Cover

Alles easy?!

Brent & Jo

 

Da arbeiten, wo andere Urlaub machen? Nicht ganz einfach, aber für Jo ist genau das die Erfüllung eines lang gehegten Traumes. Der kleine Andenkenladen gehört ihm ganz allein und ist sein Rückzugsort. Eine Oase der Ruhe in dem malerischen Ferienort direkt am Meer. Doch mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei, als Brent ins Nachbarhaus zieht. Der sexy Surfer verdreht Jo den Kopf und plötzlich ist nicht mehr alles easy. Oder?

***

Durch die geöffneten Fenster drangen frische, angenehm kühle Luft und leise Stimmen ins Haus. Obwohl es schon Abend war, liefen noch immer Menschen zum Strand und Familien mit Kindern kehrten vollbepackt mit Taschen und Matten von dort zurück. Ab und an brach ein quengelndes Kleinkind oder eine etwas lautere Diskussion die Ruhe. Doch insgesamt war es friedlich. Jo mochte die gelöste Atmosphäre um diese Zeit, kurz bevor die Sonne im Meer unterging und der kleine Ferienort, in den er sich zurückgezogen hatte, zu schlummern anfing.

Er nahm sich einen Strang Dochtschnüre und ging zu dem eisernen Ständergestell hinüber. Es wurde Zeit, dass er die Rahmen neu bespannte und begann, die nächste Ladung Kerzen zu tunken. Jetzt in den Sommermonaten lief der Laden echt gut und die Touristen rissen ihm die Dinger schier aus den Händen. Wenn er nicht schnell Nachschub produzierte, wären seine Lager bald restlos leer.

Vor über einer Stunde hatte er die Tür hinter dem letzten Kunden geschlossen und sowohl die Abrechnung des heutigen Tages als auch das Aufräumen der Verkaufsräume waren erledigt. Jo gähnte unterdrückt. Er war seit dem frühen Morgen auf den Beinen und mittlerweile hundemüde. Wie üblich war er vor dem Frühstück seine zehn Kilometer über den Strand gejoggt und hatte danach den ganzen Tag im Laden gestanden. Nun musste er noch mindestens eine Ladung Kerzen ziehen, damit diese über Nacht auskühlen und trocknen konnten. Dabei zog es ihn jetzt schon ins Bett und die Arbeit würde noch mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Aber das war ein Preis, den er gerne bereit war zu zahlen. Schließlich hatte er seinen Traum verwirklicht und in dem kleinen Städtchen am Meer seine Ruhe gefunden. In Gedanken versunken nahm er die ersten Baumwollfäden und hakte sie in die dafür vorgesehenen Halterungen des Gestells. Insgesamt musste er sieben dieser kreisrunden Rahmen bestücken, um sie an den »Ständerbaum« zu hängen.

Doch noch bevor er auch nur einen davon fertig hatte, hallten plötzlich wilde Beats durch den Raum und Sekunden später kamen Baustellengeräusche dazu. Jo zuckte kurz zusammen und verzog das Gesicht. Offenbar hatte sein neuer Nachbar beschlossen, ihn wieder zu quälen. Seit anderthalb Wochen ging das schon so und mittlerweile hatte er wirklich genug davon. Der vorherige Hausbesitzer hatte ihn zwar vorgewarnt, dass der neue Eigentümer zuerst renovieren wollte. Doch irgendwann musste der Kerl ja mal fertig sein, oder? Wie sollte er sich denn so konzentrieren? Klar, Kerzen ziehen war keine Arbeit, die hochgradige Aufmerksamkeit erforderte, aber trotzdem! Der Lärm nervte Jo. Schließlich hatte er sich nicht in das kleine Fischerdorf direkt am Meer zurückgezogen, weil er Großstadtlärm um sich haben wollte. Doch genau den veranstalte der Kerl nebenan.

Jo versuchte tief durchzuatmen und mit seiner Tätigkeit weiterzumachen. Er griff bereits nach dem nächsten Docht, als der Nachbar begann, im Takt mit einem Vorschlaghammer auf die Wand einzudreschen, die seinen Laden von den Räumen des Nachbarn trennte. Fast im Sekundentakt hallten die Donnerschläge zu ihm herüber und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Jetzt reichte es ihm. Das war nun wirklich genug! Er hielt diesen Krach nicht mehr aus. Wer auch immer dafür verantwortlich war, konnte sich jetzt warm anziehen. Jo ließ den Docht achtlos fallen und machte sich auf den Weg zum Nachbarhaus.

Die Eingangstür des Nachbarn stand offen. So stürmte er direkt hinein und wollte lospoltern. Doch die Worte der Empörung blieben ihm im Hals stecken und sein Gehirn war wie leer gefegt. In einem der Türrahmen stand ein Mann und war offenbar damit beschäftigt, dem Holz einen neuen Anstrich zu verpassen. Als er Jo bemerkte, drehte er sich zu ihm um und lehnte lässig an dem noch unlackierten Teil des Rahmens. Jo schluckte heftig. Der Kerl sah heiß aus. Schlank, sportlich und sonnengebräunt. Die Haare waren dunkel und ein paar Zentimeter zu lang, sodass ein paar Strähnen vorwitzig in sein Gesicht fielen. Er trug nur eine abgeschnittene Jeans und ein extrem eng anliegendes Muskelshirt, das mehr von dem geilen Körper zeigte, als es verbarg. Der Mann hatte strahlend blaue Augen und lächelte ihn offen an.

»Alles easy, Buddy?« Er strich sich eine schwarze Strähne aus der Stirn.

»Ähmm, was?« Jo erwachte aus seiner Starre und riss sich zusammen. Ein Ruck ging durch seinen Körper und schlagartig war seine Wut wieder da. »Hören Sie gefälligst mit dem Lärm auf! Es gibt noch Leute, die hier arbeiten wollen.«

»Easy, Buddy, alles easy … Ich arbeite hier auch, wie du siehst …«

Der Mann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Jo schnaufte, mittlerweile nahm er auch die Hammerschläge wieder wahr, die aus dem hinteren Teil des Ladens zu kommen schienen. »Schön für Sie! Aber ich bin noch nicht schwerhörig im Gegensatz zu Ihnen und ich kann mich so nicht konzentrieren.«

Der andere schlug Jo auf die Schulter. »Komm doch rein, ein kleines Bierchen und dann reden wir in Ruhe … Die anderen sind sicher auch bald fertig und setzen sich dazu.«

Jo ging einen Schritt rückwärts und blaffte: »Ich will kein Bier, verdammt! Ich will meine Ruhe. Muss noch einiges erledigen heute Abend und dann endlich ins Bett. Also mach gefälligst den Krach aus.«

»Ganz ruhig, Kätzchen. Du hättest mich auch nett bitten können. Aber die Nachtruhe beginnt erst um 22 Uhr 30. Also so in 45 Minuten ungefähr … und ich werde die Musik vorher nicht leiser machen. Bye!« Er schob Jo zum Eingang hinaus und schlug ihm einfach die Tür vor der Nase zu. Jo schaute die zugeschlagene Tür an und schüttelte irritiert den Kopf. Dann drehte er sich um und stapfte in seinen Laden zurück. Doch an ruhiges Arbeiten war nicht mehr zu denken, zumal der Lärm von nebenan noch lauter wurde. Zumindest kam es ihm so vor.

Wütend und frustriert verhedderte er sich dann auch prompt an den Dochten und knallte das Gestell irgendwann entnervt in die Ecke. Dann musste er die Kerzen eben morgen herstellen, heute fehlte ihm eindeutig die Ruhe dafür. Da es jedoch aussichtslos war, bei dem Krach zu schlafen, beschloss er, einfach noch eine Runde am Strand rennen zu gehen. Das war immer gut zum Abbau von Frust und außerdem konnte er dem Höllenkrach so entkommen. Schnell zog er sich in seiner Wohnung um und machte sich auf den Weg ans Meer. Als er an der noch immer geschlossenen Tür des Nachbarn vorbeikam, hämmerte er aus purem Trotz noch ein paar Mal dagegen.

Irgendwann drang eine amüsiert klingende Stimme durchs Holz: »Schätzchen, auch wenn du vielleicht keine Uhr lesen kannst, ich kann es! Und meine sagt mir, dass ich noch knappe zwanzig Minuten habe, bevor die Nachtruhe beginnt.«

Jo verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Mit dem Kerl in der Nachbarschaft würde der restliche Sommer bestimmt sehr spaßig werden. Allein bei dem Gedanken wurde ihm übel. Er wollte doch nur in Ruhe sein kleines Geschäft betreiben! Da aber eine weitere Diskussion keinen Sinn machte, lief er los. Schnell erreichte er den Dünenübergang und atmete tief durch. Das Meer hatte ihn schon immer beruhigt und auch dieses Mal trat die erwünschte Wirkung ein. Einen Augenblick lang blieb er stehen und genoss die Aussicht. Dann überquerte er den Sandstreifen und verfiel in sein übliches Jogging-Tempo, als er die Wasserkante erreichte.

Anderthalb Stunden später war er wieder in seiner Wohnung. Der Lauf hatte ihm wirklich gutgetan. Schnell ging er unter die Dusche und schlüpfte dann ins Bett. Doch einschlafen konnte er lange nicht, denn Stimmen, Gelächter und Grillgeruch drangen durch das gekippte Fenster ins Zimmer. Ein Blick bestätigte seine Vermutung. Sein Nachbar und ein paar andere Männer saßen im Garten hinter dem Haus, hatten ein paar Steaks aufs Feuer gelegt, tranken Bier und alberten herum.

In Jo wallte erneuter Ärger auf und er boxte mehrmals in sein Kissen. Am liebsten hätte er das Fenster geschlossen, aber dann wäre es in der kleinen Kammer zu warm gewesen. Er hatte also die Wahl, entweder in der Sauna zu ersticken oder sich der Geräuschkulisse auszusetzen.

Am nächsten Morgen war er wie gerädert und kam kaum hoch. Dennoch absolvierte er seine übliche Runde Frühsport. Als er auf dem Rückweg war, fiel ihm ein Surfer auf, der wild auf den Wellen ritt. Fasziniert schaute er zu und konnte den Blick kaum abwenden. Der Mann hatte eine wahnsinnige Körperbeherrschung. Es sah einfach atemberaubend aus, wie er einen Wellenkamm nach dem nächsten bezwang. Als der Surfer irgendwann an den Strand zurückkam, erkannte Jo ihn. Der Surfer war sein Krach machender, nervenaufreibender Nachbar. Jo rannte los und versuchte, unbemerkt an ihm vorbeizukommen. Doch der Kerl hatte ihn wohl erkannt, denn er hob die Hand und grüßte kurz. Ohne darauf zu reagieren, lief Jo weiter.

In den nächsten Tagen wiederholte sich das Spiel. Abends störte ihn der Lärm, den sein Nachbar veranstaltete, und morgens stand er am Strand und gaffte ihn an. Als ein paar Tage später Windstille herrschte, vermisste er den Anblick des sexy Kerls richtig. Es ging einfach eine merkwürdige Ausstrahlung von ihm aus, der Jo nicht richtig Herr wurde. Einerseits war er davon genervt, er wollte den Idioten nicht toll finden, anderseits konnte er ihn nicht aus seinen Gedanken verbannen. In der vergangenen Nacht war er sogar mit einem nassen Fleck in den Shorts wach geworden. Offenbar hatte er sich im Halbschlaf bei den Gedanken an den Typen einen runtergeholt. Als er kurz nach dem Erguss wach geworden war, hatte er sich regelrecht geschämt. Zum Glück hatte es niemand mitbekommen und er tat alles, um das Erlebte aus seinen Gedanken zu verdrängen. So ganz gelang es ihm nicht.

***

Brent hob die Hand zum Gruß, doch sein Nachbar wandte sich ab. Wieder einmal. So ging das nun schon seit Tagen. Jeden Morgen nach dem Surfen versuchte er Kontakt zu dem ruhigen Mann aufzunehmen, doch bisher erfolglos.

Selbstredend war ihre erste Kontaktaufnahme nicht gerade gut verlaufen und Brent hatte Jo – zumindest stand dieser Name auf dem Schild von dessen Briefkasten – absichtlich geärgert. Eigentlich hatte er sich gleich am nächsten Tag dafür entschuldigen wollen, aber nachdem sein Nachbar bereits so ablehnend reagiert hatte, hatte er sich irgendwie nicht dazu durchringen können.

Noch in Gedanken versunken, kehrte Brent zu seiner neuen Wohnung zurück, die über den Räumen lag, die er zur Surfschule umgebaut hatte. Der Duft von frischer Farbe und Holz stieg ihm in die Nase und er konnte sich nicht helfen, er musste stolz den Kopf heben. Jahrelang hatte er geschuftet, um die Anzahlung für diesen Kredit zusammenzubekommen, der es ihm nun ermöglicht hatte, diese Haushälfte zu erwerben. Mit drei Jobs war er manchmal am Rande der Erschöpfung gewesen, doch es hatte sich gelohnt. Jobmäßig lief es bisher rund. Anmeldungen für seine Surfschule langen bereits jetzt vor, noch vor ihrer Eröffnung. Außerdem begann die Urlaubssaison gerade, es gab also jede Menge Möglichkeiten, die Brent zu nutzen gedachte.

Das Leben war perfekt. Fast perfekt, bis auf das riesige Bett, das für Brent allein viel zu groß war. Und bis auf die Abende, an denen er sich, trotz der Anwesenheit von Freunden, einsam fühlte. Ein paar strahlende Augen und ein sinnlicher Mund tauchten in seinen Gedanken auf. Jo.

Klar, er wusste nicht mit Sicherheit, ob Jo auf Männer stand, aber die Blicke, die er ihm am Abend ihres ersten Treffens zugeworfen hatte, waren doch ziemlich eindeutig gewesen. Er hatte Brent schließlich schier mit den Augen ausgezogen, bevor er ihn wie eine Wildkatze angefaucht hatte.

Vielleicht sollte er ihn einfach zu seiner Einweihungsfeier einladen. Brent wollte nur zu gerne mehr über den Mann mit den blonden Dreadlocks wissen und wenigstens ihren Streit beilegen. Immerhin waren sie trotz allem Nachbarn. Unter dem rauschenden Strahl der Dusche entschied sich Brent, am besten sofort zu ihm zu gehen. Er hasste nichts mehr als unerledigte Dinge.

Nur eine halbe Stunde später stieß Brent die Tür zu Jos kleinem Andenkenladen auf, aber es befand sich niemand im Verkaufsraum. »Hallo? Jemand zu Hause?«, rief Brent und blickte interessiert auf die Auslagen. Keine normalen Souvenirs, wie man sie an jeder Ecke bekam. Selbst gezogene Kerzen. Seltsam geformte Steine mit farbigen Mustern. Schmuck aus Muscheln. Ob er das alles selbst herstellte?

»Moment, ich komme sofort!«, hörte er jetzt eine Stimme aus dem Nebenraum.

Kurze Zeit später tauchte Jo auf, vollbepackt mit zwei Kartons, und sah sich nach dem Kunden um. Er zuckte kaum merklich zusammen, als er Brent erkannte.

»Hey, Buddy, alles klar?« Brent hob die Hand leicht zum Gruß und lächelte offen.

»Hallo … ähm, klar. Was willst du?« Die Verwirrung war Jo problemlos anzusehen. Er wusste wohl nicht, was er von Brents Auftauchen halten sollte.

»Nun ja, wir hatten da kleine Startprobleme … Das tut mir leid. Morgen steigt die Einweihungsfeier und ich dachte, wir könnten da das Kriegsbeil begraben …«, sagte Brent mit freundlichem Blick und hoffte, dass Jo seine ernst gemeinte Zerknirschung zur Kenntnis nahm.

»Ach so. Hmm, okay. Das ist ja schön für dich!« Jo lächelte jetzt zwar ein wenig, doch seine abweisende Haltung war nicht zu übersehen. »Dann besorge ich mir für morgen mal lieber gleich ein paar Ohrstöpsel«, fügte er spitz hinzu.

Doch Brent war nicht der Mann, der sich von so etwas abschrecken ließ. Es musste doch möglich sein, Jo etwas aufzutauen! »Nun sei nicht so …« Brent lächelte und streckte seine Hand aus. »Gib dir einen kleinen Ruck und komm zur Party!«

Erst nach kurzem Zögern griff Jo nach Brents Hand und schüttelte sie. Für einen Moment erwiderte er Brents Lächeln, doch dann verschloss sich die Miene wieder. Er ließ Brents Hand los, als hätte er sich daran verbrannt. »Nee, ist schon gut. Lass mal. Ich bin nicht so der Typ für Partys und Lärm. Außerdem, was soll ich da? Da kenne ich ja sowieso niemanden.«

»Dann lernst du die Jungs eben kennen … Und mich kennst du jetzt ja schon.« Der hübsche Mann war schwerer zu knacken, als Brent gedacht hatte. Normalerweise mochten ihn die meisten Leute sofort.

»Ach, ich weiß nicht. Vielleicht schau ich mal für fünf Minuten vorbei.« Es war nicht zu übersehen, dass Jo sich unbehaglich fühlte. Nervös rieb er die Hände an den Oberschenkeln, bis er Brents Blicke bemerkte, die auf ihm lagen. Mit einem Ruck straffte sich Jo und äußerte mit kühlem Blick: »Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich muss jetzt arbeiten.«

»Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du kommst, Jo.« Brent legte eine Hand auf Jos Schulter und blickte ihm tief in die Augen.

Jo schaute auf die Hand, nickte langsam und wandte sich dann ein bisschen zur Seite, damit der Blickkontakt riss. Falls ihm die Berührung gefiel oder ihm aufgefallen war, dass Brent seinen Namen kannte, ließ er sich davon jedoch nichts anmerken.

»Einen schönen Tag noch für dich.« Mit leisem Bedauern nahm Brent die Hand von Jos Schulter. Er versuchte noch mal in Jos Gesicht zu sehen, doch dieser hatte sich schon seinen Kartons zugewendet.

Für einen Moment drehte Jo sich noch einmal kurz zu Brent um und sagte dann leise, fast unhörbar: »Für dich auch und danke für die Einladung.«

Als Brent den Laden verließ und die Tür hinter sich schloss, konnte er ein Seufzen nicht unterdrücken. Was war nur los mit diesem Kerl? Zu gerne wollte er den anderen aus seinem Schneckenhaus locken.

***

Die Party lief schon eine Weile und Brents Freunde waren kräftig am Feiern. Draußen brutzelte der Grill, drinnen war ein Salat- und Nachtischbüfett aufgebaut, alle waren gut drauf. Trotzdem fehlte Brent etwas. Schon die ganze Zeit überlegte er, ob er noch mal zu Jo gehen und ihn herüberbitten sollte.

Seine Faszination für den ruhigen Mann war durch ihre letzte Begegnung schließlich eher mehr als weniger geworden. Brent seufzte leise und prostete seinen ausgelassen feiernden Freunden zu.

In diesem Moment klingelte es an der Tür und Brent schreckte auf. Seine Hände wurden plötzlich feucht und das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er dem Besucher aufmachte.

Jo lächelte ihm unsicher entgegen, schielte zur Seite, als wolle er sofort wieder flüchten. Aber er war hier! Brent lächelte breit und versuchte das Herzklopfen irgendwie zu verdrängen.

»Hey, Buddy! Du bist ja doch gekommen! Komm rein!« Er machte eine einladende Bewegung ins Haus.

Für einen Moment sah Jo ihn an und erwiderte das Lächeln.

»Hallo. Ich wollte dir nur kurz zur Eröffnung gratulieren. Alles Gute für dich.« Anstalten hereinzukommen machte Brents Nachbar jedoch nicht, blickte stattdessen auf seine Füße.

»Danke! Nun lass dich nicht zu sehr bitten … Zeit für einen kleinen Drink wirst du doch haben, oder?«

Brent konnte sehen, wie der schüchterne Mann mit sich rang, sich dann schließlich doch überwand. »Na gut. Aber wirklich nur einen.« Jo machte einen vorsichtigen Schritt auf Brent zu.

Damit Jo ihm sicher nicht mehr entwischen konnte, griff Brent nach Jos Arm und zog ihn in Richtung des Schulungsraums, wo das Büfett aufgebaut war. Bowle stand auch darauf. Seine Freunde hatten es sich im Garten gemütlich gemacht, sodass sie ungestört reden konnten.

»Was darf ich dir anbieten, Nachbar?«, eröffnete Brent wieder das Gespräch.

»Ähmm, ich weiß nicht. Ein Bier?«

»Die Früchtebowle kann ich auch sehr empfehlen«, schlug Brent lächelnd vor.

»Na gut. Dann eben Bowle. Ist mir auch recht!« Jo grinste Brent kurz an und rief damit ein angenehmes Kribbeln in seiner Magengegend hervor, das ihn selbst überraschte.

Brent goss ihm ein großzügiges Glas ein. »Dann wollen wir erst einmal anstoßen, oder? Ich habe mich, glaube ich, noch nicht einmal vorgestellt. Ich bin Brent.« Er blickte Jo tief in die Augen, wollte ergründen, wie der andere darauf reagierte.

Jo nahm das Glas und erwiderte Brents Blick. »Hey … ähm … ich bin Jo.« Er wurde dabei ein wenig rot, was Brent einfach nur niedlich fand.

»Schön, dich kennenzulernen. Ehrlich.« Brent nahm einen kräftigen Schluck.

»Ja. Finde ich auch. Wirklich.« Jo hob das Glas an die Lippen und nippte etwas skeptisch von der Bowle. Es schmeckte wohl besser, als er erwartet hatte, und so nahm er noch einen Schluck. Dabei sah er sich neugierig um. »Sieht gut aus, was du hier gemacht hast. Wirklich! Da hat sich der ganz Krach ja gelohnt!«

Diesen Seitenhieb hatte Jo loswerden müssen, das sah Brent ihm an der Nasenspitze an, doch er grinste nur dazu. »Ich möchte es doch hoffen. Soll ich dich ein wenig herumführen?«

»Hmm, ja. Wenn ich jetzt sowieso schon hier bin.« Jo stutzte und fügte dann hinzu: »Sorry, das klang schroffer, als es gemeint war!«

Brent zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Schon okay, wir hatten nicht gerade den Traumstart …«

Jo zog einen Mundwinkel hoch und grinste Brent ein wenig schräg an, was Brent wieder dieses Kribbeln im Bauch bescherte. Er wusste, was das bedeutete. Er war drauf und dran, sich gehörig in seinen Nachbarn zu verknallen.

»Stimmt. Bei Lärm werde ich immer ein bisschen grantig. Tut mir leid. Na ja, ein bisschen zumindest.«

»Mir auch.« Brent blickte kurz zu Boden und grinste Jo an und zwinkerte ihm frech zu. »Ein bisschen.«

Jo verstummte für eine Sekunde und lief wieder rot an. Um seine Verlegenheit zu verbergen, nahm er noch einen großen Schluck Bowle und verschluckte sich fast daran. Brent fand das immer noch nur niedlich, verbot sich aber jeglichen Kommentar, um Jo nicht noch weiter in Verlegenheit zu bringen.

»Also dann … Große Führung?« Brent lächelte und ging voraus in den Gang. »Hier ist das kleine Büro für die lästigen Arbeiten …« Er wies auf einen Raum, in dem außer einem Schreibtisch ein paar Schränke standen. »Nebenan ist dann das Materiallager für die praktischen Unterrichtseinheiten.« Er machte das Licht an und zeigte mit stolzgeschwellter Brust die Surfbretter, die dort ordentlich aufgereiht standen. Jo lief hinter Brent her und sah sich alles an, sagte jedoch nicht wirklich etwas, sondern nippte stattdessen immer wieder an der Bowle. Sie gingen zurück in den großen Raum. »Hier findet dann der theoretische Unterricht statt. Du siehst, es ist ziemlich übersichtlich, aber es gab trotzdem viel zu renovieren.«

»Da habt ihr ja in der kurzen Zeit viel auf die Beine gestellt. Und du unterrichtest dann hier irgendwelche Touristen, die ihren Urlaub, anstatt gemütlich am Strand lieber damit verbringen, hier in deinem Schulungsraum zu sitzen?«

»Ja, aber ich habe auch schon Anmeldungen aus der Stadt. Das Hauptgeschäft wird aber wohl im Tourismusbereich liegen.« Brent bemerkte Jos leeres Glas. »Möchtest du noch etwas?« Eigentlich wollte er Jo nicht einfach so gehen lassen, auch wenn dieser ausdrücklich nur auf einen Drink gekommen war.

»Na ja, ich sollte eigentlich gehen. Ich muss noch ein paar Stündchen arbeiten …« Die letzten Worte sprach er leise und schaute an Brent vorbei. Doch Jo machte nicht wirklich Anstalten aufzubrechen. Eigentlich wollte er doch bleiben, warum nur schien er nur ständig auf der Flucht zu sein?

»Wirklich? Das ist schade … Kann ich dich nicht noch zu einem zweiten Glas und etwas zu essen überreden?«

»Na gut«, lenkte Jo erstaunlich schnell ein. »Ein Glas noch. Aber dann muss ich wirklich los. Die Kerzen ziehen sich nicht allein.«

»Sehr schön!« Brent nahm Jo das Glas aus der Hand und berührte dabei leicht seine Hand. Ihr Blick traf sich und Brent konnte sich kaum loseisen. Nein, er war nicht mehr drauf und dran … Brent war bereits heftig verknallt.

Jo erwiderte Brents Blick und musste heftig schlucken, also bemerkte auch er die Spannung zwischen ihnen. Verlegen goss Brent Jo noch ein Glas Bowle ein und hielt es ihm hin.

Jo ergriff das Glas. »Danke, Brent.«

Noch immer waren sie allein im Schulungsraum. Bei dem lauen Wetter kein Wunder. Inzwischen hatten sie entspannende Musik angestellt, die ganz leise in den Raum drang.

Jo nahm noch einen Schluck Bowle und schaute Brent an. Als Jo jedoch merkte, dass er seinen Blick erwiderte, schaute er schnell weg und sah sich erneut in dem Raum um. Er räusperte sich.

Brent wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er wollte mehr über Jo wissen, aber er wollte nicht aufdringlich wirken. Gehen lassen wollte er ihn auf keinen Fall. »Ich … äh … Hast du Lust zu tanzen?«, fragte er, ohne weiter darüber nachzudenken.

»Ähm … tanzen? Ich kann nicht tanzen.« Jo zuckte kurz mit den Schultern.

»Ist ganz einfach …« Brent stellte ihre Gläser weg, nahm Jos Hände und legte sie an seine Hüfte, dann legte er seine eigenen auf Jos Schultern. »Okay?« Er sah Jo fest in die Augen.

Jo zögerte einen Augenblick, doch dann atmete er aus und nickte. Jo erwiderte seinen Blick, Brent konnte und wollte die Verbindung nicht lösen. Das Kribbeln in seinem Bauch nahm zu, als Jo zuließ, dass sich Brent mit ihm bewegte, sich im Takt der leisen Musik wiegte. Irgendwann beugte Jo sich ein Stückchen vor und streifte mit seinen Lippen die von Brent. Doch dann zog er sich schnell wieder zurück, scheinbar erschrocken über sich selbst.

Brent ignorierte den erschrockenen Blick. Es hatte sich gut angefühlt und richtig. Und er wollte mehr. Wie von selbst legten sich seine Hände in Jos Nacken, zogen ihn an sich, bis sich ihre Lippen erneut trafen.

Brent spürte, wie sich Jos Anspannung löste, wie er die Berührung, die sich so schön anfühlte, genoss. Hitze stieg in ihm auf, als Jo sich endgültig fallen ließ und mit seiner Zunge gegen seine Lippen stupste. Nur zu gern ließ er Jos Zunge ein, spielte mit ihr, lockte ihn, weiter mit ihm zu tanzen. Ihm war ganz heiß und alles brodelte in ihm.

Jo trat noch einen Schritt näher, drückte sich enger an Brent. Er intensivierte den Kuss und seine Hände schlangen sich noch enger um ihn als zuvor. Brent wollte, dass es nie endete. Diese Wärme, die Nähe des anderen war einfach zu gut, um jemals damit aufzuhören.

Auf einmal stieß Jo ihn zurück, riss sich von ihm los und rannte einfach hinaus.

»Jo!«, rief Brent ihm nach, als er begriff, was hier passierte. Doch der andere Mann war schon aus der Tür und auf und davon. Mehrmals rief er ihm noch hinterher, traute sich aber nicht, zu Jo rüberzugehen. Diese Sache hatte er wohl komplett in den Sand gesetzt.

***

Jo lief in seinen Laden und verschloss die Tür hinter sich. Nachdem er den Schlüssel im Schloss herumgedreht hatte, ließ er sich gegen die Tür fallen. Er rutschte am Türblatt herunter, bis er auf dem Boden saß und den Kopf in die Hände stützte.

Was hatte er bloß getan? Wieso hatte er sich darauf eingelassen? Wie sollte er denn jetzt reagieren, wenn er Brent wiedersah? Der Surfer brachte ihn sowieso schon ständig aus dem Konzept und allein dessen Anwesenheit bewirkte, dass sich Jos Gehirn in Wackelpudding verwandelte. In seiner Gegenwart konnte er einfach nicht klar denken. Diese kleinen Grübchen in den Mundwinkeln, wenn er lächelte, oder die süffisant hochgezogene Augenbraue, nicht zuletzt der sexy Körper im Neoprenanzug morgens beim Surfen – all das bewirkte, dass sich sein Kopf ausschaltete. Aber es war ja noch mehr. Da war die freche, lockere Art und überhaupt, wenn er ehrlich mit sich war, musste Jo zugeben, dass er sich schon längst Hals über Kopf in Brent verliebt hatte. Dabei hatte er sich doch so fest vorgenommen, sich nie wieder zu verlieben, sich nie wieder so angreifbar zu machen wie damals mit Sascha! Aber es war wieder passiert. Er fluchte leise. Was sollte er denn jetzt machen? Brent würde nun ständig nebenan sein und bestimmt noch mal herüberkommen. Aber er müsste ja nicht mit ihm reden. Jo nahm sich fest vor, Brent in Zukunft links liegen zu lassen. Es würde ihm zwar vermutlich schwerfallen, aber was blieb ihm denn anderes übrig? Er musste Brent abweisen, ihn wegschicken. Wie er das bewerkstelligen sollte, wusste Jo noch nicht, aber es war dringend notwendig, wenn er nicht wieder so ein Fiasko wie mit Sascha erleben wollte.

Mühsam erhob sich Jo, ging in die obere Etage und legte sich so, wie er war, aufs Bett. Die Grübeleien nagten in ihm, doch irgendwann schlief er ein.

Als er erwachte, war es früher Morgen und sein erster Gedanke galt Brent. Würde er ihn heute wiedersehen? In Jos Innerem tobte es, Sehnsucht und Verliebtheit kämpften gegen Angst und Vernunft. Was sollte er jetzt tun? Nachdem er eine Zeit lang unruhig durch sein Schlafzimmer getigert war, beschloss er, wie üblich seine morgendliche Runde über den Strand zu drehen. Vielleicht würde er danach klar denken können und eine Lösung finden.

Jo joggte über den Strand und beobachtete, dass Brent wieder surfte. Er blieb einen Augenblick am Strand stehen. Die Erinnerung von gestern Abend holte ihn wieder ein. Seine Lippen prickelten und sein Herz schlug schneller. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er ein bisschen darauf gehofft hatte, Brent wieder beim Surfen beobachten zu können. Wenigstens einen kleinen Moment konnte er sich erlauben.

***

Brents Blick suchte den Strand ab. Er hatte gehofft, Ablenkung zu finden, aber seine Gedanken wanderten immer wieder zu Jo und ihrem Kuss.

Jo sah, wie Brent sich umblickte und ihn entdeckte. Eigentlich sollte er wegrennen, die Flucht ergreifen. Doch seine Füße waren wie festgetackert. Brent ließ sich von der nächsten Welle in Richtung Strand tragen. Unsicher blieb er stehen und blickte Jo an. Dieser sah, dass Brent auf ihn zukam und ohne sich dessen bewusst zu sein, ging er einen Schritt auf ihn zu. »Hey«, sagte er schüchtern, als Brent ihn erreichte.

»Hey.« Brent lächelt etwas.

Jo starrte Brent einen kurzen Augenblick an, räusperte sich dann und sagte mit leiser Stimme: »Es tut mir leid, dass ich gestern einfach so abgehauen bin. Ich weiß nicht recht, aber …« Auch wenn er sich von Brent fernhalten wollte, eine Entschuldigung für sein Verhalten war das Mindeste, alles andere wäre unhöflich gewesen.

»Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht drängen sollen.« Brent wirkte unsicher und Jo fragte sich plötzlich, ob es sein konnte, dass der andere sich genauso fühlte wie er selbst. Nach kurzer Pause gab er sich einen Ruck und setzte alles auf eine Karte. »Na ja, hast du ja auch nicht. Ich … ich meine, ich war ja nicht ganz unbeteiligt. Irgendwie.«

»Nicht ganz, vermutlich.«

»Und irgendwie war das auch schön.« Die letzten Worte waren so leise, dass man sie kaum verstehen konnte. Jo lächelte Brent schüchtern an. Innerlich hielt er den Atem an. Das hatte er gar nicht sagen wollen, aber der Satz war draußen, bevor er nachdenken konnte. Brent erwiderte das Lächeln und ging einen Schritt auf ihn zu.

Jo spürte Brents Nähe und sein Herz schlug noch schneller. Trotz des Impulses, wieder einen Schritt zurückzutreten und zu fliehen, bewegte er sich auf Brent zu, bis sie direkt voreinander standen. Er war lange genug weggerannt, außerdem traute er seinen Füßen momentan überhaupt nicht. Unsicher sah er Brent an, dann wieder zu Boden und erneut zu Brent.

»Wollen wir uns ein wenig setzen? Jetzt ist es noch ruhig.« Aufmunternd zwinkerte Brent ihm zu und in Jos Kopf wirbelte alles durcheinander.

»Ähm, ja gerne. Aber ich würde auch gerne …« Jo beugte sich ein winziges Stückchen vor und hauchte Brent einen Kuss auf die Lippen. Dann trat er ein bisschen zurück und ließ sich auf den weichen Sand fallen. Aufgeregt hielt er den Atem an. Er hatte einfach einem spontanen Impuls nachgegeben und wartete nun gespannt auf Brents Reaktion. Dieser ließ sich auf den Boden neben Jo sinken und legte einen Arm um seine Schultern. »Okay so?« Er wollte Jo nicht überfordern.

Jo schwieg eine Weile, doch dann seufzte er kurz. »Ja, Brent. Das ist okay. Es fühlt sich gut an. Viel zu gut für meinen Geschmack. Weißt du … es ist nicht so einfach für mich.«

»Was ist dir passiert? Wieso bist du … so?« Er lehnte seinen Kopf an Jos.

»Hmm, ich weiß nicht. Bis zu deinem Auftauchen war mir gar nicht klar, dass ich so bin. … Ich habe schon immer meine Ruhe haben wollen, aber … Ach, ich weiß auch nicht.« Er seufzte. Doch dann gab er sich einen Ruck. Er hatte schon so viel riskiert und Brent schien wirklich an ihm interessiert zu sein.

»Ich hatte vor ein paar Jahren einen Freund. Wir hatten zusammen unseren eigenen kleinen Laden. Aber nicht so wie mein jetziger, sondern viel kommerzieller ausgerichtet. Ich habe mir jahrelang den Arsch aufgerissen, um den Laden am Laufen zu halten. Habe alle Ersparnisse reingesteckt, um dann festzustellen, dass er mich von vorne bis hinten betrogen hat. Nachdem er mich dann irgendwann verlassen hat, war ich am Boden. Finanziell, aber auch gefühlsmäßig. Irgendwann habe ich mich dann aufgerappelt, habe die Scherben zusammengekehrt und Tag und Nacht gearbeitet, um wieder auf die Beine zu kommen. Irgendwie bin ich dabei wohl so geworden, ohne es zu merken.«

»Das ist schlimm!« Brent zog ihn in seine Arme, um ihn zu trösten, und Jo kuschelte sich ein bisschen an ihn. Er genoss die Nähe und Wärme des anderen. Es fühlte sich richtig an. Hier am Strand in Brents Armen fühlte er sich plötzlich sicher und gut aufgehoben. »Weißt du, das Problem war gar nicht das Geld. Dass er ständig Geld vom Konto abgehoben hat, um es zu verzocken, das hätte ich ihm sogar noch verziehen. So dumm und verliebt war ich damals. Aber dass er mich betrogen und hinter meinem Rücken mit allem gevögelt hat, was nicht bei drei auf den Bäumen war, das tat weh.«

»Ganz klar, aber auch alles andere sollte man niemandem antun, Jo. Das hast du nicht verdient.« Er haucht Jo einen Kuss auf die Wange.

»Danke, Brent.«

»Wofür?« Brent lächelte leicht und wickelte eine der Dreadlocks um seinen Finger.

»Einfach so. Du bist irgendwie anders … Mit dir ist es anders. Aber sehr schön.« Jo schaute auf Brents Hand und lächelte.

»Mit dir ist es auch schön.«

Jo sah Brent lange in die Augen und dann beugte er sich rüber und küsste ihn noch mal. Brent erwiderte den Kuss ganz sanft. Jo drängte sich enger an Brent und legte seine Hand in seinen Nacken, um den anderen ganz eng an sich zu ziehen. Zärtlich leckte Brent über Jos Unterlippe, knabberte leicht daran. Jo stupste mit seiner Zunge sanft gegen Brents Lippen, begann mit dessen Zunge zu spielen, sie zu locken. Sein Herz schlug immer schneller und der Kuss fühlte sich gut an. Richtig. Hitze wallte in Brent auf, ein wohliges Stöhnen mischte sich in ihren Kuss. Jo hörte Brents Stöhnen und ihm wurde wieder bewusst, wo sie sich befanden. Langsam und vorsichtig löste er sich von Brent, blieb aber eng an ihn gekuschelt sitzen und lächelte ihn an.

»Sorry, ich … habe mich etwas sehr gehen lassen …« Brent errötete. Jo grinste Brent verschmitzt an. »Macht doch nichts. Ich fand es schön. Wenn es nach mir geht, kannst du dich ruhig öfter gehen lassen. Aber … ich muss bald los. Den Laden öffnen. Sorry.«

»Vielleicht hole ich mir nachher ein paar Kerzen …« Brent grinste breit.

»Ähm, klar. Wenn du welche brauchst.« Jo grinste zurück.

»Sicher … Für ein Candle-Light-Dinner? Bei mir heute Abend?«

»Na, dafür brauchst du sicher Kerzen! Ich habe die größte Auswahl weit und breit!« Jo zwinkerte Brent zu und fügte dann ernster hinzu: »Wenn das eine Einladung ist, nehme ich sie gerne an. Ich schließe übrigens um Acht.«

Brent beugte sich vor und küsste ihn noch einmal. »Ja, das war eine Einladung. Ich hole dich ab.«

Jo erwiderte den Kuss. »Super. Ich freue mich.« Dann stand er auf und joggte langsam davon. In seinem Kopf drehte sich alles, aber es war ein schöner Schwindel. Es fühlte sich an, als ob etwas in ihm zum Leben erwachte, von dem er nicht mehr angenommen hatte, dass es überhaupt noch existierte. Kurz bevor er die Straße erreicht hatte und den Strand verlassen musste, drehte er sich noch mal um. Brent hatte sich wieder in die Fluten gestürzt und ritt auf einer großen Welle in Richtung Küste. Jo konnte den Blick kaum abwenden. Erst nachdem er ihn noch eine Zeit lang beobachtet hatte, zwang er sich weiterzulaufen. Sie würden sich heute Abend ja schon wiedersehen und vielleicht würde er es schaffen, Brent noch einen dieser langen, wunderschönen Küsse zu entlocken. Allein bei dem Gedanken begannen seine Lippen wieder zu prickeln.

 

***

Wie es mit Brent und Jo und auch ein paar neuen Freunden weitergeht könnt ihr ab 04.06.16 auf Amazon und etwas später auf dreams-to-read.de als Print herausfinden.

Urlaubsfeeling auf ca. 458 Seiten

 

Impressum

Texte: Eve Flavian / Neela Faye / MAIN Verlag
Bildmaterialien: Meer: Unsplash; Pixabay / 731419/ Möwe: Sreamenteagle; Pixabay / 659344/
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2016

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /