„Honey.“ Ich schaute verwirrt auf als Herr Längst mich auf rief.
„Ja?“ Fragte ich nach.
„Weißt du die Lösung?“ Fragte er streng, da er bestimmt mit bekommen hat das ich in Gedanken war und nicht auf gepasst habe. Ich schüttelte den Kopf. Er seufzte und wand sich Franziska zu, die sich schon die ganze Zeit meldete. Ich bekam die Lösung gar nicht mit, sondern ließ meinen Blick zur Uhr schweifen. Noch fünf Minuten, dann würde es klingeln. Ende der neunten Stunde. Schulschluss. Gott wie ich die Schule hasste! Und auf Mathe hätte ich echt gut verzichten können.
Rrriiinngg.
Endlich. Schnell stand ich auf und packte meine Sachen zusammen. Ich ging raus bevor Herr Längst die Chance hatte mich zu sich zu rufen um mir eine Standpauke zu halten das ich nicht genug auf passte. Außerdem würde ich so wieso wieder meine gewohnte zwei bekommen, da ich in den Arbeiten nur Einsen und Zweien schrieb. Keine Ahnung wie ich das schaffte. Ich lief den Gang entlang, zwei kurze Treppen runter, durch die Eingangshalle und schon war ich draußen. 'Freiheit du hast mich wieder', dachte ich ironisch.
Ich ging durch das große Schultor und hätte am liebsten wieder kehrt gemacht. Franziska, Jessica und Lilli standen dort. Ich hielt den Blick zu Boden gerichtet und versuchte unauffällig an Ihnen vorbei zu kommen.
„Vorsicht Honey du musst dich verstecken, heute ist Sperrmüll.“ Rief Franziska und die anderen fingen an zu Lachen. Ich hielt den Kopf weiterhin gen Boden gerichtet. 'Gleich bin ich an der Haltestelle. Nur noch ein paar Schritte', dachte ich immer wieder. Plötzlich stellte sich jemand mir in den weg. Ich schaute auf. Franziska.
„Ich hab mit dir geredet! Also bleib gefälligst stehen!“ Brauste Sie auf.
„Ich hab es mit bekommen.“ Murmelte ich und wollte an Ihr vorbei gehen. Sie kniff die Augen zusammen.
„Wirst du etwa ironisch?“ Zischte Sie.
„Hey Franzi.“ Rief jemand von hinten. Mir war egal wer es war, ich nutzte meine Chance und ging als Sie sich der Person zu wand an Ihr vorbei zur Haltestelle. Zu meinem Glück kam der Bus gleich und ich konnte einsteigen. Ich sah noch wie Franziska mir böse hinterher schaute. Nach ein paar Minuten lehnte ich den Kopf gegen die Scheibe und schoss die Augen. Ein Ruck ging durch den Bus als er hielt. Panisch öffnete ich die Augen. Ich sah mich um.
„Mist.“ Fluchte ich. 'Ich muss ein geschlafen sein', dachte ich ärgerlich. Ich stieg aus den Bus, ging zur anderen Straßenseite, schaute auf den Fahrplan und stöhnte auf. Der nächste Bus kommt erst in einer Stunde und dann noch zwanzig Minuten zurück fahren. Noch einmal schaute ich mich um. Ich könnte mit einem anderen Bus zwei Stationen fahren und dann durch den Wald laufen. Das würde zwar auch eine Weile dauern, aber besser als hier dumm herum zu stehen! Außerdem liebe ich den Wald, es würde mich bestimmt auf andere Gedanken bringen. Kaum hatte ich den Entschluss gefasst kam auch schon der Bus. Ich stieg ein, aber diesmal setzte ich mich nicht. Ich hatte keine Lust wieder ein zu schlafen. Ein paar Minuten später verließ ich den Bus wieder. Kurz musste ich mich Orientieren und los ging es.
Jetzt konnte ich es mir auch eingestehen: Ich hatte mich hoffnungslos verirrt! Noch einmal blickte ich auf meine Uhr. 18:23uhr. Und im zu allem übel wurde es auch noch dunkel. Ich hatte keine angst im Dunkeln, doch ich würde noch weniger sehen. Ich seufzte. Früher war ich immer in der Dämmerung raus gegangen. Ich hatte die nächtlichen Wanderungen durch den Wald geliebt. Das Haus, wo ich mit meinen Vater lebte, lag mitten in einem Waldstück. Ohne Nachbarn. Ich lebe allein mit meinem Vater. Meine Mutter starb als ich vierzehn war, seitdem ist mein Vater ein anderer. Er hat sich verändert, ist von früh bis spät auf der Arbeit. Selbst am Wochenende sehe Ihn nicht mehr. Es macht mich traurig, da wir früher viel zusammen unternommen haben. Das ganze ist jetzt zwei Jahre her, ich bin sechzehn.
Ich konzentrierte mich wieder auf den weg. Plötzlich hörte ich ein Rascheln. Ich drehte mich um, sah aber nichts. Innerlich zuckte ich mit den Schulter und ging weiter. 'Bestimmt nur ein Hase', dachte ich mir. Nach ein paar Schritten hörte ich wieder ein Rascheln, doch ignorierte ich es. Eine weile blieb es still bis ich hinter mir ein schrecklich klingendes Knurren vernahm. Langsam drehte ich mich um um direkt in ein schwarzes Paar Augen zu schauen. Ein gigantisch großes Tier stand mir gegenüber. Es sah aus wie ein Wolf, nur drei mal so groß. Sein Fell hatte eine rot-braune Färbung. Ein Angstschauer lief mir den Rücken hinunter als ich seine großen, spitzen, gefährlich aussehenden, gefletschten Zähne sah. 'Oh Gott, was ist das nur für ein Monster?' schoss es mir durch den Kopf. Ich war vor angst wie gelähmt, konnte mich nicht bewegen. Das Tier machte einen Schritt auf mich zu, ich fing an zu zittern. Ich wollte die Augen schließen, nicht sehen wie es seine Zähne in mich stieß, doch selbst das schaffte ich nicht. Als es gerade einen weiteren Schritt auf mich zu machen wollte, zerriss ein Heulen die Nacht. Das Tier drehte den gewaltigen Kopf in die Richtung aus der das Heulen kam. Ich selber hatte zu viel angst mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Es ging alles viel zu schnell um das ich es hätte mit bekommen können. In dem einen Moment drehte sich der Wolf zu mir und ich dachte schon alles sei aus, doch dann stürzte sich ein zweiter, riesengroßer Wolf auf den der mich eben noch zum Abendessen verspeisen wollte. Er kam aus dem nichts und so weit ich es erkennen konnte war er überall schwarz. Ich hörte die beiden Knurren, brüllen und Laute die ich nicht identifizieren wollte. Erst als die beiden etwas vom weg abkamen und weiter in den Wald steuerten konnte ich wieder klar denken. Sofort nahm ich meine Beine in die Hand und lief so schnell ich konnte in irgendeine Richtung. 'Hauptsache weg von hier' war alles was ich dachte. Ich stolperte blind durch die Dunkelheit. Irgendwann -es kam mir vor wie Stunden- gingen mir meine Kräfte aus und ich ließ mich erschöpft an einen Baum runter rutschen. Ich zog die Knie an die Brust, schlang die Arme um die Beine und legte den Kopf auf die Knie. Ich versuchte mein Atem und mein Herz zu beruhigen, als mir das gelang horchte ich in die Stille hinein. Nichts. Und das machte mir mehr angst als alles andere. Ein Wald ist nie Still, doch so sehr ich mich auch anstrengte ich konnte nirgends ein Hase, Füchse nicht einmal eine Maus sah ich. Ich hockte ganz still da und schaute in die Umgebung. 'Was wohl aus dem schwarzen Wolf geworden ist?' fragte ich mich. Als mir klar wurde was ich mich gerade gefragt hatte hätte ich mich Ohrfeigen können. 'Wie kann ich mir bloß Sorgen um dieses Ungeheuer machen?' anderseits hatte er mich gerettet. 'Oder wollte er dem rot-braunen nur seine Beute streitig machen?' ich wusste es nicht. Ich weiß zwar nicht warum doch kann ich nicht glauben das er mir etwas getan hätte. Immerhin hat er mich vor dem anderen gerettet! Ich war so in meine Gedanken versunken das ich meine Umgebung total vergessen hatte. Als ich nämlich nach vorne schaute schrie ich auf, um mich dann sofort näher an den Baum in meinen Rücken zu drücken. Vor mir saß er, der schwarze Wolf. Er schaute mich völlig ruhig an. Eine Ruhe die kein Tier haben durfte! Da war ich mir sicher. Was mir dann aber noch auffiel waren seine Augen. Sie waren nicht schwarz wie die von dem andern, sie hatten eine braune Farbe. Ein schönes, warmes Schockobraun. Ich schüttelte leicht den Kopf. 'Also wirklich Honey da sitzt ein Wolf vor dir der dich in Null Komma nichts auffressen könnte und du machst dir Gedanken über seine Augen!' dachte ich von mir selbst irritiert. 'Irgendwie sieht er amüsiert aus' dachte ich als ich Ihn noch mal anschaute. 'Quatsch nicht so ein Stuss Wölfe können nicht amüsiert sein!' 'Wenn ich lebend aus dieser Sache komme sollte ich vielleicht mal zum Therapeuten gehen', überlegte ich. Es brachte mich wirklich auf die Palme ich sitze hier innerlich total ins Chaos gestürzt und traue mich nicht mich zu bewegen und er, er sitzt da einfach völlig gelassen und beobachtet mich.
„Kannst du dich nicht mal bewegen?“ Ich zuckte zusammen. 'Ups hatte ich das laut gesagt?' Er war wohl auch überrascht das ich so plötzlich anfing zu reden, denn er schaute mich jetzt noch interessierter an als zuvor. Da er sonst nichts tat nahm ich all meinen Mut zusammen und stand ganz langsam auf. Er folgte mir mit den Augen. Als ich stand ging ich langsam nach hinten, um den Baum. Als ich weiter rückwärts ging stieß ich gegen einen Baum, ich drehte mich um und lief langsam -immer wieder über die Schulter guckend- weg. Als ich Ihn nicht mehr sah ging ich schneller, ich hatte ein ungutes Gefühl, als würde ich verfolgt. 'Was für ein Stuss', redete ich mir ein, 'als wenn er mich verfolgen würde, also bitte.' Es half nichts, also blieb ich stehen und drehte mich um. Wie erwartet sah ich nichts. Ich nahm einen tiefen Atemzug und drehte mich wieder in die Richtung in der ich hoffte aus diesem verfluchten Wald raus zu kommen. Sofort stieß ich einen Schrei aus, ging nach hinten, stolperte und fiel auf meinen Aller wertesten. 'Ab sofort werde ich meinen Gefühl mehr vertrauen schenken', dachte ich. Vor mir stand schon wieder der schwarze Wolf. Langsam schlich sich bei mir der Gedanke ein das er das mit Absicht tut. Er schaute mir eindringlich in die Augen. So kam es mir zumindest vor.
„Was willst du von mir?“ Flüsterte ich verzweifelt. Es ist mir egal das ich gerade mit einem Tier spreche. Ich hab angst, 'ich will doch bloß nach Hause', dachte ich verzweifelt. Mir wird das alles einfach zu viel...viel zu viel. Ich schluchze auf und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Tränen laufen mir übers Gesicht. Ein normaler Vater hätte sich Sorgen gemacht und sein Kind gesucht und meiner weiß wahrscheinlich nicht einmal das ich nicht daheim bin. Das zeigt mir mal wieder wie kaputt mein Leben eigentlich ist. Mein Vater sehe ich nie und sonst habe ich keine Familie. Meine früheren Freunde wollten nach dem Tod meiner Mutter nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich habe es nie verstanden, schließlich hatte ich Sie gebraucht und Sie haben mich alle einfach im Stich gelassen. Zumindest fast alle, Stev hat sich um mich gekümmert. Er geht zwei Klassen über mir, also in die zwölfte. Für mich ist er wie ein Bruder.
Wäre er nicht gewesen hätte ich das ganze wahrscheinlich gar nicht über standen. Schließlich war es meine Schuld das...Ich schüttelte den Kopf, daran würde ich jetzt gewiss nicht denken! Auf jeden Fall hatte ich mich ziemlich zurück gezogen danach. Stev ist der einzige dem ich noch vertraue und wo ich weiß das er mich nicht verlässt so wie alle anderen. Meine Freunde und selbst mein Vater, Sie haben mich alle allein gelassen.
Irgendetwas schmiegte sich an meine Seite, etwas warmes und weiches. Als ich auf schaute sah ich was es war. Der Wolf hat sich an meine Seite gelegt und schaute in die Nacht hinein. Langsam legte ich meine Hand auf sein schwarzes Fell. Es fühlte sich gut an so...vertraut. Ich fing an Ihn zu streicheln, es war komisch er spendete mir irgendwie Trost. Aber es heißt ja auch: 'der Hund sei der beste Freund des Menschen' und der Hund stammt ja bekanntlich vom Wolf ab. Meine Tränen waren verstummt und ich genoss einfach das Gefühl von Geborgenheit das er mir vermittelte. Zu Hause erwarten mich so wieso niemand.
Ich könnte noch Stunden so sitzen, doch der Wolf erhob sich geschmeidig und taxierte die Umgebung. Dann wand er sich mir zu, er stupste mich mit seiner Nase am Arm als wollte er das ich Ihm folgte. 'Schon komisch für ein Tier', dachte ich mir. Doch ich stand auf und sah Ihn an. Er warf mir noch einen Blick aus seinen Schockobraunen Augen zu und lief dann los. Ich sah Ihm einfach hinterher bis er verschwunden war. Plötzlich kam er zurück und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen das er genervt die Augen verdrehte. Er kam zu mir, lief einmal um mich herum und ging wieder, doch diesmal blieb er kurz stehen und machte eine Kopfbewegung um meine Richtung die selbst ich verstand auch wenn es schon ziemlich gruslig ist es bei einem Tier zu sehen. Doch kam ich seiner Aufforderung nach und lief hinter Ihm her. Wir liefen nun schon gefühlte zwanzig Minuten und ich hatte schon die Hoffnung auf gegeben als wir plötzlich den weg betraten von dem ich vorhin noch geflüchtet bin. Ich schaute verwundert zu meinem Begleiter. 'Wow er hat mich wirklich wieder zurück gebracht', ich war milde gesagt beeindruckt. Welches Tier tat so was denn schon? Doch er ließ mir kaum zeit zum staunen, er ging schon weiter und eh ich mich versah waren wir auch schon in einem Abschnitt in dem ich mich wieder aus kannte. Es erleichterte mich wieder zu wissen wo ich war, doch ich muss zu geben das ich seit ich Ihm gefolgt bin nicht wirklich angst hatte. 'Wie kann man einem Tier nur so sehr vertrauen?'
Um so näher wir meinem Haus kamen um so trauriger wurde ich. 'Ob ich Ihn jemals wieder sehe?' fragte ich mich. Er war zwar ein Tier, aber ich hab Ihn trotzdem lieb gewonnen. Wie auch nicht, schließlich hat er mich gerettet!
Ich schaute auf konnte aber nirgends licht sehen. Ich seufzte leise. Papa ist also mal wieder nicht da, hatte nichts von meinem verschwinden bemerkt. Der Wolf blieb am Waldrand stehen. 'Woher weiß er das ich genau hier wohne?' dachte ich misstrauisch. Bestimmt ist er einfach beim ersten Haus stehen geblieben! Genau, dass ist einfach ein großer Zufall. Ein sehr großer. Er schaute mich mit seinen warmen, braunen Augen an, ich erwiderte den Blick. Langsam kam er auf mich zu, ich lächelte schwach und strich über sein Fell.
„Tja, großer das wahr es dann wohl.“ Stellte ich nüchtern fest. Er legte den Kopf leicht schief, was ziemlich niedlich aussah. Ich will nicht rein gehen nur um mich wieder der Einsamkeit hin zu geben. Ich lächelte Ihn an.
„Am liebsten würde ich dich mit nehmen. Danke das du mich gerettet hast, großer. Ohne dich wäre ich verloren gewesen.“ Ich schaute Ihn noch einmal genau an, prägte mir sein Anblick ein. Dann ging ich Richtung Haus, sonst wäre ich wohl nie von Ihm los gekommen. Als ich mich wieder umdrehte sah ich gerade noch wie er in den Schatten der Bäume verschwand.
Im Haus herrschte eine toten stille an die ich mich eigentlich schon gewöhnt haben müsste, doch dem ist nicht so. Ich ging durch den kleinen Eingangsbereich, die zwei Stufen hoch und dann nach rechts in die Küche. Gleich links stand der Kühlschrank, ich nahm mir eine Wasserflasche raus, dann ging ich den selben weg zurück, streife mir meine Schuhe von den Füßen und stelle sie vor die Garderobe. Meine Jacke lasse ich ebenfalls dort. Neben der Garderobe befindet sich eine Treppe, ich gehe sie hoch und direkt gegenüber ist mein Zimmer. Es ist ein Eckzimmer, geradezu ist ein kleines Sofa vor dem ein Fernseher steht, daneben ist ein Schreibtisch mit einem Laptop darauf. Rechts um die Ecke steht mein Bett und ein kleiner Schminktisch. Links neben mir ist mein Kleiderschrank. Die Wände sind alle in einem hellen Gelb Ton gestrichen. Ich lege meine Schultasche an meinem Schreibtisch ab setze mich dann auf den Stuhl der davor steht. Die Flasche stelle ich auf den Schreibtisch. Aus einem Schubfach nehme ich ein weißes Blatt, einen Bleistift aus der Dose die neben dem Laptop steht und fange an zu zeichnen. Das konnte ich schon immer gut, manchmal zeichne ich bestimmte Ereignisse einfach auf. Schöne so wie auch schlechte. Es beruhigt mich. Wenn ich zeichne vergesse ich alles um mich herum so auch jetzt. Als ich fertig war schaue ich es mir erst einmal richtig an. Auf dem Blatt bin ich an dem Wolf gelehnt zum Mond schauend. So wie es vorhin auch war. Ich male es noch etwas mit Farbe nach. Das schwarze Fell des Wolfes seine braunen Augen, meine schwarzen Haare, dunkel blaue Augen, die Klamotten. Zum Schluss noch der blau fast schwarze Himmel und der leuchtende Mond. Im großen und ganzen bin ich mit dem Bild zu Frieden. Ich packe es noch schnell in mein Skizzen Ordner der sich in meiner Schultasche befindet, dann stehe ich auf und verlasse mein Zimmer. Nach rechts, drei Stufen hoch und gleich links befindet sich das Bad. Wir haben zwei Stück, oben und unten. Links ist eine Eckdusche, daneben eine Toilette, rechts ein kleiner Schrank, etwas weiter ein Waschbecken und darüber ein Spiegel. Geradezu steht eine Badewanne und darüber ist ein Fenster. Erst mal gehe ich unter die Dusche um mich etwas zu entspannen. Eine viertel Stunde später komme ich erst wieder raus, schnell wickle ich ein Handtuch um meinen Körper und ein kleineres um meine schwarzen, leicht gewellten Haare. Ich stelle mich vor den Spiegel und fange an mir meine Zähne zu putzen, danach gehe ich wieder in mein Zimmer und suche mir eine schwarze Boxershorts und ein passendes schwarzes Top. Ich zieh mir die Sachen an und leg mich dann ins Bett. 'Man war das ein anstrengender Tag' dachte ich noch bevor ich ins Reich der Träume verschwinde.
Langsam öffne ich die Augen, ein paar mal muss ich blinzeln bevor ich richtig wach bin. Ich dreh mich auf die andere Seite um sofort auf zu springen.
„Mist.“ Fluche ich als mein Blick auf den Wecker fällt. Ich habe vergessen ihn zu stellen. Es ist bereits nach sieben. 'Das schaff ich doch nie', dachte ich resigniert. Ich rannte schnell ins Bad wusch mich, putzte die Zähne und ging so schnell es ging wieder ins Zimmer. Ich zog eine schwarze Jeans, ein blaues mit Steinen besetztes Top und Unterwäsche aus meinem Schrank. Schnell zog ich alles über, legte noch etwas Wimpern tusche auf, schnappte mir meine Tasche und ging die Treppe runter. Ich zog mir meine Schuhe an, nahm mir meine Jacke und zog sie auf den weg in die Küche an wo ich mir noch einen Apfel schnappte. Draußen lief ich so schnell ich konnte zur Haltestelle, den Apfel aß ich dabei. Ich brauchte eine viertel Stunde. Der Bus kam fünf Minuten später, trotzdem war ich erst um 8:33uhr in der Schule. Ich lief schnell die Treppe hoch und den Gang entlang. Ich klopfte leise an die Tür und trat ein. Alle schauten mich natürlich an.
„Entschuldigung für die Verspätung.“ Sagte ich zu Frau Semmel. Sie nickte knapp und ich ging eilig zu meinem Platz um mich zu setzten. Als ich allerdings dort ankam saß dort schon ein Junge den ich nicht kannte. Ich tat als wollte ich überhaupt nicht dort hin und ging eine Reihe weiter wo ich mich dann an einen leeren Tisch setzte. 'Wer ist das bloß?' dachte ich. Und dann fiel es mir wieder ein. Herr Längst hatte gestern etwas von einen neuen Schüler erwähnt. Ich schaute Ihn mir von hinten noch einmal genauer an. Alles was ich erkennen konnte war das er schwarze Haare hat und so wie es aussieht wohl sehr Muskulös ist. 'Franziska wird sich bestimmt an Ihn ran hängen', dachte ich mir. Fast hätte ich Mitleid gehabt doch da fiel mir ein das Sie gestern ziemlich sauer auf mich war. 'Das wird bestimmt noch folgen haben', dachte ich nieder geschlagen. Franziska war dafür bekannt das man sich besser mit Ihr vertrug den wenn nicht konnte Sie die ganze Klasse gegen einen auf bringen. Bei mir hat Sie das noch nicht geschafft, außer Ihre Clique natürlich. Vielleicht liegt es daran das ich früher mit fast allen gut konnte und immer nett war. Ich konnte zwar nicht jeden als Freund bezeichnen, aber wir haben uns immer gegrüßt und gegenseitig geholfen. Jetzt nicht mehr, da jeder angst hatte dann Franziska gegen sich auf zu bringen. Aber geärgert oder nieder gemacht hat mich noch keiner. Sie meiden mich eben nur. Doch selbst das verstand ich nicht wirklich. Ich versuchte wenigstens ein wenig auf zu passen. Wir hatten Geschichte, was meiner Meinung nach ein schönes Fach ist. Ich finde es interessant wie man früher lebte und auch was in den ganzen letzten Jahrhunderten passiert ist. Gerade nahmen wir das Thema Ägypten durch. Ich finde es wirklich interessant die ganzen Götter, Könige und Königinnen, vor allem die Pyramiden und Ihre Bedeutungen. Fast hätte ich das Klingeln überhört so begeistert war ich von dem Thema. Doch konnte man nicht übersehen wie sich eine Menge um den neuen sammelte. 'Wow na so interessant ist er ja nun auch nicht', ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Plötzlich drehte er sich zu mir um und mein Atem stockte als ich in seine Augen schaute. 'Diese Augen', schoss es mir durch den Kopf. Aber das ist doch Unsinn, dass konnte einfach nicht sein! Doch...es waren die selben Augen wie bei diesem Wolf gestern, da war ich mir sicher. Werde ich jetzt verrückt? Ich blinzelte einmal, doch es änderte sich nichts, weiterhin schaute diese braunen Augen in die meinen. Ich wand den Blick ab. 'Honey das bildest du dir gerade ein, dass ist doch lächerlich!' Damit hat sich die Sache jetzt für mich erledigt, hoffentlich. Ich packte meine English Sachen aus und wartete darauf das der Lehrer kommt. Kurz vor dem Klingeln taucht er dann auch endlich auf und beginnt sofort mit einem Test. Danach lesen wir noch etwas im Buch, dann klingelt es auch schon wieder. Schnell nahm ich meine Sachen und stürme fast fluchtartig aus dem Klassenraum nach draußen in den Hof. Ich setze mich auf eine Bank und nehme mein Skizzen Ordner raus. 'Ein bisschen zeichnen schadet doch nie', und schon fange ich an das Bild von Gestern noch etwas zu verfeinern. Ich war so in meinen Gedanken vertieft das ich nicht mit bekam wie Franziska sich mit Ihrer Clique näherte, als ich dann auf sah war es bereits zu spät.
„Was malst denn da schönes?“ Fragte Sie hinterhältig.
„Geht dich nichts an.“ Antwortete ich und wollte meinen Ordner schon weg packen, da riss Sie ihn mir aus der Hand. „Lass das Franziska gib ihn wieder her!“ Sagte ich noch ruhig. Sie lächelte fies.
„Hol ihn dir doch.“ Und damit schmiss Sie alles auf den Boden, die Blätter verteilten sich über den gesamten Boden. Sie drehte sich um und ging lachend davon. Ich unterdrückte die Tränen der Wut und des Kummers so gut es ging und kniete mich hin um alles auf zu sammeln. Ich hatte gerade mal angefangen da kam mir eine helfende Hand zur Seite. Ich schaute nicht auf da ich sonst wahrscheinlich anfangen würde zu Heulen. Die Hand neben mir hielt kurz inne und es sah so aus als schaute jemand sich etwas genauer an. Ich schaute auf. Es war der Neue, der mit den wunderschönen braunen Augen. Er musterte das Bild, es war das was ich gestern gemalt hatte.
„Das ist wirklich schön.“ Sagte er dann mit einer sanften Stimme.
„Danke.“ Sagte ich leise, nahm Ihm die Bilder ab und packte sie wieder in den Ordner. „Warum hat Sie das gemacht?“ Fragte er dann, kurz schaute er sich um. „Und von gegenseitigen Helfen hat hier wohl noch niemand was gehört!“ Sagte er und ich glaubte so etwas wie Zorn in seiner Stimme gehört zu haben. Ich zuckte die Schultern, gerade wollte ich mich abwenden da sprach er weiter. „Ich bin Charles und du?“
„Honey.“ Sagte ich leicht lächelnd, er grinste zurück. Er zeigte auf meinen Ordner.
„Wie bist du auf die Idee gekommen?“ Fragte er nach und es sah fast so aus als wusste er die Antwort schon. Ich zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung, kam mir einfach so in den Sinn.“ Antwortete ich locker. Lügen konnte ich schon immer gut. Er schien überrascht.
„Oh.“ Sagte er nur. 'Na was hatte der denn gedacht', fragte ich mich. Das Klingeln erlöste mich dann endlich.
Wieder in der Klasse überstand ich auch noch den Rest des Unterrichts. In den zwei Stunden Chemie haben wir uns hauptsächlich mit Formeln herumgeschlagen und dann hatten wir noch eine Doppelstunde Biologie was eigentlich auch nicht besonders Interessant ist. Wir haben leider einen Lehrer der es immer wieder schafft selbst das tollste Thema in den Hintergrund zu ziehen, so das man später kaum etwas versteht und zu Hause alles nach lesen muss. Aber na ja, was soll man machen? Zum Schluss durften wir auch noch länger bleiben, weil er mit seiner Predigt noch nicht fertig war. Ich packte schnell meine Sachen ein und verschwand aus dem Raum. Unten in der Eingangshalle traf ich dann auf Stev, der mich mit einem lächeln begrüßte. Ich erwiderte es.
„Na kleines, wie war der Unterricht?“ Er drückte mich kurz an sich.
„Wie wohl?“ Seufzte ich. „Herr Ober hat uns noch etwas länger bei sich behalten nur damit wir uns etwas anhören durften was eh niemanden interessiert!“ Ich stöhnte, dann schaute ich Ihn fragend an. „Hattest du nicht Sport mit Herrn Schiller?“ Fragte ich, er nickte. „Was suchst du dann hier?“ Ein lächeln zierte nun sein Gesicht.
„Ich warte auf Julia.“ Erklärte er. Ich hob beide Brauen.
„Julia also.“ Als er meinen Ton hörte widmete er sich mir, da er die ganze zeit über die Treppe angestarrt hatte. Er lachte leise.
„Ja Julia.“ Bestätigte er.
„Und wo fahrt Ihr hin?“ Er schüttelte über meine Neugierde nur den Kopf.
„Das geht dich nichts an, kleines. Was ist eigentlich mit dir? Irgendein im Auge?“ Er kannte die Antwort bereits, es war immer die selbe: „Nein.“ Er seufzte.
„Kleines, ist alles in Ordnung mit dir? Hat Franziska wieder irgendetwas getan?“ Sein Gesichtsausdruck wechselte von weich zu wütend, wie immer wenn er über Franziska sprach. Er hatte nur einmal mit bekommen wie Sie mich behandelte und schon war er auf 180. Wenn er wüsste das Sie das täglich abzog würde er mich bestimmt kein einziges mal mehr aus den Augen lassen. Ich zwang mich zu einem lächeln.
„Nein. Ich bin einfach nur müde. Ich geh dann jetzt auch, bis dann.“ Ich winkte kurz und ging dann zum Ausgang. Ich konnte seinen Blick förmlich spüren.
Als ich das Schulgebäude verlassen hatte, sah ich gerade noch wie mein Bus davon fuhr. 'Na klasse' war alles was mir darauf ein fiel. Nach fünf Minuten des Wartens gesellte sich jemand zu mir. Es war Charles.
„Na, auch den Bus verpasst?“ Fragte er mit einem lächeln das mir kurz den Atem raubte. Zu mehr als einem nicken war ich nicht mehr fähig.
„Bis wohin musst du fahren?“ Fragte er dann.
„Waldrand 63.“ Antwortete ich. Sein lächeln wurde breiter, ich konnte es nur schüchtern erwidern.
„Cool, da muss ich auch raus.“ Grinste er. Es war wohl schon mehr zeit vergangen als gedacht, denn gerade als er noch etwas sagen wollte kam auch schon der Bus. Wir stiegen ein und setzten uns nach hinten in einen vierer. Er gegenüber von mir. Die Fahrt verlief schweigend, auch wenn es so aussah als wollte er mir etwas sagen doch entschied sich dann anders. Als der Bus am „Waldrad 63“ hielt, stiegen wir aus. Kurz standen wir uns stumm gegenüber, dann ergriff ich das Wort.
„Also, ich muss jetzt da lang.“ Ich deutete auf den Wald uns gegenüber. Er hob die Brauen.
„Du wohnst mitten in einem Wald.“ Doch es klang, komischerweise, eher nach einer Feststellung als nach einer Frage. Als wüsste er es schon längst und Fragte nur nach um den Anschein zu waren. 'Wie komme ich bloß immer wieder auf so ein Schwachsinn?' Hilflos zuckte ich mit den Schultern.
„Wir sehen uns ja dann Morgen.“ Lächelte ich noch bevor ich mich umdrehte und Ihn stehen ließ. Ich musste mich verhört haben, aber ich glaubte Ihn noch so etwas wie: 'vielleicht auch schon früher' sagen zu hören.
Als ich zu Hause ankam, Jacke und Schuhe ausgezogen hatte, setzte ich mich an den Küchentisch und packte meine Hausaufgaben aus. Ich stand noch mal kurz auf und schob mir eine Pizza in den Ofen. Dann machte ich mich an die Aufgaben. Als ich gerade mit der letzten Aufgabe fertig war fing auch schon der timer am Ofen an zu piepen. Die Pizza war fertig. Ich nahm mir Teller und Besteck, öffnete den Ofen und schob sie vorsichtig auf den Teller. Nach dem Essen spülte ich noch schnell ab und ging dann in mein Zimmer. Da ich so müde war legte ich mich ins Bett. Ich wollte nur einen Moment die Augen schließen.
Als ich blinzelnd die Augen öffnete fiel mein Blick auf den Mond der durch mein Fenster schien. 'Moment mal „Mond“!?' Sofort war ich in der Senkrechten. Ich schaute auf meinen Wecker. 2:44 Uhr, in der Nacht. 'Na super, jetzt habe ich auch noch den restlichen Tag verpennt!' Müde bin ich jetzt natürlich nicht mehr, stellte ich grummelnd fest. Ich stand langsam auf und schlurfte zur Tür. Dabei übersah ich natürlich meine Schultasche, die ich gestern noch hier in geworfen hatte, und fiel prompt der länge nach hin. 'Zumindest bin ich jetzt wach,' dachte ich resigniert. Ich stand wieder auf und ging, diesmal vorsichtiger, runter in die Küche. Ich goss mir ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug aus. Seufzend stellte ich mich an die Glastür, die zum Wald führte. Nach ein paar Sekunden drehte ich mich um und ging nach oben ins Badezimmer. Ich streifte mir meine, noch von gestern, Sachen ab und stieg unter die Dusche. Als ich fertig war ging ich, in einem Handtuch gewickelt, wieder in mein Zimmer. Ich suchte mir eine schwarze Jeans und ein schlichtes grünes Top raus. Nach dem umziehen lege ich mir noch etwas Schminke auf, danach gehe ich wieder runter. Die Küchenuhr sagt mir das es gerade ma 3:27 Uhr ist. Vor 6:30 Uhr muss ich nicht los. Schnell hole ich mir meine Schuhe und ging, durch die Glastür, hinaus. Nach ein paar Schritten war ich dann auch schon am Waldrand angekommen. Ich lief weiter in den Wald hinein. Das fahle Mondlicht spendet kaum Licht, doch das hinderte mich nicht immer tiefer zu laufen. Beim Laufen konnte ich meinen Gedanken freien lauf lassen. Über alles nachdenken.
Nach einer gefühlten dreiviertel Stunde wollte ich wieder umdrehen, um zurück zu gehen. Als plötzlich links neben mir etwas knackte. Ich wirbelte herum, anfangs sah ich nichts. Als sich meine Augen richtig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wurden seine Umrisse deutlicher. Ich stieß die Luft, die ich unbemerkt angehalten hatte, aus. Es war der schwarze Wolf, der mich gerettet hatte.
„Na mein großer.“ Sprach ich Ihn sanft an. Dann fiel mir etwas auf. „Hast du mich etwa verfolgt?“ Ich klang amüsiert, obwohl ich doch eher angst verspüren sollte. Doch das tat ich nicht. Langsam ging ich auf Ihn zu und strich im über das weiche Fell. Er schmiegte sich an mich und wieder sah ich Ihm in die wunderbar, braunen Augen.
Tag der Veröffentlichung: 19.02.2010
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