Unsere Limo rollte mit langsamen Tempo über den Waldweg, der von einem dichten, dunklem Wald umgeben war. Ich schaute aus dem Fenster und sah nur große furchteinflößende Bäume. Als ich kleine Hände auf meinem Oberschenkel spürte, sah ich auf meinen Schoß, auf den meine kleine Schwester Charlie gerade krabbelte und mich müde ansah.
Als unsere Limo kurze Zeit später vor unserem neuen Haus, das genauer gesagt eine riesige, verlassene Villa war, die meine Tante und mein Onkel vor einem Jahr renoviert haben, weil in ihrem alten Haus nicht genug Platz für uns alle war hielten, war Charlie bereits eingeschlafen. Nachdem Tante, Onkel und mein Bruder ausgestiegen waren, stand ich vorsichtig mit Charlie im Arm auf und trat aus dem Auto.
Ich legte den Kopf nach hinten, um die ganze Größe, unseres neuen Heimes betrachten zu können. Es war einfach unglablich!
Die Villa war wunderschön und gleichzeitig gruselig. Sie wurde von riesigen dunklen Bäumen des Waldes überragt. Sie hatte eine cremig-weiße Außenfassade und ein dunkles leicht verdrecktes Dach, welches wie ein Terrassendach aufgebaut war. An der linken Seite der Villa befand sich ein eckiger Turm, der ebenso wie das ganze Gebäude drei Stöcke hoch war, von denen der dritte Stock direkt unter dem Dach war. Jede Etage hatte viele große Fenster und in der Mitte der zweiten Etage befand sich ein runder Balkon. So wie es aussah wurde das Haus nur von innen renoviert. Meine Tante und mein Onkel, Maria und Alfonso Foertsch, haben uns die Villa noch nie zuvor gezeigt. Maria wollte uns überraschen, da sie selbst Überraschungen über alles liebte.
Nachdem wir die nach unten breiter werdende Treppe, über die man zu der großen Eingangstür gelangt, hochgegangen waren, öffnete Alfonso mit einem stolzen Lächeln die Tür. Die große Einganshalle hatte eine Decke aus Holz, die mit großen Schnitzereien verziert war. Der Boden bestand ebenfalls aus Holz, während die Wände beige-braun tapeziert waren. An der hintersten Wand war eine große gläserne Tür, durch die man in den grünen Zwischenhof gelangte. Neben der Tür befanden sich auf beiden Seiten zwei große Treppen, die in die erste Etage führten. Die Halle wurde durch große Fenster, die sich neben der Glastür befanden und schönen Kronleuchtern, die in einer Reihe, mit gleichmäßigem Abstand an der Decke hangen, beleuchtet. An den Wänden hangen Porträts von Verwandten.
Als Charlie langsam wieder wach wurde, brachte Maria sie in ihr Zimmer und half ihr beim Umziehen. Nachdem sie in der ersten Etage verschwunden waren, wendete sich Alfonso zu mir und meinem Bruder Nick, "Hier im Erdgeschoss befindet sich ein Bad, die Küche, das Esszimmer und ein großes Wohnzimmer. In der ersten Etage sind unsere Schlafzimmer und zwei große Badezimmer. Der "Hobbyraum", indem sich ein Klavier und eine Zeichen- und Malecke befindet, ist ebenso wie eure Überraschung im zweiten Stock. Dort haben wir noch viel Platz übrig. Der Dachboden ist direkt unterm Dach, weswegen ihr auf die Schrägen achten müsst, falls ihr hochgehen solltet. Dort haben wir aber nicht renoviert, also müsst ihr euch da nicht umgucken." Er machte eine kurze Pause und lächelte uns leicht an. Dann sah er auf seine Armbanduhr, "Macht euch langsam bettfertig. Es war ein langer Tag und morgen ist euer erster Schultag. Da wollt ihr doch sicher einen guten Eindruck machen!" Nick und ich wünschten Alfi (Charlie nannte ihn immer so, und wir hatten uns das mittlerweile auch angewöhnt) eine gute Nacht, gingen hoch um uns fertigzumachen und legten uns anschließend ins Bett.
Ich lag noch eine ganze Zeit wach. Ich hatte so ziemlich noch nie das Glück, das ich schnell einschlafen konnte, also tastete ich die Wand neben meinem Bett nach dem Lichtschalter ab, um die kleinen Lichter, die an meiner Decke verteilt waren einzuschalten. Als ich etwas rundes unter meiner Hand spürte, drückte ich kurz darauf und schon wurde mein Zimmer von gedämpftem, angenehmem Licht erhellt. Ich setzte mich auf und betrachtete mein neues Zimmer. Hinter mir, auf meinem runden Bett, lagen weiße, flauschige Kissen und über meinen Beinen lag eine dünne, ebenfalls weiß bezogene Seidendecke. An der rechten Wand waren viele große Fenster mit lilanen Vorhängen und eine Glastür, die auf den großen Balkon führte. Gegenüber von mir stand ein gläserner Schreibtisch, auf dem mein schwarzer Laptop, mein Handy, eine Kiste mit Schulsachen und meine Umhängetasche mit einem Notizblock und meinem Etui für morgen lagen. Mein weißer Kleiderschrank hatte eine Schiebetür, in die ein Spiegel eingebaut war. Er befand sich an der linken Wand, an der auch mein Regal stand, indem sich viele Fantasybücher und Bilder von meinen verstorbenen Eltern, Charlie und Nick befanden. Die Wände meines Zimmers waren bis auf Eine weiß gestrichen. Die andere Wand, welche die hinter meinem Bett war, wurde in dem Lila der Vorhänge gestrichen. Der Boden war mit hellem Parkettboden ausgelegt. Als Letztes fiel mein Blick auf den Lichtschalter neben mir. Über ihm waren zwei kleine Felder angebracht. Eines war weiß und das Andere lila. Ich berührte das Lilane und das Licht wurde ebenfalls Lila. Wenn man den weißen Knopf drückte, wurde es wieder normal. Ich schaltete das Licht wieder aus und ließ mich zurück in die weichen Kissen fallen.
Die Eltern meiner Mutter sind bereits vor mehreren Jahren gestorben. Vor einem Jahr sind ihnen meine Eltern, Joseph und Elisabeth Claris, gefolgt. Nun leben nur noch Ida und Franz (Papas Eltern) und unsere Tante Maria mit ihrem Mann Alfonso. Nach dem Tod meiner Eltern vor 4 Jahren zogen wir zu ihrer Schwester und ihrem Mann. Wir hatten es immer gut und auch Charlie hat eine gute Erziehung genossen, da Maria sich viel Zeit für sie genommen hat. Wir waren eigentlich immer wohlhabend, haben aber auf großen Luxus verzichtet. Wir hatten nur ein kleines gemütliches Haus mit einem Garten, indem unsere Mom immer schöne Blumen anpflanzte. Als ich noch jung war, habe ich ihr immer im Garten geholfen. Mittlerweile habe ich ein großes Wissen über Pflanzen angesammelt und habe in mehreren Ferien freiwillige Praktiken bei Floristen gemacht.
Meine Eltern waren bei einem Autounfall gestorben. Maria hatte ihr ganzes Geld bekommen, weshalb sie auch genug hatten, um die Villa für uns alle renovieren zu lassen. Charlie war damals erst ein Jahr alt gewesen. Inzwischen ist sie vier und wird in drei Wochen, am 25. Juni 2012, fünf Jahre alt. Nick ist seit dem 15. Januar siebzehn Jahre alt und in der zehnten Klasse. Wir wechseln beide auf die gleiche Schule. Ich werde für den Rest des Schuljahres die neunte Klasse besuchen und mir einen Nebenjob suchen. Nick wird noch die zehnte Klasse beenden und anschließend seine Ausbildung zum Mechatroniker beginnen. Nun wird ein neuer Lebensabschnitt beginn. In einer neuen Stadt, auf einer neuen Schule und ab den Sommerferien in einem neuen Lebensjahr, denn am 27. Juli ist mein 16. Geburtstag!
Charlies Geburtstag war an einem Montag. Meiner an einem Freitag. An dem Tag wollen wir spät nachmittags für eine Woche in den Urlaub nach Tulum, Mexico. Da wir jetzt in Laramie, Wyoming wohnten, brauchten wir bis Tulum ca. 48 Stunden.
Ich stehe alleine auf einer leeren Straße. Es ist dunkel. Nicht eine Straßenlampe beleuchtet die Straße, nur der Mond. Mit langsamen Schritten gehe ich in Richtung Abzweigung, die in eine kleine Stadt führt. Mit jedem Schritt wächst das Unbehagen, die Angst, das Gefühl, welches mich fast jede Nacht besuchen kommt, der Traum, welcher mir immer die letzten Lebenssekunden meiner Eltern vor Augen führt. Noch 5 Schritte. Noch 4. 3. 2. 1. Dann passiert alles ganz schnell. Aus der abzweigenden Straße kommt unser Auto geschossen. Ich kann meinen Vater erkennen, der im Halbschlaf am Steuer sitzt, hochschreckt und versucht das Auto zu stoppen und gleichzeitig rumzulenken. Ein Ruck geht durch das Auto, von dem auch meine Mutter, die mit dem Kopf am Fenster gelehnt geschlafen hat, aufwacht. Sie reißt den Mund auf, um zu schreien, doch nichtmal das schafft sie noch, denn in dem Moment ist unser Geländewagen bereits gegen die tiefe Leitplanke gestoßen und mit mehreren Überschlägen den Hügel dahinter runter geflogen, wobei er auf dem letzten Viertel des Hügels gegen einen großen Baum geprallt ist.
Ich schreckte hoch. Der Traum war kürzer – zum Glück. Früher bin ich manchmal erst aufgewacht, wenn mein Wecker geklingelt hat.
Dann bin ich in meinem Traum immer zu der Stelle gegangen, an der die Leitplanke von unserem Auto demoliert wurde. Ich sah dann immer runter. Runter, an die Stelle, wo unser Auto lag. Dann versuchte ich immer über die Leitplanke zu klettern und zu meinen Eltern zu gehen, doch es ging nicht. Es war als befände sich vor mir ein unsichtbares Kraftfeld, was mich davon abhält weiter zu gehen. Also blieb ich dort stehen, wo ich war, und sah weiterhin zu unserem Auto. Nach ein paar Minuten kamen ein älteres Ehepaar und zwei junge Leute. Der jüngere Mann rief den Notarzt, während die Anderen unser Auto nach einer Tür absuchten, die sie öffnen konnten. Unser Auto lag auf der Seite, sodass die junge Frau darauf klettern musste, um die Fahrertür zu öffnen. Nach 10 weitern Minuten, in denen die Frau erfolglos versuchte meine Eltern aufzuwecken, hörte ich hinter mir eine Sirene. Der Notarzt!
Nach all den Jahren habe ich diesen Traum immer noch und jedes Mal ist es, als hätte ich ihn das erste Mal. Hat Nick auch solche Träume? Ich könnte ihn Fragen ... aber würde er mir die Wahrheit sagen? Er will immer stark sein. Für Charlie und mich.
Meine Tür wurde leise geöffnet und jemand trat ein. Ich sah mich nicht um. Ich konnte fühlen, dass es Nick war. In all den Jahren war er immer für mich da gewesen und komischerweise merkte er es immer, wenn ich diesen Traum hatte. Dann wachte er immer auf und kam zu mir, so wie auch jetzt. Er setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm. Mittlerweile fragte oder sagte er nichts mehr, wenn er nachts zu mir kam. Er legte sich hin und zog mich mit sich. Dann deckte er uns zu und ich schlief in seiner tröstenden Umarmung ein.
Ein nervtötendes Piepen weckte mich aus meinem traumlosem Schlaf. Als ich mich streckte, ertönte neben mir ein leises Murren. Mein Bruder setzte sich auf und sah sich müde um. Dann sah er mich entnervt an "wo ist der Wecker?" Oh ja mein Bruder hasste Wecker und ihre nervigen Töne. Aber wer tut das nicht? Er nimmt mittlerweile immer sein Handy und stellt ein Lied als Weckton ein, da er seine früheren Wecker alle geschrottet hatte. "Steht aufm Schreibtisch." ich ließ mich wieder nach hinten fallen, während Nick die Vorhänge zur Seite zog und meinen Wecker ausstellte. "Pequeño! Du musst aufstehen sonst kommen wir zu spät." Ich beachtete ihn nicht und schloss die Augen. Plötzlich spürte ich, wie er vor mir stand und im nächsten Moment wurde ich von zwei liebevollen, starken Armen hochgehoben und über eine Schulter geworfen. Als Nick anhielt und mich absetzte, öffnete ich leicht meine Augen. Er hielt grad ein' Waschlappen unter den leichten Wasserstrahl des großen weißen Waschbeckens. Ich sah mich um: Weiße Fliesen, weiße Wände, eine große Regendusche, eine Eckbadewanne, Toilette und ein weißer Schrank, der in eine Wand eingebaut war. Das Bad gefiel mir. Es war groß, modern und mit sanftem Tageslicht durchflutet. Ich drehte mich wieder zu Nick. Gerade rechtzeitig um den kalten, durchnässten Waschlappen in empfang zu nehmen, den er mir ins Gesicht klatschte. "Niiick!! Was soll die Scheiße?!" Während wir fast an unserem Lachanfall erstickten, brachte Nick mühsam eine Antwort zustande: "Du w..warst di..die Person...die nicht aufsteh..stehen wollte!" Das war mal wieder typisch. Er lachte sich wegen meines Gesichtsausdrucks so stark einen ab, dass er kaum reden konnte und sich auf dem Boden rollte. Na klar. Er ist wieder mit guter Laune beschenkt..so wie jeden Morgen, während ich erst mal richtig wach werden muss. Wenn das für mich überhaupt möglich ist..
Während ich Nick als erstes in das Bad ließ, welches wir uns teilen mussten, ging ich nach unten, um etwas zu essen. Die Küche war gigantisch. Sie war mit allem Bedenklichem ausgestattet und in der Mitte stand eine große Kücheninsel mit Hockern. Ich machte mir Kornflakes mit Milch und ließ mich auf einem der Hocker nieder.
Nach 'ner viertel Stunde kam mein Bruder runnter und ich konnte ins Bad gehen. Bis dahin hatte ich mir die Zeit mit Plaudern verstrichen. Meine Tante war kurz nach mir in die Küche gekommen und auch Charlie war ihr gefolgt.
Ich machte mich fertig, holte meine Tasche aus meinem Zimmer und ging nach Draußen, nachdem ich mich von Charlie und Maria verabschiedet hatte. Als ich aus der Tür raus war, sah ich schon das Auto meines Bruders, der darin ungeduldig auf mich wartete. Ich schlenderte gemütlich zu dem schwarzen Audi R4 Cabrio und ließ mich auf dem Beifahrersitz nieder. "Ach. Auch schon da?" Ich sah zu Nick rüber. Grins du nur so blöd! Du bekommst Alles noch zurück.
" Nick riss mich aus meinen Gedanken, die schon dabei waren einen Racheplan zu schmieden. "Warum grinst du so?" Ich sah ihn frech an, "Nur so." Er zog eine Augenbraue hoch und konzentrierte sich auf die Straße, auf die wir fuhren.
An der Schule angekommen stiegen wir aus und liefen gemeinsam über den großen Schulhof, der sich vor dem ebenfalls großen, rot gestrichenem Schulgebäude erstreckte. Wir stiegen die paar Stufen der breiten Treppe hoch, die zu dem gläsernen Eingangsbereich führte. Der Eingangsbereich war schlicht weiß gehalten. In der Mitte stand eine große Palme, um die eine Rundbank gestellt war. Vor den Wänden standen mehrere Stellwände, an denen irgendwelche Zettel hangen, und hier und da standen ein paar Gruppen von Schülern rum, die sich unterhielten. Als sich die große Eingangstür hinter uns schloss und uns die ersten Schüler bemerkten, fing in einigen Gruppen das Tuscheln an. Auch ruhigere Gruppen drehten sich zu uns um. Während die Blicke der Neugierigen auf uns haften blieben, drehten sich manche Anderen wieder um, wofür ich ihnen dankbar war. Ich hasste es der Mittelpunkt und das Gesprächsthema von den Schülern zu sein. Auch Nicks Anspannung konnte ich spüren. Wir waren schon immer zurückhaltender und ruhiger, wobei Nick aber der Offenere von uns beiden ist. Ich war wiederrum schon immer sehr schüchtern, was ich mit den Jahren aber 'verbessern' konnte. Trotzdem fällt es mir immer noch schwer, Kontakt zu anderen Leuten zu schließen und meine Meinung immer zu sagen.
Als ich mich umsah, entdeckte ich eine Glastür. An ihr war ein Schild mit der Aufschrift Secretariat
befestigt. Ich senkte meinen Blick, während Nick einen Arm um mich legte und wir in Richtung Tür gingen. Als wir hindurchgingen, spürte ich einen stechenden Blick auf meinem Rücken. Ich drehte mich um und konnte in meinem Blickfeld einen Jungen entdecken. Er sah mir direkt in die Augen und ein kalter aber auf irgendeiner Art angenehmer Schauer lief mir den Rücken hinab. Dann ging die Tür hinter uns zu. Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorne und passte mich dem Tempo von Nick an.
Im Sekretariat saß eine junge Frau, die uns unsere Stundenpläne gab und uns zu unseren Klassenräumen führen wollte. Als sie von ihrem Platz aufstand, überlegte sie laut, zu welchem Klassenraum sie als Erstes gehen konnte, damit sie nicht so große Umwege gehen musste. Sie sah gestresst aus, machte aber einen sehr netten Eindruck. Als sie mit uns losgehen wollte, stieß jemand die Tür auf und reichte der Sekretärin einen Zettel. Ich sah zu der Person herüber. Zum zweiten Mal an diesem Tag sah ich in das strahlende Gesicht von diesem merkwürdigen Typen. Jetzt konnte ich seine Augenfarbe erkennen. Sie waren hellgrau und sahen mich amüsiert an. Erst als die Sekretärin anfing mit dem Jungen zu sprechen, konnte ich meinen Blick abwenden. "Vielen Dank,..Mister Devon." auch auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, "Miss Claris besucht die gleiche Klasse wie Sie. Nehm Sie bitte mit in eure Klasse, ja?" Sie lächelte mich leicht an. Ich spürte seinen Blick immer noch auf mir, als der Junge antwortete. "Immer zu Ihren Diensten, Miss Sandler!"
Ich sah noch einmal zu Nick, der mir ein aufmunterndes Lächeln zuwarf, und ging dann zurück in den Flur. Der Junge war nirgends mehr zu sehen. Ich drehte mich um die eigene Achse, aber konnte ihn nicht finden. Ich ging den Flur bis zum Ende und durch die Tür. Kaum war ich durch sie gegangen, packte mich jemand am Arm und schleuderte mich rum, sodass ich mit meinem Rücken gegen die nächste Wand stieß. Vor mir stand (was hätte man anderes erwartet?) 'Mr. Strange', der das tat, was er anscheind am besten kann; fett Grinsen. "Willst du ernsthaft zu den Schnarchnasen in' Unterricht?"
"Uhhm..eigentlich hatte ich nicht vor meinen ersten Tag zu schwänzen. Kommt nicht so gut oder?"
"Mag sein.. schade aber ok. Wie du willst."
Ich drängte mich an ihm vorbei und ging, in der Hoffnung, dass ich den richtigen Weg nehme, geradeaus.
Hört dieses Dauergrinsen denn nie auf?
Er kam mir sofort hinterher und drehte mich an der Schulter so, dass ich auf eine Treppe zusteuerte.
"Tabea, richtig? Tabea Claris."
"Äh..ja. Woher weißt du das?" Woher will er meinen Namen wissen? Als Miss Sandler meinen Namen gesagt hat, war er nicht im Zimmer.
Er lächelte geheimnisvoll und reichte mir die Hand.
"Ich bin Linus Devon."
Ich starte ihn nur an, hatte mich in seinen wunderschönen, strahlenden Augen verloren, bis er meine Hand nahm und mich mit sich die Treppe raufzog. Ich spürte wir mir die Röte ins Gesicht stieg und senkte den Kopf.
"Wer wird denn da rot?"
"Ähm.."
"Süß! ... Wirklich süß.."
Ich sah ihn verwirrt an und lief in ihn rein, als er plötzlich stehen blieb. Er sah zu mir runter. Mal wieder breit am grinsen, "also, Tabea. Ich wusste ja das Du mich magst ... aber ich hab nicht damit gerechnet, dass du das so offen zeigst und mir gleich so nah kommst! Aber wenn du meine Nähe gerne magst, will ich sie dir nicht vorenthalten."
Ich versuchte meine Hautfarbe, unter seinem neckischen Blick, zu behalten und wollte ihm widersprechen, doch da zog er mich schon an der Hand durch die Klassentür.
Texte: © Lena, 2012
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner verrückten Freundin♥:*