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1. Kapitel

 

Schweißgebadet wachte ich in meinem Bett auf. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und blickte mich um. Meine Sommerbettdecke war auf den Boden gerutscht, mein Kopfkissen lag ebenfalls nicht dort, wo ich es wenige Stunden zuvor hingelegt hatte.

„Verdammter Mist“, sagte ich und stand auf.

Es war zwar lange bevor der Wecke klingelte, aber aufgrund meines Traumes entschied ich mich eine kalte Dusche zu nehmen.

„Immerhin habe ich noch genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück“, sagte ich und ging in die Küche, stellte das Radio und die Kaffeemaschine an. Anschließend ging ich ins Bad, zog mein Nachthemd und Unterwäsche aus, und erledigte erst mal meine Morgentoilette.

Nachdem dies erledigt und die Hände gewaschen waren, stelle ich den Duschkopf auf die gewünschte Temperatur, stieg in die Duschkabine und ließ das lauwarme Wasser ganz sanft über meinen Körper rieseln. Ich griff nach meinem Lieblingsduschgel aus dem Regal, welches nach Rose, Sandelholz und Nelke duftete, und seifte mich mit meinem Schwamm schön ein. Dabei musste ich unaufhörlich an meinen Traum denken.

Immer wieder träumte ich von samtweichen Lippen auf meinem Körper. Wie sie meine Stirn küssten, an meinem Ohrläppchen knabberten, meine Lippen ganz sanft umschlossen und mich so leidenschaftlich küssten, sodass ich nicht mehr wusste, wie lange ich so etwas zärtliches nicht mehr gespürt haben musste, um die leichten elektrischen Impulse in meinem Körper sogleich spüren zu können.

Wie der Mund des Unbekannten von meinen Lippen abließ und zu meinem Hals wanderte, mit einer Hand meine Brust sanft massierte, zu meinen Brustwarzen ging und sie mit seinen Fingerspitzen gekonnt zu drehen begann. Diese Hände waren der Wahnsinn. Noch jetzt hielten sie mir den Atem, obwohl ich wach war! Wie sie mich mit den Handflächen gegen das Kissen drückten und seine Zunge den Weg in meinen Mund fand, was ich sehr begrüßte. Sie war so fordernd, was mir jedoch sehr gefiel, denn er war weiterhin zärtlich zu mir.

Seine Hände wanderten wieder zu meinen Brüsten und liebkosten sie, während er mich weiterhin leidenschaftlich küsste. Oh man, dieser Kerl war der Wahnsinn.

Eine Hand von ihm wanderte zu meinem Venushügel, der bis auf einen kleinen breiten Streifen in der Mitte, vollkommen rasiert war.

Er berührte mich ganz zärtlich und fing an, mich zu streicheln, während er mich ungehindert weiter küsste. Dann glitt seine Hand weiter Richtung meines Venushügels. Er berührte ihn nur ganz sachte, aber diese kurze Berührung ließ mich zusammenzucken, was ihn nur noch mehr antörnte. Ich konnte kurz merken, wie er in sich hineinlächelte, um sofort mit der Berührung weiterzumachen. Er ließ von meinen Lippen ab und leckte meine Brustwarze, während er meinen Venushügel ganz vorsichtig weiter massierte. Ich stöhnte ein klein wenig lauter und setzte meinen Oberkörper ein wenig auf, um ihm in die Augen schauen zu können, aber aus irgendeinem Grund konnte ich das nicht. Um seine obere Gesichtshälfte war eine Art schwarzer Umhang, der mich nur auf seinen Mund blicken lassen konnte. Er schien meine Körperhaltung bemerkt zu haben, denn er blickte kurz zu mir auf und kam mit seinem Gesicht ganz nah an meines. Er lächelte mich an und sagte mit seiner tiefen Stimme: „Gleich werde ich dir ein Gefühl bescheren, was du so leicht nicht mehr vergessen wirst, das verspreche ich dir.“

Ich lächelte ihn an und ließ mich wieder zurück auf die Matratze fallen und schloss meine Augen, um sein Versprechen noch mehr genießen zu können. In diesem Moment war es mir egal, dass ich seine Augen und sein ganzes Gesicht, bis auf den Mund mit seinen wohlgeformten Lippen, nicht sehen konnte.

Er beugte sich zu meinem Eingang und stupste meinen Venushügel vorsichtig mit seiner Zunge an, um meine Reaktion abzuwarten. Er stupste und leckte weiter, während ich die Augen geschlossen hielt und ein keuchen nicht unterdrücken konnte. Zeitgleich führte er zwei Finger in mich hinein und bewegte auch diese mit so einer Geschicklichkeit, dass ich bereits nach wenigen Minuten zu kommen drohte. Doch so schnell wollte er mich nicht befriedigt sehen.

„Na na na, meine Liebe. Einen kleinen Moment wirst du dich noch gedulden müssen“, sagte er mir mit einer Tonlage, die mich erschaudern ließ.

Er ließ seine Zunge wieder in meine Öffnung gleiten, diesmal ein wenig schneller, während er meine Lustknospe weiterhin sanft massierte. „Oh GGGootttt“; fing ich beinahe an zu schreien. Ich kam meinem Höhepunkt immer näher und gerade als ich kommen wollte…

„Isabelle? Schatz? Ist alles in Ordnung bei dir? Du hörst dich so komisch an. Ist wirklich alles ok?“

„Ähm, ja Lukas. Alles in Ordnung, ich hatte nur wieder mal einen Krampf in der rechten Wade.“

„Aber du weißt doch, dass du mehr Magnesium zu dir nehmen solltest, Schatz.“

„Ja, weiß ich, Schatz. Werde ich in Zukunft wieder machen.“

„Dann ist ja gut. Dein Kaffee ist schon fertig, ich habe dir eine Tasse eingeschenkt. Zucker und Milch machst du dir wieder selber rein, ja?“

„Ja, Schatz, danke. Ich bin gleich draußen.“

Mist, da hatte ich mich an den richtigen Stellen zu lange eingeseift und den Duschkopf zu lange an meinen Intimbereich gehalten, dass es mich fast zu einem Orgasmus gebracht hatte. Na ja, mein Kopfkino hatte auch seinen Teil dazu beigetragen, dass es hätte einfacher gehen können, aber mein Vorhaben gelang leider nicht ganz. Ich seifte mich ein zweites Mal kurz ein und wusch mich mit kaltem Wasser ab, um im Kopf wieder klar zu werden. Mit leichtem Unbehagen stieg ich aus der Dusche, lief mit dem großen Handtuch um meinen Körper ins Schlafzimmer. Dort trocknete ich mich weiter ab und zog neben meiner frischen Unterwäsche noch meine hellblaue ¾ Jeanshose und ein rosafarbenes T-Shirt an. Ich ging in die Küche und bereitete mir meinen Kaffee zu. Ein Löffel Zucker und einen kleinen Schuss Milch. So liebte ich meinen Kaffee. Mit Süßstoff konnte man mich jagen. Auch wenn viele der Meinung sind, dass Süßstoff gesünder sei. Von mir aus, aber ich bleibe bei Zucker.

Mit meiner Tasse Kaffee und leiser Musik im Hintergrund setzte ich mich Lukas gegenüber und nahm den ersten Schluck.

„Und hast du heute viel zu tun? Habt ihr wieder eine Menge Aufträge, weil eine Produktion schief gelaufen ist und ich versuchen müsst, sie zu retten?“, fragte mich Lukas.

„Nein, dieses Mal hat der Betrieb alles richtig gemacht“, sagte ich.

„Mein Kollege und ich haben die letzten Wochen so viel geackert, dass es eigentlich reichen müsste. Die Ergebnisse zur Lagerstabilität unserer Versuche sehen in einigen Fällen sehr gut aus, sodass der Kunde zufrieden sein müsste“, erzählte ich.

„Na, dann habt ihr beide in den nächsten Tagen vielleicht ein wenig mehr Ruhe, hm?“

„Mal schauen“, erwiderte ich mit einem leicht genervten Ton, den er sofort deuten konnte. Ich redete morgens nicht gerne über die Arbeit. Ich brauchte morgens Ruhe und einfach nur meine Tasse Kaffee, die ich meistens auf der Arbeit in der Teeküche zu mir nahm. Zu Hause kam dies selten vor, weil ich meistens auf der Arbeit war, bevor mein Freund gedachte aufzustehen. Aber das war schon von Anfang an unserer Beziehung so gewesen.

Ich hatte als Chemielaborantin die Freiheit mit der Arbeit zu beginnen, wann ich wollte. Dieses System der Gleitzeit mochte ich nicht mehr missen. Obwohl ich Langschläfer bin, fing ich immer so um halb 7 Uhr morgens an zu arbeiten. Um diese Zeit war auf den Straßen wenig los und man hatte noch ein wenig Ruhe auf der Arbeit. Aber heute kam ich ausnahmsweise mal später auf die Arbeit. Die letzten Monate hatten an meinem Kollegen und mir Spuren hinterlassen. Ein Kunde wollte sieben Tonnen von unserem Produkt haben, was unsere Firma herstellt, doch etwas war in der Produktion wieder mal schief gelaufen, sodass der Kunde mit unserer Ware nicht zufrieden war.

Also durften mein Kollege und ich wieder ran. Zum Glück verstanden wir uns blind und wussten, womit der andere gerade beschäftigt ist, sodass wir uns nicht auf den Füßen standen. Im Labor konnte es ganz schön eng werden.

Aber mein Kollege Benjamin ist da die Ruhe selbst. Er geht alles ganz entspannt an, was auch auf mich eine beruhigende Wirkung hat. Er ist Ende 30, verheiratet und hat 2 Kinder. Alles in allem komme ich mit ihm super klar. Er macht immer seine Witzchen und bringt sogar unsere Chefin zum Lachen. Für mich ist er wie ein ganz großer Bruder. Mit meinen 28 Jahren kommt das auch hin.

 

„Also mein Schatz, ich fahre jetzt mal los, es ist schon 8 Uhr“, sagte ich.

„Was? So früh haust du schon ab?“, fragte Lukas

„Früh? Für dich ist das früh, um diese Zeit bin ich seit knapp 2 Stunden auf der Arbeit, aber das weißt du ja. So, wir sehen uns heute Abend. Tschüssi, ich liebe dich“, sagte ich und ging ohne auf eine Antwort von ihm zu warten aus der Wohnung. Ich steuerte direkt auf meinen kleinen Corsa zu, der vor unserer Eingangstür stand.

Ich schloss die Fahrertür auf, stieg ein und ließ den Motor an. Gewöhnlicher Weise hörte ich morgens immer Radio, um schon mal auf dem neusten Stand zu sein, was die Nachrichten betraf. Da diese aber vorbei waren, schaltete ich auf meinen USB-Stick um und suchte nach einem bestimmten Lied, welches sich unter der Titelnummer 97 finden ließ: „Diamonds“ von Rihanna. Seit ich dieses Lied zum ersten Mal gehört hatte, bekam ich immer eine Gänsehaut. Aber nicht nur bei diesem Lied, so ziemlich alle Lieder gefielen mir, ganz besonders auch „Only Girl“ und „S&M“. Diese Frau gefiel mir. Wäre ich ein Kerl oder lesbisch…hätte ich Träume von ihr gehabt, jedoch nicht von diesem Unbekannten, der meine Gemüter jedes Mal erhitzen lies.

Während das Lied gespielt wurde, dachte ich erneut über den Traum nach. Ich konnte gar nicht anders, als drüber nachzudenken.

„Isabelle, reiß dich zusammen, du fährst gerade Auto“, ermahnte ich mich.

Bis zu meiner Arbeitsstelle nach Frankfurt-Höchst brauchte ich nicht lange. Die Fahrt war immer sehr angenehm, zumindest gegen 6 Uhr. Doch jetzt um diese Zeit waren die Straßen gut gefüllt, ein Auto reihte sich hinter das nächste, die Ampeln wurden schneller wieder rot, als einem lieb war.

Obwohl ich um diese Zeit ganz selten unterwegs war, stieg mein Puls und ich fragte mich, wann ich endlich ankommen würde. Meine Kollegen wussten zwar Bescheid, dass ich heute etwas später kommen würde, aber ich mochte es trotzdem nicht.

Als ich schon in der Nähe der großen Kreuzung kurz vor dem Industriepark Höchst stand, sprang die rote Ampel auf Grün. Alle vor mir fuhren los. Ich wollte ebenfalls los fahren, als ich hinter mir ein Rumps hörte und mein Wagen ein gutes Stück nach vorne geschoben wurde.

Vor lauter Schock blieb ich erst mal im Wagen sitzen.

„Nein, das kann doch nicht wahr sein“, rief ich entsetzt und stieg aus dem Wagen aus, nachdem ich den Warnblinker angemacht, den 1. Gang rausgenommen und die Handbremse angezogen hatte.

„Sind Sie verletzt, ist alles in Ordnung bei Ihnen?“

Ein großer Mann, ca. 1,80m groß, braune Haare, Bart und grünen Augen kam auf mich zu und stellte sich neben mich.

„Sind Sie völlig übergeschnappt? Haben Sie nicht sehen können, dass ich noch nicht losgefahren war? Ich wollte nur auf die Arbeit und meine Aufgaben erledigen, aber nein. Nicht mal das ist mir gegönnt. Und so wie ich mein Glück kenne, wird Ihre Versicherung bei meiner alten Gurke sagen, dass es ein Totalschaden ist und ich muss mir dann ein neues Auto kaufen. Und wie ich sehe, hat Ihr Wagen nix abbekommen. Super, immer habe ich….“

„Ich möchte Sie bitten sich zu beruhigen, ändern können Sie oder ich es nicht mehr.“

Die Art und Weise mit der dieser Mann den Satz formulierte, ließ mich fast noch wütender werden, weil er sie mit so einer Ruhe in der Stimme sagte, dass ich mir bei sowas leicht veräppelt vorkam.

„Ich rufe jetzt erst mal die Polizei und Sie sollten sich hier hin setzen und etwas trinken“, sagte er. Ich sah ihn kurz von der Seite an, mit dem hellen Hemd, was ihm ausgesprochen gut stand und seine breiten Schultern gut zur Geltung brachte.

Auf seine Ansage hin setzte ich mich erst mal auf den Bürgersteig, vergrub meinen Kopf in meine Hände und ließ den Schock auf mich wirken. Ein paar Tränen kullerten an meinen Wangen runter. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Es war mein erstes Auto und ich wollte sie, meinen Corsa, so lange wie möglich fahren. Wenn ich immer bedachte, wie teuer ein Neuwagen ist und er gleich so viel an Wert verliert, wenn er vom Hof gefahren würde. Nein, für mich war schon immer klar, dass kein Neuwagen ins Haus kommt.

„So, ich habe die Polizei verständigt, sie ist gleich da. Möchten Sie irgendwo anrufen, dass es später wird?“ fragte er, nachdem er sich zu mir gesetzt hatte.

Ich betrachtete das Smartphone in seinen überaus schönen Händen. Sie sahen trotz der kurzen Distanz überaus zärtlich aus, obwohl seine Hände ziemlich groß waren. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie die Pobacken einer Frau umfassten? Vielleicht sogar meine?

Ich schüttelte unauffällig den Kopf. „Nein Danke, ich habe ein eigenes Handy“, sagte ich kühl. Ich ging zu meinem Auto und holte meine Tasche heraus. Ich öffnete sie und zog es raus. Zu meinem Pech war ich so aufgelöst, dass ich meinen Pincode vergessen hatte. Und ich hatte ihn schon zwei Mal falsch eingetippt. Mist, dachte ich.

„Ähm, Verzeihung, dürfte ich doch von Ihrem Handy telefonieren?“, fragte ich ihn mit hochrotem Gesicht.

„Ich denke Sie haben ein eigenes“, entgegnete er.

„Ja, ich habe jedoch mein Passwort vergessen und es schon zwei Mal falsch eingetippt. Ein drittes Mal wäre nicht so gut“, sagte ich.

Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein kleines Lächeln ab. Er zog sein Handy wieder aus, entsperrte es und drückte es mir in die Hand.

„Danke“, sagte ich und entfernte mich ein Stück von ihm.

„Hallo Benjamin, ich bins Isabelle. Du, ich wollte doch später kommen…“

„Ja, es ist schon fast 9 Uhr. Wo bist du denn?“

„Tja, ich hatte einen kleinen Unfall und wir warten noch auf die Polizei. Könntest du unserer Chefin Bescheid sagen, dass ich noch später komme?“

„Was? Unfall? Ist alles ok bei dir? Brauchst du einen Krankenwagen? Wo bist du denn genau?“

„Hey, es ist alles gut, ich stehe nur etwas unter Schock. Nein, einen Krankenwagen brauche ich nicht. Ich stehe hier an der großen Kreuzung direkt vor dem Industriepark. Mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut. Der nette Herr steht hier noch neben mir und wartet mit mir auf die Polizei.“

„Ok, sag Bescheid, wenn du da bist, ja?“

„Ja, mach ich. Bis später.“

Ich legte auf und ging zu ihm zurück. „Vielen Dank für das Telefonat. Was bekommen Sie denn dafür? Ich habe Ihnen bestimmt Kosten verursacht.“ fragte ich.

„Nein, keine Sorge, das ist mein Diensthandy und wenn in den Industriepark telefoniert wird, stört das keinen“, antwortete er ganz entspannt.

„Ok, wir sollten aber noch die Versicherungskarten austauschen und den Unfall melden, auch wenn die Polizei da ist.“ Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, kam sie schon.

Mit Blaulicht stellte sich der Wagen vor mein Auto, welches ich noch ein Stück auf den Bürgersteig gefahren hatte, damit wir nicht mitten auf der Straße stehen. Mein Hintermann hatte dies ebenfalls getan.

Unsere Aussagen wurden aufgenommen, es wurden Bilder gemacht, sowohl von den Polizisten, als auch von ihm und mir. Auf den ersten Blick war an beiden Wagen nichts zu erkennen, aber als ich den Kofferraumdeckel anhob und schließen wollte, klappte dies nicht. Der Schließmechanismus war so eingedrückt, dass die Klappe lose drauf lag. Daraufhin füllten sich meine Augen wieder mit Tränen, deren Runterlaufen ich jedoch noch rechtzeitig unterdrücken konnte, weil mein Hintermann auf mich zukam.

„Ich möchte Ihnen nochmal sagen, wie Leid mir das tut. Es war wirklich keine Absicht, ich habe nicht aufgepasst. Hier haben Sie meine Karte für Ihre Versicherung. Ich muss jetzt leider los zu einem wichtigen Termin. Ich wünsche Ihnen trotzdem noch irgendwie einen schönen Tag“, sagte er mit bedrückender Stimme.

„Oh ja, ähm, hier haben Sie auch meine Karte. Ja, ich hoffe, dass das alles geklärt wird und an Ihrem Wagen kein großer Schaden entstanden ist, obwohl Sie der Verursacher waren, “ sagte ich mit einem beleidigtem Unterton in der Stimme.

„Ja, es wird schon nicht so schlimm sein. Es ist „nur“ mein Firmenauto. Das wird schon geklärt werden, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen Frau…“

„Liebl, Liebl ist mein Name“, führte ich seinen Satz weiter.

„Frau Liebl, ok. Ich muss jetzt los, ich denke wir werden uns in diesem Leben noch mal über den Weg laufen.“

Ich starrte ihn entsetzt an und fragte: “Wie können Sie sich da so sicher sein?“

„Tja, man trifft sich doch immer zwei Mal im Leben, nicht wahr?“ fragte er mit einem Blick in den Augen, der mir Gänsehaut bereitete.

Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir, ging kurz zu den Polizisten, die sich ebenfalls entfernen wollten, stieg dann in sein Auto und fuhr davon, nicht ohne noch mal einen Blick zu mir geworfen zu haben.

Auch ich ging zur Fahrerseite, stieg ein, machte meinen Warnblinker aus und fuhr los. Es war kein größerer Schaden entstanden, als dass mein Auto hätte nicht mehr fahren können. Ich fuhr weiter über die Leunabrücke, blickte kurz zu meiner rechten Seite auf den Main und fand trotz meiner Verspätung noch einen Parkplatz. Ich machte den Motor aus und lehnte meine Stirn auf mein Lenkrad und weinte noch für einen langen Augenblick, ehe mich ein Klopfen zusammenzucken ließ.

„Isabelle, da bist du ja endlich. Ich habe deinen quietschgelben Corsa auf der Brücke erkennen können, als ich vom Kantinenwagen zurückkam.“ Benjamin machte meine Fahrertür auf und half mir aus dem Auto.

„Hier, ich habe dir ein Schokocroissant mitgebracht. Du hast bestimmt Hunger und brauchst etwas für die Nerven.“

„Nein, ehrlich gesagt habe ich keinen, aber danke trotzdem. Ich werde es heute Mittag essen. Ich will nur erst mal rein und mich umziehen“ sagte ich und folgte ihm durch das Drehtor, wofür jeder einen Ausweis mit einem Passfoto von sich drauf hatte.

„Ok, dann zieh dich erst mal um und komm dann hoch. Unsere Chefin macht sich Sorgen als ich erzählt habe, dass du einen Unfall hattest.“

„Sag ihr, ich bin gleich da“, bat ich Benjamin und ging mit meiner Umhängetasche nach dem Stechen für die Stechuhr runter zu den Umkleidekabinen. An meinem Spind angekommen, setzte ich mich kurz hin und verschnaufte.

„Na toll, kaum fährt man einmal später los und dann passiert so ein Mist. Wieso habe ich immer nur das Pech.“ Flüsterte ich vor mir her.

Es half nichts Trübsal zu blasen. Ich öffnete meinen Spind und zog meinen Blaumann an. Ja, trotz Laborarbeit war es manchmal besser einen Blaumann zu tragen. Ebenso die Sicherheitsschuhe.

Meine Schutzbrille befand sich im 2. Spind, wo meine Privatsachen ihren Platz gefunden hatten. Die Brille dort drin zu lagern war nicht schlimm, aber man sollte Arbeits- und Privatkleidung trennen, bevor man Dreck mit nach Hause schleppt, welcher dann in der restlichen Schmutzwäsche verteilt wird und mit den Hauswaschmitteln nicht abzuwaschen geht.

Auch Frauen konnten im Blaumann sexy aussehen. So manche Fantasie hatte ich bereits gehabt, wie ich nur im Blaumann, ohne Hemd darunter, zu meinem Freund ins Arbeitszimmer ging, um seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, außer seinen Plänen für neue Gebäude und ähnliche Sachen.

Doch die Mühe brauchte ich mir nicht mehr zu machen. So viel Arbeit, wie er immer mit nach Hause nahm, hatte ich es längst aufgegeben mir etwas einfallen zu lassen. So blieb mir letztendlich nichts anderes übrig, als mich selbst in Stimmung zu bringen oder auf einen erotischen Traum zu hoffen, der sich seit einigen Wochen tatsächlich in meinem Kopf abspielte.

Nun ja, die Realität sah anders aus. Besonders als ich in den kleinen Spiegel schaute, der an meiner Tür befestigt war.

„Oh Gott, wie seh ich denn überhaupt aus? Eins, zwei, vier Pickel und die Augenränder…um Gottes Willen“, ich unterzog mich einer näheren Analyse meines Gesichts. Ich sah wirklich schrecklich aus. Der Stress der letzten Wochen hatte Spuren hinterlassen. Meine Augenringe waren größer als meine Augen selbst, die Pickel versetzten mich zurück in meine Teenager-Zeit, als man sich fast tonnenweise Clearasil ins Gesicht geschmiert hat. Sogar meine Haare sahen stumpf aus. Ich sollte mal mein Shampoo oder meine Spülung auswechseln. Mein langes, gelocktes hellbraunes Haar war mir schon immer wichtig gewesen. Ohne eine Spülung war ein Durchkämmen unmöglich.

Nachdem die erste Prognose gestellt und meine Frisur wieder annehmbar war, schloss ich meine Tür ab, nicht jedoch ohne vorher noch Parfüm aufgetragen zu haben. Selbst im Blaumann wollte ich gut riechen. Ich verließ die Umkleidekabine und ging zum Aufzug, der mich in den 2. Stock fuhr.

Kaum war ich im Stockwerk angekommen, kam meine Chefin aus dem Labor und lief auf mich zu.

Sie war eine kleine Person, 38 Jahre alt, ca. 1,5m groß, bis zum Nacken schwarze glatte Haare, braune Augen und ihr Akzent ließ einem manchmal ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie kam aus Spanien und hatte sich als junge Erwachsene von einer Arzthelferin zu, Doktor in der Chemie hochgearbeitet. Schon aus diesem Grund hatte ich immer großen Respekt vor ihr, zumal sie es in ihrem Leben bestimmt nicht leicht hatte. Zudem gefiel mir ihre Fürsorglichkeit, dass es meinem Kollegen und vor allem mir gut ging. Sie hatte ihr Herz auf dem rechten Fleck, obwohl wir ihr manchmal gerne den Kopf verdreht hätten. Dafür sind schließlich Chefs da.

„Frau Liebl, Frau Liebl, ich habe gehört, dass Sie hatten einen Unfall. Was ist denn passiert, ist alles in Ordnung mit Ihnen? Waren Sie schon beim Arzt?“ fragte sie mit ihrem spanischen Akzent.

„Guten Morgen Frau Sanchéz. Mir geht es soweit gut und bin noch nicht beim Arzt gewesen“, antwortete ich.

„Dann seien Sie so gut und fahren Sie hin oder lassen sich hinfahren. Im Moment ist Ihr Adrenalin noch gut verteilt im Körper, aber glauben Sie mir, Sie werden Schmerzen bekommen. Also bitte, lassen Sie sich untersuchen, ob alles in Ordnung ist“, bat sie mich.

„Also gut, ich werde aber meinen Kollegen fragen, ob er mich fahren kann. Es wäre besser so.“

„Aber natürlich“, sagte sie.

 

Ich ging zuerst in die Teeküche, um meine Wasserflasche und mein Brot im Kühlschrank zu verstauen, danach begab ich mich in mein Labor, wo mich mein Kollege sehnsüchtig begrüßte.

„Isa, ich habe gehört, dass du noch nicht beim Werksarzt warst? Da musst du aber unbedingt hin. Komm, ich fahre dich hin, ok?“

„Danke Benjamin, aber dürfte ich erst mal meine Tasche ablegen und meinen PC hochfahren?“, fragte ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

„Ja klar, aber dann geht’s direkt zum Arzt,“ sagte Benjamin mit einer leichten Unruhe in seiner Stimme.

So hektisch kannte ich ihn gar nicht, aber ich kann es ihm nicht verübeln. Hätte er einen Unfall gehabt, hätte ich genauso reagiert. Wir kamen schließlich seit vielen Jahren gut miteinander aus, was hoffentlich auch so bleiben würde.

„So, ich wäre dann soweit. Ich brauche nur noch meinen Werksausweis und meine Jacke.“

„Gut, dann gehen wir. Unsere Chefin weiß schon Bescheid“, sagte er und ging mit mir auf den Weg Richtung seines Autos.

„Jetzt erzähl doch mal, was passiert ist. Ein schwerer Unfall kann es Gott sei Dank nicht gewesen sein, sonst würdest du nicht hier neben mir laufen“.

„Haha, nein, Gott sei Dank nicht. Mein Hintermann hatte keine Augen im Kopf und ist losgefahren, bevor ich losgefahren war. Es geschah hier an der großen Kreuzung vor dem Industriepark. Die Ampel war gerade auf grün gesprungen. Meine Forderleute fuhren los, ich wollte ebenfalls losfahren aber da war er schon in mich reingefahren. Mein armes Auto“, schmoll ich.

Bei meinem Anblick musste Benjamin lachen. „Ach Isabelle, es ist nur ein Auto und dir geht’s gut. Das ist die Hauptsache oder? Aber auf den ersten Blick sieht es hinten gar nicht so schlimm aus“.

„Das stimmt, aber ich konnte schon sehen, dass der Schließmechanismus des Kofferraumdeckels eingedrückt ist und nicht mehr richtig schließt. Mich ärgert das sehr. Kaum fahre ich einmal später los, schon geschieht sowas blödes“, sagte ich mit einem Zittern in der Stimme.

Mir war bewusst, dass es hätte schlimmer ausgehen können. Dass der Mann mit mehr Geschwindigkeit hätte reinfahren können, was wohl einen Transport im Krankenwagen bedeutet hätte. Ich wollte gar nicht daran denken und schüttelte eilig den Kopf.

Wir waren an seinem alten VW Golf angelangt, stiegen ein und fuhren los Richtung Tor Ost, wo direkt nebendran das AMZ lag für Arbeitsunfälle und Beschwerden, die man während der Arbeitszeit bekommt.

„Hast du denn schon Lukas anrufen können?“ fragte mich Benjamin.

„Nein, daran habe ich nicht gedacht. Ich habe eh mein Passwort vergessen nach dem Schock. Ich sehe ihn ja heute Abend“

Benjamin sah mich kurz von der Seite an, erwiderte aber nichts darauf. Er wusste, dass es schon seit einiger Zeit nicht mehr so gut zwischen uns lief. Ich hatte ihm von den vielen Überstunden und der ganzen Arbeit erzählt, die er fast jeden Tag mit nach Hause nahm. Wieso nahm er Arbeit mit nach Hause, obwohl er bis 21 Uhr im Büro blieb? Ich konnte es mir nicht erklären oder wollte es nicht. Irgendwie hatte ich das komische Gefühl eine Konkurrentin zu haben, was ich jedoch nicht beweisen konnte. Kein Lippenstift befand sich am Kragen oder kein Frauenparfüm an seinem Hemd. Nicht mal für einen Quickie ließ er sich erweichen. Es war sehr frustrierend.

Wir gelangten am Tor an, zeigten unsere Ausweise und wurden reingelassen. Zum Glück besaß mein Kollege eine Einfahrtsmarke, mit der er ungehindert im Werl unterwegs sein konnte.

„So, dann lass dich mal untersuchen und wenn du fertig bist, rufst du mich im Labor an, ja?“

„Alles klar und nochmal vielen Dank fürs Fahren, Beni“.

Ich stieg aus und betrat das Gebäude. Ich stieg die Treppen zu meiner linken hoch bis zum ersten Stock. Ich betrat den Raum und ging direkt auf den Tresen zu.

Ein älterer Mann, mit kurzen leicht ergrauten Haaren, etwa Ende 40, dürfte in etwa meine Größe haben, stand von seinem Bürostuhl auf und kam auch mich zu.

„Schönen guten Tag junge Dame, wie kann ich Ihnen helfen?“ begrüßte er mich mit einem Lächeln auf meinem Gesicht, welches meinen Tag erhellt hätte, wenn nicht der Morgen so mies angefangen hätte.

„Guten Tag, ähm, ich hatte vorhin einen Wegeunfall und wurde gebeten, mich untersuchen zu lassen, ob irgendetwas verrenkt ist oder so.“

Der ältere Mann, der mit Namen Hr. Elsap hieß, schaute mich mit besorgtem Blick an und wies mit seiner Hand auf einen der freiliegenden Stühle in einer Kabine.

Ich setzte mich auf den Stuhl und begann an meiner Haut am linken Zeigefinger zu zuppeln. Sein Blick war so besorgniserregend, dass ich mir doch allmählich Sorgen machte.

Er kam einige Sekunden nach mir in die Kabine und fragte mich nach meinen Personalien.

Danach fragte er mich nach dem Unfallhergang. Ich berichtete ihm, was vorgefallen war und als ich fertig war, lehnte ich mich zurück und wartete auf seine Reaktion.

„Hmm, es kann sein, dass Sie im Nackenbereich Schmerzen haben werden, die aber wegen dem Adrenalin noch nicht ihre Wirkung zeigen. Ich möchte Sie bitten sich noch eine halbe Stunde auf eines der Betten zu legen und sich zu entspannen. Danach kommen Sie noch einmal zu mir und ich mache einen kurzen Test mit Ihnen“.

Ich sah ihn mit großen Augen an. Schmerzen? Im Nackenbereich? Das konnte ja heiter werden.

Ich begab mich zu eines der Betten und legte mich drauf. Eine Arzthelferin kam kurz zu mir, setzte sich an den Rand des Bettes und sah mich mit ihren großen braunen Augen an.

„Was ist Ihnen denn passiert. Sie sind sehr blass im Gesicht“.

Ich erzählte ihr, was passiert war. Während des Erzählens kamen mir wieder Tränen aus den Augen, die ich jedoch schnell mit meinem Handrücken weg wischte. Ich wollte nicht schon wieder weinen. Mir ging es den Umständen entsprechend gut. Ich hatte noch alle meine Arme und Beine, Ich lag in keinem Krankenwagen. Diese Erkenntnis musste ich als positiv ansehen.

„Na, das wird schon wieder. Schließen Sie Ihre Augen und entspannen sich bitte, ja?“ sagte sie mit ihrer hellen, aber angenehmen Stimme. Ihr blondes Haar war zu einem Zopf geflochten und zu einem Dutt geknotet worden. Ihre blauen Augen kamen durch ihre Frisur gut zur Geltung. Wenn sie privat unterwegs war, sahen ihr bestimmt reihenweise Männer hinterher. Denn auch ihre Figur ließ Männern schöne Träume bescheren. Eine schöne Oberweite, soweit ich es unter ihrem Kittel erkennen konnte und an ihr war ein bisschen was dran. Kein Klappergestell. Schön wohlproportioniert. Ich beneidete sie um ihre Figur. Ich war zwar nicht dick, aber die typischen Problemzonen wie Bauch, Hintern und Oberschenkel hielten auch vor mir nicht an. Ich war mit den Teilen meines Körpers seit der Jugend unzufrieden. Um diesen Problemzonen Einhalt zu gebieten müsste ich regelmäßig Sport machen und meine Ernährung komplett umstellen, doch dafür bin ich ehrlich gesagt zu faul.

„Ok, ich werde es versuchen“, sagte ich zu der Arzthelferin und schloss meine Augen.

Ich versuchte an nichts anderes zu denken, doch mir ging der Unfall nicht aus dem Kopf. Wie ich verzweifelnd auf dem Bürgersteig gesessen habe und ich Angst hatte, Geld in ein weiteres Auto stecken zu müssen. Obwohl mir mein Auto mit den 50PS vor allem auf der Autobahn auf die Nerven ging, so mochte ich meine kleine doch sehr. Ich kam mit ihr von A nach B, konnte sie mir im Unterhalt leisten und ich konnte sagen, dass es mein Auto ist. Ich hielt nix von dem ganzen Leasing-Mist. Wenn man sich kein Wagen leisten konnte, so sollte man es lassen. Wie viele sich mit sowas schon ihr Leben ruiniert haben, daran mochte ich nicht denken. Mit meinem Auto konnte ich machen, was ich wollte und bin auf keine bestimmten Kilometer im Jahr angewiesen, außer von meiner Kfz-Versicherung, oder muss nach Leasingvertrag eine Restsumme bezahlen.

Plötzlich musste ich an den Firmenwagen denken, der mich angefahren hatte. Der war doch bestimmt auch nur geleast. So viel zu dem Thema. Unwillkürlich musste ich an den vermeintlichen Fahrzeughalter denken. Mir kam sofort sein Gesicht vor Augen. Diese grünen Augen, die zu seinen braunen Haaren sehr gut passten. Dazu der Bart, der unter seiner Nase begann und sich um den Mund bis zum Kinn zog. Obwohl ich nicht auf Bärte stehe, stand er ihm sehr gut. Das musste ich zugeben. Aus irgendeinem Grund fing ich an zu lächeln. Ich ließ die Szenen Revue passieren, wie er mir mit einem Lächeln im Gesicht sein Smartphone gab, als er sagte, dass wir uns sehr wahrscheinlich nochmal sehen werden und den Blick in seinen Augen, als er in seinem Auto davon fuhr.

Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Ich war nicht einmal geschminkt, was ich in meinem Beruf nicht für nötig empfinde, aber dennoch sah er mich mit einem Blick an, den ich bei Lukas seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Aber ich konnte ihn nicht richtig deuten. Doch gerade dieser Blick ließ mir eine Gänsehaut auf meinem Körper erscheinen, sodass man meinen könnte, die Klimaanlage hier drin wäre zu niedrig eingestellt.

Nach den 30 Minuten setzte ich mich aufrecht hin und drehte meinen Kopf kurz zur Seite.

„Autsch“, sagte ich mit verzerrtem Gesicht.

Ich stand auf und ging nochmal zu dem Arzt, der mich vorher behandelt hatte.

„Entschuldigen Sie, aber mir tut der Hals weh“ sagte ich mit leichtem Unmut in der Stimme.

„Ah, das habe ich schon geahnt, setzten Sie sich nochmal in die Kabine“, bat mich Herr Elsap

Ich setzte mich in die gleiche Kabine und wartete. Ich hatte schwitzige Hände, doch meine Handflächen waren eiskalt. Schnurstracks war er da, setzte sich mir gegenüber und bewegte meinen Kopf in beide Richtungen. In die linke Richtung drehend hatte ich Schmerzen, was er meinem Gesichtsausdruck entnehmen konnte.

„Also Frau Liebl, Sie haben eine Verstauchung im Nacken. Sie können froh sein, dass Sie keine Halskrause tragen müssen. Aber Krankengymnastik müssen Sie machen und ich schicke Sie noch mal zum Durchgangsarzt. Machen Sie sich keine Sorgen, das wird schon wieder.“

Ich nickte stumm und stand nach der Untersuchung auf. Ich bedankte mich und ging nach unten Richtung Ausgang.

 

 

 

 

 

2. Kapitel

 

Ich gelangte am Ausgang an und wartete auf Benjamin. Zum Glück hatte mir Benjamin sein Handy gegeben, sodass ich ihn im Labor erreichen konnte. Zur Not hätte ich auch vom AMZ telefonieren können.

Er fuhr zur Eingangstür und ließ mich einsteigen. Ich schnallte mich an und stützte meinen Kopf ans Fenster ehe ich sagte: „Ich muss zum Durchgangsarzt“. Er sah mich mit Angst in den Augen an.

„Keine Sorge, es ist nichts schlimmes, aber er muss sich das noch mal genauer ansehen. Ich habe eine Verstauchung im Nacken, muss aber laut seiner Aussage keine Halskrause tragen“, sagte ich um ihn beruhigen zu können.

„Ok, dann fahre ich dich dahin und du rufst mich wieder an, wenn du fertig bist, ja?“

Wir fuhren dahin, ich meldete meine Beschwerde und wartete im kleinen Zimmer neben den Sprechstundenhilfen darauf, aufgerufen zu werden, während ich einen Fragebogen ausfüllte. Wie ich diese Bögen hasste, aber dies war normal, sobald man einen neuen Arzt besuchte.

Kurze Zeit später wurde ich aufgerufen und durfte mich bereits in eines der Zimmer setzen. Der Arzt kam kurz darauf und las sich meine Unterlagen durch.

„So, Frau Liebl, wie ich Ihren Unterlagen entnehmen kann, hatten Sie heute Vormittag einen Wegeunfall“, fragte mich Dr. Pilka. Er war ein älterer Mann, ca. 1,75m groß, braune Augen, graue kurze Haare, Ende der 50. Aber von der Art her, wie ein Großvater, den man gerne adoptiert hätte.

Ich erzählte ihm auch noch mal das Geschehene und die Erkenntnis des Werksarztes. Nach meiner Erzählung sah ich ihn lange an und wartete auf eine Reaktion.

„Nun Frau Liebl, in diesem Fall schreibe ich Sie für den Rest der Woche krank. Es wäre besser, wenn Sie den Hals möglichst ruhig halten und die Übungen machen, die ich Ihnen mitgebe.“

Er holte aus einem Schrank ein Blatt Papier, auf dem Übungen abgebildet waren, von denen ich einige daheim machen sollte.

Ich stand auf und verabschiedete mich mit einem Händedruck von ihm. Währenddessen hatte eine der Sprechstundenhilfe bereits die Krankmeldung zu Recht gemacht und gab sie mir.

„Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung, Frau Liebl“, sagte sie zu mir mit einem Lächeln, was jedem Patienten trotz Schmerzen den Tag versüßen könnte.

Ich erwiderte das Lächeln, verabschiedete mich und begab mich nach draußen. Ich rief Benjamin an und wartete direkt am Bürgersteig auf ihn, damit er nicht in den Hof reinfahren musste. Zum Glück lag die Praxis von Dr. Pilka auch in Höchst, sodass ich nicht lange warten musste. Wenn ich wieder auf der Arbeit bin, würde ich ihm eine kleine Schachtel Schokolade als Dankeschön mitbringen. Ich war so erzogen worden sich zu bedanken. Egal ob mit Worten oder Taten. Schon während meiner Abiturszeit hatte ich Aufmunterungskärtchen gebastelt, wenn eine meiner Freundinnen wegen einem Kerl traurig war. Dazu kamen noch kleine Täfelchen Schokolade oder ich hatte Grimassen gemacht, um die Person wieder aufzumuntern. Dieses Recht galt jedoch nur meinen Freunden und meinen Kollegen. In meiner Abteilung waren wir fast eine Familie konnte man sagen. Wenn jemand Geburtstag hatte, wurde diese Person genötigt Kuchen mitzubringen. Es mussten aber zwei sein, weil einer bei den vielen Leuten nicht ausgereicht hätte. Und was meine Freunde betraf, so gab es aus der Abi-Zeit nur noch zwei Leute, mit denen ich richtig Kontakt hatte, was ich schade fand. So ändern sich aber die Zeiten. Jeder geht seinen Weg und der Kontakt wird immer weniger.

Während meiner Ausbildung lernte ich jedoch neue Leute kennen und einer davon, wurde Thomas mein bester Freund, der auch in meiner Abteilung arbeitet. Mit ihm konnte ich über alles reden und auch ihm machte ich zum Geburtstag immer Kleinigkeiten. Zum Beispiel liebt er die Nussröllchen vom Lidl. Die halten bei ihm keine 2 Tage. Er beschwert sich dann immer, dass ich ihn mästen will, aber ich muss dann immer nur lachen und wünsche ihm trotzdem alles Gute zum Geburtstag.

Er hat mich während der Ausbildung immer aufgebaut, wenn ich verzweifelt war. Ich war zwar nie schlecht, aber einige Themen lagen mir einfach nicht. Während dieser Zeit hatte er mit mir immer mal für Klausuren gelernt. Er konnte einiges viel besser erklären, als der Lehrer an der Tafel. Weil aus keine Ahnung haben wurde dann eine 1-. Ich habe schon zu ihm gesagt, dass er doch auf Berufsschullehrer um schwingen könnte, aber das wollte er nicht. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Man hat dann zwar wieder die ganzen Ferien frei zur Verfügung, aber auch dann nimmt man sich Arbeit mit nach Hause und das wollte ich nicht. Leider fehlen der Schule Lehrkräfte.

In den 2-3 Jahren waren wir füreinander da. Ich stand ihm bei, als seine Ex Schluss gemacht hatte. 

Während ich so weiter nachdachte, hielt der blaue Golf vor mir. Ich stieg ein und wir fuhren wieder zurück zu unserer Firma.

„Und was hat Dr. Pilka gesagt?“ fragte mich Beni.

„Naja, das gleiche wie das AMZ. Aber er hat mich für den Rest der Woche krank geschrieben. Die Schmerzen werden langsam stärker, je mehr Zeit vergeht. Das Adrenalin wird abgebaut.“ Sagte ich.

„Ja, das ist normal. Die nächsten Tage bekommst du aber auch rum. Zum Glück ist dann Wochenende und du kannst dich noch mal etwas erholen“

„Hmm, wenn du das auch Lukas sagst, wäre gut. Er müsste den Haushalt machen, wenn ich mit nicht so viel bewegen soll, abgesehen von den komischen Übungen hier, der mir der Arzt mitgegeben hat“, erwiderte ich.

„Haha, das musst du ihm selber sagen. So, da sind wir wieder.“

Wir stiegen aus und gingen nochmal durch das Drehtor in Richtung unseres Gebäudes.

„Ach übrigens, nächste Woche haben wir alle einen Termin in der Bibliothek bezüglich unsers neuen Gebäudes. Wir dürfen ja bei der Laborplanung mitbestimmen.“ Erzählte Benjamin.

„Ok, zum Glück bin ich bis dahin wieder da. Hoffentlich machen die tollen Architekten alles richtig. Wer wird den von denen anwesend sein?“ wollte ich wissen.

„Ich glaube in der Outlook-Einladung stand, dass ein Herr Alexander Marx die Besprechung leiten wird.“

„Marx? Ach von Marx & Partner GmbH. Das ist der Chef, gelle?“

„Jawoll. Die Kandidatin bekommt 1000 Punkte“, sagte Benjamin mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

„Na, wird auch mal Zeit, dass wir da miteinbezogen werden. Wir müssen schließlich arbeiten können und nicht die tollen Architekten“ erwiderte ich schroff.

„Du wirst dich freuen zu hören, dass das eine Firma ist, die eigentlich Bürogebäude baut“

Ich sah meinen Kollegen entsetzt an. „Wie bitte? Und das soll funktionieren? Da bin ich ja mal gespannt. Aber ich packe jetzt meine Sachen und mach mich.“ Sagte ich

„Ich mache mir erst nächste Woche einen Kopf. Ich kurriere erstmal die Schmerzen aus. Es ist echt blöd den Kopf nicht so drehen zu können, wie man es gerne hätte.“ Fluchte ich in mich hinein.

„Ja, aber da musst du erstmal durch“ wies er mich zurecht.

Wir kamen wieder im 2. Stock an und gingen die 2. Tür rechts ins Labor. Dort saßen unsere anderen Kollegen und waren beschäftigt. Sie waren beim Kollegen meiner Chefin angestellt. Auch zwei sehr angenehme Leute. 

„Isabelle, ist alles in Ordnung? Wir haben gehört, was passiert ist.“ Wurde ich von Anna Gerber, meiner anderen Kollegin, gefragt.

Sie war ein Stück kleiner als ich. Vielleicht 1,6m. Sie hatte kurze blonde gelockte Haare, braune Augen und ein Gesicht, von dem man meinen könnte, es gehöre einer Puppe. Aber gerade dieses Gesicht machte sie wirklich liebenswert. Ihr konnte man nie böse sein, egal was sie sagte.

„Ja mir geht’s den Umständen entsprechend gut, aber ich bin bis zum Ende der Woche nicht da. Das drehen meines Kopfes in die linke Richtung ist schmerzhaft. Daher ist es besser, wenn ich daheim bin und mich ausruhen kann.“

„Na, dann heim und lass es dir gut gehen, ja?“ sagte Anna

„Ja, mach ich. Ich verabschiede mich nur noch von meiner Chefin.“

„Wie kommst du eigentlich nach Hause? Autofahren darfst du nicht, du bist krank geschrieben. Wenn etwas passiert, bist du dran“, erwähnt Benjamin beiläufig.

„Ich versuche es kurz bei Lukas im Büro. Ich muss nur kurz im Adressbuch nachschauen. Seine Telefonnummer ist so kompliziert, dass ich sie mir nicht merken kann“

Ich meldete mich nochmal an meinem PC an und durchsuchte meine Outlook-Kontakte. Nach einigen Sekunden hatte ich seine Nummer gefunden und wählte sie. Nach dem 2. Freizeichen nahm Lukas ab.

„Lukas Hermann, guten Tag?“

„Hey Schatz, ich bin’s.“

„Hey Isa? Was gibt’s denn? Ich habe gleich einen Termin und bin daher in Eile. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen.“

„Oh, dann will ich dich nicht stören. Es ist nur, dass ich nach Hause muss. Ich hatte einen Wegeunfall und bin bis zum Ende der Woche krank geschrieben. Ich wollte fragen, ob du mich nach Hause fahren könntest? Mit dem gelben Schein dürfte ich eigentlich nicht fahren“ bat ich ihn.

„Das tut mir leid, mein Schatz, aber ich kann leider nicht, wie bereits erwähnt. Aber dir geht es gut soweit ja?“, fragte Lukas mich.

„Ja, mir geht’s gut,“ antwortete ich betrübt. „Ok, dann fahre ich heim und hoffe, dass mir nichts passiert“

„In Ordnung, ich komme heute aber wieder spät nach Hause, nur damit du Bescheid weißt“ informierte mich Lukas.

„Oh, ok. Ähm, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag. Wir sehen uns heute Abend. Bis dann“

„Bis dann, Isabelle.“

Ich legte auf und blickte traurig auf meine Hände, die unruhig auf dem Schreibtisch verweilten.

„In Ordnung, ich setze mich auf gut Glück ins Auto. Bis nach Hofheim habe ich es nicht so weit“.

„Bist du sicher Isabelle?“ fragte mich mein Kollege.

„Irgendwie muss ich ja heim kommen und mein Auto in die Werkstatt bringen. Also dann, bis nächste Woche.“

Ich verabschiedete mich von meinen Kollegen und meiner Chefin, verließ das Labor, nachdem ich meinen PC heruntergefahren hatte und traf auf dem Flur meinen besten Freund und Kollegen Thomas.

„Hallo Isabelle, ich habe gehört, was passiert ist. Soll dich jemand heimfahren oder holt dich dein Freund ab?“

„Hey Thomas, leider nein. Aber ich schaffe das schon. Ich will jetzt aber auch los und mich hinlegen. Die Schmerzen können einem auf die Nerven gehen. Ich erzähle dir nächste die ganze Geschichte, ja?“

„Na klar, dann wünsche ich dir eine gute Besserung. Falls du etwas brauchst, meldest du dich, ja?“

Ich lächelte ihm zu, drückte ihn kurz, holte meine Wasserflasche und mein Brot aus dem Kühlschrank, und zog mich noch schnell in der Umkleidekabine um, ehe ich mich auf den Heimweg machte. Es war schon süß, wie sich von allen Seiten um mich gekümmert wurde. Meine Kollegen würde ich für kein Geld der Welt eintauschen. Sogar meine Chefin war mir in den letzten Jahren ans Herz gewachsen. Sobald mein Kollege oder ich krank wurden, bat sie uns viel Tee zu trinken, viel zu schlafen und fern zu gucken.

Meinem Vater würde so eine Fürsorge auf den Senkel gehen, aber mich störte das nicht. Meine Mutter war auch der Meinung, dass es so besser wäre als andersrum.

Meine Krankmeldung gab ich bei unserer Zeitabrechnungsbeauftragten ab und auch sie wünschte mir eine gute Besserung. Ich verließ das Gebäude und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Ich sah es schon von weitem. Mit der Farbe konnte man auch nur auffallen, aber ich fand es gut so. Ich konnte es im Parkhaus sofort finden, sofern ich auch dem gleichen Stockwerk war.

Kaum hatte ich mich angeschnallt, fuhr ich schon los. Um die Mittagszeit war wenig Verkehr, was ich im Moment sehr begrüßte. Jeder Seitenblick tat weh, besonders in die linke Richtung, aber da musste ich durch.

15 Minuten später kam ich daheim an, parkte meinen Wagen wieder genau vor der Haustür und betrat das Treppenhaus. Ich hatte keine Lust die Post mitzunehmen. Das sollte Lukas schön machen. Ich würde mich in meinem Jogginganzug verkriechen, der so schön weich war, dass ich ihn auch gerne mit auf die Arbeit genommen hätte.

Ich holte mein Brötchen aus der Brotdose raus, machte mir meinen 2. Kaffee an diesem Tag, und stellte meine nichtangebrochene Wasserflasche auf den Couchtisch. Ich setzte mich auf meinen Lieblingsplatz der Couch. Die rote Stoffcouch stand direkt rechts, wenn man das Wohnzimmer betrat. Es war ca. 20m² groß, hatte 2 große Fenster, auf deren Fensterbank kleine Kakteen standen. Ich mochte Kakteen eigentlich nicht, aber da ich immer vergessen würde die Pflanzen regelmäßig zu gießen, habe ich mir sie stattdessen angeschafft. Zudem gesellte sich ein 20 Jahre alter Benjamini neben das andere Ende der großen L-förmigen Couch. Gegenüber der Fensterwand befand sich ein großes Bücherregal mit allen möglichen Büchern, die vor allem Lukas gehörten. Meine Bücher hatten noch gerade so Platz gefunden. Es waren vor allem meine Jugendbücher, z.B. Harry Potter, und Fantasy Romane, die mir meinen Alltag damals erleichtert hatten. Durch sie konnte ich der Realität entfliehen und den ganzen Ärger vergessen. Neben dem Regal stand mein kleiner Hamsterkäfig mit meiner kleinen süßen da drin. Mein Dschungarischer Zwerghamster war breits 6 Monate alt und brachte mich oft zum Lachen. Obwohl es ein nachtaktives Tierchen ist, begab sie sich auch tagsüber raus und vollführte ihre Attraktionen. Zum Beispiel am Geländer hochzuklettern bis zur Decke hoch, daran noch ein wenig weiterzuhangeln und sich dann auf das Streu fallen zu lassen. Das Ganze war schon filmreif. Wenn ich mal die Lust verspürte, so holte ich meine kleine aus dem Käfig raus und lies sie auf der Couch rumrennen. Auch sie brauchte Auslauf. Leider war sie für das Hamsterrad zu leicht und nutzte es daher als Putzecke. Wenn ich jedoch den Käfig sauber machte, so setzte ich sie in eine Hamsterkugel und so konnte sie die Wohnung unsicher machen ohne dass ich Angst haben müsste, dass sie sich unter dem Bett verkriecht. Aber heute schlief sie noch und ließ sich nicht blicken.

Ich machte es mir bequem, schaltete unseren neuen 52 Zoll Flachbildfernsehr ein, der in unserer neuen weiß/schwarzen Wohnwand einen guten Platz gefunden hatte. Sie füllte eine komplette Wandseite aus, aber verlieh dem Raum eine schöne Atmosphäre.

Im TV lief gerade Two and a half men. Ach, wie sehr mochte ich diese Serie, aber seit Ashton Kutscher da mitspielte, war es nicht mehr so, wie früher. Charlie Sheen war seine Rolle auf den Leib geschneidert. Schade, dass er es sich verscherzt hatte. Was ein Glück liefen die alten Folgen und ich trank genüsslich meinen Kaffee leer, während ich aufpassen musste, ihn vor Lachen nicht wieder auszuspucken.

In der Werbepause holte ich meinen Schaal, obwohl es Sommer war, aber mein Hals brauchte Wärme. Ich holte noch meine rote Tagesdecke aus dem Bettkasten und nahm sie mit auf die Couch, deckte mich schön zu. Ich musste wieder an den Unfall denken, aber irgendwie drängte sich dauernd das Gesicht des attraktiven Mannes vor meine Augen. Was war an ihm so faszinierend?  Vielleicht seine grünen Augen? Ich stand schon immer auf grüne Augen. Die von Lukas waren blau, passend zu den blonden Haaren. Wie ein Beachboy sah er aus. Mit seinen 1,70m war er auch nicht besonders groß, aber für mich war es in Ordnung. Zu groß war auch nicht gut. Wie groß war der Mann von heute Morgen nochmal? Um die 1,80m? Wieso dachte ich überhaupt an ihn? An seine wohlgeformten Lippen, seine schönen Zähne als er ein kurzes Lächeln aufsetzte. Seine Lippen schmeckten bestimmt herrlich.

Und schon seine Augen, diese grünen Augen hatten mich vom ersten Blick an fasziniert. Ich erinnerte mich, als er mir sein Handy in meine Hand legte, wie sich unsere Hände zufällig berührten und ich einen leichten Impuls in meiner Handfläche wahrnahm. Konnte es möglich sein, dass es sowas gab? Ich hatte ein ähnliches Erlebnis mit Lukas gehabt, als wir uns vor 5 Jahren während einer Studentenparty kennenlernten. Er war gerade mit seinem Studium in Architektur fertig geworden und hatte schon einen Job bei einer erfolgreichen Firma in Aussicht.

Damals ist er mir mit seiner Frisur aufgefallen. Ich muss dazu sagen, dass meine beste Freundin Yvonne mich auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Wie durch Zufall waren er und ich zur gleichen Zeit an der Bar und bestellten jeweils einen Cocktail. Er fragte mich, ob er ihn mir spendieren dürfte. Er bezahlte ohne meine Antwort überhaupt gehört zu haben. Natürlich hätte ich „ja“ gesagt. Seine blonden Haare waren damals noch ein Stück länger und reichten fast bis zu den Ohren, aber ich fand es klasse. Er hatte eine leicht gebräunte Haut, was seine blauen Augen mit den blonden Haaren noch mehr zu Geltung brachten. So nahm alles seinen Lauf, wir hatten einige Dates, die ersten Küsse und unseren ersten gemeinsamen Sex. Es geschah in einer Sommernacht auf einer einsamen Wiese. Wir hatten gepicknickt und genossen den Tag. Wir spielten ein paar Runden Federball, bis es dunkel wurde. Keiner von uns wollte nach Hause gehen. Ich hatte Urlaub und hatte die ganze Nacht Zeit. Ich weiß gar nicht mehr, ob er am nächsten Tag arbeiten musste, aber das zählte in dieser Nacht nicht.

Er hatte sich auf den Ellenbogen gestützt und sah mich lange an. Dann richtete er sich auf, holte eine kleine Klicklichter aus seiner Bauchtasche heraus, machte eins nach dem anderen an und holte aus dem Picknickkorb eine kleine rote Rose heraus, die mit einem feuchten Tuch am Stängel befestigt war. Er gab sie mir und sah mich an, wie meine Wagen sich vor Freude röteten. Ich bedankte mich bei ihm und umarmte ihn. Kurze Zeit später löste ich mich aus der Umarmung.

Mit seinem Zeigefinger hob er mein Kinn, schaute mir lange in die Augen und küsste mich. Ich fühlte mich wie auf Wolke sieben. Ich vergaß alles um mich herum und konnte nur noch seine Zunge spüren, wie sie ihren Weg in meinen Mund fand. Ich erwiderte seine Berührung und ließ meine Zunge ebenfalls noch vorne gleiten, um seine spüren zu können. Währenddessen streifte er meine Träger von den Schultern und berührte ganz sanft meine Schultern. Er drückte sie ein wenig und ich wusste, dass heute unsere Nacht sein würde. Zum Glück hatten wir noch eine weitere Decke mitgenommen, aber uns wurde so heiß, dass wir sie eigentlich nicht gebraucht hätten.

Ich fing an sein T-Shirt auszuziehen und streifte es ihm über. Sein Oberkörper war schon immer ein Hingucker gewesen. Er war nicht ganz so muskulös, aber die Muskeln, die er hatte, die waren perfekt.

Dann zog er mir mein Top aus und fuhr mit seinen Händen an meinen Armen entlang. Seine Berührungen ließen mich zusammen zucken. Er hatte sehr weiche Hände, die meinen Oberkörper sanft auf die Decke zurück drückten. Er grinste mich an und griff nach der Rose, die ich nebendran gelegt hatte, damit sie nicht kaputt geht. Lukas nahm sie in die rechte Hand und fuhr mit den Blüten über meine Augen, an meinem Nasenbein entlang, weiter runter zu meinen Brüsten bis hin zu meinem Intimbereich, der noch durch meine Hotpants und mein Höschen bedeckt war. Er legte die Rose zur Seite und sah mich lange an. Er berührte mit seiner Hand meine Brust und begann sie langsam zu massieren, während er mich leidenschaftlich weiterküsste. Sein Griff wurde immer fester, was mich nur mehr erregte. Ich hatte meine Hände in seinen Haaren vergraben und musste mir ein lauteres Stöhnen verkneifen, obwohl wir hier komplett alleine waren.

Mit seiner Zunge wanderte er weiter runter und zog meine Hotpants aus, ebenso mein Höschen. Nachdem er sich flach auf die Decke gelegt und meine Oberschenkel weiter nach außen gedrückt hatte, begann seine Zunge um meine Lustknospe zu kreisen. Mir entrann ein Stöhnen, sodass er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Mit seiner Zunge machte er so geschickt weiter, wie ich es noch nie erlebt hatte. Meine zwei Ex-Freunde hatten nicht das Talent wie Lukas. Aber das war Nebensache.

Mit seiner Zunge glitt Lukas in mich rein und verwöhnte mich, als gäbe es kein Morgen mehr, während er meinen Kitzler mit einem Finger sanft weiter massierte. Für mich sollte es keinen morgen geben, ich wollte, dass diese Nacht nie zu Ende ging.

Nach einiger Zeit kam ich meinem Höhepunkt sehr nahe. Ich streckte ihm mein Becken weiter entgegen und flehte ihn an nicht aufzuhören. Eine Hand hatte sich von seinen Haaren gelöst und massierte meine Brüste, während die andere sich immer weiter in seinen Haaren vergrub. Kurze Zeit später kam ich mit einem lauten Stöhnen, sodass ich das Gefühl hatte, ich hätte alle Krähen vom Feld nebendran aufgescheucht. Keuchend blieb ich einen Moment liegen und genoss das Gefühl meines Orgasmus. Ein Kribbeln zog sich von den Fußspitzen bis zu meinem Unterleib hoch, ging weiter bis zu meinen Fingerspitzen und entlud sich in einem so schönen Gefühl, dass man es gar nicht richtig beschreiben kann.

„Das hat dir scheinbar gefallen“, fragte Lukas mich mit einem Lächeln in seinem Gesicht.

Ich grinste ihn an, erhob mich und stupste ihn auf die Decke. Ich sah ihn verführerisch an und gab ihm einen langen Kuss. Mit einer Hand wanderte ich zur der ausgebeulten Stelle seiner Hose, die mich untenrum noch feuchter werden ließ, als ich eh schon war. Aber auch er sollte nicht ungeschoren davonkommen. Ich zog ihm seine Hose und Shorts aus, und sah mir seinen harten Schwanz an. Er stand schön aufrecht und hatte bereits einen Lusttropfen an seiner Spitze. Diesen Tropfen wollte ich unbedingt. Ich kniete mich nieder und fing erst mit meiner Zunge an ihn verrückt zu machen. Ich strich mit ihr von unten nach oben und verharrte für einen Augenblick an seiner Spitze, die ich nun mit meiner Zunge umkreise. Ich spürte den Tropen auf meiner Zunge und sog ihn genüsslich in meinen Mund. Er schmeckte fantastisch. Nun wollte ich noch mehr. Mit meinen Lippen umschloss ich kurz seinen Zepter und beobachtete ihn kurz aus dem Blickwinkel. Ich machte meinen Mund nochmal auf und ließ seine Manneskraft ganz tief in meinen Mund gleiten. Lukas stöhnte kurz auf und blickte mich mit seinen Augen an. Ich lächelte in mich hinein und ließ meinen Mund mit festumschlossenen Lippen wieder nach oben gleiten. Seinem Stöhnen nach zu urteilen gefiel ihm das sehr. In meinem Mund ließ ich ein Vakuum entstehen und sog noch mal ein bisschen fester an seiner Stange.

„Oh Gott, was machst du da mit mir? Hör nicht auf, mach weiter“, keuchte Lukas .

Und ich machte weiter, während meine andere freie Hand ihn an seinen Eiern massierte, was ihm auch zu gefallen schien.

Nach einiger Zeit hob er meinen Kopf hoch und küsste mich.

„Wenn du so weitermachst, komme ich gleich. Aber ich will meinen Schwanz nochmal in dich stecken.“

Ich fing an zu Lächeln und nickte. Lukas drückte mich zurück auf die Decke und beugte sich mit seinen Händen neben mir abgestützt über mich. Er sah mich mit seinen hellblauen Augen und küsste mich. Währenddessen nahm er seine Hand und berührte mit seinem Stab meinen Eingangsbereich und ganz besonders meinen Kitzler. Ich hielt es kaum aus, aber ich musste mich in Geduld üben.

Eine Weile ärgerte er mich und grinste mich an. Ich fand es langsam gemein und wollte schon was sagen, als er unvermittelt seinen Schwanz in meine Möse schob. Leichte elektrische Stöße durchzuckten meinen Körper. Es war so schön ihn endlich in mir zu spüren. Lukas fing an sich zu bewegen. Seine Hüfte hatte er gut unter Kontrolle und seine Bewegungen waren wunderschön. Wir küssten uns leidenschaftlich, während meine Hände sich in seinen Rücken festkrallten. Ihm schien es nichts auszumachen, denn er machte weiter, immer weiter.

Ich merkte, dass er kurz davor war zu kommen, also stoppte ich ihn. Er sah mich unvermittelt an und fragte, ob alles in Ordnung sei.

„Natürlich, mach dir keine Sorgen, aber ich will dich zum Höhepunkt bringen“.

Lukas lächelte und ging mir runter, legte sich auf die Decke und wartete, bis ich über ihm war.

Ich grinste ihn an und ließ seinen Schwanz nur meinen Eingang berühren. Eine Weile blieb ich in der Position. Es schien ihn wahnsinnig zu machen, das konnte ich an seinem Blick erkennen. Ich beugte mich über ihn und fing an, an seinem Ohrläppchen zu knabbern. „Willst du mich spüren?“ fragte ich ganz plötzlich.

„Oh ja, Isabelle, ich will, dass du meinen Schwanz endlich in deine Möse steckst“ raunte Lukas.

Ich küsste ihn auf den Mund, nahm meinen Oberkörper wieder nach hinten und ließ ihn in mich reingleiten. Ein seufzen ging von uns beiden, ehe ich anfing auf ihm zu reiten.  Ich hielt seine Handgelenke auf die Decke gedrückt, um dieses Mal die Kontrolle zu haben. Er liebkoste meine Unterarme und blickte sehnsüchtig zu meinen Lippen. Ich ließ ihn los und sein Zeigefinger berührte zuerst meine Oberlippe, dann die Unterlippe. So schnell konnte er gar nicht gucken, wie ich seinen Finger in meinen Mund aufgenommen hatte. Ich konnte mich selber schmecken, während ich an seiner Fingerspitze legte und mit meinen Zähnen sanft drauf biss. Wir spielten dieses Spiel noch eine Weile bis ich einen weiteren Höhepunkt in mich aufkommen spürte. Auch er schien nicht weit entfernt zu sein. Er hatte sich wieder zurück gelehnt und hatte seine Hände an meinen Hüften, was ich besonders mag. Ich beschleunigte nochmal mein Tempo und ließ meine Hände an seinem Oberkörper. Seine Augen zogen sich zusammen und auch ich spürte ein immer stärkeres Kribbeln in meinem Unterleib.

„Oh Gott, ahh,…“ waren seine letzten Worte und auch ich bäumte mich auf und ließ meinem Orgasmus freien Lauf.  Ich spürte, wie sein Schwanz pulsierte und auch meine Region sich zusammen zog. Einige Sekunden blieben wir in unseren Positionen, bis sich jeder beruhigt hatte. Ich stieg von ihm ab und legte mich neben ihn. Die 2. Decke legten wir über unsere verschwitzten Körper. Lukas drehte meinen Kopf in seine Richtung und gab mir einen langen leidenschaftlichen Kuss. In dieser Nacht sprachen wir kein Wort und schliefen einfach ein.

Am selben Morgen wachte ich durch Ausflüche auf.

„Ach verdammter Mist, ich hätte schon seit einer halben Stunde auf der Arbeit sein müssen“ brüllte Lukas. Er arbeitete noch bei einem Lebensmittelgeschäft, um sich etwas dazu zu verdienen.

Schnell hatte er seine Shorts und Jeans angezogen, den Korb zusammengepackt und wollte gehen, als er nach unten auf seine Füße blickte. Er war in die Rose reingetreten, die er mir am Abend zuvor geschenkt hatte.

„Scheiße Mann, muss das ausgerechnet jetzt sein??“ Lukas setzte sich hin und pulte die Dornen raus, die nicht entfernt worden waren.

„Entschuldige meine Liebe, aber ich hätte schon vor 30 Minuten auf der Arbeit sein müssen. Ich melde mich, wenn ich daheim bin, ja?“

„Ist kein Problem, ich nehme den Korb und alles hier mit. Du kannst es dann bei mir abholen“ sagte ich.

„Danke, du bist die beste“ sagte Lukas, stieg auf sein Fahrrad und fuhr los.

Ich sah ihm hinterher. Hatte ihm diese Nacht nicht gefallen oder konnte er nichts sagen, weil er es eilig hatte? Ich beschloss es dabei zu belassen und fing an die restlichen Sachen einzupacken. Als ich geglaubt habe alles eingepackt zu haben, fiel mein Blick auf die Rose. Sie war vollkommen zerdrückt und hatte einige Blütenblätter verloren. Ich hob sie auf und legte sie in den Korb. Ein leichtes Unwohlsein durchfuhr meinen Körper. Ich war nicht abergläubisch, aber die zerdrückte Rose bedeutete für mich kein gutes Zeichen. Schulterzuckend ging ich zu meinem Fahrrad, packte alles auf den Gepäckträger und fuhr nach Hause in meine WG.

3. Kapitel

Die restlichen Tage verbrachte ich daheim auf der Couch, schaute mir Serien an wie „Unsere erste gemeinsame Wohnung“, „The Big Bang Theory“ und andere Sendungen, die ich beim Zappen erwischte. Nachts schlief ich einigermaßen gut, aber sobald ich mich ein wenig zu heftig mit dem Kopf bewegte, durchzuckte mich ein Schmerz im Hals und ich war wieder wach. Dementsprechend fühle ich mich vormittags wie gerädert und begab mich nach dem Frühstück direkt auf die Couch, wo ich mich vor den Fernseher legen konnte.

Mein Frühstück bestand aus frisch aufgebackenen Brötchen, Wurst, Käse, Nutella, einem gekochten Ei und Kaffee von Senseo. Die Kaffeemaschine hatte ich vor kurzer Zeit im Globus für 50€ gekauft. Es gab sie leider nur in schwarz, Titanium wäre mir lieber gewesen. Aber für 50€ konnte man nichts sagen. Eine Kapselmaschine wollte ich nicht, da waren mir die Kapseln zu teuer, und ein richtiger Kaffeevollautomat lohnte sich nicht. Dazu tranken wir zu wenig Kaffee, um sich in solche Unkosten zu stürzen. Lukas enthielt sich wie immer zu dem Thema, also kaufte ich sie einfach. Ich war mit ihr vollkommen zufrieden, hatten meine schon Eltern das erste Modell gehabt.

Der Eierkocher hupte, ich schreckte das Ei kurz mit kaltem Wasser ab und legte es dann in den Eierbecher.

Mit Eierlöffel, Salz und dem Eierbecher bewaffnet, begab ich mich zum kleinen Wohnzimmertisch, wo ich meine Sendung weiter sehen konnte.

Ich hatte gerade mein Smartphone eingeschaltet, als ich auch schon eine Nachricht in Whatsapp erhielt. Benjamin hatte mir geschrieben: „Hallo Isabelle, wie geht’s dir? Hoffentlich haben die Schmerzen kurz vor dem Wochenende ein wenig nachgelassen und du musst nicht doch mit der Halskrause rumlaufen. Du hast einen Anruf erhalten von einem gewissen Hr. Marx. Er wollte hören, wie es dir geht. Ich gebe dir mal seine Handynummer, die auf unserem Display angezeigt wurde. 01512-1133….. Ist das der Unfallverursacher? Immerhin erkundigt er sich nach dir, wenn er schon in dich reingefahren ist. Naja, ok. Ich mach hier mal weiter. Melde dich mal, wenn es dir besser geht. Gute Besserung weiterhin. Beni“

Ich freute mich riesig über seine Nachricht. Ich hatte einfach tolle Kollegen. Auch von Thomas war eine kurze Meldung gekommen, ebenso von meiner Chefin und das restliche Labor leitete Genesungsgrüße weiter.

Natürlich freute ich mich über die Nachrichten, aber eine Mitteilung erregte mein Aufsehen. Herr Marx hatte sich nach mir erkundigt. Das wunderte mich zwar, aber erfreut war ich trotzdem. Sogar sehr. Ich speicherte die Nummer in meinem Handy und sah kurze Zeit später, dass auch er Whatsapp hatte. Ich entschied ihm eine Nachricht zu schreiben.

„Guten Tag Herr Marx, mein Kollege Benjamin hat mir Ihre Nachricht mitgeteilt. Mir geht es langsam wieder besser und ich kann meinen Hals wieder gut bewegen, jedoch noch nicht komplett schmerzfrei. Für Ihre Nachricht bedanke ich mich rechtherzlich. Wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Mit freundlichen Grüßen, I.L.“

Kaum hatte ich diesen Text abgeschickt, war er schon online und las scheinbar meine Nachricht. Einige Sekunden später rief er an.

„Hallo Frau Liebl, ich habe gerade Ihre Nachricht gesehen und dachte, ich rufe Sie kurz an, um zu hören, wie es Ihnen geht.“

„Das ist aber lieb Herr Marx. Mir geht es soweit gut. Nachts muss ich jedoch aufpassen, dass ich mich nicht ruckartig bewege. Ansonsten ist alles gut soweit.“

„Das freut mich zu hören. Haben Sie noch Arztbesuche vor sich oder ist alles soweit in Ordnung?“

„Nein, ich muss nur meine Übungen machen, die mir der Arzt verordnet hat. Ich denke nicht, dass ich eine Nachuntersuchung brauche. Wie geht es Ihrem Firmenwagen?“

„Der Wagen ist soweit in Ordnung, er steht in der Werkstatt und wird repariert. Die Motorhaube hat doch eine winzige Schramme abbekommen, ist aber nicht tragisch. Ich habe einen anderen Wagen bekommen. Damit komme ich auch ganz gut zur Arbeit.“

„Das freut mich zu hören. Sie haben hoffentlich nicht allzu viel Ärger bekommen?“

„Da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass Sie wieder gesund werden. Ein Wagen ist ersetzbar.“

„Ich muss Ihnen zustimmen, obwohl ich an meinem Auto doch sehr hänge für eine Frau“, lachte ich.

„Wirklich? Sie hängen an Ihrem Auto? Sonst sind das doch eher die Männer. Sagen Sie bloß, dass Sie Ihren Wagen auch regelmäßig pflegen?“

„Regelmäßig nicht, aber ich habe nicht Unmengen an Schuhen auf der Rückbank, wie so manch andere Frau. Ich räume regelmäßig auf. So aufgeräumt ist nicht mal mein Kleiderschrank.“

Ich konnte ihn lachen hören. Es kam aus tiefstem Herzen. Sein Lachen war ansteckend, auch ich musste anfangen zu lachen. Ich konnte mir sein Gesicht richtig vorstellen, wie sich seine grünen Augen schlossen und sein Mund seine weißen Zähne zeigte.

„In Ordnung Frau Liebl, ich wollte mich nur kurz bei Ihnen gemeldet haben. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Besserung. Auf wiedersehen.“

„Und ich bedanke mich für Ihren Anruf, das war sehr lieb von Ihnen“, entgegnete ich.

„Das war das mindeste, was ich tun konnte. Ungeschehen machen kann ich es nicht. Aber ansonsten hätte ich Sie nie kennengelernt, obwohl es unter anderen Umständen besser gewesen wäre“.

„Da haben Sie allerdings Recht. Ich wünsche Ihnen schon mal ein schönes Wochenende.“

„Das wünsche ich Ihnen auch und weiterhin schmerzfreie Nächte.“

Nachdem wir aufgelegt hatten, legte ich mich wieder auf die Couch und ließ meinen Blick in Richtung Fernseher schweifen. „The Big Bang Theory“ war schon vorbei und „How I met your Mother“ hatte bereits angefangen. Obwohl ich mit dieser Serie nicht viel anfangen konnte, ließ ich das Programm laufen. Durch die letzten Nächte, in denen ich nicht durchschlafen konnte, war ich ziemlich müde und meine Augenlider wurden immer schwerer. Die Folge, in der Barney Robin einen Heiratsantrag macht, bekam ich kaum mit. Ich schlief ein und fing nach kurzer Zeit an zu träumen. In meinem Traum ließ ich den Unfall Revue passieren, doch alles verlief ganz anders. Der Unfall war schlimmer ausgegangen als gedacht. Ich wurde im Krankenwagen abtransportiert, doch wir fuhren nicht ins Krankenhaus, sondern in ein abgelegenes Anwesen am Waldrand. Wo wir genau waren, weiß ich nicht. Ich wurde aus dem Wagen gehoben und ins Haus gebracht. Der Mann, der mich trug, hatte einen schnellen Schritt drauf und trug mich ins Obergeschoss. Ich konnte nur schwache Umrisse sehen, aber das war mir erst mal egal. Mein Körper wurde auf ein großes Bett gelegt. Ein großer weißer Schleier bedeckte meinen gesamten Körper. Doch es war nicht der Mann, der mir den Schleier über den Körper legte. Es geschah automatisch oder war es das Bett? Wie konnte ein Bett so etwas machen?

Meine Augen schlossen sich kurz darauf und ich fiel in einen tiefen Schlaf. Nach einiger Zeit erwachte ich durch Berührungen auf meinem Körper. Trotz des Schleiers über mir konnte ich die Körperwärme einer anderen Person spüren. Ich öffnete meine Augen und versuchte nach unten zu meinen Füßen blicken zu können. Mein Gegenüber zog den Schleier von meinem Gesicht und schaute mir direkt in die Augen. Ich glaubte es zumindest, denn ich konnte außer der unteren Gesichtshälfte mit seinem Mund, nichts von seinem Gesicht erkennen.

„Einen schönen guten Morgen. Du hast verdammt viel Glück gehabt“, sagte der Mann.

Er musste zirka 1,80m groß sein, er hatte eine sportliche Figur, seine Schultern waren breit geschnitten, was ich anhand seines gespannten Hemds erkennen konnte.

„Wo bin ich hier? Was haben Sie mit mir gemacht?“ Panik ergriff mich. Ich schaute an mir runter und sah noch leichte blaue Flecken. Meine Kleidung vom Unfalltag hing frisch gewaschen auf einem Kleiderbügel an der Zimmertür. Erschrocken sah ich an mir runter und konnte feststellen, dass ich eine Art kurzes Nachthemd trug. Es war in einem sanften Rosaton und der Stoff musste aus Seide sein. Er fühlte sich angenehm kühl an auf der Haut, was bei den sommerlichen Temperaturen von Vorteil war. War es wirklich ein Nachthemd? Dafür sah es zu schön aus. Es musste ein Negligé sein.

„Du bist in Sicherheit und besser versorgt, als in einem Krankenhaus. Ich habe mir erlaubt dir saubere Wäsche anzuziehen. Deine Kleidung war blutdurchtränkt und musste gewaschen werden. Am Bauch warst du schwer verletzt, aber zum Glück konntest du geheilt werden.“

„Wie lange habe ich geschlafen?“, wollte ich wissen.

„Nicht lange. Um die 15 Stunden. Und dafür bist du schon sehr gut verheilt. Ich bringe dir erst mal etwas zu Essen und zu trinken, damit du zu Kräften kommst. Nach dem Essen legst du dich am besten wieder schlafen. Du bist noch etwas geschwächt.“

„15 Stunden? Und dann bin ich so gut verheilt? Wie heißt du eigentlich? Ich will mich bei meinem Retter bedanken.“

„Meinen Namen brauchst du nicht zu wissen und auch nicht zu bedanken. Zumindest noch nicht.“

Mit dieser Aussage ließ er mich im vermeintlichen Schlafzimmer zurück und verließ den Raum. Was meinte er mit „noch nicht“? Spielte er auf seinen Namen an oder meine Dankbarkeit? Ein Schauer durchlief meinen Körper, doch ich hatte dafür keine Zeit. Ich blickte unter mein Nachthemd und auf meine Arme. Überall diese Flecken und was ist das? Eine breite narbenartige Abbildung war auf der rechten Seite meines Bauches zu sehen. Ich wollte mich erheben, um es besser sehen zu können, aber ein Schmerz durchkreuzte meinen Plan. Mit schmerzverzehrtem Gesicht legte ich meinen Oberkörper wieder zurück und schloss für einen Augenblick die Augen. Die Tür ging wieder auf und der fremde Mann kam mit einem Tablett herein. Er stellte das Tablett ab und half mir, mich ein wenig aufzurichten. Scheinbar sah er, dass ich Schmerzen hatte, aber es kümmerte ihn wenig.

„Du musst etwas essen, dein Körper braucht jetzt mehr Energie, als du glaubst“.

Ich blickte von seinem bedeckten Gesicht auf das Tablett. Es war reichlich belegt mit einem frischen Vollkornbrötchen, einem Croissant, Ei, ein Stückchen Butter, Kräuterkäse, Fleischwurst und Nutella. Dazu ein Tässchen Kaffee mit Kaffeesahne und Würfelzucker, und ein Glas Orangensaft.

Ich freute mich riesig über die reichliche Auswahl. Ein Grinsen durchzog mein Gesicht und ich begann zu essen. Mein Hunger musste extrem groß gewesen sein, denn schon nach kurzer Zeit war ein Großteil aufgegessen.

Die gesamte Zeit hatte der Fremde neben mir auf einem Sessel gesessen und eine Zeitung gelesen. Ich blickte in seine Richtung. Er las die FAZ, welche ich auch zwischendurch mal las. Er schien meinen Blick bemerkt zu haben, denn er zog die Zeitung nach unten und schaute in mein Gesicht. Meine Augen vergrößerten sich, denn ich fühlte mich ertappt, aber wobei? Ich wollte nur wissen, welche Zeitung er las oder hatte ich ihn durch die Zeitung hindurch ansehen wollen? Hoffte ich sein gesamtes Gesicht sehen zu können, was sich vielleicht hinter der Zeitung verbarg, er mir aber nicht zeigen wollte?

Er faltete sie zusammen und legte sie auf den kleinen Nachttisch zu meiner rechten Seite. Er erhob sich und griff nach dem Tablett.

„Wie ich sehe hat es dir geschmeckt oder du hattest einfach nur Hunger“, erwähnte er.

„Beides. Es war lecker und ich hatte Hunger. Vielen Dank für das Frühstück.“

„Gern geschehen. Falls du noch etwas benötigst, so brauchst du nur auf den Knopf hier zu drücken.“

Er deutete den Nachttisch, wo sich wie eine Art Fernbedienung befand, die jedoch mit nur einem Knopf ausgestattet war.

„Versuch noch ein wenig zu schlafen. Du wirst es brauchen“, sagte er.

„Wozu werde ich es brauchen? Hat jemand bei meiner Chefin angerufen und bei meinem Freund?“, fragte ich mit einem leichten Zittern in der Stimme. Wieso sollte ich so viel Schlaf brauchen? An seiner Tonlage erkannte ich, dass ich nicht so schnell heim kommen würde. War ich doch noch so schwer verletzt oder führte er etwas anderes im Schilde? Ich kam nicht mehr dazu mir weitere Hirngespinste zu Recht zu legen. Aus irgendeinem Grund wurde ich plötzlich sehr müde. Hatte er etwas in den Orangensaft gemischt? Ich verfiel in einen weiteren Schlaf, aus dem ich nach einiger Zeit geweckt wurde. Wieder weckten mich Berührungen, doch diesmal waren sie anders. Ich spürte, wie eine Hand von meiner rechten Wade langsam zu meinem Oberschenkel hochwanderte. Mein Körper spannte sich instinktiv an, ich öffnete mein rechtes Auge und erblickte im Schein einer kleinen Lampe, dass es die Hand des Fremden war. Es musste bereits Abend sein, denn draußen war es stockfinster. Nur eine kleine Lampe, welche einen warmen Orangeton versprühte, erhellte das Zimmer so, dass man nur noch die Umrisse von Möbeln und Personen wahrnehmen konnte.

Seine Hand streichelte mich weiter, ganz sanft wanderte sie nun an meinem Arm entlang und streifte meinen dünnen Träger des Negligés von meiner Schulter. Mein Gesicht hatte ich nicht bewegt. Hatte Angst meinen Körper ergriffen oder war sie dem Genuss gewichen? Auf meiner Schulter spürte ich Lippen, seine Lippen. Sie waren sehr weich und zart, was ich auf den ersten Blick bereits geahnt hatte. Ich fing an das Schauspiel zu genießen. Mein Körper entspannte sich zunehmend und ein Kribbeln stieg in mir auf. Die Hand des Fremden glitt zum unteren Ende des Negligés und berührte meinen Slip. Ich hielt meine Augen wieder geschlossen und genoss jede seiner Berührungen. Er zog meinen Slip mit beiden Händen vorsichtig runter, strich ihn mir über meine Füße, die ich ein wenig angehoben hatte. Mein Hemdchen zog er nicht aus, was auch seinen Reiz hatte. Auf seinem Gesicht konnte ich ein Lächeln erkennen und er vergrub seinen Kopf zwischen meine Schenkel. Mit seinen Fingerspitzen berührte er vorsichtig meinen Venushügel, er massierte ihn sogar, was mir gefiel. Sein Daumen wanderte zu meinem Kitzler und berührte ihn vorsichtig. Ein Zucken wanderte meine Beine herab. Er bemerkte meine Bewegung und hielt kurzerhand von mir ab. Stattdessen spürte ich nun seine Zunge an meinem Kitzler und wie seine Lippen zwischendurch meine Schamlippen liebkosten. Ich konnte mir ein Stöhnen nicht mehr verkneifen. Mein Oberkörper erhob sich ein wenig, doch wie konnte das sein? Stunden zuvor hatte ich noch schreckliche Schmerzen. Wieso hatte ich jetzt keine Schmerzen? Stattdessen blickte ich nach unten Richtung meiner feuchten Grotte.

Einige Zeit hatte der Fremde an meiner Schnecke verbracht, stupste mit der Zunge immer an meinen Eingang. Mit seiner anderen Hand massierte er meine Brust weiter, doch einen Orgasmus sollte ich erst später erhalten. Er erhob sich und als er auf das Bett stieg, hob er mein rechtes Bein nach oben, während mein linkes liegen blieb. Sein Oberkörper war meinem sehr nahe. Ganz langsam drang er mit seiner harten Lanze in mich ein. Wir beide genossen unsere erste Zusammenkunft, während sich aus unser beiden Münder ein Stöhnen schlich.

Behutsam fing er an sich zu bewegen, während sein Mund in meine Richtung blickte. Ich sah ihm direkt in sein Gesicht, doch auch dieses Mal konnte ich wieder nur seinen Mund sehen. Er bewegte seinen Mund in Richtung meines Gesichts und küsste mich. Seine Küsse schmeckten wunderbar, seine Lippen waren unglaublich weich, obwohl seine Küsse eine härtere Form angenommen hatten. Sie wurden fordernder, doch mich störte das nicht. Seine Hüfte bewegte sich geschmeidig im Takt, so wie ich es mochte. Mit meinen Händen griff ich kurz in seine Haare, die ich zwar nicht sehen, aber fühlen konnte. Sie waren nicht sehr lang, Vielleicht eine wie eine normale Kurzhaarfrisur bei einem Mann, dafür aber sehr weich.

Er bewegte sich eine Weile in dieser Position, bis er kurz von mir abließ, mich auf den Bauch drehte und seinen Körper, mit seinem Kopf an meinem, auf meinem ablegte. Er küsste mich im Nacken, weiter zu meiner Wange, wo er mit einer Hand meinen Mund zu seinem drehte. Während er mich küsste und seine Zunge die meine suchte, drang er von hinten in meine Höhle ein, dieses Mal etwas härter. Ein kleiner Lustschrei kam aus meinem Mund, während er seinen Mund weiter auf meinem gedrückt hielt.

Seine Bewegungen wurden immer schneller und er drang noch tiefer in mich ein. Später erhoben wir uns auf die Knie und ich legte meine Unterarme auf der Matratze ab. Seine Hände hatten an meinem Hintern Halt gefunden und sein Griff wurde fester. Er schien ihn ein wenig zu kneten, während er mir zwischendurch einen leichten Klapps gab, was mich noch mehr anturnte. Mit einer Hand berührte ich mich an meinem Kitzler und streichelte ihn unaufhörlich, bis ich kurze Zeit später, zu seinen intensiven Bewegungen, meinen Orgasmus in einem lauten Schrei raus stieß. Einige Sekunden später hörte ich anhand seiner Geräusche, dass auch er kommen würde. Ich spürte es zudem auf meinem Hintern, den er mit seinem Ejakulat bespritzt hatte. Ich legte mich auf den Bauch, während er mir notdürftig meinen Po mit einem Taschentuch vom Nachttisch sauber machte, damit das Bettlaken nicht dreckig würde.

Einige Minuten blieben wir liegen, sprachen kein Wort.

„Jetzt weißt du, warum du noch eine Runde schlafen solltest“, durchbrach er die Stille, wobei ich ein Lächeln in seiner Stimme erkennen konnte.

Ich öffnete meine Augen, drehte mich zu ihm um, um etwas zu erwidern, aber das Bett neben mir war leer. Verdutzt sah ich mich im Zimmer um, aber ich blickte nicht in die gedimmte Nachttischlampe, sondern in den Fernseher, wo gerade Taff lief.

Ich erhob mich und sah mich um. Wie bin ich wieder hier herkommen? War ich überhaupt weg gewesen? Ich schob meine Decke beiseite und musste zu meiner Überraschung feststellen, dass ich außer meinem T-Shirt nichts mehr anhatte. Meine Unterhose und meine Jogginghose lagen auf dem Boden. Wie waren sie dahin gekommen? Mit einem Fragezeichen über meinem Kopf stand ich auf, hob sie auf und warf sie in den Wäschekorb. Anschließend ging ich ins Badezimmer und ließ Wasser in die Badewamme laufen. Ich schaute in den Spiegel vom Hängeschrank und begutachtete meinen Hals und Nacken. Er tat immer noch weh, aber von Tag zu Tag wurde der Schmerz weniger. Wieso hatte Herr Marx angerufen? Eine Nachricht auf das Handy hätte gereicht. Doch ich freute mich immer noch über seinen Anruf. Urplötzlich musste ich noch mal an den Traum denken und ich spürte, wie ich feucht wurde. Ich schüttelte den Kopf und zog mein T-Shirt aus. Ich blickte auf meine Brüste und sah einen Handabdruck auf meiner rechten Brust. Erschrocken schaute ich noch einmal hin und legte meine Handfläche darauf. Sie war zu klein. Wie konnte das sein? Ich hatte doch nur geträumt, oder etwa nicht? Schulterzuckend holte ich die Flasche für mein Schaumbad aus dem Schrank, goss eine großzügige Menge in den Wasserstrahl und beobachtete die Entstehung eines bestimmt 15cm hohen Schaumes, der sich langsam überall auf der Wasseroberfläche verteilte. Ich stellte den Wasserhahn ein wenig runter und überprüfte vorsichtig, ob das Wasser die gewünschte Temperatur erreicht hatte. Mit dem rechten Bein stieg ich zuerst rein, zog das linke nach und setzte mich. Meinen Schwamm hatte ich auf die seitliche Amarturenablage gelegt und ich genoss den Schaum, der meine obere Körperhälfte bedeckte, bis auf meine Brustwarzen, die ein wenig heraus schauten und durch die kühlere Luft im Bad sofort steif wurden. Mich fröstelte es für einen kurzen Moment und ich beschloss noch mehr Wasser reinlaufen zu lassen. Ich lehnte mich auf die Kopfstütze und schloss meine Augen. Die wohlige Wärme des Badewassers durchzog meinen Körper und mir kam der Traum von vorhin wieder in meinen Kopf. Wie der Fremde mir einfach meinen Slip ausgezogen hatte, mich genommen hat ohne mich zu fragen. War es Vergewaltigung? Nein, eigentlich nicht. Irgendwie wollte ich es ja. Aber irgendwie auch nicht? Es war ja nur ein Traum, aber…es war derselbe Mann wie einige Träume zuvor.

Meine Gedanken kreisten weiter um diese Person mit seinen strammen Schultern und dem athletischen Körper. Ich fing an mich zu streicheln. Zuerst berührte ich meine Brüste und die dazugehörigen Brustwarzen, die sich ein wenig aufrichteten. Mit den Fingerspitzen drehte ich an ihnen rum und genoss den Gedanken an die fremde Person, die mich in meinen Träumen heimsuchte. Eine Hand verließ meine Brust und legte sich auf meinen Hotspot. Ich streichelte ihn und berührte zwischendurch meine kleine Perle, die ein wenig größer wurde. Meine Körpertemperatur musste die des Badewassers angenommen haben, welche bestimmt über 45°C hatte, was aber körperlich gesehen nicht möglich war. Meinen Zeigefinger führte ich von meiner Perle ein wenig abwärts in Richtung meines Eingangsbereiches. Mit einem Seufzen drang mein Finger in mich ein. So tief wie ich konnte, schob ich ihn rein und wieder raus und wieder in Richtung meiner Knospe. Ich nahm einen weiteren Finger dazu.  Dieser Tanz wurde wurde bis zum Ende gespielt. Eine Abwechslung aus Streicheln, Kreisen, Rubbeln und Gleiten. Währenddessen hatte ich den Mund und die gesamte untere Gesichtshälfte des Fremden vor meinen Augen. Ich bewegte meinen Finger immer schneller, zeitgleich biss ich mit meinen Zähnen auf meine Unterlippe, um ein lautes Stöhnen zu unterdrücken, aber daraus wurde nichts. Meine Gedanken kreisten um das Erlebnis in diesem magischen Bett, wie ich ihm hilflos ausgeliefert war, aber den Sex mit ihm sehr genoss und hoffte, dass es nie zu Ende gehen würde. Sein Becken hatte Rhythmusgefühl, dass muss ich schon sagen. Er musste sportlich aktiv sein, sonst würde eine solche Kraft in seinem Becken kaum existieren. Es machte schon einen Unterschied, ob der Geschlechtspartner Sport machte oder nicht.

Ich hatte die Szene weiterhin im Kopf, wie er mich von hinten nahm und ich an mir selber rumspielte, wie jetzt in diesem Moment. Die Energie entlud sich nach einiger Zeit und auch meine Unterlippe musste ich loslassen, damit ich den Laut loswerden konnte. Es war ein schönes Gefühl und von solcher Extase, dass ich einige Zeit brauchte, um wieder zu Sinnen zu kommen. So intensiv hatte ich meinen Orgasmus lange nicht mehr erlebt. Ich blieb noch einige Zeit in der Wanne liegen, seifte mich kurz ein und spülte den Schaum von mir ab. Während das Badewasser ablief, trocknete ich mich schnell ab. Mein Blick fiel noch mal auf den Spiegel und der Abdruck auf meiner Brust war verschwunden. Ich spülte den zurückgebliebenen Schaum weg, öffnete die Abluft im Badezimmer und zog mich im Schlafzimmer um. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit war das Abendessen zu kochen. Lukas würde wieder später nach Hause kommen, also entschied ich etwas zu kochen, was man noch in der Mikrowelle aufwärmen konnte. Ich durchforstete den Kühlschrank und entdeckte das aufgetaute Hackfleisch. Dazu noch passierte Tomaten, Nudeln und einen schönen Salat? Das würde lecker werden. 

Lukas kam so gegen 21 Uhr nach Hause. Das Essen hatte ich bereits auf einen Teller gelegt und eine weitere kleine Schüssel Eisbergsalat hatte ich auch vorbereitet. Ich hatte schon gegessen, weil mir 21 Uhr zu spät wurde, wenn ich spätestens um 23 Uhr ins Bett gehe. Er stellte seinen Aktenkoffer auf die kleine Kommode, zog seine Jacke und Schuhe aus, und ging in Richtung Küche, wo ich sein Essen hingestellt hatte. Ich hörte die Mikrowelle laufen und sogleich seine Schritte in Richtung Wohnzimmer.

„Vielen Dank, dass du auf mich gewartet hast!“

„Wie meinst du das denn jetzt? Du weißt ganz genau, dass ich morgen wieder arbeiten gehe und früh raus muss. Daher will ich nicht mit vollem Magen ins Bett. Wo liegt denn jetzt das Problem? Du hast etwas zu Essen auf dem Teller“ antwortete ich schnippisch.

„Du weißt, dass ich noch einiges zu tun habe“, entgegnete Lukas.

„Wie oft sagst du das? Seit Monaten kommst du spät nach Hause und nimmst noch Arbeit mit heim. Was machst du denn den ganzen Tag?“

„Willst du mir eine Affäre unterstellen?“

„Hast du denn eine? Von Affäre habe ich nichts gesagt.“

„Nein, natürlich nicht Schatz. Verzeih‘ mir, im Moment wächst mir die Arbeit über den Kopf und du musst mit darunter leiden. Ich kann dir leider auch nicht sagen, wie lange es noch anhalten wird. Die Auftragslage ist sehr hoch und wir wollen schließlich zufriedene Kunden.“

„Das ist mir klar, aber wie du selber schon sagtest, du vergisst mich dabei. Wir sind so lange zusammen und ich weiß, dass du Monate hast, in denen du dich vor Arbeit kaum retten kannst“ sagte ich.

„Du darfst mich aber nicht vergessen, ok? Ich geh schon mal ins Bett noch ein bisschen lesen, bevor ich schlafen gehe.“

„In Ordnung und danke für das Abendessen“. Lukas gab mir einen Kuss auf den Mund und verschwand dann in der Küche.

Ich ging in Richtung Schlafzimmer. Ich setzte mich aufs Bett und atmete tief durch. Hatte ich ein Parfüm gerochen? Das war aber nicht seins und auch kein männliches Parfüm. Angst stieg in mir hoch. Die Lust am Lesen war mir vergangen. Ich zog mein Nachthemd an, ging ins Badezimmer und putzte mir die Zähne. Eine ganze Weile putzte ich, mehr als nötig war, denn ich spürte schon mein Zahnfleisch schmerzen. Ich erwachte aus meiner Trance und spülte aus. Ich säuberte noch schnell mein Gesicht und cremte es mit meiner Lieblingscreme von Nivea ein.

Ich stieg ins Bett, zog die dünne Bettdecke über meine Schultern und versuchte einzuschlafen. Es dauerte eine ganze Weile, weil meine Tränen unaufhörlich weiter liefen. Es war bereits nach 22 Uhr, als mein Körper endlich beschloss die Tränenproduktion einzustellen, und ich einschlief.

4. Kapitel

Am nächsten Tag stand ich früh auf, wusch mich zügig, zog mich an, schnappte mir mein Mittagessen und verließ die Wohnung. Ich hatte eine unruhige Nacht gehabt, in der ich an nichts anderes denken konnte, als an den fremden  Duft, der an meinem Freund haftete. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass unsere Beziehung in Gefahr war. Vielleicht bildete ich es mir auch ein und meine Nase hatte etwas bei dem Unfall abbekommen. Egal wie ich es mir zu Recht sponn, ich kam auf das gleiche Ergebnis raus. Um nicht länger darüber nachzudenken, stellte ich die Musik ganz laut und hörte das Lied „Animals“ von Nickelback und fuhr los. Ein Großteil der Ampeln war um 5:56 Uhr noch aus, so war es ein leichtes schnell auf der Arbeit anzukommen. Ich parkte neben einer Arbeitskollegin, schloss ab und ging auf das Gebäude zu. Meine Freude auf meine Kollegen wuchs mit jedem Schritt und meine Angst ließ ich im Auto, glaubte ich zumindest. Die Wahrheit sah jedoch anders aus, ich nahm sehr oft private Schwierigkeiten mit auf die Arbeit. Dort hatte ich die richtigen Psychologen: meine Freunde

Ich kam im Gebäude an, betätigte mit meinem Ausweis die Stechuhr und ging runter in die Umkleidekabine. Nach kurzer Zeit hatte ich meine Privatkleidung aufgehängt und war in meinen Kittel geschlüpft, griff noch nach meiner Laborbrille und verließ die Umkleide. Im Gang traf ich einen Kollegen. Er war in etwa Ende 50, aber kam jedes Mal mit einem Lächeln auf dem Gesicht den Gang entlang.

„Einen schönen guten Morgen, junge Dame“, begrüßte er mich.

„Den wünsche ich Dir auch“, sagte ich ebenfalls mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

„Lange nicht mehr gesehen. Hattest Du Urlaub oder warst du krank?“ fragte er mich mit hochgezogener Augenbraue.

„Ich war krank, jedoch gezwungenermaßen.“

„Krank? Gezwungenermaßen? Wie geht denn das?“ fragte er mich verblüfft.

„Ich hatte letzte Woche einen Unfall. Jemand hatte seine Glubbschaugen nicht richtig aufgemacht und war an der Ampel von hinten in mein Auto reingefahren. Durch die Nackenschmerzen wurde ich krankgeschrieben. Es ist zum Glück nicht mehr passiert.“

„Menschenskinder, da hast Du wirklich Glück gehabt. Sag bloß die Person hat am Smartphone rumgespielt, was ja bei euch jungen Leuten so aktuell ist“ fragte er mich mit einem leichten Ton von Unverständnis.

Seine Reaktion konnte ich verstehen. Wie oft sah man Leute Auto fahren und gleichzeitig am Handy rumspielen…leider viel zu viele. Und die Gesetzgebung ist viel zu lasch. Man ist schließlich nicht nur für sich auf der Straße verantwortlich.

„Nein, das glaube ich ausnahmsweise mal nicht. Er hat nicht richtig aufgepasst und so war es geschehen. Die Versicherungen müssten die Kostenfrage auch geklärt haben. Die Polizei war da und hat alles aufgenommen und der Mann hat auch zugegeben, dass er unachtsam war. Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig.“

„Na, immerhin hat er gleich zu seiner Tat gestanden.“

„Ja, er hat sich sogar nach meinem Wohlergehen erkundigt, als ich krank daheim war.“ Lächelte ich.

„Oh, ein Gentleman. Kümmert sich um das Opfer. Das ist das Mindeste, was er tun konnte. So meine Liebe, ich mach hier weiter. Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.“

„Den wünsche ich dir auch, danke.“

Nachdem wir uns verabschiedeten, ging ich in Richtung Aufzug und betätigte den Knopf. Mein Kollege war immer sehr freundlich und gut gelaunt. Leider konnte ich mir nie seinen Namen merken, dafür sein Lächeln, mit dem er morgens ankam und den Tag schon früh morgens erhellte. Er war eine Frohnatur und solche Leute beneidete ich. Mir sah man meistens direkt am Gesicht an, wenn etwas nicht stimmte. Also einen Oscar für’s Schauspielern würde ich nicht gewinnen, eher eine Goldene Himbeere.

Im 2. Stock angekommen betrat ich die Teeküche, stellte die Kaffeemaschine an und legte meine Lebensmittel in den Kühlschrank. Meine Tasche legte ich schon auf meinen Arbeitsplatz, nachdem ich die Labortür aufgeschlossen hatte.

Ich schaltete meinen PC ein, meldete mich an und öffnete mein Outlook. Nachdem einige Sekunden vergangen waren, erschienen in etwa 20 Emails. Ich war doch nur knapp eine Woche weg? Ich ließ die Emails, Emails bleiben und verließ meinen Schreibtisch. Mein Kaffee war bereits durchgelaufen und wartete auf seine Vollendung durch die Zugabe von Milch und Zucker. Meinen gestrichenen Löffel  Zucker und einen Schuss Milch verrührte ich einige Minuten in meiner Tasse. Währenddessen schweiften meine Gedanken an den gestrigen Abend zurück und ließen Panik in mir aufsteigen. Ich hoffte inständig, dass ich mich irrte und nur eine herzliche Umarmung zu einem Geburtstag stattgefunden hatte, so wie wir es unter uns Angestellten auch machen. Könnte es möglich sein, dass da ein Parfum übertragen wird? Vor allem, wie lange hält der Duft? Wenn es ein richtiges Parfum war und kein Eau de Toilette, war es schon möglich, dass der Duft sogar noch nach mehreren Stunden vorhanden war, aber der Duft von gestern roch ziemlich frisch…

 

„….oder willst du da Wurzeln schlagen?“

Die Stimme meines Kollegen riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich kurz zusammenzucken.

„Oh entschuldige, ich war gedanklich gerade ganz woanders“.

„Ich hab’s gemerkt“ erwiderte Benjamin.

„Ist alles ok bei dir? Du siehst etwas mitgenommen aus, hast du etwa geweint? Du hast ganz rote Augen.“

„Nein, schon in Ordnung, es ist nichts“, log ich.

Benjamin sah mich mit prüfendem Blick an.

„Isabelle, du kannst nicht lügen, beziehungsweise ziemlich schlecht. Ich seh doch, dass etwas nicht stimmt. Ich möchte dir nicht zu nah treten, aber wenn du weiterhin so eine Schnute ziehst, wird es auch nicht besser und ich möchte nicht den ganzen Tag in das traurige Gesicht sehen. Dafür ist es viel zu hübsch.“

Unter Tränen erzählte ich ihm vom gestrigen Abend. Er hörte mir zu, unterbrach mich nicht und als ich endete, bestätigte sich meine Angst.

„Isabelle, sei mir nicht böse, aber das ist schon sehr merkwürdig. Das späte Heimkommen, die Ausweichversuche, das Parfum, zumal ein Parfum im Laufe des Tages seine Intensität verliert. Aber wenn du sagst, dass es sehr frisch und intensiv roch….dann wurde das Parfum kurz vorher aufgetragen, maximal 2 Stunden vorher. Wie lange braucht Lukas bis er daheim ist?“

„Hmm, etwas länger, als ich. Ich schätze so um die 30 Minuten.“

„Gut, nehmen wir mal folgendes an: Wann macht er eigentlich Feierabend? Su um 19 Uhr?  Du sagtest, dass er gestern um 21 Uhr nach Hause kam. Wenn er regulär um 19 Uhr Feierabend gemacht hat, könnte es möglich sein, dass irgendeine Frau ihm noch einen Besuch abgestattet hat. Ich denke, wenn du jemanden besuchst, dem du nahe stehst, gibst du auch einen Spritzer Parfum auf deinen Hals, oder?“

Ich nickte stumm, während ich Benjamin’s Worten weiter lauschte.

„Ok, das Parfum wurde aufgetragen, er vergnügt sich mit der Frau knapp eine Stunde, wo ist jetzt erstmal egal. Jedenfalls könnte es möglich sein, dass…nun ja, im Eifer des Gefechts, der Geruch an seinem Hemd haften geblieben ist. Frag mich nicht wie, aber es gibt ja so viele Positionen….“

 

„Ist doch gut, ich weiß Bescheid!!“ fauchte ich ihn an. Musste er mir noch bildlich erklären? Das war nicht mehr nötig. Alles was ich noch brauchte, waren Beweise. Doch die Angst in meiner Kehle ließ mir kaum die Möglichkeit zum Atmen. Ich setzte mich kurz hin und verschnaufte. Zum Glück hatte ich in meinem kleinen Fach immer etwas Süßes auf Vorrat. Zucker konnte ich jetzt gut gebrauchen. Ich holte mein Twixx raus und biss ein großes Stück ab. Das tat jetzt gut. Ich aß jedoch nicht alles, den Rest legte ich in den Kühlschrank, kalt schmeckt es doch um einiges besser.

Mein Kaffee hatte fast Raumtemperatur erreicht, was ich zu spät merkte. Ich verzog mein Gesicht beim Schlucken und schüttete den Rest weg. Das war ja ekelhaft. Die Lust auf Kaffee war mir vergangen, also trottete ich an meinen Arbeitsplatz zurück und begann die Masse an Emails zu lesen. Die meisten waren von Mitarbeiten, die die anderen Angestellten in cc setzen, wenn irgendwelche Wartungsarbeiten erledigt werden müssen und wir unsere Arbeit danach richten sollen. Weitere enthielten Messergebnisse von Proben, die wir nicht selber machen können, weil uns die Ausrüstung dazu fehlt. Eine der letzten Emails stammte von einer sehr guten Freundin und Kollegin Silvana, die mir liebe Urlaubsgrüße aus London schickte. Mit ihr verstand ich mich vom ersten Tag an sehr gut, waren ungefähr im gleichen Alter und unternahmen immer mal wieder was, wie shoppen auf der Zeil in Frankfurt, auf Afterwork-Partys gehen und andere Dinge, die Frauen gerne machen.

Wir hatten immer etwas zu erzählen, im Notfall  ging ich zu ihr ins Nebengebäude und verbrachte dort meine Mittagspause. Sie ist ein richtiger Wirbelwind und immer mit dem Sport unterwegs, genießt aber auch mal schöne DVD-Abende zu Hause.

Ich begann die Email zu lesen und auf mein Gesicht zauberte sich ein Lächeln:

Hallöchen liebe Isa,

ich schicke dir schöne witzige Grüße aus London. Für Postkarten hatte ich keine Zeit, bin den ganzen Tag unterwegs. Du kennst mich ja. Daher schicke ich dir zumindest eine Email. Hier in London ist es echt klasse. Das Motel ist auch in Ordnung und mit dem Wetter habe ich bis jetzt viel Glück gehabt. Noch habe ich den Regenschirm nicht zücken müssen. So konnte ich immerhin genügend Fotos mit meiner neuen Kamera machen :-D

Der Big Ben sieht echt Hammer aus, was man nicht gerade von den Männern sagen kann. Aber deswegen bin ja nicht hier. WestminsterAbbey, Tower of London, aber auch der Greenwich Park haben mich verzaubert. Natürlich war ich auch shoppen. Leider nicht so viel, wie ich gedacht habe, aber das ist vielleicht ganz gut so.

Ok, mein Schnucki, wenn ich wieder da bin, schauen wir uns meine ganzen Bilder an und gehen wieder einen Kaffee trinken. Hoffe, bei dir ist alles in Ordnung und du hast nicht so viel auf der Arbeit zu tun. Wir sehen uns, bussi.

 

Ich lächelte in mich hinein und freute mich auf ihre gute Laune. Seit wir uns kennen, habe ich sie nicht traurig oder wütend gesehen. Ihre Lebhaftigkeit ist richtig ansteckend und das könnte ich wieder mal gebrauchen. Da fällt mir ein, bei Yvonne wollte ich mich auch melden und ihr erzählen, was passiert ist. Total vergessen. Na, das mache ich direkt jetzt.

Ich griff zum Telefon und wählte ihre Nummer. Da sie meine Nummer sehen konnte, begrüßte sie mich freudig.

„Guten Morgen meine Liebe, wie geht es dir? Du rufst aber früh an…da stimmt doch was nicht“

Man, sie hatte einen wirklich guten Riecher und nach über 10 Jahren Freundschaft, kannte sie mich besser, als jeder andere.

„Hi Yvonne, ja, mir geht es nicht so gut, aber das möchte ich jetzt nicht am Telefon besprechen, ich muss hier noch einiges machen. Hast du heute Abend Zeit zum Quatschen?“

„Uff, ich gehe mit ein paar Kollegen auf eine Afterwork-Party, aber ich hätte eine Idee. Du kommst gegen 18 Uhr zu mir, wir babbeln und dann kommst du einfach mit. Wenn dich etwas bedrückt, tut Ablenkung ganz gut und da ist Tanzen das Beste.“

Ich überlegte kurz und musste ihr im Nachhinein Recht geben.

„In Ordnung, ich bin so gegen 18 Uhr bei dir. Würde es dich stören, wenn ich auch etwas früher komme? Daheim halte ich es im Moment nicht aus.“

„Hey Süße, das will was heißen. Dann geht es dir richtig mies. Klar, du kannst auch früher kommen, ich bin so um 17 Uhr daheim. Ich kaufe uns eine kleine Ablenkung. Deine Lieblingsschokolade und den Jive-Sekt, der dir so gut schmeckt. Dann gönnen wir uns schon mal ein Gläschen.“

„Das ist lieb, aber ich muss dann auch wieder heim kommen.“ Sagte ich mit einem besorgtem Unterton.

„Da mach dir keine Sorgen. Ich trinke nur einen kleinen Schluck mit Orangensaft, da ich eh mit dem Auto hinfahre. Du weißt ja, wie die Busse und Bahn nachts fahren…“

Daran brauchte Yvonne mich nicht zu erinnern. Als unsere Disko-Zeit anfing, sind wir sehr oft mit Bus und Bahn nachts heimgefahren, wenn denn mal eins von beidem kam. Als ich dann mein erstes Auto von meinen Großeltern nach meinem 18. Geburtstag bekommen hatte, war das Thema Bus und Bahn erledigt und ein Taxi war uns eindeutig zu teuer. Da trinke ich lieber keinen Alkohol und habe aber genauso viel Spaß.

„In Ordnung, dann kann ich mir ein Cocktail gönnen und damit den Frust ein wenig lindern“, sagte ich.

„Übertreib es aber nicht. Du musst am nächsten Tag wieder arbeiten und Alkohol löst nicht deine Probleme“ ermahnte mich Yvonne.

„Ja, Mama“ lachte ich ins Telefon.

„Mach dir keine Sorgen, ich weiß was ich tue.“

Wir sprachen noch einige Minuten, verabschiedeten uns und legten dann auf. Die meisten Emails hatte ich in den Papierkorb befördert und begutachtete meinen Arbeitsauftrag. Nach dem Durchlesen bereitete ich alles vor, wog meine ganzen Stoffe ein und ließ sie eine ganze Weile rühren. Ich begab mich noch mal an meinen PC. Eine Email hatte ich vergessen zu öffnen. Eine Einladung von meiner Chefin zu einer Besprechung in der Bibliothek, zu dem auch der Rest der Kollegen eingeladen war. Benjamin kam zu mir und sah die Email.

„Es geht um die Pläne für das neue Labor. Da kommt heute jemand, der sich unsere Wünsche und Vorschläge anhört. Geht’s denn jetzt einigermaßen wieder?“

„Ja, es geht schon, tut mir leid wegen vorhin, aber ich wollte es nicht hören. Zur Ablenkung geh ich heute mit Yvonne auf eine Afterwork-Party“ erzählte ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

„Na Gott sei Dank wirst du dann abgelenkt. Vielleicht lernst du dort ja einen gescheiten Mann kennen?“

Ich zuckte mit den Schultern und nahm die Einladung für die Besprechung an.

Mit Benjamin ging ich in die Teeküche und schmierte mir mein 2 Brote, jeweils mit Wurst und Nutella, ein. Mein Verlangen nach Schokolade war noch nicht gedeckt. Da ich heute Abend sportlich aktiv sein würde, gönnte ich mir das Nutellabrot.

Unsere Chefin kam auch kurze Zeit später, begrüßte uns und fragte mich nach meinem Befinden. Ich berichtete ihr kurz, dass es mir wieder gut geht und die Schmerzen nicht mehr vorhanden sind. Nach meinem Bericht erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, was zeigte, dass sie froh war, dass es mir wieder gut geht und ich arbeiten kann. Bei den ganzen Aufträgen kein Wunder, da braucht sie jede Arbeitskraft.

„Sie haben die Einladung für 9 Uhr gesehen, oder?“ fragte sie mich noch, bevor sie ins Labor ging.

Ich nickte ihr mit vollem Mund zu und sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen

Nach meinem Frühstück ging ich zurück ins Labor, füllte ich mein Zeug vom Becherglas in die Apparatur und startete sie. Ich sah auf die Uhr.  Es war 8:45 Uhr. Wunderbares Timing.

„Hallo Isa, alles wieder gut bei dir?“

Ich drehte mich um und blickte in das erfreute Gesicht von Thomas.

„Hi Thomas, ja alles wieder gut, aber privat läuft es gerade nicht so prickelnd….Ich erzähle es dir dann, jetzt gehen wir schon mal in die Bibliothek.“

„In Ordnung, erzähl es mir, wann immer du möchtest.“

Er drückte mich ganz kurz und mit dem Rest im Schlepptau begaben wir uns Richtung Raum 2063.

 

Meine Kollegen und ich betraten unsere große Bibliothek, die im gleichen Stockwerk war. Sie beherbergte Unmengen an Büchern mit chemischem Hintergrundwissen sowohl in Deutsch, als auch in Englisch. Die meisten Bücher waren älter als ich. Einige sogar aus den 30er Jahren. Ich liebte so alte Bücher und hätte alles dafür gegeben eine eigene kleine Bibliothek zu haben, in der ich alle meine Bücher und Nachschlagewerke zur Geltung bringen konnte. Irgendwann würde ich mir diesen Wunsch erfüllen, wenn ich mein eigenes kleines Häuschen hätte.

Thorsten, Benjamin und ich setzten uns ziemlich weit nach hinten und warteten auf den Architekten. Es war bereits  9:05 Uhr, nur er schien sich Zeit zu lassen. Ich schaute nervös auf meine Uhr, weil ich auf die Zeit achten musste, damit mein Versuch nicht zu lange auf der Mühle lief.

Einige kritzelten irgendwas auf ihren Blöcken, andere warfen einen kurzen Blick auf die Baupläne für unser zukünftiges Labor, an dem noch einiges geändert werden musste. Uns fehlten einige Schränke, Leitungen für Wasserdampf und andere Dinge, die wir für unsere Arbeiten und zukünftigen Projekte gebrauchen konnten.

Die Tür ging auf und der besagte Architekt kam herein. In meiner Hosentasche suchte ich nach meinem Stift und als ich ihn hatte, wurde mein Blick ganz starr. Ich musste zweimal hinsehen und einmal ganz tief schlucken. Das war der Mann, der mir in mein geliebtes Auto gefahren ist. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lassen und musste ein Husten unterdrücken. Thomas sah mich komisch an, sagte aber nichts.

Auch Herr Marx hatte mich nach einem großen Blick in die Runde wiedererkannt. Er schaute mich einen Augenblick länger an, als gewollt war, denn ich spürte seinen Blick auf mir. Ich hielt meinen Blick jedoch wieder auf meinen Block gesenkt und ließ mir nichts anmerken.

„Entschuldigen Sie die kleine Verspätung, ich musste noch ein wichtiges Telefonat beenden. Jetzt bin ich da und wir werden die Pläne in aller Ruhe besprechen.“

Gebannt saß ich auf meinem Stuhl und lauschte seiner Stimme, die unglaublich sexy klang. Schön tief, aber doch weich, so wie ich es an einem Mann mochte. Meine Gedanken schweiften umher, jedoch nicht in der Bibliothek, sondern in meinem 2,0m breiten Bett, wie er vor mir liegen würde, seinen Kopf zwischen meinen Schenkeln vergraben…

„Frau Liebl? Alles in Ordnung?“, wurde ich von meiner Chefin aus meinen Tagträumen gerissen.

„Möchten Sie noch etwas ergänzen?“

Ich sah mir nochmal die Pläne an und nickte.

„Es wäre eventuell besser, wenn unsere Apparaturen im Gang I stehen würden. Dort hätten wir mehr Platz und wir könnten direkt parallel daran arbeiten und hätten alles im Blickfeld, falls etwas schief gehen sollte. Ansonsten habe ich dem nichts zuzufügen“ antworte ich schnell, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich gerade ganz woanders war.

Ich stand kurz auf und verließ das Zimmer, um nach meinem Versuch zu schauen. Im Labor angekommen, holte ich tief Luft und ging zu meiner Mühle. Es war alles in Ordnung. Die Kühlung war intakt und somit bestand keine Gefahr. Dafür empfand ich etwas ganz anderes als heiß. Ich schüttelte meinen Kopf und verließ das Labor, hielt kurz an der Küche an, um etwas zu trinken. Das kühle Wasser rann meinen Hals runter, ein großer Tropfen war danebengegangen, weil ich die Flasche zu schnell angesetzt hatte.

Ich betrat wieder die Bibliothek, ließ mir aber nichts anmerken. Die Besprechung lief währenddessen weiter, viele Fragen wurden geklärt, wie der Umzug genau von statten gehen sollte, ob wir einen Pausenraum hätten und andere Themen, die für uns sehr wichtig waren.

Gegen kurz vor 11 Uhr ging ich erneut raus und kümmerte mich um die Fertigstellung meines Versuches. Danach ging ich wieder zurück und lauschte dem weiteren Gespräch. Es wurden noch Belanglosigkeiten erwähnt, die wir von vornherein wussten, aber wir ließen es über uns ergehen. Kurze Zeit später war die Sitzung beendet. Alle außer mir hatten es ziemlich eilig in die Mittagspause zu kommen. Ich ließ mir Zeit, mein Mittagessen würde ich später einnehmen, schließlich musste ich noch meine Apparatur sauber machen. Aber war wirklich das der Grund, dass ich es nicht eilig hatte den Raum zu verlassen?

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Ich blickte in grüne Augen und wich augenblicklich einen Schritt zurück.

„Ja, mir geht’s gut, danke. Wieso fragen Sie?“, wollte ich wissen.

„Na, weil Sie den Raum so oft verlassen haben und da dachte ich, Sie hätten eventuell noch Schmerzen im Nacken.“

„Achso nein,“ lachte ich.

„Ich musste nur aufpassen, dass mein Versuch nicht zu warm wird. Zwischendurch muss man ein Auge drauf halten. Und eben war er fertig, da musste ich zumindest die Apparatur ausschalten. Sonst hätte ich ihn erneut machen müssen“, antwortete ich.

„Ah , ich verstehe. Ich dachte schon, Sie hätten noch Beschwerden.“ Herr Marx sah mich mit einem besorgten Blick an.

„Nein, es geht schon wieder. Ich bin doch härter im Nehmen, als ich dachte. Ich bin noch jung, da heilt alles noch schneller.“

Er konnte sich ein Lächeln nicht unterdrücken, welches ihn noch attraktiver aussehen ließ. Kleine Fältchen waren an deinen Augen zu erkennen und auch kleine Grübchen an seinem Mund verliehen ihm das gewisse Etwas. Nach genauerem Betrachten schätzte ich ihn auf Mitte 30.

„Nun denn, dann war das hier die vorerst letzte Besprechung. Ach, da fällt mir noch etwas ein. Mir tut der Unfall unendlich Leid. Es war wirklich meine Schuld, dass Ihre Kleine einen Schaden erlitten musste. Daher wollte ich fragen, ob Sie meine Entschuldigung in Form eines Mittagsessens annehmen würden.“

Ich blickte ihn mit meinen großen braunen Augen an und überlegte einen Moment.

„Sehr gerne. Ich nehme Ihre Einladung an. Wann passt es Ihnen denn am besten??“ fragte ich ein wenig aufgeregt.

„Von mir aus heute Mittag. Es ist jetzt 11:16 Uhr. Wie passt denn 12 Uhr bei Ihnen?“

„Würde auch 12:15 Uhr gehen? Ich würde vor dem Mittag noch einiges erledigt haben“ erwiderte ich.

„Natürlich, ich richte mich gerne nach Ihnen. Wissen Sie zufällig, was die Kantine im Menü hat?“

„Wenn wir gleich auf den Flur gehen in Richtung meines Labors, da hängt nebendran die Pinnwand mit dem wöchentlichem Menü. Ich bringe Sie gerne hin“ antwortete ich.

Er packte seinen Aktenordner und seine Tasche zusammen, schaltete den Beamer aus und wir verließen die Bibliothek und gingen auf die Pinnwand zu.

„Hmm, Hamburger mal anders, Lasagne, Milchreiskompott…können Sie mir etwas empfehlen?“

„Also ich werde die Lasagne essen. Da kann man eigentlich nichts falsch machen. Der <<Hamburger mal anders>> ist einfach ein Cheeseburger mit Majo und Ketchup gemischt. Als ich ihn das erste Mal gegessen habe, musste ich lachen. Diese Sauce sah aus wie eine Cocktailsauce. War sie aber leider nicht. Dann wäre es für mich ein <<Burger mal anders>> gewesen. Und hier sehen Sie, dass Käse dabei ist…also hätte man normalerweise gleich Cheeseburger hinschreiben können. Die Pommes dazu waren zu kross, als ob sie nochmal ins Fett gehängt wurden. Das brauche ich persönlich nicht.“

„Ok, ähm, dann werde ich Ihrem Gefühl folgen und auch Lasagne essen“.

Wenn du wüsstest, was für ein Gefühl ich im Moment in meinem ganzen Körper habe, schoss es mir durch den Kopf, aber ich konnte ein Grinsen unterdrücken.

„Wobei, hätten Sie auch Zeit in Frankfurt-Mitte essen zu gehen? In einem schönen Restaurant wäre es ruhiger als mittags in der Kantine, oder wie sehen Sie das?“

„Ja, das kann schon sein. Mittags ist in der Kantine immer viel los. Deswegen gehe ich dort selten essen. Ich esse eher mein Brot beziehungsweise Brötchen. So habe ich keinen Stress in der Kantine.“

„Ok, wie Sie möchten. Ich kenne ein schönes Restaurant, wo auch das Essen sehr sehr gut ist. Essen Sie gerne Steak? Die machen das richtig klasse.“

„Ja, ich esse gerne Steak. Zwar nicht oft, aber dennoch sehr gerne. Ich schlage Ihnen etwas vor. Ich mache hier kurz die nötigsten Arbeiten, ziehe mich dann schnell um und sehe Sie um 12:15 Uhr unten am Eingang an der Stechuhr“, sagte ich.

„Wunderbar. Dann sehen wir uns gleich.“

Er wollte sich schon auf den Weg machen, als er sich kurz umdrehte und sagte: „Nennen Sie mich doch bitte Alexander. In Anbetracht der Umstände, wie unser erstes << Aufeinandertreffen>> abgelaufen ist, würde ich Ihnen gerne das Du anbieten.“

Ich sah ihn an und griff nach seiner ausgestreckten Hand.

„Freut mich Alexander, ich heiße Isabelle.“

„Also dann Isabelle, sehen wir uns später.“

Ich ging ins Labor, nahm auf meinem Bürostuhl Platz und meldete mich an meinem PC an. Während mein PC vom Standby Modus wieder hochfuhr, betrachtete ich meine Handfläche, die kurz vorher von seiner Hand berührt wurde. Ich spürte immer noch ein Kribbeln durch meinen Körper gleiten, lächelte kurz in mich hinein und las meine neu eingetroffenen Emails.

Ich hatte eine Email von Yvonne bekommen. Sie fragte mich noch mal kurz, ob es für mich in Ordnung ist, wenn wir ins Live XLX gehen. Das letzte Mal war schon einige Monate her. Damals waren Lukas, Yvonne, ihr damaliger Freund und ich im Live XLX in Frankfurt. Auf den Afterwork-Partys gab es ein reichliches Büffet, welches im Eintrittspreis dabei war. Leider betraf das nicht die Getränke. Aber das Büffet bot mehrere Sorten Nudeln an, dazu Kartoffelaufläufe, verschiedene Fleischsorten und zwei Nachtischvarianten.

Ich schrieb ihr eine Email zurück, dass dies in Ordnung sei. Yvonne schrieb kurzerhand begeistert zurück und fragte mich, was ich anziehen würde. Diese Frage konnte ich ihr nicht beantworten. So etwas entschied ich immer spontan oder einige Stunden vorher und in Anbetracht der momentanen Situation musste ich mich zwingen etwas Schönes auszusuchen.

Ich loggte mich wieder aus und begab mich zu meiner Mühle, pumpte meinen Versuch ab und fing an meine Mühle zu spülen. Ich kam schneller voran als ich dachte.

5. Kapitel

Wie von einer Tarantel gestochen flitzte ich in die Umkleidekabine. Es war bereits 12:07 Uhr. Ich hatte alles soweit fertig gemacht, damit ich einen schönen Mittag haben konnte. Meine Gedanken an vergangene Nacht waren vorerst verschwunden. Ich freute mich auf eine neue Umgebung und neue Gesellschaft.

Ich hatte mich frisch gemacht, Deo und Parfum aufgetragen. Während des Schminkens bekam ich jedoch ein schlechtes Gewissen Lukas gegenüber, aber meine Wut auf ihn war größer und so entschied ich einen schönen Tag zu haben. Zum Glück hatte ich eine kleine Notfall-Chic-Machen-Box in meinem Spind. Darin befand sich Wimperntusche, ein Abdeckstift und leicht schimmernder Liedschatten in Braun und Beige. Das Braun legte ich in die Augenfalte, um einen kleinen Effekt zu zaubern. Noch schnell getuscht, einen Blick in den Spiegel geworfen, und ich begab mich nach oben zum Ausgang. Zum Glück hatte ich heute Morgen nicht wahllos in den Kleiderschrank gegriffen. Ein rotes T-Shirt mit süßem Ausschnitt bedeckte meinen Oberkörper, um die Beine schmiegte sich ein etwas längerer dunkelblauer Jeansrock und meine Füße wurden von Sandalen mit Absatz vor dem Boden geschützt. Alles in allem konnte ich mich draußen sehen lassen. Normalerweise fuhr ich nie mit einem Rock auf die Arbeit, aber aus irgendeinem Grund verspürte ich heute Morgen die Lust darauf. Vielleicht ahnte ich bereits, dass dieser Mittag anders verlaufen würde.

Pünktlich um 12:15 Uhr traf ich am vereinbart Treffpunkt ein, Alexander wartete bereits auf mich.

„Bist du soweit?“ fragte er mich.

Ich nickte, zog meine Stechkarte raus und stoch aus. Sollte ich länger als eine Stunde wegbleiben, würde mir die überzogene Zeit abgezogen werden, was aber nicht schlimm ist.

Wir gingen zu den wenigen Parkplätzen direkt am Gebäude und steuerten auf einen neuen 1er Coupé von BMW zu. Der Wagen glänzte im Sonnenlicht und das etwas hellere Rot gefiel mir. Alexander öffnete mir die Beifahrertür und ließ mich einsteigen. Mit einem Lächeln bedankte ich mich und schnallte mich an. Als er ebenfalls angeschnallt war, fuhren wir los. Wir setzen uns zeitgleich die Sonnenbrille auf und genossen den leichten Luftzug, der durch einen Spalt im Seitenfenster ins Auto gelangte. Ich stellte die Lehne ein Stück nach hinten und machte es mir bequemer.

„Du kannst deine Lehne auch noch weiter zurück schieben, wenn es angenehmer für dich ist“ unterbrach Alexander meinen Blick auf die Autobahn, die wir mit 140km/h befuhren.

„Es geht schon, ich melde mich, falls etwas sein sollte.“

Er nickte stumm und sein Blick glitt wieder Richtung Autobahn, während wir nun doch die Fenster hochfahren ließen.

„Wie geht es deinem Auto? Wurde es schon repariert?“

„Noch nicht, aber ich habe bereits Post bekommen, wie hoch der Schaden ist, den du verursacht hast. Es war doch schlimmer als ich dachte, aber es ist nur ein Auto. Sie wird schon wieder.“

„Das sehe ich genauso. Wie gesagt, ich habe an diesem Morgen noch geschlafen und nicht aufgepasst. Dein Kollege hatte dir ja ausgerichtet, dass ich bei dir auf der Arbeit angerufen hatte. Mich hat es gefreut, dass du zurück gerufen hast beziehungsweise mir eine Nachricht geschickt hast. Scheinbar hattest du dich da schon wieder beruhigt“ lachte Alexander.

„Ja, da hatte ich mich längst wieder beruhigt, ich konnte es nicht mehr ändern. Und du fährst nun diesen BMW als Ersatzwagen?“

„Jein. Es ist mein Privatauto. Der andere Dienstwagen ist bereits an jemand anderen verliehen und auf einen anderen Ersatzwagen hatte ich keine Lust. Also bin ich zur Zeit mit meinem Privatauto unterwegs, was aber nicht schlimm ist, weil ich nicht so weit weg wohne. Oberursel ist verträglich von der Entfernung.“

„Du wohnst in Oberursel? Da war ich früher sehr oft, dort hatte ich mal einen Freund. Ist aber schon viele Jahre her, noch zur Zeit der Oberstufe.“

„Und jetzt hast du ihn scheinbar nicht mehr, hm?“ fragte er.

„Nein, dafür habe ich einen anderen.“

„Achso, ok. Aber er wohnt nicht auch in Oberursel oder?“

„Haha, nein, wir wohnen in Hofheim, ich habe es also auch nicht weit zur Arbeit. Im Sommer fahre ich manchmal mit dem Fahrrad zur Arbeit. Morgens ist das sehr angenehm.“

„Fährt dein Freund auch mit dem Fahrrad zur Arbeit?“ fragte Alexander.

„Nein, er ist Architekt. Außerdem steht er so spät auf, dass er es nicht pünktlich zur Arbeit schaffen würde, sollte er mit dem Rad fahren. Er schafft es ja gerade so mit dem Auto pünktlich zu sein“ entgegnete ich leicht gereizt. Mir fiel auf, dass ich mich in der Tonlage vergriffen hatte, denn auch Alexander schaute mich mit gerunzelten Augenbrauen an.

„Hmm, das klingt aber nicht nach Friede, Freude, Eierkuchen. Ist alles in Ordnung?“ fragte er mich mit einem besorgtem Blick.

Wieso musste ich das Thema überhaupt ansprechen? Ich sitze neben einem Fremden und belatscher ihn schon fast mit meinen Problemen.

„Im Augenblick kriselt es, aber darüber möchte ich nicht sprechen. Bitte nicht böse nehmen“.

Meine Stimme begann zu zittern. Am liebsten hätte ich drauf los geheult, aber ich wollte ihn nicht nerven. Ich riss mich zusammen und wir wechselten das Thema.

Während der Fahrt durch Frankfurt unterhielten wir uns ausgiebig über unsere Arbeit, Hobbys, Musik und andere Sachen. Das Gespräch war sehr angenehm und ich fühlte mich auf eine komische Art und Weise sehr wohl bei ihm. Meine Laune war hatte sich so gesteigert, dass ich über mich selber erstaunt war. Normalerweise schmoll ich bis zum Nachmittag und lasse keinen an mich ran. Aber hier war das anders. Wir lachten, genossen unser Mittagessen mit einem leckeren Steak, Pommes und einem kleinen Salat. Danach setzten wir uns noch in ein Eiskaffee und tranken einen Milchschake. Ich sah auf die Uhr und sprang entsetzt auf.

„Ach du je, schon so spät. Sei mir nicht böse, aber ich muss wieder zurück. Ich möchte heute noch fertig werden, damit ich auf die Afterwork-Party gehen kann. Dann habe ich morgen früh etwas weniger zu tun.“

„Keine Sorge, ich fahre dich zurück. So, du gehst auf Afterwork-Partys? Auf welche gehst du denn heute hin?“

„Mit einer sehr guten Freundin und andere Leuten aus ihrem Bekanntenkreis geh ich wahrscheinlich ins Living.“

„Kommt dein Freund nicht mit?“ fragte Alexander. Seine Stimme hatte einen traurigen Unterton, den ich nur am Rande wahrnahm.

„Nein, er bleibt daheim. Ich möchte das Thema nicht mehr ansprechen. Wir beide glühen zuerst ein wenig vor und treffen dann so gegen 19 Uhr die anderen.“

Alexander wollte wieder die Rechnung übernehmen, aber ich war schneller. Ich zückte mein Portemonnaie und gab der Bedienung einen 10€-Schein. Den Rest durfte sie behalten. Sie lächelte mir zu, wünschte uns noch einen schönen Tag und wir verließen die Eisdiele.

„Wieso hast du die Rechnung übernommen? Der Mann übernimmt die Rechnungen.“

Ich sah ihn an und musste anfangen zu lachen.

„Was lachst du denn jetzt?“ Auch Alexander musste lächeln.

„Ich gehe genauso arbeiten wie du. Und wenn wir Frauen die Emanzipation wollen, dann mit allen Konsequenzen, nicht nur das Beste rauspicken. Ich mag es nicht dauernd eingeladen zu werden. Aber bei einem Date finde ich es angemessen, wenn der Mann zuerst bezahlt.“

„Also war es ein Date, weil ich zuerst bezahlt habe?“ fragte mich Alexander mit einem verführerischen Grinsen auf dem Gesicht.

Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, als ich verneinte.

 

Wir fuhren zurück nach Höchst, unterhielten uns noch ein wenig während der Fahrt und lauschten die letzten 5 km der Musik im Radio. An meiner Arbeitsstelle angekommen, parkte er seinen Wagen auf dem Gästeparkplatz und schaltete den Motor aus.

„So Isabelle, ich wünsche dir noch einen schönen Tag und heute Abend besonders viel Spaß. Mir hat der Tag mit dir gefallen, wenn ich das so sagen darf in Anbetracht der Umstände.“

Alexander sah mich erwartungsvoll an. Seine grünen Augen schienen in meine Seele hineinsehen zu wollen.

„Mir hat der Tag auch sehr gut gefallen. Vielen Dank für’s Mitnehmen. Wir sehen uns vielleicht noch bei weiteren Besprechungen, sollten wir noch Fragen haben“ sagte ich.

Ich stieg aus, ging Richtung Gebäude und spürte seinen Blick in meinem Rücken. Als er losfuhr drehte ich mich um und sah ihm hinterher. Ein merkwürdiger Mann, aber mit einer interessanten Art.

Um 15:30 Uhr machte ich Feierabend. Meinen Arbeitsauftrag hatte ich noch rechtzeitig fertig bekommen und somit konnte ich mich auf die Party freuen. Ich fuhr nach Hause und atmete tief durch, dass ich alleine in der Wohnung war. Warum sollte Alexander auch so früh schon da sein…

Ich durchwühlte meinen Kleiderschrank und nahm einige Kleider heraus. Es waren Cocktailkleider von Geschäftsessen mit Lukas, aber das wäre zu chic für heute Abend. Ich kramte weiter rum und entdeckte mein Desigualkleid. Es war rot/schwarz gehalten mit kleinen Verzierungen drauf. Ein V-Ausschnitt betonte mein Dekolleté und dazu die schwarzen Pumps. Das dürfte reichen.

Ich duschte schnell, cremte mich ein und zog schonmal das Kleid an. Schminken würde ich mich bei Yvonne. Sonst würde die Schminke verlaufen und ich könnte im Gruselkarussel arbeiten.

Auf der Kommode hinterließ ich eine Nachricht:

 

Hallo Lukas,

ich bin mit Yvonne und ein paar anderen Leuten auf der Afterwork-Party in Frankfurt. Handy habe ich dabei, falls etwas sein sollte. Weiß nicht, wann ich nach Hause komme, aber spätestens um 1 Uhr bin ich wieder da.

Isabelle

 

Ich fuhr mit dem Leihwagen zu Yvonne nach Zeilsheim. Sie wohnte in einer kleinen, aber gemütlichen 3 Zimmerwohnung mit einem Blick auf die Farbwerkhäuser, die damals zur ehemaligen Höchst AG gehörten, wo die Arbeiter wohnen konnten.

Ich klingelte und schon nach kurzer Zeit wurde mir die Tür geöffnet. Oben im 3. OG angekommen, umarmten und begrüßten wir uns. Sie schloss die Tür und ich legte meine mitgebrachten Sachen ab.

„Ui, hast du deinen Haushalt mitgebracht?“ fragte mich Yvonne mit einem Lachen.

„Nee, aber ich mache mich erst bei dir komplett fertig, was das Make-Up betrifft.“

„Ach stimmt, da war ja was. Na komm, wir setzen uns auf die Couch und dann erzähl mal, was los ist. Du machst mir Angst. Ist irgendwas mit deinen Eltern?“

„Nein, Gott sei Dank nicht, aber….“

Ein Bach an aufgestauten Tränen durchbrach meine Augenlider. Es war doch gut gewesen, mich noch nicht geschminkt zu haben. Ich erzählte ihr meine Befürchtung und sie hörte mir aufmerksam zu.

Nachdem ich geendet hatte, erzählte ich ihr noch von den positiven Seiten des heutigen Mittags und merkte, wie sich meine Mundwinkel nach oben zogen.

„Zuerst heulst du und dann lächelst du wie ein Honigkuchenpferd. So, erstmal zu Lukas. Sollte sich deine Befürchtung bewahrheiten, sage ich dir gleich, dass du vorübergehend hier bleiben kannst. Ich hab ja eine Klappcouch wie du weißt. Ich hoffe, dass du Unrecht hast, aber nur für den Fall…ich bin für dich da.“

Ich fing wieder an zu schluchzen und umarmte sie. Hier waren keine Worte nötig. Wir verstanden uns auch ohne Worte.

„Aber jetzt erzähl mal von dem anderen Mann von heute Mittag. Der scheint ja richtig nett zu sein, obwohl er dich schon von hinten befleckt hat…äh, ich meine dein Auto.“

Wir verfielen in grenzenloses Gelächter. Jaja, auch wenn man es ihr nicht ansah, aber Yvonne hatte es faustdick hinter den Ohren und konnte mit so manchem Spruch sogar Männer zum Schweigen bringen, wenn sie ihre andere Seite zeigte.

„Du Sau, du brauchst echt mal wieder einen Kerl, der es dir besorgt, damit du erstmal nicht mehr so versaute Gedanken hast“ entgegnete ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

„Na du hast gut reden, du hast immerhin jemanden.“ Erwiderte Yvonne traurig.

„Pfff, wen meinst du denn bitteschön?“

Yvonne sah mich mit großen Augen an.

„Wie? Schlaft ihr nicht mehr miteinander? Aber ich dachte bei euch harmoniert alles.“

„Tja, am Anfang, aber seit vielen Monaten kommt er so spät nach Hause und du weißt, wann ich ins Bett gehe….da bleibt kaum Zeit. Und am Wochenende hat er auch immer etwas zu tun, was seine Arbeit betrifft, aber nun ja. Selbst ist die Frau oder?“ Ich lächelte sie an, aber sie wusste genau, dass es nicht alles war, was ich zu erzählen hatte.

„Hinter deinem Grinsen steckt doch noch was. Ist es dieser Typ von heute Mittag?“

„Haha, nein. Aber ich träume seit vielen Wochen immer vom selben Mann, aber ich weiß nicht, wer er ist, weil ich nur die untere Gesichtshälfte sehe. Aber diese Träume sind so real, dass ich schweißgebadet aufwache, oder mein Kissen ganz woanders liegt.“

„Holla, krass. Dann schnapp dir mal Lukas, du bist ja richtig auf Entzug.“

„Leichter gesagt, als getan. Ich habe schon so vieles probiert, aber entweder hatte er trotzdem keine Zeit, war zu müde oder es ging dann so schnell vorbei, dass ich lieber ganz darauf verzichte. Es ist nicht mehr so, wie früher.“

„Das ist klar, ihr seid so lange zusammen. Aber dass er auf deine Bemühungen nicht anspringt, ist sehr komisch. Aber jetzt erzähl mal von dem Kerl, der deine Schnecke angestupst hat.“

Ich erzählte ihr die Geschichte des Unfalls, des Anrufs, das Wiedersehen und das heutige Mittagessen. Während ich so am Erzählen war, spürte ich, wie meine Wangen warm und somit rot wurden. Yvonne bemerkte dies sofort, aber sie sagte nichts. Nur ihr Grinsen ließ mich noch mehr erröten. Die Zeit verging schnell. Wir erzählten munter drauf los von alten Geschichten, ihr Problem mit Männern und dass ihre Großeltern ihr auf den Kecks gingen mit der Frage, wann denn mal ein Urenkel käme. Das Problem ist auch mir bestens bekannt.

Es war bereits 18 Uhr, als wir eine Flasche des Sekts öffneten, gute Musik auflegten und uns schon warm tanzten. Wir machten uns fertig, ich musste nur die Schminke auftragen, meinen mitgebrachten Schmuck anziehen und mein fruchtiges Parfum auftragen. Yvonne war auch schnell fertig und so trafen wir rechtzeitig um 19 Uhr vor der Disko an. Wir sahen sehr hübsch aus, ich sollte wieder öfter weg gehen, beschloss ich. Ihre anderen Bekannten tragen kurze Zeit später auch ein und so gingen wir hinein. Da wir so früh da waren, war noch wenig los. Wir bestellten uns etwas zu trinken und setzten uns an einen Tisch. Wir unterhielten uns lebhaft, was mir sehr gut tat. Ich vergaß meine Ängste und kam mit einem Bekannten (Markus) intensiver ins Gespräch. Um 20 Uhr wurde das Buffet eröffnet und wir ließen erst mal den Ansturm vorbei gehen. Kurze Zeit später begaben wir uns auch zum Buffet, als ich mein Handy vibrieren fühlte. Ich holte es raus und las die Nachricht von Lukas:

Hallo Schatz,

ich habe deine Nachricht gelesen. Ich wünsche dir viel Spaß. Ich mache mir hier einen gemütlichen Abend. Du sagtest, dass du um 1 Uhr spätestens heim kommst? Gib Bescheid, wenn du los fährst.

 

Ein Fragezeichen erschien über meinem Kopf. Warum sollte ich ihm Bescheid sagen, wenn ich los fahre? Vielleicht wartet er auf mich, dass ich sicher daheim ankomme. Ich verstaute das Handy wieder in mein kleines Täschchen. Ich belegte meinen Teller und wir setzten uns wieder an unseren Tisch, an dem 2 von uns sitzen geblieben waren. Man wollte das Essen nicht im Stehen essen.

Eine Stunde später wurde das Buffet abgeräumt und somit konnten wir die Tanzfläche nutzen. Es ief gute Musik von House bis Rock, Lieder der letzten Monate, als auch aus den 90ern. Die Stimmung war gut und auch mein Durst wurde größer. Ich ging zur Bar und wollte gerade bestellen, als auf meine Schulter getippt und zu mir gesprochen wurde.

„Möchtest du wieder einen Milchshake oder etwas anderes?“

Ich drehte mich verblüfft um und blickte in die grünen Augen von Alexander.

„Hey, was machst du denn hier?“

„Wonach sieht es denn aus? Ich geh nach der Arbeit feiern.“ Grinste er mich an.

„Ist mir schon klar, aber warum gerade hier? Doch nicht wegen mir, oder?“

„Warum denn nicht? Vielleicht ist es nur ein Zufall. Also, was möchtest du trinken?“

Ich bestellte einen Caipirinha und ging mit ihm an einen Stehtisch, wo wir uns besser unterhalten konnten. Er hatte sich eine Cola bestellt, er fuhr ja noch Auto. Wir unterhielten uns eine ganze Weile ehe Yvonne dazu kam und mich kurz mit sich weg zog.

„Der ist aber süß, ist das der Unfallverursacher?“ fragte sie mich aufgeregt.

Ich bejahte und schaute kurz in seine Richtung. Sein Blick war auf uns gerichtet.

„Na dann auf, wird Zeit, dass du wieder Spaß hast. Außerdem scheint er dich sehr zu mögen, so oft wie er in unsere Richtung schaut und sich vorher mit dir unterhalten hat“, grinste mich Yvonne an.

„Ich weiß nicht, ich bin doch mit Lukas zusammen.“

„Na und? Ich habe nicht gesagt, dass du mit ihm in die Kiste springen sollst. Einfach nur tanzen, quatschen und lachen. Mehr nicht, oder möchtest du etwa mehr?“ fragte sie mich mit einem Zwinkern.

Ich schüttelte den Kopf und ging wieder zurück zu Alexander. Als ich mich zu ihm stellte, packte er meine linke Hand und zog mich auf die Tanzfläche. Ich sah ihn verdutzt an, aber ich spielte das Spiel mit. Er konnte sich gut bewegen und blieb im Rhythmus. Seine Hüfte bewegte sich, er griff mit einer Hand um meine Taille und zog mich ein wenig näher zu sich. Mir gefiel der Gedanke so eng zu tanzen, Lukas hatte das nie gemocht. Generell mochte er das Tanzen nicht. Daher kam Alexander wie gerufen.

Plötzlich fühlte ich wieder mein Handy vibrieren. Ich zog es raus und las eine Whatsapp-Nachricht von Lukas:

Hallo ich bin’s nochmal,

wann kommst du denn heim? Bleibt es bei 1 Uhr? Ansonsten lasse ich den Schlüssel nicht im Türschloss stecken, damit du heute Nacht rein kannst.

Ich sah auf die Uhr, es war 23:45 Uhr. Ich hatte noch genügend Zeit heim zu fahren, aber warum wollte Lukas explizit wissen, ob ich um 1 Uhr daheim bin? Ich spürte Panik in mir aufsteigen. Alexander schien es ebenfalls zu merken, nahm mich bei der Hand und ging mit mir zu Yvonne, die mit irgendeinem Kerl tanzte.

Sie sah mich mit großen Augen an und verstand, was ich sagen wollte, nachdem ich ihr die Nachricht gezeigt hatte.

„Falls etwas sein sollte, ich gebe dir meinen Haustürschlüssel. Meinen Ersatzschlüssel habe ich sicher versteckt und kann auch so in die Wohnung rein kommen.“

Ich nickte ihr dankbar zu und verschwand in Richtung Theke, wo wir unsere Jacken abgegeben hatten.

„Willst du etwa mit der Bahn heimfahren?“ fragte mich Alexander.

„Autofahren kann ich schlecht. Ich habe keins hier und zweitens habe ich schon Alkohol getrunken.“

„Komm, ich fahre dich nach Hause. Ich möchte nicht, dass du nachts in Frankfurt mit Bus oder Bahn rumfährst.“

 

Alexander und ich stiegen in sein Auto im Parkhaus und fuhren los. In meinem Kopf machte sich ein unangenehmes Gefühl breit. Wieso fragte Lukas, wann ich nach Hause komme beziehungsweise ob ich um genau 1 Uhr daheim bin? Ich ahnte böses. Während der Fahrt lauschten wir dem Radio, sprachen jedoch kein Wort. Ich schaute den vorbeifliegenden Lichtern hinterher und malte mir Böses aus.

„Wo genau darf ich dich absetzen? Eventuell brauche ich das Navi nicht anzuschalten“, fragte mich Alexander.

„Nach Hofheim in die Nähe des Krankenhauses, ich lots dich dann weiter, wenn wir am Krankenhaus angekommen sind.“

„Gut, nach Hofheim komme ich ganz gut ohne Navi.“

Wir fuhren von Frankfurt über die B40, dann die A66 nach Hofheim. Ich schaute aus dem Fenster und ohne dass ich es verhindern konnte, kamen mir Tränen über die Wangen gelaufen. Warum bloß? Weil ich eine fürchterliche Vorahnung hatte? Wahrscheinlich. Ich bin nun mal nah am Wasser gebaut.

Alexander bemerkte mein Schniefen, sagte aber nichts, was mir recht war. In dieser angespannten Situation wollte ich mich nicht unterhalten. Ich hoffte nur, dass ich mir alles nur einbildete. Das späte Heimkommen von Lukas, was schon seit Monaten anhielt, komische Anrufe, bei denen er aus dem, Wohnzimmer ging, obwohl es angeblich Gespräche mit seiner Tante, Schwester oder sonst wem waren.

Wir passierten das Stadtschild und ich lotste ihn zu unserer Wohnung. Die Straßen waren um die Uhrzeit menschenleer. Kaum ein Auto war unterwegs, nur die Straßenlaternen erhellten den Bürgersteig ein wenig. Wir fuhren die Zielstraße entlang und hielten am kleinen Wohngebäude an. Oben sah ich gedämmtes Licht im Schlafzimmer, aber als ich wieder auf den Bürgersteig blickte, erkannte ich in einigen Meter Entfernung das Auto seiner Assistentin. Ein roter Opel Astra.

Meine Nackenhaare stellten sich auf und Alexander schien meine Unruhe zu bemerken.

„Soll ich hier unten auf dich warten?“

Ich sah ihn mit großen Augen an, die kurz vor einem Heulkrampf standen.

„Nein danke, ähm, ich komme schon zurecht“.

Er nickte mir zu, stieg aus und öffnete die Beifahrertür. Ich hing mir meine Handtasche um und ließ mir von ihm die Jacke wieder anziehen. Dann drehte ich mich um, bedankte mich fürs Heimfahren und ging zum Treppenhaus. Ich spürte seinen Blick, drehte mich noch einmal um und sah ihm in seine traurigen Augen. Auch er ahnte das Gleiche wie ich. Ich hielt augenblicklich die Luft an, als ich ein rotes Auto sah, was keinem unserer Nachbarn gehören konnte. Anhand des Kennzeichens ahnte ich, wer hier zu Besuch sein musste. Wohl eher zu einem Mitternachtsstündchen.

 

Nachdem ich das Treppenhaus betreten hatte, zog ich meine Pumps aus und ging Barfuß nach oben. An der Wohnungstür angelangt, drehte ich den Schlüssel so leise wie möglich und öffnete die Tür geräuschlos. Ich betrat den Flur und schloss vorsichtig die Tür. Bereits im Flur hörte ich Geräusche und konnte, nein wollte, meinem Gehör nicht trauen. Aber auch meine Augen spielten mir keinen Streich. Auf dem Boden lag eine Bluse, die ganz sicher nicht mir war. Zudem noch weiße Pumps, mit der passenden weißen Lederhandtasche, der weiße BH.

Mehr brauchte ich nicht zu sehen, aber ich musste es, um Gewissheit zu haben. Ich ging langsam in Richtung Schlafzimmer, wo die Geräusche herkamen. Nur noch einen Schritt war ich von der Wahrheit entfernt. Ich holte kurz Luft und machte die Tür vorsichtig auf.

Was ich erblickte, ließ mein Herz nach unten rutschen. Ich sah meinen werten Freund, wie er über seiner Assistentin lag und mich erstmal gar nicht bemerkte. Erst, als sie ihren Kopf hob und einen leichten Schrei ausstieß, drehte sich Lukas um. Er blickte mich mit großen Augen an, erhob sich von ihr und wollte auf mich zukommen.

Ich verließ schnurstracks das Schlafzimmer und begab mich ins Ankleidezimmer. Ich holte meine Sporttasche raus und fing an das notdürftigste an Kleidung zu packen, was ich greifen konnte wie Unterwäsche, Socken, Jeanshosen und ein paar Oberteile.

„Bitte, lass mich dir das erklären“, kam Lukas winselnd auf mich zu.

„Was willst du verdammt nochmal erklären? Da gibt es nichts zu erklären. Ich habe alles gesehen, was nötig war. Geh mir jetzt aus dem Weg“.  In meinem Gesicht hatte sich eine Eiseskälte breit gemacht und mein Blick glich dem eines Raubtieres.

Er machte den Weg frei und ich lief ins Badezimmer, holte meinen Kulturbeutel aus dem Schrank und packte  die nötigsten Utensilien ein.

Meine Sneakers hatte ich mir auch geschnappt und verließ kommentarlos die Wohnung.

Ich rannte den Flur runter, während mir eine ganze Horde Tränen die Sicht versperrte, und gelangte am Ausgang an. Ein Blick auf den Bürgersteig und er wurde meine vorübergehende Sitzgelegenheit. Ich ließ mich auf den Bordstein sinken und fing lauthals an zu weinen. Obwohl ich Angst hatte, dass mich andere Nachbarn oder auch Lukas hören würden, konnte ich mich nicht beruhigen. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich blickte hoch und direkt in die grünen Augen von Alexander.

„Komm, ich bringe dich erst einmal fort von hier, ja?“

Da hatte er doch tatsächlich auf mich gewartet. Er ist geblieben, obwohl er hätte heimfahren können. Scheinbar hatte er geahnt, dass ich jemanden brauchen würde, doch Yvonne war noch tanzen und sie wollte ich nicht stören, was auch er mitbekommen hatte. Ich nickte und stieg mit ihm in sein Auto. Nachdem wir uns beide angeschnallt hatten, startete er den Motor und fuhr los. Das Radio hatte ich ohne zu fragen ausgeschaltet. Ich wollte in diesem Moment nichts hören oder sehen. Meinen Kopf an die Fensterscheibe auf meine Fingerknöchel gelehnt, schloss ich für einen kurzen Moment die Augen. Eine Träne hatte sich aus meinem Auge geschlichen und floss meine Wange entlang.

„Wo wohnt denn Yvonne? Ich setze dich dort ab.“

„In Z-Zeilsheim“, stotterte ich.

Wir fuhren durch Zeilsheim und ich navigierte ihn zu Yvonne’s Wohnung. Ich stieg aus und kramte den Schlüssel raus. Alexander war auch ausgestiegen und stellte sich mir in den Weg. Aus verheulten Augen sah ich ihn an.

„Wenn du irgendetwas brauchst, du hast meine Nummer und kannst mich jederzeit anrufen.“

Aus irgendeinem Grund ließ ich es geschehen, dass ich mich von ihm umarmen ließ. Aber gerade diese Umarmung brauchte ich jetzt. Ich wollte mich in Sicherheit fühlen. Yvonne hatte auch angeboten mich zu fahren, aber ich wollte ihr den Spaß nicht verderben. Somit war ich dankbar, dass Alexander da war.

„Danke, ich komme schon zurecht. Und außerdem Danke, dass du mich zu Yvonne gefahren hast“

„Ist doch selbstverständlich. Und geh jetzt am Besten schlafen. Das brauchst du jetzt. Wie kommst du heute zur Arbeit?“ fragte er mich.

„Ich nehme den Bus, das ist kein Problem.“

„In Ordnung. Versuche zu schlafen, ja?“ Alexander gab mir einen Kuss auf die Stirn, was mir jedoch gefiel. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Ich löste mich von ihm und schloss die Tür auf. Alexander verabschiedete sich mit einem Winken von mir und fuhr davon.

Bei Yvonne angekommen, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich schickte ihr eine kurze Nachricht, in der ich ihr den Vorfall erzählte. Sie schrieb, dass sie es nicht glauben kann und sich sofort auf den Heimweg macht.

Ich zog mich aus und kramte in einer meiner Taschen nach meinem Nachthemd, während ich das Lied „Unfaithfull“ von Rihanna auf dem Handy abspielen lies. Die Klappcouch hatte ich zu einem Bett umfunktioniert, Kissen und Decke hatte ich aus Yvonne’s Bettkasten geholt und auf mein Nachtquartier gelegt. Ich entschied mir noch einen Kakau zu machen. Durch ihn würde ich vielleicht etwas besser schlafen können. Mein Handy hatte ich auf 5:15 Uhr gestellt. Ich hatte noch 5,5 Stunden Zeit zu schlafen, aber daraus würde nichts werden, das wusste ich jetzt schon.

Um kurz nach 1 Uhr kam Yvonne nach Hause. Ich lag noch wach und setzte mich somit aufrecht hin. Sie kam direkt auf mich zu und umarmte mich. Tränen kamen mir wieder in die Augen und ich erzählte ihr, was passiert war. Auch sie konnte es nicht glauben und nahm mich noch einmal tröstend in ihre Arme.

„Es tut mir so Leid, Isabelle. Ich hätte nie gedacht, dass er so einen Mist baut. Ich habe euch in nächster Zeit vor dem Traualtar gesehen, aber das hat sich jetzt scheinbar erledigt.“

„Heiraten? Ich hatte so lange auf einen Antrag gewartet, aber nie kam etwas, auch keine Anmerkung, dass er mich eventuell überraschen könnte. Und ich wollte natürlich nicht fragen, da kennst du mich gut genug. Da bin ich altmodisch eingestellt.“

„Ich weiß, du hattest es mir erzählt. Aber trotzdem, ich könnte ihm eine reinhauen. Das habe ich nicht von ihm erwartet, dass er dir so weh tut. Lukas kam immer so anständig rüber, ist kultiviert und schien dich über alles zu lieben. Scheinbar liebt er doch nur sich selbst.“

„Ja, ich bin immer noch total geschockt, dass er über einer anderen Frau gelegen hat, außer mir. Zumindest während einer Beziehung. In unserem Bett!! Gott, er hat sie nicht mehr alle. Und auch noch seine Assistentin Sarah. Ich will gar nicht daran denken, wie oft beide es eventuell auf dem Bürotisch oder sonst wo getrieben haben. Und ich dachte, er hätte so viel zu tun und würde deswegen immer spät nach Hause kommen. Doch wieso nimmt er dann immer Arbeit mit heim? Kein Wunder, wenn er eine andere vögelt, bleibt die Arbeit liegen. Und irgendwann muss sie erledigt werden…Ach man, Yvonne. Was mach ich denn jetzt nur? Die letzten Jahre sind für die Katze. Ich weiß nicht, was ich machen soll….ich sollte mich nach einer neuen Wohnung umsehen.“

„Du kannst die nächsten Tage ruhig hier bleiben, ein paar Klamotten hast du ja schon mitgebracht und wie ich sehe auch deine Arbeitstasche. Allerdings bist du ohne Auto hier. Wir können morgen nach Feierabend schnell zu dir fahren und du bringst es mit hier her. Dann sehen wir weiter, ja?“

Ich sah Yvonne mit einem dankbaren Lächeln an. Sie war wirklich eine gute Freundin, auf sie konnte ich immer zählen. Irgendwann würde ich mir etwas Besonderes für sie einfallen lassen, weil mit einer Schachtel Merci wäre das nicht getan.

„In Ordnung, aber ich bleibe nicht zu lange bei dir. Du sollst schließlich auch noch deine Privatsphäre haben und eventuell ein wenig Spaß, zum Beispiel mit dem Typ von vorhin, mit dem du so innig getanzt hast“ Ich lächelte sie an.

„Ja, hmm, mal schauen, aber gut tanzen kann er schon mal, wer weiß, was er noch so alles sehr gut kann“

Wir mussten anfangen zu lachen. Aber sie hatte Recht, sie musste erstmal abwarten. Nummern hatten beide schon ausgetauscht, erzählte Yvonne.

10 Minuten später ging jeder ins Bett. Ich konnte nicht aufhören an dieses Bild zu denken, als ich Lukas mit Sarah erwischte. Mein Herz schmerzte, aber in mein Bild schob sich Alexander’s Gesicht. Wie er mich mit traurigen Augen ansah, als ich zu ihm aufblickte. Ich kenne ihn seit kurzer Zeit, aber er hat mich zum schlimmsten Zeitpunkt kennengelernt. Hoffentlich hält er mich jetzt nicht für schwach. Ich führte meine Gedanken zu Ende, als ich noch eine Whatsapp-Nachricht bekam. Sie war von Alexander.

Ich hoffe, du konntest dich ein wenig beruhigen und wirst einigermaßen gut schlafen können. Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Du kannst dich jederzeit bei mir melden, das sagte ich dir bereits. Ich melde mich morgen noch mal bei dir. Ach was sage ich, es ist 1:43 Uhr, heute melde ich mich kurz bei dir. Gute Nacht, liebe Grüße, Alex.

 

Ein wenig freute ich mich über seine Nachricht, er scheint sich Sorgen zu machen. Dabei kennt er mich gar nicht…ich schrieb ihm kurz zurück:

Hi Alex, du bist ja auch noch wach. Ich lege mich jetzt schlafen. Yvonne und ich haben uns noch ein wenig unterhalten. Ich werde wohl vorrübergehend bei ihr einziehen. Das Nötigste habe ich bereits mitgenommen. Gute Nacht, Isabelle.

Einige Sekunden später schrieb er zurück:

Die Wohnung ist doch viel zu klein für euch zwei Frauen. Ich mache dir einen Vorschlag, den du aber nicht annehmen musst, wenn du nicht möchtest oder es dir unangenehm ist: Ich habe noch ein Gästezimmer und separates Badezimmer. Du hättest mehr Platz und könntest dich einrichten, bis du für dich eine neue Wohnung gefunden hast. Ich bekomme nicht oft Besuch und falls doch, so bleibt mein Besuch aber nicht über Nacht. Es ist also ein ungenutztes Zimmer. Aber ihr beide im Badezimmer, das gibt ein Chaos oder? Liebe Grüße

 Ich überlegte einen Moment und musste ihm Recht geben. Es kam schon mal vor, dass Yvonne sehr früh aufstand und da würden wir uns in die Quere kommen.

Ich spreche mit Yvonne darüber, ob das für sie in Ordnung ist. Ich möchte nicht, dass sie vielleicht traurig wird, weil ich ihr Angebot ausschlage. Morgen Mittag gebe ich dir Bescheid. Ich danke dir für deine Hilfe. Ich versuche jetzt zu schlafen. Gute Nacht. Liebe Grüße

 

Ich schlief komischerweise sehr gut, obwohl mich einige Albträume heimsuchten, in denen Lukas mich die ganzen Jahre betrog und ich ihn jedes Mal mit einer anderen Kollegin erwischte. Sei es im Büro, bei uns daheim oder in einer Umkleide in meinem Lieblingsgeschäft. Durch mein Weinen wachte ich auf und musste mich beruhigen. Kurze Zeit später schlief ich wieder ein und fand mich in einem kleinen See im Dschungel wieder, den ein kleiner Wasserfall zierte. Das Wasser war schön kühl und die bunte Pflanzenvielfallt ließ mich staunen. Ich schwamm einige Runden und lehnte mich ans Ufer, während ich meine Beine auf der Wasseroberfläche schwimmen ließ. Plötzlich sah ich jemanden auf mich zu schwimmen, konnte die Person aber nicht richtig erkennen. Ich bekam Panik, aber als ich sah, wessen Kopf durch die Wasseroberfläche kam, verschwand meine Angst. Es war Alexander. Er tauchte direkt vor mir auf, sah mich lange mit seinen grünen Augen an, und küsste mich leidenschaftlich. Es fühlte sich so schön an seine Lippen auf meinen zu spüren. Ich genoss seine Berührungen, wie er mit seiner Zunge sich einen Weg in meinen Mund schaffte und nach meiner suchte.

6. Kapitel

Piep, piep, piep….mein Wecker klingelte und sein Gesicht verschwand. Ich drückte den Knopf, setzte mich auf und blieb einige Sekunden ruhig sitzen. Ich fühlte mich wie gerädert, zum Glück war die Woche fast vorbei und das Wochenende stand vor der Tür. Aber wenn ich daran dachte noch einige Sachen zu holen, wurde mir schlecht. Diese Nacht war zum größten Teil der Horror, aber gegen Ende wurde es doch sehr schön.

 

Ich ging ins Badezimmer, wusch noch meine verlaufene Schminke ab, machte mich frisch und zog mich an. Auf der Kommode hatte mir Yvonne noch die Fahrpläne für Bus und Bahn hingelegt. Sie war einfach zu lieb für diese Welt. Ich schaute auf die Uhr. Um 5:59 würde ein Bus kommen, der um ca. 6:26 an meiner Arbeitsstelle wäre. Mir blieb keine andere Möglichkeit. Ich schnappte mir mein Handy und meine Tasche, und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Morgens war noch nicht viel los, die ruhige Straße wirkte jetzt noch mehr wie ausgestorben, was mir nur recht war.  Ich stöpselte meine Kopfhörer in mein Handy und hörte wieder Nickelback, um wach zu werden. Ein Symbol auf dem Display erregte meine Aufmerksamkeit. Eine weitere Nachricht von Alexander und etliche Anrufe von Lukas, welche ich sofort löschte.

Ich öffnete Whatsapp und begann zu lesen:

 

Guten Morgen Isabelle,

ich hoffe, du hattest eine halbwegs ruhige Nacht und konntest einigermaßen gut schlafen. Auch mich hat diese Nacht nicht in Ruhe gelassen, daher wollte ich hören, wie es dir geht. VG Alexander

 

Ich sah auf die Uhrzeit, wann er sie verschickt hatte. Um 5:45 Uhr kam sie bei mir an. Dann muss er ebenfalls schon wach sein oder er schläft noch. Ich beschloss ihm zurück zu schreiben.

 

Guten Morgen,

meine Nacht war der Horror, aber es wird schon gehen. Ich muss erstmal schauen, was ich mache. Im Moment warte ich auf den Bus, später hole ich mein Auto von daheim ab. VG Isabelle

 

Yvonne würde ich später eine kurze Nachricht schicken und sie über das Angebot von Alexander informieren. Aber ich glaube, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätte. Mit dem Bus erreichte ich die Südseite des Industrieparks und hatte nur 10 Minuten zu Fuß zu meinem Arbeitsplatz. Die Temperatur war sehr angenehm und ich genoss den Blick Richtung Skyline in Frankfurt, wo ich die Sonne mit ihrem schönen Rot aufgehen sah. Mit Lukas hatte ich so einen Augenblick noch nie erlebt. Ich wollte auch immer mal zum Nordpol wegen den Polarlichtern. Solche Lichtspektakel faszinierten mich schon seit Kindertagen. Um die 2000 Wende durfte ich eine Sonnenfinsternis miterleben, welche nur alle paar Hundert oder Tausend Jahre erscheint.

Nach dem Umziehen trottete ich ins Labor und schaltete meinen PC ein. Outlook zeigte mir 10 neue Emails an, 8 davon waren von Lukas. Wow, sonst schrieb er mir nie Emails, geschweige denn, dass er mich auf der Arbeit anrief. Ich löschte sie ungelesen und ging zur Küche, wo ich er mir einen Kaffee genehmigte. Thomas war ausnahmsweise schon sehr früh da, Benjamin sowieso und las seine Zeitung. Thomas entdeckte als erster, dass etwas nicht stimmt.

„Isabelle, was ist passiert? Du siehst nicht so gut aus, wenn ich das so sagen darf.“

„Mir geht’s auch nicht gut, Thomas. Ich habe Lukas mit einer anderen inflagranti erwischt, als ich von einer Afterwork-Party nach Hause kam.“ Ich fing wieder an zu schluchzen und ließ mich in seine Arme nehmen. Seine linke Schulter wurde durch meine Tränen etwas nass, aber er ignorierte es. Nach einiger Zeit hatte ich mich beruhigt und erzählte ihm, was gestern bzw. heute Nacht passiert war.

 

„Wow, das ist heftig. Ich verstehe es aber nicht wie er dir so etwas antun konnte. Nachdem was du mir alles erzählt hast, müsste er dich vergöttern. Du hast so viel für ihn getan, ihn bei allem unterstützt und das ist der Dank? Unglaublich. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Was wirst du jetzt machen? Bleibst du vorübergehend bei Alexander und suchst dir dann eine Wohnung oder gehst du etwa wieder zurück?“

„Ich weiß es nicht, Thomas. Aber ich bin so wütend und enttäuscht, diese Beziehung macht keinen Sinn mehr, aber ich brauche erst mal Ruhe, um mir da ganz sicher zu sein.“

„Was gibt es denn da noch zu überlegen?? Bist du meschugge? Er hat eine andere gevögelt und das bestimmt nicht zum ersten Mal, wenn du mich fragst. Mach, dass du da raus kommst!“

Thomas schien richtig wütend zu sein, wütender als ich. Aber er hatte leider Recht. Fremdgehen war neben lügen das schlimmste, was man jemandem antun konnte. Selbst wenn ich zurückgehen würde, das Vertrauen wäre hin. Ich würde anfangen im Handy zu stöbern und alles hinterfragen, was er sagt oder tut. Aber es würde keine einfache Entscheidung werden. Daher würde mir ein kurzer Aufenthalt bei Alexander sehr gut tun.

Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und schickte Yvonne eine Nachricht mit dem Angebot von Alexander. Sie schrieb kurzerhand zurück und war damit einverstanden. Gott sei Dank, ich brauchte nicht noch Stunk mit ihr.

Einen weiteren Zweizeiler schickte ich an Alexander, in dem ich sein Angebot annahm. Irgendwie freute ich mich ein wenig auf die Zeit mit Alexander. In der kurzen Zeit, in der ich ihn kannte, hatte ich ihn lieb gewonnen. Er hatte sich so lieb um mich gekümmert, als würden wir uns seit Jahren kennen.

Die restliche Zeit des Tages schien nicht zu vergehen. Ich hatte zwar viel zu tun, aber gedanklich war ich nicht bei der Sache. Dementsprechend schmiss ich einige Utensilien um, wog Stoffe falsch ein, was ich zum Glück noch rechtzeitig bemerkte. Silvana schrieb mir eine Nachricht in Lync. Ihr Urlaub war vorbei und ich freute mich sie wiederzusehen. Ich schrieb ihr kurz, was vorgefallen war. Kurzerhand beschloss sie mich zu besuchen. Ich ging mit ihr aus dem Labor und wir stellten uns in eine ruhige Ecke.

 

„Hey Isa, ist das wahr, das mit Lukas? Ach das kann doch nicht wahr sein. Wie konnte er dir so etwas antun? Och, Süße, komm her…“

 

Auch von ihr ließ ich mich in die Arme nehmen und konnte meinen Tränen nicht unterdrücken. Ich holte tief Luft, meine Stimme bebte, als ich ihr einige Details erzählte. Gebannt hörte sie mir zu und ließ mich ohne Unterbrechung ausreden. Nachdem ich geendet hatte, zog sie ein Schokobon aus ihrer Tasche. Ich musste anfangen zu lachen und nahm es dankend an. Mit Schokolade konnte man mich immer für einen kurzen Moment aufmuntern und diesen Moment brauchte ich jetzt.

Wir sprachen noch weitere 5 Minuten und beschlossen, dass sie mich bei Alexander besuchen käme, um mir Bilder aus London zu zeigen. Zuerst musste ich Alexander fragen, wenn ich zu ihm „ziehen“ würde.

„Ok Isa, gib mir nochmal Bescheid, ob ich dich besuchen kann und wenn ja, wann. Ich bringe dann mein Tablet mit, dort sieht man die Bilder besser.“

Wir gingen unsere Wege und ich freute mich auf ihren Besuch.

Ich ging früher nach Hause, auch meine Kollegen merkten, dass etwas nicht stimmte. Ich wollte aber nicht jedes Mal die gleiche Story erzählen und beschloss, es für heute gut sein zu lassen. Mein Bus fuhr gerade vor und ich setzte mich ganz nach hinten und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Nickelback drang wieder in meine Ohren und ließ mich meine Sorgen vergessen.

An der nächstbesten Haltestelle stieg ich aus und lief zu „unserer“ Wohnung. Lukas‘ Wagen war nicht da, er war zum Glück noch arbeiten. Ich öffnete den Briefkasten, holte die Post raus und ging nach oben. Als ich die Tür öffnete, kam ich in den Flur. Die Bluse und Unterwäsche lagen nicht mehr da. Aber das Bild von heute Nacht drang vor meine Augen. Ich schüttelte heftig den Kopf und suchte nach meinem Handyladekabel, welches ich in der Eile vergessen hatte.  Auf der Kommode entdeckte ich einen Zettel:

 

Hallo Isabelle,

ich weiß, dass du kurz daheim bist, um eventuell noch ein paar Sachen zu holen.  Nimm mit, was du möchtest, aber nur deine restliche Kleidung. Alles andere bekommst du nicht! Wir sollten noch mal ein Wörtchen miteinander reden, nachdem du meine Nachrichten immer noch nicht beantwortet hattest. Lukas

 

Mit angsterfüllten Augen las ich mir noch einmal seinen Zettel durch und beschloss es dabei zu belassen. Er war wahrscheinlich nur sauer auf sich selbst. Als mein Handy vibrierte, zuckte ich kurz zusammen. Es war Alexander, der anrief.

„Hallo Alexander, ich bin gerade noch in meiner Wohnung und mache mich dann auf den Weg zu dir.“

„Hey Isabelle, freut mich zu hören. Ich habe den Ersatzschlüssel meiner Nachbarin Frau Hermann gegeben. Sie weiß, dass du kommst. Meine Adresse habe ich dir in Whatsapp geschickt. Ich bin so um 18 Uhr daheim. Was möchtest du heute Abend essen? Mein Kühlschrank ist gut gefüllt. Such dir was aus oder leg irgendwas aus der Tiefkühltruhe raus. Dann bekommst du erst mal ein leckeres Abendessen.“

„Das ist lieb. Ich fahre noch schnell zu Yvonne und werfe ihr den Schlüssel in den Briefkasten. Dann mache ich mich auf den Weg und schaue kurz nach.“

„In Ordnung, ich muss jetzt leider weiterarbeiten. Wir sehen uns später. Bis dann.“

 

Nachdem ich aufgelegt hatte, kramte ich noch ein paar andere Kleidungsstücke zusammen, ging zu meinem Auto und fuhr los. Ich fuhr kurz zu Yvonne, holte meine Taschen und legte ihr den Ersatzschlüssel zurück auf ihre Kommode.

In mein Navi hatte ich seine Adresse eingespeichert und lauschte der Frauenstimme.

 

"In 400m bitte rechts abbiegen."

 

Ich folgte ihren Richtungsangaben und kam nach 20 Minuten bei Alexander an. Er wohnte in einem Neubaugebiet, wo die Straßen noch nicht komplett geteert waren und einige Häuser auch noch ihren letzten Schliff bekommen sollten. Ich fand die Hausnummer und bekam einen Parkplatz direkt vor der Tür. Es war ein kleines Hochhaus mit 4 Parteien. Ich fand die Türklingel seiner Nachbarin und klingelte. Eine ältere, aber freundlich drein blickende Dame begrüßte mich. Sie war Ende 50, hatte kurze hellbraune gelockte Haare und braune Augen und hatte in etwa meine Größe.

„Ah, Sie müssen Isabelle sein. Alexander sagte mir, dass Sie zu ihm wollen. Augenblick, hier ist der Schlüssel.“

Ich bedankte mich mit einem knappen Lächeln und fuhr mit dem Aufzug ins oberste Geschoss. Hier oben hatte man bestimmt seine Ruhe. Ich öffnete die Wohnungstür und betrat einen langen Flur. Eine lange Kommode in Buche zierte den Flur. Ich beschloss erst mal meine restlichen Sachen zu holen und ließ die Tür auf. Mit schnellen Schritten huschte wieder zu meinem Auto und trug meine Taschen hoch. Als ich wieder oben war, glitt mein Blick wieder den Flur entlang. Auf der linken Seite befand sich eine weitere Kommode für Jacken und Taschen, ebenfalls in Buche gehalten. Ich öffnete die erste Tür auf der rechten Seite und entdeckte ein kleines Gäste-WC. Die Fließen waren in einem Beigeton gehalten, ein kleines Fenster zeigte zur Straßenseite. Es befand sich wirklich nur das Gäste-WC, ein kleines Waschbecken und eine Dusche darin, was aber vollkommen ausreichend war.

Ich ging den Flur entlang und entdeckte auf der linken Seite ein Zimmer, was das Büro sein musste. In ihm befand sich ein großer massiver Schreibtisch mit 2 Bildschirmen. Gegenüber vom Schreibtisch befand sich ein großes Regal mit dicken Büchern, Reiseführern, aber auch Fotoalben befanden sich darunter. Am Ende des Raums war das Fenster, wo auf der linken Seite ein großer Sessel stand. Ich setzte mich kurz rein und schloss die Augen. Er war sehr bequem. Links vom Sessel befand sich ein Schalter, der zu einer Stehlampe neben dem Sessel gehörte. Hier musste es schön sein abends zu lesen oder zu entspannen.

Ich betrat den Flur und ging die weiteren Räume durch. Zuerst folgte eine große Küche, deren Kochfeld in der Mitte des Raumes stand und 5 Heizflächen hatte. Es war sogar ein Induktionsfeld. Wow, so macht Kochen Spaß. Mein Blick glitt zum Kühlschrank. Wir mussten schließlich noch etwas essen. Wie Alexander sagte, der Kühlschrank war voll. Salat, Weine, Sektflaschen, Wurst, Käse und andere Sachen füllten den großen amerikanischen Kühlschrank. Ich entdeckte Hackfleisch und schaute mich nach dem Vorratsschrank um. Passierte Tomaten hatte er, also würde es eventuell Spagetti  geben oder vielleicht Lasagne? Nein, Lasagne würde zu lange dauern, obwohl…Alexander sollte entscheiden. Aber diese Küche war ein Traum. Der Backofen befand sich auf Hüfthöhe, das Spülbecken war größer als meins daheim, oh, bei Lukas.

Von der Küche ging ich ins Wohnzimmer und mein Blick fiel zuerst auf eine Treppe, die auf eine andere Ebene führte. Es war also eine Maisonette Wohnung. Dann sah ich auch die Terrasse, die sich um die gesamte Wohnung erstreckte, zumindest sah es so aus. Ich öffnete die Balkontür und genoss den Blick auf Frankfurt. Auf der Terrasse befanden sich Stühle und kleine Tische, und ganz links stand ein kleiner Grill. Daran konnte man sich gewöhnen. Ich ging um die Ecke und entdeckte eine kleine Hollywoodschaukel. Ich setzte mich rein, machte es mir bequem  und legte mein Handy auf das kleine Tischchen nebendran. Meine Augen wurden schwerer aufgrund der unruhigen Nacht schlief ich ein. Die Sonnenstrahlen berührten mein Gesicht, aber ich genoss die Wärme.

 

Ich wurde durch einen zarten Kuss auf meiner Stirn geweckt. Es war bereits dunkel geworden, die Terrasse  wurde mit Teelichtern erhellt, die Skyline erleuchtete in ihrer Pracht. Mein Blick glitt nach oben und ich sah in ein Gesicht, von dem ich aber nur den Mund und das Kinn erkennen konnte.

„Guten Abend hübsche Dame, haben Sie gut geschlafen?“

Ich blickte ihn an und erinnerte mich. Es war mein Verehrer aus meinen Träumen. Moment, ich träume ja wieder.

„Du siehst müde aus, meine Liebe. Komm, ich habe für dich gekocht. Möchtest du etwas essen?“

„Ja, ich habe großen Hunger, danke.“

Als ich aufstand sah ich, dass ich ein langes weinrotes  Kleid trug, dazu passende schwarze High Heels mit vereinzelten Glitzersteinen drauf. Um meinen Hals befand sich ein feines Diamantcollier und in meinen Ohren trug ich die passenden langen Ohrringe. Mein Haar war zu einer Art Dutt verdreht, sodass das Collier gut zur Geltung kam und nicht durch meine langen Haare an Aufmerksamkeit verlor.

Wir gingen zurück ins Wohnzimmer, welches von der Raumaufteilung dem von Alexander glich. Aber dieses hier war in einem dunklen Holzton getaucht, ein Flügel stand in einer Ecke neben der Terrassentür. Der riesengroße Esstisch war mit 2 dünnen Kerzen und Blütenblättern bedeckt. Auf den Tellern erkannte ich Spagetti Bolognese, dazu ein kleiner Eisbergsalat mit Joghurtdressing. Jeweils 2 Gläser standen an beiden Tellern, dazu eine Flasche Rotwein.

„Wie komme ich in dieses schöne Kleid? Und der Schmuck…wo hast dd.“

Weiter konnte ich gar nicht sprechen. Sein Zeigefinger lag auf meinen Lippen.

 

„Das ist jetzt erst mal unwichtig. Du hast bestimmt Hunger, oder? Komm, gehen wir an den Tisch und essen eine Kleinigkeit.“

Mit seiner Hand an meinem Rücken gingen wir zum Tisch, er zog mir den Stuhl zu Recht und ich setzte mich vorsichtig hin, um das Kleid nicht zu zerknittern. Der Fremde goss mir eine kleine Menge Wein in mein Glas, das andere Glas war mit Wasser gefüllt.

Wir begannen zu essen, aber ich spürte seinen Blick im Nacken, obwohl ich seine Augen nicht sehen konnte. Mit unsicherem Blick blickte ich zu ihm auf, er hatte aufgehört zu essen und sein Gesicht zeigte tatsächlich in meine Richtung. Auch meine Gabel glitt zurück auf den Teller, als ich sah, dass er aufstand. Mit großen Augen sah ich, dass er zu der Schale ging, in der sich eine Sektflasche und Eiswürfel befanden. Er kam mit einem Eiswürfel in der Hand zurück und stellte sich hinter mich. Ich konnte sogar sein Aftershave riechen, als er mit seinem Gesicht neben meins erschien. Mit seiner linken Hand öffnete er die Spange, die meine Haare hochgebunden hatte, während er mit dem Eiswürfel an meinem Hals entlang fuhr. Der Eiswürfel begann sofort Tropfen abzugeben, die langsam Richtung Dekolleté flossen. Ich genoss die Kälte des Eiswürfels und mir entkam ein Stöhnen. Meine rechte Hand umfasste seinen Kopf und ich spürte, wie er nun mit seiner Zunge meinen Hals liebkoste, aber den Eiswürfel weiter in seiner Hand behielt. Es war zum Verrückt werden, was er mit seiner Berührung in mir auslöste. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung, zog ihn zu meinen Lippen und küsste ihn. Ich wollte diesen Mann, sofort! Er richtete mich auf, drehte mich zu sich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. Seine Zunge suchte nach Einlass und fand ihn auch. Ich ließ das Zungenspiel zu und genoss seine Berührungen. Seine Hände ruhten an meiner Hüfte, die näher zu ihm gezogen wurde, sodass ich seine Erregung spüren konnte. Ich hatte meine Hände um seine Oberarme gelegt, die sich merklich anspannten. Sein Griff um meine Hüfte wurde fester, ehe ich merkte, dass er an den Reisverschluss meines Kleides gewandert war und ihn langsam öffnete, als hätte er Angst etwas kaputt zu machen. Er schob die Träger über meine Schultern und liebkoste mein Schlüsselbein. Ich spürte, wie seine Zunge darüber fuhr, sein heißer Atem meine Haut in Wallung brachte.

Mein Kleid ließ er zu Boden gleiten und ich konnte sehen, dass ich einen halterlosen schwarzen Spitzen-BH trug und passende halterlose Strapse, die von der Ferse ab mit einem schwarzen Streifen verziert wurde. Ich stand nun vor ihm, nur in Unterwäsche, den High Heel s, mit offenen Haaren und dem Schmuck an meinem Körper, der durch die leichte Bräunung meiner Haut gut zur Geltung kam.

 

Während er mit seinen Händen sanft auf meiner Haut entlang fuhr, sprach er zu mir:

 „Deine Haut schmeckt nach Leidenschaft, nach Sehnsucht, nach grenzenloser Liebe, die du geben möchtest. Doch im Moment bist du mit deinen Gedanken ganz woanders, dein Herz wurde verletzt. Aber jetzt wirst du keine Gelegenheit haben darüber nachzudenken. Lass dich verführen, genieße das Spiel der Leidenschaft und vergesse alles um dich herum.“

Ehe ich irgendetwas erwidern konnte, packte er meinen Hintern, hob mich hoch, sodass ich gezwungen wurde meine Beine um seine Hüfte zu legen, und begab sich Richtung des Flügels. Er setzte mich auf den Deckel und führte meine Beine wieder um seine Hüfte. Mit beiden Händen drückte er mich dann sanft mit dem Rücken auf den Deckel. Ich hielt meine Augen geschlossen und genoss, wie er seine Hände auf meine Brüste legte und sie sanft massierte. Seine Berührung ließ eine Gänsehaut auf meine Haut zaubern. Erzog mir den Slip aus, die Strapse behielt ich jedoch an. Ich spürte einen Hauch an meiner empfindlichsten Stelle und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Als er mich auch noch begann zu lecken, war meine Selbstbeherrschung verflogen. Ich genoss das Spiel mit seiner Zunge, welche an meiner Knospe ihr Ziel gefunden hatte und nicht mehr aufhörte mich dort zu berühren. Mit meinen Händen wollte ich versuchen nach seinen Haare zu greifen, die ich jedoch nicht sehen konnte. Scheinbar ahnte er mein Vorhaben und griff zuerst meine Handgelenkte und hielt sie weiter auf den Deckel des Flügels gedrückt. Mit seiner Zunge glitt er nun weiter in meine Grotte rein und raubte mir somit fast den Verstand. Es war ein Tanz zwischen Grotte und Knospe, welchen er gut beherrschte.  Ich spürte, wie sich mein Orgasmus langsam aufbaute und sich bald in Extase lösen würde. Mein Stöhnen wurde intensiver und auch er bewegte seine Zunge schneller, während er mein Handgelenk los ließ und mit seiner Hand zwei Finger in meinen Eingang rein – und rausschob. Ich schloss meine Oberschenkel enger um seinen Kopf, um seinen Mund noch näher an mir zu haben. Mit einem seufzenden Schrei löste sich die Spannung in meinem Körper, die Trauer wurde durch Leidenschaft und Verlangen  überdeckt.

„Na? Du bist schon gekommen? Ohne mich? Das geht aber nicht“. Ich konnte sein Lächeln sehen und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte sich seine Hose ausgezogen und stand mit einer großen Beule vor mir. Ich richtete meinen Oberkörper auf und zog ihm seine Anzugjacke, Krawatte und Hemd aus, die Shorts zog ich ebenfalls runter und sah seinen mächtigen Stab. Mit meiner rechten Hand umschloss ich ihn sanft und ihm entfuhr ein Stöhnen. Mit viel Gefühl und Geschick glitt meine Handinnenfläche auf und ab, an einigen Stellen drückte ich ein wenig fester, was ihm zu gefallen schien. Er hatte seine Hände in meinen Haaren vergraben, während sein Kopf nach hinten lehnte. Als er einen Augenblick nicht aufpasste, glitt ich vom Flügel, kniete mich vor ihm hin und nahm sein Schwert ganz tief in meinen Mund. Meine Zunge spielte mit seinem Lolli und genoss, wie er noch mehr anschwoll. Sein Schwanz füllte meinen Mund vollständig aus und ich lutschte noch mehr an seinem Gemächt, als wollte ich zu dem Kaugummi in dem Lolli stoßen. Mit seinen Händen an meinem Kopf dirigierte er die Geschwindigkeit, was für mich in Ordnung war. Ich mochte es Anweisungen zu bekommen, denen ich folgeleisten wollte.

Ohne Vorwarnung zog er mich vorsichtig hoch, hob mich hoch und setzte mich wieder auf den Flügel. Er spreizte meine Oberschenkel und drang tief in mich ein. Sein Schwanz füllte mich komplett aus. Für mich war es das reinste Vergnügen ihm aus dem Augenwinkel beim Reingleiten zuzusehen. Sowas liebte ich ganz besonders, wenn ich dabei zusehen konnte. Das turnte mich noch mehr an. Er hielt sich an meinen Oberschenkeln fest und zog mich noch näher an sich ran. Sein Griff wurde fester, unser Atem wurde schneller. Mit einem Schwung zog er sich aus mich zurück, stellte mich wieder hin und drang von hinten in mich ein, meinen Oberkörper auf dem Flügel gelehnt. Mit seinen großen Händen griff er fest in meinen Hintern, gab mir auch vereinzelt einen Klapps drauf, was mir ein erneutes Stöhnen entlockte. Er wurde ein wenig schneller und kam damit seinem eigenen Höhepunkt näher. Auch ich spürte, wie ich den Berg fast erreicht hatte und auf eine weitere Erlösung hoffte. Sein Griff wurde fester und ich hörte ein lautes Stöhnen. Er ergoss sich in mir, aber er fickte mich weiter, wollte, dass ich nochmal kam. Dies geschah einen Moment später, aber von solcher Intensität, dass ich aufpassen musste mit dem Oberkörper nicht vom Flügel wegzurutschen. Er hatte seinen Oberkörper auf meinen Rücken abgelegt und bedeckte ihn mit küssen, während er sich langsam aus mir zurückzog.

„Scheinbar konnte ich dich für einen kurzen Moment ablenken“. Ich konnte das Grinsen in seiner Stimme hören.

„Ja, das stimmt, ich danke dir, Alex.“

„Wofür dankst du mir? Hallo? Isabelle“

7. Kapitel

Ich spürte eine Berührung an meiner Schulter und wachte augenblicklich auf. Ich saß zusammengesunken auf der Hollywoodschaukel und blickte in die grünen Augen von Alexander. Die Sonne neigte sich mehr der Erdkrümmung, aber die Dämmerung lag noch einige Stunden in der Ferne.

„Wofür möchtest du mir danken, Isabelle?“

„Ich ähm, danke dafür, dass du mich bei dir aufnimmst."

„Das ist doch kein Problem, ich helfe gerne. So, hast du schon entschieden, was du essen möchtest?“

„Ähm, ja, ich habe das Hackfleisch entdeckt mit passierten Tomaten und dachte dabei an Spagetti Bolognese oder vielleicht Lasagne, falls du die Plättchen dafür hast. Ich hatte noch keine Gelegenheit mich genauer umzusehen, ich bin eingeschlafen. Die Nacht war sehr unruhig und dazu noch das späte zu Bett gehen…“

„Das macht nichts. Dann gehen wir in die Küche und schauen nach. Ich habe noch Salat im Kühlschrank, welcher gut dazu passen würde.“

Ich folgte ihm und wir entschieden uns doch für Lasagne. Während er das Hackfleisch anbriet, putzte ich den Salat, schnitt ihn klein und zauberte ein Joghurtdressing, welches ich vor einer Zeit im Internet entdeckt hatte.

Die Lasagne war im Backofen, der Salat lag fertig geschnitten im Kühlschrank in einer durchsichtigen Schüssel und er zeigte mir den Rest der gesamten Wohnung. Wir gingen ins obere Stockwerk, wo er mir die restlichen Zimmer zeigte. Oben befand sich das große Badezimmer, welches ich für mich alleine hatte, weil er das untere kleine Bad benutzen würde, des Weiteren ein Ankleidezimmer, was ein Traum für jede Frau wäre. Zudem gab es noch sein Schlafzimmer und das Gästezimmer, mit einem schönen großen 2m Bett. Ein kleiner Kleiderschrank stand gegenüber und ein kleiner Sessel stand daneben. Auch von hier konnte ich auf die Skyline schauen. Die Dämmerung hatte eingesetzt und ich entschied einige Sachen auszupacken. Alexander hatte meine Taschen bereits hochgetragen und drückte mir mein Handy in die Hand, da es vibrierte.

„Wo steckst du?! Wie kannst du es wagen abzuhauen? Bist du bei Yvonne? Ich komm gleich vorbei und…“

„Nichts wirst du! Ich bin nicht bei Yvonne und auch nicht bei Silvana oder Thomas. Ich werde dir nicht sagen, wo ich mich aufhalte. Aber wenn wir uns das nächste Mal treffen, dann nicht alleine.“

„Haha, dass ich nicht lache. Du versteckst dich? Glaub mir, ich finde dich schon. Du kannst mich nicht verlassen, weil du von mir abhängig bist, weißt du das nicht? Du könntest dir niemals so eine tolle Wohnung leisten mit deinem bisschen Gehalt. Du warst echt zu dumm zum Studieren, ich habe den Großteil der Möbel bezahlt und du….“

Ich legte auf, das wurde mir zu viel. Meine Beine wurden weich und ich musste mich auf das Bett setzen. Alexander kam zu mir und setzte sich neben mich.

„Alles in Ordnung? Das Gespräch war leider nicht zu überhören. Das klang überhaupt nicht gut. Oh Gott, du zitterst ja“.

Alexander nahm mich in den Arm, als er meinen Zustand sah. Tränen kamen mir wieder über die Wangen gelaufen und durchnässten sein Hemd. Wir hörten ein Piepen und merkten, dass die Lasagne fertig sein musste. Alexander ging bereits nach unten, ich folgte ihm schweigend. Unten angekommen sah ich, dass er die Auflaufform bereits herausgeholt hatte. Es duftete herrlich und ich freute mich auf das Essen. Mein Frühstück und mein Mittagessen waren eher dürftig ausgefallen, weil mir der Schock immer noch in den Gliedern saß. Das sah nach diesem Telefonat nicht anders aus, aber mein Magen knurrte unaufhörlich.

Ich deckte noch schnell den Tisch, holte die Getränke und da kam Alexander bereits mit den Tellern.

Wir aßen schweigend, nur die leise Musik des Radios war zu hören. Mein Teller war schneller leer, als seiner. Ich holte mir noch eine Portion und blickte in Alexanders entsetztes Gesicht.

„Man, du isst, als hättest du 3 Tage nichts gegessen.“

Ich musste plötzlich so anfangen zu lachen, aber er hatte Recht. Mein Teller war schneller leer als normalerweise. Mein Hunger war jedoch so groß, dass ich nicht auf meine Essgeschwindigkeit achtete.

 

„Oh, entschuldige, ich hatte einen Mörderhunger.“ Ich lächelte ihn an.

„Ist doch kein Problem, iss, damit du was wirst.“ Sein Lachen war ansteckend.

Wir aßen zu Ende, auch der Salat schmeckte ihm sehr gut mit meinem selbstbereitetem Dressing. Zum Nachtisch gab es jeweils 2 Kugeln Eis. Wir setzten uns auf die Terrasse und unterhielten uns. Meine Sorge bezüglich Lukas war wie weggefegt.

„Ach, bevor ich es vergesse, Silvana wollte mal vorbei kommen, um mir Bilder vom Urlaub zu zeigen. Könnte sie hier her kommen?“

„Na klar, sag nur Bescheid wann sie kommen möchte, dann lass ich euch das Wohnzimmer und verkrieche mich ins Arbeitszimmer. Der 52 Zoll große Fernseher müsste ihre Bilder gut zur Geltung bringen. Möchtet ihr auch noch eine Flasche Sekt dazu? Ich habe einige Flaschen Jive im Kühlschrank.“

„Ja, sehr gerne. Dann rufe ich sie gleich mal an.“

Ich flitzte von der Terrasse zurück ins Wohnzimmer und griff nach dem Telefon. Silvana würde morgen um 17 Uhr zu mir kommen und mir von ihrem Urlaub erzählen, Bilder zeigen und mich ein wenig ablenken. Das brauchte ich dringend und ich freute mich sie nach der langen Zeit wieder bei einem Mädchenabend bei mir zu haben.

Mit strahlendem Gesicht ging ich zurück auf die Terrasse.

„Mich freut es, wenn du lachst. Dadurch siehst du noch hübscher aus. Ich finde es schade, dass du heute Nacht so traurig warst. Du solltest öfter lächeln.“

Aus irgendeinem bestimmten Grund lief ich rot an. Alexander fand mich hübsch?

„Ja, es ist halt passiert. Aber ich habe meine Freunde, die für mich da sind. Ohne sie geht es einfach nicht, egal wie toll ein Kerl ist.“

„Ich bin ein Freund? Es freut mich, das zu hören.“

Sein Grinsen wurde immer breiter und ich konnte ein Funkeln in seinen Augen erkennen. War es ihm so wichtig, dass ich ihn als >>Freund<< bezeichnete?

„Ähm, ja, bis ich jemanden als einen Freund bezeichne, dauert es. Aber du hast schon so viel für mich getan…da kommst du schneller in meine Freundesliste, als andere.“ Ich lächelte ihn an. Seine grünen Augen ließen meine nicht los. Beinahe wäre ich in diesen Augen versunken, aber ich riss mich zusammen und nahm den letzten Löffel von meiner Eisportion in den Mund. Dabei bemerkte ich, dass dein Blick weiterhin auf mir ruhte. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper.

„Es ist nach 22 Uhr, ich gehe langsam ins Bett. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Du tust sehr viel für mich.“

„Immer wieder gerne. Weißt du, Isabelle, ich finde dich sympathisch, wirklich. Du scheinst ein herzlicher Mensch zu sein, der sich ebenfalls um seine Mitmenschen kümmert. Diese Eigenschaft ist selten und wird von vielen nicht mehr geschätzt. Aber auch du bist jemand, der sich nach Geborgenheit und Nähe sehnt, wie jeder von uns. Die Herzlichkeit, die du anderen gibst, möchtest du ebenfalls bekommen, was manchmal nicht sehr einfach ist, nicht wahr?“

„Du bist gut, so schnell hatte mich bis jetzt noch keiner analysiert. Ok, ich gehe schlafen, gute Nacht.“

Alexander erhob sich, kam auf mich zu und nahm mich in seine Arme. Ich konnte seinen Körperduft riechen, den ich als sehr angenehm empfand. Ich schloss meine Arme um seinen Rücken und genoss für einen kurzen Moment diese Situation.

 

Ich verabschiedete mich, stieg ins obere Stockwerk und machte mich Bettfertig. Alexander’s Worte wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden. Ich putzte mir die Zähne, wusch mein Gesicht und schlüpfte mit meinem Nachthemd ins Bett. Der Schlaf sollte nicht lange auf sich warten.

 

Ein Rütteln weckte mich.

„Isabelle, du hast laut gewimmert. Ist alles in Ordnung?“ Alexander hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich starrte ihn an und blickte kurz auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht.

„Ähm sieht so aus. Entschuldige, ich habe dich geweckt. Das war keine Absicht. Ich habe es nicht gemerkt.“ Mit verschlafenen Augen blickte ich ihn an.

„Ich lag noch wach und habe in meinem Buch gelesen. Ich wusste nur nicht, was mit dir los ist. Ok, ich geh jetzt auch wieder ins Bett. Gute N…“

„Kann du hier bleiben, bitte? Ich möchte heute Nacht nicht alleine sein, “ bat ich ihn.

„ Natürlich. Wenn das kein Problem für dich ist.“

„Nein, sonst hätte ich dich nicht gefragt“, sagte ich.

Er holte ein weiteres Kopfkissen aus seinem Bettkasten, eine weitere dünne Bettdecke und legte sich neben mich. Seinen Wecker hatte er auf den kleinen Schrank gestellt.

Ich sah ihn lange und ausdruckslos an. Unsere Blicke trafen sich und wir verharrten beide für einen kurzen Augenblick, ehe er sich als Erster aus der Starre löste.

„Ok, dann wünsche ich dir eine gute Nacht, Isabelle. Versuch wieder ein wenig zu schlafen, ja? Die Welt wird irgendwann ganz anders aussehen. Eine so tolle Frau wie dich hat er einfach nicht verdient.“

Meine Gedanken kreisten sowohl um Lukas, als auch um Alexander. Aber die Herzlichkeit von Alexander überwog die Anwesenheit in meinen Gedanken. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.

Wir lagen nebeneinander, ich hatte ihm meinen Rücken zugedreht und meine Handflächen unter mein Kopfkissen gelegt. Vor meinen Augen zeichnete sich erneut die Szene ab, die mich in meinem Schlafzimmer erwartet hatte. Wie konnte Lukas mir das nur antun, wieso mir? Wir hatten doch mal über << Hochzeit>> gesprochen, es aber nie wirklich zum Thema gemacht. Vielleicht war es nun besser so, dass ich es jetzt herausgefunden habe, als dann einige Zeit nach der Hochzeit. Die Flitterwochen hätten wir in Thailand verbracht, Bangkok besuchen und Schnorcheln wollten wir dann auch ausprobieren. 

Ich dachte über die letzten Monate nach, wo die Abende anfingen, an denen er später nach Hause kam, meistens noch mit Arbeit unter dem Arm. Während ich alleine am Esstisch saß, saß vielleicht seine Assistentin auf seinem Schoß oder Arbeitstisch. Wut und Trauer durchströmten meinen Körper, aber ich war aufgrund der Erkenntnisse so müde, dass ich trotz des Kummers wieder einschlief.

 

Am nächsten Tag ging es mir wegen Migräne nicht sonderlich gut und ich beschloss daheim zu bleiben. Meine Chefin hatte Verständnis und wünschte mir eine gute Besserung.

Nachdem ich weitere 4 Stunden geschlafen hatte ging es mir um einiges besser. Die Migräne hatten nachgelassen und die Tablette erledigte ihre restlichen Aufgaben. Ich frühstückte eine Kleinigkeit und entdeckte einen Zettel auf dem kleinen Esstisch in der Küche:

 

Guten Morgen Isabelle,

ich hoffe du hast gut geschlafen und hast einen möglichst stressfreien Tag. Hast du Lust auf chinesisches Essen? Einige Zutaten muss ich noch einkaufen, was aber das geringste Problem sein dürfte. Frag deine Freundin Silvana, ob sie mitessen möchte. Ich wünsche euch Mädels einen schönen Tag. Liebe Grüße, Alex.

 

Ich freute mich riesig über seine Nachricht. Alexander war schon ein Schatz. Mein Handy hatte über Nacht aufgeladen und holte es aus seiner Schutzhülle raus. Mein Handy zeigte mir das Nachrichtensymbol an. Ich öffnete Whatsapp und entdeckte 5 Nachrichten von Lukas.

 

1)  21:54 Das wirst du bereuen, du gehörst mir!!

2) 22:36 Du glaubst wirklich, dass du dich verstecken kannst? Haha, meine Liebe, da hast du falsch     
                 gedacht.

3)  00:12 Na? Träumst du schön? Ich hoffe, du hast Träume, die dir das Leben zur Hölle machen.

4)  00:40 DU GEHÖRST MIR!!

5) 7:45 Gut geschlafen? Hoffentlich hast du dieses Mal einen richtigen Unfall und verreckst im Krankenhaus!!

 

               

Ich sackte auf die Couch und fing an zu weinen. Verwirrt suchte ich im Handy nach der Nummer von Alexander. Nach dreimaligem falsch eintippen in sein Festnetztelefon schaffte ich es das Freizeichen zu hören.

 

„Alexander Marx, guten Tag?“

 

„Alllexxx, ich b-bins, ich habe ein Problem. Ich habe Angst. Lukas hat mir furchterregende Nachrichten geschickt. Er sagt unter anderem, dass ich mich nirgends verstecken kann….Ich weiß nicht, was ich machen soll.“

 

„Um Gottes Willen, Isabelle. Wie bitte? Wie kann der Mistkerl es wagen dir solche Nachrichten zu schicken? Mach dir keine Sorgen, ich komme heute früher nach Hause. Ich müsste dann so gegen 16 Uhr daheim sein. Ach, Moment, deine Freundin kommt heute. Da möchte ich euch nicht stören.“

 

„Nein, ist schon in Ordnung. Mir ist es lieber, wenn du auch da bist. Bitte, komm dann ruhig nach Hause. Ich muss unbedingt zu Lukas und einiges mit ihm klären“.

 

„In Ordnung, mach dir keine Sorgen. Wir fahren heute Abend zu ihm und ihr klärt das. Ich werde dich nicht alleine lassen.“

 

„Ich hoffe, dass sich das alles klären lässt. Ansonsten weiß ich nicht, was ich machen soll. Zur Polizei gehe ich ungern, aber wenn ich keine andere Wahl habe, dann muss es so sein.“

 

„Hey, jetzt mal nicht den Teufel an die Wand, ok? Das wird schon. Ich bin wie gesagt bei dir. Also, versuche dich nicht aufzuregen, sonst bekommst du wieder Kopfschmerzen.

 

 

Gedankenverloren ließ ich mich auf das Sofa nieder und vergrub mein Gesicht in den Händen. Obwohl ich Atheistin bin, so betete ich inständig um Hilfe und hoffte, dass der Albtraum ganz schnell vorbei sein würde.

An Gott hatte ich als Kind geglaubt, zwangsläufig durch den Religionsunterricht in der Grundschule. Ich hatte meine Freude daran und kann sogar heute noch das „Vater Unser“.

Als dann der Wechsel auf eine Gesamtschule anstand und meine Eltern entschieden, mich ins Gymnasium zu stecken, da verlor ich den Glauben komplett. Die Hänseleien, vor allem von den Jungs, ließ mich mit Magenschmerzen aufwachen und die Noten wurden immer schlechter.

Ich betete zu Gott, aber es wurde nicht besser. Erst der Wechsel auf die Realschule ließ mich wieder Freude empfinden in die Schule zu gehen. Auch in den Nachrichten erfuhr man einiges….Unfälle, Vergewaltigungen und andere Sachen kamen mindestens einmal in der Woche vor. Da Begann mein Zweifel noch größer zu werden, so wie in diesem Moment.

 

Ich rief Silvana an und schilderte ihr die Lage.

 

„Ach du je, klar, ich komme dann nach der Arbeit direkt zu dir. Wäre auch doof, wenn dich jemand draußen sehen würde, auch wenn du nicht bettlegerisch bist. Hast du einen Computer bei dir?“

 

„Ich nicht, aber Alexander hat einen, ich frage nach, ob wir ihn benutzen dürfen, was kein Problem darstellen sollte.“

 

„Supi, ich freu mich und wir kriegen das schon hin, ja?“

 

„Ja, Alex und ich fahren wahrscheinlich noch heute Abend in meine alte Wohnung und holen noch ein paar Kleinigkeiten, vor allem meinen Hamster. Den lass ich nicht dort zurück. Ich könnte wetten, der arme Kerl hat kein frisches Wasser und Futter bekommen. Das bricht mir das Herz.“

 

„Ja, glaube ich dir. Ach Mensch,…aber Kopf hoch. Ihr bekommt das schon hin. Leg dich noch ein wenig hin, kurrier deine Migräne aus und dann sehen wir uns später. Hab dich lieb, Süße.“

 

„Ich dich auch, kussi.“

Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett, schlief noch ein paar Stunden und durchforstete dann eine Seite für Immobilien. Ich tippte die Kriterien ein wie Entfernung, Kaltmiete und andere Sachen. Nachdem ich auf <<Suche>> geklickt hatte, viel ich in ein tiefes Loch. Es gab keine Wohnung im näheren Umkreis oder ich müsste mit der Kaltmiete hochgehen. In diesem Moment kam mir Lukas‘ Satz in den Kopf, dass ich zu dumm war zum Studieren. Vielleicht hatte er Recht, aber ich wollte einfach kein Studium machen. Mir machte meine Arbeit Spaß und an Wochenenden musste ich nicht noch am Laptop sitzen und Recherche betreiben. Doch nun sah ich, was ich hätte mir von dem Geld leisten können, so wie Alex. Seine Wohnung ist echt ein Traum.

 

Ich erhöhte die Entfernung und entdeckte eine süße kleine 2-Zimmer Wohnung in Eppstein. 56m², Einbauküche, bezugsfrei verhandelbar, Haustiere gestattet und ein neues Bad.

Ich rief sofort an und vereinbarte einen Termin, welcher ein paar Tage später gegen Abend stattfinden sollte.

 

Den Rest des Mittags wollte ich mit aufräumen verbringen, doch es gab nichts zu beanstanden. Hier war alles sehr sauber, kein 2cm hoher Staub lag auf den Schränken und auch die Badezimmer hatten keine Kalkränder auf den Fließen. Putzte Alexander die ganze Wohnung alleine oder hatte er doch eine Freundin, von der er noch nichts erzählt hatte?

 

Ich spürte eine tiefe Eifersucht in mir, doch warum? Wir kannten uns kaum, aber trotzdem wollte ich ihn näher kennenlernen und hoffte, dass er eine Putzfrau hätte, die gelegentlich vorbei käme.

 

 Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Silvana gleich Feierabend und sich auf den Weg machen würde. Ich schickte ihr die Adresse per Whatsapp und freute mich schon auf ihr Kommen. Der Jive Sekt lag bereits im Kühlschrank und wartete darauf geöffnet zu werden.

 

Einige Zeit später kam sie an und empfing mich mit einer so festen Umarmung, dass ich mir fast die Luft weg blieb.

 

„Isaaaaaaa, schön dich zu sehen. Ich bin so aufgeregt dir die Bilder zu zeigen, aber erst erzählst du mir noch mal die Story, sofern du möchtest.“

 

„Ja hey, schön dass du da bist, aber können wir das Thema erst mal verschieben? Ich will jetzt endlich die Fotos sehen“, sagte ich mich einem Lächeln.

 

Ok, verstehe ich. Ähm, hast du Alex gefragt, ob er damit einverstanden ist?“

„Ach Mist, das habe ich vergessen, Augenblick bitte….“

 

Ich huschte in mein Zimmer und wählte seine Nummer.

 

„Hey Isabelle, alles klar bei den hübschen Damen?“

Sein Grinsen konnte ich an seiner Stimme erkennen. Auch ich musste lächeln.

 

„Ja, alles super. Du, ich habe eine Frage, könnte ich deinen Rechner benutzen wegen dem Beamer? So wären die Bilder größer.“

 

„Natürlich, die Fernbedienung liegt bei den anderem im Schrank neben der Stereoanlage. Für den PC brauchst du kein Passwort. Ich habe einen Besucher-Account eingerichtet für solche Fälle. So gegen 19 Uhr werde ich daheim sein, so habt ihr noch Zeit für euch. Ich gehe ins Fintessstudio und power mich noch ein wenig aus.“

 

„Gut, vielen Dank.“

 

„Gern geschehen, meine hübsche.“

 

Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper und ohne noch etwas zu erwidern legte ich auf. Mit einem benommenem Gesichtsausdruck ging ich wieder zu Silvana.

 

„Hm? Alles in Ordnung? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen“

„Was? Ach alles gut. Komm kurz mit zu seinem Laptop. Ich brauche dafür kein Passwort.“

 

Schnurstracks gingen wir in sein Büro, schnappten uns den Laptop und trugen ihn ins Wohnzimmer.

 

Der Laptop fuhr hoch und sogleich erschienen 2 Benutzernamen und als ich das Foto für „Besucher“ sah, wurde ich rot im Gesicht. Scheinbar war Alexander auf unserer Homepage und hatte ein Bild von mir entdeckt, wo wir bei der Neueröffnung des Gebäudes anwesend waren. Auf dem Foto war ich gut zu erkennen und es gefiehl mir damals schon, aber ich war dennoch baff dieses Bild zu sehen.

 

„Ui, Isabelle, du hast ihm scheinbar den Kopf verdreht,“ neckte mich Silvana.

„Ach Blödsinn, das bildest du dir ein“, konterte ich.

 

„Ach, glaubst du das? Und warum sehe ich hier keine Bilder von einer anderen Frau, die er im Arm hält?“

„Hm, vielleicht ist sie scheu“?

„Stell dich nicht so blöd an, Isa. Er scheint single zu sein, er bietet dir an bei ihm unterzukommen und du glaubst nicht, dass er dich mag? Da hast du echt eine Schraube locker.“ Silvana grinste mich an und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

 

„Ja ,ok, vielleicht mag er mich, aber trotzdem wird da nicht mehr laufen. Ich bin gerade aus einer Beziehung raus und ich stürze mich nicht in die nächste.“

 

„Wer sagt denn, dass du gleich eine neue Beziehung haben musst? Genieße doch mal die Aufmerksamkeit, die er dir gibt und wer weiß, vielleicht wird ja etwas Festes daraus. Vielleicht kann er dich auf besondere Art und Weise auf andere Gedanken bringen“

 

Sie hatte einen verführerischen Blick drauf. Wäre ich ein Mann, so hätte ich sie sofort vernascht. Stattdessen fingen wir laut an zu lachen. Nachdem wir uns beruhigt hatten, kümmerte sich Silvana um den Beamer und ich brachte Snacks und den Sekt an den Tisch.

Wir sahen uns alle Bilder an, die sie mir ihrer neuen Spiegelreflexkamera gemacht hatte. Es waren sehr gute Aufnahmen und zu jedem Bild hatte sie etwas zu erzählen. Es macht wirklich Spaß ihr beim Erzählen zuzuhören.

Zwischendurch machten wir eine Pause und bestellen uns etwas vom Italiener. Das Essen war lecker und die Bilder hatten wir dann auch durch. Es war bereits halb sieben. Wir unterhielten uns noch über ihre Männergeschichten, ließen jedoch mein Problem unberührt, was mir lieber war.

 

Um 18:50 Uhr hörten wir den Schlüssel drehen und wie die Tür aufgemacht wurde. Alexander kam in seinen Sportklamotten ins Wohnzimmer und lächelte uns an.

 

„Guten Abend die Damen, ich hoffe, ich störe nicht.“

 

Er kam auf uns zu, begrüßte Silvana mit einer leichten Umarmung und ich mich drückte er kurz.

 

„Ich würde euch gerne länger umarmen, aber ich komme gerade vom Sport. Die Duschen funktionieren nicht, daher muss ich diesen Teil des Sports auf nach Hause verlegen. Ladies, ich verabschiede mich. Silvana, einen schönen Abend noch.“

 

Ohne zurück zu schauen ging er die Treppen nach oben. Silvana sah ihm mit offenem Mund hinterher.

„Wow, das ist ja eine Granate. Also Isa, den musst du dir schnappen. Der ist ja mal lecker. Und ich hätte noch eine andere Idee, welchen Sport er nach Hause verlegen könnte.“

 

Wir fingen lauthals an zu lachen und mussten uns noch mal kurz hinsetzen.

Nachdem wir uns beruhigt hatten, verabschiedeten wir uns herzlich und wollten alles Weitere morgen in der Mittagspause besprechen.

 

Ich räumte den Tisch ab und setzte mich auf die Couch. Mein Blick glitt zum ersten Mal an eine Wand, wo etliche Bilder hingen. Ich stand auf, ging zur Wand und betrachtete sie. Es mussten Familienfotos sein. Auf einigen konnte ich Alexander erkennen, wie er als Kind aussah. Schon damals hatte er dieses unbeschreibliche Lächeln. Mit ihm waren scheinbar seine Eltern und Großeltern abgebildet, die scheinbar Weihnachten feiern. Es bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Weihnachten….das Fest der Liebe….

 

„Ein schöner Weihnachtsbaum, nicht wahr?“

 

Seine Stimme ließ mich kurz zusammen zucken. Ich drehte mich um und blickte genau in Alexander’s Gesicht. Er hatte nur ein Badehandtuch um seine Hüften gewickelt und rubbelte sich mit einem kleinen Handtuch seine Haare trocken, welche nun kreuz und quer standen, was aber unglaublich süß an ihm aussah.

 

„Ähm, wie äh, ja. Sehr schön, ja.“

 

Mehr brachte ich nicht aus mir heraus, so sehr hatte mir sein Anblick die Sprache verschlagen, was durch seinen muskulösen Oberkörper auch kaum verwunderlich war.

 

Wie gerne hätte ich meine Hände auf seine Brust gelegt und jede Kontur seines Körpers mit meinen Händen erforscht. Ich glaube Alex spürte meine Blicke, aber er reagierte zum Glück nicht.

 

„Ich spreche dieses Thema nur ungern an, aber hast du bereits mit deinem Ex gesprochen, dass du heute noch ein paar Sachen holen möchtest?“

 

Ich kam wieder in die Realität zurück und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe noch den Schlüssel und werde einfach so zu ihm gehen.“

 

„Du gehst aber nicht alleine zu ihm. Ich ziehe mir schnell etwas über und dann fahren wir hin, ok?“

 

Meine Knie wurden weich und die Angst umhüllte meinen Körper.

 

Alexander schien das zu merken, denn er hielt mich fest und drücke mich an seine warme Brust. Ich genoss diese Umarmung und auch seine Streicheleinheiten entlang meines Rückens.

 

„Keine Sorge, wir kriegen das schon hin. Ich bin gleich wieder da.“

 

Er drückte mich auf die Couch und verschwand nach oben. Kurze Zeit später kam er in Jogginghose und T-Shirt gekleidet die Stufen runter. So lässig hatte ich ihn noch nie gesehen, aber es stand ihm sehr gut.

Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Während der gesamten Fahrt sprachen wir kein Wort. Ich spielte mit meinen Fingern und konnte meine Angst nicht unterdrücken. Als wir ankamen, blickte ich sofort nach oben. Es brannte kein Licht. Ich atmete einmal tief aus und dann öffnete ich die Autotür. Auch Alexander war ausgestiegen und ging mit mir zum Eingang. Auch er schien etwas nervös zu sein, behielt sich aber gut unter Kontrolle. Oben angekommen öffnete ich die Tür und stellte fest, dass sie abgeschlossen war. Ich drehte den Hebel und öffnete sie. Der Flur sah katastrophal aus. Überall lagen meine Klamotten, Schuhe und Bücher. Ein Blick ins Schlafzimmer verriet, dass auch der Kleiderschrank komplett leer war. Ich schnappte mir meinen Koffer und packte die restlichen Sachen rein. Doch zuerst holten wir den Käfig von meinem Hamster. Den Kleinen setzte ich in die Transportbox und dann brachten wir Käfig und Hamster ins Auto. Auch meines restlichen Sachen packten wir in sein Auto und wollten gerade einsteigen, als ich noch mal raus sprang und hoch lief. Die Kette meine Großmutter lag noch in einem Geheimfach in meiner Schublade.

Ich lief die Stufen hoch, kramte die Kette raus und wollte gerade den Raum verlassen, als ich in das spöttisch drein blickende Gesicht von Lukas entdeckte.

 

„Einen schönen guten Abend mein Schatz. Was machst du denn mit seinen Sachen, wieso hast du alles eingepackt? Ich dachte wir reden noch mal miteinander.“

 

Die Angst hatte mich gepackt, meine Knie begannen zu zittern, doch ich zwang mich stark zu bleiben.

 

„Was willst du noch von mir? Ich war doch nur ein Klotz am Bein für dich. Du kannst alles behalten, was in der Wohnung ist…“

 

„Das sagst du mir auch noch? Dir ist schon klar, dass ich fast alles bezahlt habe, oder? Du bist ein klammernde und heulende Hure, die nur auf mein Geld scharf war!!“

 

„Wie kannst du es wagen , …“

 

„Halt dein verfluchtes Maul, verstanden? Und jetzt werde ich mir noch etwas Spaß mit dir gönnen, bevor du dich auf einen neuen Lover einlässt!“

 

Lukas‘ kam auf mich zu, packte mich an den Händen und schmiss mich auf den Boden. Die Halskette flog mir aus der Hand und jeder Versuch ihn von mir zu drücken war machtlos. Lukas hatte beide Hände gepackt und drückte sie schmerzhaft auf den Boden. Ich schrie, doch nach wenigen Sekunden hatte ich eine Ohrfeige von ihm bekommen. Entsetzt starrte ich ihn an, ihn törnte das scheinbar noch mehr an. Ich wollte es nicht glauben. Er zerrte an meiner Jeans und hatte auch kurze Zeit darauf mein Höschen zerrissen, welches nun neben mir auf dem Boden lag. Mit letzter Kraft versuchte ich meine Beine gegeneinander zu drücken, aber er war zu stark. Ich weinte und hatte mich in mein Schicksal ergeben, als Lukas plötzlich von mir weggezogen wurde und blutend zurück fiel. Alexander stand im Schlafzimmer und behielt Lukas im Blick, nachdem er im mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Ich kramte nach meiner Kleidung und der Kette meiner Großmutter. In diesem Moment ertönte ein Schlag und Alexander hatte eine ebenfalls Faust im Gesicht. Beide Männer prügelten sich, während ich es schaffte aus dem Schlafzimmer auszugehen. Ich rief die Polizei an und hoffte, sie würden bald kommen. Ich traute meinen Augen nicht, Alexander hatte Lukas im Schwitzkasten und hielt ihn fest.

 

„Isabelle, lauf runter, bring dich in Sicherheit.“

 

Dass ich schon die Polizei gerufen hatte, half ihm erstmal nicht weiter. Er fürchtete um mein Leben und auch ich hatte einem Monster in die Augen gesehen. Die Polizei kam kurze Zeit später und ging nach oben. Eine Frau kam auf mich zu und bat mich in den Rettungswagen zu gehen. Sie versorgte meine aufgeplatzte Wange und stellte mir Fragen zum Geschehnis.

 

Einige Zeit später wurde Lukas in Handschellen abgeführt. Als er mich am Wegrand stehen sah, verlor er erneut die Kontrolle und wollte auf mich los. Gott sei Dank war dies nicht möglich. Fluchend wurde er in einen Streifenwagen gesetzt und auf die Wache gefahren.

 

Mein Blick glitt dauernd zum Hauseingang, aber noch keine Spur von Alex. Erst kurze Zeit später kam er raus. Er hatte eine Platzwunde oberhalb vom Auge, aus seinem Mund kam etwas Blut und auch seine Hand schien etwas zu schmerzen.

 

Mit Tränen in den Augen lief ich zu ihm und drückte ihn vorsichtig.

 

„Oh Gott Alex. Das…es…es tut mir so leid.“ Stammelte ich.

 

„Hey, ist schon gut. Mir wird es wieder besser gehen.“

 

„Ja, aber nicht in nächster Zeit. Sie haben sich wahrscheinlich den Arm geprellt und diese Platzwunde muss auf den Fall genäht werden. Wir bringen Sie beide ins Krankenhaus und dann sehen wir weiter“, sagte einer der Polizisten.

 

„Isabelle, fahr nach Hause und setz deinen Kleinen in den Käfig. In der Transportbox fühlt er sich auf Dauer nicht wohl.“

 

„Aber das geht nicht, ich kann dich nicht alleine lassen.“

 

„Junge Dame, darf ich stören? Ich habe Ihr Gespräch mitbekommen. Scheinbar ist der Käfig sehr schwer für eine Person. Ich sage Ihnen was, ich habe jetzt eh Feierabend, meine Schicht ist nach der Aktion zu Ende. Ich helfe beim Tragen des Käfigs und anschließend fahren Sie ins Krankenhaus, in Ordnung?“

 

Ich sah Alexander an, ehe er nickte.

 

Der Polizist und ich fuhren los, ebenso wie der Krankenwagen. Bei Alexander angekommen trugen wir den Käfig hoch und setzten den Kerl wieder in sein Gehege. Die restlichen Sachen ließ ich im Auto und fuhr direkt mit dem Polizisten ins Krankenhaus. Dort angekommen verabschiedete ich mich und fand sogleich Alexander im Warteraum. Ich setzte mich neben ihn und ergriff seine unverletzte linke Hand. Tränen kullerten mir über die Wange ehe sein Blick den meinen suchte.

 

„Hey, mir geht’s gut. Wichtig ist, dass dir nichts passiert ist. Ich hatte Angst um dich.“

 

Als er dies sagte, so brachen bei mir alle Dämme. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und umarmte ihn, soweit es ging. Mit seiner gesunden Hand hob er mein Kinn an und gab mir einen kurzen, aber sanften Kuss auf meinen Mund. Dies war nicht der richtige Ort dafür, aber die Situation war für uns beide überfordernd gewesen. Wir sahen uns danach tief in die Augen, die so viel Gefühl und Trauer aussagten, dass ich ihn am liebsten noch mal geküsst hätte. Endlich kam der Arzt und nahm Alexander mit. Ich musste draußen warten. Kurze Zeit später wurde auch in ins Krankenzimmer gebeten und musste mich untersuchen lassen. Ich hatte Hämatome an den Oberschenkeln, Handabdrücke an meinem Handgelenk und an meiner linken Wange, welche jedoch in einigen Tagen verschwinden würden. Doch die seelischen Schmerzen müsste ich in einer Therapie verdauen. Doch um mich machte ich mir weniger Gedanken. Ich dachte unentwegt an Alexander. Er hatte diese Schmerzen auf sich genommen um mir zu helfen. Meine Augen wurden wieder feucht und ich konnte meinen Tränen erneut nicht zurück halten.

 

Nach über einer Stunde hatte ich mich endlich beruhigt und wurde in einen Raum gerufen, wo ich Alexander auf der Liege sitzen sah. Seine Platzwunde über dem Auge war genäht  worden und sein Arm war in einer weiteren Schlinge eingepackt.

 

Der Arzt erklärte mir, dass Alexander’s Hand in Ordnung sei, aber seine Platzwunde musste mit 24 Stichen genäht werden und für den Rest der Woche müsste er daheim bleiben und sich schonen. Auch ich wurde für den Rest der Woche krankgeschrieben, hoffte aber, dass meine Chefin nicht nach dem Grund fragen würde.

 

Gegen 2:30 Uhr waren wir daheim. Ich half Alexander aus seinem Auto und ging mit ihm in seine Wohnung. Drinnen angekommen, nahm er mich in den Arm und drückte mich ganz fest. Ich erwiderte seine Umarmung und hielt ihn ganz fest. Er sah mir in die Augen und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wir gingen beide nach oben und machten uns fertig fürs Bett.

 

 

Ich ging noch mal zu ihm ins Zimmer, konnte ihm jedoch nicht in die Augen blicken, immer wieder hatte ich diese Bilder vor Augen.

 

„Isabelle? Hey, komm mal her zu mir.“

 

Ich kroch zu ihm auf die Seite und kuschelte mich an seine starke Brust.

„Ich hatte solche Angst, ich kann es nicht glauben, dass er mir so weh tun wollte und auch noch dir. Du hast überhaupt nichts damit zu tun.

 

Ich wurde näher an ihn gedrückt und war froh seine Körpernähe zu spüren.

 

„Ich hatte mich schon gewundert, wo du so lange bleibst. Er muss ihn den Eingang gegangen sein, als ich die Koffer richtig ins Auto reingelegt hatte. Ich bin dann hoch und als ich dich dort liegen sah und er auf dir, da sind mir alle Sicherungen durchgebrannt. Kein Mann darf eine Frau so behandeln.

Für mich war es noch schlimmer mitanzusehen, dass du es warst.“

 

Ich sah ihn von der Seite an, sagte aber nichts.

 

„Weißt du, wir kennen uns zwar noch nicht so lange und auch nur durch den Unfall, aber so eine Frau wie du ist mir noch nie begegnet. Ich weiß, dass passt jetzt nicht in diese Situation, aber ich möchte, dass du das jetzt schon weißt. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde.“

 

Ich richtete mich auf und sah ihn an. Sein Blick sagte mehr als 1000 Worte. Mit seiner Hand berührte er vorsichtig meine Wange, wo ich die Ohrfeige abkommen hatte. Sie war immer noch leicht gerötet. Er führte mein Gesicht zu seinem und gab mir sanfte Küsse darauf, als wollte er die Schmerzen wegküssen. Meine ganze Wange wurde mit weichen Lippen bedeckt. Zeitweise wanderten sie an die Außenseite meiner Lippen. Ich hoffte inständig, dass er mich erneut auf die Lippen küssen würde, aber nichts geschah. Alexander streichelte mich kurz und steckte mir meine Haarsträhne hinter mein Ohr.

 

„So, wir sollten schlafen gehen. Wir hatten einen langen aufwühlenden Abend. Versuch zu schlafen und ruf dann kurz bei deiner Chefin an, ja?“

 

„Ja, mache ich. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Alex. Dafür gibt’s keine Worte. Gute Nacht.“

 

„Gute Nacht, Isabelle.“

 

Ich verließ sein Zimmer und begab mich ebenfalls in sein Bett. Einzelne Tränen stiegen wieder auf und liefen meine Wange runter. Nach endlosen Stunden fand auch ich endlich meinen Schlaf.

 

8. Kapitel

Der folgende Tag war die Hölle. Meine Wange schmerzte immer noch und die Flecken waren auch noch da. Um 7:15 Uhr wurde ich kurz wach und sah auf mein Handy. Vor lauter Aufregung hatte ich vergessen es aus zu machen. Mein Kollege Benni hatte mir bereits vor 10 Min eine SMS geschickt, wo ich denn bliebe.

Kurz danach hatte ich ihn angerufen und kurz geschildert, was vorgefallen war. Er war sichtlich bestürzt und sagte, dass er unserer Chefin Bescheid geben würde, dass ich bis zum Ende der Woche krank wäre. Silvana hatte ich auch kurz informiert. Sie kam am selben Morgen kurz vorbei und nahm meine Krankmeldung mit.

Ich legte mich wieder ins Bett und schlief noch mal ein, ehe ich durch eine Berührung geweckt wurde. Als ich meine Augen öffnete, sah ich in das besorgte Gesicht von Alexander.

„Hey, geht es dir etwas besser?“

Ich setzte mich aufrecht hin und blickte auf die Uhr. Es war bereits 13:46 Uhr. Oh Mist, ich hatte den ganzen Tag verschlafen, aber in Anbetracht was geschehen ist, war das kein Wunder.

 

„Ich habe uns Frühstück vorbereitet, falls du Hunger haben solltest. Ich habe mir erlaubt Silvana anzurufen, aber sie war scheinbar schon hier. Mein Chef weiß auch Bescheid.“

„Ja, so um 7 Uhr war ich kurz wach und habe Bescheid gegeben. Silvana kam dann kurz vorbei und hat meine Krankmeldung mitgenommen. Viel Hunger habe ich eigentlich nicht, aber irgendwas muss ich den Magen bekommen.“

„Ja, es wäre besser so. Du brauchst Energie. Wie geht’s deiner Wange? Alles ok?“

„Naja, sie tut noch etwas weh, aber es wird schon. Und was ist mit dir?“

„Meine Hand ist etwas blau, aber sonst geht’s. Ich hätte sie kühlen sollen. Ansonsten geht es langsam. Na komm, wir gehen runter.“

Alexander zog mich mit sich runter und ging ins Wohnzimmer. Dort war der Tisch bereits mit frischen Brötchen, Kaffee und Eiern gedeckt. Als mir die Gerüche in die Nase stiegen, fing mein Magen lauthals an zu knurren.

„Hahahaha, sowas hört man doch gerne. Na auf, bevor der Kaffee kalt wird.“

 

Wir aßen schweigend, nur die leise Musik aus dem Radio war zu hören. Ich aß ein Brötchen und genoss das Schoko-Croissant, was Alexander extra für mich gekauft hatte. Er war einfach süß. Dennoch machte ich mir Sorgen, wie es wohl weiter gehen würde.

„Isa, hallo? Bist du noch da?“

Alexander riss mich aus meinen Gedanken.

„Ja, ähm, ehrlich gesagt, nein. Ich mache mir nur ein wenig Sorgen.

 

„Worüber machst du dir denn Sorgen? Dein Ex ist erstmal weg gesperrt und wird dir nichts mehr tun, hörst du?“

 

Alexander kam zu mir, nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mich eindringlich an.

„Du machst dir viel zu viele Gedanken, Isabelle. Er ist es nicht wert, hörst du? Oder soll ich es dir vorsingen?“

Ich fing lauthals an zu lachen. Alexander ließ mit einem Grinsen mein Gesicht los und setzte sich wieder auf seinen Platz und aß seine letzte Brötchenhälfte.

Auch ich aß weiter genoss die Ruhe, die wir hier oben hatten. Das Wetter war etwas trüb und kühl, sodass wir uns nicht auf die Terrasse setzen konnten, was aber auch in Ordnung war. So beschlossen wir nicht mehr zu machen, als das Geschehene zu verdauen und schauten uns einige Sendungen im Fernsehr an. Leider lief nicht viel, also sahen wir uns Sendungen aus dem Internet an.

Alexander klickte auf „Unsere erste gemeinsame Wohnung“ und da viel mir die Besichtigung ein. Ich stand auf und suchte mein Handy. Als ich es fand, rief ich den Herrn wegen der Wohnungsbesichtigung an.

 

„Müller am Apparat, guten Tag?“

„Schönen guten Tag Herr Müller, Isabelle Liebl hier. Ich wollte Sie noch mal fragen, wegen einem Termin für die Wohnung in Eppstein. Sie erinnern sich an das Gespräch vor zwei Tagen?“

„Ach ja, stimmt. Oh Frau Liebl, das tut mir leid, aber die Wohnung ist seit gestern Abend weg. Ich wollte mich heute Abend bei Ihnen melden und Bescheid geben.“

„Oh, ja, ok. Dann weiß ich Bescheid. Einen schönen Tag noch.“

Ohne eine weitere Antwort abzuwarten legte ich auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Alexander sah mich an und wartete, bis ich mich wieder hingesetzt hatte, eher er sich zu mir drehte.

 

„Isabelle, ist alles ok? Du siehst traurig aus.“

„Ja, ich habe eben eine Absage für eine Wohnungsbesichtigung erhalten, die eigentlich Ende dieser Woche stattfinden sollte.“

Verdattert sah mich Alexander an.

„Du hast schon nach einer Wohnung Ausschau gehalten?“

„Ja, zu Lukas kann und will ich nicht zurück. Wo soll ich sonst hin? Blöd wäre jedoch, dass ich mir neue Möbel kaufen müsste, weil er den Großteil mitgebracht hatte. Ich bin damals aus meinem Elternhaus direkt zu ihm gezogen. Folglich hatte er schon alles, was man benötigte. Und diese Wohnung hätte eine Einbauküche drin gehabt, so hätte ich mir da schon knapp 3000€ sparen können.“

„Ja, das weiß ich, aber….du kannst auch erstmal noch hier bei mir bleiben. Du musst nicht gleich wie von einer Tarantel gestochen hier raus. Du bist herzlich willkommen und ich freue mich, wenn du da bist. In dieser Wohnung ist es auf Dauer schon einsam, auch wenn ich nicht zu Hause bin.“

„Meinst du? Aber ich habe auch noch meinen kleinen Hamster. Den kann ich nicht dauerhaft bei mir im Zimmer lassen. Wenn er nachts am Rennen und Gruschbeln ist, werde ich verrückt.“

„Du hast ja das Regal mitgenommen, das könnten wir hier an die linke Wandseite stellen neben das Bücherregal. Von der Couch aus, kann man ihm dann abends zuschauen, wie er sich vergräbt. Süß sieht der Kerl ja aus, obwohl man kaum etwas in der Hand hat.“

Er lächelte in sich hinein und ich wusste, ich brauchte mir um meinen kleinen Freund keine Sorgen zu machen.

 

„In Ordnung, das wird aber auch nicht für immer sein. Ich melde mich erst mal um, gib den ganzen Firmen Bescheid, von denen ich Post bekomme. Wenn ich etwas mehr Geld angespart habe, so schaue ich mich noch mal um. Dauert nicht länger als 4 Monate. Ich möchte dich nicht um deine Ruhe bringen.“

„Hey, wenn ich sage, dass ich mich freue, wenn du da bist, so entspricht das der Wahrheit. Ich kann dich verstehen, dass du deine Unabhängigkeit willst, aber komm erstmal am Boden an. Du hast viel durchgemacht und ich glaube dich gut genug zu kennen, dass du in nächster Zeit nicht alleine sein möchtest, habe ich Recht?“

Ich blickte ihm in die Augen und musste mir eingestehen, dass er Recht hatte. Ich hatte noch nie alleine gewohnt und von jetzt auf sofort alleine zu sein, fiel mir unglaublich schwer.

„Also gut, wir schauen, wie das läuft, aber ich zahle trotzdem Miete an dich. Wie viel kostet dich die Wohnung im Monat? Ich gebe dir davon die Hälfte.“

 

„Süße, das musst du nicht. Es langt, wenn du die Einkäufe bezahlst. Wollen wir es so machen?“

Er hatte mich gerade <<Süße>> genannt. Irgendwie gefiel es mir, dass Alexander mich Süße nannte.

„Nein, jetzt sag mir, was ich anteilig bezahlen möchte.“

„Wenn du es wirklich wissen möchtest, so wären es 1220€.“

Mein Mund war geöffnet und ich konnte diese Summe erstmal nicht fassen. Das hieße, die Wohnung kostete knapp 2500€ warm. Wow, stolzer Preis. Die Gegend war sehr schön und es war eine große Maisonette-Wohnung um die 150m². Das kostete natürlich einiges.

„Ok, ich mache morgen gleich einen Dauerauftrag und….“

„Nein, ich sagte dir, dass ich das nicht möchte. Wenn du nach etwas eigenem suchst, so brauchst du jeden Euro, den du zurücklegen kannst. Wir machen es entweder nach meinen Regeln oder ich schleppe dich in Lukas‘ Wohnung zurück.“

Ich zuckte zusammen und willigte direkt ein. Alexander konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Na also geht doch, immer muss man böse werden.“

Ich schielte ihn an und warf ihm einen bösen Blick zu, musste aber kurz darauf auch wieder anfangen zu lachen.

Die nächsten Stunden verbrachten wir dann doch noch kurz  auf dem Balkon mit einer großen Tasse Kaffee beziehungsweise Latte Macchiato.

Er schmeckte köstlich. Ich bemerkte Alexanders‘ Blick auf mir ruhen und sah zu ihm rüber. Er fing an zu lachen und rutschte zu mir rüber.

„Du hast Milchschaum über deiner Oberlippe. Warte, ich mach ihn weg.“

Mein Herz schlug höher, als er mit seinem Oberkörper immer näher kam und sich seine Hand an meiner Wange befand. Er sah mir tief in die Augen, ehe er den Schaum mit seinem Daumen vorsichtig abstrich. Ein kleiner Rest befand sich noch an meinem Mundwinkel, denn sein Mund kam näher an mein Gesicht und ich spürte nun seine Lippen an meinem Mundwinkel, wie er den Rest mit seiner Zunge sanft ableckte. Mir gefror das Blut in den Adern, mein Herzschlag beschleunigte sich und ich spürte, wie mir die Hitze in den Kopf stieg. Ich blieb reglos sitzen und wartete auf eine weitere Berührung, aber nichts geschah.

 

„So, der Schaum ist weg. Das Haselnussaroma passt sehr gut dazu, findest du nicht?“

Völlig sprachlos nickte ich ihm nur zu und genoss den restlichen Kaffee

 

Gegen Abend beschlossen wir uns etwas vom Italiener kommen zu lassen. Alexander entschied sich für eine Hawaii-Pizza, während ich mich sehnlichst auf meine Lasagne freute. Wir deckten den Tisch und 30 Minuten später war unser Essen da. Nachdem Alexander doch bezahlen konnte, nachdem wir uns darum gezankt hatten, trugen wir das Essen zum Esstisch, gossen den Rotwein in unsere Gläser und begannen zu essen. Meine Lasagne schmeckte herrlich und ich glaube auch seine Pizza schmeckte ihm sehr gut.

„Magst du auch ein Stück probieren?“

Alexander hatte bereits ein Stück abgeschnitten, mit der Gabel aufgepickst und führte die Gabel in meine Richtung. Dieses Mal saß ich direkt neben ihm und konnte ohne aufzustehen ihm meinen Mund entgegen halten. Ich nahm die Gabel vorsichtig in den Mund und blickte kurz in sein Gesicht, dessen Augen mich amüsiert ansahen. Plötzlich musste ich anfangen zu husten und Alexander kam mir freundlicher Weise zu Hilfe. Dieser Mann brachte mich mit seinem Blick tatsächlich aus de Fassung.

„Alles wieder gut? Hier, trink einen Schluck.“

„Puhh, danke. Das war knapp.“

„Ich habe es gemerkt, was war denn los? Hast du dich verschluckt?“

„Ja, du hast mich eben mit deinem Blick aus der Fassung gebracht.“

 

Ups, da hatte ich es gesagt. Ich blickte ihm mit hochrotem Kopf in die Augen und konnte sein verschmitztes Lächeln sehen.

 

„Das war natürlich beabsichtigt.“

Mein Blick sprach Bände, trotzdem schnitt ich ein Stück meiner Lasagne ab und führte sie in seinen Mund. Auch dieses Mal blickte er mir wieder tief in die Augen, doch ich konnte seinem Blick standhalten. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Den restlichen Abend verbrachten wir gemütlich auf dem Balkon und sprachen über Gott und die Welt. Ich erfuhr, dass er nicht religiös war, was mich nicht im Geringsten störte. Alexander war ohne Mutter aufgewachsen und daher lag ihm sein Vater sehr am Herzen, der jedoch vor einigen Jahren starb, bevor Alex sein Studium beenden konnte. Geschwister hatte er nur seine Schwester Martina, die er über alles liebte, sie sich nicht oft treffen konnte, weil sie beruflich nach Australien gezogen war.

Irgendwie faszinierte mich dieser Mann. Nach außen war er ein starker und erfolgreicher Mann, aber tief in seinem Inneren war er ebenso verletzlich wie ich. Während ich seinen Erzählungen lauschte, überkam mich ein wärmendes Gefühl. Ein Kribbeln durchzog meinen Bauch als ich wieder an seine Berührung dachte, wie seine zarten Hände meine Haut streicheln würden, meinen Rücken runter wandern und über meine Brüste hinweg drüber streicheln würden. Eine bestimmte Frage drängte sich mir die ganze Zeit auf, aber ich hatte Angst ihn zu fragen, ob er eine Partnerin hatte. Es sah jedenfalls nicht danach aus, wie Silvana auch bemerkt hatte.

„Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du keine Partnerin hast? Ich meine, du dürftest doch keine Probleme haben eine passende Frau zu finden, oder?“

Alexander sah mich lange an, doch ich spürte, wie sein Blick traurig wurde. Er holte tief Luft, ehe er zu erzählen begann.

„Nun, ich hatte eine längere Beziehung, sie dauerte über 6 Jahre. Sie war meine Traumfrau, ich wollte sie heiraten, aber dazu kam es zum Glück nicht.“

„Wieso, wenn ich frag?“

„Ich habe sie inflagranti mit meinem damals besten Freund in unserem Bett erwischt, als ich früher als geplant von der Arbeit kam. Daher kann ich deine Situation vollkommen nachvollziehen. Aber wie kommst du auf, dass ich keine Schwierigkeiten haben müsste eine Frau zu finden?“

Sein Grinsen wurde wieder breiter und mein Gesicht glich wieder mal einer Tomate.

„Ähm, nun ja, du bist höflich, respektvoll, hilfsbereit, ach ich könnte dir jetzt eine ganze Reihe von Eigenschaften auflisten, aber….“, brach ich ab.

„Soso, du findest mich höflich, respektvoll und vieles mehr. Das klingt ja ganz nach Komplimenten. So etwas hört auch ein Mann ganz gerne. Aber wonach suchst du denn beziehungsweise wonach möchtest du in Zukunft suchen oder was erhoffst du dir zu finden?“

Verdammt, jetzt hatte er mich in der Falle. Sollte ich ihm sagen, dass ich eigentlich nach jemandem wie ihn suche? Nein, das ging viel zu schnell, obwohl ich mich ganz eindeutig zu ihm hingezogen fühle. So sehr hatte sich noch niemand um mich gekümmert, abgesehen von meinen Freunden natürlich.

Mir hatte es jedoch so sehr die Sprache verschlagen, dass ich am Stottern war.

„Ähm, vvvvviellllleicht jemanden, der sich um mich kümmert und zu mir steht, egal was passiert.“

„Hmm, da passe ich doch gut ins Profil, oder?“

„Ha, jetzt werde mal nicht so selbstsicher mein Lieber.“

„Was heißt werden, ich bin es schon.“

Ich sah ihm wieder tief in die Augen und konnte seine Ernsthaftigkeit erkennen. Interessierte er sich wirklich für mich oder wollte er nur eine Bettgeschichte?

„Ok, dann scheinst du ja einige positive Erfahrungen beim Daten gemacht zu haben, wenn du so selbstsicher bist.“

Seine Miene verfinsterte sich wieder, er stand auf und ging zum Geländer der Terrasse.

„Ich weiß, dass ich optisch ansprechend bin, das habe ich oft genug bei Partys gemerkt. Natürlich hätte ich Gelegenheiten gehabt, aber, ob du mir glaubst oder nicht, ich hatte nur feste Beziehungen. Mit meiner letzten eingerechnet, waren es 4 Beziehungen.“

Wow, da saß ich nun, völlig sprachlos und beschämt. Ich hatte ihn für einen kleinen Player gehalten, der sich jede Frau nehmen könnte, die sich ihm anbietet. Doch scheinbar wartete er wirklich auf die Richtige, um eine Familie zu gründen.

Auch ich sehnte mich nach Geborgenheit und einer Familie. Im Moment sehnte ich mich nach seiner Wärme, seinen Berührungen. Ich stand ebenfalls auf, ging zu ihm und hielt mich ebenfalls am Geländer fest. Seinen rechten Arm hatte er um meine Taille gelegt und zog mich noch näher zu sich. Eine ganze Weile standen wir noch draußen, ehe ich zu frösteln begann und wir wieder ins Wohnzimmer rein gingen. Dort machte er den Kamin an und wir lauschten klassischer Musik.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich aussehen musste, wie ein Schlosshund. Ich hatte mir heute noch gar nicht das Gesicht gewaschen. Ich hüpfte hoch und ging nach oben.

„Ich mache mir einen Kaukau, magst du auch einen? Falls ja, möchtest du dann Sprühsahne auf deinen Kakau?“, kam es aus der Küche im unteren Geschoß.

„Ja, bitte, sehr gerne.“

Ich nahm meine Reinigungsflaschen aus meiner Tasche und ging ins Bad. Das Bad war wirklich fast so groß wie mein Wohnzimmer. Jetzt hatte ich die kurze Gelegenheit es mir genauer anzusehen. Es besaß zwei Waschbecken, wobei nur das eine benutzt wurde und auf der Ablage mit Pflegeprodukten für Männer belegt war. Scheinbar liebte er Nivea. Sogar eine Nivea Creme in der blauen Dose zierte die Armatur. Der Spiegel über den Waschbecken füllte die gesamte Wand aus. Die kleinen Birnen an der Seite, die ein sanftes Licht ausstrahlten, verliehen dem Spiegel eine Eleganz, wie ich es lange nicht mehr gesehen habe.

Ich schnappte mir das lehrstehende Glas, füllte lauwarmes Wasser ein und hab drei Tropen Odol Plus rein.

Mein Haarband schützte meine Haare vor meiner Reinigungsmilch. Ich massierte mein Gesicht sehr gründlich. Alle Trauer wollte ich somit runter waschen. Mit kaltem Wasser wusch ich die Milch ab, die durch meine Mascara vom Vortag einen leichten Grauton erhalten hatte. Ich trocknete mein Gesicht ab, holte ein Wattepad raus und tat Gesichtswasser drauf. Damit wollte ich noch den letzten Schmutz los werden, der sich auf meinem Gesicht befand. Meine Gesichtscreme stellte den krönenden Abschluss da. Ich stellte sie samt den anderen Reinigungsmitteln auf die Armatur und musste anfangen zu lächeln. Es war die Nivea Soft Creme, die ich schon seit sehr lange Zeit benutzte. Sie spendete über den Tag genügend Feuchtigkeit und war somit zu meiner Lieblingscreme geworden und sie war nicht so teuer wie andere Feuchtigkeitscremes.

Ich kämmte mein langes Haar durch und band es zu einem Zopf zusammen. Jetzt sah ich nicht mehr so schlimm aus. Das Make-Up war weg und ich fühlte mich wohler.

Im Flur roch ich schon die Schokolade und sofort begann mein Magen zu knurren.

Ich ging die Treppe runter ins Wohnzimmer, wo er mit den zwei Tassen bereits auf mich wartete.

„Ich habe etwas länger gebraucht, entschuldige“

„Mach dir keinen Kopf, ich habe die Tassen mit heißem Wasser ausgespült, damit die Milch nicht so schnell abkühlt“ entgegnete Alexander.

Ich hielt meine Tasse fest umschlossen und blickte auf die Sahnehaube, die er noch mit echtem Kakaupulver verfeinert hatte. Mein Blick verlor sich im Kakau, der die Sahne ganz langsam aufschmolz. Mein Blick glitt auf den Rand der Tasse und ich nahm eine Hand weg ehe ich erkennen konnte, dass es eine Diddl-Tasse war mit einem Delfin drauf. Ich mochte diese Tassen bereits als Kind und hatte auch noch meine alle aufgehoben. Lukas fand sie kindisch, aber ich wollte sie um keinen Preis weg schmeißen.

„Ich habe noch ziemlich alle Diddl-Taschen, die ich als junger Teenager bekommen habe. Obwohl ich jetzt schon 30 bin, kann ich mich nicht von ihnen trennen. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. „ sagte Alexander, der meinen Blick auf die Tasse bemerkt hatte.

„Ja, so geht’s mir auch, vor allem aber die Walt Disney Filme vor Pixa. Ich liebe Zeichnungen, die Liebe ins Detail der Figuren. Die neuen Filme sind zwar auch gut, aber ich bevorzuge die alten, wie zum Beispiel Schneewittchen, Dornröschen, Arielle und viele andere.“

„Ich bevorzuge eher die Marvel-Serien, wie Batman. Sogar heute schaue ich sie mir gerne an, wenn ich Zeit habe und daheim bin“ sagte Alexander.

„Nee, mit Marvel kann ich nichts anfangen. Ich vermisse zudem die Zeit der Gesellschaftsspiele. Alles geht per Xbox oder Playstation. Ich finde sowas schade. Die Jugendlichen können heutzutage gar nicht mehr ohne eine Spielekonsole leben. Klar spiele ich auch mal am PC oder an einer Konsole, aber dauerhaft könnte ich das nicht.“

Alexander stand auf und ging zu einem der Wohnzimmerschränke. Er öffnete eine Schublade und holte eine kleine Kiste raus.

„Lust auf eine Runde verrücktes Labyrinth?“ fragte mich Alexander mit einem breiten Grinsen.

„Klar, eine Runde spielen wir, aber danach sollten wir ins Bett. Nächste Woche müssen wir wieder arbeiten“, sagte ich.

Aus zwei Runden wurden schlussendlich 8. Es war bereits 2:56 Uhr morgens. Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ich hatte mich in der Zwischenzeit neben ihn gesetzt, um einen Hauch seiner Körperwärme zu spüren.

Nach einer Weile standen wir auf, packten die Spielesammlung weg und brachten die Tassen in die Küche. Er legte sie in die Spüle und ich folgte ihm nach oben. Im Bad hatte ich mir nur schnell die Zähne geputzt und noch mal mein Gesicht eingecremt.

Alexander stand an meinem Zimmer gelehnt und sah mich an, als ich auf ihn zuging.

„Ich wünsche dir eine gute Nacht, Isabelle.“

„Das wünsche ich dir auch, danke.“

Er umarmte mich und gab mir einen Kuss auf meine Wange. Sie fing an zu glühen und auch mein ganzer Körper kribbelte unaufhörlich. Wir sahen uns lange an, ehe er die Starre löste und in sein Zimmer ging.

Auch ich ging rein, glitt unter die Bettdecke und machte die Nachttischlampe aus. Meine Gedanken kreisten um Alexander, aber immer wieder schob sich die Visage von Lukas dazwischen, wie er mich schlug.

Ein Rütteln erschreckte mich, ehe ich aufblickte und in die besorgten Augen von Alexander blickte.

„Isa, du hast geweint und geschrien.“

„Wirklich? Ich dachte ich bin noch wach.“

„Nein, du hast scheinbar schlecht geträumt. Hier, trink einen Schluck aus der Wasserflasche.“

Ich griff nach der Flasche, welche neben meinem Bett stand und trank einen kleinen Schluck.

„Du hast mir einen Schrecken eingejagt, Süße. Mach das nicht noch mal, ja?“

„Tut mir leid, dann wäre es aber besser, du bleibst hier. Ich bin im Moment nicht gerne alleine.“

„In Ordnung. Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich heute Nacht bei dir.“

„Ja bitte, ich hätte es sonst nicht gesagt, wenn es mir nicht recht wäre.“

 

Alexander legte sich ins Bett, mit Blickrichtung zu mir. Ich setzte mich kurz auf und sah ihn an, ehe ich ihn ganz sanft auf die Wange küsste und mich dazu legte. Ein leises „Danke“ glitt über meine Lippen. Auch er gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte, dass er das gerne macht.

Ich schmiegte meinen Rücken an seine Brust. Sie war so schön warm. Ich wünschte mir in diesem Moment, dass er nie mehr weg geht. Bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen. Er würde mir hoffentlich nie wehtun.

Ich merkte, wie er einen Arm um meine Taille legte und mich somit näher zu sich zog. Sein warmer Atem ließ einen Schauer über meinen Rücken gleiten.

An Einschlafen war für mich nicht mehr zu denken. Ich spürte seine Körperwärme, die bestimmt mehr als 36,5°C betrug. Meine Gedanken fuhren Achterbahn und ich nahm ein Kribbeln in meinem Unterleib wahr. Plötzlich spürte ich, wie seine Hand wieder auf meiner Taille lag und mich sanft streichelte. Ich hielt meine Augen geschlossen und genoss jede Berührung, die ich durch seine Finger erfahren durfte.

Ich hob meinen rechten Arm, griff nach seiner rechten Hand und legte sie auf seine. Mir kamen die folgenden Minuten wie Stunden vor, doch nun ließ er sie über meinen Oberschenkel wandern. Ich genoss die Streicheleinheiten und merkte, wie sich meine kleinen Härchen aufstellten. Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meiner Schulter. Ich hatte eine Gänsehaut und spürte seine weichen Lippen auf meinem Schulterblatt. Meine Augen hielt ich geschlossen und entspannte mich zusehends.

 

Alexander drehte mich nun komplett auf die Bettseite und sah mir lange Zeit in die Augen und streichelte meine Wange, die die Ohrfeige von Lukas erhalten hatte.

„Du bist wunderschön, weißt du das?“

Ich konnte nichts erwidern, blickte beschämt nach unten, doch Alexander hob mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen musste.

„Ich meine das Ernst, Isabelle.  Ich werde dir niemals, niemals wehtun, das verspreche ich dir.“

Alexander kam mit seinem Kopf meinem langsam näher, hielt kurz vor meinen Lippen halt und ich konnte schon seinen Atem auf meinem Mund spüren. Diese Spannung drohte mich umzubringen, ehe er mich endlich sanft küsste. Seine Lippen sahen schon sinnlich aus, aber sie fühlten sich noch besser an. Sie waren sehr sanft und ich genoss das Spiel, ehe unsere Zungen dem Tanz beistimmten. Ein Kribbeln wanderte meinen Bauch entlang und ich wollte, dass dieser Augenblick nie zu Ende geht. Die feinen Stoppeln seines Bartes kitzelten mich, was mich aber nicht störte. Im Gegenteil, ich fand es sehr aufregend. Unsere Atmung hatte sich beschleunigt und ich spürte auch etwas anderes an meinem Oberschenkel.

Seine rechte Hand streichelte nun von meinem Hals, am Schlüsselbein runter, am Oberarm entlang hinunter, ehe er seine Hand in meine legte und unsere Finger sich ineinander legten. Sein Griff wurde bestimmter und ich spürte, wie mein Höschen nass wurde. Mein Körper wollte ihn unbedingt spüren, doch mein Verstand war damit nicht einverstanden. Nie würde ich mit einem Mann so schnell ins Bett gehen, in diesem Fall lagen wir bereits in einem Bett, aber miteinander schlafen war wieder etwas anderes.

„Alex?“

„Ja, Belle?“ Er käuchte sanft an meinem Mund vorbei.

„Sei mir bitte nicht böse, aber ich….ich kann das nicht.“

Ich schob ihn sanft von mir und setzte mich aufrecht hin. Tränen traten mir in die Augen, doch ich konnte ihn nicht ansehen.

„Hey, komm mal her.“

Alexander zog mich in seine Arme und hielt mich nur fest. Das brauchte ich jetzt im Moment dringender als Sex.

„Mach dir keine Sorgen, ich bin dir nicht böse. Ich kann verstehen, dass dir das alles zu schnell geht. Es ist zu viel passiert und das musst du erst mal verarbeiten.“

Wir legten uns wieder zurück auf die Matratze, während er seinen seinen Arm wieder über meine Taille legte und mich wieder an sich zog. Obwohl mein Körper etwas anderes signalisiert hatte, war es wahrscheinlich besser, dass heute nicht mehr passieren würde. Es ging sonst zu schnell und ich wollte Alexander nicht verlieren. Ich kuschelte mich näher an ihn, legte meinen Kopf auf seinen Arm und schlief ein.

 

Etwas Kitzliges glitt an meinen Beinen entlang. Ich öffnete meine Augen und sah leicht benebelt an mir herunter. Ein Mann, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte, küsste meine Wade und fuhr mein Bein nach weiter oben entlang. An der Innenseite meiner Oberschenkel angekommen, berührte er sie vorsichtig mit seiner Zungenspitze, was mir ein leichtes Stöhnen entlockte. Ich versuchte ihn zu erkennen, doch außer der unteren Gesichtshälfte war wieder nichts zu erkennen.

„Na, habe ich dich geweckt? Ich nehme an, dass es in deinem Sinne sein wird.“

Ehe ich etwas  erwidern konnte, hatte er mir meinen Slip runtergezogen und küsste weiterhin meine Oberschenkel. Zu diesem Zeitpunkt war meine Sicht etwas klarer und ich konnte erkennen, dass ich in einem fremdem Zimmer lag. Ich hörte das Meer rauschen und blickte mich um, soweit es mir möglich war. Die Wände bestanden aus Holz, ebenso der Bettrahmen. Auf dem Tisch flackerten Kerzen, die einen zarten Zitronenduft verströmten.

„Na? Gefällt es dir? Ich habe extra ein entlegenes Haus gesucht, wo wir ungestört sind. Das hier draußen ist ein Privatstrand. Uns wird keiner stören und somit, brauchst du auch nicht leise zu sein.“

Mit einem schelmischen Grinsen fuhr seine Zunge weiter meinen Oberschenkel entlang, ehe sie schließlich an meinem Dreieck Halt machte, um meine Knospe zu kosten.  Ein Stöhnen entrang meiner Kehle. Wie war es möglich, dass mich dieser Unbekannte so verrückt machen konnte? Mit seiner Zunge konnte er gut umgehen und wusste, was mir gefällt. War das der gleiche Kerl, wie in meinem letzten Traum? Wäre es überhaupt möglich mehrere Male vom selben Mann zu träumen?

Ich genoss das Spiel und lehnte mich weiterhin zurück. Meine Hände hatten in seine Haare gegriffen und zogen ein bisschen an ihnen. Seine Zunge brachte meine Knospe zum Zucken und auch in meiner Grotte konnte er sich Lust verschaffen. Wie gerne wollte ich seinen Schwanz in meinen warmen Mund nehmen. Ich stellte ihn mir vor, wie er mich vögeln würde, wie sein Penis tief in mich eintauchen würde. Diese Gedanken ließen mich noch mehr Lust empfinden als ohnehin schon und ich spürte meinen Orgasmus kommen.

„Bitte nicht aufhören, mach weiter….ja, genau so….“. Es war vielmehr ein Flehen, aber ihm schien es zu gefallen, was ich anhand seines Grinsens sehen konnte.

Kurze Zeit später entlud sich die Anspannung und ich fiel in ein Meer voller Glücksgefühle und spürte, wie sich ein Kribbeln durch meinen gesamten Körper fuhr.

„Ich habe ja gesagt, es wird in deinem Interesse sein.“

Ich richtete mich auf, zog ihn zu mir und küsste ihn voller Lust. Mein Verlangen war jetzt größer als jede Vernunft. Wenn ich schon nicht mit Alex geschlafen hatte, so wollte ich diese Lust jetzt befriedigt wissen. Ich schob ihn auf die Matratze, zog ihm noch die Shorts aus, beugte mich über ihn und nahm seinen Stab in den Mund. Er fühlte sich so gut an, wie er meinen Mund einnahm. Meine Lippen öffneten sich leicht, mein Mund glitt wieder nach oben, während meine Zungenspitze eine sanfte Spur hinterließ. Ein leichtes Stöhnen ließ mich kurz lächeln, ehe ich wieder meinen Mund über ihn stülpte und tiefer in mich nahm. Er war so dick, dass ich wirklich aufpassen musste, um ihn nicht zu verletzen. Ich saugte und legte ihn, wie er wahrscheinlich noch nie verwöhnt wurde, während meine freie Hand seine Eier sanft kraulte. Sein Stöhnen wurde immer qualvoller, daher beschloss ich von ihm abzulassen. Ich konnte sein komplettes Gesicht nicht erkennen, aber ich vermute, dass sein Gesichtsausdruck Sehnsucht aufzeigte. Einen zärtlichen Kuss drückte ich ihm auf die Lippen, ehe ich mich langsam auf ihn setzte und er in mich eindringen konnte. Von uns beiden ging ein Seufzer aus, ehe ich anfing mich zu bewegen. Erst langsam, dann mit ein wenig mehr Kraft in den Hüften. Seine Hände lagen auf meinen Hüften und kraulten zwischendurch meinen Rücken, was mir einen weiteren Schauer über den Rücken jagte. Ich hatte meine Hände zwischen seinen Kopf abgelegt und sah dahin, wo vermutlich seine Augen waren. Er erhob seinen Kopf, zog meinen Oberkörper zu ihm, ehe er mich hart, aber bestimmt küsste. Somit lag mein Hintern ein Stück weit oben, sodass er mich nun von unten vögeln konnte. Nach kurzer Zeit hob er mich hoch, stand vom Bett auf und ging mit mir an die Balkontür. Er öffnete sie, schob mich mit etwas Druck auf die kleine Terrasse und legte meine Handflächen auf das Geländer. Seine Hände auf meine gelegt, fuhr er nun meine Arme entlang, ehe er wieder an meiner Taille angelangt war und mit einer Hand meine Lustperle sanft massierte. Ein lautes Stöhnen entkam meinem Hals, während er mir sanft in den Nacken biss. Seine andere Hand hatte er weiterhin auf meiner Hüfte und nun spürte ich, wie er seinen Schwanz von hinten in meine Möse steckte. Ich wimmerte leise vor mich hin und genoss seine festen Stöße, die nicht aufzuhören schienen. Mit beiden Händen am Geländer konnte ich einen verschwommenen Blick nach draußen in den wolkenlosen Himmel werfen. Vor uns waren sanfte Wellen zu hören, die nur durch das Stöhnen zweier Menschen ein wenig an Klang verloren. Seine andere Hand hatte von meiner Perle abgelassen und griff in meine Haare. Mein Kopf wurde leicht nach hinten gezogen, sodass er besser meinen Hals küssen konnte, während er weiter seine Hüfte bewegte. So guten Sex hatte ich noch nie erlebt. In diesem Moment gefiel es mir, dass ein Mann ein wenig grob wurde.

Seine Stöße wurden noch ein wenig intensiver und seine Geschwindigkeit nahm zu. Auch ich hatte den Berg fast erreicht, also streichelte ich mich selbst. Kurze Zeit später entluden sich die Wellen in meinem Körper und mein Stöhnen verebbte langsam. Auch der Unbekannte entlud sich in mir, kam mit einem leisen Stöhnen zur Ruhe. Nur das Meeresrauschen hatte die Oberhand für die Nacht wiedererlangt.

Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, so wacklig waren sie. Also wurde ich wieder zum Bett getragen und sachte abgelegt. Der Fremde legte sich erschöpft neben mich, ehe er mich zu sich zog und ich an seiner Brust lag.

„Wer bist du eigentlich?“, fragte ich in die Dunkelheit hinein. Die Teelichter waren längst erloschen und somit war nur der Mond unser Lichtgeber.

„Das ist jetzt nicht so wichtig. Aber du kannst mir glauben, dass du es noch früh genug erfahren wirst. Du solltest jedoch wissen, dass du mir sehr wichtig bist und ich dir niemals, niemals wehtun würde.“

Mit einem Kuss auf meiner Stirn sah ich das Gespräch als beendet an. Vielleicht war es ganz gut, dass ich nicht wusste, wer er war, aber irgendwann würde die Zeit kommen, an der ich es erfahren musste. Ich drehte ihm den Rücken zu, schloss meine Augen und viel in einen tiefen Schlaf.

9. Kapitel

 

Ich wachte am nächsten Tag mit einem Lächeln im Gesicht auf. Die Sonne schien vorsichtig durch die Schlitze im Rollladen und bedeckte mein Gesicht. Ich streckte mich genüsslich und drehte mich zur Stelle um, wo Alex gelegen hatte. Verwirrt sah ich mich um und entdeckte einen Zettel auf dem Nachttisch.„Hey meine Hübsche, ich bin heute noch unterwegs etwas erledigen. Ich habe dir Frühstück vorbereitet. Hoffentlich ist der Kaffee noch warm. Ich komme erst heute Abend zurück. Geh nicht zu spät ins Bett. Wir müssen morgen beide wieder früh raus  Ich freue mich auf dich. Bis später. Kuss, Alex.“Ein Kribbeln durchzog meinen gesamten Körper und da fiel mir die letzte Nacht ein. Leider war es wieder nur ein Traum, aber vielleicht würde ich so etwas wirklich irgendwann erleben. Eventuell mit Alexander, das wäre wirklich schön.Ich blickte auf die Uhr, welche 9:34 anzeigte. Es lohnte sich nicht länger liegen zu bleiben, also stand auf, zog mich um und ging nach unten in die Küche, wo noch eine kleine Kanne mit Kaffee auf der Heizplatte stand. Ich goss mir einen großen Schluck ein, gab Zucker und Milch dazu und erfreute mich an der herrlichen Aussicht. Mein Blick glitt zu meinem Handy und ich erstarrte. 10 Anrufe in Abwesenheit, jedoch ohne Nummernanzeige. Ich öffnete meine Mailbox und hörte mir die erste Nachricht an. „Hör zu, du Schlampe. Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich werde es dir heimzahlen, darauf kannst du dich verlassen und deinen tollen Toyboy werde ich mir auch noch vorknöpfen. Verlass‘ dich darauf!!“Ich musste mich hinsetzen und meine Panik unterdrücken. Konnte es möglich sein, dass er bereits wieder entlassen wurde? Gegen ihn war schließlich kein Haftbefehl erlassen worden. Konnte Lukas wissen, wo Alexander wohnt? Er ist schließlich nicht blöd und hat ebenfalls seine Kontakte. Ich durchsuchte die Immobilienseite nach einer WG, 2 Zimmer-Wohnung und ähnliche Sachen. Nach kurzem Suchen fand ich schließlich etwas Passendes. Eine kleine 2-Zimmer Wohnung mit Einbauküche für 600€ warm, welche ab sofort bezugsfrei wäre. Ich rief bei dem Eigentümer an und konnte mir die Wohnung noch am selben Tag gegen Mittag anschauen.Ich tippte die Adresse in Google Maps ein und wusste direkt, wo ich hin musste. Die möblierte Wohnung lag am Waldrand in Eppstein und war nicht weit von meiner Arbeitsstelle weg. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, stieg ich in meinen Wagen und fuhr los.Um die Mittagszeit war in Frankfurt nicht viel los und somit war ich innerhalb von 30 Minuten angekommen, wo der Eigentümer bereits auf mich wartete.„Schönen guten Tag Frau Liebl, es freut mich, dass das spontane Treffen geklappt hat. Haben Sie gut hergefunden?“„Hallo Herr Heinrich, ja, es hat alles gut geklappt, vielen Dank“.Das kleine Wohnhaus von etwa 10 Wohnungen sah äußerlich sehr gepflegt aus, die Straße war sehr ruhig und der Wald lag keine 200m entfernt.Wir gingen ins oberste Stockwerk und er öffnete die Tür. Der kleine Flur war groß genug für meine Jacken und Mäntel. Die Wände waren weiß gestrichen und der Duft von frischer Farbe lag noch in der Luft.Wir betraten das rechts gelegene Schlafzimmer, welches einen Blick auf den Wald ermöglichte. Das Bettgestell war groß genug für eine 1,4m Matratze und auch der Kleiderschrank reichte für mich aus. „Wie Sie sehen können, ist die Wohnung möbliert. Meine Enkelin hat vorher hier drin gewohnt ehe sie….nun ja, jedenfalls sind die Möbel im Preis mit drin, was für Eppstein ein gutes Angebot ist. Sie bringen keine Möbel mit, richtig?“„Ähm, nein, beziehungsweise ich kaufe mir noch Kleinigkeiten.“„Junges Fräulein, Sie sehen etwas blass aus. Möchten Sie sich kurz setzen? Ist alles in Ordnung?“„Verzeihen Sie Herr Heinrich, ja, es ist alles in Ordnung.“„In Ordnung, dann gehen wir weiter ins Wohnzimmer.“Es hatte eine leichte Dachschräge, was dem Wohnzimmer Gemütlichkeit verlieh. Es lag geradeaus neben dem Schlafzimmer. Es hatte sogar einen kleinen Balkon, was für schöne Abende einlud. Eine kaum benutzte Stoffcouch stand an der Wandseite, wo die Schräge anfing. An der Wandseite gegenüber stand noch eine kleine weiße Wohnwand mit einem Flachbildfernsehr. Eine Wand hatte noch das rot auf der Tapete, was zu diesem Zimmer aber sehr gut passte.Auch die Küche und das Badezimmer waren in Ordnung.Nach der Besichtigung tranken wir noch bei ihm in der Wohnung einen Kaffee und sprachen noch eine Weile. Ich berichtete ihm von meinem Job und dass ich nach einer letzten Beziehung nun einen Neustart machen möchte. Den Rest mit Alex und dem, was mir Lukas angetan hatte, brauchte er nicht zu wissen.„Nun denn Frau Liebl, also Sie machen einen freundlichen Eindruck und ich würde mich freuen, Sie als Mieterin begrüßen zu dürfen.“Meine Augen leuchteten und ich bedankte mich überschwänglich mit einer Umarmung. Er gab mir direkt den Schlüssel und ich unterschrieb den Mietvertrag.Mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht, fuhr ich zu Alex zurück. An einer Ampel blickte ich kurz auf mein Handy und sah 4 Anrufe, die von Alex kamen. Ich wunderte mich, warum er mich angerufen hatte….er war doch beschäftigt, oder?Kurze Zeit später kam ich an und sah einen verzweifelten Alex auf der Couch sitzen.„Hey, wo kommst du denn her? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“„Entschuldige bitte, ich dachte du kommst erst später heim, daher habe ich keinen Zettel hinterlassen. Ich ähm, war bei einer Wohnungsbesichtigung in Eppstein.“Alexander sah mich mit großen Augen an und verstummte. „Wieso Wohnungsbesichtigung? Ich dachte du bleibst hier…bei mir.“„Versteh mich bitte nicht falsch, ich würde gerne hier bleiben, aber ich…ich kann nicht. Lukas hatte mich heute Nacht auf dem Handy angerufen und gedroht auch dir etwas anzutun. Er ist nicht blöd, Alex. Er hat seine Kontakte und ich will dich aus der Sache raus lassen.“„Ich bin schon drin, Isabelle. Und ich möchte dir helfen, sonst hätte ich dir nicht angeboten hier zu wohnen. Oder stimmt irgendwas nicht? Geht dir das mit dir und mir zu schnell?“„Nein, nein, ähm, ja. Ach, ich weiß es nicht. Allerdings weiß ich nur, dass ich es mir nie verzeihen könnte, wenn dir etwas zustoßen würde. Daher ziehe ich aus. Ich habe eine möblierte Wohnung in Eppstein gefunden, die in mein Budget passt. Da ich nicht viele Sachen mitgebracht habe, wäre es gut, wenn wir das so schnell wie möglich erledigen könnten. Wenn es geht, noch heute. Ich hole dann in der Zeit noch meine Post ab, werde aber morgen früh gleich einen Nachsendeantrag beantragen.“ Alexander kam auf mich zu, berührte meine Wange und sah mir lange in die Augen. Ganz sanft berührte er meine Lippen, was sich zu einem leidenschaftlichen Kuss entwickelte. Unsere Zungen berührten sich, als er mich sanft gegen die Wand drückte. Doch ich entriss mich seiner Berührung.„Hör bitte auf, ich kann das nicht. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt. Daher packe ich jetzt meine Sachen zusammen. Könntest du bitte mitkommen wegen meinem Hamsterkäfig? Der passt nicht in mein Auto.“Also machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg Richtung Eppstein. Während der Fahrt ließ ich das Radio ausgeschaltet und dachte wieder über den Kuss nach. Es war so wunderschön und mir fiel es wirklich schwer auszuziehen, aber ich konnte es nicht verantworten, dass ihm etwas zustoßen könnte. Wir kamen schneller an als gedacht, und stiegen aus. „Die Gegend ist wirklich schön“, erwähnte Alex.„Danke, finde ich auch. Ich war lange nicht mehr im Wald spazieren, was ich ja jetzt wieder machen kann. Lukas mochte die Natur nie.“Wir gingen zur Haustür und kamen kurze Zeit später in meiner Wohnung an. Er musterte sie kurz, nickte und drehte sich zu mir um.„Eine schöne Wohnung, muss ich zugeben. Etwas Besseres gibt es hier um Umkreis nicht. Dennoch wäre es nicht nötig gewesen ein weiteres Mal Hals über Kopf auszuziehen oder?“Ich schwieg, ging zur Balkontür und öffnete sie. Mein Blick verlor sich im Wald, aus dem Vogelgezwitscher kam. Es war früher Abend und die Sonne neigte sich bereits gen Horizont. Plötzlich berührte etwas an der Schulter. Ich drehte mich um und starrte wieder in die Augen von Alexander.„Komm, wir bringen deine Sachen rein. Du möchtest bestimmt noch auspacken. Ich habe dir übrigens noch ein Paar Lebensmittel eingepackt, außerdem noch Bettlaken und einige andere Sachen, die du gebrauchen könntest.“Alexander ging bereits wieder hinaus Richtung Auto und ich begann einige Kartons schon mal auszupacken, nachdem wir den Hamsterkäfig ins Wohnzimmer neben die Couch gestellt hatten. Mit einer gewissen Art von Traurigkeit packte ich meine Sachen aus, räumte den leeren Kleiderschrank ein und sortierte meine Utensilien ins Badezimmer.Alex schwang in dieser Zeit die Bratpfanne und kochte uns etwas Asiatisches. Dazu tranken wir ein Glas Wein und genossen die Abendsonne, die in die Küche schien.„Also Alex, das war wirklich lecker, vielen Dank fürs Kochen.“„Bitte bitte, habe ich gerne gemacht. Du hast noch genügend zu tun in deiner neuen Wohnung. Da wollte ich dir wenigstens etwas zur Hand gehen.“„Ja, du warst mir eine große Hilfe, nicht nur beim Umzug. Du siehst sehr müde aus. Ist alles in Ordnung?“„Ja, es wird schon. Ich habe seit einiger Zeit komische Träume, die mich jedoch wunderbar schlafen lassen. Es ist ganz komisch. Mal schauen, wie lange das noch so weitergeht.“„Wie meinst du das? Wovon träumst du denn?“Mein Herz begann höher zu schlagen. Alexander hatte seit einiger Zeit merkwürdige Träume? Konnte es sein, dass er der geheimnisvolle Mann aus meinen Träumen ist? Ich wünschte mir, dem wäre so, aber das müsste ein großer Zufall sein. Wir hätten zur selben Zeit ähnliche Träume haben müssen. Genauer gesagt, zur selben Sekunde. Doch wieso bezeichnete er diese Träume als komisch? Ich fand meine Träume nicht komisch, im Gegenteil.„Ach, ist nicht so wichtig. Das erzähle ich dir ein andermal, Isabelle. Sag mal, hast du Lust auf einen Nachtisch? Während du hier noch ein bisschen einräumst, hole ich uns was von der Eisdiele um die Ecke. Hast du einen besonderen Wunsch?“Seine Überraschung war geglückt. Ich liebte Eis über alles.„Ja sehr gerne. Ich hätte gerne 3 Kugeln. Stracciatella, Vanille und Erdbeere.“„In Ordnung. Ich bin gleich wieder da.“Mit diesen Worten verschwand Alex aus meiner neuen Wohnung. In der Zwischenzeit rief ich Thomas von meinem Handy an und schilderte ihm die Situation mit den vielen Anrufen von Lukas.„Du liebst ihn, richtig?“Thomas war schon immer direkt gewesen, aber das kam jetzt zu einem sehr unpassenden Zeitpunkt. „Thomas, das ist jetzt nicht wichtig. Ich mache mir nur Sorgen, dass irgendwas Schlimmes passieren wird. Ich habe richtig Angst vor Lukas, aber auch um Alex. “„Jaja, kleine. Du brauchst nicht zu flunkern, ich kenne dich besser, als dir lieb ist. Wie lange kennen wir uns schon? Seit der Ausbildung, also bestimmt knapp 10 Jahre. In dieser Zeit hast du mir einiges erzählt und wir haben einiges durchgemacht. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, was du für ihn empfindest, auch wenn du es nicht zugeben möchtest. Oder findest du nicht?“Damit hatte er mich in der Falle. „Thomas, ich meine das jetzt ernst. Darüber möchte ich im Moment nicht sprechen, ich habe ganz andere Probleme. Ist es möglich, dass Lukas sein Handy behalten durfte und mich per GPS ausspähen kann?“„Hmm, normal wäre es nicht, wenn er sein Handy noch hätte. Wenn du dein GPS nicht eingeschaltet hast, so kann er dich normalerweise nicht aufspüren. Hat er irgendwelche Freunde, die bei der Polizei arbeiten und dich nicht besonders mochten?“„Ich wüsste nicht, dass jemand aus seinem Freundeskreis etwas gegen mich hätte. Kai arbeitet schon seit Jahren bei der Polizei. Das ist Lukas‘ bester Freund. Ich kam jedoch immer mit ihm aus, obwohl ich ihm nie getraut habe. Er hatte immer so einen Blick, der mich ausziehen wollte. Bei einigen Treffen ist mir das aufgefallen, aber da er eine Freundin hat, habe ich es nicht als schlimm empfunden.“

Ich hörte Thomas am anderen Ende der Leitung lachen.„Isa, du bist zu goldig und zu naiv. Eine Freundin ist ein Grund, aber kein Hindernis.“„Das ist mir schon klar, ich könnte es mir allerdings nicht vorstellen, obwohl ich verstehen könnte, wenn er seinem Freund aus der Patsche helfen möchte, die er sich jedoch selbst zu verschulden hat.“„Sei bitte vorsichtig und leg dir am besten eine neue Sim-Karte zu. So bekommst du keine Nachrichten mehr von ihm und machst dir nicht so viele Sorgen. Wichtig ist jedoch erstmal eure Zeugenaussage. Habt ihr die schon getätigt?“„Ja, am selben Abend haben wir direkt eine Aussage gemacht, aber wir haben demnächst noch einen Termin mit meinem Anwalt. Ich hoffe es wird alles gut werden.“Meine Stimme begann wieder etwas zu zittern, wenn ich an Lukas dachte. Dieser Mann war wirklich in der Lage mir weh zu tun. Mir war unbegreiflich, dass er zu so etwas fähig sein könnte. Ich wollte nicht dran denken, wenn er wieder auf freiem Fuß gesetzt werden würde, bis es eventuell zu einer Verhandlung käme.In diesem Augenblick hörte ich das Türschloss und erblickte Alex, wie er mit unserem Eis reinkam.„Thomas, ich lege dann auf. Wir sehen uns morgen. Ich kann allerdings nicht so lange bleiben wegen meinem Anwaltstermin. Ich hoffe das ist in Ordnung.“„Na klar. Ok, dann macht euch noch einen schönen Sonntag. Ciaoi.“Ich legte nach meiner Verabschiedung ebenfalls auf und sah Alexander an, wie er in seiner Jeans und einem lässigen T-Shirt vor mir stand. Er sah so sexy aus, sowohl in Business-Kleidung, als auch in Jeanshosen. Mein Herz begann höher zu schlagen, sobald er sich neben mich setzte.„Hallo meine Hübsche, hier habe ich dir dein Eis mitgebracht.“Ich stand auf und nahm ihm die Becher ab, die ich auf den Couchtisch stellte. Währenddessen sah ich, dass Alex sein T-Shirt ausgezogen hatte, und sich ein neues Shirt anzog. Mein Blick blieb an seinem muskulösem Rücken haften, der wirklich entzückend war, sogar bei einem Mann.Scheinbar bemerkte er meinen Blick.„Ich habe immer Ersatzkleidung im Auto. Das Tragen deiner Sachen hat mich doch ein wenig ins Schwitzen gebracht. Ich muss unbedingt wieder Sport treiben. Die letzten Tage sind auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen.“Ich blickte ihm in die wachsamen Augen und wusste direkt, wovon er sprach.Wir setzten uns auf die Couch, direkt schräg gegenüber an der Ecke der L-Couch.„Die haben eine große Auswahl an Eissorten. Ich konnte mich gar nicht entscheiden. Mango schmeckt sehr lecker. Möchtest du mal probieren?“Ich nickte und er hielt mir seinen Löffel an den Mund und genoss den Geschmack der leckeren Mango. Die Eissorte schmeckte wirklich gut. Plötzlich sah ich ein Grinsen in seinem Gesicht.„Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte ich.„Du hast noch einen Rest Sahne an deiner Wange“ lachte Alex.„Warte, ich mach dir das weg.“Schon bei dem Gedanken, dass ich seine Hand an meiner Wange spüren würde, wurde mir wieder extrem warm. Sogleich rutschte Alex ein Stück näher an mich und beugte sich zu mir nach vorne. Ich hielt es für besser, meine Augen zu schließen. Kurz darauf spürte ich seine warmen Lippen an meiner Wange, welche die Sahne entfernten. In diesem Moment wünschte ich, ich hätte ganz woanders die Sahne gehabt. Plötzlich berührten seine Lippen die meinen. Ein Schauer durchzuckte mich und ich konnte nicht anders, als meinen Mund ein wenig zu öffnen. Wir küssten uns während unser Eis zu schmelzen begann, aber das interessierte uns in diesem Moment überhaupt nicht. Ich genoss seine Körperwärme und seine Berührungen. Dieses Mal würde ich ihn nicht abweisen. Zu sehr wünschte ich mir mit ihm zu schlafen. Ich hatte noch nie jemanden kennengelernt, der mich nach kurzer Zeit bei sich aufnahm und mich vor weiterem Schaden bewahren wollte. Nach einiger Zeit hörte Alex plötzlich auf.„Ist alles in Ordnung, Alex?“„Das wollte ich dich gerade fragen. Ich war mir nicht sicher, wie du darauf reagieren würdest….“„Du siehst doch meine Reaktion oder? Ich bin immer noch neben dir.“„Ja, ich weiß, aber ich hatte Angst, dass du…..“Ich unterbrach ihn, indem ich seinen Kopf zwischen meine Hände nahm und ihn sanft küsste. Diese Reaktion schien ihm Antwort genug zu sein. Ich stand auf und nahm ihn bei seiner Hand, und führte ihn ins Schlafzimmer. Die Dämmerung war schon angebrochen, sodass nur noch die Wolken rötlich gefärbt waren. Er holte ein Feuerzeug aus seiner Tasche und zündete 2 große Kerzen an. Zugleich zog Alex sein Shirt aus und stand nur noch in seiner bequemen Jeanshose vor mir. Das Atmen fiel mir schwer, obwohl ich in die Initiative ergriffen und ihn hier her geführt hatte. Er hielt mich an beiden Schultern und küsste mich lange und intensiv. Mit seinen Händen wanderte er unter mein Shirt und zog es aus, sodass ich nur noch meinen dunkelroten Spitzen-BH trug.„Guter Geschmack, ich stehe auf Rot.“ Alex grinste.Auch ich musste lächeln. Kurz darauf zog er meine Hose aus und sah mich von oben nach unten an. „Isa, du bist so eine hübsche und liebevolle Frau“, hauchte Alex.Ich konnte seine Erregung sehen und an meinem Slip spüren. Auch meine Erregung war deutlich sicht- und hörbar.Alex öffnete meinen BH und ließ ihn neben sich auf den Boden fallen. Er streichelte meine Brüste, wodurch meine Brustwarzen sich ein wenig aufrichteten. Seine weichen Hände waren einfach der Wahnsinn. Mein Körper zuckte bei jeder seiner Bewegungen. Alex kniete sich hin und zog mir ganz langsam meinen Slip aus. Nachdem dieser abgestreift war, vergrub er sein Gesicht zwischen meinen Beinen und liebkoste meine empfindlichste Stelle. Ein Stöhnen entrang meine Kehle. Ich blickte auf ihn hinab und sah ihm in seine Augen. Sie strahlten Lust und Vergnügen aus. Sein Lächeln konnte ich nur erahnen. Danach legt er mich sanft aufs Bett und schaute mich an, wie ich da so vor ihm lag. Auch er entledigte sich seiner Hose und Shorts. Seine Erregung ließ sich wirklich nicht mehr verbergen. Alex kam auf das Bett, beugte sich über mich und küsste mich sehr leidenschaftlich. Es war wunderschön. Mit seinen Fingern befriedigte er mich zusätzlich. Er strich vorsichtig über meine Scham und massierte sie sanft. Kurz danach tastete er zart nach meiner Knospe, die sich ein wenig aufgestellt hatte. Mein Stöhnen wurde lauter, doch auch ich wollte ihn verwöhnen. Ich griff zeitlich nach seinem Geschlecht und massierte ihn. Das schien Alex zu gefallen, denn auch sein Stöhnen wurde lauter und seine Augen hielt er geschlossen. Nach kurzer Zeit löste sich Alex von mir und zog ein Kondom aus seiner Tasche heraus. „Du hast ja an alles gedacht“ sagte ich mit einem Grinsen.„Ähm, ja. Ich hätte jedoch nicht gedacht es heute zu gebrauchen.“Alex setzte sich wieder neben mich und ich stülpte ihm das Kondom über. Ich blickte ihm die Augen und küsste ihn. Kurz danach spürte ich sein Gewicht auf mir und wie er langsam in mich eindrang. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl lief durch meinen Körper. Ich genoss dieses Gefühl ihn in mir zu haben und spürte, wie Alex die Geschwindigkeit etwas erhöhte. Seine Stöße waren intensiv und kraftvoll. So liebte ich es. Nicht das „Schnell-Schnell“ wie bei Lukas.Alex kümmerte sich um meine Bedürfnisse, egal welcher Art sie waren. Ich krallte meine Nägel in seinen Rücken, denn ich spürte schon meinen Orgasmus kommen, was ziemlich ungewöhnlich war. Ich bat ihn aufzuhören, weil ich nicht jetzt schon kommen wollte, doch Alex lächelte nur und machte weiter. Seine Stöße wurden noch mal intensiviert und schon kam ich mit einem lauten Stöhnen, gefolgt von einem Durchzucken meines Körpers. Alex hörte kurz auf und sah mich mit einem breiten Lächeln an.„Na? Ist alles in Ordnung bei dir?“Ich lächelte wie ein Honigkuchenpferd.„Oh ja, mir geht’s sehr gut.“Ich richtete mich auf, drückte Alex hinunter und setzte mich auf ihn. Ein leichtes Zucken ging erneut durch meinen Körper, doch ich wollte mehr. Dieser Mann lag mir so sehr am Herzen, da wollte ich ihm auch etwas Gutes tun. Ich bewegte mich langsam auf und ab, erhöhte aber irgendwann mein Tempo. Seine Atmung wurde schwerer und auch ich kam meinem nächsten Höhepunkt entgegen.Kurze Zeit später lagen wir beide erschöpft und außer Atem nebeneinander. Mein Rücken war an seine Brust gepresst und wir dösten vor uns hin.

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Tag der Veröffentlichung: 07.03.2014

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