Cover

Prolog




Haley besucht gerade die West High in Georgetown. Sie hat ein total normales Leben, ist eine der beliebtesten Schülerinnen an ihrer Highschool und jeder, naja abgesehen von den Clowns, wie sie Haley immer nannte, da ihre Gesichter immer mit tausenden von Make up Schichten bedeckt waren, mochte sie.
Haley's Vater starb als sie noch klein war.
So klein, dass sie sich nicht mehr an ihn erinnerte. Ihre Mutter erzählte ihr zwar oft Geschichten über ihren Vater und versuchte ihr näher zu bringen was er für ein Mensch gewesen war, doch es war einfach nicht das selbe.
Vor 6 Jahren lernte Haley's Mutter einen neuen Mann kennen. Nathan. Ein Jahr später hielt er um die Hand ihrer Mutter Amy an und sie gab ihm das Ja-Wort. Seitdem waren sie glücklich verheiratet und Amy, Nathan und Haley zogen nach Georgetown.
Davor lebten sie in Gleevewell,einer großen Stadt und anfangs fiel es Amy schwer sich einzugewöhnen, da Georgetown, doch um einiges kleiner war.
Heute war der erste Tag nach den Ferien und Haley's Klasse würde einen neuen Mathe Lehrer bekommen.
Mit ihren Freunden, Judy, Luke und Sarah machte sie sich also auf den Weg in die Schule.

Verboten




,,Also, wie geht’s Josh?‘‘ kam auch schon die erste Frage von Sarah.
Josh und ich waren uns während des Sommers näher gekommen und hatten dann einen Schlussstrich gezogen, weil er nach England ziehen musste.
,,Du weißt er ist weg.‘‘ brachte ich es auf den Punkt.
,,Ich weiß.‘‘ Sie seufzte tief. ,,Wie kommst du mit der Trennung klar?‘‘
,,Naja, ich bin okay, es ist eine ziemlich Umstellung, da wir so viel Zeit miteinander verbracht haben, aber ich bin okay.‘‘
,,Ich bin für dich da, wenn du reden willst.‘‘ klinkte sich auch Luke in das Gespräch mit ein.
Ich sah zu ihm und lächelte in leicht an. ,,Ich weiß.‘‘ sagte ich dankbar.
,,Wusstet ihr, dass der neue Lehrer erst neu hergezogen ist? Er soll richtig gut aussehen.‘‘ fragte Judy in die Runde.
,,Nein ich wusste es nicht, ich habe ihn schließlich nicht gestalkt.‘‘ sagte ich.
,,Woher weißt du das schon wieder?‘‘ fragte Sarah an Judy gewandt.
,,Ihr kennt mich doch, ich habe da so meine Quellen.‘‘ antwortete sie uns mit einem kecken Zwinkern.
Kurze Zeit später läutete es auch schon zur ersten Stunde. Jeder, einschließlich mir setzte sich auf seinen Platz. Ein großer Mann kam in den Klassenraum. Er legte seine Jacke auf der Sessellehne ab und schrieb seinen Namen auf die Tafel. Als er sich dem Klassenraum wieder zuwandte hielten seine hellen grünen Augen, meine gefangen. Ich starrte ihn an. Und ich bemerkte, dass er ebenso zurückstarrte.
,,Ahem‘‘ klärte er seinen Hals. Sofort schaute ich peinlich berührt auf meine Nägel, die mir aufeinmal ziemlich interessant erschienen.
,,Ich bin Herr Craven, euer neuer Mathematik Lehrer, wie ihr sicher schon alle wisst‘‘ stellte er sich vor. Seine Stimme war so tief. Besänftigend und einfach traumhaft. Er kratzte sein mit einem Dreitagebart bedecktes Kinn.
Jessica hob ihre Hand.
,,Entschuldigen sie? Was genau werden wir in nächster Zeit lernen?‘‘
Jessica war die Sorte von Leuten, die sich für ihre Noten bei den Lehrern einschleimten. Viele Leute mochten sie nicht.
Was mich betrifft, so war sie mir ziemlich egal, sie ging mir nur manchmal auf die Nerven.
,,Nerd!‘‘ schrie da auch schon einer der Jungs. Der Rest lachte.
,,Dein Ernst Jaden? Come on, werd erwachsen!‘‘ sagte ich an ihn gewandt und er wurde blitzartig ruhig.
,,Gute Frage, wir werden zuerst das Thema Extrempunkte und Nullstellen auffrischen und dann sehen wir weiter.‘‘ sagte er lächelnd. Jessica nickte und wurde ruhig. Ich blickte zu Judy. Sie starrte ihn an und ich musste in mich hineinlachen.
Herr Carven, war der erste Lehrer den wir hatten, der keine 40 jährige Jungfrau mit einem Bierbauch war. Ich dachte nicht viel über ihn nach. Versteht mich nicht falsch, er war einer der bestaussehendsten Männer, die ich jemals gesehen hatte, aber seien wir ehrlich, er war nunmal mein Lehrer.
Ich schüttelte meinen Kopf über meine Gedanken.
,,Okay, starten wir mit einer Vorstellungsrunde, jeder nennt mir seinen Namen.‘‘
Gesagt getan, schließlich war dann ich an der Reihe. ,,Haley‘‘ sagte ich und lächelte. Er lächelte zurück und weiter gings. Nachdem er den Namen von jedem Schüler erfahren hatte, drehte er sich mit dem Satz ,,Beginnen wir mit dem Unterricht.‘' wieder der Tafel zu und begann eine Matheaufgabe zu lösen. Alle nahmen ihre Hefte heraus und schrieben fleißig mit. Die Stunde war schnell um und ich packte meine Sachen zusammen und ging Richtung Tür. Kurz davor blieb ich noch einmal kurz stehen und sah über die Schulter zu Herr Carven und bemerkte, dass auch er mir hinterhersah.

,,Hast du gesehen, wie gut er aussieht?‘‘ kam es auch schon von Judy, kaum, dass wir aus der Türe waren. ,,Judy! Du bist mit Jaden zusammen.‘‘ sagte ich aufgebracht.
,,Ja, man wird doch wohl noch schauen dürfen.‘‘ gab sie patzig von sich.
,,Wie auch immer, er ist ein Lehrer. Das wäre ziemlich seltsam.‘‘ lachte ich, um die Situation zu lockern. Sie zuckte nur mit den Achseln, woraufhin ich noch mehr lachen musste. Plötzlich tauchte Jaden hinter Judy auf. ,,Hey, Babe‘‘, sagte er und küsste ihren Nacken. Sie schloss ihre Augen und er drehte sie zu sich herum. Sie küssten sich und ich machte mich auf den Weg zu meiner nächsten Stunde. Geschichte. Jeder hasste dieses Fach. Geschichte wäre eigentlich wirklich interessant, wenn wir nur nicht diesen Lehrer hätten. Wir schrieben die ganze Stunde nur irgendein belangloses Zeug von der Tafel ab. Als sich alle setzten, begann der Lehrer auch schon mit dem Unterricht. Ich hatte das Gefühl, diese Stunde würde nie zu Ende gehen und war mehr als erfreut, als ich eine Nachricht von meinem Freund Drake bekam. ,,Treffen wir uns?‘‘
,,Ja‘‘ schrieb ich schnell zurück und fragte den Lehrer um Erlaubnis aufs Klo gehen zu dürfen.
Schneller als er schauen konnte, hatte ich die Klasse auch schon verlassen und stand Drake gegenüber. Wir standen vor seinem Spind und küssten uns. Er begleitet mich zurück zu meiner Klasse und wir standen vor der Tür. ,,Ich habe dich vermisst.‘‘ Er log. ,,Was auch immer.‘‘ sagte ich lachend und ging zurück in die Klasse. Nächste Stunde hatte ich Turnen. Nachdem ich mich umgezogen hatte ging ich vor die Kabinentür, wo auch schon alle versammelt waren.
,,…groß, schwarzhaarig und attraktiv.‘‘ beendete Judy ihren Satz.
,,Klingt heiß‘‘ sagte ich nicht wissend über wen sie gerade sprach.
,,Du hast ihn getroffen, er ist so traumhaft‘‘ schwärmte sie weiter.
Zuerst war ich verwirrt, doch dann haute ich mir meine Hand gegen die Stirn.
,,Du redest über Mr.Perfect‘‘ scherzte ich.
Sie nickte ernst.
,,Vergiss Jaden nicht, er ist ein guter Junge.‘‘ sagte ich zu ihr.
,,Bloß weil ich mit Jaden zusammen bin, heißt das noch lange nicht, dass ich über den neuen Lehrer nicht reden darf‘‘ argumentierte sie.
Die Turnstunden und der Rest des Tages vergingen ziemlich schnell.
Ich ging wie gewöhnlich alleine nach Hause und als ich abbog, sah ich da plötzlich Lucy, eine Freundin von mir mit Drake stehen. Ich wusste, dass es wahrscheinlich passieren würde. Immerhin lebten die beiden nebeneinander. Ich war nicht sonderlich wütend, da ich mich innerlich schon auf so etwas vorbereitet hatte. Vor allem weil Drake dieses Jahr sowieso auf ein College gehen würde. Ich wusste es würde nicht halten. Ich wusste es einfach.
Ich bekam noch mit wie er ihr einen Abschiedskuss gab und ging dann mit gesenktem Kopf an ihnen vorbei. ,,Haley??‘‘ schrie sie mir hinterher. Ich stoppte und drehte mich langsam zu ihr um. Ich lächelte, zwar war es ein falsches Lächeln, aber immerhin ein Lächeln. Sie strich sich eine Strähne hinters Ohr. ,,Ich wollte es dir sagen.‘‘ ,,Ist schon okay Lucy‘‘ sagte ich ruhig.
,,Ich weiß du liebst ihn‘‘ sagte sie. Ja, das tat ich, doch ich wusste es würde so kommen.
Jeder wusste es. Er war ein Player und mehr nicht.
,,Es ist okay‘‘ sagte ich noch einmal, drehte mich um und ging wieder los. Ich hörte wie Drake, wieder sein Haus verließ und Lucy ihm etwas zuflüsterte, doch ich konnte nichts verstehen.
Dann joggte er mir auch schon hinterher.
,,Hey Haley‘‘
,,Hey Drake‘‘
,,Alles in Ordnung?‘‘
,,Natürlich, ich war darauf vorbereitet. Alles in Ordnung‘‘ sagte ich ehrlich.
,,Okay‘‘ sagte er, klopfte mir auf die Schulter und ging zurück.
Ehrlich gesagt, war ich wirklich nicht enttäuscht oder sonstiges. Ich mochte Lucy und kein Junge würde unsere Freundschaft zerstören.


Ich kam zu Hause an und zog mir meine Jacke aus.
,,Wie wars in der Schule‘‘ fragte Nathan, der mit Mum zusammen auf dem Sofa saß.
,,So wie immer‘‘ sagte ich, zog mir meine Schuhe aus und ging auf mein Zimmer.
Manchmal machte mich die Perfektion meines Lebens depressiv.
Meine Mutter hatte alles was sie wollte und es schien so, als ob Nathan kein Wörtchen mitzureden hatte. Ich wusste, dass das was die Frau sagte zählte, doch sie konnte ihn auch ruhig mal zu Wort kommen lassen. In meinem Zimmer angekommen zog ich mir mein Shirt aus und legte mich auf mein Bett. Ich klappte meinen Laptop auf und drehte die Lautstärke voll auf. Ich ging auf Facebook und las mir alle Status durch. Danach wurde ich doch neugierig und tippte den Nachnamen meines neuen Lehrers ein. Ich klickte auf sein Profil und las es durch. Sein Name war Mike. Einer der Namen, die ich wirklich mochte. Er war am 20 Juli 1989 geboren, was hieß, dass er nur 23 Jahre alt war. Ich scrollte runter und sah mir seine Aktivitäten und Hobbies an. Er mochte also Motorräder und Basketball. Auch ich mochte Basketball. Als ich seine Bilder durchstöberte, bemerkte ich, dass er wirklich gut aussah. Er sah sehr bodenständig aus. Plötzlich rannte mein älterer Bruder George aufgebracht in mein Zimmer.
Ich warf meine Laptop leicht zur Seite, weil er mich so erschreckt hatte.
,,Haleeeey!‘‘ schrie er.
,,Waas?‘‘ fragte ich rasend.
Ich sah auf meinen Laptop und bemerkte, dass ich auf den ,,Freund hinzufügen‘‘ Button gedrückt hatte. ,,NEIN!NEIN!NEIN!‘‘ schrie ich aufgebracht. Ich versuchte es rückgängig zu machen, doch es wollte einfach nicht klappen.
,,Haley!Hör mir zu!‘‘ schrie mich George wieder von der Seite an.
,,Was ist denn? Wieso bist du überhaupt hier? Müsstest du nicht auf dem College sein?‘‘ fragte ich leicht verärgert.
,,Ich bin gekommen, weil Mum einen Herzinfarkt hatte!‘‘ schrie er.
Ich sprang aus dem Bett.
,,Was redest du da? Ich habe sie vor nicht einmal einer halben Stunde gesehen und ihr ging es gut!‘‘ argumentierte ich.
,,Sie hat mich gerade angerufen. Sie sind schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie hatten keine Zeit es dir zu sagen und mich gebeten dich abzuholen.‘‘ erklärte er.
Ich stand auf und ging zum Fenster. Nathan’s Auto war nicht mehr da.
Ich zog mir schnell etwas über und verließ zusammen mit George das Zimmer.
Als ich ins Auto einstieg wurde mir auch schon kotzübel.
,,Geht es ihr gut?‘‘ fragte ich ruhig.
,,Ich..ich weiß nicht.‘‘ antwortete er unsicher.
,,Ich brauche frische Luft.‘‘ sagte ich und rollte das Autofenster nach unten.
Alles wird gut, wiederholte ich ständig in meinen Gedanken um nicht total durchzudrehen.
Kaum waren wir beim Krankenhaus angekommen, sprang ich aus dem Auto und lief hinein.
Ich rannte zum Schalter. ,,Amy Ray! Auf welchem Zimmer liegt Amy Ray?!‘‘ fragte ich die Frau hinter dem Schalter. Sie klickte auf dem Computer herum und sagte dann mit sanfter Stimme ,,Raum 309‘‘.
Ich rannte den Gang hinunter und sah mich in jedem Raum um. Ich konnte sie einfach nicht finden!
Ich rannte um die Ecke und sah Nathan vor einer Tür stehen. Ich sprang in seine Arme.
,,Haley‘‘ seufzte er erleichtert.
,,Wie geht es ihr? Ist sie okay?‘‘ sprudelte es aus mir heraus. Ich war in Panik. Meine Mutter und George waren das einzige was ich noch hatte.
,,Haley, sie ist okay. Sie hatte einen Herzinfarkt. Sie..‘‘ begann er, doch ich schnitt ihm das Wort ab ,,Was bitte hat sie gemacht, damit sie einen Herzinfarkt bekommt?‘‘ fragte ich ihn. Er biss sich in die Unterlippe und sah auf seine Schuhe. Ich trat einen Schritt zurück. Ich wollte nicht an meine Mutter und Nathan und diese Sache denken. Ich erschauerte bei diesem Gedanken.
Der Doktor kam aus dem Raum.
,,Wie geht es ihr?‘‘ fragte Nathan sofort.
,,Ihr geht es extrem gut für ihr Alter‘‘ sagte er. Wir betraten alle den Raum.
Ich sah zu meiner Mum. Sie lag auf dem Krankenhausbett und sah so fertig und müde aus.
Ich setzte mich neben ihr Bett.
,,Mum‘‘ brachte ich mit zittriger Stimme heraus und Tränen stiegen mir in die Augen.
Sie hob ihre Hand und streichelte meine Wange.
Ich wusste sie war okay, doch sie hatte mir solche Angst eingejagt. Ich war ihr extrem nah. George hingegen, war immer das Problemkind von uns beiden gewesen. Er war zwar der intelligentere von uns und hatte sogar eine Klasse übersprungen, jedoch war er oft in Schlägereien verwickelt gewesen.
,,Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt‘‘ sagte sie zu Nathan.
Er ging zu ihr hinüber und küsste sie. ,,Ich bin nur überglücklich, dass es dir gut geht‘‘ sagte er lächelnd. Sie griff nach seiner Hand und küsste seinen Handrücken. ,,Ich liebe dich‘‘ sagte sie.
,,Ich liebe dich mehr‘‘ argumentierte er.
,,Nein, ich liebe dich mehr‘‘ sagte sie wieder.
,,Nein,‘‘ fing er an, doch ich unterbrach ihn.
,,Hört auf damit, bevor ich mich übergebe‘‘ bettelte ich.
,,Wann darfst du nach Hause?‘‘ fragte George sie.
,,Morgen. Sie wollen mich noch eine Nacht hierbehalten um zu checken, ob mir auch wirklich nichts fehlt‘‘ sagte sie lächelnd.
,,Bist du sicher, dass es dir gut geht?‘‘ fragte ich zweifelnd.
,,Schatz, mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen.‘‘ versprach sie.
,,Wieso geht ihr nicht nach Hause, ich bleibe sowieso bei ihr.‘‘ sagte Nathan.
Ich wusste er würde nicht von ihrer Seite weichen, doch ich wollte bei ihr bleiben.
Sie bedeutete mir alles. Wirklich alles.
,,Okay‘‘ sagte ich dennoch, da Mum sicher Ruhe brauchte. George und ich gaben ihr noch einen Kuss auf die Wange und gingen dann.
,,Glaubst du ihr, dass es ihr gut geht oder versucht sie etwas vor uns zu verstecken?‘ fragte ich George.
,,Sie versteckt etwas‘‘ sagte er sicher.
,,Ich denke auch‘‘. Wir waren immer gleicher Meinung. Vielleicht war das eines dieser Zwillings-Dinger. Ich sagte jedoch immer er wäre mein älterer Bruder, da keiner wusste, dass wir Zwillinge waren. Wir sahen nicht einmal so aus. Wir sahen aus wie Bruder und Schwester.
Wir hatten als wir noch kleiner waren, beschlossen, dass wir es für uns behalten würden, da wir nicht miteinander verglichen werden wollten. George war schlauer als ich und ich brauchte nicht irgendwelche Leute, die mir das auch noch unter die Nase rieben.
Manchmal dachte ich, dass selbst Mum vergaß, dass wir Zwillinge waren. Die einzige Person die es wusste war Sarah. Und sie wusste es auch nur weil sie es vermutet hatte und sie sozusagen ein Teil unserer Familie war.


Als ich zuhause ankam ging ich sofort schlafen. Was sollte ich auch anderes tun?
Es würde sowieso nichts bringen, wenn ich mir den Kopf darüber zerbrechen würde.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und sah auf meine Uhr. 7:30.
,,Verfluchte Scheiße!!‘‘ fluchte ich. Wieso ging mein Alarm heute Morgen nicht??
Ich sprang auf und zog mir schnell eine Jeans an. Ich hüpfte durch das Zimmer und suchte nach einem sauberen Tank Top und meinem BH. Ich kämmte mir noch meine Haare und putzte mir die Zähne, ehe ich einen erneuten Blick auf die Uhr wagte. 7:40. Ich hatte noch exakt 5 Minuten, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen und nachsitzen zu müssen. Ich rannte, schnappte schnell meine Tasche und rannte. Ich rannte um mein Leben bis ich bei der Schule ankam. 7:44. Ich rannte hinein und schnell in Herr Carvens Klasse, als auch schon die Schulglocke ertönte. Ich ließ mich erschöpft auf meinen Platz nieder und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.
,,Haley, sind Sie okay?‘‘ fragte Herr Carven.
Ich lächelte.
,,Jap, alles okay. Danke‘‘ sagte ich noch immer außer Atem.
Ich zog meine Jacke aus und legte sie auf meiner Sessellehne ab. Ich zupfte noch schnell meine Sachen zurecht und nahm meine Hefte und Bücher aus meiner Tasche.
,,Ich hab es wirklich geschafft.‘‘ murmelte ich zu mir selbst. Das war ein neuer Selbst Rekord, dachte ich. Ich war richtig stolz auf mich, dass ich heute nicht nachsitzen musste. Herr Carven begann auf der Tafel zu schreiben, als ich plötzlich Musik hörte. Das Handy von jemandem läutete gerade. Jeder sah sich im Klassenraum um, um zu sehen welcher Idiot vergessen hatte, sein Handy auszuschalten. Ich auch, bis ich realisierte, dass es mein Handy war. Scheiße, dachte ich mir. Musste das alles mir passieren? Ich nahm mein Handy aus der Tasche und Herr Craven machte sich auf den Weg zu mir. Er blieb vor mir stehen und streckte seine Hand auffordernd aus. Ich hätte den Klugscheißer spielen können und ihm ein High Five geben können, doch ich wollte nicht, dass er noch böser auf mich wurde und so gab ich ihm mein Handy.
,,Du kannst es um Punkt 3 Uhr abholen‘‘ sagte er.
Der Tag schien ohne mein Handy nie zu Ende zu gehen. Ich konnte keinem schreiben. Nicht einmal auf Facebook konnte ich gehen. Es war der langweiligste Tag meines Lebens.
Um Punkt 3 Uhr rannte ich aus meiner Klasse und hastete zu Herr Cravens Klasse.
Ich klopfte kurz und betrat das Klassenzimmer.
,,Ah, Haley‘‘ sagte er und setzte sich auf den Lehrertisch. ,,Setzen Sie sich‘‘
Ich setzte mich auf einen Platz in der ersten Reihe.
,,Hören Sie, es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen‘‘ versprach ich.
Er schüttelte den Kopf und gab mir mein Handy.
,,Kein Problem. Ich wollte nur wissen wie es ihrer Mutter geht. Ich habe gehört sie ist im Krankenhaus.‘‘ sagte er.
Woher wusste er das?
,,Ihr geht’s gut‘‘ log ich. Naja, eigentlich wusste ich auch nicht wirklich wie es ihr ging.
,,Freut mich.‘‘
,,Ja ähm, ich muss dann mal los, der Mann meiner Mutter wartet sicher schon auf mich, damit er mich mit seinem Motorrad zu einer Freundin fahren kann.‘‘ log ich wieder.
Wieso log ich ihn schon wieder an? Und wieso wegen einem Motorrad? Versuchte ich ihn gerade wirklich zu beeindrucken? Ich war so erbärmlich..
,,Du magst Motorräder?‘‘ fragte er interessiert.
Scheiße, was sollte ich jetzt sagen?! ,,Ja‘‘ log ich schon wieder.
,,Welche magst du am liebsten?‘‘
Okay, denk nach Haley! Denk naaach!
,,Harley Davidson‘‘ sagte ich sicher. Ich war stolz auf mich, dass mir auf die Schnelle überhaupt eins eingefallen war. Ich war mir gerade jedoch nicht einmal mehr sicher ob Harley Davidson überhaupt zu Motorrädern zählte.
,,Ich auch‘‘ sagte er und lachte.
,,Naja, ähm, danke für mein Handy‘‘ sagte ich und wollte gehen.
,,Wir sehen uns morgen‘‘
,,Morgen?‘‘ hackte ich nach.
,,In der Schule‘‘ gab er gelassen zurück.
Super Haley! Echt toll. Bring dich nur weiterhin in so eine peinliche Lage.
,,Oh, ähm ja‘‘ stotterte ich peinlich berührt und lächelte dümmlich.
Plötzlich ließ ich meine Bücher auch noch fallen. Was war nur los mit mir? Ich war zwar schon immer tollpatschig gewesen, doch das heute war die absolute Krönung.
Herr Craven kam zu mir rüber und half mir die Bücher aufzuheben. Wir sahen beide auf.
Seine wunderschönen grünen Augen lenkten mich ab. Es war als schaute er in meine Seele.
Bevor ich wusste, was gerade geschah, merkte ich wie wir uns beide näherten.
Wir waren nur noch eine Fingerspitze voneinander entfernt, als wir jemanden hörten.
,,Ahem‘‘ hustete Judy.
Craven sprang auf und ließ meine Bücher wieder fallen. Er hob sie wieder auf und reichte sie mir. ,,Hier sind ihre Bücher‘‘ sagte er ziemlich seltsam zu mir.
Er war sichtlich nervös.
,,Danke‘‘ sagte ich und ging mit Judy aus dem Raum.
,,Was war denn das?‘‘ fragte sie mich.
,,Was war was?‘‘ fragte ich und spielte die Ahnungslose.
,,Ihr hättet euch beinahe geküsst.‘‘ Sie grinste.
,,Wer? Ich und Herr Craven? Haha, sehr witzig!‘‘ sagte ich und lachte.
Ich war gut im Lügen, doch Judy war gut darin zu erkennen, wann jemand die Wahrheit sagte und wann nicht.
,,Du kannst mich nicht anlügen. Ich habe es gesehen. Mit meinen eigenen Augen.‘‘ sagte sie und lachte wieder.
Ich blieb stehen. ,,Judy, ich schwöre dir wenn du auch nur ein Wort über diese Sache verlierst, bist du einen Kopf kleiner!‘‘
,,Will mir da jemand drohen?‘‘ fragte sie amüsiert und hob eine Augenbraue.
,,Hör auf damit Judy! Ich meine es ernst. Wir können riesigen Ärger bekommen. Bitte!‘‘ bettelte ich sie an.
,,Ich weiß nicht worüber du redest‘‘ sagte sie ahnungslos über den Vorfall der gerade geschehen war.
Ich umarmte sie. ,,Danke‘‘
Ich liebte Judy. Egal wie oft wir uns stritten, sie hielt mir immer den Rücken frei.
Als wir beide bei mir ankamen, sah ich Mum mit Nathan aus dem Auto steigen.
,,Mom!‘‘ rief ich und rannte zu ihr rüber.
,,Vorsichtig‘‘ sagte Nathan, als ich Mum in eine enge Umarmung schloss.
,,Sorry‘‘ gab ich entschuldigend von mir.
,,Schon okay Schatz, ich bin nur noch etwas schwach‘‘ sagte sie.
,,Judy, Liebling, wie geht es dir?‘‘
,,Gut Frau Ray, Ich hoffe sie fühlen sich besser‘‘ sagte sie mit einem Lächeln.
,,So ein süßes Mädchen‘‘ sagte meine Mum noch bevor sie mit Nathan im Haus verschwand.
Ich hoffte die beiden wussten, dass es naja, nicht sicher war nach einem Herzinfarkt gleich wieder, ihr wisst schon..miteinander zu schlafen.
,,Wir sollten noch zwei Minuten warten, wer weiß was die da drin machen‘‘ sagte ich zu Judy.
Sie erschauerte. ,,Ja du hast recht‘‘
Nach ungefähr zwei Minuten gingen wir dann hoch in mein Zimmer. Ich sperrte ab und schaltete meinen Laptop ein.
,,Hast du schon das Profil von Mister Hottie abgecheckt?‘‘ fragte sie mich.
,,Nein, ich bin doch kein Stalker‘‘ log ich.
,,Sie es dir an‘‘ drängte sie.
Als ich auf sein Profil klickte sah ich seinen neuesten Status: Wow *-*
Ich musste laut lachen, weil ich solche Smileys bis jetzt nur bei Teenagern gesehen hatte,
Wunderschön. stand in einem anderen.
Es gab also schon eine Frau in seinem Leben. Ich wusste nicht wieso, doch auf gewisse Weise machte mich dieser Gedanke traurig.
Nachdem Judy nach Hause gegangen war, war ich sofort schlafen gegangen.
Ich wachte mitten in der Nacht auf und sah meine Mum vor meinem Bett stehen.
,,Mom?‘‘ fragte ich, während ich mir über die Augen rieb.
,,Was ist los?‘‘ fragte ich nochmal, als ich keine Antwort bekam.
,,Nichts Schatz, ich wollte nur nach dir sehen‘‘
,,Achso okay‘‘ sagte ich nur und legte mich wieder zurück. Ich merkte, dass sie mir etwas verheimlichte. Als ich das zweite Mal aufwachte, war sie weg. Ich stand auf und zog mich um.
Ich ging aus dem Haus und sah Judy und Drake. Sie waren am diskutieren.
Judy wollte ihn schlagen, doch er hielt ihre Arme fest.
,,Wie konntest du nur?!‘‘ schrie sie ihm ins Gesicht.
,,Judy, beruhig dich‘‘ schrie er zurück.
,,Nimm deine Finger von ihr‘‘ forderte ich.
Judy sah besorgt aus und traurig und ängstlich.
,,Lass uns reden‘‘ schlug Drake ihr vor.
,,Über was? Was hat er gemacht Judy?‘‘ fragte ich.
,,Er hat mit meiner Mum geschlafen‘‘ schrie sie aufgebracht.
Ich sah ihn an. Okay, das war wirklich, wow. Ein neuer Tiefpunkt.
,,Wirklich, Drake? Ihre Mum?‘‘ fragte ich.
,,Armselig!‘‘
Ich nahm Judy an der Hand und ging mit ihr zur Schule. Sie weinte noch immer und ich legte meinen Arm um sie.
,,Hör auf zu weinen. Mach ihm glaubhaft, dass du ihn nicht vermisst.‘‘ sagte ich tröstend zu ihr.
,,Aber wieso?‘‘ fragte sie. ,,Ich vermisse ihn doch.‘‘
,,Judy, wenn er es weiß, wird er nicht aufhören mit dir zu spielen.‘‘
Sie wischte ihre Tränen weg und stellte sich gerade hin.
,,Das ist mein Mädchen‘‘ sagte ich lächelnd.
,,Danke‘‘ sagte sie und umarmte mich.
,,Wieso habe ich nicht eher auf dich gehört?‘‘
,,Ich weiß es nicht Judy..Ich weiß es nicht‘‘ sagte ich dramatisch und brachte sie damit zum Lächeln.
,,Also, wirklich deine Mutter?‘‘ fragte ich sie.
,,Ja, ich kam nach Hause und erwischte die beiden in ihrem Bett. Ich rannte sofort raus. Ich weiß wirklich nicht wie ich ihr noch ins Gesicht schauen soll‘‘
,,Eklig‘‘ sagte ich und wir nahmen unsere Bücher aus dem Spind.
Drake sah durch den Gang und starrte Judy an. Sie ignorierte ihn
,,Weißt du Haley, ich habe ihn geliebt, ich habe ihn wirklich geliebt‘‘ flüsterte sie traurig.
,,Wie hast du das geschafft?‘‘ fragte sie noch.
,,Was geschafft?‘‘
,,Nicht zu weinen, als eine deiner Beziehungen endete‘‘ erklärte sie.
,,Ich weiß nicht, ich schätze ich habe nie jemanden so sehr geliebt um wegen ihm zu weinen‘‘
Wir gingen in Cravens Klasse und legten unsere Sachen auf dem Tisch ab.
,,Okay Leute, wir schreiben heute einen Test‘‘ sagte Herr Craven laut und begann dieTests auszuteilen. Ein lautes Seufzen ging durch die Klasse.
Nach dem Test, lösten wir noch ein paar Aufgaben und dann läutete es auch schon.
Sarah wartete vor der Tür auf mich und gerade als ich gehen wollte, stoppte mich Herr Craven.
,,Haley, könnte ich Sie kurz sprechen?‘‘
,,Wir sehen uns in Physik‘‘ sagte Sarah und verschwand.
Ich ging zurück und setzte meine Sachen auf dem Tisch ab.
Nun stand ich genau vor ihm und wartete darauf, dass er etwas sagte.
,,Es tut mir leid, wegen dem Vorfall gestern‘‘ sagte er.
Er ging zur Tür und vergewisserte sich ob sich noch jemand im Gang befand, bevor er wieder zurückkam. ,,Nimmst du es mir noch übel?‘‘ fragte er unsicher.
,,Nein‘‘ sagte ich.
,,Entschuldige, das war wirklich ein unangemessenes Benehmen.‘‘ sagte er wieder.
,,Es war zum Teil auch meine Schuld‘‘ sagte ich.
,,Wirklich?‘‘ fragte er. Ich nickte. Er ging auf mich zu, als plötzlich Jaden in die Klasse kam.
,,Entschuldigen Sie, ich habe meine Federschachtel liegen gelassen.‘‘ Jaden schnappte sie schnell und verließ wieder den Raum. Dann hörte ich das Läuten zum Beginn der Stunde. Super, ich kam wieder zu spät.
,,Ich schreibe dir eine Entschuldigung‘‘ sagte Herr Craven. Er ging um den Tisch und ich folgte ihm.
Als er mir das Schreiben überreichte, berührten sich unsere Hände. Er ließ nicht los. Er fühlte es also auch. Wir sahen uns in die Augen.
,,Ich sollte jetzt gehen‘‘ log ich. Ich wollte hier bleiben. Ich wollte bei ihm bleiben! Haley! Schrie ich mich in Gedanken an. Er ist dein Lehrer verdammt!!
,,Okay‘‘ sagte er und ließ los. Ich rannte zur nächsten Stunde. Omg was machte ich nur? Ich spielte mit dem Feuer. Ich hatte vorher nie solche Sachen gemacht. Ich war immer ein braves Kind gewesen.
Hatte immer nur das getan was gut war und nie etwas was verboten oder gefährlich war.
Ich spielte mit dem Feuer und wusste ich würde mich daran verbrennen.

Am nächsten Tag tat ich etwas Dummes. Etwas richtig Dummes. Nach Unterrichtsschluss blieb ich in der Klasse. ,,Herr Carven, dürfte ich nach dem Unterricht zu Ihnen kommen, ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstehe.‘‘ log ich. Er sah mich geradewegs an und ich konnte nur daran denken, dass er ablehnen würde, da er meine Noten kannte und er wusste das ich alles verstand.
,,Natürlich‘‘ antwortete er. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
,,Danke‘‘ sagte ich und ging auf die Tür zu.
,,Kein Problem, Haley‘‘ sagte er und ich kam nicht darum um hin, diesen amüsierten Unterton in seiner Stimme zu hören.
Nach der letzten Stunde ging ich dann also in seine Klasse und setzte mich auf meinen üblichen Sitzplatz. Er tippte gerade auf seinem Laptop herum.
Als er fertig war, stand er auf und setzte sich auf die Ecke des Tisches.
,,Okay Haley, was sollen wir uns noch einmal näher ansehen?‘‘
,,Extremstellen.‘‘ gab ich von mir und nahm währenddessen mein Buch heraus.
Er nickte und stellte mir einige Fragen.
Ich konnte sie alle beantworten und er stoppte.
,,Du kannst doch schon alles.‘‘ stellte er zu allem Überfluss auch noch fest.
Okay ich war ruiniert. Wie war ich auch auf diese dumme Idee gekommen?
Ich stand einfach auf. Ich wusste, wenn ich etwas gesagt hätte, hätte ich gestottert und ich wollte nicht noch eine größere Idiotin aus mir machen.
Dann sah ich Judy bei der Tür vorbeigehen.
,,Hey Haley! Ich habe dich überall gesucht.‘‘ sagte sie und kam hinein.
Gott sei dank!! Ich sprang auf und lief auf sie zu.
,,Gut, ich muss dann gehen. Wir sehen uns morgen‘‘ schrie ich ihm von der Tür aus zu.
,,Tschüss Haley‘‘ schrie er zurück.
,,Vielen Dank Judy!‘‘ sagte ich erleichtert und fiel ihr um den Hals.
,,Kein Problem‘‘ sagte sie lachend. ,,Ich muss auch schon wieder gehen‘‘ fügte sie hinzu.
Ich sah nach draußen und es regnete.
,,Oh nein, ich will nicht bei diesem Regen nach Hause gehen.‘‘
,,Ruf doch George an‘‘ schlug sie mir von ihrem Spind aus vor.
Ich ging auf die Eingangstür zu und blieb draußen unter dem Überdach stehen, damit ich nicht ganz nass wurde.
Ich fühlte mich so friedlich, als ich dem prasselnden Regen zuhörte.
Ich kramte in meiner Tasche herum und suchte nach meinem Handy, doch so tollpatschig wie ich war musste ich sie natürlich fallen lassen. Mir blieb ja auch schließlich nichts erspart.
Der ganze Inhalt meiner Tasche verteilte sich kreuz und quer auf dem Boden und ich ging auf die Knie um alles wieder aufzuheben. Dann hörte ich wie sich die Eingangstür der Schule wieder öffnete. Ich vermutete es war Judy. Die Person kniete sich neben mich und half mir meine Sachen aufzuheben.
Und dann sah ich auf seine Schuhe. Ich wusste wer es war. Es war Herr Carven.
,,Wissen Sie, ich bin eigentlich nicht so ungeschickt‘‘ sagte ich amüsiert.
Er sah mir in die Augen und lächelte. Er hob mein Make up auf und reichte es mir.
Seine Hand berührte meine und keiner von uns nahm sie zurück.
Sollte ich zurückweichen? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Mein Kopf spielte gerade verrückt.
Ich lehnte mich ihm entgegen und als sich unsere Lippen berührten, ging ein Feuerwerk in meinem Bauch los. Sie waren so weich! Minuten später ließ er von mir ab und ich hob meine Sachen weiter auf und legte sie in meine Tasche. Er half mir dabei. Als letztes reichte er mir meine Pille. Das einzige was ich denken konnte war: Peinlich! Ich merkte wie mein Gesicht rot anlief.
Ich stand auf und nahm mein Handy in die Hand.
,,Haley, das war unangemessen, es tut mir leid‘‘ begann er wieder.
Ich merkte, dass er nervös war. ,,Das war falsch.‘‘ Ich konnte seiner Stimme nicht länger zuhören.
Ich ging auf ihn zu, packte ihn bei seinem T-Shirt und zog ihn an mich.
,,Es ist schon okay‘‘ flüsterte ich gegen sein Lippen, ehe ich ihn küsste.
Der Regen fiel noch immer vom Himmel und ich hörte Judy aus der Tür kommen.
,,Hey Haley, ich wollte nur..‘‘ Ihr blieben die Worte im Hals stecken.
Wir hörten nicht auf uns zu küssen. Wir waren schon so oft unterbrochen worden, dass wir nicht aufhören wollten.
,,Okay‘‘ sagte sie ruhig und ging mit ihrem Rucksack auf dem Kopf an uns vorbei.
Als wir uns von einander lösten, sahen wir uns tief in die Augen. Unsere Haare und Klamotten waren total durchnässt.
,,Danke fürs aufheben.‘‘ sagte ich.
,,Jederzeit.‘‘ Er lächelte. Ich liebte sein Lächeln. Seine Zähne waren so weiß und seine Stimme so samtig. Er drehte sich um und ging zurück ins Schulgebäude.
Ich wusste nicht wieso er mir gefolgt war, doch ich schätzte, er hatte es ebenfalls vergessen.
Ich berührte meine Lippen. Wow. Es war so fantastisch gewesen. Unser erster Kuss. Hoffentlich würde es nicht bei diesem einen bleiben.


Ich hatte Judy schnell eingeholt. Sie benutzte ihren Rucksack noch immer als Regenschutz.
Ich rannte auf sie zu und sie stoppte. ,,Was?!‘‘ fragte sie. Sie klang richtig sauer.
,,Ich wollte doch nur mit dir nach Hause gehen.‘‘ sagte ich.
,,Wieso? Geh und rede doch mit deinem Lehrer! Jetzt weiß ich wenigstens wieso du so gute Noten bekommst!‘‘ schrie sie. Ich konnte nicht glauben, dass sie das gerade wirklich gesagt hatte.
,,Was?‘‘ fragte ich ungläubig.
,,Du und Herr Carven! Jetzt weiß ich es!‘‘ schrie sie wieder.
,,Du weißt ich würde so etwas nie für eine Note machen!‘‘
,,Ich weiß gar nichts mehr‘‘ sagte sie und ging weiter. Ich blieb reglos stehen.
Wie konnte sie so etwas von mir denken? Ich war nicht eine dieser Personen. Es machte mich krank. Ich lief ihr hinterher. Ich konnte sie nicht in diesem Glauben lassen.
Als ich sie erreicht hatte, packte ich sie an der Schulter und drehte sie zu mir herum.
,,Sag mir ob du das wirklich von mir denkst!‘‘ forderte ich streng.
Sie blieb leise. ,,Sag es mir!‘‘ sagte ich noch fordernder. ,,Nein.‘‘ gab sie endlich klein bei.
,,Warum hast du es dann gesagt?‘‘
,,Deshalb! Weil du jeden bekommst! Jeder will etwas von dir! Du musst dich nicht einmal darum bemühen. Du bist wunderschön, witzig und beliebt und dann sah ich dich mit Herr Carvin und ..ach keine Ahnung.. ich war einfach sauer‘‘ erklärte sie.
,,Ich habe es mir nicht so ausgesucht. Mein Leben ist nicht so perfekt wie du sagst und das weißt du auch ganz genau. Ich muss für meine Noten, wie jeder andere hart arbeiten. Es ist nicht meine Schuld, dass Typen auf mich stehen. Könnte ich es ändern, glaub mir ich würde es sofort machen. Und was Herr Carven angeht..ich mag ihn wirklich.‘‘ sagte ich lächelnd.
,,Sag es bitte keinem.‘‘
,,Okay‘‘ murmelte sie leise.
,,Danke‘‘ sagte ich und wir machten uns auf den Weg zu mir.
,,Du magst ihn also wirklich?‘‘ Ich nickte. ,,Du steckst in der Scheiße wenn das herauskommt‘‘
Wir sahen uns einen Film an und gingen dann schlafen. Mitten in der Nacht wurde ich dann von meinem nervigen Nachrichtenton geweckt. Zuerst ignorierte ich es, doch dann bekam ich noch eine.
Wer um Himmels Willen schrieb mir um diese Zeit? Ich rollte mich zur Seite und schnappte mir mein Handy vom Nachtkästchen. Ich öffnete nur ein Auge, da das Licht so hell war. Drake. Ich seufzte genervt. Was wollte dieser Idiot um 4 Uhr früh von mir?! Ich klickte auf die Nachricht. ,,Komm zur Schule. Ich muss mit dir reden‘‘ stand da. Ich war gerade richtig angepisst. Konnte er nicht bis nachher warten? Zuerst weckte er mich auf und jetzt wollte er auch noch dass ich meinen faulen Hintern zur Schule bewegte?! ,,Nein‘‘ schrieb ich knapp zurück.
,,Bitte! Es ist wichtig.‘‘ kam die nächste Nachricht schon keine 30 Sekunden später. Ich rollte mich vom Bett und zog mir eine Jeans an. Ich zog mir noch einen Pullover über und ging die einsame Straße entlang zur Schule.
,,Was zum Teufel, geht in deinem Kopf vor?‘‘ schrie ich ihm entgegen als ich in Reichweite war.
,,Haley!‘‘ sagte er und sprang von der Stiege. Er wollte mich umarmen, doch ich drückte ihn weg.
,,Was willst du von mir?‘‘ fragte ich ablehnend.
,,Ich wollte dich sehen. Haley, ich vermisse dich.‘‘ sagte er traurig.
Ich überkreuzte meine Arme und lachte los. Er versuchte mich erneut zu umarmen.
,,Drake‘‘ schimpfte ich, ,,Warum?‘‘
,,Warum was?‘‘ fragte er ahnungslos.
,,Führ dich nicht wie ein Idiot auf! Auch wenn du einer bist. Wieso sie? Wieso hast du ihr so weh getan?‘‘ fragte ich ihn.
,,Judy? Ich weiß nicht. Ich mochte sie, doch dann traf ich ihre Mum. Ich hatte bei ihr zu Hause geklopft und dachte Judy wäre da. Doch die Tür öffnete sich und ihre Mum stand nur mit einem Handtuch bekleidet im Türrahmen. Ich hatte ihr gesagt wer ich war, doch sie hatte mich nur am T-Shirt gepackt und ins Haus gezogen. Ich konnte mich nicht bremsen. Selbst wenn ich es gewollt hätte.‘‘
,,Das macht es nicht besser! Du hast sie verletzt!‘‘ sagte ich und wollte mich umdrehen. Er packte mich und hielt mich auf. ,,Haley, ich liebe dich. Ich habe es eingesehen.‘‘ weinte er.
Ich sah ihm ins Gesicht und sah richtige Tränen aus seinen Augenwinkeln kommen.
,,Nein! Du liebst meinen Körper und sonst nichts.‘‘ korrigierte ich ihn.
,,Haley, es tut mir leid! Bitte!‘‘ schrie er mir nach als ich wegging.
,,Haley!‘‘
,,Drake, es tut dir nicht leid. Es hat dir nie leid getan und das wird es auch nie. Du hast mich so oft verletzt. Ich habe solange gewartet, dass du dich änderst. Ich habe dir so viele Chancen gegeben und alles was du immer gemacht hast, war mich fallen zu lassen. Ich kann nicht glauben, dass ich so lange gebraucht habe um es zu erkennen. Du bist immer in dem Glauben geblieben, dass zwischen uns alles wieder wie immer werden würde. Doch diese mal nicht. Ruf mich nicht mehr an, denn ich werde nicht abheben. Hör auf mir zu schreiben, denn ich werde die Nachrichten nicht lesen. Ich werde mich nicht weiterhin von dir verletzten lassen. Ich glaube dir nicht, denn es tat dir nie leid und es wird dir auch nie leidtun. Du siehst so unschuldig und ahnungslos aus. Doch ich weiß es jetzt besser. Ich weiß, dass du nicht so ahnungslos bist wie du tust. Wusstest du, dass ich dabei war dich wirklich zu lieben? Und ich hätte dich schon längst geliebt, wenn du mich nicht allein gelassen hättest. Du hast mich hergerufen, weil es sonst jedes Mal funktioniert hat. Doch nicht dieses Mal Drake. Du willst wirklich, dass ich dir glaube? Nein Drake, nicht mehr.‘‘ sagte ich und ging stolz nach Hause. Als ich ankam, standen alle vor der Tür. Ich sah auf mein Handy. Ich war nur eine halbe Stunde weg gewesen. Ich sah ein Polizeiauto und ging zu meiner weinenden Mum. ,,Mum was ist los?‘‘ fragte ich sie. Sie sprang in meine Arme. ,,Haley! Wo warst du?‘‘
,,Ich war spazieren, wieso?‘‘ fragte ich verwirrt.
,,Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht‘‘ sagte sie und Judy kam aus dem Haus und umarmte mich. ,,Was geht denn hier ab?‘‘ fragte ich in die Runde und ein Polizist kam auf uns zu.
,,Ist das ihre Tochter?‘‘ fragte er an Mum gewandt.
,,Ja‘‘ sagte sie lächelnd.
,,Okay. Wir haben Ihnen gesagt, dass sie nach Hause kommt‘‘ sagte er und ging davon.
,,Erklärt mir mal jemand was hier los ist?‘‘
,,Wir dachten du wurdest entführt‘‘ sagte Nathan und schlang seine Arme von hinten um Mum’s Taille.
,,Wieso?‘‘ fragte ich.
,,Weil du einfach gegangen bist. Das einzige was wir gehört haben waren Schritte und das Zuknallen der Tür.‘‘
,,Ich war doch nur spazieren.‘‘ rechtfertigte ich mich.
,,Sag das nächste mal einfach bescheid‘‘ sagte Mum und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
,,Okay‘‘ sagte ich nur und ging mit Judy auf mein Zimmer.
,,Du hast so ein Glück‘‘ sagte sie.
,,Wieso?‘‘
,,Weil ich drauf und dran war, deiner Mutter etwas über Herr Carven zu sagen!‘‘
,,Sag niemals zu jemanden etwas zu über ihn!!‘‘ schrie ich.
,,Okay, beruhig dich‘‘
Wir legten uns wieder in mein Bett und schliefen ein.
,,Aufstehen Schlafmütze! Wir müssen in die Schule!‘‘ schrie Judy und bewarf mich mit einem Kissen.
Wir machten uns fertig und gingen zur Schule. Judy war so ruhig heute Morgen gewesen.
,,Was ist los Judy?‘‘
,,Wo warst du letzte Nacht?‘‘ fragte sie, doch ich antwortete nicht.
,,Warst du bei Herr Craven?‘‘ hackte sie wieder nach.
,,Oh Gott, nein!‘‘
,,Sondern?‘‘
,,Drake‘‘ sagte ich schließlich.
,,Drake?‘‘ fragte sie und ihre Stimme schellte 10 Oktaven höher. ,,Ich hätte es wissen sollen.‘‘
,,Es ist nicht so wie du denkst. Ich habe zu ihm gesagt er soll uns in Ruhe lassen. Er wird uns nicht mehr belästigen.‘‘ sagte ich. Mein Handy begann zu läuten. Ich sah auf den Display. Drake.
Ich schüttelte den Kopf, drehte den Ton ab und legte mein Handy zurück in meine Tasche.
,,Wer war das?‘‘
,,Ach nur Lucy‘‘ log ich.
,,Achso‘‘ sagte sie nur.
Wir betraten die Schule und kramten unsere Sachen aus dem Spind. Wir gingen zu Herr Cravens Klasse und sahen ihn davor mit einer anderen Frau. Sie redeten und umarmten sich dann. Judy legte einen Arm um meine Schulter. ,,Tut mir leid für dich‘‘ flüsterte sie in mein Ohr.
Ich sah auf den Boden und ging an ihm vorbei. Wieso spielte er so mit mir?
Es läutete und alle gingen auf ihren Platz. ,,Ihr braucht eure Bücher heute nicht. Es ist ein wunderschöner Tag und wir verbringen ihn draußen.‘‘ sagte er. Alle standen auf und folgten ihm nach draußen. Ich setzte mich mit Sarah aufs Gras und begann zu zeichnen. Ich liebte es zu zeichnen. Ich hatte einfach ein Talent dafür. Ich löste noch schnell die Aufgaben, die er uns aufgetragen hatte und ging den Lake River entlang, als plötzlich Herr Craven neben mir auftauchte. Er ging neben mir her und hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben. Wie schaffte er es bloß so süß auszusehen?
,,Es ist ein wunderschöner Tag heute.‘‘ sagte er. ,,Ja‘‘ gab ich nur knapp zurück. Nach einigem Schweigen stoppte er. ,,Habe ich irgendwas falsches gemacht?‘‘ fragte er.
,,Frag doch deine Freundin!‘‘ sagte ich bissig. ,,Wen? Ich habe keine Freundin.‘‘ log er.
,,Ich habe euch heute Morgen gesehen! Ich bin keine Idiotin!‘‘ argumentierte ich.
Er dachte eine Weile nach. ,,Meinst du heute Morgen? Haley, das hast du falsch verstanden. Das war mein Schwester Brooke.‘‘
,,Deine Schwester?‘‘ fragte ich und fühlte mich ziemlich dumm.
,,Ja, sie ist die einzige Familie, die ich hier habe. Ihr Sohn hat Leukämie und ich bin hierher gezogen um ihr etwas unter die Arme zu greifen.‘‘
Ich glaubte ihm, denn es würde wohl keiner bei so etwas lügen.
,,Ich fühle mich so dumm!‘‘ sagte ich lachend und schüttelte meine Kopf.
,,Du dachtest sie wäre meine Freundin?‘‘ stellte er noch einmal fest.
,,Ich würde dir so etwas nie antun Haley.‘‘ Er lächelte warm und wollte mich umarmen, doch ich drückte ihn sanft von mir.
,,Herr Craven, wir sind in der Schule.‘‘ erinnerte ich ihn. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und ich lächelte ihn an. ,,Und verstehst du den Stoff, den wir im Unterricht gerade machen?‘‘ fragte er.
,,Nein Herr Craven, ich denke sie sollten mir nach Schulschluss wieder helfen.‘‘ sagte ich zwinkernd und wir gingen zurück zu den anderen. Ich setzte mich zu Sarah auf die Wiese und zog mein Tank Top nach oben. Ich lehnte mich zurück um etwas von der Sonne abzubekommen und schloss meine Augen. Sarah tippte mich von der Seite an. ,,Unser Mister Hottie starrt dich gerade an.‘‘ sagte sie lächelnd. Ich sah zu Mike und lächelte ihn an. Ich hatte beschlossen, ihn Mike zu nennen, da ich mich sonst ziemlich seltsam fühlte. Er verhielt sich sehr auffällig. Wir mussten uns eindeutig besser in Griff bekommen. Dann läutete es auch schon. Ich ging ins Schulgebäude und packte gerade meine Sachen zusammen. Die anderen waren schon unterwegs zu ihren Klassen und ich wollte gerade aus der Tür verschwinden, als Mike seine Arme von hinten um meine Taille schlang und mich an seinen Körper drückte. Er ließ kurz von mir ab und schloss die Tür ab. Er kam mir langsam entgegen, legte eine Hand auf meine Wange und zog mich näher an sich. Als er seine Lippen auf meine legte, klopfte mein Herz ungefähr 20 mal so schnell als üblich. Er schlang wieder beide Arme um meine Taille, hob mich hoch und setzte mich auf dem Tisch ab. Wir hörten nicht auf uns zu küssen und ich ging mit meinen Fingern durch seine vollen schwarzen Haare. Ich legte seine Hände auf meinen Schultern ab und führte sie meinen Körper hinab. Er küsste meinen Nacken. Seinen Atem auf meinem Nacken zu spüren war so erregend. Zum Glück waren wir in der Schule, denn wir wären weitaus weiter gegangen, als geplant. Nach ungefähr 10 Minuten läutete es zum Beginn der nächsten Stunde. Er ließ von mir ab und wir schnappten beide nach Luft.
,,Ich schreibe dir wieder eine Entschuldigung.‘‘ sagte er atemlos.
,,Sag einfach du hast das liegen gelassen.‘‘ fügte er noch hinzu und reichte mir seine Federschachtel. Ich nickte.
Nach der Schule ging ich allein nach Hause. Jeder meiner Freunde hatte etwas zu tun, doch es war okay, da ich gerne alleine war. Ich genoss die Ruhe um mich herum. Man konnte gut nachdenken.
Und mir schwirrten gerade tausende von Fragen im Kopf herum.
Zuerst wäre da die Sache mit Drake, der mich ständig anrief und mich einfach nicht in Ruhe ließ. Er hatte eindeutig kein Leben. Zweitens war da meine Mutter, die mir Sorgen bereitete. Sie wollte mir einfach nicht sagen, was ihr fehlte und ich wusste, dass es ihr nicht gut ging, denn sie war eine echt schlechte Lügnerin. Drittens war da Mike. Er war zwar erst 23, doch das was mir miteinander hatten war illegal. Vor allem ab morgen, denn da hatte er Geburtstag. Doch ich würde das zwischen uns nicht aufgeben, denn ich mochte ihn wirklich. Er war der einzige Mann den ich jemals so sehr gemocht hatte. Wie konnte etwas falsch sein und sich dennoch so richtig anfühlen?


Am nächsten Tag, in seinem Unterricht machte ich mir wirklich Sorgen um ihn. Seine Hände zitterten und er hatte verschwollene Augen. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, aber aus welchem Grund? Als die Schulglocke ertönte packten alle ihre Sachen zusammen und verließen den Raum. Ich ließ mir besonders viel Zeit beim Einpacken meiner Sachen, da ich den Grund für seine Schlaflosigkeit erfahren wollte. Ich ging zur Tür und sperrte ab. Er saß auf seinem Sessel und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Ich stellte mich hinter ihn und massierte seine Schultern leicht.
Er nahm meine Hände in seine und ich küsste seinen Nacken. Ich ging um ihn herum und sah ihm in die Augen. Ich küsste ihn, setzte mich auf seinen Schoß und fuhr mit einer Hand unter sein Shirt um die Konturen seiner Bauchmuskeln nachzufahren. Er lächelte leicht. ,,Happy Birthday‘‘ sagte ich und küsste ihn erneut. Er zog mein Tank Top nach oben und fuhr mit seinen Händen meinen Rücken auf und ab. Ich fuhr mit meiner anderen Hand ebenfalls unter sein Shirt und wollte es ihm ausziehen, doch er stoppte mich. ,,Haley.‘‘ sagte er und nahm tief Luft.
Ich stand auf zog mein Tank Top nach unten und sah ihn abwartend an.
,,Wir können das nicht machen.‘‘ sagte er seufzend.
,,Wieso nicht?‘‘ fragte ich ihn.
,,Es ist nicht wegen dir Haley. Glaub mir. Du bist einfach unbeschreiblich. Es ist nicht richtig, wenn uns jemand erwischt, bekommen wir riesigen Ärger und du hast so viel Talent.‘‘ sagte er und hielt meine Zeichnung, die ich in seinem Unterricht gemalt hatte nach oben.
,,Hast du jemals in Betracht gezogen eine Kunsthochschule zu besuchen?‘‘
,,Das ist nicht das worüber wir reden. Wir reden gerade darüber, wie du mir erklären willst, dass du mich nicht magst.‘‘ sagte ich angepisst.
,,Nein, Haley. Es ist nicht so wie du denkst. Ich mag dich. Vielleicht auch ein bisschen zu sehr. Hast du nie darüber nachgedacht was passieren könnte, wenn uns jemand erwischt?‘‘ fragte er verzweifel.
,,Doch. Jede verdammte Sekunde, aber weißt du was? Danach denke ich, wie wert es mir das alles ist.‘‘ sagte ich und merkte wie Tränen meine Wangen hinabflossen. Ich Haley Ray weinte gerade wirklich das erste mal wegen einem Jungen. Verdammt! Das hieß ich liebte ihn. Den einzigen Typen, den ich jemals wollte, konnte ich also nicht haben. ,,Ist es dir das nicht wert?‘‘ fragte ich ihn.
,,Ich habe es nicht aus dieser Sichtweise betrachtet.‘‘ gab er zu. Ich nahm meine Sachen in die Hand und ging raus. Ich knallte die Tür zu und ging den Flur entlang. Ich hörte wie die Tür wieder geöffnet wurde und Mike mir hinterherschrie, doch ich ging weiter. Ich wusste es würde so kommen. Immerhin war er mein Lehrer. Welcher Mann verliebte sich auch in einen Teenager? Ich fühlte mich nicht gut und ging nach Hause. Ich wollte morgen nicht in die Schule gehen. Es würde sicher seltsam werden.. Und ich behielt recht. Er starrte mich an, als ich die Klasse betrat und mich auf meinen Platz setzte. Er kam auf mich zu. ,,Kann ich nach dieser Stunde bitte mit dir reden?‘‘ flüsterte er so laut, dass nur ich es verstehen konnte. ,,Nein.‘‘
,,Haley, bitte.‘‘ bettelte er, doch dann läutete es auch schon zum Beginn der Unterrichtsstunde.
Er ging zur Tafel und jeder begann Aufgaben zu lösen. Alle außer mir. Ich konnte an nichts anderes als an Mike denken. An seine wunderschönen Augen und seine samtige Stimme. Als es läutete packte ich meine Sachen zusammen und ging mit Sarah aus der Klasse. Ich drehte mich noch zu ihm um und sah seinen gesenkten traurigen Blick.
Als ich ungefähr die Hälfte des Gangs erreicht hatte, stoppte ich. Ich konnte ihn nicht vergessen. Ich wusste, dass ich ihn nicht vergessen konnte. Ich kramte seine Federschachtel aus meiner Tasche hervor und ging zurück in sein Klassenzimmer. Ich ging hinein und legte seine Federschachtel vor ihm ab. ,,Ich habe vergessen sie ihnen zurückzugeben.‘‘
,,Haley, bitte.‘‘ bettelte er.
,,Herr Craven‘‘ begann ich.
,,Mike‘‘ korrigierte er.
,,Herr Craven, Sie hatten Recht, wir könnten Ärger bekommen. Vergessen wir einfach alles.‘‘ versicherte ich ihm.
Ich hasste es ihm sagen zu müssen, dass er Recht hatte, denn ich mochte ihn so sehr. Doch ich wollte nicht das er sich allzu schlecht wegen dem Schluss machen fühlte.
,,Haley, ich hatte Unrecht, das Alter ist unwichtig. Das einzige was zählt ist wie sehr ich dich liebe.‘‘ beteuerte er und lächelte. Er lächelte. Ich konnte nicht lächeln. Nicht jetzt. Ich musste dem ganzen ein Ende setzen. Besser früher als später.
Ich schüttelte meine Kopf und wollte gehen, doch er hielt mich zurück.
,,Lass mich dir nur noch das geben‘‘ sagte er und gab mir einen Zettel mit seiner Nummer und Adresse. ,,Falls du jemals etwas brauchen solltest, ruf mich an oder komm zu mir.‘‘
Als ich ging, hatte ich das Bedürfnis ihn anzurufen. Einfach um ihm ,,hi‘‘ zu sagen. Ihm einfach zu sagen, dass ich in vermisste. Nein, wir hatten Schluss gemacht, und ich konnte nicht länger daran festhalten.


Als ich durch die Haustür trat sah ich Mum und Nathan unruhig auf der Couch sitzen.
George saß den beiden gegenüber und ich bemerkte, dass Mum ihre Finger ineinander verknotet hatte. Kein gutes Zeichen! Immer wenn sie das machte hatte sie irgendetwas verbrochen.
Das letzte mal als ich sie so sah, erklärte sie mir, dass mein Hund gestorben war.
,,Haley, Liebling wir müssen reden.‘‘ sagt sie und deutete mir mich zu setzen.
,,Um was geht’s?‘‘ fragte ich verunsichert, als ich mich neben George niederließ.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass gleich irgendetwas ziemlich schlimmes passieren würde.
,,Haley, George‘‘ fing sie an und hatte unsere volle Aufmerksamkeit.
,,Es fällt mir alles andere als leicht es euch zu sagen, aber ich habe keine andere Wahl. Ich habe Krebs.‘‘ sagte sie ruhig.
George und ich schnappten nach Luft. Nathan legte einen Arm um die Schulter von Mum.
,,Das ist ein schlechter Scherz oder? Sag mir das, dass ein schlechter Scherz ist!‘‘ schrie George.
,,Mum, Krebs?‘‘ fragte ich noch einmal in der Hoffnung mich doch verhört zu haben nach.
,,Ja, aber es wird alles wieder gut. Ich mache eine Chemotherapie und der Arzt sagt es funktioniert.‘‘ sagte sie um uns zu beruhigen. Ich hatte noch immer nicht wahr genommen, was sie mir gerade versuchte zu erklären. Mum und Krebs? Das ging nicht! Das durfte einfach nicht sein! Was sollte ich ohne sie bloß machen? Sie und George waren das einzige, was mir übrig geblieben war.
,,Seit wann Mum?‘‘ fragte ich.
,,Was?‘‘
,,Seit wann wusstest du es?‘‘ fragte ich nun um einiges lauter.
,,Vor dem Herzinfarkt‘‘ sagte sie mit einem tiefen Seufzer.
,,Was ?! Wieso hast du es uns nicht gesagt?!!!‘‘ schrie ich sie an.
,,Rede nicht so mit deiner Mutter.‘‘ ermahnte mich Nathan.
,,Sag mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe! Du hast keine Ahnung wie sich das anfühlt! Du hattest einen Vater! Du hattest eine ganze Familie! Alles was ich habe, sind diese zwei Leute in diesem Raum und ich weiß nicht einmal mehr für wie lange!‘‘ schrie ich ihm meine ganze Wut entgegen, während mir stumme Tränen die Wangen hinunterliefen. George legte beruhigend einen Arm um mich, doch ich konnte gerade keine Nähe ertragen und drückte ihn weg. Ich stand auf und verließ das Haus. Ich wusste nicht was ich machen sollte, doch ich konnte nicht mehr in diesem Haus bleiben. Sobald ich das Haus verlassen hatte, fing es auch schon an zu regnen. Graue Wolken zogen über den Himmel und verdeckten die Sonne. Ich blieb stehen und sah dem Himmel entgegen.
,,Wieso ich?! Was habe ich getan? Hilf mir Gott! Bitte hilf mir!‘‘ bettelte ich.
Ich hatte meine Tasche, samt Handy zuhause liegen gelassen und wusste nicht wohin ich nun gehen sollte.
Zu einem meiner Freunde wollte ich nicht, denn sie würden mich sowieso nicht verstehen. Also beschloss ich zu der Person zu gehen, deren Nähe ich gerade als einziges ertragen konnte.
Es war nicht weit weg. Er lebte in einer kleinen Wohnung. Als ich die letzten Stufen nach oben ging, war die Verlockung wirklich groß, wieder umzukehren. Doch wohin sollte ich sonst hin? Vielleicht würde er mich nicht sehen wollen? Wieso sollte er auch? Meine nassen Haare tropften auf meine durchnässten Klamotten. Mein Make up war verschmiert und die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu fließen.
Ich klopfte zaghaft auf Mike’s Tür. Er öffnete sie. Hier stand ich also, total durchnässt. Meine blonden Haare hingen mir herunter. Mein Make up verschmiert. Als er mich sah weiteten sich seine Augen.
,,Haley‘‘ sagte er überrascht und ich rannte in seine Arme. Ich weinte noch mehr, als er seine Arme um mich legte. Er schloss die Tür und wir gingen auf seine Couch zu.
,,Haley, was machst du hier?‘‘ fragte er besorgt.
,,Tut..tut mir leid‘‘ stotterte ich ,,Ich hatte mein Handy nicht dabei und ich hatte keine Ahnung, wo ich sonst hätte hingehen sollen.‘‘
,,Was ist passiert?‘‘
,,Das Leben ist einfach nicht fair. Immer wenn ich denke es läuft für einen Moment alles gut, passiert wieder irgendetwas schlimmes!‘‘ ich stoppte einen Moment und versuchte meine Tränen zu stoppen, doch es war zwecklos. ,,Meine Mum..Sie hat Krebs! Sie hat es schon seit einer Weile, doch sie hat es mir und meinem Zwillingsbruder George gerade eben erst gesagt. Sie sagt es wird alles wieder gut und sie wird gesund, doch ich konnte an ihrem Blick erkennen, dass dem nicht so ist. Sie und George sind alles was ich habe.‘‘ Er nahm mich fester in den Arm.
,,Ich bin und werde immer für dich da sein.‘‘ versprach er. Ihn so nah zu spüren, machte mich glücklich. Ich sah hoch in seine grünen wunderschönen Augen und dann küsste er mich. Sacht setzte er mich ein Stückchen von ihm weg und strich mir meine nassen Strähnen aus meinem Gesicht. Er zog mein Shirt aus und küsste mich knapp über der Brust. Ich sah sein von meinen Haaren durchnässtes Shirt an. Er zog es aus und warf es auf den Boden. Bevor ich realisierte was hier gerade geschah, lagen auch schon unsere ganzen Klamotten verstreut im Zimmer herum und unsere Körper waren miteinander vereint.
Ich lag in seinen starken Armen und hörte dem tropfenden Regen zu. Uns bedeckte nur eine schwarze Decke und ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.
,,Wieso willst du alles aufs Spiel setzen? Deinen Job, dein Leben?‘‘ fragte ich ihn.
,,Weil du das beste bist was mir jemals passiert ist.‘‘ antwortete er und lächelte. Ich setzte mich auf und küsste ihn. ,,Ich liebe dich‘‘
Oh mein Gott. Okay, ich meine, ich liebte ihn auch. Doch war es nicht zu früh das zu sagen?
Als ich nichts darauf antwortete setzte er sich auf. ,,War das zu früh?‘‘ fragte er verunsichert.
,,Mike, keine Sorge. Es ist okay. Ich liebe dich auch.‘‘
,,Du musst es nicht sagen, wenn du es nicht so meinst.‘‘
,,Ich meine es genau so wie ich es gesagt habe.‘‘ sagte ich lächelnd.
,,Wirklich?‘‘
,,Wirklich.‘‘ vergewisserte ich ihn.
Während unseres Kusses hörten wir plötzlich ein Klopfen.
Mike und ich erstarrten. ,,Mike, mach auf. Ich bins Brooke.‘‘
,,Wer ist das?‘‘ fragte ich ihn leise. ,,Meine Schwester‘‘ flüsterte er zurück.
,,Mike?‘‘ schrie sie wieder durch die Tür.
,,Ja, Brooke. Ich komme gleich. Gib mir eine Sekunde.‘‘ schrie er zurück.
Er stand auf und suchte sein Zimmer nach seiner Unterwäsche ab.
,,Was war das für ein Geräusch?‘‘ schrie sie wieder. ,,Ich weiß nicht was du meinst.‘‘ antwortete er ihr. Er zog sich seine Hose an und schmiss mir meine Unterhose und meine Shorts zu. Ich konnte meinen BH nirgends finden und zog mir mein Shirt einfach ohne über. Mike schnappte sich ebenfalls sein Shirt und zog es sich über ohne zu bemerken, dass er es verkehrt herum anhatte. Ich konnte es ihm nicht einmal schnell sagen, denn er war schon zur Tür gehastet um sie aufzumachen.

,,Brooke! Was ist los?‘‘ fragte er und versuchte währenddessen die Tür vor ihren neugierigen Blicken zu versperren. Ich richtete meine Haare und machte mich wieder auf die Suche nach meinem BH. Verdammt, er musste doch irgendwo liegen! Ich sah zur Tür und betrachtete Brooke. Sie war richtig hübsch. Groß, dünn und lange, wellige schwarze Haare. Eine richtige Schönheit. Sie schubste Mike zur Seite und ging in die Wohnung. Als sie mich sah blieb sie stehen. ,,Wer ist das?‘‘ fragte sie, ohne den Blick von mir zu wenden. Ich sah hilflos zu Mike, der seinen Kopf schüttelte um mir ein Nein zu signalisieren. Ich hatte schon meinen Mund geöffnet um etwas zu sagen, da sagte Mike auch schon etwas. Gott sei Dank. ,,Das ist Haley. Sie ist meine Schülerin und ich erkläre ihr gerade ein paar Beispiele, die sie nicht alleine schafft.‘‘ log er. Ich lächelte sie an und sie ging durch den Raum. Sie stoppte vor der Couch und bückte sich um etwas hochzuheben, doch ich wusste nicht was.
Als sie ihren Arm nach oben hielt, konnte ich meinen schwarzen Spitzen BH erkennen. Mein Mund klappte auf und ich sah zu Mike, der auch ziemlich ängstlich aussah.
,,So, so eine Schülerin also?‘‘ fragte sie und hob eine Augenbraue. Mike und ich nickten sprachlos.
,,Ich nehme mal stark an, der gehört dir‘‘ sagte sie und gab mir meinen BH. ,,Danke‘‘ murmelte ich verlegen.
,,Mike, du, ich, Küche, sofort!‘‘ sagte sie.
Er kratzte sich am Hinterkopf, so wie er es immer machte, wenn er nervös war oder nicht wusste was er tun sollte und folgte ihr.
Ich konnte die beiden ziemlich gut verstehen. Seine Wände schienen ziemlich dünn zu sein.
,,Was denkst du dir eigentlich bei dieser ganzen Sache?‘‘ fragte sie ihn aufgebracht.
,,Ich weiß es nicht Brooke, aber es ist immer noch mein Leben.‘‘
,,Mike, tu das nicht. Sei vernünftig! Du wirst es bereuen. Sie ist wie alt? Sechzehn oder siebzehn? Du bist vierundzwanzig Mike! Das könnte euer beider Leben zerstören!‘‘ brachte sie es auf den Punkt.
Das traurige daran war, dass sie recht hatte.
,,Es ist mir egal! Die ganze Sache hat nichts mit dir zu tun. Könntest du also bitte wieder gehen?‘‘ fragte er sie höflich.
,,Nun gut. Ich bin sowieso nur gekommen um dir mitzuteilen, dass Benjamin heute Nachmittag noch Zeit mit dir verbringen will.‘‘
,,Wie geht es ihm?‘‘ fragte Mike.
,,Es geht. Er hat so viele Haare verloren, dass wir entschieden haben, ihm eine Glatze zu schneiden.‘‘
Sie seufzte tief. ,,Er ist stark.‘‘
,,Gib ihm einen Kuss von mir.‘‘ sagte Mike noch und die beiden kamen aus der Küche.
,,Naja, ähm es war schön dich kennenzulernen.‘‘ log sie.
,,Tschüss‘‘ fügte sie noch hinzu und ging.
,,Ähm, ja, das war meine Schwester.‘‘ stellte Mike überflüssig fest.
,,Sie scheint nett zu sein.‘‘
,,Ja. Das war gerade alles ziemlich seltsam.‘‘ sagte er.
,,Ja..Ja das war es.‘‘ stimmte ich ihm zu.
,,Ich wünschte, sie hätte meinen BH nicht gefunden.‘‘
,,Ja es wäre besser gewesen, wenn sie ihn nicht gefunden hätte.‘‘ sagte er und lachte los.
,,Wird sie es jemandem sagen?‘‘ fragte ich ihn ernst.
,,Nein‘‘ vergewisserte er mir.
,,Okay, das ist gut. Ich sollte dann mal langsam gehen.‘‘
,,Okay. Ruf mich an.‘‘
,,Werde ich.‘‘ sagte ich und gab ihm einen Abschiedskuss, ehe ich aus der Tür verschwunden war.
Mit einem Lächeln ging ich zurück nach Hause. Mit einem Echtem, keinem Falschen.
Als ich nach Hause kam, sah ich Nathan, Sarah, George und meine Mum auf der Couch sitzen.
Sie hatten alle einen besorgten Gesichtsausdruck und als ich durch die Tür schritt, sprangen sie sofort auf. ,,Haley!‘‘ schrie Sarah.
,,Wo warst du?‘‘ fragte mein Mum.
,,Bei einem Freund, um mich ein wenig zu beruhigen.‘‘ sagte ich.
,,Bei welchem Freund?‘‘ fragte Nathan.
,,Bei einem.‘‘ sagte ich grob.
,,Haley! Beantworte seine Frage!‘‘ befahl Mum mir.
Ich ignorierte sie, ging hoch auf mein Zimmer und sperrte ab.
,,Haley Sophia Ray, mach sofort die Tür auf!‘‘ schrie Nathan.
,,Geh weg!‘‘ schrie ich zurück. Er rannte gegen die Tür und sie flog aus ihren Angeln.
,,Hast du den Verstand verloren?‘‘ fragte ich ihn sauer.
,,Bei wem warst du?‘‘ forderte er wieder zu wissen.
,,Das hat dich nichts zu interessieren! Du bist nicht mein Vater!‘‘ schrie ich ihm entgegen.
Er erstarrte. Seine Gesichtszüge entglitten ihm und er ging langsam aus meinem Zimmer.
Sarah stand in der Tür und sah mich mit einem enttäuschten Blick an. Ich hasste diesen Blick.
,,Ach, Haley‘‘ seufzte sie, betrat mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
,,Das war nicht in Ordnung.‘‘ sagte sie.
,,Schön! Mir doch egal. Seid ruhig alle enttäuscht oder sauer oder traurig wegen mir! Es interessiert mich nicht. Ich bin endlich glücklich mit jemandem und ich werde es mir nicht von euch kaputt machen lassen!‘‘ schrie ich.
,,Haley, das meinte ich nicht.‘‘
,,Mir egal was du meintest oder nicht. Geh einfach!‘‘
,,Du machst das immer..‘‘ sagte sie und ich sah zu ihr hoch.
,,Du stößt immer, die Leute die dir am nächsten sein sollten von dir weg. Es bringt dich nicht weiter. Und eventuell werden sie auch nicht mehr zurückkommen.‘‘
Alles was sie sagte entsprach der Wahrheit. Ich machte es immer. Ich wurde immer sauer und stieß, die Leute, die ich liebte weg. Es brachte mich zwar nicht weiter, doch ich fühlte mich danach besser. Jedoch nur für eine Sekunde. Sarah nahm ihre Tasche und ging.
Ich hatte es schon wieder gemacht. Immer verletzte ich jeden. Ich wollte es zwar nicht und dennoch geschah es ständig. Ich drückte meinen Kopf in mein Kissen und schrie. Ich schrie so lange bis ich nicht mehr konnte. Ich hasste mich.

Schon seit ungefähr einer Stunde lag ich in meinem Bett und grübelte über das Geschehene nach.
Mein Kopf schmerzte, als wäre eine Dampfwalze darüber gefahren und ich hörte, wie Mum und Nathan in ihrem Zimmer nebenan diskutierten. Es kam mir so vor als wären die Wände so dünn wie Papier. Ich sah aus dem Fenster und konnte die Vögel zwitschern hören. Das Zwitschern wurde immer lauter und lauter und ich fühlte mich, als ob mein Kopf gleich explodieren würde. Ich musste etwas machen. Ich musste hier raus. Und zwar gleich. Ich schnappte mir mein Handy und meine Tasche und öffnete mein Fenster. Ich stieg aus dem Fenster und rutschte langsam, aber sicher die Regenrinne nach unten. Ich lief die Straße entlang zu dem einzigen Platz, wo ich hin wollte. Dem einzigen Platz, wo ich in Ruhe nachdenken konnte. Es war der alte Spielplatz, der vor Jahren geschlossen hatte. Ich stieg über den Zaun und ging zu den Schaukeln. Der Spielplatz war heruntergekommen und leer, doch ich liebte diesen Ort. Er war die einzige richtige Erinnerung an meinen Vater. Ich konnte mich zwar nicht an ihn erinnern, auch nicht an die wichtigen Dinge, doch ich bekam manchmal kleine Flashbacks von uns zweien auf diesem Spielplatz. Es war sein Lieblingsplatz. Sein einziger Lieblingsplatz. Wenn ich traurig oder launisch werden würde, würde er mich mit zu diesem Ort nehmen und mit mir schaukeln. Er würde mir Geschichten über sich erzählen, als er noch jung gewesen war. Ich war zwar noch richtig klein, doch an das konnte ich mich noch genau erinnern. Ich sah mich um und bemerkte die kaputten Bretter und Nägel, die überall herumlagen. Dieser Ort war einmal so schön gewesen. Es war der Ort, wo alle Kinder immer hinwollten und jetzt war er vergleichbar mit einem Schrottplatz. Ich setzte mich auf die alte, knirschende Schaukel und hielt mich an den nassen Ketten fest. Ich schloss die Augen und der Wind blies mir entgegen. Ich stellte mir vor, dass mein Vater noch hier wäre. Er würde mich anschubsen und ich würde mich zu ihm umdrehen und könnte in seine wunderschönen blauen Augen, die meinen so gleich waren, sehen. ,,Höher Dad, höher!‘‘ würde ich schreien.
Ich war so jung. Ich wusste nicht einmal zu schätzen, was ich alles hatte.
Mein Dad war bei einem Autounfall gestorben. Ich war ein Kind. Ich hatte das alles nicht verstanden. Alles was ich wusste war, dass mein Dad mir und George eine Gut- Nacht-Geschichte vorgelesen und uns so wie immer einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. Am nächsten Morgen sah ich wie meine Mutter verzweifelt am Küchentisch saß und weinte. Ich wusste nicht wieso. Wie sollte ich es auch begreifen?
Ich öffnete wieder meine Augen und war wieder in der Realität. Ich stieß mich am Boden ab und schaukelte vor mich hin. Ich hörte das jemand auf mich zukam und drehte meinen Kopf zu meiner Linken. George. Er war die einzige Person gewesen, die mein Dad auch mit hierher genommen hatte. Dad und ich hatten immer eine spezielle Verbindung miteinander gehabt. Ich war immer sein kleines Mädchen gewesen.
,,Wie hast du mich gefunden?‘‘ fragte ich ihn leise. Er setzte sich auf die Schaukel neben mir. ,,Einfach‘‘ murmelte er. ,,Das ist der einzige Ort, den du magst.‘‘
Ich blieb ruhig.
,,Du weißt, sie wollen nur das Beste für dich.‘‘
,,Hör auf mich zu bemuttern. Ich brauche gerade meinen Bruder und keinen Aufpasser.‘‘ seufzte ich.
,,Sie liebt dich und es bringt sie um, dass sie nicht für dich da sein kann. Sie hat den Krebs nicht ausgesucht Haley. Er hat sie ausgesucht. Gib ihr nicht die Schuld dafür. Dad zu verlieren war schon hart genug für sie. Sie liebt dich Haley. Mehr als du dir vorstellen kannst. Sie vermisst dich. Nathan wollte nur helfen.‘‘
,,Ich weiß George. Aber ich muss ihnen doch nicht alles haargenau erzählen. Ich bin siebzehn. Sie müssen nicht über jede Kleinigkeit, die in meinem Leben passiert bescheid wissen.‘‘
,,Ganz genau, du bist siebzehn Haley. Du weißt nicht was das Beste für dich ist‘‘ begann er.
,,Doch das weiß ich.‘‘ unterbrach ich ihn. Er sah mich mit einem ernstem Gesichtsausdruck an und ich hielt den Mund.
,,Nein. Du weißt nicht wie lange sie noch bei uns bleiben wird. Akzeptiere es und gib ihr deine ganze Liebe, solange du noch die Möglichkeit dazu hast.‘‘ sagte er. Er hatte recht. Er hielt mir seine Hand entgegen um mir aufzuhelfen. Ich nahm sie und ging mit ihm zurück nach Hause. Ich ging in die Küche, wo Mum und Nathan noch immer über etwas diskutierten. ,,Mum, Nathan, es tut mir leid.‘‘ sagte ich.
,,Was tut dir leid?‘‘ fragte mich Nathan um mehr aus mir heraus zu bekommen.
,,Treibs nicht zu weit‘‘ sagte ich nur und ging hoch in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir ab und stieg aus meinen Klamotten. Ich stieg in die Dusche und entspannte mich, als das heiße Wasser auf meinen Rücken fiel. Nach einer Stunde entschied ich mich dann dazu aus der Dusche zu steigen. Ich schnappte mir mein Handtuch und betrachtete mich im Spiegel. Ich mochte mein Aussehen nicht.
Ich fand ich sah durchschnittlich aus. Ich konnte nicht das sehen, was die anderen in mir sahen. Ehrlich nicht. Vielleicht brauchten sie auch alle einfach nur eine Brille. Ich sah auf den Display meines Handys, welcher mir gerade anzeigte eine neue Nachricht bekommen zu haben. Natürlich war sie von keinem geringerem als Drake. Doch ich antwortete ihm nie, denn ich blieb meinen Worten diesmal treu.
,,Es tut mir alles so schrecklich leid Baby, bitte antworte mir doch.‘‘ stand drin. Ich ignorierte ihn einfach wieder. Ich war mit ihm fertig. Ich hätte ihn für immer lieben können, wenn er es nicht vermasselt hätte.
Ich legte mein Handy wieder zurück, doch nahm es dann wieder in die Hand. Ich sah auf Mike’s Nummer. Ich sah sie an, weil er meine sicher auch gerne hätte..
,,Hey, ich bins Haley , das ist meine Nummer.‘‘ schrieb ich ihm.
Ich begann gerade meine Haare zu föhnen als ich eine Nachricht von ihm bekam.
,,Ich hatte mich schon gewundert, wann ich sie bekommen würde ‘‘ schrieb er zurück.
Ich schrieb ihm darauf nichts mehr, da das einzige was ich darauf geantwortet hätte ,,ja‘‘ oder ,,mhm‘‘ gewesen wäre und ich selbst immer von den Leuten, die so etwas schrieben genervt war.
Mein Handy läutete noch einmal und ich las die Nachricht.
,,Der Tag mit dir heute war wirklich schön.‘‘ schrieb er.
,,Ich hatte auch viel Spaß..Schade, dass wir nur so wenig Zeit miteinander verbringen konnten :/‘‘
,,Tut mir noch einmal leid wegen Brooke. Sie kommt manchmal vorbei, um mich über die neuesten Ereignisse wegen Benjamin zu informieren. Sorry, dass sie dich in diese peinliche Situation gebracht hat.‘‘ entschuldigte er sich.
Ich lächelte leicht, als ich daran zurückdachte.
,,Das war es mir eindeutig wert gewesen.‘‘ antwortete ich.
,,Ich hatte gehofft du würdest so denken.‘‘ schrieb er.
,,Naja ich muss jetzt los, ich seh dich morgen in der ersten Stunde, komm nicht zu spät ;)‘‘
Ich legte mein Handy weg. Ich hatte dieses komische Gefühl in mir. Kein unangenehmes, ich genoss es. Ich zog mich um und ging nach unten. Ich ging aus der Tür, setzte mich auf die Bank vor unserem Haus und beobachtete die spielenden Kinder auf der Straße. Ich wünschte ich wäre so klein. So ahnungslos zu sein. Sich nicht um andere kümmern zu müssen. Ich würde alles dafür geben, wieder ein kleines Mädchen zu sein. Daddy’s kleines Mädchen. Ich hörte die Tür aufgehen. Meine Mutter kam heraus und setzte sich zu mir. Sie sah mich von der Seite aus an, doch ich schaute weiterhin stur geradeaus.
,,Haley, du warst so ein fröhliches Kind. Du hast es geliebt zu singen und zu tanzen, doch nachdem Dad von uns gegangen ist hast du damit aufgehört. Du hast nicht mehr gesungen. Du hast nicht mehr getanzt. Du hast nie wieder aus tiefstem Herzen gelacht. Es ist, als wäre dein Herz mit ihm gestorben. Haley, ich weiß du vermisst ihn und ich vermisse ihn genauso. Aber lass uns den Tatsachen ins Auge sehen. So ist das Leben. Ich weiß, Nathan ist nicht das, was ich geplant hatte, aber du kannst dir nicht im geringstem vorstellen, wie sehr er mir geholfen hat. Ich habe deinen Vater geliebt und ich werde ihn immer lieben, aber du musst wissen, dass er nicht mehr zurück kommt und ich nicht ewig warten kann.‘‘ sagte sie.
Alles davon ergab einen Sinn, doch ich wusste das schon alles.
,,Glaubst du etwa ich weiß nicht das er nicht mehr zurück kommt? Ich bin nicht dumm. Du verstehst rein gar nichts.‘‘ argumentierte ich. Ich wusste, dass der Ton, den ich angeschlagen hatte respektlos war, aber ich war an einem Punkt angekommen, wo es mich nicht mehr interessierte.
,,Dann sag mir, wieso bist du so wütend?‘‘ fragte sie.
Einen Moment lang sagte ich nichts.
,,Ich bin so wütend, weil gerade alles dabei war gut zu werden,‘‘ Ich drehte mich zu ihr um.
,,Doch dann hast du uns gesagt, dass du Krebs hast. Und ich kenne dich Mum. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass es nicht wieder gut wird. Ich weiß es. Du musst es nicht sagen, denn ich weiß es.‘‘
Sie zog mich zu sich und umarmte mich fest.
,,Alles bricht wieder auseinander. Mum, ich weiß ich bin nicht das was man als beste Tochter bezeichnen würde, aber ich liebe dich und ich kann dich nicht verlieren.‘‘ weinte ich.
,,Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe.‘‘ weinte sie.
,,Was soll ich bloß ohne dich machen? Wo soll ich hingehen?‘‘ fragte ich sie.
Sie ließ mich los und sah mir in die Augen.
,,Nathan hat gesagt er wird,‘‘ begann sie, doch es reichte mir aus.
,,Mum!‘‘ sagte ich. Ich stand auf und begann im Kreis zu gehen.
Die Tränen liefen mir noch immer erbarmungslos die Wangen hinab.
,,Nathan ist echt ein toller Mann, aber du kannst uns nicht bei ihm lassen.‘‘
,,Haley, er ist die einzige Familie, die dir überbleiben wird.‘‘ brachte sie es auf den Punkt.
,,Gibt es denn sonst wirklich niemanden? In einem Jahr sind George und ich doch sowieso achtzehn. Können wir nicht einfach,‘‘ begann ich.
Sie stand auf, umarmte mich und ich musste noch mehr weinen.
,,So viel Zeit wird mir nicht mehr überbleiben Liebes.‘‘ seufzte sie.
Ich konnte sehen wie sie mit den Tränen kämpfte.
Ich schlang meine Arme um ihren zierlichen Körper. Wieso sie? Wieso jetzt? Das war nicht fair!

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Tag der Veröffentlichung: 17.01.2013

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