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Spiegelbild

Ich laufe einen endlos langen Gang entlang. Es ist ziemlich dunkel hier. Es ist ziemlich dunkel hier. Die Wände schimmern in einem ganz dunklem blau. Diese Steinwände. Es ist frisch und mich fröstelt es ein wenig. Doch ich laufe den Gang weiter entlang.Ich laufe bis ich vor einer Tür stehe. Die Tür ist aus Holz und hat eine schwarze geschwungene Türklinke. Ich lege meine Handfläche darauf und zögere einen kleinen Moment. Was sich wohl dahinter verbirgt? Ich drücke langsam den Türgriff nach unten. Plötzlich springt die Tür auf. Ein starker kalter Wind kommt mir entgegen. So stark, das ich für einen Moment meine Augen schließen muss. Der Wind legt sich wieder und ich öffne meine Augen. Ich sehe ein großes Fenster. Auf dem Fensterbrett sitzt ein Mädchen. Sie trägt ein weißes zerrissenes Kleid und hat Flügel. Sie schaut aus dem Fenster und ihr Gesicht wird von ihrem schwarzem Haar bedeckt, dass sanft im Wind weht. Ihre Arme und Beine liegen an Ketten. Diese Ketten sind am Kerzenständer befestigt. Ich schaue aus dem Fenster und versuche ihre Blickrichtung ausfindig zu machen. Doch draußen war nichts zu sehen außer eine düstere Gegend und ein Schloss, dass Kilometer weit entfernt liegt. Doch das sah man auch kaum bei diesem dichtem Nebel.Ihr Haar hört auf im Wind zu wehen. Es liegt jetzt ganz still auf ihren Schultern. Sie dreht langsam den Kopf zu mir und schaut mir mitten in die Augen. Sie hatte komplett schwarze Augen. Schwärzer als ihr Haar und dann diese weißen Flügel. Es waren wie Engelsflügel. So ein reines Weiß. Ihre Lippen waren schwarz wie die Nacht. Ihr Gesicht so weiß wie der Vollmond. Sie sieht mich an bis sich ihre schwarzen Augen sich mit Tränen füllen. Sie streckt eine Hand nach mir aus. Ihre weißen Flügel entfalten sich und wehen einen sanften Wind zu mir herüber. Eine dunkel rote Träne läuft ihr übers Gesicht. Blut. Sie lief langsam über ihre Wange. Bis sie schließlich von ihrem Gesicht tropfte und auf den kalten Steinboden aufschlägt. Jetzt läuft ihr noch eine übers Gesicht und noch eine. Langsam ließ sie ihre Hand wieder sinken. Sie senkte ihr Gesicht bis ihre Haare es wieder bedecken. Ich hörte nur noch ihr schweres Atmen und ihre blutigen Tränen die fallen und auf klatschen.Ihr Körper verkrampft sich plötzlich. Zittert und bebt. Das Atmen wird schneller und lauter. Ihre Flügel entfalten sich in ihrer vollen Größe. Blut tropft vom Fensterbrett. Der Mond wird rot. So rot wie ihr Blut. Er verfärbt die Umwelt und taucht diese in ein Rot.Ihr Kopf schießt in die Höhe. Sie schreit. Es ist ein Schrei voller Wut, Trauer und Schmerz. Er er hallt durch den ganzen Raum. Ich strecke meine Hand nach ihr aus. Will ihr helfen. Doch je weiter ich in den Raum drehte desto klarer wird mir, dass ich in mein eigenes Spiegelbild blicke.

Impressum

Texte: Maira Baker
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2013

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