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Vorwort



Es war einmal… Nein, halt. So werde ich nicht anfangen. SO fangen richtige Märchen an. Schöne, kuschelige Märchengeschichten zum Träumen. Solche, mit denen man sich, in eine warme Decke gepackt, vor den Kamin legen und eine heiße Schokolade genießen will. Diese Art von „Märchen“ hier würde jeder, der noch halbwegs bei Verstand ist, sofort weglegen und verschließen, damit niemand es je wieder in die Finger bekommt. Aber vielleicht bist du ja so wie ich. Vielleicht werden dir Rotkäppchen und Hänsel und Gretel langsam zu blöd. Oder du hast im Moment einfach nichts zum Lesen parat. Dann begleite mich doch auf dieser Reise ins Ungewisse und bild dir deine eigene Meinung darüber, um was für eine Sorte Märchen es sich handelt… Bist du dabei? :)


1. Von Frauen die nicht nähen können und hochnäsigen Prinzessinnen



"An einem verschneiten Dezembernachmittag saß Königin Elinor am Fenster und nähte. Das Feuer knisterte im Kamin und die junge Frau hing ihren Gedanken nach. In ihrer Unaufmerksamkeit stach sie sich plötzlich in den Finger und ein kleiner Tropfen Blut landete im Schnee auf dem Fensterbrett. Das Rot auf dem Weiß, neben dem Schwarz des Holzes gefiel Elinor so gut, dass sie meinte: "Ach, ich wünschte, ich hätte so ein hübsches Töchterchen. So rot wie Blut, weiß wie Schnee und schwarz wie Ebenholz!" Ein Jahr später gebar sie ein Mädchen, die Lippen so rot wie Blut, Haut so weiß wie Schnee und - " "-und die Haare so schwarz wie Ebenholz, blabla. Es reicht mich!" "MIR, meine Prinzessin!" "Ja, das vielleicht auch. James! Ich kenne die Geschichte meiner Geburt auswendig, warum muss ich sie mir jeden Tag aufs neue anhören?!" Aufgebracht sprang Schneewittchen vom Sessel auf, warf ihr langes Haar in den Nacken und stolzierte zum Fenster. Ihr Buttler seufzte. So würde niemals eine gute Königin aus ihr werden! "Ich bitte vielmals um Verzeihung, Eure Hoheit, aber es ist nun mal Tradition!" "Ach, Tradition hin oder her, es langweilt mich furchtbar! Würden Sie mich jetzt bitte allein lassen?" James wollte gerade widersprechen, ihr erklären das das Ärger mit dem König geben würde, aber er ließ es besser sein. Wenn die Prinzessin etwas wollte, bekam sie es auch. So war es schon immer gewesen.
Der Mann ging schweren Schrittes aus der Tür und schloss sie hinter sich. Schneewittchen atmete scharf aus. Tradition, pah! Davon wollte sie nichts wissen. Überhaupt war es schon schlimm genug, dass sie bald den Platz ihres Vaters einnehmen sollte. Königin sein? Da konnte sie sich wirklich besseres vorstellen.
Seufzend ging sie zu ihrem Spiegel und betrachtete sich darin. Trug noch einmal neuen Lippenstift auf und kämmte ihre Haare. Wenigstens an ihrem Aussehen hatte sie nichts zu bemängeln. Wirklich, sie fand, dass es im ganzen Königreich kein Mädchen mit solch einer Schönheit beschenkt war wie sie. Das waren alles nur hässliche Puten mit speckigen Beinen und null Busen. Sie dagegen hatte eine wundervolle Körperstatur, tolle Lippen und eine süße Stupsnase. Geniale blaue Augen und schönes Haar, das ihr in sanften Wellen über den Rücken viel. Auch ihre Haut kam ohne jedes Peeling aus, worauf sie sehr stolz war. Manchmal viel ihr dazu das kleine Wort "eingebildet" ein, aber diesen Gedanken verschob sie dann immer gleich wieder. Sie und eingebildet? Einzigartig, ja, aber doch nicht...
Da sah sie genauer hin. Auf ihrer Nase, da war so etwas, das so aussah wie...
"AAAHHH!!!", kreischte Schneewittchen und stürmte aus der Tür. Sie raste die Wendeltreppe hinab, durch den langen Flur, vorbei an den unzähligen Portraits ihrer Verwandtschaft und stieß vor dem Salon fast mit ihrem Vater zusammen. "Huch!", machte der und sah ganz erschrocken aus. "Daddy! Wo ist Magda?! Ein Notfall!!!" Magda war ihre Zofe und die einzige, die ihr jetzt noch helfen konnte. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie so etwas wie die "Super-Nanny" für sie. "Ich weiß nicht, mein Schatz. Sag, was hast du denn?" "Na, siehst du das nicht?! EIN PICKEL!!! Ich sterbe!" Der König lachte. "Ach, glaube mir, Prinzesschen. Von sowas ist noch keiner ums Leben gekommen!" "Aber-" Plötzlich bemerkte Prinzesschen die Person hinter ihm. Es war eine Frau, Ende 30. Sie war hübsch, aber natürlich kein Vergleich zu ihr. Lange, blonde Haare, gerade Nase und hohe Wangenknochen. Ihre Augen strahlten giftgrün und jagten ihr einen Schauer über den Rücken. „Wer ist DAS denn?!“, fragte sie vorlaut. „Oh, das war mir ganz entfallen“, meinte ihr Dad und wurde plötzlich ganz rot. „Äh, das ist Catharina von Buschfink. Sie, öhm, wird jetzt ein Weilchen hier wohnen…“ Schneewittchen starrte die Frau an, sie lächelte höflich zurück. Der Pickel war vergessen. „…aha…?! Daddy, könnte ich dich vielleicht mal unter 4 Augen sprechen?!“ „Äh, aber sicher, Kleines. Cathi? Entschuldige mich doch bitte kurz“, meinte der König zu der Dame. Die lächelte immer noch ganz versonnen. Die Prinzessin zog ihren Vater um die nächste Ecke und stellte ihn zur Rede. „Ich höre?“ Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. „Nun…“, druckste er herum. „Wir haben uns auf dem Ball meines Bruders kennen gelernt und, na ja, es war Liebe auf den ersten Blick!“
Das Mädchen überlegte. Seit dem ihre Mutter nicht mehr da war hatte der König viele Frauen gehabt, doch keine war so wie diese gewesen. Sie hatte eine Ausstrahlung, die ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Aber na gut, wenn der König es so wollte… „Du wirst dich gut mit ihr verstehen, glaube mir!“, unterbrach er ihren Gedankenschwarm. Und er hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sich da irrte…


2. Unverschämte Spiegel - das Problem kennen wir alle, oder?(;

Catharina mochte Schneewittchen nicht. Das wurde ihr schon bewusst, bevor das Mädchen den Mund aufgemacht hatte. Sie war ihr einfach viel zu hübsch geweseb. Und dabei wollte sie selbst doch die Schönste im ganzen Königreich sein! Da half nur eins: Sie musste den Spiegel befragen!
Der Spiegel, das war ein eingebildeter Kauz, und Lady von Buschfink konnte ihn eigentlich gar nicht leiden. Aber er war der Einzige, der ihr helfen konnte. Dazu musste sie nur einen Zauberspruch sagen und schon bekam sie eine Antwort von ihm. Also...meistens...

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Tag der Veröffentlichung: 11.03.2011

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