Ich stand in meinem Zimmer vor meinem Spiegel und umrandete gerade mit einem schwarzen Kajal meine ozeanblauen Augen. Meine schwarzen Haare hatte ich mir vor einer guten halben Stunde geglättet, sodass sie nun knapp über meiner Taille endeten. Katy, meine beste Freundin lag auf meinem Bett und telefonierte mit ihrem Freund um auszumachen, wann sie uns abholen kommen sollten.
,,Sammy…‘‘ zog sie meinen Spitznamen lang. ,, Christopher und Jeremy holen uns in weniger als 15 Minuten ab, also beeil dich ein wenig.‘‘ sagte sie euphorisch. Christopher war schon seit ungefähr einem Jahr mit Katy zusammen und Jeremy… naja wie sollte ich es ausdrücken ohne gemein zu wirken… er war einfach sterbenslangweilig! Er sah zwar gut aus, doch ich mochte keine Typen, welche mir aus der Hand fraßen und Jeremy lief mir schon seit einem gutem halben Jahr hinterher. Viel lieber hatte ich es, wenn ich eine Herausforderung hatte. Dennoch hatte ich Mitleid mit dem Armen bekommen und mich mit ihm verabredet.
,,Ja, kein Stress, ich bin ja eh schon fertig.‘‘ Ich konnte es schließlich genauso wenig erwarten endlich mal wieder meinen Lieblingsclub von innen zu sehen.
Ich durfte nämlich trotz meiner 17 Jahre nicht weggehen, weil mein Vater der Meinung war, dass das nur Mädchen machten, die sich Männer aufreißen wollten. Er war sehr konservativ und ich wurde streng erzogen. Mein Vater hatte sogar meine mittlerweile 22 jährige Schwester vor 2 Jahren rausgeschmissen, weil ihr Freund nicht den gleichen Glauben hatte wie wir.
Wie sich also unschwer erkennen ließ, neigte er gerne zu Übertreibungen.
Zu meinem Glück war heute jedoch der zehnte Hochzeitstag meiner Eltern und ich konnte endlich mal wieder ausgehen und es richtig krachen lassen.
Wir lachten gerade wieder über irgendwelchen Blödsinn, den Katy von sich gegeben hatte, als wir auch schon ein Hupen von draußen vernahmen. Ich sprang auf und zog mir meine Lieblings High Heels an, welche viel mehr einem Folterinstrument glichen. Doch wie sagte man so schön, wer schön sein will muss leiden. Ich klemmte mir noch schnell eine Jacke unter meinen Arm, schnappte mir eine schwarze Clutch und rannte zum Spiegel um mich zu vergewissern, dass auch alles noch an Ort und Stelle war. Ich strich mein hellrosarotes Kleid, welches meine Haut noch dunkler aussehen ließ und meinen Körper aufs Vorteilhafteste betonte, schnell noch am Bauch glatt und verließ mit Katy das Haus.
Jeremy und Chris standen vor dem Auto und lächelten uns zu. Katy rannte natürlich sofort zu Chris und warf sich in seine Arme. Sie konnte manchmal so ein typisches Mädchen sein. Mit einem typischen Mädchen meinte ich, Mädchen welche immer übertreiben mussten, wie zum Beispiel Katy gerade. Sie tat regelrecht so, als hätte sie Chris schon ein halbes Jahr lang nicht mehr gesehen, dabei waren sie wahrscheinlich nicht einmal 12 Stunden voneinander getrennt gewesen.
Ich ließ mir Zeit beim Gehen. Desto langsamer ich ging, desto weniger Zeit musste ich auch mit diesem Langweiler verbringen. Doch leider Gottes, stand ich keine 5 Sekunden später schon vor ihm. Ich gab ihm links und rechts einen Kuss auf seine Wangen und wollte gerade ins Auto einsteigen, als er nach meiner Hand griff und mich zurück an seinen Körper zog.
,,Du siehst wunderschön aus.‘‘ hauchte er mir ins Ohr und ließ von mir ab.
Was war das denn bitte gewesen? Der hatte anscheinend zu viele Liebesschnulzen gesehen.
Wenn er glaubte, so konnte er mich um den kleinen Finger wickeln hatte er sich getäuscht.
So etwas funktionierte vielleicht bei anderen Frauen, aber nicht bei mir. Ich wusste wie Männer drauf waren und ich kannte ihre Maschen von A bis Z.
Ich schätzte das war der Vorteil, wenn man zwei ältere Brüder hatte. Man konnte beobachten, worauf Männer wirklich aus waren. Und sie hatten eindeutig nur eine Sache im Kopf: SEX.
Da man mich jedoch nicht gerade als einen Engel oder prüde bezeichnen konnte, sollte ich mich wohl lieber nicht darüber aufregen.
,,Sammy steig doch endlich ein.‘‘ keifte meine beste Freundin mich an.
Natürlich hatte sie es sich vorne auf den Beifahrersitz bequem gemacht und somit hatte ich das große Vergnügen neben Jeremy zu sitzen. Wenn das mal keine tolle Fahrt werden würde.
Wiederwillig stieg ich ein. Ich würde es wohl überleben, wenn ich nicht vor Langeweile umkam.
Die ganze Fahrt lang redeten wir über belanglose Dinge und ich merkte, dass Jeremys Blick ständig über meinen Körper glitt. Er vergewaltigte mich regelrecht mit seinen Augen.
Ich konnte den freudigen Seufzer nicht unterdrücken, als wir endlich beim Club ankamen. Wie eine Irre sprang ich aus dem Auto, um so viel Abstand wie nur möglich zwischen mich und Jeremy zu bringen. Ich hackte mich bei Katy unter und ging, ohne Jeremy eines weiteren Blickes zu würdigen in den Club. Das Wort voll, wäre weitaus untertrieben. Überall wo man hinsah, sah man viel nackte Haut und verschwitzte Körper die sich rhythmisch zum Takt der Musik bewegten. Die Leute rieben sich schon regelrecht aneinander, dass es schon einer Orgie glich. Der Club war in zwei Etagen aufgeteilt und in der oberen befand sich die Sitzlounge.
,,Lass uns raufgehen. Es sind so viele Leute hier.‘‘ schrie Katy mir ins Ohr. Ich schüttelte meinen Kopf um ihr zu signalisieren, dass ich unten blieb und hackte mich bei ihr aus. Ich hatte so lange nicht mehr getanzt und hatte gerade richtig Lust dazu bekommen. Mir doch egal wie viele Leute sich auf der Tanzfläche befanden, ich würde trotzdem meinen Spaß haben. Ich ging also zielstrebig auf die Tanzfläche und begann mich gekonnt in Szene zu setzen. Ich tanzte mit vielen Typen und ständig kam auch jemand mit einem Cocktail an, sodass ich nach einiger Zeit schon etwas beschwipst war und mich auf einen der wenigen freien Barhocker plumpsen ließ.
,,Samanthaaa‘‘ hörte ich jemanden meinen Namen durch den Club schreien. Ich machte eine halbe Drehung und sah, dass Jeremy auf mich zu kam. Ich seufzte genervt. Begriff er nicht, dass nie etwas aus uns werden würde? Ich brauchte einen Drink. Nein, korrigierte ich mich. Ich brauchte mindestens zwei.
,,Zwei Vodka Lemon bitte.‘‘ sagte ich auch schon und sah den Barkeeper an.
Wow. Wieso war er mir nicht vorher aufgefallen? Er hatte dunkelbraunes Haar und so dunkle Augen, dass sie schon schwarz wirkten. Sein Kinn war von einem Dreitagebart überzogen und sein Hemd spannte über seine definierten Muskeln. Kurz gefasst: Er sah unverschämt gut aus.
Er hatte meine Musterung bemerkt und schob mir mit einem Zwinkern, die Getränke zu.
,,Sammy.‘‘ hörte ich Jeremy neben mir wieder sagen.
Ich kippte mir beide Drinks auf Ex hinein, ehe ich ihm einen meiner bösesten Blicke schenkte.
,,Was willst du?‘‘ fragte ich genervt. Ich hätte einfach nie zustimmen sollen, mit ihm auszugehen.
,,Hast du Lust mit mir einen Spaziergang zu machen?‘‘ fragte er mich hoffnungsvoll.
,,Tut mir leid, die Lady, hat mir schon den Rest ihres Abends versprochen.‘‘ hörte ich plötzlich eine wunderschöne Stimme neben mir sagen, bevor ich eine patzige Antwort geben konnte.
Der Barkeeper hatte anscheinend das Gespräch von mir und Jeremy mitverfolgt und ihm geantwortet.
,,Ach? Hat sie das also?‘‘ fragte er böse.
Wieso konnte dieser Idiot nicht einfach gehen und mich in Ruhe lassen?
,,Ja, das habe ich.‘‘ sagte ich entschlossen.
Er sah geknickt drein und drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging.
Er tat mir gerade richtig leid, doch anders hätte er es sicher nicht begriffen.
,,Dann wäre das also geklärt.‘‘ stellte der Barkeeper mit einem Lächeln auf dem Gesicht fest.
Sein Lächeln war atemberaubend. Seine Zähne waren unglaublich weiß und ich wettete, dass einige Frauen morden würden um gerade an meiner Stelle zu sein.
,,Sieht wohl so aus.‘‘
Was sprach schon dagegen? Ich hatte schon seit einer Ewigkeit keinen Sex mehr gehabt und dieser Typ sah mir nach einer Menge Spaß aus.
,,Übrigens ich bin Kevin, aber du kannst Kev zu mir sagen.‘‘ sagte er charmant.
,,Freut mich Kev, ich bin Samantha, aber die meisten nennen mich Sammy oder Sam.‘‘
Wir unterhielten uns ziemlich lange und ich erfuhr, dass er schon 24 Jahre alt war und hier 4 mal in der Woche jobbte. Dann hatte er Feierabend und wir gingen zu seinem Auto. Wir setzten uns hinein und fuhren los. Die Fahrt verlief recht schweigsam. Wir kamen an und gingen die große Treppe nach oben. Kaum war ich einen halben Schritt in der Wohnung überfiel er mich förmlich. Er drückte mich gegen die Wand und machte die Wohnungstür zu. Dann begann er damit meinen Hals zu küssen und ich genoss, das Gefühl seiner weichen Lippen auf meiner Haut.
Ich spürte wie er mit seiner Zunge meine Haut befeuchtete und sein heißer Atem auf meinem Hals ließ mich aufstöhnen.
Er schob seine Hände unter meinen Po, hob mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer, wo er mich sanft aufs Bett legte. Er zog mir mein Kleid aus und entledigte sich ebenfalls schnell seiner Sachen. Sofort legte er sich wieder über mich und seine Hände wanderten über meinen flachen Bauch zu meinem Hügel.
Er fuhr unter meinen Slip und begann mit sanftem Druck meinen Intimbereich zu streicheln, während er mit der anderen Hand meinen BH aufmachte und meine Brust küsste. Mein Stöhnen wurde immer lauter, doch bevor ich von einem Orgasmus überrollt wurde, war seine Hand schon wieder weg und er zog mir schnell meinen Slip aus. Er setzte seine Eichel an meinem Loch an und stieß in mich hinein. Meine feuchte Enge umfing seinen Penis und er begann kräftig in mich zu stoßen. Ich zog ihn zu mir runter und küsste ihn, ehe ich geschickt ein Bein um seine Hüfte legte und mein Gewicht so verlagerte, dass ich uns umdrehen konnte. Nun saß ich auf ihm und begann ihn zu reiten. Zuerst langsam und dann schneller. Er krallte sich in das Laken und ich merkte, dass es nicht mehr lange dauern und er kommen würde. Ich zog meine Schließmuskeln zusammen und ließ dann wieder locker und massierte so seinen schon pulsierenden Ständer. Und dann merkte ich wie er seinen warmen Saft in mich hineinschoss und auch ich erreichte meinen Höhepunkt. Ich ließ mich auf seine Schulter sinken.
,,Wow.. das war einfach unglaublich…‘‘ brachte er schwer atmend heraus.
,,Ja… ja das war es.‘‘ sagte ich noch bevor ich einschlief.
Mit einem riesigen Kater wachte ich am nächsten Morgen auf. Mein Kopf schmerzte wie verrückt und ich brauchte erst einmal ein paar Sekunden um zu realisieren wo ich mich befand. Ich sah mich in der Wohnung um und bemerkte einen nackten gutaussehenden Typen neben mir.
Okay, wie es aussah hatte ich scheiße gebaut. Ich sammelte so schnell ich konnte meine Sachen vom Boden auf, zog mich an und schlich mich aus der Wohnung. Wie sollte ich das meinen Eltern erklären? Ich ging zum Bahnhof und stieg in meinen Zug ein. Alle Leute sahen mich an, als wäre ich nicht mehr ganz dicht und als ich die Reflektion der Fensterscheibe sah, wusste ich auch wieso.
Meine Haare standen in alle möglichen Richtungen ab und meine Schminke war total verlaufen.
Scheiß drauf, dachte ich mir. Ändern konnte ich es ja jetzt sowieso nicht mehr…
Ich beeilte mich nach Hause zu kommen, wer weiß vielleicht hatte ich ja einmal im Leben Glück und meine Eltern hatten in einem Hotel übernachtet.
Schnellen Schrittes ging ich also die letzten Meter auf unsere Haustür zu. Ich nahm meinen Mut zusammen und steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch, doch ehe ich die Türklinke nach unten drücken konnte, wurde die Tür schon aufgerissen. Mein Vater stand vor mir und funkelte mich mit einem bösen Gesichtsausdruck an. Ich setzte gerade an, um mich zu entschuldigen, doch er wollte anscheinend weder eine Entschuldigung, noch eine Erklärung von mir hören.
Er packte mich am Hals, zog mich in unser Haus und knallte die Wohnungstür zu. Ich sah mich hilfesuchend nach meiner Mutter um, doch diese saß nur mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck und dem Kopf Richtung Boden gesenkt auf der Couch. Ich wusste was jetzt kommen würde. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass mein Vater handgreiflich wurde, doch dass er es diesmal so schlimm auf mich abgesehen hatte, übertraf meine kühnsten Vorstellungen.
,,Wer hat dir erlaubt raus zu gehen?‘‘ fragte er zischend und wartete nicht einmal eine Antwort ab, bevor er mit seiner Faust direkt in mein Gesicht schlug.
,,Du bist eine Schande für unsere Familie!‘‘ schrie er und schlug erneut zu.
Dies wiederholte sich so oft, dass ich nicht mal mehr die Kraft aufbringen konnte auf meinen Beinen zu stehen, mit meinem Rücken die Wand hinunter rutschte und laut zu schluchzen begann. Doch genau, dass wollte er anscheinend erreichen, denn anstatt das er aufhörte, trat er nun auch noch auf mich ein.
Okay. Genug war genug. Egal ob er mein Vater war oder nicht, so etwas musste sich kein Mensch gefallen lassen. Mit letzter Kraft stand ich vom Boden auf und lief humpelnd in mein Zimmer. Sofort schloss ich ab und begann meine Tasche zu packen. Das Hämmern auf meiner Tür und die Beschimpfungen von ihm ignorierend, stopfte ich alles was ich womöglich irgendwann brauchen konnte in die abgwetzte Tasche. Ich öffnete mein Fenster und dankte Gott, dass mein Zimmer sich im Erdgeschoss befand. Mit meiner Tasche über die Schulter geworfen, schlenderte ich die einsame Straße entlang und beobachtete den sternenlosen Himmel. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und rief Katy an, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen.
,,Hey Sammy, was gibt’s?‘‘ meldete sie sich.
,,Hey Schatz, naja ich bin von zuhause abgehauen und wollte fragen ob ich zu dir kann..‘‘
,,Du bist was?? Was hat dein Vater wieder gemacht? Naja, ich weiß nicht ob das so eine gute Idee wäre, immerhin kennen sich unsere Eltern und sie würden deinem Vater sicher bescheid sagen.‘‘ antwortete sie zerknirscht.
,,Ja, naja das übliche…du kennst ihn ja. Hmmm..Ja hast vermutlich recht, ich werd dann mal schauen wo ich unterkommen kann. Wir hören uns und danke trotzdem.‘‘
,,Gut melde dich und wenn du wirklich nichts finden solltest, dann verstecke ich dich halt hier. Bye Liebling.‘‘
Okay Plan A, war wohl nicht gerade gut durchdacht gewesen. Zu wem konnte ich sonst noch gehen? Zu einem meiner anderen Freunde wollte ich nicht. Ich wusste, dass die meisten von ihnen neidisch auf mich und mein Leben waren und sicher schadenfroh wären.
Dann hatte ich die beste Idee seit langem! Ich konnte zu meiner Schwester ziehen, bis ich 18 war. Wir hatten uns zwar schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen, doch wenn sie erfuhr, was mein Vater gemacht hatte, hätte sie sicher Verständnis für meine Situation und würde mich für diese paar Monate bei sich aufnehmen. Ich rief sie also an und nach dem vierten Tuten ging sie schließlich ran.
,,Hey Schwesterherz.‘‘ begrüßte sie mich sichtlich erfreut über meinen Anruf.
,,Hey Gina, ich wollte fragen, ob du mich bis ich 18 bin bei dir wohnen lassen könntest. Ich hatte Stress mit Dad..‘‘ brachte ich es gleich auf den Punkt.
,,Geht klar Sam, ich weiß doch zu was unser Vater fähig sein kann.‘‘
,,Okay ähm, wie soll ich zu dir kommen?‘‘
,,Ich hol dich ab, wo bist du?‘‘
,,Ähm warte ich such schnell ein Straßenschild. Okay hier ist eins. Kirchhügel 8‘‘
,,Gut ich fahr dann jetzt los. Bis gleich.‘‘ Und schon hatte sie aufgelegt.
Vielleicht war mein Vater ja ein Idiot, doch ich hatte eindeutig die beste Schwester, die man sich nur wünschen konnte.
Nach guten 20 Minuten hielt ein schwarzer BMW vor mir.
Meine Schwester stieg aus und umarmte mich zur Begrüßung. Ich zuckte kurz zusammen, da ich noch immer starke Schmerzen von den Schlägen meines Vaters hatte. Ich wette ich sah aus wie ein Leiche. Gina bemerkte mein Zusammenzucken und ließ mich sofort los, um mich von oben bis unten nach Verletzungen abzusuchen. Doch da brauchte sie sicher nicht lange zu suchen. Anscheinend waren meine Verletzungen, noch schlimmer als ich vermutete, denn Gina wurde kreidebleich und kein einziges Wort verließ mehr ihren Mund.
,,Es ist nur halb so schlimm wie es aussieht, keine Sorge.‘‘ versuchte ich sie vergebens zu beruhigen.
,,Nicht so schlimm?! Sag mal willst du mich verarschen? Hast du dich schon mal im Spiegel angeschaut? Dein Körper ist voller blauer und grüner Flecken und deine Lippe blutet. Du siehst aus als hättest du gerade eine ziemlich heftige Schlägerei hinter dir.‘‘
,,Naja, so weit hergeholt ist das mit der Schlägerei ja garnicht.‘‘ sagte ich um die Stimmung etwas zu lockern, doch meine Schwester fand das wohl alles andere als witzig.
,,Sag mir nicht, dass du gerade wirklich einen Witz gerissen hast!‘‘
,,Man Gina ist doch egal, lass uns endlich einsteigen um von hier wegzukommen, mir wird schön langsam kalt.‘‘
Diese Argumentation schien ihr zu reichen, denn wir stiegen schweigend ins Auto und fuhren los.
Die ganze Autofahrt lang, hatte sie nur wütend gerade ausgeschaut.
Das mit den Witzen sollte ich wohl in nächster Zeit lassen…
,,So da wären wir also.‘‘ sagte sie noch immer sauer, jedoch versuchte sie jetzt wenigstens ihre Wut zu unterdrücken. Ich wusste, dass diese Wut nicht mir sondern meinem Vater galt, doch es half doch sowieso nichts, sich über Dinge aufzuregen, die man nicht ändern konnte.
Ich sah mich um und wir gingen zu ihrer Wohnung. Irgendwie kam mir diese Gegend ziemlich bekannt vor. Sie schloss die Wohnungstür auf und machte mit mir einen kleinen Rundgang um mir zu zeigen wo sich alles Wichtige befand.
Die Wohnung war zwar recht klein, doch ich fühlte mich sofort wohl, da sie recht gemütlich eingerichtet war. Sie zeigte mir das Gästezimmer in welchem ich schlafen konnte und ging dann in die Küche um etwas zu essen zu kochen. Ich ging währenddessen ins Gästezimmer, also in meinen vorübergehenden Rückzugsort und packte meine Sachen aus. Ich schnappte mir meine Pyjamahose und ein schwarzes Top und ging ins Bad um mich zu duschen. Ich entledigte mich meiner Sachen und betrachtete mich im Spiegel. Gina hatte recht gehabt, ich sah mindestens so schlimm aus wie nach einem Boxkampf! Mein Körper war wirklich überall grün und blau. Ich fuhr mit meinen Fingern die blauen Stellen nach und sah fasziniert zu, wie das Blau, Weiß wurde wenn ich stark genug draufdrückte. Die Schmerzen spürte ich schon gar nicht mehr. Ich stieg unter die Dusche und entspannte mich etwas. Eine halbe Stunde später hatte ich schon ganz schrumpelige Finger und entschloss mich, mich abzutrocknen und anzuziehen. Darauf meine Haare jetzt noch zu föhnen, hatte ich wirklich keine Lust, da es immer ewig dauerte bei meiner Haarlänge. Ich ließ sie also nass über meinen Rücken fallen und sah im Spiegel, wie sich schon die ersten Wellen bildeten. Ich hörte wie sich Gina mit jemandem in der Küche unterhielt und ging aus dem Bad.
Gina stand vor einem Mann und drehte sich zu mir um.
,,Sam, das ist Kevin, mein Verlobter und Kev das ist Samantha meine süße kleine Schwester.‘‘ stellte sie uns beide einander vor. Ich streckte meine Hand aus, um sie ihm zu reichen und als ich aufblickte, sah ich in dunkelbraune Augen.
Ich konnte es nicht fassen. Vor mir stand mein One Night Stand. Ach du heilige Scheiße! Was sollte ich jetzt machen?
Kev schüttelte meine Hand und beobachtete mich aufmerksam, während ich nicht einmal ein einfaches ,,Hallo‘‘ zustande brachte.
,,Was ist los Schwesterherz? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen. Sonst redest du doch auch immer ununterbrochen.‘‘ stellte Gina zu allem Überfluss auch noch fest.
,,Kennt ihr euch etwa?‘‘ fragte sie uns.
,,Nein!‘‘ sagte Kev schnell.
Dann wäre also geklärt, was ich machte. Nämlich hatte ich meine Klappe zu halten.
,,Was ist denn mit euch beiden los?‘‘ fragte sie wieder verwirrt.
,,Nichts Schatz, lass uns essen.‘‘ lenkte Kev geschickt vom Thema ab.
Wir setzten uns an den großen Esstisch und begannen zu essen.
Gina redete ununterbrochen, darüber, dass sie es kaum erwarten konnte eine Familie mit Kev zu gründen, während dieser sich auf sein Essen konzentrierte und jeden Blickkontakt mit mir mied.
Ich stocherte lustlos in meinem Essen herum und als ich, dann auch noch Ginas Familienplanung zuhören musste, war mir endgültig der Hunger vergangen.
,,Entschuldigt mich bitte, ich habe keinen Hunger. Ich geh mich etwas hinlegen. Gute Nacht.‘‘ sagte ich und erhob mich. Ich legte mich auf mein Bett und dachte über das gerade Geschehene nach.
Ich hatte wirklich mit dem Verlobten meiner Schwester geschlafen. In ihrer Wohnung. In ihrem Bett.
Mit diesen Gedanken schlief ich irgendwann dann auch ein, nur um etwas später von meinem SMS Ton geweckt zu werden. Welcher Idiot schrieb mir um 1 in der Früh?
Natürlich war es kein geringerer als Jeremy. Was solls, nicht mein Problem..Ich machte mir nicht einmal die Mühe den Inhalt zu lesen, sondern löschte sie gleich.
Nach dem zweiten misslungenen Einschlafversuch, stand ich dann auf und betrat die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser einschenkte. Bevor ich jedoch auch nur einen Schluck nehmen konnte, spürte ich wie Finger grob meinen Oberarm umklammerten.
,,Du wirst es ihr doch nicht sagen, oder?‘‘ fragte Kevin mich.
Ich riss mich von ihm los und sah ihn wütend an.
,,Ich weiß noch nicht. Sie hat immerhin das Recht zu erfahren, was du für ein hinterhältiges Arschloch bist.‘‘
,,Dir ist schon klar, dass sie uns beide dann rausschmeißt oder?‘‘ fragte er.
Er hatte recht.. Ich wollte nicht wieder zu meinem Vater zurück und hatte wohl oder übel keine andere Wahl, als meinen Mund zu halten.
,,Okay, ich werde nichts sagen.‘‘ gab ich schließlich nach.
Das laute Läuten meines verhassten Weckers ließ mich am nächsten Morgen Bekanntschaft mit dem Boden schließen. Der Tag fing ja schon mal super an. Ich rappelte mich auf und sprang unter die Dusche. Danach schminkte ich mich und zog mir meine kurze Jeans Hotpants und mein pinkes Lieblingstop an. Ich glättete mir noch flüchtig meine Haare und ging in die Küche, wo Gina und Kevin schon am Tisch saßen und frühstückten.
,,Guten Morgen‘‘ sagte Gina gut gelaunt, während Kevin mich von oben bis unten musterte.
,,Morgen‘‘ murmelte ich und setzte mich.
,,Schwesterherz, wen willst du dir denn diesmal wieder aufreißen?‘‘ fragte Gina mich.
Ich nahm einen Bissen von meinem Marmeladenbrot und sah sie verständnislos an.
,,Was? Wieso aufreißen?‘‘ fragte ich sichtlich verwirrt.
,,Na hör mal, hast du heute Morgen in den Spiegel gesehen? Du wirst dir die Männer nicht vom Hals halten können.‘‘ sagte sie und strahlte mich noch immer an.
Ich zuckte mit den Schultern und sah gleichgültig zurück.
,,Mir egal…Ich will keinen Mann an meiner Seite. Sind doch sowieso alles nur Arschlöcher. Außerdem kann ich doch nicht irgendwie in die Schule gehen.‘‘ sagte ich und sah kurz zu Kevin, der mich mit zusammengekniffenen Augen ansah.
,,Ach Schatz, nicht jeder Mann ist so. Sieh dir doch nur mal Kev an. Irgendwann wirst du auch den Richtigen finden.‘‘ sagte sie, drehte sich zu ihm und gab ihm einen langen intensiven Kuss.
Toll. Wirklich großartig. Nicht nur das meine Schuldgefühle immer schlimmer wurden, ich spürte auch noch einen krassen Stich im Herzen, als ich sah das Kevin den Kuss erwiderte. Wieso tat es mir überhaupt so weh, wenn meine Schwester ihren Verlobten küsste? Mir war eindeutig nicht mehr zu helfen. Ich konzentrierte mich wieder voll und ganz auf mein Essen, um nicht weiter darüber nachzudenken, als ich auch schon wieder Ginas Stimme hörte. Wenigstens hatte sie aufgehört ihn vor mir abzuschlecken.
,,Ach ja, Sam ich hab da eine Idee. Du musst nicht mehr mit dem Bus fahren, da deine Schule sowieso auf dem Weg zu Kevins Arbeit liegt. Er nimmt dich bestimmt gerne mit.‘‘
Ach du heilige Scheiße! Wie viel schlimmer konnte dieser Tag eigentlich noch werden?
,,Nein, nein kein Problem. Ich fahre gerne mit dem Bus.‘‘ sagte ich etwas zu schnell und versuchte mich an einem Lächeln.
,,Jetzt sei doch nicht albern. Kevin, du hast sicher kein Problem damit oder?‘‘ fragte sie nun an ihn gewandt.
,,Äääh.. nein..natürlich nicht.‘‘ stotterte er.
Super! Ich hasste mein Leben von Sekunde zu Sekunde mehr.
,,Dann wäre das ja geklärt. Übrigens, ihr müsst euch beeilen. In fünf Minuten müsst ihr los.‘‘
Ich aß mein Marmeladenbrot schnell zu Ende und lief in mein vorübergehendes Zimmer, wo ich meine Schulbücher schnell in meine Tasche packte. Meine schwarze Lederjacke zog ich mir auch schnell über und ließ sie offen. Ich eilte in den Gang, wo mich Kevin wartend ansah.
Ich bückte mich, zog mir meine hohen schwarzen Stiefelletten an und merkte, dass dieses Arschloch mir doch tatsächlich unverhohlen in den Ausschnitt starrte. Ich sah in wütend an, was ihn jedoch nur noch mehr zu amüsieren schien. Wir verließen die Wohnung und stiegen in sein Auto.
,,Weißt du, kaum zu glauben, dass du erst 17 bist. Ich meine bei dieser Oberweite.‘‘ sagte er ungeniert und sah wieder auf meine Brüste.
,,Fahr einfach los!‘‘ fuhr ich ihn böse an und er fuhr auch Gott sei Dank, endlich los.
,,Ich steh drauf, wenn du kratzbürstig bist.‘‘ sagte er und zwinkerte mir zu.
,,Und ich steh leider nicht auf den Verlobten meiner SCHWESTER!! Der ganz nebenbei auch noch ein riesiges Arschloch ist!‘‘ schrie ich ihn an.
,,Ja man ihr seht euch doch nicht einmal ähnlich. Du siehst viel besser aus.‘‘
,,Hör auf mich anzumachen verdammt! Meine Schwester vertraut dir und plant Kinder mit dir!‘‘
,,Wer sagt denn, dass ich das genauso will?‘‘ fragte er ernst und sah mir intensiv in die Augen.
,,Und glaub nicht das ich nicht bemerkt habe, wie verletzt du geguckt hast, als deine Schwester mich geküsst hat.‘‘
Ich schnappte empört nach Luft. Was fiel diesem Mistkerl eigentlich ein?!
,,WAS?! Wieso sollte ich eifersüchtig sein?‘‘
,,Ganz einfach.. weil du auf mich stehst. Ich meine sieh mich an. Jede tut das‘‘
Der wollte mich doch wohl verarschen? Wie eingebildet konnte eine Person bitte sein?
Zum Glück waren wir endlich bei meiner Schule angekommen.
Ohne mich zu verabschieden stieg ich aus dem Auto und ging auf meinen besten Freund Ryan zu.
Diesem Idioten würde ich schon noch zeigen, dass ich nicht eifersüchtig war und wen ich haben konnte…
,,Guten Morgen Schönheit‘‘ begrüßte mein bester Freund mich und gab mir einen Kuss auf den Mund.
Wir waren mal zusammen gewesen und irgendwie hatten wir es bei dieser Begrüßung belassen.
,,Morgen Hübscher‘‘ erwiderte ich seine Begrüßung.
,,Na, wie gehts meiner Schönen?‘‘
Ich erzählte ihm alles von der Sache mit Kevin und er stand mit offenem Mund vor mir und starrte mich entgeistert an.
,,Mund zu, es zieht.‘‘ sagte ich locker.
,,Und das ist auch wirklich kein schlechter Scherz?‘‘ hackte er noch einmal nach.
,,Glaubst du echt ich würde über so etwas scherzen?‘‘ argumentierte ich ernst.
,,Oh man Sam, das kann aber auch nur dir passieren..‘‘
,,Ja ich liebe mein Leben auch.‘‘
Ich seufzte tief.
,,Lass uns zum Unterricht gehen, ich lass mir schon was einfallen, damit der Typ dich in Ruhe lässt.‘‘
Zum Glück war auf meinen besten Freund immer Verlass.
Die Schule verlief ziemlich normal. Mit einem Wort: langweilig.
Nach dem Unterricht ging ich mit Ryan mit zu ihm, da ich die nächste Begegnung mit Kevin so lange hinauszögern wollte, bis ich einen Plan hatte.
Bei ihm angekommen, machte ich es mir auf seinem Bett gemütlich und umarmte ihn. Irgendwie brauchte ich gerade seine Nähe. Er schlang seinen Arm um meine Taille und drückte mich noch fester an sich. Mit der anderen Hand strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und sah mich liebevoll an.
Wieso konnte ich nicht in so einen tollen Jungen, wie ihn verliebt sein?
,,Ich habe eine Idee Süße.‘‘ sagte er.
,,Raus mit der Sprache.‘‘ sagte ich glücklich.
,,Wir machen einfach einen auf Paar. So schwer kann das schon nicht werden, immerhin waren wir mal eins.‘‘
,,Und was verstehst du unter ,,einen auf ein Paar machen‘‘?‘‘ fragte ich skeptisch.
,,Die Dinge, die Paare nun mal machen.‘‘ sagte er und grinste dreckig.
War Sex mit dem Ex, wirklich eine so schlechte Idee?
Der Sex mit ihm war immer gut gewesen, auch der beste, abgesehen von dem mit Kevin.
Was war schon dabei, Kevin konnte ruhig mal sehen, dass ich nicht auf ihn stand, auch wenn mir die Gefühle die der Kuss zwischen ihm und meiner Schwester hervorgerufen hatte, mir ziemlich zu schaffen machten. Vielleicht würde der Sex mit Ryan mich ja auf andere Gedanken bringen.
,,Abgemacht.‘‘ sagte ich daher.
,,Schläfst du heute auch bei mir? Dann können wir dem Idioten zeigen, dass ich jemanden habe, der besser ist als er.‘‘ fragte ich.
,,In jeder Hinsicht.‘‘ fügte ich noch zwinkernd hinzu um ihm die Entscheidung leichter zu machen.
,,Lass uns gehen!‘‘ sagte er freudig und sprang vom Bett.
,,Aber ich lieg grad so bequem. 10 Minuten noch.‘‘ schmollte ich.
Er nahm meine Hände in seine und zog mich mit einem schnellen Ruck hoch.
,,Okay wie lange hattest du schon keinen Sex mehr, dass du es so nötig hast?‘‘
,,Glaub mir..Laaange..seeehr sehr lange.‘‘ antwortete er.
,,Ist wohl keine an mich rangekommen, was?‘‘ scherzte ich, worauf er ernst nickte.
Ich fing an zu lachen und er sah mich beleidigt an.
,,Sei leise, das ist nicht witzig.‘‘ sagte er noch immer leicht beleidigt.
,,Okay, okay, lass uns gehen.‘‘
Nach einem 10 minütigen Fußmarsch waren wir dann endlich bei der Wohnung meiner Schwester angekommen. Ich schloss auf und wir traten ein.
Kevin saß auf dem Sofa und sah zuerst mich und dann meinen besten Freund prüfend an.
,,Wer ist das?‘‘ fragte er unfreundlich und nickte in die Richtung von Ryan.
Ryan legte einen Arm um meine Taille, worauf ich zu ihm hochschaute und er meine Stirn küsste.
Ach, wie sehr ich meinen besten Freund gerade dafür knutschen könnte.
Ich wandte mich wieder Kevin zu, der das ganze aufmerksam beobachtet hatte.
,,Das ..‘‘ sagte ich und schaute Ryan sehnsüchtig an ,,ist mein neuer Freund Ryan. Stör uns bitte in den nächsten..ähm‘‘ ich tat so als ob ich überlegte und sah auf meine Armbanduhr.
,,3 Stunden nicht.‘‘ sprang Ryan ein.
Kevin sah gerade ziemlich aggressiv aus und auf eine gewisse Art und Weise freute es mich.
Nein scheiße, ich durfte nicht so denken. Es durfte mich nicht freuen!
Ich spürte Ryans Lippen auf meinem Hals und merkte wie er seine Hände auf meinen Po legte und mich an sich presste. Was hatte er vor? Wollte er mich gleich vor Kevin flachlegen?
Ich nahm seine Hände in meine und sah ihn gespielt böse an.
,,Lass uns besser in mein Zimmer gehen. Ich brauche keine Zuschauer, bei dem was wir gleich tun werden.‘‘ sagte ich verführerisch.
Ich ging voraus und Ryan gab mir einen Klaps auf den Hintern, welcher von einem bösen Knurren von Kevin begleitet wurde.
Da war wohl jemand anders eifersüchtig und nicht ich..
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2013
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