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Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, als Sieversdorf noch Syuerdestorp hieß, als weise Frauen noch nicht als Hexen verfolgt wurden, da lebte in dem kleinen Ort ein Drache. Er hauste in dem Wald, den wir heute den Gestütswald nennen. Doch damals gab es natürlich noch kein Gestüt. Der Wald war schaurig, finster und undurchdringlich. Er verbreitete Angst und Schrecken, denn immer wenn Kinder sich dem Wald näherten, verschwanden sie und wurden nie wieder gesehen. Furcht und Trauer lagen wie ein dunkler Schatten über dem Dorf. Auch wenn Eltern eindringlich mahnten, nicht zu nahe an den Wald zu gehen, taten es manche Kinder doch und das gleiche Schicksal ereilte sie.
So geschah es auch der kleinen Luise. Für ihre Schwester Marie brach eine Welt zusammen. Tagelang weinte sie über das Los ihrer Schwester. Als sie keine Tränen mehr hatte, hob sie trotzig den Kopf und fasste einen Entschluss. "Ich will nicht das der Tod uns scheidet!", rief sie. Sie wollte Luise und die anderen Kinder retten und den Drachen besiegen. Marie lief zu Griseldis, einer alten, weisen Frau. Griseldis bewunderte den Mut des Mädchens und schmiedete mit ihr einen Plan. Der Drache war groß und stark, doch all seine Kraft nahm er nur aus den Bäumen des Waldes und nur deshalb verließ er nie den Wald. Denn immer wenn er seine Kraft schwinden spürte, lehnte er sich gegen einen Baum und nahm ihm die Kraft. All die Kinder raubte er nur, um sie in Bäume zu verwandeln, um seine Kraftquelle zu erhalten. Also musste Marie den Drachen aus dem Wald heraus locken. Und nur auf dem freien Feld konnte Griseldis den Drachen selbst in einen Baum verwandeln.
Marie lief ins Dorf und rief alle Kinder zusammen, um mit ihnen den Drachen zu überlisten. Am Waldrand fingen sie an zu spielen und zu lachen. Und schon erbebte die Erde und ein Schnauben und Fauchen ertönte. Der Drache trat aus dem Wald. Wie verabredet rannten die Kinder davon. Der Drache folgte ihnen. Immer weiter entfernten sie sich von den Kraft spendenden Bäumen. Plötzlich entschwanden dem Drachen die Kräfte und er merkte, dass weit und breit kein Baum war. Da trat Griseldis vor ihn. Sie erhob die Arme, schloss die Augen, murmelte etwas, was die Kinder nicht verstanden, und dann wurde aus dem Drachen eine Weide in Form eines Drachens. Plötzlich strömten all die verschwundenen Kinder au dem Wald und Kinderlachen erklang. Syuerdestorp war wieder ein glückliches Dorf!

Noch lange wurden diese Ereignisse weiter erzählt: von den Großmutter den Enkeln, die wiederum erzählten sie ihren Kindern und alle machten einen Bogen um die schaurige Drachenweide. Doch mit der Zeit vergaßen die Menschen diese Sage. Im Jahre 2008 teilte ein Mann die Drachenweide. Der Schwanz steht noch heute am Feldrand Richtung Schwarzwasser, der Kopf jedoch schmückt einen Vorgarten.

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Tag der Veröffentlichung: 11.10.2012

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