Cover

Betrogen

 

 Da stand ich also, vor dem Zimmer meiner besten Freundin und sah zu wie sie es mit MEINEM Verlobten trieb.

Tolle beste Freundin, schoss es mir durch den Kopf.

Mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen gelehnt, beobachtete ich das Szenario noch ein wenig.

Ein schmerzhafter Stich fuhr durch mein Herz und mir schossen unwillkürlich Tränen in die Augen, die ich gekonnt zurückdrängte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich wusste selbst nicht woher ich die Kraft noch aufbringen konnte nicht gleich in Tränen auszubrechen, doch niemals würde ich Amy, dieser Heuchlerin und Eric, diesem Arschloch zeigen wie verletzt ich war.

Zum Glück würde das mein Stolz niemals zulassen.

Wenigstens etwas..

Nach einer halben Ewigkeit klopfte ich an die alte Holztür, da die beiden so verwickelt in das Geschehene waren, dass sie mich noch immer nicht entdeckt hatten. Eric sah auf und blickte mir direkt ins Gesicht.

Seine Augen, die ich von Anfang an so bewundert hatte weiteten sich noch ein Stückchen mehr und sein Mund klappte auf. Amy sah Eric verwirrt an, da dieser in der Bewegung innehielt und folgte seinem Blick. Auch ihr entglitt das Gesicht und sie fing an zu stocken.

Beide suchten mein Gesicht nach einer Regung ab, die ihnen zeigen konnte wie nah mir das ganze ging.

Ein selbstgefälliges falsches Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, da ich Angst hatte mich nicht mehr unter Kontrolle zu wissen und einfach auf dem Boden zusammenzufallen und loszuheulen. Bevor ich ihnen irgendwelche Sachen an den Kopf werfen konnte, hörte ich da auch schon die Stimme von Eric.

„Blaire, Schatz es ist nicht das wonach es aussieht“ stotterte er „du weißt doch wie sehr ich dich Liebe. Sie hat mich verführt, ich kann nichts dafür, ich bin doch auch nur ein Mann“.

Er stand auf, entzog sich Amy und sah mich verzweifelt an. Ich kam nicht umhin ihn zu mustern. So schwer es mir auch fiel musste ich zugeben, dass er unwahrscheinlich heiß aussah.

Er hatte einen Körper um den ihn vermutlich jeder Mann beneiden würde und auch seine Gesichtszüge waren nicht von schlechten Eltern. Alles in allem, sah er aus, als wäre er einem Modemagazin entsprungen und es wunderte mich nicht, wie viele Frauen mir immer neidvoll nachgeschaut hatten, wenn ich mit ihm Hand in Hand spazieren gegangen war.

Nach meiner kurzen Musterung blickte ich ihm wieder in die Augen. „Weißt du Eric“, entkam es mir. „Ich würde dich ja jetzt anschreien, aber das würde heißen dass ich sauer bin. Und das wiederum würde heißen, dass ich Gefühle für dich habe, aber Schätzchen“ meinte ich ruhig „du hast keine Gefühle verdient“. „Genauso wenig wie du“ endete ich kalt und sah in Amys tränenreiches Gesicht.

Es tat weh Amy heulen zu sehen, da wir seit 8 Jahren die besten Freunde und einfach unzertrennlich waren, doch eine beste Freundin, die mit meinem Verlobten schlief konnte ich eindeutig nicht gebrauchen. Ich sah die beiden ein letztes mal an und fügte noch ein „Schönes Leben noch, ich hoffe ihr werdet glücklich“

hinzu, bevor ich aus dem Haus stürmte und meinen Tränen freien Lauf ließ. Ich lief eine Ewigkeit und meine Füße schmerzten schon, da ich es mir auch heute Morgen nicht nehmen konnte meine dunkelblauen High Heels anzuziehen um Eric zu gefallen. Was war ich auch für eine Idiotin. Ich habe alles für ihn getan, genauso wie für Amy nur um sie einen Tag vor meiner Hochzeit zusammen im Bett zu erwischen?!

Ich hatte keine Kraft mehr weiterzulaufen und ließ mich schließlich auf einer heruntergekommenen Bank in einem verlassenen Park nieder.

Ich vergewisserte mich noch einmal alleine zu sein, bevor ich in Tränen ausbrach und laut zu schluchzen begann. „Womit habe ich das verdient? Womit habe ich das verdient, verdammt? “schrie ich verzweifelt dem Himmel entgegen. Es war dunkel und es hatte angefangen zu regnen, als ich mich etwas beruhigt und mich auf den Weg nach Hause machte.

In meine Wohnung.

In meine Wohnung mit den gepackten Kartons, da ich und Eric morgen in unsere gemeinsame ziehen wollten.

Denk an etwas anderes Blaire! Du bist Blaire Carter also hör endlich auf zu heulen, versuchte ich mich vergebens selbst zu beruhigen. Ich sah an mir herunter. Meine High Heels waren mit Matsch bedeckt und man sah die dunkelblaue Farbe nur noch an manchen Stellen durchblitzen. Mein weißes Kleid war total durchnässt und man konnte die weiße Spitzenunterwäsche durch das Designerkleid erkennen.

Da ich weder mein Portmonee noch sonst irgendwelche brauchbaren Dinge, wie mein Handy mithatte hatte ich keine Wahl außer mich zu Fuß auf den Weg zu machen. Eine halbe Stunde später war ich noch immer nicht in Reichweite meiner Wohnung und ich beschloss eine Pause zu machen.

Ich setzte mich auf den Bordstein und meine Beine wurden plötzlich beleuchtet. Erst jetzt bemerkte ich die Wunde unter meinem Knie aus der Blut rann. Toll Blaire, du schaffst es sogar dich zu verletzen und es nicht einmal mitzubekommen..

Doch ehrlich gesagt war es mir egal ob ich verletzt war oder nicht. Ich wollte einfach nur nach Hause und zusehen, dass ich aus dieser Stadt kam. Ich hörte wie eine Autotür zugeschlagen wurde und sah auf. Meine Beine wurden noch immer von den Scheinwerfern des Autos beleuchtet und ein großer Mann kam auf mich zu.

„Hey Lady, kann ich sie irgendwo hin mitnehmen? “ fragte er höflich und ich traute mich ihm ins Gesicht zu sehen. Hmmm, er sah zwar recht gefährlich aus, doch wenn er mir was tun wollen würde dann hätte er das wohl schon getan. Außerdem hatte ich sowieso keine Wahl und ich war nicht gerade scharf darauf auf einer Straße zu schlafen.

Ich schaffte ein Nicken und stieg mit ihm in sein Auto. „So, wo will die hübsche Lady denn hin?“ fragte mich der Unbekannte freundlich und schenkte mir ein Lächeln. Ich überging das Kompliment, da ich sicher gerade alles andere als hübsch aussah und brachte ein leises „Downing Street“ heraus. Der Unbekannte musterte mich still und schien zu merken, dass ich keine Lust auf Small Talk hatte da er einfach losfuhr ohne mich mit irgendwelchen Fragen zu bombardieren.

Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete wie die Bäume am Fahrbahnrand schnell vorbeizogen, als er schließlich doch nicht den Mund halten konnte und mich nach meinem Namen fragte.

„Blaire“ entgegnete ich nur knapp und er erwiderte ein „Freut mich Blaire, ich bin Alex“. Als wir dann vor meiner Wohnung ankamen sah ich ihn schließlich an und musste auch bei ihm zugeben, dass er richtig hübsch war. Er hatte braune kurze Haare und dunkelbraune Augen.

Ein schwarzes Hemd war um seine definierten Muskeln gespannt, die man leicht erkennen konnte, weil er die ersten zwei Knöpfe offen gelassen hatte. Sein Gesicht war sehr markant und seine vollen Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln als er meine Musterung bemerkte.

Unwillkürlich wurde ich rot im Gesicht und wandte mich leicht ab. Ich sah aus dem Fenster zu meiner Haustür und erblickte Eric, der zusammengekauert auf der Treppe saß und wohl auf mich wartete. Mir entkam ein tiefer Seufzer und ich sah wieder zu Alex. Er sah mich fragend an und ich fühlte mich genötigt mich bei ihm zu entschuldigen.

“Tut mir leid, ich weiß dass ich nicht die beste Beifahrerin war, nur ist mein ganzer Tag ziemlich schief gelaufen“ erklärte ich und versuchte mich an einem Lächeln, welches mir ziemlich misslang. Er sah mir überrascht darüber, dass ich wohl mehr als ein Wort reden konnte, an und sagte darauf „Kein Problem, jeder hat mal einen schlechten Tag“. Ich beugte mich zu ihm rüber und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, ehe ich ein „Danke dass du mich nach Hause gefahren hast“ hauchte.

Sein Lächeln wurde breiter und er schob mir eine Karte, die ich als seine Visitenkarte entzifferte, zu. Ich stieg aus und sah ihn ein letztes mal an. Er zwinkerte mir zu und fuhr dann davon.

Ich ging entschlossen auf meine Haustür zu, als Eric mich bemerkte. Er kam auf mich zu, packte mich am Handgelenk und drängte mich gegen die Wand. „Wer war dieser Kerl Blaire?!“ schrie er mir mitten ins Gesicht. Ich sah ihn einfach wortlos an, befreite mich aus seinem Griff und sagte kalt „Ich denke nicht das dich das noch was angeht. Dieses Recht hast du verloren als du mit meiner besten Freundin ins Bett gestiegen bist“.

Ich sah ihn verletzt zusammenzucken und ging in meine Wohnung. Zum Glück hatte ich noch nicht mein Bett abgebaut, dachte ich mir noch bevor ich mich bis auf meine Unterwäsche entledigte und mich unter meine Bettdecke verkroch. Was für ein Tag seufzte ich noch bevor ich ins Land der Träume abdriftete.

 

Ziemlich fertig von dem gestrigen Tag, beschloss ich nach dem ungefähr zwanzigsten Läuten meines Handys, doch ranzugehen. Mit einem müden ,,Hmmmpf‘‘ hob ich also ab ohne vorher darauf geachtet zu haben, wer mich anrief.

Ich nahm ein böses ,,Blaire Carter, wieso hast du dich von dem armen Eric getrennt? Er sitzt auf unserer Couch und heult sich die Augen aus!‘‘ wahr.

Na super, meine Mutter.

Die letzte Person mit der ich über Liebesangelegenheiten reden wollte.. Ich beschloss nichts darauf zu antworten und einfach aufzulegen, da sie, egal was ich ihr sage, sowieso auf Erics Seite stehen würde.

Eric war nämlich der Liebling meiner Mutter, schließlich war sie ja auch diejenige die mich mit ihm verkuppelt hatte. Er war ein richtiger Vorzeige Freund, gut aussehend, charmant, höflich und er besaß etliche Firmen und war somit auch ziemlich wohlhabend. Doch was ich nach gestern auch zu seiner Beschreibung hinzufügen musste, war dass er ein verdammtes Arschloch war.

Nachdem ein weiterer Versuch, wieder einzuschlafen mir misslang, sah ich ein, dass ich wach war und stand auf. Mit müden Schritten ging ich in mein Badezimmer und traute mich nach gefühlten 10 Minuten endlich in mein Spiegelbild zu blicken. Und was ich dort erkannte haute mich wirklich fast von den Socken.

Ich sah furchtbar aus.

Meine blauen Augen, die sonst immer nur so vor Freude strahlten, blickten mir gerötet und einfach nur leer entgegen, meine langen glatten blonden Haare standen in alle Richtungen ab und mein Gesicht war voller Kajal und Make up Resten.

Der Weg zur Dusche ließ also nicht lange auf sich warten. Ich stellte mich unter den Duschkopf und drehte das lauwarme Wasser auf. Plötzlich kamen die ganzen Erinnerungen auf mich eingeschossen. Ich sah Eric in meinen Gedanken, unsere ganzen schönen Momente und konnte nicht anders als wie ein kleines Häufchen Elend mit meinem Rücken, die Fliesen hinunterzurutschen und mich auf dem Boden zusammenzurollen.

Wie lange ich so dasaß und heulte, wusste ich nicht genau, doch als ich irgendwann merkte wie verschrumpelt meine Haut schon war, rappelte ich mich mit dem Entschluss London zu verlassen auf.

Die Entscheidung hier wegzuziehen fiel mir schwer, doch daran zu denken, Eric oder Amy jeden Tag über den Weg laufen zu können war umso schwerer. Drei Tage war das ganze nun her. Drei gefühlte unendlich lange Tage und noch immer fühlte ich mich wie eine seelenlose Hülle. Ich konnte einfach nicht begreifen wie die zwei wichtigsten Personen in meinem Leben mir das antun konnten.

Doch nun war es genug mit Trübsal blasen. Ich war Blaire Carter und keiner würde mich klein kriegen!

Mit neuem Mut bepackt zog ich mir ein T-Shirt und meine hüfthohe zerlöcherte Lieblings Designer Jeans an und ging das erste mal nach diesem Vorfall wieder unter Menschen.

Ich steuerte auf das nächstbeste Internet Cafe zu und machte mich gleich auf die Suche nach einer neuen Wohnung in New York, meiner Lieblingsstadt. Zwar war New York ziemlich weit weg und ich würde meine Familie nicht mehr so oft sehen, doch ich wollte soweit ich nur konnte weg von den zwei Menschen, die mir mein Herz gebrochen hatten.

Nach längerem Suchen fand ich dann auch schließlich eine passende Wohnung. Sie hatte drei Räume, die ziemlich großzügig geschnitten waren und so schlug ich ohne lange zu überlegen zu. Danach buchte ich mir noch einen Flug für den nächsten Tag.  

Zum Glück hatte ich mit 18 Jahren begonnen mir einiges anzusparen. Zwar war ich jetzt auch erst 22, doch hatte ich ein beachtliches Sümmchen Geld auf meinem Konto. Jetzt kam der beachtlich schwierigere Part: Ich musste meine Mutter anrufen und ihr erklären, dass ihre Tochter nach New York ziehen würde. Mit mulmigem Gefühl im Magen rief ich sie schließlich an.

Sie hob ab und schrie ein ,,Blaire endlich rufst du an‘‘ durchs Telefon.

Na fängt ja schon mal super an, dachte ich mir augenrollend und brachte nur ein ,,Hey mum‘‘ zustande.

,,Junges Fräulein, wo steckst du ? Und wann hast du vor mit Eric ein klärendes Gespräch zu führen?‘‘

Ich konnte im ersten Augenblick garnicht fassen, dass sie auch noch von mir verlangen wollte mit diesem Arschloch zu reden, doch ich fasste mich schnell und sagte zischend

,,Mutter, ich werde sicher nie wieder auch nur ein einziges Wort mit diesem Idioten wechseln‘‘.

Ich hörte wie sie auf der anderen Leitung tief Luft holte und sie antwortete mir schließlich

,,Und wie hast du dir das vorgestellt, wenn ihr zusammen arbeitet?‘‘

,,Ganz einfach Mutter, ich kündige, und übrigens ich ziehe morgen nach New York!‘‘

Nun schwieg sie. Sie schwieg ungefähr 5 Minuten, bevor sie anfing mich anzuschreien und mich zu fragen, ob ich noch ganz dicht sei.

Ich hatte keine Lust mehr auf diese Konversation und verabschiedete mich einfach lahm mit einem ,,Bye mum, ich ruf dich an, wenn ich morgen gelandet bin‘‘.

Ich hörte noch einen tiefen Seufzer auf der anderen Leitung und legte auf. Ich hatte meine Mutter gerade unheimlich verletzt, doch sie musste mich auch irgendwo verstehen.

Denn meine Entscheidung stand fest. Ich konnte nicht in London bleiben. Nicht wenn Eric und Amy hier lebten.

Neuanfang

 

Ich stieg aus dem Flugzeug und fühlte mich einfach nur befreit.

Ich nahm einen tiefen Atemzug der New Yoker Stadtluft und streckte meine Arme nach oben. Endlich war ich frei und konnte meinen eigenen Weg gehen! Meine Freude wurde jedoch schnell unterbrochen, da mich plötzlich irgendein Idiot mit einem unfreundlichem ,,Beeilen sie sich mal, sie stehen im Weg‘‘ nach vorne drängte.

Tja, ich war jetzt in New York und musste mich wohl daran gewöhnen. Ich beeilte mich also, um nicht noch ein unfreundliches Wort von dem Mann hinter mir zu hören zu bekommen und machte mich auf die Suche nach meinem Koffer.

Die Suche stellte sich nicht gerade als schwierig heraus, da mein Koffer durch die pinke Farbe ziemlich herausstach. Auf dem Weg zu einem der Taxis wurde ich von ziemlich vielen Typen angestarrt, doch es störte mich schon langsam nicht mehr.

Da ich lange blonde Haare, eine ziemlich kurvenreiche Figur und ein hübsches Gesicht hatte, war ich es gewohnt von Männern so angesehen zu werden.

Und ich fand es einfach widerlich, weil ich nicht wie die meisten anderen Frauen scharf darauf war Aufmerksamkeit zu bekommen und die meisten Männer mich ansahen, als sei ich ein dummes Lustobjekt, welches jeden an sich ranließ. Dass es nicht so war, konnten sie zwar nicht wissen, doch ich hatte auch nicht das Bedürfnis sie darüber aufzuklären, dass sie falscher Meinung waren.

Sollten sie doch alle denken was sie wollten.

Ich war fertig mit den Männern. Nicht das ich mich jetzt für Frauen interessierte, doch ich hatte einfach genug von der Liebe. All die schönen Momente, die man erlebt sind es einfach nicht wert, wenn man danach so sehr leiden muss wegen einer einzigen Person. Ich setzte mich schließlich in eines der freien Taxis und diktierte dem Fahrer meine neue Adresse.

Ich stieß voller Freude auf mein neues Heim, meine Wohnungstür auf und gratulierte mir noch einmal selbst zu dieser grandiosen Wohnung. Ich hatte dem Vormieter seine Möbelstücke abgekauft und sah nun überglücklich in den Vorraum. Die Wohnung war einfach einsame Spitze.

 Das Wohnzimmer war braun gestrichen und es stand eine große schwarze XXL-Couch auf einem weißen großen Teppich in der Mitte des Zimmers. Gegenüber war ein großer Flat TV und wenn man nach rechts blickte, war da eine offene rote Hochglanzküche. Ich lief schnell ins Bad und mich erwartete eine große Eckbadewanne und eine Dusche.

Das Schlafzimmer war, wie das Wohnzimmer sehr schlicht gehalten und bestand aus einem weißem großen Kasten mit einem übergroßen Spiegel darauf und einem ebenfalls weißem King-Size Bett. Ich schmiss mich glücklich aufs Bett und schrieb meiner Mutter noch schnell eine SMS, da sie sich sicher unnötigerweise Sorgen machte und ich keine besondere Lust hatte mit ihr zu telefonieren.

Ich war auch nicht in der Lage etwas auszupacken und beschloss alle Aufgaben auf morgen zu verschieben und mich schlafen zu legen, da ich schon ziemlich müde war. Ich schminkte mich noch schnell ab, zog mein kurzes seidenes Nachthemd an und ging schlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte und realisierte, dass mein neues Leben heute endlich begonnen hatte, sprang ich glücklich auf die Füße und ging mich fertig machen. Ich begann damit meine Sachen auszupacken und entdeckte dann auch endlich meinen Laptop. Ich ging schnell ins Internet, um mich auf die Suche nach einem Job zu machen, da ich das meiste meines ersparten Geldes für die Möbelstücke ausgegeben hatte.

Nach circa einer halben Stunden und hunderten von Stellenangeboten fand ich eines davon besonders interessant:

Persönliche Assistentin gesucht. Bei Interesse bitte anrufen.

Ich tippte schnell die Nummer in mein Handy und nach dem zweiten Tuten ging ein Mann dran.

,,Ja?‘‘ knurrte er tief.

 ,,Guten Tag, mein Name ist Blaire Carter und ich wollte fragen ob das Stellenangebot noch steht‘‘ sagte ich mit unsicherer Stimme.

 ,,Achso, ja es steht noch, kommen sie heute um 15 Uhr vorbei zu einem Bewerbungsgespräch. Wallford Street 9.‘‘

Und schon hatte er aufgelegt. Na toll, sollte das mein Chef sein, würde mir sicher nicht langweilig werden... Ich sah auf meine Uhr und musste feststellen, dass ich nur noch eine Stunde hatte und somit sprang ich gestresst auf, schminkte mich dezent und zog mir schnell ein hellblaues kurzes Kleid an. Ich schlüpfte noch schnell in meine 12 cm hohen schwarzen High Heels, nahm noch eine dazu passende Tasche mit und sprintete aus der Tür um nicht zu spät zu kommen. Um punkt drei Uhr stand ich dann vor einer großen braunen Doppeltür und trat hinein.

Der große Raum in den ich hineintrat war richtig geschmackvoll eingerichtet. Zwar sah er durch die dunklen Farben, die in diesem Raum dominierten recht düster aus, aber dennoch musste man dem Einrichter großes Lob zusprechen.

In der rechten Ecke war eine große eckförmige Couch und an der linken Wand des Raumes stand ein leerer Bürotisch. In der Mitte des Raumes stand ein weiterer Schreibtisch hinter dem ein gutaussehender Mann saß.

Ich schätzte ihn auf mitte 20. Er hatte schwarze kurze Haare und grüne Augen. Er sah nicht nur attraktiv aus. Attraktiv wäre eine Beleidigung, für dieses Aussehen.

Er sah nahezu göttlich aus. Jedoch verging mir die Freude über diesen Anblick, als mir bewusst wurde, dass ich anscheinend das Vergnügen hatte für einen Playboy zu arbeiten.

Er sah mich abschätzend an und ließ seinen Blick meinen Körper entlangwandern. Ich fühlte mich nackt und bereute es augenblicklich so ein kurzes Kleid angezogen zu haben. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah er dann endlich auf.

,,Ich hatte vieles erwartet, aber nicht das‘‘ sagte er arrogant und ich zog eine Augenbraue nach oben.

,,Wie meinen sie das?‘‘ entkam es mir ebenso arrogant.

,,Naja, ich denke nicht das sie das hinbekommen werden‘‘ gab er ohne mit der Wimper zu zucken zurück.

 Meine Augenbraue machte sich selbstständig und wanderte ein zweites Mal nach oben ehe ich im antwortete.

,,Woher wollen sie bitte wissen, ob ich das hinkriege oder nicht? Ich sehe ihrer Meinung nach vielleicht nicht so aus, aber sollten sie mir eine Chance geben, werde ich ihnen beweisen, dass sie sich irren‘‘.

 Meine Stimme war ruhig und selbstsicher und ich fügte noch ein ,,oder haben sie Angst mir zu verfallen?‘‘ hinzu.

Er war es wohl nicht gewohnt, dass so mit ihm gesprochen wurde, da er mich ziemlich überrascht ansah.

,,Ich gebe ihnen die Chance, und ich habe gewiss nicht Angst ihnen zu verfallen, denn wissen sie, ich stehe nicht auf naive Blondchen‘‘ knurrte er wieder in seiner arroganten tiefen Tonlage.

,,Gut, dann werden wir zwei kein Problem miteinander haben, da ich ebenfalls nicht auf arrogante Machos stehe‘‘ gab ich locker zurück.

,,Wann soll ich anfangen?‘‘ fügte ich noch hinzu.

,,Morgen sechs Uhr und seien sie pünktlich‘‘.

Damit war die Unterhaltung beendet und ich ging, einerseits, glücklich darüber einen Job zu haben, andererseits, traurig darüber, einen Playboy als Boss zu haben, nach Hause.

 

New York

 

Um fünf Uhr klingelte mich mein Handywecker aus dem Bett. Total müde schlenderte ich in mein Bad um mir noch eine kurze Dusche zu genehmigen.

Ich schminkte mich und zog mir mein knielanges schwarzes Lieblingskleid an. Meine kurze hellblaue Jeansjacke warf ich mir ebenfalls schnell über, da es doch ziemlich frisch am Morgen war. Noch schwarze Pumps und mein Outfit für den Tag war komplett.

 Genauso wie gestern musste ich mich auch heute ziemlich beeilen um nicht zu spät zu kommen. Fünf Minuten vor 6 klopfte ich schließlich auf die ziemlich gruselig wirkende Holztür und hörte ein gedämpftes ,,Kommen Sie rein‘‘ vom inneren des Raumes.

Ich ließ also nicht lange auf mich warten und betrat das Büro meines neuen arroganten und selbstverliebten Bosses. Er musterte mich auch heute von oben bis unten.

,,Denken sie nicht Sie sind etwas zu freizügig angezogen?‘‘, fragte er sogleich arrogant.

,,Nein.‘‘ gab ich nur knapp zurück, während es in meinem Innerem nach dieser Frage schon brodelte.

Dieser Mann trieb mich nach nicht einmal 5 Minuten schon in den Wahnsinn, wie sollte ich es aushalten für diesen Idioten auch noch zu arbeiten?

Sollte ich etwa bei der Hitze, die draußen herrschte mit einem Rollkragenpullover herumrennen?

 Sicher nicht!

Ich hatte das Recht mich anzuziehen wie ich wollte und nicht wie es ihm am besten passte. Nichts desto trotz war er mein Boss und ich sollte mich zusammenreißen nicht irgendeine patzige Antwort auf seine Fragen zu erwidern.

,,Nehmen Sie Platz und machen sie einfach den Papierkram. Ich schätze etwas anderes kann man ihnen nicht zumuten.‘‘ knurrte er und zeigte auf den leeren Tisch, der sich links von seinem befand.

,,Natürlich. Sonst noch etwas?‘‘ fragte ich gespielt freundlich und konnte es nicht verhindern, dass man den Sarkasmus, der in dieser Frage lag, etwas raus hörte.

Ich nahm ein kleines Zucken seiner Mundwinkel wahr, ehe sich sein Gesicht wieder zu einer perfekten Maske aus Arroganz glättete.

,,Wenn Sie schon so nett fragen, können Sie mir ruhig noch einen Kaffee bringe. Ohne Milch und Zucker. Um die Ecke ist ein Starbucks.‘‘

Er schmiss mir sein schwarzes Portmonee zu.

,,Nehmen Sie sich auch etwas. Ihnen könnte etwas mehr auf den Rippen nicht schaden.‘‘

Idiot! Jetzt war ich also auch noch zu dünn! Tzzzz!

Ich war schon dabei ihm eine Beleidigung entgegen zuschleudern und hatte schon den Mund halb aufgemacht, als ich mich doch eines besseren besann und mich mit einem Schnauben aus der Tür machte.

 

Mit einem schwarzen Kaffee und einem Latte Macchiato, für mich, in der Hand, betrat ich die Höhle des Löwen. Denn nichts anderes als ein Raubtier war er! Ein verfluchtes sexy Raubtier, welches die Frauen nicht einmal jagen musste, weil sie ihm alle sicher zugeflogen kamen!

Er sah kurz auf, als ich ihm seinen Kaffee vor der Nase abstellte und sein Portmonee danebenlegte, blieb aber schweigsam.

,,Ach, nichts zu danken.‘‘ sagte ich sarkastisch und ließ mich mit einem tiefen Seufzen in den Ledersessel sinken.

Er ließ ein amüsiertes Schnauben von sich und sah mich belustigt an, als plötzlich sein Handy läutete. Mit einer geschickten Bewegung warf er es mir zu und deutete mir ranzugehen.

,,Hallo hier bei..‘‘ begann ich und endete, da ich nicht wusste wie dieser arrogante Arsch hieß.

Wieso konnte ich nicht ein einziges Mal zuerst denken und dann handeln? Mein Boss sah mich, wohl ziemlich verwirrt darüber, dass ich seinen Namen nicht wusste, an. Er nahm mir das Handy aus der Hand und meldete sich selbst.

,,Damon Cooper‘‘ sagte er in den Hörer und wurde in ein ziemlich langes Gespräch verwickelt.

Ich hatte währenddessen mit dem Papierkram angefangen und war schon bei der letzten Seite angekommen, als seine Stimme die Ruhe brach.

,,Sie wussten wirklich meinen Namen nicht?‘‘ fragte er, wohl wirklich beleidigt über diese Tatsache.

,,Nein, sollte ich?‘‘ gab ich unbeeindruckt zurück.

Er wollte gerade etwas erwidern, als mein Lieblingssong ertönte. Ich kramte in meiner Tasche und wurde fündig.

,,Hallo?‘‘                                                                                                

,,Blaire, sag mir sofort das mum einen schlechten Witz gemacht hat, du dich noch in deiner Wohnung befindest und nicht 10000 Stunden von mir entfernt!‘‘ brüllte mein 5 Jahre älterer Bruder Mike ins Handy.

,,Hey Großer, nein hat sie nicht und ja ich bin noch ganz dicht, falls du mich das gleich fragen wolltest‘‘.

,,Nein Schwesterherz du bist sicher nicht mehr ganz dicht! Wieso tust du das? Und wieso muss ich so etwas wichtiges von mum erfahren und nicht von dir?‘‘

,,Wie soll ich sagen..Eric hat mich mit Amy betrogen.‘‘

,,Dieser Mistkerl hat was getan??Ich kann es nicht fassen, wenn ich den in die Finger bekomme. Na warte!‘‘

,,Oh nein Mike, du wirst rein garnichts machen. Ich bin fertig mit diesem Typen und ich wollte dir das Ganze nicht sagen, weil du mich niemals hättest gehen lassen‘‘.

,,Kannst du mir das wirklich verübeln?‘‘

,,Nein kann ich nicht. Aber New York ist doch nicht aus der Welt. Du kannst mich jederzeit besuchen kommen. Außerdem hast du selbst 2 Jahre lang hier studiert.‘‘

,,Genau aus diesem Grund will ich auch, dass du zurückkommst. In dieser Stadt wimmelt es nur so, von Idioten, die dir etwas antun könnten und dabei spreche ich nicht von einem gebrochenen Herzen!‘‘

Ja, so war mein Bruder. Immer in Sorge..

,,Ich kann auf mich selbst aufpassen. Wie gesagt, komm mich besuchen, dann kannst du mir auch gleich helfen mich hier einzugewöhnen. Ich muss jetzt weiterarbeiten, sonst wird mein Boss noch sauer. Hab dich lieb Großer.‘‘

,,Ich dich auch.‘‘ 

Nach dem Telefonat, schielte ich kurz unauffällig zu meinem Boss um mich zu vergewissern, dass er nichts mitbekommen hatte, doch dies war bei meinem Glück natürlich nicht der Fall.

Er telefonierte wohl mit einem Kunden und sah mich nachdenklich an.

Er hatte doch wohl nicht etwas vom Gespräch mit angehört?

Nein, redete ich mir ein. Er hatte sicher besseres zu tun als ein Telefonat seiner Assistentin zu belauschen.

Immer wieder, ging ich ans Telefon, notierte die wichtigsten Sachen und machte Termine aus. Dass ich sichtlich erfreut war, als mein Feierabend dann endlich angefangen hatte, konnte sich wohl jeder denken.

Ich machte mich schnellen Schrittes auf in meine Wohnung und ließ mich auf meiner Couch nieder. Mein Kopf pochte unangenehm und ich beschloss kurzerhand in eine Bar zu gehen und mir einen anzutrinken.

Ich ging zu meinem Schrank und zog mein hautenges schwarzes Kleid an. Es war zwar sehr gewagt, da es schulterfrei war und nur knapp unter meinem Hintern endete, dennoch würde ich nicht sagen, dass es nuttig wirkte.

Ich schminkte mich, wobei ich meine Augen besonders betonte und fing an mir mit dem Lockenstab leichte Wellen ins Haar zu machen.

 Nach einer halben Stunde war ich dann endlich fertig und betrachtete mich zufrieden im Spiegel.

Ich war heute ein echter Blickfang.

Meine schwarzen High Heels überstreifend, stopfte ich noch die wichtigsten Sachen in meine Clutch und machte mich auf den Weg.

Der Abend konnte beginnen.

Peinlich, peinlicher, Blaire!

 

Ich stöckelte die belebte Straße entlang und suchte die Umgebung nach einem beliebigen Club ab, den ich nach langem Suchen auch endlich fand.

In blauen großen Buchstaben leuchtete mir ,,Tonic‘‘ , der Name des Clubs entgegen. Ich betrat das große Gebäude und war sprachlos.

Der Club bestand aus zwei großen Ebenen. Durch den Eingang kam man in die untere davon, wo eine große Bar in der Mitte des Raumes stand.

An den seitlichen Wänden der Etage führten zwei Treppen in den oberen Bereich, von dem aus man die untere Etage sehr gut im Blick hatte.

Da ich keine besondere Lust zu tanzen hatte und einfach nur genug trinken wollte um einen freien Kopf zu bekommen steuerte ich geradenwegs auf die Bar zu.

An meinem Ziel angekommen bestellte ich mir auch gleich zwei Tequila, die ich mir mit dem Gedanken, dass mein Leben nicht mehr viel schlimmer werden konnte, hinunterkippte.

Doch wie so oft hatte ich mich auch mit diesem Gedanken geirrt, denn als ich mich nach einigen Drinks wieder, in dem nun deutlich volleren Club umsah, entdeckte ich keinen geringeren als meinen Boss Damon Cooper.

Tolle scheiße.

 Was hatten Gott und die Welt bloß gegen mich? Reichte es nicht, dass meine beste Freundin mit meinem Verlobten vögeln musste? Konnte ich nicht einen Abend lang in Selbstmitleid versinken?

 Nein natürlich nicht!

Mein Boss sah natürlich, wer hätte es anders erwartet, noch heißer aus als heute Morgen, obwohl ich gedacht hatte, dass es keine Steigerung mehr geben konnte.

Er hatte eine schwarze enge Hose an, die seine langen muskulösen Beine aufs vorteilhafteste betonte und ein weißes Hemd, welches er an den Unterarmen nach oben gekrempelt hatte. Erst jetzt bemerke ich, dass er die typische Körperform eines durchtrainierten Sportlers hatte. Er hatte nicht zu wenig Muskeln und nicht zu viel, er sah in meinen Augen einfach perfekt aus.

 Mein Blick glitt weiter nach oben und ich sah in seine amüsierten smaragdgrünen Augen, welche mich mit einem undeutbaren Funkeln förmlich auszogen.

So eine scheiße aber auch! Ich schmachtete hier meinen Boss an! Der zu allem Übel auch noch ein Playboy war!

Hatte ich nicht gesagt ich hätte genug von solchen Typen?!

 Die Annahme dass er ein Playboy war, war nicht allzu schwer zu vermuten und die Tatsache, dass er gerade von einer Schar Frauen, wo jede als Model hätte durchgehen können umgeben war, hatte mir diese nur bestätigt.

Eine von ihnen schob ihr Knie zwischen seine Beine, eine andere streichelte seine durchtrainierte Brust und wieder eine andere fuhr ihm durchs Haar.

 Ich hasste so ein schlampenhaftes Benehmen einfach und dennoch hatte ich mich dabei erwischt, wie gerne ich jetzt diese Dinge mit ihm machen würde..

 Ich machte meinen Blick von ihm los, da wurde  ich auch schon angesprochen.

,,Hey Süße, willst du was trinken? Ich lad dich ein‘‘.

Der Typ sah zwar echt süß aus, doch nachdem ich Damon gesehen hatte, war selbst dieser,  eine glatte null. Ich lächelte ihn an, nickte leicht und schon bekam ich meinen nächsten Drink, den ich ebenfalls hinunterkippte. Der Alkohol floss meine Kehle hinunter und bescherte mir ein warmes Gefühl im Bauch.

Mit jedem Drink den ich spendiert bekam ging es mir sichtlich besser. Meinen Boss hatte ich geschafft fast vollkommen zu ignorieren, dennoch spürte ich ab und zu seinen Blick auf mir ruhen.

Wie viel ich am Ende getrunken hatte konnte ich nicht sagen, doch als ich aufstehen wollte machte sich deutlich bemerkbar, dass es eindeutig zu viel gewesen war.

Kaum war ich vom Barhocker gerutscht, gaben meine Beine schon nach.

Ich wartete auf die unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden, doch stattdessen spürte ich zwei starke Arme, die sich um mich gelegt hatten und mich stützten.

Ich sah hoch und sah in das Gesicht von Damon.

 Was hatte er hier zu suchen? Sollte er doch wieder zu seinen Tussis gehen!

 ,,Lass misch in Ruuuhe‘‘ lallte ich ihm entgegen, doch er schüttelte nur seinen Kopf und schlang seinen starken Arm um meine Hüfte um mich zu stützen.

,,Lass misch, du bischt doch genauso ein Arschloch wie alle anderen!‘‘ entkam es mir ohne über meine Worte nachgedacht zu haben.

Er blieb weiterhin ruhig, sagte kein Wort und ging mit mir aus dem Club. ,,Hey wo bringscht du misch hin?‘‘ protestierte ich lautstark. Mich weiterhin ignorierend, schob er mich auf einen großen BMW zu. Er öffnete die Beifahrertür, hob mich ins Auto und schnallte mich auch noch an.

Was war das bitte für ein Typ? Das konnte doch niemals mein arroganter und selbstverliebter Boss sein? Der würde mir doch nie helfen, oder?

Er ging vorne um den Wagen herum und setzte sich ebenfalls hinein.

 ,,Wo wohnst du Blaire?‘‘.

Hmmmm seine Stimme war so schön. So samtweich und sie klang so liebevoll und nicht so böse wie sonst.

Ich hatte eindeutig zu viel Alkohol intus..

,,Äääähm..ich..ich weiß nicht.‘‘

Das schlimme war, ich denke ich hätte es nicht einmal im nüchternen Zustand gewusst. Ich meine, wer merkte sich auch schon seine Adresse nach einem Tag?

Anstatt mich aussteigen zu lassen und mich meinem Schicksal zu überlassen, so wie ich gedacht hatte, merkte ich wie der Wagen plötzlich losfuhr und ich fing an zu kichern.

,,Du..du bist süüüüüüß.‘‘ lallte ich und hörte nicht auf zu kichern.

Damon bedachte mich mit einem Seitenblick und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

,,uuund heiß.Hihihihi.‘‘

,,Ich denke diese Diskussion sollten wir ein anderes Mal führen.‘‘ gab Damon nur zurück.

,,Wieso musst du nur so ein Arschloch sein?‘‘ fragte ich schmollend.

,,Wäre ich ein Arschloch, hätte ich zugelassen, dass einer dieser Typen dich abschleppt.‘‘

,,Aber..aber wieso bist du sonst so böse?‘‘

Okay das war eindeutig ein neuer Tiefpunkt meines Lebens. Ich führte mich auf wie ein Kleinkind..

,,Frag mich wenn du wieder nüchtern bist und jetzt steig aus.‘‘

Oh. Ich hatte garnicht bemerkt, dass wir schon da waren und sah mit großen Augen aus dem Fenster.

,,Das ist nicht mein Haus.‘‘ sagte ich trotzig.

,,Ja, weil es nämlich meines ist. Steig endlich aus.‘‘

Ich versuchte mich abzuschnallen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Eine starke Hand legte sich über meine und half mir dabei.

Seine Augen bohrten sich in meine und ich hatte das Gefühl mein Herz würde gleich aus meiner Brust springen, so stark hatte es zu pochen begonnen.

Doch so schnell der Augenblick gekommen war, so schnell war er auch schon wieder vergangen.

Er hob mich aus dem Auto, schob seinen Unterarm unter meine Kniekehle und ehe ich registrierte was er da eigentlich machte, trug er mich schon auf seinen Armen zu seiner Haustür.

Ich wollte protestieren, doch ich wusste, dass ich sonst eine Ewigkeit gebraucht hätte um dieses kurze Stück zu schaffen, und eine weitere Blamage wollte ich mir ersparen.

Er sperrte auf und wir betraten das 2 stöckige Haus.

Kaum waren wir im Haus, kniete ich mich auf den Boden, der mit schimmernden weißen Fliesen belegt war.

,,Woooooooah, ich hab ne Zwillingsschwester!‘‘ schrie ich begeistert und sah mein Spiegelbild fasziniert an.

Soviel zu Blamage ersparen..

Ich sollte eindeutig in nächster Zeit auf Alkohol verzichten..

Ich hörte ein Lachen neben mir und machte eine halbe Drehung.

Wow, wie konnte ein Mensch beim Lachen, so unglaublich verführerisch aussehen? Ich persönlich fand ja, dass ich wie ein scheiss Huhn beim Lachen aussah..

,,Lass uns schlafen gehen.‘‘ sagte Damon und hatte noch immer dieses unglaubliche Grinsen auf den Lippen.

Ich glaube, selbst wenn er gesagt hätte, ich solle mit ihm ans Ende der Welt gehen, hätte ich ja gesagt. Bei diesem Lächeln konnte man einfach nicht anders.

Damon kam auf mich zu, nahm meine Hand in seine und führte mich in den zweiten Stock in ein Schlafzimmer.

Er schmiss mir einen Pullover von sich zu und zeigte aufs Bett. ,,Du schläfst hier und ich wohl oder übel auf der Couch.‘‘

Ich versuchte gerade mein Kleid auszuziehen, doch auch das bekam ich nicht auf die Reihe.

,,Sag mal wie viel hast du bitte getrunken?‘‘

Damon zog mir das Kleid aus und schnell seinen Pullover über, welcher mir bis zur Hälfte der Oberschenkel ging.

Er hob mich wieder hoch, legte mich sanft auf dem Bett ab und wandte sich ab um zu gehen. Ich packte ihn schnell am Handgelenk und zog ihn zurück.

,,Bleib daaa.‘‘ quengelte ich.

,,Ich weiß nicht ob das so eine tolle Idee ist Blaire..‘‘

,,Komm schon die Couch ist unbequem und ich werde dich nicht fressen.‘‘

Diese Tatsachen schienen ihn zu überzeugen und er legte sich mit einem großen Abstand neben mich. Das Problem war allerdings, dass wenn ich etwas getrunken hatte ich ziemlich anhänglich wurde.

Also kuschelte ich mich mit dem Rücken an seine Vorderseite und bemerkte noch wie er einen Arm um meinen Bauch legte und den letzten Abstand zwischen uns überbrückte indem er mich noch näher an sich zog.

Blöde Neugier..

 

Mit einem ziemlichen Kater öffnete ich am nächsten Morgen meine Augen.

Mein Kopf schmerzte und ich versuchte durch kreisförmige Bewegungen auf meinen Schläfen den Schmerz zu lindern, was mir aber leider kläglich misslang.

Ich wollte mich zur Seite drehen um auf meinem Wecker nachzusehen, wie spät es war, als ich bemerkte, dass etwas Schweres um meinen Bauch mich davon abhielt.

Ich sah an mir herunter und betrachtete, den mir nur allzu bekannten muskulösen Arm.

Seufzend ließ ich mich in das weiche Kissen zurückfallen und rieb über meine Augen.

Ich lag tatsächlich an meinen Boss gekuschelt in seinem Bett. Ich hatte mich an Damon Cooper gekuschelt. Wie peinlich war ich eigentlich? Als ob dieses Raubtier von Mann darauf stand, wenn jemand kuscheln wollte.

Okay, ich könnte mich einfach raus schleichen und so tun, als ob ich mich an nichts mehr erinnern könnte.

Oh scheisse, ich hatte sogar behauptet ich hätte eine Zwillingsschwester! Aaaaah! Ich könnte mich gerade so ohrfeigen!

Ich machte eine halbe Drehung und Gott sei Dank schlief Damon noch. Ich versuchte seinen Arm wegzulegen, doch Damon verstärkte seinen Griff um meinen Bauch nur noch mehr.

Ich piekste gegen seine Brust, während ich immer wieder seinen Namen sagte.

Nichts.

Neben diesem Kerl könnte der dritte Weltkrieg stattfinden und er würde ihn verschlafen.

Irgendwann war auch meine Geduld zu Ende und ich begann an ihm zu rütteln.

Wieder nichts.

Da würde wohl nur eines helfen. Ich fuhr mit meiner Hand über seinen durchtrainierten Bauch weiter nach unten und stoppte über dem Bund der Boxershorts.

Sollte ich es wirklich wagen?

Ich schätze ich hatte sowieso keine Möglichkeit, wenn ich nicht stundenlang neben ihm liegen wollte.

Ich ging also noch tiefer und strich über seinen Penis. Und natürlich regte sich etwas da unten.

Ich schluckte. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ein Mann, wie Damon einen kleinen Penis hatte, doch dass er im halb erigiertem Zustand schon so eine enorme Größe hatte, hätte ich nicht vermutet.

Wie jede Frau war ich neugierig geworden und sah schnell nach oben um zu kontrollieren, ob er noch schlief.

Bingo.

Seine Augen waren geschlossen und seine Atmung ging regelmäßig.

Ein kleiner Blick würde schon nicht schaden.

Ich führte meine Finger wieder zu seiner Boxershorts und hackte sie dort ein. Wieso musste ich nur so verflucht neugierig sein?! Ich hob sie leicht an und wagte einen Blick zu seinem besten Stück.

Und wieder musste ich schlucken. Verdammt. Und ich hatte gedacht Eric sei gut bestückt.

 Es zuckte nur so in meinen Fingerspitzen ihn zu berühren.

Plötzlich hörte ich ein lautes Lachen und sah nach oben.

Damon hörte nicht auf zu lachen und ich kam mir wie die größte Idiotin vor.

Ich wünschte mir in diesem Moment so sehr, dass ein Loch im Erdboden entstehen und mich verschlingen würde..

Mein Wunsch wurde natürlich nicht erhört und ich musste mir vor Damon die Blöße geben.

,,Gefällt dir was du siehst?‘‘ fragte er neckend.

,,Idiot!‘‘ grummelte ich.

Ich befreite mich von seinem 10 Tonnen Arm und stand auf.

Meine Fäuste gegen die Hüfte gestemmt sah ich ihn mit dem bösesten Blick, den ich drauf hatte, an.

,,Wie lange bist du schon wach?‘‘ fragte ich wütend.

,,Lange genug.‘‘ meinte Damon, bevor er wieder einen Lachkrampf erlitt.

Natürlich musste ich zu allem Überfluss auch noch rot werden! Blöde Angewohnheit!

,,Hör auf zu lachen!‘‘ fauchte ich und er beruhigte sich tatsächlich etwas.

,,Weißt du eigentlich wie süß du gerade aussiehst? So mit rotem Kopf, verstrubbelten Haaren und meinem Pullover an?‘‘

,,Ich bin nicht süß!‘‘

,,Oh doch! Ich beweise es dir.‘‘ Er machte die Schublade seines Nachtschränkchens auf und holte eine Kamera raus.

,,Bitte lächeln!‘‘ sagte er begeistert, worauf ich nur noch böser schaute und er ein Foto schoss.

Er betrachtete das gerade geschossene Foto und drehte seine Kamera zu mir um, um mir sein Meisterwerk zu präsentieren. Ich sah wirklich..würg..süß aus.

,,Seit wann bist du eigentlich so normal?‘‘ stellte ich die Frage aller Fragen.

,,Ich bin immer normal. In meiner Freizeit zumindest. Bei meiner Arbeit wirst du mich nie anders erleben. Ich muss nämlich die Maske des, ich zitiere, ,arroganten Machos‘ aufbehalten.‘‘ erklärte er verschmitzt grinsend und ich konnte leichte Grübchen erkennen .

Ich konnte es nicht fassen, er hatte sogar Grübchen! Wie toll konnte dieser Kerl eigentlich noch aussehen?

Ich sah zum ersten Mal nicht nur das Raubtier in ihm, sondern den eigentlich ziemlich korrekten jungen Mann. Zumindest schien er dieser zu sein, wenn er nicht auf der Arbeit war.

,,Verstehe. Ich denke mit dem Freizeit-Damon komme ich sicher gut klar. Der auf der Arbeit gefällt mir leider nicht so toll.‘‘

,,Glaub mir, mir auch nicht.‘‘ Er seufzte tief.

,,Dieses Business lässt aber leider nichts anderes zu. Es heißt nicht umsonst: Fressen oder gefressen werden.‘‘

,,Trotzdem bist du ein Playboy.‘‘ stellte ich lächelnd fest.

,,Ja, aber ich gebe den Frauen immer zu verstehen, dass es nur was einmaliges ist. Ich kann es nicht leiden, wenn man in solchen Angelegenheiten unehrlich ist. Außerdem bin ich noch nicht dazu bereit meine Freiheit herzugeben.‘‘

,,Damon..Damon. Ich denke ich habe dich ziemlich falsch eingeschätzt. ‘‘

,,Stimmt.‘‘ sagte er mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, dass sicher alle Frauenherzen höher schlagen ließ.

,,Willst du mir nicht sagen, dass du auch falsch gelegen hast?‘‘ fragte ich gespielt böse.

,,Lass mich überlegen. Du bist naiv und du bist blond, also nein!‘‘ argumentierte er und versuchte dabei ernst zu bleiben.

Ich schnappte mir ein Kissen vom Bett und hielt es drohend vor ihn hin.

,,Ich gebe dir noch eine letzte Chance! Ja oder Nein?‘‘

,,Nein‘‘

Kaum hatte dieses kurze Wort seine Lippen verlassen, hatte ich mich schon auf ihn gestürzt und saß auf seinem Bauch.

,,Nimm es zurück!‘‘ forderte ich grinsend, doch er schüttelte seinen Kopf während er von Lachern durchgeschüttelt wurde.

Ich schlug mit dem weichen Kissen auf ihn ein, spürte plötzlich seine Hände auf meiner Hüfte und wurde herumgedreht.

Um mich nicht mit seinem ganzen Gewicht zu erdrücken stützte er sich neben meinem Kopf mit seinen Ellbogen ab.

,,Was machst du da?‘‘ fragte ich glucksend.

,,Ich verpasse dir jetzt mal eine Abreibung!‘‘ sagte er, vergrub seine langen Finger in meinen Haaren und verwuschelte sie noch mehr.

Ich sah ihn verwirrt an und fing an laut zu lachen.

,,Das nennst du doch nicht wirklich, jemandem eine Abreibung verpassen?‘‘ brachte ich unter meinen Lachern hervor.

,,Ich dachte eure Haare wären euch heilig.‘‘ erklärte er grinsend.

,,Ich bin doch keine Tussi!‘‘ empörte ich mich, konnte mein Lachen dennoch nicht unter Kontrolle bekommen.

Er bedachte mich mit einem intensiven Blick und schlagartig veränderte sich die Atmosphäre um uns herum.

Mein Lachen verstummte und ich nahm nichts mehr, außer diesen tollen Mann über mir wahr.

Ich sah zu seinen wohlgeformten Lippen und verspürte die plötzliche Sehnsucht sie auf meinen zu spüren.

Ihm schien es nicht anders zu gehen, denn er kam mit seinem Gesicht immer näher und schloss die Augen erwartungsvoll, doch bevor unsere Lippen aufeinandertreffen konnten, räusperte ich mich.

,,Ähm müssen wir nicht zur Arbeit?‘‘

Meine Stimme klang kratzig und ich versuchte seinem Blick auszuweichen. Er schüttelte kurz den Kopf, als wolle er sich zur Besinnung bringen und sah mich nachdenklich an.

,,Ja..ähm..du hast recht.‘‘ stotterte er und griff sich mit einer Hand etwas nervös in den Nacken.

Ich hatte es doch nicht wirklich geschafft ihn verlegen zu machen?

Ich stand auf, schnappte mein Kleid und verschwand ins Bad. Angezogen kam ich wieder zurück und sah aus dem Fenster, während ich mit meinen Fingern durch meine Haare fuhr.

Es stürmte draußen und ich hatte wieder einmal nur ein Kleid an. Damon bemerkte meinen Blick und zog wieder einen Pullover für mich aus dem Schrank, nachdem er sich schnell sein weißes Hemd in die schwarze Anzugshose gestopft hatte.

,,Ich schätze den kannst du heute selbst anziehen.‘‘ neckte er mich und warf ihn mir zu.

,,Jaja Casanova..So kann ich aber unmöglich zur Arbeit fahren.‘‘ machte ich ihm klar und deutete auf meinen Körper.

,,Dann machen wir halt noch einen kurzen Stopp bei dir.‘‘

So kam es, dass wir eine Stunde später, entsprechend angezogen sein Büro betraten.

Er schenkte mir ein letztes Lächeln bevor sich seine Miene verschloss und er zum arroganten Arschloch wurde.

Die Tatsache, dass er es eigentlich nicht war und es auch nicht sein wollte, schaffte jedoch das ich mich viel wohler fühlte und wir beide schienen wirklich so etwas wie eine Freundschaft aufbauen zu können.

Unerwarteter Besuch und alte Bekannte

 

Zwei unendlich lange Wochen waren seit dem Abend, an dem wir uns besser kennengelernt hatten, nun vergangen und wir waren uns nicht mehr näher gekommen.

Wie denn auch? Auf der Arbeit war er sowieso ein Eisklotz, wie er im Buche stand und als ich ihn vor kurzem gefragt hatte, ob er mit mir einen Kaffee trinken möchte, hatte er angeblich auch keine Zeit.

Eigentlich hatte ich ja wirklich gehofft, dass sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen uns entwickeln könnte, doch anscheinend war ich nichts weiter als eine Assistentin für ihn.

Was mich noch mehr als diese Tatsache störte, war allerdings, dass ich mich immer öfters in letzter Zeit  dabei erwischte, wie ich mit meinen Gedanken zu Damon abschweifte und mir wünschte er würde mich mehr beachten.

Wenigstens etwas Positives hatte das Ganze jedoch, denn ich hatte kein einziges Mal mehr an Eric gedacht.

Eines stand aber trotzdem fest. Ich wollte Damon gefallen.

Die Frage war nur warum ich das so sehr wollte. Ich konnte doch unmöglich an einem Abend Gefühle für ihn entwickelt haben, oder?

Wollte ich mir selbst beweisen, dass ich begehrenswert war?

Seht ihr, genau das meinte ich. Die ganze Zeit zerbrach ich mir den Kopf über diesen Idioten, während er vermutlich keinen Gedanken an mich verschwendete.

Plötzlich wurde mein Gedankengang unterbrochen, da Eminem mit Mockingbird aus den Lautsprechern meines Handys ertönte. Mit flinken Fingern, suchte ich peinlich berührt danach.

Wo war dieses blöde Teil? Ich sah zu Damon, der eine Augenbraue hochgezogen hatte und mich bei meinem Treiben beobachtete.

,,Du hörst Eminem?‘‘ fragte er skeptisch.

,,Hast du ein Problem damit?‘‘ fauchte ich böser, als ich vorgehabt hatte.

Ich sah wie eine kleine Furche zwischen seinen Augenbrauen entstand und leerte meinen Tascheninhalt auf dem Bürotisch aus.

,,Wo ist dieses Scheißteil?!‘‘ fluchte ich lautstark.

,,Wieso bist du so zickig?‘‘

Ich knurrte böse, ignorierte ihn gekonnt und durchwühlte meinen ausgeleerten Tascheninhalt.

Und endlich fand ich es dann auch.

,,Ja?‘‘ meldete ich mich etwas ruhiger und ließ mich in den Drehsessel fallen.

,,Hey Schwesterherz, was machst du so?‘‘ hörte ich meinen Bruder an der anderen Leitung fragen.

,,Ich bin bei der Arbeit.‘‘

,,Wo arbeitest du denn?‘‘

,,Bei irgend so einer bekannten Firma. Cooper Industries.‘‘

,,Cooper Industries?‘‘ hakte Mike etwas verblüfft nach.

,,Ja, aber ich arbeite im Büro meines Bosses. Du weißt schon, als herum tippende Tussi.‘‘

,,Okay. Bis dann.‘‘ sagte er und wollte auflegen.

,,Halt, wieso wolltest du das alles wissen?‘‘

..Ach, ich wollte mich nur erkundigen, ob es meiner Schwester auch gut geht. Also bis dann.‘‘

Und schon hörte ich das Tuten, welches mir signalisierte, dass er aufgelegt hatte. Hätte ich gewusst, dass es nur so ein unsinniges Gespräch werden würde, hätte ich mir nie die Mühe gemacht und mein Handy gesucht..

Ich packte die restlichen Sachen wieder in meine Tasche und wollte mich gerade wieder an die Arbeit machen, als mein Sessel herumgedreht wurde.

Smaragdgrüne Augen funkelten mich böse von oben  an und drohten mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Sein dunkles dichtes Haar war wie immer perfekt gestylt und ich musste mich zusammenreißen meinen Blick nicht seinen Körper nach unten wandern zu lassen und seinem Blick Stand zu halten.

,,Was ist los mit dir?‘‘ fragte er, sichtlich um Beherrschung bemüht, nicht gleich auszurasten.

,,Nichts und jetzt lass mich bitte wieder meine Arbeit machen.‘‘ sagte ich zuckersüß.

,,Zuerst sagst du mir was los ist!‘‘

Ich verdrehte genervt die Augen und betrachtete meine Nägel.

,,Blaire!‘‘

,,Es ist nichts okay?! Lass mich einfach meine Arbeit machen und gut ist!‘‘

,,Blaire Verdammt!‘‘

Mittlerweile schien er keine Nerven mehr aufbringen zu wollen, denn seine Stimme war nun deutlich lauter und bedrohlicher.

,,Lass mich in Ruhe!‘‘

Er nahm mein Gesicht in seine großen Hände und zwang mich somit ihn anzusehen, doch stur sah ich auf den plötzlich interessant gewordenen Boden.

,,Sieh mich an.‘‘ forderte er ruhig.

,,Nein, nicht wenn du mich so anschaust!‘‘

,,Wie schau ich dich denn bitteschön an?‘‘ Er wurde wieder lauter.

Ich antwortete nicht. Er ließ seine Hände fallen und ich hatte schon gedacht, ich hätte gewonnen, doch er kniete sich vor mir hin und sah mir nun direkt in die Augen, die sich langsam aber sicher mit Tränen füllten. Wieso konnte er mich so aus der Fassung bringen? Zärtlich strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wartete anscheinend auf eine Antwort. Ich konnte seinem Blick nicht mehr standhalten. Ich wollte nicht mit ihm reden! Er war schließlich der Grund wieso es mir so dreckig ging!

,,Was ist?‘‘ motzte ich also.

,,Wieso verhältst du dich so scheiße mir gegenüber?‘‘ fragte er, anscheinend durch nichts aus der Ruhe zu bringen.

,,Wie bitte?‘‘ fragte ich empört.

,,Ich soll mich scheiße DIR gegenüber verhalten? Sag mal willst du mich verarschen?‘‘

Verpufft war die Traurigkeit, stattdessen machte sich das Gefühl der Wut in mir breit. Er machte den Mund auf um etwas zu sagen, doch ich stoppte ihn mit einer kurzen Handbewegung und stand auf. Er erhob sich ebenfalls.

Ich stand keine 10 Zentimeter von ihm entfernt und bohrte meinen Zeigefinger in seine Brust.

,,Du bist doch derjenige von uns beiden, der mir die ganze Zeit aus dem Weg geht! Du redest nur noch auf geschäftlicher Basis mit mir! Du wolltest nichts mit mir unternehmen! Also behaupte nicht, ich würde mich scheiße DIR gegenüber verhalten!‘‘ schrie ich.

Wieder wollte er etwas erwidern, doch ich kam ihm zuvor.

,,Ich dachte wir könnten Freunde werden, doch mittlerweil habe ich begriffen, dass ich dich nerve, okay? Ich habe es verdammt nochmal begriffen!‘‘ Mit jedem Wort war ich leiser geworden, wandte mich nun ab und machte mich an den Papierkram.

Ich merkte wie die Tränen sich einen Weg über mein Gesicht bahnen wollten, doch mittlerweile hatte ich gelernt sie zurückzudrängen.

,,Blaire..‘‘ hörte ich Damon schwach meinen Namen hinter mir flüstern.

,,Lass es einfach Damon.‘‘ erwiderte ich tonlos.

Ich vernahm Schritte und konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass auch er sich wieder seiner Arbeit zugewandt hatte.

Die nächsten zwei Stunden vergingen mehr als ruhig und wir sprachen kein Wort mehr miteinander. Ich wollte gerade meine Jacke überziehen und mich auf den Weg nach Hause machen, als jemand an der Tür klopfte.

,,Erwartest du jemanden?‘‘ fragte ich Damon.

,,Nein eigentlich nicht.‘‘

Ohne, dass die Person auf ein ,Herein‘ oder ähnliches wartete, trat sie auch schon ein.

Ich traute meinen Augen nicht, als Mike, lässig wie eh und je, auf mich zu schlenderte.

Ich stand, wie eine Salzsäure erstarrt da und ließ mich in seine Arme reißen. Er gab mir noch einen fetten Schmatzer auf die Stirn und sah mich mit einem 1000Watt Grinsen an.

,,Was..was machst du hier?‘‘ brachte ich stotternd heraus und beobachtete wie Mike und Damon sich kameradschaftlich umarmten und dem jeweils anderen brüderlich auf die Schulter klopften.

,,Hab ich was verpasst?‘‘ warf ich die nächste Frage in den Raum.

,,Ich kann es nicht fassen, meine kleine zickige Schwester arbeitet wirklich für meinen damaligen Studienkollegen. Wie klein doch die Welt ist...‘‘

,,Mike was machst du denn hier?‘‘ fragte ein verblüffter Damon.

,,Bin diese kleine Oberzicke hier besuchen, sag schon wie geht es dir? Scheinst ja doch etwas aus deinem Leben gemacht zu haben ‘‘ Er legte einen Arm um meine Schulter und grinste vor sich hin.

,,Ja wie du siehst, hab ich noch die Kurve gekratzt.‘‘ gab dieser ebenfalls grinsend zurück.

,,Ihr kennt euch?‘‘ fragte ich verblüfft.

,,Hab ich doch gerade gesagt Schwesterchen. Wie siehts aus, geben wir uns heute die Kante?‘‘

Er sah zwischen mir und Damon hin und her.

,,Ähm, geh du nur mit Damon..Ich..ähm..will euch nicht eure Männertour vermasseln..‘‘ erfand ich schnell eine Ausrede.

,,Oh nein. Ihr kommt beide mit. Ob ihr wollt oder nicht!‘‘

,,Wieso fragst du überhaupt, wenn du uns doch sowieso dazu zwingst?‘‘ fragte ich zickig.

,,Aus reiner Höflichkeit Schwesterherz. Aus reiner Höflichkeit.‘‘

 

Fehler

 

Etwa eine Stunde später stand ich frisch geduscht,  mit einem schulterfreien marineblauen Kleid, welches kurz über den Knien endete, vor dem Spiegel und schminkte mich. Mike saß ebenfalls fertig angezogen hinter mir auf dem Bett und beobachtete mich dabei.

,,Du hast dich in Damon verliebt, oder?‘‘ fragte er geraderaus und legte lächelnd den Kopf etwas schief.

,,Wie kommst du darauf?‘‘ Ich zog meinen Lidstrich zu Ende.

,,Glätten oder Locken?‘‘

,,Glätten, mit Locken siehst du zu süß zum weggehen aus. ‘‘

Ich schnappte mein Glätteisen und begann einzelne Strähnen zu glätten.

,,Ach ja, um auf deine Frage zurück zu kommen. Deine Augen verraten dich Schwester.‘‘

Ich seufzte tief.

,,Ist es so offensichtlich?‘‘

,,Für andere vielleicht nicht, aber wenn dich jemand besser kennt, dann kann man dich lesen, wie ein offenes Buch.‘‘

,,Na super..‘‘

,,Er mag dich auch.‘‘

,,Woher willst du das wissen? Er mag niemanden! Er ist ein beschissener Eisklotz!‘‘

,,Vertrau mir. Er will es nur noch nicht wahr haben. Er ist schon einmal auf die Fresse geflogen wegen einer Frau und seitdem hat er einfach, sagen wir mal so, seinen Spaß.‘‘

Schmerz lass nach. Ich will nicht darüber nachdenken mit wie vielen er schon seinen ,Spaß‘ hatte.

,,Ich weiß nicht einmal ob ich in ihn verliebt bin. Ich kenne ihn schließlich nicht lange genug. Das kann doch nicht einfach so passieren.‘‘

,,Du bist es und du weißt es genauso gut wie ich.‘‘

,,Lass uns nicht mehr darüber reden. Ich zog meine High Heels an und machte mich mit Mike auf den Weg ins Tonic.

 

,,Hey Kumpel.‘‘ begrüßte mein Bruder, Damon schon euphorisch von weitem.

Besagter stand mit einer Zigarette in der rechten Hand, lässig gegen die äußere Mauer des Clubs gelehnt da und beobachtete das rege Treiben. Er kam auf uns zu, schmiss die Zigarette unterwegs weg und klopfte Mike  auf die Schulter, während er mich nur mit einem Nicken begrüßte.

Wir gingen in den Club und setzten uns im zweiten Stock in eine eher ruhigere Ecke. Sofort kam eine sehr aufreizend angezogene Bedienung zu uns. Die verstohlenen Blicke, die sie Damon immer wieder zuwarf waren mir auch nicht entgangen. Blöde Schnepfe! Dieser Vollidiot ließ auch noch genüsslich seinen Blick über ihren Körper wandern, wobei er bei ihren Brüsten extra lange hängen blieb.

,,Darf ich euch was bringen?‘‘ ertönte ihre piepsige Barbie Stimme.

Na gut vielleicht übertrieb ich auch gerade etwas, aber sie musste auch nicht jedem ihre Betontitten ins Gesicht halten!

,,Für mich einen Martini bitte.‘‘ sagte Damon und zwinkerte ihr zu.

,,Ich nehme das gleiche.‘‘ kam es von Mike.

Okay ich musste mir heute wohl reinziehen, wie Damon mit anderen Tussen flirtete, also brauchte ich was Starkes. Was RICHTIG Starkes.

,,Zwei Jack Daniels bitte.‘‘

Das würde für den Anfang hoffentlich ausreichen, mich soweit unter Kontrolle zu haben um ihr nicht ihre falschen Fingernägel einzeln auszureißen.. Ich bemerkte die geschockten Blicke von Mike und Damon.

,,Findest du es gut, gleich mit Jack Daniels anzufangen?‘‘ konnte Mike sich natürlich nicht verkneifen.

,,Ja.‘‘ gab ich knapp als Antwort und sah mich nach jemandem, der mir Gesellschaft leisten könnte um.

Und Baaam! Da sah ich auch schon mein nächstes Opfer. Ein Kerl, ich schätzte ihn auf 25 saß mit ein paar Kumpels etwas von uns entfernt und lächelte mich charmant an. Ich war nicht eine, die mit jemandem gleich ins Bett sprang, doch wieso sollte ich nicht auch einmal meinen Spaß haben? Ich sah ihn etwas genauer an, und wäre Damon nicht anwesend, wäre er heute vermutlich der Bestaussehndste im ganzen Club. Seine blonden Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und dieser Undone Look  ließ ihn noch sexier aussehen, als er ohnehin war. Ich bemerkte, wie auch er mich näher betrachtete und lächelte mein verführerischstes Lächeln. Er erwiderte es, prostete mir mit seinem Glas zu und winkte die Bedienung herbei, ohne mich aus den Augen zu lassen.

,,Du hast dir ja schnell jemanden angelächelt.‘‘ stellte Damon brummig fest.

Ich wandte mich um und bemerkte, dass Mike nicht mehr da war.

,,Wo ist Mike?‘‘

,,Der ist sich irgendeine aufreißen gegangen.‘‘

,,Ach? Und du bist nicht dabei?‘‘ fragte ich spöttisch und zog eine Augenbraue nach oben.

,,Nein.‘‘                     

,,Stimmt ja, du hast ja eh die Bedienung.‘‘

Wenn man vom Teufel sprach..da kam sie auch schon auf uns zu stolziert und stellte die Getränke vor uns ab, wobei sie sich vor Damon extra noch ein Stückchen nach vorne beugte. Sie schob ihm einen Zettel zu und ich konnte nicht anders als ein lautes Schnauben hören zu lassen.

Sofort hatte ich die Aufmerksamkeit der beiden, wobei diese Schnepfe mich böse, und Damon mich mit einem wissenden Grinsen, ansah.

Zum Glück ertönte in diesem Moment mein Nachrichtenton. Schnell hatte ich mein Handy in der Hand und blitzartig wurde mir übel als ich sah von wem diese war. Eric. Natürlich siegte meine Neugier und ich öffnete sie.

Mein erster Fehler in dieser Nacht.

<Ich vermisse dein verrücktes Lachen, bei dem sich jeder in der Nähe nach uns umgedreht hat. Ich vermisse diesen Blick von dir, wenn du mir versuchst weis zu machen das du begriffen hast was Abseits bedeutet. Ich vermisse diese Lebensfreude, dieses Funkeln in deinen Augen und diese Schüchternheit die keiner bei dir erwartet. Ich vermisse es zu sehen, wie du kläglich versuchst ernst zu bleiben und dich deine Augen dennoch immer aufs Neue verraten. Ich vermisse dich. Dich und jede noch so unbedeutende Kleinigkeit von dir.>

Ich spürte, wie eine warme Hand sich auf meine legte und Finger sich darum schlossen. Ohne aufsehen zu müssen, wusste ich wem sie gehörte.  Sanft befreite er mein Handy von meinen Fingern und schob es in seine Hosentasche. Er wischte mir mit dem Daumen der freien Hand, die einzelnen Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte von der Wange und lächelte mich liebevoll an.

,,Er ist es nicht wert.‘‘ sagte er dabei.

,,Ich..ich will hier weg.‘‘ kam es brüchig aus meinem Mund.

Fehler Nummer zwei

,,Okay.‘‘ Er stand auf und zog mich hoch. Den einen Arm um meine Schulter und den anderen um meine Clutch gelegt, ging er mit mir aus dem Club zu seinem Auto.

,,Zu mir oder zu dir?‘‘ scherzte er im Auto und entlockte mir tatsächlich ein kleines Lächeln.

,,Ehrlich gesagt ist mir das gerade ziemlich egal.‘‘ gab ich wahrheitsgetreu von mir.

,,Weißt du denn jetzt endlich deine Adresse?‘‘ Er hatte dieses unwiderstehliche Bad Boy Grinsen auf den Lippen.

Ich diktierte sie ihm und etwas später standen wir unbeholfen in meinem Wohnzimmer.

,,Willst du was trinken?‘‘

,,Nein danke.‘‘        

,,Tut mir leid, dass ich dich um dein Vergnügen gebracht habe.‘‘ gab ich etwas zerknirscht von mir und sah auf den Fußboden.

 Er kam ungefähr 10cm vor mir zum stoppen, legte zwei Finger unter mein Kinn und hob es an.

,,Wer sagt, dass du das hast?‘‘ fragte er und senkte zögerlich, aber entschlossen seine Lippen auf meine.

Und in diesem Moment war Eric vergessen und mir wurde klar, dass Mike mit seinen Worten recht gehabt hatte. Denn als seine Lippen auf meine trafen, hatte ich nicht nur ein verdammtes Kribbeln verspürt, sondern in meinem Bauch war vielmehr ein Feuerwerk losgegangen.

Fordernd leckte er über meine Unterlippe und sofort gewährte ich ihm Einlass. Er packte mich an der Taille und zog mich näher an sich heran, wobei ich einen tiefen Seufzer in seinen Mund nicht unterdrücken konnte.  Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, als er ihn plötzlich abbrach. Mit einem verklärten Blick, der pures Verlangen widerspiegelte sah er mir tief in die Augen.

,,Wo ist dein Schlafzimmer?‘‘ fragte er mit erregter Stimme.

,,Gleich hier.‘‘ sagte ich schnell, etwas außer Atem vom Kuss und zog ihn hinein.

Der dritte Fehler.

Sogleich wir das Schlafzimmer betreten hatten, setzten wir unseren Kuss fort. War es das Richtige was ich tat? Keine Ahnung, doch wenn ich ihm nur körperlich nah sein konnte, dann würde ich mir wenigstens das nehmen.

Ich schlüpfte mit meinen Händen unter sein Hemd und fuhr mit meinen Nägeln die Konturen seiner Bauchmuskeln nach, was er mit einem leisen Stöhnen quittierte. Er griff nach dem Ende meines Kleids und zog es mir schnell über den Kopf.

,,Du bist so wunderschön.‘‘ hauchte er und widmete sich wieder meinen Lippen. Er küsste sich meinen Hals hinunter und knabberte zwischendurch an der empfindlichen Haut. Währenddessen griff er unter meinen Po, hob mich leicht an und legte mich behutsam auf dem Bett ab. Schnell entledigte er sich seiner Sachen und beugte sich über mich. Gierig, fast besitzergreifend fuhr er meine Seiten entlang, dann nach hinten, über meinen Rücken zum Verschluss meines BHs den er gekonnt öffnete. Er umgriff meine Brüste, knetete sie leicht und küsste sich nach unten zu meinem Bauchnabel, bei dem er etwas verweilte und mit seiner Zunge hinein stupste. Mit einer Hand fuhr er wieder meinen Körper entlang, griff in meine Unterhose und drang mit einem Finger in mich ein. Nun konnte ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken und begann mich unter ihm zu winden. Ich griff in sein volles Haar zog ihn zu mir hoch und sah ihn verlangend an.

Er deutete meinen Blick richtig, denn er streifte mir endlich meine Unterhose ab. Als ich schon dachte er würde mich endlich nehmen, entzog er mir plötzlich seine Wärme und schien etwas zu suchen.

,,Was ist?‘‘ fragte ich und konnte den ungeduldigen Unterton der dabei mitschwang nicht ganz aus meiner Stimme verbannen.

,,Ich kann kein Kondom finden.‘‘ sagte er wütend über sich selber.

Ich erwartete eigentlich, dass er aus dem Zimmer verschwinden würde, doch er kam wieder auf mich zu und machte dort weiter, wo wir aufgehört hatten.

„Bitte Damon.“, keuchte ich schwer atmend und drückte mein Becken gegen den gewaltigen Ständer.

Nun schien auch er sich nicht mehr beherrschen zu können und mit einem Ruck drang er in mich ein.

,,Öffne deine Beine noch etwas Kleines.‘‘ sagte er und strich mir behutsam die verklebten Strähnen aus dem Gesicht.

Da kam noch mehr?! Ich öffnete sie noch ein Stück und tatsächlich schob er sich noch tiefer in mich. Ich krallte mich in seinen muskulösen Rücken und er verharrte in mir, ließ mich, mich an die Dehnung gewöhnen. Langsam begann er sich in mir zu bewegen und ich krallte mich unwillkürlich noch fester in seinen Rücken. Sofort hielt er inne.

,,Tue ich dir weh?‘‘ fragte er besorgt.

,,Nein..nein. Es ist nur so unglaublich. Er ist so… groß.‘‘

Er schenkte mir ein zärtliches Lächeln, küsste mich und begann sich wieder in mir zu bewegen..

Erste Dates

 

Ich spürte weiche Lippen, die an meinem Hals entlang hauchten, zwischendurch zärtlich in die empfindliche Haut bissen.  Damon. Er war über Nacht dageblieben. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ohne meine Augen zu öffnen drehte ich mich zu ihm um.

,,Morgen Schlafmütze, ausgeschlafen?‘‘ fragte er und strich mir ein paar Haarsträhnen hinters Ohr.

,,Wie spät ist es?‘‘ brummte ich statt einer Antwort.

,,Es ist schon kurz nach elf Kleines.‘‘

Geschockt öffnete ich meine Augen, nur um sie gleich wieder zu schließen, als ich mir der Helligkeit, die in diesem Raum herrschte bewusst wurde.

Ein amüsiertes Lachen erklang neben mir und ich spürte die leichte Vibration, die von Damons Brust ausging.

,,Du bist blöd.‘‘ schmollte ich.

,,Das hat sich gestern Nacht noch ganz anders angehört.‘‘

Sofort nahm ich bei der Erinnerung an gestern Nacht die Farbe einer reifen Tomate im Gesicht an.

,,Blöder Macho.‘‘ fauchte ich halbherzig.

,,Sture Ziege.‘‘ Er streckte die Zunge aus.

,,Mistkerl!‘‘

,,Tussi!‘‘

,,Idiot!‘‘

,,Elendige Zicke!‘‘

Empört schnappte ich nach Luft.

,,Nimm das zurück!‘‘ sagte ich mit einem teuflischem Grinsen.

,,Oder was?‘‘

,,Ach nichts, ich hatte nur gehofft wir könnten letzte Nacht heute wiederholen.‘‘ sagte ich verführerisch, fuhr mit einem Finger seine Brust entlang und setzte mich auf seinen Bauch.

Das Laken rutschte mir von der Schulter und ich saß mit entblößtem Oberkörper auf ihm.

Langsam beugte ich mich über ihn und leckte über seine Brustwarze. Er keuchte auf und ich spürte, dass sein bestes Teil wieder deutlich an Größe zunahm. Ich wanderte mit meinen Lippen langsam nach oben, biss zärtlich in seine Unterlippe und stand schnell auf.

,,Aber da ich eine Zicke bin, suchst du dir wohl am besten jemand anderen dafür.‘‘

Ich zwinkerte ihm zu, drehte ihm meinen Rücken zu und suchte in meiner Lade nach meiner roten Spitzenunterwäsche, als mich seine großen rauen Hände auch schon von hinten an den Hüften packten und mich gegen ihn drückten.

,,Du spielst dieses Spiel mit dem Falschen.‘‘ flüsterte er mir ins Ohr und eine Gänsehaut überzog mich.

Bleib stark Blaire..gib nicht nach.. Doch spätestens als er an meinem Ohrläppchen knabberte und meinen empfindlichen Punkt traf, war es vorbei mit der Selbstbeherrschung.

,,Wir sollten Duschen gehen.‘‘ sagte ich mit kratziger Stimme.

,,Das sollten wir. Gemeinsam.‘‘

 

So kam es, dass er eine dreiviertel Stunde später am Esstisch saß, während ich uns einen Kaffee machte.

,,Was willst du essen?‘‘

,,Ich esse alles was du mir vorsetzt.‘‘

,,Na gut.‘‘

Ich stellte den Esstisch mit Salami, Käse, Brötchen und allem was so zu einem guten Frühstück gehört voll. Danach noch zwei Tassen Kaffee und ich ließ mich gegenüber von ihm fallen. Eine angenehme Stille breitete sich aus.

,,Gehst du heute mit mir aus?‘‘ fragte Damon plötzlich.

Ich verschluckte mich an meinem Stückchen Brötchen, dass ich gerade zu mir genommen hatte und fing heftig an zu husten. Sofort war er an meiner Seite und klopfte mit der flachen Hand auf meinen Rücken.

,,Gehts wieder?‘‘                                                

,,Jaja, alles klar.‘‘

,,Krieg ich ne Antwort auf meine Frage?‘‘

,,Ähm..ja..Damon, wie soll ich sagen..‘‘ fing ich an, doch er unterbrach mich.

,,Schon gut Kleines, du musst nicht wenn du nicht willst.‘‘

,,Lass mich doch mal ausreden du Idiot! Ich würde gerne mit dir ausgehen, aber hast du dir das auch gut überlegt? Ich schätze dich nämlich nicht als jemanden ein, der einfach mit irgendwelchen Frauen ausgeht..‘‘

,,Du bist auch nicht irgendeine Frau für mich.‘‘

Ich sah den Ernst in seinen Augen.

,,Wieso hast du mich dann zwei Wochen lang ignoriert?‘‘

,,Ich musste mir über einige Sachen klar werden..‘‘ sagte er und strich sich sexy durch die nassen Haare.

,,Und das bist du nun?‘‘

,,Auf alle Fälle.‘‘ gab er sicher als Antwort.

,,Ich schätze wir haben heute ein Date.‘‘ sagte ich und er strahlte bis über beide Ohren.

,,Gut.‘‘ Er aß das letzte Stückchen seines Brötchens auf und erhob sich.

,,Ich werde dann mal besser gehen, bevor dein Bruder kommt.‘‘

Ich stand ebenfalls auf und stellte mich in den Türrahmen, während er sich seine schwarze Lederjacke anzog. Oh mein Gott ich hatte wirklich ein Date mit Damon Cooper. Ich musste mich richtig beherrschen um nicht vor ihm einen Freudentanz vorzuführen und mich zum Affen zu machen.

,,Bis heute Abend.‘‘ Er drückte mir einen leichten Kuss auf den Mundwinkel und ging.

Ich warf die Tür ins Schloss und sprang wild herum. ,,Ich hab ein Date mit Damon, ich hab ein Date mit Damon!‘‘ schrie ich und fuchtelte aufgeregt mit meinen Armen herum, als jemand keine 10 Sekunden später wieder klopfte.

Mit einem breiten Grinsen und überglücklich öffnete ich die Tür und sah Damon an. Okay, das war peinlich!

,,Ich brauch nur meine Schlüssel, dann kannst du dich gleich wieder weiterfreuen.‘‘ sagte er lässig und schnappte seine Schlüssel vom Schrank.

Lieber Gott lass mich im Erdboden versinken!

,,Du bist süß.‘‘ schmunzelte er.

Beleidigt verschränkte ich meine Arme und schob eine Unterlippe nach vorn.

Er lächelte liebevoll, drückte mir einen Kuss auf die Lippen und warf mir auf dem Weg nach draußen noch ein ,,Bis später!‘‘ zu.

 

 

Mike hatte am Nachmittag eine SMS geschickt, in der er sich entschuldigte sich nicht verabschiedet zu haben und das er so schnell wieder nach Hause geflogen war, weil er einen wichtigen Auftrag in der Firma erledigen musste.

Nun war es schon abends und Damon würde mich gleich zu unserem Date abholen. Ich stand aufgeregt vor dem Spiegel und betrachtete mich ein letztes Mal. Ich hatte mich für ein hellblaues flattriges Seidenkleid, welches mir bis zur Hälfte meiner Oberschenkel ging, meine dunkelblauen High  Heels und einer dazu passenden kleinen Tasche entschieden. Meine Augen hatte ich verrucht geschminkt und das blau stach noch mehr als sonst heraus. Ich musste mir eingestehen, dass ich heute richtig gut aussah. Nicht billig, wie viele andere wenn sie ausgingen, sondern eher elegant und einfach nur gut. Und dann war es auch schon so weit: Es läutete an der Tür.

Ich beeilte mich aufzumachen und sah einem, so wie immer, übertrieben gutaussehendem Damon entgegen.

 ,,Hey Kleines. Gut siehst du aus.‘‘ holte mich seine rauchige Stimme wieder auf den Boden der Realität zurück.

,,Nur gut?‘‘ gab ich keck zurück.

Er verdrehte die Augen und ich hackte mich bei ihm ein. Wir gingen zu seinem Auto und setzten uns hinein.

,,Wohin geht die Fahrt?‘‘ fragte ich neugierig geworden.

,,Das wirst du schon noch erfahren.‘‘ gab er zurück und konzentrierte sich auf die Fahrbahn.

,,Ach bitte.‘‘

,,Nein.‘‘

,,Wenigstens einen kleinen Tipp.‘‘ schmollte ich.

Er sah kurz zu mir rüber und schüttelte amüsiert den Kopf.

,,Wie kann man nur so neugierig sein?‘‘

 

,,Ich bin eine Frau, ich darf das!‘‘ meinte ich frech und streckte die Zunge raus.

,,Ich werde es dir trotzdem nicht verraten.‘‘

,,Dann werde ich mich solange auch nicht mehr mit dir unterhalten.‘‘

,,Ich schätze damit muss ich leben.‘‘

Die ganze Fahrt über hatte ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt und es auch nur nebenbei mitbekommen als wir schließlich hielten. Und zwar vor einer Eislaufhalle! Von all den Möglichkeiten musste er wirklich mit mir eislaufen gehen? Genau die Sportart, die ich nicht konnte? Oh Mann. Das Glück war wiedermal auf meiner Seite.

,,Was ist? Du siehst nicht gerade begeistert aus.‘‘

Gut erkannt Herr Sherlock!

,,Es ist ja ne ganz süße Idee und so, aber können wir nicht was anderes machen?‘‘ Ich sah ihn mit meinem Hundeblick an.

,,Nein.‘‘

,,Wieso denn nicht?‘‘

,,Weil ich richtig lange darüber nachgedacht habe, wohin ich dich ausführen könnte und du willst mir jetzt weismachen, dass es dir nicht gefällt? Oh nein, so nicht Kleines!‘‘

Er öffnete den Kofferraum und holte zwei Jacken, zwei Handschuhe und zwei Wollmützen heraus.

Ich zog die übergroße Jacke von ihm an, dann die Handschuhe und zu guter Letzt die Wollmütze, bevor wir uns auf den Weg nach drinnen machten.

,,Ich kann noch nicht mal eislaufen und außerdem seh ich fett in dieser Jacke aus!‘‘  

Damon verdrehte genervt die Augen.

,,Jetzt komm schon.‘‘

Wir liehen uns Eislaufschuhe aus und zogen sie an. Wie Pinguine watschelten wir auf der schwarzen Matte Richtung Eislauffläche. Nur mit Mühe konnte ich einen Lachkrampf verhindern, denn ihr würdet mir nicht glauben, wie witzig es aussah so einen großen Mann wie Damon watscheln zu sehen. Er stellte sich ohne zögern aufs Eis und streckte mir seine Hand entgegen. Zögerlich legte ich sie in seine und er zog mich mit einem schnellen Ruck an sich. Meine Handflächen auf seiner Brust liegend, sah ich unter der, mir viel zu großen Mütze, zu ihm hoch und kräuselte etwas wütend über diese Attacke meine Nase. Er schlang die Arme nur noch fester um mich und drückte mir einen Kuss auf diese.

Ich lächelte glücklich. Das war einer der Momente, die man am liebsten einpacken würde, damit man sie immer wieder erleben konnte, wenn es einem mal nicht so gut ging.

Er löste sich etwas von mir, nahm meine Hände in seine und verschränkte unsere Finger miteinander. Langsam fuhr er rückwerts los und zog mich mit sich.

,,Wieso kannst du so gut eislaufen?‘‘ durchbrach ich als erste die Stille.

,,Ich hab eine kleinere Schwester. Sie ist jetzt 16. Als sie kleiner war und unsere Eltern mal wieder Stress gemacht haben, bin ich immer mit ihr hierher um sie von den Problemen zuhause etwas abzulenken.‘‘

,,Was meinst du mit ,Stress‘ gemacht?‘‘

,, Du wirst es schon noch erleben. Nach außen hin spielen meine Eltern das perfekte Paar, aber im Grunde sind sie eher ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Vertrauen und Ehrlichkeit sind ein Fremdwort für die beiden.‘‘

,,Hmmm..Ich habe schon mit 16 meinen damaligen ,Partnern‘ gesagt sie dürften mit anderen schlafen. Ich wollte meine Jungfräulichkeit nicht verlieren und nicht belogen werden. Ich habe nur verlangt, dass es mir gesagt wird. Natürlich sehe ich die Sache anders, wenn ich mit der Person schlafe. Ich habe dennoch gelernt, dass man ohne genug Vertrauen die Beziehung gleich beenden kann. Das einzige was ich also von meinem Partner verlange ist Ehrlichkeit. Aber selbst das ist in der heutigen Zeit anscheinend zu viel des Guten.‘‘

Damon hatte mir aufmerksam zugehört und betrachtete mich eingehend.

,,War das der Grund wieso du dich von deinem Ex getrennt hast? Weil er unehrlich war?‘‘

,,Oh nein, der Grund war der, dass er mit meiner besten Freundin geschlafen hat.‘‘

Damons Gesicht verfinsterte sich schlagartig und auch seine Hände schlossen sich fester um meine. Ich strich mit meinem Daumen über seine Handoberfläche und er beruhigte sich etwas.

,,Ich bin darüber hinweg und außerdem wäre ich sonst nie hierher gezogen und dann hätte ich dich nie kennengelernt. Was mir zwar auch zwei Wochen Frust erspart hätte, aber es hat sich allemal gelohnt‘‘

,,Erzähl mir was von deiner Schwester.‘‘ forderte ich lächelnd.

,,Sie ist eine richtige Zicke. Sie ist stur und muss immer mit dem Kopf durch die Wand. Die reinste Katastrophe sag ich dir.‘‘ Er schüttelte etwas verzweifelt den Kopf.

,,Du liebst sie sehr oder?‘‘

,,Du würdest nicht glauben, wie sehr.‘‘ antwortete er ernst und lächelte.

,,Du bist an der Reihe, erzähl mir was von deiner Familie.‘‘

,,Nun ja, meinen Bruder kennst du ja. Ein hoffnungsloser Fall. Er würde am liebsten jedem männlichem Wesen, welches mir näher als auf fünf Meter Abstand kommt, den Hals umdrehen.‘‘

,,Ja, das haben wir großen Brüder so an uns.‘‘

,,Ja klar, ich versteh das auch voll und ganz, aber ich mische mich auch nicht bei seinen Beziehungen ein.‘‘

,,Du bist auch die kleine Schwester. Wir müssen euch beschützen, nicht umgekehrt.‘‘

,,Naja ist ja auch egal. Zurück zur Frage. Mein Dad ist der beste Vater den man sich nur wünschen kann. Liebevoll, herzlich und immer für einen da. Dafür ist meine Mum eine menschenfressende Bestie. Nein Spaß, sie denkt nur, dass jeder besser ist als ich und Mike und das führt öfters zu Streitereien.‘‘

,,Das klingt nach einem ziemlichen Chaos.‘‘ warf er lächelnd ein.

,,Das ist es auch. Wenn wir uns zu Weihnachten an einen Tisch setzen gibt es immer ein Thema zum diskutieren. Manchmal wünsche ich mir wirklich es würde etwas Ruhe bei uns einkehren, aber ich schätze ich sollte mich mit dem glücklich schätzen was ich habe.‘‘

,,Das solltest du. Sei froh über diese Diskussionen. Wenn wir uns an einen Tisch setzen herrscht nur eisernes Schweigen. Glaub mir, ich hätte lieber einen Streit, als diese unterkühlte Atmosphäre zwischen uns.‘‘

Ich zog ihn an seinen Händen zu mir und umarmte ihn innig. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er genau das jetzt brauchte. Sofort erwiderte er diese und atmete hörbar aus. Er löste sich etwas aus der Umarmung und grinste mich an.

,,Kleines, lass uns etwas essen gehen. Du hast sicher Hunger.‘‘

Ohne eine Antwort abzuwarten zog er mich mit sich und wir gingen zu einer Imbissbude, wo wir uns Pommes und Schnitzel bestellten. Die ganze Zeit stibitzte er Pommes von meinem Teller, wofür er jedes Mal einen bösen Blick kassierte.

,,Lass uns nach Hause fahren. Ich bin müde und will ins Bett.‘‘ schlug ich vor.

,,Das klingt als wären wir ein uraltes Ehepaar.‘‘ Er lächelte liebevoll, kuschelte sich an mich und küsste meinen Hals. ,,Und diesen Gedanken finde ich garnicht einmal so schlecht.‘‘ flüsterte er  leise in meine Halsmulde,  und hätte ich mich nicht vollkommen auf ihn konzentriert hätte ich es auch nicht verstanden.

Regentage

 

Seit zwei Monaten  ging ich nun schon mit Damon aus und er war der perfekte Gentleman. Nicht so übertrieben, wie in manchen Filmen, wo Männer den Frauen alles hinterhertrugen, aber er achtete einfach auf so süße Kleinigkeiten, wie zum Beispiel, mir immer den Vortritt zu lassen. Klar hatten wir immer mal wieder Streitereien, da wir beide ziemlich stur waren, doch bis jetzt hatten wir uns immer schnell wieder vertragen.

Ich musste sagen, es ging mir richtig gut. Außer in diesem Moment, wofür ich ihm noch seinen hübschen Kopf umdrehen würde. Denn ich saß in einer zerlöcherten Jeans, einem lässigen T-Shirt und meinen dunkelroten, abgewetzten Chucks neben ihm im Wagen und starrte auf das riesige Anwesen, das sich vor meiner Nase auftat.

,,Ich werde dich umbringen!‘‘ knurrte ich böse in seine Richtung.            

Ich sah aus dem Augenwinkel wie er lächelte. Meine Drohungen hatten es wohl auch nicht mehr in sich. Naja zurück zum Geschehenem. Eine protzige Villa tat sich also vor mir auf.

Wir waren nur noch gute zwanzig Meter von seinem Elternhaus entfernt, als er anhielt und ausstieg. Ich tat es ihm nach und er war gerade dabei unser Gepäck aus dem Kofferraum zu holen, als ich auch schon seine Eltern am Treppenansatz stehen sah. Naja ich schätze mal, dass es seine Eltern waren..wer denn auch sonst?

Er ging um den Wagen herum, nahm die Taschen in eine Hand und griff mit der anderen nach meiner. Sofort verschränkten sich unsere Finger ineinander und wir gingen auf das ältere Paar zu. Sein Dad, eine etwas ältere Version von Damon, hatte einen Anzug an und lächelte uns freundlich entgegen. Seine Mum hatte einen schwarzen Bleistiftrock und eine weiße Bluse an. Ihr blondes Haar war kunstvoll hochgesteckt und am liebsten hätte ich mich unter ihrem Blick in Luft aufgelöst.

Sie musterte mich herablassend. Und wenn ich herablassend sage, meine ich es auch so, denn nichts anderes war es.

Wie ein minderwertiges Insekt sah sie mich an, bevor sie sich zu einem falschen Lächeln zwang.

,,Hallo ich bin Mary und Sie sind?‘‘ Sie streckte mir ihre perfekt manikürte Hand entgegen, die ich Widerwillens entgegen nahm.

,,Blaire.‘‘ Ich konnte und wollte es nicht verhindern, meine Stimme so kalt und distanziert klingen zu lassen.

Ich hasste Leute, die aufgrund ihres Besitzes andere, wie Dreck behandelten und mir war gerade klar geworden, dass genau so ein Mensch, Damons Mum war.

Ich zog meine Hand wieder aus ihrer und reichte sie nun Damons Dad, der mir deutlich netter erschien.

,,Freut mich dich kennenzulernen Blaire. Ich bin Liam.‘‘ stellte dieser sich vor und lächelte mich an.

,,Sie sieht viel hübscher aus, als du sie beschrieben hast.‘‘ sagte er an Damon gewandt und klopfte ihm väterlich auf die Schulter.

Seine Mum drückte ihm ein Bussi auf die Wange. Sein Dad zog ihn zur Begrüßung in eine Umarmung.

,,Wir sollten reingehen, das Essen wird sonst kalt.‘‘ flötete sie übertrieben freundlich.

Ich kanns kaum erwarten, dachte ich sarkastisch. Es auszusprechen, wäre wohl nicht die beste Idee gewesen, weshalb ich auch den Mund hielt.

Wir betraten die Villa und ich sah mich etwas um. Genau, wie erwartet merkte man hier schon diese Atmosphäre von der Damon mir mal erzählt hatte. Alle Möbel waren schwarz, grau und weiß gehalten und es gab keine Bilder. Für viele Leute war es vermutlich perfekt eingerichtet. Für mich hingegen einfach ungemütlich.

,,Blaire?‘‘ fragte Damon und drückte kurz meine Hand, sodass ich meine Gedanken beendete.

,,Meine Mum hat dich was gefragt.‘‘

,,Ja?‘‘ Ich sah Mary abwartend an.

,,Ich wollte wissen, wie du meinen Sohn kennengelernt hast.‘‘

Wir setzten uns und das Essen wurde sofort serviert.

,,Ich bin seine Assistentin.‘‘

,,Ach?‘‘ fragte sie spöttisch und zog eine perfekt gezupfte Augenbraue nach oben.

,,Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf?‘‘

,,22.‘‘

Wieder schoss eine Augenbraue in die Höhe. Ich hasste diese Frau schon jetzt! Wieso hatte ich bloß zugestimmt vier ganze Tage bei seinen Eltern zu verbringen? Weil du dachtest seine Mum wäre keine Hexe! schoss mir die Antwort durch den Kopf. Wenigstens schien sie zu begreifen, dass ich ebenfalls so wenig Lust auf eine Unterhaltung hatte, wie sie.

Ich aß auf und wartete auf Damon, als mich wieder diese schreckliche Übelkeit überkam.

,,Schatz? Wo ist euer Klo?‘‘ fragte ich schnell.

,,Treppe rauf, dritte Tür links. Ist dir wieder schlecht?‘‘

Ich schaffte ein schnelles Nicken bevor ich die Treppe nach oben stürmte.

Ich hörte noch wie ein Stuhl nach hinten ruckte und jemand mir schnellen Schrittes folgte.

Ich beugte mich über die Kloschüssel und erbrach das gerade Gegessene.

,,Darf ich reinkommen?‘‘ hörte ich Damon fragen.

,,Nein! Ich will nicht das du mich so siehst.‘‘

Die Tür öffnete sich natürlich trotzdem und er kam rein. Ich stellte mich vor das Waschbecken, strich mir die Haare auf eine Seite, wusch mir das Gesicht und putzte mir die Zähne.

Er stellte sich hinter mich und legte seinen Kopf auf meinem Scheitel ab. Seine Hände legte er auf den schmalen Teil freier Haut über der Jeans ab und fuhr ihn zärtlich nach.

,,Schau nicht so besorgt.‘‘ sagte ich, als ich seinen Blick im Spiegel auffing.

,,Dann sag mir, was mit dir los ist.‘‘

,,Sicher nur eine Magendarmgrippe.‘‘

,,Hmm.‘‘ brummte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

,,Ich will ins Bett, von mir aus können wir morgen darüber reden.‘‘

Ich löste mich aus seinem Griff und ging ins Schlafzimmer.

,,Morgen? Dieses Wort höre ich in letzter Zeit verdammt oft von dir!‘‘ schrie er mir nach.

Ich ignorierte es, zog mich bist auf die Unterwäsche aus und legte mich schlafen.

Etwas später merkte ich, dass sich die Matratze neben mir senkte und Damon seine Arme um mich schlang.  Ich spürte seinen Blick auf meinem Gesicht ruhen, doch ließ die Augen geschlossen.

,,Ich liebe dich, du elendige Zicke.‘‘ flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Er wollte sich gerade hinlegen, doch das, was ich sagte ließ ihn innehalten.

,,Ich liebe dich auch, Macho.‘‘ flüsterte ich und öffnete die Augen.

Damon nahm mein Gesicht in seine Hände. Sein Blick war  ernst und liebevoll.

Er beugte sich zu mir runter und küsste mich zärtlich.

 

Der nächste Morgen war grauenvoll. Nicht nur, dass ich mich total ausgelaugt fühlte, sondern ich wachte auch seit langem ohne Damon auf meiner Seite auf. Wo steckte er so früh? Ich blickte auf die Uhr. Kurz vor 9. Eigentlich schlief er um diese Uhrzeit noch. Was solls. Ich zog mir schnell ein kurzes luftiges Kleid über und ging ins Bad.

,,Hey!‘‘ begrüßte mich eine fröhliche Mädchenstimme.

Ich werde nie verstehen, wie man so früh, schon so munter sein kann, doch da musste ich wohl durch. Ich sah sie mir genauer an. Sie sah richtig süß aus. Lange braune Haare, die ihr in wirren Locken über die Schulter fielen. Eine süße Stupsnase, ein schöner Schmollmund und die gleichen grünen Augen wie Damon.

,,Hey, du musst Leyla sein. Dein Bruder hat mir schon viel über dich erzählt.‘‘ Ich wollte ihr meine Hand zur Begrüßung geben doch sie kam auf mich zu und umarmte mich fest.

,,Ich freu mich so dich endlich kennenzulernen!‘‘ sagte sie enthusiastisch, entließ mich aus ihrer Umarmung und hatte das gleiche spitzbübische Grinsen wie Damon im Gesicht.

,,Ähm, ja ich mich auch. Kannst du mir sagen wo dein Bruder steckt?‘‘

,,Ach der, der trifft sich bestimmt gerade mit Camille. Er hat dir sicher von ihr erzählt.‘‘

,,Nein, wer ist diese Camille?‘‘ fragte ich und runzelte verwirrt die Stirn.

,,Eine Freundin von ihm. Unsere Eltern sind befreundet. Die beiden hatten auch mal was miteinander, aber Camille hat ihn betrogen und seitdem sind sie befreundet. Aber jetzt hat er ja dich.‘‘ plapperte sie fröhlich los.

,,Ja.‘‘ murmelte ich bloß und nahm meine Zahnbürste in die Hand.

,,Also, wie ist mein Bruder so als fester Freund? Erzähl mir irgendwas peinliches!‘‘

,,Er ist ganz süß. Hast du einen Freund?‘‘ stellte ich eine Gegenfrage und hoffte so von mir ablenken zu können. Und schon redete sie, wie ein Wasserfall über ihre Beziehung. Glück gehabt.

Dachte ich zumindest, denn kaum hatte ich das gedacht, packte mich wieder der Schwindel und ich stützte mich am Waschbecken ab.

,,Alles okay?‘‘ fragte Leyla besorgt.

,,Ja alles bestens. Ich geh wohl besser etwas an die frische Luft. Hoffentlich können wir das Gespräch bald fortsetzen.‘‘ Ich winkte ihr und ging nach unten.

Ich ging nach draußen und machte einen Spaziergang. Ich kam an einen großen See und setzte mich auf eine Bank direkt davor. Keine Ahnung wie lange ich schon hier saß, aber anscheinend schon etwas länger, denn ich spürte einen Regentropfen auf meiner Handfläche. Dann auf meiner Nase, und in Sekundenschnelle fing es richtig an zu schütten. Es wäre wohl besser gewesen sich unter einem Dach zu verstecken, doch ich liebte Regen. Er hatte etwas beruhigendes an sich. So saß ich noch etwas dort und machte mir Gedanken über mein Leben, Damon, seine Mum und nicht zu vergessen Camille. Würden die Gefühle für sie wieder bei ihm hochkommen? Würde er mich ebenfalls betrügen?

Als ich fand, dass ich genug darüber gegrübelt hatte und sowieso keine Antworten finden würde, stand ich auf und machte mich, durchnässt wie ich war zurück zum Anwesen.

Ich klopfte an der Tür und wurde sofort von einem wütend dreinblickenden Damon in Empfang genommen.

,,Wo warst du?‘‘ fragte er zornig und ich bemerkte das spöttische Lächeln im Gesicht von seiner Mum.

,,Draußen.‘‘ sagte ich knapp und ging nach oben.       

Durchnässt setzte ich mich aufs Bett und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Er war doch derjenige gewesen der sich einfach aus dem Staub gemacht hatte!

Mit einem großen Schwung ging die Zimmertür auf und Damon stapfte herein.

,,Ich frage dich noch einmal! Wo warst du?‘‘

,,Draußen! Du regst dich also völlig umsonst so auf!‘‘ motzte ich.

,,Verdammt Blaire, du kannst nicht einfach verschwinden!‘‘

,,Hör endlich auf mich ständig zu bemuttern! Ich bin 22! Ich kann selbst auf mich aufpassen!‘‘ schrie ich.

,,Anscheinend ja nicht! Könntest du auf dich selbst aufpassen, würdest du nicht wie eine Wahnsinnige bei diesem Wetter draußen herumspazieren! Außerdem hättest du mir sagen können wo du steckst.‘‘

,,Ich wollte dir und deiner Camille nicht den Spaß verderben!‘‘

Ich sah wie er zusammenzuckte.

,,Ja, Damon du warst nicht da, als ich aufgewacht bin! Nicht umgekehrt. Also hör auf mir die Schuld, für etwas das du verbockt hast, in die Schuhe zu schieben.‘‘

,,Was ist los mit dir in letzter Zeit?‘‘ fragte er aufgebracht. ,,Ich erkenne dich gar nicht wieder.‘‘

Ich antwortete nicht. Ich konnte keine Kraft dazu aufbringen. Sämtliche Gliedmaße taten mir weh und ich bemerkte erst jetzt, dass ich vor Kälte zitterte.

,,Meine Mum hatte recht.‘‘ schnaubte er leise, doch ich hatte es verstanden.

,,Womit?‘‘ fragte ich tonlos und senkte den Blick.

,,Damit, dass du immer nur an dich denkst! Andere wären nicht einfach verschwunden. Du hättest auch warten können, bis ich zurück bin und dann gehen können. Und selbst jetzt bin ich wieder an allem Schuld!‘‘

Andere, hallte es in meinem Kopf wieder.

Camille.

 Ich fühlte mich wie ein geschlagener Hund. Stumme Tränen rannen mir über die Wangen. Wieso verletzte es mich noch so, dass die Menschen, die ich liebte so von mir dachten? Es war schließlich nicht das erste Mal, dass ich wieder die Böse war.

Ich hob meinen Blick und sah ihn ernst an. Seine Mum hasste mich. Sie hatte mich von der ersten Sekunde an, als sie sah, dass ich nicht so stinkreich war wie sie, gehasst. Ich wusste sie würde schlecht über mich reden, doch ich hatte nicht erwartet, dass Damon ihr glauben würde.

Ich konnte in seinen Augen bedauern entdecken.

,,Gut.‘‘ sagte ich tonlos.

Mit wackeligen Beinen stand ich auf und ging zum Schrank, wo ich mich zuerst einmal abstützen musste, da mich wieder ein Schwindelanfall überkam.

Ich merkte seinen Blick auf mir ruhen.

Ich nahm die Tasche und warf meine Kleidung wahllos hinein. Langsam zog ich sie zu und betete nicht von fürchterlichen Schluchzern durchgeschüttelt zu werden. 

Ich wischte meine Tränen weg, nahm einen tiefen Atemzug und sah ihm in die Augen.

,,Ich liebe dich. Das war nicht einfach so daher gesagt, aber wenn du glaubst, es gibt andere, die besser für dich sind, dann will ich dich nicht von deinem Glück abhalten.‘‘

Ich zitterte fürchterlich, meine Stimme klang kraftlos und die nächsten Tränen bahnten sich schon den Weg über mein Gesicht, doch ich nahm meine Kraft zusammen.

,,Glaub nicht es würde mir nicht schwerfallen dich gehen zu lassen. Das tut es. Aber vermutlich hat deine Mutter recht. Ich passe nicht hierher. Andere schon.‘‘

Ich nahm meine Tasche und verließ sein Elternhaus. Verließ ihn.

Zwei?!

 

In den nächsten drei Wochen ging ich nicht zur Arbeit. Einerseits, weil mir noch immer ständig übel wurde und andererseits, weil ich ein beschissener Angsthase war und Damon nicht begegnen wollte. Er hatte mich öfters angerufen, doch ich wollte seine Stimme einfach nicht hören.

Als ich wieder meinen Arbeitsplatz betrat und unsere Blicke sich das erste Mal nach dieser Zeit kreuzten, hielt ich erschrocken den Atem an.

So mitgenommen hatte ich ihn noch nie gesehen. Er lächelte, doch es erreichte nicht seine Augen. Er war bleich, hatte tiefe Augenringe und wirkte einfach nur müde und erschöpft.

,,Wie geht es dir?‘‘ fragte er sanft.

,,Gut.‘‘ log ich.                                                           

Mir ging es beschissen! Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen und ihn nie wieder losgelassen!

,,Und dir?‘‘ fragte und versuchte so gut wie möglich meine Gefühle zu verbergen.

,,Auch gut.‘‘

Ich sehs..

,,Blaire..‘‘ begann er, doch ich unterbrach ihn.

,,Ich mach mich dann mal an die Arbeit.‘‘

Ich hörte ihn tief seufzen. Nein, Blaire du wirst jetzt kein Mitleid mit ihm bekommen! wies ich mich immer wieder zurecht, um nicht doch noch nachzugeben.

So arbeiteten wir die nächsten drei Tage lang ohne miteinander zu reden, als er es schließlich nicht mehr auszuhalten zu schien.

,,Könnten wir BITTE reden?‘‘ fragte er und ich bemerkte das Stückchen Hoffnung, das in seiner Stimme mitschwang.

,,Ich wüsste nicht was wir noch zu bereden hätten.‘‘ gab ich so kühl wie ich konnte zurück.

,,Bitte!‘‘

,,Nein!‘‘

Ich war aufgestanden um den Ordner in das volle Regal zu stopfen und als ich mich umdrehte stand er  direkt vor mir.

,,Ich werde nicht mit dir reden.‘‘

,,Doch genau das wirst du jetzt tun!‘‘ entgegnete er aufgebracht.

Ich wollte mich an ihm vorbeischlängeln, doch er versperrte mir den Weg.

,,Lass mich durch verdammt!‘‘ beschwerte ich mich und versuchte ihn zur Seite zu schieben.

,,Erst reden wir.‘‘ blieb er stur.

,,Ich habe schon gesagt, dass ich NICHT mit dir reden werde!‘‘ schrie ich, wurde bei jedem Wort jedoch leiser, da mir schon wieder Sterne vor den Augen tanzten.

,,Was ist los?‘‘ fragte er sofort besorgt.

,,Nichts! Mir ist nur etwas schwindlig! Ich bin kein kleines Kind mehr, ich kann auf mich selbst aufpassen! Aber das scheinst du wohl nie zu begreifen!‘‘ redete ich mich in Rage und stützte mich schnell am Regal ab um nicht Bekanntschaft mit dem Boden zu machen.

,,Was ist so schwer daran, ein einziges Mal auf mich zu hören?‘‘ fluchte er lautstark und schon hätte ich den Boden geküsst, wenn er mich nicht wieder einmal aufgefangen hätte.

Wütend versuchte ich mich von ihm loszumachen, doch ich hatte keine Kraft mehr in den Armen.

,,Wir werden jetzt zum Arzt fahren. Keine Widerrede!‘‘

Er kam auf mich zu, legte meine Arme um seinen Hals, griff mit einer Hand unter meine Kniekehle und trug mich zum Auto. Keine Sekunde zu spät, denn augenblicklich wurde mir schwarz vor Augen.

Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich zuerst Damons Gesicht. Liebevoll strich er mir durch die Haare, während er geradeaus blickte. Ich lag mit meinem Kopf auf seinem Schoss. Wir befanden uns auf der Rückbank eines Taxis. Ich würde den Arztbesuch also nicht mehr heraus zögern können.

Dann blieb mir also nur noch zu hoffen, dass sich meine Vermutung nicht bestätigen würde..

Ich setzte mich auf und blickte aus dem Fenster. Was sollte ich machen, wenn sie sich bestätigen würde? Wie würde Damon reagieren? Fragen über Fragen machten sich in meinem Kopf breit und ich bemerkte wie ich immer unruhiger wurde.

Das Taxi hielt an und auf wackeligen Beinen stieg ich aus.

Ich ging ein paar Schritte, als sich auch schon Damons Arm um meine Taille schob und mich stützte.

,,Sonst wird das nie was, Babe.‘‘ raunte er mir ins Ohr.

Widerwillig ließ ich es geschehen.

Die Zeit im Warteraum verging eindeutig zu schnell und als ich aufgerufen wurde, ließ sich Damon nicht abwimmeln und folgte mir ins Untersuchungszimmer. Er würde mich köpfen..

,,Leg dich hin.‘‘ befahl er gleich und zeigte auf die Liege. Er selbst schnappte sich einen Rollstuhl und setzte sich neben mich.

Sogleich betrat auch schon ein Arzt den Raum.

,,Hallo, mein Name ist Doktor Anderson, wie kann ich der jungen Lady behilflich sein?‘‘ fragte er charmant.

Damon wollte schon antworten, doch  ich konnte noch für mich selbst reden und antwortete schnell.

,,Freut mich, ich bin Blaire. Seit ungefähr vier Wochen ist da diese ständige Übelkeit und auch sonst bin ich ständig erschöpft und mein Kreislauf spielt etwas verrückt.‘‘ erklärte ich ruhig.

,,Wann war ihre letzte Regelblutung?‘‘

,,Vor..ähm..sieben Wochen ungefähr?‘‘ Ich schloss meine Augen und atmete tief ein.

,,Sie wissen was das heißt?‘‘ fragte der Arzt und ich öffnete sie wieder um ihn anzusehen.

,,Ja.‘‘ antwortete ich und biss mir nervös auf die Unterlippe.

,,Gut, ich gehe dann nur schnell neues Gel holen. Ich bin gleich wieder da.‘‘ sagte er und verschwand durch die Tür.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erblickte einen geschockten Damon.

,,Seit wann hast du den Verdacht?‘‘ fragte  er leise und sah mich leer an.

,,Seit ungefähr zwei Wochen.‘‘ Ich schloss die Augen um seinem verletztem Blick auszuweichen, doch er bohrte sich mir durch Mark und Bein.

,,Wieso hast du mir nichts davon gesagt verdammt?‘‘

,,Wir sind nicht mehr zusammen.‘‘ sagte ich monoton und stumme Tränen bahnten sich den Weg aus meinen Augen.

,,Stimmt das ist natürlich ein triftiger Grund!‘‘ sagte er böse.

Der Arzt kam mit einer neuen Tube wieder und bat mich meinen Bauch frei zu machen.

Ich schob das Top nach oben und er machte einen Klecks des durchsichtigen Gels auf meinen Bauch, ehe er das Ultraschallgerät ansetzte. Ich blickte gespannt zu dem anfangs schwarzen Bildschirm, der jetzt grau geworden war und zwei kleine Punkte aufwies. Halt! ZWEI?!

Geschockt sah ich zum Arzt.

,,Ich gratuliere ihnen, sie bekommen Zwillinge.‘‘ sagte er lächelnd und begann mich darauf hinzuweisen, worauf ich bei einer Schwangerschaft besonders achten musste.

Zwillinge, echote es in meinem Kopf wieder. Ich bekam allen Ernstes Zwillinge. Heilige scheiße!!! Wie sollte ich das alles schaffen?

Wie sollte mein Leben ab heute weitergehen? Wie sollte ich meinen Kindern alles was sie benötigten finanzieren können? Verflucht ich konnte das alles nicht. Ich war mehr als nur überfordert mit der Situation. Panik überkam mich und ich schob mein Top einfach runter und stand schnell auf.

Ohne auf das  besorgte ,,Blaire‘‘ von Damon einzugehen oder einen Rückblick zu riskieren verließ ich auf unsicheren Beinen das Arztzimmer.

Draußen schüttete es wie aus Eimern, doch ich konnte es mir nicht nehmen lassen und ging zu Fuß los.

,,Sag mal, bist du jetzt komplett übergeschnappt?‘‘ hörte ich Damon wütend schimpfen und wurde herumgedreht.

,,Du wirst jetzt nicht schon wieder abhauen! Wann wirst du begreifen, dass das keine Lösung ist?‘‘

Ich zitterte und meine Finger waren schon etwas blau angelaufen, aufgrund der Kälte die hier draußen herrschte. Er zog sich seine Jacke aus und legte sie mir um die Schulter.

,,Du hast jetzt auch Verantwortung für unsere Babys, also pass bitte besser auf dich auf.‘‘ bat er mich.

Wie schaffte er es so ruhig zu bleiben? Er bestellte ein Taxi und wir fuhren zu ihm.

Er zog mich ins Badezimmer und zog mir die nassen Sachen aus. Auch er entkleidete sich und hob mich mit sich in die Dusche. Vorsichtig setzte er mich vor sich ab und drehte die Dusche auf. Sanft wusch er mich und ich merkte wie er bei meinem Bauch länger verweilte und öfters zärtlich darüber strich.

Verflucht! Blödes Herz! Wie sehr konnte ich ihn eigentlich noch lieben?  

Als auch er sich schnell geduscht hatte hob er mich wieder hinaus und wickelte mich in ein großes Handtuch ein.

Noch immer hatte ich kein Wort gesagt. Mir schien als würde ich mich in einer Schockstarre befinden, aus der ich mich jedoch langsam, aber sicher wieder zu lösen schien.

,,Damon?‘‘ fragte ich und merkte wie trocken meine Stimme klang.

,,Ja?‘‘ Er trocknete sich ab und ging dann aus dem Bad. Ich folgte ihm und versuchte mich nicht von seinem Adoniskörper ablenken zu lassen.

,,Was machen wir jetzt?‘‘ Eine Welle der Verzweiflung drohte mich wieder unter sich zu begraben.

Er zog sich schnell seinen Pullover über und schmiss mir ebenfalls einen zu.

,,Schlafen.‘‘ Er legte sich aufs Bett und klopfte auf den freien Platz neben sich.

Ich seufzte, schaltete das Licht aus und legte mich hin.

,,Ich war ein Idiot.‘‘ sagte er plötzlich in die Stille hinein.

Ich reckte meinen Kopf etwas nach oben und betrachtete ihn schweigsam.

,,Ich..Du denkst nicht nur an dich. Tut mir leid dir das vorgeworfen zu haben, aber manchmal regst du mich einfach so auf..Wieso willst du nie auf mich hören? Ich will doch nur das Beste für dich Blaire.‘‘

Ich strich ihm über die glattrasierte Wange, worauf er mir in die Augen sah und mir dadurch fast den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. In seinem Blick lag so viel Reue. Reue und Liebe.

,,Du machst mich wahnsinnig..Ständig mache ich mir Sorgen um dich.‘‘

,,Wir..wir sollten jetzt schlafen.'' sagte ich und drehte mich auf die andere Seite.

 

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Tag der Veröffentlichung: 19.12.2012

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