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1. Kapitel



Ein seufzen entrann meiner Kehle. Schon wieder sitze ich hier, schaue zum Mond. Wie soll das denn weiter gehen? Seit fast drei Jahren stehe ich in der Früh, wenn es noch dunkel ist, auf. Eine halbe Stunde laufe ich durch den stockdüsteren Wald, um dann hier zu landen. Auf einen Klippen Vorsprung. Bald fängt wieder die Schule an, ende der Winterferien, ob ich dann immer noch hier her komme? Wahrscheinlich. Es ist schön hier. Stille, ruhe. Man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen. Seit Mamas Tod ist es zu Hause nicht mehr aus zu halten. Ständig kommt Papa betrunken nach Hause. Ob er versucht seine Schuldgefühle zu betrinken? Quatsch, so was kennt der gar nicht. Doch es ist wahr! Er ist Schuld! Hätte er Mama nicht ständig geschlagen wäre Sie noch hier. Dabei wollte Sie mich doch nur beschützen, mir die grausame Wahrheit verschweigen. Aber ich habe es mit bekommen. Immer. Einerseits kann ich Sie verstehen. Vielleicht hätte ich auch so gehandelt? Mich in den Tod gestürzt? Drei Jahre ist es jetzt her, ich war dreizehn. Mama war eines Tages einfach verschwunden. Anfangs hatte ich die Hoffnung Sie würde wieder kommen. Doch das nahm ein jenes ende als die Polizei vor der Tür stand. Sie hatten Ihre Leiche gefunden. Papa hatte nicht geweint, er war wieder mal angetrunken. Ich hatte auch nicht geweint. Doch ich habe getrauert, nur habe ich es niemanden sehen lassen. Habe es in mich hinein gefressen. Niemanden mehr an mich heran gelassen. An diesem Tag war die alte Hailey gestorben und eine neu geboren. Eine Hailey die Ihre Gefühle nicht mehr zeigt. Mein Motto war von diesem Tag an: Man selber ist sich der nächste! Dieses Motto verstärkte sich noch als Papa anfing mich zu schlagen. Anfangs habe ich noch geweint, den Schmerz gespürt. Doch nach einiger Zeit gewöhnte ich mich daran. Wenn man sich denn an so etwas gewöhnen kann. Doch ich weinte nicht mehr. Zeigte keine Schwäche, denn Schwäche macht verwundbar.
Wieder seufzte ich. Noch zwei Jahre, dann wäre ich volljährig, und würde ausziehen.
Langsam stand ich auf, es war noch immer dunkel. Doch in letzter Zeit bin ich hier so oft lang gegangen das ich den Weg auch im dunklen fand. Er war sehr schmal, rechts und links waren Bäume. Sie standen so dicht beieinander das man nicht sehr weit sehen konnte. Man hörte den Wind zwischen den Bäumen und das leise rascheln, in Gebüschen, von Kleintieren. Die gewöhnlichen Waldgeräusche eben. Ich drehte mich noch einmal um. Meine Augen weiteten sich, dort stand etwas. Es sah aus wie ein Wolf nur größer, komplett schwarz, den Rücken mir zu gewandt. Trotz dessen das ich Ihn nicht richtig sehen konnte machte sich etwas in mir breit. Etwas das mir sagte das jetzt alles anders werden würde. Aber das ist Schwachsinn! Nichts würde sich ändern.
Plötzlich wandte er sich nach rechts und lief weg. Ich ging zu der Stelle. Noch nie hatte ich hier einen Wolf gesehen noch dazu so ein großen. Angst hatte ich keine. Wölfe sind schöne Tiere, die normaler weise sehr scheu sind und für jemanden nur gefährlich werden wenn Sie sich bedroht fühlen. Ich schaute mich um. Er war weg, vom Wald verschluckt.


2. Kapitel



Als ich zu Hause angekommen bin war es bereits 7.30uhr. Zuerst ging ich in die Küche, füllte mir ein Glas mit Wasser und trank es in einem Zug. Wir wohnten in einem kleinem Haus das etwas abseits von der Stadt liegt. Zum nächsten Haus musste man ca.10 Minuten mit dem Rad fahren. Ich ging die Treppe hoch, am Bad vorbei, in mein Zimmer. Es war schlicht eingerichtet. Wenn man rein kam war links, gegenüber ein weißer Schreibtisch, rechts stand in einer ecke mein Bett und in der anderen ecke mein weißer Kleiderschrank. Geradezu konnte man auf einen sehr kleinen Balkon gehen. Die Wände waren zweifarbig gestrichen. Unten rot und oben weiß. Ich konnte mich noch gut an den Tag erinnern als ich sie zusammen mit Mama gestrichen hatte. Ich war neun gewesen. Die Klamotten die wir damals an hatten waren nicht mehr zu retten gewesen, da wir so viel herumgealbert hatten. Es war ein toller Tag gewesen und wir haben viel gelacht.
Ich schüttelte den Kopf um wieder in der Gegenwart zu landen. Wäre ich nicht so geübt darin meine Gefühle zu verstecken, wäre ich wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen. Ich vermisste Sie.
Ich lief zum Balkon und schaute auf die auf gehende Sonne. Es war ein Wunderschönes Farbenspiel.
Ein stöhnen erklang aus dem Zimmer neben meinem, dann ein poltern und ein deftiger Fluch. Ich wagte es kaum zu atmen.
Hoffentlich schläft er gleich wieder ein, war mein einziger Gedanke.
"Hailey!" Brüllte Papa. Ich warf einen letzten Blick auf die nun fast vollständig auf gegangene Sonne, dann ging ich Richtung Schlafzimmer. Leise öffnete ich die Tür. Papa setzte sich gerade wieder aufs Bett von dem er, wie es aussah, runter gefallen war. Als er mich entdeckte wurde sein Gesichtsausdruck noch wütender. Wie immer. Innerlich zuckte ich zusammen. Es tat weh so von seinem eigenen Vater angeschaut zu werden, eigentlich müsste ich mich daran gewöhnt haben. Doch ich wusste nicht ob das jemals der Fall wäre. Er kam langsam auf mich zu, vor mir blieb er stehen. Ohne Vorwarnung klatschte er mir eine.
"Wo warst du?" Brüllte er. "Ich war vorhin schon mal wach und du warst weg. Hatte ich dir nicht gesagt das ich so etwas nicht dulde?"
Als ich nichts sagte war wieder das Geräusch einer Ohrfeige zu hören.
"Hatte ich oder nicht?" Fragte er noch einmal.
"Ja." Antwortete ich leise. Mein Blick hing am Boden, ich wollte den Ausdruck in seinen Augen nicht sehen. Die Verachtung darin sehen. Ich hörte wie er sich entfernte und aufs Bett setzte.
"Gut. Und jetzt hol mir die Wodkaflasche von unten."
Ich drehte mich um, unterdrückte die Tränen, und ging nach unten ins Wohnzimmer. Eine weitere Welle der Trauer drohte mich zu überschwemmen als ich die ganzen leeren Alkoholflaschen sah.
Ich schüttelte den Kopf. Wie kann ein Mensch nur so sein? Ich nahm die angefangene Wodkaflasche und ging wieder hoch. Als ich ins Zimmer ging sah ich das er sich den Fernseher eingeschaltet hat. Er warf mir einen genervten Blick zu und deutete auf das kleine Schränkchen neben dem Bett. Ich stellte die Flasche darauf ab und verließ das Zimmer so schnell ich konnte.
Den restlichen Tag verbrachte ich damit in meinem Zimmer und las ein Buch. Ich hatte mich nach dem Tod meiner Mutter komplett zurück gezogen, weshalb ich auch keine wirklichen Freunde hatte. Es gab zwar einige in meiner Klasse die mit mir befreundet sein wollten, doch wies ich Sie ab. Ich hatte zu viel angst das jemand davon erfahren könnte wie es bei mir zu Hause ablief. Ich wollte nicht in ein Heim! Zwei Jahre würde ich es schon noch durch halten. Manchmal bedauere ich es, doch irgendwann würde sich das alles ändern und bis es so weit ist würden die Bücher mir schon helfen. Ich bin in der Zeit eine richtige Leseratte geworden.
Momentan Lese ich "Schatten des Wolfes." Ich habe es schon öfters gelesen, aber es ist ja auch Traumhaft. Es geht um eine Werwölfin die geschlagen und Missbraucht wurde von anderen Werwölfen. Bis Sie Ihnen Misstraute. Doch dann kam ein anderer Werwolf der Ihr da raus half und Sie beschützte. Sie verliebten sich in einander.
Schade das es so etwas nicht in Wirklichkeit passiert. Doch so war es nun mal. Zu mir würde nie ein Werwolf kommen und mich beschützen. Traurig aber Wahr.


3. Kapitel



Blinzelnd öffnete ich die Augen. Mein Blick fiel auf die Uhr. 4:22 Uhr, in der Nacht. Ich musste eingeschlafen sein. Nachdem ich mich ausgiebig gestreckt hatte stand ich langsam auf. Bewaffnet mit einer Jeans, ein blauen longpullover und Unterwäsche verschwand ich im Badezimmer. Kurz huschte ich noch unter die Dusche, bevor ich mich umzog. Nachdem Zähne putzen ging ich so leise wie möglich zur Haustür. Meine Turnschuhe und die Jacke waren direkt davor. Draußen lief ich dann wieder in den Wald, den gewohnten weg.
Auf dem Klippen Vorsprung angekommen setzte ich mich, im Schneidersitz, direkt vor dem Abgrund. Mein Blick war in die Ferne gerichtet. Hinter mir hörte ich ein Rascheln, doch ich drehte mich nicht um. Irgendwann hatten die Tiere, die so früh schon auf waren, sich an meine Anwesenheit gewöhnt. Es ist sogar schon vorgekommen, dass sich ein Fuchs hat von mir Streicheln lassen. Manchmal waren es auch Hasen oder Eichhörnchen. Ich genoss es sehr wenn ein Tier mir sein Vertrauen schenkte, nie würde ich es verraten. Tiere waren so viel besser als manche Menschen. Sie würden einen nie grundlos angreifen. Leise Schritte näherten sich mir. Als ich mich dem Tier zu wand, um zu sehen wer es war, fand ich mich auf Augenhöhe mit einem Wolf wieder. Meine Augen weiteten sich ein Stück, aber ansonsten blieb ich ruhig. Solange er weiß, dass von mir keinerlei Gefahr ausgeht, wird er mir auch nichts tun. Da war ich mir sicher.
Er legte den Kopf leicht schief und unterzog mich einer Musterung. Er wirkte als wartete er auf eine Reaktion meinerseits. Als ich jedoch nichts tat als ruhig dazusitzen, schien es mir als würde Verwirrung in seinen Augen stehen. Ich achtete nicht weiter darauf und drehte mich um, damit ich in die Sterne sehen konnte. Ich spürte eher als das ich sah wie er sich zu mir legte. Sein tiefschwarzes Fell schmiegte sich an meine Seite und kurz hielten seine blauen Augen die meinen gefangen. Dann jedoch wanderte sein Blick, wie zuvor der meinige, zu dem atemberaubenden Sternenhimmel. Ich musterte Ihn noch kurz und mir wurde klar das es wahrscheinlich der selbe von gestern ist. Dann folgte ich seinem Beispiel, doch meine Gedanken blieben bei dem Wolf an meiner Seite hängen. Ich wusste nicht was es war, doch irgendwas war an ihm anders. Ein solches Gefühl wie bei diesem Wolf hatte ich noch nie bei einem Tier gespürt. Ich konnte es nicht richtig einordnen. Ein Gefühl der Sicherheit überkam mich als er sich zu mir legte, aber da war noch mehr. Irgendetwas war anders als sonst.

Eine ziemlich lange weile hatte ich einfach da gesessen und auf die Geräusche der Natur gelauscht. Ich bin immer her gekommen um nach zu denken, hatte mich hier vor der Wirklichkeit versteckt und sicher gefühlt. Doch wenn ich das Gefühl der Sicherheit, dass ich sonst immer gespürt hatte, mit dem jetzigen vergleiche, war das wohl gar nichts. Doch auch wenn ich gerne länger oder gleich für immer hier gesessen hätte, wusste ich doch, dass das nur noch mehr ärger geben würde. Als mein Blick klarer wurde und ich die Gegenwart wieder wahr nahm wurde mir Bewusst das ich schon längst zurück hätte sein sollen. Die Sterne waren nicht mehr zu sehen, dass dunkle blau hat sich mit einem zartem Morgenrot getauscht. Eine leichte Anspannung schlich sich in meinen Körper, als ich daran dachte jetzt nach Hause zu gehen. Ich wusste das ich damit auch das Gefühl der Sicherheit zurück lassen würde. Mein stiller Nachbar musste meine Anspannung wahr genommen haben, denn er musterte mich sehr interessiert. Es wunderte mich nicht wirklich, ich hatte gelernt meine Gefühle zu verstecken, sicher, aber er war ein Wolf. Ein Tier das die leisesten Veränderungen an seinem Gegner erkennen musste. Auch wenn ich Ihm nichts tat behielt er mich im Auge, es waren seine Instinkte die Ihn das machen ließen. Mit einem seufzen richtete ich mich langsam, darauf bedacht keine zu schnellen Bewegungen die Ihn beunruhigt hätten, auf. Mit einem letzten Blick zum Horizont drehte ich mich um um dem unvermeidlichen entgegen zu treten. Kurz bevor ich im Wald verschwand hörte ich das zarte Geräusch von schritten. Ein Blick nach hinten verriet mir das sich der Wolf aufgerichtet hat und mir ein paar schritte gefolgt war. Ich schenkte Ihm ein kleines Lächeln und setzte meinen Weg fort.
Den ganzen Weg über begleitete mich der schwarze Wolf. Als ich schlussendlich am Waldrand ankam und die ersten schritte tat um ihn zu verlassen, merkte ich das etwas fehlte. Es waren, außer meine eigenen, keine schritte zu hören. Ich drehte mich um, der Wolf war stehen geblieben. Einen Moment schauten wir uns stumm in die Augen. Sein Blick wanderte hinter mir wo er wahrscheinlich das stumme Haus betrachtete. Muss sowieso komisch für Ihn sein, dachte ich, was tat ein Mädchen meines Alters, nachts, völlig alleine schon im Wald? Er warf mir noch einen kurzen aber, wie mir schien, intensiven Blick zu bevor er in den tiefen des Waldes verschwand. Und mir Ihm verschwand auch das, wie mir jetzt auffiel, die ganze Zeit vorhandene Gefühl der Sicherheit. Normalerweise verließ es mich schon nach dem verlassen des Klippen Vorsprunges, jedoch nicht heute so. Mich innerlich wappnend drehte ich mich um in Richtung Haus. Kurze Zeit später befand ich mich dann auch schon vor der Tür. Leise öffnete ich sie und trat ein. Schuhe und Jacke ließ ich daneben liegen und setzte meinen weg ins Zimmer fort. Dort angekommen schloss ich leise die Tür um erst dann erleichtert aufzuatmen. Etwas ruhiger ging ich zum Schreibtisch und ließ mich auf den Rollstuhl, der davor steht, nieder. Eine kurze weile starre ich nur vor mich hin, ohne wirklich etwas zu sehen oder klare Gedanken zu haben. Das musste ungefähr eine viertel stunde so gegangen sein, bevor ich mich aufrappelte und leise nach unten schlich. Als ich den Kühlschrank öffnete füllte ich mich innerlich mit Traurigkeit, denn was ich sah waren nur Alkoholflaschen. Schnell schloss ich ihn wieder, um mich dann daran zu machen die Schränke nach etwas essen zu durchstöbern. Außer schimmliges Brot, was ich sofort entsorgte, fand ich nichts. Leise Angst kroch mir in die Glieder wenn ich an das folgende, dass ich jetzt tun musste, dachte. Doch es fuhr kein weg herum, weswegen ich mich auf den weg nach oben machte. Erst vor der Tür des Schlafzimmers meines Vaters blieb ich stehen. So leise es mir möglich war öffnete ich sie. Auf Zehenspitzen trat ich schließlich ein. Ich blieb ein paar Sekunden, die mir wie Stunden erschienen, stehen, um abzuwarten ob er auch wirklich schlief. Als nichts geschah ging ich langsam näher ans Bett um mich davor nieder zu lassen. Ich zog die Hose die davor lag an mich um die Taschen nach Geld zu durchsuchen, eigentlich hatte er immer welches für Alkohol dabei. Ich fand einen 10 Euro Schein, schnell nahm ich ihn an mich und stand auf. Dabei übersah ich eine Alkoholflasche und stieß gegen sie, sie fiel um. Angespannt hielt ich die Luft an und hoffte stark das er weiter schlief. Tatsächlich sollte ich einmal Glück haben, sein schnarchen kam zwar kurz aus dem Takt doch sonst passierte nichts. Diesmal etwas mehr auf den Boden achtend verließ ich das Zimmer wieder. Die Tür lehnte ich nur an, zu viel angst hatte ich davor das er das einrasten sonst vernehmen würde. Kaum das ich das Zimmer verlassen hatte entspannte ich mich etwas, doch das schlechte Gewissen blieb. Doch was sollte ich sonst tun? Ich konnte mich ja schlecht nur, wie mein Vater anscheinend, von Alkohol ernähren! Trotz dieser Tatsachen fühlte ich mich schlecht.
Ich ging nach unten um mich wieder anzuziehen – Schuhe und Jacke – und verließ dann das Haus, dass Geld steckte ich in meine Hosentasche. Mein altes, klappriges Fahrrad lehnte an der Hauswand, ich schwang mich auf den Sattel und trat in die Pedale. Ungefähr 20 Minuten brauchte ich bis zu einem kleinem Lebensmittel Laden, dass Rad ließ ich unabgeschlossen draußen stehen. Klauen würde es sowieso keiner, dafür war es zu heruntergekommen. Ich ging mit schnellen schritten ins Geschäft und suchte nach der Brotabteilung. Als ich sie fand nahm ich eine Graubrot Packung suchte noch etwas Belag und ging zur Kasse. Es befand sich nur eine ältere Dame vor mir. Nachdem ich bezahlt hatte machte ich mich auch schon wieder auf den weg zum Fahrrad. Wie schon vermutet stand es noch, wie hinterlassen, da. Wieder setzte ich mich auf mein Fahrrad und wollte schon los fahren als mir plötzlich ein Junge auffiel. Er stand auf der anderen Straßenseite und schaute zu mir rüber. Soweit ich Ihn erkennen konnte kannte ich Ihn nicht. Weder habe ich Ihn auf der Schule schon mal gesehen und auch nicht beim seltenen Einkaufen. Er war groß, sah gut gebaut aus, schwarzhaarig und hatte etwas an sich was Respekt forderte. Als mir klar wurde das ich seinen Blick schon eine kurze weile erwiderte, schüttelte ich kurz den Kopf und fuhr los. Als ich mich ein Stück entfernt hatte wagte ich es doch noch einmal zurück zu schauen, doch er war weg. Ich hielt an um mich zu versichern, doch er blieb verschwunden. Merkwürdig, dachte ich noch, bevor ich ohne einen weiteren Blick zurück weiter fuhr.

Zuhause angekommen ging ich leise in die Küche und schmierte mir zwei Stullen die ich mit Salami belegte. Ich aß sie im stehen und schlich danach in mein Zimmer, wo ich mich zusammen mit mein Buch auf mein Bett packte.
Es mussten Stunden vergangen sein, auch wenn es mir anders erschien, denn als ich das nächste mal zum Fenster raus schaute kam schon die Dämmerung. Ich klappte das Buch zu und gab mich ganz der Langeweile hin, doch lesen konnte ich nicht mehr. Dazu fehlte mir einfach die Lust und der Nerv noch länger still zu sitzen. Deswegen beschloss ich ins Bad zu huschen und mich zu Duschen. Gesagt getan, danach putzte ich mir noch einmal schnell die Zähne und legte mich zurück ins Bett. Es erleichterte mich sehr das mein Vater heute nicht aufgewacht ist und seinen Rausch ausschlief, auch wenn er danach sowieso weiter trinken wird! Ich schloss die Augen und gab mich meinen Träumen hin, denn das konnte mir niemand nehmen. Nicht einmal mein Vater!
Als ich wach wurde war mein Zimmer noch Stockdunkel. Ein Blick auf den Wecker verriet mir das es erst kurz nach 3:30uhr ist. Ich wusste das ich nicht mehr einschlafen würde, egal was ich tat, also stand ich auf um mir etwas zum Anziehen zu suchen. Letzten Endes ging ich also mit Unterwäsche, einer grauen Jogging Hose und einem grünen Top ins Bad. Ich wusch mich, zog mir die Sachen an und ging dann in die Küche. Schnell schmierte ich mir wieder ein Salami Brot, als ich mein mageres Frühstück beendet hatte zog ich mir Schuhe und Jacke an und verließ das Haus. Ich lief wie jeden Tag, um diese unmögliche Zeit, durch den Wald um nach dem Fußmarsch an den Klippen Vorsprung anzukommen. Wieder traf ich auf die friedliche Idylle, die ich so liebte. Ich setzte mich vor den Abgrund im Schneidersitz hin, betrachtete das Sternenzelt. Minuten vergingen, doch es wollte sich einfach nicht das beruhigende und Sicherheit gebende Gefühl einstellen. Ich seufzte, irgendetwas war anders, fehlte.
„Ach Mum.“ Seufzte ich. „Was ist bloß los? Es läuft einfach alles schief, seitdem du nicht mehr da bist.“ Es war nicht das erste mal das ich mit Ihr sprach. Ich stellte mir gerne vor das Sie noch irgendwo da oben ist und auf mich herab sieht. Schwer vorstellbar, aber besser als Sie für immer verloren zu glauben! Ich verfiel in Schweigen und wartete einfach, auf was konnte ich selber nicht wirklich sagen. Nach einer weile hörte ich vertraute schritte hinter mir. Ein kleines lächeln trat auf mein Gesicht, ein Blick über die Schulter verriet mir das ich auch allen Grund dazu hatte. Der schwarze Wolf kam mit langsamen schritten auf mich zu. Neben mir blieb er stehen, nachdem er einen kurzen Blick in den Himmel geworfen hat, legte er sich zu mir und schaute mich an.
„Konntest du auch nicht schlafen?“ Fragte ich, weil sein Blick mich dazu verleitete die Stille zu überbrücken. Ich erwartete keine ernsthafte Antwort, weshalb ich mich wieder dem Himmel zu wand. Plötzlich stupste mich etwas am Arm an. Ich wand mein Blick zur Seite, es war der Wolf der seine Nase an meinen Arm stieß.
„Na nu, was hast du denn?“ Fragte ich. Er sah mich mit großen, verwirrten Augen an. „Was willst du denn?“ Fragte ich, da ich keine Ahnung hatte wieso er mich so anschaute. Er war zwar ein Tier und konnte nicht mit mir sprechen, jedoch hatte ich die leise Hoffnung das er es mir zeigen oder einen Tipp geben könnte. Was aber nicht wirklich passierte. „Okay, dann anders.“ Auch wenn ich wusste, dass das was ich vor hatte albern ist und wahrscheinlich nichts bringen würde, würde es mich wenigstens ablenken! Außerdem würde es ausgenommen von dem Tier vor mir, niemals jemand erfahren. „Also. Ich werde dich jetzt ein paar Sachen fragen und wenn ich richtig liege Bellst du. Gut, fangen wir an. Hast du Schmerzen?“ Es kam keine Reaktion meines Gegen übers. „Mm, dann hast du vielleicht Hunger?“ Wieder blieb mein Gegenüber Regungslos. Ich seufzte, wusste ich doch vorher das es eine alberne Idee ist. „Vielleicht machst du dir ja Sorgen um jemanden?“ Jetzt murmelte ich es nur noch vor mir hin. Ein, in der stille noch lauter wirkendes, Bellen riss mich aus meiner Versunkenheit. Ich schaute auf. Direkt in die blauen Augen des Wolfes. „War das etwa eine Zustimmung?“ Fragte ich ungläubig. Wieder Bellte er auf, jedoch kam es mir viel leiser vor, da ich diesmal nicht so überrascht war. Ich strahlte Ihn praktisch an, was seit dem Tod meiner Mutter eigentlich gar nicht mehr vorgekommen ist. Ein Lächeln ist seitdem schon zur Seltenheit geworden. „Soll das heißen du verstehst mich?“ Fragte ich Ihn, gespannt auf die Antwort. Wieder Bellte er als Zustimmung. „Das ist ja super! Oder...Nein, warte mal. Um wem Sorgst du dich denn?“ Endete ich mit eine Frage. Er sah mich nur geduldig an. Mit der Handfläche haute ich mir gegen die Stirn. „Natürlich, verzeih.“ Sprach ich als mir einfiel das er ja nur 'Ja' und 'Nein' Fragen beantworten kann. Kurz überlegte ich. „Machst du dir Sorgen um dein Rudel?“ Stille schlug mir als Antwort entgegen. Ich verlor keine Zeit und macht gleich weiter. „Vielleicht um deine Gefährtin, wenn man das denn so nennt?“ Stille. „Hast du Kinder?“ Stille. „Na gut, die dann also auch nicht.“ Plötzlich legte er mir seine rechte Pfote aufs Knie. Verdutzt sah ich Ihn an. „Sag bloß nicht du sorgst dich um mich.“ Es war zwar weniger eine Frage, doch er Bellte trotzdem. „Aber weswegen denn?“ Als mir auffiel das ich schon wieder falsch formuliert habe, stellte ich schnell die nächste Frage. „Ist es vielleicht...weil ich um so eine Zeit noch im Wald bin?“ Leicht winselte er auf. „Teilweise?“ Versuchte ich Ihn zu deuten. Es klappte, er Bellte auf. Ich war so sehr in das kleine Spiel versunken das ich gar nicht mitbekam wie schnell die Zeit verging, denn als ich aufblickte stand die Sonne schon in ihrer vollen Pracht. „Mist!“ Kam es mir über die Lippen.


4. Kapitel



In einer schnellen, fließenden Bewegung stand ich auf. Der Wolf schaute mir Aufmerksam dabei zu wie ich hektisch hin und her schaute, mir dabei unbewusst mit der Hand durchs Haar fuhr.
Natürlich war es nicht das Problem das man sich Sorgen um mich machen könnte, doch um so länger ich weg war um so höher war die Wahrscheinlichkeit das mein Vater inzwischen wach war. Wenn er bemerkte das ich schon wieder weg gegangen war würde er austicken! Ich verstand nicht einmal wieso, schließlich kümmerte es Ihn auch sonst nicht was ich tat und nicht tat.
Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Schließlich waren die paar Ohrfeigen von gestern gar nichts im Gegensatz zu dem zu was er sonst fähig war.
Ein eisiger Angstschauer lief mir bei diesem Gedanken über den Rücken. Wie sollte ich die nächsten paar Stunden bloß überleben?
Doch es führte nichts daran vorbei, ich zögerte es nur hinaus! Es stand doch noch gar nicht fest das er wach ist, vielleicht schläft er ja doch noch? Wer weiß? Wie sagt man so schön; die Hoffnung stirbt zuletzt! Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon längst aufgegeben, aber nun ja Frauen sind ja bekannt für Ihren Stimmungsumschwung.
Den ganzen Mut zusammenraufend machte ich mich nun doch auf den nach Hause weg. Mein neu gewonnener Freund begleitete mich wieder still an der Seite. Noch immer warf er mir ein paar neugierige Blicke zu. Ich konnte Ihn nur zu gut verstehen, ich stand bestimmt geschlagene fünf Minuten, gedankenverloren, einfach so herum, ohne mich zu bewegen! Der arme Kerl musste mich für verrückt halten, dachte ich amüsiert, da ich Ihn schon Menschliche Eigenschaften zuwies.
Nach zwanzig Minuten, schweigsamen Beisammensein, kamen wir dann auch am Waldrand an und obwohl es helllichter Tag ist, sah ich das im Haus, in der oberen Etage, Licht brannte. Er war also wach, dass heißt jedoch immer noch nicht das er noch wach ist.
„Na gut mein Hübscher, dann heißt es wohl wieder einmal Abschied nehmen.“ Stellte ich fest. Er winselte leise. Ein schwaches lächeln trat auf mein Gesicht. „Vielleicht sehen wir uns ja wieder?“ Fragte ich Ihn, da es mir gar nicht gefiel so etwas wie Trauer bei Ihm auswendig zu machen. Zustimmend Bellte er auf. Ich drehte mich seufzend um und betrat den weg zu meiner ganz persönlichen Hölle, von der nie jemand etwas erfahren würde. Nur mit langsamen schritten ging ich dem Haus entgegen. Als ich davor stand drückte ich langsam und leise die Klinke hinunter, die Angst zurück drängend. Mit vorsichtigen schritten betrat ich den Flur, gleichzeitig spähte ich in das Wohnzimmer geradezu und sperrte die Ohren auf um ein Geräusch in der oberen Etage auswendig zu machen. Es herrschte Stille, doch diese Stille verriet alles, schließlich kam auch nicht das gewohnte Schnarchen aus der oberen Etage. Und dann sah ich Ihn, er kam aus der Küche die um die Ecke lag. Ich hatte noch nicht einmal etwas gesagt da schlug er mir auch schon mitten ins Gesicht, die Wucht traf mich so unvorbereitet das ich ein paar schritte zurück taumelte. Nur mit mühe hielt ich mich auf den Beinen.
„Wie oft habe ich dir nun schon gesagt du sollst nicht weg gehen? Verdammt, dann muss ich dir halt Manieren beibringen!“ Brüllte er mir mit Wut verzerrten Gesichtsausdruck und nach Alkohol stinkenden Mundgeruch entgegen. Ich schluckte einmal leer, doch blieb an Ort und Stelle. Er hob seinen Arm, ich rechnete mit Schläge, doch stattdessen packte er mich grob am Arm und zerrte mich die Treppe hinter sich her, nach oben. Sein Griff war fest und schmerzte, dass gab bestimmt einen blauen Fleck. Nun ja es würde nicht der einzige bleiben, dachte ich Schaudernd. Hätte er sich in diesen Moment umgedreht und mein Gesicht gesehen hätte er die Angst in meinen Augen erkannt. Da war ich mir sicher, doch er drehte sich nicht um und selbst wenn glaube ich nicht das es Ihn groß gestört hätte. Ich ließ mich ohne Gegenwehr nach oben bis in mein Zimmer schleifen, denn hätte ich mich gewährt würde es Ihn nur noch wütender machen! Er schmiss mich hinein und schloss hinter sich dann die Tür, was ich nicht ganz verstand. Was brachte Ihn das? Wer sollte uns denn sehen? Abhauen würde ich bestimmt nicht, irgendwann müsste ich ja nach Hause und das würde dann doppelt so viel ärger geben! Ich atmete einmal tief durch, fühlte es sich doch so an als würde ich ersticken. Er kam auf mich zu und zog mich mit festen Griff an den Armen hoch, dann schmiss er mich auf mein Bett. Er selbst setzte sich rittlings auf mich, ich rechnete schon mit den Schlägen und kniff die Augen zu. Als ich jedoch seine Hände an einer ganz anderen stelle spürte öffnete ich sie, um mich von einer ganz anderen Angst beherrschen zu lassen. Ich sah mehr als das ich es spürte wie er meinen Hosenbund öffnete. Jedoch änderte es sich ganz schnell als seine Hände auf meine nackte Haut trafen. Jede noch so kurze und leichte Berührung spürte ich, sie waren wie Messerstiche. Ich wollte mich währen, Ihn Schlagen, flüchten, doch konnte ich nicht. Meine Arme fühlten sich Zentnerschwer an, ich konnte sie einfach nicht heben, musste alles wehrlos über mich ergehen lassen. Und zum ersten mal seit Jahren stiegen Tränen, vor Ihm, in meine Augen. Ich wollte es einfach nicht glauben, dass würde er mir nicht antun! Konnte er nicht! Natürlich, er war aggressiv, schlug mich, doch so etwas? Ich wusste nicht ob ich den Kopf nur gedanklich oder auch in Wirklichkeit schüttelte. Wie konnte er mir das antun? Ich war doch immer noch seine Tochter! Die Berührungen die eben noch an meinen Schenkeln waren und mir die Hose herunter gezogen haben, gingen nun höher, wanderten unter mein Oberteil. Ich fühlte mich losgelöst von meinem Körper und nahm zugleich alles noch intensiver wahr. Spürte wie er meinen BH -Verschluss öffnete und ihn samt Oberteil von meinen Körper entfernte. Die Luft fühlte sich eisig an, dabei war es bestimmt warm, dass Fenster war schließlich geschlossen. Über mich selber wunderte ich mich jetzt schon, wie konnte mir in dieser Situation einfallen das das Fenster geschlossen ist?
„Nun bleib doch nicht Bewegungslos wie ein Eisklotz hier liegen!“ Knurrte er. Der Tränenschleier verdoppelte sich als er meine Hand in seine Hose schob und mich dazu zwang seine Erektion zu umschließen. Ein schluchzen entglitt meinen Lippen, währen er sich mit meiner Hand befriedigte und genussvoll Aufstöhnte. Er kam in meiner Hand. Unter anstrengendem Keuchen zog er sich seine Hose aus und entledigte sich ebenfalls seiner Boxershorts. Wenn sich meine Angst noch verdoppeln konnte war es nun so weit, sie umschloss mich wie eine Kuppel, nahm mir die Luft zum Atmen. Seine Hand schob sich in meinen Slip, streichelte mich an dieser Stelle um mir dann auch meinen restlichen Schutz vor dem folgenden zu entreißen. Er zwang mich mit Gewalt dazu meine Beine um seine Hüfte zu schlingen und brachte sich in die richtige Stellung. Ohne Rücksicht auf irgendetwas, drang er mit einem gewaltigen Stoß in mich ein, immer wieder und wieder. Sein Gesicht vergrub er an meinen Hals und stöhnte Lustvoll auf. Einen Schmerzvollen Aufschrei konnte ich nicht zurückdrängen. Nicht nur der Körperliche Schmerz brachte mich nun fast um, es war als sterbe in dieser Sekunde ein Teil von mir. Mein eigener Vater hatte meine Mutter so weit gebracht sich um zubringen. Mein eigener Vater hatte mich Geschlagen, immer und immer wieder. Mein eigener Vater hatte mir die Unschuld geraubt, auf Grausame weise.
Nichts hielt mich mehr. Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich immer darauf gebaut, später einmal ein schönes Leben zu haben, doch jetzt wusste ich nicht ob ich es überhaupt noch wollte. Überhaupt noch konnte. Der Tod erschien mir gar nicht mehr so schlimm. In einen immer währenden Schlaf zu gleiten, keine Schmerzen, keine Trauer. Einfach nichts.


5. Kapitel



An Schlaf war nicht mehr zu denken, seit mein Vater das Zimmer verlassen hatte. Es war nicht mehr mein Zimmer, nicht mehr ein Ort der mit schönen Erinnerungen gefüllt ist. Nun konnte ich hier nicht mehr das Lachen meiner Mutter hören, vor mir sehen wie Sie mir, als ich kleiner war, Geschichten erzählte. Jetzt ist dieser Raum gefüllt von Schmerz, Angst und Trauer.
Mein Unterleib tat mir höllisch weh, bei der kleinsten Bewegung musste ich schmerzvoll aufstöhnen. Stundenlang hatte er mich unter sich festgehalten, mich gequält. Die Sonne war schon lange wieder unter gegangen, der Mond erwacht. Ich hörte das gewohnte Schnarch Geräusch meines Vaters aus dem Schlafzimmer. Vorsichtig setzte ich mich auf, unterdrückte die Tränen und die Schmerzes laute so gut es ging. Ich ging mit langsamen schritten auf die Zimmertür zu um dann schon fast ins Bad zu rennen.

Es kam mir vor als wären erst Minuten vergangen, dabei merkte ich nach einem Blick auf die Uhr, dass ich geschlagene 1 ½ Stunden unter der Dusche verbracht habe. Leider hatte ich mir vorhin so sehr eine heiße Dusche gewünscht, um das vergangene abzuwaschen, dass ich völlig vergessen hatte mir neue Klamotten mit zu nehmen, in die alten wollte ich keinesfalls wieder rein. Als Ablenkung putzte ich mir erst einmal zehn Minuten gründlich die Zähne. Dann stand ich wieder vor dem Problem ohne Lösung. Mangels der Alternativen wickelte ich mir das Handtuch so fest es ging vor die Brust und öffnete langsam die Badezimmer Tür. Als erstes steckte ich den Kopf hinaus um zu lauschen ob ich das Schnarchen meines Vaters noch hören konnte. Laut und deutlich. Schnell huschte ich wieder zurück in das andere Zimmer, hinter mir schloss ich die Tür. Ich musste erst einmal tief durchatmen, mein Herz schlug als hätte ich ein Marathonlauf gerade hinter mich. Nachdem ich mich beruhigt hatte ging ich zu meinem Kleiderschrank um mir etwas Frisches heraus zu suchen. Schlussendlich hatte ich also saubere Unterwäsche, eine schwarze Jeans und einen grauen Rollkragenpullover an. Unbewusst nahm ich einen schwarzen Rucksack unter meinem Bett hervor und packte ein paar Kleidungsstücke ein. Ich bekam nicht wirklich viel von dem mit was ich tat, doch als ich fertig war stand ich mit einem vollgepackten Rucksack unten vor der Eingangstür. Selbst Jacke und Turnschuhe hatte ich mir angezogen, doch erst jetzt wurde mir klar was ich eigentlich machte. Jedoch war es das einzige was ich tun konnte, entweder oder! Entweder ich Lebte mit meinem Vergewaltiger unter einem Dach und ging das Risiko ein das es noch einmal geschah. Oder ich haue ab. Schlimmer konnte es eh nicht werden, dass zumindest wusste ich. Also verließ ich das Haus meiner Kindheit ohne mich umzudrehen und genauso unbemerkt wie ich meine Abreise vorbereitet hatte, ging ich nun auch wieder los.
Als ich endlich wieder etwas wahrnahm schlug ich mich gerade durch das dichte Gebüsch zu meinem Zufluchtsort. Als ich endlich dort stand wo ich mich noch sicher fühlen konnte schaute ich in den Himmel, wo immer noch der Mond stand. Als ich ein Rascheln hinter mir wahr nahm drehte ich mich nicht um. Sollte doch irgendjemand kommen und mich verschleppen, ein wildes Tier mich umbringen! Es wäre mir egal! Mir wurde nun schon alles mögliche angetan, schlimmeres gab es nicht mehr. Leise rollten mir die Tränen über die Wangen, ich versuchte nicht einmal sie zu stoppen. Es hatte doch so wieso kein Sinn mehr. Wofür habe ich nur all die Jahre durchgehalten? Ich habe mich an Falsche Träume, Wünsche, Hoffnungen und sonstigen Mist geklammert, wie eine Ertrinkende. Es war doch von Anfang an alles zum scheitern verurteilt!
Als mich etwas am Bein an stupste wurde ich in die grausame Realität zurück katapultiert. Nur sehr langsam konnte ich mich dazu durchringen zur Seite zu schauen um nach zu sehen wer oder was mich aus einen trübsinnigen Gedanken gerissen hat. Als ich es endlich geschafft hatte traf mein Blick den von dem blauäugigen Wolf. Er hat es gut, schoss es mir durch den Kopf. Er ist Frei, niemand hält Ihn gefangen oder verletzt Ihn, schließlich ist er stark genug um sich zu währen. Doch redete ich mir nicht nur etwas ein? Schließlich muss auch er gegen die Jäger unter den Menschen ankämpfen, auch er wurde Gejagt, ein gesperrt und sogar getötet.
Ich ließ mich neben Ihm auf dem Boden nieder. Leicht legte ich Ihm eine Hand auf den Rücken und fing an Ihn dort zu streicheln. Es beruhigte mich, auch wenn ich nicht hätte sagen können wieso. Keine Sekunde hatte er mich bis jetzt aus den Augen gelassen und dann fing er leicht an zu winseln. Woher ich wusste was er wollte konnte ich nicht sagen, doch ich wusste es. Schwach lächelte ich Ihn an, obwohl mir nach weinen zu mute war.
„Es geht mir gut.“ Ich erschrak selber über meine Stimme. Sie klang heißer vom vielen weinen. Auch der Blick meines Gegen übers war alles andere als überzeugt. Und dann geschah es. Ganz plötzlich wurde mir das Geschehene wirklich bewusst und ich fing hemmungslos an zu weinen und schluchzen, mein Gesicht vergrub ich im Fell des Wolfes und einzigen Freund den ich seit drei Jahren hatte. Als meine Mutter noch da war hatte ich viele Freunde, doch das hat sich seit dem geändert, wie so vieles andere auch.

Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist, doch irgendwann wurden meine Tränen weniger und auch die Schluchzer verebbten. Der Wolf hatte es stumm über sich ergehen lassen, still saß er da und schenkte mir so Trost.
„Danke.“ Sagte ich leise gegen sein Fell, immer noch kraulte ich Ihn, jetzt jedoch unterm Hals. „Du hast dir den Abend...oder die Nacht, was auch immer, bestimmt anders vor gestellt.“ Zustimmend Bellte er, was mir ein kleines, aber ehrliches Lächeln entlockte. Plötzlich fing er an zu winseln und versuchte mit seiner Schnauze mein Gesicht anzuheben. Ich tat wie mir befohlen und schaute Ihn fragend an, als sein Blick jedoch zwischen mir und meiner Tasche, die ich auf der Seite hatte liegen lassen, schweifte, verstand ich. Mein lächeln war nun nicht mehr so ehrlich.
„Ich musste von zu Hause fort.“ Erklärte ich. Immer noch lag ein Fragender Ausdruck in seinen Augen. „Du verstehst bestimmt nichts von dem was ich gerade sage. Aber eins lass mich dir sagen, deine Familie muss nicht immer dein Freund sein. Manchmal sind es sogar die denen wir am meisten vertrauen sollten, die uns am schwersten verletzen. Und das immer und immer wieder.“ Den letzten Satz flüsterte ich nur noch. Während ich gesprochen hatte hat mein Blick auf meinen Händen geruht nun, als ich seinen Blick erwiderte, lag etwas wissendes in seinen Blick. Für mich grauenvoll wissendes, schließlich würde ich nie jemanden der mich verstand etwas davon erzählen, von meiner Schwäche erzählen. Man sollte niemanden vertrauen, ging es mir durch den Kopf, schließlich kann jemand dem man nicht vertraut einem auch nicht verletzen! Doch nun war es so wieso egal, ich war auf mich allein gestellt. Tränen wollten wieder in meine Augen steigen als mir Bewusst wurde das ich nie wieder in das Haus wo ich alle Zeit die ich hatte mit meiner Mutter verbracht hatte, doch ich drängte sie zurück. Leicht lehnte ich mich an dem Wolf neben mir.
„Was soll ich bloß tun? Ich hab keine Ahnung wo ich jetzt hin soll?“ Flüsterte ich. „Na ja“,seufzte ich dann, „eigentlich ist es ja auch egal. Soll ich doch hier verrecken.“ Wieder regte sich der große Körper neben mir und ein Blick aus Augen wie Eis, die jedoch nicht abschreckend wirkten, traf mich. „Früher hatte ich andere Ansichten.“ Sprach ich, da ich das Gefühl hatte mich verteidigen zu müssen. „Doch Zeiten ändern sich eben! Es würde eh niemanden stören.“ Immer noch hatte ich das Gefühl mich vor Seinen Blick rechtfertigen zu müssen. „Nun schau mich doch nicht so an, du würdest es doch eh nicht Verstehen!“ Rief ich dann aus. Jetzt vermischte sich sein Anfangs noch besorgter Blick noch etwas mit Belustigung. „Das ist nicht komisch!“ Sagte ich nun selbst ein lächeln tragend. Sein Blick wirkte Geduldig. Ich lehnte mich wieder an Ihn und betrachtete den Horizont. „Ich hab dich lieb.“ Flüsterte ich in sein Fell.

Als die Sonne den Horizont begann mit ihren Strahlen zu erhellen, wusste ich das es Zeit ist langsam auf zu brechen. Nur leider hatte ich keine Ahnung wohin ich nun sollte. Ich hatte ein Idee was ich tun könnte, doch dazu müsste ich noch einmal zurück gehen und das würde keinesfalls machen. Doch was dann? Seufzend entschloss ich mich dazu, doch noch etwas hier sitzen zu bleiben. Mein neugewonnener Freund sah das wohl etwas anders, denn er stand langsam auf, was mir meine Rückenlehne nahm.
„Hey!“ Wollte ich mich beschweren und drehte mich um, doch was ich sah machte mich eher traurig. Er hatte sich ein paar schritte entfernt, Richtung Wald. „Musst du gehen?“ Fragte ich niedergeschlagen. Leise Bellte er auf. „Da kann ich wohl nichts machen.“ Stellte ich traurig fest. Er kam auf mich zu und lehnte sein großen, weichen Kopf gegen mich. Sofort fing ich an Ihn hinter den Ohren zu kraulen. „Schade das du keinen Namen hast auf den du hörst. Dann könnte ich dich wenigstens Rufen.“ Sagte ich dann etwas Gedankenverloren. Dann fiel mir etwas ein. „Hättest du etwas dagegen wenn ich dir einen gebe?“ Fragte ich Ihn dann. Er blieb still, sah mich einfach nur an, also fing ich an zu überlegen. „Wie wäre es mit Sword, dass Bedeutet 'Schwert' und steht für Mut und Stärke. Wie findest du ihn?“ Es ist mir zwar nur spontan eingefallen, doch beim genaueren überlegen passt der Name zu Ihm. Schließlich ist er stark und so wie er aussieht würde er vor nichts zurück schrecken. Er Bellte laut auf. „Magst du Ihn, darf ich dich so nennen?“ Wieder Bellte er und stupste mich an. Ich schlang meine Arme um seinen Hals woraufhin er ganz still wurde und seine Schnauze auf meine Schulter legte. Ein paar Minuten verharrten wir in dieser Position, doch dann drehte er sich um und verschwand, mit einem letzten langen Blick zu mir, im Wald. Ich selber blieb an Ort und Stelle sitzen, schließlich musste ich nirgends hin. Die Sonne hatte schon längst ihre warmen Strahlen nach mir ausgestreckt und trotzdem saß ich einfach dort und starrte ins nirgendwo. Ein Rascheln holte mich schlussendlich dann aus meiner Versunkenheit und mit einer Vorfreude, dass Sword, daran musste ich mich noch gewöhnen, jetzt hinter mir steht, drehte ich mich um. Doch es war nicht Sword der hinter mir stand, nein, es war ein mir vollkommen Fremder Junge. Nun ja junger Mann wohl eher, er war bestimmt schon 19 Jahre alt, also fast drei Jahre älter als ich. Er hatte schwarze Haare und Eis-blaue Augen, ungefähr 1,85m musste er groß sein, außerdem war er sehr gut gebaut, seine Muskeln traten durch das schwarze, enganliegende T-shirt hervor. Wie man bei dieser Jahreszeit nur mit T-shirt Bekleidet draußen herum laufen kann ist mir ein Rätsel. Er hatte ein Selbstbewusstes Lächeln auf dem Gesicht, Misstrauisch schaute ich zurück.
„Hey, ich bin David.“ Er hatte eine weiche und doch sehr männliche Stimme. Zusammen mit diesen Worte kam er auf mich zu, bis er schließlich neben mir in die Hocke ging. Ich blieb stumm, schließlich kenne ich Ihn überhaupt nicht! Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht.
„Ich weiß ja das ich gut aussehe, aber das es dir gleich die Sprache verschlägt hätte ich nicht gedacht.“ Sagte er dann. Mit einem verächtlichen Schnauben drehte ich mich von Ihm weg, sollte er doch denken was er wollte. Plötzlich berührte er mich am Arm, heftig zuckte ich zusammen. Ohne das ich es wollte überkam mich die Panik. Was wollte er von mir? Was tat er mitten im Wald? Er würde doch nicht, wie mein Vater...? Mein Atem beschleunigte sich ohne meine Einwilligung, sofort zog er seine Hand zurück.
„Hey, es ist alles gut. Ich tu dir nichts.“ Sprach er sanft auf mich ein, doch es wollte nicht wirklich helfen, in mir stiegen die Bilder hoch. Ich sah alles noch einmal vor mir. Alles was er getan hatte, mein eigener Vater mir angetan hatte. David sah mich verzweifelt an, völlig überfordert mit der Situation. Als ich wieder die wirkliche Realität vor mir sah, wich ich schnellstmöglich von David weg, brachte Abstand zwischen uns. David blieb an Ort und Stelle, etwas anderes hätte auch nur noch einen weiteren solchen Anfall hervorgerufen. „Was ist denn los? Kann ich dir helfen?“ Fragte er nach kurzer Stille. Ich schüttelte nur stumm denn Kopf, etwas anderes hätte ich nicht geschafft. „Was willst du von mir?“ Fragte ich und es klang, obwohl er noch gar nichts getan hat, Verzweiflung mit.
„Ich war Spazieren und als ich dich hier so sitzen sah wollte ich einfach nur ein bisschen reden, doch jetzt frage ich mich ob du nicht Hilfe brauchst? Soll ich jemanden holen deine Eltern, Geschwister, vielleicht auch die Polizei?“ Fragte er dann nach dem sein Blick einmal über mich geglitten ist. Wieder schüttelte ich den Kopf.
„Ich brauche niemanden! Ich will das du gehst!“ Sagte ich mit etwas festerer Stimme. Diesmal war er es der den Kopf schüttelte.
„Du brauchst doch Hilfe, dass sieht sogar ein blinder mit nen Krückstock!“ Beharrte er weiter. Wieder wollte er mich am Arm berühren, wahrscheinlich um mich zu beruhigen, doch ich zuckte schon zusammen als er mich noch nicht mal berührte. Ich konnte nichts dagegen tun, ich hatte einfach angst davor angefasst zu werden, egal von wem. „Hat dich jemand verletzt? Oder etwa angefasst?“ Als er das letzte Wort sagte blitzte etwas Grausames in seinen Eis-blauen Augen auf. Ich schüttelte den Kopf als Verneinung und presste ein „Nein.“ hervor. Niemals würde ich jemanden sagen was mein Vater getan hat. Niemals!
„Ich will einfach das du gehst. Ich brauche keine Hilfe.“ Sagte ich, schon viel überzeugender. Weiterhin lag sein Blick auf mir.
„Ich weiß nicht wieso du mich anlügst, aber ich werde dich bestimmt nicht einfach in einem solchen Zustand hier allein lassen.“ Sagte er und es klang bestimmend.
„Was heißt hier 'in einen solchen Zustand'! Mir geht es gut und jetzt verschwinde!“ Zischte ich, dieser Typ machte mich wütend. Was bildete er sich eigentlich ein und dann fiel mir etwas ein.
„Bist du nicht der Typ letztens vorm Lebensmittel Geschäft?“ Fragte ich dann, denn er hatte dieses selbe etwas an sich was Respekt forderte, wenn er es wollte, nur ignorierte ich es geflissentlich. Ein Grinsen trat auf sein Gesicht, doch es sah nur halbherzig aus, gezwungen in dieser Situation.
„Du bist eine scharfe Beobachterin.“ Stellte er nüchtern fest. „Doch jetzt wird nicht abgelenkt! Mach es dir doch nicht so schwer, entweder du sagst mir wo du wohnst und ich bring dich nach Hause.“ Er merkte nicht wie ich bei dem Wort 'zu Hause' zusammen zuckte und sprach deshalb weiter. „Oder ich nehme dich mit zu mir.“ Beendete er seine kleine Rede. Doch dann stutzte ich.
„Auf gar keinen Fall komme ich mit zu dir. Ich kenne dich nicht einmal, ich bin doch nicht Bescheuert!“ Entgegnete ich.
„Ach und wo willst du dann hin? Im Wald übernachten?“ Sagte er spöttisch. Er hatte recht, musste ich mir eingestehen, ich konnte nirgends mehr hin, dachte ich traurig. „Keine Sorge, ich lass dich nicht im Stich.“ Lächelte er nun warm.
„Und was willst du dafür haben?“ Fragte ich. Warum sollte er mir Helfen wollen? Er kannte mich nicht!
„Nichts.“ Antwortete er schlicht.
„Nichts.“ Wiederholte ich ungläubig. „Das kannst du deinem Friseur erzählen, aber nicht mir!“
„Du kennst mich nicht! Woher also willst wissen das ich lüge?“ Fragte er und klang dabei so Logisch, dass mir nichts einfiel das ich erwidern könnte. „Siehst du. Also komm, es wird kühl!“ Wieder diese Befehlshaberische Ton. Schon jetzt hasste ich diesen Ton! Er war schon aufgestanden und Richtung Wald gelaufen, als er mir noch einen Blick zuwarf und seufzte.
„Nun komm schon.“ Sagte er, jedoch diesmal genervt. Was mir ein lächeln entlockte. Mal sehen ob man Ihn noch weiter reizen konnte.
„Ich hab immer noch nicht zu gestimmt mit zu kommen.“ Sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hob eine Augenbraue und kam dann auf mich zu, ich befürchtete schon das schlimmste, doch er nahm nur meinen Rucksack der neben mir lag und ging einfach los.
„Hey!“ Rief ich aufgebracht. „Das ist meiner, gib ihn her!“ Schnell stand ich auf und rannte Ihm hinterher. Als ich Ihn dann endlich eingeholt hatte verlangte ich Lautstark meine Tasche wieder. Und wieder hob er eine Augenbraue.
„Was kriege ich denn dafür?“ Fragte er dann.
„Ein Arschtritt weniger und jetzt gib sie her, die gehört mir!“ Er lachte über mich nur.
„Weißt du eigentlich wie niedlich du bist, wenn du so sauer bist?“ Lachte er. Ich verzog Schmollend den Mund. Sein lächeln blieb. „Ich will ihn dir doch nur tragen, es ist noch ein Stück.“ Erklärte er sich dann und schon lief er weiter, so das ich wohl oder übel folgen musste, wenn ich denn meine Sachen wieder haben will.


6. Kapitel



Wir liefen bestimmt schon Stundenlang durch den Wald und das schlimmste war, wir gingen in die völlig entgegengesetzte Richtung die ich immer nehme. Was hieß: Ich kannte mich hier kein bisschen aus, falls sich seine ach so tollen – und mir leider völlig unbekannten – Vorsetze plötzlich ändern sollten. Mir war das ganze immer noch nicht ganz geheuer und langsam fragte ich mich ob es nicht doch klüger gewesen wäre im Wald zu übernachten. Apropos Nacht: Es wurde bereits dunkel! Nicht das ich mich fürchtete, doch das war eine super Gelegenheit David wieder zu nerven. Tja, er hätte mich ja nicht mit nehmen müssen, ich wollte es zumindest nicht!
„Sind wir bald da?“ Rief ich, da zwischen uns schon ein bisschen platz auf gekommen ist, ich wollte Ihm einfach nicht zu nah kommen! Er stöhnte genervt auf.
„Wie oft hast du mich das jetzt schon gefragt? Waren es zehn oder zwanzig mal?“
„Es waren zwölf mal.“ Korrigierte ich Ihn.
„Schlimm genug.“ Murmelte er. Ich hatte etwas aufgeholt.
„Das hab ich gehört! Im übrigen hast du dir das selber eingebrockt, schließlich brauchst du mir nur meine Tasche zu geben und du siehst mich nie wieder. Ciao! Bye! Auf nimmer Wiedersehen!“ Versuchte ich Ihn zu überreden. Er lachte über meinen Versuch nur.
„Aber dann müsste ich doch auf eine super Begleiterin verzichten. Ohne dich würde ich doch vor langer weile sterben.“ Übertrieb er.
„Schade das es nicht schon vorher passiert ist.“ Murrte ich vor mir hin.
„Ich habe ebenfalls gute Ohren.“ Grinste er. „Im übrigen sind wir in ungefähr zehn Minuten da.“ „Wo ist eigentlich 'da'?“ Fragte ich nach. Wieder trat ein Grinsen auf sein Gesicht.
„Na wo wohl? Bei mir zu Hause. Ich wohne zusammen mit meinem Bruder in einem Haus.“ Erzählte er mir.
„Und das steht mitten im Wald?“ Hakte ich misstrauisch nach. Er nickte. „Und dein Bruder?“
„Was soll sein?“ Fragte er nach und blickte zu mir.
„Ähm ich meine, ist er so alt wie du und muss ich mich auf einen zweiten eingebildeten, rechthaberischen, egozentrischen, Frauenunterdrücker einstellen?“
„Das ist aber mal eine lange Liste.“ Stellte er fest. „Im übrigen bin ich kein Frauenunterdrücker!“ Stellte er, leicht verwirrt über meine Sicht über Ihn, klar.
„Ach! Und warum hast du einfach über meine Meinung hinweg entschieden das ich mit dir gehe?“ Stellte ich die Frage aller Fragen. Er grinste bloß überheblich.
„Du bist noch zu klein um dir darüber im klaren zu sein was du überhaupt willst.“ Grinste er Selbstzufrieden. Ich ließ nur ein Schnauben meinerseits vernehmen. “Im übrigen ist er das komplette Gegenteil von mir.“
„Du meinst Höflich, nett, zuvorkommend und legt wert die Meinung anderer?“ Fragte ich hinterher. Er warf mir einen nun langsam wüten werdenden Blick zu.
„Ich leg wert auf die Meinung anderer und zuvorkommend bin ich auch, schließlich habe ich dich zu mir nach Hause eingeladen!“ Verteidigte er sich.
„Das war nicht zuvorkommend, schließlich hast du mich gezwungen!“ Sagte ich leicht zickig.
„Weshalb bist du dann immer noch da, du folgst mir schließlich! Niemand zwingt dich dazu!“ Grinste er wieder so arrogant.
„Du hast meine Tasche und willst sie mir nicht wieder geben.“ Stellte ich klar. Er lachte nur. „Was gibt es da zu lachen?“ Zischte ich wütend.
„Du bist wirklich niedlich, wenn du so wütend bist.“ Lachte er.
„Das war jetzt nicht positiv für Meine Bewertung über dich:“ Damit ignorierte ich Ihn den restlichen weg über, dass einzige was ich tat war schweigsam neben Ihm herzu gehen.

Zehn Minuten später standen wir dann tatsächlich vor einem kleinen Einstöckigen Haus. Von außen sah es sehr schlicht aus, mit weißen Fassaden. Ohne darauf zu achten das ich langsamer wurde ging David weiter mit schnellen schritten auf die Eingangstür zu, davor blieb er dann stehen und warf mir einen Blick über die Schulter zu, er schien erst jetzt zu merken das ich stehen geblieben bin.
„Willst du da Wurzeln schlagen?“ Fragte er amüsiert.
„Nein!“ Gab ich zickig von mir und marschierte zu Ihm. Er grinste schloss jedoch Kommentarlos die Tür auf und ließ mich, ganz Gentlemanlike, als erstes Eintreten. Was ich sah verschlug mir für einen kurzen Moment den Atem. Die Eingangshalle war viel größer als es von draußen vermuten ließ, sie wurde von einem dunklem Holzlaminat bedeckt. Die Wände waren in einem Beige tapeziert und hatten unten und oben feine, goldene Verzierungen, es sah nach Handarbeit aus und musste sehr kostbar sein. An einer Seite der Wand stand eine sehr Antik aussehende Kommode, doch sie schien hierher zu gehören wie alles andere auch. Es sah einfach Traumhaft aus.
„Na, gefällt es dir?“ Riss David seine Stimme mich aus meiner Versunkenheit.
„Ganz in Ordnung.“ Sagte ich so nüchtern es ging, denn ich wollte Ihm kein Lob für sein Haus geben, geschweige denn zugeben das es wirklich Fantastisch aussah. Und ich hatte gerade mal die Eingangshalle gesehen! Er lächelte über meine Worte nur. Plötzlich hörte man schritte von oben die sich uns zu nähern schienen.
„David, hast du jemanden mit gebracht?“ Rief eine sehr weiche Stimme von oben, sie klang wie die Stimme eines Engels. Und das dachte ich nicht von jeder Stimme, wenn ich ehrlich bin war es das erste mal das ich so etwas von einer Stimme dachte, von der ich nicht einmal wusste zu wem sie gehörte.
„Mm.“ Brummte David zur Antwort nur. Zu meiner linken, wo sich die Treppe in die obere Etage befand, kam nun ein junger Mann zum Vorschein. Er hatte die selben schwarzen Haare wie David, war ebenfalls groß und gut gebaut, doch hatte er braune Augen. Genau diese Augen musterten mich gerade sehr interessiert. Er hatte ein freundliches lächeln auf den Lippen.
„Hey, ich bin Rafael und du?“ Lächelnd hielt er mir seine Hand hin. Ich hielt meinen Blick zum Boden gerichtet ohne die angebotene Hand zu beachten, momentan konnte ich es einfach nicht über mich bringen. Ich fühlte mich immer noch dreckig und beschmutzt.
„Hailey.“ Erwiderte ich leise. Als er merkte das ich nicht vorhabe seine Hand zu ergreifen zog er sie zurück und fuhr sich mit ihr durchs schwarze Haar.
„Wow, wie schnell man dich ruhig bekommt. Vorhin warst du aber noch aufmüpfiger.“ Sagte David um das unangenehme schweigen zu brechen. Zum ersten mal, seit ich Ihn kannte, war ich Ihm dankbar. Nun hatte sich auch Rafael wieder gefangen und lächelte warm.
„Du hast gar nicht gesagt das du eine Freundin mit bringst.“ Als ich aufblickte sah ich gerade noch den wütenden Blick den er David zuwarf. Mich jedoch lächelte er weiterhin warm an als wäre nichts passiert.
„Ja, es waren gewisse Umstände die mich dazu zwangen.“ Sagte David in einem, wie mir schien, Bedeutungsvollen Ton zu Rafael. Jetzt war ich diejenige die Ihn wütend anstarrte. „Zwangen!? Du hast mir einfach meine Tasche weg genommen! Im übrigen werde ich jetzt auch wieder gehen. War echt nett dich kennen gelernt zu haben Rafael.“ Sagte ich lächelnd Rafael zugewandt. „Von dir kann ich leider nicht das selbe behaupten!“ Schmiss ich David an den Kopf.
„Was hast denn mit Ihr getan?“ Fragte Rafael seinen Bruder. Dieser zuckte die Schultern.
„Ich war charmant wie immer.“ Sprach er Selbstgefällig.
„Charmant!? Du hast dich benommen wie ein Idiot, du Hornochse!“ Rafael fing an zu lachen.
„Ich mag die Kleine!“ Sagte er lachend, Ihm kamen tatsächlich schon die Tränen. Es war schön mal wieder in einer so normalen, ausgelassenen Situation zu sein, besonders nach dem Geschehenen.
„Hey! Schließlich habe ich dich aufgenommen wie einen ausgesetzten Welpen.“ Verteidigte David sich, doch sah man Ihm an das auch er die ganze Situation lustig fand.
„Nun, der ausgesetzte Welpe wollte vielleicht gar nicht aufgenommen werden, vielleicht wollte er endlich weg von allen und jeden!“ Ging ich auf sein Spiel ein.
„Ich habe es dir doch schon einmal gesagt: kleine Welpen brauchen Ihre Mütter die solche schweren Entscheidungen für Sie fällen.“ Sagte er mit amüsierter Stimme.
„Und was wenn dieser Welpe ein Halbwaise ist und deshalb schnell lernt selbst auf sich acht zu geben?“ Informierte ich mich.
„Dann hat der kleine Welpe eben auf seinen Vater zu hören!“ Sagte er immer noch lachend.
„Und wenn dieser sich nicht für Ihn interessiert?“ Ich flüsterte es so leise vor mich hin das er es eigentlich gar nicht hätte hören dürfen, doch sein lachen verstummte sofort, ebenfalls das von Rafael. Beide musterten mich nun neugierig.
„Was ist?“ Schoss es aus mir heraus. Rafael fand seine Stimme als Erster wieder.
„Nichts, dann werde ich dir mal dein Zimmer zeigen.“ Lächelte er freundlich und ging auch schon auf die Treppe zu.
„Aber Ihr könnt mich doch nicht einfach so hier aufnehmen!“ Setzte ich entgegen.
„Wieso nicht?“ Fragte Rafael.
„Na zum Beispiel mein Vater.“ Log ich munter drauf los. „Er würde vor Sorge fast umkommen!“ Wenn er denn überhaupt bemerkt hat das ich weg bin, dachte ich sarkastisch.
„Für mich sieht das eher so aus als wolltest du fort.“ Sagte David ernst und hob zur Verdeutlichung noch meine Tasche hoch. Ich riss sie Ihm aus der Hand.
„Das geht dich gar nichts an!“ Fauchte ich.
„Uh habe ich das Kätzchen wütend gemacht? Jetzt hab ich aber angst! Hoffentlich mache ich mir nicht gleich in die Hose.“ Machte er sich über mich lustig. Ich verzog schmollend den Mund.
„Wie alt bist du David? Fünf? Verschone uns mit deinen Albernheiten.“ Mischte Rafael sich wieder ein. Dankbar warf ich Ihm ein Lächeln zu. „Na komm schon. Bis Morgen wirst du schon hier bleiben können, schließlich ist es draußen bereits dunkel und alleine lasse ich dich da nicht mehr raus! David ist wie es ausschaut dieser Aufgabe auch nicht gewachsen dich zurück zu bringen.“ Sagte Rafael und stand schon auf der ersten Stufe. David verstummte augenblicklich.
„Was soll denn das jetzt wieder heißen?“ Fragte er stattdessen gereizt. Ich wusste das es kindisch war doch ich steckte Ihm, hinter Rafaels Rücken, die Zunge raus und als dieser sich umdrehte schaute ich Ihn engelsgleich an. Das hatte mir schon früher aus manch kniffliger Situation geholfen. Er warf mir einen Nachsichtigen Blick zu und ging weiter die Treppe hinauf, ich folgte Ihm brav. Die Treppe bestand ebenfalls aus dem selben dunklen Holz, ebenfalls war der obere Teil Flur mit dunklen Laminat und beige'r Wandfarbe, mit den schönen Verzierungen. Beim näheren Betrachten fiel mir auf das es verschiedene Zeichen waren, ihre Bedeutung jedoch wusste ich nicht. Es befanden sich vier Türen so weit ich sehen konnte im oberen Stockwerk.
„Das da ist das Bad.“ Sagte Rafael und deutete auf die zweite Tür links. Dann trat er in die Tür zu unserer rechten ein, ich folgte Ihm. Das Zimmer war ebenfalls mit dem dunklen Laminat bedeckt hatte jedoch rote Wände mit einem passenden großen, flauschig aussehenden Teppich in der Mitte des Zimmer. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein großes Doppelbett. Wunderschöne hinein geschnitzte Rosen umrandeten es, und hier drauf ließen sich die Verzierungen ebenfalls finden. Sie mussten eine Bedeutung haben, spekulierte ich. Zu meiner rechten befand sich ein großer Kleiderschrank und links ein an der Wand hängender Spiegel wo neben ein riesiges Fenster war. Es reichte vom Boden bis fast zur Decke. Das Zimmer hatte eine schöne Atmosphäre die ein genießerisch die Augen schließen lassen wollte, jedoch beherrschte ich mich.
„Wunderschön.“ Hauchte ich. Rafael lächelte mich warm an.
„Gut. Denn es wird dir in nächster zeit gehören.“ Sagte er. Zweifelnd sah ich Ihn an.
„Das meinst du doch nicht ernst?! Ich meine Ihr kennt mich doch überhaupt nicht! Also warum macht Ihr das für mich? Ich kann euch überhaupt nichts als Gegenleistung geben.“ Sagte ich leicht zweifelnd, ich verstand die beiden einfach nicht.
„Hailey.“ Lächele er und legte eine Hand auf meine Schulter, zog sie jedoch sofort wieder fort als ich heftig zusammen zuckte. Mein Blick senkte sich gen Boden. „Vor was hast du denn angst was wir verlangen könnten? Ich war auch mal jünger und hatte keine Lust auf meine Eltern, dass ergeht doch jeden mal so. Am besten du bleibst ein paar Tage hier, ruhst dich aus von dem Stress und gehst dann wieder zurück. Das einzige was ich verlange ist das du Ihnen Bescheid gibst das es dir gut geht, Sie brauchen nicht einmal zu wissen wo du bist. Ich brauche keinen Grund um jemanden zu helfen. Du siehst nett aus und ich kann mir nicht vorstellen das du einfach Grundlos reiß aus nimmst.“ Sagte er dann sanft.
„Danke.“ Brachte ich nur noch zustande. Auf dem weg zur Tür drehte er sich noch einmal um.
„Mach dich Frisch und ruh dich aus. Das wird dir gut tun.“ Damit verließ er das Zimmer. Kurz sah ich noch auf die geschlossene Tür, wartete bis die schritte verklungen waren. Als ich nichts mehr hörte rannte ich auf das große Bett zu und schmiss mich hinein. Herrlich, dachte ich nur noch. Wenige Minuten lag ich einfach still da, genoss es nur einmal keine angst vor dem Erwachen meines Vaters zu haben, dann stand ich langsam auf. Ich ging zu meiner Tasche die ich neben der Tür abgestellt hatte und suchte mir mein Schlafzeug heraus, danach noch die Bürste und das restliche Waschzeug, schon war ich auf den weg ins Bad. Ich war schon kurz davor erst aus der Tür zu spähen ob ich noch das gewohnte schnarchen vernahm als mir einfiel das ich das hier nicht zu tun brauchte. Im Bad angekommen schloss ich erst einmal die Tür hinter mir ab, danach kontrollierte ich es noch mindestens zweimal. Um Gotteswillen zu was hat er mich bloß gemacht, ich werde ja schon paranoid! Als ich mich zum dritten mal davon überzeugte das jetzt niemand mehr von außen das Badezimmer betreten kann zog ich mich aus und stieg unter die Dusche. Ich schrubbte mich einmal am ganzen Körper ab, wobei ich nicht gerade sanft war. Im Gegenteil ich schrubbte solange bis meine Haut schon ganz rot wurde, sauberer fühlte ich mich trotz allem nicht. Resigniert stieg ich wieder aus der Dusche, putzte mir die Zähne und ging mir ein paar mal mit der Bürste durch das dichte, mir über die Schultern fallende, Braune Haar. Es glänzte immer nach dem waschen wunderschön. Schnell Band ich es mir zu einem Pferdeschwanz zusammen, bevor ich damit begann mich noch einmal mit dem großen weißen und sehr weichen Handtuch abzuschrubben. Danach schlüpfte ich in mein Bettzeug was aus einer schwarzen Shorts und einem grünen Top bestand. Zum ersten mal kam ich mir darin nackt, schmutzig und widerlich vor; es war einfach Grauenvoll. Doch ich konnte es nicht ändern, also huschte ich, sobald ich meine Sachen zusammen gesucht habe, so schnell ich konnte zurück in das mir zu gewiesene Zimmer. Dort angekommen verkroch ich mich in dem Bett und zog die Decke so hoch es ging. Ich wollte einfach nur noch schlafen und alles vergessen. Ich lag gerade mal um die ca. 10Minuten still im Bett als es auch schon an der Zimmertür klopfte. Ich antwortete nicht, schloss einfach die Augen; ich wollte niemanden sehen oder sprechen. Ich fühlte mich einfach elendig. Ich hörte wie die Tür leise geöffnet wurde, doch nicht wie erwartet auch wieder geschlossen. Leise schritte, kaum zu hören, näherten sich meinem Bett. Ich konnte nicht verhindern anzufangen zu zittern, im Gegenteil noch, es wurde immer schlimmer. Die Matratze sank ein Stück herab als sich jemand zu mir setzte, derjenige legte mir zur Beruhigung eine Hand auf die Schulter.
„Ruhig Hailey, ganz ruhig, niemand tut dir etwas.“ Sprach die sanfte Stimme von David auf mich ein. „Ich tu dir nichts.“ Beteuerte er, doch half es mir nicht. Ich wollte Ihm so gerne glauben doch mein Körper weigerte sich strikt dagegen. „Was hat man dir bloß angetan?“ Hörte ich Ihn leise Flüstern, es klang als Frage er sich selber. Vorsichtig zog er seine Hand wieder zurück, dann deckte er mich noch einmal richtig zu und verließ mit einem zärtlichen „Schlaf gut, Hailey“ das Zimmer.

Die Nacht war wohl die schlimmste die ich jemals hatte. Alpträume haben mich geplagt, ständig bin ich schweißgebadet aufgewacht, meine Wangen waren feucht von den Tränen. Ich musste geweint haben. Und jetzt, es war noch dunkel draußen, konnte ich trotz meines Schlafmangels nicht mehr einschlafen. Es war bestimmt gegen 4:00uhr Morgens, genau konnte ich es nicht sagen, im Zimmer befand sich keine Uhr. Ich versuchte wenigstens noch eine weile ruhig liegen zu bleiben, doch es wollte mir nicht gelingen, weswegen ich dann doch aufstand und mir alles was ich brauchte fürs Bad aus meiner Tasche nahm. So leise es ging schlich aus mein Zimmer. Ich wusch mich, putzte mir die Zähne und zog mich an. Wieder im Zimmer angekommen verstaute ich die Sachen und ging dann nach unten, oben hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ich musste hier raus, so wie ich es immer tat. Als ich unten angekommen war durfte ich erst einmal feststellen das die Haustür verschlossen ist. Na super, dachte ich ich sarkastisch, und was jetzt? Langsam sah ich mich etwas genauer hier unten um, es befand sich eine geräumige Küche, ein riesiges, schön eingerichtetes Wohnzimmer und noch ein weiteres Badezimmer hier unten. Letztendlich fand ich mich in der Küche wieder, sie wurde in dunklen Boden und Möbeln gehalten, jedoch mit hellen Freundlichen Wänden und vielen Souvenirs. Ich ließ mich auf einen Stuhl der an einem Tisch stand niedergeschlagen nieder. Eine weile lang saß ich still dort, doch immer noch hielt mich das Gefühl fest, endlich hier raus zu kommen. In den Wald zu flüchten wie ich es immer tat, an die Stelle wo meine geliebte Mutter Ihren letzten Atemzug tat. Ich wollte so sehr das Sie wieder zurück kommt, mich in die Arme schließt und mir sagt das alles wieder gut wird. Ich muss schon länger hier gesessen haben, denn als ich mich umdrehte erschrak ich zutiefst. David stand am Türrahmen und sah zu mir herüber.
„Hast du mich erschreckt.“ Sagte ich dann eine Hand auf mein, viel zu schnell schlagendes, Herz gepresst. Er kam ein paar schritte auf mich zu.
„Entschuldigung, dass wollte ich nicht.“ Dann ging er zu der Arbeitsfläche und schaltete eine, soweit man es erkennen konnte, Kaffeemaschine ein.
„Möchtest du auch einen.“ Fragte er und warf mir einen fragenden Blick zu.
„Äh, nein danke. Ich trinke kein Kaffee.“ Erklärte ich. Er zuckte die Schultern und wand sich wieder der Maschine zu. Als er alles eingestellt hatte setzte er sich mir gegenüber.
„Warum bist du denn schon auf? Es ist erst 5:20uhr.“ Fragend schaute er mich an.
„Ich bin Frühaufsteherin.“ Erklärte ich nüchtern. Er musste nicht wissen das ich nur so früh aufstand um sicher zu gehen das mein Vater noch schlief, irgendwann hatte ich mich dann daran gewöhnt. Früher bin ich eher gegen 9:00uhr aufgestanden und das auch nur weil meine Mutter immer etwas unternehmen wollte.
„Warum glaube ich dir das nur nicht?“ Sagte er dann ernst. Dann seufzte er, gerade als er noch etwas sagen wollte unterbrach ein piepen die Stille. Als er aufstand und sich einen Kaffee eingoss bemerkte ich das es von der Maschine kam. Mit dem heißen Kaffee der sich in einer schwarzen Tasse befindet kommt er zurück an den Tisch. Mir Gegenüber setzt er sich wieder hin, trinkt seinen Kaffee und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.
„Willst du mir nicht sagen weshalb du so schreckhaft bist?“ Fragte er sanft.
„Ich bin nicht schreckhaft.“ Entgegnete ich sofort. Eine seiner dunklen Brauen hob sich.
„Klar.“ Er zog das Wort in die Länge. „Deshalb zuckst du auch sobald jemand in deine nähe kommt zusammen oder fängst an wie Espenlaub zu zittern.“ Meinte er ironisch. Ich warf Ihm einen wütenden Blick zu, es gefiel mir gar nicht wie schnell er seine Stimmung wechselte.
„Vielleicht liegt es ja einfach an dir?“ Meinte ich zuckersüß.
„Deshalb hast du meinem Bruder gestern auch nicht die Hand gegeben, oder?“
„Okay, Gleichstand. Und jetzt lass uns das Thema wechseln, in Ordnung?“ Fragte ich Ihn.
„In Ordnung.“ Stimmte er zu, er musste gesehen haben das ich nicht weiter auf das Thema eingehen würde. Niemals, dass schwor ich mir.
„Morgen.“ Kam es gemurmelt von der Tür. Ein ziemlich verschlafen aussehender Rafael kam hinein geschlurft. Nur in Boxershorts wie man erwähnen sollte. Er ging, wie es aussah, mir geschlossenen Augen zur Kaffeemaschine, goss sich welchen ein und setzte sich dann zu uns. Nachdem er ein paar Schlücke genommen hat sah er schon besser aus, sogleich schaute er auch zu uns.
„Warum seit Ihr schon auf?“ Fragte er mit müder Stimme.
„Ich hab Hailey gehört und wollte Ihr Gesellschaft leisten.“ Erklärte David sich.
„Bin halt ne Frühaufsteherin.“ Antwortete ich.
„Frühaufsteherin ist ja schön und gut, aber so früh.“ Fragte Rafael nach.
„Tja.“ Kam es von mir, was sollte ich auch sagen? Er sah mich immer noch abwartend an also entschloss ich mich Ihm die Wahrheit zu sagen, zumindest teilweise. „Ich geh Morgens gern spazieren, wenn mein Vater noch schläft.“ Sprach ich dann.
„Macht er sich denn keine Sorgen?“ Fragte Rafael.
„Meist komme ich ja auch wieder wenn er noch schläft.“ Sagte ich ausweichend.
„Aha. Na egal. Du wirst Ihn trotzdem nachher anrufen und sagen das es dir gut geht.“ Entschied er. Ich nickte ergeben, wenn mein Vater denn überhaupt wach geschweige denn nüchtern genug ist. Vielleicht weiß er ja nicht mal mehr das er eine Tochter hat.
„Wie alt bist du eigentlich?“ Fragte ich um das Thema zu wechseln, es schien Ihm nichts aus zu machen.
„22, wieso?“ Endete er mit einer Frage, ich zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung nur so, und du?“ Wand ich mich an David.
„19. Du?“
„16. Ich werde bald 17.“ Antwortete ich. „Warum lebt Ihr hier allein, wo sind eure Eltern?“ Fragte ich weiter, Hauptsache wir reden nicht über mich!
„Sie leben wo anders, aber besuchen uns ab und an noch.“ Antwortete Rafael. „Hierher gezogen sind wir, weil...nun ja wir wollten halt mal weg von zu Hause. Ein wenig die Welt kennen lernen.“ Antwortete er. Kurz kehrte Stille ein. „Gehst du noch zur Schule?“
„Ja. In die 12 Klasse, ich mach dieses Jahr mein Abitur.“ Antwortet ich Ihm.
„Und danach?“ Fragte Rafael weiter.
„Ähm keine Ahnung irgendeine Ausbildung. Ich würde eigentlich gerne als Lehrerin arbeiten.“ Antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Wie kommst du auf den Beruf?“ Ich zuckte die Schultern.
„Eigentlich, nun ja. Man kommt halt an die Schüler ran, kann jemanden helfen. Man bekommt halt schneller mit wenn jemand zu Hause oder so Probleme hat.“ Versuchte ich mich zu erklären. Er betrachtete mich nachdenklich.
„Klingt als hättest du Erfahrung damit wie schlecht es solchen Leuten geht. Und wüsstest das sie nicht immer die benötigte Hilfe bekommen.“ Sagte er und etwas misstrauen klang mit.
„Nein.“ Widersprach ich ruhig. „Aber ich weiß das es so etwas halt gibt.“ Er nahm meine Antwort mit einem nicken zur Kenntnis.
„Also willst du dein Vater jetzt schon anrufen?“ Fragte er plötzlich.
„Es ist doch noch viel zu früh.“ Sagte ich perplex.
„Wir haben es bereits 8:30uhr.“ Antwortete er und deutete auf eine Uhr an der Wand die mir entgangen ist, außerdem hat er recht. Wir saßen schon ein paar Stunden hier bevor Rafael gekommen ist. Mit einem seufzten entschloss ich mich dazu es jetzt hinter mich zu bringen. Ich nickte Ihm zu woraufhin er aufstand und mit einem Telefon in der Hand wieder kam. Ich nahm es mit einem gezwungenen Lächeln an. Schnell wählte ich meine Nummer ein. Es tute bestimmt an die acht mal, aber anders habe ich es ja auch gar nicht erwartet.
„Ja.“ Schnaubte die Stimme meines Vater in den Apparat.
„Dad.“ Sprach ich fast ängstlich. Er kann mir nichts tun, redete ich mir ein, schließlich kann er nicht durchs Telefon greifen.
„Hailey?“ Sagte er erst verwirrt, dann brüllte er nur noch, weswegen ich aufstand und das Zimmer verließ. Die Blicke die mir folgten waren mir Bewusst. „Verdammtes Miststück! Du wirst sofort zurück kommen! Und dann wirst du was erleben, dass letztens hat wohl nicht gereicht. Du bist genauso nutzlos wie deine Mutter von einer Schlampe!“ Ich wollte widersprechen, Ihm sagen das er nicht so über Sie reden solle, doch mir fehlte einfach der Mut. So schloss ich einfach die Augen und unterdrückte die aufsteigenden Tränen.


7. Kapitel



Er sagte noch weit aus verletzendere Dinge die mich schlussendlich völlig fertig machten, weshalb ich Ihn einfach unterbrach.
„Ich werde bald nach Hause kommen.“ Gerne hätte ich Ihm entgegen geschrien das ich nicht mehr kommen würde, doch die angst lähmte mich, außerdem ist er doch mein Vater! Selbst diesen Satz konnte ich nur Flüstern und zu meiner Schande brach meine Stimme am Ende sogar. Ich legte schnellstmöglich auf. Tief atmete ich ein hielt kurz die Luft an um nicht zu schreien und stieß sie dann so ruhig es ging wieder aus. Dann drehte ich mich mit einem aufgesetzten lächeln um und ging zu den Jungs zurück.
„Kann einer von euch die Tür aufschließen? Ich würde gerne etwas spazieren gehen.“ Fragte ich, da ich mich etwas abreagieren musste. Alleine.
„Klar. Ich werde mit kommen.“ Sagte David. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich brauche zeit für mich.“ Erklärte ich Ihm. David wollte noch etwas erwidern hielt jedoch inne als Rafael Ihm die Hand auf die Schulter legte. Wortlos stand er auf ging an mir vorbei und schloss die Tür auf. Als ich mit einem „danke“ an Ihm vorbei ging erwiderte er noch etwas.
„Du bist hier jederzeit willkommen.“
Woher wusste er das ich nicht wieder kommen will? Er konnte das Gespräch nicht mitbekommen haben, schließlich stand ich zu weit von Ihnen weg. Doch mein Stimmungsumschwung konnte Ihm natürlich nicht entgangen sein. Und den Rest wird er sich vielleicht gedacht haben, nun ja, teilweise, schließlich weiß er nicht das ich Stress, wenn man es denn so nennen kann, mit meinem Vater habe.
„Danke.“ Lächelte ich. Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich Richtung Wald. Hätte ich mich Ihm noch einmal zu gewandt hätte ich Ihn wahrscheinlich alles gesagt und um Hilfe ohne Polizei gebeten, damit ich nicht ins Heim musste. Auch wenn es mir da vielleicht sogar besser ergehen würde. Ich lief einfach weiter und ließ alles hinter mir, die Tür hörte ich nicht zuschlagen, weshalb ich die Tränen erst recht zurückdrängte. Nicht das ich zusammenbrach solange mich noch jemand beobachtete.
Ich lief bestimmt schon eine geschätzte halbe stunde und hatte mich ziemlich tief vor gewagt. Sonst störte mich das nicht, doch sonst kannte ich den Wald auch. Jetzt jedoch kam mir nicht das geringste hier Bekannt vor. Doch ich lief immer weiter, schließlich war und ist bis heute der Wald immer für mich ein Zufluchtsort gewesen.
Irgendwann ließ ich mich dann geschafft an einen Baum hinab gleiten um kurz eine Verschnaufpause einzulegen. Nur wenige Minuten später hörte ich auch schon ein Rascheln neben mir was mich ausschauen ließ. Wenn David mir gefolgt sein sollte, was ich Ihm durchaus zutraute, würde er etwas erleben können! Doch es war nicht David der da aus dem Gebüsch heraus trat.
„Sword!“ Sagte ich freudig. Und als er etwas zögernd, was mich irritierte, auf mich zukam schloss ich fröhlich die Arme um seinen Hals. Der riesige Wolf hatte sich in dieser kurzen zeit als ein, oder besser gesagt, meinen einzigen, besten Freund erwiesen. „Du tauchst wohl überall wo ich bin auf.“ Lachte ich. Ich seufzte. „Hast du vielleicht ne Ahnung wie man hier raus kommt? Oder einfach nur zu dem Klippen Vorsprung?“ Fragte ich Ihn. Als ich in seine Augen schaute sah es aus als würde der Schalk darin stehen. Er löste sich aus meiner Umklammerung und ging ein paar schritte weiter weg von mir, dann drehte er sich zu mir um, bellte einmal und lief wieder etwas weiter. Ich stand ebenfalls auf und kam seiner Aufforderung nach Ihm zu folgen. 15 Minuten später kamen wir tatsächlich am Klippen Vorsprung an, ich warf Sword einem anerkennenden Blick zu. Direkt vor dem Abgrund blieb ich stehen, schaute in die Tiefe. Wenn man hier runter springen würde, würde der Aufschlag alleine einen wohl schon umbringen. Es würde schnell und schmerzlos sein. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher. Meine Aufmerksamkeit wurde von dem winseln neben mir beansprucht. Sword hatte sich an mich herangeschlichen und schaute mich nun sehr Aufmerksam an. Als würde er wissen was gerade in mir vorgeht und es dennoch nicht verstehen. Ich zog die Luft tief in meine Lungen, es schien mir trotzdem zu wenig. Ich schluckte einmal, doch mein Mund war staubtrocken. Ich will nicht sterben, wollte es nie. Aber ich habe nichts auf dem ich etwas Bauen kann, niemanden an den ich mich wenden, der mich nie verlassen wird. Keine Familie die hinter mir steht, an mich glaubt. Was hält mich denn noch hier fest? Ich weiß es nicht und dennoch habe ich angst zu springen. Vielleicht bin ich einfach zu feige! Dafür hasse ich mich noch mehr. Meine Mutter hat es doch auch geschafft, Sie hat bestimmt nicht gezögert! Oder vielleicht doch, hat Sie mir zu liebe gezögert? Wobei ich Sie doch verstehen kann. Zumindest jetzt wo ich älter bin. Früher fiel es mir schwer es nach zu voll ziehen. Doch jetzt ist alles anders! Ich trat noch etwas näher an den Abgrund, schaute in die, wie es mir schien, Bodenlose tiefe. Unten tummelten sich Felsen, spitze, scharfkantige Felsen. Ganz fest kniff ich die Augenlider zusammen. Dann hob ich meinen Blick. Mit einem starken Willen ging ich den letzten Schritt.

Die Luft hatte ich angehalten, die Augen wieder geschlossen. Nur den einen Wunsch im Kopf; es sollte schnell gehen. Doch kaum das ich merkte wie ich den Boden unter den Füßen verlor, spürte ich auch schon wieder das ich an etwas hartes und doch warmes und weiches gezogen wurde. Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. War es vorbei? Aber warum hatte ich dann nichts gespürt, kein Aufprall oder sonstiges? Außerdem spürte ich wie ich an etwas gedrückt wurde. Wie man mich fest hielt. Doch wer sollte mich schon festhalten, mich daran hindern mein jämmerliches Dasein ein Ende zu bereiten. Ich konnte einfach nicht meine Augen öffnen, fast schmerzvoll kniff ich sie zusammen.
Minuten mussten so vergangen sein, Minuten in denen mir klar wurde das ich noch am Leben bin. Warum nur, dachte ich verzweifelt. Meine Beine gaben unter mir nach und hätte derjenige der mich umschlang mich nicht festgehalten wäre ich wohl gefallen. Doch so sank er nur gemeinsam und sanft mit mir zu Boden. Keinen Augenblick ließ er mich los. Gerne hätte ich gewusst wer mich hier hielt, doch ich hatte nicht einmal mehr die Kraft um aufzublicken. Ein schluchzen war zu hören und dann noch eins. Erst jetzt wurde mir klar das es aus meiner eigenen Kehle kam. Ich weinte, mein Gesicht war von den Tränen nass. Ich spürte es, doch selbst wenn ich aufhören wollte ich hätte es nicht gekonnt.
Irgendwann gingen mir dann die Tränen aus, ich hatte das Gefühl keine Tränen mehr produzieren zu können. Ich lehnte einfach an der Brust von meinem Retter und lauschte der Stille. Als ein paar Minuten, vielleicht waren es auch mehr, vergangen waren raffte ich meinen Gesamten Mut zusammen und hob den Kopf um mir meinen Retter anzusehen.
„Du!?“ Kam es mir verblüfft über die Lippen. David saß vor mir, er musste mir gefolgt sein. Doch dann musste er mich schon die ganze zeit beobachtet haben und auch Sword gesehen haben. Sword! Um Gottes willen was hatte er getan damit Sword die Flucht ergriffen hatte? Hatte er Ihn etwa verletzt?
Ich schluckte. Aber eigentlich kam mir David nicht wie jemand vor der einfach einen Wolf verletzen würde. Doch was wusste ich schon über Ihn? Anderseits würde er dann wirklich noch so ruhig mit mir sitzen? Und das wahrscheinlich schon seit Stunden?
Immer noch schaute ich Ihn in seine blauen Augen. Er starrte ruhig zurück, dann schien er sich plötzlich zu fassen.
„Was sollte das vorhin? Bist du verrückt geworden, du könntest tot sein!? Willst du das, ist dir dein Leben wirklich so wenig wert!“ Sagte er mit vor Wut bebender Stimme. Man merkte Ihm an wie viel Kraft es Ihn kostete nicht zu Brüllen.
Ich erwiderte nichts auf seine Aussage, weshalb er fortfuhr, jedoch schien er sich zu beruhigen, denn er sprach ruhiger.
„Hailey, wenn du reden willst, egal über was, dann kannst du dich gerne an mich wenden. Es gibt immer eine Lösung! Und du brauchst es auch nicht versuchen ab zu streiten, dass du ein Problem hast. So etwas...“ Er deutete auf die Klippe. „...tut man nicht Grundlos.“ Abwartend sah er mich an, doch ich wusste einfach nicht was ich erwidern sollte. Ich hatte mir geschworen nie jemanden von meiner Lage und der Taten meines Vaters zu erzählen und das würde ich auch einhalten!
Als ich weiterhin schwieg, seufzte er resigniert.
„Dann lass uns jetzt zurück gehen. Und damit das klar ist ich werde dich nicht mehr alleine in den Wald lassen!“ Sagte er schließlich.
„Du kannst mich nicht zwingen.“ Es waren eher nur gehauchte Worte als das ich es als Einwurf hätte bezeichnen können. Er schien es trotzdem gehört zu haben.
„Du hast keine Ahnung was ich so alles tun kann!“ Es klang so viel Überzeugung darin mit als würde ich Ihm gehören und nur das tun und lassen dürfen was er mir erlaubt.
Ich erwiderte nichts darauf und folgte Ihm einfach als er los lief. Mehrere male drehte ich mich nach rechts und links in der irrsinnigen Hoffnung Sword irgendwo zu entdecken. Doch er war wieder einmal verschwunden.
„Suchst du etwas.“ Kam es von David. Er musste mit bekommen haben wie gründlich ich mich überall um sah.
„Nein!“ Antwortete ich etwas zu schnell, doch er drehte sich mit wissenden Blick und einem lächeln auf den Lippen wieder um.
Ich schüttelte kurz den Kopf und senkte meinen Blick, den Rest des Weges, zu Boden.

Als wir wieder am Haus angekommen waren ging David einfach ohne ein Wort zu sagen hinein und ließ mich stehen.
Rafael kam gerade die Treppe hinunter, er sah nur noch wie David in seinem Zimmer verschwand.
„Was ist dem denn über die Leber gelaufen?“ Murmelte er vor sich hin, erst dann wand er sich wieder vorne und bemerkte mich. „Oh. Hailey!“ Sprach er dann.
„Hey Rafael.“ Sagte ich seufzend.
Er folgte mir in die Küche und beobachtete wie ich mich niedergeschlagen auf einen der Stühle nieder ließ.
Nach kurzer Zeit setzte er sich mir gegenüber.
„Also was ist zwischen euch los?“ Fragte er einfühlsam.
„David ist sauer auf mich.“ Sagte ich dann.
„Ja das war nicht zu übersehen.“ Stimmte er mir zu.
„Aber er hat überhaupt keinen Grund sauer auf mich zu sein! Es geht Ihn nichts an was ich tu und mache!“ Regte ich mich auf.
„Was hast du denn gemacht?“ Bohrte er nach.
Ich schob die Lippen vor und schmollte einfach. Sonst ist Rafael nachher auch noch sauer auf mich!
„Na gut, dann sag es mir halt nicht. Aber du solltest vielleicht mit Ihm reden.“
„Wieso ich! Ich habe nichts verbotenes gemacht!“ Stellte ich mich stur.
„Vielleicht. Aber er sieht das anders und David kann ziemlich stur sein. Außerdem...'der Klügere gibt nach'.“ Zwinkerte er mir zu.
Das entlockte auch mir ein kleines lächeln.
„Na siehst du, geht doch, da ist das Lächeln wieder.“ Sagte er und verließ die Küche.
Ich tat es Ihm gleich und ging dann weiter die Treppe nach oben. Es dauerte ein wenig, doch dann hatte ich Davids Zimmer ausfindig gemacht. Zaghaft klopfte ich an und ging dann hinein ohne eine Antwort zu vernehmen.
David saß auf seinem Bett, dass direkt vor dem Fenster stand, und schaute hinaus. Er blickte nicht mal auf als ich die Tür hinter mir schloss.
Seufzend ging ich zu Ihm und setzte mich auf die Bettkante, immer noch ignorierte er mich.
„Ich weiß zwar nicht für was ich mich entschuldige, aber ich tu es! Es tut mir Leid David!“ Sagte ich, innerlich den schwachsinnigen Wunsch das er wieder mit mir sprach.
Er warf mir einen Blick zu den ich nicht identifizieren kann. Es lagen zig Gefühle darin; Trauer, Schmerz, Angst und vielleicht sogar Liebe.
„Ich will keine Entschuldigung.“ Sagte er dann, sich wieder dem Fenster widmend, schlicht.
„Und was willst du dann? Ich verstehe dich nicht!“
Er schnaubte über meine Bemerkung nur, doch es lag kein Humor darin.
„David.“ Quengelte ich dann.
„DU verstehst MICH nicht!“ Sagte er dann zynisch. Ich sah Ihn einfach nur schweigend an. „Hailey! Du wolltest dich vorhin umbringen! Von einer Klippe stürzen! Bist du verrückt!? Ich meine, so etwas macht man doch nicht! Was hast du dir dabei gedacht? Jemand der so etwas tut ist irre!“
Am liebsten hätte ich angefangen zu weinen, doch um mich davon abzuhalten schrie ich Ihn einfach an.
„Meine Mutter war also eine irre! Schönen dank auch! Am besten ich verschwinde, dann bist du mich los und hast keine irre in deinem Haus! Wieso hast du mich überhaupt gehindert? Ich meine die Welt braucht so etwas wie mich doch gar nicht!“ Schrie ich und unterdrückte die Tränen. Ich war auf gesprungen und starrte Ihm direkt in die Augen.
Er schaute mich einfach schweigend an. In seinen Augen sah ich die Überraschung. Gerade als er anfangen wollte mit mir zu reden rannte ich praktisch aus dem Zimmer und dann aus dem Haus. Das ich keine Jacke an hatte und es kalt ist ignorierte ich. Vielleicht würde ich ja erfrieren!


8. Kapitel



Ich lief noch Stunden später, so kam es mir zumindest vor, durch den Wald. Ich ging zum ersten mal, wenn es mir nicht gut geht, nicht zu der Klippe.
Ich wusste selber nicht wieso, doch ich verspürte nicht den, sonstigen, Drang dazu. Noch dazu verspürte ich zum ersten mal innerliche schmerzen dabei die Tränen zurück zu halten.
Was ist bloß los mit mir? Sonst habe ich schon weit schlimmeres ertragen und nun will ich bei einer solchen Bemerkung in Tränen ausbrechen!?
Ich wurde von meinem Vater aufs schlimmste Beleidigt, musste mir von eben diesen anhören das meine Mutter eine Schlampe gewesen sei, habe mich schlagen und unaussprechliches Leid widerfahren, sogar eine Vergewaltigung habe ich hinter mir!
Immer, aber wirklich immer habe ich es geschafft weiter zu machen! Und wenn mich ein dahergelaufener Idiot als verrückt abstempelt stellt es meine Gefühlswelt auf den Kopf und lässt mich allen Regeln zu trotz in Tränen ausbrechen!?
Niemals!
Nicht mit mir!
Ich bin stark!
Und was ist dann diese verräterische Nässe auf meinen Wangen?
Grob wusch ich sie mir weg, doch es kamen immer wieder neue. Immer mehr. Und dann ganz plötzlich zerrissen meine Schluchzer, Schluchzer die von Schmerz, Leid, gebrochenes Vertrauen und noch vieles mehr sprachen, die Stille.
Nichts konnte ich dagegen tun. Nicht mal Gewalt hätte ihnen Einheit geboten!
Wieso machten mich seine Worte nur so fertig? Was ist an seinen Worten so viel schlimmer als an denen von meinem Vater!?
Ich wusste es. Doch das heißt noch lange nicht das ich es mir eingestehe! Niemals würde ich das tun! Er ist doch bloß ein eingebildeter Idiot! Keiner meiner Tränen wert!
Und doch lief ich durch einen Wald, indem es immer dunkler wurde, und heule mir, wegen Ihm, die Seele aus dem Leib!
Denn ich mochte Ihn! Irgendwie jedenfalls.
Natürlich ich kannte Ihn kaum, doch er ist seit so langer Zeit, seit dem Tod meiner Mutter, mein erster richtiger Freund wieder.
Ich hatte früher viele Freunde! Sehr viele, ich war beliebt gewesen. Doch seitdem meine Mutter gestorben ist hatte sich so viel geändert! Meinen Freunden sind die Flecken aufgefallen, irgendwann kauften Sie mir dann die Ausrede, sie seien von stürzen, nicht mehr ab. Und was sollte ich tun? Ich hatte angst gehabt das Sie es erfahren!
Natürlich hätten Sie mir geholfen! Das war nie das Problem.
Wir waren wirkliche Freunde! Nicht welche die sich bei den ersten Zeichen von Problemen aus dem Staub machten!
Was auch der Grund war weshalb ich wenige Monate später die Schule wechselte. Sie war in der nähe meiner damaligen Schule. Und da ich nicht wollte das meine Freunde von meinen Problemen Wind bekommen wechselte ich! Sie hätten niemals zugelassen das ich mich von Ihnen Abkapsle!
Ich habe ziemliche Schläge von meinem Vater eingefangen, doch schlussendlich habe ich seine Unterschrift bekommen.
Meine Freunde habe ich erzählt ich müsse wechseln. Irgendeine Ausrede habe ich mir ausgedacht, ich weiß selbst nicht mehr welche, doch sie hatte Ihren Dienst erwiesen.
Danach hatte ich immer gesagt ich müsse lernen, Putzen. Meine Vater unterstützen, einfache Ausreden. Somit habe ich alle Verabredungen aus dem weg gehen können. Und wenn ich es mal nicht schaffte war ich entweder total Abweisend und tauchte einfach nicht auf.
Es hatte mir in der Seele wehgetan Ihre enttäuschten Blicke sehen zu müssen! Das tut es noch heute!
Wie sehr ich Sie doch alle vermisste! Besonders John! Er was mein bester Freund gewesen! Immer hatten wir dämliche Streiche ausgeheckt, uns gegenseitig aufgemuntert wenn es und dreckig ging. Ich war die Ein zigste die sein Geheimnis kannte, nämlich das er schwul ist. Es hatte mich nie gestört, im Gegenteil es hatte mich glücklich gemacht zu sehen wie viel vertrauen er doch zu mir hatte! Und er war der Ein zigste der von der Situation die zwischen meiner Mutter und meinem Vater herrschte wusste. Ich hatte immer angst gehabt wenn ich die unterdrückten schreie und das wimmern meiner Mutter hörte. Irgendwann, es hatte nicht lange gedauert, da ist John aufgefallen das ich komisch war. Er hat mich ausgequetscht bis ich schließlich heulend in seinen Armen lag und Ihm alles erzählte.
Da wir zu dieser Zeit beide noch kleiner waren haben wir es für uns behalten, später dann wollte ich nicht das er es jemand erzählte und als mein bester Freund, der er ja war und im geheimen selbst heute noch ist, behielt er es für sich. Später, als ich mich dann so zurück gezogen habe, sprach er mich darauf an, ob es denn damit etwas zu tun hätte, doch ich ließ Ihn abblitzen.
Den Schmerz in seinen Augen sehe ich heute noch vor mir.
Seufzend und Kopfschüttelnd landete ich wieder in der Gegenwart. Erst jetzt bemerkte ich das ich, wie ein Zombie, weiter gelaufen sein musste. Denn als ich wieder alles realisierte hatte ich nicht den leisesten Schimmer wo ich mich befand.
„So ein Mist!“ Fluchte ich. „Scheiße!“ Am liebsten hätte ich durch die Gegend geschrien!
Doch ganz plötzlich zerriss ein Heulen die Nacht...Ein Heulen das nicht weit weg klang!
„Es ist bestimmt nur Sword.“ Versuchte ich mich zu beruhigen. Wirklich funktionieren tat es nicht.
Tief durchatmend Marschierte ich einfach weiter. Irgendwann würde ich schon irgendwo an gelangen! Und wenn mich der Weg ins Nirwana führt!
Ich hatte das komische Gefühl Beobachtet zu werden, was volkommen Schwachsinnig ist, schließlich war ich mitten in einem Wald! Da würden mich höchstens ein paar Mäuse oder sonstige Kriechtiere beobachten.
Trotzdem, dass Gefühl blieb!
Ab und zu hörte ich ein Rascheln, ein sehr lautes, jedoch sagte ich mir das es mir in der Stille nur lauter erschien.
Meine schritte wurden schneller, mein Atem gerit ins stocken. Es war mir unheimlich nicht zu wissen wo ich mich befand und dazu auch noch dieses Jaulen. Vielleicht ist Sword ja nicht der Ein zigste Wolf in diesem Wald? Und ob die anderen auch so nett sind wie er? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Sword ist etwas Besonderes! Was in dieser Situation vielleicht nicht gerade von Vorteil ist.
Plötzlich hörte ich ein Hecheln hinter mir, ruckartig drehte ich mich um. Und da stand er, in einigen abstand zwischen zwei Bäumen.
„Sword.“ Stieß ich erleichtert hervor. „Meine Güte hast du mich vielleicht erschrocken.“
Mein Herz raste in einem enormen Tempo, als hätte ich bei den olympischen spielen teil genommen.
Langsam kam er auf mich zu getrottet, die Augen tief in die meinen Blickend. Als er vor mir stand ging ich in die Knie und schlang die Arme um seinen Hals.
„Bin ich froh das du da bist.“ Flüsterte ich und unterdrückte die, erneut aufsteigenden, Tränen. „Ich hab keine Ahnung wo wir hier sind. Mal wieder.“ Fügte ich hinzu, als mir einfiel das ich mich schon einmal in dieser Situation befunden hatte, und Sword mich sozusagen gerettet hatte.
„Ich dachte schon David hätte dir etwas getan, als du vorhin weg warst. Na ja, zumindest kennst du jetzt schon mal einen Idioten aus meinem Leben.“ Ich seufzte. Als ich Ihm in die Augen sah, erkannte ich Trauer. Ich legte den Kopf schief.
„Du warst damit nicht gemeint! Du bist mein Freund.“ Nach kurzem zögern sprach ich weiter. „Und wenn ich ehrlich bin, dann ärgert er mich auch nur so sehr, weil ich Ihn mag. Und weil er weiß was passiert ist. Ich will einfach nicht das es jemand erfährt! Verstehst du? Das jemand, den ich mag, mich hasst. Und das würde er garantiert. Ich würde Ihn anwidern.“ Flüsterte ich zum Schluss noch niedergeschlagen.
Plötzlich schaute Sword mich nicht mehr so traurig an, eher, schockiert.
„Was hast du?“ Fragte ich Ihn. „Glaubst du das nicht?“ Und tatsächlich schüttelte er seinen Kopf als Verneinung. „Langsam wirst du mir unheimlich.“ Teilte ich Ihm mit. „Wieso verstehst du mich bloß?“ Fragte ich verwirrt. „Hat man an dir herum experimentiert?“ Fragte ich zweifelnd, und auch er blieb stumm. „Vielleicht bist du ja ein Gestaltwandler, wie in meinem Büchern.“ Lachte ich dann. Den Blick den er mir zuwarf gefiel mir kein bisschen. „Zur Klippe wirst du mich wahrscheinlich nicht noch einmal bringen?“ Wechselte ich das Thema. Ich zeigte mir die Zähne. Wahrscheinlich hätte ich angst haben müssen, doch die hatte ich nicht.
„Willst du wissen was passiert ist?“ Hörte ich mich fragen. Er bellte. Ich seufzte.
„Hast du überhaupt ein Rudel dem du angehörst?“ Fragte ich Ihn. Er blieb stumm. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Mutter? Vater?“ Er bellte. „Wahrscheinlich hast du Sie sehr lieb und Sie dich?“ Wieder bellte er. „Sind Sie stolz auf dich?“ Fragte ich weiter. Ein bellen.
Nach kurzem zögern sagte ich dann: „Ich habe meine Mutter sehr geliebt. Und Sie mich.“ Ich wand den Blick den Bäumen zu. „Vor drei Jahren hat Sie sich von der Klippe gestürzt. Ich glaube Sie tat es aus Verzweiflung.“ Ich schluckte. „Mein Vater ist nicht gerade sanft mit Ihr umgegangen.“ Ein freudloses auflachen entfuhr mir. „Er war aggressiv, ich werde wohl nie verstehen wieso Sie Ihn heiratete. Er hat Sie geschlagen. Ich hörte als ich klein war oft Ihre schreie. Ich weiß auch das Sie es tat um mich zu beschützen, deshalb verstehe ich noch weniger wieso Sie sich das Leben nahm und mich zurückließ.“ Ich holte tief Luft, bevor ich weiter sprach. „Ich hatte außer meinen Eltern nie Familie. Hab Sie nie kennen gelernt. Also bin ich nachdem die Polizei uns über den Fund Ihrer Leiche aufgeklärt hatte bei meinen Vater geblieben.“ Ich verstummte, weiter wollte ich nicht sprechen. Ich stand auf und lief einfach, ohne zu wissen wohin, los.
Ich spürte das Sword mir folgte, doch ich lief wie in Trance weiter. Irgendwann hörte ich dann Autos. Ich musste in der nähe einer Straße sein.
Als ich weiter ging hörte ich ein Lachen, mehrere stimmten mit ein. Dann hörte ich eine Stimme. Eine Stimme die ich kannte und sehr, sehr lange nicht mehr hatte sprechen hören.
Ich bekam kaum mit wie sich Sword zurück zog, doch ich spürte seinen Blick weiterhin auf mir. Irgendwo in den Bäumen, von anderer Blicke geschützt, beobachtete er alles.
Und dann kamen Sie. Sie waren zu dritt. Drei Jungs, doch ich nahm nur einen wahr.
„John.“ Hauchte ich. Er hatte sich verändert, war größer, muskulöser geworden. Seine braunen Haare standen vom kopf ab, und seine Augen, seine liebevollen braunen Augen, schauten mich verwundert an.
„Hailey?“ Sagte er verwundert. „Bist dus wirklich?“
Als ich nickte, strahlte er mich an.
„Mein Gott wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Weißt du eigentlich wie viel Sorgen wir uns alle um dich gemacht haben?“ Freudestrahlend kam er auf mich zu und wollte mich schon umarmen, doch ich wich zurück. Sein Gesicht verdüsterte sich augenblicklich. Dann schluckte er.
„Du hast dich wohl doch so sehr verändert wie es nie glauben wollte.“ Sagte er mit einer Stimme die ich nicht kannte. Sie war nicht weich, wie sie es sonst immer, wenn er mit mir sprach war. Sie war schon fast kalt, distanziert. Aber was hatte ich auch gedacht? Wir wahren nicht mehr wie früher beste Freunde, musste ich mir schmerzlich eingestehen.
„Wer ist das John?“ Fragte einer seiner Freunde.
John schaute weiterhin nur zu Hailey.
„Das ist wohl nicht wichtig.“ Sagt er dann. Hailey starrte auf den Boden, wollte jetzt nicht in Tränen ausbrechen. Vor noch nicht mal einer Woche hatte sie nie geweint und jetzt tat Sie es fast ständig.
John drehte sich wieder zu seinen Freunden um und wollte gehen.
„John.“ Flüsterte Hailey flehentlich und steckte einen Arm nach Ihm aus, lies ihn jedoch gleich wieder fallen. John drehte sich zu Ihr um. Wartend schaute er Sie an.
Plötzlich wusste Hailey nicht mehr was Sie sagen sollte. Glaubte nicht einmal das Sie überhaupt zum sprechen in der Lage wäre. Ihr Blick war das einzigste was John festhielt. Und er kannte Sie gut genug um aus Ihren Augen zu lesen. Er wand sich zu seinen Freunden und Hailey rechnete fest damit das er einfach verschwinden würde. Doch das tat er nicht, er sagte irgendetwas zu Ihnen worauf die beiden verschwanden, dann kam er zu Ihr zurück. Vor Ihr blieb er stehen.
„Also?“ Fragte er.
Sie blickte Ihn nur stumm an. Er hob die Brauen, dass hatte er früher immer getan wenn er ärgerlich war.
„Willst du mir vielleicht sagen wo du die letzten 2 ½ Jahre gewesen bist, oder wieso du jeder Verabredung aus dem weg gegangen bist!? Vielleicht willst du mir ja auch erklären, weshalb du einfach die Schule gewechselt hast!“ Sagte er wütend.
Weiterhin schwieg Sie.
„Na schön!“ Sagte er. „Dann kann ich auch gehen!“ Verärgert wollte er schon weglaufen, doch dann sah er Ihre tränen. Verwundert blieb er stehen. Die Hailey die er kannte weinte nicht, Sie zeigte Ihre schwäche nur selten. Selbst vor Ihm hatte Sie sich stark gegeben, bis auf manchmal.
„Was ist passier?“ Fragte er sanfter und wollte Sie am Arm fassen, doch Sie zuckte zusammen. Fing hemmungslos an zu zittern. „Hailey!“ Rief er panisch, traute sich jedoch nicht Sie zu berühren.
„Es geht gleich vorbei.“ Flüsterte Sie, Ihre Stimme zitterte. „Fass...fass mich einfach nicht an.“ Ihre Stimme brach.
Er tat wie Ihm geheißen und wenige minuten später ließ das zittern tatsächlich nach.
„Was war das?“ Fragte er Sie, fast ängstlich. Er wollte Sie in seine Arme nehmen, doch erinnerte er sich was Sie gesagt hatte.
Sie schenkte Ihm ein zitterndes Lächeln. „Nichts.“ Flüsterte Sie.
„Das kannst du wem anders erzählen, aber nicht deinem besten Freund!“ Erwiderte er.
„Bist du das denn noch? Nach allem?“ Fragte Sie hoffnungslos.
„Natürlich bin ich das! Ich war zwar sauer auf dich, aber das ändert doch nichts an meinen Gefühlen für dich! Du wirst immer meine beste Freundin sein!“ Erwiderte er sanft.
„Mein Vater.“ Sagte Sie leise. „Du weist wie er war.“ Sie sammelte allen Mut zusammen, denn Sie wusste wenn Sie jemanden vertrauen konnte, dann John. „Er hat...“ Doch weiter kam Sie nicht. Die Bilder, die Gefühle, dass alles überflutete Sie plötzlich.
John schüttelte den Kopf.
„Oh Gott, du meinst doch nicht...?“ Er brachte den Satz nicht zu ende, denn plötzlich brach Hailey zusammen und er fing Sie auf.


9. Kapitel



Langsam öffnete ich die Augen. Ich befand mich in einem Zimmer, es war dunkel, die einzige Lichtquelle kam von einer Lampe am anderen ende des Zimmers. Als ich mich etwas bewegte wurde mir bewusst das ich auf einem bett liegen muss.
Ich setzte mich auf und sofort fiel ich wieder zurück. Mir ist schwindlig! Alles dreht sich.
„Du musst noch liegen bleiben.“ Kam dann eine Stimme von einer der Zimmerecken. Mein Blick fiel auf John, der in einem Sessel saß. Er legte ein Buch, was er wahrscheinlich gelesen hatte, auf die Armlehne und kam zu mir rüber.
„Was ist passiert?“ Fragte ich und war schockiert wie kratzig meine Stimme klang. Er schaute mich etwas unsicher an.
„Weißt du das denn nicht mehr?“ Fragte er leicht zweifelnd. Ich dachte stark nach und dann viel es mir wieder ein. Wie wir uns getroffen hatten. Ich wollte Ihm sagen was mein Vater getan hat. Und dann, gar nichts mehr. Alles war schwarz.
„Du bist ohnmächtig geworden.“ Sagte John sanft. „Nachdem du mir sagen wolltest das...“ Er stockte, schaute mich an, dann setzte er sich neben mich und zog mich in seine Arme. Er ignorierte es das ich mich am ganzen Körper versteifte. Strich einfach über meinen Rücken und hielt mich fest.
„Du weißt das ich dir nichts tun würde, Hailey.“ Sprach er sanft auf mich ein. „Ich würde nie etwas tun was du nicht willst. Außerdem...“ Er blickte mir in die Augen. „...du bist doch gar nicht mein Typ, oder hast du mir was verschwiegen!?“ Grinste er.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich zu entspannen. Es funktionierte nicht, trotzdem wehrte ich mich nicht.
„Du hast also immer noch kein Gefallen an die weibliche Bevölkerung gefunden.“ Scherzte ich.
„Nö.“ Erwiderte er. „Die sind alle viel zu zickig.“
„Hey!“ Protestierte ich.
„Du weißt doch das ich in dir noch nie ein Mädchen gesehen habe.“ Lachte er.
„Ich weiß nicht ob das ein Kompliment ist.“ Sagte ich zweifelnd.
„Sieh es wie du willst.“ Überließ er mir die Entscheidung. „Für mich bist du mein bester Kumpel, von dem ich nichts will.“
Tränen traten mir in die Augen. „Ich hab dich vermisst.“ Hauchte ich.
„Ich dich doch auch.“ Nach kurzem zögern sprach er weiter. „Diese ganzen Flecken und Prellungen die du hast...“ Fing er an. „...war das auch...?“ Er sprach nicht zu ende.
Ich nickte. Zu mehr war ich nicht im stand' e.
„Warum um Himmels willen bist du nicht zu mir gekommen? Ich hätte dir doch geholfen, du hättest bei mir wohnen können. Meine Eltern haben dich sowieso immer wie Ihre Tochter gesehen, weil du ständig da warst.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. „Wie oft hat er...? Ich meine...hat er dich öfter...?“ Ich sah Ihm an wie schwer es Ihm viel.
„Wider ich dich jetzt an?“ Fragte ich Ihn. Ich hatte angst vor der Antwort, doch ich musste es einfach wissen.
Schockiert sah er mich an.
„Um Gottes willen! Hailey! Wie kommst du bloß auf so was? Ich hab dich immer noch lieb! Das wird sich nie ändern.“
„Ich hatte einfach angst, deshalb bin ich damals auch weg von der Schule und euch allen. Ich wollte nicht das Ihr wisst was los ist. Und damals waren es nur Schläge.“ Flüsterte ich leise.
„Du meinst das geht schon seit fast drei Jahren so?“ Fragte er Fassungslos.
„In einer Woche wären es drei Jahre, dann ist Ihr Todestag und da hat alles angefangen, aber...Ver...“ Ich holte tief Luft. „Vergewaltigt hat er mich erst einmal. Vor ein paar Tagen. Ich bin abgehauen.“
„Das hättest du schon sehr viel früher machen sollen.“ Sagte John wütend.
„Tut mir Leid. Ich hab dich vermisst, alles.“ Sagte ich dann plötzlich. „Deine Art, wie du mich immer wieder auf gebaut hast, mich unterstützt. Du warst immer auf meiner Seite, hast auf mich aufgepasst.“ Kurz hielt ich inne. „Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen.“ Sagte ich plötzlich, doch es war genau das was ich wollte.
„Wir können zwar nicht die Zeit zurückdrehen.“ Sagte John. „Aber wir können alles ändern, zum besseren drehen. Wenn du mich dir helfen lässt, dann wird es wieder wie früher. Wir zwei werden wieder beste Freunde, dein Vater wird dir nie mehr etwas tun und die anderen haben dich auch vermisst, die werden dir verzeihen. Was hältst du davon?“
Ich legte den Kopf schief. Dann schüttelte ich Ihn langsam.
„Nichts wird wieder wie früher.“ Sagte ich Traurig. „Ich kann das Geschehene nicht einfach vergessen.“
„Ich weiß, dass sollst du auch gar nicht. Aber du wirst es verarbeiten. Ich werde dir helfen. Versprochen!“
„Danke.“ Sagte ich lächelnd, und das meinte ich auch so.
Nach kurzem Schweigen, in dem wir einfach nebeneinander saßen, erhob John wieder seine Stimme.
„Du solltest noch etwas schlafen, dann werden wir, oder ich gehen allein, wenn du das willst, um deine Sachen zu holen.“
„Nicht nötig, ich, also ich habe die letzte nacht bei, nun ja, zwei Jungs verbracht. Der eine, David, hat mich im Wald gefunden, nachdem ich abgehauen bin. Er hat mich zu sich nach Hause gebracht, er wohnt mit Rafael, seinem Bruder, zusammen.“ Erklärte Sie. „Meine Sachen sind noch bei Ihnen, ich hatte mich mit David gestritten.“ Sagte Sie, plötzlich wieder niedergeschlagen.
„Du bist, nachdem was dir passiert ist, zu zwei völlig Fremden gegangen?“ Fragte John ungläubig nach. Ich nickte verlegen, wusste ich doch selbst nicht genau was mich veranlasst hat bei den beiden zu bleiben.
„Ich wusste doch nicht wohin, und Sie waren freundlich.“ Meinte ich verlegen.
„Sie hätten dir sonst was antun können! Du hättest doch zu mir kommen können.“ Erwiderte John. Leicht sauer über meine Unvernunft.
„Ich hatte, wie schon gesagt, angst dass du, wenn ich dir alles sagen würde, nicht mehr mit mir sprechen, nichts von mir mehr wissen wolltest.“ Sagte ich niedergeschlagen, die Angst das er seine Meinung noch ändern würde, kam wieder.
Er strich mir über den Arm, ein zucken konnte ich nicht unterdrücken, und sah mich an. Er ignorierte meine Angst, denn er wusste das ich weiß das er mir nichts tun würde.
„Wenigstens weißt du jetzt das ich dich immer noch lieb hab, daran ändert sich nichts. So, und jetzt schlaf dich aus, in ein paar stunden ist es Morgen und dann holen wir deine Sachen.“ Entschied John.
„Wie lange war ich denn Bewusstlos?“ Fragte ich, als er gerade aufstand um das Zimmer zu verlassen.
„Den ganzen Tag und die halbe Nacht. Draußen ist es dunkel, ungefähr gegen 3:00uhr. Also, ich hau mich auch noch etwas hin. Nacht.“ Er strich mir noch kurz übers Haar und verließ das Zimmer dann. Ich legte mich richtig hin und dachte nach, schlafen konnte ich nicht mehr. Ich hatte meinen besten Freund wieder. John würde mir helfen, bei mir bleiben! Und doch, ich war nicht glücklich. Ich wollte David nicht verlieren. Ich nahm mir fest vor Morgen mit Ihm zu reden, alles zu klären! Über diesen Gedanken und mit fester Entschlossenheit schlief ich schließlich doch wieder ein.

„Hailey? Hailey, wach auf.“ Hörte ich eine leise Stimme. Nur langsam konnte ich meine Augen öffnen. Nachdem ich mich einmal gestreckt hatte schaute ich John, der über mich gebeugt stand, fragend an.
„Was ist denn?“ Wollte ich wissen. Er lächelte mich lieb an.
„Du musst aufstehen. Es ist bereits 9:00uhr.“ Sagte er immer noch leise. „Das Badezimmer ist direkt gegenüber von diesem Zimmer, im Schrank findest du eine neue Zahnbürste und unter dem Waschbecken sind Handtücher.“ Erklärte er, während er das Zimmer verließ. Er warf mir noch ein lächeln zu, bevor er verschwand.
Es war eigentlich nicht normal für mich das ich so lange schlief, doch darüber machte ich mir keine weiteren Gedanken, sondern stand auf und ging langsam ins Badezimmer. Als ich jedoch die Tür von dem Zimmer in dem geschlafen hatte öffnete, blieb ich wie angewurzelt stehen. Vor mir stand ein Junge. Er konnte nicht viel älter als ich sein, vielleicht siebzehn, doch er war mir völlig Fremd. Er Musterte mich so lange das ich schließlich selber an mir herunter sah. Was ich sah, ließ mich schockiert wieder zu Ihm schauen, dann sprintete ich wieder in das Zimmer aus dem ich kam, schloss die Tür und ließ mich an dieser hinunter sinken. Ich hatte nur meine Unterwäsche und ein fremdes T-shirt, dass mein Slip nicht ganz bedeckte an. Und das vor einen Fremden Jungen. Es war jedoch weniger peinlich, als das ich es mehr ekelerregend fand. Was musste er nur denken? Es kam mir vor als würde er, nur weil er meine Haut gesehen hatte, alles wissen zu was mein Körper genötigt wurde.
Ein schluchzen entwich mir. Ich ekelte mich vor mie selber.
Jemand klopfte gegen die Tür, schnell wischte ich mir die Tränen von den Wangen und presste die Hand vor den Mund um mein schluchzen und den, in meinen Ohren viel zu lauten, Atem zu verbergen.
„Hailey?“ Fragte John.
Ich konnte nicht antworten, ich hatte angst das meine Stimme zittern oder sogar brechen würde. Vielleicht würde auch gar kein Ton heraus kommen?
„Hailey? Ich bin es, John. Lass mich rein Maus. Ich will bloß sprechen.“ Er versuchte die Tür zu öffnen, doch da ich davor saß, gelang es Ihm nicht.
Früher hatte er mich immer 'Maus' genannt. Es hatte mich geärgert, weshalb er es nur um so lieber benutzte.
Langsam rutschte ich von der Tür weg, sofort öffnete John Sie, sah mich am Boden hocken und zog mich in die Arme. Ich zuckte zusammen, doch das störte Ihn nicht. Ob ich mich jemals wieder umarmen lassen konnte ohne angst zu haben, fragte ich mich. Ich sah wie der Junge dem ich eben begegnet war in das Zimmer kam, sich jedoch an den Türrahmen lehnte und uns beobachtete. Es war mir unangenehm, weshalb ich mein Gesicht in Johns Halsbeuge vergrub. Sanft strich er mir über den Rücken. Ich spürte wie er sich leicht umdrehte.
„Mark, kannst du uns allein lassen?“ Er sprach es als Frage, doch ich wusste das es eine Aufforderung war. Schritte waren zu hören, dann das klicken der Tür als sie sich schloss.
„So.“ Wand John sich an mich. „Und nun sagst du mir was gewesene ist. Hat Mark irgendwas gemacht?“
Ich schüttelte stumm den Kopf.
„Was dann?“ Fragte John sanft nach.
Ich zuckte die Schultern.
„Du kannst mir alles sagen, dass weißt du doch. Egal wie dämlich es klingt.“
Ich seufzte.
Er wartete.
„Er hat nichts gemacht. Es war einfach...“ Ich verstummte.
„Was?“ Bohrte John sanft nach.
„Ich hatte nicht gewusst das du mich umgezogen hast, und, na ja, als er mich gesehen hat, so gemustert, da kam es mir vor, als würde er alles wissen, als...“ Noch einmal atmete ich tief durch. „...als wüsste er wie widerwärtig ich bin.“ Endete ich leise.
„Das bist du nicht!“ Sagte John kalt. „Du bist Hailey! Ein liebenswürdiges Mädchen und wenn irgendwer etwas anderes behauptet, dann hat er unrecht und ist es nicht mal wert das man Ihm zuhört!“ Kurz herrschte Stille, dann sprach er wieder gefasster weiter. „Außerdem hat Mark keine Ahnung, falls es dich beruhigt, doch selbst wenn, glaub mir es würde Ihn nicht stören. Er würde dich trotz allem, wenn er dich erst mal kennt, mögen.“
Abwesend nickte ich.
Etwas grob packte er mich an den schultern, eindringlich sah er mich, nachdem er meinen Blick gefunden hatte, an.
„Hailey, dass ist dir doch klar, oder? Das niemand dich deswegen verurteilen würde?“
Wieder ein abwesendes nicken meinerseits. Ich sah es anders. John seufzte.
„Na gut.“ Noch ein seufzen. „Dann mach dich jetzt fertig.“
Gemeinsam standen wir auf und verließen den Raum. Von Mark war nichts zu sehen. Schnellen Schrittes ging ich in das Badezimmer, während John mir hinterher sah, um dann ebenfalls zu verschwinden.
Das Badezimmer war nichts großartiges. Eine Toilette, gleich geradezu, rechts eine Dusche und ein Spiegel, darunter ein Waschbecken und ein winziger schrank. Links befand sich an der Wand angebracht noch ein Hängeschränkchen.
Wie mir John gesagt hat befanden sich unter dem Waschbecken, in dem kleinen schrank Handtücher. Sie waren alle Grün. Ich nahm mir eins davon. Als nächstes suchte ich in dem Hängeschränkchen nach einer Zahnbürste, nach kurzer Suche fand ich eine, sie war noch eingepackt. Zahnpasta befand sich ebenfalls in dem Schränkchen, ich nahm sie gleich mit raus.
Nachdem ich alles beisammen hatte was ich brauchte, ging ich Duschen, mal wieder viel zu lange da ich mich wieder nachdem Mark mich so angesehen hatte dreckig fühlte, und putzte mir gründlich die Zähne. Nachdem ich alles erledigt hatte stand ich vor dem selben Problem wie schon einmal. Ich stand da, nur in einem Handtuch gewickelt, und wusste nicht was ich tun sollte.
Plötzlich klopfte es an der Tür, ich hielt die Luft an. Wer ist das? Wusste Mark vielleicht nicht das hier drin bin, würde er sie, wenn ich nicht antwortete, einfach aufmachen? Ich wollte etwas sagen, doch mein Mund war staubtrocken. Ich glaubte nicht das ich auch nur ein Ton hervorbringen würde.
„Hailey?“ Hörte ich dann Johns Stimme. „Ich lege dir hier ein paar Sachen von mir hin. Sie werden dir zwar etwas zu groß sein, aber, nun ja.“ Damit verschwand er wieder. Ich stieß die Luft die ich angehalten hatte erleichtert wieder hervor.
Leise öffnete ich dir Tür, sah die Sachen auf dem Boden liegen, schnappte sie mir und verschwand wieder hinter der Tür, die mir Zuflucht bot.
Als ich die Kleidungsstücke besah, zog ich kritisch die Brauen in die Höhe. Die würden mir eindeutig zu groß sein!
Eine graue Jogging Hose, ein weißes T-shirt und Socken. Ich zog mir meine alte Unterwäsche wieder an, später würde ich sie wechseln und besah mir dann noch einmal die Sachen die Josh mir gegeben hatte bevor ich hinein stieg. Bei der Hose musste ich die Bänder ziemlich eng ziehen, doch dann blieb sie wenigstens an ort und stelle, dass T-shirt war mir zu groß und hing herab wie ein Kartoffelsack, doch das machte mir nichts aus, zumindest konnte man darunter somit auch nicht mal etwas erahnen. Zum Schluss schlüpfte ich noch in die Socken, nun ja, bei denen ließ sich beim besten willen nichts mehr ändern!
Leise schlich ich aus dem Badezimmer, eigentlich wollte ich sofort wieder in das Zimmer gegenüber und dort warten bis John kam, doch als ich Geräusche aus einem anderem Raum, links um die Ecke, hörte, fing ich an zu lauschen. Es war das Klappern von Geschirr, stimmen, darunter auch die von John, die sich unterhielten.
Leise schlich ich in Richtung aus der die Stimmen kamen. Ich musste durch einen Raum, den ich als Wohnzimmer identifizierte, und als ich dann um die Ecke schaute sah ich das die beiden in einer Küche saßen. John saß am Tisch, mit dem Rücken zu mir und der andere Junge, Mark, stand, den Rücken mir zugewandt, an einem Waschbecken und spülte ab.
Ich lehnte mich leicht gegen den Türrahmen und beobachtete die beiden. Dieses normale verhalten, einfach dazusitzen, ohne angst, beruhigte mich.
Als mich etwas von hinter mir am Bein an stupste, drehte ich mich mit einem Aufschrei um. Von der Küche her drang ein lachen an meine Ohren. Es kam von John. Als ich den Übeltäter, der mich so erschreckt hatte sah, wusste ich wieso John lachte. Ich ging vor der weißen Schäferhündin in die Knie.
„Luna.“ Begrüßte ich sie und fing an sie unter dem Hals zu kraulen. Luna wedelte stark mit der Rute und versuchte mein Gesicht abzuschlecken.
„Da freut sich aber jemand dich zu sehen.“ Kam Johns Stimme direkt hinter mir. Automatisch verspannte ich mich, doch als Luna mich weiter bedrängte ließ das nach.
„Ich habe sie auch vermisst.“ Sagte ich leise und zuckte zurück als sie es doch schaffte mir übers Gesicht zu schlecken. Ich wischte die feuchte spur ab. Ich hörte wie sich nun auch die schritte von Mark näherten.
„Wow.“ Sagte er voller staunen. „Sonst knurrt sie fast alles und jeden an, streicheln dürfen sie nur die wenigsten. Bei der funktioniert ja nicht mal Bestechung, also, was hast du getan?“ Fragte Mark mich, als ich aufsah lächelte er. Ich konnte es trotz allem nicht erwidern. Und als ich stumm blieb war es John der für mich antwortete.
„Luna kennt Hailey von klein an. Ich hab sie zwar vor fünf Jahren bekommen, doch da Hailey und ich damals unzertrennlich waren war Sie natürlich dabei. Luna hat sich irgendwie sofort in Hailey vernarrt.“ Erklärte John.
Aus dem Augenwinkel konnte ich Mark nicken sehen, ich spürte seinen Blick auf mir und als ich aufsah bemerkte ich das er mich intensiv musterte. Ich wand mich sofort wieder Luna zu, die darüber sehr glücklich schien.
„Willst du noch etwas essen oder trinken, bevor wir gehen?“ Brach John das unangenehme schweigen. Ich schüttelte stumm den Kopf und stand auf, hielt jedoch zu beiden Abstand.
John nickte.
„Na gut. Mark ich geh dann jetzt mit Hailey Ihre Sachen holen. Ich hab dir ja alles erklärt.“ Damit ging er Richtung Haustür und zog mich mit sich. Diesmal konnte ich mich beherrschen und zuckte nicht zusammen.
Hoffentlich, dachte ich, bleibt das jetzt so!
Luna wuselte so sehr zwischen uns herum das ich John schließlich fragte ob wir sie mitnehmen könnten. Er nickte lächelnd und drückte mir ihr Halsband und die Leine in die Hand. Ich band ihr das rote Halsband mit den hellen steinen um und leinte sie an. Damals hatten John und ich es gemeinsam ausgesucht. Na ja, zumindest halbwegs. John wollte ein schwarzes das außen stacheln hatte, ich meinte das sie doch kein Kampfhund sei, und zeigte Ihm das rote. Er wollte zwar protestieren, doch als ich Ihn meinem Hundeblick zu warf und die Lippen schmollend verzog, wovon ich wusste das er dem Blick nicht widerstehen konnte, hatte ich schon gewonnen.
Ich leinte Luna lächelnd an und folgte John nach draußen. Vor einem etwas älter aussehenden Auto blieben wir stehen. John öffnete die hintere Tür und Luna sprang sofort hinein. Ich setzte mich zu ihr nach hinten.
„Du kannst auch vorne bleiben.“ Sagte John und sah etwas gekränkt aus.
„Ich möchte lieber bei Luna sitzen, außerdem ist sie sonst so abgetrennt. Sie würde sich einsam fühlen!“ Sagte ich und kraulte Luna hinterm Ohr. Nun lächelte John wieder.
„Du hast sie schon immer bevormundet.“ Lachte er. „Also ganz wie in alten Zeiten.“
Ich lächelte leicht zurück und schnallte mich an. John setzte sich hinters Steuer und fuhr los.
„Du musst mir sagen wie ich fahren soll.“ Wies er mich an.
„Wann hast du deinen Führerschein gemacht?“ Fragte ich nach.
„Vor einem Jahr. Hab ihn aber erst letztens, als ich achtzehn wurde, bekommen.“ Antwortete er. Ich schaute erschrocken.
„Stimmt ja. Du hattest vor zwei Wochen Geburtstag! Oh Gott, tut mir Leid! Alles gute Nachträglich, John.“
„Du brauchst dich nicht entschuldigen. Ich glaube du hattest in letzter zeit genug um die Ohren.“ Er sah mich durch den Spiegel intensiv an.
„Hier musst du links.“ Sagte ich nüchtern. Er nickte und bog ab.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle meine Treuen Leser =)

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