Kapitelübersicht
PROLOG
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
Prolog
...2011...
„Mama, bitte erzähl uns eine Geschichte!“ „Die die du letztens angefangen hast zu erzählen! Mit dem Untoten Dingens da..!“ „Hm. Aber davon könnt ihr nicht schlafen.“, sagte ich. „Doch, bitte Mama!“ „Bitte…“ „Nagut…“ ...Und so fing ich an aus der Ich-Perspektive zu erzählen…
„Es war, als ich 16 Jahre alt war. Im Krieg ist mein angeblicher Vater gefallen, und meine Mutter ist verschwunden. Noch nicht mal heute weiß ich, wohin sie geflohen ist, und ob sie überhaupt geflohen ist… In der Nacht, als der Krieg endete, legte ich mich auf mein zusammengekrachtes Bett. Ich musste ja irgendwie schlafen. Und in dieser Nacht, träumte ich was ganz merkwürdiges…“
„Pia, meine Tochter.“, sagte jemand hinter mir. Die Welt, in der ich war, war in einem grauen und grünen Farbton. Ich drehte mich um, und eine merkwürdige Gestalt stand vor mir. „Tochter?“, fragte ich mit zitternder Stimme. „Du kannst nicht mein Vater sein. Er ist im Krieg gefallen…“, fügte ich hinzu. „Und woher willst du wissen dass es wirklich dein
Vater war?!“, zischte die Gestalt mit gereizter Stimme. Ich erschrak und trat zwei Schritte rückwärts, und mein Blick senkte sich auf dem Boden. „Ich bin dein wirklicher Vater. Deine Mutter war zwar deine, aber der Vater, war nicht wirklich dein Vater. Du wurdest vor 16 Jahren geboren, von deiner Mutter Scarlett. Als du 2 Jahre alt warst, wurden wir von einem äußert gefährlichen Volk angegriffen. Ein Viertel der Einwohner kam ums Leben. Und ich wollte Rache nehmen. Ich zog los, und machte mich auf die Suche nach diesem Volk. Aber als ich es fast geschafft hatte, kam der Untote Fürst, und setzte meinem Leben ein Strich durch die Rechnung. Und dann, als du 4 Jahre alt wurdest, heiratete deine Mutter einen anderen. Das ist dir nicht bewusst, weil du dies früher nicht richtig mitgekriegt hast, aber glaub mir.“ Ich konnte es nicht glauben, aber ich musste es. „Es ist nur ein Traum.“, sagte ich und schloss meine Augen. „Nein, ist es nicht!“, fauchte die Gestalt wieder in diesem gespenstischen Ton. Ich öffnete wieder schlagartig die Augen. Diese Gestalt stand immer noch vor mir. „Was willst du von mir?!“, rief ich. „Ich will, dass du dieses Volk erledigst. Du hast Kräfte von mir, von deinem leiblichen Vater. Du hast die Fähigkeit in die Schattenwelt zu treten, wie du gerade merkst. Du bist bereit zum Kämpfen. – Dazu haben die wenigsten Frauen der Erde die Macht zu.“ „Ich kann nicht kämpfen.“, sagte ich leise. „Doch kannst du! Du musst nur dran glauben. Hier, eine Klinge, mit der ich weit gekommen bin. Nur mit dieser Schattenklinge kann man den Untoten besiegen…“ Er reichte mir eine Klinge. Spitz war sie, und in einer rundlichen Form. „Lasse dir das Kämpfen beibringen, und auch wenn dich alle auslachen, du weißt, dass du das kannst. Ich werde dich beobachteten. Erlerne die Fähigkeiten, die du brauchst. Und jetzt, wach auf… „Aber…!“, wollte ich erwidern, und fragen, wer der Untote Fürst sei, aber alles verschwamm, und ich hörte nur noch: „Du wirst es erfahren…“ …
„Oh Gott! Und das ist wirklich wahr?! Was passierte dann?“, fragte Lea ungeduldig. Wir wärmten uns die Hände am Lagerfeuer. „Ja Mama! Was passierte dann? Wir wollen noch nicht schlafen gehen.“, stimmte auch Kenia zu. „Bitteeee!“, flehte Lea. „Na gut. Aber danach geht ihr wirklich schlafen ja?“, fragte ich meine Kinder, und als sie die Frage mit einem Nicken bestätigten, erzählte ich weiter…
1. Kapitel
...1752...
Ich wachte auf, und ich blickte in mein zerstörtes Haus. Was hatte ich da bloß geträumt? Aber in diesem Moment blitzte etwas in meinem Bücherschrank auf. Ich rappelte mich aus meinem zusammen gekrachten Bett, und flitzte zum Regal. Und ich hatte wohl wirklich nicht geträumt, es war die Klinge. Die Schattenklinge. Ich nahm den Griff, und fiel vor dem schweren Eisen fast um. Die war schwerer, als jedes Schwert was ich je in der Hand hielt. Ich ließ die Klinge fallen, und mit einem lauten Knall fiel sie auf den Boden. „Oh Gott.“, fluchte ich, damit sollte ich kämpfen? Erst mal musste ich überhaupt die Fähigkeit Kämpfen erlernen, und ohne Schwert ging das nun mal nicht. Ich nahm meinen kleinen Geldbeutel und zählte die Goldstücke. 123 hatte ich noch, dazu 276 Silbertaler.
(1 Goldstück = 100 Silbertalern)
Das reichte vielleicht für ein Anfänger Schwert… Aber… musste ich hier nicht noch Gold von meinem Vater finden? Die fast zerbrochene Treppe lief ich runter. Da! Auf dem Tisch. Papas
Geldbeutel. Aber… Es war ja eigentlich gar nicht mein Vater. Trotzdem öffnete ich ihn und eine Menge Goldstücke und Silberstücke fielen heraus. Und ich konnte mir denken, warum Mama unbedingt diesen Typ als zweiten ausgewählt hatte. 4cvAuch diese Geldstücke zählte ich. 1637 Goldstücke, und 856 Silberstücke… „Reiche Sau…“, sagte ich zu mir selbst und steckte das Geld in meinen Geldbeutel. Mit 1760 Goldstücken und 979 Silbertalern musste ich doch was anfangen können.
Ich versuchte noch mal die Klinge hochzunehmen, aber es riss mein Gewicht wieder fast herunter. Gott, Pia! Streng dich an, dachte ich. Ich schloss die Augen und griff noch mal entschlossen die Klinge. Mit aller Kraft hob ich die Klinge in die Luft. Höher als mein Kopf. Und ich spürte einen kompletten Ruck in dem Körper. Etwas Hellblaues kreiste um meinen Körper. Ich drehte mich, die Klinge wurde leichter. Ich streckte sie immer mehr nach oben. Und vor mir flammte ein blaues Licht auf. Nach 10 Sekunden war alles wieder normal – außer die Klinge. Sie funkelte in einem blauen Ton wenn ich sie bewegte. – Aber sie war leicht. Federleicht.
Ich wurde voller Motivation und Kraft geladen, und beschloss nun zu Janscero zu gehen, einem Schmied, der früher ein Kämpfer war…
Ich trat aus der Tür, meine Klinge dicht neben mir. Jeder sollte wissen, dass ich kein schüchternes, dummes Mädchen war, sondern raus in die Welt wollte, um meinen eigenen Weg zu gehen. Ich ging durch die Gassen und landete auf dem Marktplatz. Als ich den Brot-Stand sah, merkte ich, dass ich furchtbaren Hunger hatte. „Hallo Pia!“, begrüßte mich der Bäcker. „Hallo.“, grüßte ich auch. „Was kann ich dir geben?“ „Ich brauch ein bisschen Brot.“ „Klar. Jedes Brot 67 Silbertaler.“ „Dann nehme ich mal 3.“ „Ok. Hier. Das macht dann 201 Silbertaler.“ Aus meinem Geldbeutel nahm ich zwei Goldstücke und ein Silbertaler.
Bald aber merkte ich, dass es kompliziert war die drei Brote und die Klinge zu tragen. Ich musste dringend zum Schneider, und mir ein kleines Stofftäschchen schneidern lassen. Also suchte ich den Schneider auf, und fragte nach so einem Stofftäschchen. „Wir haben sogar noch welche im Angebot.“ Sie zeigte mir 5 verschiedene, die sich in den Preisen von 12 – 30 Goldstücken befanden. „Dann nimm ich die für 25GS (GS = Goldstück / ST = Silbertaler).“, sagte ich, und bekam eine etwas größere Stofftasche. Dort konnte ich meine drei Brote hineintun. Jetzt brauchte ich nur noch Janscero zu suchen.
Der Fluss an dem ich vorbei lief, glitzerte in der frühen Morgensonne. Am Gebäude des Schmiedes stand ein Bürger. „Hallo Pia!“, begrüßte er mich. „Hallo.“, sagte ich und wollte die Tür zum Schmied öffnen. „Janscero ist nicht da.“, sagte der Bürger. „Was willst du dort?“ „Ich… ich will ihn was fragen.“ „Ah jaaa…? Was denn?“ Ich holte tief Luft und sagte: „Ich muss kämpfen lernen.“ Zuerst bekam ich keine Antwort, bis der Bürger laut los lachte. „Du und kämpfen!“, lachte er. Ich wusste es. Alle würden mich auslachen. Aber was sagte mein Vater noch?
Lasse dir das Kämpfen beibringen, und auch wenn dich alle auslachen, du weißt, dass du das kannst. Also fasste ich Mut. Ich zog die Schattenklinge aus meiner Schwertscheide. „Nimm das zurück.“, sagte ich mit zitternder Stimme. Schlagartig verging dem Bürger das Lachen. Ich zog die Klinge wieder zurück. „Also, wo ist Janscero?“ „Er ist in sein Haus gegangen. Er wohnt in den Hintergassen.“ „Danke, Monsieur.“ Und ich verschwand. Ihm hatte ich das Lachen aus dem Mund gebracht, aber was würde Janscero sagen?
Als ich so durch die Gegend schlenderte, erblickten manche Bürger meine Schattenklinge. War sie schlimm? Kannte sie jeder? Ich wusste es nicht.
Aber ich ging einfach weiter. Bis in die Hintergassen, wo ich dann an Jansceros Tür klopfte. Er öffnete sie. „Oh hallo Pia.“, meinte er verwundert. „Hallo Janscero. Ich muss mit dir reden.“ „Klar, kein Problem, komm rein.“ Er ließ mich in sein kleines Häuslein und schloss die Tür. Er führte mich in seine kleine Stube. „Setz dich.“ Ich nahm Platz auf einem sehr gemütlichen Sessel. „Gut, was ist denn los?“ „Als aller erstes will ich wissen warum du nicht in deiner Schmiede bist.“ „Ist so.“ „Ach so, wenn das so is‘. Na dann komm ich mal zum Richtigen. Also. Ich wollte dich fragen… also… du warst ja früher Kämpfer. Ich wollte dich eigentlich fragen… ob du mir ein paar Grundlagen beibringen könntest? Ich habe von meinem leiblichen Vater den Auftrag bekommen, den Untoten Fürsten zu töten.“ Janscero blickte mich erstaunt an. „Der Untoten Fürst? Auf der Ostseite? Dein leiblicher Vater? Ist der nicht schon längst tot?“ „Ich… ich habe von ihm geträumt, und er hat mit mir geredet… In… In der Schattenwelt. Ich fand es sehr schockierend, als ich heute Nacht erfuhr, dass ich die ganze Zeit einen Stiefvater an mir hängen hatte.“, meinte ich mit tiefer Stimme. „Oh. Ja, ehm… Also der Untote Fürst ist sehr stark. Aber du hast sicher nur wieder irgendein Mist geträumt. Das muss man erst mal beweisen können.“ „Ich habe einen Beweis.“ Ich stand auf, und zückte geschickt meine Schattenklinge aus der Schwertscheide. „In der Schattenwelt hat Vater sie mir die gegeben, und heute Morgen fand ich sie im Bücherregal.“ „Oh Gott! Das ist die Schattenklinge! Das ist das einzige Modell, was es noch gibt! Und es ist die einzige Waffe, die den Untoten Fürsten besiegen kann… Okay, ich glaube dir. Ich kann dich ein wenig lehren, aber wegen der dafür verlorenen Zeit brauch ich einige Goldstücke. 5 Stück, pro Stunde. Einverstanden?“ „Einverstanden.“, stimmte ich zu. „Gut, möchtest du gleich loslegen?“ Ich nickte. Und wir gingen zusammen hinaus, in seinen kleinen, mit Mauer abgezäunten, Garten.
„Schön. Ala aller erstes musst du die Kategorie der normalen Kampfschläge erlernen. Die ist noch sehr einfach zu beherrschen. Zu den normalen Kampfschlägen gehören die Schrägschläge und gerade Schläge. Fangen wir an mit den geraden Schlägen. Du bist mit dem Schwert in einer geraden Haltung. Und beim Schlag schwingst du das Schwert gerade von links nach rechts, oder von rechts nach links. Der Schlag ist ganz gut, um den kleinen Monstern den Kopf ab zu hacken.“ Er führte den Schlag einmal an einer armen Pflanze vor. Dann sollte ich es versuchen. Ich stellte mich vor eine große Sonnenblume, und schwang die Klinge einmal gerade durch die Pflanze. Die Schattenklinge hinterließ blaue Funken, während ich es schwang. Die Blüte platschte auf den Boden. „He, das war ja besser als ich je gesehen habe! Die Klinge muss ja ordentlich was drauf haben. Dann können wir ja mit den Schrägschlägen weiter machen. Da gibt es ganz viele, die aber alle das gleiche Konzept haben: Der Schrägschlag wird schräg ausgeführt. Zum Beispiel von unten links nach oben rechts. Oder von oben links nach unten rechts. Da gibt es also 4 verschiedene Arten. Daraus kann man auch die Schrägkombination machen, aber die bring ich dir später bei.“ Ich nickte. „Also, versuchen wir mal den Schrägschlag von unten rechts nach oben links. Du hälst deine Klinge unten rechts, und schwingst sie dann in einer geraden schrägen Linie nach oben links. Ungefähr so..“ Und schon verpasste er einer weiteren Pflanze schräg ein Strich durch die Rechnung. In der Luft führte er mir noch die anderen 3 Arten vor. Dann sollte ich es probieren. Da ich nicht noch einer weiteren Pflanze das Leben nehmen wollte, immerhin waren es auch Lebewesen, führte ich die 4 Schrägschläge langsam nacheinander in der Luft aus. „Schön! Das war ja wieder total super! Und wenn du die 4 Schrägschläge nun in einer bestimmten Reihenfolge schnell hintereinander ausführst, ist das die Schrägkombination.“ „Und wie lautet die Reihenfolge?“, fragte ich. „Unten rechts nach oben links, unten links nach oben rechts, oben links nach unten rechts, oben rechts nach unten links.“ Und so probierte ich es, ohne dass er es vormachte. Schnell schwang ich die Klinge von unten rechts nach oben links, positionierte den Schlaganfang wieder nach unten links und schwang die Klinge nach oben rechts, und führte die letzten zwei Schläge aus. Die Schattenklinge hinterließ weder die blauen Funken, und als ich nach etwas Üben etwas schneller wurde, ergab das sogar kurz ein „X“. „Wieder schön. Damit hast du die normalen Kampfschläge drauf, und sogar die einer der tausenden Kombinationen.“ „Gibt es auch eine Kombination mit den geraden Schlägen?“ „Ja, stimmt! Einfach von rechts nach links und wieder von links nach rechts. Also einmal hin und her.“ Ich versuchte es einmal, und es klappte. – Na ja, aber das war nun ja wirklich nicht sonderlich schwer! „Welche Schläge sind noch wichtig?“, fragte ich. „Weitere wichtige Schläge kann ich dir später beibringen, aber du brauchst noch dringend die Abwehrposition. Du stellst dich hin und hälst die Klinge schützend vor dir. Du musst den Gegner genau beobachten. Wenn das Schwert des Gegners von oben kommt, dann schützt du am besten mittig oder unten, dann wehrst du den Schlag mit der Klinge ab. Wenn der Schlag von unten kommt, hälst du mittig oder oben, und wenn er gerade kommt, natürlich mittig vor dir. Wir können es zusammen mal ausprobieren.“ Wir stellen uns gegenüber. Janscero setzte einen Schlag von oben an, und ich hielt die Klinge schützend mittig unten vor mir. Das Schwert von Janscero prallte daran ab. Dann kam er von der Mitte, und ich positionierte meine Klinge schnell dort hin. Nach ein paar weiteren Testschlägen, sagte Janscero: „Du bist ja fast n‘ Weltwunder! Wenn du alle Schläge drauf hast, schaffst du es sicher ins Ostland.“ Ich nickte, und in diesem Moment, schallte die Glocke der Kirche. Eine Stunde war vergangen! „Oh, du kriegst 5 Goldstücke.“ Die 5 Stücke gab ich ihm. „Ich glaube das reicht erst mal für mich. Zwei Kombinationen, zwei verschiedene Schläge mit verschiedenen Arten und Abwehrschläge. Ich komme bald wieder.“ „Ja, gut. Dann bring ich dir die Attacken Schläge bei. Und… um den Untoten Fürsten zu besiegen, brauchst du geistige Fähigkeiten. Geh mal zu Madame Choisilaque, auf dem Markt, dort ist sie manchmal, und bringt so etwas bei.“ Ich bedankte mich für die Information, und gab mir dann noch ein Zettel mit allen bekannten Körper-Fähigkeiten.
„Man ist das viel.“, sagte ich. „Och, es gibt noch viel mehr. Das sind ja nur die wichtigsten bekanntesten Körper-Fähigkeiten. Und wenn man dann auch noch die geistigen Fähigkeiten dazu zählt… Hach, eigentlich gibt es Unmengen. Vor allem die Kombinationen. Ich mein, man kann ja auch selbst Reihenfolgen aufstellen, und es ist trotzdem richtig. Wenn man jede einzelne Kombination-Reihenfolge aufschreiben würde, hätten die ja gar kein Ende mehr…“ Ich nickte. Ich wusste gar nicht, wie ich das bloß schaffen sollte. „Hat es dir denn wenigstens Spaß gemacht, ein wenig zu kämpfen?“ „Ja. Total.“ „Du bist das erste Mädchen was ich kenne, das kämpft.“ „Ja, mein Vater… er hat mir den Auftrag gegeben. Mir soll es Schnurzi sein, ob andere mich auslachen oder nicht. Vor allem die Schattenklinge…“ Ich blickte auf meine schöne Klinge „Sie ist total schön, und irgendwie… keine Ahnung, mir macht Kämpfen einfach Spaß.“ „Das ist doch schön. Und du willst jetzt los ziehen ins Ostland, und den Untoten Fürsten besiegen?“ „Vater meinte, es sind noch viele andere Sachen zu erledigen. Erst mal muss ich ins Ostland kommen, dafür muss ich über eine riesen große Brücke. Und die ist gefährlich. Und weit weg. Wie soll ich das bloß zu Fuß schaffen?!“ „Vielleicht schaust du mal bei Johann vorbei. Der hat immer ein paar Reittiere im Stall stehen…“ „Ich habe dafür nicht das nötige Gold.“, sagte ich, was eigentlich auch stimmte. Ich brauchte viel, damit ich auch länger im Ostland überleben konnte. „Hm. Warte mal.“, sagte er mysteriös und nahm sein Geldbeutel. Ich versuchte rein zu gucken… Und sah, dass er Unmengen von Gold hatte. „Ich kauf dir ein schönes Ross.“, sagte er. „Was? Das würdest du wirklich tun?“ „Dieses Volk hat uns angeriffen, und viele von uns getötet, jetzt machen wir daraus das Gegenteil. Außerdem bist du ein Naturtalent, ich unterstütze dich immer wann du willst.“ „Aber wenn ich im Ostland bin, kannst du mir nicht helfen… Du bist hier. Das ist viel zu weit weg.“ „Weißt du was? Ich komm einfach mit.“ „Echt? Und was ist dann mit deiner Schmiede?“ „Das kann man Ersatz-Typ machen.“ Ich lächelte. Schön. Aber es hatte reichlich Vorteile wenn er dabei ist: Er konnte mir jederzeit Kämpfen weiter lehren! Und er hatte viel Gold. Was man sicherlich auch ein bisschen ausnutzen könnte… - Na ja, so fies will ich nun auch wieder nicht sein. Ich blickte noch mal auf den Zettel mit den Kampfschlägen. „Dann kannst du mich ja auch noch weiter lehren, oder?“ „Na klar.! Weißt du was? Du nimmst dir einen Stift und markierst so die Sachen die du schon hast.“ Er gab mir einen Stift und ich fing an zu markieren...
Ich faltete den Zettel zusammen, und steckte ihn in meine Stofftasche. Janscero steckte sich den Geldbeutel ein, und nahm sein Schwert. „Gut, dann gehen wir jetzt zu Johann.“ Ich nickte, und konnte kaum glauben, bald ein eigenes Ross zu haben. Meine Mutter hatte nie genug Geld, und vor allem: Was sollte ich mit so einem Viech? Für lange Reisen praktisch, aber sonst… es würde so wie so nur im Stall stehen...
Johann wohnte mit seinem großen Pferdestall mit Bauernhof in der Nähe der Felder. Wir schritten über den Marktplatz, gingen über die wackelige Brücke über einen kleinen Fluss, und bogen dann in einen Feldweg ein, der direkt zu Johann führt…
2. Kapitel
Dort stand er gerade mit einem Holzbesen auf dem steinigen Innenhof und kehrte ihn. „Hallo Johann!“, rief Janscero. „Hallo Janscero! Was suchst du denn hier? Ein neues Ross gefällig?“ „Nene, ich brauch eins für Pia. Chalfúr ist ja noch gut in Schuss.“ „Oh, hallo Pia.“, sagte Johann, als er mich bemerkte. „Hallo Johann.“ „Dann kommt mal mit.“, sagte er, und wir folgten ihm.
Johann führte uns also in den Stall. Sofort kam mir der Geruch von Pferd in die Nase. Als ich in die kleinen Boxen schaute, sah ich eigentlich nur versifftes Stroh, welches auf dem Boden rumgammelte. Ehrlich gesagt taten mir die Pferde ziemlich leid, aber es ging nun mal nicht anders. „So, dann schau dich mal ein bisschen um.“ In einer kleinen Box stand ein kleines schwarzes Pony, welches mich aber eher weniger interessierte. So ein kleines Dingsbums brauch ich nun wirklich nicht. Das nächste Pferd war aber etwas größer, braun mit schwarzer Mähne und Schweif. Trotzdem nicht ganz so meine Größe. Und das dritte Pferd war das, was mich sofort wegriss. Ein ziemlich großes, schlankes Pferd, aber mit einer wunderbaren Muskulatur. Ein weißes Abzeichen war auf seinem Kopf, welches von der Stirn bis fast nach ganz unten ging. Auch ein bisschen die Beine waren weiß gestiefelt. „Wie heißt es?“, wollte ich natürlich wissen. Johann antwortete: „Das ist Baldur. Er ist hübsch, nicht wahr?“ „Eine echte Pracht!“, stimmte auch Janscero zu. Ich lächelte. Dann nahm mir Janscero die Frage direkt aus dem Mund: „Wie viel kostet er?“ „Ach, du kaufst so viele Rösser bei mir, ich mach dir dieses Mal ein schickes Angebot. 540 Silbertaler. In Ordnung?“ Ich war erstaunt. Das war wirklich wenig für dieses Prachtstück. „Dankeschön.“, sagte ich, und Janscero nickte auch dankbar. Vielleicht war dieses Pferd hübsch, aber das hieß noch lange nicht, ob man es auch reiten könnte. Doch danach wurde natürlich nicht gefragt. Johann schmiss ein Sattel auf den Baldur’s Rücken, und legte ihm ein Zaumzeug an. Dann drückte er noch ein Seil und so n’ anderes Ding in die Hand von Janscero. Am Zügel folgte mir das Pferd nach draußen. „Dann schwing dich mal rauf.“, sagte Janscero zu mir und lächelte. Ich stellte mein Fuß in den einen Bügel der links am Sattelzeug befestigt war, und schwang mich drauf. Ich nahm die Zügel fest in die Hand. Reiten konnte ich ja eigentlich nicht wirklich, aber ich wusste wie man ein Pferd voran trieb. Also drückte ich meine Beine gegen den Bauch des Pferdes und es fiel sofort in eine langsame Gangart. „Schritt.“, sagte Janscero. Dann fiel mir es auch wieder ein. Es gab drei verschiedene Gänge. Schritt, Trab, Galopp. Ich ritt ein bisschen um ihn herum, dann trieb ich Baldur wieder ein bisschen. Er fiel in eine schnellere Gangart: Trab. Ich saß bestimmt wie ein Kartoffelsack oben drauf. „Spann dich mehr an!“, rief Janscero.
Nach ein bisschen Üben funktionierte es! Dann trieb ich Baldur noch mehr, und er fiel in einen Galopp – eine ziemlich schnelle Gangart. Er ging am Anfang etwas mit den Vorderhufen und Hinterhufen hoch, aber dann galoppierte er normal. „Gut, dann reiten wir jetzt zurück. Danke Johann!“, rief Janscero. „Danke Johann!“, sagte auch ich und Johann antwortete: „Immer wieder gern. Ich wünsche euch viel Glück für die Reise zum Ostland.“
Das Ostland war weit weg, und ziemlich gefährlich. Wir wohnten hier im Westland, das bedeutete wir mussten ein mal gerade durch das ganze Land hindurch. Aber das war nur der Anfang, denn dort musste ich ja noch… Wie hieß es noch mal? Den… Den Untoten ehm… Fürst, ach ja genau den Unten Fürsten besiegen! Zwar glaube ich dies immer noch nicht so wirklich, aber wenn Janscero mir sogar glaubte…?
Janscero ging nun neben mir her. Ich saß auf Baldur, meiner schwarzen Pracht. „Wann beginnt unsere Reise zum Ostland?“ „Sobald du bereit bist. Deine Reitfähigkeiten werden wir auf dem Weg verbessern. Wir müssen uns aber noch vieles Suchen. So eine Reise kostet viel Geld. Zum Beispiel brauchen wir genügend Proviant, und erst recht ein Zelt.“ Ich nickte. Das war sicherlich alles gar nicht so einfach. „Wir können ja gleich mal auf dem Marktplatz schauen.“, sagte ich. Als das Pferd unter mir schnaubte, sagte ich: „Und wo soll Baldur die Nacht verbringen?“ „Natürlich bei Chalfúr! Ich habe ja noch einige Boxen frei.“ Ich lächelte. „Bring du ihn dann gleich in den Stall, ich mache ich schon mal auf dem Marktplatz.“ Ich nickte.
Wir kamen wieder zur Brücke, rauf auf den Marktplatz. Einige Kinder kamen mir freudig entgegen gesprungen, begrüßten mich, und wollten das Pferd streicheln. Nachdem ich an der ganzen Horde vorbei war, trennte ich mich von Janscero und ritt zu seiner Schmiede. Und ich glaube es nicht, da stand immer noch dieser Dorfbewohner. Ich hatte aber keinen Grund dazu ihn zu begrüßen. Also stieg ich vom Pferd, und öffnete die Tür zum dem Stall. So wie ich es eignetlich erwartet hatte, kam der Dorfbewohner und fragte: „Wo ist Janscero? Was willst du hier? Hast du das Recht sein Stall zu betreten?“ „Er ist auf dem Markt. Ich habe das Recht den Stall zu betreten, und jetzt lass mich in Ruhe.“ Sofort war der Dorfbewohner von meiner zickigen Tat geschockt und lief wieder zu seinen anscheinenden Wachposten.
Im Stall sah ich das Pferd von Janscero. Ich streichelte den Kopf von Chalfúr. Es war ein braunes, großes Pferd. Auch sehr hübsch. Daneben die Box hatte Stroh drin, also stellte ich mein Baldur dort rein. Ich streichelte auch ihm am Kopf und ging dann hinaus, um wieder zum Marktplatz zu laufen.
Ich traf Janscero beim ‚Proviant-Stand’. „Was hälst du von dem zweier Zelt?“, sagte er. Es war ein olivegrünes. „Super.“, sagte ich. Es war mir eigentlich egal, Hauptsache wir hatten irgendeine Möglichkeit um zu schlafen. Dann gingen wir zum Bäcker der Stadt, und kauften uns ein paar Brötchen, die für die ersten Nächte halten sollten. Dazu kauften wir uns noch kleine Fläschchen mit Wasser, frisch aus dem dorfeigenen Fluss. „So. Das war’s dann glaube ich auhc. Essen, Trinken, Zelt… Oh, wir brauchen noch ein paar Decken. Hast du eine zu Hause?“, fragte Janscero. „Natürlich!“, stimmte ich zu. „Gut. Ich bin dann noch kurz beim Sattler, und schaue nach einem weiteren Wandersattel für Baldur, damit auch er ein bisschen Last tragen kann. Du kannst nach Hause. Übe noch ein bisschen mit deiner Klinge umzugehen, oder ruhe dich aus. Ich hole dich spätestens übermorgen früh ab. Dann werden wir aufbrechen.“ Eigentlich wollte ich was erwidern. Noch konnte ich richtig Reiten oder Kämpfen. Und wir wollten schon spätestens übermorgen los. Das heißt noch maximal zwei Nächte in meinem zerschrotteten Wohnsitz. Ich verschwand vom Marktplatz, und lief in die Gasse unseres Hauses. Die Tür hing nur noch an einem Fitzel, sie würde jeden Moment abfallen. Ich huschte hinein, und legte die Schattenklinge vorsichtig ab. Eines war mir aufgefallen: War ich vor kurzem nicht noch ein schüchternes Mädchen? Und mit der Schattenklinge am Bauch hatte ich sogar einem Dorfbewohner die Klinge an das Kinn gedrückt. Ich bin ja wirklich fies. Was ist bloß mit mir los? Naja, vielleicht sollte ich einfach schlafen. Kann ja auch sein, das Janscero schon morgen kommt…
3. KAPITEL
„Pia! Piaaa! Aufwachen! Man, wir wollen los!“ Ich war noch halb in meinem Traum. Die letzten Wörter des Traumes hörte ich auch noch: „Töte sie…“ „PIA!“ Der aufschrillende Schrei von Janscero riss mich dann komplett aus meinem Traum. Die Gegend war verschwommen, ich konnte nicht richtig sehen. Meine Knochen taten weh. Es war, als würde jemand ein Messer in jeden einzelnen Körperteil stechen. „E..E…Eh…Was ist los?“ Ich schüttelte den Kopf. „Mensch, Pia! Wir wollen los! Das Ostland wartet! Was ist denn los mit dir?“ „Ich weiß nicht… Ich bin irgendwann eingeschlafen, und hatte dann wieder einen Traum, wie letztes Mal. Ich muss… Ach, verdammt! Es ist alles aus meinem Kopf raus!“ „Wie lange liegst du denn schon hier?“ „Ich glaube...“ Ich unterbrach, als ich bemerkte das ich wahrscheinlich einen kompletten Tag gepennt hatte. „Oh Gott! Ich bin vor zwei Tagen ins Bett gegangen!“ „Was? Ne, das kann nicht sein. Tut dir irgendwas weh?“ Ich wollte ihm nicht sagen, dass meine Knochen zerrten. Ich muss ins Ostland – und zwar heute noch. Irgendein Gefühl sagte mir dies. Also schüttelte ich den Kopf. Ich stand auf. Hätte ich nicht all meine Kraft zusammengefegt, wäre ich sicherlich umgekippt. Ich taumelte aus der Tür hinaus. Janscoer kam mit meiner Schattenklinge hinterher. „Nicht vergessen.“ „Ach ja.“ Ich steckte sie in meine Schwertscheide. Baldur stand mit Chalfúr vor meinem Haus. Beide mit einem Wandersattel besattelt, alles eingepackt. Zelt, und alles Proviant. „Wir werden auf unserer Reise sowie so Jagen müssen.“ Ich nickte. Dann schwang ich mich in den Sattel von Baldur. Noch einmal schaute ich das Haus an. Heruntergekommen von dem Angriff. Und genau in diesem Moment fiel die Tür aus der Sicherung und knallte auf den Boden. Vielleicht werde ich diese alte Hütte nie wieder sehen… Ein Wiehern meines Pferdes unter mir unterbrach mich aber aus den Gedanken. Ich warf noch einen Blick zurück auf das schöne Dorf, dann ritten wir auf die Brücke, die uns aus dem Dorf herausführen wird.
„Weißt du wo was lang geht?“ Janscero schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, aber ich habe einen Kompass mit. Wir müssen also immer Richtung Osten.“ Ich nickte.
Die Geräusche des Dorfes verschwanden immer mehr. Die Heimat verflog.
Wir waren unter freiem Himmel. Die Pferde liefen mit ihrem Hufen auf dem Sandweg. Rechts waren einige Bäume, darum war Grasfläche. Die Pferde schritten im Schritt. Die Sonne war erst beim Aufgehen.
Plötzlich huschte ein Tier am Feld links neben dem Sandweg vorbei. Ich wusste nicht was es war, aber ich schaute aufmerksam zu es, bis ich erkannte, es war ein Reh. „Wir müssen es doch wohl nicht töten?“, fragte ich Janscero. Er schüttelte den Kopf. „Noch brauchen wir nichts. Bis wir was brauchen, schmeckt das gar nicht mehr.“ Bei den Gedanken, das Fleisch des Tieres zu essen lief mir ein Schauer über den Rücken. Da verhungere ich lieber!
Wir kamen vom Sandweg an eine kleine Abzweigung. Der Kompass zeigte uns rechts – denn dort war Osten. Wir sahen einen Wald. Groß. Meterhohe Bäume. Sie ragten in die Höhe, einige sahen gefährlich aus. Der Boden war nicht sandig, nicht steinig, sondern irgendwie mit Moos bedeckt. Die Pferde fanden dies natürlich umso gemütlicher für die Hufe. Doch kaum ritten wir in den Wald sprangen zwei Krieger aus den Gebüschen. Ich reagierte sofort auf die Aktion, riss die Schattenklinge aus meiner Schwertscheide und galoppierte auf den einen zu. Der ließ sich nichts vormachen, wollte mich vom Pferd schmeißen, aber ich kam zuvor und donnerte ihn mit einem kräftigen Kraftschlag auf seinen Rüstungshelm. Er schrie auf, es klang quälend, und er fiel zu Boden. Die Rüstung schepperte. Ich konnte es nicht glauben: Ich hatte einen Krieger getötet.
Kurz danach hörte ich auch den Schrei von dem anderen Krieger. Janscero ritt neben mir. „Gut, du hast ja schon richtig was gelernt… Aber das waren nur die einfachen von denen.“ „Waren das Ostländer?“, wollte ich wissen. Janscero nickte. „Das Ostland ist zwar noch weit weg, aber schon weit davor sind deren Krieger, damit andere nicht mal in die Nähe kommen. Deswegen sage ich ja, es ist sehr gefährlich.“ Ich nickte stumm. Verwegen trabte ich an. Plötzlich stieg Angst in mir hoch. Es könnte jederzeit ein Krieger aus dem Gebüsch springen, mir den Weg versperren, mich vom Pferd schubsen und mich dann töten. Aber als ich die Schattenklinge spürte, hatte ich ganz plötzlich wieder neue Kraft. Ich setzte mich aufrecht in den Sattel, und brachte Baldur weder in den Schritt. „Warum trabst du?“, fragte Janscero mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, Gefühl.“ Er schaute mich ungläubig an, aber das interessierte mich eher weniger.
Nach einiger Zeit wurde der Wald plötzlich dunkel. Ich schaute nach oben. Zwischen den Baumkronen konnte man dunklen, grauen Himmel sehen. Keine Sonne, kein Mond. „Janscero…“, wollte ich sagen, aber er fiel mir ins Wort: „Es wird gleich Regnen. Wenn wir Pech haben, auch noch Gewittern.“ Ein Schauer lief mir übe den Rücken. „Wir sind im tiefsten Wald…“ Er nickte. „Ich sage ja, gefährlich.“ Langsam konnte ich mirr dieses ‚gefährlich gefährlich‘ nicht mehr anhören. Vielleicht war er ja ganz nett, er hat mir ein Pferd gekauft, aber das macht mich nun wirklich fertig! Ein bisschen unsanfter als sonst trieb ich Baldur. Er zuckte den Kopf hoch, trabte dann aber willig an. Ich trieb ihn noch mehr, bis er endlich in den Galopp fiel. Janscero galoppierte neben mir. „Der Wald ist lang, du kommst nicht so schnell hier raus.“ Es klang wie ein Alptraum. „Schneller Baldur… Schneller!“ Ich lehnte mich nach vorne, küsste fast die Ohren von Baldur. Ich trieb ihn mehr und mehr, seine Hufen donnerten auf den Boden. Mittlerweile bekam ich die ersten Tropfen ab.
Der Wald wollte nicht aufhören. Der Regen wurde immer doller und doller. Ich war nass. Die Baumkronen schützten nicht. Baldur rutschte öfters auf den Boden aus, aber ich trieb ihn weiter. Jegliches Zeitgefühl hatte ich vergessen. Chalfúr, das Pferd von Janscero, hustete, Janscero schrie ich solle anhalten. Ich wollte nicht. Ich war nicht mehr ich selber, irgendwer steuerte mich. Eigentlich wollte ich auf Janscero hören, aber es ging nicht. Meine Hände wollten nicht die Zügek zurück nehmen, mein Körper wollte sich nicht zurück in den Sattel setzen, meine Beine wollten nicht aufhören zu treiben, meine Stimme wollte nicht aufhören zu rufen „Schneller Baldur schneller!“. Und Baldur wollte nicht anhalten. Schon grollte der erste Donner über den Wald. Der Boden vibrierte. Baldur erschrak, stellte sich auf die Hinterbeine, und stand senkrecht. Ich schrie. Baldur wieherte beim Stehen, setzte auf und galoppierte weiter. Er sprang durch die Gegend, galoppierte trotzdem schnell weiter. Wir hängten Janscero und Chalfúr ab. Ein weiterer Donner … und Rettung in Letzter Sekunde! Der Wald war zu ende. Ich sah die Lichtung. Ich drehte mich um. Janscero war nicht allzu weit weg. „Schneller!!! Wir sind gleich durch den Wald!“, quälte ich meine Stimmbänder. Und raus aus dem Wald. Ich hatte wieder Kraft, ganz plötzlich. Die Schattenklinge funkelte plötzlich blau. Dann war wieder alles normal. Ich setzte mich zurück in den Sattel, nahm die Zügel auf, und Baldur blieb stehen. Janscero kam mit Chalfúr angaloppiert. Der Himmel wurde plötzlich wieder blau, es hörte auf zu regnen, die Sonne kam wieder auf und nur ein paar weiße Wolken schwebten am Himmel.
„Pia!“, schrie Janscero. Man hörte eindeutig, dass er sauer war. „Ich… Ich.. Ich war nicht ich…“ Ich zitterte am ganzen Körper. Eben war meine Laune gut, durch Janscero sank sie wieder. „Du hast Baldur in ernsthafte Gefahr gebracht! Ihr hättet sterben können!“ „Ich… ich konnte nicht…“, schluchzte ich. „Egal jetzt. Wir sollten uns einen Rastplatz suchen. Bald wird die Dämmerung einschlagen.“ Ich nickte. Ich spürte den Atmen von Baldur. Schnell, ungleichmäßig. Ich umarmte von oben seinen Hals, streichelte ihn. An einer Wiese stiegen wir ab. Aus dem Wandersattel nahm ich ein kleinen Holzblock, und trat ihn in den Boden. Dort banden wir die Pferde fest. Janscero holte aus dem kleinen Gepäck das Zelt. Schnell schlugen wir es auf, und legten drinnen unsere Decke hin.
Die Dämmerung brach ein, und es wurde immer dunkler.
Ich deckte mich mit meiner Decke zu. Es war ein bisschen kalt, aber weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, denn ich schlief ein, und träumte wieder von meinem Vater…
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2011
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Widmung:
Gewidmet für meine Freundin Pia, die mich in jederzeit unterstützt. Ich liebe dich <3