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Kapitel 1: Stille Blicke

(seine Sicht)

Es war in den frühen Stunden des Morgens und jeder schien am vergangenen Abend vergessen zu haben, welcher Tag heute sein sollte. Damit bezog ich mich mit ein und auch ich musste zugeben, dass es nicht leicht war mich nun aus meinem Bett zu bequemen. Die Uhr auf meinem Handy zeigte mir, dass es viertel nach sechs war, was bedeutete, dass ich aufstehen musste, schließlich brauchte auch ich eine Weile um mich fertig zu machen. Haare machen und Make-up auftragen war nun mal nicht innerhalb von fünf Minuten zu schaffen. Mit einem kräftigen hieb schwang ich die Decke zur Seite und richtete mich auf. Mein Weg führte erst mal zu meinem Kleiderschrank, aus dem ich mir ein schwarzes Hemd raus suchte und dazu eine einfache schwarze Jeans. Ein paar Accessoires und fertig war ich. Nun erst einmal Frühstücken. Eben ein normaler Morgen, so wie ihn jeder kennt. Dann noch Haare machen und schminken und auf konnte es in die Schule gehen.

Mein Weg bis zur Haltestelle war nicht weit. Ja, ich musste mit dem Bus in die Stadt fahren, da ich etwas außerhalb wohnte. Dort traf ich dann auch meine Freunde. Unter anderem meine beste Freunde Lauren, die wie immer fantastisch aussah. Im Gegensatz zu den meisten Mädels sah sie nämlich nicht aus wie eine schicki-micki Tusse mit blondem oder brünettem und akkurat geschnittenem Haar. Auch war sie keine die dieser ganzen Mainstreamszene folgte und nur das trug was IN war. Nein, Lauren war ganz anders. Zum einem waren schon ihre Haare ganz anders, denn Lauren hatte einen blonden Sidecut durch welchen man ihre Ohren sah, die sie mit Tunneln und Spiralen präpariert hatte. Des weiteren lief sie eher in dunklen Farben herum, hatte Tattoos und Piercings in Nase und Augenbraue. Wie gesagt, Lauren war anders und stach aus der Masse heraus. Und selbst ihre kleine Schwester Vicy (eigentlich ist ihr Name Victoria) lies sich eine ganz andere Frisur stehen aul es die Mädchen aus ihrem Jahrgang taten. Sie mit den schwarzen Haaren, in denen sich kleine rote Strähnen befanden und dem Klischee eines EMO's. Aber auch wenn wir anders aussahen, musste das nicht gleich bedeuten dass wir anders waren oder vielleicht nicht gerade beliebt. Das Gegenteil war es immer gewesen. Wer mit mir und meinen Jungs zu tun hatte, war immer unter allen Schülern gut angesehen. Nicht unbedingt bei den Lehrern, aber bei den Schülern, und vor allem den Mädels, stand man ziemlich weit oben. Doch noch war ich nicht in der Schule, hatte zum Glück die erste Schulwoche der 10. Klasse hinter mir und wusste schon wieder nicht wie ich das Jahr überstehen sollte. Ich blickte zu Lauren, welche gerade in die Richtung der Bustür lief. Als ich einstieg saßen dort auch schon zwei meiner besten Kumpels, die bereits an der letzten Haltestelle dazu gestiegen waren. . Auch wenn unser Nest nicht groß war, so war es doch groß genug um drei Haltestellen zu bauen. Ich setzte mich praktisch neben sie, nur auf die andere Seite des Busses, vor mir Lauren und Vicy. Normalerweise würde der Bus im Laufe unserer Fahrt noch voller werden, doch darum machte ich mir keinen Kopf, neben mir saß fast nie jemand. Ok Fast war übertrieben. Es passierte im Jahr vielleicht 3 Mal. Doch als ich mir, so wie jeden Morgen im Bus, die Kopfhörer in die Ohren steckte um diese mit den satten Sounds von Gitarren zuzudröhnen, kamen mir wieder die Worte meines Direktors in den Kopf. Nachhilfe...

Ich wusste selbst, dass ich nicht gerade der beste Schüler war, aber musste man das gleich mit Nachhilfe aufbessern? Und dann noch von einem Weib aus der Oberstufe, die ich sicher so oder so nicht kannte? Dieser Gedanke machte mich irgendwie sauer, sicher war es irgendsoeine Tusse, bei der man sich fragte, wie sie es überhaupt in die 11. geschafft hat. Und dann auch noch in Mathe. Warum musste es nur gerade Mathe sein. Aber sicher würde meinen Lehrern noch das ein oder andere Fach einfallen, in dem ich ihr „Lieblingsschüler“ war. Plötzlich riss mich Jemand aus meinen Gedanken und ich drehte meinen Kopf in die Richtung der Person, die mir gerade an die Schulter getippt hatte. Da wollte doch tatsächlich jemand neben mir sitzen. Mein Herz setzte einen Moment vor erstaunen aus und dennoch frage ich mich, was jemand wie sie hier zu suchen hatte. Jemanden wie sie es war, hatte ich noch nie in der Oberstufe gesehen. Sie war anders, zumindest von außen her und Leute die anders waren, gab es nur bei uns, aber nicht unter diesen „Hochbegabten“. Nur sie musste aus der Oberstufe sein, denn sie sah aus, als wäre sie in meinem Alter und bei uns in der Klasse war schließlich auch niemand neues angekündigt. Ich zog langsam und dennoch wie hypnotisiert meinen Kopfhörer hinaus und wartete auf ihre Frage. „Dürfte ich mich setzen?“ Ihre Stimme klang schon vom ersten Ton an Atemberaubend und ich beeilte mich um meine Tasche von dem Platz neben mir zu nehmen, bevor sie sich vielleicht doch anderen Platz suchen konnte. Als sie sich setzte schwangen ihr Haar über ihre Schulter. Dieses war relativ außergewöhnlich, auch wenn es schwarz beinhaltete, was aber nur Hinten war, besser gesagt hinter den Ohren begann. Ihr Pony war in einem hellen blau gehalten, dieses ging dann in einen dunkleren Ton über, der aber etwas violett wirkte, bevor es zu schwarz wurde. In der Lippe trug sie links unten einen schwarzen Ring und auch die Nase hatte einen, nur diesen Rechts. Auch ihre Augenbrauch schien auf der rechten Seite gepierct zu sein. Geschminkt war sie ganz in schwarz und auch ihre Kleidung hatte diese Farbe.

Unauffällig versuchte ich sie noch einmal anzusehen, bevor mein Blick wieder für die letzten paar Straßen aus dem Fenster ging, denn wir hatten die Schule bald erreicht. Laurens Blick, als sie sich zu mir umdrehte sagte alles. Sicher hatte sie bemerkt wie neugierig ich diese Neue gemustert hatte und sicher war sie der Meinung, dass diese nichts für mich war, denn sonst hätte sie nicht so vielsagend drein geschaut und die Augenbraue hochgezogen.

Doch nun bog der Bus um die letzte Kurve. Jeder griff nach seiner Tasche oder stand auf und somit auch sie. Noch ein letztes Mal gönnte ich mir einen Blick, bevor sie ausstieg und schneller in der Masse verschwand als mir recht war.

 

 

 

(Kleine Info, da is 7.-10. Klasse zusammen mit der Oberstufe in einem Gebäude. Eigentlich haben die nichts miteinander zu tun, da es 2 unterschiedliche Schulen sind, aber sie helfen einander aus. Hoffe man verstehts.)

Kapitel 2: erste Erfahrungen

(ihre Sicht)

Der Tag hatte nicht nur schlecht angefangen, sondern er schien auch so weiter zu gehen. Zuerst hatte ich verschlafen, wodurch meine Zeit um mich fertig zu machen und zu Frühstücken ziemlich knapp bemessen war, dann riss bei einem der Schuhe die ich eigentlich tragen wollte der Schnürsenkel ab und zu guter Letzt hätte ich auch noch fast meinen Bus verpasst. Zum Glück fand ich dann einen Platz und dann auch noch neben so einem Leckerbissen von Mann. Gutaussehend und ziemlich Muskulös. Nicht der Durchschnittskerl, das musste man ihm lassen. Aber auch wenn er mir gefiel, war er anscheint mindestens eine Klasse unter mir und nicht in der Oberstufe, was ihn eindeutig zu jung machte und somit wiederum kam er für mich nicht infrage. Trotzdem war er verdammt Sexy und attraktiv und es fiel mir am Morgen schwer meinen Blick abzuwenden.

Doch mittlerweile saß ich im Unterricht und war an die Wand hinter mir gelehnt. Ich sah mich um. Von der zweiten Reihe an der Wand aus, war mein Blickfeld relativ groß und ich hatte fast alles im Blick. 21 Schüler, Klasse 11a und von 12 Kerlen nicht einer dabei der meinen Anforderungen entsprach. War ich wirklich so wählerisch gewesen? Waren meine Ansprüche etwa viel zu hoch um einen Freund zu finden oder wenigstens ein kleines Betthupferle für die Nacht? Ich seufzte, was brachte es schon darüber nachzudenken. In diesem Kaff hier würde ich so oder so nie etwas anständiges finden. Und wenn doch, dann war es, so wie der Leckerbissen von Heute morgen, zu jung für mich und auf das Niveau wollte ich mich nicht herab lassen. Das Mädel vor mir drehte sich um, sicher war ihr mein lautes Seufzen nicht entgangen. „Sag nicht dir is auch langweilig.“ Sie grinste mich an. Wie sollte es mir schon gehen. Ich saß allein, da meine beste Freundin Melodie, die eigentlich in meiner Klasse war, mich kurz vor dem Unterricht angerufen hatte, damit ich bescheid geben konnte, dass sie entweder später kommt oder gar nicht, da ihr Bus einen kleinen Unfall hatte. Ich sah sie an. Eigentlich sah sie ja nett aus. „Wem ist denn hier bitte nicht langweilig. Ich frage mich warum man einen Menschen mit solch einer monotonem Stimme straft und diesen dann auch noch als Lehrer einsetzt.“ Sie sah mich an uns grinste breit, als sie dann meinte: „Wo du recht hast. Im Übrigen, ich bin Jasmin.“ Sie erschien mir als ein relativ nettes Mädchen und ich wusste, jetzt war die Zeit gekommen Kontakte zu knöpfen und Freunde zu finden. Ich grinste sie an und sie mit mir. „Mein Name ist Stacy.“ meinte ich nur noch, bevor ich ein Vibrieren in meiner Hosentasche spürte. Unbemerkt zog ich es aus meiner Tasche. Melodie. >Kann wohl noch ne Weile dauern. Glaub da wäre ich mit Laufen schneller.< Ich musste unwiderruflich grinsen, während ich meine Antwort eintippte und dann von Jasmin merkwürdig angesehen wurde. Ich sah zu ihr auf und anscheinend reichte schon mein Blick um meine Verwunderung auszudrücken. Bevor sie nachfragen konnte, erklärte ich ihr die ganze Thematik, worauf Jasmin nur ihren Kopf schütteln konnte und sich dann wieder nach Vorn drehte, da wir gerade von unserer Tutorin ermahnt wurden.

Ich wagte einen Blick auf die Uhr. Kurz nach neun, was bedeutete, dass bald Frühstückspause angesagt war. Zum Glück, denn mir knurrte seit einer halben Stunde der Magen. Ich tippte noch einmal kurz Jasmin an um sie zu fragen ob ich mich in der Pause zu ihnen gesellen durfte. Schließlich wollte ich nicht allein sein und nett war sie ja immerhin. Sie war ein ganz einfaches Mädchen. Ihre brünetten Haare hingen locker und in einigen Wellen über ihre Schultern. Sie war kaum oder gar nicht geschminkt und fiel nicht unbedingt auf. Aber trotzdem mochte ich sie irgendwie. Aus dem Raum raus und in der Pause, setzten wir uns an einen der Tische, holten unser Frühstück heraus und nahmen dieses zu uns. Alles war so anders. Man kannte niemanden und nichts war mehr wie es einmal war. Wo man an der Schule jeden kannte und mit allen klar kam. Ich wusste genau, dass nichts mehr so sein würde wie damals und jetzt wo mein Handy vibrierte und ich das Wort DAD laß, bestätigte sich mein Denken. Ich nahm ab, auch wenn ich nicht wusste wie mein Vater es schaffte mich um diese Uhrzeit anzurufen. War er doch schließlich selbst nicht daheim. „Was gibt’s denn Paps?“ fragte ich, stand auf und ging ein Stück weg um mehr Ruhe zu haben. „Ich habe da eine Bitte an dich meine Süße. Könntest du vielleicht deine Mittagspause opfern und kurz zu mir zu kommen. Ich mach dir auch was zum essen wenn du das magst.“ Ich wusste dass er am anderen Ende der Leitung grinste und ich wusste dass ich nicht nein sagen konnte. Immerhin war es besser irgendetwas von meinem Vater an essen zu bekommen und mit ihm über belanglose Dinge zu reden, als hier rum zu sitzen, mich zu langweilen und mir irgendwelchen Billigfraß rein zustopfen, da es meine Mutter nicht schaffte sich um den Einkauf zu kümmern. Daher stimmte ich zu und wartete nun gespannt auf meine Mittagspause in der mein alter Herr mich sicher aufklären würde. Na gut, was heißt alt. Mein Vater war nicht mal 40, da meine Schwester und ich so halbwegs nicht geplant waren.
Und zu meinem Glück verstrich die Zeit jetzt auch relativ schnell, was mich dazu brachte mich um viertel vor 1 zu meinem Vater zu gesellen, der ja so oder so im selben Gebäude wie ich unterwegs war. Ich klopfte kurz bevor ich die Tür öffnete und in das Zimmer trat.  

Kapitel 3: Ein aufklärendes Gespräch

(ihre Sicht)

Ich sah denn relativ jungen Mann vor mir, welcher bereits an seinem Schreibtisch platz genommen hatte, an und wartete gespannt. Das Büro meines Vaters war eigentlich ziemlich Modern eingerichtet. Ja, gut – mein Vater war so oder so etwas anders. Gerade mal 38, bereits geschieden und zwei Töchter. Bis heute frage ich mich ernsthaft wie er damals die Vaterrolle und sein Studium unter einen Hut gepackt bekommen hat. „Da bist du ja. Setz dich doch.“ Er wies mit seiner Hand auf den Tisch, der weiter rechts im Raum stand und durch eine Trennwand nicht sofort ins Auge fiel. Ich grinste, wusste schon jetzt, dass er etwas von mir wollte und ich ihm mal wieder helfen musste, schließlich kannte ich meinen alten Herren nur zu gut. Ich schloss also hinter mir die Tür und begab mich hinüber. Früher war ich ein oder zwei mal hier gewesen, als ich noch nicht auf dieser Schule und von daheim weggelaufen war. Ja ich war eine kleine Ausreißerin, was man eigentlich nicht glauben mag. Mein Vater setzte sich zu mir, hatte jedoch vorher noch seine Sekretärin zu uns gerufen. Diese kam in den Raum und sah zu uns herüber, beinahe so, als wüsste sie noch immer nicht wer ich war. „Ja Herr Mansen, wie kann ich helfen?“ sie lächelte ihn lieb und doch verführerisch an. Mein Paps grinste nur. „Würden sie uns bitte eine kleine Mahlzeit bringen?“- „Gern.“ Sie verließ den Raum und ich grinste in der Zeit meinen Vater an. „Na, machst dich wohl jetzt an deine Sekretärin ran.“ Ich kicherte und selbst mein Vater setzte ein grinsen auf. „Also ob ich soetwas tun würde.“ Es dauerte nicht all zu lange bis die Dame wieder in den Raum kam und mir, als auch ihm, einen Teller hinstellte. Endlich gab es mal wieder etwas vernünftiges zum essen und nicht nur Mikrowellenfraß. Denn seitdem sich meine Eltern vor fast 7 Jahren hatten scheiden lassen, war meine Mutter, die für mich und meine Schwester das Sorgerecht hatte, so gut wie immer unterwegs und wenn dann nur am Wochenende daheim. Meist war dies nicht gerade toll, da ich mit meiner Schwester über kurz oder lang allein war. Cassie – wenn ich nur an sie dachte lief es mir eiskalt den Rücken herab. Ich wandte mich wieder zu meinem Dad. „Jetzt sag schon an. Was ist der Grund dafür, dass ihr hier bin. Doch sicher nicht damit ich mal wieder etwas vernünftiges zum essen in den Magen bekomme.“ Wieder grinste ich, während er sein Besteck zur Seite legte, eine Serviette nahm und mit dieser seinen Mund abtupfte. „Paps, du musst doch nicht immer so tun, als ob du der feine Mann aus der Großstadt wärst. Immerhin bin ich deine Tochter und kenne dich schon mein ganzes Leben.“ Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich kann ja nichts dafür dass eure Mutter euch keinen Manieren beigebracht hat, jetzt wo ich nicht da bin.“- „Du denkst doch nicht wirklich das Mom uns überhaupt etwas beibringt. Vor allem mir! Ihrer ach so geliebten Stacy. Schon bei dem Gedanken daran, dass sie am Wochenende daheim ist wird mir Angst und Bange.“ Ich sah etwas bemitleidenswert zu ihm. Er wusste genau wie ich mit Cassandra und meiner Mutter auf Kriegsfuß stand und was das meist für mich zu bedeuten hatte. Schließlich brauchten die zwei immer einen Dummen, der alles für sie tat und wenn ich versuchte mich darüber bei irgendwelchen Ämtern zu beschweren, war meine Mutter wieder die liebe und nette Frau, die ihrem Kind niemals etwas antun könnte und Cassie stand auch noch hinter ihr.

„Also meine Süße. Wie läuft es bei dir so mit der Schule?“ Paps grinste, wusste er doch genau dass selbst ich meine Problemfächer hatte in denen ich das ein oder andere Mal verzweifelte. „Na du kennst mich doch.“ Ich musste schmunzeln, doch die ernste Miene meines Vaters lies dieses schnell verschwinden. „Ich meinte die Frage eigentlich ernst. Ich möchte nicht um deine Hilfe bitten, wenn du selbst mit der Schule nicht zurecht kommst.“- „In wie fern bräuchtest du denn meine Hilfe?“ fragte ich ihn. Ich war gespannt auf seine Antwort, hatte aber selbst keine Ahnung. „Ich habe in meiner 10. Klasse so einen Pflegefall. Ich weiß nicht ob ich es schaffe ihn endlich mal auf einen grünen Zweig zu bekommen. Zum einem ist er ein kleiner Raufbold, von den Jungs fast immer ausgegrenzt. Zum anderem ziemlich beliebt bei den Mädchen.“ er stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab und legte eine geballte Faust unter sein Kinn, womit er dieses abstützte. „Und was soll mir das jetzt sagen?“ wollte ich wissen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit zurück gelehnt und die Beine überschlagen und sah ihn nun gespannt an. „Ihm fehlt der Ansporn um etwas in der Schule zu tun und die nötige Hilfe bekommt er auch nicht. Zudem ist er, meines Wissens nach, viel mit seinen Kumpels unterwegs und was werden sie dann schon tun außer trinken, oder wie die Jugend so schön sagt: saufen. Aber genau da kommst du ins Spiel, meine liebe Stacy.“ Er grinst, lehnte sich nun auch zurück und ich hatte bereits eine blöde Vorahnung gehabt. „Würdest du mir den Gefallen tun, ihm ein wenig in Mathe auf die Sprünge zu helfen?“ Für mich hatte sich gerade mein Verdacht bestätigt. Ich sollte so einem dahergelaufenen Zehntklässler Nachhilfe geben und dann auch noch Mathe? Obwohl es kein Wunder war, schließlich wusste mein alter Herr, dass ich meinen 10. Klasse Abschluss mit einer 1 in Mathe geschafft hatte, was nicht heißen sollte dass ich ein Streber war. Hätte er mich nach Fächern wie Geschichte gefragt, was er niemals getan hätte, wäre ich der vollkommen verkehrte Ansprechpartner dafür gewesen. Ich seufzte, wollte wissen was mir die ganze Sache bringen sollte und fragte meinen Vater darum: „Und was springt für mich dabei raus?“ Ich grinste, hoffte dass ich durch die ganze Aktion endlich weniger Zeit daheim verbringen musste. „Also zuerst einmal dachte ich, dass du die Tage, an denen deine Mutter zu Hause ist, zu mir kommen kannst. Du darfst dir davon mal ganz abgesehen auch ein Zimmer einrichten. Platz habe ich ja schließlich dafür.“ Er grinste und ich hatte zumindest etwa das erreicht, was ich wollte. „Na gut. Dann erzähl mir mal ein wenig über ihn. Wie heißt er? Wie finde ich ihn?“ ich war neugierig geworden, schließlich wollte ich wissen auf was für Kerle die Frauen der Unterstufe standen. Mein Vater war in der Zeit aufgestanden und zu einem relativ großen Aktenschrank gegangen. Er nahm eine von den Akten heraus und ging dann kurz zu einer der Wände. „Komm mal her Kleines.“ Er winkte mich zu sich und ich tat was er von mir verlangte. Als ich angekommen war, zeigte er auf eines der Fotos und dort auf einen relativ gut gebauten jungen Mann, der zudem auch noch gut aussah. „Das ist ihr Klassenfoto vom letzten Jahr, aber viel verändert hat sich Hannes nicht. Weist du, ich mache mir eben nur so sehr Sorgen um ihn, da er mich an deinen Onkel erinnert. Du weist doch dass der mit 20 noch immer in der 10. Klasse gesessen hat. Und Hannes ist nun einmal auch schon 19 und dadurch der älteste seiner Klasse. Zwei mal sitzen geblieben. Einmal in der Grundschule und ein weiteres Mal in der 8. Er kann es sich nicht erlauben ein 3. Mal sitzen zu bleiben. Du musst ihn nur auf mindestens eine sichere 4 in Mathe bringen, denn diese stand schon im letzten Jahr bei ihm ziemlich auf der Kippe und ich war mit mir selbst im Konflikt ob ich ihm wirklich diese Note geben sollte. Letzten Endes habe ich mich dann doch dafür entschlossen, aber in diesem Jahr kann ich nichts für ihn tun. Immerhin steht sein Abschluss auf der Kippe. Verstehst du was ich meine?“ Ich nickte und betrachte den jungen Mann auf dem Foto wieder. Hannes hieß er also, der Leckerbissen von heute Morgen und jünger als ich war er ebenfalls nicht. Klang doch schon mal gar nicht so schlecht. Ich nickte also, stimmte damit zu. „Aber wenn du ihm klarmachst, dass er Nachhilfe bekommt, dann sag ihm nicht, dass ich das bin.“- „Kleines, jetzt sag mir nicht du bist ihm auch schon verfallen, nur weil ich ihn dir auf einem Foto zeige.“ Ich kicherte, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich saß heute morgen im Bus neben ihm und du hättest sehen sollen wie neugierig er mich angeschaut hat. Und seine komische Freundin mit dem Sidecut hat mich dann nur blöd angesehen, so wie 'lass ja die Finger von ihm, er gehört mir.' Ich will einfach nur wissen, ob er morgen und die nächsten Tage wieder so ist und ob er sich irgendwann mal traut, mich an zu sprechen.“ Ich grinste immer noch, da meinem Vater vor erstaunen beinahe die Augen ausfielen. „Du willst mir doch jetzt nicht etwa verklickern, dass der gute Hannes auf meine kleine Tochter steht. Da muss ich ja auf dich aufpassen.“ Jetzt grinste auch er, woraufhin er mir die Schülerakte in die Hand drückte. „Mach dich auf was gefasst Stacy. Er ist kein einfacher Fall. Bring mir die die Tage wieder.“ Er lächelte und gerade jetzt hatte es auch geklingelt, was für mich das Zeichen war, den Raum zu verlassen. Ich umarmte ihn noch kurz, bevor ich die Akte in meine Tasche steckte und dann aus dem Raum trat. Ich grinse vor mir hin, als ich in die Richtung meines Unterrichtsraumes lief, in dem sich schon alle Versammelt hatte und es auch Melodie endlich geschafft hatte, die mich breit anlächelte als hätte sie, trotz der ganzen Schwierigkeiten des Morgens, einen Clown gefrühstückt. Das würde sicher noch eine ziemlich interessante Angelegenheit werden.

Kapitel 4: Erste Worte

(seine Sicht)

„Sag mal, solltest du nicht irgendwie Nachhilfe bekommen oder so?“ fragte mich Lauren. Wir hatten gerade die achte Stunde beendet und mittlerweile war es auch kurz vor drei Uhr nachmittags. Ich hatte mir gerade meine Tasche geschnappt und war dabei meine Schulsachen einzupacken. Lauren hatte sich auf meinen Tisch gesetzt und erwartete eine Antwort von mir. Auch wenn sie zu meinen engsten Freunden gehörte, verhielt sich sich seit dem das Schuljahr wieder angefangen hatte recht komisch zu mir. „Psst, brauch ja wohl nicht jeder zu wissen.“ blaffte ich sie an. Nicht jeden ging es etwas an, wie meine schulischen Leistungen waren, geschweige denn wie ich diese Probleme beheben wollte.

Ich schnappte mir meine Tasche und hing sie mir lediglich über die rechte Schulter. Legte dann den rechten Arm über Laurens Schultern und zog sie aus dem Raum. Uns folgte noch ein guter Kumpel von mir, der ebenfalls in meiner Klasse war. „Und ja ich soll Nachhilfe bekommen.Von irgendwo einer Strebertusse aus der 11. Mansen sagt er kennt sie durch seine Tochter und dass sie in der Schule ziemlich gut sein soll. Frage mich nur wie alt seine Tochter sein soll.“ Mittlerweile hatten wir das Schulgebäude verlassen und nur noch einige wenige Schritte trennten uns von der Freiheit und wir verließen den Schulhof, der durch einen Zaun mit Tor begrenzt war. Kaum um die nächste Ecke, konnte man die Haltestelle schon sehen. Ich musste bei dem Gedanken, dass ich bald endlich wieder zuhause sein würde und dort endlich Gitarre spielen konnte, einfach nur grinsen und Lauren sah mich jetzt vollkommen verwirrt an. Ich versuchte ihr anhand meines Blickes zu deuten, dass alles in Ordnung war, doch als ich wieder nach vorn blickte, verstand ich endlich weswegen sie so komisch drein sah.

Da stand sie wieder, dieses unbeschreiblich schöne Mädchen, dass vollkommen anders war, als alle anderen. Bis auf ein weiteres Mädel blieb sie allein an die Glaswand des Häuschens gelehnt als ob ihr niemand etwas anhaben konnte. Die beiden Mädels schienen zwischen Tausenden von Siebt- und Achtklässlern die einzigen aus der Oberstufe zu sein und einige der Kleinen machten den Anschein als hätten sie ziemlichen Respekt. Noch im Laufen beobachtete ich sie, wie sie aus der Hand ihrer Kameradin eine glimmende und schon halb gerauchte Zigarette zwischen ihre schmalen Finger nahm und einen langen Zug tat. Ich selbst hatte einmal geraucht, es mir aber wieder abgewöhnt und nun war ich umso mehr enttäuscht als ich sie dort so lässig stehen sah. Als sie den kalten Rauch wieder nach außen presste, spitzte sie ihre Lippen und es war kaum zu beschreiben wie sehr ich mir wünschte, dass diese wunderschönen Lippen die meinen berührten.

In der Zwischenzeit hatten wir ebenfalls die Haltestelle erreicht und sie stand genau in meinem Blickfeld, wodurch ich sie genauer beobachten konnte. Noch einmal hob sie den Arm und steckte sich die Kippe zwischen die Lippen, bevor sie einen langen Zug nah, und danach elegant ihren Kopf nach oben streckte um den Rauch in die Luft entweichen zu lassen. Sie reichte die Zigarette wieder ihrer Freundin, bevor die beiden über irgendetwas kicherten. Als sie ihren Kopf wieder von ihrer Freundin abwandte, blickte sie sich kurz um, als wolle sie sehen wie viele Menschen sich mit ihr in den Bus drängen würden. Und so kam es, dass ich in ihr Blickfeld fiel und ihr Blick an mir hängen blieb, bis ihre Freundin sie aus ihrer Starre riss, da unser Bus gerade gefahren kam. „Komm Hannes, trödle nicht wieder so rum.“ kam es von Lauren und ich drehte mich kurz zu allen um, bevor ich mir noch einen letzten Blick auf diese Frau gönnen wollte, doch diese war plötzlich verschwunden und stand nun vor mir in der Horde an Schülern, die versuchten einen Platz zu bekommen. Alle drängten sich hinein und darauf hatte ich einfach keine Lust. Musste ich halt stehen, das war mir dann auch egal, solange ich mich nicht durch diese ganzen kleinen Kinder hindurch quetschen musste. Und wie ich doch recht hatte. Im Hinteren Bereich des Busses begann sich schon alles zu stauen und vorn waren nur noch wenige Plätze frei. Vor mir lief Lauren und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass alle die jünger waren als die Leute aus meiner Stufe, Respekt vor denen aus der Oberstufe hatten. Niemand der Schüler der siebten, achten oder neunten Klassen setze sich zu ihnen und somit auch nicht zu ihr. Lauren sah sie an, worauf sie ihre Tasche auf den Schoß nahm und den Platz für meine beste Freundin frei machte. Doch was Lauren jetzt tat, wollte mir nicht in den Kopf gehen. Wie konnte ein Mensch so stur sein? Sie drehte den Kopf beiseite, woraufhin sie meinte: „Da steh ich ja lieber.“ Dann trottete sie bis in etwa die Mitte des Busses und hielt sich an einer der Stangen fest. Ihr Blick und auch meiner folgten verwirrt Lauren und sicher war sie auch entsetzt. „Magst du dann vielleicht. Ist ja nicht so, dass hier noch frei ist.“ vernahm ich ihre Stimme, woraufhin ich meinen Kopf zu ihr drehte, bevor ich mich auf den Platz neben sie setzte. „Tut mir Leid wegen ihr. Ich weis nicht was in sie gefahren ist.“ Sie legte lediglich ein Lächeln auf und stellte ihre Tasche dann auf den Boden. Wieder wandte sie den Blick zu mir und blickte mich mit ihren wunderschönen blau-grünen Augen an. „Ist doch nicht schlimm. Dann kann sie mich eben nicht leiden. Da ist sie sicher nicht die Einzige von euch Kleinen.“ Sie kicherte kurz. „Ist sie deine Freundin?“ fragte sie dann aber ernst. So wie sie nun lachte entglitten mir anscheinend meine Gesichtszüge. Eine bessere Erklärung war mir nicht eingefallen. „N...Nein! Nur meine beste Freundin.“ Wie konnte sie soetwas denken. Sah es wirklich so aus als ob ich vergeben war und dann auch noch an Lauren? „Gut, dachte schon ich muss mir sorgen machen. Ich finde dich nämlich irgendwie recht sympathisch.“ Ihr Lächeln war wunderschön und wenn sie dazu noch solche Sachen sagte, brachte es mein Herz ein wenig zum strahlen. Ja, diese Frau wollte ich haben. Bei mir, in meiner Nähe und auch wenn es nicht zu einer festen Partnerin war. Sie war eben einfach das, was ich mir unter einer vernünftigen Frau vorstellte. Nicht zu groß und auch nicht zu klein. Highheels die sie größer machten und ihre Beine noch länger, obwohl diese schon durch die kurze knallige Hose betont waren. Dazu ein lässiges Tanktop. Nicht zu einfach und auch nicht zu übertrieben.

Der Bus leerte sich und der Platz vor mir wurde auch Frei, woraufhin ich meine Tasche nahm und mich dorthin begab. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich wäre schon jetzt in ihrem Bann gefangen. „Willst du etwa vor mir flüchten?“ grinste sie, war dabei mit beiden Armen auf die Lehne gelehnt. Ihre Worte trafen direkt meine Gehörgänge, da ihr Mund nur unmittelbar daneben war. Ich drehte mich, lehnte mich gegen die Buswand und sah zu ihr. Ihre Kopf hatte sie auf den linken Arm gelehnt und sie sah mich noch immer an. „Als ob ich vor so einer Schönheit flüchten würde.“ Verlegen sah sie mich an. „Na nun übertreibst du aber.“ Die Ironie in ihrer Stimme war voll und ganz zu hören und ich legte deshalb ein Grinsen auf. „Tu ich nicht. Würde diese hübsche Lady mir vielleicht ihren Namen verraten?“ Die Frage wollte endlich aus mir raus. Ich wollte diesem Bild der perfekten Frau einen Namen zuordnen. „Ich hab eine Idee. Du sagst mir deinen und ich sage dir, ob einer der Buchstaben auch in meinem Vorkommt.“ So gemein, aber ich hatte keine andere Wahl. „Na gut. Ich bin Hannes.“ meinte ich dann. „Der Name gefällt mir. Mein Name fängt mit dem Buchstaben an, mit dem deiner endet.“ Sie fing also mit einem S an. Nur das konnte mir nicht viel weiter helfen, schließlich begannen viele Namen mit einem S. „Vielleicht Sarah?“ Ich wartete auf ihre Antwort, doch sie schüttelte nur den Kopf. Ich wollte doch nur ihre wundervolle Stimme hören. „Susan? Sarina? Sabrina? Susi? Sandra? Saskia? Steffi? Stefanie? Sabine?“ Doch noch immer schüttelte sie den Kopf und mir gingen langsam die Namen aus. Auch wenn es eigentlich mehr als genug gab, fielen mir gerade jetzt keine weiteren ein. „Silvia? Sandy? Stella?“ Noch immer war ihrer nicht dabei und langsam verzweifelte ich. Mittlerweile fuhr der Bus sogar schon in mein Dorf ein und sie saß noch immer hinter mir und ich wusste noch immer ihren Namen nicht. Jemand hatte gerade die Klingel gedrückt und wenig später kam der Bus nun auch zum stehen. Ich stand auf, schnappte mir meine Tasche und zu meiner Verwunderung tat sie das Gleiche. Verwirrt sah ich sie an. „Du bist doch aber heute morgen ganz woanders dazu gestiegen?“ meinte ich, mehr als eine Art Frage. Sie nickte nur, während sie die Stufen nach unten ging. „Ja, da kam ich von zuhaue, aber jetzt geh ich für eine Weile zu meinem Vater.“ Hinter uns schlossen sich unterdessen die Türen vom Bus und dieser fuhr wieder davon. Meine Gruppe war schon einige Meter gegangen, bevor sich einer meiner besten Kumpels umdrehte und nach mir rief. „Ich würde mich freuen, wenn du mir morgen Früh einen Platz im Bus freihalten könntest.“ Da war es wieder. Ihr schönes und einzigartiges Lächeln, was noch niemand zuvor mir so gezeigt hatte. Und so brachte sie mich auch wieder dazu, zu lächeln. Sie jedoch machte auf dem Absatz kehrt und schlug mir dabei fast ihre Mähne ins Gesicht. Doch sie blieb stehen und ging nich davon. Noch einmal drehte sie den Kopf zu mir zurück. „Ach ja, da war ja noch was. Bevor du dir den hübsches Köpfchen zerbrichst welche Namen noch mit einem S anfangen. Mein Name lautet Stacy.“ Mit diesen Worten lies sie mich stehen und lief davon. Stacy, auf diesen Namen wäre ich sicher niemals gekommen, bei ihr vor allen Dingen am aller wenigsten.  

Kapitel 5: Fremde Nachhilfelehrerin

(Hannes Sicht)

Ich blickte ihr noch nach, wie sie davon lief und dabei provokativ mit ihrem wohlgeformten Hinterteil zu wackeln schien. „Hey Hannes, jetzt komm schon. Die Kleine wirst du schon noch wiedersehen.“ kam es aus dem Mund meines Kumpels. Er war momentan der einzigste Kerl neben mir hier. Schließlich war er in meiner Klasse, jedoch ein Jahr jünger. Der Rest meiner Jungs hatte es bereits im letzten Jahr, oder auch im Jahr davor, aus der Schule geschafft. Nur ich war wieder der Dumme, der Ewigkeiten brauchte. Manchmal ärgerte ich mich selbst darüber, wie faul ich doch war. Aber ich schaffte es einfach nie das zu ändern und ich bezweifelte auch, dass unser Direx das mit seiner Nachhilfeaktion schaffte. Doch was nutzte es sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen? Ich seufzte und folgte ihm dann. Schnell verabschiedete ich mich noch von Lauren und ihrer kleinen Schwester, bevor diese auch ihren Weg gingen. Irgendetwas war heute definitiv komisch an Lauren. Auch wenn ich nicht genau wusste, was es war, es beunruhigte mich irgendwie und machte mir angst, da ich sie noch nie so erlebt hatte. Ihr letzter Blick zu mir war so kalt und noch nie zuvor hatte sie einem Menschen soetwas wie Stacy an den Kopf gehauen. Was war nur in die gefahren? Ich erkannte sie einfach nicht wieder.

„Sag mal Hannes, worüber zerbrichst du dir eigentlich die ganze Zeit den Kopf?“ Marcel sah mich an und wartete auf eine Antwort, doch da ich keine Lust hatte darüber zu reden, schüttelte ich einfach den Kopf. Nur jetzt wusste ich noch nicht, dass er nicht locker lassen würde. „Ach komm schon. Ist es wegen ihr? Sie gefällt dir oder?“ Er grinste breit, bevor er weiter redete. „Komm gibs doch einfach zu. Du bist scharf auf sie und willst sie Nageln. Das sieht man dir doch an. Man Hannes, dass du die Weiber immer nur für...“- „Marcel, kannst du jetzt vielleicht mal die Fresse halten. Ich will grad Andi anrufen, wo er und Carsten wieder stecken. Also Schnautze!“ motze ich ihn an. Es tat mir zwar Leid, aber ich hasse es, wenn er die ganze Zeit nur über soetwas labern konnte. Ich hasse es! Und das wussten sie, wussten sie alle und trotzdem taten sie manchmal so, als würde es nicht so sein. Als würden sie vergessen wer ich war, obwohl diese Kerle mich besser kannten als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Ich seufzte, drückte nun endlich auf das Wort ANRUFEN und hielt mir das Handy ans Ohr. Ein bis zwei mal vernahm ich nur dieses Tuten, bevor irgend so eine Musik abgespielt wurde und ich mich wieder fragen musste, warum Andi überhaupt diese Warteschleidentöne benutzte. Doch um so erleichterter war ich, als er nun abnahm und ich ihn endlich mit meinem Anliegen zu texten konnte. „Sag mal, wo stecken du und der Derre eigentlich grade wieder? Ich irr hier mit Marcel durch die Gegend und ich dachte...“- „Du dachtest wir könnten bei einem Bier oder soetwas den Tag ausklingen lassen. Hab ich recht, oder hab ich recht.“ Ich seufzte. Wie er doch wieder mit Leichtigkeit wusste, auf was ich hinaus wollte. Schnell hatten wir alle weiteren Details geklärt und waren uns sicher, dass wir uns in unserer Stammbar am heutigen Abend treffen würden. Doch da wusste ich noch nicht, was mich erwarten sollte. Denn hätte ich es gewusst, wäre ich nie im Leben gegangen.

Doch vorerst verabschiedete ich mich von Marcel und begab mich auf den Heimweg, der nicht mehr all zu weit war, auch wenn ich einen Umweg gegangen war, da ich Marcel noch begleitet hatte. Als ich den Schlüssel gerade in das Schlüsselloch stecken wollte, riss jemand die Tür auf und ich stand erschrocken und wie angewurzelt da und wagte nicht mich nur einen Zentimeter zu bewegen. Meine Mom sah mich sauer an und ich fragte mich, was ich jetzt schon wieder verbrochen hatte, dass sie mich so begrüßte. „Sei froh, dass dein Vater nicht zuhause ist, Junge.“ Sie packte mich am Arm und zog mich mit nach Drinnen. Irgendetwas war komisch. Ich hatte doch in der Schule heute nichts versaut und auch nicht dummes angestellt. Bevor sie mich ins Wohnzimmer ziehen konnte, blieb sie stehen. „Warum muss ich durch einen Anruf von deinem Direktor erfahren, dass mein Sohn zur Nachhilfe muss und die Betonung liegt auf MUSS!?“ Ihre Stimme klang nicht gerade erfreut über diese Tatsache und ich wusste, ich hätte ich das schon am Freitag sagen sollen. Doch da war mein Vater daheim gewesen, der sonst immer auf langen Arbeitsreisen war. Gerade in solchen Momenten musste er immer daheim sein. Immer gerade da, wenn es mit meiner Mutter wichtige Sachen zu besprechen gab. Ich seufzte, erklärte ihr, dass ich es selbst erst seit Freitag wusste und dass es an meinem Vater gelegen hatte, dass ich ihr nichts verriet. „Hannes, du bist unmöglich!“ seufzte sie. Doch was sollte ich schon machen. So war ich nun einmal und sie hatte es immerhin aufgegeben mich zu ändern. Ihre einzige Hoffnung lag lediglich darin, dass irgendwann einmal eine Frau auftauchen würde, die Alles ändern könnte. Und wenn meine Mutter der Meinung war, dass Alles geändert werden musste, dann musste Alles geändert werden. Ich seufzte: „Kann ich dann jetzt gehen, oder kommt noch was?“ Ich war schon in begriff zu gehen und hatte mich sogar schon umgedreht. „Also willst du doch vor mir Flüchten.“ Das konnte nicht möglich sein. Woher wusste sie denn, wo ich wohnte? Oder war sie etwa gar nicht zu ihrem Vater gegangen, sondern mir gefolgt. „Ja Hannes, du hast Besuch. Das wollte ich dir eigentlich noch sagen. Aber da du die junge Dame ja anscheinend nicht sehen möchtest, dann lass ich sie wieder raus.“ Meine Mutter ging mit ihr zusammen an mir vorbei. Sie drehte sich noch kurz um und lächelte. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte und konnte gerade so noch die Beiden stoppen, als meine Mutter die Tür öffnen wollte. „Nein, nein. Schon ok. Stacy, magst du nicht vielleicht doch bleiben?“ Scheiße Hannes, was laberst du denn da? Vor allem mit was für einer lieben Stimme? Ach verdammt, jetzt musste sie doch sonst was von mir denken. Ich schluckte und machte mich auf ein 'Nein' gefasst, doch sie drehte sich zu mir und aus ihrem Mund kam ein „Gern doch.“ Es klang auf eine Art verführerisch, auf die andere eher unsicher und überrascht. Doch Ich hatte das Gefühl, dass Stacy es gern tat. Dass sie gern bei mir blieb. Ich wies ihr kurz mir zu folgen und ging dann die Treppe nach oben. Mein Ziel war mein Zimmer und ich hoffe, dass sie es nicht zu unordentlich fand. Ich wartete kurz auf sie, bevor ich die Tür für sie aufmachte und sie eintreten lies. Sie hatte noch immer ihre Schultasche bei sich und das machte mich ziemlich sicher, dass sie garnicht bei ihrem Vater gewesen sein konnte. Sonst hätte sie diese Wohl dort gelassen. Stacy trat vor mir in das Zimmer und sah sich kurz um. „Du scheinst ziemlich ordentlich zu sein.“ meinte sie. Ich jedoch stutze nur. „Das nennst du ordentlich? Ich finde hier siehts schlimmer aus als sonst.“- „Dann warst du noch nie in meinem Zimmer. Da ich zuhause alles machen muss, bleibt mir nur wenig Zeit um mein Zimmer aufzuräumen.“ Sie seufzte, zeigte dann auf mein Bett und fragte mich, ob sie sich setzen könnte. Ich nickte nur, worauf sie ihre Tasche abstellte und sich setzte. Ich schaffte es einfach nicht meinen Blick von ihr abzuwenden, auch wenn ich selbst nicht wusste warum das so war. Aber ich wusste, dass sie wirklich atemberaubend war. „Sag mal, wolltest du nicht eigentlich zu deinem Vater?“ fragte ich sie, während ich mich auf meinem Schreibtischstuhl niederließ. Sie jedoch grinste nur und nickte. „Ja, aber er ist nicht da. Also habe ich eine Freundin von mir angerufen, ob sie mir nicht sagen könnte wo du wohnst. Schließlich muss sie so oder so bald zu dir. Nachhilfestunden.“ Sie grinste. Stacy kannte also meine Nachhilfelehrerin? Dann konnte ich sie ja fragen, wer sie war und wie sie aus sah. Vielleicht war dieses Mädchen ja gar nicht so übel. „Aber komm jetzt ja nicht auf die Idee, dass ich dir sagen könnte, wer sie ist. Vergiss es, das wirst du schon noch früh genug erfahren. Also, was machen wir jetzt?“ fragte sie neugierig. Was meinte sie mit WIR? Meinte sie allen ernstes sich und mich? Diese Mädchen wollte mich doch auf den Arm nehmen! „Wir?“ fragte ich daher leicht verwirrt um dann zu erfahren, dass sie wirklich sich und mich meinte. Ich seufzte. Hatte keine Ahnung, was ich machen sollte und zuckte mit den Schultern. „Kannst du vielleicht Mathe und kannst meine Nachhilfelehrerin vertreten?“ fragte ich sie nett. Wenn sie schon einmal hier war, dann musste ich auch meine Chance nutzen und wer wusste schon, wozu man sie gebrauchen konnte. Sie seufzte, stand dann aber auf. „Na zeig mal her. Aber glaub ja nicht, dass ich das immer mache. Dein Direx lässt das seine eigene Tochter machen, da er ziemliches vertrauen in sie hat. Also ist das hier eine Ausnahme.“ Sie kam zu mir herüber, während ich nickte. Jetzt wusste ich wenigstens schon einmal etwas über meine neue Nachhilfelehrerin. Sie ist die Tochter des Direktors, was wirklich nichts gutes zu bedeuten hatte. Doch Stacy war momentan die einzige Mathelehrerin die mich interessierte und ich hielt ihr auch schon, wie aus einem Reflex heraus, mein Mathebuch hin. „Jetzt sag mir mal bitte noch, wo ich sitzen soll.“ Ich grinste, rutschte etwas vom Tisch weg und legte meine Hände auf meiner Oberschenkel um ihr klar zu machen, dass sie doch auch dort sitzen konnte. Doch sie schüttelte nur den Kopf, meinte dann: „Nein, dann konzentrierst du dich nicht auf Mathe. Also lass uns auf dein Bett setzen.“ Sie nahm mir das Buch aus der Hand und lief wieder auf mein Bett zu bevor sie sich dorthin setzte. Ich bewegte mich also auch und beschloss ihr Gesellschaft zu leisten, setzte mich dann ihr gegenüber und musste mich zusammen reißen, dass ich meine Gedanken Mathe zu wand und nicht ihr. Denn es war ziemlich schwer ihr nicht in den Ausschnitt zu sehen. Aber dennoch schaffte ich es meine Gedanken fast immer auf Mathematik zu konzentrieren und was dann geschah, war beinahe wie ein Wunder. „Stay, du wirst es nicht glauben, aber ich glaub ich habs verstanden.“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Du nennst mich also Stay? Na gut, dann tu das. Ich bin stolz auf dich. Ich hoffe bei ihr wirst du es dann auch verstehen.“ Ja, ich nannte sie Stay, warum auch immer ich das tat. Das lächeln von ihren Lippen verschwand nicht. „Sag mal, du hast nicht zufällig Feuer? Es sei denn ich darf nicht auf deinen Balkon gehen und eine Rauchen.“ Ich seufzte, wie ich es doch hasste, dass sie rauchte. Doch was blieb mir übrig? Ich stand also auf, ging zurück zu meinem Schreibtisch und schmiss ihr dann ein Feuerzeug zu. Sie fing, ging nach draußen und lehnte sich an das Geländer. Ihre Zigarette hatte sie sich zwischen die Lippen gesteckt und zündete diese nun an. Ich schüttelte nur meinen Kopf, als ich zu ihr nach draußen ging. „Auch mal ziehn?“ fragte sie locker. Doch ich schüttelte nur den Kopf und lehnte ab. „Nein danke, ich hab aufgehört.“ dennoch lehnte ich mich neben sie. Es war nicht so, als würde es mich stören, dass sie jetzt neben mir stand und eine paffte, aber es gefiel mir einfach nicht. „Du Glückspilz. Ich komm einfach nicht davon weg. Es ist seit ein paar Monaten noch viel schlimmer geworden. Weist du, meine Eltern sind geschieden und ich lege zusammen mit meiner Schwester Cassandra bei meiner Mutter. Ich hasse diese Frau für alles was sie tut und was sie nicht tut. Cassie ist ihr absoluter Liebling und ich hab den ganzen Ärger am Hals und muss alles machen. Zuviel Stress für mich. Darum schaff ich es einfach nicht, wieder damit aufzuhören.“ Konnte diese Frau etwa meine Gedanken lesen? Während sie sprach wollte ich sie beinahe unterbrechen und fragen was ihre Gründe waren, doch das hatte sich nun von ganz allein geklärt. Ich seufzte. „Stay, was sagst du dazu, heute Abend mit auf eine kleine Party zu gehen. Ich treff mich eigentlich mit meinen Freunden, aber ich denke mal sie würden nichts gegen dich haben.“ Ich grinste sie an und erhoffte mir natürlich eine positive Antwort.

Impressum

Texte: Lucy McCrimson
Bildmaterialien: Lucy McCrimson
Tag der Veröffentlichung: 16.04.2013

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