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Am liebsten würde ich meine Mom gerade umbringen. Ich habe mal ne Frage an alle da draußen. Gibt es einen Kurs für Mütter wie man seine Kinder nach einer langen Woche am Wochenende, wenn sie endlich mal ausschlafen können, trotzdem unliebsam früh wach bekommt? Wenn ja hat meine Mom den Kurs mit einer Eins plus mit Doppel Sternchen beendet. Seit fast 10 Minuten saugte sie jetzt schon den Flur vor meinem Zimmer und schlug den Staubsauger natürlich immer wieder und im 3 Sekunden tackt gegen meine Zimmertür. „Borr, ja Mom ich stehe ja schon auf!“ Ich warf einen Blick auf meine Wand Uhr. 11 Uhr am Morgen… hat diese Frau gar kein tackt Gefühl? Ich betrat den Flur.. Dort begegnete ich meinem Verschlafenen Bruder. „Alta Mom hast du nichts Besseres zu tun als JETZT schon den Flur zu saugen?“ Meine Mom sah in böse an. „Bin ja fertig.“ Ich und mein Bruder sahen sie entsetzt an. „ EY Heath, gibt’s bei dir nichts zum anziehen oder warum läufst du hier in Unterwäsche rum?“ Er zog Ironisch die Augenbraun hoch. „ Ey Kyle schon hart sonne Morgenlatte allein ertragen zu müssen oder?!“ Kyle sah mich blöd an ich grinste ihn nur an und drehte mich um. Ich zog mir eines meiner Longtops an das ich aus dem Kleiderschrank herauszog. Ich schlurfte nach unten in die Küche um fest zustellen das der Rest meiner Familie mein Lieblings Brötchen schon aufgegessen hatte. Super und so wie meine Geschwister kannte war mein Lieblings Müsli auch auf gefuttert. Bingo! Ich lief wieder nach oben und machte mich fertig. Als unser Telefone klingelten und mein Bruder nach mir schrie ahnte ich etwas Gutes. Ich lief in sein Zimmer am Flur ende und bekam ein Telefon entgegen geschmissen. „Hallo?“ Fragte ich ins Telefon und zeigte meinem zweitem Bruder John, der noch im Bett lag einen Vogel und marschierte wieder in mein Zimmer. „Hey, Heather. Heute Kakao Date mit mir und Anna so um 3?!“ Meldete sich meine Freundin Lucy. Ich sah auf die Uhr, viertel vor elf. „Alles Klar schaffe ich. Also so um 3 im Café?“ „Ja dann also bis nachher…“ Meinte Sie noch und legte wieder auf. Ich zog mein kurze luftiges rotes Sommerkleid aus meinem Schrank, zog es mir schnell über und sammelte meine Römersandalen vom Flur auf. Ich schnappte mir noch meine Tasche und lief nach unten in die Küche. Meine Mom saß mit meiner jüngeren Schwester Melina dort. „ Ich fahre eben in die Stadt.“ Meine Schwester sah von ihrem Klatsch und Tratsch Magazin auf. „Oh, in die Stadt… kannst du mir vielleicht das neue Shampoo und die pinke Gesichtscreme von Bliss mitbringen?“ Ich sah sie fragend a. „Welches neue Shampoo? ,… wenn du es mir aufschreibst bringe ich es dir mit.“ Meine Schwester verschwand aus der Küche. „Was willst du denn schon wieder in der Stadt?“ Ich setzte mich auf die Küchenzeile. „Ich wollte erst noch mal in die Bücherei, dann muss ich ja zu Bliss und dann treffe ich mich noch mit Lucy und Anna im Café.“ Meine Mutter nickte und meine Schwester kam wieder und drückte mir einen Zettel und einen 20 Euro Schein in die Hand. Ich sah kurz drauf und nickte meiner Schwester kurz zu und sprang von der Küchenzeile. „ Bis später dann ….“

Die U-Bahn Stadion war noch ziemlich leer. Ich nahm die nächste Bahn in Richtung Berliner Innenstadt. Wir wohnten zwar ziemlich zentral, jedoch war es ziemlich praktisch und unanstrengend eine Station mit der Bahn zu fahren. Die Berliner Innenstadt war schon Rappel voll. Die Luft flirrten vor Hitze. Es gab genau eine gute Bücherei in Berlin. Die liegt ein wenig versteckt und nur wenige verirrten sich dorthin. In der Bücherei war es etwas kühler als draußen, angenehmer. Ich grüßte kurz den Bibliothekar. Thomas, 45 Jahre alt, verheiratet und Vater dreier Söhne. Mit den Jahren die ich jetzt schon fast regelmäßig diese „Ruhestätte“ besuchte, hatte man sich doch kennen gelernt. „Hi Heather, heute so früh?“ Ich lachte kurz auf. „Meine Mom hat mich mit dem Staubsauger raus geschmissen.“ Thomas schüttelte lachend den Kopf. „Der Staubsauger, unser allerseits anwesender Feind.“ Ich lachte. „Viel Spaß.“ Ich nickte kurz und winkte ihm bevor ich in der Jugendabteilung verschwand. Man kann sagen was man will, dass ich mit 19 Jahren nicht mehr in die Jugendabteilung gehen sollte oder dass in der Jugendabteilung viele Kinder rumspringen. Aber ganz ehrlich, lasst die Kinder springen und in der „Erwachsenenabteilung“ stehen nur alte Schinken und langweilige Romane. Ich bog in meine Ecke ein und schnappte mir das Buch was ich letzte Woche angefangen hatte. Und ja ihr lest richtig. Ich leihe mir die Bücher nicht aus sondern ich lese sie hier in der Bücherei. Warum? Hier ist es Still. Hier will keiner das du den Abwasch machst, mit dir einkaufen kommst oder irgendwas anders das dich am lesen hindern, und so was kommt immer dann wenn es richtig spannend wird. Und außerdem stehen hier sehr bequeme Sessel rum in die man sich lümmel kann. Ich ließ mich in einer der Sessel fallen. Neben mir saß ein Junge in meinem Alter. Ich hatte ihn schon öfters hier gesehen, schlecht sah er nicht aus. Seine Haare trug er in einem undercut, die er ständig mit seinen Händen beim Lesen aus dem Gesicht kämmte. In beiden Ohren hatte er nicht mehr ganz so kleine Tunnel, und auf der rechten Seite trug er noch ein Industial. Am Rand seines grauen T-Shirt Arms lugte ein Tattoo hervor was ich so jedoch nicht erkennen konnte. Ich schlug das Buch auf, um mich von seiner zu attraktiven Ausstrahlung abzulenken und fing an zu lesen. An einer Stelle wurde es ziemlich witzig und ich musste lachen. „Hier darf man nicht laut sein“ Ich sah auf. Der Junge neben mir sah mich mit einem Lächeln an. „Naja wir sind hier in der Kinder und Jugendabteilung hier stört das keinen!“ Jetzt lachte er. „Psst. Ich dacht hier darf man nicht laut sein?“ Sein lachen würde zu einem Grinsen. „Und ich dachte das interessiert hier keinen.“… „Touche.“ Er schlug sein Buch zu. „Ich bin übrings Jeremy.“ Er hielt mir seine Hand entgegen. „Heather.“ Ich nahm seine Hand und schüttelte sie leicht, sie war warm und weich. „Du kommst oft her oder? Ich habe dich schon öfters hier gesehen.“ …. „ Ja doch ein oder zweimal in der Woche.“…. „Warum ließt du die Bücher hier? Die Ruhe?“ … „Die Ruhe , die Stille und aufjedenfall das nicht gestört werden!“… „ Oh, dann werde ich dich wohl nicht weiter stören.“ Ich lachte kurz. „Nein, so war das nicht gemeint. Immer wenn ich zuhause lese, will meine Mom was von mir oder meine Geschwister oder irgendwer ruft mich an und das immer an den passenden stellen.“… „Oh ach so.“… „Und du? Warum kommst du her?“… „Naja eigentlich aus denselben Gründen… vielleicht noch wegen der großen Auswahl.“ Wir lachten. „Stimmt, die gibt es nirgendwo sonst.“ Sein lachen war leise und rau.

Mein Handy vibrierte. Ich holte es aus meiner Handtasche und stellte meinen Wecker aus. „So ich muss,… war nett mit dir zu reden. Hoffentlich sieht man sich mal wieder.“ Ich stand auf und stellte das Buch wieder weg. „Ja mit dir auch, hoffentlich bis bald!“ Seine dunklen vollen Lippen verzogen sich zu einem lächeln. Ich winkte kurz und lief dann Richtung Ausgang. Thomas winkte mir zum Abschied. Bliss war ganz in der nähe der Bücherei. Es war voll dort. Das neue Shampoo muss ja der Renner sein. Ich kramte den Zettel aus meiner Tasche und zwängte mich bis zu den Haarwaschmitteln vor. Endlich hatte ich das Shampoo gefunden. Ich wollte gerade eine Flasche aus dem Regal nehmen als mir der Preis ins Auge fiel. 13,95¤ !!! Spinnen die? Ist da Gold in Barren drin? Ich kramte mein Handy hervor und rief meine Schwester an. „Ja?“… „Bist du dir sicher dass du das Shampoo brauchst?“… „Jaa klar, wieso?“… „Naja dieses Shampoo kostet 13,95 ¤ Deswegen!“… „Nur? Ja klar!“ Ich legte auf. Die hat doch einen an der Kirsche. Ich stellte mich also an den überfüllten Kassen an und bekam eine Krise als meine Uhr fünf vor drei anzeigte und die Perle vor mir immer noch nicht fertig diskutiert hatte. So langsam verliere ich meine Geduld. „So jetzt reichst aber ich stehe seit fast 10 Minuten hinter dir an der Kasse und höre mir das mit an. ES ist doch VÖLLIG egal ob das jetzt fünf Cent mehr kostet!“ Die Perle vor mir die in so um die 16 schien sah mich entsetzt an. „Alter was laberscht du, das ist nicht egal… „ RUHRPOTT… Super. „Weißte Watt. Wir Berlin sind sooo nett wir verschenken manchmal sogar Geld.“ Gab ich zurück und drückte ihr Fünf Cent in die Hand. „Isch brauch dein Harz 4 Geld nich.“ Ihre Stimme war sooo schrill und schrecklich, dass es fast schon weh tat da sie kaugummikauend und mit einer sehr gelangweilten stimme sprach war es noch schlimmer. Sie bezahlte endlich und als sie platz für mich machte war ich so froh das ich die Kassieren nur anlächeln konnte. Endlich war ich durch und konnte endlich zu meinen Mädels die schon gespannt draußen am Café saßen. „Hey sorry war noch für Melina bei Bliss, und vor mir war eine aus dem Ruhrpott und die hat nur… „ … „ Rumgestresst…!“ Ergänzt mich meine Freundinnen. Ich lachte los und setzte mich. „NEIN!!“ Fing Lucy an rumzuschreien. Ich sah sie fragend an. „Du wolltest uns heute dein neues Tattoo zeigen!“ Ich stand also wieder auf. Und zog das Schutzpflaster von meinem Bein ab, und zog mein Kleid etwas höher. Anna und Lucy zogen begeistert die Luft ein. „Gut oder? Julian hat es gestochen.“ Ich fuhr mit meiner Hand über das schwarz weiße Strumpfband mit einer feinen schleife und einem filigranem Spitzenmuster, dass jetzt für immer mein rechtes Bein zieren wird. Ich setzte mich zu ihnen und bestellte mir einen Kakao. „ Julian also,… ich dachte ihr versteht euch gerade nicht so gut?“.... „Anna, du kennst uns doch. An einem Tag streiten wir uns nur an dem andren Tag sind wir wieder die besten Freunde.“… „ Streiten. Vertragen. Streiten. Vertragen…. Und so weiter und so fort. Ihr solltet euch mal was neues Überlegen.“ Meinte Anna und ich musste lachen. „Ein wenig Routine im Leben sollte nicht schaden. Erinnert ihr euch eigentlich an David? Den habe ich bei Julian im Laden getroffen, er hat mich für heute Abend bei einer Party eingeladen, er meinte ich könnte noch Freunde mitbringen, wollt ihr mit?“ Anna und Lucy sahen sich kurz an und meinten dann einstimmig: „ KLAR!“ … „Shoppen!!?“ Ich sah Anna entgeistert an. „Alter Anna. Wir können nicht jeden Tag shoppen gehen. Wir kommen nicht unbedingt alle aus Schöneberg!“ Ich und Anna mussten Lachen. Anna verzog ihr Gesicht, musst jedoch selber lachen. Sie kam direkt aus dem besten Viertel von Berlin Schöneberg, ließ sich das jedoch nie anmerken. „Heather, musst du gerade sagen du fliegst jedes Jahr für 4 Wochen nach Amerika.“ Ich sah sie komisch an. „1. Wohne ich trotzdem nicht in Schöneberg. 2 Ich wohne, fallst du dich erinnerst in Berlin Mitte. Und 3. Ich fliege da nur hin um Anstandsbesuch bei meinem Dad zu machen.“ Anna grinste und flüsterte nur „Ich weiß.“ Lucy kam aus Berlin Kreuzberg, und passte dort völlig rein, manchmal hat man den Eindruck das sie auch im Ruhrpott aufgewachsen hätte könne, so schlagfertig wie sie ist. … „ Habt ihr eigentlich schon gehört das Lara schwanger ist?“ Wir sahen Lucy geschockt an. „WAAS?“ Meinte ich. … „Sei nicht so geschockt das war doch klar das die es irgendwann mal erwischt.“ Lucy und ich sahen Anna an. „Dann brauchen wir uns ja auch nicht wundern wenn du irgendwann mal mit Tripper um die Ecke kommst oder?“ Anna gab mir einen kräftigen Schlag gegen den Arm. Ich formte ein lautloses Aua in Lucy’s Richtung. „Ich habe Spaß nicht so wie du. Nee ich pass ja auf.“ … „ Hallo? Nur weil ich nicht gerade mit jedem sofort in die Kiste springe?“ Anna sah mich grinsend an. „Wenn es selten oder nur in manchen bestimmten Situationen, und mit jemanden mit dem du JAHRELANG zusammen wärst passieren würde wären wir ja schon stolz auf dich, Spatz.“ Ich streckte ihr die Zunge raus. „Aber ehrlich Heather ich verstehe dich nicht was hat Max damals so falsch gemacht, das du ihn nie rangelassen hast. Ihr wart doch schon 2 Jahre zusammen?“ Ich sah sie eindringlich an. „ Weil es er nicht der Richtige für so was war. Können wir bitte nicht mehr über Max reden, bitte?“ Die beiden sahen mich betreten an, der Kellner kam passend in unserer betretende Schweigephase hinein. „Soo, einmal Kakao mit Sahne für die beiden Ladys und einmal ohne Sahne für die schöne Heather.“ Der Kellern Masimo stelle meinen Kakao vor mir ab. „Ich glaube Masimo kann doch Gedanken lesen.“ Er lächelte mich verschmitzt an. „Nur deine Süße, bei deinem Lächeln da strahlt die Sonne.“ Ich lächelte verlegen. „Schleimer,… Trinkgeld gibt’s nicht mehr.“ Masimo lachte und verschwand nach drinnen. „Du und Masimo, … welche Leute du immer kennst.“ Ich lächelte sie süffisant an.

Der Inhalt meines Kleiderschrank lag komplett auf meinem Fußboden zerstreut, als es meiner Zimmertür leise klopfte und Julian hinein späte. „Oh, hey wusste nicht dass du dich noch umziehst. Ich warte Draußen.“ Julian wollte gerade die Tür wieder zuziehen. „Hey, Nein komm rein.“ Ich zog ein Longtop aus dem Kleiderberg auf meinem Fußboden und streifte es mir schnell über da ich noch in Unterwäsche im Zimmerstand. Das Top bedeckte noch gerade so mein Hinterteil. „Was hast du denn veranstaltet?“ Meinte Julian leise und sah auf den Kleiderberg zu seinen Füße und setze sich auf mein gemachtes Bett. „Was zum Anziehen gesucht…“… „Geh in Unterwäsche steht dir ziemlich gut.“ Er sah auf das von ihm frisch gestochene Tattoo was frei lag. „Darf ich noch mal drauf gucken?“ Ich sah auf mein Bein herab. „Klar.“ Ich setze mich so neben ihn dass er freien Blick auf mein Tattoo hatte. Langsam aber vorsichtig, um ja keine Grenze zu überschreiten, strich er über mein Tattoo. „Also zum Nachstechen musst du glaube ich nicht kommen, sieht super aus. Ist auch gut verheilt oder hast du noch irgendwelche Schmerzen.“ Seine Hand lag immer noch auf meinem Tattoo, sein Blick war auf mich gerichtet. Seine Berührung verwirrte mich. Ich musste mich aus Verlegenheit kurz räuspern bevor ich ihm antworten konnte. „Nein alles bestens.“ Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Gefällt es dir den?“ Ich sah erst mein Tattoo an, dann ihn. Eigentlich musste ich nicht nachdenken aber seine Berührung, sein Blick, seine Stimme war so… intim, wie vor unserm Großen Streit letzten Monat, in dem es wieder mal über meine Große klappe und unser Verhältnis zueinander, was seiner Freundin nicht passte, ging. Ich sah Julian lächelnd an. „Klar, es ist super geworden.“ Er lächelte schwach. „Was ist los Julian?“ Julian sah verlegen zur Seite und zog seine Hand von meinem Bein herunter. „Ich habe mit Jenny Schluss gemacht. Es hat einfach nicht mehr gepasst und… keine Ahnung.“ … „ Okay, muss ich jetzt was dazu sagen?“ Julian sah mich mit einem vermitzten lächeln an. „Das wäre doch dann eh geheuchelt.“ … „Naja, eigentlich schon. Du weiß was ich von ihr halte.“ Julian zuckte belustigt mit den Achseln und streckte sich auf meinem Bett aus. „Was ziehe ich denn jetzt heute Abend an?“ … „Keine Ahnung… da bin ich der Falsche für.“ Ich zog das Longtop wieder aus und schmiss es auf Julian. „Ey…“ Ich zog mein Weißes Top und meinen Schwarzen Petty Code aus meinem Kleiderhaufen und zog es an. „ Woher kennst du David eigentlich?“ Ich sah ihn verdutz an. „Du hast ihn mir mal bei dir im Studio vorgestellt und dann haben wir doch auch schon mal öfter was zusammen gemacht… Lässt dein super Gehirn nach?“ Er lachte. „Mein super Gehirn ist noch top in Form.“ Ich legte mich neben ihm in mein Bett. „Warum feiert David eigentlich?“ Julian sah mich verwirrt an. „Hat er dir das denn nicht erzählt?“ Ich schüttelte den Kopf. „David ist gestern 20 geworden. Er feiert heute sein Geburtstag nach.“… „Oh Gott,.. brauche ich da noch ein Geschenk oder gehe ich da so hin? Och man, hätte ich das ehr gewusst hätte ich ihn einfach gefragt!“ Julian winkte ab. „ Nein, soweit ich weiß schenkt keiner was und er will das wahrscheinlich auch nicht wirklich. Ich habe da aber auch nicht wirklich darüber nachgedacht.“ Julian lächelte Schuldbewusst. „Ja Ja, wusste ich es doch. Ich habe im Kühlschrank noch ne‘ Flasche Jägermeister stehen die bringen wir dem einfach mit.“ Julian schüttelte belustigt den Kopf. „ WAS?“ … „Ihr macht euch immer Gedanken.“ Ich streckte ihm provokant meine Zunge entgegen. „Werden Sie mal nicht frech junge Dame!“ Ich musste lachen. „Immer wieder gern.“ Ich schlüpfte in meine Schwarzen High Heels, schnappte mir meine Jacke und meine Handtasche vom Boden und zog Julian vom Bett. „Los, Lucy und Anna warten wahrscheinlich schon!“ Bevor wir das Haus verließen machten wir noch einen Abstecher in die Küche um den Jägermeister abzuholen. Meine Mom saß am Küchentisch. „Hey, ich bin dann weg. Kann sein das ich erst Morgen wieder komme.“ Ich schob Julian schnell aus der Küche herraus da ich den schockierten blick meiner Mom sah. „ Du machst was? Hey Heather ich will wissen wo du schläfst! Hallo?“ …. „JA,… ich schreibe dir!“ Sagte ich noch bevor wir beide durch die Haustür verschwanden. „Bist du dreist! Meine Mom hätte mich dafür eingesperrt.“ Wir gingen die Straße entlang, Julian sah mich belustigt an. „Willst du dir ein One-night- stand angeln oder wie?“ Er lachte. Die Erinnerungen an mein erstes One-night-stand und gleichzeitig mein erstes Mal, und die nachfolgenden peinlichen Begegnungen kamen wieder hoch. Ich schlug Julian gegen den Arm, da er als einziger davon wusste, und genau wusste wie hart die Zeit danach war. „Tut mir leid, man Heather. Es ist damals einfach scheiße gelaufen okay? ... Es ist nicht immer so.“ Er sah mich besorgt an. „Heather,… man ich finde echt das du da mal etwas lockerer werden solltest. Ja klar war das damals richtig scheiße von ihm es überall herum zu erzählen und dich damit aufzuziehen! Aber ich glaube er hat seine Lektion gelernt!“ Ich sah ihn wütend an. Meinte er ernsthaft darum würde es mir gehen? „Julian du verstehst echt nichts oder, ich hatte mit ihm abgeschlossen als er Schluss gemacht hat. Und dann kommt Max nochmal an und ich fall drauf rein. Er ist einfach das größte Arschloch in ganz Berlin. Ich will jemanden der mich und meine Entscheidungen akzeptiert Julian! Darum geht’s! Außerdem bin ich ehrlichgesagt ehr auf eine fest Beziehung aus, mit jemanden der mich wirklich will.“ Julian sah mich verwirrt an und blieb mitten auf dem Gehweg stehen. „Alter Heather,… wenn es daran liegt das du jemanden willst der dich wirklich will dann kannst du jeden nehmen.“ Ich blieb ein paar Meter vor ihm stehen und sah ihn ungläublich an. „ Wie meinst du das?“ Er kam auf mich zu. „ Heather hast du eigentlich in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen?“ Ich sah ihn fragend an. Was will er mir damit sagen. Sehe ich so schlimm seit der Trennung aus. Okay ich habe schon zwei, drei Kilo zugenommen, aber dass es so extrem ist hätte ich nicht erwartet. Ich strich aus Verlegenheit meinen Petticode glatt. Warum hat den keiner was gesagt? War ich doch schlimmer gelaunt als ich mir eingestehen wollte? „Heather,… du siehst einfach nur,… Hammer aus.“ Ich sah ihn verwirrt an, ich dachte… „Früher warst du hübsch und so krass dünn, jetzt … bist du bildschön, dünn und hast extrem sexy kurven! Siehst du das denn nicht?“ Ich bin verwirrt. Ich soll gut aussehen? Und wie meint Julian das, dass ich bildschön bin. Ich interpretiere da wahrscheinlich zu viel rein. „Wenn ich ehrlich bin,… ich denke die Trennung von Max ist das beste was die jemals passieren konnte. Es hat dich in vielen Dingen positiv beeinflusst.“… „ Muss ich jetzt was dazu sage?“ Fragte ich ihn da ich das Thema beenden wollte. Julian kam gespielt erst auf mich zu und schüttelte mich an den Schultern. „ Ahh, Heather! Manchmal machst du einen Warnsinnig!“ Ich lachte und gab ihm zu seiner Überraschung einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß!“ Wir liefen langsam Richtung U-Bahnstation. Julian und ich nahmen die nächste Bahn in zur Chemnitzer Straße. Die Bahn war ungewöhnlich leer für diese Uhrzeit. „Tut mir leid wenn das etwas komisch rübergekommen ist gerade.“ Julian saß neben mir ich am Fenster, er am Flur. Ich sah ihn kurz an, dann wieder nach draußen. „Ist okay.“ Die Innenstadt flog an uns beiden vorbei. Julian nahm langsam meine Hand in seine und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Sein Daumen strich langsam über meinen Handrücken. „Ich habe das vermisst Heath, weißt du?“ Ich strich im leicht und kurz über sein braunes Haar. Er hob leicht seinen Kopf an und unsere Blicke trafen sich. „Ich auch.“ Ich musste lächeln, sah denn noch wieder nach draußen. „Es tut mir leid das dass alles so schwierig gelaufen ist im letzten Monat…“ … „ Nein Heath, Jenny hat versucht dich bei mir schlecht zu machen weil wir beide nicht wahr haben wollten das,… das dass alles nicht mehr funktioniert. Heather, dich trifft keine Schuld okay. Jenny,… sie konnte es einfach nicht akzeptieren das wir beide ein so gute und intakte Beziehung zueinander haben die ziemlich intim ist und schon lange anhält. Ich schätze sie wollte dich nur als „Konkurrentin“ sehen und nicht als einer meiner wichtigsten Bezugspersonen.“ Ich sah Julian an. Er musste lachen. „Und weil sie einfach einen Lattenschuss hat und nicht mehr ganz dicht im Kopf ist!“ Jetzt musste ich ebenfalls lachen. „Das stimmt. Ich habe mich auch immer mehr gefragt wie du es länger mit ihr in einem Raum aushalten konntest.“ Julian überlegte kurz. „Augen zu und durch, schätze ich. Anders geht das ja wohl nicht oder?“ Ich musste lachen. Julian stand auf da unsere Stadion jetzt kam, er zog mich an seiner Hand hinter sich her. Die Bahn hielt an und wir stiegen aus. „Ein Freund von David holt uns gleich ab. Wir müssten vorher nur Lucy und Anna finden.“ Ich nickte und sah mich um. Es wurde wieder leerer auf dem Bahnsteig und die Bahn fuhr wieder aus. Julian wollte mich an der Hand schon weiter ziehen doch ich hielt ihn zurück. Ich wollte noch genießen das Lucy und Anna noch nicht bei uns waren. „Warte Julian, ich wollte dir noch kurz was sagen.“ Julian drehte sich wieder in meine Richtung und sah mich verwirrt an. „Okay? Schieß los.“ Ich räusperte mich kurz weil ich wusste das er, das was ich jetzt sagen wollte, nicht hören wollte. „Julian, vielleicht hätte ich Jenny sagen sollen das wir nur Freunde sind, weil ich vielleicht mal etwas anderes gesagt haben könnte in einem Status den man heutzutage Betrunken nennt.“ Er sah mich verblüfft an. „Heath, das weiß ich doch längst und NEIN du hättest Jenny nicht noch mal, wie die letzten acht Mal, darauf hinweisen müssen das wir nur gute Freunde sind und uns ziemlich gut kennen. Das war schon immer lächerlich von ihr und es war auch klar das ihr Eifersucht früher oder später alles zerstören würde.“ Irgendwie kam ich mir trotzdem noch blöd vor auch wenn ich wusste dass eigentlich nicht ich an ihrer Trennung schuld war. Julian zog mich in seine Arme und legte seine Arme um mich. „Och Heather, du machst dir einfach schon wieder viel zu viele Gedanken.“ Seine Hände strichen langsam und beruhigend über meinen Rücken. Ich gab endlich nach und schmiegte mich an seine Schulter. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und löste dann seine Arme von mir. „Komm da vorne stehen Lucy und Anna.“ Ich seufzte da ich wusste dass ich mit gleich wieder was von ihnen bezüglich Julian und mir anhören konnte. Julian sah mich mit einem Verständnis vollem Blick an, weil es wusste das auch Anna und Lucy unser Verhältnis meistens nicht gut hießen. „Hey ihr beiden!“ rief ich ihnen entgegen als wir in Hörweite wahren. An Lucy’s Blick konnte ich erkennen dass sie bereits genervt war. „Seit ein bisschen spät oder?“ Julian sah sie verständnislos an. „Wir haben eine Bahn später genommen das waren 10 Minuten die ihr vielleicht warten musstet Lucy!“ Sie sah ihn Missbilligend an. „Heute mal ohne Jenny unterwegs oder kommt sie gleich auch noch?“ Die beiden konnten sich noch nie wirklich ausstehen da beide einen Dickkopf hatten und sie immer der Meinung waren das sie Recht hatten. „ Jenny und ich haben uns getrennt, also nein sie kommt nicht noch. Also nicht das ich es wüsste,…“ Lucy nickte kurz. „Wollen wir?“ Fragte sie dann in meine Richtung. Ich nickte ebenfalls. „Ein Freund von Julian holt uns ab und bringt uns dann zur Party.“ Lucy strich einer ihrer blonden Locken wieder hinter ihr linkes Ohr und drehte sich demonstrativ zur Treppe um zu zeigen dass Sie jetzt gehen wollte. Julian umarmte Anna freundlich, die beide verstanden sich zwar auch nicht sehr gut aber zu mindestens konnten die beiden sich so zusammen reißen das es nicht jedes Mal in einem endlosen und schamlosen streit endete wenn einen der beiden etwas nicht passte, wie bei ihm und Lucy. Okay und die beiden verstanden sich wirklich besser im Grunde mochten sich die beiden sogar. Klar Anna schob auch regelmäßig Hass gegen ihn, gerade wenn wir uns stritten, einer von uns beide oder wir beide zusammen eine ihrer willkürlichen aufgestellten Regeln einer Freundschaft überschritten haben. „Alles klar, sollen wir dann?“ Fragte ich um die Situation etwas zu entschärfen. Anna nickte, Lucy seufzte und schlurfte vor. Ich sah Julian entschuldigend an, er nahm es mit einem Schultern zucken hin. Er nahm meine Hand und wir gingen zum Stadions Eingang wo der Freund von Julian schon auf uns wartete. Wir fuhren zur Waldstraße zu einem alten Fabrik Gebäude das Graffiti an seinen alten Holztüren hatte. Von Drinnen hallte Musik nach Außen, jedoch war niemand draußen zusehen. Wir gingen alle zusammen hinein und Anna hängte ihre Jacke an der Garderobe auf. Hinter der Garderobe saß ein Junge der vielleicht 13 oder 14 war. „13 Euro bitte!“ Er klag gelangweilt. Ich wollte gerade mein Geld aus meiner Handtasche holen als Julian meine Hand festhielt und dem Jungen Geld auf seinen Tisch legte. „Ich bezahle für mich und Sie!“ Ich sah in böse an. „Julian Nein!“ Ich sah den Jungen an. „Nein ich bezahle für mich selber!“ Julian sah mich jetzt böse an. „Hey Heather!“ Ich drehte mich um. David kam um die Ecke. „Heay. Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Danke für die Einladung.“ Ich nahm David kurz in den Arm und drehte mich zu Lucy und Anna. Lucy sah schon wieder Entspannt aus. „Das sind Lucy und Anna.“ Die beide lächelten ihm zu und gratulierten ihm ebenfalls zum Geburtstag. „Moin David altes Haus. Wir haben dir was mit was mitgebracht.“ Julian drückte ihm mein beziehungsweise unseren Jägermeister in die Hände. „ Danke Mann. Danke. Dann trinken wir gleich erst mal einen oder Heather?“ Ich nickte. Wir gingen durch einen kleinen schmalen Flur und kamen in einen großen hohen Raum, in dem eine Bar am Ende und ein kleine Bühne für den Dj am anderen Ende der Halle Standen, dazwischen die tanzende Leute. David verabschiedete sich kurz da jemand an der Bar, an der wir standen, etwas von ihm wollten. Lucy und Anna stellten sich an der Bar an um sich einen Drink zu holen. Julian ergriff meine Hand ich sah in verwirrt an. Er zog ein Gelbes Papier Bändchen aus seiner Hosentasche und machte es mir mithilfe des Klebestreifens an dem Band um meine Hand. Ich grinste und griff nach meiner Handtasche, Julian hielt wieder rum meine Hand fest und schüttelte den Kopf. Ich trat einen Schritt näher damit er mich auch über die Musik hinweg verstand. „Ich will nicht dass du für mich bezahlst! Ich kann das selber machen Julian!“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß Heath. Aber ich möchte das gerne für dich machen. Und du hast schon den Jägermeister bezahlt!“ Ich sah nach unten auf meine Füße. „Bitte Heather!“ Ich nickte. Wie ich es hassen konnte wenn jemand für mich bezahlen will. Julian lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Dann will ich dir wenigstens einen Drink ausgeben!“ Er sah mich belustigt an und musste dann lachen. „Okay aber auch nur weil du es bist! Und man hier für die Drinks nicht zahlen muss…“ Ich schlug ihm gegen die Schulter. „Vodka- E oder Vodka Lemon?“ … „E!“ Ich nickte kurz. Lucy und Anna kamen gerade zu uns. Ich drehte mich zur Bar und drängelte mich etwas vor bis ich vorne stand und mich eine kleine Blondine fragte was ich gerne haben wollen würde. Da wir nicht vortrinken waren bestellte ich mir einen Vodka Lemon, da ich Vodka nicht wirklich vertrug und ziemlich schnell davon betrunken wurde. Ich lief zurück zu Julian der irgendwie ziemlich sauer aussah. Ich gab ihm sein Drink und sah ihn fragend an er schüttelte nur den Kopf. Anna zog mich etwas zu ihr heran. „Wollen wir drei Tanzen gehen?“ Ich lächelte sie an. Ich legte einen Arm um Julian und zog ihn zu mir heran. „Wir gehen Tanzen willst du mit kommen?“ Er schüttelte nur den Kopf. Er sah immer noch sehr wütend aus. „Was ist los?“ Er schüttelte den Kopf. „Sag es mir bitte, habe ich,...“ … „ Nein du nicht, aber frag mal Lucy. Mir geht es auf die Nerven das sie meint sie könne sich ständig bei uns einmischen und wüsste alles besser. Sorry!“ Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihm ein Kuss auf den Hals. „Tut mir leid ich weiß dass die Mädels da total blöd drauf reagieren. Ich spreche mal mit ihr ja?“ Er sah mich belustigt an. „Heath, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, und nein du musst nicht mit ihr reden weil es eh nichts bringen würde und ich das Wendern selber klären möchte.“ Ich nickte kurz, strich ihm noch mal kurz über die Hand bevor ich mit Anna und Lucy auf die Tanzfläche verschwand.

Es war warm in der Menge und ich war schon ziemlich durch geschwitzt. Bewegte mich dennoch weiter zu den Hypnotisierenden Bässen die ein Vibrieren in meinem Körper hinterließen sobald sie verklungen waren. Langsam. Schnell. Laut. Leise. Hoch. Tief. Sensibel. Hart. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können und trotzdem trieb mich jeder Ton persönlich dazu an weiter zu tanzen. Weiter in die Trance, die meine Sinne und meinem Körper miteinander verschmelzen ließen. Eine Hand fuhr über meinen Arm und hinterließ eine Gänsehaut. Ich öffnete die Augen und sah in das Gesicht von Anna. „Wir machen eine kurze Pause an der Theke. Willst du mit?“ Ich schüttelte den Kopf und bleib alleine in der Masse der Tanzwütigen. Der Rhythmus zerrte an mir und ich bewegte mich wieder im Einklang mit der Masse und der Musik. Langsam. Schleichend. Sanft. Legten sich Hände um meine Kreisenden Hüften. Umschlossen sie führten sie. Ein Markanter Duft von AXE Deo zog herüber. Körperwäre und Körpernähe verschmolzen zu einer Masse die meinem Körper lenkte, führte. Seinem Rhythmus anpasste. Die Hände zogen mich näher. Ich legte meine Hände um seinen Hals, fuhr mit einer Hand durch das vertraute weiche Haar. Die Rhythmen wurden schneller, heißer, südländischer. Gefährlicher. „Wollen wir mal ne‘ kurze Pause machen?“ Fragte ich Julian, mit dem ich Tanzte. Er lächelte „ Kannste nicht mehr?“ Ich sah in belustigt an. „Ich tanz schon ein wenig länger,…“ Julian nickte zustimmend und nahm meine Hand, um mich aus den Tanzenden Menschen herraus zu führen. Der Druck seiner Hand verstärkte sich und führte mich an der Bar vorbei in den Flur zurück aus dem wir gekommen waren. Vorbei an dem Jungen, der immer noch Gäste abkassierte. Als Julian die Tür nach draußen öffnete schlug uns die kühle Berliner Nachtluft entgegen.

Impressum

Texte: Alle Rechte am Buch gehören mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2013

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