheit sprechen, immerhin bist du bei den Autumns, vergiss das mal nicht. Außerdem waren nicht nur ihre Gedanken dran Schuld.", verteidigte ich mich. "Du bist echt süß, wenn du eifersüchtig bist.", grinste er. Ich lachte kurz, schaute ihn aber dann ernst an. "Was wenn ich wirklich Durst bekomme?" "Es sind nur noch fünf Stunden und du hast erst gestern getrunken. Das wirst du doch wohl aushalten können." Ich nickte und lehnte mich an ihn. "Müde?", flüsterte er und küsste mich dann auf meine Haare. "Nein.", gähnte ich und er grinste. Bevor er noch etwas sagen konnte schlief ich auf seiner Schulter ein.
Es war dunkel und trotz Vampiraugen konnte ich nicht viel sehen. Ich wusste nicht wo ich war, hatte nicht einmal eine Idee. Auf einmal nahm ich den Geruch von Blut wahr und merkte wie hungrig ich doch war. Durch den Vollmond- den ich plötzlich sah-konnte ich erkennen, dass ich mich im Wasser befand. Ich hatte ein langes mittelalterliches Kleid an, das nun ganz nass war, da ich immernoch im Wasser war. Und erst jetzt bemerkte ich, dass ein junger attraktiver Mann meines Alters mir half aus dem Wasser zu kommen. Der Mann war wirklich hübsch, das musste ich ihm lassen, obwohl er kein Vampir war. Und er roch so verdammt gut! >Geht es ihnen gut?<, fragte er und ich nickte. >Sie waren am Ertrinken, Milady, da wollte ich ihnen helfen.< Am Ertrinken? Aber ich war unsterblich! Und ich konnte schwimmen. >Ich danke ihnen, Mylord. Wie kann ich ihnen meine Dankbarkeit zeigen?< Wieso sprach ich so? >Dass sie leben reicht mir vollkommen.<, hauchte er und kam meinem Gesicht näher. Ich hörte förmlich wie sein Herz schneller schlug und sah wie es das Blut schneller pumpte, besonders an seinem Hals. Ich war fast am Verhungern, wie ich gerade festgestellt hatte. >Nun, da muss ich sie, so Leid es mir tut, entäuschen, denn ich lebe nicht.<, flüsterte ich und sah wie er mich verständnislos anschaute. Ich grinste böse un fuhr meine Fangzähne aus. Der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben und er rannte weg. Und da setzte sich der Vampir in mir durch. Schnell rannte ich ihm hinterher und hielt ihm mit einer Hand den Mund zu, damit er nicht schreien konnte. Mit der anderen legte ich seinen Kopf auf die Seite, um besser an seinen Hals zu kommen. >Es wird mir eine Freude sein, solch einen wunderschönen Lord auszutrinken.<, sagte ich und biss ihn. Sein Blut war süß, weshalb ich erst recht nicht aufhören konnte zu trinken. Es floss mir mit schnellen Zügen den Hals hinunter und hinterließ eine angenehme Wärme. Als ich ihn bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken hatte, ließ ich seinen leblosen Körper mit den vor Schreck aufgeweiteten Augen achtlos auf den Boden fallen und leckte mir genüsslich über meine Lippen. Erst als ich meine Fangzähne wieder eingefahren hatte, realisierte ich, was ich getan hatte. >Ich habe ihn getötet.<, schluchzte ich und kniete mich neben ihn. >Nein! Ich bin kein Monster, bitte sag was, bitte.<, weinte ich weiter. Die Schuldgefühle waren heftig. Ich hatte einen jungen Mann, der mir nur helfen wollte und noch sein ganzes Leben vor sich hatte, getötet! >Akzeptiere endlich was du bist.<, hörte ich eine Stimme und stand schnell auf. Vor mir stand ein blonder großer und gutgebauter Mann, sehr hübsch. Ein Vampir. >Stelle deine Gefühle ab. Du bist der Jäger und die Menschen sind deine Beute. Du kannst nicht länger leugnen, was du bist.< Er kam mit jedem Wort näher zu mir. Als er vor mir war, wischte er mir die Tränen weg und gab mir dann eine Ohrfeige. >Was zum..!<, schrie ich. >Du bist ein Vampir! Was du getan hast ist nicht schlimm, es ist natürlich!<, schrie er zurück. >Natürlich? Die Natur besagt nicht, dass man Leute umbringen soll um selbst zu überleben!< >In der Natur heißt es 'Fressen oder gefressen werden', meine Teuerste. Du kannst dich nicht jedes Mal mit deinen Schuldgefühlen bestrafen! Gib es doch zu, es hat dir gefallen.< Ich sah ihn geschockt an und sah, wie ein Lächeln über seine Lippen huschte. >Das ist nicht wahr!<, sagte ich und meine Stimme brach ab. Doch sobald ich den Satz gesagt hatte, musste ich zugeben, dass es gelogen war. Es hat mir Spaß gemacht! Die Angst in den Augen des Menschen zu sehen, stichelte mich nur noch mehr an. >Wie ist dein Name?<, fragte ich leise, um das Thema zu wechseln. >Dimitri. Und du?<, sagte er und schaute mich liebevoll an. >Jolice. Welches Jahr haben wir?< >1620.< >Vampire sind schreckliche Wesen.< >Nein, wir sind was wir sind. Vergiss das bitte niemals, Jolice.
Kapitel 11
Mit einem Schrei wachte ich aus meinem Traum auf. "Jolice? Was ist passiert? Geht's dir gut?", fragte Darius und sah mich verwirrt an. Ich bemerkte, dass ich gar nicht mehr im Flugzeug war, sondern in einem Auto. "Wo, wo sind wir?", flüsterte ich und versuchte meinen Traum beiseite zu schieben. "Als wir mit dem Flugzeug gelandet sind, konnten wir dich nicht aufwecken, da hat Darius dich getragen. Wir sind jetzt in Moskau und fahren gerade zu dem Haus von unserem... von dem König.", erklärte Vladi und ich merkte wie sie am Ende stotterte. Die Scheiben waren dunkel getönt, weshalb ich nicht raus schauen konnte. "Hast du ihm Bescheid gegeben?", fragte ich und sie nickte. "Ja, wir werden dort schon erwartet. Der König kommt etwas später." Ich nickte langsam. Der Traum machte mir immernoch zu schaffen. Wieso hatte ich sowas geträumt? Und wieso hatte ich von diesem Dimitri geträumt? "Alles okay?", fragte mich Vladi leise, sodass Darius es nicht hören konnte. "Ja, ich hatte nur einen Albtraum." Nach nicht mal zehn Minuten blieb der Wagen vor einem großen Tor stehen. Der Fahrer ließ sein Fenster herunter und besprach etwas mit einem Mann, welcher dann das Tor öffnete. Durch die Windschutzscheibe sah ich, wie wir einen Berg hoch zu einem Schloss fuhren. Dann hielt der Wagen abermals und wir stiegen aus. "Wahnsinn.", staunte ich. Das Schloss war wunderschön. Es glich einem Palast und war tausendmal größer als das Häusschen von Felix. Die zarten Goldtöne unterschtrichen das Königliche um hundertfaches. "Toll, oder?", freute sich Vladi und zerrte mich am Arm in den Palast. Drinnen war es sogar noch tausendmal schöner als von Außen, was schon fast unmöglich war. Die Eingangshalle war so groß wie Felix ganzes Schlösschen, weshalb sich bei mir ein Grinsen auf den Lippen bildete. Nur in diesem einem Raum konnte schier ein ganzes kleines Dorf wohnen. Es war echt unglaublich. Links und rechts waren meterlange Fenster, die dem Raum Licht fügten und an denen goldene Gardinen aus weichem Samt hangen. "Ah, guten Tag. Schön, dass ihr gekommen seid. Wie war euer Flug?", fragte eine kleine zierliche Frau. Sie hatte schöne schwarze kurze Haare und trug ein wunderschönes blaues Kleid. Außerdem wurde sie von zwei Wachen begleitet. "Unser Flug war in Ordnung, vielen Dank.", sagte ich. "Also. Erzählt mal, zu welcher Königsfamilie gehört ihr eigentlich?" Wir folgten ihr durch viele Räume und staunten. In einem etwas kleinerem Zimmer hielten wir an und setzten uns auf ein schönes blaues Sofa. "Die zwei gehören zu Königin Elizabeth, aus Ungarn.", sagte Darius. Wie viele Könige und Königinnen es wohl gab? Wie es aussah kannte Darius sie und sie ihn. "Emily.", stellte sich Vladi vor und gab ihr eine Hand. Wir mussten uns einen Namen ausdenken? Damit hatte ich nicht gerechnet. "Und du bist?", fragte die Frau mich und musterte mich eindringlich. "Das ist meine Frau, Caty.", beantwortete Darius ihre Fragen. So war das also, ich hieß nun Caty und war mit Darius verheiratet. Der zweite Gedanke gefiel mir sehr, der erste jedoch nicht. "Schatz, so nennst doch nur du mich. Mein Name ist Catherine.", sagte ich und lächelte. "Na dann, schön euch kennenzulernen. Ich bin Amber, die Vertreterin von Lord Domino." Sie schien wirklich nett zu sein. "Wollt ihr etwas trinken?", fragte sie und ich spürte wie auf Knopfdruck das Brennen in meinem Hals. Ich schaute zu Darius und lächelte leicht. "Gerne.", sagte er und Amber gab den Wachen ein Zeichen, woraufhin einer der Beiden uns verließ. "Was führt euch zu uns, wenn ich das fragen darf?" "Wir würden gerne mit dem König sprechen.", sagte Vladi barsch und bekam dafür einen Killerblick von Darius. "Verzeihung, sie meinte es nicht so.", entschuldigte er sich für sie. "Schon okay, es geht mich ja nichts an.", lächelte sie. Der Wächter von Amber kam mit drei Menschen herein und wurf diese einfach vor unsere Füße. "Hinstellen.", befahl er, woraufhin die drei Männer sich hinstellten. Sie hatten nur eine Jeans an und sahen alle recht hübsch aus. "Such dir einen aus.", schnurrte Darius mir ins Ohr und ich musste grinsen. "Der Blonde.", entschied ich mich, woraufhin er sofort zu mir kam und sich neben mich kniete. Ich streichelte sein Haar und schaute ihn liebevoll an. "Wie ist dein Name?", flüsterte ich in sein Ohr. "Ben.", sagte dieser und schaute mir in die Augen. Sie ist so wunderschön.
, dachte er sich und ich musste noch breiter grinsen. "Ben.", hauchte ich und näherte mich seinem Hals. Dann fuhr ich meine Fangzähne heraus und biss ihn. Mit schnellen Zügen nahm ich das Blut auf und ließ nach kurzer Zeit schon los. Ich wollte ihn nicht umbringen, auch wenn ich es dürfte. Eigentlich war es normal für die Autumns, andere Clans und die Königlichen die Menschen zu töten. Der Gedanke gefiel mir irgendwie, doch ich konnte Ben soetwas nicht antun. Ich strich mit meinem Handrücken über meinen Mund, um das restliche Blut zu entfernen und schaute Ben dann wieder an. "Es tut mir Leid.", flüsterte dieser und schaute wieder zu Boden. "Was tut dir Leid?", fragte ich ihn, woraufhin er wütend wurde. "Dass man sie zu einem dreckigen Blutsauger verwandelt hat.", schrie er. Die Wache kam sofort und wollte Ben gerade schlagen, doch ich stellte mich vor ihn. Überrascht blinzelte die Wache und wollte mich trotzdem schlagen, doch nun stand Darius an meiner Seite und knurrte bedrohlich. "Justin, lass gut sein.", sagte Amber und Justin gesellte sich wieder zu dem anderen Typen. "Du hast recht. Ich wurde gegen meinen Willen verwandelt. Aber es ist okay. Und jetzt gehe, du bist frei. Ich erlöse dich und deine zwei Freunde. Geht.", sagte ich. Zuerst schaute Ben mich verständnislos an, doch dann bildeten sich Tränen in seinen Augen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und fühlte mich, wie eine Mutter. Ben und die anderen waren höchstens sechzehn Jahre alt. "Sechzehn Jahre lang wurden wir gefangen gehalten und jetzt willst du uns einfach so gehen lassen?", fragte er mich unsicher. "Psst, ganz ruhig.", beruhigte ich ihn. Ich schaute ihm tief in die Augen. "Deinen Freunden und dir wird nichts passieren. Geht jetzt." Seine Pupillen weiteten sich kurz und dann blinzelte er ein paar Mal. Verwirrt gingen dann seine Freunde und er davon. "Da geht unser Abendessen dahin.", scherzte Darius.
"Der König ist nun da.", verkündete Amber uns. Wir hatten uns noch etwas unterhalten und dann bekam sie die Nachricht, dass der König da war. Die Tür zu uns wurde aufgemacht und alle erhoben sich, ich dummerweise mit einer Verspätung, da ich damit nicht gerechnet hatte. Ein großer gut gebauter Mann von ungefähr vierzig Jahren kam gefolgt von mindestens zehn Wachen herein und setzte sich uns gegenüber. Erst als der König saß, setzten wir uns hin. "Darius, schön dich zu sehen. Wen hast du mir denn da mitgebracht?", fing er auch schon gleich an. Sein Lächeln wirkte falsch und aufgesetzt und ich mochte ihn schon jetzt nicht. Es fühlte sich einfach falsch an. "Das ist Emily, eine gute Bekannte unseres Clans.", erklärte Darius und zeigte auf Vladi, die dem König kurz zu nickte. Dann schaute er zu mir und nahm meine Hand. "Und das ist meine wunderschöne Frau, Catherine." Lord Domino schaute mich an und seine Augen musterten mich eindringlich. "Sehr erfreut.", nickte ich in seine Richtung und lächelte leicht. "Ich hoffe Amber hat euch etwas zum Trinken angeboten." "Das hat sie, vielen Dank.", sagte Vladi mit einem kühlen Lächeln. Auch sie schien sich wirklich unwohl zu fühlen. Verdammtes Schwein, wie ich ihn doch hasse!
, dachte sie sich und ich nickte leicht. Da war sie nicht die Einzigste. "Nun gut, dann kommen wir jetzt zum Wesentlichen. Amber? Verlasst uns jetzt bitte.", sagte der König mit einer wegwerfenden Handbewegung und die anderen verließen uns, selbst seine Wachen. "Wie kann ich euch helfen?", fragte er und schaute immer wieder zwischen mir und Vladi hin und her. Ob er etwas gemerkt hatte? Nein, das war unmöglich, das hatte mir Vladi versichert. Doch was, wenn sie sich getäuscht hatte? Ich ahnte Schlimmes. "Wir würden uns gerne über ein bestimmtes Thema informieren.", fing Darius an und drückte meine Hand, damit ich mich etwas entspannter. Aber selbst seine Nähe half mir nichts. "Nun gut, aber sage mir zuvor, meine Schwester. Wie geht es ihr?", unterbrach der König. "Sie ist wohlauf, mein Lord." Ich war wirklich überrascht über Darius' Sprechweise, so altmodisch und doch edel. Er nickte zur Bestätigung und Darius fuhr fort. "Wir würden gerne die wahre Geschichte über die verschollene Prinzessin hören." Darius stoppte kurz, um die Reaktion vom König zu sehen, doch dieser blieb entspannt und zuckte nicht einmal zusammen. "Und über ihre und deren Schwester Vergangenheit.", fügte er noch hinzu. Lord Domino seufzte und setzte sich dann zurück in seinen Sessel. "Ach Darius, mein Freund. Wo soll ich da nur anfangen?" "Von Anfang an.", sagte ich etwas zu schnell und bekam einen abschätzenden Blick vom König. Sofort machte ich meinen Schal, den mir Vladi vorher gegeben hatte, damit niemand mein Mal sah, enger um den Hals und schluckte. "Nun gut. Vor langer Zeit bekam meine verstorbene Frau zwei wunderschöne Töchter. Wir liebten sie von ganzem Herzen." Er stoppte kurz und seufzte auf. Was für ein schlechter Lügner!, dachte ich mir und verengte meine Augen zu Schlitzen. "Eliana und Vladislawa Kosnatschock. Vladislawa war zwei Jahre älter als Eliana und beide waren von Geburt an Vampire. Allerdings war Vladi ein Nightrunner, ich denke ihr wisst was das ist. Ja, hab ich mir schon gedacht. Sie war einzigartig und sehr wertvoll. Wir waren sehr stolz auf sie, jeder schenkte ihr Anerkennung. Ihre Gabe war es, Menschen zu manipulieren, einfach unglaublich. Man kannte sie im ganzen Lande und auch schon weiter. Eines Tages aber, wurde sie entführt. Wir wissen bis heute nicht, was mit ihr passiert ist, aber wir sind uns sicher, dass die vereinigten Staaten etwas damit zu tun haben. Seitdem herrschte zwischen unseren Königreichen Krieg, der jedoch vor ein paar Jahrzehnten aufgelöst wurde. Wir hatten einfach zu viele Vampire verloren und ihnen ging es genauso. Daher einigten wir uns darauf, dass sie uns halfen die verschollene Prinzessin zu suchen. Ohne Erfolg." Ich schaute zu Vladi. Vladislawa Kosnatschock, die verschollene Prinzessin. Sie schaute unseren Vater an und kämpfte gegen die Tränen. Meine geliebte Schwester so leiden zu sehen, tat mir selbst weh. Was mich jedoch noch mehr verletzte war, dass er mich nicht mehr erwähnt hatte. "Was ist mit Prinzessin Eliana?", fragte ich nach, schaute aber immernoch Vladi an. "Ach ja stimmt. Sie war wie schon gesagt auch ein Vampir. Aber sie war kein Nightrunner, weshalb sie immer etwas im Schatten ihrer älteren Schwester stand. Eliana war sehr neidisch auf sie und das zeigte sie auch. Sie versuchte ihre Schwester immer schlecht darzustellen und benutzte jede möglichen Mittel." Er schüttelte den Kopf und jetzt war ich es, die gegen die Tränen kämpfte. Zu hören, wie schlecht mein Vater über mich sprach, war einfach das Letzte. Es zerstörte mich. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten und merkte, wie mir eine Träne über die Wange kullerte. Darius nahm mich in den Arm und wischte sie schnell weg, damit niemand etwas mitbekam. "Sie war ein schlechtes Kind. Auch wenn wir sie liebten. Das was sie da gebracht hatte, musste natürlich bestraft werden, aber wie sollte man denn bitteschön seine eigene Tochter, eine Prinzessin, bestrafen? Wir beschlossen ihr noch eine Chance zu geben, welche sie natürlich sofort ausnutzte. Eliana bezahlte Jäger, damit sie Vladislawa töteten. Im letzten Augenblick konnte ich sie noch retten. Meine Frau und ich schickten Eliana auf ein Internat nach Ungarn. Doch sie verunglückte auf der Reise, kurz nachdem Vladi entführt wurde. Es war ein schwerer Verlust." Der König beendete seine Rede und ich schaute zu Vladi. Sie sah wütend aus, sehr sogar, denn sie zitterte schon. Ich strich ihr über den Arm und schaute sie aufmunternd an. Bei meiner Berührung zuckte sie kurz zusammen, aber es half, sie beruhigte sich. "Mein Beileid.", sagte Darius. Zwar hatte Vladi sich nun etwas beruhigt, doch nun wurde ich sauer. Ich wurde richtig wütend. Wieso log er uns so an? Zwar erinnerte ich mich nicht an mein Vampirleben mit der Königsfamilie, aber ich war mir sicher, dass ich Vladi nie, wirklich niemals irgendetwas antun könnte. Von meiner Wut gepackt sprang ich von Darius' Schoss und schaute den König wütend an. Seine Augen weiteten sich und sein Mund öffnete sich, doch ich ignorierte es. "Jetzt hör mir mal verdammt gut zu. König hin oder her. Das, was du erzählst, ist eine Lüge, alles erfunden!", schrie ich ihn an. "Wieso tust du die Geschichte verdrehen? DU warst es, der Vladi immer präsentierte, gegen ihren Willen! Du hast sie zu allem gezwungen. Und mi... Eliana. Eliana habt ihr verkauft, woraufhin sie getötet wurde. Das ist die richtige Geschichte." Ich war immernoch total energisch und wütend und bemerkte leider erst jetzt, dass mein Schal bei meinem hecktischen Aufsprung runtergefallen war. Schnell fasste ich mir an den bloßen Hals und wusste, dass mein Vater das Mal schon gesehen hatte. "Eliana?", fragte er leise und stand dann auf. Dann sah er zu Vladi. "Vladislawa?" Auch Vladi und Darius standen nun auf. "Wie? Das ist unmöglich? Ich habe dich töten lassen! Und dich habe ich überall gesucht?" Was? Er hatte mich wirklich töten lassen? "Wachen!", schrie der König und jetzt wurde ich nervös. In nicht mal einer Sekunde waren wir umzingelt von zig Wachen und hatten somit keine Chance zu flüchten. Wir waren erledigt.
"Wie ist das möglich? Mein Kind, wo warst du nur all die Zeit?", fragte er und trat Vladi näher. "Du hast mich töten lassen?", fragte ich schwach. Lord Domino drehte sich zu mir und sah mich verächtlich an. "Ja das habe ich. Immerhin warst du für uns ohne Nutzen." Seine eiskalten Augen durchbohrten mich und ich zuckte zusammen. Ich war wirklich sauer und todtraurig zugleich. "Ohne Nutzen, hm?", fing ich an und stellte mich nun direkt vor ihn hin. Er war zwar einen Kopf größer als ich, aber dadurch ließ ich mich nicht einschüchtern. "Schatz, lass gut sein.", versuchte Darius mich zur Vernunft zu bringen, aber ich hob meinen Finger, als Zeichen, er solle mich ausreden lassen. "Ich habe meine Schwester überalles geliebt und tue es jetzt immernoch. Und ich kann mit Stolz sagen, dass auch sie mich liebt, ansonsten wäre sie doch nie abgehauen. Allerdings würde ich es an ihrer Stelle auch machen. Welche Eltern nutzen ihr Kind denn nur aus und lassen das andere umbringen, weil es nicht gebräuchlich
war?", schrie ich. "Jolice, es ist okay, lass uns gehen.", versuchte es jetzt auch Vladi, jedoch ohne Erfolg. Die Wachen fühlten sich alamiert und stellten sich jetzt um ihren König herum. "Sei Still, Weib!", befahl mir mein Vater und schaute mich zornig an. Ich holte aus und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige. Es war still im Raum. Außer dem Klatschen meiner Ohrfeige hörte man nichts. Niemand bewegte sich oder zeigte eine Regung. "Ich bin kein Weib
. Ich bin eine junge Frau, die weiß, was sie will und kann. Ich bin ein Vampir, der zwei Fähigkeiten besitzt. Und besonders bin ich jemand, der in der Lage wäre, dich jetzt sofort umzubringen, dir alles heimzuzahlen. Also befehle mir ja nicht, was ich zu tun habe und was nicht.", flüsterte ich und spuckte ihm zum Schluss noch ins Gesicht. Das war für die Wachen zu viel und sie greiften mich an. Im letzten Moment sprang Darius vor mich und wehrte den Angriff ab. "Lauft!", schrie er, doch ich konnte mich nicht bewegen, keinen einzigen Zentimeter. Vladi kam zu mir und versuchte mich am Arm mitzuzerren. "Jolice, komm verdammt nochmal!", schrie sie mich an und wehrte die Angriffe der übrigen Wachen so gut sie konnte ab. Ich war wie vereist. Konnte nur in die Augen meines Vaters schauen, die mich voller Wut und Verachtung anschauten. Der Schrei von Darius ließ mich von seinem Bann los und ich drehte mich ruckartig zu ihm. "Darius!" Ich sah, wie die Wachen gerade versuchten ihn umzubringen, als die Welt anfing zu verschwimmen. Viele Sterne hüpften vor meinem Auge herum und Vladi hielt mich fest. Doch was dann geschah, war unglaublich. Die Welt stand still. Wieder bewegte sich keiner, es war wie ein Standbild. Genau das Gleiche war mir vor einiger Zeit bei Felix passiert. Meine zweite Gabe. "Was hast du gemacht?", hauchte Vladi und ich drehte mich zu ihr. "Wieso kannst du dich noch bewegen?", fragte ich irritiert. "Du hast die Zeit angehalten! Wahnsinn. Es könnte daran liegen, dass ich mich an dir festgehalten habe." Stimmt, das klang logisch. Ich nickte und rannte dann zu Darius. Ein Wächter hatte gerade ausgeholt und wollte ihn pfählen. Ein eisiger Schauer lief meinen Rücken hinunter und hinterließ eine Gänsehaut. Ich durfte jetzt ja nichts falsch machen. Da ich nicht wusste, wie lange Zeit ich noch hatte, handelte ich schnell. "Vladi komm her.", befahl ich und sie setzte sich in Bewegung. Bei mir angekommen, sagte ich ihr, sie solle Darius festhalten. Ich zog dem Wächter den Pflock aus der Hand und schaute ihn mir an. Eisen. Brachte Eisen einen Vampiren um? Ich beschloss den Pflock mitzunehmen, man konnte ja nie wissen. "Leg Darius da hinten hin und suche bei jedem Wächter nach Pflöcken und Waffen. Wenn du was findest, dann nimm sie ihnen weg." "Jolice, jeder Wächter hat mindestens eine Waffe, das ist unmöglich.", konterte sie und fing an Darius nach hinten zu schleifen. Daran hatte ich nicht gedacht. "Dann nimm dir ein paar Waffen und lass und dann verschwinden." Sie nickte und machte sich daran einige Pflöcke und andere Waffen für sich und mich zu holen. "Also, lass uns gehen.", sagte sie dann und ging voraus. "Was ist mit Darius? Ich werde ihn nicht hier lassen.", sagte ich entschieden. Vladi überlegte einen kurzen Augenblick und schaute mich dann an. "Ich weiß es nicht." Aber ich wusste es. Ich ging zu Darius und kniete mich neben ihn. Dann legte ich meine Hand auf seine Stirn und konzentrierte mich auf ihn. Er öffnete seine Augen und schaute mich an. Vladi war sofort bei uns und bevor er etwas sagen konnte, fing ich an. "Darius, Schatz. Hör mir jetzt bitte ganz genau zu. Wenn die Zeit weiter geht, wirst du flüchten, hörst du? Du wirst mit Vladi verschwinden, wirst so weit weg wie möglich gehen, raus aus Russland. Ich komme hinterher, versprochen. Aber bitte bitte, bleib ja nicht stehen. Ich versprech dir, dass wir uns wieder sehen.", flüsterte ich und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, ob ich ihn wieder sehen würde. Immerhin würde ich mich gleich für die Beiden opfern, das wussten sie jedoch nicht. "Wie meinst du das? Was hast du vor?", fragte er auch zugleich und stand sofort auf. Ich tat es ihm gleich und legte meine Hände an seine Wange. "Psst, beruhig dich.", sagte ich und schaute ihm tief in die Augen. "Du wirst das machen, was ich dir gesagt habe.", befahl ich in einer monoten Stimme und seine Augen weiteten sich kurz, wie zuvor bei Ben. Ob ich die Manipulation jetzt auch schon drauf hatte? Ich hoffte es sehr. Er blinzelte ein paar Mal und schaute mich dann wieder direkt an. Ich küsste ihn. Es war ein Abschiedskuss, dass spürte er sicherlich, aber es war mir egal. Zum letzten Mal genoss ich seine Lippen auf meinen, seine Zunge, die mit meiner spielte, sein angenehmer und warmer Atem vermischt mit meinem. Es würde mir schwer fallen, verdammt schwer. Widerwillig löste ich mich von ihm und lächelte ihn an. "Ich liebe dich.", hauchte ich und nahm meine Hände von seiner Wange. Die Welt begann wieder wie wild zu wackeln und zu verschwimmen. Schneller als am Anfang war die Zeit wieder normal. Die Wachen waren noch etwas verwirrt, ebenso der König. Darius schaute mich schmerzerfüllt an. "Ich liebe dich.", sagte er und verschwand dann mti Vladi. Niemals, wirklich nie würde ich diesen Mann vergessen. Meine große Liebe.
"Was war das?", fragte Domino und ich drehte mich gefühlslos zu ihm um. "Bin ich immernoch so wertlos wie du dachtest?", fragte ich leise. "Du? Du warst das? Du hast vorher gesagt, du hast zwei Gaben. Heißt das, dass du..." "Ja", unterbrach ich ihn, "ich bin ein Nightrunner. Ich war es schon immer und werde es auch für immer bleiben." Er war jetzt sichtlich geschockt. Seine Wachen kamen zu mir und packten mich am Arm. Ich ließ es zu. Sie hatten Darius und Vladi vergessen und es war gut so. Ich war die perfekte Ablenkung. Der König kam zu mir und schaute mir in die Augen. "Jolice, ich... es tut mir so unendlich Leid. Wie kann ich das wieder gut machen?", fragte er angespannt und ich lachte verachtend. Ich befreite mich aus dem eisernen Griff der Wachen und schaute ihm tief in die Augen. "Bevor ich sage, wie du es wieder gut machen kannst, beantworte mir eine Frage.", forderte ich und schob eine Hand in die Tasche meines Pullovers. "Jede, jede Frage, mein Kind.", zitterte er. Er zitterte? Gut. "Wie bin ich damals gestorben?", hauchte ich. Er schluckte und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Ich umklammerte den Pflock und kam ihm noch näher. "Nun, ich habe dich irgendwohin gebracht, als kleines Kind warst du eben sehr naiv, und dort habe ich dich dann gepfählt. Aber es war ein Fehler und es tut mir wirklich Leid! Verzeih mir bitte.", flüsterte er. Gepfählt. Gepfählt vom eigenen Vater. Ich lachte auf. "Es gibt keine Gnade für jemanden, der sein Kind verkauft und dann tötet.", sagte ich und zückte meinen Pflock hervor. Die Wachen reagierten jedoch zu langsam und zu spät, weshalb ich ihn perfekt in das Herz meines Vaters schieben konnte. Er stöhnte gequält auf und fiel zu Boden. Die Wachen waren zu geschockt, um jetzt noch etwas machen. "Ich würde sagen, wir sind quitt.", sagte ich eiskalt und sah, wie sein Körper sich zu Asche verwandelte. Dann nahm ich den Pflock und steckte ihn wieder ein. "Du, du... hast den, äh... König getötet.", stotterte einer der Wachen. "Und jetzt? Was willst du jetzt machen? Er hat mich getötet, ich habe ihn getötet. Jetzt ist alles wieder so, wie es sein muss." "Aber, wir haben doch jetzt keinen König mehr!" "Vladislawa ist Tronfolgerin. Sie wird in wenigen Tagen hier sein. Bis dahin regelt ihr das.", beschloss ich. Sie sahen sich unsicher an, schwiegen aber. "Und was sollen wir dem Volk erzählen?" "Die Wahrheit. Wer eine Lüge erfindet, wird von mir getötet. Habt ihr das verstanden? Jeder soll wissen, was der König mit seinen Kindern gemacht hat und, dass sie sich gerächt haben." Mit diesem Satz drehte ich mich um und ließ die immernoch vor Schock vereisten Wachen stehen. Ich ging so schnell wie möglich aus dem Schloss und bemerkte, dass es schon dunkel war. Es war wirklich unglaublich und es hatte mir gefallen. Sein Leid und seinen Schmerz in den Augen zu sehen, war wie ein Adrenalinkick für mich. Ich hatte meinen eigenen Vater umgebracht, meine geliebte Schwester wieder einmal verloren und das Schlimmste, ich hatte Darius verloren. Wie sollte ich jetzt noch zu ihnen gehen können? Sie würden es nicht verstehen, oder? Zwar hatte Vladi immer gesagt, sie hasse Domino und das hat man auch gesehen, aber sie würde ihm niemals den Tod wünschen, das wusste ich einfach. Und Darius. Wer wollte schon mit einer Mörderin leben? Klar, er hatte auch Leute umgebracht, aber er musste es. Es war also Felix' Schuld und nicht seine. Spätestens Morgen würde mich jeder kennen. Jeder würde das Mädchen kennen, das Rache verübt hatte. Das Schlimmste war jedoch, dass es mich nicht störte. Im Gegenteil, der Gedanke, von jedem gefürchtet zu werden, gefiel mir. Sehr sogar.
Kapitel 12
Gedankenverloren schlenderte ich durch die dunkle Stadt. Moskau in der Nacht war sogar noch schöner als tagsüber. Ich lief ohne ein Ziel zu haben. Mein Blick war leer und ich fühlte mich gefühlskalt. Und genau in diesem Moment fielen mir Dimitris Worte wieder ein. Wir sind das, was wir sind.
Jetzt verstand ich seine Worte. Egal was ich machen würde, ich war ein grausamer Killer, der andere umbrachte um selber zu überleben. Auch Darius und Felix hatten es mir schon oft gesagt. Sie hatten es nun endlich geschafft, ich aktzeptierte, was ich war. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich Stimmen hörte. Schnell lief ich ihnen entgegen und kam nach einigen Sekunden bei vier Frauen an. Sie saßen auf einer Bank und unterhielten sich auf Russisch. Da sie mich noch nicht bemerkt hatte, blieb ich in einiger Entfernung stehen und lauschte. Auch wenn ich Russisch noch nie so richtig konnte, verstand ich nun jedes einzelne Wort. "Ja genau! Und dann soll sie ihren eigenen Vater umgebracht haben.", sagte eine Blonde, die aussah wie Barbie höchtpersönlich, und die anderen nickten eifrig. Sie sprachen über mich. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Tat so schnell die Runde machen würde. "Wisst ihr, was ich noch gehört habe?", unterbrach eine kleine mollige Frau und die anderen starrten sie erwartungsvoll an. "Dieser Darius, ihr wisst schon, ihr Geliebter
, soll sie nie geliebt haben." "Das stimmt auch. Er hat sich nämlich prächtig mit mir amüsiert.", kicherte Barbie. "Mit mir auch." Ihre Gedanken verrieten zwar, dass sie logen, doch ich konnte so etwas nicht einfach so auf mir sitzen lassen. Immerhin sprachen sie hier über meinen Darius! Mit eleganten und langen Schritten ging ich in ihre Richtung und blieb dann vor ihnen stehen. Nein, unmöglich! Ob sie das alles gehört hat? Ich hoffe nicht!
, dachten sich Barbie und die anderen. "Guten Abend, Mädels.", begrüßte ich sie mit einer eisernen Stimme. Sie standen sofort auf und gingen ein paar Schritte zurück. "Sie sind Jolice, nicht wahr?", fragte eine hübsche Brünette und ich grinste schief. "Wie es aussieht, wisst ihr ja eine Menge über mich.", hauchte ich und kam ihnen in unglaublicher Schnelligkeit näher. "Wisst ihr dann auch, dass ich ein Vampir bin?" Die Frauen erschraken und ihre Augen weiteten sich. "Ein, ein... Vampir?", fragte die Kleinste von ihnen. Ich nickte und hörte, wie alle vier schwer schluckten. Das würde ein Spaß werden. Allerdings musste ich eine am Leben lassen, die Vladi dann eine Nachricht überbringen sollte. "Habt ihr Lust auf ein kleines Spielchen?", fragte ich leise und angespannt, woraufhin sie sich noch mehr erschraken. "Du da, her kommen!", befahl ich der der Kleinen. Sie horchte sofort und kam zu mir. "Wie ist dein Name?" "Dakota.", flüsterte sie und sah zu Boden. "Schau mich an, Dakota. Du wirst eine Aufgabe für mich erledigen. Geh und suche Vladislawa! Sage ihr, dass nun sie die Königin ist und zurück kommen muss. Ich gebe dir drei Tage, solltest du die Aufgabe nicht erledigen, wirst du mich erst richtig kennen lernen." Ich schaute ihr tief in die Augen und hoffte darauf, dass meine Fähigkeit nun soweit ausgebaut war, dass ich die Kontrollgabe besaß. Es hattte schon oft geklappt, wieso sollte es nun nicht klappen? Und auch wenn nicht, so hatte ich ihr Angst eingejagt. Es würde also klappen. "Aber wie soll ich sie denn finden?", fragte Dakota eingeschüchtert. "Sie ist raus aus Russland, ich schätze mal, dass sie mit Darius zurück nach Paris geflogen sind." "Soll ich Darius auch noch etwas ausrichten?" Darius. Ich seufzte und fühlte wieder diese Einsamkeit und Leere in mir. Schnell schüttelte ich den Kopf, um klare Gedanken zu bekommen und setzte wieder meine eiserne Maske auf. "Nein. Und jetzt geh.", zischte ich und sie rannte wirklich davon. Nun konnte ich mich voll und ganz meinem Frühstück widmen. "Und jetzt zu euch. Wer möchte zuerst?", fragte ich und lächelte böse. "Wie wärs mit dir, Barbie?" Bevor sie auch noch antworten konnte, rannte ich zu ihr und bohrte meine Zähne in ihren Hals. Ihr Blut schmeckte furchtbar. Es hatten schon viele von ihr getrunken, das schmeckte ich sofort heraus. Ich ließ von ihr locker und schaute ihr in die Augen, die vor Schreck geweitet waren. "Blutshure.", flüsterte ich und brach ihr das Genick. Achtlos ließ ich sie auf dem Boden und drehte mich zu den anderen Zwei um. "Wer von euch ist ebenfalls eine Blutshure?", fragte ich gereizt, doch niemand von ihnen antwortete mir. War ich so angsteinflössend? "Ihr braucht doch keine Angst vor mir zu haben.", kicherte ich und musste noch mehr lachen, als mir aufgefallen war, dass es nicht stimmte. Und ob sie Angst vor mir haben sollten. Ich ging zu der Brünette und sog ihren Duft tief ein. "Sehr schön. Dein Parfüm gefällt mir." Sie schluckte und zitterte heftig. Dann ging ich zu der anderen und roch ebenfalls an ihr. "Hm, nicht schlecht. Allerdings gefällt mir dein Blut mehr, es riecht viel süßer." Ohman! Ich wünschte, ich hätte die fünf Tafeln Schokolade heute mal weggelassen.
, beschwerte sie sich in Gedanken und ich grinste schief. Ich fuhr meine Fangzähne aus und biss sie. Ohja, ihr Blut schmeckte wirklich süß! Obwohl ich erst beim König getrunken hatte, konnte ich nicht genug bekommen. Schon nach zwei Minuten machte ihr Körper schlapp und ich stellte fest, dass ich sie vollkommen ausgesaugt hatte. "Dascha! Oh nein, bitte! Bitte sag doch was!", schrie die Brünette und rannte zu der Frau, die nun auch auf dem Boden lag. Ich leckte mir genüsslich über die Lippen und hob nun die Brünette an ihren Haaren hoch. "Renn. Lauf so schnell du nur kannst davon und drehe ja nicht um.", befahl ich ihr und sah, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Dann rannte sie davon. Eine musste ja dem Volk von mir erzählen. Ich holte ein Feuerzeug aus meiner Tasche und verbrannte die zwei Leichen. Ihre verbrannten Körper ließ ich dann einfach liegen und ging meines Weges weiter. Ich war furchtbar, erschreckend und furchteinflössend. Wenn Vladi wieder zurück kommen würde, so würde ich gehen. Immerhin wollte ich ihr Land nicht verwüsten. Doch wohin sollte ich dann gehen? Nach Frankreich konnte ich nicht, da Darius dort war. Ich hatte mich verändert. Sehr sogar. Er würde es einfach nicht verstehen und würde mich nicht mehr wollen, da war ich mir sicher. Also weshalb sollte ich ihm dann auf die Nerven gehen? Er war ein attraktiver und gebildeter Vampir. Die Frauen stritten sich doch nur um ihn, er würde also wieder jemanden finden. Doch was war mit mir? Würde ich jemals wieder glücklich werden? Nein. Ohne Darius konnte ich einfach nicht glücklich sein. "Argh!", schrie ich und trat gegen eine Mülltonne, die zwanzig Meter weiter, heftig gegen die Wand stieß und in viele Einzelteine zerfiel. "Was bist du heute denn so wütend?", lachte eine tiefe Männerstimme hinter mir. Ich kannte sie doch irgendwoher... Es machte plötzlich klick in meinem Kopf und ich musste böse grinsen. "Ich hätte dich hier nicht erwartet.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich war mir sicher, dass er elegant und sicher hinter mir stand und schief grinste."Dachtest du etwa, ich besuche dich im Traum nur zum Spaß? Wie ich höre- und gesehen habe- hast du dir meine Worte sehr zu Herzen genommen." Und ob ich das hatte. "Morgen wird dich jeder fürchten, weißt du das?" "Das war mein Ziel,", sagte ich und drehte mich um, "Dimitri."
Lachend kam er zu mir und nahm mich in den Arm. "Du hast dich wirklich verändert, ich bin beeindruckt.", sagte er und ließ mich dann los. Ich nickte leicht und schaute etwas beschämt zu Boden. Er legte seinen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf, sodass ich ihn anschauen musste. "Das gefällt mir.", flüsterte er und kam mir näher. Wenn ich jetzt nicht etwas unternehmen würde, würde er mich küssen und dazu war ich noch nicht bereit. "Bist du ein Nightrunner?", versuchte ich ihn abzulenken. Mit Erfolg, denn er ließ mein Kinn los, schaute mir jedoch tief in die Augen. "Nein,", hauchte er, "allerdings habe ich die besondere Gabe, Träume zu schicken und zu verändern, wie es mir gefällt." Interessant. Das würde ich mir sicher merken. "Was wirst du jetzt machen?", fragte er mich nacher einer schweigenden Minute. "Ich weiß es nicht.", antwortete ich wahrheitsgemäß und schluckte. "Komm mit mir mit. Mein Haus ist nicht weit entfernt von hier." Ich hatte nun die Wahl. Entweder ich würde mit einem äußert attraktiven Vampir in einem Haus schlafen oder ich würde alleine in der Nacht irgendwo in einem Eck bleiben. "Okay, aber nur wenn es dir wirklich nichts ausmacht.", entschied ich mich und er lächelte mich sanft an. Er rannte voraus und ich ihm hinterher, quer durch die Stadt und dann in einen Wald hinein. Nach wenigen Minuten kamen wir bei einem kleinen Häusschen an. Es war zwar nicht so groß, wie das Haus von Felix, allerdings war es nur für eine Person viel zu groß. Als wir in das Haus kamen, war alles dunkel. Er klatschte einmal in die Hände und das Licht ging an. Die Innenarchitektur war wirklich sehr schön und schien aus dem Mittelalter zu kommen. "Schön hast du es hier.", sagte ich, nachdem er mich kurz durch das Haus geführt hatte. "Danke. Du kannst hier schlafen." Er zeigte auf das Zimmer neben sich und ich ging, nachdem ich mich bedankt hatte, hinein. Das Zimmer war in einem edlen Goldton gestrichen und hatte auch die passenden Möbel dazu. Ich legte mich mitsamt meinen Klamotten auf das Bett und schlief auch sofort ein.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von einigen Stimmen geweckt, die sich zu streiten schienen. "Du weißt ganz genau, wie gefährlich das ist!", hörte ich eine aufgebrachte Männerstimme. Ich stand auf und schlich mich leise zur Tür, um noch etwas zu lauschen. "Nik, du weißt genauso wie ich, dass wir sie brauchen. Außerdem hat sie die Seite gewechselt, wie oft soll ich dir das noch sagen?" Dimitri sprach gelassener und etwas begeistert von mir, wie mir seine Gedanken verrieten. "Dima, du bist mein Bruder und ich vertraue dir voll und ganz. Aber ihr kann ich doch nicht einfach..." Plötzlich hörten beide auf zu reden und sich zu bewegen. Hatten sie mich bemerkt? "Jolice Süße, bist du wach?", fragte Dimitri und näherte sich der Tür. Ich sprang zurück ins Bett und tat so, als würde ich schlafen. Er öffnete die Tür und setzte sich auf mein Bett. Dann streichelte er meine Wange und seufzte. "Ich wecke sie jetzt und dann kannst du dich ja selbst von ihr überzeugen. He, Jolice. Aufwachen Schlafmütze." Zum Schluss gab er mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn und ich öffnete meine Augen. "Komm, es gibt Frühstück und ich möchte dir jemanden vorstellen.", sagte er und ging voraus in die Küche. Ich folgte ihm und als ich in der Küche ankam, setzte ich mich erstmal auf einen Stuhl. Neben mir stand ein wirklich hübscher blonder Vampir mit strahlend grünen Augen. Die Ähnlichkeit zu Dimitri war unübersehbar. "Ich bin Nik, Dimas Bruder.", stellte er sich vor und lächelte mich etwas krampfhaft an. Mit Dima meinte er wohl Dimitri. "Nett dich kennenzulernen, Nik. Dimitri hat nie etwas von einem Bruder erwähnt?", lächelte ich zurück und schielte dann kurz zu Dimitri rüber, der mich anlächelte. "Ach hat das mein Bratik nicht? Nun denn, dann kannst du mich ja jetzt kennenlernen." Er stellte mir das Essen, das Dimitri gemacht hatte auf den Tisch und ich fing auch sofort an zu essen. Irgendwie war mir Nik nicht ganz so symphatisch, weshalb ich ihn ein wenig belauschen wollte, was sich jedoch schwerer als erwartet heraus stellte. Er dachte nur auf russisch. Ich verstand nicht alles, aber ich konnte es mir zusammenreimen. Nik war mir gegenüber noch misstrauisch und wollte mich erstmal durchchecken. "Du bist also ein Nightrunner.", stellte er fest und ich verschluckte mich schier an meinem Salat. Woher wusste er das? Leugnen konnte ich es jedoch nicht, da er es nicht gefragt hatte und sich somit sicher war. "Ja, und du?" "Nein, aber auch ich habe eine besondere Fähigkeit." "Die wäre?", fragte ich nun neugierig und schaute ihn an. "Ich durchschaue Leute.", sagte er und schaute mir tief in die Augen, "Wenn eine Person etwas vorhat, werde ich es sofort sehen oder spüren. Denkt die Person nur einmal daran, werde ich es ebenfalls mitbekommen. Das heißt, ich muss mich nur auf eine Person konzentrieren und schon weiß ich, was sie mit mir oder uns vorhat." Ich wusste, dass er mich nur einschüchtern wollte und dachte, dass ich ihn oder seinen Bruder hintergehen wollte. Aber so war es nun mal nicht. Wirklich nicht. Was hätte ich denn davon?! So wie Dimitri gesagt hatte, ich hatte auf die andere Seite, die dunkle Seite, gewechselt. "Nicht schlecht, Nikilein.", sagte ich und aß genüsslich weiter. "Nenn mich verdammt nochmal nicht so!" "Nik, genug jetzt!", schrie Dimitri bedrohlich, stand auf und ging dann.
"Wo geht er hin?", fragte ich leicht verunsichert, als ich die Tür ins Schloss fallen hörte. Er wollte mich doch jetzt nicht ernsthaft mit diesem Psychopath, der mich am Liebsten auslöschen würde, alleine lassen?! Nik seufzte und schaute mir dann in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick und wurde nervös. Angst hatte ich nicht wirklich, zumindest nicht vor ihm. "Tut mir Leid.", flüsterte er dann nach einigen Minuten des Schweigens. Ich stand auf und stellte meinen leeren Teller in die Spülmaschine. Dann drehte ich mich zu ihm um und zog meine Augenbrauen hoch. "Was?" Er stand ebenfalls auf und kam mir näher. "Dima scheint dich wirklich zu mögen. Und ich als sein älterer Bruder wollte einfach etwas auf ihn aufpassen, er hatte schon lange nicht mehr so eine tolle Frau. Es tut mir Leid, dass ich dich gleich so schlecht eingeschätzt habe, das hätte ich nicht tun dürfen. Aber du scheinst echt nett und einzigartig zu sein. Und du tust meinem Bruder gut.", erklärte er und ich bekam Gewissensbisse. Schnell schüttelte ich meinen Kopf um einen klaren Verstand zu bekommen und lächelte ihn an. "Schon okay. Ich bin aber nicht mit ihm zusammen." Nik nickte leicht und erwiderte dann mein Lächeln. "Ich weiß doch. Zieh dich um und dann lass uns gehen." "Ähm, ich habe aber nichts zum Umziehen.", sagte ich und Nik schien kurz zu überlegen. Er rannte kurz weg und kam dann wieder mit einem kleinen Stapel Klamotten. "Keine Fragen, zieh dich einfach um und komm dann." Ich nickte, nahm die Sachen und ging in mein Zimmer zurück. Die Klamotten waren alle sehr knapp, weshalb ich mir schon denken konnte, woher Nik sie hatte. An Frauen und Geld fehlte es ihnen wohl nicht. Es gab nichts gescheites, was ich anziehen konnte, weswegen ich nun kreativ sein musste. Ich schnappte mir einen beigen kurzen Rock und ein dunkles taupefarbige Top ohne Träger und zog es dann an. Das Ganze kombinierte ich mit einem weißen Schleifengürtel, den ich noch irgendwo gefunden hatte. Dann zog ich noch die weißen High Heels an und ging kurz mit meinen Händen durch meine Haare durch. Ich war ein Vampir, das heißt, ich sah einfach immer toll aus, selbst wenn ich sowas anhatte, wie gerade eben. Und so schlimm war es eigentlich auch nicht. Ich ging zu Nik und blieb dann vor ihm stehen. "Und?", fragte ich und drehte mich kurz um meine eigene Achse. "Wow. Hätte nicht gedacht, dass du noch was Normales findest. Waren auch die einzigsten Klamotten, die nicht kaputt waren.", lachte er böse, woraufhin ich nur meine Augen verdrehte. "Wohin gehen wir eigentlich?", fragte ich, als wir auf dem Weg zu einem schwarzen Porsche waren. Er antwortete mir allerdings erst, als wir eingestiegen und losgefahren waren. "Zu Dima. Und einigen anderen Vampiren." Das Letzte hatte er zwar nur genuschelt, aber ich hatte es trotzdem sehr gut verstanden. "Andere Vampire?!", schrie ich hysterisch. Wer weiß, welche anderen Vampire
er meinte. "Bleib locker, sie sind echt cool drauf.", versuchte er mich zu beruhigen, ohne Erfolg. "Locker bleiben? Es juckt mich sowas von gar nicht, dass sie cool drauf sind. Du drehst auf der Stelle um und fährst mich nach Hause!" "Sonst was?", fragte er provozierend. "Sonst wird Dimitri dir den Hals umdrehen.", sagte ich locker. Er verstand natürlich erst, als ich daran dachte, was ich vorhatte. Aber er reagierte zu langsam. Wir waren gerade auf einer Autobahn und ich öffnete schnell die Tür, um dann rauszuspringen. Der Sturz war härter als erwartet und ich landete unsanft auf meinem Rücken. Hustend stand ich auf und rannte von der Straße. Wir waren gerade an einer Ausfahrt, die ich dann nahm und bei der nächsten Tankstelle anhielt. Plötzlich vibrierte etwas in meiner linken Rocktasche. Ich wusste gar nicht, dass ich eine Rocktasche hatte, geschweige denn ein Handy, welches vibrierte. Schnell holte ich es heraus und hob ab. "Ja?", fragte ich und ging in den Laden der Tankstelle. "Verdammt nochmal, mach sowas nie wieder! Hörst du, nie wieder!", wurde ich auch gleich angeschrien. Woher hatte er gewusst, dass ich ein Handy dabei hatte? Und woher hatte er die Nummer? "Bleib locker.", äffte ich ihn nach und legte dann einfach auf. 'Das wird Ärger geben.', dachte ich mir und grinste böse.
"Alles okay bei Ihnen?", fragte mich der Mann hinter dem Tresen, woraufhin ich seufzend nickte. "Ja, es ist nur.. ach egal." Wieder klingelte mein Handy. Ich seufzte abermals und nahm ab. "Was??", zischte ich und wurde langsam echt wütend. "Gibt es einen Grund, warum du mich so freundlich begrüßt?", fragte mich Dimitri lachend. Verdammt, Nik hatte gepetzt! "Äh, Dimitri... hi." Darling, wo bist du?" Wenn mir Nik je unter die Augen treten würde, würde er sich wünschen nie geboren zu sein! "Ich bin bei so einer Tankstelle, äh, Express oder so. Warte kurz.", gab ich zu und lehnte mich über den Tresen zu dem Kerl. "Einen Espresso bitte.", bestellte ich und wendete mich dann von ihm ab. Es war mir egal, ob er mir einen machen wollte oder konnte, ich wollte eine Espresso, also würde ich auch einen bekommen! "Ich bin in fünf Minuten da.", damit lag Dimitri dann auf. Der Typ kam mit einer Tasse heißem Espresso wieder, welchen ich genüsslich trinken wollte, aber daran wurde ich gehindert, da ein gewisser Jemand nun eintrat. "Ich musste es tun.", versuchte er sich rauszureden und setzte sich dann neben mich. "Nik, du bist echt der größte Vollidiot, den ich kenne. Sogar Felix ist nicht so dämlich." Den letzten Satz hatte ich eher zu mir gesagt. "Na danke, ich... Momentmal, Felix? Du kennst Felix?!" Jetzt schien er echt überrascht zu sein. "Besser als mir lieb ist.", murmelte ich und nippte an meiner Tasse. "Woher? Weißt du, wo sein aktueller Wohnsitz ist? Weißt du, wo er sich momentan befindet? Welche Nightrunner gehören zu ihm? Wir müssen sie alle vernichten, alle die zu ihm gehören! Also, was weißt du?", bombadierte er mich mit seinen Fragen. Alle vernichten? Ich versuchte locker zu bleiben und stellte die Tasse ab. "Was ist mit Felix?", fragte ich zurück. "Angeblich soll Felix einen Menschen zu einem von unseren gemacht haben und jetzt ist er ein Nightrunner. Aber nicht nur irgendein Nightrunnner, dieser Vampir hat die Macht uns alle, samt der Menschheit auszulöschen. Er ist wie eine tickende Zeitbombe. Angeblich soll er ihn erst vor ungefähr zwei Monaten in einem Wald verwandelt haben." Zwei Monate? Wald? Meinte er vielleicht mich? "Du sprichst ganze Zeit in der männlichen Form. Ist es ein Junge?", fragte ich vorsichtig. "Ehm, ich weiß es nicht, aber davon gehen wir aus, da eine Frau nicht in Stande dazu wäre." "Bitte was?! Und wieso denkt ihr das?" Der hatte sie doch nicht mehr alle! Wenn ich wirklich diese tickende Zeitbombe wäre, würde ich ihn zuerst zerstören! "Du willst mich zerstören?", fragte Nik nun etwas ängstlicher. "Ja.", sagt ich hart, konnte mir ein Lachen jedoch nicht verkneifen. "Was wollt ihr dann mit diesem Nightrunner anstellen?", wollte ich von ihm wissen und schaute ihm ins Gesicht. "Ich weiß nicht, was Dima mit ihm vorhat, aber er hat gesagt, dass wir diesen Vampir unbedingt finden müssen." Und jetzt verstehe ich auch, wieso er sie wollte. Sie weiß, wo sich Felix befindet und könnte sogar wissen, wer dieser Vampir ist , dachte er sich. Ich war also schon wieder nur Mittel zum Zweck? Das durfte doch nicht wahr sein! Ich holte kräftig aus und verpasste Nik eine Ohrfeige, die saß. Genau in dem Moment kam Dimitri herein und musste sich ein Grinsen verkneifen. Oh nein, dich hatte ich nicht vergessen. Ich stolzierte zu ihm herüber, legte meine Arme um seinen Nacken und berührte seine Nasenspitze mit meiner. Zuerst schien er überrascht zu sein, doch dann lächelte er siegessicher. Mit voller Wucht schlug ich mein Knie ich seine Weichteile und ließ ihn zu Boden sinken. "Ihr Mistkerle! Benutzt mich noch einmal, und es endet alles ganz anders.", knurrte ich, drehte mich mit erhobenem Kopf um und ging Richtung Auto. Zu meinem Glück war das Auto schon offen, weshalb ich mich auf den Beifahrersitz setzte. Der Schlüssel steckte jedoch nicht drin. Zu schade auch. Also verschrenkte ich meine Arme und wartete auf die Beiden, die wenig später dann auch kamen.
Kapitel 13
Wir waren auf dem Weg zu diesem Vampirtreffen und ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. "Hast du Angst?", fragte mich Nik, doch ich antwortete nicht. Er und Dimitri versuchten schon die ganze Zeit ein Gespräch mit mir anzufangen, doch ich blockte ab und ignorierte die Beiden einfach. Das hatten sie aber auch sowas von verdient. "Hast du Hunger, Liebling?", versuchte es nun auch Dimitri und berührte mich sanft am Arm. Ich schüttelte seine Hand von mir und starrte aus dem Fenster. Erst jetzt war mir aufgefallen, wo wir uns überhaupt befanden. Wir waren auf dem Weg zum Schloss. Dimitri fuhr den Berg hinauf und parkte in der Einfahrt am Rande. Dann stiegen wir aus und gingen zum Eingang. "Bevor wir reingehen, solltest du vielleicht wissen, dass..", fing Nik an, doch ich unterbrach ihn, indem ich einfach klingelte und das große Tor des Schlosses sich öffnete. Ohne auf die anderen zu warten stolzierte ich mit erhobenem Kopf hinein und blieb dann sofort stehen. Vor mir standen fünf Männer in meinem Alter, alle in einem sehr teuer aussehendem Anzug... und was für Männer! Jeder hatte ein ausergewöhnliches und wunderschönes Gesicht, als hätte es Gott persönlich geschnitzt. Und dann dieser Körper. Überall wohin ich schaute, waren Muskel, nicht zu viel und nicht zu wenig. Sie waren einfach perfekt.
"Jolice, das ist der Vampirkreis.", stellte Dimitri die Jungs mir vor. "Wieso gibt es keine Frauen?" Darauf lachten die Jungen nur und mir war sofort klar, mit welcher Sorte ich es zu tun hatte. Die Obermachochecker. "Weißt du, Süße. Nichts gegen dich oder euch Frauen, aber das ist eine ernste Angelegenheit und kein Kinderspielchen.", grinste der Erste. Dafür bekam er erstmal eine saftige Ohrfeige von mir, was die anderen zum Staunen und auch zum Lachen brachte. "Weißt du, Süßer. Wenn das eine ernste Angelegenheit wäre, würden das Leute übernehmen, die der Sache gewachsen wären. Und das sind die Leute, die zumindest wissen, wie man mit einer Frau umzugehen hat.", sagte ich seelenruhig und lächelte dann charmant in die Runde. "Ich bin übrigens Jolice." "Die hat was.", grinste der Mann, dem ich eine mitgegeben hatte, und die anderen stimmten ihm zu. "Lasst uns zum Wesentlichen kommen.", unterbrach Dimitri unsere Konversation und machte ein Zeichen ihm ins Wohnzimmer zu folgen, wo sich dann alle auf das Sofa setzten, außer mir und Dimitri. Es war noch ein Sessel frei und ein Platz auf dem Sofa. Ich setzte mich natürlich auf den Sessel und Dimitri musste sich wohl oder übel zu den anderen auf das Sofa quetschen. "Also, was ist das hier nun? Ich meine, wozu diese Vampirversammlung?", wollte ich gespannt wissen. Die Jungen sahen sich etwas unwohl an und einer von ihnen sprach dann. "Jolice, meine Hübsche.." "Woah, stop. Könntet ihr die Kosennamen bitte lassen? Und wenn ich wüsste mit wem ich mich hier unterhalte, würde ich mich um einiges besser fühlen.", unterbrach ich ihn. "Okay, nun denn. Ich bin Chuck. Und wir haben uns hier versammelt, weil Dimitri uns gerufen hat." "Okay und warum?" Ich wusste es zwar schon, aber ich wollte es nochmal hören. Ich wollte nochmal hören, dass ich Mittel zum Zweck war. "Brian", stellte sich der Mann, den ich geschlagen hatte vor, "Weil er dich mitgebracht hat." Ich schaute ihn verständnislos an und alle schwiegen. "Ich bin Leon. Nimm das jetzt nicht falsch auf, aber du hast wahrscheinlich Informationen, die für unsere Pläne viel von Bedeutung haben." Nightrunner. Sie suchten den besonderen Nightrunner. Sie suchten mich. Und sie wollten, dass ich mich ihnen auslieferte.
Ich schaute zu Dimitrit, der mich verunsichert anschaute und etwas verkrampft wirkte. Sie wird mich jetzt hassen und wieder denken, sie sei Mittel zum Zweck. Ich hoffe so sehr, dass sie das nicht falsch aufnimmt und verschwindet. Ich seufzte, schloss kurz meine Augen und fragte dann, was sie wissen wollten. "Nun, bist du ein Nightrunner?" Ich öffnete meine Augen und bejahte die Frage ohne zu zögern. "Okay, und wie lange schon?", wollte Brian wissen. Jetzt antwortete ich etwas bedachter, da ich genau wusste worauf er hinaus wollte. "Seit einer Weile." "Wer ist dein Verwandler?" "Ich weiß seinen Namen nicht, aber er ist einer der ältesten Vampire der Geschichte.", log ich, worauf hin einer der Fünf seine Augenbraue hob, wodurch ich mich jedoch nicht verunsichern ließ. "Hast du von diesem einen Nightrunner gehört? Achja, ich heiße Justin." "Welchen?" "Es gibt einen Nightrunner, der erst vor Kurzem von dem Anführer der Autumns verwandelt wurde. Dieser Nightrunner ist etwas ganz besonderes." Ich mochte diesen Justin nicht. Erst schaute er mich bei meiner Lüge komisch an und jetzt stellte er mir auch noch so direkte Fragen. Sie verheimlicht uns was, das kann ich genau spüren. Owh, er war ein Gefühlsvampir, sprich er gehörte zu denen, die die Gefühle der anderen spüren. Ich musste mich nun noch mehr konzentrieren und zusammenreißen. "Ja, davon habe ich schon gehört.", war meine einzige Antwort. "Wo ist er?", fragte Chuck. "Wer?" Der Vampirkreis schaute sich eindringlich an und überlegte nun gut, denn sie wussten, ich würde ihnen nur eine Antwort geben. Entweder ich würde ihnen sagen wo Felix war, sollte ich es wissen, oder wo der Nightrunner ist, wenn ich auch dies wissen sollte. Sprich Fifty- Fifty Chance. "Der Nightrunner.", sagte Brian ohne auf die Anderen zu achten. Er war schön blöd. "Tut mir Leid, ich weiß nicht mal wer es ist, also kann ich euch auch nicht sagen, ob ich diese Person kenne oder ob ich weiß, wo sie ist.", antwortete ich monoton und achtete sehr auf meine Gefühle. Alle schwiegen. Es herrschte eine sehr unangenehme und bedückte Stille, was mich jedoch nicht interessierte, es war nicht mein Fehler gewesen. Brian ist so ein Idiot! Das war momentan der Gedanke von allen hier im Raum, außer mir natürlich. Plötzlich klingelte ein Handy und unterbrach unsere Stille. Doch selbst dann rührte sich niemand. "Jetzt geht doch an dieses scheiß Handy!", fluchte ich und verdrehte die Augen. Dimitri holte sein Handy heraus und hob ab. "Was?", fragte er leicht genervt. "Komm zum Punkt, ich bin in einer Sitzung." Ich konnte nicht verstehen, was oder mit wem er sprach, aber seinem Gesicht zu urteilen, waren es interessante Neuigkeiten. Ohne noch etwas zu sagen, legte er auf und stand sofort auf. "Die Sitzung ist beendet." Alle schauten ihn verwundert an. Ich wollte gerade seine Gedanken lesen, doch er fuhr schon fort. "Es herrscht Krieg, meine Freunde." Alle waren sichtlich geschockt, doch Dimtitri fing an zu grinsen und lief zu auf mich zu. Ich weiß ganz genau, dass du es bist, mein Schatz. Wer zum Teufel war an dem Handy?! Ich tat so, als ob ich nichts gehört hatte und schaute ihn verwundert an. "Mein geliebter Vampirkreis.", lächelte er. Ich wusste, dass er es ihnen sagen würde, und das durfte ich auf keinen Fall zu lassen. Für das, was ich nun tat, würde ich mich am liebsten selber schlagen und es bereuen, aber es gab momentan keine anderen Möglichkeit. So schnell ich konnte rannte ich auf ihn zu und küsste ihn. Es war nicht nur irgendein Kuss, es war ein sehr verlangender und leidenschaftlicher Kuss, den er natürlich erwiderte. Wie lange hatte er darauf gewartet? Dimitri wusste ganz genau, dass ich das machen würde, und er genoss jede Sekunde davon. Ich musste schon sagen, küssen konnte er richtig gut. An Darius würde er natürlich nicht rankommen, doch wenn ich jetzt sagen würde, ich würde nichts spüren, wäre das gelogen. Es kribbelte in meinem Bauch und dafür hasste ich mich jetzt schon. Er unterbrach den Kuss und schaute mich an. In seinen Augen loderte eine heiße Leidenschaft, die mich antörnte. Aber sowas von. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht zu stönen oder ein sonstiges Geräusch zu machen. "Geht auf das Kreuzfeld und zerstört alles, was gegen uns ist."
Mit diesem Satz hob er mich hoch und rannte mit mir die Treppen hoch in irgendein Zimmer. Er schloss nicht mal die Tür ab, denn die anderen waren daraufhin sofort gegangen. Dimitri drückte mich gegen die Wand und küsste mich wieder. Er hielt mich immer noch oben, sodass ich geschickt meine Beine um seine Taille schlingen konnte. "Jolice.", hauchte er und es erinnerte mich an Darius. Nein, ich musste ihn vergessen! Ich unterbrach ihn indem ich ihn wieder leidenschaftlich küsste. Er trug mich zum Bett und zog mir bei jedem Schritt etwas aus. Am Bett angekommen trug ich nur noch meine Unterwäsche, er hingegen hatte noch alles an. Er legte mich aufs Bett und küsste dann meinen Hals hinunter über mein Dekoltée bis zum Bauchnabel. Und dann wieder hoch. An jeder Stelle, wo er mich berührte, brannte es angenehm. Ich wusste, dass ich so weiter machen musste, bis er einen Anruf des Vampirkreises bekam, was hoffentlich bald sein würde. "Dimitrit, deine Berührungen machen mich wahnsinnig." Was?! Hatte ich das gerade laut gesagt? Dimitri wollte mich gerade wieder küssen, doch als ich diesen Satz gesagt hatte, hielt er inne und schaute mich mit solch einer Liebe und Leidenschaft an, die mich zum Staunen brachte. Ich wusste, er liebte mich, aber er liebte nunmal auch das, was ich war. "Du, krasawitza, machst mich wahnsinnig.", sagte er dann und lächelte leicht. Ich zog ihn wieder zu meinem Mund runter und wie von selbst legten sich seine Lippen auf meine und das Spiel ging von vorne los. Mit meinen Händen fuhr ich unter sein Hemd und betastete seine muskulöse und unglaubliche Brust. Ein Vampir zu sein hatte eine Menge Vorteile. Ich zeriss sein Shirt und schob ihn ein Stück hinunter von mir um ihn zu begutachten. Also Darius war da schon um einiges heißer, aber er war auch recht heiß. "Gefällt dir, was du siehst?", hauchte er und ich verdrehte meine Augen. Auf einmal klingelte sein Handy. Gott segne es! Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich ihn hier aufgehalten hatte, doch als ich aufstand und aus dem Fenster sah, war es immernoch oder schon wieder dunkel. "Was?", knirschte Dimitri ins Handy und ich stellte mich vor ihn. Er legte auf und strich mit seiner Hand meine Wange. "Tut mir Leid, du weißt nicht, wie sehr ich hier weitermachen würde. Aber die Zeit ist gekommen, mein Liebling. Wir, oder eher gesagt du, wirst gebraucht." Ich drehte mich um und suchte meine Klamotten, die allerdings zerissen im ganzen Raum verteilt waren. "Hier.", sagte er knapp und schmiss mir ein paar Sachen zu. Ein Frauenhemd und eine dunkle Röhrenjeans, was mir natürlich beides passte und auch stand. Ich rannte hinunter in den Flur und zog mir währrendessen meine Schuhe an. Dimitri folgte mir und wir gingen aus dem Haus. Er nahm meine Hand, drehte mich nochmal zu sich und küsste mich kurz auf die Lippen. Dann rannten wir los. Richtung Kreuzfeld. Ich wusste nur so viel, dass es einen Krieg gab oder geben wird. Ich wusste, dass viele Menschen und Vampire sterben würden. Ich wusste, dass ich Darius sehen wieder sehen würde und ich wusste, dass ich ihn betrogen hatte.
Am Kreuzfeld angekommen, musste ich erstmal einen Schrei unterdrücken. Es war ein pures Blutbad, überall lagen Menschenleichen und auch tote Vampire. Aber es schien, als ob wir zu spät gekommen waren, denn der Krieg war vorbei. Glaubte ich. "Was ist passiert?", wollte ich wissen und schaute Dimitri an. "Es hat begonnen.", flüsterte er und seine Augen fingen an zu funkeln. Bald gehört die Welt mir, mir ganz alleine! Sowohl die Menschen, als auch die Vampire werden mir unterworfen sein! Auf einmal kam ein Heer von Vampiren angerannt und formatierte sich perfekt vor uns zu tausenden von Reihen. Einer von ihnen, der in der vordersten Reihe stand, trat hervor und verbeugte sich kurz vor uns, woraufhin das Heer es ihm gleich tat. "Es ist alles vorbereitet, Meister. Jetzt fehlt nur noch sie.", erklärte der kleine Mann und ich verstand wieder einmal nicht. "Dimitri, was meint der Mann damit?" Da er immernoch meine Hand hielt, drückte er sie leicht, als Zeichen, ich solle den Mund doch bitte halten. Sehr freundlich. "Bringt sie her.", befahl Dimitri und plötzlich wurden zwei Vampire hergebracht. Und da stand er wenige Meter vor mir. "Jolice.", hauchte er und kam mir sofort näher. Das konnte doch nicht wahr sein? Nie und nimmer! Ich war so überrascht, dass ich kein Wort herausbrachte. Wie ich ihn vermisst hatte! Seine unglaublich schönen blauen Augen, seine wunderschönen Lippen, seine tollen Haare, einfach ihn selbst. "Du hast das ganze Land verwüstet. Du hast Vladi verraten, und du hast mich verlassen. Wieso?", fragte er und schaute mich todtraurig an. Vielleicht war ich der Grund dafür, dass das ganze Land verwüstet wurde, aber ich selbst hatte es nicht getan! Die letzen beiden Sachen stimmten zwar, aber ich hatte es alles nur aus einem Grund getan. Um die zu retten, die ich liebte. Mir war von Anfang an klar, dass Dimitri mir nicht um sonst im Traum erschienen war. Von Anfang an wusste ich schon, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Und nun wusste ich nicht nur, dass Dimitri vorhatte die ganze Weltherrschaft an sich zu reißen,koste es was es wolle, ich wusste nun auch meine Bestimmung. Ich musste ihn besiegen, egal wie, aber es war nun mal meine Aufgabe. Und dazu musste ich das alles machen. Meine Schwester verraten, meinen Freund verlassen und die ganzen Vampire samt den Menschen in Gefahr bringen, denn sonst hätte ich es nie geschafft, sie zu überzeugen, dass ich nie wieder zurück kommen würde. Sie haben denken müssen, dass ich ein hofffnungsloser Fall war, dass ich auf die dunkle Seite, an Dimitris Seite, gewechselt hatte. Ich musste es machen, damit Dimitri mir glaubte, und das tat er. "Alles hat einen Grund.", sagte ich eisig und sah, wie Dimitri eisig grinste. Es herrschte Krieg, zwischen den guten und den bösen Vampiren, und ich war eigentlich der Grund für all das. Denn nur durch mich, hatte Dimitri erkannt, wie schön es war, die Macht über andere zu haben. Er dachte, dass ich- der mächtigste Vampir- auf seiner Seite kämpfen und ihm gehören würde. Aber ich konnte es nicht mehr. Wenn ich Darius jetzt sah, brachte es mich schier um. Das bewies mir, wie sehr ich ihn doch liebte. Ich hatte nie daran gedacht, da ich Angst hatte, Nik würde es merken. Doch ich war mir nun sicher, dass er es nicht mehr konnte, da ich selbst eine Gedankenleserin war und gelernt hatte einen Barren vor meine Gedanken zu schieben. Denn wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre alles aufgefallen und Dimitri würde mich nicht mehr brauchen und wollen. Klar, er hatte auch Gefühle für mich und ich nutzte diese aus, aber es musste so sein. "Ich mach dir einen Deal, Darius.", sagte Dimitri und legte seinen Arm um meine Schulter, was Darius zum Knurren brachte. "Du gibst auf, jetzt. Und wir verschonen dich dann." "Niemals!", knurrte Darius und stellte sich nun direkt vor mich. "Jolice! Verdammt, was tust du hier? Weißt du noch, was du mir versprochen hast? Alles würde gut gehen, wir würden uns wieder sehen!" "Und ich habe mein Versprechen gehalten.", zischte ich zurück. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir tief in meine Augen. "Das bist nicht du.", flüsterte er und ich wendete mein Gesicht von ihm, da ich Angst hatte, dass meine gefühlslose Maske bröckeln würde. "Lass deine Finger von meinem Vampir.", schrie Dimitri Darius an und wollte ihm ins Gesicht schlagen, doch Darius wich geschickt aus. Wenn ich jetzt nicht einschreiten würde, dann würden sie sich nun prügeln. Wegen mir. Nein, um mich. Und diesen Kampf würden nicht beide lebendig überstehen. Doch bevor ich überhaupt etwas sagen oder machen konnte, standen Nik und Vladi hinter mir, sodass Darius und Dimitri augenblicklich stoppten. "Dima, es wird Zeit.", hauchte Nik. "Jede Minute sterben mehrere Tausend Menschen und es werden umso mehr Vampire. Es sterben Kinder, Mütter, Jolice. Die Männer werden entweder verwandelt oder ebenfalls vernichtet. Ist es das, was du wolltest? Gefällt dir das?", flüsterte Vladi und ich konnte ihre Tränen heraushören. "Lass uns nicht weiter Zeit mit ihnen verschwenden. Nik erledigst du das?", befahl Dimitri und wand sich an seinen Bruder, welcher böse grinste und dann nickte. Nik würde meine Schwester umbringen, die einzige Familie, die ich noch hatte. Und Darius. Darius, den ich so unbeschreiblich liebte. Ich schaute Darius in die Augen und sah seine unendliche Liebe zu mir. Langsam drehte ich mich um und lief hinter Dimitri her. Ich wusste nicht, was genau er jetzt machen wollte, aber ich würde mich überraschen lassen. Er immerhin auch. Erst als wir einige Kilometer vom Kreuzfeld entfernt waren, hörte ich wie der Kampf begann. Ich versuchte so gut ich konnte, alle Gedanken auszuschalten und mich nicht darauf zu konzentrieren, was schwerer war, als gedacht. Dimitri hielt plötzlich an und ich lief mit voller Wucht gegen eine Person und fiel unsanft auf meinen Hintern. "Kannst du nicht aufpassen?", nuschelte ich leise und stand wieder auf. Der Vampirkreis war da und ich war gegen Brian gelaufen, der aus Stahl zu sein schien. Die Fünf grinsten mich an und ich verdrehte leicht genervt die Augen. "Und.. wie läuft das Ganze nun ab?", fragte ich nun etwas verunsichert, da sie immernoch grinsten. "Wir übertragen deine Kraft auf Dimitri und dann" "Whoaa stop!", unterbrach ich Justin. "Wie meint ihr das mit der Kraft übertragen?" "Wenn wir deine beiden Kräfte auf Dimitri übertragen, wird er drei Gaben besitzen, reinrassig und ein Krieger sein. Seiner Weltherrschaft steht dann nichts mehr im Wege.", fuhr Justin fort. Auf einmal beobachteten alle meine Reaktion und versuchten unauffällig zu sein, aber ich hatte es durchschaut. "Okay.. was würde für mich dabei rausspringen?", fragte ich locker und lächelte leicht. "Du würdest mit mir an meiner Seite regieren und wärst die Königin. Wir beide, für immer zusammen. Du weißt gar nicht, wie ungeheur meine Liebe für dich ist, Jolice.", sagte Dimitri und ich hatte es nun endlich verstanden. Nicht nur ich, sondern auch er spielte hier ein falsches Spiel. Nik war nicht in der Nähe und ich hatte meinen Barren vor meinen Gedanken, sprich Justin dürfte nicht merken, wenn ich lügen würde oder ähnliches. Endlich konnte ich frei denken und meine Schritte durchplanen. Mit einem Nicken gab ich ihnen das Zeichen, dass sie anfangen konnten. Drei des Vampirkreises stellte sich um mich herum, einer fasste mich an und der letzte Dimitri. Selbst wenn wir keinen Kreis bildeten, waren wir durch unsere Hände verbunden. Die fünf Männer fingen an einen Chorus aufzusagen und ich sah, wie der Himmel sich verdunkelte. In was für einer Sekte war ich nun schon wieder gelandet.. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich. Nun lag alles an mir. Die Menschheit, die Vampire, Vladi und er. Nur ich konnte sie retten, wenn ich es jetzt nicht vermasselte. Egal, was passiert. Sie darf ja nicht die Verbindung unterbrechen, das könnte tödlich für uns enden. Das war alles, was ich wissen musste. Ich würde für die, die ich liebte bis in den Tod gehen und dafür war das Opfer von den anderen sechs irrelevant. Dimitri hatte mich nie geliebt, noch nie. Das Einzige, das er wollte, war Macht. Alleinherrschaft! Am Himmel blitzten helle Lichter auf und es donnerte. Ich musste nur noch den richtigen Moment abwarten. Wieder erhellte ein Blitz unsere Sicht und plötzlich verstummte alles. Das war der Moment. So schnell ich konnte, wollte ich mich von den zwei Jungs wegdrehen und weglaufen, doch sie waren stärker als erwartet. Verdammt nochmal! Ich zog und zerrte so stark ich konnte, doch es rührte sich nichts. Dimitri sah mich an und grinste böse. Es ist aus! Du hattest niemals eine Chance gegen mich. Er hatte es von Anfang an geplant! Von Anfang an, war im klar gewesen, dass ich mich am Ende gegen ihn auflehnen würde, doch ich hatte es nicht geschafft. Ich wurde wütend, richtig wütend und schrie. Genau in dem Moment kam ein Blitz auf uns heruntergerast, doch kurz bevor er mich berühren konnte, riss ich mich von dem Band und sprang so weit ich konnte. Ich hörte eine gewaltige Explosion, die die Erde unter mir zum Beben brachte und blickte dann zurück. "Nein!!", schrie Dimitri wutentbrannt und ich sah nur noch wie alle sechs zu Asche zerfielen und der Wind sie davon wehte. Es war vorbei. Es war endlich aus! Ich stand auf und rannte so schnell ich konnte zum Kreuzfeld zurück. Die ganzen Soldaten, von denen ich dachte es waren Vampire, waren tot. Es waren Menschen. Doch es war ebenso keine Spur von Vladi oder Darius. "Wo ist Dimitri?" Erschrocken drehte ich mich um und sah in Niks blutverschmiertes Gesicht. Seine ganzen Klamotten waren zerissen, er hatte furchtbare Wunden und sah einfach nur schrecklich aus. "Es tut mir Leid Nik, aber dein Bruder ist... tot." Das letzte Wort hauchte ich nur noch. Ich sah den Schmerz in seinen Augen und dachte daran, wie es mir gehen würde, wenn ich jetzt erfahren würde, dass Vladi tot wäre. "Du hast es wirklich durchgezogen.", flüsterte er und hatte nun eine Leere in seinen Augen. Er fiel auf seine Knie und senkte seinen Kopf. Dann fing er plötzlich an zu schluchzen und weinen. Ich regte mich keinen Zentimeter, da ich es mit der Angst bekam. Seine Gedanken waren total verwirrend und gemischt. Er war wütend, traurig, glücklich, zufrieden und doch einsam. Alles gemeinsam. Als er nach einer Weile aufstand und mich ansah, hatte er einen anderen Gesichtsausdruck.. er wirkte älter, zerbrechlicher. "Ich habe dich von Anfang an durchschaut, wusste deinen Plan, bevor du es tatest. Dank dir bin ich jetzt frei, aber ich fühle mich so schrecklich einsam und leer.", flüsterte er. "Nik, ich weiß echt nicht, was ich sagen soll.", gab ich leise zu und schaute ihn an. Ich wusste, dass ich das Richtige getan hatte, allerdings wusste ich es auch, wie es war sein Geschwister zu verlieren. "Erlöse mich. Bitte töte mich.", sagte er plötzlich und rannte zu mir. "Nein!" Niemals würde ich noch jemanden ohne Grund töten. "Es ging alles so schnell. Ich hatte gedacht, es würde nicht so schmerzen. Aber Jolice bitte, ich bitte dich darum! Was soll ich hier denn noch?" "Komm mit uns." Das hatte ich nicht gesagt. Wir drehten uns beide in die Richtung aus der die Stimme kam und sahen Vladi. "Vladi.", hauchte ich und rannte mit Tränen im Gesicht in ihre Arme. Jetzt fing auch sie an zu weinen und umarmte mich immer und immer wieder. "Ich habe dich so vermisst, Schwester. Verdammt, bitte tu uns das nie wieder an!!" Ich fing an zu schluchzen und nickte schnell. Als ich mich beruhigt hatte drehte ich mich wieder zu Nik und schniefte erstmal. "Sie hat recht. Komm mit uns Nik.", lächelte ich schwach und Nik schaute zu Boden. Auf einmal fiel mir etwas ein. "Vladi, wo ist er?", fragte ich schnell und schaute gespannt in ihr Gesicht, doch sie zeigte keinen Gesichtszug. Ich befürchtete Schlimmes. Wirklich schlimmes. Er war doch nicht im Kriege gefallen? Es waren doch nur ein paar Menschen?! "Nein, Vladi! Sag mir nicht, dass das wahr ist!", schrie ich und fing an zu zittern. Doch weder ihre Gedanken noch ihr Gesicht zeigten irgendwelche Gefühle.
Kapitel 14
Ich schaute ihr in die Augen und hielt mit Mühe die Tränen zurück. Warum sagte sie nichts? Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute sie mich dann an. „Er hat den Krieg hier mit einigen Wunden überlebt.“, sagte sie dann endlich. Ich atmete erleichtert aus und war einfach nur glücklich, dass er lebte. „Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt, ich dachte schon, er wäre gefallen!“, gab ich zurück und seufzte. Ein Leben ohne Darius konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Doch Vladi schien mir noch etwas verheimlichen. „Soll ich deine Gedanken lesen oder wirst du es mir selbst sagen?“, fragte ich sie daraufhin. Vladi schien sich unbehaglich zu fühlen, woraufhin Nik es war, der sprach. „Er ist zurück nach Paris gegangen. Zu Felix.“ Er war wieder zurückgegangen? Ohne mich? Ich meine, klar, ich hatte ihn abgewiesen, aber das war doch alles nur gespielt! Hatte er wirklich gedacht, ich hätte die Seiten gewechselt? Und dass ich mit Dimitri zusammen wäre? Vladi fasste mich an der Schulter an und sah mich mitleidig an. „Ich denke, er wird versuchen dich zu vergessen.“ Ihr Mund hatte diese Worte zwar gesprochen, aber ich verstand sie nicht. „Wie meinst du das?“ „Nun ja, das mit Dimitri war wirklich überzeugend…“, fing sie an, doch brach mitten im Satz ab. „Vladi, wir müssen zurück! Es gibt für mich keinen anderen Mann! Ich hatte das alles nur gemacht, um euch zu beschützen!“, schluchzte ich. Meine Welt brach zusammen und ich fing an zu weinen. „Was hat er gesagt?“, wollte ich schluchzend wissen. Doch keiner der Beiden antwortete. Sie war die Liebe meines Lebens. Ich kann das nicht weiter mitansehen. Vladis Gedanken waren klar. „Ich werde zurück nach Paris gehen.“, beschloss ich. „Dann werde ich mit dir gehen.“ „Nein, Vladi, das kannst du nicht.“, widersprach ich ihr und spürte wie sich das schlechte Gewissen in mir breit machte. Sie schaute mich verwundert an und fragte nach. „Ich habe etwas schreckliches gemacht.“, flüsterte ich und musste wieder gegen die Tränen kämpfen. Sie würde mich verabscheuen, das wusste ich. „Ich habe unseren Vater getötet.“ Mehr als ein Flüstern bekam ich nicht zustande. Ich konnte ihr einfach nicht ins Gesicht schauen und wandte meins daher ab. Nik trat nun näher und schaute mich mitfühlend an. „Du hast getan, was getan werden musste.“ Ihre Stimme hatte einen ehrlichen und weichen Ton. Ich schaute hoch und traf auf ihren Blick. Sie schien viel älter und doch auch zerbrechlicher. Ich verstand nicht. Wieso schrie sie mich nicht an, wieso hasste sie mich nicht? Als hätte mein Gesicht ihr verraten, was ich dachte, lächelte sie schwach und kam mir näher. „Du bist meine Familie und ich bin deine. Wir beschützen uns gegenseitig. Und das hast du gemacht.“ Ich nahm sie wieder in die Arme und konnte meine Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten. „Du musst aber trotzdem hier bleiben.“, sagte ich und löste mich aus der Umarmung. „Du bist die Thronfolgerin. Lord Domino ist tot, du bist also automatisch die Königin.“ Ihr schien erst jetzt bewusst zu werden, was der Tod unseres Vaters für Folgen hatte. „Wenn du es mir erlaubst, würde ich bei dir bleiben und dich unterstützen.“, meldete sich Nik zu Wort und schaute ihr in die Augen. Vladi konnte den Blick nicht abwenden und nickte leicht verlegen. Ich beobachtete die Beiden mit hochgezogener Augenbraue und verstand sofort, was hier laufen würde. Aber vorerst musste ich mich um meine eigene große Liebe kümmern. „Ich werde den nächsten Flieger nehmen.“, sagte ich und Vladi war einverstanden.
Als ich im Flugzeug saß, konnte ich nicht schlafen und hatte deshalb eine Menge Zeit über alles nachzudenken. War der Krieg nun wirklich vorbei oder war das erst der Anfang? Ich musste auf jeden Fall wieder kommen und Vladi unterstützen. Doch ich spürte, dass meine Aufgabe mit Dimitri und meinem Vater noch nicht erledigt war. Ich war und wollte kein Killer sein, doch einer stand noch auf meiner Liste. Somit wäre ich frei und auch Darius würde nicht mehr unter Felix stehen. Ich verstand immer noch nicht, wieso er sich ihm nicht widersetzte, bei mir klappte es doch auch wunderbar? Am Flughafen angekommen, nahm ich mir sofort das erste Taxi, um zu Felix‘ Anwesen zu gelangen. Wie Darius wohl reagieren würde? Ich hatte mächtig Angst. Als ich dann vor der großen Tür stand, zögerte ich. Er wird mir niemals verzeihen, dachte ich mir. Ich atmete tief durch und ging dann einfach hinein. Anfangs war noch niemand zu sehen, woraufhin ich zu meinem Zimmer lief, in der Hoffnung Darius dort anzutreffen. Doch im Zimmer war niemand. Ich verdrehte meine Augen und war jetzt schon genervt, dass ich wieder zu Felix persönlich gehen musste. Vor der goldenen Tür angekommen, klopfte ich nicht mal, sondern ging direkt rein. Felix saß wie das letzte Mal auf seinem Sessel, doch dieses Mal hatte er noch eine Blondine auf seinem Schoß. „Jolice!“, hauchte Felix und schob die Blondine von sich, um aufzustehen. Sie schnaubte nur und versuchte mich mit ihren Barbieaugen zu vernichteten. Ich musste es mir verdrücken die Augen erneut zu verdrehen und konzentrierte mich darauf nicht auf Felix loszugehen. „Was bereitet mir die Ehre dich wiederzusehen?“, fragte er einen Ticken zu freundlich und zu ironisch. „Na ich kann auch wieder gehen.“, giftete ich sofort zurück und drehte mich um, um den Raum zu verlassen. Hastig eilte er zu mir und hielt mich an der Schulter fest. „Er ist gerade jagen. Nimm doch Platz, dann können wir einige Sachen besprechen. Zum Beispiel, dass ich dich als nächste Kriegerin eingetragen habe.“ Mir stockte der Atem. Ich drehte mich langsam um und schaute ihn geschockt an. Er wusste es. Woher wusste er, dass ich ein Nightrunner war? Hatte es Darius preisgegeben? So etwas würde er doch niemals tun, oder? „Jacqueline, lass uns doch bitte alleine. Ich komme später zu dir.“ Mit diesen Worten verließ die Blondine den Raum, nicht aber ohne mir einen bösen Blick zuzuwerfen. Ich bring dich dafür um! Oh, da konnte sie sich hinten anstellen, davon gab es mittlerweile einige. Felix setzte sich lachend und siegessicher in seinen Sessel und schenkte sich ein Glas Whiskey ein. „Willst du auch einen?“, fragte er belustigt und bekam dafür einen vernichtenden Blick von mir. Er lachte und trank genüsslich den Alkohol. „Dein Geliebter hat es mir verraten.“, sagte er zwischen den Schlucken und beobachtete mich. Nein. Das konnte nicht sein! Darius würde mich niemals verraten. Mal schauen, wie sie auf diese Lüge reagiert, dachte er sich und ich atmete in Gedanken erleichtert aus. Darius hatte nichts gesagt. Er hatte mich beschützt. Ich brauchte nicht mal mehr versuchen zu leugnen, dass ich ein Nightrunner war, meine vorherige Reaktion hatte seine Vermutung bestätigt. „Noch vor einigen Wochen wusstest du noch nicht mal, was du für eine Gabe hast und jetzt hast du auch noch gleich zwei davon? Beneidenswert! Komm, lass uns einen Spaziergang machen.“ Er leerte sein Glas und stand daraufhin auf. Ohne auf meine Antwort zu warten, ging er an mir vorbei nach draußen auf sein Grundstück. Ich folgte ihm mit etwas Abstand. Seine Gedanken waren sehr verwirrend, sie gaben nicht preis, was er im Schilde führte. Mittlerweile dämmerte es und ein schöner Rotton hing im Himmel. Felix blieb stehen und betrachtete seinen Ausblick über Paris. „Magnifique, non? “ Es war wirklich atemberaubend, doch ich ließ mich nicht ablenken. Das hatte mir Darius in unserer Kampfstunde betont beigebracht. Ich schloss für eine Sekunde die Augen und versuchte nicht an Darius zu denken. Oh wie sehr er mir fehlte. Schnell verwarf ich die Gedanken an ihn und konzentrierte mich. Ich kannte Felix mittlerweile und wusste, dass er niemals alleine war. Deshalb war ich auf jeden Angriff und jede Person vorbereitet. Ich horchte auf jedes Geräusch, spannte mich bei jedem Windzug noch mehr an und schaltete alle Gedanken ab. Felix stand immer noch mit dem Rücken zu mir gewandt vor mir und verschränkte die Arme. Plötzlich hörte ich ein Geräusch, drehte mich jedoch nicht um. Behalte deinen Gegner immer im Auge. Das hatte er mir damals beigebracht. „Na sieh an, wen wir hier haben.“, sagte eine dunkle, tiefe Stimme hinter mir und verursachte mir eine Gänsehaut. Ich kannte diese Stimme. Es war der Tod persönlich. „Süße Jolice, erinnerst du dich noch an mich? Lügen ist eine Sünde und wird bestraft, hat dir das denn niemand beigebracht?“, fragte er und trat nun an Felix‘ Seite. „Das kann schon stimmen. Aber der böse, dunkle und einsame Tod persönlich spricht von Gottes Werk? Das erscheint mir ein wenig paradox.“, konterte ich und lachte leise. Felix drehte sich daraufhin um und grinste bösartig. „Wie nennst du dann das?“, fragte er und zeigte nach links. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Darius trat aus dem Schatten und stellte sich neben seinen Meister. Er würde sich doch nicht gegen mich stellen? „Darius!“, hauchte ich und spürte einen stechenden Schmerz, als ich seine Augen sah. Es waren nicht mehr die blauen Kristalle, die nur so vor Liebe funkelten. Nein, er hatte dunkle Augen und durchbohrte mich schon regelrecht damit. Ich wollte so sehr seine Gedanken lesen, doch ich blieb standhaft. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben, weshalb ich versuchte meine Gefühle abzuschalten. „Was willst du Felix?“, zischte ich und wandte meinen Blick von Darius ab. Es war die pure Folter, ihn vor mir zu sehen und zu wissen, er war nicht mehr mein. So musste er sich in Russland gefühlt haben. Sogar noch schlimmer, da ich in den Armen von Dimitri stand und ihn eiskalt abservierte. Machte er das aus Rache? Wollte er mir alles heimzahlen? Den ganzen Schmerz und die Angst um die Person, die man liebte? Ich war so grausam zu ihm gewesen, niemals hätte ich ihn gehen lassen sollen! Ich atmete tief durch und stellte einfach meine Gedanken ab. „Ich wollte dich in meinem Clan. Zu wissen, dass der Mächtigste Nightrunner für mich kämpft, stärkt das Selbstbewusstsein.“ „Niemals würde ich dir miesem Dreckskerl auch nur den kleinsten Gefallen erfüllen!“, unterbrach ich ihn und spürte die Wut in mir hochkommen. „Aber das hast du doch schon. Schau doch, wer hier neben mir steht. Und das hätte ich ohne deinen Egoismus und Narzissmus niemals geschafft. Weißt du, wir sind gar nicht so unterschiedlich wie du denkst.“, grinste er. Ich rannte auf ihn zu und verpasste ihm eine Ohrfeige. Felix lachte nur und gab den Beiden ein Zeichen, nicht zu reagieren. Ich stellte mich vor Darius und nahm, wie auch er es bei mir getan hatte, sein Gesicht in meine Hände. „Es tut mir alles so unendlich leid.“, flüsterte ich und kämpfte gegen meine Tränen an. „Aber ich habe das alles nur getan, um euch zu beschützen!“ „Beschützt du uns, indem du dich mit anderen Männern vergnügst?“ Sein Satz war wie ein Schlag ins Gesicht. Die Kälte darin ließ mich erschaudern und ich ließ sein Gesicht los. Sofort lief ich einige Schritte zurück und fasste mir an die Brust. Als ich spürte, was sich noch dort befand, fing ich mich sofort und sperrte meine Gefühle für diesen Moment hinter meinen Barren. „Sag mal Damon, siehst du eigentlich auch deinen eigenen Tod voraus und bringst ihn dann auch? Oder ist das dann meine Aufgabe?“, fragte ich eisig und bevor Damon auch nur reagieren konnte, schloss ich meine Augen. Ich konzentrierte mich und versuchte an nichts zu denken. Mein Atem verlangsamte sich und ich spürte, wie die Zeit anhielt. Bevor sie jedoch komplett still stand, rannte ich zu Darius und hielt seine Hand fest. Ich sah gerade noch, wie verdutzt Damon und Felix schauten, bewegt hatten sie sich jedoch keinen Meter. Es hatte geklappt! Alles stand still außer Darius und mir. „Du kannst es kontrollieren?“, fragte Darius mich verwirrt und ich lächelte leicht. „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken.“, flüsterte ich nur. Ich schaute ihn an und mein Lächeln verschwand. „Darius, ich..“ Doch weiter kam ich nicht. Er zog mich an der Hand zu sich und küsste mich. All die Angst, Schuldgefühle und grausamen Momente der vergangen Wochen verflogen in diesem Augenblick. Es gab für diese wenigen Sekunden nur ihn und mich. Die Liebe, die er in diesen Kuss legte, war so unendlich, dass es mir den Atem raubte. „Ich habe nie aufgehört an dich zu denken. Du bist die, die ich will.“, hauchte er. Trotz dieses atemberaubenden Kusses war ich verwirrt und konnte die Qualen, die ich ihm bereitet hatte in seinen Augen sehen. „Als ich dich auf dem Kreuzfeld in den Armen von Dimitri sah, zerbrach es mir mein Herz. Doch als ich dir in die Augen sah, wusste ich, dass das alles nicht wahr ist. In dieser einen Millisekunde, als deine Augen aufblitzten bei meinem Erscheinen, wusste ich, dass du noch die Alte bist. Ich habe nie aufgehört dich zu lieben, Jolice! Das alles ist dasselbe Spiel, wie du es in Moskau gemacht hast.“, erklärte er mir. Ich konnte es nicht fassen. Die ganze Zeit über hatte ich mir das Schlimmste ausgemalt, versuchte mich schon damit abzufinden, von ihm komplett ignoriert und gehasst zu werden. Doch er glaubte mir. Und er verzieh mir. „Ich habe jede Sekunde an dich gedacht! Was ich gemacht habe, war nicht gewollt und es tut mir so unendlich leid, Darius. Ich habe das getan, um euch zu schützen.“ Darius lächelte mich liebevoll an und küsste mich wieder. Es fühlte sich unbeschreiblich an. Ich wollte ihn nie wieder hergeben, nie wieder würde ich ihn erneut verlassen! So gern ich diesen Moment in die Ewigkeit ziehen wollte, war ich eben noch nicht perfekt trainiert, sodass ich die Zeit nicht lange genug anhalten konnte. Ich fasste mit der rechten Hand unter meine Jacke und holte den Silberpflock heraus. „Woher hast du den?“, fragte Darius mit großen Augen. „Den hab ich einen der Wachen geklaut. Damit habe ich auch Lord Domino getötet.“ „Du hast ihn gepfählt?“ Jetzt war er geschockt. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. „Geht es dir denn gut?“, fragte er nach. „Ich hasse mich für jede Person, die ich töte. Aber ich musste es tun. Genauso wie ich das jetzt endlich beenden muss.“ Mit diesem Satz drehte ich mich um und lief direkt auf Damon zu. „Du hast genug Gott gespielt.“ Ich holte aus und stach ihm den Pflock direkt ins Herz. Binnen Sekunden wurde er zu Staub und verschwand. „Jolice, vielleicht sollte ich das erledigen.“, schlug Darius vor, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Er hat mein Leben genommen. Jetzt bin ich an der Reihe.“ Ich stellte mich vor Felix und schaute ihn mir noch einmal genau an. Er hatte mich zu dem Monster gemacht, das ich nun war. Doch ich würde nicht so leben wie er. Felix war grausam und verdiente den Tod. Aber wäre ich dann nicht genauso schlimm wie er? Vielleicht hatte er ja Recht, als er sagte, dass wir nicht ganz so verschieden seien. „Alles in Ordnung?“, fragte Darius nach. Ich hielt den Pflock an Felix‘ Brust, doch ich konnte es nicht tun. „Bin ich denn dann nicht genauso schlimm wie er? Hast du gesehen mit was für einer Leichtigkeit ich Damon getötet habe?“ „Damon hätte sonst dich getötet. Und Felix wird dich nun sicher nicht mehr am Leben lassen.“ Darius hatte Recht. Ich widmete mich wieder Felix und atmete tief durch. Plötzlich drehte die Welt sich um mich und mir wurde kurz schwindelig. Diese eine Sekunde nutzte Felix, der aus der Starre erwachte, aus und nahm den Pflock aus meiner Hand. Er stürzte sich auf mich und versuchte mir den Pflock in die Brust zu rammen. „Niemals überlasse ich irgendeiner Göre meine Position als zukünftiger König!“, schrie er und drückte den Pflock langsam in meine Brust. Das Ganze geschah so schnell, dass Darius erst nicht reagieren konnte. Als der Silberpflock anfing sich in meine Haut zu schneiden, fing ich an zu schreien. Das Silber schnitt durch meine Klamotten und Haut, wodurch ich Höllenqualen erlitt und Felix nicht mehr lange zurückhalten konnte. Je tiefer er ihn drückte, desto schwächer wurde ich. Nach einer gefühlten Ewigkeit riss Darius Felix endlich von mir, doch die Schmerzen verschwanden nicht. Ich rollte mich auf die Seite und konnte nicht aufhören vor Schmerzen zu schreien. Aus dem Augenwinkel sah ich den Kampf von den Beiden, der nur einige Sekunden dauerte. Darius hatte sich auf Felix gestürzt, um ihm den Pflock in das Herz zu rammen, doch ich musste meine Augen vor Schmerz schließen. Ich musste versuchen mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Als ich mich auf Darius konzentrieren wollte, bemerkte ich, dass es plötzlich leise geworden war. „Es ist vorbei.“, hörte ich ihn sagen und öffnete langsam meine Augen. Felix war verschwunden. Darius kam auf der Stellte zu mir und legte meinen Kopf auf seine Knie. „Es tut so weh.“, wimmerte ich und schloss die Augen. Es war vorbei. Darius hatte es erledigt. „Ein paar Zentimeter tiefer und du wärst gestorben Jolice!“ „Na dann reagier das nächste Mal verdammt nochmal schneller“, gab ich stoßweise zurück und brachte Darius zum Lachen. Es klang traurig. „Was kann ich tun, um zu helfen?“, fragte er besorgt. Ich konnte kaum klar denken und schloss einfach wieder meine Augen, um nicht ohnmächtig zu werden. Ich hörte plötzlich ein Klick in Darius‘ Kopf und öffnete meine Augen. „Zeit!“, hauchte er. „Ja Darius, Zeit. Schönes Wort. Ich hab hier ein paar andere für dich: Schmerzen, Folter, Qual!“ Das Atmen viel mir schwer, weshalb ich immer weniger atmete. Ich wusste nicht, wie lange ich ohne Luft auskam, da ich anders war als die üblichen Vampire. Schließlich aß ich auch menschliches Essen. „Nein du verstehst nicht. Le temps adoucit tout - Zeit heilt alle Wunden.“, sagte er und schaute mir bedeutend in die Augen. Es dauerte einen Augenblick bis ich verstand. Ich konnte die Zeit anhalten, wieso denn dann auch nicht beschleunigen? „Darius, ich bin viel zu geschwächt.“, hustete ich. „Du brauchst Blut.“, sagte er schließlich und hielt mir sein Handgelenk hin. „Trink. Ohne Widerrede.“ Meine Fangzähne fuhren automatisch aus und ich schnappte mir sein Handgelenk. Ich biss ihn und trank gierig sein Blut. Es schmeckte anders, besonders. Ich verfiel fast in einen Rausch, doch hörte dann augenblicklich auf. Ich hatte genug. „Danke.“, flüsterte ich und fühlte mich ein wenig stärker, litt jedoch immer noch unter diesen furchtbaren Schmerzen. „Was soll ich machen?“ „Konzentrier dich nur auf deine Wunde. Die restliche Welt darf nicht davon beeinflusst werden. Ich weiß, dass du es schaffen kannst.“ Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine Wunde. Konzentrierte mich auf die Schmerzen. Es fühlte sich wie Gift in meinem Körper an. Dann versuchte ich es. Doch es passierte nichts. Ich versuchte es nochmal. Stellte mir die Situation genau vor. Nichts. Ich hatte einfach nicht genügend Kraft. „Darius ich bin zu schwach.“, stellte ich dann fest und seufzte. „Jolice, du kannst das! Denke an unsere gemeinsame Zukunft. Es ist endlich alles vorbei, wir können jetzt zusammen sein. Denk an deine Schwester. Lass uns nicht im Stich. Du bist nicht nur irgendein Nightrunner, du bist der Nightrunner. Wenn jemand Stärke hat, dann bist du es.“ Es war ja nicht so, dass es mir an Motivation fehlte, ich hatte einfach nicht die Kraft dazu. Ich öffnete geschwächt die Augen und sah in seine. „Bitte lass mich nicht im Stich. Du bist doch sonst auch immer so dickköpfig.“, flüsterte er und ich musste leicht lächeln. Ich legte meine Hand an seine Wange und fühlte seine gesamte Liebe für mich. Dann nahm ich seine Hände und legte sie mit meinen auf meine Brust. „Du musst mir helfen, Darius.“ Er verstand sofort und wirkte angespannt. „Ich hatte dir versprochen, es niemals bei dir zu machen.“, sagte er und ich grinste. „Du sagtest, du hättest viel Böses damit gemacht. Jetzt wird es Zeit, das ganze auszugleichen und etwas Gutes zu tun. Willst du mir denn nicht helfen?“ Er zögerte kurz, doch dann schloss er seine Augen und ich spürte etwas Schweres auf mir liegen. Es lag nichts oder niemand auf mir, aber ich spürte seine Kraft auf mir und wie sie versuchte in mich zu dringen. Ich schnappte nach Luft und nutzte die Chance. Darius würde meine Fähigkeit kopieren und mir somit helfen, die Zeit zu kontrollieren. Ich konzentrierte mich meine verletzte Stelle und spürte eine doppelte Kraft von Konzentration- er war da. „Stell dir vor, dass wir das Zeitfenster nur auf meine Wunde reduzieren und sie vorantreiben. Einige Wochen müssten reichten.“, flüsterte ich und fühlte wie sich immer mehr Kraft in mir ausbreitete. Während ich mich immer stärker fühlte, sah ich wie Darius langsam immer angespannter wirkte und an Kraft verlor. Und genau in diesem Augenblick schnappte ich nach Luft und fühlte wie sich mein Körper mit einer gewaltigen Kraft füllte. Solch ein Gefühl hatte ich noch nie zuvor. Ich hatte die Kontrolle über diese Energie und versuchte sie auf meine Wunde zu bringen. Es funktionierte. Ich sah wie sich die Wunde schloss und heilte. Alles binnen Sekunden, es blieb jedoch tatsächlich eine kleine Narbe vom Silber des Pflocks. Sobald der Prozess vorbei war, ließ ich Darius Hände los und er nahm sie sofort von meiner Brust. Dann öffnete er die Augen und lächelte mich erschöpft an. „Du hast es geschafft.“ Ich setzte mich auf und nahm sein Gesicht in meine Hände. Es fiel mir echt schwer nicht zu weinen. „Nein. Wir haben es geschafft. Ich liebe dich so sehr Darius.“ Er erwiderte meine Gefühle und küsste mich innig. „Ich lass dich nie wieder gehen, Jolice-Eliana. Nie wieder.“
Die darauffolgenden Wochen waren sehr chaotisch und beanspruchten eine Menge meiner Zeit. Da Felix mich vor seinem Tode schriftlich als seinen Nachfolger erklärte, würde ich nicht nur einzelne Krieger oder einen Clan übernehmen, ich würde auch an die oberste Spitze des Vampirkreises kommen. Da dieser nicht mehr existierte, war ich vorerst die Einzige und Erste, die einen neuen Kreis bilden würde. Es starben nicht nur der König und viele Krieger, als auch Menschen starben, es stellte sich heraus, dass ich der auserwählte Nightrunner war. Der Krieg in Moskau hatte vielen Tausenden das Leben gekostet hatte, doch alle Vampire und Nightrunner der Welt hatten mitbekommen zu was ich im Stande war und was ich gemacht hatte. Sie wollten mich kennen lernen und mir ihre Ehre und Loyalität erweisen. Ich war damit natürlich total überfordert, vor nicht mal einigen Monaten war ich ein normales Mädchen, das zur Schule ging und jetzt war ich eine Kriegerin, die die Vampirwelt anführen sollte. Doch ich spürte diese immense Stärke in mir. Als ich damals zu einem Nightrunner verwandelt wurde, hatte sich alles verändert. Damals in Moskau hatte ich gedacht, dass der Tod von Lord Domino meine Bestimmung war, doch ich hatte mich geirrt. Ich konnte es jetzt eindeutig spüren und hatte keine Zweifel daran: Ich war die Erwählte und das war meine Bestimmung.
Texte: Der Copyright und alle Rechte liegen bei mir! (Außer das Cover,das hab ich von Google:D)
Tag der Veröffentlichung: 08.09.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle meine Leser