Hoch oben. Weit über den Himmel des Erdenreichs saß Erzengel Gabriel auf einer schneeweißen Wolke und schaute gedankenverloren auf die Erde hinab. Gerne würde er jetzt wieder unten sein, doch Gott hatte eine Versammlung herbeigerufen, an der er teilnehmen musste.
Plötzlich spürte er einen leichten Druck an seiner Schulter, was sich wie ein Tippen anfühlte. Erschrocken drehte er sich um und erblickte Erzengel Raphael, einen seiner engsten Freunde.
„War das gerade eine Mordversuch? Tja, Raphael, da muss ich dich leider enttäuschen, der ist kläglich fehlgeschlagen“, bildete sich nun ein Grinsen auf seinem hübschen Gesicht.
„Schade, dabei habe ich mir doch so viel Mühe gegeben“, bedauerte Raphael, dann grinste auch er. „Wegen was hast du dich eigentlich vorhin schon wieder mit Michael gestritten? Ihr zwei seid wie ein altes Ehepaar.“
Gabriel verdrehte seine Augen und pustete sich eine Strähne aus der Stirn, dabei verschränkte er seine Arme vor die Brust. „Darüber das er ein nerviger Spießer ist.“
Raphael zog eine Augenbraue hoch. „Wieso nun schon wieder?“
„Da will man mal ein bisschen Spaß hier oben haben und der macht gleich alles wieder kaputt. Ich wollte nur ein bisschen Wolke auf die Erde rieseln lassen.“
„Frau Holle lässt grüßen, was?“
„Jepp“, grinste er.
„Du weißt schon, dass du über Deutschland sitzt und es gerade Sommer ist? Schnee fällt ein bisschen auf, findest du nicht?“, schmunzelte Raphael.
Gabriel zuckte mit den Schultern. „Na und? Meine kleine süße Hanna hätte sich gefreut, sie mag doch so wieso kein Sommer.“
Raphael schüttelte den Kopf. „Selber krummer Hund. Komm jetzt, vertrage dich wieder mit ihm, die Versammlung fängt bald an.“
„Ich will aber nicht“, sagte er und klang wie ein trotziges Kind.
„Gabriel“, seufzte der Dunkelblonde.
„Raphael“, äffte dieser ihn an.
Erzengel Raphael, der auch Heiler Gottes genannt wurde, rollte nun mit den Augen und schaute seinen Freund eindringlich an.
Daraufhin verzog dieser genervt das Gesicht. „Ist ja schon gut.“ Er schwang sich mit seinen prächtigen weißen Flügeln in die Luft und flog mit Raphael los.
Gedämpft drangen streitende Stimmen aus naher Ferne zu ihr und sie wusste genau zu wem diese gehörten. Genervt davon beschleunigte sie ihren Flug, um dem ein schnelles Ende zu setzen. Normalerweise fand sie es witzig, wenn sich Gabriel und Michael wie zwei alte Waschweiber stritten, aber nicht heute. Gott hatte zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt eine Versammlung einberufen. Sie hatte gerade mit ihrem Ehemann telefoniert, der mit seiner Band auf Amerikatour war und musste dieses mittendrin widerwillig beenden. Die Sehnsucht nach ihm war groß, weil er schon ein Weilchen weg war und durch die Zeitverschiebungen war es leider nicht immer einfach zu telefonieren. Zwar würde er bald wieder kommen, trotzdem war ihr das Telefonieren mit ihm wichtig, schon allein wegen den Kindern. Heute früh war es dann endlich wieder so weit, dass sie einen Anruf von ihm bekam und Gott hatte nichts besseres zu tun, als eine Versammlung stattfinden zu lassen. Deshalb war ihre Laune heute nicht gerade die Beste und das die beiden Streithähne aktiv waren, machte es auch nicht besser.
Ein paar Meter vor ihrem Ziel, setzte sie zur Landung an und schaute sich das kleine Schauspiel kurz an. Wie nicht anders zu erwarten, stritten sich die beiden wegen irgendetwas Belanglosem. Raphael versuchte sich als Streitschlichter, erfolglos. Die schöne Beobachterin verschränkte Kopf schüttelnd die Arme vor ihrer Brust und ging weiter auf sie zu. Die beiden benahmen sich manchmal wirklich wie kleine Kinder, dabei war einer von ihnen auch schon Vater. Tja, aber sie wusste, dass Gabriel immer etwas kindliches an sich haben würde, wenn nicht, wäre er nicht mehr Gabriel. Und Michael ließ sich immer viel zu schnell von ihm provozieren, entweder konnte er nicht anders oder er mochte das Streiten mit ihm. Sie tippte auf Letzteres.
Als sie gerade etwas sagen wollte, kam ein weiterer Erzengel hinzu. Es war Chamuel.„Lasst Harmonie in eure Herzen“, begann er zu singen, flog dabei um Michael und Gabriel herum und spielte dazu noch auf einer kleinen Harfe. „So seht ihr die Welt fröhlich und ohne Schmerzen. Setzt auf die rosa Brille, dann entfernt ihr euch von der dunklen Stille. Lasst Harmonie in eure Herzen, so könnt ihr besser Scherzen. Seid immer fröhlich und froh, wenn nicht, gibt’s von mir auf den Po!“
Raphael fing daraufhin an zu lachen. Gabriel und Michael schauten Chamuel verdutzt an. Dieser begann ebenfalls zu lachen. Auch sie musste sich zusammenreißen um nicht laut los zu lachen. Solch ein Lied hätte sie nicht von Chamuel erwartet. Er war zwar unter anderem als Erzengel der Liebe bekannt, aber sein brummiger Charakter war fast noch bekannter. Obwohl das eigentlich nicht immer so war...
Die beiden Streithähne warfen den armen Erzengel mit dem schwarzem kurzen Haar einen vernichtenden Blick zu, was diesen aber kalt ließ und widmeten sich wieder ganz ihrem Streit, der prompt von vorn los ging.
„Du bist viel zu verklemmt, Michael. Werd' doch mal lockerer“, meinte Gabriel.
„Du bist viel zu kindisch, du solltest ernster werden, sonst nimmt dich niemand mehr ernst“, konterte Michael.
„Vergiss es, damit ich dann genauso ein Spießer wie du werde?“, zeigte der dunkelbraun Haarige ihm einen Vogel. „Aber weißt du was ich glaube? Du bist einfach nur neidisch.“
„Neidisch? Ich? Auf was denn? Auf deine unreife Art?“, lachte der Blonde.
Gabriels Gesicht zierte ein spitzbübisches Grinsen. „Natürlich, ich komme mit meinem Humor besser an, besonders bei Frauen, als du mit deinem Stock im Arsch.“
„Das glaubst ja auch nur du“, meinte Michael und machte eine abwertende Geste mit der Hand.
„Ach nein? Wer hatte mir denn Vorwürfe gemacht, dass ich einen viel zu großen Frauenverschleiß habe?“
„Wenn das nun mal so ist, du bist Erzengel, so etwas gehört sich einfach nicht.“
„Aja? Komischerweise hattest du Raphael, Chamuel, Ariel und Co keine Vorwürfe gemacht. Auch wenn du verklemmt bist, glaube ich nicht das du in Abstinenz gelebt hast, du hattest hundertprozentig auch des öfteren deinen Spaß, also spiel hier mal nicht den Moralapostel!“
Gerade als Michael etwas darauf sagen wollte, räusperte sich die schöne Beobachterin. Ihre Verärgerung stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Am liebsten hätte sie die Köpfe der Streithähne genommen und hübsch gegeneinander gehauen – und wehe sie hätten dabei nicht gelacht.
Alle vier Erzengel schauten sie erschrocken an. „Ariel“, kam es als kleiner Chor.
„Könntet ihr mir mal verraten, was das hier schon wieder soll?“, zischte sie.
Raphael machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch es kam kein Ton heraus, deshalb schloss er ihn auch gleich wieder. Chamuel schaute sich ein paar Wolken in der Ferne an – hach, was waren diese spannend, so weiß und flauschig.
Ariel wurde auch Löwin Gottes genannt, was perfekt zu ihr passte, denn wenn ihr irgendetwas nicht behagte, konnte sie brüllen und ihre Krallen ausfahren, wie eine Löwin. „Ihr benehmt euch wie kleine Kinder! Müsst ihr euch, wegen jedem Furz der euch quer hängt, streiten?“, sie schaute nun Gabriel und Michael zornig an.
Jetzt sollte beiden eine vernünftige Antwort einfallen lassen, sonst wären sie mit einem Happs verzehrt.
„Äh... Nö“, sagte Gabriel schnell, zu schnell. Er sah seinen Kopf schon ihren Hals runterrutschen. Mal sehen, ob es sein Lieblingsstreitpartner besser konnte.
Michael fuhr sich durch das kurze blonde Haar und überlegte fieberhaft, was er zur Besänftigung Ariels beisteuern konnte. Gabriel war gerade keine große Hilfe. Seine blauen Augen beobachteten eine Wolke, die wie ein verstorbener Vogel aussah. „Guckt mal, ein toter Vogel.“ Boing! Der Satz ging völlig in die Hose. Der war noch viel schlimmer, als Gabriel seiner. Schon beim Denken wusste er, dass diese Aussage völliger Schwachsinn war, trotzdem kam sie über seine Lippen. Tja, man konnte halt nicht immer die Denk – und Sprechfunktion des eigenen Körpers kontrollieren.
Gabriel biss sich auf die Unterlippe, um nicht in schallendes Gelächter zu fallen. Von jedem anderen Erzengel hätte er solch einen Satz erwartet, aber nicht von Michael. Auch wenn seine trockene Art, durchaus lustig sein konnte. Raphael und Chamuel kämpften ebenfalls mit einem Lachkrampf. Hoffentlich gewannen sie, sonst wären sie die nächsten auf der Speisekarte.
Verblüfft schaute Ariel Michael an. Sie brauchte einen kurzen Moment, um auf seine, für ihn eher untypische Aussage, etwas zu erwidern.
Ihre Augen formten sich zu kleinen fiesen Schlitzen, ihre Atmung war tief, dabei blähten sich ihre Nasenflügel gefährlich auf. Die Explosion war nicht mehr weit, ein Vulkanausbruch wäre ein Witz dagegen.
„Wie bitte?“ Sie sprach nun mit den bekannten geschlossenen Zähnen. „Ich habe mich wohl verhört! 'Guckt mal ein toter Vogel' – war das eben dein Ernst? Schaut mal, ein toter Erzengel gesellt sich hinzu, fändest du das dann immer noch lustig?“ Ariel stand jetzt direkt vor ihm und bohrte ihm, mit dem langen Fingernagel ihres Zeigefingers, bei jeden Wort in die Brust. Eigentlich konnte weder Michael, noch die drei anderen anwesenden Erzengel etwas für ihre schlechte Laune und im Nachhinein würde ihr es auch wieder leid tun, nur gerade in diesem Moment tat es gut Luft ablassen zu können, obwohl sie das gern bei Gott getan hätte.
Gabriel, Raphael und Chamuel überlegten angespannt, wie sie Michael aus seiner misslichen Lage befreien konnten, bevor Ariel ihn wohl möglich noch mit ihrem rosa lackierten langen Fingernagel – Kralle – aufspießte. Dies wollten sie den Ärmsten um jeden Preis ersparen. Sie wussten ja, dass Ariel heute keine gute Laune hatte, was auch verständlich war, aber dennoch konnten sie ihren Freund nicht im Stich lassen.
„Kinder, streitet euch doch nicht“, sprach eine sanfte, weibliche Stimme zu ihnen. Es war Sophia, die Mutter der Erzengel. Direkt Mutter von ihnen war sie nicht, aber da sie sich gleich nach der Geburt um die Erzengel kümmerte, sprachen sie sie alle mit 'Mutter Sophia' an. Die eigentlichen Eltern der Erzengel waren die Seraphim, ausschließlich weibliche Engel und Cherubim, nur männliche Engel. Durch einen sehr komplizierten Vorgang, ließ Gott etwas von seiner Energie in die Seraphim strömen. Wenn sich diese dann mit den Cherubim vereinten, entstanden die Erzengel.
Die fünf drehten sich zu ihr um und schauten sie verlegen an, keiner von ihnen traute sich ein Wort zu sagen. So wie kleine Kinder, die bei etwas erwischt worden waren.
Mutter Sophia schmunzelte. „Ihr seid immer noch so goldig, wie eh und je. Ist Metatron gar nicht bei euch?“
„Nein, er weigert sich. Er ist unten auf der Erde, bei Lucifer. So lange wie Gott ihn nicht wieder zum Erzengel macht, oder das er zumindest wieder Zutritt zum Himmelsreich hat, wird er sich immer weigern hier hoch zu kommen und an jeglicher Versammlung teilzunehmen“, antwortete Raphael ihr.
„Kleiner Dickkopf, aber so war er ja schon immer“, lächelte sie wieder.
„Man kann ihn aber verstehen“, murmelte Gabriel, dem es ebenfalls nicht gefiel das Lucifer, vor vielen Jahrtausenden zum gefallenen Engel gemacht wurde.
Ein beklemmendes Schweigen trat ein, wo jeder die schreckliche Bilder des ersten Himmelkrieges vor Augen hatte.
„Nun kommt, meine Kinder. Lasst uns los. Die Versammlung fängt jeden Moment an“, durchbrach Mutter Sophia dann die Stille.
„Wenn es denn sein muss“, sagten die fünf im Chor.
Mutter Sophia schmunzelte wieder, dann machten sie sich auf den Weg zu den weißen Türmen.
In der großen runden Halle, die immer für Versammlungen genutzt wurde, waren schon fast alle Erzengel anwesend, die zu dieser Zusammenkunft gerufen wurden. Es war nicht ungewöhnlich, dennoch kam es selten vor. Gabriel runzelte etwas irritiert die Stirn. War wieder etwas im Busch? Wieso wollte Gott nur Erzengel versammelt sehen? Auch fragte er sich, wer das Treffen leiten sollte, Gott selbst tat so etwas selten bis nie, genauso Jesus. Normalerweise war Metatron dafür zuständig, zumal er der König aller Engel und Erzengel war und man ihn auch die „Stimme Gottes“ nannte, denn Gott sprach immer durch ihn. Aber nach dem schrecklichen Himmelskrieg, bei dem Lucifer fälschlicherweise der Schuld bezichtigt wurde und so viele Engel und Erzengel gefallen oder gestorben waren, darunter auch er selbst und Metatron, hatte sich das geändert. Im Laufe der letzten zwei Jahrtausende erwachten ein paar der gestorbenen Engel und Erzengel und er konnte sich ein wenig zurückziehen und die Fäden im Hintergrund wieder in die Hand nehmen, besonders als Erzengel Michael wieder lebte. Leider erwachte Metatron erst vor knapp zwei Jahren und durch den Menschen, mit dem er sich verband, besaß er nun eine große Portion Sturheit, die er aber nur wegen Lucifer einsetzte. Weil er es einfach ungerecht fand, dass dieser immer noch ein gefallener Engel war, obwohl ihn damals keine Schuld traf. Außerdem musste er sich erst einmal wieder an seine Aufgaben und Pflichten im Himmel gewöhnen, schließlich war er der König.
Der Himmelskrieg... Erschrocken drehte sich Gabriel zur linken Seite, als er von Ariel angetippt und so aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Was ist los?“, fragte er irritiert.
„Hast du Alzheimer?“, schmunzelte sie.
„Wieso?“
„Anscheinend ja. Oh man, ein Erzengel mit Alzheimer“, seufzte sie.
„Warum denn?“ Gabriel verstand einfach nicht, was sie von ihm wollte.
„Wer von uns hier anwesenden wird auch Engel der Verkündung genannt?“, grinste sie wieder. Es war offensichtlich das sie ihn ärgern wollte, anstatt es ihm einfach zusagen.
Er zuckte als Antwort nur die Schultern, wohl wissend das er es war.
„Wer hat heute morgen eine göttliche Schriftrolle erhalten?“
Einige Sekunden schaute er sie nur ausdruckslos an, um ihr zu zeigen, dass sie ihn mit ihren Fragen nicht ärgern konnte und schon gar nicht nerven. Denn er hatte sich mit der Seele eines Waldelfen verbunden, die waren bekanntlich schwer aus der Ruhe und Gelassenheit zu bringen. Die Seele eines jeden Erzengel, Engel oder gefallenen Engels kamen nach Araboth, dem siebten Himmel. In diesem residierten Gott und die höchsten Chöre der Engel, die Seraphim, Cherubim und die Throne. Normalerweise war dort auch der Fürst des göttlichen Rechts Erzengel Zagzaguel, doch auch er war damals getötet worden und bis jetzt noch nicht wieder erwacht. Hier wohnten auch die Seelen der noch nicht geborenen Menschen und die der gestorbenen Engel, Erzengel und sogar gefallenen Engel.
Doch dann veränderte sich seine Miene. Die Augen weiteten sich, als ihm einfiel, dass er ja heute eine göttliche Schriftrolle erhalten hatte, als er angekommen war. Diese sollte er bei der Versammlung vorlesen.
Verlegen lächelnd stand er auf und ging zur Spitze des Tisches, damit ihn alle ansehen konnten, obwohl sie das ohnehin schon die ganze Zeit taten, da sie darauf warteten, dass er endlich die Schriftrolle vorlas.
Gabriel öffnete seine kleine Ledertasche, in der er immer die Rollen aufbewahrte und holte eine weiße heraus, die hübsche goldene Verzierungen hatte. Er ließ etwas weißes Licht in seinem rechten Zeigefinger fließen und fuhr mit diesen dann über den winzigen Verschluss der Rolle. Mit einem kaum hörbaren Klicken öffnete sie sich und er rollte sie auseinander. Kurz überflog er die geschriebenen Zeilen, dann räusperte er sich und las laut vor: „Zagzaguel wurde von Sammael geweckt und befindet sich nun in seiner Gewalt. Findet ihn so schnell wie möglich, bevor ihm das gleiche widerfährt wie Azazel.
Sie befinden sich auf dem neuen Kontinent. Seid schnell, die Orte wechseln immer.“
„Sammael schon wieder! Langsam aber sicher geht der mir ziemlich auf die Nerven! Woher weiß er immer so schnell wo ein Engel, Erzengel oder gefallener Engel sich befindet?“, regte sich Erzengel Jophiel auf.
„Das frage ich mich auch“, meinte Gabriel, rollte die Rolle wieder zusammen und steckte sie in seine Tasche zurück.
„Er ist sehr alt. Damals beim Himmelskrieg und nach dem Sündenfall ist er nicht gestorben. Bis heute nicht, was ihm ein hohes Alter beschert hat. Genau wie bei Lucifer. Die beiden gehören zu den wenigen, die in all den Jahrtausenden nicht einmal gestorben sind. Zwar wurden sie oft gefangen genommen, aber sie konnten sich immer wieder befreien und kamen nur mit ein paar Verletzungen und Amnesie davon, was nicht wirklich lebensbedrohlich war. Davon hatten sie sich schnell erholt. Er kann schneller spüren, wo sich einer von ihnen befindet und wo nicht“, sagte Erzengel Michael.
„Aber Lucifer ist doch noch um ein paar Jährchen älter. Er spürt es noch viel schneller“, mischte sich Ariel mit ein.
„Das ist wahr, aber er ist zurzeit zu sehr auf Metatron konzentriert, sodass er kaum noch durch die Länder der Erde reist, um zu spüren wo sich ein Engel, Erzengel oder gefallener Engel befindet“, antwortete Michael.
„Ja und das wird sich in nächster Zeit bestimmt auch nicht ändern“, seufzte sie.
„Da Amerika nicht gerade klein ist, würde ich vorschlagen das wir immer in kleinen Gruppen von maximal zwei Erzengeln, eine Stadt überprüfen. Zu viele in einer Gruppe wäre zu auffällig“, meldete sich nun Raphael zu Wort.
Michael nickte. „Gut, dann werden wir die Gruppen zusammenstellen und uns dann zur neuen Welt begeben.“
1
Mit einem geräuschlosen Seufzer verließ Jamie sein Elternhaus und ging die Straße entlang. Das wohl schwerste Gespräch seines bisherigen Lebens würde er nun mit seinem besten Freund führen müssen.
Wegen eines dummen Fehlers...
Der Himmel war strahlend Blau und die Sonne lachte ihm fröhlich ins Gesicht. Es war ein schöner Dienstagvormittag im August. Aber nicht für ihn. Er fühlte sich, als ob er auf dem Weg zu einem Henker war.
Für das was er getan hatte, wäre es nur gerecht, wenn er nun gehenkt werden würde...
Man konnte sich für Vieles entschuldigen, aber bei manchen Dingen war es einfach nur schwachsinnig. So wie bei ihm.
Wegen eines blöden Fehlers, würde er wohl möglich gleich seinen besten Freund verlieren...
Jamie seufzte wieder und stieg die Treppen zur Haustür seines besten Freundes hinauf. Seine Miene war wie immer ausdruckslos und ließ keinerlei Emotionen erkennen, doch in ihm herrschte die pure Nervosität, ja fast schon Angst. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust und ihm war schlecht. Auch bemerkte er einen widerlichen Kloß in seinem Hals, der bei jedem Schlucken größer wurde und bitter schmeckte.
Er hob die Hand und drückte auf den Knopf der Klingel. Das Ding- Dong hätte ihn fast zur Flucht bewegt, doch er riss sich zusammen. Er war kein Feigling, noch nie einer gewesen und er würde auch jetzt keiner sein. Für das, was er getan hatte, musste er nun gerade stehen, ob er wollte oder nicht.
Nach einem kurzen Moment öffnete ein blonder junger Mann mit sonnengebräunter Haut(die er irgendwie immer besaß) und einem fröhlichen Grinsen auf den Lippen, die Tür. Es war Cody, sein bester Freund. Das unbeschwerte Lächeln würde ihm gleich vergehen, leider...
Ich bin so ein dämlicher Idiot
, dachte Jamie.
„Hey Jam! Was´n los?“, begrüßte Cody ihn. Die Verwirrung über den Besuch seines besten Freundes stand ihm ins Gesicht geschrieben. Jamie wusste auch warum, so früh am Morgen trafen sie sich eigentlich eher selten. Es war gerade mal halb zehn und sie hatten noch Ferien.
„Hey Coco“, sagte er. Wahrscheinlich das letzte Mal das er von ihm Jam genannt wurde und das er ihn Coco nannte... „Können wir kurz reden?“
Die Ernsthaftigkeit schien Cody noch mehr zu irritieren. „Äh.. Mkay.“
Cody holte seinen Haustürschlüssel und schloss die Tür, dann entfernten sie sich von dem Haus. Eine Weile gingen sie einfach nur nebeneinander her und folgten den Weg, der zu einem kleinen Park mit Spielplatz führte. Dort hatten sie früher immer gespielt, bis sie sich zu alt dafür fanden und zum Steg am See gewechselt sind.
Jamie steuerte auf den Spielplatz und setzte sich dann auf eine Bank. Cody folgte ihm.
„Mannomann, lang ist´s her, seid wir das letzte Mal hier waren“, meinte Cody, als er sich kurz umgesehen hatte. „Das waren noch Zeiten. Wir zwei waren die Kings auf dem Spielplatz. Ich will noch mal so'n kleiner Pups sein, das war lustig“, grinste er Jamie breit an.
Jamie erwiderte das Grinsen nicht. Er konnte nicht, es kam ihm falsch vor. „Ja, das stimmt wohl. Das will ich auch gern.“ Und wie gern er das wollte, vor allem jetzt. Er starrte gerade aus, nichts besonders war in seinem Blickfeld. Im Grunde genommen nahm er gar nichts war, alles um ihn herum war verwischt. So wie auf einem Foto, bei dem gewackelt wurde oder die Person sich bewegt hatte, als der Auslöser gedrückt wurde.
Cody runzelte die Stirn, als er seinen besten Freund anschaute. „Was denn los? Ist irgendetwas passiert?“, fragte er, nach dem er sich gesetzt hatte. Seine Stimme klang besorgt.
Ja das kann man wohl sagen
, dachte er. „Ich muss dir etwas sagen, was dir nicht gefallen wird und ich hasse mich bereits dafür. Wenn du es weißt, wirst du es auch tun“, antwortete Jamie.
„Hä? Ich könnte dich doch nicht hassen.“
„Für diese Sache bestimmt.“
„Aja, und was wäre das?“
Jamie atmete einmal tief durch, drehte den Kopf zu Cody und schaute ihn an. „Ich... habe mit Roxy geschlafen.“ Nun war es raus, besser fühlte er sich dadurch aber nicht. Es stimmte nicht, wenn man sagte, die Wahrheit würde einen erleichtern, wenn man sie aussprach.
„Was? Wann? Das ist nicht dein Ernst! Der erste April ist schon lange vorbei, das weißt du schon, oder?“, fassungslos schaute Cody Jamie an.
„Leider doch. Ich würde vieles dafür tun, dass es nur ein Aprilscherz wäre. Es ist auf der Party von Mike passiert, letzten Samstag“, erklärte er.
„Das... Das... Das...“, er fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht und war kaum zu Worten fähig, so sehr schien ihn das Ganze zu schocken. Einige Minuten saßen sie nur da und schwiegen, dann stand Cody abrupt auf und schaute ihn zornig an. „Was fällt dir ein mit meiner Freundin zu vögeln? Ich dachte wir wären Freunde!“, schrie er und rannte weg. Jamie hielt ihn nicht auf. Es wäre idiotisch, denn er war viel zu aufgebracht, so würde kein vernünftiges Gespräch zustande kommen.
Nun war es Jamie, der sich mit beiden Händen durch das Gesicht fuhr. Danach winkelte er die Beine an und vergrub den Kopf in seinem Schoß. Er weinte nicht, wie es vielleicht andere getan hätten. Das mit dem Weinen war bei ihm sowieso eine komische Sache. Nur sehr selten rollten bei ihm diese kleinen salzigen Tropfen über die Wangen. Sogar als seine Eltern vor acht Jahren gestorben waren, konnte er erst drei Jahre danach weinen. Doch daran wollte er jetzt erst recht nicht denken. Es passte gerade nicht wirklich. Das war aber mal wieder typisch, dass man in den unmöglichsten Situationen, an das unmöglichste dachte.
Plötzlich fing es zu regnen an. Wie passend
, dachte Jamie und setzte sich seine Kapuze auf. Dieses überraschende Umschwenken des Wetters hätte perfekt aus einer Szene eines Kitschfilms stammen können.
Nach Hause wollte er aber nicht, dort war seine Schwester mit der er sich kurz vorher gestritten hatte, wegen genau dieser Sache. Sie hatte ihm Vorwürfe gemacht. Ihm waren diese auf die Nerven gegangen, er wusste selbst das er Scheiße gebaut hatte, also brauchte sie ihm nicht irgendwelche Predigten halten.
Seine Handy begann in seiner Jackentasche wie wild zu vibrieren, aber er holte es nicht heraus. Er wusste wer der Anrufer war. Seine Schwester. Jamie hatte gerade wenig Lust mit ihr zu reden.
„Jamie?“, erklang auf einmal eine ihm sehr vertraute Stimme. Er hob den Kopf und entdeckte Melanie, die geradewegs auf ihn zu kam. Sie gehörte mit zu der Dancecrew in der auch er war.
„Wusste ich´s doch, dass du´s bist, dich geile Sau erkennt man immer“, grinste sie breit.
Er lächelte schwach. „Hi Mel.“
„Was sitzt du denn hier allein im Regen rum?“
„Duschen?“, scherzte er.
„Ah, Naturdusche, was? Mit Klamotten? Zieh die mal aus, ist geiler, dann mach ich auch mit“, wippte sie mit ihren Augenbrauen.
Jamie schmunzelte leicht. „Und dann stecken sie uns in den Knast, wegen öffentlichen Ärgernissen oder sexueller Belästigung in der Öffentlichkeit oder wie das auch heißt.“
„Ach, hier is´ doch keiner, erst recht keine Krabben“, zuckte sie mit den Schultern.
„Dein Vater würde dich fressen.“
„Hm.. kann sein, aber ich denke nicht, ich schmecke nicht. Aber mal Spaß bei Seite, Ernst kommt um die Ecke. Was denn los?“
„Nichts, im Regen sitzen ist schön“, versuchte er zu lächeln, was aber kläglich fehlschlug.
„Du bist ein schlechter Lügner, Noelle.“
„Ich weiß, Dietrich.“
„Nun spuck schon aus, was ist los? Auch wenn wir uns erst seit drei Jahren kennen, kenne ich dich gut genug um zu wissen, dass du nicht ohne Grund im Regen sitzt, schon allein nicht, weil sich Lissiana dann wieder viel zu viele Sorgen machen würde“, sagte die Blonde.
„Die ist einer der Gründe, warum ich hier sitze.“
„Hast dich mit ihr gezofft?“
Er nickte.
„Und der zweite Grund?“
„Ich denke, ich habe keinen besten Freund mehr.“
Melanie blinzelte verwirrt. „Was? Warum?“
Jamie seufzte und erzählte ihr dann alles. Von seinem Fehltritt mit Roxy, an den er sich aber gar nicht erinnern kann, dass er sich deshalb mit seiner Schwester gestritten hatte, weil sie ihm Vorwürfe gemacht hatte, die er sich ohnehin schon selbst gemacht hatte bis hin zur Beichte bei Cody.
„Uiuiuiuiui, dass ist wirklich harter Tobak“, meinte sie. „Bist du dir sicher, dass du mit Roxy geschlafen hast? Ich meine, wenn man ein Blackout nach dem Saufen hat, kommen doch trotzdem irgendwann Erinnerungen zurück und so besoffen warst du doch nicht, wenn ich mich recht erinnere.“
„Ich selbst kann mich daran ja auch nicht erinnern, ich weiß es nur, weil sie gestern bei mir war“, antwortete er.
„Die kann doch viel erzählen, wenn der Tag lang ist.“
„Ja, schon. Aber sie hat Beweise.“
Melanie runzelte die Stirn. „Was für Beweise denn? Habt ihr euch gefilmt?“
„So ähnlich. Sie hat mir Fotos gezeigt, die ziemlich eindeutig sind“, murmelte er.
„Fotos? Ist die nicht ganz dicht? Wie hat die denn Fotos von euch gemacht, während ihr gevögelt habt? Und warum? Geilt die sich daran später immer auf?“
Jamie zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“
„Hast du nicht gefragt?“
„Dazu kam ich gar nicht, da ich sie ziemlich schnell wieder rausgeschmissen hab, weil sie mich befummeln wollte. Ich denke, sie wollte die Fotos als Erpressung benutzen, damit ich eine Affäre mit ihr anfange. Wenn nicht, wäre sie mit den Fotos zu Cody gegangen.“
„Man ist das eine Psychotussi, die hat doch den letzten Schuss nicht mehr gehört. Soll ich meinem Vater sagen, dass er sie sich vorknöpfen soll?“ Melanies Vater war ein renommierter Rechtsanwalt und wurde in Juristenkreisen als harter Hund bezeichnet, weil er für seine Mandanten vor Gericht, ziemlich gnadenlos werden konnte. Privat war er aber das komplette Gegenteil.
„Wäre ein verlockender Vorschlag, den ich, wenn ich Beweise hätte, nur zu gerne eingegangen wäre.“
„Ach, die beschaffen wir uns schon“, grinste sie. „Hast du es Cody gegenüber erwähnen können?“
Er schüttelte den Kopf. „Dazu war er viel zu wütend.“
„Na hoffentlich macht der mit der Psychotussi schluss. Die ist doch echt völlig beknackt“, schüttelte sie den Kopf. „Was hast du denn nun vor?“
Jamie seufzte leise. „Erst mal ein paar Tage abwarten und dann noch mal mit ihm reden.“
„Lass mich raten, nach Hause willst du jetzt trotzdem nicht, stimmt´s?“ Ein kleines Grinsen umspielte ihre Lippen.
„Nope.“
„Gut, dann kommst du jetzt mit mir mit“, beschloss sie, nahm seine Hand und zog ihn mit sich.
Jamie war darüber so verblüfft, dass er darauf nichts erwidern konnte. Er kam sogar ein wenig ins Straucheln, als er von der Bank gezogen wurde.
„Willste mir den Arm ausreißen?“, murrte er.
„Ach heul´ nicht, den kleben wir wieder an“, antwortete sie unberührt.
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein blasser, großer Mann vor ihnen auf, dessen dunkle Kleidung seine helle Haut nur noch mehr betonte. Weder Melanie noch Jamie waren darauf vorbereitet, so kam es, dass sie gegen ihn stießen und zu Boden fielen. Melanies Aufprall war eher weich, denn sie viel auf Jamie. Seiner dagegen war etwas schmerzvoller, weil unter ihm ein spitzer Stein lag, der durch Melanies zusätzlichem Gewicht stärker in seinen Rücken gebohrt wurde.
Ohne ein Wort packte er die Blonde an den Kragen ihrer Jacke und schleuderte sie in den Sandkasten. Sie schrie vor Schreck auf.
Der Unbekannte beugte sich nun über Jamie und leckte sich mit der Zunge genüsslich über die Lippen, so als ob er ein saftiges Steak vor sich hatte. Seine Augen blitzten vor Gier und Hunger auf.
„Was willst du denn? Geh runter von mir!“, befahl Jamie und versuchte den Mann von sich wegzudrücken, doch er hatte keine Chance. Dieser war viel schwerer, größerer und stärker als er.
„Du riechst so unglaublich gut“, raunte der Mann und schnupperte an seinem Hals, „dein Blut ist das Verführerischste was ich je gerochen habe. Kein menschliches Blut kann so intensiv und verlockend sein. Was bist du?“ Bei der Frage schaute er Jamie wieder ins Gesicht und strich ihm sanft, fast liebevoll mit dem Daumen über eine Wange.
„Geh endlich runter von mir!“ Die klare Aufforderung verlor an Wirkung, als seine Stimme zu zittern begann. Der Unbekannte bleckte die Zähne und ließ dabei ein paar hübsche, spitze Eckzähne zum Vorschein kommen. Jamie stockte der Atem und er riss die Augen weit auf, als der Typ mit seinem Gesicht immer näher an seinem Hals kam. Er fuhr mit der Spitze seiner Zähne von dem Ohrläppchen bis runter zur Halsbeuge und wieder hinauf. Es löste in Jamie ein merkwürdiges Kribbeln aus, was er aber nicht beschreiben konnte, aber es gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht. Mit aller Kraft stemmte er seinen Körper gegen den des Mannes und versuchte ihn so, von sich herunterzudrücken, aber auch diesmal schaffte er es nicht. Verdammt, wieso setzte sein Körper gerade jetzt keine ungeahnte Kräfte frei, damit er diesen Spinner los wurde? In diesen verfluchten Filmen und Büchern war dies immer der Fall. Aber das war mal wieder typisch, alles nur Fiktion! Obwohl es auch im realen Leben Leute gab die solche Kräfte entwickelt hatten, jenes hatte er mal in einer Zeitschrift gelesen. Wieso geschah das bei ihm nicht? Das war doch scheiße!
Als der Verrückte seine Zähne in Jamies Hals schlagen wollte, kniff dieser die Augen zusammen. Es war zwar nicht die intelligenteste Reaktion, doch wer konnte schon behaupten in solcher Situationen schlau zu reagieren? Außerdem konnte er sich unter diesem Typen kaum bewegen. Seine Arme waren eingeklemmt, sodass er diese nicht heben konnte, um das Gesicht des Mannes wegzudrehen oder zu schlagen.
Mit stark hämmernden Herzen und zusammen gebissenen Zähnen versuchte er sich darauf vor zu bereiten, dass gleich Fangzähne in seinem Hals eindringen würden. Andere in seiner Situation hätten angefangen zu schreien, doch er blieb still. Der Schock und die Angst hatten ihn vollkommen gelähmt und seine Stimmenbänder zusammengeschnürt. Seine Körper reagierte in ähnlichen Momenten immer so...
Plötzlich nahm der Druck auf ihn ab und er spürte eine fast federhafte Leichtigkeit. Was war denn nun los? Er dachte, dass er gleich einen brennenden Schmerz spüren würde, so wie sie in Büchern meist beschrieben wurden, wenn ein Vampir sein Opfer biss, doch er spürte nur diese merkwürdige Leichtigkeit. Hatte Melanie den Typen von ihm wegreißen können? Eher unwahrscheinlich. Sie war zwar kein schwaches Mädchen, aber Herakles war sie nun auch nicht. Vielleicht war er ja schon tot und gerade auf dem Weg in den Himmel oder wo man sonst hinkam, wenn man starb? Er öffnete vorsichtig die Augen und sah das er immer noch auf dem Spielplatz war und sich auch noch auf dem Boden befand. Vor ihm stand jetzt ein ziemlich hochgewachsener Mann, der den Spinner am Kragen festhielt, sodass dieser in der Luft baumelte. Der vermeintliche Vampir fauchte diesen an. Dem anderen schien das aber alles eher weniger zu beeindrucken, eher im Gegenteil, er wirkte eher gelangweilt. Wie ein lästiges Objekt schmiss er den Fauchenden weg und kümmerte sich wenig darum, wo dieser landete. Jamie wusste nicht, ob er erleichtern sein sollte, weil er von ihm gerettet wurde oder noch mehr Angst haben sollte.
„Verdammte lästige Blutsauger, überall ist dieses Pack“, seufzte er.
Jamie stand so schnell auf, wie er noch nie zuvor in seinem Leben aufgestanden war und wich auch einige Zentimeter von seinem Retter weg. Nochmal hatte er keine Lust, dass sich irgendwelche Kerle auf ihn legten und ihn beißen wollten. Egal ob der Mann vor ihm gerade sein Leben gerettet hatte, er war jetzt viel zu misstrauisch und vorsichtig, außerdem trug dieser eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Da konnte man doch nur misstrauisch werden, auch wenn das vielleicht wieder Klischeehaft war. Jamie war sowieso von Grund auf misstrauisch und es dauerte lange, bis er Vertrauen verschenkte.
„Tze, tze, tze das kränkt mich jetzt aber“, schüttelte er verständnislos mit den Kopf, „ich helfe dir und du dankst es mir, indem du von mir weichst?“
„Damit musst du eben leben“, antwortete Jamie. „Trotzdem danke“, fügte er dann murmelnd hinzu.
„Immer wieder gern“, lächelte er.
Jamie gefiel dieses Lächeln nicht, es war zwar nicht herablassend, echt wirkte es aber auch nicht.
„Ich muss aber sagen, dass du auch selbst daran schuld bist, dass diese ekelhaften Blutsauger langsam auf dich aufmerksam werden“, meinte sein Retter in einem Ton, bei dem sich Jamie vorkam, als wäre er ein kleines Kind, dass ständig gegen irgendwelche Verbote verstieß.
Er runzelte die Stirn. „Ach ja? Und warum?“
„Wenn du auf öffentlichen Plätzen bist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie dich gerochen haben. Dieses Pack ist ja im Allgemeinen komplett auf Blut fixiert, ohne können sie ja auch nicht überleben, diese jämmerlichen Kreaturen. Die Älteren können sich ja noch zusammenreißen, aber die Jungen nicht. Die stürzen auf alles nieder, was ein Hauch von Blut an sich hat. So wie der Blutsauger eben. Aber dein Blut ist für sie so extrem anziehend, dass selbst die Älteren sich nicht zusammenreißen können“, erklärte er.
„Was für ein Scheiß quatschst du denn da?“ Der Typ nahm doch irgendwelche Drogen. Erzählte er von Vampiren, die sein Blut extrem anziehend fanden. Diese Wesen gab es doch überhaupt nicht. Klar, er wurde gerade von einem Typen angegriffen der diese Spitzzähne besaß, aber das hieß noch lange nichts. So etwas konnte man kaufen und über seine Zähne schieben. Er selbst musste es, als er in dem deutschen Musical „Tanz der Vampire“ die Hauptrolle gespielt hatte, dass sie vor zwei Jahren in seiner High School auf die Beine gestellt und an einem Wettbewerb teilgenommen hatten.
„Das ist kein Scheiß, mein Kleiner. Du solltest dir langsam klar werden, dass du etwas ganz besonderes bist. In den Blutsaugern löst du ein Zwiespalt aus, auf der einen Seite wird die Gier nach deinem Blut in ihnen so stark, dass es ihnen fast wehtut und auf der anderen Seite wollen sie dich haben, besitzen wie einen kostbaren Juwel und nicht mehr gehen lassen, weil dein Aussehen und deine Präsens sie so extrem anzieht. Dem Werwolf, Menschen und Elfen ergeht es mit deinem Aussehen nicht anders, nur dass du in ihnen noch etwas anderes auslöst. Bei dem Werwölfen löst du einen extrem großen Beschützerinstinkt aus, dein Blut nehmen sie als große Kostbarkeit wahr, was unbedingt beschützt werden muss. Bei dem Menschen löst du eine große Geborgenheit aus, weshalb sie dir schnell vertrauen und immer deine Nähe suchen. Zwischen den Elfen und dir herrscht sofort eine große Vertrautheit. Doch die Ausführung warum das so ist, würde zu lange dauern, deshalb gehe ich darauf nicht weiter ein. Zwei andere, ganz besondere Merkmale sind noch, dass man deinen Kuss und den Sex mit dir niemals vergisst und man sich immer daran zurück sehnen wird, dabei spielt es keine Rolle ob man einen Partner hat den man liebt“, erklärte er wieder. „Genau das gleiche löse ich auch überall aus“, fügte er mit einem kleinen Zwinkern hinzu.
„Was du auch nimmst, nimm weniger“, meinte Jamie kopfschüttelnd. Der Typ war doch nicht ganz dicht! Wieso quatschte er ihn denn mit so einem dummen Zeugs voll? Von wegen Werwölfe, Vampire und Elfen! Der Spinner sollte mal aus seiner Fantasiewelt aufwachen.
„Ich nehme nichts, ich erkläre dir nur wie es ist. Dafür solltest du mir dankbar sein, ich mache das nicht für jeden“, lächelte er süffisant. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu und strich Jamie mit den Handrücken sanft über die Wange. „Ich sollte dich mit mir nehmen, so unwissend und unbeholfen wie du bist.“
„Lass das“, schlug er die Hand des Fremden weg. Langsam ging dieser ihn auf die Nerven. Sollte er doch den Bekloppten mit seinen falschen Vampirzähnen vollsülzen, aber nicht ihn! Er hatte genug von dem Gequatsche, außerdem musste er nach Melanie sehen. Nicht das ihr ernsthaft etwas passiert war.
Gerade als er sich zu dem Sandkasten umdrehen wollte, wurde er am Arm gepackt. Wie aus dem Nichts, so wie der merkwürdige Kauz von vorhin, stand Melanie neben ihn.
„Komm“, sagte sie nur und rannte wie von der Tarantel gestochen los. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls loszulaufen, sonst hätte sie ihm diesmal wirklich den Arm abgerissen. Aber ihm war es nur recht. Noch eine Minute länger mit diesem Spinner und er hätte sich Sand in die Ohren gestopft, um dem nicht zuhören zu müssen.
„Auf Wiedersehen“, rief der komische Typ hinterher.
2
Sein Schädel schmerzte noch immer höllisch. Seit Sammael ihn auf brutale Weise die Erinnerungen wiedergegeben hatte waren Stunden vergangen, dennoch ließ der Schmerz nicht nach. Um ihn herum war völlige Dunkelheit. Er konnte rein gar nichts sehen, nicht mal die eigene Hand vor Augen.
Wo er sich genau befand, wusste er nicht. Er glaubte, dass es in irgendeinem alten Keller mit Holzbalken war. Ihm war kalt und es roch muffig, nach morschen Holz.
Gefesselt war er aber nicht, das hatte er herausgefunden nachdem er sich gestreckt hatte, als er von der Bewusstlosigkeit aufgewacht war. Dennoch hatte er es nicht geschafft aufzustehen und zu fliehen. Das starke Pochen in seinem Kopf drückte ihn immer wieder zu Boden.
Wenn man ihm vor ein paar Tagen erzählt hätte, dass er ein Erzengel war, hätte er diese Person für verrückt gehalten und gefragt aus welcher Anstalt diese ausgebrochen war. Zu erst hatte er das Gerede von Sammael auch schwachsinnig gefunden. Wer hätte das nicht, wenn jemand anfing von Elfen, Vampiren und Werwölfen zu erzählen? Und das er besonderes Blut in sich trug, dass alles und jeden anzog, sowie sein Aussehen? Vermont Edison wusste, dass er ein gut aussehender Mann war, dies hätte er ihm nicht sagen müssen, aber der Rest seines Gequatsche war völlig absurd. Als er dann einfach weggehen wollte, um sich diesen Schwachsinn nicht weiter anhören zu müssen, hatte Sammael seine Hände an seinen Kopf gelegt, um so den Erzengel in ihm zu wecken. Aus Rache, weil er sich über ihn lustig gemacht hatte, hatte er ihm dann noch seine ganzen Erinnerungen an alles was damals passiert war, wiedergegeben. Der stechende Schmerz, der damit verbunden war, kam so plötzlich, dass er dadurch bewusstlos wurde. Tja, und als er wieder wach wurde, befand er sich in diesem Keller ohne Fenster.
Vermont wusste nicht, wie lange er hier schon lag oder wo er überhaupt war. Er wusste nur, dass er hier heraus wollte und zwar so schnell wie möglich. Schließlich kümmerte er sich um die Kinder seiner geliebten Schwester, die leider vor fünf Jahren mit ihrem Mann, bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Zwar kümmerte sich auch sein Schwager um sie, doch der hatte seit einigen Monaten seinen Beruf wieder aufgegriffen und als Archäologe war er oft viel unterwegs. Also sorgte er sich dann allein um sie.
Vermont versuchte sich wieder aufzusetzen. Diesmal klappte es auch, zwar pochte der Schmerz in seinem Kopf noch immer höllisch, dennoch konnte er sich aufrecht halten. Langsam und bedächtig ging er in die Hocke und dann auf die Knie. Da er nicht wusste, ob und wo die Balken entlang liefen, wollte er sich krabbelnd fortbewegen. Schmutz und mögliches Getier was ihn entgegenkommen könnte, war ihm herzlich egal, Hauptsache er kam hier irgendwie heraus. Seine Nichte neigte schnell dazu sich Sorgen zu machen und wenn er hier schon länger als ein paar Stunden lag, dann hatte sie schon längst die Polizei eingeschaltet.
Vermont tastete mit den Händen den Boden ab, um eventuelle Hindernisse ausfindig zu machen und aus dem Weg zu räumen. Bisher hatte er Glück. Nichts hielt ihn von der Flucht ab. Er fragte sich aber ob er überhaupt in die richtige Richtung krabbelte. Wenn er Pech hatte, würde er nur an eine Wand ohne Tür kommen.
Als Erzengel konnte er normalerweise Licht erzeugen, mit dem er Räume erhellen, Feinde angreifen oder Verbündete schützen konnte. Die Betonung lag auf Normalerweise, denn er hatte es einige Male versucht, jedes mal war er gescheitert. Um Licht erstellen zu können, musste er sich konzentrieren und er musste bei Kräften sein. Der verdammte Kopfschmerz hielt ihn von der Konzentration ab und er fühlte sich matt, richtig schläfrig. Auch knurrte ihn seit einiger Zeit der Magen und seine Kehle brannte, aber auch nur deshalb, weil er, als er aufgewacht war, nach Sammael gerufen hatte. Dieser war aber nicht gekommen.
„Verficktes Arschloch“, murmelte Vermont, als der Name des gefallenen Engels in seinem Kopf auftauchte.
Er hielt inne, als er plötzlich ein paar Stimmen von draußen wahrnahm. Durch das Schallen konnte er nicht genau sagen wie viele es waren. Das Stimmengewirr kam immer näher und Vermont überlegte fieberhaft was er jetzt tun sollte. Er hätte sich gern versteckt, um in einem günstigen Moment herauszuspringen und für ein wenig Chaos und Verwirrung zu sorgen, damit er dann seine Flucht antreten konnte. Doch wie sollte er sich in dieser verdammten Finsternis ein Versteck suchen? Aber vielleicht war diese Idee auch total idiotisch, zumal er nicht wusste wie viel Personen da draußen waren. So wie er Sammael kannte, wollte er ihm wohl möglich sein Gefolge vorstellen. Ob Lucifer mit dabei war? Er konnte es nicht genau sagen, aber er war sich sicher das Lucifer keine Anweisungen von Sammael entgegen nehmen würde. Der hatte seinen eigenen Kopf.
Vermont setzte sich aufrecht im Schneidersitz hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf allen Vieren wollte er dieser Gruppe nicht begegnen, dies wäre zu erbärmlich. Schließlich hatte er seinen Stolz!
Mit einem fast Ohrenbetäubenden Knall flog die Tür auf und Vermont sah zu ersten mal wieder Licht. Es war zwar nicht so hell wie die Sonne, dennoch blendete es ihn und er blinzelte einige Male und hatte reflexartig seine Augen mit der Hand abgeschirmt.
„Zagzaguel!“, rief eine weibliche Stimme erfreut. „Endlich haben wir dich gefunden.“ Irgendwoher kam ihm diese Stimme bekannt vor, doch er wusste nicht woher. Er konnte sie einfach nicht einordnen.
Als er sich endlich an das Licht gewöhnte, sah er zwei Laternen in verschiedenen Händen. Seine Augen wanderten höher und als er die Gesichter dazu sah, weiteten sich seine Augen. Er war verblüfft die Erzengel Ariel und Raphael zusehen.
Vermont wollte etwas sagen, doch seine Hals brannte so stark, dass er keinen Ton herausbekam.
Raphael trat näher und musterte ihn mit Sorgenvoller Miene eingehend. „Auf dem ersten Blick scheinst du keine Verletzungen zu haben“, meinte er erleichtert und richtete sich wieder auf. Ganz der Heiler.
„Lasst uns aus dem stinkenden Kellerloch verschwinden, bevor Sammael auftaucht. Ich hätte zwar übel Lust, ihm in den Allerwertesten zu treten, doch danach müsste ich mir dann neue Schuhe kaufen und darauf habe ich kein Bock“, sagte Ariel.
Vermont schmunzelte und hätte gerne etwas gesagt, aber er ließ es lieber bleiben. Verdammte Halsschmerzen!
„Hast Halsschmerzen, hm?“, stellte Raphael fest.
Er nickte.
„Kannst du allein aufstehen oder brauchst du Hilfe?“
Diesmal schüttelte er den Kopf und stand langsam auf. Er war zwar etwas wackelig auf den Beinen, konnte aber stehen. Vermont ließ einen kurzen Blick durch den Keller gleiten. Wie er es vermutet hatte, befanden sich Balken aus Holz darin, die schon ziemlich morsch geworden waren. Ein Wunder das diese die Decke noch trugen. Sonst gab es nichts interessantes zu sehen, der Raum war fast völlig leer und die Wände kahl. An der Decke hing eine Glühbirne und in einer Ecke stand ein Sessel der auch schon bessere Tage gehabt hatte. Leider wäre er wirklich nur zu einer Wand gekrabbelt, wie er gerade bemerkte. Die Tür befand sich in der entgegengesetzten Richtung.
Sie verließen den Keller und Vermont war froh, gleich frische Luft einatmen zu können, vielleicht würde er dann die Kopfschmerzen los werden. Wenn er wieder sprechen konnte, würde er sich bei Ariel und Raphael für die Befreiung bedanken.
3
„Alles okay bei dir Jamie?“, fragte Melanie und schaute ihn besorgt an. Sie war die erste, die ihre Sprache wieder fand.
Als sie den Spielplatz verlassen hatten, waren sie so schnell sie konnten zur Haltestelle einer S – Bahn gerannt und schafften es gerade noch so einzusteigen. Eine Weile lang hatten beide aus dem Fenster geschaut und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Sie mussten das Geschehene erst einmal verdauen.
Er nickte leicht. „Ja, geht schon. Wie geht es deinem Rücken?“ Sie hatte ihm erzählt, dass sie ihm schon viel früher helfen wollte. Doch wegen dem Vampirtyp war sie so heftig auf den Sand geknallt, dass sie alle Engel singen gehört hatte und kurz Ohnmächtig geworden war. Nachdem sie dann wieder zu sich gekommen war, konnte sie zu nächst nicht aufstehen, weil ihr Rücken so weh getan hatte. Aber als der andere Mann, diesen dann weg geschleudert hatte und er geradewegs auf sie zu kam, hatte sie die Zähne zusammengebissen und sich dann weg gerollt. Dann hatte sie auf einen günstigen Zeitpunkt gewartet, um ein Fluchtversuch zu starten, der glücklicherweise geklappt hatte. Dies hatte sie ihm alles, mit so einem großen Stolz erzählt, dass er glaubte, sie hätte jeden Moment zu schweben begonnen.
„Ach“, winkte sie grinsend ab, „ist halb so schlimm. Mein Paps hat zu Hause 'ne Salbe, die hilft richtig jut dagegen. Die wirst du mir dann schön auf den Rücken schmieren und alles ist wieder tutti paletti.“
Jamie schmunzelte. „Kann ich machen.“
„Dann sitz ich Oben ohne vor dir“, wurde ihr Grinsen breiter.
„Und?“, fragte er, als ob ihn dies völlig kalt ließ. Doch er konnte nicht vermeiden, dass seine Augen zu ihren Brüsten wanderten und er sich dann vorstellte, wie diese entblößt aussahen.
„Na, na, na! Wo schauen wir denn da hin? Jay du kleines Ferkelchen. Aber keine Sorge, du kannst sie nachher ruhig massieren.“
Ertappt schaute er auf, sah ihr verführerisches Lächeln, schüttelte den Kopf und schaute aus dem Fenster, doch ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
Melanie fing daraufhin an zu lachen, als sie sich wieder ein gekriegt hatte, sagte sie: „Ich glaube Gefahrensituationen machen mich scharf, ich bin gerade spitz wie Nachbars Lumpi.“
Jamie drehte seinen Kopf wieder in ihre Richtung. „Und ich glaube, ich fahre doch nach Hause.“
„Warum? Haste Angst, dass du mein Sexsklave wirst?“, grinste sie wieder.
Er setzte seinen berühmten Schlafzimmerblick auf. „Eher umgekehrt.“ Ihm machte es ziemlich großen Spaß mit Melanie zu flirten, weil sie genau wusste, wie sie ihre Reize einzusetzen hatte, ohne über die Strenge zu schlagen. Mit einander geschlafen hatten sie aber nie. Lex, ihr Tanzlehrer und Crewoberhaupt hatte eine Regel aufgestellt, die beinhaltete dass sie untereinander keine Beziehungen anfangen sollten und es besser wäre, auch sexuell die Finger voneinander zu lassen. Sonst würde die Crew nachher noch auseinander brechen. Das wäre wirklich scheiße und das wollte keiner der Mitglieder. Also bewahrten alle, das Crewkarma, wie es Lex immer nannte. Auch wenn es manchmal echt schwer war, den weiblichen Reizen zu widerstehen, besonders Melanies.
„Uhhh Baby, lass uns auf der Stelle ficken!“, forderte sie und hüpfte auf seinen Schoß.
„Benehmt euch doch mal! Also wirklich, diese Jugend heutzutage, schrecklich!“, echauffierte sich eine ältere Dame.
„Ach tun sie mal nicht so, als ob ficken was Schlechtes wäre“, meinte Melanie zu ihr und betonte das Wort 'ficken' extra.
„Aber doch nicht in der Öffentlichkeit“, sagte sie verschnupft.
„Klar ist doch besonders geil“, wippte Melanie mit ihren Augenbrauen auf und ab.
Die ältere Frau schüttelte nur verständnislos mit den Kopf.
„Bist du nicht die Tochter von Rechtsanwalt Dietrich?“, mischte sich eine andere Oma ein, die mit der anderen befreundet zu sein schien, da sie nebeneinander saßen und sich so vertraut verhielten.
„Könnte sein“, antwortete Melanie. Jamie wusste, dass solch ein Satz fallen würde, deshalb hielt er sich die Zeit über bewusst aus diesem Gespräch heraus und gab sich so gut es ging bedeckt. Bei ihm hätten sie nur noch mehr zu tuttern gehabt, worauf er keine Lust hatte. Er war der Sohn des Bürgermeisters gewesen. Wenn er etwas gesagt oder so getan hätte, als würde er Melanie auf den Sitzen vögeln, was er durchaus drauf gehabt hätte, dann würden die alten Weiber nur noch mehr herum wundern. Zu allem Überfluss würde darüber auch noch etwas in der morgigen Zeitung stehen und das, obwohl sein Vater tot war. Na ja, sein Vater war der beliebteste Bürgermeister aller Zeiten, da war es klar, aber es war nicht immer einfach in dieser Stadt sein Sohn zu sein. Zu oft wurde er mit ihm verglichen, besonders wenn er etwas getan hatte, was dieser niemals getan hätte. Zur Gründerfamilie zugehören war schon nicht immer leicht, aber der Sohn von Philipp Christopher Noelle zu sein, war manchmal wirklich hart, dennoch liebte er ihn und war gerne sein Sohn. Was ihm aber am meisten auf den Sack ging, war dass durch Vampire Diaries die Beliebtheit der Kinder von Gründerfamilien rapide anstieg(warum auch immer) und viele nur deshalb mit ihnen ins Bett wollten - jedenfalls war es hier in Currantpears so. Jamie fand es krank.
„Doch, du hast recht, Elsbeth. Sie ist die Tochter von ihm“, stimmte die andere ihr nach einer Weile zu. „Weiß dein Vater, welch gesetzlose, obszöne Dinge du hier treibst?“
„Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß“, zwinkerte Melanie ihr grinsend zu.
„Hach Gott! Der arme Mann...“
„Haben Sie Kinder und Enkelkinder?“, unterbrach sie die Frau bei ihrer theatralischen Darbietung.
„Wie bitte?“,fragte sie irritiert.
„Haben Sie Kinder oder Enkelkinder?“, wiederholte die Blonde ihre Frage höflich.
„Natürlich habe ich das“, antwortete sie dann stolz. Ihre Freundin nickte dazu, da sie ebenfalls mit beidem gesegnet zu sein schien.
Melanie grinste wieder. „Na dann wissen Sie doch, dass es natürlich ist und die schönste Nebensache der Welt.“
„Aber doch nicht in der Öffentlichkeit“, schüttelte sie mit dem Kopf.
Jamie seufzte tief, die Frau war so engstirnig, dass er Kopfschmerzen bekam.
„Wenn Sie meinen“, zuckte die Blonde mit den Schultern, „aber glauben Sie mir, Ihre Kinder haben hundertprozentig schon mal irgendwo in der Öffentlichkeit gefickt und Ihre Enkel werden es auch tun!“, sie zwinkerte ihr noch einmal zu, dann drehte sie sich um und hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.
Im gleichen Moment hielt die S – Bahn und sie waren an ihrem Ziel, dem German - Viertel angekommen, in dem Melanie mit ihrem Vater wohnte. So wie es zum Beispiel ein Chinatown gab, gab es in Currantpears ein German - Viertel. Und wie man immer so schön sagte, war dort alles typisch Deutsch.
Sie stiegen aus und rannten so schnell sie konnten zu dem Apartmentblock in dem Melanie wohnte, denn der Regen war schlimmer geworden. Ihre Kleidung war zwar schon feucht, doch nass bis auf die Knochen wollten sie nun nicht werden.
4
Vermont kam als erster aus dem verlassenen Haus. Er konnte nicht abwarten und war voraus gerannt. Ariel und Raphael waren langsamer gegangen, um den restlichen Erzengel die ebenfalls nach ihm gesucht hatten, bescheid zu geben, dass sie ihn gefunden hatten. Wie ein kleines Kind war er über die wild gewachsene Wiese gesprungen und hatte gelacht. Sogar ein paar Freudentränen hatte er in den Augen gehabt, weil er endlich wieder frei war. Freiheit war so etwas wunderbares und man sollte sie beschützen, denn sie konnte einem von einer Sekunde auf die andere genommen werden.
Er blieb stehen, schaute zum Himmel hoch und sog begierig die frische Luft in sich ein, so als ob er Sorge hatte, sie würde wieder verschwinden. In gewisser Weise hatte er das auch, denn ein kleiner pessimistischer Teil in ihm, sagte ständig, dass alles nur ein Traum wäre und das, wenn er aufwachen würde, er immer noch in diesem Keller eingesperrt sei.
Plötzlich wurde ihm schwindelig und es begann sich alles um ihn herum zu drehen. Er hatte wohl zu viel Sauerstoff auf einmal eingeatmet. Die Wiese färbte sich schwarz und sein Körper fühlte sich so eigenartig an, auch ein wenig befremdlich. Er spürte, dass er jeden Moment fallen würde, trotzdem gelang es ihm nicht, dagegen etwas zu tun.
„Raphael!“ Ariels Stimme hörte sich so merkwürdig dumpf und auch so weit weg an. Vielleicht würde er ja gar nicht ohnmächtig werden, sondern aufwachen. Der pessimistische Teil in ihm hatte also doch recht, er war noch immer in diesem Keller und die Freiheit nur ein Traum, ein so wunderschöner. Warum er? Der dicke schwarze Nebel umhüllte ihn wieder und zog ihn immer tiefer ins Nichts...
Vermont wachte wieder auf. Blinzelnd schaute er sich um und war überrascht, dass er überhaupt etwas erkennen konnte. In dem Kellerloch war alles so düster gewesen, dass er rein gar nichts sehen konnte. Hier konnte er im Mondlicht, welches sanft durch das Fenster schien, eine Kommode, einen Kleiderschrank, ein Spiegel an der Wand und ein Bett, in das er lag, ausfindig machen. Er runzelte die Stirn. Wie war er denn hierher gekommen? Hatte Sammael plötzlich ein Herz bekommen und hatte ihn auf ein Bett gelegt? Er schüttelte den Kopf. Definitiv nicht. Aber wie war er dann in das Zimmer gekommen? Natürlich! Ariel und Raphael hatten ihn gerettet. Nun fiel ihm alles wieder ein. Er war vorausgegangen, weil er es nicht abwarten konnte, nach draußen zu kommen. Dort war er in Ohnmacht gefallen, weil er zu schnell zu viel Sauerstoff zu sich genommen hatte. Vermont schimpfte sich einen Idioten und setzte sich langsam auf. Der Schmerz in seinem Hals kam wieder, als er schluckte. Auch das Stechen in seinem Kopf setzte wieder ein. Fast hätte er den Drang nicht widerstehen können, sich wieder hinzulegen, doch er wollte wissen wo Ariel und Raphael waren. Er hatte viele Fragen an sie. Vielleicht waren ja noch ein paar andere Erzengel hinzugestoßen. Außerdem musste er wissen wo er war, damit er sich ein Taxi rufen konnte, um nach Hause zu gelangen. Er musste zu seiner Nichte und zu seinem Neffen.
Vermont streckte sich und stand dann auf. Er fühlte sich noch immer matt und kraftlos. Etwas taumelnd ging er auf die Zimmertür zu. Die Klinke fühlte sich kalt unter seiner Hand an. Er drückte sie runter, öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Vor ihm erstreckte sich ein langer dunkler Flur. Aus dem Augenwinkel konnte er Licht sehen, dass von unten kam. Vermont drehte sich zur Seite und ging zur Treppe. Weil er sich so wackelig auf den Beinen fühlte, hielt er sich beim Heruntergehen am Geländer fest. Die Treppe herunter zu fallen reizte ihn gerade nicht sonderlich.
Unten angekommen drangen gedämpft Stimmen zu ihm. Es waren wieder nur zwei. Eine Frau und ein Mann. Die weibliche Stimme kristallisierte sich als Ariels heraus, die männliche konnte er noch nicht zu ordnen.
„Hey Zagzaguel. Alles klar bei dir?“, fragte ihn ein braunhaariger Mann mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Es war Erzengel Gabriel. Zwar sah dieser nicht mehr ganz so aus wie früher, aber Vermont spürte das er es war. Jeder Erzengel hatte eine ganz besondere Energie, die zu ihm passte und die unnachahmlich war. Gabriels Energie war zum Beispiel Hoffnung gebend, freudig, leuchtend und erhellend. Er saß im Schneidersitz auf einer Küchentheke und musterte ihn aus seinen dunklen Augen neugierig. Früher hatte er blaue Augen gehabt und sein Gesicht hatte nichts katzenhaftes an sich.
„Zagzaguel du bist wieder wach“, freute sich Ariel, „du hast Raphael und mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt, als du einfach umgefallen bist“, fügte die Schönheit mit der schokoladigen Haut hinzu. Sie stand auf, ging zu einem Küchenschrank und holte ein Glas und eine Karaffe heraus. Diese füllte sie mit Wasser und stellte beides auf den Tisch. „Trink, damit dein Durst endlich gelöscht wird.“
Vermont nickte ihr dankend zu, goss sich etwas in Glas und leerte es in einem Zug. Es war ein herrliches Gefühl als die kalte Flüssigkeit seine Kehle herunterfloss. Er spürte wie langsam der Schmerz nach ließ und das gefiel ihm, so dass er die ganze Karaffe austrank.
„Willst du noch was?“, fragte Ariel lächelnd.
Er schüttelte den Kopf. „Danke, nein.“ Endlich konnte er wieder sprechen, zwar kratzte es immer noch etwas in seinem Hals, aber es war erträglich.
„Ich denke so wie du aussiehst, fühlst du dich auch, hm?“
„Beschissen, ja“, bestätigte er.
„Wenn Michael, Chamuel, Jophiel und Raphael zurück sind, kannst du duschen und frische Kleidung anziehen“, sagte sie.
„Und wenn Lucifer, Azazel, Haniel und Metatron zurück sind, gibt´s auch endlich was für den Magen“, fügte Gabriel hinzu.
Duschen und Essen konnte er gerade wirklich gebrauchen und danach eine Mütze voll Schlaf, danach wäre er der glücklichste Mann der Welt. Moment mal... „Lucifer? Azazel?“ Verdutzt schaute er Gabriel an.
Er nickte. „Beide sind auf unserer Seite, aber leider immer noch gefallene Engel. Wenn Sammael nicht gewesen wäre, würde zumindest Azazel wieder ein Engel sein“, berichtete er ihm.
Vermonts Miene verfinsterte sich. Sammael. Dieser Mistbock hatte wie immer überall seine Finger mit im Spiel. Wie der es schaffte, immer wieder zu fliehen, war allerdings erstaunlich. Er könnte sich dafür Ohrfeigen, aber er bewunderte ihn dafür.
„Und um deiner Frage zu vorzukommen, ja man kann beiden trauen“, lächelte Gabriel.
„Azazel hatte wegen Sammael viel durch machen müssen, weshalb er diesen verabscheut. Durch Lucifer konnte er fliehen. Lucifer selbst war eigentlich nur bei Sammael, um schlimmeres zu verhindern, leider konnte er das mit Sammael nicht verhindern. Dafür konnte er Chamuel und Metatron wecken und sie in seine Obhut nehmen“, erzählte Ariel ihm.
„Seid ihr alle von Sammael geweckt worden?“, fragte Vermont.
Sie schüttelten beide die Köpfe.
„Ich wurde von Michael geweckt und dieser wieder herum ist von allein erwacht“, antwortete Ariel.
„Ich bin durch Tod erwacht. Der Waldelf dessen Körper ich mir ausgesucht habe, wurde getötet und das hatte mich geweckt. Wenn ich damals nicht zu einem Vampir gewandelt worden wäre, wäre ich auch von allein erwacht. Raphael wurde von Lucifer geweckt, aber auch er hätte von allein aufwachen können, wenn er nicht zu einem Vampir gewandelt worden wäre. Jophiel ist auch durch Tod erwacht“, sagte Gabriel. „Metatron und Chamuel wurden, wie schon erwähnt, von Lucifer geweckt, sie waren zu dem Zeitpunkt halbtot. Metatron hätte ebenfalls von alleine aufwachen können, wenn er nicht von einem Vampir gewandelt worden wäre.“
„Bei Haniel ist es etwas dramatischer. Er und Azazel sind in einer Werwolfsfamilie wiedergeboren worden. Sie und der Sohn des Mondes sind als Drillinge auf die Welt gekommen. Als sie noch Kinder waren, kam eines Tages Sammael zu ihnen, weckte Azazel, gab ihm nur zum Teil seine Erinnerungen wieder und stachelte ihn an, den Jungen zu töten, in dem Haniel schlief. Dies tat er leider auch. So war die Chance vertan das er wieder zu einem Erzengel werden konnte. Sammael nahm Azazel dann mit sich. Gott, wie er von dem Menschen seit ein paar Jahrtausenden genannt wurde, konnte es nicht ertragen Haniel schon wieder zu verlieren. Deshalb ließ er den leblosen Körper des Jungen zu sich holen und belebte ihn wieder“, erklärte Ariel.
„Konnte er nicht von allein aufwachen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Haniel hätte zu diesem Zeitpunkt nicht von allein aufwachen können, weil er noch viel zu tief geschlafen hatte. Wenn er im Trancezustand gewesen wäre, hätte er es schaffen können.“
„Oh, ach so.“ Sammael war wirklich ein mieser Dreckskerl. Wie konnte er Kindern so etwas antun? Vermont war sich sicher, dass in jedem etwas gutes und etwas böses steckte, aber Sammel war das pure Böse.
Eine Weile saß er nur da und ließ das von eben erfahrene erst einmal auf sich wirken, doch dann schossen ihm neue Fragen durch den Kopf, die er unbedingt stellen musste. „Bist du mit Haniel und Azazel die einzigen... wie soll ich sagen? Übernatürlichen Wesen?“, fragte Vermont Gabriel. Eine bessere Bezeichnung fand er einfach nicht. Er selbst gehörte ja nun auch zu den übernatürlichen Wesen.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Raphael ist ein Hochelf und Chamuel ein Vampyr. Michael und ich sind aber die einzigen, dessen Geburtsname identisch mit unserem Erzengelnamen ist.“
„Ich heiße normalerweise Mandy. Raphael heißt Marques, Metatron Maxime, Jophiel Lina, Lucifer hat sich den Namen Lucien zugelegt, Azazels Name ist Lennox, Haniel Cedric und Chamuel heißt Marcello“, antwortete sie ihm.
„Ich bin Vermont“, stellte er sich dann lächelnd vor. Er war froh von den anderen die erdischen Namen zu wissen, er hatte nämlich keine Lust sie ständig mit den Erzengelnamen anzusprechen. Der Mensch in ihm fragte sich was ein Sohn des Mondes und ein Vampyr war, wobei sich Letzteres eigentlich durch den Namen erklärte, aber der Erzengel in ihm beantwortete ihm schon die beiden Fragen. Der Sohn des Mondes war wie der Name schon sagte, der Sohn von dem Mond, aber nicht im körperlichen Sinne. Das Lied Hijo de la Luna beschreibt den Sohn des Mondes ziemlich gut. Alle paar Jahrhunderte wird ein Kind geboren was eine tiefe Verbindung zu dem Mond hat. Das Kind wird immer ein Werwolf sein. Geboren wird nur dann ein Sohn des Mondes, wenn der andere gestorben oder getötet worden ist.
Ein Vampyr war ein fast perfekter Mensch, einziger Makel war das er sich einmal im Monat von Blut ernähren musste und das er durch ein bestimmtes Metall getötet werden konnte. Sonst sah er aus wie ein Mensch, mit übernatürlicher Schönheit. Vampire hatten blasse Haut, Vampyre hatten eine schöne gesunde Hautfarbe. Auch fast alle Fähigkeiten waren mit den eines Vampirs gemeinsam. Die Dämonin Lamia wurde von der Dämonin Lilith verflucht, woraufhin diese sich nur noch von Blut ernähren konnte. Mit ihren Bissen im Blutrausch, konnte sie Dämonen in Ghoule verwandeln und Menschen in Nosferatu. Zwei Vorstufen der Vampire und Vampyre. Als sie sich damals in einen Menschen verliebte und von ihm Zwillinge gebar, war eines ein Vampir und das andere eine Vampyrin. Sie wurden Lamien oder Urvampire/vampyre genannt.
„Wo sind wir eigentlich hier?“, fragte er, da seine anderen Fragen von Zagzaguel beantwortet wurden.
„Außerhalb der Stadt Currantpears. Dieses Haus gehört Lucifer. Er hat es sich irgendwann einmal gekauft. Aber da er hier so gut wie nie ist, gibt es hier kein Essen, Trinken oder sonst irgendwelche Küchenutensilien, außer ein paar Gläser und die Karaffe. Die Bäder besitzen ebenfalls keine Handtücher und alle Schlafzimmer haben keine Bettwäsche, eigentlich gibt es hier nichts. Aber immerhin gibt es fließend Wasser und Strom. Trotzdem frage ich mich, wozu er das Haus überhaupt gekauft hat, wenn er sowieso nie hier ist“, antwortete Mandy ihm und seufzte: „Erzengel die steinalt sind, muss man nicht verstehen.“
Vermont schmunzelte. „Er kann aber sagen, dass er ein Haus hat.“ Er war froh, dass sie noch in der Nähe von Currantpears waren, so konnte er schnell zu seinem Neffen und seiner Nichte gehen. In ihm war schon die Befürchtung aufgestiegen, dass Sammeal ihn sonst wohin verschleppt hatte, etliche Kilometer von den beiden entfernt.
„Das ist bestimmt so ein Männerding“, schüttelte sie mit den Kopf.
„Männerding?“, sein Grinsen wurde breiter.
„Du hast mich schon verstanden. Untereinander könnt ihr euch dann mit euren Errungenschaften brüsten, selbst wenn ihr wisst, dass die Anschaffung schwachsinnig war. Bestes Beispiel ist mein Mann. Der hat mindestens neun oder zehn Motorräder, aber er fährt nicht mal mit der Hälfte davon. Und wenn man ihn fragt, warum er so viele hat, antwortet er nur blöd grinsend: 'Weil ich ich bin'. Kein Schwein brauch so viele Motorräder.“
„Schweine können damit auch gar nicht fahren“, neckte Gabriel sie.
„Ach, wer redet denn mit dir?“, zeigte sie ihm den Mittelfinger.
„Ihr Frauen seid aber auch nicht anders. Ihr habt tausende Paar Schuhe und nicht mal ein Viertel davon zieht ihr an. Meine Frau kann mit ihrer Sammlung auch eine Schuhboutique aufmachen“, meinte er und ließ sich von ihrem Stinkefinger nicht beeindrucken.
„Also können wir jetzt heiraten?“, fragte Vermont erstaunt. Früher war dies nämlich nicht der Fall gewesen, dafür wäre man sofort verbannt worden.
„Jepp und auch Kinder mit Erdlingen haben. Ich war die erste die ein Kind hatte“, sagte Mandy stolz.
„Siehst du, jetzt brüstest du dich auch, dass ist nicht nur ein Männerding“, grinste Gabriel.
Mandy steckte ihm als Antwort nur die Zunge heraus.
„Ich war aber der erste Erzengel der geheiratet hat“, freute er sich.
„Hätte ich nicht gedacht, dass dies mal der Fall sein würde, dass wir heiraten und sogar Kinder haben dürfen“, lächelte Vermont.
„Alles ändert sich eben, auch wir. Damit muss der Herr da oben klar kommen“, meinte Mandy und deutete mit einem Kopfnicken gen Himmel.
Vermont nickte. „Ich hoffe, ich muss jetzt nicht oben leben, denn ich muss mich um meine Nichte und meinen Neffen kümmern.“
„Nein, nur zu deinen Pflichten und zu Versammlungen musst du hoch. Wir leben alle auch unten und führen ein mehr oder weniger, normales Leben“, antwortete Gabriel ihm.
„Gut, hätte ja auch sein können, dass ich oben leben muss, weil ich keine Kinder habe und auch nicht verheiratet bin“, lächelte Vermont.
Mandy lächelte ebenfalls. „Nee, außer Gabriel und mir ist keiner weiter verheiratet.“
Eine Tür fiel ins Schloss und Stimmengewirr drang zu ihnen in die Küche. Sofort wurde er von einem Anflug von Nervosität überflutet, die von Zagzaguel ausging. Der Erzengel in ihm war sehr aufgeregt weitere Engel wiederzusehen. Vermont selbst freute sich darauf, wann sah man schon so viele Erzengel und gefallene Engel auf einen Haufen?
„Sie sind endlich zurück“, stellte Gabriel fest und sprang von der Theke herunter. Leichtfüßig wie eine Katze landete er auf seine Füße. Fasziniert hatte Vermont ihn dabei beobachtet. Wie geschmeidig und grazil er dabei aussah. Bemerkenswert. Ob er irgendwann auch so aussehen würde, wenn er irgendwo heruntersprang? Zagzaguel erklärte ihm, dass er in der Erzengelform ebenso anmutig ausschauen würde, doch bei Gabriel war es völlig normal, dass er es auch in normaler Form konnte, da sich alle Waldelfen so bewegten.
„Na endlich. Ich hab schon nicht mehr daran geglaubt“, meinte Mandy.
„Peace und lange Haare“, betrat ein braunhaariger junger Mann den Raum. Es war Metatron, der König aller Engelwesen. Seine Macht war in etwa Erzengel Michaels gleichzusetzen und doch war seine Energie von ganz anderer Art. Sie war sehr fein, sanft und klärend – die reine allumfassende bedingungslose Liebe. „Oh, hey Zagzaguel“, lächelte er und stellte drei Einkaufstüten auf den Tisch.
„Hi Maxime“, lächelte er zurück.
„Petzen“, meinte Maxime zu Gabriel und Mandy, die als Antwort nur unschuldig mit den Schultern zuckten. „Hab gehört Sammael ging dir auf den Sack?“
„Vermont“, sagte er auch ihm seinen Vornamen, dann nickte er auf seine andere Aussage hin. „Mh. Da kommt man nichts ahnend von einer Lesung zurück und ein Bekloppter taucht wie aus dem Nichts auf, quatscht dich mit Elfen, Werwölfen und Vampiren voll und regt sich dann auf, wenn du ihm nichts glaubst. Und aus Rache weckt er den Erzengel in dir, gibt dir all deine Erinnerungen zurück und verpasst dir so höllische Schmerzen.“
„Einmal Arschloch, immer Arschloch“, sagte Azazel, als er in die Küche kam. Dieser Aussage war nichts hinzuzufügen, da sie perfekt zutraf. Er nickte Vermont als Begrüßung zu und stellte vier Einkaufstüten auf den Tisch. Danach verließen er, Gabriel und Maxime die Küche um wahrscheinlich mit den anderen noch mehr Einkäufe herein zu holen. Er selbst half Mandy beim Auspacken der fünf Tüten. Wenn sie damit fertig wären, würde er sie fragen ob er mal ihr Handy benutzen konnte, um bei sich zu Hause anzurufen. Heute würde er hier wohl nicht mehr wegkommen.
5
Sie hätten noch so schnell rennen können, der Regen hatte sie trotzdem durchnässt. Bibbernd waren sie mit dem Lift in das Stockwerk gefahren, in dem Melanie wohnte. Dort hatten sie sich ihrer nassen Kleidung entledigt und eine warme Dusche genommen. Melanie hatte ihm den Vortritt gelassen - nicht ohne ihn wieder heftig an zu baggern - und ihm Kleidung ihres Vaters gegeben. Während er duschen war, hatte sie seine und ihre Kleidung in die Waschmaschine geworfen, um sie zu waschen und danach zu trocknen.
Nun saß Jamie auf ihrem Bett und wartete darauf, dass sie mit dem Duschen fertig wurde. Plötzlich klingelte es an der Tür. Was sollte er jetzt tun? Einfach hingehen und die Tür öffnen oder einfach klingeln lassen? Melanies Vater war arbeiten und sie duschte noch, also war er gerade der einzige der die Tür öffnen konnte. Aber er ging ungern bei anderen an die Tür. Es sei denn er wurde dazu aufgefordert, alles andere war eindeutig unhöflich. Seine Eltern hatten stets auf eine gute Erziehung geachtet.
Es klingelte ein zweites mal. Melanie schien es nicht zu hören. Jamie stand auf und ging zum Badezimmer, wo er das Wasser immer noch rauschen hörte. Dort klopfte er an. „Mel?“ Keine Reaktion. Er klopfte ein zweites und ein drittes Mal, doch sie reagierte immer noch nicht. An der Tür klingelte es auch schon wieder. Er seufzte tief und ging zum Eingang. Manchmal war es echt nicht normal wie lange Weiber im Bad brauchten!
Jamie drückte auf den Knopf der Freisprechanlage. „Wer ist da?“, fragte er. Ein kleines Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, als er ein schüchternes 'Ida' hörte. Sie gehörte ebenfalls zur Dancecrew, aber erst seit sechs Monaten. Er ließ sie hoch und in die Wohnung. Gerade in diesem Moment kam endlich Melanie aus dem Badezimmer.
„Madame ist fertig“, bemerkte Jamie spitz.
„Schönheit braucht eben Zeit“, zuckte sie unberührt mit den Schultern. „Aber das kann jemand nicht verstehen, der sogar in einem Kartoffelsack geil aussieht.“, fügte sie noch hinzu.
Er verdrehte nur die Augen, enthielt sich aber seiner Meinung.
„Süße was führt dich zu mir?“, wandte sie sich dann an Ida.
„Na ja, ich war eben kurz beim Bäcker und wollte mir eine Streuselschnecke kaufen und als ich die Haustür aufschließen wollte, hab ich gemerkt, dass ich den Schlüssel vergessen hatte. Da meine Eltern noch arbeiten sind, komm ich nicht rein“, berichtete sie ihr und schaute betreten zu Boden. Ida war das schüchternste und ängstlichste Mädchen das Jamie kannte. Sie versuchte immer so wenig wie möglich aufzufallen, doch bei ihrer auffälligen roten Naturhaarfarbe konnte sie sich wenig verstecken. Es war irgendwie süß und weckte den Beschützerinstinkt in ihm, aber auf Dauer war das nicht wirklich gut, dass sie so zurückhaltend war. Dies war einer der Hauptgründe warum sie in die Crew kam. Sie sollte lernen mehr aus sich heraus zu kommen und ihr Selbstvertrauen stärken.
Melanie schmunzelte. „Seit wann bist du so verplant? Übernimmst du jetzt meinen Part?“
„Vielleicht?“, lächelte sie leicht.
Jamie musterte die Blonde und schüttelte dann den Kopf. Sie hatte eine halbe Ewigkeit im Bad gebraucht, wo er sich fünfmal an und ausziehen hätte können, doch das einzige was sie trug, war nur ein Handtuch was sie um ihren Körper geschlungen hatte. „Dafür das du so lange im Bad gebraucht hast, hast du ja nicht viel an“, bemerkte er.
Sie schaute ihn breit grinsend an. „Das habe ich nur für dich an, meine geile Drecksau. Du sollst mir ja erst mit der Schmerzsalbe meinen Rücken eincremen und danach meine geilen Titten massieren.“
„Wovon träumst du nachts? Äh... ich will es gar nicht wissen“, fügte er schnell hinzu. Obwohl es vielleicht schon interessant wäre, zu erfahren was sie oder andere Mädels so hübsches träumten. Bei Melanie konnte es aber nur irgendetwas mit Sex sein.
„Von Sex, wilden Partys und vielen harten Schwänzen“, antwortete sie grinsend und Jamie glaubte ihr sogar. Dieses Mädchen war wirklich eine Klasse für sich. Um so mehr sie übers vögeln redeten, umso größere Lust bekam er darauf. Er sollte wohl am besten bald gehen. Hoffentlich würden die Sachen schnell trocknen...
„Nymphomanin“, kicherte Ida.
„Ach Süße, wenn du es auch irgendwann getan hast, wirst du verstehen warum ich an nichts anderes mehr denken kann“, legte Melanie einen Arm um sie und zwinkerte ihr zu. „Außerdem habe ich gelesen, dass ihr Rothaarigen sexuell ziemlich aktiv seid, dass ist sogar wissenschaftlich bewiesen.“
„Aja...“, lächelte sie.
„Außerdem, wer will dieses Prachtexemplar von einem Mann denn nicht gerne mal vernaschen?“, deutete sie auf Jamie. Ida schaute zu ihm und als sich ihre Blicke trafen wurde sie ganz rot. Schnell schaute sie zu Boden. Jamie musste deshalb schmunzeln. Ihre Art war schon ziemlich süß.
„Kommt, meine Süßen, wir machen uns jetzt was zu futtern“, meinte Melanie und ging in die Küche. Er und Ida folgten ihr. Jamie spürte, dass er auch langsam Hunger bekam.
„Mir brauchst du nichts machen, ich hab doch schon meine Streuselschnecke gegessen“, sagte Ida.
„Ach quatsch nicht blöd rum, du frisst mit“, widersprach die Blonde ihr, „außerdem sieht's scheiße aus, wenn wir was essen und du zu schaust.“
„Aber...“, begann die Rothaarige zu protestieren.
„Klappe“, unterbrach Melanie sie und ging zum Kühlschrank. Sie öffnete ihn und beugte sich vor, um besser hinein schauen zu können.
Jamies Augen wanderten ihren nackten Beinen hinauf und hielten dort wo sich das Handtuch spannte. Er fragte sich ob sie einen Tanga oder Slip trug, dabei regte sich jemand in seiner Hose bei der Vorstellung das sie nichts darunter an hatte. Schnell wandte er den Blick ab und setzte sich mit dem Rücken zu ihr an den Küchentisch. Warum war er denn plötzlich so geil? Machten ihn Gefahrensituationen auch scharf, oder was? Wenn ja, setzte dies aber ziemlich spät ein. Melanie war aber auch ein ziemlich attraktives Mädchen und unter anderen Umständen hätte er sie geknallt. Aber er wollte das Crewkarma nicht zerstören, also riss er sich zusammen. Zum Glück war Ida da, sonst hätte er für nichts garantieren können. Die Rothaarige setzte sich ebenfalls an den Tisch.
Ein paar Minuten schwiegen sie sich an und hörten Melanies undeutlichem Gemurmel zu, was Jamie als Selbstgespräch abtat. Konnte aber auch sein, dass sie mit dem Inhalt des Kühlschranks sprach. Unweigerlich musste er grinsen.
„Hörste Kleines? Jetzt quatscht sie die arme Salami mit ihren Sexgeschichten voll“, sagte er zu Ida.
Sie nickte kichernd. „Ja, oder sie macht die arme Bockwurst an, weil sie sie an einen steifen Penis erinnert.“ Bei ihm fehlte auch nicht mehr viel zu einem Steifen. Ach verdammt! Was war denn heute los? Ständig landeten sie beim ficken. War heute Tag des Sexes oder was? Er musste schnell ein anderes Thema finden, was so erregbar wie ein Haufen Scheiße war, sonst würde er noch zum super Stecher mutieren.
„Lästert ihr Schweine etwa über mich?“, fragte Melanie.
Jamie drehte sich zu ihr um und sah, dass sie einige Wurstsorten, Käse, Brotaufstrich, Margarine und Marmelade auf die Küchentheken gestellt hatte.
„Nö, wieso? Haben wir so leise gesprochen?“, fragte er zurück.
Die Blonde ging zu einem anderen Schrank und holte Toast hervor. Danach fischte sie aus einer Schublade drei Messer heraus. „Her kommen, ich schlepp den ganzen Scheiß nicht bis dahinten zu euch“, meinte sie und setzte sich auf einem Hocker.
„Zu Befehl, Madame“, salutierte Jamie. Ida musste daraufhin kichern.
„Das heißt: meine Herrin, Sklave“, widersprach die Blonde ihm.
Jamie schnaubte belustigt. „Träum weiter, Babe.“ Er ging mit Ida zu ihr hin und ließ diese bewusst zwischen ihm und Melanie sitzen. Er wusste, dass sie ihn sonst wieder nur ärgern würde, wodurch er nur noch geiler werden würde.
Nachdem sie mit dem Essen fertig geworden waren, klingelte sein Handy wieder. Er wollte es eigentlich ignorieren, weil er wusste, dass es seine Schwester war. Doch nach dem dritten Anrufversuch ihrerseits ging er ran, da es ihm tierisch auf den Sack ging. Das Handy einfach so auszuschalten, wie er es tatsächlich vor hatte, brachte er dann doch nicht übers Herz. Seine Schwester würde krank werden vor Sorge. Auch bei diesem Telefonat war sie sehr besorgt, weil Onkel Vermont noch nicht zu Hause angekommen war und nicht an seinem Mobiltelefon heranging, was er normalerweise fast immer tat. Er war zu einigen Städten gereist, um Lesungen seines neuen Buchs zuführen. Gestern Abend wollte er eigentlich zurück sein. Sein Flieger war gelandet und er hatte auch ausgecheckt, zu Hause kam er aber nicht an.Doch da hatten sie noch gedacht, dass er eine nette Frau kennengelernt und bei ihr die Nacht verbracht hatte. Dies tat er öfter mal, aber am nächsten Morgen kam nach Hause. Nun war es fast Mittag und er war noch immer nicht zurück, nicht mal gemeldet hatte er sich.
Langsam machte auch Jamie sich Sorgen, wo sein Onkel stecken könnte. Er erklärte Ida und Melanie die Lage und machte sich dann auf den Heim weg. Seine Sachen würde er abholen, wenn er die Kleidung von Melanies Vater gewaschen hatte. Lissiana klang am Telefon so aufgelöst, dass er sie nicht allein lassen konnte. So herzlos war er nun auch nicht. Streit hin oder her.
***
Gegen Nachmittag bekam Jamie eine SMS von Melanie, ob Vermont schon aufgetaucht war. Das war er nicht, aber er hatte angerufen, dass es ihm gut ginge und er morgen nach Hause kommen würde. Warum hatte er nicht erzählt, dies würde er dann noch tun.
Wegen ihren Rückenschmerzen würde sie heute nicht zu ihrem Treffpunkt dem Steg am See gehen, deshalb beschloss Jamie ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Durch den Streit mit Cody hatte er keine Lust dorthin zu gehen. Außerdem gab er sich die Schuld daran, denn der Vampir- Typ hatte sie wegen ihn weg geschleudert. Arschloch! Es gab aber auch bekloppte Menschen auf der Welt. Der eine dachte, er wäre ein Vampir und der andere sabbelte von Werwölfen, Vampiren und Elfen. Wirklich beschränkt.
Mit seiner Schwester hatte er sich wieder vertragen, aber von dem Vorfall heute Vormittag hatte er ihr nichts erzählt. Sie würde sich wieder nur unnötig Sorgen machen. Da sie gerade wieder arbeiten war, ein paar Babys auf die Welt helfen und keiner seiner beiden Onkel da war, hielt ihn zu Hause sowieso nichts. Also ging er wieder zu Melanie. Die Kleidung ihres Vaters hatte er gewaschen und durch den Wäschetrockner war sie auch schon wieder trocken.
Das Wetter hatte sich inzwischen wieder geändert und es war strahlender Sonnenschein. Er fuhr mit der S – Bahn wieder ins German Viertel und ging zu Melanies Apartmentblock.
„Wir kaufen nichts, wir betteln selber“, sprach sie durch die Freisprechanlage und ließ ihn dann hoch. An der Tür begrüßte sie ihn in einem lilafarbenen Longshirt und seiner Kapuzenjacke, die sie darüber angezogen hatte.
„Meine Jacke gefällt dir wohl“, bemerkte er.
„Jepp, die fetzt. Die passt wie angegossen. Schenkst mir die?“, grinste sie.
„Nö“, antwortete er.
Sie verzog das Gesicht. „Du gönnst mir aber auch nichts, Fiesling.“
„Ich weiß“, grinste er jetzt, dann drückte er ihr die Tüte mit der Kleidung in die Hand. Sie brachte die Sachen ins Schlafzimmer und er ging in ihrem Zimmer. Dort setzte er sich auf ihrem Sofa. Kurz darauf kam auch sie wieder.
„Oh Baby, du hättest dich auch auf meinem Bett legen können, dann hätten wir ein bisschen Spaß haben können“, grinste sie, doch als sie sich in eine sexy Pose stellen wollte, verzog sie schmerzverzerrt das Gesicht, „verdammte Rückenschmerzen versauen einen aber auch alles!“, murrte sie.
„Eigentlich müsstest du Anzeige erstatten“, sagte Jamie.
„Ich hab mir aber nicht die scheiß Fresse von dem Typen gemerkt und Anzeige gegen Unbekannt ist blöd.“
„Stimmt auch wieder. Außerdem glauben uns die Bullen kein Wort. Würde ich auch nicht, ehrlich gesagt. Ein Typ der denkt er wäre ein Vampir, schleudert dich weg um mich zu beißen“, schüttelte er den Kopf. „Was willst du denn deinem Dad erzählen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Weiß ich noch nicht. Vielleicht beim Schlafen verlegen oder so.“
„Haste deinen Rücken schon eingecremt?“
„Jepp, hat klein Ida gemacht. Sie wollte aber nicht meine Brüste massieren, sie ist noch ein bisschen zu schüchtern“, grinste sie.
Jamie schüttelte den Kopf. „Du nun wieder. Wenn es aber schlimmer wird, solltest du zum Arzt gehen“, musterte er sie dann besorgt.
„Ui, wie süß, du machst dir Sorgen um mich“, grinste sie wieder und warf ihm Luftküsse zu.
Er verdrehte die Augen. „Ich mein das ernst.“
„Ja Onkel Doc, werde ich machen“, zwinkerte sie ihm zu. „Weißte was wir jetzt machen?“
„Nein, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen.“
„Wir skypen mit meiner Cousine Mia. Die fetzt voll“, sagte sie, schnappte sich ihren Laptop und setzte sich zu ihm auf das Sofa.
„Wohnt die nicht in Deutschland?“, runzelte er die Stirn.
„In Berlin, und?“
„Es ist dort erst 7.30 Uhr, das weißt du schon?“
Melanie zuckte wieder mit den Schultern. „Na und? Die ist hundertpro schon wach. Ihr Freund ist Arzt, außerdem hat sie mit 'nem Kumpel ein Tattoostudio was sie in ein paar Stunden wieder öffnen muss. Außerdem haben wir das schon öfter gemacht. Obwohl, sie ist ja mit der Band Aluka als Groupie unterwegs. Die machen gerade eine Amerikatour. Vielleicht könnte sie doch noch schlafen“, sie wurde kurz nachdenklich, „ach, Quatsch, wir sind verabredet, also ist sie wach.“
„Na dann.“
Sie schaltete den Laptop ein und als dieser hochgefahren war, öffnete sie das Skypefenster um mit ihre Cousine zu Videotelefonieren.
Nach kurzer Wartezeit erschien eine schwarzhaarige hübsche Frau auf dem Bildschirm.
Sie grinste breit. „Na Baby, alles klar?“
„Joa, hab nur´n biss´l Rückenschmerzen und bei dir?“, antwortete Melanie.
„Klar, bei mir immer. Wieso Rückenschmerzen? Haste dich beim ficken verrenkt? Uhh, was für eine geile Schlampe hast du denn da neben dir zu sitzen?“, schaute Mia nun Jamie direkt an.
Geile Schlampe? Er musste grinsen. So wurde er auch noch nicht bezeichnet.
„Nee, beim liegen“, log Melanie. „Das ist Jamie, die geile Drecksau“, wuschelte sie ihm durch das hellbraune Haar.
„Hi“, sagte er, weil ihm nichts besseres einfiel.
„Bist wohl schüchtern, was?“, grinste sie.
„Nö, nicht das ich wüsste“, grinste er zurück.
„Mein geiles Aussehen verschlägt dir die Sprache, was?“
„Vielleicht.“
„Mach dich ran da“, forderte Mia ihre Cousine auf.
„Mach ich schon die ganze Zeit, aber er ziert sich noch.“
„Ist er ein bisschen verklemmt?“
„Nee, aber er will das Crewkarma nicht zerstören“, antwortete Melanie.
„Ach Quatsch, durch Sex wird es noch verstärkt, glaub mir Kleiner“, zwinkerte sie Jamie zu.
„Aja“, grinste er wieder. Nun wusste er von wem Melanie das ständige Gesabbel von Sex her hatte. Ihre Cousine war ihm aber sympathisch.
„Ey, weißte an wen du mich erinnerst?“, fragte Mia ihn dann.
„Nein?“, wunderte er sich.
„An Maxime, die olle Schlampe.“
Er runzelte die Stirn. „Maxime?“
„Von der Band Aluka. Du hast irgendwie ein bisschen Ähnlichkeit mit ihm. Nur seine Haare sind etwas dunkler und er hat verschiedenfarbige Augen. Aber euer Grinsen ist gleich“, erklärte sie.
„Ja, das ist mir auch schon aufgefallen“, stimmte Melanie ihr zu.
„Äh, danke? Ich nehme das mal als Kompliment auf.“ Er fühlte sich schon geehrt einer Berühmtheit ähnlich zu sehen, dennoch wollte er ein Unikat sein. Die Band Aluka mochte er, sie machte gute Musik und die Stimme vom Sänger Maxime war genial. Aluka war eine Gothicband aus Deutschland(aber nur ein Mitglied davon war wirklich deutsch). Sie coverte aber auch Lieder aus andere Bereichen. Sie bestand aus sechs Personen. Den besagten Sänger Maxime, zwei Gitarristen(Bass- und E - Gitarre) Jake und Felix, einen Schlagzeuger Eric, eine Kyboardspielerin Lilly und noch einer Sängerin Lina.
„Kannste auch, er ist doch 'ne geile Schlampe“, grinste Mia.
„Ja, aber leider verlobt. Die anderen Sahneschnitten aus der Band sind ebenfalls vergeben“, seufzte Melanie.
„Na und? Ich bagger die trotzdem immer an. Besonders meine geile Schlampe Felix. Aber Maximes Verlobte Ciara ziert sich auch immer noch einen Dreier zu machen. Die ist irgendwie wie Horus“, seufzte sie dann ebenfalls.
„Wer ist denn Horus?“, fragte Jamie.
„Ein verklemmter alter Sack“, antwortete Mia.
„Sei froh, dass er das nicht gehört hat“, rief eine männliche Stimme ihr zu.
„Und wenn schon“, rief sie zurück und zuckte mit den Schultern. Sie drehte ihren Kopf zur Seite. „Seid ihr endlich von eurem Radiointerview zurück?“
„Yo“, antwortete die männliche Stimme. „Was machst du da eigentlich schon wieder?“
„Vor der Webcam geile Fingerspiele machen.“
„Skypst wieder mit deiner Cousine, wa?“ Die Stimme kam näher und entpuppte sich dann als braungebrannter blonder Mann mit Irokesenschnitt. Es war der E- Gitarrist von Aluka.
Das Melanies Cousine einige Berühmtheiten kannte, wusste Jamie und er hatte es ihr auch geglaubt. Denn Melanie war nicht der Typ dafür, sich irgendetwas aus zu denken, nur um Aufmerksamkeit zu erregen, das schaffte sie auch so. Nun aber hatte er Beweise. Außerdem war Cody der Kusscousin von Felix, Eric und Lilly, die allesamt Geschwister waren, wobei Eric und Felix Zwillinge waren.
„Na ihr“, begrüßte er Jamie und Melanie mit einem Grinsen.
„Hey“, lächelte Melanie ihm verführerisch zu.
„Hi“, sagte Jamie, weil ihm auch diesmal nichts besseres einfiel. Was hätte er auch sonst noch sagen sollen? Er war zwar nicht schüchtern und ging auch auf andere Menschen zu, aber man lernte nicht jeden Tag eine Berühmtheit kennen.
„Alles klar bei euch?“, fragte Felix.
„Immer doch, besonders wenn man sexy Kerle um sich hat“, zwinkerte Melanie ihm zu, woraufhin er schmunzeln musste.
„Schlechten Menschen geht´s immer gut“, lächelte Jamie leicht.
„Jepp, so soll´s sein“, grinste Felix, dann wandte er sich an Mia: „Skypst du noch lange?“
„Keine Ahnung, wieso?“
„Weil gleich Bandprobe ist. Du kannst auch hier bleiben, nur ich wollt´s dir gesagt haben, sonst heulste nachher wieder“, antwortete er.
„Na wenn ihr Penner mich beim ersten Mal nicht mitgenommen habt? Wie´n alten kaputten Regenschirm habt ihr mich zurück gelassen“, murrte sie.
„Du hast doch geschlafen. Wir wollten dir etwas gutes tun und haben dich schlafen lassen.“
„Ihr hättet mich aber wecken können.“
„Um dann eine maulende Myrte zu haben? Nein danke“, grinste Felix.
„Ey ja. Jake ist hier das Murmeltier, der mault immer wenn er geweckt wird, ich nicht“, protestierte Mia.
„Heul doch, zieh dir ´n Röckchen an“, neckte er sie, dann schaute er zu Jamie und Melanie. „Seit diesem Vorfall, geht se nur noch dann schlafen, wenn wir schlafen gehen und steht auf, wenn wir aufstehen. Manchmal ist sie sogar schon früher wach und geht mir auf den Sack“, berichtete er ihnen.
„Hab ich schon. Was´n? Wenn mir langweilig ist?“, zuckte Mia mit den Schultern.
„Würde ich aber auch machen“, grinste Melanie.
„Gutes Kind, dass ist meine Cousine“, lobte Mia sie.
„Das war klar“, schüttelte Felix den Kopf.
„Weiber eben“, meinte Jamie.
„Man kann nicht mit ihnen, aber ohne ihnen ist´s auch scheiße“, stimmte Felix ihm zu.
„Ey, was soll´n das heißen?“, fragten Mia und Melanie gleichzeitig.
„Nichts“, lächelten Jamie und Felix unschuldig, wie kleine Engel.
„Ja, ja. Verarschen können wir uns auch alleine“, meinte Mia.
„Ach heul nicht und komm jetzt. Unsere Manager rennen bestimmt schon wieder Kreise, weil se los woll´n“, sagte Felix.
„Mir doch egal, und wenn Marc und Mad achten laufen.“
„Dann bleibste eben hier“, zuckte er mit den Schultern.
„Is ja schon jut. Also Süße, wir skypen morgen wieder“, lächelte sie Melanie an, dann schaute sie zu Jamie. „Wenn du achtzehn bist, ficken wir beide mal oder machen ´nen Dreier.“
„Machen wa“, lächelte Melanie zurück.
„Okay“, schmunzelte Jamie. Mel war eindeutig ihre Cousine, diese direkte Art war unvergleichlich. Obwohl er auch ziemlich direkt war, aber so hatte er noch kein Mädchen angesprochen.
Sie verabschiedeten sich von einander und Melanie klappte ihren Laptop wieder zu.
„So, was machen wir zwei Hübschen jetzt?“, fragte sie Jamie.
Er zuckte mit den Schultern. „Kein Plan, schlag was vor.“
„Ficken“, grinste sie.
„Das war klar, dass das kommen würde. Du musst deinen Rücken schonen.“
„Ach, wenn ich unten bin, geht´s“, grinste sie wieder.
„Trotzdem“, blieb er konsequent.
„Aber mit meiner Cousine willste es“, zog sie einen Schmollmund.
„Ich steh auf Dunkelhaarige“, grinste nun er. Er bevorzugte zwar keinen bestimmen Haartypen, aber Melanie zu ärgern machte Spaß.
Ihre Augen formten sich zu Schlitzen. „Arschloch.“
„Ich weiß.“
„Das ist unfair“, verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust.
Natürlich war es das, aber ihm war die Tanzgruppe sehr wichtig und er wusste das es bei ihr ebenfalls der Fall war. Er wollte einfach nicht, dass diese eventuell auseinander brach, nur weil sie nicht die Finger von einander lassen konnten. „Ich finde halt, dass Lex recht hat“, sagte er dann.
„Hast ja recht“, zeigte sie endlich Einsicht. Jamie wusste aber, dass sie es trotzdem immer wieder versuchen würde. Melanie wäre nicht Melanie, wenn sie so schnell aufgeben würde.
Plötzlich klopfte es an ihrer Zimmertür. „Blöße bedecken, ich komm rein“, rief ihr Vater und öffnete die Tür.
„Paps“, freute sie sich. „Wir haben gar nicht gehört, wann du nach Hause gekommen bist.“
„Bin auch eben erst rein“, antwortete er. „Na Jamie, allet klärchen?“, lächelte er ihn an.
„Immer doch“, lächelte er zurück.
„Hat es wieder geregnet?“, fragte Melanie, weil ihr Vater ziemlich durchnässt aussah.
„Nee, die Luftfeuchtigkeit ist so hoch“, antwortete er wieder. „Sitzt ihr auf eure Ohren? Es gießt wie aus Eimern! Man wird schon nass, wenn man den kurzen Weg zum Auto nimmt.“
Erst jetzt hörte Jamie, dass es regnete. Er schaute zum Fenster und sah, dass es auch schon langsam dunkel wurde. Wie schnell die Zeit vergangen war. Ihm kam es gar nicht so lange vor, dass sie mit Mia über Skype gesprochen haben. Nach Hause würde er jetzt noch nicht kommen und so wie es aussah würde der Regen in den nächsten Stunden auch nicht aufhören. Seine Schwester schien noch nicht von der Arbeit zurück zu sein, sonst hätte sie schon längst angerufen.
„Wie´s aussieht wirst du wohl heute bei mir schlafen“, grinste Melanie ihn schelmisch an.
„Das auch noch“, seufzte Jamie theatralisch.
„Ich kann dich auch nach Hause fahren“, schlug Melanies Vater vor. „Ich weiß das meine Tochter ein kleines Sexmonster ist, die Nachbarn erzählen es mir oft genug, aber was soll ich machen? Sie ins Kloster stecken?“, fügte verschmitzt lächelnd hinzu.
„Da würde ich mir ein paar Nonnen schnappen“, sagte Melanie prompt.
„Des war klar“, schüttelte Steffen grinsend den Kopf.
„Ach passt schon. Ich schreib Liz nachher ´ne SMS, dass ich heute Nacht woanders schlafe“, sagte er. Er wollte nicht, dass Melanies Vater extra noch mal wegen ihm los fahren musste, er sollte lieber seinen Feierabend genießen.
„Okay, dann dusch ich jetzt und bestell' uns dann etwas beim Chinesen. Hab Bock darauf, außerdem wartet noch ein bisschen Arbeit auf mich“, lächelte Steffen. „Und falls mein herzallerliebstes Töchterlein dir die Nacht auf die Nerven geht, sperr sie in den Schrank.“
„Du sollst dir nicht immer Arbeit mit nach Hause nehmen, du arbeitest dich noch mal tot“, schaute Melanie ihren Vater vorwurfsvoll an. Sein Necken übersah sie dabei absichtlich.
„Ach Quatsch“, winkte er ab, dann schloss er die Tür wieder.
„Der ist Stur wie´n alter Maulesel“, seufzte sie.
„Väter eben“, lächelte Jamie leicht. Sein Vater hatte als Bürgermeister auch immer viel zu tun gehabt, dennoch hatte er sich am Wochenende und in den Ferien immer viel Zeit für seine Familie genommen. Die aufkommende Sehnsucht nach ihm, unterdrückte er schnell. Zwar hatte er den Tod seiner Eltern inzwischen verkraftet, dennoch hörte der Schmerz nie auf und er vermisste sie jeden Tag. An manchen Tagen war es erträglicher als an anderen. Jamie holte sein Handy heraus und schrieb Lissiana eine SMS, wo er war und dass er heute nicht nach Hause kommen würde, damit sie sich keine Sorgen machen brauchte.
Eine Stunde später aßen sie mit Steffen das Bestellte vom Chinesen. Sie sprachen über dies und jenes. Melanie erzählte ihm, dass sie sich angeblich verlegen haben musste, als er bemerkte, dass sie Rückenschmerzen hatte.
Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, verzog sich ihr Vater in seinem Arbeitszimmer zurück und Jamie und Melanie in ihrem Zimmer.
Er wollte gerade ihr Sofa auseinander ziehen, um es für die Nacht fertig zu machen, als Melanie ihm ein Kissen an den Kopf warf. Sie lag kichernd in ihrem Bett.
Er drehte sich zu ihr um. „Willste jetzt ´ne Kissenschlacht machen?“
„Nö, aber du kannst ruhig bei mir mit im Bett schlafen. Ich werde ganz lieb sein, außerdem hat Lex nichts gegen kuscheln gesagt“, antwortete sie.
„Aja.“ Er richtete sich auf und ging zu ihr auf das Bett. Jamie glaubte zwar, dass sie nicht mal lieb war, wenn sie schlief, aber um ehrlich zu sein hatte er keine Lust das Sofa auseinander zu klappen.
„Braver Junge“, grinste sie und kuschelte sich an ihn. „Mal sehen was so in der Glotze läuft“, nahm sie die Fernbedienung von ihrem Nachttisch und schaltete den Fernseher an.
Wirklich etwas interessantes kam nicht. Vielleicht waren sie aber auch inzwischen zu müde geworden, um irgendetwas interessant zu finden.
„Schlafen?“, fragte sie.
Jamie nickte. Melanie schaltete den Fernseher wieder aus und löschte auch das Nachttischlicht.
„Singst du mir ein Schlaflied?“, fragte sie wieder und er spürte das sie grinste.
„Wenn´s denn sein muss“, grinste er ebenfalls.
„Ja, muss es.“
„Was willst du hören?“
„Von Lana del Rey 'Never let me go'“, antwortete sie prompt.
Er räusperte sich und fing dann an zu singen: „Hold me in your arms
Love me like your best friends did
Promise I won’t hurt you kid
Hold me really tight until the stars look big
Never let me go
All the world is ours
Like they say in Scarface kid
You can push your drugs and I can make it big
Singing CBGB have a real good gig
Hey you never know
Cause baby we were born to live fast and die young
Born to be bad, have fun
Honey, you and me can be one
Just believe, come on
If you love me hardcore, then don’t walk away
It’s a game boy
I don’t wanna play
I just wanna be your’s
Like I always say
Never let me go
Boy, we’re in a world war
Let’s go all the way
Put your foot to the floor
Really walk away
Tell me that you need me more and more everyday
Never let me go, just stay
We gonna go far
I can already taste it kid
Ellie’s gonna look real good
Drive me in your car until the sky gets big
Never let me go
Send me to the stars
Tell me when I get there kid
I can be your Nancy
You can be my Sid
Get into some trouble like our parents did
Hey, they’ll never know
Cause baby we were born to be bad
Move on
Built to go fast
Stay strong
Honey, you and me and no one
Just believe
Come on
If you love me hardcore, then don’t walk away
It’s a game boy
I don’t wanna play
I just wanna be your’s
Like I always say
Never let me go
Boy, we’re in a world war
Let’s go all the way
Put your foot to the floor
Really walk away
Tell me that you need me more and more everyday
Never let me go, just stay
I remember when I saw you for the first time
You were laughing
Sparking like a new dime
I came over
“Hello, can you be mine?”
Can you be mine
Can you be mine?
If you love me hardcore, then don’t walk away
It’s a game boy
I don’t wanna play
I just wanna be your’s
Like I always say
Never let me go
Baby it’s a sweet life
Sing it like song
It’s a short trip
Only getting one who can count on my love more than anyone
Never let me go
If you love me hardcore, then don’t walk away
It’s a game boy
I don’t wanna play
I just wanna be your’s
Like I always say
Never let me go
Boy, we’re in a world war
Let’s go all the way
Put your foot to the floor
Really walk away
Tell me that you need me more and more everyday
Never let me go, just stay.
“
Als er geendet hatte, kuschelte sie sich enger an ihm und seufzte: „Ich liebe deine Stimme, die ist einfach der Wahnsinn.“
Er streichelte ihr als Antwort kurz durch das Haar. Wenig später schliefen sie ein
Bildmaterialien: Angel Sanctuary - Setsuna
Tag der Veröffentlichung: 05.12.2010
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