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Kapitel 1 - Flucht

Ich hatte mindestens meine halbe Familie bereits gegenüber eines Mannes erwähnt, bei dem ich es vielleicht besser nicht getan hätte. Bei dem ich zwar schon im alter von 16 Jahren zwar einen guten Ruf hatte und der mir auch für diese Taten dankbar war. Trotzdem hatte ich somit meine Familie verraten und nachdem diese es rausgefunden hatte, musste alles ganz schnell gehen. Ich musste aus Florenz fliehen, war ohne ein Ziel und war einfach gelaufen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob ich jemals die Zivilisation wiedersehen würde. Mein Ausweg? Das nächstbeste Pferd, das am Wegrand graste. Es musste mir helfen den Wachen zu entkommen, immerhin war ich, wenn ich lief, nicht schnell genug und sie hätten mich erwischt, eingeholt und zu guter Letzt den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Wobei ich nicht zu Löwen kam, sondern eher zu meiner eigenen Familie zurück und diese würden mich auch nicht zum Nachtisch verspeisen, sondern mein Vater hätte mir ellenlange Vorträge gehalten woraufhin er mich hätte einsperren lassen, bevor man mich höchstwahrscheinlich gehängt hätte. Zu getraut hätte ich es diesem Bastard und hätte Mutter versucht um mich und mein Leben zu kämpfen, wäre es ihr sicher auch nicht besser ergangen. Zu bedenken war bei meiner jetzigen Aktion nur, dass ich zuvor noch nie auf einem Pferd gesessen hatte. Ok, vielleicht mit 5 oder 6 auf einem Pony. Auch hatte ich vor meiner Flucht nie ein Schwert in der Hand gehalten, war nicht geübt darin mit meinen Fäußten zu sprechen und noch nie war ich so wirklich auf mich allein gestellt. Nur jetzt war es zu spät. Was hatte ich mir auch dabei gedacht die Pläne meines Vaters zu verraten und dann auch noch ausgerechnet an den Mann, der unseren Feinden wohlmöglich am Nahsten stand. Super Idee hattest du da gehabt Alessia de' Pazzi, mehr als nur super. Ein halbes Dutzend der Wachen, die sicherlich zu den Templern gehörten, war nun hinter mir her. Sie jagten mich nicht nur, weil sie mich zu meinem Vater zurück bringen sollten, sondern auch, weil ich bei meiner Flucht etwa drei Stände umgerissen hatte und davon Geld und zwei Messer mitgehen lassen hatte. Irgendwie musste ich mich ja wehren wenn es denn dazu kommen würde, dass es nötig war. Jetzt ritt ich jedenfalls auf einem Pferd ohne Ziel durch die Weite der Toskana. Ab und zu erblickte ich das ein oder andere Haus am Rande des Weges, aber dies war selten und auch eher weniger von Bedeutung, denn als die Wachen jetzt eingesehen hatten, dass es unmöglich war mir zu folgen wenn sie zu Fuß rennen würden, hatten sie sich auch ein paar Pferde geschnappt und jetzt waren mir wieder einige von ihnen auf den Fersen.Wie gesagt, super Idee die ich da hatte wenn man jetzt auch noch bedachte, dass ich keinen Zielort hatte. Doch vielleicht lag meine Rettung direkt vor meiner Nase. denn hinter der nächsten Weggabelung taten sich hohe und dunkle Mauern auf. Mir war egal wer hinter diesen lag, die Hauptsache war nur, dass man mir dort helfen konnte. Es gab keine Garantie dafür, dass hinter diesen Mauern überhaupt noch Menschen wohnten, aber das war egal, vielleicht würde ich wenigstens ein Versteck finden. Schnell sprang och von meinem Pferd herunter, lies es dort stehen wo es gehalten hatte. Dir Wachen, die mich seit den Toren von Florenz verfolgt hatten, taten es mir gleich. Der ein oder andere zog sein Schwert, als würden sie wissen was ihnen bevor stand. Ich jedoch lief einfach durch die geöffneten Stadttore und wusste danach auch nicht mehr weiter, weswegen ich einfach geradeaus lief. An mir vorbei rannten plötzlich einige Männer, nicht mehr in bester Kleidung, aber mir Waffen in den Händen. „Ergreift sie!" schrie einer, bevor ich gegen einen recht großen und kräftig gebauten Mann stieß. Ich blickte ihn kurz und schockiert an, bevor ich weiter rennen wollte. Doch dieser Versuch war vergebens, denn dieser Mann packte mich mit seinen Pranken am Arm und schliff mich nun die Straße entlang. Egal was ich versuchte um von diesem Kerl weg zu kommen, es half nichts. Wo wollte er mit mir hin? Hoffentlich wollte er mich jetzt nicht irgendwohin bringen, wo es für mich gefährlich werden würde, wo ich ärger bekommen würde.Er zog mich zwei Treppen nach oben, bevor er mich mit in eine Villa zog und ich mich in einem großen Raum wiederfand. Dieser Mann ließ mich los, schubste mich weiter in den Raum hinein, bevor er selbst das Gebäude verließ. Am Schreibtisch saß ein in die Jahre gekommener Mann mit längerem Haar. Als er mich nun anblickte sah ich in ein Gesicht, dass von einer Narbe gezeichnet war, die über sein Auge ging. Wahrscheinlich auch der Grund weswegen er auf genau diesem Blind war. Nun lächelte er mich an. „Wie lautet euer Name, Seniora?" wollte er von mir wissen. Ich antwortete und dieser Mann sah mich an, als wüsste er bereits wieso ich hier war. Vielleicht wusste er schon wer ich war. „Schön euch kennen zu lernen. Mein Bruder Giovanni berichtete mir schon von euch. Ich danke euch für die sehr hilfreichen Informationen zu eurer Familie, Alessia." Sein Bruder Giovanni? Hieß so nicht auch der Assassine mit dem mein Vater auf dem Kriegsfuß stand, Giovanni Auditore? Leonardo hatte mir etwas über seine äußerst hübsche Frau und seine Tochter erzählt, doch viel mehr wusste ich über diese Familie nicht. Nicht viel, nur, dass das Familienoberhaupt ein Assassine war, was bedeutete, dass auch dieser Mann hier, der meines Erachtens nach Mario Auditore war, ebenfalls ein Assassine war. Natürlich erkannte ich dann bei genauerer Betrachtung, dass auf seiner linken Schulter das Symbol der Assassinen abgebildet war. Ich hatte schon viel von ihnen gehört. Sie waren flink, gut im Klettern und auch wenn es darum ging jemanden auszuschalten, waren sie wahre Meiser, zumindest in meinen Augen. Für meinen Vater waren sie der Feind, der Feind bei dem jetzt seine Tochter gelandet war, aber ich wusste, dies würde ihn von nichts abhalten. Ich war immerhin nicht sein geliebter Sohn der nach seiner Pfeife tanzte und sich den Templern anschloss. „Findet ihr nicht, dass di de' Pazzi Familie mit euch ein wichtiges Glied in der Gemeinschaft verloren hat? Sagt, gehört ihr dennoch zu den Templern?" Meine Antwort war das simple Schütteln mit dem Kopf. Es schien Mario zu genügen, denn eine weitere Frage dazu gab es von ihm nicht. „Lasst uns euch einkleiden." Mit diesen Worten ließ er einen Schneider zu uns rufen, der nicht lang auf sich warten ließ. Er hatte recht, ich brauchte etwas Neues zum anziehen. mein Kleid hatte ich bei der Flucht provisorisch mit dem Messer gekürzt. Schuhe trug ich seit dem ich in einen Stand in Florenz gerannt war keine mehr und so wie ich jetzt war, konnte ich nicht bleiben. Zerlumpt, durchnässt, schmutzig. Und während dieser Scheider nun Maß von mir nahm, stellte mir Mario Auditore weitere Fragen.War ich flink und geschickt?Konnte ich gut klettern?Wie sah es mit dem Umgang mit Waffen aus?Und zu guter Letzt fragte er mich, ob ich bereit war, gegen meine eigene Familie zu kämpfen.

Kapitel 2 - Lehrerfolge

Es waren jetzt schon mehrere Monate in das Land gezogen. Wir hatten den Herbst und den Winter bereits durchlebt und auch das Frühjahr neigte sich seinem Ende. Monteriggioni war meine neue Heimat geworden und Mario kümmerte sich darum, dass aus mir etwas wurde, dass ich alles wusste über die Templer und die Assassinen, dass ich lernte mich gegen meine Feinde zur Wehr zu setzen. Er bildete mich im Kampf, in Schnelligkeit, in Geschick. Wo versteckte ich mich wenn ich auf der Flucht war und wie gelangte ich schnell an die Spitzen der höchsten Türme. Natürlich konnte er sich um manche Sachen nicht selbst kümmern, weswegen seine Lakaien meine Ausbildung übernahmen. Ich war froh hier gelandet zu sein, denn hier gab man mir was ich brauchte um zu leben. Ich wusste, ich würde nicht auf ewig hier bleiben, dann irgendwann würde mich Mario auf meine erste Mission als Assassine senden, aber das würde hoffentlich noch eine ganze Weile dauern. Trotzdem wusste ich genau aus diesem Grund meine Zeit hier zu schätzen.Ich war jetzt 17, hatte etwa 9 Monate schon hinter mir zu liegen. 9 Monate seit dem ich nicht mehr in Florenz gewesen war. 9 Monate nachdem ich aus der Familie de' Pazzi ausgeschlossen wurde und dennoch trug ich noch immer diesen gottverdammten Namen, der Name der mich zum Verräter zu machen schien. Aber es änderte nichts. Es änderte nichts daran, dass ich schon lange und tief in meinem Herzen, eine Vorliebe für die Gegner hatte, die Assassinen. Doch ob sich meine Heimat auf irgendeine Weise verändert hatte? Vielleicht würde ich es irgendwann wissen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht.Jetzt saß ich aber in aller Ruhe auf einem Aussichtspunkt, der an der Vorderseite der Villa angebracht war. Das ein oder andere Mal teilte ich mir diesen Platz mit einem schönen und anmutigen Adler, doch was genau er hier Suchte wusste ich nicht. Natürlich hatten Assassinen mit diesen königlichen Tieren zutun und laut Mario fand sich schon seit Jahrhunderten an jedem Aussichtspunkt ein Adler wieder. Beinahe so als wolle er symbolisieren, dass dies ein Punkt für uns war, für die Assassinen. Mario hatte mir so oder so vieles erzählt, mir seine Villa gezeigt und mich nicht nur mit Nahrung sondern auch mit Kleidung versorgt.Gewöhnlich hatte ich eine Alltagskleidung mit welcher ich mich in Zivil aufhielt und es nicht gerade darum ging an meiner Ausbildung zu Pfeilen. Diese Kleidung war ziemlich gewöhnlich und diente dafür, sich im Notfall schnell zu bewegen. Mario kümmerte sich schon um diese Dinge, tat er anscheinend gern für mich was das betraf.Und wenn ich jetzt so über Mario Auditore nachdachte, viel mir auf, dass er seit einer Weile zu mir hinauf sah. „Alessia, mögt ihr bitte in mein Arbeitszimmer kommen? Ich habe einen Auftrag für euch." Ich hasste es wenn er so förmlich sprach, aber etwas gutes hatte es: ein Auftrag. Hoffentlich etwas gutes!Somit richtete ich mich nun auf, blickte auf den Heuhaufen unter mir und drückte mich nach Vorn ab. Nicht anders erwartet als heil kam ich unten an. Das Heu war weich, zwar nicht mehr frisch, aber darauf, dass es weich war, darauf kam es an. Denn nur so wurde mein Aufprall gebremst und mir geschah nichts, zumindest nichts Körperliches. Bei den ersten paar Malen schoss mir das Adrenalin bis in die Spitzen meiner Finger und somit hindurch durch meinen gesamten Körper. Jetzt war das anders. Jetzt hatte ich mich so gut es ging daran gewöhnt. Und somit richtete ich mich aus meiner weichen Unterlage auf und lief in die Richtung der Tür um die Villa zu betreten. Nun auch im Arbeitszimmer angelangt stand Mario vor seinem Schreibtisch, jedoch mit dem Rücken zu mir. „Alessia, ich habe eine Bitte an dich." begann er. Na, was kam denn heute wieder? Als er das letzte Mal ein Gespräch mit diesen Worten begonnen hatte, hatte er mich geschickt und seine Waffen zum Schmied zu bringen und seine Kleider zum Schneider. Mittlerweile rechnete ich nur noch mit solchen Aufträgen, dich irgendetwas war heute anders als sonst. Sonst kam er dich auch auf mich zu. „Bitte geh in deinen Raum und hole deinen Mantel. Du wirst ihn heute benötigen." Meinen Mantel? Meinte er damit etwa meinen Assassinen Mantel? Diesen Mantel hatte ich bisher nur selten angehabt. Weswegen sollte ich ihn auch tragen? Es war eine einfache Kutte die meinen ganzen Körper vor Verletzungen schütze und wo sollte ich in Monteriggioni verletzt werden? Und wenn es doch dazu kam, dann war es immer nur eine kleine Wunde, um die man dich nicht den Kopf zerbrechen brauchte. Doch da ich diesen Mantel brauchte, wollte er mich außerhalb der Tore die Stadt etwas erledigen lassen. „Alessia, würedest du bitte für mich nach Florenz ziehen und meinem Bruder eine Nachricht von mir überbringen?" Seine Frage war höflich und als er sich jetzt umdrehte hatte er grinsend einen Brief in der Hand. „Bitte zieh dir etwas an und komm dann zurück hierher." Ja ok, zugegeben, ich hatte nicht viel an. In der Toskana war es schließlich nicht gerade kalt und somit eilte ich in mein Zimmer, zog mir eine Hose an und Stiefel darüber und dann kam der Mantel. Das ganze mit einem roten Gürtel beziehungsweise Band verschlossen, Handschuhe aufgesetzt und die Kapuze über den Kopf gezogen. So konnte es zurück zu Mario gehen, der an seinem Schreibtisch saß und schon wieder besichtigt war. „Bitte sehr." Der Brief lag auf dem Tisch und Mario zeigte auf ihn, ohne von seinen Notizen aufzusehen. Diesen Brief schnappt ich mir nun und wollte gerade das Zimmer verlassen, als ich die Worte von Mario vernahm. „Alessia, möchtest du keine Waffen mitnehmen?" Ich hate ganz vergessen, dass mein Schwert und mein Wurfmesser nicht bei meiner Kleidung waren. Als machte ich kehr, lief zurück zum Tisch und ließ mir meine Waffen überreichen. Jetzt konnte ich wirklich aufbrechen und nichts solle mich daran hindern.Mir ein Pferd schnappen schlug ich den Weg Richtung Florenz ein. Es war so viel Zeit vergangen seitdem ich von dort geflohen war und seitdem ich gelernt hatte zu kämpfen. Ich konnte nur hoffen, dass die Wachen nicht vor dem Tor standen, denn so recht mein Weg in die Stadt versperrt gewesen.

Kapitel 3 - Zurück in die Vergangenheit

Ich hatte es nun irgendwie geschafft mit der Hilfe einer kleinen Gruppe  Menschen, welche ich mit ein paar Münzen bestochen hatte, in die Stadt hinein zu kommen und fand mich nun auf einem der höheren Gebäude neben der Santa Maria Novella und konnte somit sehr gut auf den große Platz vor dieser blicken. Viele Menschen liefen über ihn, kamen der gut bewachten Kirche nicht zu nah. Vor allem ich musste Acht geben, dass ich nicht von den Wachen entdeckt würde, denn dann hätte ich entweder zu meinen Waffen greifen müssen, oder davon rennen müssen, bis ich ein geeignetes Versteck gehabt hätte. Doch vorerst bevorzugte Ich die Variante mit dem nicht entdeckt werden. Momentan kannte man mich in Florenz kaum noch und das hieß, dass ich geschätzten 90 Prozent der Fälle unbekannt war. Natürlich sollte ich keinem de' Pazzi begegnen, das wäre sehr töricht gewesen. Florenz schien so oder so gerade in Aufruhr, laut Mario. Auditore und de' Pazzi sollten wieder einen Konflikt haben, aber mehr wusste weder Mario, noch hatte ich mehr in Erfahrung bringen können. Ich musste jetzt von hier aus nur irgendwie das Anwesen der Auditore finden, was laut Mario nicht zu schwer sein sollte. Vielleicht war der Platz an dem ich mich gerade befand nicht unbedingt der beste dafür, aber ich lief wenigstens nicht zwischen den Menschen hin und her, was normal ziemlich nervenaufreibend war. Somit suchte ich mir nun also einen Weg über die Dächer, bis ich bei einem Anwesen ankam, in dessen Mitte ich von Oben einsteigen konnte, denn über dem Hof schien kein Dach zu sein. Und somit betrachtete ich den Hof genauer, damit auch Niemand mich sah. Jetzt konnte ich mir einen Weg nach Unten suchen und an einer der Wände herunter klettern. Als ich nun unten ankam bemerkte ich, das es vielleicht logischer gewesen wäre vor dem Haus nach unten zu gelangen und einfach durch die offene Tür ein zu treten. Ich seufzte, ging jetzt auf die große Tür gegenüber des Eingangs zu, hoffen, dass es die richtige war. Ich hob die Hand, schlug die Faust zwei Mal gegen das schwere Holz und erwartete die mich einlassende Antwort. Nachdem diese jedoch nach einer Weile noch immer nicht kam, erlaubte ich mir einzutreten. Und dort saß er nun. Giovanni Auditore. Passte exakt auf die Beschreibung seines Bruders. „Sir Auditore, ich hoffe doch sehr sie nicht zu stören." begann ich mit ihm zu reden. Nun setzte ich meine Kapuze ab, das schwarze Haar ergoss sich über meine Schultern und mein Gesicht wurde freigelegt. „Ich soll euch diesen Brief von eurem Bruder überbringen." Näher an den Tisch tretend hielt ich ihm nun die Botschaft entgegen. Giovannis Antwort darauf war ein simples Nicken, bevor er die Hand nach dem Brief ausstreckte. „Ich danke euch." Mehr kam nicht über seine Lippen als der Assassine das Schreiben am sich nahm. Damit war meine Aufgabe hier getan. Ich legte meine Haare nach hinten, streifte die Kapuze wieder über und wandte mich dann zum gehen. „Seniora, wie lautet Euer Name?" hielten mich Giovannis Worte auf. Ohne mich um zu drehen kamen mir die Worte ohne einen Ausdruck in der Stimme über die Lippen und Giovanni ließ keinen Ton mehr von sich. Er Nickte nur, auch wenn ich dieses nicht sah. „Seniora de' Pazzi? Haltet Ihr euch noch lang in Florenz auf?" Jetzt blickte ich noch einmal zurück und lächelte. „Solange Ihr wünscht." So war es so oder so gedacht gewesen, denn Mario schien zu wissen, dass sein Bruder recht bald Antwort geben würde und auf genau diese hieß es nun zu warten. „Dann sehe ich euch um Punkt sechs hier zurück."Mit diesen Worten von Giovanni verließ ich den Raum. Die schwere Tür fiel hinter mir ins Schloss und somit verließ ich jetzt auch das Anwesen der Familie Auditore. Niemand beachtete mich wirklich, ich war nur ein Mensch unter vielen. Einer der sein Gesicht unter einer Kapuze verstecken wollte um nicht erkannt zu werden. Meine Füße bewegten sich schneller über den Boden, irgendetwas hatte ich hinter mir gehört. Hoffend, dass es keine Wache war, versuchte ich mich umzublicken und kaum versah ich mich und wandte meinen Block wieder nach vorn, da saß ich schon auf meinem Gesäß und auf dem kalten Boden der Stadt in der ich mich rumschlich. „Madonna Maria, gebt acht wo ihr hinauf." Meine Kapuze war von meinem Kopf gerutscht und dieser Kerl der nun vor mir stand und der mir gerade auch noch aufhalten wollte, konnte somit mein Gesicht erkennen. So ein wirklich adrett aussehende junge Mann und gerade heute war ich nicht besonders hergerichtet gewesen. „Kommt Princessia, ich helfe euch auf die Beine." Er schien nett und das obwohl er offensichtlich ein Frauenfeld war. Ich ließ mir kurz von ihm auf helfen und kaum hatte ich wieder festen Stand unter den Fügen, so vernahm ich unmittelbar hinter mir auch schon wieder die ersten lauten Stimmen. „Da ist sie!" „Schnappt sie euch!" Ich blickte noch einmal auf den jungen Mann, bevor meine Füße beschlossen davon zu laufen. „Madonna, nennt mir dich bitte wenigstens euren Namen!" Doch darauf konnte ich nicht laut rufen antworten, zu verheerend wären die Folgen gewesen. Außerdem, wa sollte dieser junge Herr denn dann von mir denken? Dass ich eine miese Vertreterin war? - Ja, war ich, aber zu Recht.Doch jetzt zählte es nur zu laufen, einfach laufen. Einfach weg, egal wohin. „Seniora!" hörte ich den jungen Florentiner noch, bevor selbst seine sinnliche Stimme verloren ging. Die Wachen sahen mich nicht mehr und bevor sie mich wieder erfassen konnten, musste ich ein Versteck finden. Vielleicht könnte ich auch auf ein Dach fliehen, aber das würde mich vielleicht ausbremsen und mein Vorsprung würde verloren gehen. Dennoch war es einen Versuch wert. und somit rannte ich um die nächste Ecke, bevor ich an der Wand nach oben kletterte. Unter solchem Druck stand ich in so einer Situation noch nie und somit hoffte ich auch, dass meine Sprünge von einem Dach zum nächsten gut gehen würden. Doch als ich nun auf dem Dach stand und eigentlich los sprinten wollte, musste ich feststellen, dass ich mich um sonst so bemüht hatte, denn irgendwie hatte ich nun die Wachen abgeschüttelt und konnte jetzt mir in aller ruhe einen Platz suchen, an dem ich bis sechs Uhr Abends verweilen konnte. Und das bedeutete, dass es Zeit war, Leonardo einen Besuch abzustatten.

Kapitel 4 - Alte Freunde

Ich war gerade dabei mir einen Weg zu dem Haus zu suchen, in dem Leonardo seine Werkstatt hatte. Florenz, wie ich diese Stadt doch liebte. Momentan saß ich hoch über den Häusern, war auf einen der Türme geklettert, der sich im Nachhinein als Aussichtspunkt erwies. Mario hatte mir beigebracht, dass ich auf Aussichtspunkte klettern sollte um die Stadt besser zu überschauen können. Er hatte mir auch beigebracht, wie ich am besten wieder von diesen Stellen hinter kam und zwar, mit dem sogenannten „Todessprung“, wie er ihn so schön nannte. Er hatte ja recht, sprang man falsch ab und landete dabei nicht im Wasser oder in einem großen Heuhaufen, dann war es mit einem aus. War der Sprung von nicht zu großer Höhe ausgeführt worden, war es möglich sich dabei nur einige Knochen des Körpers zu brechen. Bisher war mir noch nichts der gleichen passiert, immerhin lebte ich ja noch, aber es war möglich, dass irgendwann dieser Tag kommen würde. Jetzt beobachtete ich vorerst Florenz genauer und musste feststellen, dass ich wohl am besten in der Nähe des Anwesens der Familie Auditore geblieben wäre, denn soweit von gerade diesen Anwesen, war die Werkstatt meines alten Bekannten nicht gewesen, zumindest sah es nicht danach aus. Also wieder hinunter auf die Dächer der florentinischen Häuser und einen Weg suchen, der mich auf schnellstem Weg zu Leonardos Werkstatt bringen würde. Es war nicht sonderlich schwer zu der Werkstatt zu kommen. Leonardo da Vinci, ich freute mich wirklich darauf ihn zu sehen. Er war einer der der besten Freunde die ich je hatte. Ja, Leonardo war jemand der sehr viel redete, was manchmal wirklich nervig sein konnte. ich mochte Leonardo wirklich sehr gern. er war mehr Familie für mich als es meine Eigene jemals gewesen war. Und kaum dass ich mich versah stand ich nun auch schon vor seiner Werkstatt und war mir sicher er würde sich über meinen Besuch freuen, weswegen ich gegen die Tür hämmerte und durch die Tür eintrat. Erschrocken wirbelte der junge Mann herum, blickte erschrocken zu mir hinüber. Wusste Leonardo überhaupt wer hier gerade vor ihm stand? Erinnerte er sich überhaupt noch an das de' Pazzi Mädchen, dass von ihrer Familie förmlich verstoßen wurde und über die man nie ein Wort verlor? Natürlich waren es immer mein Bruder Vieri oder mein Vater Francesco über die in Florenz gesprochen wurde. Zur Not kam auch noch der Name Viola de' Pazzi vor, wobei es sich um meine Schwester handelte, die nicht viel jünger war als ich und die es geschafft hatte meinen Bruder mit ihrer Liaison zu einem unserer Feinde hatte. Ich kannte lediglich den Namen dieses jungen Mannes und wusste, irgendwann würde ich auf ihn treffen, denn ich wohnte bei seinem Onkel Mario. Doch jetzt stand ich vorerst vor Leonardo da Vinci der mich entgeistert ansah, als würde jemand vor ihm stehen, der ihm etwas böses wollte. "Scusa, womit kann ich behilflich sein?" Leonardo hatte sofort seine Werkzeuge aus der Hand gelegt und sich schützend davor gestellt, als könnte ich ihm irgendetwas wegnehmen. "Leonardo, erkennt ihr mich denn nicht?" erwiderte ich und zog mit diesen Worten die Kapuze von meinem Kopf. Jetzt blickte mich Leonardo verdutzt an, kam mit geöffneten Armen auf mich zu und schlug diese um mich. "Alessia, ihr lebt also doch." Er ließ von mir ab, packte mich ermunternd und freudig strahlend auf die Schultern. "Wie gut, dass ich die Hoffnung nie aufgegeben habe. Was führt euch zu mir?" Der Leonardo wie ich ihn kannte und ihn in mein Herz geschlossen hatte. "Glaubt man in Firenze etwa ich wäre nicht mehr am Leben?" Verwundert sah ich Leonardo an, wusste gar nicht recht was das alles zu bedeuten hatte. "Francesco de' Pazzi, euer Herr Vater, hat vor etwa einem halben Jahr euren Tod verkündigt. Er sagte ihr seid aus der Stadt geflüchtet und wurdet fälschlicherweise von einer Bogenschütze in die Knie gezwungen." Ich ließ mich auf einem der Stühle in seinem Atelier, während Leonardo mich musterte. "Aus euch ist eine sehr hübsche junge Frau geworden, Alessia." Er lächelte, das wusste ich genau, auch wenn er jetzt viel mehr auf seine Arbeit blickte als dass sein Blick zu mir ging. Er sortierte einige Bilder zusammen und packte sie in eine Kiste. "Ich muss mich kurz entschuldigen." waren seine Worte, bevor er samt der Kiste den Raum verließ, als es an der Tür klopfte. Er öffnete und vor ihr, soviel konnte ich erkennen, stand eine Dame, die sicher schon einiges durchgemacht haben musste. Entweder hatte sie bereits viele Kinder gebärt oder sie hatte kein einfaches Leben gehabt. Aber sie sah nach einer Adligen aus, das war sicher. Ich bekam sie nur kurz zu sehen, schnappte die Worte „Signora Auditore“ auf, bevor Leonardo die Tür schloss und mich allein in seiner Werkstatt ließ. Auditore. War sie etwa die Frau von Giovanni, dem Bruder von Mario? Mario, jetzt viel mir wieder ein, dass meine Zeit bemessen war. Ich hoffte, dass Leonardo nicht all zu lange weg sein würde, denn in etwa zwei Stunden müsste ich wieder zurück zu Giovanni. Doch es war als stände das Glück auf meiner Seite stand Leonardo nicht viel Später vor meiner Tür. „Entschuldige Alessia. Ich musste schnell ein paar Bilder zu einer sehr guten Bekannten schaffen.“ Er lächelte mich an, so wie er immer war. Ich kannte Leonardo nicht anders und ich wusste, wer würde immer so bleiben.„Es ist schön dich zu sehen. Es ist viel Zeit vergangen seitdem ich das letzte mal in Firenze war.“ Ich hatte recht, es war sehr lange her dass ich in Florenz war, beinahe ein Jahr. Doch jetzt nutzte ich meine Zeit um endlich mal wieder, nach so langer Zeit, mit Leonardo zu reden und mich mit ihm darüber auszutauschen, was alles in letzter Zeit in Florenz vor sich ging. Leonardo informierte mich über alles was er wusste, immerhin war Leonardo ein gesprächiger Mann. Und somit konnte ich mich dann auch zwei Stunden später auf den Weg zu Giovanni machen.Doch als ich aufbracht, wusste ich noch nicht was genau mich erwartete.

Kapitel 4 - La Rosa Colta

 

Nachdem ich mich hinter einem Stapel Kisten versteckt hatte, wartete ich nun das die Luft wieder rein war. Nebenbei beobachtete ich das Geschehen in der Villa Auditore und ich war mir sicher, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Mario war immer sehr begeistert von einem Bruder gewesen, wenn er denn mal zur Sprache kam. Generell war Mario von einer Familie die hier in Florenz lebte sehr angetan. Giovanni war sein Bruder den er liebte, auch wenn er es niemals wirklich zugab. Von seinen Neffen Federico, Ezio und Petruccio redete er kaum, aber die Namen hatte ich mir sofort gemerkt. Von Claudia redete er nur, wenn er davon sprach wie schön sie doch war und davon, dass sie wohl ihre gesamte Schönheit von ihrer Mutter geerbt haben musste.

Nach allem was ich von Mario gehört hatte konnte ich es kaum glauben, dass sein Bruder und zwei weitere Personen, wohl zwei seiner Söhne, gerade abgeführt wurden. Was ging hier nur vor sich. Was hatte ich verpasst während ich mit Leonardo einen Plausch abhielt. Dabei sollte ich doch den Brief von Giovanni wieder abholen. Wie konnte es nur sein, dass jetzt auf einmal alles anders war. Steckte etwa mein Vater in der ganzen Sache mit drin und alles war schon seit Ewigkeiten geplant gewesen? Die Laute verschwanden, es wurde ruhig um den Palazzo und auch die Truppen und Männer waren fort. Als ich nun sah, wie ein junger Mann in das Gebäude stürmte, war ich mir sicher, dass es einer der Söhne von Giovanni war. Petruccio konnte es nicht sein, den hatten die Wachen mit sich genommen, er war der kleinste und jüngste, so viel wusste ich. Also konnte es sich nur noch um Ezio oder Federico handeln. Egal wer der zwei, ich würde es noch früh genug in Erfahrung bringen. Nun hieß es erst einmal abwarten, denn mehr blieb mir in dieser ganzen Situation nicht mehr übrig. Vielleicht konnte ich aber auch hier in Firenze jemanden finden, der mir alles erklären konnte. Ich wusste von Mario, dass die Familie seines Bruders eine Haushälterin hatte und dass deren Schwester eine Kontaktperson hier war. Wieso hatte er mir nicht gesagt. Das Einzige was ich wusste, war, dass wenn ich hier im Palazzo niemanden antreffen würde, ich zu ihr hätte gehen sollen. Er sagte mir, dass man sie im „La Rosa Colta” finden würde, weswegen ich mich jetzt darauf durchfragte.

Einige Menschen auf den Straßen sahen mich verwirrt an, fragten mich ab und an, was ich dort erhoffte zu finden. Einige beschimpften mich als Puttana und ich verstand erst gar nicht wieso sie mich als Hure bezeichneten. Doch niemand sagte mir so wirklich wo ich hin musste. Meine einzige Chance waren einige Kurtisanen, die in einer kleinen Gruppe zusammen an einer Straßenkreuzung standen. Grinsend nahmen sie mich in ihre Mitte und ich fühlte mich zwischen ihnen nahezu unsichtbar, wenn wir an Wachen vorbei liefen. Die ein oder andere lenkte ab und an eine Wache ab und so kam es, dass ich nur noch mit einer Frau unterwegs war. Ich befand mich ungern in der Gegenwart einer Prostituierten, aber was blieb mir schon übrig außer ihr zu folgen, wo sie doch die einzige zu sein schien, die mir helfen wollte. Doch als wir nun an der La Rosa Colta ankamen, verstand ich auch endlich warum niemand bereit dazu war, mir zu helfen. Das Gebäude befand sich in einer unscheinbaren Umgebung aber ich erkannte sofort, dass ich mich hier vor einem Bordell befand. Jetzt verstand ich auch warum mich einige Leute auf den Straßen als Nutte beschimpf hatten, alles ergab nun einen Sinn.

„Da wären wir.“ kam es von der Kurtisanin, woraufhin sie genauso schnell verschwunden war, wie ich sie gefunden hatte. Somit betrat ich jetzt das Gebäude und wirklich, es war ein Bordell.

Seufzend trat ich eins. Selbst hier wuselten alle durch die Gegend. Eine Frau, komplett in Rot gekleidet, redete gerade mit einer, welche aussah wie eine Haushälterin, die gerade eine junge Frau in ihren Armen hatte. Sie weinte bitterlich und ihre Wörter waren kaum zu verstehen. Ich sah sie nur noch die Treppe nach oben verschwinden.

Die in Rot gekleidete Frau kam auf mich zu, lächelte mich an. „Verzeiht aber, kann ich euch weiter halfen?“ Sie schien zu bemerken, dass ich mich hier irgendwie recht unwohl fühlte, schien aber auch der Meinung zu sein, dass ich hier vollkommen Falsch am Platz war. „Ich würde gern zu Paola.“ Ihre dunklen Augen musterten mich neugierig und ihre Lippen spannten sich an, was ihr schönes Gesicht verkrampft wirken ließ. „Wer seid ihr?“

„Mein Name ist Alessia. Mario Auditore hat mich nach Firenze geschickt.“- „Folgt mir.“

Sie verließ das Zimmer, niemand machte auch nur den Versuch ihr zu folgen, geschweige denn mich ihr hinterher zu schicken, weswegen ich beschloss selbst zu folgen. Angekommen in einem der Namenräume schloss ich die Tür. Sie hatte sich schon wieder zu mir gedreht, die Hände zusammen gefaltet, wartete darauf, dass wir komplett allein waren.

„Ich bin Paola. Was veranlasst Mario dazu euch hierher zu schicken, wo hier in Florenz doch niemand von uns sicher ist.“ Sie wusste also wer ich war? Wusste dass ich eine Assassinin war.

„Mario schickte mich zu seinem Bruder Giovanni um ihm einen Brief zu geben. Ich bekam nicht die Gelegenheit eine Antwort von ihm zu erhalten.“ Ich kramte in meiner Tasche, in welcher ich auch zuvor den Brief für Giovanni hatte und zog ein weiteres Stück Pergament hervor.

„Er gab mir diesen Brief für euch, falls etwas dazwischen kommen würde.“ Zaghaft hielt ich Paola den Brief hin. Ihre braunen Augen fixierten mich und ich wagte nicht auch nur ein Wort zu sagen, ehe sie den Brief lesen würde.

Doch nachdem sie die Zeilen gelesen hatte und ihren Kopf geschüttelt hatte, setzte sie sich an einen Tisch. Auch Paola zückte nun ein Pergament und begann einige Worte darauf zu verfassen, bevor sie die Feder zurück in das Fässchen stellte, das Blatt rollte, es zusammenband und mir dann gab.

„Bringt das so schnell ihr könnt zu Mario. Ich danke euch Alessia. Kann ich euch für diese Nacht ein Bett anbieten?“

Kapitel 6 - Leonardos Hilfe

 „Signora de'Pazzi, Paola wünscht euch zu sehen."Es war der Morgen das Land getreten, erhellte Firenze und mein Schlafgemach. Eine der Kurtisaninnen hatte mich gerade geweckt und nun zog ich meine Kleider an und begab mich in den Raum, in welchem ich gestern mit Paola geredet hatte und genau dort wartete sie nun auch auf mich. „Alessia. Setzt euch doch." Diese Frau klang immer so freundlich, auch wenn Mario sagte, dass sie kein leichtes Leben hatte. Mario hatte mir nicht nur über die Templer Informationen gegeben, bevor ich aus Monteriggioni aufgebrochen war, sondern auch über unsere eigenen Leute. Als Frau unter den Assassinen hatte man es wirklich nicht einfach, denn immer taten die Männer, als seien wir zerbrechlich und konnten nicht tun, was sie taten. Der Einzige der immer daran glaubte, dass ich etwas zu stande bekommen würde war Mario Auditore gewesen.„Alessia, ihr habt doch bemerkt, dass an gestrigen Abend etwas um der Villa Auditore nicht stimmt. Habt ihr gesehen was dort von dannen ging?"„Mi dispiace, aber ich sah nur, wie ein paar Wachen Leute aus dem Palazo führten. Ich hielt sie für Giovanni und zwei seiner Söhne. Einer war der jüngere, Petruccio, den anderen konnte ich nicht zuordnen." Wohl möglich handelte es sich entweder um Marios Neffen Ezio oder seinen älteren Bruder Federico. Paola wusste vielleicht mehr, als sie vorgab, dann sie war zum einen eine Assassinin und zum anderen hatte sie Kontakte in ganz Firenze, soviel wusste ich.„Ihr werdet noch am heutigen Abend zu Mario Auditore nach Monteriggioni zurückkehren. Es gibt tragische Neuigkeiten, die es zu überbringen gilt. Ich werde mich um seinen Neffen Ezio kümmern und ihn euch hinterher schicken, wenn er bereit ist." Sie nahm meine Hand in die ihre und sah mich voller Hoffnung an. „Passt gut auf diese Nachricht auf. Sie darf auf keinen Fall in die falschen Hände gelangen." Erst jetzt bemerkt ich, dass Paola einen akkurat gefalteten Brief in meine Hände gelegt hatte. Egal was dieser Brief besagte, ich war mir sicher, dass es Mario aus der Bahn werfen würde und dass sich absofort alles ändern würde. Nichts würde sein wie immer. Zaghaft nickte ich und wollte gerade kehrt machen um mich auf den Weg in meine Heimat zu machen, doch Paola hielt mich auf, indem sie mich an der Schulter fasste. „Nehmt dies mit, wenn ihr Leonardo da Vinci noch einmal besuchen geht, bevor ihr Firenze verlasst." In ihrer Hand eine kleine Truhe, welche sie mir überreichte.„Ihr könnt dann gehen Signora de'Pazzi."Mit diesen Worten ihrerseits verließ ich den Raum. Was wohl in dieser Kiste war? Spätestens Leonardo würde eine Idee haben. Ich selbst erkannte nur kaputte Teile und das würde mir nicht viel bringen. Aber was ich sah, war eine Art Schneide und das ließ mich zumindest Ahnen, dass es sich um eine Waffe handelte.Besser war wirklich, wenn ich die ganze Kiste einfach Leonardo gab, so konnte dieser ein wenig tüfteln und mir später das Ergebnis präsentieren.Und somit fand uch mich nun wenig später vor dee Werkstatt Leonardos wieder. Ich klopfte kurz zweimal, bevor ich die Tür öffnete und eintrat. Leonardo war, wie nicht anders von ihm erwartet, über seine Werkbank gebäugt und tüftelte. Wie immer. „Salute Leonardo!" Erst jetzt sah er zu mir auf, hatte mich vorher nicht bemerkt. „Ah, Alessia, seit gegrüßt. Ehm, was führt Euch zu mir?" Er räumte, während er sprach, etwas beiseite, damit ich Platz nehmen konnte. Ich setzte mich also, stellte die Kiste auf dem Tisch vor mir ab. „Jemand gab mir diese Kiste. Ich hatte gehofft Ihr würdet damit vielleicht etwas anzufangen wissen."Und tatsächlich. Kaum hatte Leonardo die Kiste geöffnet, lagen die Einzelteile auch schon auf seiner Werkbank verteilt. Leonardo war ein Tüftler, jemand der genau diese Herausforderung liebte. Also ließ ich ihn machen, sah mich in seiner Werkstatt um. Als er gerade nach Firenze gekommen war, hatte ich ihn oft besucht, gern seine Skizzen angesehen und Bücher gelesen. Ich malte gern selbst, nur ließ mich Leonardo dies nur selten. Verständlich, denn immerhin war mein Talent begrenzt und nicht so ausgereift wie das seine.Ich setzte mich irgendwann vor seinen Kamin, hatte mir ein Buch gegönnt und ließ so die Zeit an mir vorüber ziehen. Leonardo hatte einige äußerst interessante Werke, welche jedoch meist mit denn Wissenschaften zutun hatten, mit welchen er sich beschäftigte. Somit vergingen fast sechs Stunden und durch ein Fenster sah ich, dass es bereits zu dämmern began, als Leonardo mich zu sich rief. Er hatte sich beeilt Und sich große Mühe gegeben. Und dann sah ich sein Werk. Ein Fächer. Und nicht nur irgendein Fächer, sonders einer, welcher aus Metall geschliffen war. Er hatte ihn mit liebevollen Verziehrungen versehen und ihn in einen Rotton getaucht. Leonardo verstand schon immer etwas davon, etwas gut aussehen zu lassen. An den Enden war das Metall geschliffen zu einer Klinge, die rasiermesserscharf aussah. Ja, Leonardo war ein Genie. Ein brilliantes Genie 

Kapitel 7 - Zurück nach Monteriggioni

 Ich hatte mich aus Firenze hinaus geschlichen, hatte dabei jedoch vorsichtig sein müssen. Ganz Florenz war mit Wachen übersäht und somit musste ich achtgeben nicht erwischt zu werden. Es gelang mir, wenn auch nur schwer, mich unter den tratschenden Menschen zu verstecken. Ab und an lief ich auf ein Dach um die Wachen zu umgehen und begegnete ab und an einer Wache auf diesen. An diese schlich ich mich meist von hinten an und steckte ihnen meinem Dolch zwischen die Rippen oder erlegte sie schon von weitem mit einem Wurfmesser. Den Dolch hatte ich von Mario geschenkt bekommen, kurz nachdem er mich mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung standen ausgebildet hatte. Mario war wie ein Vater für mich, mehr als es mein eigener jemals war. Er hatte mich ohne zu zögern aufgenommen und mich ausgebildet. Mein Vater hingegen war nur ein dummer de' Pazzi. Schon allein dieser Name, Francesco de' Pazzi. Schon allein das widerte mich an und lies mir zusätzlich einen kalten Schauer über den Rücken gleiten.Die Dunkelheit hatte das Land in sich gehüllt und der Mond war das einzige, das in dieser Nacht Licht spendete. Trotz dessen, dass der Himmel klar war, wenn auch dunkel, so war nicht ein Stern am Himmel zu sehen. Ich hatte nur das Pferd, dass ich mir außerhalb von Firenze einfach mitgenommen hatte und auf dem ich nun wahrscheinlich die ganze Nacht sitzen würde. Aber war es nicht vielleicht besser eine kleine Rast einzulegen? Doch wenn ich darüber genauer nachdachte, war es wiederum eine dumme Idee, denn man wusste nie, was einem, selbst in den kleinen Siedlungen um Firenze herum auflauerte.Leonardo hatte mich zum Abend noch mit Essen verpflegt und dafür war ich ihm reichlich dankbar. Er hatte mir erzählt was in den vergangenen Monaten in Florenz von dannen gegangen war. Auch hatte er mir sagen können, dass man die Männer, die man am vergangenen Tag aus der Villa Auditore hinaus geführt hatte, am Morgen des heutigen Tages gehängt hatte.Es war wahrscheinlich genau das, was im Brief an Mario geschrieben war und es tat mir im Herzen weh, wenn ich bedachte, wie Mario es aufnehmen würde. Leonardo sagte, Ezio Auditore sei der Grund, weswegen so viele Wachen in Florenz postiert seien. Er sollte der einzige sein, der hatte entkommen können. Sollte das etwa bedeuten, dass er der einzige verbleibende Auditore hier in Florenz war? Sollte das bedeuten alle anderen Mitglieder der Familie waren tot? Das konnte nicht sein und das durfte nicht sein. Mario würde umkommen vor Trauer. Dessen war ich mir nahezu sicher. Die Nacht war Still. Ab und an gab es eine Eule oder ein Käuzchen, das man hören konnte, aber sonst schallten nur das Klappern der Hufe meines Pferdes und dessen Schnauben durch die Dunkelheit. Monteriggioni lag noch weit von mir entfernt und ich war müde geworden. Zwar hatte ich bei Leonardo ein kleines Nickerchen gemacht während er meinen Fächer zusammengebaut hatte, aber ich hatte mit diesem ein wenig geübt, nachdem er ihn mir gegeben hatte und das hatte mich wieder müde gemacht. Zudem war dieses eintönige trotten meines Pferdes nicht gerade hilfreich im Versuch dabei wach zu bleiben. Somit beschloss ich dann doch mir eine geeignete Stelle zu suchen um dort die Nacht zu verbringen. Mein Pferd band ich an einem Baum fest, legte mich in einen Haufen Stroh in der Nähe und schloss dann die Augen. 

Kapitel 8 - Briefe aus Florenz

 

Monteriggioni lag still vor mir. Es war wieder Tag geworden und obwohl es sicher gegen Mittag war, schien es, als sei Monteriggioni ausgestorben. Ich hatte vergessen, wie ruhig es hier war, wie trist es hier aussah. Mario hatte mir einst erzählt, dass die Villa Auditore schon von seinem Urgroßvater erbaut wurde und so sah es hier auch aus. Im Gegensatz zu Florenz sah Monteriggioni aus, als würde es keine Menschen hier geben, die dazu in der Lage waren, etwas aus diesem Ort zu machen. Natürlich lag der Grund dafür offen auf der Hand. Es war das Geld, das fehlte. Mario hatte mir gesagt, dass ich, wenn ich ungeschickterweise, eine Wache umbrachte, diese durchsuchen sollte und deren Geld mitnehmen sollte. Natürlich hatten sie auch Gegenstände bei sich, die sich zu Geld machen ließen. Paola und ihre Kurtisanen zeigten mir, wie ich unbemerkt einige Florin von den Menschen mitgehen ließ, die sich in meiner Nähe befanden. Im Großen und Ganzen war es also Sinnvoll zu stehlen, denn anders würde ich so oder so nicht an Geld kommen. Anders könnte ich mir keine Wurfmesser leisten, keine Medizin, konnte meine Kleidung im Falle dessen, dass diese kaputt ging, flicken lassen oder gar erneuern. Jetzt war ich ein Assassine und nicht mehr das Templermädchen, dass alles dann bekam, wenn sie es wollte. Jetzt musste ich mich selbst darum kümmern, dass ich klar kam.

Ich stellte mein Pferd vor den Toren der Stadt ab, band es an einem Pfosten des Stalles fest und trat durch die Tore. Kaum einen Fuß in die Stadt gesetzt, kam einer von Marios Söldnern auf mich zu.

Signorina, Signorina!“ Außer Atem blieb er vor mir stehen, nahm mich dann aber erleichtert in den Arm. „Zum Glück ist euch nichts passiert!“ Verwirrt sah ich ihn an. Es war mir neu, dass sich jemand um mich sorgte. Früher war es meine Mutter gewesen, die immer ein Auge auf mich hatte, aber irgendwann hatte sie begonnen meine Schwester Viola vorzuziehen und Vieri war so oder so der Liebling meines Vaters. Wen wunderte es da noch, dass ich immer häufiger bei Leonardo war oder gar ganze Nächte nicht nach Hause zurückkehrte.

„Mario hat sich schon sorgen gemacht!“ verkündete der Mann, als er mit mir zur Villa lief. Mario…

Er würde sich noch viel mehr sorgen, sobald er erfahren würde, was in Florenz vor sich ging. Ob er versuchen würde seinen Neffen zu sich zu holen, oder ob sein Neffe bei ihm Zuflucht suchen würde?

Mit einem kurzen Nicken ließ der Söldner mich allein und ich betrat das Arbeitszimmer von Mario, wo genau dieser an seinem Schreibtisch saß. Als er mich erblickte, stand er auf, ein Lächeln auf seinem Gesicht.

„Alessia. Da seid ihr ja endlich wieder! Ich dachte schon beinahe ich müsse einen Suchtrupp nach euch schicken.“ Seine Arme schlangen sich um mich, umschlossen mich herzlich zur Begrüßung.

„Ihr wart lange fort. Ist etwas geschehen oder habt ihr etwa einen alten Bekannten getroffen?“ Mario ließ von mir ab, packte mich an den Schultern und betrachtete mich genauer. Dann schüttelte er den Kopf, als hätte er gerade festgestellt, dass es mir gut ging. Nachdem Mario mich losgelassen hatte, setzte er sich zurück an den Tisch, was ich auch für besser hielt, wenn man bedachte, was ich ihm für Nachrichten zu überbringen hatte.

„Ich habe einen alten Freund besucht. Leonardo da Vinci. Er reparierte das hier für mich. Ich bekam ihn von Paola.“ sagte ich, während ich den eisernen Fächer auf seinem Tisch ablegte. Mario betrachtete ihn genau, ging mit dem Finger die scharfe Klinge nach und musste feststellen, dass diese rasiermesserscharf waren.

„Mario, da… da ist noch etwas.“ Ich nahm den Brief aus meiner Tasche, reichte ihn Mario entgegen, der mich zunächst fragend ansah und nicht recht wusste, was er damit anfangen sollte. Als ich nickte öffnete er den Brief jedoch und laß die von Paola verfassten Zeilen.

„Das kann nicht sein.“ Mario brachte es gerade so über seine Lippen, bevor der Brief aus seinen Händen glitt. Ein kurzer Blick auf diesen verriet mir, dass Paola viel mehr zu sagen hatte, als nur die bloßen Worte ihres Beileides.

„Giovanni war sich so sicher, dass er ausreichende Beweise hatte, damit genau das nicht geschehen würde.“ Er stand auf, ging um den Tisch herum und somit auch um mich, bevor er vor der Wand diesem gegenüber stehen blieb. Sein Blick fiel auf ein der beiden Kodex Seiten, wie an dieser angebracht waren. Oft hatte mir Mario davon erzählt, dass wir Assassinen nach einem Credo leben. „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ das waren die Worte gewesen, die sich von Beginn an in meinen Kopf gebrannt hatten.

Nichts ist wahr. Doch das alles hier war die Wahrheit und nichts anderes.

„Würdet ihr mich bitte für einen Augenblick allein lassen?“

Ich nickte, nahm meinen Fächer wieder auf und verließ das Zimmer.

Kapitel 9 - Buona sera Ezio!

 „Alessia! Schnell!“ Mario warf mir einen Köcher mit Pfeilen zu und im nächsten Atemzug erhielt ich den dazu gehörenden Bogen. Noch nie hatte ich mit Pfeil und Bogen auf jemanden geschlossen, weswegen ich zuerst einmal große Augen machte und Mario begann zu lachen.

„Ihr seid in allem was ihr macht ein Naturtalent, piccina. Also schaut mich nicht so an!“

Lächelnd legte ich den Köcher samt Bogen über meine Schulter. Mario hatte Vertrauen in mich und genau das war es was mir Halt gab. Ich verstand zwar nicht genau wie es Mario geschafft hatte über den Tod seines Bruders hinweg zu kommen, aber er schien es entweder geschafft zu haben oder es sehr gut zu verstecken. Einer von Marios Söldnern hatte mir erklärt, dass man als Assassine lernen musste, mit solchen Verlusten zu leben. Natürlich waren schon mehrere Wochen, sogar Monate, ins Land gezogen und das gab Mario die Zeit um Gras über die Wunde wachsen zu lassen. In dieser Zeit hatte er sich ab und an mit Paola in Florenz in Verbindung gesetzt, nur um sicher zu gehen, dass es den Leuten, die von seiner Familie noch geblieben waren, gut ging und sie noch am Leben waren. Für mich war Mario jetzt alles, was ich an Familie hatte. Er und die Menschen in Monteriggioni, die mich aufnahmen und behandelten, als gehörte ich dazu. Und das tat ich nun auch.Früher hätte ich mir nie zu träumen gewagt, dass ich einmal mit Waffen kämpfen würde, dass ich einmal dazu in der Lage sein würde einen Menschen umzubringen. Dass ich vielleicht sogar gegen meine eigene Familie kämpfen müsste. Aber diese Menschen waren lange nicht mehr meine Familie.

Mario hatte mir Geld gegeben um mir eine neue Kleider zu kaufen, da meine Kutte aufgrund einer kleinen Hetzjagd zerrissen war. Zwar war es kein sonderlich großer Verlust den ich erlitt, da meine Kutte nie wirklich mein liebstes Kleidungsstück war, aber es war das erste das ich von Mario bekommen hatte, als ich nach Monteriggioni gekommen war. Das war auch der Grund gewesen, weswegen ich die Kutte, trotz allem, behalten hatte. Jetzt hatte ich mir eine sehr bequeme und gleichzeitig enge Hose geleistet und dazu Kniehohe braune Stiefel, welche an der Vorderseite verschnürt wurden. Obenherum trug ich ein eines Oberteil, das etwas weiter ausgeschnitten war. Es war ledern, hatte aber Ärmel aus Stoff die bis etwa zu den Ellenbeugen reichten. Zusätzlich hatte ich einen Schutz für den Arm auf der linken Seite, mit welcher ich meist Schwerthiebe abwehrte, welcher etwa 10 Zentimeter unter dem Oberteil abschloss. Um meine Hüften trug ich einen Gürtel, an dem ich ein paar Wurfmesser befestigt hatte und dazu auch meinen Fächer und mein Schwert. An der rechten Hand diente ein einfacher lederner Handschuh zum Schutz. Um schwieriger erkannt zu werden trug ich noch einen Umhang, ebenfalls in einem Braun-Ton, dessen Kapuze etwas in mein Gesicht hinein hing. Mario hatte den Kopf geschüttelt, als er mich das erste Mal so gesehen hatte, doch hatte er merken müssen, dass ich zu den Frauen zählte die sich in Hosen wohler fühlten und dass diesen Outfit durch seine Reize ziemlich gut ablenken konnte.

Die Sonne war gerade dabei hinter den Bergen zu verschwinden und hüllte das Land in ein rötliches Licht, als wir uns auf den Weg machten. Mario, einiger seiner Söldner und ich. Nicht weit von Monteriggioni begaben wir uns zu je zwei bis drei Personen in Verstecke, von welchen aus wir auf die Straße blicken konnten. Mario hatte und geheißen ruhig zu sein und als ich ihn sah, wusste ich auch weswegen.

Da stand er, Vieri de’ Pazzi. Der, den ich eins Bruder nannte.

„Ich bin es leid“, sagte er, und seiner Garde rief er zu: „Gebt ihm den Rest und den Weibern auch.“ Erst jetzt sah ich, dass sich Vieri und seine Männer um eine Person mit weißer und zwei Frauen sammelten. Sie umkreisten sie wie ein Adler der sich seine Beute aussuchte. Doch dann gab Mario mir und meinem Begleiter ein Zeichen. Ein pfeifender Ton durchschnitt die Luft und zwei der Wachen neben Ezio sachten in die Knie, fielen vornüber und ließen dabei ihre Waffen zu Boden fallen. In ihren Rücken stecken unsere Pfeile, die sich mit tödlicher Präzession tief in sie hinein gebohrt hatten. Als die anderen jetzt erschrocken zurück wichen, ging ein Dritter zu Boden, dieses Mal von einem Wurfmesser getroffen.

„Was ist das für ein Zauber?“ vernahm man die entsetze Stimme von Vieri, welcher im selben Moment sein Schwert zog und wild um sich schlug.

„Das hat nichts mit Zauberei zutun, Jungchen – nur mit Können!“ Marios tiefes Lachen hatte ihm aus seinem Versteck im Unterholz geantwortet. Er schien gut versteckt, so wie es jeder von uns war.

„Zeigt Euch!“ Vieri hatte sich zwar in die richtige Richtung gedreht, doch sah er niemanden, der an all dem Schuld war. Als Mario dann aber aus dem kleinen Wäldchen heraustrat, knurrte Vieri, wandte sich zu seinen Wachen. „Worauf wartet ihr? Tötet sie!“

Mario konnte dies jedoch nichts anhaben, denn er war schneller und wendiger als er mit seinem Brustpanzer aussah. Er überragte Vieri als er diesem das Schwert abnahm und es über seinem Knie zerbrach. Auch ich und andere traten hervor, als Vieri seine Männer erneut dazu anstichelte die Söldner umzubringen. Er hingegen schnappte sich eines der Schwerter eines der toten Männer und wandte sich Ezio zu, dem er schon beim ersten Schlag das Schwert aus der Hand schlug.

„Hier, Ezio, nimm dieses!“ Ich hatte mein eigenes Schwert gezogen, warf es Ezio zu. Es landete mit der Spitze im Boden steckend von wo Ezio es sich blitzschnell ergriff. Vieri, der schon bald feststellen musste, dass er den Söldner von Mario unterlegen war, pfiff so schnell er konnte seine übrigen Männer zurück und floh.

„Ich bin froh, dass wir euch entgegengegangen sind.“ Mario legte eine Hand auf die Schulter seinen verwirrt drein sehenden Neffen, während ich mich zu ihm gesellte. „Scheint als seien wir gerade rechtzeitig gekommen.“, fügte ich seinen Worten noch hinzu.

„Ich bin Euch dankbar, wer immer Ihr auch seid.“Marios Kehle entrann ein lautes Lachen, als Ezio ihn nun auch noch fragte, ob er einen von uns hätte kennen müssen.

„Es mag zwar lang her sein, aber es überrascht mich doch, dass du mich nicht erkennst, Neffe!“

„Onkel Mario?“

____________________________________________________________________________________________________________Hey Leute, danke, dass ihr meine Story lest! Ich wollte euch nur kurz darüber Informieren, dass ich für dieses Kapitel hier, einige Sätze aus dem Spiel bzw dem Buch übernommen habe. Hoffe das stört euch nicht, aber ich fand es hat einfach reingepasst. Ich hoffe das ist ok für euch.Also dann, danke fürs Lesen. <3Liebe GrüßeEure Lucy

 

Buona sera = Guten Abend

piccina = Kleine

Kapitel 10 - San Gimignano

 

Mein liebster Platz in Monteriggioni war ein Ort den nicht jeder erreichte. Oft befand sich hier ein Adler und man hatte immer Aussicht über die ganze Stadt. Ich saß auf dem Dach der Villa Auditore, über den Köpfen von allen. Mario war schon voraus geritten mit dem Großteil seiner Männer um Vieri de' Pazzi in seinem Versteck in San Gimignano einen Besuch abzustatten. Ezio war nicht mit ihn gegangen. Er hatte zwar von Mario vieles gelernt, so wie ich einst, aber er blieb der Meinung, dass er mit seiner Mutter und Schwester so schnell es nur ging die Stadt verlassen sollte und weit weg kommen musste. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer geworden und oft hatte ich ihm und Mario zugesehen. Einmal hatte Mario einen seiner Männer nach mir geschickt. Er hatte mich gebeten meine Kleider anzulegen und ihm samt Waffen nach Draußen zu folgen. Natürlich war ich dieser Anweisung gefolgt, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich gegen Ezio in den Ring stellen würde. Nie verlor Mario ein Wort darüber, wer ich war, weswegen mich Ezio oft nur Alessia rief. Ab und an sprach er mich aber auch mit "principessa" an, was mich zu Beginn noch sehr gestört hatte. Meist hatte mich der junge Mann der Familie Auditore in einem Kleid gesehen, nahe bei seiner Schwester um dieser zu helfen oder unter die Arme zu greifen. Zwischenzeitlich war ich sogar nocheinmal in Florenz gewesen, hatte einige Kodexseiten zu Leonardo gebracht, damit jener diese für uns übersetzte. Ich ließ mir von ihm einen neuen Bogen herrichten, welcher viel schwerer zu zerstören war als der, den ivh vorher besaß. Jetzt konnte ich einen Metallbogen in den Händen halten, der troz seines robusten Materials erstaunlich leicht war. Meinen Köcher hatte Leonardo auch überarbeitet und so verlor ich nun kaum mehr einen Pfeil wenn ich irgendwo herunter sprang und mich dann, um nicht zu hart zu landen, abrollte.

All dies waren Gründe dafür, dass Ezio mich nie hatte Kämpfen sehen. Wolltf ich trainieren so begab ich mit einem der Männer Marios etwas außerhalb der Mauern oder ich machte mich Nachts an diese Arbeit. Für Ezio war ich also nur das tollpatschige, junge Hausmädchen, das nur selten vor Ort war.

Doch als ich nun in dwn Ring trat schaute er mich grinsend an.

„Du? Du kannst doch nicht mal eine Tasse nach mir werfen, ohne Meter daneben zu treffen." Ezio lachte laut. Er hatte recht. Einmal, in einem Streit den er und ich gehabt hatten, als ich den Tisch nach dem Essen abgedeckt hatte, hatte ich Marios Teetasse nach ihm geworfen, welche etwa einen Meter neben ihm an der Wand zerschellt war. Ich war kurz danach sauer hinausgestapft, nur um von Mario lachend zu hören, dass ivh eine gute Schauspielerin war.

Doch Ezio hatte mich zu jenem Zeitpunk unterschätzt, denn hätte er gewusst, dass auch ich von Mario gelernt hatte, hätte er wohl nicht so voreilige Töne gespuckt und hätte nicht im Kampf gegen mich einige Wunden davon getragen und hätte vielleicht sogar gewonnen.

Mario hatte ihn noch härter trainieren lassen und nun war es beinahe eine Woche her, dass er selbst gegen seinen Neffen angetreten war.

Jetzt war Mario fort und Ezio wollte seine Fähigkeiten verschwenden und in die Welt abhauen. Eigentlich hatte ich Mario begleiten wollen, doch er bestand darauf, dass ich erst später folgen würde. Seitdem saß ich nun auf dem Dach und wartete, dass Ezio zurück zur Villa kam.

Hey, bambina! Wo steckt mein Onkel?" Ezio hatte mich gesehen, hatte sich etwas weiter vor der Villa platziert und sah nun zu mir hinauf.

„Euer Onkel ist auf dem Weg nach San Gimignano um dort Vieri de' Pazzi den gar auszumachen."

„Kommt herunter! Zeigt mir den Weg dorthin!" Ezio wank mich nach unten. Einen Geste mit der ich nicht gerechnet hatte, da ich auch nicht damit gerechnet hatte, dass er Mario folgen würde. Jeder von uns hatte zwar gehofft, dass er zur Vernunft kommen würde, aber diw Hoffnung schwand von Tag zu Tag ein wenig mehr.

 

Wenig später fand ich mich auf dem Rücken eines schönen Rappen wieder, den ich damals in Florenz mitgehen lassen hatte. Er war mein treuer begleiter geworden und niemand war in dee Lage ihn zu reiten. Dieser Hengst warf jeden ab, nur mich ließ er auf seinen Rücken. So wie jetzt auch.

Ezio hatte sich ein Pferd aus dem Stall genommen und folgte mir nun im straffen Galopp. Ich wusste wo sich Mario aufhalten würde und somit war es auch nicht das geringste Problem ihm zu folgen.

„Wieso ist mein Onkel gegangen ohne ein Wort an mich zu verlieren?"

„Mario war der Meinung Ihr würdet eure Meinung nicht nocheinmal ändern, doch tief im Inneren schien er gewusst zu haben, dass Ihr ihm folgen würdet."

Ezio antwortete mir mit einem Nicken als wir nun unsere Pferde bremsten und von diesen abstiegen. Wir banden beide unsere Pferde an einen nahegelegenen Baum und nahmen Kurs auf Marios Versteck.

Er hatte sich und seine Männer in der Nähe des Süd-Tores gesammelt, schon allein um noch einmal seinem Plan durch zu gehen und um auf meine Ankunft zu warten.

Es sollte eine harte Auseinandersetzung in dieser Frühlingsnacht im Jahre 1477 werden, wenn auch es noch nicht ein Jeder ahnte.

 

Kapitel 11 - Die Suche

 

Ich hatte meinen Bogen gespannt und den Platz eines der Bogenschützen von Vieris Truppen eingenommen. Zuvor hatte Ezio einige genau dieser Männer ausgeschaltet und war nun dabei das Tor für Mario und seine Söldner zu öffnen. Während er also nun die schwere Kurbel benutzte, welche das Tor nach oben zog, kümmerte ich mich darum die Wachen, welche auf ihn zustürmten um ihn aufzuhalten, mit Wurfmessern nieder zu strecken. Endlich war meine Zeit gekommen um zu zeigen was ich konnte und zu beweisen was ich bei Mario gelernt hatte.

Ich wusste, wenn Ezio diesem Idioten von meinem Bruder nicht das Leben nehmen würde, so würde ich dies tun und ich hatte davor keine Angst. Es lag nicht an der Tatsache, dass mich Mario schon an meinem ersten Tag mit den Tatsachen konfrontiert hatte, sondern es war eher so, dass ich Vieri abgrundtief hasste und hassen war wahrscheinlich noch milde ausgedrückt. Er war zwar älter als ich, aber er war doch nur ein Kind, dass seinem Vater beweisen wollte, was es konnte. Er war so wie ich es wahrscheinlich auch geworden wäre, wäre ich nicht davon gelaufen vor nun mehr als eineinhalb Jahren.

Als wir nun wieder mit Mario vereint waren, war es unsere Aufgabe so schnell es ging einen Plan zu haben, wie wir u Vieri kommen sollten. San Gimignano war nun wirklich nicht klein auch wenn es in Firenze sicher schwerer gewesen wäre Vieri ausfindig zu machen. ,,Ich kenne Roberto. Um diese Zeit ist er entweder betrunken und in seiner Stammterverne, oder er schläft seinen Rausch bereits in der Zitadelle aus. Du übernimmst die Zitadelle. Alessia und ein Dutzend guter Männer werden dich begleiten." Ezio antwortete seinem Onkel mit einem Nicken und gerade als er loslaufen wollte, hielt mich Mario noch einmal an der Schulter fest.

,,Wartet vor dem Hahnenschrei in der Kathedrale auf mich und erstattet mir Bericht."

Damit war Mario verschwunden und Ezio war nun auf sich allein gestellt. Ich wusste, ich konnte einschreiten wenn ich es wollte und diesem Grünschnabel gehörig die Leviten lesen, aber vorerst war es doch wichtiger, dass Marios Männer auf Ezio hörten als auf das Pazzi Mädchen.

Auch ich folgte nun Ezio.

Die Zitadelle machte einen verwaisten Eindruck. Doch schon bald erklangen auf dem Platz draußen Stimmen, und eine weitere Gruppe von Vieris Männern tauchte auf. Sie öffneten das Tor und betraten den Hof, einen untersetzten, fast schon fetten Mann, der offensichtlich betrunken war, mit sich schleppend. Ezio und ich lauschten einen Moment, vernahmen wie dieser Mann, der offensichtlich kein geringerer war als Roberto, der festen Überzeugung dessen war, dass er kein guter Hauptmann war, und das nur weil Vieri dieser Meinung war.

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mich ersetzt – oder noch etwas viel Schlimmeres mit mir anstellt!“ Sein lautes Schniefen war selbst für uns hörbar. „Ist alles Marios Schuld! Ich konnt’s gar nicht glauben, also unsere Spione meldeten, dass er seinen Neffen aufgenommen hat. Hat den kleinen Scheißer vor Vieri gerettet und nun kann der vor Rachsucht kaum einen klaren Gedanken fassen, und ich muss mich mit meinem alten compagno anlegen!“

Als Ezio schon hervor trat war ich noch damit beschäftigt zu verstehen, dass Roberto und Mario so offensichtlich einem Freunde waren - Waffenbrüder, wie er selbst sagte.

„Was? Wer seid ihr?“ Erst bei diesen Worten von Roberto bemerkte ich, dass es Zeit war mich zu erkennen zu geben, denn Ezio hatte dies längst getan und dann auch noch offen zugegeben, dass er der Neffe Marios war. Wie blöd war er eigentlich?

Roberto hetzte uns natürlich seine Männer auf den Hals und wie nicht anders erwartet aus genau einen Grund – um Vieri zu gefallen. Doch da hatte er wohl nicht mit uns gerechnet, denn Marios Söldner und ich nahmen die Pazzi-Wachen gefangen und stopften sie zusammengefesselt in den Kerker.

„Ihr wollt Vieri? Für mich ist sowieso alles aus. Geht zum Palazzo des Delfins in der Nähe des Nordtors. Dort findet ein Treffen statt…“ Roberto gab uns bereitwillig die Informationen die wir brachten, ohne dass Ezio ihn irgendwie verletzten musste. Und genau deswegen ließ Ezio ihn auch an diesem Tisch sitzen, mit seiner Flasche Wein in der Hand. Er wirkte wie ein Häufchen Elend, auch wenn er sich nun endlich dazu besinnt hatte, den Richtigen Leuten zur Seite zu stehen. Doch wir ließen Roberto dort sitzen wo er war, es war viel wichtiger nun zur Kathedrale zu kommen, wo ganz offensichtlich ein Kampf ausgebrochen war, in den Mario nun verwickelt war. Ezio war in Sorge um seinen Onkel, aber ich wusste, dass Mario ein guter Kämpfer war und dass Sorgen um ihn nur verschwendet waren. Und auch wenn es mich selbst überraschte, wie viele Menschen hier gegeneinander Kämpften, so war ich doch sicher, dass sie Mario nicht bezwingen würden.

Ich schoss vorsichtshalber ein paar meiner Wurfmesser auf den Feind ab, um den Weg zu Mario frei zu machen.

 

Kapitel 12 - Mögest du in Frieden Ruhen

 

Als wir noch jünger waren, da hatte unser Vater uns oft mitgenommen. Unsere ganze Familie. Unsere Mutter, Vieri, Viola und sogar mich, die kleine Alessia. Wir waren einmal hier gewesen, hier in San Gimignano, das habe ich bis heute nicht vergessen. Viola, die immer lieb und brav bei unserer Mutter war, war sich zu fein und auch zu feige um mit Vieri und mir die Stadt zu erkunden. Wir waren so jung und es war mehr als 10 Jahre her, denn an diesem Tag hatte sich vieles geändert. Vieri und ich waren durch die Straßen gelaufen, hatten uns als Kinder dieses Alters noch gut verstanden und vor nahezu nichts hatten wir Angst. Wir liefen durch die schmalsten Gassen, kletterten auf die höchsten Leitern. Wir mochten uns, fast liebsten wir einander, wie es Geschwister untereinander taten. Vieri kam auf die dumme Idee über die Dächer zu laufen, es würde sicher Spaß machen und uns würde schon nichts passieren wenn wir auf den niedrigen Gebäuden blieben. Doch er hatte sich geirrt. Ein loser Dachstein brach unser seinen Füßen, sodass mein Bruder hinab rutschte und vom Dach viel. Zaghaft war ich damals zum Rand des Daches gegangen, war danach schnell los gelaufen um Hilfe zu holen. Und genau das war es, weswegen mir seine Worte so das Herz brachen, es so sehr in Stücke zerrissen, dass ich ihm niemals hätte verziehen können und wollen. Nicht einmal jetzt wo sein unmittelbarer Tod bevor stand wollte ich mich mit ihm versöhnen. Als Die Ärzte ihn behandelt hatten, ließen sie auch endlich Viola und mich zu ihm, wo Vater mich keines Blickes würdigte und Vieri mich nur mit den Worten „Das ist alles nur deine Schuld!“ strafte. Ich fühlte mich verloren, wollte nur noch weg. Und so lief ich, bis ich irgendwann nicht mehr konnte und nicht mehr wusste wer ich war. Schon damals wollte ich nur noch weg von dieser Familie, aber ich hoffte doch so sehr, dass alles wieder besser werden würde, dass die einsehen würden, dass es nicht mein Fehler war, sondern dass alles Vieris Idee war. Doch unser Vater würde so oder so, egal was kommen mag, immer seinem kleinen Schützling glauben, nie seiner missratenen Tochter, bei der eh alle glaubten, sie seine nicht seinen Lenden entsprungen und ein Kuckuckskind, auch wenn Mutter es immer wieder und immer wieder beteuerte, dass die Francesco nie belügen oder gar betrügen würde. Ich war das schwarze Schaf der Familie, das Kind, das alles falsch machte. So war es immer und so würde es immer sein. Auch heute noch.

Denn Heute stand ich zusammen mit Ezio hier, und wollte dem Leben meines Bruders ein Ende setzen. Er war selbst schuld, dass ich ihn nun sosehr hasste, wenn er mir doch immer alles in die Schuhe geschoben hatte. War es sein Sturz damals gewesen, oder das Obst, das er von der alten Dame auf dem Markt geklaut hatte, oder sein Pferd, dass davon gelaufen war. An allem trug nur ich die Schuld, auch wenn es noch so offensichtlich war, dass Vieri die Schuld trug. Doch dafür hasste ich ihn nun so sehr, ich verabscheute diesen dreckigen Hund.

Einen Moment belauschten wir das Treffen vierer Männer. Meinem Vater Francesco de‘ Pazzi, Jacopo de‘ Pazzi, Vieri und eines Mannes, den ich nie zuvor gesehen hatte. Aber Ezio, er schien ihn zu kennen, oder ihn zumindest einmal gesehen zu haben.

„Ihr, Vieri, bleibt hier und festigt unsere Stellung so bald wie möglich wieder. Francesco wird unsere Streitkräfte in Florenz auf den Moment vorbereiten, da wir angreifen werden, und Ihr, Jacopo, müsst bereit sein, die Bevölkerung zu beschwichtigen, sobald wir die Herrschaft übernommen haben. Überstürzt nichts – je besser unser Vorhaben geplant ist, desto größer sind unsere Erfolgschancen.“ Dieser spanische Akzent den er vorwies ließ mich stutzig werden. Mario hatte mir zwar gelehrt, dass Assassinen und Templer überall auf unserer Welt zu finden waren, aber es überraschte mich dennoch einen Spanier hier zu sehen. War er etwa der Spanier von welchem Ezio gesprochen hatte, als er von der Hinrichtung seiner Familie berichtet hatte?

Ezio musste Handeln, das wussten wir beide, also wies ich ihn an, hinaus zu gehen und nun endlich Vieri den gar aus zu machen. Nachdem Vieri ihn nun entdeckt hatte, schickte er seine drei letzten verbleibenden Leibwächter um ihn fertig zu machen. Feiges Huhn, kann dies nicht einmal allein und das will sich mein Bruder nennen? Ich reichte Ezio das letzte verbleibende Wurfmesser uns so, als hätte er nie etwas andere getan, streckte er den ersten der drei nieder. Die anderen zwei waren auch ein leichtes. Zwar blutete Ezio nun an seiner Hand, aber das war ihm egal, denn nun stand er Vieri Auge um Auge gegenüber. Ich hielt mich raus, achtete darauf, dass Vieri mich nicht erkannte und dass nicht noch mehr Wachen zum Schutze dieser Ratte auftauchten.

Als ich mich umdrehte war es auch schon geschehen. Ezio stach gerade Vieri seinen Dolch in die ungeschützte Seite und dieser Sackte zu Boden, wo Ezio ihn auffing, bevor er auf dem Boden aufschlug. Wir wussten jeder, dass Vieri nicht sonderlich viel Zeit hatte, also ging ich zu ihnen hinüber. Irgendetwas mussten wir noch aus ihm heraus bekommen, am besten worüber sie gerade geredet hatten. Doch der Lebenswillen verblasste mehr und mehr aus Vieri und Ezio und ich bekamen keine Antwort von ihm.

„Ein Jammer, wirklich. In einer anderen Welt wären wir vielleicht… Freunde geworden.“ Vieris lebloser Kopf sackte in meine Richtung, denn auch wenn er mit Ezio gesprochen hatte, hatte er mich gesehen, hatte er gesehen wer ich war. Auch wenn mir die Erleichterung über den Tod eines der Männer im Gesicht geschrieben stand, die mein Leben ruiniert hatten und auch das von Ezio, so tat es nun dennoch weh zu sehen, wie er in den letzten Augenblicken seines elenden Lebens erkannt haben musste, wie seine Schwester, sein eigen Fleisch und Blut, ihm nun so in den Rücken gefallen war. Er war trotz allem mein Bruder und ich streitete es nicht ab, dass ich zumindest um ihn ein wenig trauern würde.

Ezio hingegen gab sich mit dem was er aus Vieris Mund gehört hatte nicht gerade sonderlich zufrieden, für ihn war es noch nicht vorbei. Und auch wenn Vieri nun dahingeschieden war, so rüttelte Ezio doch an seinem Körper, als könne er noch eine Antwort bekommen.

„Ezio!“ Ich wollte es nicht, aber die Worte kamen einfach aus meinem Mund. „Hör auf damit. Er ist tot!“ Zu meinem Glück kam nun auch Mario, weswegen ich die Gelegenheit nutzte, aufstand und mich von ihnen hinfort drehte. Sollte Ezio doch machen was er wollte, aber ich konnte es nicht sehen, wie er diesen toten Körper so schändete.

„Ezio, erweise den Toten etwas mehr Respekt.“ Mario war zu ihm getreten, hatte sich neben Ezio gekniet. „Möge der Tod dir jenen Frieden bringen, den deine arme, wütende Seele suchte“ sagte er „Requiescat in pace.“ Er schloss ihm die Augen, die noch immer leer in meine Richtung starrten.

Kapitel 13 - Sonnenstrahlen auf der Haut

 

Die Sonne stand hoch über den Dächern von Monteriggioni. Der angenehme Frühling war zum heißen Sommer geworden und die Rosen, die wir vor der Villa gepflanzt hatten, standen in voller Blüte. Die Welt da draußen lag still, in die Toskana war ein unsicherer Frieden eingetreten, der viele der Bewohner stutzig machte. Aber jeder lernte zu genießen, lernte, dass man diese Zeit nutzen musste. Oft ritt ich mit meinem Hengst aus, schon allein um von hier für eine Weile wegzukommen. Ab und an hatte ich auch Ezio und Mario durch ein Fenster belauscht und ihren Gesprächen zugehört. Sie redeten von Templern, von einem Mann namens Rodrigo Borgia und einem Assassinen Namens Altair, der das Vorbild aller Assassinen war. Ab und an kam auch unser Kodex zur Sprache. Nichts wovon ich nicht wusste, aber ich war nie anwesend wenn Ezio mit Mario sprach. Es war meine Aufgabe geworden, dass kleine kämpferische Mädchen zu sein, dass jedoch in Wirklichkeit eine Assassine war. Trotzdem wusste Ezio nichts davon, auch gut so.

Doch Heute war einer jener Tage, an denen die Stadt still vor meinen Füßen lag. Wie so oft saß ich auf der Villa Auditore und ließ mir die heiße Sonne auf dem Leib scheinen. Meist fühlte ich mich danach wie ein Hühnchen, dass man an einem Spieß über das Feuer gehalten hatte, aber mir ging es hier gut.

Es war, neben meinem Zimmer, der einzige Platz, an dem ich meine Ruhe hatte und wo mich normal niemand störte. Doch Heute machte mir Ezio einen Strich durch die Rechnung.

Klammheimlich hatte er sich neben mich gesetzt als ich meine Augen geschlossen hatte. Als er nun endlich etwas sagte, war ich in der warmen Sonne fast eingeschlafen.

„Schön ist es hier oben.“

Ich erschrak, hatte immerhin nicht bemerkt dass er seit mehreren Minuten schon neben mir saß. Verwundert sah ich ihn an. Woher wusste er dass ich hier war? Hatte er mich etwa immer gesehen?

„Ezio, erschreck mich doch bitte beim nächsten Mal nicht so sehr.“

Er grinste, wusste genau, dass ich eigentlich meine Ruhe wollte. Also was genau wollte er dann bei mir?

„Hättest du Lust auf einen kleinen Ausritt? Hier in der Nähe habe ich etwas entdeckt, das würde ich dir gern zeigen.“ Ich konnte seinem Lächeln nicht widerstehen und willigte ein.

Kurze Zeit später fand ich mich auf dem Rücken meines Pferdes wieder und Ezio führte mich von Monteriggioni hinweg. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis die Bäume dichter beieinander standen und kühlen Schatten spendeten. Ezio hatte seinen Mantel angelegt, obwohl er sich sicher war, dass er ihn nicht brauchen würde, aber ich hatte darauf bestanden. Ich selbst hatte meine Waffen in der Villa gelassen und irgendwer musste uns ja beschützen können. Außerdem war er der Mann.

Wir waren einem abgelegenem Trampelpfad gefolgt und vor uns lag ein kleiner Waldsee. Die Vögel in der Gegend zwitscherten unaufhörlich fröhliche Melodien. Das sanfte säuseln des Windes in den Blättern der Bäume. Es war wundervoll hier. Ezio sprang von seinem Pferd herab, während ich noch damit beschäftigt war mich umzusehen, und band es an einem Baum fest. Dann kam er zu mir, reichte mir die Hand und half mir von meinem Hengst hinab, welchen er auch festmachte. Kurz darauf legte er seine Kutte neben den gleichen Baum, bevor er zu mir trat. Jetzt verstand ich wieso er sie nicht mitnehmen wollte. Es war viel zu ruhig und zu schön hier. Hier würde uns sicher niemand angreifen. Ich war zu dem kleinen See gegangen und stand nun davor. Auf ihm schwammen Seerosen und an der einen Seite war er mit Schilf bewachsen. Ich wollte mich umdrehen, Ezio danken, dass er mi diesen wundervollen Ort gezeigt hatte, doch da stand er schon hinter mir, legte seine Hände um meine Hüften und zog mich zu sich heran.

„Es ist schön hier, nicht?“ fragte er, flüsterte in mein Ohr. Von mir bekam er nur ein Nicken, denn zu mehr war ich nicht in der Lage. Ich befürchtete zu stottern, denn ich kam mir vor als würde ich keinen Ton heraus bekommen. So nahe war mir Ezio niemals zuvor gewesen und ich war immer davon ausgegangen, dass alle anderen Frauen für ihn interessanter waren als ich. Und plötzlich schoss die Wirklichkeit wieder in meinen Kopf. Ezio war ein Frauenheld, der jede Gelegenheit nutzte um einen Rockzipfel zu erhaschen. Ich wandte mich aus seiner Umarmung, erwischte mich dabei wie ich es eigentlich genossen hatte, und trat näher an den See. Ich steckte eine Hand hinein, wollte wissen wie warm das Wasser war, bevor ich mich auf einem Stein niederließ und die nackten Füße hineinbaumeln ließ. Ich hörte wie Ezio zu mir hinüber kam, wie er selbst mit den Füßen in das kühle Nass ging. Doch als ich zu ihm hinüber sah, war er bereits mit dem ganzen Körper im Wasser. Perplex sah ich zum Ufer, wo seine komplette Kleidung lag.

Ezio war nackt.

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Tag der Veröffentlichung: 14.08.2014

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