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Thaddäus und seine drei Schwestern...

…wurden am 1. August 2006 auf dem Teppichboden meines Schlafzimmers geboren. Josie, seine wundervolle Mutter, war viel zu früh und völlig unerwartet schwanger geworden. Ich hatte mit der Tierärztin besprochen, dass wir ihre erste Rolligkeit abwarten, um sie dann kastrieren zu lassen. Auf die typischen Anzeichen dieser Rolligkeit wartete ich umsonst. Josie wurde weder besonders anhänglich noch laut, noch wälzte sie sich auf dem Boden herum. Stattdessen war sie, noch kein Jahr alt, plötzlich schwanger.

Für mich war trotz Allem klar, dass diese Babys auf die Welt kommen sollten und ich ein schönes Zuhause für sie finden würde.

Bei der Geburt selbst war ich nicht Zuhause, so übernahm meine Mutter die Aufgabe der Hebamme ganz fantastisch. Es gab gleich beim ersten Welpen Komplikationen, die kleine Monkey war eine Steißgeburt, aber nachdem sie auf der Welt war, ging es mit den anderen Dreien ganz schnell.

Josie war wie erwartet eine fantastische, wenn auch sehr junge Mutter. Sie machte ihre Arbeit sehr gut und gewissenhaft, bis die vier Katzenwelpen im Alter von 12 Wochen alt genug waren, um auszuziehen.

 

 

So weit so gut, Gary, Monkey und Elli hatten schon wenige Wochen nach ihrer Geburt ein neues Zuhause gefunden, doch der kleine grau-schwarz-weiß-getigerte Kater mit den großen Kulleraugen, die wie Murmeln aussahen, hatte noch niemanden gefunden, der ihn haben wollte und somit auch noch keinen Namen.

 

 

Für mich wäre es kein großes Drama gewesen, den Kleinen zu behalten, wenn ihn niemand gewollt hätte. Ob nun zwei oder drei Katzen bei mir wohnten, hätte in unserem großen Hause mit dem riesigen Garten nun wahrlich keinen Unterschied mehr gemacht.

Doch es sollte vorerst anders kommen.

Meine sechzehnjährige Nichte hatte den kleinen Mann schon von Anfang an ins Herz geschlossen. Kathi beknetete ihre Mutter Petra so lange, bis diese sich endlich geschlagen gab. Thaddäus, wie der Katzen-Junge nun von Kathi getauft worden war, durfte im Herbst ebenfalls wie seine Schwestern in sein neues Zuhause ziehen. Unter der Bedingung, dass Thaddäus ausschließlich in Kathis Wohnteil des ebenerdigen, schlauchförmigen alten Hauses wohnte, um Sammy, Petras ehemaligem Tierheim-Hund, aus dem Weg zu gehen, von dem man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ob er verträglich mit Katzen war.

 

 

 

 

 

 

Bis kurz vor Weihnachten ging alles gut. Und dann kam an einem Samstagmorgen ein Anruf von Kathi. Sie war fix und fertig, völlig aufgelöst.
„Andrea, ich bin alleine zu Hause. Mama ist arbeiten, und Sammy hat Thaddäus gebissen.“

Wie es schien, hatte der kleine übermütige Katermann einen günstigen Moment abgepasst, war aus Kathis Wohnteil geflüchtet und geradewegs in Sammys Gesicht gesprungen, der daraufhin kurzen Prozess gemacht und nach Thaddäus geschnappt hatte.

Meine Mutter und ich machten uns sofort auf den Weg, um in das mit dem Auto etwa fünfzehn Minuten entfernte Dorf, in dem Kathi wohnte, zu fahren.

Das kleine Häufchen Katzen-Elend, das wir vorfanden, war trotz allem sehr tapfer. Der vier Monate alte Kater saß auf einem großen Kissen in Kathis Schlafzimmer, die Vorderpfötchen untergeschlagen und sah uns aus seinen wirklich großen Murmelaugen an. Eines davon, sein linkes, war blutunterlaufen, und die Gesichtshälfte darunter war gefährlich angeschwollen.

Wir fackelten nicht lange und packten Thaddäus in die Transportkiste. Das unglaublich süße und geduldige Kerlchen ließ ohne Murren alles über sich ergehen.

Bereits in diesem Moment hatte ich für mich einen Entschluss gefasst, der zwar Kathi das Herz brechen sollte, aber der – wie auch sie einsehen musste – die einzig richtige Lösung war.

Kaum hatten wir die Tierarztpraxis betreten, wurde Thaddäus als Notfall dazwischen geschoben.

Als die Ärztin das lädierte Katzenkind aus der Transportkiste holte, verlor auch sie auf den ersten Blick ihr Herz an den irgendwie besonderen Kater.

Kathi weinte die ganze Zeit, und ich wusste nicht, ob ich mir mehr um meine oder um ihre weichen Knie Sorgen machen sollte.

Um Thaddäus besser untersuchen zu können, ohne ihm unnötig weitere Schmerzen zuzufügen, wurde er in leichten Schlaf gelegt. Die danach entstandenen Röntgenaufnahmen verrieten, dass Thaddäus einen Oberkieferbruch erlitten hatte. Laut Ärztin war es bei solch einem jungen Katzenkind nicht nötig zu operieren, da Katzen gerade in diesem Alter über ein sehr gutes Selbstheilungsverfahren verfügen. Die ärztliche Anordnung für den Patienten für die nächsten Tage war deshalb: Viel Ruhe und püriertes Nassfutter.

Thaddäus bekam noch zwei Spritzen, ein Schmerzmittel und ein Antibiotikum, und zog dann wieder in sein neues altes Zuhause. Zu mir.

 

 

Thaddäus erholte sich erstaunlich schnell und gut. Im Übrigen war es für ihn so, als wäre er nie weg gewesen. Zwar hatte er sich bei Kathi sehr wohl gefühlt, aber es schien für ihn keinen Unterschied zu machen, wo er wohnte.

Natürlich war es für Kathi schwer gewesen, ihn wieder abzugeben, doch immerhin war sie in ihrem Alter schon vernünftig genug einzusehen, dass es keine andere Lösung gab. Der kleine Kater hatte mehr Glück als Verstand gehabt, dass er mit seiner Kamikaze-Aktion so glimpflich davongekommen war.

Meinen beiden Damen Lilly und Josie ...

 …blieb nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass ein übermütiger Jungspund in ihre ruhige und beschauliche Katzenwelt getreten war. Thaddäus war zwar ein liebenswerter und niedlicher kleiner Kerl, er hatte aber auch Feuer im Hintern, welches ihm ja letztendlich Sammy gegenüber zum Verhängnis geworden war.

Auch nach Thaddys Kastration nahm das nicht wirklich ab. Lilly und Josie mussten fortan hinnehmen, dass Thaddäus, wenn er seine fünf Minuten hatte, ohne Vorwarnung eine der beiden angriff und gnadenlos verprügelte. Ganz besonders darunter leiden musste seine Mutter Josie. Wenn sie auch sonst ein Herz und eine Seele waren.

 

Nicht selten kugelte ein schreiendes Fellknäuel, bestehend aus einer Katze und einem Kater, durch die gesamte Wohnung. Um es noch nett auszudrücken: Thaddäus war in seinem ersten Lebensjahr ein Nickel!

Ein paar Wochen nach Thaddys Einzug telefonierte ich gerade mit einem Freund, als bei meinem Katerkind wieder einmal der Verstand aussetzte. Völlig unvorbereitet traf mich der Terror, als die nach ihrer Schwangerschaft leicht übergewichtig gewordene Josie erst über die Couch und dann über mich hinweg von ihrem überdrehten Sohn gehetzt wurde. Sie galoppierte panisch über mein Gesicht hinweg, während Thaddäus in minimalem Abstand

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Andrea Kochniss
Bildmaterialien: Andrea Kochniss
Cover: Andrea Kochniss
Tag der Veröffentlichung: 15.03.2015
ISBN: 978-3-7487-1471-2

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für den weltbesten Kater!

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