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Prolog

Es fing alles mit einem Wasserhahn an. Ein Mitschüler unserer Schule ließ einen Wasserhahn laufen und das Wasser lief dann in den Keller. Das fabrizierte einen Kurzschluss und sämtlich Leitungen mussten neu verlegt werden. Doch dafür brauchte es Zeit und Platz. Also entschlossen sich die Lehrer, uns auf Internate zu verteilen. So gingen ab jetzt 25 Schüler, mich eingeschlossen, nach Blackwood. Das Internat für reiche, arrogante Kidz. Und so, fand ich meine Große Liebe...

I. Wo ist das Messer?

[Carrie’s Sicht]

 

Als ich mit meinen 5 Koffern vor dem riesigen Internat stand, dachte ich mir als erstes so: „Was für’n Kaff. Hier soll ich verdammte 5 Monate verbringen, da erschieß ich mich doch lieber?!“ Neben mir standen noch 24 weitere Personen, die auch nicht glücklich waren. Tja so viel zu dem Thema, es wird euch gefallen! Ich werde unseren Schuldirektor köpfen, auf meine To-Do-Liste! Meine zwei Freundinnen Laura und Grace freuten sich darüber, dass wir endlich da waren. Ich hatte gehofft, dass wir unterwegs ’nen Platten kriegen. Gott wollte heute nicht gütig sein. Das werde ich dir hoch anrechnen, Gott! Ja, ich sprach mit Gott und dem Teufel. Wir hatten da so ein Dreier-Ding. Ich kam sowieso in die Hölle also was soll’s?

„Carrie, beweg deinen süßen Hintern Richtung Eingang. Wir kommen sonst zu spät.“, meinte Scott vorwurfsvoll und grinste dreckig.

„Ich zeig dir gleich mal ^zu spät^. Dann bist du für alles zu spät, weil du dann nämlich tot bist.“, keifte ich ihn an.

„Chill ma’, sonst passieren noch Sachen, die du bereust.“, meinte er.

„Dich umzubringen würde keine Reue erwecken, aber dich am Leben zu lassen, wäre eine Schande.“, sagte ich gleichgültig und stolzierte an ihm vorbei. Gekränkt von meinen Worten blieb er regungslos stehen. Mein Gott, was für ein Dummkopf…Ach Kacke, ich habe ^Gott^ gesagt. Verdammt, schon wieder!! Dafür müsste ich jetzt jemanden zusammen scheißen. Mal sehen, wer das nächste Opfer ist. Nur leider erwies sich das als schwierig, denn draußen war niemand zusehen. Leergefegt wie eine Wüste. Das Leben ist so ungerecht, besonders der da oben. Böse blickte ich zum Himmel auf. Dann blickte ich mich wieder um. Ziemlich großes Gelände. OK, war ja auch ein Eliteinternat. Das Gebäude allein erschien mir ziemlich modern. Viele Fenster gaben dem Gebäude das Gewisse etwas. Nett, wird wohl gehen, für 5 Monate. Harte Zeiten werden auf mich zukommen. Unser Direktor hatte erzählt, dass es hier einzelne Wohnungen gab, wo mehrere Personen drin wohnten. Bei uns im Internat hatte ich ein EIGENES Zimmer, PLUS Bad!! Ist das zufassen? Jetzt musste ich Lärm ertragen oder stinklangweilige Leute. Hoffentlich war ich mit Grace und Laura in einer Wohnung. Das wäre echt mies, wenn irgendwelche Fremden am Tisch säßen und mit mir äßen. Die Vorstellung brachte mich irgendwie zum Grinsen. Zur Info: ich liebe Streiche. Irgendwie bekam ich es hin, meine 5 Koffer gleichzeitig mitzukriegen, als ich von so einer alten Schrulle einen Schlüssel bekam. Die war schrumpelig und nicht gut gestylt. Nun konnte ich in mein ’neues’ zu Hause einziehen. Die Nummer war ’208’. Als ich die Tür geöffnet hatte vielen mir die Augen raus, mein Kinn lag auf dem Boden und die Koffer landeten laut auf dem Boden. ICH WERDE NIE MEHR AUSZIEHEN!!! Das stand schon mal fest, denn die Wohnung war Hamma geil. Sie erinnerte mich ein wenig an die von Barney Stinson aus ^How I met your mother^.

„Scheiße, ich habe mich so eben verliebt, in dieses geile BETT!!“, schrie ich amüsiert, als ich vor einem Doppelbett stand. Das Zimmer gehört jedenfalls mir. Mit Schwung sprang ich auf das Bett und hüpfte rum. Ahh…wie geil ist das denn!! Grinsend ließ ich mich zurückfallen. So könnte das Leben immer sein. Dann hörte ich weitere Stimmen aus dem Wohnzimmer. Uhhh, Mitbewohner ich komme!! Also ging ich ins Wohnzimmer, was gleichzeitig auch das Esszimmer war, dazu gab es noch eine offene Küche. Zwei verblüffte Girlys standen dort und blickten sich um. Kreischend fiel ich Laura und Grace um den Hals. YEAH!! Das wird so Affengeil. :D Gott meinte es doch noch gut mit mir. Ich habe dich durchschaut, mein Lieber. Erst wenn du ein schlechtes Gewissen hast, schreitest du zur Tat.

„Hamma nicht?“, fragte ich die zwei.

„Voll krass, man!“, meinte Grace immer noch staunend.

Ich glaube keiner von uns hätte mit so was gerechnet. Wir dachten alle, wir landen in einem Rattenloch. Noch mal Glück gehabt. Schnell suchten sich die zwei auch ein Zimmer und kamen wieder zurück. Es war bereits 19.00 Uhr und die neuen Schüler sollten ins Foyer kommen. Wir drei gingen los und trafen in ein volles Foyer ein. Ich hasse so viele Menschen. Ernsthaft, können die nicht ein paar in den Urlaub schicken oder so? Die meisten meiner Schule unterhielten sich in ihren Gruppen, die restlichen saßen entweder oder suchten sich neue Freunde. Das ist echt erbärmlich. Die zwei Mädels und ich wollten unbedingt in der Mitte sitzen, doch da war alles besetzt. Was soll’s, dann geh’ ich mich mal prügeln! Ich schritt voraus, in den nächst besten Gang. Ich blieb stehen und schaute drei Personen an. Sie waren nicht von meinem Internat, das könnte lustig werden.

„Könntet ihr drei mal kurz aufstehen, ich habe da etwas unterm Stuhl verloren?“, fragte ich höflich.

Erst blickten sie mich verwirrt an doch standen dann auf. Man waren die dumm. Anstatt mal zu fragen, ob sie mal gucken sollten. Laura, Grace und ich setzten uns schleunigst hin. Die andern drei (drei Jungs wohlgemerkt) guckten uns verwirrt an.

„Na los, verzieht euch. Ich seh’ nix!“, befahl ich ihnen und scheuchte sie weg.

Den Schwanz eingezogen verpissten sie sich. Jetzt sind wir quitt, Teufel!

„Wusstet ihr, dass die deutsche Synchronstimme von Homer Simpson besser sein soll, als unsere?“, fraget Grace. Grace wusste echt alles über Filme. Laura und ich schüttelten den Kopf. Woher sollten wir das auch wissen?

„Hey, ist die Tasche neu?“, fragt mich Laura.

„Nö, ist noch vom letzten Jahr. Aber deine Pinke ist neu, oder? Grace wie heißt noch mal das Lied mit Britney?“ laberte ich.

„Scream&Shout!“, meinte sie genervt. „du merkst dir aber aucg gar nichts.“, fügte sie noch hinzu.

„Sorry, dass ich mir nicht alle Titel merke.“, sagte ich kleinlaut.

„Wie oft denn noch? Die Tasche habe ich zum Geburtstag bekommen.“; meinte nun Laura.

Ja,, vielleicht sollte ich öfters mal zuhören. Meistens schweife ich ab und höre nicht mehr zu.

Das ist einer meiner Macken, hat doch jeder.

„Wisst ihr wen ich cool finde? Johnny Depp, der ist abgefahn“, brabbelte ich.

„Ja, stimmt der ist heiß. Wie war eigentlich das Date neulich?“, wollte nun Grace von Laura wissen. Traurig senkte sich ihr Blick. Oh-oh, nicht gut. Verzweifelt blickte ich zu Grace, die ihren Fehler sofort einsah.

„Es tut mir soooo leid.“, meinte Grace mitfühlend.

„Ist schon gut.“, seufzte sie.

Laura hatte grade eine Beziehung hinter sich und trauerte ihr immer noch nach. Ihr Freund hatte sie betrogen und sie hat ich dann erwischt. Er wurde von Grace und mir zusammen geschlagen, natürlich mit Worten.

„Laura-Spätzchen, wir werden schon den Richtigen finden.“, versuchte ich sie zu trösten.

Vergebens, sie schluchzte kurz auf.

„Er war der Richtige, doch diese miese Schlampe hat ihn mir weggenommen.“

Wenn sie anfängt zu heulen, haben wir ein großes Problem. Denn wenn sie heult, dann richtig.

„Sie ist ein Miststück, aber das war auch schon ihre Mu-“, jemand räusperte sich und ich verstummte.

Ich blickte auf und ein Mann Mitte 40 stand auf der Bühne und blickte mich streng an. Ups, das war wohl etwas zu laut.  

 

 

 

 

[Liam’s Sicht]

 

Unser Direktor räusperte sich und alle wurden still. Außer drei Mädels, drei Reihen vor uns. Sie redeten ziemlich laut und das über langweiliges Zeug. Ich dachte Frauen reden immer reif? Das Mädchen in der Mitte hatte lange, lockige, dunkel-braune Haare. Ihre Haare wippten hin und her. Die Linke hatte lange, glatte, blonde Haare und die Rechte kurze, braune Haare. Nachdem die in der Mitte kurz davor war, irgendeine Mutter zu beleidigen, räusperte sich unser Direktor ein weiteres Mal. Sofort verstummten die drei und blickte auf.

„Was gibt’s?“, fragte die in der Mitte dreist.

Oh, ein freches Girl. Na da muss ich sie wohl erziehen, aber nur wenn sie heiß war. :D

Der Direktor guckte sie verwirrt an. Ja, er hatte ’nen Dachschaden.

„Eh…eh…, wir würden gerne ein paar Regeln erklären.“, stotterte Mr. Addams, unser Direktor.

Vielleicht ist der Kerl auch zurück geblieben? Das weiß keiner so genau.

„Ach so, die kenn ich schon.“, meinte sie gelangweilt.

So langsam machte ich mir sorgen. War die verrückt? Die wird von der Schule fliegen, wenn die so weiter macht.

„Wie bitte?“, fragte Mr. Addams erschrocken.

„Hören Sie schlecht? Ich sagte: DIE KENN ICH SCHON!!“, wiederholte sie laut.

Ihre zwei Freundinnen machten immer wieder ^Scht!^ . Doch sie hörte nicht auf sie und beachtete sie nicht.

„Dann können Sie ja gehen.“, nun wurde Mr. Addams wütend und zeigte auf die Tür.

„Gott sei Dank. Ach verdammt!“, fluchte sie leise, sodass es kaum einer verstand. Sie stand auf, zeigte in den Himmel und setzte ein trotziges Gesicht auf. Was ging denn jetzt ab? Sie quetschte sich an den Leuten und verließ das Foyer. Mit einem lauten Knall knallte die Tür wieder zu. Na die ist ja mutig! Vielleicht sollte ich sie besser kennen lernen. Mr. Addams erklärte schnell die bekannten Regeln: nicht rauchen, nicht trinken, die Schule wird nur am Wochenende verlassen, jede 4 Wochen Besuch von außerhalb und kein Vandalismus. Danach durften wir alle gehen, was ein Glück. Da ich noch schnell eine rauchen wollte, gingen meine Kumpels vor. Jaja, hier darf man nicht rauchen. Ich weiß, hält sich aber eh keiner dran. Also ich draußen ein Stück weiter weg der Schule und zündete sie an. Hach, das tat gut. Einfach mal entspannen. Direkt vor mir befand sich die Küche und es brannte Licht. Komisch, normal dürfte dort keiner sein. Also beschloss ich dort ich dort hin zugehen. Ich trat meine Zigarette aus und lief los. Als ich vor der Tür stand, hörte ich schon Schubladen auf und zu gehen. Ich stieß die Tür auf und ein Mädchen, mit langen, lockigen, braunen Haare stand vor mir. Mit dem Rücken zu mir gedreht suchte sie etwas in einer Schublade. Ihr Hintern sah, in der engen Hose, echt geil aus. Vor Schreck drehte sie sich um und es traf mich wie ein Schlag. Sie war bildhübsch und ihr fehlte an nichts. Dazu hatte sie noch einen Kochlöffel in der Hand.

„Willst du kochen?“, fragte ich amüsiert.

„Nein, ich suche die Messer.“, antwortete sie schnippisch.

Diese Stimme kam mir bekannt vor…ah, sie war das Mädchen, dass unserm Direktor widersprochen hatte.  

„Wieso, willst du dich umbringen?“, belustigt blickte ich sie an.

Sie schien es ziemlich zu ärgern, dass ich sie auf den Arm nahm.

„Nein!“, meinte sie nun wütender.

Dann warf sie den Löffel in meine Richtung und rief: “Hier fang!“

Ich konnte rechtzeitig noch ausweichen.

„Geht’s noch? Bist du IRRE?“, fuhr ich sie barsch an.

„Ja alles geht. Siehst du doch, ich kann noch gehen. Ob ich irre bin ist eine wirklich sehr gute Frage. Aber nein, bin ich nicht. Wurde schon getestet, ist voll normal.“

Dieses Mädchen war wirklich frech, aber auch selbstsicher, stur, intelligent (denn sie wusste was sie tat, hatte einen Plan) und war dazu noch hübsch. Sie ging zur nächsten Schublade und öffnete sie. Daraus holte sie zwei ziemlich scharfe und große Messer. Ich wich ein paar Schritte zurück. Was hatte sie vor?

„Keine Sorge, ich werde dich nicht abstechen.“, sagte sie, als sie mein Gesicht sah.

Ich war wirklich entsetzt! Doch mein Blick änderte sich zu einem Grinsen.

„Dafür wäre ich einfach zu heiß.“, antwortete ich arrogant.

„Nee, für dich würde es sich einfach nur nicht lohen, in den Knast zu wandern.“

„Du wärst aber traurig, wenn es mich nicht mehr gäbe.“

Es störte mich, dass sie nicht auf mich abfuhr. Normal klebten die Frauen an mir, wie Schuppen an Fischen. Ihr Charakter war kompliziert, doch ich konnte sie knacken. Davon ging ich aus.

„Andere Mädchen wären vielleicht traurig, aber so arrogant wie du bist, wäre ich kein Stück traurig.“, meinte sie frech.

Jetzt reicht’s!! Der Geduldsfaden platzte und ich bedrohlich auf sie zu.

„Jetzt hör mir mal zu, du kleine Schlampe. Auf dieser Schule regiere ich, also musst du meinen Spielregeln folgen. Ich habe hier das sagen! Und jetzt nimm endlich das Messer weg sonst verletzt du dich noch.“, schrie ich sie wütend an.

„Wie hast du mich grade genannt?“, zischte sie.

„Kleine Schlampe!“, wiederholte ich langsam.

Tatsächlich legte sie das Messer auf die Seite und blickte mich erbost an.

„Du denkst wohl, du hast das Recht so mit jedem zu sprechen. Sieh dir nur an, was deine Eltern und das Geld aus dir gemacht haben. Du bist ein verdammter Hurenbock, arrogant und selbstverliebt. Abhängig von seinen Eltern und meint, nur weil man viel Geld hat, ihm die ganze Welt gehört. Dein Vater ist bestimmt auch so ein Idiot wie du. Sicher schlägt er deine Mutter grün und blau und du, du Feigling tust nichts dagegen. Dazu hat er jede Nacht ’ne andere Nutte die er vergewaltigen kann. Doch diese Frauen gehen nicht zur Polizei, weil sie ’ne scheiß Angst haben. Außerdem hat er soviel Geld und Macht, da kann man sich gar nicht wehren. Glaubst du wirklich, nur weil man viel Geld hat, ist man was Besseres? Da irrst du dich gewaltig, man ist umso schlimmer. Und da deine Mutter keine Kraft hat, sich dagegen zu wehren, wird sie Alkoholikerin. Dann verabscheust du deine Familie und wünscht dir nie geboren zu sein!“, schrie sie mir ins Gesicht und schubst mich.

Doch es war nicht allzu feste, so dass ich standhaft stehen blieb. Dieses Mädchen war total irre! Was sie schon alles durch machen musste, um so zu sein? Was interessiert dich das? Du willst sie nur flachlegen und fertig!

„Und jetzt Arschloch, GEH zur Seite, ich muss meinen Direktor umbringen. Außerdem habe ich noch eine offene Rechnung mit der Verkäuferin im Schuhladen. Mach also Platz du verfickter Schwanzlutscher!!!“, keifte sie.

Ohne wirklich nachgedacht zu haben, verpasste ich ihr eine schallende Ohrfeige.

 

 

 

 

 

[Carrie’s Sicht]

 

 

Meine Wange zwirbelte und ich riss geschockt die Augen auf. Was fällt dem ein? Auch er guckte erschrocken, über seine Tat.

„Tut mir leid.“, wisperte er reuvoll.

„Es tut dir leid? Sag mal spinnst du?“ fuhr ich ihn an.

„Du solltest mal runterkommen, Ok? Ich habe dir nichts getan, außer dich wieder zur Besinnung zu kriegen. Was fällt dir ein, so über meine Familie zu reden. Du kennst sie nicht, also halte dich daraus. Das wird noch ein Nachspiel geben.“, drohte er.

„Ach ich scheiß auf deine Drohung und deine Familie, lass mich einfach in Ruhe und halte dich von mir fern.“

Ich schubste ihn zur Seite und verließ die Küche. Natürlich nicht ohne das Messer mitzunehmen. Verdammt, ich war schon wieder so ausgerastet. Am besten nehme ich gleich ein paar Beruhigungstabletten. Sie halfen gegen meine Wutausbrüche. Das eben war noch normal. Niemand will dabei sein, wenn ich richtig austicke. Ich bin wie eine tickende Zeitbombe, niemand weiß, wann sie los geht. Da krachen auch schon mal Wände ein. Man könnte mich ein wenig vergleichen mit Hulk. Ich bin immer wütend, nur das ich nicht grün anlaufe. Das wäre doch zu schön. Als ich an der Wohnung ankam, war alles dunkel. Anscheinend schliefen Laura und Grace schon, also schlich ich mich leise hinein. Ich schlich in mein Zimmer und machte mich bettfertig. Danach schluckte ich noch schnell ein Tablette und schlüpfte unter die Decke. Wie es wohl morgen in der Schule sein wird? Mit diesem Gedanken schlief ich ein. 

II. Der Schokokakao oder auch, der Krieg ist noch nicht vorbei!

[Carrie’s Sicht]

 

Humpelnd kam ich zurück ins Badezimmer und putzte mir die Zähne. Was ziemlich schwer war, denn ich zog mich gleichzeitig an. Ich trug ein sehr knappes, süßes, pinkes Kleid, was kurz über den Arsch ging. Nein Scherz! Wir mussten Schuluniform tragen, voll der Shit! Also zog ich meine schwarzen Kniestrümpfe an. Die sahen aus wie diese Nuttensocken, wirklich, fehlte nur noch Strapse. Der Rock war meiner Meinung nach ziemlich kurz. Anscheinend gab es hier Lehrer die den Mädchen gerne auf den Arsch glotzten. Der Rock war so ’ne Art Schottenrock, mit so Muster drauf, nur knapp eben. Dazu musste jedes Mädchen eine weiße Bluse tragen! Wo aus versehen oben ein, zwei Knöpfe fehlen. Und was machst du, wenn es regnet? Tja, dann glotzen dir die Lehrer wenigstens nicht mehr auf den Arsch, wenn ihr versteht…. Was für ein Zufall, dass die Bluse auch noch so eng war! Dazu zog man zum Glück noch einen Blazer drüber. Ohne den, wäre ich zur Schulleitung gegangen. Wir sahen ein bisschen aus, wie Schulnutten. Was bei einigen vielleicht auch der Fall war. Ich entschied mich für Pumps, flache Schuhe passen eindeutig nicht zum Outfit. Schicksal…! Ich schnappte mir noch schnell meine schwarze Handtasche und rannte ins Wohnzimmer.

„Hast du nicht was vergessen?“, wollte Grace wissen.

Ich dachte kurz nach.

„Ach kacke!“, fluchte ich.

Ich ging noch mal zurück in mein Zimmer und holte das Brillenetui. Es war pink, mit Plüsch. Ich brauchte eine Brille, aber nur um die Sachen an der Tafel und so zu lesen. Sonst sah ich eigentlich perfekt. Laura drängelte schon und wir liefen schnell zum Gebäude. Auch Grace und Laura trugen Pumps und wir waren auf gleicher Höhe. Nette 1,78m, Figuren wie Models. Außer Laura, sie hatte in den letzten paar Wochen viel Eis gegessen. Totaler Liebeskummer. Die Zeit war selbst für Grace und mich hart. Trotzdem hatte Laura eine gute Figur, man konnte sie nicht als fett bezeichnen. Wie alle sahen richtig gut aus, richtige Sahneschnitten. Ich weiß, klingt voll eingebildet, aber wenn es doch so ist! Wir traten voll lässig ins Gebäude ein und dachten uns nur so: „What’s up?“ War hier ’ne Massenkarambolage oder WAS? Um die 8 Jungs schlugen sich die Köpfe ein.

„Wer verwaltet die Wetten?“, wollte ich wissen.

Ein paar, die im Umkreis standen guckten mich kritisch an.

„Was!?! Ich bin gut darin!“, verteidigte ich mich.

Sie drehten sich wieder um und schauten weiter zu. Immer diese Gaffer! Ok, ich war auch einer, hihi, aber es ist immer so lustig, wenn Blut spritzt. Mitten in der Schlägerei sah ich meinen Bro. Also eigentlich war er nicht mein Bruder, aber wir waren verwandt. Ist ziemlich kompliziert, doch wir verstanden uns wie Geschwister. Lag auch daran, dass er mich immer beschützte. Also warum prügelte er sich direkt am 1. Schultag? Am 2. hätte ich es vielleicht verstanden, er war eben ein Draufgänger. Und das zeigte er auch. Er verteilte viele üble Fäuste und wehrte die anderen ab. Nun ja, er trainierte auch viel. Außerdem war er ein Jahr älter als ich, also 19. Genervt verdrehte ich nur die Augen und quetschte mich durch die Menge. Irgendeiner musste das ja regeln. Als ich bei Sean (mein Bro) ankam, blickte ich ihn vorwurfsvoll an. Eingeschüchtert steckte er seine Hände in die Hosentasche. Wenn ich so guckte, wusste er genau, dass er was verkackt hatte. Wie ein kleiner Junge, der dabei erwischt worden war, wie er  einen Lolli stahl, guckte er mich entschuldigend an.

„Ich würde jetzt gerne eine gute Ausrede hören, warum ich dich nicht verdroschen sollte.“, sagte ich stinksauer.

„Der Kerl dahinten meinte: ^deine Schwester ist voll die Bitch^. Da habe ich ihm in den Magen geschlagen. Daraufhin sind Freunde von ihm gekommen und dann noch meine. Und dann ist das hier irgendwie eskaliert. Es tut mir leid.“

Ich glaubte ihm.

„Wer hat das gesagt?“

Er nickte in die Richtung eines Typen. Ich drehte mich um und blickte zu ihm. Er hatte kurze blonde Haare und war eindeutig arrogant. Dazu war er ein Stück kleiner als Sean und teilte Baby-Fäuste aus. Wie niedlich! Schnurstracks ging ich auf ihn zu und machte ein zuckersüßes Gesicht. Die Jungs von meinem Internat traten sofort auf die Seite, denn sie hatten Respekt vor mir. Die anderen Jungs guckte sie nur verwirrt an. Der Typ der mich Bitch genannt hatte, grinste mich überheblich an. Ich lächelte verlegen zurück. Nun wurde sein Grinsen größer und zeigte eine Reihe von weißen Zähnen. Hässlich war der Kerl jetzt nicht, aber nicht mein Typ.

„Hi!“

„Na Süße, bock nachher mit mir abzuhängen?“

OMG, war der widerlich.

„Nein, ich bin ja eine Bitch. Und Bitches wie ich, hängen nicht mit Vollpfosten wie du ab.“

Sein Blick wurde verwirrt. Er guckte hinter mich. Dort stand wahrscheinlich Sean, denn sein Gesicht erhellte sich.

„Du bist die Schwester von ihm? Tut mir leid, dass ich dich so genannt habe. Ich wusste ja nicht, dass du so heiß bist. Willst vielleicht nachher noch zu mir?“

Alter, ist der gestört? Dachte der wirklich, ich fall’ darauf rein? Er hatte sich geirrt, denn mein Gesicht veränderte sich zu todernst. Ich holte aus und verpasste ihm voll ein auf die Nase. Er torkelte leicht zurück und hielt sich dabei die Nase. Sie blutete, vielleicht war sie gebrochen?! Nach kurzer Besinnung guckte er auf und sein Blick war bitterböse. Uups, vielleicht sollte ich mich aus dem Staub machen. Aus Sicherheitsgründen trat ich einige Schritte zurück.

„Du kleine, miese Hure!“, schrie er wutentbrannt.

„Noch einmal Hure und ich trenn dir die Eier ab und benutze sie als Ohrringe!“, zischte ich.

„Ach ja? Komm doch, HURE!!!“, provozierte er.

„Würde ich ja gerne, aber du hast ja keine Eier.“, meinte ich und grinste.  

Die Schüler fingen an zu kichern und er kochte vor Wut. Er wurde von seinen Freunden zurück gehalten, sonst wäre er auf mich los gegangen. Ich wüsste, wie ich mich zu wehren hätte.

„Die Show ist beendet! Geht in eure Klasse!“, verlangte eine tiefe, sexy Männerstimme.

Alle Köpfe fuhren nach links und blickten den Typen am Treppengelände an. Es war der Kerl aus der Küche. Bildete ich mir das nur ein oder guckte ihn alle Mädchen verträumt an? Das ist doch nur ein Kerl! Ok, er war heiß. Richtig heiß. Er trug ein weißes Hemd, schwarze Krawatte und schwarze Hose. So wie alle anderen Jungs auch. Also nichts Besonderes. Doch diese Schlafzimmerhaare, als wäre er grade aufgestanden, sahen zum Anfassen geil aus. Alle starrten ihn an, doch sein Blick lag auf mir. Diese Augen, wie grüne Wiesen. So schön grün… Wieso schwärmte ich jetzt von ihm? Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanke los zukriegen. Auch die anderen erwachten aus ihrer Starre und verpissten sich in ihre Klassenräume. Auch der Kerl verschwand in der Menge. Mein Blick fiel zu dem Blonden, der immer noch sauer war. Ich zuckte mit den Schultern, weil es mir vollkommen egal war. Der Typ war mir egal.

Mit Grace und Laura ging ich zu unserem Kursraum. Wir hatten ernsthaft die erste Stunde Chemie!! WTF! Unsere Lehrerin, Miss Brown, war Mitte 30; hatte blonde Haare; ungepflegte Fingernägel; roch nach Douglas; war scheiße streng und war verheiratet. Sie verteilte uns in Gruppen und ich war mit drei Jungs in einer Gruppe. Na toll, wahrscheinlich durfte ich dann alles schreiben. Ich war mit diesem Typen aus der Küche und seinen zwei Kumpels in einer Gruppe. Erbost blickte ich den Braunhaarigen vor mir an.

„Hi, ich bin Noah.“, stellte sich der Schwarzhaarige vor. Er schien ziemlich gut drauf zu sein. Ob er high war?

„Carrie.“, antwortete ich desinteressiert.

Miss Brown, die olle Fotze, wollte Gruppentische also saß neben mir Noah und gegenüber die zwei anderen.

„Ich bin übrigens Benjamin, aber alle nennen mich Ben. Freut mich dich kennen zulernen.“, meinte der Blonde, der rechts saß.

Irgendwie erinnerte er mich an den Koch von ^One Peace^. Der hatte auch so was schwules, war aber trotzdem knallhart und charmant. Wie auch immer! Mein Blick schweifte zu dem Braunhaarigen, der genau vor mir saß. Er guckte gelangweilt in sein Heft.

„Und wie heißt du, wenn ich fragen darf?“, fragte ich ihn.

„Du darfst nicht fragen.“, gab er stinkig zurück.

„Da ist ja jemand super gelaunt.“, murmelte ich sarkastisch.

Er schnaufte auf.

„Der Miesepeter da, heißt Liam.“, beantwortete mir Noah meine Frage.

„Es ist wirklich sehr unhöflich, so in den Unterricht zukommen. Dann hättest du ja auch zu Hause bleiben können, Liam!, sprach ich ihn an.

„Mir doch egal.“, sagte er.

Es ärgerte mich, dass er so abweisend wirkte.

„Wir sollten langsam mal anfangen.“, meinte nun Ben.

Ich kramte aus meiner Tasche die Brille und setzte sie auf. Sie war so ’ne Art Nerdbrille.

„Ich würde die Kleine da bei Liam knallen, die hat einen echt heißen Hintern…und ihre Titten erst.“, meinte irgendein Typ hinter mir.

„Hübsch ist sie auch und temperamentvoll, eine richtige Chica.“, meinte ein anderer.

„Ey Alter, redet ihr grade über das Mädel da? Ich sag dir Alter, in der Pause ist ’ne Nummer da, Alter.“, flüsterte wieder ein anderer. Noch einmal ^Alter^ und ich prügle ihm das ^Alter^ sonst wohin.

„Ich hatte mal was mit ihr, aber sie ist wirklich eine Schlampe. Vögelt sich durch die halbe Weltgeschichte.“, diese Stimme kam mir bekannt vor. Scott. Ich wurde wütend, sodass ich schon unregelmäßig atmete. Außerdem hatte ich nie was mit Scott gehabt, er  log. Gut, vielleicht haben wir auf einem Geburtstag rumgeknutscht…vielleicht waren es auch mehrere Partys. Da war ich aber voll, nüchtern hätte ich das nie getan. Doch ich habe nie mit ihm geschlafen! Jemand trat mir leicht gegen das Bein. Ich blickte auf und mein Blick traf Liam’s. Er schaute mich warnend an und schüttelte leicht den Kopf. Natürlich hatte er recht, ich durfte nicht ausrasten. Also widmete ich mich wieder meinen Aufgaben.

„Sie ist steinreich und außerdem gönnt sich ihre Mum gerne einen.“, hörte ich es plötzlich.

Beleidigungen gegen mich waren ok, aber nicht gegen meine Familie. Auch wenn ich nicht alle mochte. Jetzt konnte ich verstehen, warum Liam in der Küche so ausgerastet ist. Ich stand auf und mit einem lauten Knall landete der Stuhl auf dem Boden. Erschrocken blickten mich die Schüler an. Wütend drehte ich mich um. Es wurde still im Klassenraum, wo war Miss Brown?

„Wer wagt es, so über meine Mutter zu sprechen?“ schrie ich.

„Ich!“, meinte Scott grinsend.

„Ich bring dich um!!“, schrie ich und rannte auf ihn zu.

Doch bevor ich ihn richtig erreichen konnte und ihm eine rein hauen konnte, wurde ich zurück gehalten. Zwei starke, große Hände lagen um meine Taille und hielten mich zurück. Ich trat um mich, um mich zu befreien, doch der jenige war zu stark.

„Lass mich los, du Wichser.“, zischte ich fuchsteufelswild.

Scott war bereits aufgestanden und grinste weiter. Dem wird gleich das Grinsen vergehen! Doch zuerst musste ich mich von diesem Arschloch befreien. Ich umklammerte seine Finger und versuchte sie zu lösen, doch er war stärker. Verdammt! Gott, hilf mir! Ich war tatsächlich schon so tief gesunken, dass ich Gott um Hilfe bat. Wie schrecklich. Der Typ der mich festhielt schleifte mich aus der Klasse.

„Wenn du mich nicht sofort loslässt, reiß ich dir den Arsch auf. Überleg es dir, Freundchen.“, zischte ich.

Der Kerl lachte kurz auf und verstummte wieder. War das etwa…? Nein!

„Liam, du Arsch! Lass mich sofort los, sonst überleg ich es mir noch mal, ob ich dich nicht doch abstechen sollte.“, schrie ich wütend und trat um mich.

Tatsächlich ließ er mich los, doch da ich rumzappelte fiel ich nach vorne. Ich schrie kurz auf und BAAM!! Carrie meets Boden! Ich lag flach auf dem Boden und hielt mir schützend die Hände an den Kopf. Rasch dreht ich mich auf den Rücken und blickte hoch zu Liam, der sich schlapp lachte. Genauso wie Noah und Ben, die im Türrahmen standen. Ich finde das ganz und gar nicht lustig. Böse schaute ich zu Liam, der sich langsam beruhigte. Er trat auf mich zu und hielt mir seine Hand hin. Ich stützte mich auf meine Ellbogen und starrte ihn an. Wenn Blicke töten könnten! Ich hob mein rechtes Bein und trat ihm genau zwischen die Beine. Sofort verstummte seine Lachen und er kniete sich hin. Sein Kopf lief rot an, er hielt die Luft an. War das echt so feste oder stellte der sich nur an? Er kauerte sich auf den Boden und hielt sich seine Weichteile. UUPS, das war nicht mit Absicht…. Noah und Ben lachten immer noch, mein Blick glitt zu ihnen. Sie verstummten.

„Verpisst euch!“, meckerte ich sie an.

Mit eingezogenem Schwanz eilten sie zurück in die Klasse. Ich setzte mich auf und mein Blick glitt wieder zu Liam, der mich erschrocken ansah.

„Was is?“, wollte ich genervt wissen.

„Du…du hast Nasenbluten.“, meinte er.

 

 

 

[Liam’s Sicht]

 

Ruckartig fuhr ihre zierliche Hand zu ihrer Nase. Nachdem sie daran streifte und ihren Finger anguckte, begriff sie, dass sie wirklich Nasenbluten hatte.

„Scheiße, nicht schon wieder!“, fluchte sie leise.

„Das wollte ich nicht, tut mir leid. Ich hätte dich halten müssen und nicht fallen lassen.“, entschuldigte ich mich. Ich wich ihrem Blick aus.

„Ist nicht deine Schuld, das passiert eigentlich immer, wenn ich so ausraste.“, meinte sie.

Verwirrt blickte ich sie an, während sie ein Taschentuch aus ihrer Tasche holte.

„Ist das denn normal, dass du so ausrastest?“, fragte ich vorsichtig.

„Leider ja. Ich muss ständig Tabletten nehmen.“

„Helfen sie denn?“

„Nicht wirklich.“, sie schnaufte auf.

„Genug von mir geredet, ich muss zurück in den Unterricht.“, sagte sie noch dazu, damit ich nicht weiter fragte.

Sie stand auf, schwankte kurz und lief zur Tür. Bevor sie hineinging, drehte sie sich noch einmal um. Erbost blickte sie mich an. Sie wollte noch etwas sagen, doch schloss wieder den Mund. Drehte sich dann um und verschwand in der Klasse. Auch ich stand langsam auf und lief vor Schmerzen gebückt. Man hatte die ’nen Tritt drauf. Ich hätte mir gewünscht, dass sie ihn Scott verpasst hätte. Diesen arroganten Typen. Langsam betrat ich die Klasse und setzte mich schweigend auf meinen Platz. Noah und Ben guckten mich weh leidend an. Das waren wahre Kumpels. Carrie verfiel wieder in ihre Arbeit. Mit dieser Brille sah sie echt süß aus. Süß? Eher gefährlich, man konnte sich an ihr verbrennen.

„Na Liam, wie läuft es denn bei euch in der Gruppe?“, wollte Miss Brown wissen.

Man, die schleicht sich ja an wie eine Katze. Ich zuckte kaum merklich zusammen und schaute auf. Charmant lächelte ich sie an.

„Ziemlich gut, Danke.“

Sie strahlte kurz und blickte dann zu Carrie, die ihren Kopf gesenkt hielt. Miss Brown hob ihren Kopf an und zog scharf die Luft ein. Besorgt guckte sie in die Runde.

„Was ist denn mit dir passiert?“, wollte sie wissen.

„Nichts, ist einfach so gekommen.“, antwortete Carrie.

Carrie…ein wirklich hübscher Name. Äh…zurück zum Thema.

„Du wirst sofort ins Krankenzimmer gehen. Liam, du begleitest sie!“, verlangte Miss Brown.

„Das braucht er nicht.“, protestierte Carrie.

„Keine Chance. Na los!“, scheuchte sie uns.

Genervt stand Carrie auf und folgte mir. Auf dem Flur schwankte sie kurz und stützte sich an der Wand ab. Ich eilte zu ihr und stützte sie.

„Es geht schon.“, meinte sie und drückte mich weg.

Ich ließ sie los, doch blieb in ihrer Nähe. Kurze Zeit später knickte sie ganz ein, doch ich konnte sie mir noch schnappen. Sie hielt sich an meinem Hemd fest. Irgendwie fand ich das geil. Mist, denk jetzt an Haie. Ich legte einen Arm unter ihre Arme und die andere schlang sich um ihre Beine. Dann nahm ich sie hoch und trug sie zum Krankenzimmer. Um halt zu gewinnen krallte sie sich fester in mein Hemd.

„Ich lass dich nicht los.“, versprach ich ihr.

Bei der Krankenschwester war sie ziemlich still. Ich saß auf einem der Hocker und guckte zu, wie sie durch gecheckt wurde. Nach 10 Minuten kam die Krankenschwester zu mir und blickte mich leicht besorgt an. Wieso kam sie zu mir?

„Also ihr Blutdruck ist ziemlich hoch. Sie braucht sehr viel Ruhe. Vielleicht 2-3 Tage Bettruhe. Ich werde dir Beruhigungstabletten mitgeben.“, meinte sie.

Ich nickte einfach nur. Darauf freute ich mich, dass kleine Biest aufzupassen. Doch ich sagte nicht viel dazu und nahm Carrie wieder auf den Arm. Ich bedankte mich noch einmal bei der Schwester und verließ das Zimmer. Anstatt Carrie zu sich in die Wohnung zu bringen, nahm ich sie mit zu mir. Erstaunlicher Weise hatte sie nichts dagegen. Vorsichtig legte ich sie auf die Coach und setzte mich in den gegenüberliegenden Sessel. Sie zog sich ihre Mörderschuhe aus und wickelte sich in die Decke ein.

„Was hat die Krankenschwester dir gegeben, dass du so ruhig bist?“, fragte ich.

„Wieso bist du so nett zu mir? Ich meine, ich habe dir in die Weichteile getreten und dich ziemlich beleidigt.“, überging sie meine Frage.

Ich dachte kurz nach. Vielleicht sollte ich mal was ausprobieren…

„Vielleicht weil ich dafür etwas verlange?“, fragte ich.

Erschrocken riss sie ihre Augen auf.

„Was willst du von mir? Hausaufgaben, Drogen, Sex?“, fragte sie geschockt.

„Du hast Drogen dabei?“, fragte ich überrascht.

„Habe ich Drogen gesagt? Ich meine natürlich…“, sie verstummte.

„Hausaufgaben brauche ich nicht, Sex habe ich genug und Drogen besorg ich mir wenn selber.“, antwortete ich.

Sie atmete erleichtert aus.

„Was willst du dann?“, fragte sie.

„Einen Kuss.“

„Einen Kuss?“

„Ja, ist doch nichts dabei. Nur einen einzigen Kuss.“

Sie überlegte kräftig und man hörte es quasi in ihrem Kopf rattern. Sie blickte zu mir auf und musterte mich. Wahrscheinlich versuchte sie grade herauszufinden, ob ich sie verarschte. Doch ich bleib ernst.

„Einverstanden.“, sagte sie dann schließlich und stand auf.

Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und könnte einen Luftsprung machen.

„Aber ich will ihn nicht jetzt. Ich will ihn dann, wenn ich ihn will. Egal wo, egal wann. Deal?“, forderte ich sie heraus.

„Aber…!“, protestierte sie.

Sie biss sich verzweifelt auf die Lippen. Ein ziemlicher Sturkopf. Zum Beweis, dass ich ernst meinte, hielt ich ihr meine Hand hin. Sie verdrehte die Augen und seufzte dann auf. Dann schlug sie bei mir ihre Hand ein. Mit verschränkten Armen setzte sie sich wieder auf die Coach und schob die Unterlippe vor.

„Wenn du so guckst, siehst du echt süß aus.“, meinte ich und lachte ein wenig.

„Ach fick dich doch!“, schmollte sie.

„Willst du einen Film gucken?“, fragte ich sie höflich.

Keine Antwort.

„Hast du Hunger?“

Wieder keine Antwort.

„Willst du den Rest deines Lebens schmollen?“

Keine Reaktion.

„Na schön, du kleines Biest. Ich mach dir jetzt einen Tee.“, meinte ich seufzend und ging in die Küche.

Ein fluchendes Etwas folgte mir. „Dafür habe ich einen gut bei dir.“, fluchte sie und zeigte nach oben. Carrie stand in der Decke eingewickelt am Türrahmen und musterte mich.

„Warum machst du immer so?“, fragte ich und zeigte auch nach oben.

„Gott ist mein Cousin und der Teufel ist sein Bruder.“, erklärte sie.

„Ach und du unterhältst dich mit ihnen?“, fragte ich sichtlich amüsiert.

„Wenn du dich mit beiden ab gibst, gibt das gutes Omen, du Lusche!“

„Aha.“

„Wo ist das Schlafzimmer?“

„Wenn du mit mir vögeln willst, kannst du das auch gleich sagen.“, verführerisch glitt mein Blick über ihren Körper und ich legte mir über die Lippen. Sie war wirklich heiß und hatte auch alles, was ein Mann begehrte. Angewidert verzog sie das Gesicht.

„IHH, nein bloß nicht!“

„Na Danke, du hast mein Ego angekratzt. Jetzt werde ich nie wieder glücklich.“, ich schniefte auf.

„Sei nicht so ’ne Memme, Arschloch.“, genervt verdrehte sie die Augen.

„Erste Tür rechts.“, antwortete ich schließlich.

Sie drehte sich um und verließ die Küche. Dann hörte ich es kurz poltern und dann ein fluchen. Hatte ich etwa vergessen, zu erwähnen, dass dort eine Stufe war? Uups…. Misstrauisch folgte ich ihr dann doch und fand sie in meinem Bett wieder.

„Ernsthaft?“, wollte ich wissen, doch sie reagierte nicht.

Sie schlief tatsächlich, in MEINEM Bett!! Dabei kam ich auf einen Gedanken, ich werde ihr einen Streich spielen. Vor Freude grinste ich und freute mich wie ein kleines Kind. Ihr Gesicht wird so lustig aussehen. Schnell ging ich zurück in die Küche und füllte einen Eimer voll Wasser. Dann befestigte ich ihn am Balken und an der Tür. Sobald Carrie aus der Tür rauskommt, würde sie klatschnass werden. Gelassen setzte ich mich in den Sessel und verbrachte die Zeit mit lesen. Na ja, ich lernte viel mehr. Gegen Abend klopfte es an der Tür und ich stand auf. Ich ging hin und öffnete sie. Davor standen Noah und Ben mit ein paar Bier in der Hand.

„Kommt doch rein!“, meinte ich und trat zur Seite.

Sie kamen sofort rein und pflätzten sich in das Sofa. Noah nahm wie selbstverständlich die Fernbedienung in die Hand und machte den Fernseher an. ^Sport läuft^ war seine Ausrede. Er war der totale Sportfanatiker. Wenn irgendein Spiel lief, war er nicht mehr ansprechbar. Selbst ein Mädel konnte ihn nicht ablenken.

Ben hingegen war mehr der Politiker. Er hatte sogar schon Barack Obama besucht und so. Seine Eltern waren so reich und konnten das irgendwie organisieren. Noah und ich mussten uns ständig irgendwelche Debatten reinziehen. Manchmal war das ziemlich nervig.

„Ey Noah, ich habe gehört, dass es bald ein Mädchen-Baseball-Mannschaft geben soll.“, sagte ich.

Ruckartig schaute er vom Bildschirm weg und guckte mich überrascht an.

„Ach wirklich?“, fragte er interessiert nach.

Ich nickte und setzte mich auf, um mir ein neues Bier zu nehmen.

„Ja, sie suchen noch einen Trainer. Vielleicht hast du ja Lust.“, schlug  ich vor.

Noah wurde hibbelig, ich sag ja – Sport.

„Wo kann ich mich anmelden?“, fragte er sogleich, doch ich zuckte nur mit den Schultern.

Etwas enttäuscht wandte er sich wieder dem Fernseher zu. Ben stopfte sich seine Kopfhörer ins Ohr, um sich irgendeinen politischen Schwachsinn rein zuziehen. Als ich Richtung meines Schlafzimmers blickte, hätte ich mich beinahe an meinem Bier verschluckt. Denn dort stand eine klitschnasse und wütende Carrie. Die Tatsache, dass sie nur Unterwäsche trug verdrängte ich. Stattdessen fing ich schallend an zu lachen, mein Bauch tat schon weh. Ben und Noah blickten mich verwirrt an, sie konnten ja nicht wissen, dass hinter ihnen ein zitterndes Biest stand. Vor lachen kamen mir schon die Tränen und ich schlug auf den Boden ein. Noah und Ben fingen an zu murmeln, ob ich high wäre oder ähnliches. Sie flüchtete in die Küche und ich beruhigte mich langsam.

„Alles ok, man?“ fragte mich Noah.

Kichernd nickte ich.

„Das wirst du mir büßen!“, zischte Carrie plötzlich.

Noah und Ben drehten sich rasch um und erblickten Carrie, die in einer Decke eingewickelt war. Anscheinend hatte sie sie geholt. Trotz der Decke zitterte sie. Noah blickte zwischen uns her.

„Ihr habt doch nicht…“, ließ Noah die Vermutung offen.

„Nein!“, protestierten Carrie und ich gleichzeitig.

„Ich habe ihr bloß einen Streich gespielt.“, meinte ich unschuldig.

„BLOß?? Meine ganze Unterwäsche ist nass.“, beschwerte sie sich.

„Das tut mir jetzt aber außerordentlich leid.“, spottete ich.

Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf und verschwand im Schlafzimmer. Natürlich nicht ohne zu fluchen und zu Gott zu sprechen. Voll crazy, das Mädchen spricht mit Gott und dem Teufel.

„Alter, da ist ’ne Braut in deinem Schlafzimmer und du legst sie nicht flach?“, fragte Noah bestürzt.

„Nein, sie wäre nichts für einen One-Night-Stand. Sie würde eher eine Beziehung verlangen und da ich keine will interessiert sie mich auch nicht.“, beantwortete ich.

Na ja, das war eigentlich voll gelogen. Ich wollte was von ihr, aber das wollte ich nicht sagen. Noah und Ben würden mich auslachen. Carrie war interessant und deshalb wollte ich es nicht vermasseln. Ich weiß auch nicht wieso. Es ist einfach so ein Gefühl.

„Aber einen Streich spielen, das interessiert dich?“, hinterfragte nun Ben.

„Ist das ein Verhör?“, wollte ich genervt wissen.

„Nein, aber ich denke, dass das Ganze nicht gut aus geht. Noah sieht das bestimmt auch so.“, meinte Ben und Noah nickte bekräftigend.

„Ihr habt vielleicht Probleme…“, seufzte ich.

Meine Schlafzimmertür öffnete sich und eine angezogene Carrie trat heraus. Also in Unterwäsche hat sie mir besser gefallen. Sie blickte zu Ben und Noah und schenkte ihnen ein freundliches Lächeln.

„Gute Abend Jungs, schön euch zu sehen. Wir sehen uns morgen.“, flötete sie.

Als sie zu mir blickte, erstarb ihr Lächeln. Hasserfüllt und sauer blickte sie mich an. Ich grinste sie nur an und das machte sie noch rasender.

„Ich bringe dich noch zur Tür.“, sagte ich und stand auf.

Sie folgte mir bis zur Tür und ich öffnete sie. Sie ging raus und drehte sich noch einmal um.

„Dir ist schon klar, dass ich nachtragend bin?“

„Ich freu mich schon drauf.“

„Wehe deine Freunde plaudern aus, dass ich halbnackt bei dir in der Wohnung war. Sonst bin ich eindeutig Schlampe #1.“

„Oh, den Platz hat schon jemand anderes. Wie wäre es mit Hu-.“

„Nur einmal dieses Wort und du wirst den Morgen nicht mehr überleben!“

„Gute Nacht, Carrie. Träum süß von mir.“

„In deinen Träumen vielleicht.“

Sie verschwand in der Dunkelheit und ich schloss die Tür. Den restlichen Abend verbrachte ich mit Noah und Ben. Die zwei blickten mich ständig komisch an. Das ging mir dann irgendwann so auf die Nerven, dass ich sie raus warf. Ich ging duschen und legte mich ins Bett. Sofort fielen mir die Augen zu. Mein letzter Gedanke galt Carrie, ich fing an, sie langsam zu mögen.

 

 

Erst in der Cafeteria, heute Mittag, sah ich Carrie wieder. Komischer weise hatte ich Ausschau nach ihr gehalten. Sie ging mit ihren zwei Freundinnen zur Theke und kauften sich etwas zu essen. Wahrscheinlich Salat. Dann kamen sie auf Ben und mich zu. Noah war nicht da, da er einen Film schneiden musste. Sein zweites Hobby. Als sie bei uns ankamen, bemerkte ich schon den Blick zwischen Ben und der Blonden.

„Darf ich vorstellen: Grace und Laura. Und die zwei Vollpfosten sind Ben und Liam.“, erklärte Carrie, wobei sie meinen Namen ausspuckte wie Kotze.

„Hi.“, meinte Ben, aber das eher zu Laura.

Die auch ein bisschen angetan von Ben war. Na da haben sich aber zwei gefunden.

„Wenn du Laura weh tust oder sie auch nur zum heulen bringst, wirst du keine Persönlichkeit, keine Eier und kein Leben mehr haben. Verstanden?!“, drohte Carrie Ben.

Der nickte nur und grinste wieder zu Laura. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf gemacht, der kompliziert aussah. Ich hatte eh keine Ahnung von solchen Frisuren, also immer schön sagen, dass es gut aussieht.

„Ach übrigens, Liam, ich habe noch ein Geschenk für dich.“, meinte Carrie zuckersüß zu mir.

Fragend blickte ich sie an. Sie griff nach ihrem Kakaopäckchen, machte es auf und kippte den Kakao über mich!! Empört stand ich auf, es ging Gemurmel durch die Mensa. Wütend blickte ich sie an, doch im nächsten Moment musste ich grinsen. Doch meine Mitschüler guckten sie geschockt an, denn keiner hätte das gewagt.

„Das habe ich wohl verdient, was?“, meinte ich rethorisch.

Sie lächelte nur und schnappte sich ihre Freundinnen. Dann verschwand sie aus der Mensa und ich starrte auf ihren Arsch.

„Das einzige was du noch kannst, ist auf ihren Arsch zu starren? Alter, das ist der dritte Weltkrieg, du solltest dich wehren.“, meinte Ben.

„Ja ja…, ich werde nach Hause gehen und mich umziehen, ich stinke nach Kakao. Wir sehen uns später!“

„Darauf stehen die Frauen. Man sieht sich.“, rief er noch, bevor ich die Mensa verließ. Das hatte ich tatsächlich verdient, aber ich hatte damit ein wenig gerechnet. Trotzdem hat es mich sehr überrascht. Nun musste ich mir einen neuen Streich ausdenken. Etwas geniales, was niemand so schnell vergisst…                     

III. Die Bibliothek ist ein wirklich böser Ort...

[Carrie’s Sicht]

 

Ich weiß, dass die Schulkrankenschwester gesagt hat, dass ich zu Hause bleiben sollte. Aller höchste Bettruhe, doch ich wollte unbedingt in die Schule. Nur wegen dem Trottel Liam, ich musste ihm ja den Kakao über den Kopf kippen. Das Gesicht von ihm war am geilsten. Total geschockt und dann sah er es ein. Er hat sogar gegrinst, was mal verdammt heiß aussah. Aber ich ließ mich nicht ablenken, stattdessen grinste ich selber wie ein Honigkuchenpferd. Er war ja auch total heiß, aber ich hatte genug von solchen Typen. Sie wollten eh immer nur das Gleiche und das wurde mir irgendwann zu viel. Also baute ich eine Mauer um mich, doch sie fing an zu bröckeln. Das lag alles nur an Liam, der Idiot! Doch in dieser Woche passierte nichts mehr, denn ich versuchte Ärger aus dem Weg zugehen. Ich VERSUCHTE es!! Am Freitagabend musste ich tatsächlich noch einmal in die Bibliothek. Nur weil ich einen Aufsatz am Montag abgeben musste! Wie ätzend. Doch ich hatte Gott versprochen gut in der Schule zu sein. Dafür ließ er mich dann mit dem Teufel irgendwelche Leute fertig machen. Ist doch ein guter Deal oder? Ihr denkt jetzt bestimmt, ALTER, die ist vollkommen verrückt! Sie gehört in eine Anstalt. Aber es ist wahr, wenn ich das Versprechen breche passiert irgendwas Schlimmes. Das könnte dann für jeden unschön werden, denn es kann jeden treffen. Ich bin zwar nur der Auslöser, aber mich trifft es nicht unbedingt. Zurück zu meiner Aufgabe. Es war so 19.00 Uhr, als ich in der Bibliothek eintraf. Es war niemand dort, also suchte ich alleine nach der richtigen Abteilung. Ich fand sie auch schnell und setzte mich mit ein paar Büchern auf den Boden. Mein Thema war –Hexenverbrennung-, ich weiß klingt doof. Aber so doof war es gar nicht, eher spannend. Schon krass wie viele ^Hexen^ verbrannt worden sind und das unschuldig! Ich war so vertieft in das Buch, dass ich nicht merkte, wie sich jemand von hinten anschlich. Deshalb erschrak ich umso mehr, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich schreckte auf und drehte den Kopf herum. Hinter mir stand ein Typ, mit einer Clownsmaske. Ihr müsst wissen, ich hasse Clowns. Na ja, eigentlich habe ich ein wenig Angst vor ihnen. Nur wegen dem Clown aus ^Zombieland^, der Clown war echt krass. Erschrocken riss ich die Augen auf und wollte flüchten. Doch dieser Kerl hielt mich fest und drückte mich zu Boden. Ein erstickter Laut entkam meinem Mund. Was hatte er vor? Er setzte sich breitbeinig auf mich und schnappte sich meine Hände. Ich wehrte mich so gut es ging, doch er war zu stark. Plötzlich war ich an einem Regal gefesselt und ich schrie rum. Doch es hörte mich niemand, wie auch? Es war ja niemand hier. Seine eine Hand lag nun auf meinem Mund. OMG!!! Er wollte mich vergewaltigen!!

„Bitte lass mich gehen.“, nuschelte ich durch die Hand.

Doch er schüttelte den Kopf. Ich trat um mich, doch es half nichts. Sein ekliger, schmieriger Finger fuhr meine Wange hinab, über meine Lippen. Meinen Hals entlang, bis zu meinen Schlüsselbeinen. Schließlich öffnete er den ersten Knopf meiner Bluse.

„Wag es ja nicht!“, drohte ich ihm.

Eiskalt öffnete er den zweiten Knopf und ich zappelte noch mehr, wie ein Fisch an Land. Doch der Kerl war schwer und stark und hatte kein Problem damit, sein ganzes Gewicht auf mich zu übertragen. Anscheinend schien ihm das zu lange zu dauern und riss meine Bluse auf. Alter! Die ist neu! Ein spitzer Schrei entfuhr mir. Seine rechte Hand lag auf meinem linken Busen, die andere auf meinem Schenkel. Ich fing wie am Spieß an zu schreien, irgendjemand musste mich doch hören. Bitte! Ich war hoffnungslos ausgeliefert und da ich das wusste lief mir eine einzelne Träne die Wange hinunter. Ich werde also jetzt vergewaltigt und das bei bewusst sein. Schrecklich! Seine Hand rutschte von meinem Busen und lag nun am Verschluss meines Rockes. OMG; OMG; OMG; OMG; OMG!!!!!!

„Wieso tust du das?“, fragte ich zittrig.

„Geht dich nichts an.“, sagte er schroff, seine Stimme war ganz dunkel und klang rauchig. So kratzig, das ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Plötzlich hörte ich den Reißverschluss meines Rockes auf zippen.

„Was ist denn hier los?“, wollte jemand auf einmal wissen.

Es war auf jedenfall eine Männerstimme. Der Kerl mit der Maske drehte sich zu dem anderen hin und stand auf. Ich konnte den anderen nicht sehen, deshalb schrie ich meine letzte Kraft raus. Der Clown rannte den Gang runter und verschwand hinter der nächsten Ecke. Ich blinzelte ein paar mal und konnte die Gestalt von Liam entdecken. Er beugte sich sofort über mich und blickte mich besorgt an.

„Warte, ich befreie dich.“, meinte er.

Oh man, er war auch immer meiner Retter in letzter Sekunde. Ob er mich verfolgte? Ach quatscht! Das klingt total bescheuert.

Zuerst schloss er meinen Rock und dann die heilen Knöpfe meiner Bluse. Danach öffnete er die Fessel am Schrank. Doch die um meine Handgelenke konnte er nicht lösen, dafür brauchte er ein Messer oder so. Er half mir, mich aufrecht hinzusetzen. Dankbar fiel ich ihm um den Hals. Leicht erwiderte er diese Umarmung und gab mir Kraft. Er half mir hoch und stützte mich.

„Alles okay?“, wollte er wissen.

„Sehe ich so aus?“, gab ich zurück und wischte mir die Tränen aus den Augen.

Sein Blick glitt von oben bis unten und er schüttelte den Kopf. Dann wäre die Frage ja geklärt.

„Zu mir oder zu dir?“, fragte er.

„Mir egal, Hauptschache weg!“, antwortete ich.

Mir war es in diesem Moment wirklich egal. Ich wollte nur in Sicherheit und komischer Weise fühlte ich mich bei Liam in Sicherheit. Außerdem wollte ich meine Ruhe und Laura und Grace machen sich immer so unnötige Sorgen und betüddeln mich dann so. Das konnte ich ganz und gar nicht leiden. Trotzdem hatte ich sie lieb. Er brachte mich schließlich zu sich und ließ mich auf sein Bett nieder. Dann verschwand er und kam kurze Zeit später. Mit einer Schere in der Hand.

„Bleib so, nicht bewegen.“, befahl er.

Als ob ich mich mit Absicht verletzen würde. Ok, das hatte ich schon mal getan. Aber es war nur, um meinen Vater davon abzuhalten, meiner Mutter ’ne Flasche über den Kopf zuziehen. Meine Mutter brachte mich dann ins Krankenhaus und war für einige Stunden sicher vor meinem Vater. Sie blickte mich nur kurz liebevoll an und dann wieder kalt, so versteckte sie ihre Gefühle. Er schnitt die Fesseln auf und ich rieb meine Handgelenke.

„Danke.“, flüsterte ich.

„Du kannst ins Bad gehen und duschen gehen oder so.“, schlug er vor.

Das war eine wirklich gute Idee, also stand ich auf und ging ins Bad. Ich ließ die Tür einen Spalt offen, falls ich nach Hilfe schreie oder so. Ich riss die Bluse runter, die konnte ich eh wegschmeißen. Dann noch den Rock, meine Socken und meine Unterwäsche. Ich stellte mich unter die Dusche und machte sie an. Das warme Wasser entspannte meine Muskeln und ich schloss die Augen. Hätte ich das mal nicht getan! Denn sofort kamen die Bilder zurück, die den Kerl mit der Maske zeigten. Ich versuchte diese Bilder zu verdrängen, indem ich meine Haare wusch. Doch es half nichts, so griff ich nach dem Schwamm und rubbelte ihn über meine Haut. Über meine Schlüsselbeine, meinen Bauch, überall da, wo er mich angefasst hatte. Ich unterdrückte den Schmerz und fing an zu schluchzen. Wenn Liam nicht da gewesen wäre, ich wüsste nicht, was passiert wäre. Doch eigentlich schon, der Clown hätte mich vergewaltigt und ich wäre dann nur noch ein Mädchen. Ein Mädchen, dass gegen seinen Willen berührt wurde und sich schließlich umbrachte, weil sie das nicht mehr ertragen konnte. Kein Junge sah sie mehr an und sie wurde zur Außenseiterin. Nun fing ich richtig an zu heulen, bald würde es einer hören. Doch es war mir egal und ich schruppte weiter. Mein Körper bekam schon rote Kratzer und Scheuerstellen. Ich fühlte mich so unwohl in meiner Haut, als hätte man eine Schicht Müll über mich gelegt. Schmutzig und benutzt, so fühlte ich mich. Auch wenn der Kerl es nicht zu ende bringen konnte, ich werde immer auf der Hut sein. Nun war ich vorsichtig. Ich schrie kurz auf, weil ich die Schmerzen nicht mehr ertragen konnte. Doch ich hörte nicht auf, ich wollte mich auflösen. Doch plötzlich hörte das Wasser auf zu fließen und eine Hand nahm den Schwamm aus meiner Hand. Dann legte sich ein großes Handtuch um meinen Körper. Ich wurde leicht herumgedreht. Ich sah Liam durch eine verschwommene Sicht. Er drückte mich an seinen muskulösen Körper und hielt mich fest. Sonst wäre ich wahrscheinlich umgekippt. Meinen Tränen liefen weiter und ich machte sein Hemd nass. Doch es schien ihn nicht zu stören, stattdessen machte er immer wieder ^schsch…^. Irgendwie kam ich mir dumm vor. Ich heulte mich bei einem wildfremden Typen aus, doch trotzdem war er so vertraut. Ich hatte auch kein Problem damit, dass ich halbnackt an ihn gedrückt war. Sanft strich er mir durchs nasse Haar und ich schmiegte mich noch enger an ihn. Dadurch wickelte ich ihn mit in mein Handtuch und er wurde noch mehr nass.

„Du solltest dir was anziehen, sonst wirst du noch krank.“, meinte er leise.

Wie süß, er machte sich sorgen um mich. Warte, süß? In welche Richtung meine Gedanken mal wieder gingen. Ich nickte abwesend, da ich immer noch darüber nachdachte. Ich musste es tatsächlich zugeben, ich fühlte mich auf eine Eigenartige Weise zu ihm hingezogen. Und ich wusste, dass das nicht gut enden würde. Wie auch immer, Liam zog mich in sein Schlafzimmer und drückte mir Sachen in die Hand. Mit denen ich dann auch wieder im Bad verschwand. Diesmal mit verschlossener Tür. Ich trocknete mich ab und zog meine Unterwäsche wieder an und dann noch die Boxershorts von Liam und sein T-Shirt. Ich zog seinen Duft ein, nein, ich inhalierte ihn. Er roch auch verdammt gut. Wieso konnte er nicht nur ein netter Typ sein und nicht alle Weiber abschleppen? Wahrscheinlich würde ich mich sofort in ihn verlieben, das sah ich ein. Also doch lieber ein Macho, damit ich nicht in Versuchung geriet. Weil er war ziemlich heiß, der heißeste von der ganzen Schule. Von der ganzen Welt…omg, jetzt schwärmte ich schon wieder. Scheiße. Wer würde das auch nicht tun, jeder liebte Schokolade und so waren seine Haare. Schokoladen braun und seine Augen wie die Wiese im Paradies, saftig grün, zum Chillen gut. Sein männliches Gesicht zeigte an Reife und seine Stimme, dass er kein Weichei war. Was er wohl ohne Klamotten so an sich hatte. Herr Gott! Hör auf! Ach verdammt! Lieber Teufel ich liebe dich…nur dich! Ich trottete zurück in sein Zimmer und blickte ihn an. Er schnappte sich ein Kissen und eine Decke. Was hatte er vor?

„Ich werde auf der Coach schlafen.“, meinte er, als er meinen Blick sah.

Ich stellte mich ihm in den Weg und blickte ihn flehend an. Ein Fragezeichen bildete sich auf seiner Stirn.

„Was ist, wenn er wieder kommt?“, fragte ich leise.

Er seufzte nur und drehte sich wieder um. Dann ging er zurück zum Bett und warf das Kissen und die Decke auf das Bett. Er hob die andere Decke hoch und blickte mich erwatungsvoll an. Ich lächelte kurz auf und schlüpfte unter die Decke. Ich rutschte ein Stück und er zog sich sein Hemd und seine Hose aus. Scheiße war der heiß! Bloß nicht sabbern. Sein Sixpack machte mich regelrecht an und seine Brust lud mich auf ein Date ein. Doch was seine Boxershorts versteckte, interessierte mich am meisten. Er legte sich auch unter die Decke und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Machst du das mit Absicht? Gleich fall ich über dich her. Ich biss mir schon auf die Unterlippe. Er guckte mir direkt in die Augen und es schien, als würde ich in ihnen versinken. Schnell senkte ich den Blick  und kuschelte mich an ihn. Er ließ es zu und seine eine Hand fuhr über meinen Rücken. Bei dieser Berührung schlief ich ein und wärmte mich an seinem Körper. Sein Brustkorb hob sich gleichmäßig und beruhigend.

„Gute Nacht, kleine Prinzessin.“, hörte ich ihn noch flüstern.

Dann gab ich mich vollkommen der Traumwelt hin. 

IV. Begleite niemals ein Arschloch mit ins Shoppingcenter!

[Carrie’s Sicht]

 

 Diese Nacht hatte ich einen sehr unruhigen Schlaf. Immer wieder tauchte das Bild von der Clownsmaske auf. Ich glaube, ich hatte sogar geschrien. Hoffentlich habe ich Liam nicht geweckt. Was interessiert dich das? Der Typ ist ein Arsch und Frauenheld #1. Außerdem ist er charmant, jede Frau würde auf ihn reinfallen (außer ich, versteht sich von selbst), er ist heiß, selbstverliebt, witzig…ein Traum für jede Frau, die es richtig nötig hat. Und er kümmerte sich um mich, als wäre ich kostbar. Das brachte mich zum dahin Schmelzen…OKAY! Tief Luft holen und diese Gedanken streichen. Er wäre nichts für mich und er würde mich nur verletzen, wenn ich ihn verliebt wäre. Und das bin ich nicht, aber trotzdem. Er würde wahrscheinlich mit ’ner andern rummachen, während wir was am laufen haben. Scheiß auf mein Herz, mein Verstand siegt. Ich werde nichts mit ihm anfangen, geschweige denn, anfangen für ihn zu schwärmen. Ich wurde langsam wach und wollte mich aufsetzen, doch mein Vorhaben wurde verhindert. Erstens, ich lag auf dem Bauch und zweitens, irgendetwas Schweres lag auf meinem Arsch. Langsam öffnete ich die Augen, um nach zusehen, was mich festhielt. Eher gesagt, WER mich festhielt. Denn vor mir lag ein schlafender Liam, dessen Hand auf meiner Pobacke ruhte. Ich riss die Augen auf und folgte langsam dem Arm. Seine Riesenpranke lag auf MEINEM Arsch, als wäre das das Natürlichste, was es gab. Ich griff nach seinem Handgelenk und schob es beiseite. Doch ein paar Sekunden später lag genau dieselbe Hand wieder auf meinem Arsch und das mit etwas mehr Druck. ALTER!! > Wenn er es nicht anders wollte! <, dachte ich grinsend. Er lag ebenfalls auf dem Bauch und atmete ruhig. Vorsichtig fuhr ich mit meiner Hand unter seinen Bauch und strich leicht darüber. Er drehte sich auf die Seite und nun konnte man sein perfektes Sixpack sehen. > Okay, bleib bei der Sache! <, ermahnte ich mich. Meine Hand fuhr weiter runter, bis zum Bund seiner Boxershorts. Mein Zeigefinger fuhr unter den Bund und ich spürte die Hitze darunter. Dann fuhr ich den Bund entlang und Liam bewegte sich. Schnell zog ich meine Hand weg und tat so, als ob ich schlafen würde. Er schreckte auf und zog seine Hand von meinem Hintern, sofort spürte ich Kälte. Wieso wollte ich plötzlich, dass sie wieder dort lag?

„Scheiße.“, fluchte er leise.

Loser, ich habe dich voll reingelegt! Langsam öffnete ich meine Augen und streckte mich kurz. Doch ich tat es so, dass meine Brüste etwas größer wirkten. Natürlich lagen seine Augen auf meiner Oberweite. Ich grinste kurz und blickte Liam an, dann räusperte ich mich und er blickte mir in die Augen.

„Was ist denn los?“, fragte ich ihn unschuldig und konnte mich kaum noch halten vor lachen.

Er guckte mich an wie ein Auto und verstand die Welt nicht mehr. Er war so verwirrt, dass er sich durch die Haare fuhr und gestört auf seine Hand und meinen Hintern starrte.

„Ich…äh…“, fing er an zustottern.

Nein wie süß, er war verlegen. Ich sollte ihn mal öfters so verarschen, dann hatte ich die Oberhand. Ja gut, ich werde es ihm sagen. Der Teufel und ich wollten nur ein bisschen Spaß haben! Ist das so verboten? Gut, ich werde bei der nächsten Gelegenheit in die Kirche gehen und beichten.

„Das nächste mal wenn du mich angrapscht, tu es so, dass ich es nicht merke.“, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter.

Nun guckte er noch verpeilter und blieb sprachlos.

„Willst du einen Kaffee?“, fragte ich und fuchtelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht rum.

Ich sprang vom Bett und lief rückwärts Richtung Tür. Endlich sah der Kerl mal auf und nickte.

„Ja bitte.“, brachte er heraus, na wenigstens etwas.

Ich ging aus dem Zimmer direkt in die Küche. Hinter mir hörte ich es tapsen, also folgte er mir. Ich machte zwei Kaffees und stellte sie auf die Theke. Liam stand die ganze Zeit im Türrahmen und beobachtete mich. Ich blickte kurz zu ihm und wie es das Schicksal so wollte, blieb mein  Blick an seiner durchtrainierten Brust hängen. Er kam langsam in die Küche und seine Muskeln passten sich seinem Gang-Rhythmus an. Dann gähnte er kurz und streckte sich. Seine Hand fuhr durch seine Haare und verwuschelte sie. Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht und ich wäre fast aufgestanden und hätte sie zur Seite gestrichen, doch ich konnte mich noch einmal zurückhalten. Ich biss mir auf die Unterlippe und blickte schnell woanders hin.

„Würdest du dir bitte etwas anziehen?“, verlangte ich.

„Wieso, lenkt dich mein Anblick ab?“, fragte er süffisant.

„Nein, die Nachbarn gaffen schon!, meinte ich ausdrücklich.

Er blickte nach draußen, doch da war keiner. Mein Güte, war der dumm.

„Man bist du ein dummer Wichser.“, seufzte ich.

„Besser dumm, als eine hohle Schlampe.“, antwortete er.

„Ich bin nicht hohl!“, protestierte ich.

„Aber eine Schlampe?“, fragte er amüsiert.

„Manchmal. Aber du bist ja ständig am masturbieren, weil du kein Mädel abkriegst. Vielleicht mal ’ne Straßennutte für ’nen Quikie, mit deiner ganzen Kohle.“, motselte ich.

„Wie viel muss man denn für dich hinblättern?“, fragte er.

„Öähhh! Du bist widerlich, ich bin doch keine Nutte.“, meckerte ich und verzog das Gesicht.

„Du bist doch auch reich.“, sagte er Schulter zuckend.

„Na und, was hat das eine mit dem anderem zu tun? Ich verdiene mir doch nicht das Geld durch Prostitution. Das habe ich nicht nötig. Außerdem bezahle ich nicht so wie du, Männer, in deinem Fall Frauen, damit sie mich befriedigen oder irgendwelche schmutzigen Dinge tun. Ich befinde mich definitiv nicht unter meinem Niveau und somit auf deinem Niveau.“, argumentierte ich.

Der Kerl ging mir echt auf die Nerven. Mag sein, dass wir immer wieder aufeinander treffen, aber das war nur Zufall. Oder aber er verfolgte mich und nutzte jegliche Möglichkeiten, mich flach zu legen.

„Wegen gestern, verlange ich ein Date. Dafür, dass ich dich gerettet habe, ist das doch sehr fair.“, sprach Liam und trank einen Schluck seines Kaffees.

Ich starrte ihn ungläubig an. Meinte der das jetzt ernst? Anscheinend schon! Mein Kopf schüttelte sich von selbst, da mein Unterbewusstsein genau wusste, dass ich das nicht wollte.

„NEIN!“, meinte ich stark.

„Dann werden eben alle erfahren, dass du gestern fast vergewaltigt worden bist. Und das du doch nicht so stark bist, wie alle denken. Dann haben sie auch keine Angst vor dir und den Respekt von ihnen kannst du dir sonst wohin schieben.“, erläuterte er.

„Du bist so ein mieser Erpresser!“, zischte ich und stampfte wie ein kleines Kind mit dem Fuß auf.

„Also mies bin ich nicht, eher schlau. Eben gut durchdacht.“, widersprach er.

„Fein, ich werde mit dir auf ein Date gehen. Aber nur EINS!“, stimmte ich schließlich zu.

Trotzig verschränkte ich die Arme und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Ein riesen Grinsen erschien auf seinem Gesicht und gab eine Reihe von weißen Zähnen preis. Er grinste wie ein kleiner Junge, der einen großen Lolli auf einem Jahrmarkt geschenkt bekommen hatte.

„Ich hole dich morgen um 10.00 Uhr ab. Zieh dir was hübsches, aber dennoch gemütliches an.“

„Morgen ist aber Sonntag.“, nörgelte ich.

„Richtig.“

„Och man. Können wir nicht einfach irgendwo schick essen gehen und fertig?

„Nein.“

„Kurz in eine Disko und du bringst mich dann nach Hause?“

„Nope.“

„Wichser.“

Sauer schnappte ich mir einen Apfel und trank meine Tasse aus.

„Ich gehe jetzt. Wir sehen uns nachher in Chemie, für dieses scheiß Projekt. Wehe du redest mit mir. Ich werde nur mit Noah und Ben reden.“

„Wieso redest du nicht mit mir?“

„Weil du ein Wichser und ein Arsch bist. Dazu hatte ich in den letzten Tagen zu viel von dir. Außerdem muss ich Ben wegen Laura ausfragen.“

„Na dann, man sieht sich.“

Ich nickte nur und ging. Ja, in Boxershorts und großem T-Shirt. Laura und Grace werden mich ausquetschen wie eine Beere. Auf dem Weg zur Wohnung kam ich an einigen Schlampen vorbei, die mich musterten. Die eine von ihnen sah aus, als wurde sie grade in einer Gasse voll hart durchgenommen.

„Na, gute Nacht gehabt?“, fragte ich sie mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

„Was fällt dir ein mich anzusprechen?“, fragte sie empört.

„Ach ist das verboten?“, fragte ich.

„Weißt du überhaupt wer ich bin?“, fragte sie hochnäsig.

Fragen über Fragen und keiner beantwortet sie.

„Ich hoffe du weißt, wer ich bin.“, antwortete ich und stellte mich vor sie hin.

Ihre unechten Brüste platzten schon fast, denn sie hatte ein verdammt enges Top an. Bitte lass es nur Luft sein und kein Silikon, dass würde nur Schmutz hinterlassen. Ihr ziemlich kurzer Rock versteckte grade mal ihren Hintern, der wohl auch mit Botox vollgespritzt zu sein schien. Ihre wasserstoffblonden Haare hatten krassen Spliss und ihre beschmierten Lippen mit irgendeinem Lipgloss von Chanel, ließ das Fass zum überlaufen. Sieh sah aus wie ’ne Nutte auf Crack. Total von der Bahn geworfen und versucht jetzt bei Minderjährigen zu landen. Empört ließ sie einen Laut von sich und guckte mich missbilligend an. Als sie mich noch einmal musterte und feststellte, dass sie wohl ’hübscher’ sei, wurde ihr Blick verachtend.

„Ach und wer bist du?“, wollte sie wissen.

„Ich bin die, die dir gleich ’ne blutige Nase schlägt.“, drohte ich.

Sie lachte gespielt auf und ihre Freundinnen verschränkten die Arme. Wie armselig, seine Schoßhündchen immer als Schutz dabei zu haben.

„Und wer bist du?“, fragte ich genauso reizend.

„Mein Name ist Lizzy. Ich habe das Sagen hier und du solltest mal ein bisschen Respekt zeigen.“

„Der einzigen Person der ich Respekt zeigen muss bin ich selbst. Außerdem dachte ich, dass ein gewisser Liam das Sagen hat?“

Ihre Augen wurden groß und ihre Botoxfresse machte Bekanntschaft mit dem Boden. Doch sie fasste sich schnell wieder und setzte eine erboste Miene auf. Ihre Freundinnen fingen an zu tuscheln. Lizzys Hand fuhr hoch und sie verstummten. Ich guckte sie mit einem genervten Blick an.

„Du hast Liam kennen gelernt? Dazu hast du kein Recht! Was habt ihr gemacht?“, wollte sie aufgebracht wissen.

„Chill mal ’ne Runde. Ich habe ihn nur kurz getroffen und es geht dich ’nen scheiß Dreck an, was wir gemacht haben. Und jetzt geh auf die Seite.“, verlangte ich.

Ihr Mund klappte wieder auf. Böse starrte ich sie an und sie machte Platz. Genauso wie ihre Freundinnen, die mir ungläubig hinterher starrten. Lizzy rief sie zur Ordnung und sie verschwanden. Auch ich ging schließlich nach Hause. Ich schloss die Tür auf und ging hinein. Dann ließ ich sie wieder ins Schloss fallen und lief weiter in die Wohnung. Grace und Laura saßen entspannt am Frühstückstisch und aßen Brötchen. Ich räusperte mich kurz und sie schreckten auf.

„Ach kommt Madame auch mal nach Hause.“, meinte Grace streng.

Schuldig senkte ich den Blick und wurde ganz klein unter ihrem Blick. Sie konnte manchmal wie eine verbissene Furie sein und dazu noch eine strenge Mutter.

„Wo warst du?“, wollte sie nun sauer wissen.

„Bei Liam.“, antwortete ich leise.

„Und was hast du da gemacht.“, wollte nun Laura interessiert wissen.

Ein kleines Lächeln lag auf ihrem süßen Gesicht. Sie sah die Welt mit zu guten Augen und hatte ein zu großes Herz. Doch dies liebte ich an ihr. Ich blickte in Lauras Gesicht.

„Schau nicht Laura an, sondern antworte und guck mir in die Augen!“, verlangte Grace.

Ich wagte einen Blick und guckte Grace in die zornigen Augen.

„Also gestern Abend war ich in der Bibliothek und da war so ein komischer Typ mit einer Clownsmaske und der wollte mich vergewaltigen. Wäre Liam nicht gekommen und hätte mich gerettet, dann tja…. Dann hat er mich zu sich gebracht und ich habe bei ihm gepennt. Und morgen muss ich mit ihm auf ein Date, denn er erpresst mich. Natürlich habe ich >ja< gesagt und er holt mich morgen um 10.00 Uhr ab.“; antwortete ich kleinlaut.

„Oh wie romantisch.“, das konnte nur von Laura kommen.

Ich verdrehte die Augen und blickte sie ernst an.

„WAS!?!?!?!“, schrie Grace.

Ich zuckte kaum merklich zusammen und verschränkte die Hände.

„Das kann der doch nicht bringen. Hat der noch was verlangt?“, fragte sie wütend.

Entrüstet starrte ich sie an.

„Hast du mir grade nicht zu gehört? Irgendein Kerl hätte mich fast vergewaltigt und du fragst nach, ob Liam noch was verlangt hat!! Ich fasse es nicht.“, sprach ich das aus, was ich dachte.

„Sorry, geht es dir gut?“, fragte sie nun beruhigter.

„Ja.“, antwortete ich etwas sauer.

„Also, was wollte Liam noch?“, fragte sie noch einmal.

„Einen Kuss.“, flüsterte ich.

„Was hast du gesagt, ich verstand so was wie >ein Kuss<?“, sie kochte vor Wut.

„Er hat noch einen Kuss verlangt, aber das schon vorher. Als ich in der Schule so ausgerastet bin, danach hat er einen verlangt. Doch er hat ihn noch nicht eingelöst.“, erklärte ich.

„Diesem Erpresser werde ich gleich mal meine Meinung zeigen. Das kann er doch nicht bringen.“, zischte sie.

„Das brauchst du nicht, es war doch meine Entscheidung.“, versuchte ich sie umzustimmen.

Doch ich wusste, dass es nichts brachte. Sie war eben ein Sturkopf, so wie ich. Ich hoffte nur, dass sie ihm keine knallte, sonst wird er Rache an mir nehmen.

„Sagst du mir dann bescheid, ob er gut küssen kann? Und kannst du ihn fragen, ob er ein gutes Wort bei Ben einlegen kann?“, fragte Laura und ihre Wangen wurden leicht rosa.

Grace und ich starrten sie wütend an.

„Laura, auf dein Zimmer!“, meinte Grace streng.

Sofort ging Laura in ihr Zimmer und schloss die Tür. Manchmal tat sie mir leid, weil sie immer die Streite zwischen Grace und mir anhören musste. Als wären wir die Eltern und sie das Kind. Eine kleine Familie, mit zwei Lesben und einer Tochter.

„Und du Fräulein ziehst dir jetzt was Vernünftiges an. Wir müssen gleich zur Schule wegen dem Projekt. Ich will das du heute kein Scheiß mehr baust. Haben wir uns verstanden?“

„Ja.“, antwortete ich schüchtern.

Sie konnte einem echt Angst machen, sie hatte auch so eine Ausstrahlung. Man sollte sich vor ihr in acht nehmen. Leise verschwand ich in meinem Zimmer. Ich schnappte mir meine andere Schuluniform und ging ins Bad. Dort ging ich schnell duschen, zog mich an und schminkte mich kurz. Ich ging wieder zurück ins Wohnzimmer und dann gingen wir zusammen ins Schulgebäude.

 

 

 

[Liam’s Sicht]

 

Nachdem Carrie weg war machte ich mich auch fertig. Damit war gemeint duschen und Uniform anziehen. Ich verließ die Wohnung und dachte an Carrie. Was sie wohl erzählt hatte, als sie mit meinen Klamotten zu Hause ankam. Sie hatte sie anbehalten, d.h., dass ich ihr nicht egal bin. Also das ich nicht komplett abgeschrieben war. Als ich beim Gebäude ankam sah ich schon Ben und Noah auf der Treppe warten. Wir schlugen mit einem Handschlag ein und begrüßten uns. Wir gingen rein und ich blickte zu Ben. Er guckte ein wenig verträumt.

„Ey Ben, stehst du auf Laura?“, wollte ich wissen.

„Die Blonde?“, wollte er wissen.

Ich nickte und blickte ihn wartend an. Sein Blick wurde wieder verträumt.

„Sie ist heiß.“, antwortete er und grinste.

Damit ist das Thema dann geklärt. Wenn er diese drei Wörter sagt, sind die zwei sowieso morgen zusammen. So ist Ben nun mal. Er ist kein Frauenaufreißer, so wie Noah und ich. Er bevorzugte lieber die Beziehung. Im Gebäude trafen wir auf Laura, Grace und Carrie. Laura fing sofort mit Ben an zu tuscheln. Dagegen ging Grace auf mich zu und erstach mich mit ihrem Killerblick. Was habe ich gemacht?

„Du solltest dich schämen, Liam. Einfach ein unschuldiges Mädchen zu erpressen. Nimm deine Anforderungen sofort zurück.“, verlangte Grace.

Ich blickte zu Carrie, die auf den Boden starrte. Dann wieder zu Grace.

„Hey.“, meinte Noah charmant zu Grace.

Sie blickte ihn an und verstummte. Noah legte selbstsicher den Arm um sie und schleifte sie mit. Danke Noah! Carrie trottete den anderen hinterher. Schnell sprintete ich ihr hinterher, dann lief ich neben ihr her.

„Deine Freundin ist ja ziemlich kratzbürstig.“, meinte ich.

„Manchmal.“, gab sie zurück.

„Steht sie auf Filme?“, wollte ich wissen.

„Ja.“, antwortete sie.

„Dann würde sie gut zu Noah passen.“, rätselte ich.

„Möglich.“

„Ziemlich gesprächig heute was?“

„Haha.“

Ich zuckte nur mit den Schultern und blieb still. Sie ging ohne einen weiteren Kommentar weiter und ich folgte ihr. Ohne mich zu beachten lief sie den anderen hinterher. Plötzlich kam so ein Typ auf sie zu und sie fing an zu strahlen. War das ihr Freund? Aber dann hätte ich ihn öfters mit ihr gesehen.

„Hey Kleine, wie lange musst du heute in der Schule bleiben?“, wollte er auch so gleich wissen.  

Sie schloss ihn in eine herzhafte Umarmung und ich spürte plötzlich Wut in mir aufkeimen. Wieso war ich wütend? Ich war doch nicht etwa eifersüchtig, weil sie einen Jungen in der Öffentlichkeit umarmte? Ich bitte dich, du ärgerst dich nur, weil kein Mädchen so strahlt wie sie. Sprach mein inneres Ich. Sei still! Schrie ich es an. Ja, ich redete mit mir selbst. Aber irgendwie hatte es Recht, jedes Mädchen das was von mir wollte war entweder auf meinen Ruf aus oder meine Kohle. Und Carrie schien rein gar nichts davon zu wollen. Sie wollte nicht mal mich, den begehrtesten Junge der Schule und ein Charmeur dazu.

„Ich weiß nicht, wir müssen ein Projekt in Chemie machen. Vielleicht dauert es zwei-drei Stunden?“, mutmaßte sie.

„Wieso?“, fragte sie verwirrt.

Er guckte kurz zu mir und dann wieder zu Carrie.

„Na ja, wenn du nichts vor hast, können wir ja kurz nach Hause fahren.“, antwortete er und warf mir noch einen Blick zu.

Lebten die zwei etwa zusammen? Hatten sie eine eigene Wohnung? Wenn sie einen Freund hätte, hätte ich eh keine Chance bei ihr. Aber wollte ich das überhaupt? Nein ich wollte sie nur flachlegen. Carrie dreht sich leicht zur Seite und musterte mich kurz. Dann drehte sie sich wieder zu dem Typen und strahlte ihn wieder an.

„Gerne. Dann komm ich gegen zwei zu dir?“, meinte sie.

„Alles klar, bis später dann.“, sagte er noch und machte einen Schritt vorwärts.

Doch bevor er ganz ging, gab er ihr einen Klaps auf den Hintern. Empört quietschte sie auf und ich hätte dem Kerl fast eine reingewürgt. Doch ich konnte meine Aggressionen zurück halten. Carrie drehte sich zu dem Kerl um und zeigte ihm ihren Mittelfinger.

„Du bist so pervers!“, schrie sie lachend nach.

Er lachte kurz auf, winkte ihr zum Abschied und schnappte sich eine rattenscharfe Braut. Nun bezweifelte ich, dass es ihr Freund war.

„Macho.“, murmelte sie noch und lief weiter.

Ich folgte ihr stumm, doch meine Neugier packte mich.

„Wer war das?“, fragte ich so gleich.

„Sean.“, antwortete sie Schulter zuckend.

 „Und wer ist Sean?“

„Eifersüchtig?“

Fast hätte ich >ja< gesagt, aber das würde keinen Sinn machen, denn ich wollte nix von ihr. Außer ein bisschen Spaß. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich wirklich neugierig war.

„Nein, nur neugierig.“

„Ist mein Bro.“

„Dein Bruder?“

„Nicht ganz.“

„Ach?“

„Ja eigentlich Cousin. Aber seine Eltern haben mich adoptiert. Deshalb ist er irgendwie mein Stiefbruder, also mein Bro. Außerdem verstehen wir uns super.“

„Du wurdest adoptiert?“

„Hab ich doch grade gesagt, du Idiot!“

„Ich geb’s auf.“

 

 

Punkt 10.00 Uhr stand ich vor der Wohnungstür der drei Mädels. Ich richtete noch einmal meine Klamotten und fuhr mir durch die Haare. Dann klopfte ich an und wartete. Die Tür wurde unsanft aufgerissen und ein verschlafener Ben stand in Boxershorts vor mir. Er gähnte großzügig und lächelte breit.

„Was tust du denn hier?“, fragte ich recht amüsiert.

„Bin mit Laura zusammen.“, gab er als Antwort zurück.

Er ließ mich eintreten und die Tür fiel wieder ins Schloss. Ich sag doch, die sind morgen zusammen. Also heute. Vielleicht war es diesmal ja für ewig. Denn so wie ich Ben kannte, wird er so schnell keine andere haben. Er ist immer lang mit seinen Freundinnen zusammen und ist ihnen immer treu gewesen. Nur leider war nie die Richtige dabei. Ich setzte mich aufs Sofa und blickte mich um. Ziemlich modern hier, dafür dass sie nicht lange hier werden sein. Stimmt, Carrie wird nur 5 Monate hier sein. Ben wird tot traurig sein, wenn er seine geliebte Laura nicht mehr so oft sehen kann. Tragisch!

„Und was machst du hier?“, wollte er wissen.

„Bin mit Carrie verabredet.“

„Ach so. Dann verschwinde ich mal wieder, ein heißer Körper wartet auf mich. Und ich meine nicht das Bett.“, grinste Ben und wackelte mit den Augenbrauen.

Ich grinste ihn auch an und verdrehte die Augen. Ab jetzt wird er nicht mehr von ihrer Seite weichen. Den meisten Mädchen wurde das dann zu viel und sie haben Schluss gemacht. Danach war er immer wieder am Boden zerstört, bis er die nächste kennen gelernt hat. Im Nu verschwand er hinter einer Tür und eine andere öffnete sich. Carrie trat heraus, in einer kurzen Hose, in einem sehr engen Top, was ihre Oberweite gut betonte. Doch es sah nicht nuttig aus, sondern bequem. Dann trug sie noch schwarze Pumps. Ihre langen, welligen Haare waren offen und lagen sanft um ihr Gesicht. So eine Schönheit…. Okay, hör auf damit! Sie fuhr sich nervös durch die Haare und blickte auf die Uhr. Sie stöhnte genervt auf.

„Der Idiot kommt eindeutig zu spät.“, fluchte sie.

Hey, es ist grade mal 10.05 Uhr. Kein Grund mich zu beleidigen! Ich räusperte mich und stand auf. Sie zuckte zusammen und ließ dabei einen kurzen Schrei aus ihrem Mund entkommen. Sorry! Sie drehte sich um und guckte mich wütend an.

„Scheiße, du hast mich voll erschreckt. Idiot.“, schimpfte sie.

„Morgen, Schlampe.“, sagte ich überaus freundlich.

„Ich wünsche dir auch einen wunder, schönen, guten Morgen, Wichser.“, antwortete sie sarkastisch.

„Können wir dann los, nachdem wir uns so überdimensional freundlich begrüßt haben?“, fragte ich herz aller liebst.

Sie nickte stumm und folgte mir aus der Wohnung.

„Wohin fahren wir denn?“, wollte sie wissen, als ich ihr gentleman-like die Autotür aufhielt.

„Wirst du schon noch sehen.“, sagte ich geheimnisvoll.

„Du bist so gemein.“, schmollte sie.

Ich lachte amüsiert auf und stieg auch ein. Dann fuhr ich zum nächst größten Einkaufszentrum. Ich weiß, heute ist Sonntag, aber heute hatten die Geschäfte auf. Irgendein Fest fand hier statt, deshalb. Und ich dachte mir, dass es eine coole Idee ist.

„Ist das dein Ernst? Du fährst mit mir shoppen?“, fragte sie überrascht.

„Jap, sieht so aus.“

„Ach du heilige Scheiß!. Wie krass ist das denn?!?“

„So schlimm?“

„Schlimm? Das ist genial. Ich glaube du bist der erste Kerl, der so was gemacht hat. Die meisten drücken sich nämlich vor dem Shoppen. Die wollen dann lieber irgendein Baseball-Spiel sehen. Das wird auf Dauer echt ätzend.“

„Dann ist gut.“

Ich parkte direkt an dem Gebäude. Gut gelaunt stieg sie aus und zog mich auch direkt in die klimatisierte Halle. Ihre Augen wurden groß und fingen an zu leuchten.

„Und du bezahlst wirklich alles?“, fragte sie noch einmal unsicher nach.

„Mach dir keinen Kopf. Das ist ein Date, der Mann zahlt.“, ich zuckte mit den Schultern.

„Für diesen Augenblick habe ich dich grade gern.“, strahlte sie und verschwand schon im nächsten Laden.

Ich lächelte und lief ihr hinterher. Doch dieser Laden war nicht so ihrer und sie ging ohne Tüten wieder heraus.

„Wir müssen unbedingt zu Fernandos!“

„Ok.“

Ich nickte ihr zu und sie stürmte schon los. Stumm folgte ich ihr zu >Fernandos< und pflanzte mich in einer der Sessel, die an den Umkleiden standen. Carrie schritt durch die ganzen Gänge und schnappte sich hier und da ein paar Klamotten. Irgendwann kam eine Verkäuferin zu ihr, um ihr zu helfen. Carrie unterhielt sich kurz mit ihr und kam in meine Richtung. Sie lächelte mir kurz zu und verschwand in einer Umkleide. Ihre Umkleide befand sich rechts und nur drei Meter von mir entfernt. Ein paar Mal bewegte sich der Umhang und wurde schließlich zur Seite geschoben. Carrie trat etwas schüchtern, in einem blauen Kleid, heraus. Ich strahlte sie an und fuhr wie ein Scanner über ihren perfekten Körper. Neben mir tauchte ein Verkäufer auf und musterte sie ebenfalls. Sein Blick, der über ihren Körper glitt, gefiel mir ganz und gar nicht.

„Das Kleid steht Ihnen überhaupt nicht, Miss. Dieses blau ist nicht Ihre Farbe.“, sagte der Verkäufer.

Verständnislos blickte ich den Kerl an. Ich fand das Kleid stand ihr super. Blau war wohl ihre Farbe, sie konnte alles tragen. Sie sah in allem perfekt aus. Oh man, ich fing schon wieder damit an. Ich musste wirklich damit aufhören, über sie nachzudenken. In was sie gut aussah und was nicht. Wie sie aussah und wie heiß sie doch war.

„Sie haben Recht, es steht mir wirklich nicht.“, antwortete Carrie und verschwand wieder in der Umkleide.

Was, sie hörte auf diesen Kerl? Die Verkäuferin brachte ihr immer wieder neue Klamotten und nahm auch immer wieder welche mit. Irgendwann kam Carrie wieder heraus. In einer engen, sehr engen, kurzen Jeans. Einem knappen Top in dunkel rot. Jetzt wird’s interessant. Dieses Outfit gefiel mir außerordentlich gut.

„Das gefällt mir.“, meinte ich.

„Ja, aber nur, weil ich da so fette Titten drin habe.“, sagte sie und grinste breiter.

„Und ’nen Knackarsch.“, kommentierte ich weiter.

„Du bist so ein Arsch!“, meckerte sie und verschwand wieder in der Umkleide.

„Wirst du das Outfit nehmen?“, wollte ich wissen.

„Nope!“, kam es gereizt.

„Schade.“

Sie stöhnte auf, doch ich wusste, dass sie grinste. Als ich ihr ein Kompliment für ihre Vorzüge gegeben hatte, hatte sie kurz gelächelt. Sie hatte sich gefreut, dass ich ihren Körper benennenswert fand. Nach kurzer Zeit kam sie elegant aus der Umkleide spaziert. Doch zu meinem Pech in Spitzenunterwäsche. Er war tief schwarz und puschte ihre perfekten Brüste hoch. Wären wir nicht in einem Laden, würde ich jetzt über sie herfallen. Zwischen meinen Beinen regte sich etwas und ich guckte woanders hin, als auf diesen wunderschönen Körper. Neben mir stand wieder der Verkäufer, der sie gierig betrachtete. Jetzt wurde ich richtig wütend.

„Müssen Sie nicht Hosen falten gehen oder so?“, blaffte ich ihn böse an.

Der Verkäufer verpisste sich schleunigst und ich drehte meinen Kopf wieder zu Carrie. Die kichernd in die Kabine huschte. Ich checkte kurz, das bei mir alles ok war. Was? Ich bin auch nur ein Mann! Dann trat sie wieder hinaus, in einem eleganten, dunkelroten Kleid. Darin sah sie aus wie eine Göttin. Mein Blick blieb an ihr kleben.

„Und?“, fragte sie unsicher und riss mich so aus meinen Gedanken.

„Wow, es ist…wow.“, brachte ich nur heraus.

Sie lächelte auf, drehte sich kurz im Kreis und verschwand wieder in der Kabine. Wieso hatte ich sie auf ein Shopping-Date eingeladen? Das mit der Unterwäsche hatte sie sicherlich so geplant. Verdammt, sie hatte mir einen Streich gespielt! Mal wieder!

Aus der Kabine kam plötzliches Gefluche und der Vorhang bewegte sich stark.

„Jetzt geh auf du verdammtes Ding.“, fluchte sie.

Ich stand auf und ging langsam auf die Kabine zu. Dann schob ich den Vorhang zur Seite und trat ein. Ich schob ihn wieder zu und blickte in den Spiegel, direkt in Carries Augen. Sie starrte mich erschrocken an und atmete ungleichmäßig.

„W-was tust du hier?“, fragte sie stotternd.

„Dir helfen?“, meinte ich verblüfft.

Denn der Reißverschluss ihres Kleides klemmte und verhinderte so das Ausziehen. Mit einer  Hand hielt ich das Kleid fest und mit der anderen öffnete ich es langsam. Es hackte kurz, doch ich konnte es, ohne es kaputt zu machen, öffnen. Ihr ganzer Körper spannte sich an, als meine Finger über ihre Schulterblätter fuhren. Wie in Trance streifte ich die Träger ihres samtweichen Kleides von ihren Schultern. Wie eine Feder fiel es sanft zu Boden und umhüllte ihre nackten Füße. Mit meiner Hand fuhr ich über ihren Rücken und sie bekam eine Gänsehaut. Meine Augen waren immer noch auf ihre Augen fixiert und ich wendete den Blick nicht ab. Mein Kopf senkte sich und ich küsste sie leicht und zärtlich auf die rechte Schulter. Ihr Kopf drehte sich leicht nach rechts und so berührte ihre Wange meine Stirn. Ich hob wieder leicht den Kopf an und unsere Lippen berührten sich beinahe. Ich roch ihren süßlichen Duft nach Rosen und Vanille. Mit meinem Zeigefinger drehte ich ihr Gesicht noch ein Stück weiter und so stand sie nun komplett, halbnackt, vor mir. Mein Zeigefinger blieb unter ihrem Kinn und hob es leicht an. Ich schaute ihr noch einmal tief in die Augen und legte dann sanft meine Lippen auf ihre. Doch ich ging wieder zurück und dieser Kuss war zu kurz, sodass sie ihn nicht hätte erwidern können. Hätte sie ihn erwidert? Wieder versanken meine Augen in ihren und warteten auf eine stille Antwort. In ihrem Blick lag so ein Verlangen, wie ein Vampir nach Blut durstet. Sie gab mir eine Antwort, indem sie nach vorne ging und ihre Lippen auf meine presste. Sogleich erwiderte ich den Kuss und vertiefte ihn. Ich hielt sie am Hinterkopf fest und drückte sie enger an mich. Auch ihre Hände konnten nicht stillhalten und fuhren durch meine Haare. Leicht schubste ich sie gegen die Wand, um sie besser im Griff zu haben. Bei dieser Geste stöhnte sie kurz auf und ich drückte mich enger an sie. Ich zerquetschte sie quasi, doch ihr schien es zu gefallen. Meine Zunge erbat nun um Einlass, den sie ihr auch gewährte. Ihre Lippen öffneten sich leicht und ich fand meinen Weg. Sie schmeckte so süß nach Himbeeren, wie machte sie das? Als meine Zunge auf ihre traf, gab es ein Energieschub. Wie elektrisiert spielten sie ein gefährliches Spiel. Und ich musste aufpassen, dass ich nicht die Kontrolle verlor. Denn sie schien zu kippen. Carrie konnte auch ziemlich schnell die Oberhand gewinnen und das ging nicht für jeden gut aus. Zwischen meinen Beinen bewegte sich etwas und sie grinste als Reaktion. Ich fuhr mit meinen Lippen ihren Hals hinab und hinterließ eine heiße Spur. Sie krallte sich noch mehr in meine Haare, als ich einen ihrer Brüste umfang. Meine andere Hand zog sie an den Oberschenkel hoch. Sie schlang die Beine um meine Mitte und rieb sich an mir. Eine ihrer zierlichen Hände fuhr unter mein T-Shirt und fuhr auf und ab über meinen Bauch und meine Brust. Auch mir entfuhr ein Stöhnen, dass sie noch mehr anmachte. Vorsichtig ließ ich mich auf den Hocker rutschen und platzierte sie so, dass sie nicht runter fiel. Ihre Hand zerrte an meinem T-Shirt und paar Sekunden später hatte ich es nicht mehr an. Unsere Lippen waren kurz getrennt und so konnte jeder Luft holen und weiter machen. Ihre zwei geschickten Hände öffneten den ersten Knopf meiner Hose und ich zog sie noch enger an mich ran. Meine eine Hand suchte den Verschluss ihres BHs, die andere drückte Carrie näher an mich. Doch bevor ich die Chance dazu hatte, ihre festen Brüste zu umfassen oder zu sehen, räusperte sich plötzlich jemand. Geschockt lösten wir uns von einander und blickten uns an. Carries Lippen waren leicht gerötet. Wir sprangen beide auf, als uns die Situation bewusst wurde.

„Was machen Sie denn so lange in der Umkleide, Miss?“, fragte die Verkäuferin.

Carrie starrte mich erschrocken an.

„Sorry.“, nuschelte sie.

Sie schnappte sich ihre Klamotten und flüchtete aus der Kabine. Vor mir stand die Verkäuferin mit riesengroßen, wissenden und geschockten Augen. Ihr Mund stand offen und sie gaffte nur auf meinen Körper. Noch nie einen Kerl gesehen oben ohne und das sehr trainiert? Genervt guckte ich die Verkäuferin an.

„Verpissen Sie sich!“, schnauzte ich sie an.

Sie schluckte hart und verschwand hinter der nächsten Kleiderfront. Scheiße, beinahe hätte ich mit Carrie geschlafen. IN EINEM LADEN!! Bei mir zu Hause wäre diese Situation normal, aber in einem Laden habe ich noch nie eine flachgelegt. Wo ich jetzt mal so darüber nachdenke, ist das keine schlechte Idee. Wie auch immer, erstmal brauche ich ein Klo. Und ich musste Carrie finden. Sie war grade so rausgestürmt.     

V. Ben und Laura im Liebesparadies und ich mit einem komischen Kautz!

[Carrie’s Sicht]

 

 Schneller als der Wind zog ich mich wieder an und atmete einmal kurz ein und wieder aus. Was hatte ich nur getan?

Der Kuss.

Er war traumhaft und unbeschreiblich wild. Liam konnte verdammt gut küssen und dann wurden wir von so ’ner Frau gestört. Mein Teufel! Ich hätte beinahe mit Liam geschlafen. Eigentlich wollte ich ihm aus dem Weg gehen. Und jetzt? Jetzt stand ich hier und war verdammt unsicher. Für ihn war es sicherlich nur ein Kuss von vielen, doch mir hatte er was bedeutet. Etwas, dass ich nie wahr haben wollte. Ich verdrängte diesen Gedanken und verließ gestresst die Umkleide. Nun hatte er seinen Kuss eingefordert und wir hatten beide gedacht, dass er unbedeutend ist. Zu mindest hoffte ich, dass Liam das genauso sah wie ich. Wenn er nur einen Kuss wollte, um mit mir zu spielen, wäre das echt scheiße. Wieso passiert so was auch immer mir? Ich trat aus der Kabine raus und verschwand nach draußen. Ich blickte mich um, doch konnte ihn nirgends entdecken. Zum Glück traf ich auf niemanden im Laden. Dort werde ich ganz sicher nicht mehr einkaufen, bis ich alt und schrumplig bin. Draußen im Center setzte ich mich auf eine Bank und wartete. Das sah bestimmt voll scheiße aus, wie ich da so saß und nichts tat. Ok, ich hielt Ausschau nach Liam. Nach ewigen 20 Minuten trat er dann endlich aus dem Laden.

„Ich habe dich gesucht.“, meinte er.

„Hast mich gefunden. Außerdem wollte ich den Leuten da drin nicht auf die Nerven gehen. Wohin geht’s jetzt?“, erklärte ich.

Irgendwie wollte ich noch nicht fahren, auch wenn wir beide etwas verunsichert waren. Doch ich versuchte alles zu überspielen und er tat es auch, denn er lächelte mich an.

„Willst du ein Eis?“, fragte er dann.

„Ja!“, rief ich sofort aus.

Ich liebte Eis, über alles. Er nickte und ich folgte ihm zur nächsten Eisdiele. Dort setzten wir uns in eine gemütliche Ecke. Ich nahm einen Erdbeerbecher und Liam einen Cappuccino. Als der Becher auch schon vor mir stand, nahm ich verzückt eine Erdbeere. Ich seufzte auf und ließ sie auf meiner Zunge vergehen.

„Jetzt weiß ich ja, wie man dich zum Schmelzen kriegt.“, meinte Liam amüsiert.

„Mit Erdbeeren?“, fragte ich lachend, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nicht?“, fragte er interessiert.

„Es gibt noch was leckereres als Erdbeere.“, antwortete ich.

„Ach, und das wäre?“

„Das verrate ich dir doch nicht. Sonst hast du meine Schwachstelle gefunden.“

Gemein lächelte ich und nahm einen weiteren Löffel Eis. Das schmeckte einfach so genial.

„Wer weiß denn was du vergötterst?“, fragte Liam und schlürfte an seinem Cappuccino.

Ich dachte nach. Eigentlich wussten das nur meine Eltern. Nicht mal Sean, Laura oder Grace wussten es. Aber ich redete nicht mehr mit meinen Eltern, also war es ein Geheimnis, dass nur ich kannte.

„Meine Eltern.“, antwortete ich dann verbissen.

„Ich dachte du wurdest adoptiert.“, verwirrt guckte er mich an.

„Wurde ich auch.“

„Mit wie vielen Jahren denn?“

„Mit 15, glaub ich.“

„Sind deine Eltern gestorben?“

„Nö.“

„Haben sie dich schlecht behandelt und du wurdest vom Jugendamt woanders hingebracht?“

Man war der neugierig. Und das beim ersten Date. War das hier überhaupt ein richtiges Date? Wollte ich es Date nennen? Bis jetzt lief nicht alles nach Plan, doch gibt es dafür überhaupt einen Plan? Für das erste Date? Einen Plan?

„Hast du auch Geschwister?“, fragte ich deshalb.

„Nicht vom Thema ablenken.“

Verdammt!!

„Also mein Dad ist ein Schmarotzer und meine Mutter ein Angsthase.“

„Deshalb kamst du zu Sean?“

„Jap, so in etwa.“

Er nickte und trank einen Schluck. Jetzt war ich dran.

„Und was machen deine Eltern so?“

„Geld verdienen.“, gab er als Antwort.

Ich hörte schon am Anfang seiner Antwort, dass er da ungern drüber sprach. Doch ich musste da auch durch, selbst schuld.

„Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“

„Mein Dad hat ein paar berühmte Hotels und meine Mum eine bekannte Boutique.“

„Cool, dann kannst du ja immer umsonst in den Hotels schlafen.“

„Nee, mein Dad gibt mir nur Rabatt.“

„Ist ja doof.“

„Dafür habe ich aber ein eigenes kleines Haus. Das bezahlen mir meine Eltern, dafür, dass ich auf das Internat gehe.“

„Ach so.“

Irgendwie hatte er coole Eltern, auch wenn er nicht alles durfte. Wären meine so, besonders mein Dad, wäre ich auch nicht so aggressiv. Denn die meiste Zeit war es Wut auf meinen Dad. Ja, mein Dad war ein Arschloch und schlug meine Mutter regelmäßig. Ich verstand auch nie, warum sie ihn noch nicht verlassen hat. Meine Mutter wurde dann auch zur Alkoholikerin. Nur wegen meinem beschissenem Vater.

„Wir sollten zurück fahren.“, unterbrach Liam dann die Stille.

„Ja.“, sagte ich noch ganz in Gedanken.

Er bezahlte und wir verließen die Eisdiele und dann das große Gebäude. Die Sonne schien hoch am Himmel und ich schützte meine Augen vor dem hellen Licht. Wir stiegen in seinen schwarzen Sportwagen, was sonst, und fuhren los. Liam setzte während der Fahrt eine Sonnenbrille auf. Ich konnte ihn nun ein bisschen besser beobachten. Oh man, er war so scheiße heiß. Seine Haare wirbelten von der Luft, die durchs Fenster kam, hoch und zerkräuselten sich. Durch die Sonne schienen seine Haare fast hellblond. Doch durch die Brille konnte ich seine wundervollen grünen Augen nicht sehen. In denen man sich immer wieder verlieren konnte. Mein Blick glitt tiefer auf seine bebende Brust, die durch sein graues T-Shirt gut sichtbar war. Auch seine verwaschene Jeans stand ihm sehr gut. Vor einer Stunde waren meine Finger noch an diesem Knopf. Oh Gott! Nicht dran denken. Ein kribbeln entfachte sich auf meinen Lippen und überall da, wo er mich berührt hatte. Am liebsten hätte ich ihn jetzt an mich gerissen, doch ich musste mich zurück halten.

Als wir auf dem Parkplatz standen drehte ich mich noch einmal zu ihm.

„War ein schöner Tag.“, sagte ich und lächelte ehrlich.

„Fand ich auch.“

Ich gab ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange und sprang aus dem Wagen. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass sein Blick auf mir lag. Ich schlüpfte schnell in die Wohnung und konnte ein lächeln nicht verhindern. Außer dem Kuss, der auch nicht schlecht war, war es ein wirklich schöner Tag. Grace und Laura warteten schon geduldig im Wohnzimmer. Natürlich musste ich alles haarklein erzählen. Laura fand alles, wie immer, romantisch. Typisch!

 

In der folgenden Woche passierte nichts Besonderes. Außer, dass Ben und Laura nicht mehr zu trennen waren. Ben klebte an Laura wie ein Kaugummi auf der Straße. Der Kerl war verrückt nach ihr, aber das tat ihr gut. Ich war glücklich, dass er sie glücklich machte und so zum Strahlen brachte. Aber das brauchte sie, sich fühlen wie eine Prinzessin. Wenn man es so von der Seite her verglich, hatte ihr Ex sie wirklich schlecht behandelt. Er hatte sie und hat mit anderen Mädels geflirtet. Echt eklig. Ständig habe ich Laura versucht klar zu machen, dass der Kerl ein totaler Versager war. Doch sie war blind vor Liebe und hat mir nicht geglaubt. Bis sie ihn mit ’ner Schlampe erwischt hat. So ist das.

 

Am Freitag konnte Laura mich tatsächlich dazu überreden, mit ihr auf ein Doppeldate zu gehen. Sie meinte, Ben würde einen Kumpel mitbringen. Hoffentlich sah der Kerl gut aus und ist nicht so ein Versager, wie mein Ex. Also zog ich mir eine knappe Hot Pants an und ein rotes, enges Top. Dazu noch rote Ballerinas und rote Hängeohrringe. Meine Schokohaare ließ ich offen und schminkte mich dezent. Aber noch genug, dass es meine Augen betonte. Ich schnappte mir noch schnell meine Handtasche. Laura wartete bereits im Wohnzimmer und hatte ein süßes Mini an. Es war dunkel rosa und passte perfekt zu ihrer goldenen Mähne. Wir wollten Ben und mein Blinddate am Meer treffen. Also fuhren wir mit dem Bus dorthin. Als wir da waren, musste ich erstmal staunen. WOW! Es war traumhaft schön hier. Die Sonne strahlte auf das Meer und das Wasser spiegelte sich. Am Rand war alles grün und wunderschöne, bunte Blumen wuchsen. Das Umfeld verzauberte alles und es erschien mir wie ein Märchen. Wahnsinn! Wir liefen die Wiese hinab, bis zum Steg. Dort standen bereits zwei Personen, mit dem Rücken zu uns gewandt. Wir liefen auf sie zu und Laura fing an zu quietschen. Deshalb drehte sich einer der Kerle um. Ben. Auch der andere drehte sich um und ich stöhnte auf. Ach komm schon Gott, willst du mich bestrafen. Ben fiel Laura um den Hals und küsste sie wild.

„Du hast gesagt, er sei nett!“, meckerte ich Laura an.

„Und du hast mir gesagt, ich könnte sie vögeln.“, sagte der Vollidiot zu Ben.

„Ach und mich kann man nicht vögeln?“, forderte ich Liam heraus.

„Schon, aber du bist nicht mein Typ.“, antwortete er.

„Du meiner auch nicht.“, sagte im empört.

„Ach und auf was stehst du so?“, fragte er neugierig.

„Kerle, die nett sind. An andere denken und zuvorkommend sind. Gutaussehend, charmant, Benehmen haben und nicht angeberisch sind. Aber da wirst du nie mithalten können.“, erklärte ich.

„Also Langweiler?“, fragte er amüsiert.

Ich wurde langsam wütend und das ließ ich ihn auch spüren.

„Ganz und gar nicht. Er sollte mit mir viel unternehmen. Abenteuer, verstehst du? Wir würden surfen gehen oder Ski in Europa.“, giftete ich ihn an.

„Du kannst surfen??“, fragte er überrascht.

„Besser als du, Wichser!“, sagte ich.

„Glaub ich nicht, Schlampe.“

„Leute!!“, riefen  Ben und Laura gleichzeitig.

Wir blickten sie kurz an und guckten uns wieder feindselig an.

„Lasst uns besser was essen gehen, bevor das hier noch außer Kontrolle gerät.“, meinte Ben.

Wir alle nickten und gingen los. Direkt am Meer fanden wir ein schickes Restaurant und setzten uns in den Wintergarten, der von der Sonne erstrahlt wurde. Wir setzten uns an einen netten Tisch. Natürlich mussten Laura und Ben nebeneinander sitzen und ich saß unfreiwillig neben Liam. Laura und ich bestellten uns einen Salat und die Jungs Fleisch. Laura wollte wieder etwas abnehmen, nach der Eisdiät.

„Für mich musst du nicht dünner werden, Liebling. Du bist wunderschön, ich liebe alles an dir, so wie es ist.“, gestand Ben Laura.

Ich lächelte, als ich sah, wie sie leicht rot wurde. Die zwei waren echt süß und deshalb gab Laura Ben einen kleinen Kuss.

„Ich weiß, trotzdem.“, flüsterte Laura.

Was Laura sich in den Kopf gesetzt hat, wird sie auch durchziehen. Man kann sie nicht davon abbringen. Ich blickte kurz zu Liam, der mich musterte.

„Was is?“, fragte ich leise.

„Alles gut.“, meinte er.

Kopfschüttelnd aß ich weiter. Dieser Salat war wirklich köstlich. Ich sollte öfters hier her kommen.

„Willst du ein Stück?“, fragte er und hielt mir ein Stück Fleisch unter die Nase.

„NEIN!“, sagte ich scharf und verzog das Gesicht.

„Wieso nicht?“, wollte er mit vollem Mund wissen.

„Erstens, weil du wie ein Schwein isst. Zweitens, man nicht mit vollem Mund spricht. Und drittens, ich bin Vegetarierin.“, antwortete ich sauer.

„’tschuldigung.“, nuschelte er.

Er nahm eine Serviette und putzte sich den Mund ab. Dann aß er wirklich ordentlich weiter, hätte nicht gedacht, dass er auf mich hört. Als wir zu ende gegessen hatten, fingen Ben und Laura auch schon vertieft an zu reden.

„Seit wann?“, fragte Liam mich plötzlich.

„Bitte?“, fragte ich verwirrt.

„Seit wann bist du Vegetarierin?“, fragte er deutlicher.

„Ach so. Seit 8 Jahren, also mit 10. Ich war bei Bekannten auf einem Bauernhof, dort haben sie Hühner und Hasen geschlachtet. Tja und die Kinder durften zu sehen. Das fand ich noch nicht mal so schlimm. Nur wo sie sagten, das kommt heute auf den Tisch. Und du weißt, der Hase hat grade noch unschuldig eine Möhre weggefuttert, dann verzieht man das Gesicht und man isst kein Fleisch mehr.“

„Gutes Argument, aber ich denke da nie drüber nach. Der Geschmack zählt.“

„Vielleicht.“

„Sollen wir gehen?“, fragte nun Ben.

Wir stimmten der Idee zu und bezahlten. Dann standen wir auf und verließen das Restaurant. Wir folgten dem Weg und kamen an einer Disko/Bar vorbei. Laura schrie entzückt auf und hüpfte wie ein Kleinkind herum.

„Lass uns da rein!“, schrie sie und zeigte mit dem Finger auf den Club.

„Wenn’s sein muss.“, seufzte ich und folgte ihr.

„YEAH; PARTY!!!!“, sie drehte völlig durch.

So war sie meine kleine Laura, immer gut drauf. Als wäre sie high. Manchmal war sie das auch und dann ist das Chaos vorprogrammiert. Ben und Liam folgten uns und wir traten ein. Rauch kam uns entgegen und ein starke Duftnote von Alkohol. Ein paar Männer blickten Laura und mich schon anzüglich an. Doch Ben legte einen Arm um Laura und sagte somit, das ist MEIN Mädchen. Tja und Liam war verschwunden, also musste ich da allein durch. Wahrscheinlich war der schon bei irgendeiner Nutte und vögelte sie auf dem Klo. Widerlich. Dieser Gedanke regte mich irgendwie auf. Genervt folgte ich Laura und Ben zu einer Sitzecke und ließ mich fallen. Ben und Laura fingen sofort an wild zu knutschen. Bitte Leute, erspart mir das.

„Ich hole mal Getränke.“, meinte ich gelangweilt.

Teilnahmslos nickten sie und ich drängte mich durch die Menge. Ich schlug den Weg Richtung Bar ein. Plötzlich wurde mir auf den Hintern geklatscht. Erschrocken drehte ich mich um und vor mir stand so ein schmieriger, besoffener, alter Sack. Ich verpasste ihm eine Backpfeife. Er riss die die Augen auf, dann holte er aus und verpasste mir eine Ohrfeige. Sie war so heftig, dass ich zu Boden stolperte.

„Hab mal ein bisschen Respekt, Schlampe!“, schrie er mich über die laute Musik an.

Man war der Kerl voll, diese verdammte Fahne. Ich zog mich am Geländer hoch und hielt mir kurz meine Lippe. Sie war aufgeplatzt und blutete. Dieser verdammte Mistkerl!

„Man schlägt keine Frauen, Sie verfickter Hurensohn!!“, schrie ich ihm ins Gesicht.

Er wurde wieder wütend und holte wieder aus. Doch bevor seine große Pranke in meinem Gesicht landen konnte, wurde sie aufgehalten. Von einem starkem Arm, der Liam gehörte. Was für ein Zufall…

„Haben Sie ihr nicht zugehört? Man schlägt keine Frauen.“, sagte er bedrohlich.

„Ach und du willst mir weiß machen, dass du, kleiner Pimpf, stärker als ich bist?“, spöttelte der Typ.

Er provozierte Liam und er ging darauf ein. Denn Liam holte aus und verpasste dem Kerl einen Kinnhaken. Der Typ ging zu Boden und Liam wollte sich auf ihn stürzen, doch ich hielt ihn davon ab.

„Er ist es nicht wert.“, machte ich ihm klar.

Er nickte und folgte mir zur Bar. Er bestellte zwei Whiskey und einen mit Cola, extra für mich. *grins* Dann noch 6 Kurze, für jeden drei. Zuerst trank ich einen Schluck von meiner Cola und dann die Kurzen hinterher. Dann wieder einen Schluck der Cola. Verblüfft starrte Liam mich an.

„Was?“, fragte ich.

„Das Frauen so viel vertragen an einem Stück.“, schmunzelte er.

„Das war doch gar nix.“, meinte ich.

„Ach?“

Er forderte mich heraus. Also gut. Ich bestellte weitere acht Kurze für mich und drei für ihn. Obwohl wir in Amerika erst ab 21 Alkohol trinken durften, gab der Barmann mir alles was ich wollte, also an Getränken. Was ihr schon wieder denkt. Aber wer hielt sich schon an diese Grenze? Ich trank in kürzester Zeit die Kurzen aus und ließ sie bei jedem leeren Glas laut auf die Theke knallen. Liam trank seine auch aus und den Whiskey hinterher. So langsam spürte ich den Alkohol in meinem Blut und in meinem Hirn. Denn ich wurde hibbelig und musste mich bewegen.

„Lass uns tanzen gehen.“, meinte ich kichernd.

Auch er war nicht mehr nüchtern und folgte mir wankend. Ich trat auf die volle Tanzfläche und drängte mich an den schwitzigen Körpern vorbei. Kurz stolperte ich, doch Liam fing mich auf. Dann drehte ich mich zu ihm um und bewegte meine Hüften hin und her. Er blickte verlangend auf meinen Körper und ich musste grinsen. Er schnappte sich meine Hüften und drehte mich um. Dann presste er meinen Körper gegen seinen. Ich schmiegte mich an ihm und bewegte mich zu der Musik. Seine Hände folgten meinen Bewegungen, denn sie lagen immer noch auf meinen Hüften. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Nacken. Ich bekam eine Gänsehaut und schloss die Augen. Ich hatte zwar viel Alkohol intus, doch dieses wollte ich. Ich fühlte mich zu Liam hingezogen und es wäre sinnlos es zu leugnen. Eine seiner Hände legte er auf meinen Bauch und drückte mich noch enger an ihn. Ich legte meinen Arm um seinen Nacken und tanzte weiter.

„Wir sollten abhauen.“, meinte er plötzlich.

Mein Verstand sagte ’Nein’, doch mein Körper schrie förmlich nach ihm. Morgen werde ich es sicher bereuen. Doch heute Nacht wollte ich ihn haben. In mir haben. Also nickte ich ergeben. Ich wollte ihn! Wir quetschten uns durch die Menge und traten nach draußen an die frische Luft. Ich schnappte nach Luft, man war es stickig darin gewesen.

„Ich ruf ein Taxi.“, meinte ich.

Dafür, dass ich schon ziemlich heiter war, konnte ich klar reden. Aber das konnte auch nur ein kurzer Augenblick sein. Denn ich hatte oft so Phasen.

„Ist schon da.“, sagte Liam.

„Cooool, die können meine Gedangen lejsen.“, lallte ich wieder. Seht ihr. Phase um!

Liam zog mich zum Taxi und verfrachtete mich auf die Rückbank. Er kam direkt hinter mir her und sagte dem Fahrer eine Adresse. Die ich aber kaum verstand. Ich bekam gar nicht mit, wie wir wieder anhielten und ausstiegen. Na ja, ich eher stolpernd. Liam drückte dem Fahrer ein paar Dollar in die Hand und er brauste wieder ab. Ich drehte mich zu dem unbekannten Haus hin und staunte. Das war ja ’ne verdammte Villa! *kreisch*

„Is dasch deine?“, fragte ich nach.

„Jap.“

„Krass.“

Liam ging vor und öffnete die Tür. Schnell folgte ich ihm, da es draußen frisch war. Ich schloss die Tür und blickte mich kurz um. Ziemlich modern hier. Ich trottete Liam hinterher nach oben. Er ging in ein Schlafzimmer. In sein Schlafzimmer! Kurz guckte ich mich um und mein Blick hielt an der Fotowand an. Das Licht war gedämmt, doch ich konnte alles erkennen. Die meisten waren von Orten auf der ganzen Welt. Dann noch ein paar von Liam und seinen Kumpels, auf den meisten waren sie ziemlich bekifft. Und auch ein paar Fotos von einem Mädchen mit braunen, glatten Haaren. Plötzlich spürte ich einen warmen Körper an meinem Rücken und ich lächelte. Ich drehte mich um und vor mir stand Liam. Sein Gesicht kam meinem immer näher und ich verlangte nach ihm. Wenn er jetzt nicht sofort seine beschissenen Lippen auf meine legt, dann ist er tot. Als hätte er meine Gedanke gelesen, presste er seine weichen Lippen auf meine. Automatisch öffnete sich mein Mund und ich dachte an den Kuss im Laden zurück. Er war genauso wild und leidenschaftlich wie dieser hier. Ich stöhnte entzückt auf und er drückte mich gierig an die Wand. Mir blieb mal wieder die Luft weg, bei diesem sexy Kerl. Meine Hand fuhr unter sein T-Shirt und strich über seinen muskulösen Bauch. Wie ich dieses Six-Pack liebte. Schnell zog er sich das T-Shirt über den Kopf und ich konnte ihn besser anschmachten.

„Du machst mich total verrückt.“, stöhnte Liam.

„Du mich auch!“, flüsterte ich und kratzte ihm über den Rücken.

Liam knurrte auf und zerrte an meinem Top. Das auch so gleich auf dem Boden landete. Er strich über meinen freien Rücken und ich machte ein Hohlkreuz. Dieser Kerl war so heiß! Seine Lippen fuhren meinen Hals hinab und ich schmiss den Kopf nach hinten.

„Oh Gott!“, stöhnte ich.

Meine Finger fuhren zu seiner Hose und ich spürte eindeutig seine Erektion. Puh, der musste aber was haben. Das machte mich nur noch mehr an und ich riss ihm förmlich die Jeanshose runter. Auch er konnte nicht lange warten und meine Hose landete neben seiner. Er zerrte mich zum Bett und ich ließ mich sinken. Ohne das unsere Lippen den Kontakt verloren. Er drückte mich höher, indem er unter meinen Arsch grabschte und mich hoch schob. Ich lachte auf und schlang sofort meine Beine um seine Mitte.

„Ich kann nicht mehr warten.“, stöhnte er und riss meinen BH weg.

Er massierte meine Brüste und ich beugte mich unter ihm. Auch mein Slip fand schnell den Boden und seine Boxer ebenfalls. Nun waren wir beide nackt und betrunken. Was soll’s.

„Wirklich?“, fragte er noch mal nach.

„Vögel mir das Hirn raus du verdammt heißes Arschloch!“, schrie ich.

Und was soll ich sagen. Nachdem er in mir drin war, legte er richtig los. Erst war er langsam, damit ich mich an ihn gewöhnen konnte. Doch dann wurde er schneller und stieß härter zu. Ich schrie zum tausendsten Male. Schon mein 6. Orgasmus und er war noch nicht mal müde. Ich liebte diesen Kerl, also im Bett. So guten Sex hatte ich noch nie gehabt. Nach vier Stunden und unzähligen Höhepunkten lagen wir beide erschöpft in der Decke. Mir war heiß im Sinne von warm.

„Wow!“, seufzte ich nach Luft ringend.

„Du sagst es.“, stimmte er mir zu.

Ich rollte mich zusammen und schloss erschöpft die Augen. Liam kuschelte sich an meinen Rücken. Das war der geilste Fick ever, aber morgen wird die Welt ganz anders aussehen.

VI. Für einen One-Night-Stand kennen wir uns zu gut!

[Liam’s Sicht]

 

Müde rieb ich mir die Augen und blinzelte. Vor mir lag eine nackte Frau, mit dunklen, lockigen Haaren. Ihr Gesicht war zur anderen Seite gedreht, so konnte ich nicht sehen, wer es war. Wer war diese bezaubernde Frau, die den perfektesten Hintern hat, den ich jemals gesehen hab. Nice Ass, Lady. Die Decke war leicht verrutscht und sie lag auf dem Bauch. Wen hatte ich gestern Abend abgeschleppt? Also ich war gestern Abend mit Ben, Laura und Carrie essen. Dann waren wir noch in einem Club. Geschockt riss ich die Augen auf und beugte mich über die schlafende Person. Mein Herz blieb stehen. Unter mir lag Carrie und war tief am schlafen. Ich hatte mit ihr geschlafen! Oh man, das wird eine totale Katastrophe, wenn sie aufwacht. Ich zog mich wieder zurück und zog eine Boxershorts an. Dann verschwand ich aus dem Schlafzimmer. Was habe ich getan? Obwohl, so schlecht war die Nacht gar nicht. Mir hat es sogar sehr gefallen, sie schreien zu hören. Sie hatte aber auch einen Körper, manno man. Wir befanden uns bei mir zu Hause. Ich hatte sie in mein Haus abgeschleppt? Sie war mir hilflos ausgeliefert. Diese kranke Vorstellung brachte mich zum Grinsen. Aber was sollte ich jetzt machen? Sollte ich Frühstück machen? Oder sie rausschmeißen und vorher ein Taxi rufen, das sie ins Internat bringt? Ich hatte schon oft One-Night-Stands, doch noch nie hatte ich eine mit nach hier genommen. Meistens war ich bei ihnen und schlich mich leise raus. Oder wir trieben es auf dem Klo, im Auto und sonst noch so für schöne Orte. Doch diesmal war ein Mädchen bei mir zu Hause! Nicht nur ein Mädchen – Carrie! Was würde sie von mir verlangen? Würde sie mich erpressen? Aber was hätte sie davon, ich habe sie zu nichts gezwungen. Außerdem weiß jeder, dass ich tausende Mädels abschleppe. Sollte ich Noah oder Ben anrufen und sie um Rat fragen?

„Herr Gott noch mal Liam, du bist ein Kerl. Ein heißer und selbstbewusster dazu. Also reiß dich zusammen und schluck die Probleme runter. Immerhin hast du mit der kaltherzigen Schönheitskönigin geschlafen.“, redete ich mir selbst zu.

Also werde ich das auch alleine regeln. Entschlossen ging ich in die Küche und machte zwei Kaffees, dann noch jeweils zwei Gläser Wasser und zwei Aspirin. Ich schlürfte wieder nach oben und öffnete die Tür. Eine verwirrte Carrie starrte mich an. Sie saß auf dem Bett und die Decke war um ihren Körper gewickelt. Schade.

„Guten Morgen.“, sagte ich freundlich.

„OMG, haben wir…?“, sie ließ die Frage offen und zeigte zwischen uns her.

Ich nickte vergebens und hielt ihr den Kaffee hin. Sie nahm ihn dankend an.

„Scheint so. Wir waren wohl beide gestern ziemlich betrunken und dann kam eins zum anderen. Nun sind wir hier.“; erklärte ich.

„Das war eine einmalige Sache, nur damit das klar ist.“, meinte sie.

„Kein Ding, ich bin eh nicht an mehr interessiert.“, antwortete ich locker.

Zum Teil war es gelogen. Natürlich wollte ich sie noch mal flachlegen. Wer würde das auch nicht wollen? Sie war verdammt heiß und sie hatte was im Hirn, nicht so wie die anderen, die ich rum bekommen habe.

„Gut.“, kommentierte sie und schluckte das Aspirin.

„Wie voll war ich gestern?“, fragte sie leise.

„Ziemlich, an was kannst du dich noch erinnern?“, fragte ich sie.

„Wir waren essen, dann in einem Club. Du hast einen alten Sack K.O. geschlagen. Danke deswegen noch mal. Dann sind wir an die Bar gegangen und ich ziemlich viele Drinks getrunken. Tja und dann wach ich hier auf. Ich kann mich noch wage daran erinnern wie wir zwei hier gelandet sind.“, gab sie gestresst von sich.

„Wir haben getanzt.“, meinte ich amüsiert.

„Bitte nicht.“, stöhnte sie und ließ ihren Kopf in ihre Hände sinken.

„Du bist doch gut. Größten Teils sind wir eigentlich deshalb im Bett gelandet.“, meinte ich.

„Was?!“, rief sie empört.

„Was ist schon dabei? Wir wussten beide, dass das irgendwann passieren musste. Es ist nun mal passiert. Außerdem hat es Spaß gemacht. Heißen hemmungslosen Sex, mit seinem Feind.“, erklärte ich lachend.

„Wir sind Feinde?“, fragte sie verwirrt.

„Keine Ahnung irgendwas dazwischen. Aber das hört sich cooler an. >Mit seinem Feind<.“, meinte ich und schluckte auch meine Aspirin.

„Es hat Spaß gemacht?“, fragte sie neugierig nach.

Ich nickte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sie bewarf mich mit einem Kissen. Gut, dass ich vorher das Wasserglas zur Seite gestellt hatte. Ich ging langsam auf mein Bett zu. Carrie beobachtete jeden meiner Bewegungen mit Argusaugen.

„Hast du Angst, ich würde dich anfallen?“, fragte ich belustigt und schmiss mich aufs Bett.

Sie schnaufte auf und schnappte sich ihren BH, dann noch ihren Slip. Diesen zog sie unter der Decke an. Für den BH drehte sie mir ihren Rücken zurück. Sie schlüpfte in die Träger und schloss den Verschluss. Wie gebannt starrte ich auf diesen mackelosen Rücken. Unbewusst fuhr mein Finger über ihre Wirbelsäule. Ihr Körper spannte sich an und feine Härchen stellten sich auf. Sie reagierte unter meiner Berührung.

„Was tust du da?“, fragte sie erstickt.

Ich blinzelte und zog rasch meinen Finger weg.

„Tut mir leid.“, brachte ich heraus.

Sie stand auf, schnappte sich ihre Hose und ihr Top und zog alles schnell an. Dann drehte sie sich zu mir um und schaute mich erwatungsvoll an. Doch ich verstand nicht worauf sie hinaus wollte. Sie verdrehte die Augen und stemmte ihre Hände in ihre Hüften.

„Also nackt hast du mir besser gefallen.“, sagte ich arrogant.

Sie schnaufte und guckte mich empört an.

„Was is?“, fragte ich daher.

„Soll ich mir vielleicht ohne Geld ein Taxi rufen? Oder wärst du so freundlich und fährst zum Internat zurück?“, antwortete sie dann genervt.

„Ich werde gleich erstmal frühstücken. Es ist Samstagmorgen, da fahr ich doch nirgends hin. Geld werde ich dir auch nicht geben.“, meinte ich.

„Dann lauf ich eben. Wo muss ich lang?“, sie blieb stur.

„Wieso flüchtest du?“, wollte ich wissen.

Aus großen Augen starrte sie mich entgeistert an.

„Weil ein One-Night-Stand nicht zum Frühstück bleibt. Außerdem will ich duschen und einfach nur schlafen. Ich will nicht bei dir oder in dieser Villa sein. Und ich möchte Erdbeeren haben und Orangensaft!“, klagte sie und ließ sich aufs Bett fallen.

„Für einen One-Night-Stand kennen wir uns zu gut. Deshalb kannst du auch bei mir in Ruhe duschen, essen und schlafen. Meine Schwester könnte noch ein paar passende Klamotten haben.“, beruhigte ich sie.

„Du hast eine Schwester und die kommt zu Besuch?“, fragte sie neugierig nach.

„Ja, sie kommt manchmal mit ihrem Verlobten hier hin. Für die zwei ist das wie Urlaub. Denn wenn sie hier sind, bin ich meistens im Internat und sie haben ihre Ruhe.“

„Sie heiratet?“

„Ja, sie ist 24 und ist mit Ryan schon seit dem College zusammen. Ich freue mich für sie. Und was ist mit dir, hast du noch Geschwister?“, drehte ich den Spieß um.

„Nein ich hab nur Sean.“, antwortete sie traurig.

Mir verging das Lächeln und sie tat mir leid.

„Wieso hasst du deine Eltern so?“

Überrascht wandte sie sich zu mir und blinzelte. Ihre vollen Lippen spitzten sich und sie musterte mich.

„Wie kommst du darauf?“, fragte sie trocken.

„Man merkt es.“

„Nun ja, also…“, druckste sie.

„Jetzt erzähl schon.“, verlangte ich.

„Mein Dad ist leidenschaftlicher Boxer, nur das meine Mum den Boxsack spielt. Sie trinkt, um den Schmerz zu unterdrücken. Eine Zeit lang…“, sie stoppte kurz und holte tief Luft. Ich unterbrach sie keinmal.

„Eine Zeit lang hat auch er mich geschlagen. Öfters gedroht,…“, sie zog ihr Top aus und drehte sich komplett um. Ich wusste ja, dass ihr Körper atemberaubend war, aber mit dem Bh in Spitze. Puh!, ziemlich heiß hier, war das schon vorher so? Ihr dünner Finger zeigte auf eine Narbe direkt unter ihrer linken Brust.

„…aus diesem Grund habe ich diese Narbe. Er hatte ein Küchenmesser und war Sternhagel voll. Er hatte gesagt: dass ich nur ein Unfall war und dass ich hier nicht her gehöre. Er hatte ausgeholt und traf mich genau hier. Es war ein ziemlich tiefer Schnitt und meine Mum ist dazwischen gegangen. Dafür hatte sie einen gebrochenen Arm erhalten. Doch sie schwieg wie immer und er bekam keine Anzeige. Irgendwann war ich dann stark genug und sagte ’Stop’. Ich rief bei der Polizei an und erzählte ihnen alles, doch sie hatten keine Beweise. Glücklicher Weise konnten sie wenigstens mich daraus holen und ab da lebe ich bei meinem Onkel Chat, meiner Tante Jenna und Sean. Jetzt kennst du meine Geschichte.“, endete sie.

Die ganze Zeit folgte ich ihren Worten und wurde auch wütend. Auf ihren Dad, dass er sie verletzt hatte und auf ihre Mum, dass sie sich nicht wehrte.

„Meine Eltern sind nur am arbeiten.“, sagte ich dann, um die Lage etwas zu entspannen.

„Wieso hast du keine Freundin?“, fragte sie grade heraus, als wäre nichts gewesen.

„Was?“, fragte ich durcheinander.

„Wieso hast du keine Freundin?“, wiederholte sie ihre Frage.

„Keine Ahnung? Ich bin kein Beziehungstyp.“, antwortete ich nüchtern.

„Wieso nicht?“, fragte sie sogleich weiter.

„Vielleicht will ich nicht so wie mein Vater sein. Er hat Mum auf der High School kennen gelernt. Nach dem College haben sie geheiratet, verdienen eine Menge Geld und dann kamen meine Schwester und ich auf die Welt. Die perfekte Familie, aber nur, wenn man nicht hinter die Kulissen schaut. Meine Eltern sind das Traumpaar schlechthin. Und ich möchte eben mehr erleben und Fehler machen. Ich hasse es, wenn mein Vater sagt: ’Mein liebreizender Sohn, Liam, wird später das Geschäft übernehmen. Das ist eine Ehre.’ Doch er hat keine Ahnung von meinen Plänen. Er interessiert sich auch nicht für sie.“, ich senkte den Kopf.

Mein Vater war wirklich exzentrisch und oft sehr eingenommen. Er denkt, ich wäre dafür geboren das Geschäft zu übernehmen. Dabei weiß ich ganz genau, dass Kelly (meine Schwester) alles übernehmen möchte. Doch er übersieht sie und das macht mich rasend. Plötzlich spürte ich eine zarte Hand an meiner Wange. Ich blickte auf und sah direkt in Carries wundervolle Augen. Sie saß im Schneidersitz vor mir und guckte mich mitfühlend an.

„Das tut mir wirklich von ganzem Herzen leid.“, flüsterte sie.

„Muss es nicht, du hast schlimmeres durchgemacht.“, flüsterte auch ich, als könnte jemand unserem Gespräch zuhören was unter uns bleiben soll. Sie brachte ein kleines zierliches Lächeln zur Stande, lies ihre Hand wieder sinken und ich spürte die Kälte an meiner Wange.

„Wieso hast du keinen Freund?“, wollte ich dann wissen.

„Ich hatte einen. Doch der Arsch hat mich betrogen. Seit dem distanziere ich mich ’eigentlich’ von Männern.“, erklärte sie.

„Hat scheinbar nicht so funktioniert, wie vorgestellt was?!“, grinste ich schelmisch.

„Ha Ha.“, schnaubte sie.

„Wieso hat der Kerl dich betrogen? Ich meine, du bist heiß?“, fragte ich.

Verächtlich schnaubte sie ein weiteres Mal und drehte sich zu mir. Abwartend blickte ich sie an.

„Vor einem Jahr war ich mit dem Arschloch Tom zusammen. Er, der beliebteste Junge. Ich, die beliebteste und heißeste Braut. Dann kam eins zum anderen und wir waren zusammen. Ich war voll happy und so. Doch auf ’ner Party erwischte ich Tom und meine Ex-Beste-Freundin im Bett. Ich habe ihn natürlich angeschrien und Schluss gemacht. Viele weitere Tage nach dem Vorfall kam Tom immer wieder angekrochen und entschuldigte sich bei mir. Nach dem ganzen Desaster schwor ich mir, mich nie wieder zu verlieben. Bis jetzt ist der Schwur nicht gebrochen worden.“, erklärte sie dann endlich.

„Was für ein Arsch.“, schimpfte ich. Sie nickte zustimmend.

„Hast du Hunger?“, wechselte ich das Thema.

Ich denke, für heute hatten wir genug über Privates geredet. Es ist schon ziemlich krass, wie viel sie bereits durchmachen musste. Aber sie war stark und stand alles durch. Ich bewunderte sie für ihre ruhige Art, dass sie darüber sprechen konnte und dass sie alles so wegsteckte. Sie akzeptierte ihr Leben und wusste, dass sie es nicht ändern konnte. Auch wenn sie manchmal austickte, war sie entspannt. Sie nickt wieder und stand auf, dann streckte sie sich kurz und ich durfte nicht auf ihre Oberweite starren. Auch nicht auf ihre fantastischen lange Beine. Doch ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und mein Blick glitt über ihren Körper. Sie war so verdammt heiß. Gebräunte Haut, lange voluminöse Haare die so lecker nach Himbeere rochen. Dazu noch ihre beachtende Oberweite, die eindeutig Blicke, insbesondere Männer, auf sich zog. Ihr wunderhübsches Gesicht, mit dem engelsgleichen Lächeln, den kleinen Grübchen, die perfekte Nase und zu guter Letzt, diese faszinierenden braun-grünen Augen. Ich weiß, braun-grün ist keine besondere Augenfarbe, doch in ihren war immer ein bestimmter Glanz. Als würde sie den Tag sehen, wie den letzten in ihrem Leben. Sie genießt jeden Augenblick und das brachte mich zum Staunen. Sie steckte so voller Energie, dass sie auf den nächsten übertragen wird. Oh man, was ist denn das für ein Gesülze in meinen Gedanken? Denk nur an den Spaß und nicht an fröhliche Zweisamkeit! Das Flachlegen zählt! Ich rappelte mich auf und ging nach unten. Ich hörte ihre federleichten Schritte mir folgen.

„Klassisches Frühstück oder Arbeiterfrühstück?“, fragte ich sie über die Schulter.

„Wenn schon denn schon, klassisches Frühstück mit Erdbeeren!“, antwortete sie lächelnd.

„Alles klar, Madame!“, rief ich aus.

Ihr wunderschönes Lachen erklang und ich stimmte sofort mit ein. Schnell suchte ich ein paar Dinge zusammen und stellte sie auf den Tisch. Carrie hatte es sich bereits gemütlich gemacht und schlürfte an ihrem Orangensaft.

„Manchmal bist du gar kein Arschloch, fällt mir grade auf.“, meinte Carrie, als ich sie kurz anschaute.

Ein riesen Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit.

„Danke für dieses äußerst wundervolle Kompliment.“, antwortete ich sarkastisch.

Sie grinste frech und das Lächeln schien nicht mehr verschwinden zu wollen. Als wir beide am Tisch saßen und frühstückten, hatte sie immer noch diesen Blick drauf.

„Bist du auf Crack?“, fragte ich besorgt.

„Wieso?“, fragte sie dümmlich.

„Dein Grinsen macht mir irgendwie Angst.“, antwortete ich ihr ehrlich.  

„Darf man nicht glücklich sein?“

„Doch schon, aber ohne Grund?“

„Darf eine Frau nicht einfach mal so glücklich sein? Muss sie was zum meckern haben? Ihr Männer nörgelt doch ständig, wenn wir schlechte Laune haben. DAS soll einer mal verstehen. Nicht andersherum.“, klagte sie die Männerwelt an.

„Aber wenn Frauen schlecht gelaunt sind, müssen Männer sie glücklich machen.“, grinste ich wissend.

„Argh, wieso denken Männer immer mit ihrem Schwanz?“, sagte sie frustriert.

„Tun wir gar nicht!“, protestierte ich.

„Ach nein? Und wieso sind dann mehr Jungs bei Miss Art im Kunstkurs? Sicher nicht wegen ihrer tollen Geschichten. Es liegt wohl eher an dem Aussehen, obwohl die Jungs nichts drauf haben, gehen sie trotzdem hin.“, mutmaßte sie.

„Touché.“, da musste ich ihr recht geben.

Denn Miss Art war bombe. Sie sah verdammt gut aus, war groß wie ein Model. Modern angezogen und hatte weiblichen Charme hier und dort. Ich hatte gehört, dass sie schon mal fast nackt Modell gestanden hatte. Wie gern wäre ich dabei gewesen, doch ich stand nicht so auf sie. Ich mochte lieber Frauen in meinem Alter oder 1-2 Jahre jünger. Da ich 19 war, hatte ich die freie Auswahl. Praktisch für mich.

„Kann ich gleich duschen gehen?“, fragte Carrie und riss mich so aus meinen Gedanken.

„Äh…sicher.“, stotterte ich. War ich so weggetreten?

„Dann brauche ich aber frische Klamotten.“

„Sicher.“

Ich stand auf und ging nach oben. Sie folgte mir und summte ein Lied vor sich hin. Ich trat in das Zimmer meiner Schwester und lief zum Schrank. Darin hingen viele Kleider.

"Such dir eins aus.“, meinte ich zu ihr und trat zur Seite. Misstrauisch blickte sie mich an, steckte aber dann doch den Kopf in den Schrank. Immer wieder kam ein ’Oh’; ’Nein’; ’schön’ oder ein ’aha’ zuhören. Schließlich zog sie ein Kleid heraus, was wirklich hübsch war. Es war dunkel lila mit schwarzem Blumenmuster drauf. Dazu war es schulterfrei und unter der Brust befand sich ein breites seidenes Band. Der Reißverschluss befand sich auf dem Rücken.

„Das ist wirklich schön.“, kommentierte ich ihre Wahl.

„Und das darf ich einfach so anziehen, obwohl es deiner Schwester gehört?“, fragte sie noch mal nach.

„Ja!“, versicherte ich ihr.

„Aber ich habe keine trägerlosen Bh an.“, wies sie drauf hin.

„Auf dieses Argument habe ich schon gewartet.“

Verwirrt guckte sie mich an. Ich zog eine Schublade auf und darin befanden sich lauter farbiger Unterwäschen. Schwarze, rote mit Spitze oder mit Muster.

„Ich werde keine bereits getragene Unterwäsche tragen.“, protestierte sie.

„Die sind alle neu.“, meinte ich sanft.

Und es stimmte, an allen befand sich noch ein Preisschild.

„Ach ist das eine Masche? Erzählen, die Sachen gehören deiner Schwester und somit sagen, dass sie dir ’wichtig’ ist. So ’wichtig’, dass du das Mädchen vögeln kannst und ihnen dann Klamotten anbietest, um damit zu schleimen. Ich wusste ja, dass du Arschloch bist, aber so pervers?!?“, sagte sie empört und angewidert zugleich.

„Nein! Die Sachen sind wirklich von meiner Schwester und ich erzähle ihnen nicht, dass ich eine Schwester habe, nur damit sich die Mädchen ’wichtig’ fühlen. Außerdem bist du das erste Mädchen, die ich hierher gebracht habe. Geschweige denn über meine Familie geredet habe. Du solltest dich geehrt fühlen.“, motzte ich sie an.

„Wie vielen Mädchen hast du schon erzählt, dass sie die erste in diesem Haus wäre? Gott, ich bin so erbärmlich. Wie konnte ich mich nur auf dich einlassen?!“, giftete sie zurück.

„Außer du und meiner Schwester war hier noch nie ein Mädel. Außer meine Mutter, aber die zählt nicht. Vielleicht auch eine Putzfrau. Aber bis jetzt habe ich noch nie ein One-Night-Stand mit nach Hause genommen. Da ich noch nie eine richtige Beziehung hatte, kommt hier auch kein Mädel hin.“, erklärte ich.

„Wehe du lügst.“, drohte sie.

„Wieso sollte ich? Frag irgendein Mädchen, das ich schon mal hatte. Sie wissen nichts über meine Familie. Nur das ich reich bin und sie wollen alle an mein Geld. Deshalb ist es gut, mit anderen reichen Leuten abzuhängen, man weiß, dass sie genug haben.“, meinte ich ruhig.

„Wie achtlos gehst du eigentlich mit Frauen um? ’Irgendein Mädchen, das ich schon hatte.’ Respektierst du uns Frauen nicht? Eine Katastrophe!“, klagte sie.

„Ach komm, Respekt! Den muss man sich verdienen. Wir Männer stehen halt weiter oben“

„Hörst du deiner Scheiße eigentlich zu, die aus deinem Mund kommt? Kennst du nicht die Grundgesetze? Männer und Frauen sind gleichgestellt. Frauen die bei Pornos mitmachen, sogar die Nutten aus Russland werden respektiert. Du bist so ein verdammter scheiß Kerl! Du behandelst uns wie Dreck und profitierst auch noch von unserem Selbsthass. Wie armselig du bist. Da haben ja Kinder in Afrika mehr Herz und Respekt, als du es jemals haben wirst.“

„Nun komm mal runter, natürlich respektiere ich Frauen. Nur nicht die, die es nicht verdient haben. Und vor dir habe ich eher Angst.“

„Wieso das denn?“

„Wer weiß, was du mir sonst noch so an den Kopf wirfst, wenn du wieder einen deiner Wutausbrüche hast.“

„Meine Wutanfälle gehen dich gar nichts an. Ich habe sie unter Kontrolle.“, zischte sie wütend.

„Mich gehen sie nichts an? Mich?! Ich bekomme sie doch immer wieder zu spüren am eigenen Leib. Vielleicht sollest du damit mal zu einem Psychiater gehen.“, schlug ich vor.

„Da war ich schon, bei fünf verschiedenen. Diagnose: Trauma der Vergangenheit. Es liegt an meinem Vater, aber sie können nichts für mich tun.“, erklärte sie.

„Wolltest du nicht duschen gehen?“, fragte ich neugierig.

Sie erdolchte mich mit ihrem Blick und ein gespieltes Lächeln trat auf ihr Gesicht.

„Stimmt. Danke für die Info, ich gehe jetzt duschen.“, meinte sie und verschwand.

Sie würde wohl länger brauchen, deshalb ging ich in einem der Gästezimmer duschen. Blöd, dass ich meine frischen Klamotten in meinem Zimmer hatte. Also band ich mir ein Handtuch um die Hüfte und trat auf den Flur. Plötzlich ging rechts von mir die Tür auf und Carrie lief, angezogen und frisch frisiert, praktisch in meine Arme. Ihr Gesicht prallte gegen meine noch etwas feuchte Brust. Ihr Blick war starr auf meine Brust gerichtet und erst nach Stunden trafen sich unsere Blicke. Sie wirkte etwas verwirrt, aber in ihrem Blick konnte man auch so was wie Verlangen erkennen. Wenn ein Mädchen vor mir nur in einem Handtuch bekleidet stehen würde, sie dazu noch mega heiß wäre, dann würde ich auch nicht >Nein< sagen. Aber ich wollte sie jetzt nicht flachlegen, ich musste sie noch mehr um meinen Finger wickeln. Also räusperte ich mich kurz und sie erwachte aus ihrer Trance. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa und sie senkte den Blick zu Boden.

„Sorry.“, nuschelte sie.

Hastig lief sie an mir vorbei den Flur runter. Schon wieder so eine Situation. Wie zwei Magneten, die sich anziehen.              

VII. Was man nicht alles in einer Abstellkammer findet!

[Carrie’s Sicht]

 

Liam fuhr mit lauter Musik auf den Parkplatz des Internats. Diese Situation brachte mich so was von in Verlegenheit, dass es Liam nur noch mehr amüsierte. Dies erbrachte mir nur noch mehr Unsicherheit, Arschloch. In den nächsten Wochen werde ich ihm aus dem Weg gehen. Hoffentlich war es wirklich nur ein One-Night-Stand. Er war wirklich gut im Bett, aber ich konnte ihn einfach nicht leiden. Deshalb wollte ich das ganze so schnell wie möglich vergessen. Der Wagen stoppte und ich blickte zu Liam. Der mich genauso interessiert musterte. Er schien auf etwas zu warten, was dachte er grade? Gut, als ich seinen Blick sah, war es mir klar. Eben schnell einen Quickie im Auto. Nicht mit mir! 

„Männer! Verdammter Teufel!“, fluchte ich. 

„Ich bin auch nur ein unschuldiger Mann, wenn eine heiße Braut vor mir sitzt, in den Klamotten meiner Schwester…“

„Du würdest mit deiner Schwester rummachen?“, unterbrach ich ihn. 

Er grinste und ich konnte nur angewidert ein Kotz-Geräusch von mir geben. Augen verdrehend stieg ich aus. Ich knallte die Tür zu und lief stolz und nicht  gekränkt auf den Vorhof. 

„Zum Teufel mit ihm!“, schimpfte ich leise weiter. 

„Mit wem?“, hörte ich plötzlich eine arrogante Stimme. 

Genervt drehte ich mich zur Seite und schaute in das missratene Gesicht, das unter dem Messer lag. Nicht die schon wieder. 

„Geht dich einen scheiß Dreck an, Lizzy.“, meinte ich kühl und wollte weiter gehen.

Doch sie hielt meinen Arm fest und drehte mich in ihre Richtung. 

„Ich habe dich letztens mit Liam unterhalten sehen. Lass die Finger von ihm! Er gehört mir! Und nur damit du’s weißt, wir waren letzte Nacht zusammen.“, erzählte sie siegessicher. 

Ich glaube die Luft in ihren Brüsten verteilte sich langsam in ihrem Gehirn. Sie war so krass dumm, dafür müsste man ein neues Wort erfinden. 

„Mi wem war ich zusammen?“, fragte jemand. 

Nicht der schon wieder. Ich schloss wütend die Augen, holte einmal tief Luft und öffnete langsam die Augen. Ich drehte mich zu ihm um und sah in scharf an. 

„Ich regle das alleine.“, zischte ich. 

„Wenn das so ist.“, er trat zum weiter gehen an, doch diese dumme Blondine hielt ihn davon ab. 

„Erzähl ihr von letzter Nacht, wo wir beide zusammen waren. Damit sie dir nicht mehr auf die Nerven geht und sie endlich weiß, dass wir zusammen gehören.“, meinte das blonde Püppchen. 

Sie wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, doch er entzog ihr seinen Kopf. Stattdessen waren seine Augen starr auf mich gerichtet. Als würde er mich still um Hilfe bitten. Natürlich war ich zu gutherzig und half ihm daraus.

„Dann erzähl doch mal, Liam. Warst du nicht gestern mit Ben, Laura, meiner Schwester und mir unterwegs? Hast sie danach ordentlich durch gevögelt und ihr ein romantisches Frühstück gemacht, weil sie die ganze Nacht bei dir war? Wir haben alle bei dir zu Hause gepennt und du hast mich dann zu Schule mitgenommen. Das du noch bei Lizzy warst, ist mir gar nicht aufgefallen. So laut wie ihr wart, die ganze Nacht…“, ratterte ich entspannt runter. 

„Aber, aber…ich dachte…du hast mit ihrer Schwester gevögelt? Ich dachte wir zwei hätten was besonderes?“, jetzt wurde sie aber richtig wütend. 

Vielleicht stand sie auch kurz vorm Heulkrampf. Wo waren eigentlich ihre Bimbos?

„Sorry, aber ich habe sie ordentlich durchgenommen. Die ganze Nacht, denn sie war besser als du es jemals sein wirst.“, meldete sich auch nun Liam dazu. 

Es war ein bisschen gemein ihr gegenüber, aber ein indirektes Kompliment an mich. Heulend rannte Lizzy davon. 

„Das war gemein.“, sagte ich zu Liam. 

„Du hast mit der Lügerei angefangen.“

„Hast ja recht, obwohl ein Funken Wahrheit drin steckte.“

„Na los, lass uns verschwinden, wird frisch.“

Ich nickte ihm zu und lief Richtung meines Apartments. Bevor er bei der Kreuzung einen anderen Weg einschlug, gab er mir einen Klappe auf den Hintern. 

Er flüsterte in mein Ohr: „Wir sehen uns, Kleine:“

Sein Atem brachte mich dazu eine Gänsehaut zu kriegen und stockweise zu atmen. Runter kommen und Luft holen. Ein ewiges Mantra. 

 

Ein bisschen durchgefroren kam ich an unserer Wohnung an. Ich schloss auf und betrat die warme Wohnung. Obwohl die Sonne schien, war es noch sehr frisch. Anscheinend schliefen noch alle. Laura könnte aber auch bei Ben sein. Die zwei waren echt süß. Harmonierten perfekt zusammen, wie ein altes Ehepaar. Also wenn die zwei nicht heiraten, dann ist aber die Hölle los. Genug von den zwei geredet, es geht hier um mich. In manchen Situationen darf ein Mensch auch eingebildet sein. Also es war Samstag morgen, so gegen elf Uhr. Das heißt, wenn Grace bis jetzt noch nicht wach ist, dann hat sie Besuch oder ist gar nicht hier. Ich ging zu ihrer Zimmertür, sammelte mich und stieß die Tür auf. Dort lag sie, tief am schlafen, in den Armen von Noah. Sie waren aber nicht nackt, also hatte er nur so hier gepennt. Was für ein Gentleman. 

„Aha!“, schrie ich auf. 

Grace wurde sofort wach und sah mich erwischt an. Sie blickte kurz zu Noah, ob er wach geworden war, doch er schlief wie ein Murmeltier. Leise schlüpfte sie aus dem Bett und schlich zu mir. Wissend wackelte ich mit den Augenbrauen und sie blickte mich wütend an. Doch dafür konnte ich sie einfach nur drücken. Sie schloss ihre Tür und folgte mir in die offene Küche. 

„Was hat Noah denn hier zu suchen?“, fragte ich unschuldig und musste grinsen. 

„Du bist gemein Carrie. Und wo warst du? Was hast du da überhaupt an? Sag nicht du warst bei…Oh! Carrie! Bist du verrückt?“, plapperte sie auch schon los. 

Ich konnte ihr kaum folgen so schnell wie sie sprach. 

„Erstens, war bei Liam zu Hause, zweitens, das sind die Klamotten seiner “Schwester“, drittens, wir sind uns im nicht nüchternen Zustand näher gekommen und viertens, ich bin nicht verrückt, es war eine einmalige Sache. Wieso pennt Noah in deinem Bett und wo zum Teufel ist Laura?“, redete ich munter drauf los. 

Wir beide konnten ziemlich viel und ziemlich schnell reden. 

„Laura ist bei Ben und da mir langweilig war, weil KEINER hier was, habe ich Noah gefragt. Wie haben Dvd’s geguckt und hat dann einfach hier gepennt. Vielleicht haben wir uns kurz geküsst, aber nicht mehr. Wieso ausgerechnet Liam? Er hat eine Freundin! Wie war doch gleich ihr Name…ach ja Lizzy.“

„Haha, das ich nicht lache. Lizzy? Sie ist nicht mit ihm zusammen. Ich habe sie vorhin getroffen und meinte mit Liam die letzte Nacht zusammen gewesen zu sein. Der Plan ist nicht ganz aufgegangen. Woher weißt du überhaupt von Lizzy?“

„Sie hat mich nach dir ausgefragt. Nach Liam, ob du einen Freund hättest und so weiter.“

„Hast du ihr was erzählt?“

„He! Ich bin deine beste Freundin, glaubst du echt, ich mach so was?“

„Nein Süße, ich danke dir. Also, stehst du auf Noah?“

Sie wurde leicht rot im Gesicht und ich musste kichern. 

„Ich finde ihn sehr nett, aber ich will mich noch nicht auf ihn einlassen. Du kennst mich ja, bei mir muss es erst eine ernste Sache sein.“

„Das finde ich auch sehr vernünftig. Bei mir ist es mal wieder schief gelaufen. Es sind aber auch immer diese Arschlöcher. Ich glaube ich werde von ihnen angezogen. Als wäre ich ein Metall und sie der Magnet. Oder es liegt einfach daran, dass ich auf Badboys stehe.“

„Mach dir da keinen Kopf drum. Irgendwann ist es der richtige Badboy. Aber sag mal, bereust du es?“

„Was meinst du?“

„Das mit Liam.“ 

„Auf der einen Seite schon, auf der anderen nicht. Eigentlich wollte ich mich von Kerlen fern halten, aber er war auch so verdammt gut. Atemberaubend. Doch ab jetzt herrscht Funkstille, ich werde ihm aus dem Weg gehen. Die Situation ist wirklich kompliziert.“

„Ja, aber genug von der Männerwelt geredet. Willst du Kaffee?“

Das war das gute an Grace, sie wusste wann das Thema gewechselt werden musste. Ein Glück das ich sie und Laura hatte. 

„Ja gerne.“, antwortete ich dankend. 

„Ich hätte auch gerne einen.“, sagte eine männliche Stimme. 

Wir drehten uns um und im Türrahmen von Graces Zimmer stand Noah. In T-Shirt und Boxer. Wenigstens mehr als Liam. Im Augenwinkel sah ich, wie Grace leicht rosa anlief. So war sie eben wenn es um Jungs ging. Schüchtern. Meistens regelte ich so was für sie. Bevor das ganze hier in peinlicher Stille unterging, räusperte ich mich, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. 

„Guten morgen, Noah. Setz dich zu uns.“, bat ich ihn. 

Er nickte und kam zur Küche. Grace drehte sich schnell um, bevor sie peinlich berührt nichts mehr rausbekam. Meine kleine Grace. 

„Also Noah, wie läuft’s denn so?“, fragte ich. 

Er schaute mich verwirrt an. „Was meinst du?“, fragte er. 

Oh man, war der jetzt genauso wie Grace? Total zurückhaltend und scheu? 

„Na der Sport und so.“, erläuterte ich. 

„Ach so…(als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen) also die Yankees und die Sox sind ganz oben beim Baseball. Am Wochenende ist ein Footballspiel. Miami Dolphins gegen die Baltimore Ravens, man das wird ein Spiel. Steve Stricker ist von Platz 13 auf Platz 8 gerückt, das ist hervorragend. Sonst gibt es grade nichts neues. Im Kino laufen grade ziemlich gute Filme. Ich arbeite an einem Filmprojekt.“, erzählte er. 

Alter, hatte der schon zwei Kaffee und einen Espresso hinter sich? 

„Na dann, ich wollte auch gar nicht länger stören.“, verabschiedete ich mich und verschwand in meinem Zimmer.

Ich konnte die zwei sogar durch meine Zimmertür reden hören. Ach jetzt redeten sie miteinander? Die soll mal einer verstehen. Zuerst wollte ich aus diesem Kleid raus. Es war mir unangenehm im Kleid einer fremden Frau zu stecken. Ich löste den Reißverschluss und schlüpfte aus diesem wirklich wunderschönen Kleid raus. Dann nahm ich einen Bügel und hing es auf, bevor es zerknittern konnte. In der Unterwäsche wollte ich auch nicht bleiben. Das ist verständlich. Egal wie neu sie waren, es war befremdend. Duschen musste ich nicht mehr, zu viel Schaum macht die Haare kaputt. Dennoch könnte ich in die Wanne gehen. Nein, dafür bin ich jetzt zu faul. stattdessen pflanzte ich mich in mein Bett und schaute mir einen Film an. Zum Abendessen war dann auch Laura wieder da. Wir drei Mädels saßen an der Küchentheke und redeten über den vergangenen Tag. Laura hatte natürlich wieder ihre rosarote Brille auf. 

 

Am Sonntag tat ich gar nichts. Ich hatte mir fest vorgenommen nichts zu tun, doch mein Plan ging nicht auf. Ich habe doch noch Hausaufgaben gemacht. Am Abend war ich sichtlich unzufrieden und schlief etwas bockig ein. 

 

Der Montagmorgen ist der schlimmste von allen. Erstens, der Anfang einer langen Woche. Zweitens, es ist Montag! Ich hasse Montage. Wieso ich den Montag hasse: zuerst der nervige Wecker, der dich aus dem Schlaf reißt; dann die kalte Dusche zum Wachwerden; dann die Zahnpasta, totales Desaster!; hinzu kommt die Sache mit „ich hab nichts mehr zum anziehen“(bei einem vollen Kleiderschrank), was aber wegfällt, da wir Schuluniform tragen müssen; dann das Frühstück, der Boden kriegt mehr als in deinem Mund landet; zu guter letzt findest du deine Tasche nicht. Ist wie ein Freitag der 13. nur ohne Freddy der Menschen umbringt. In meinem Fall sah ich todmüde aus, wie eine Vogelscheuche. Meine Klamotten saßen einigermaßen und ich kam auch nicht zu spät. Erste Stunde Chemie!! Das Problem war, Liam saß direkt vor mir an unserem Gruppentisch. Der Arsch konnte einfach seine Augen nicht von mir lassen. Deshalb trat ich ihn mehrmals, aber er guckte erst wütend, dann verständnislos und zu guter letzt verführerisch. Mini Sekunden fiel ich darauf rein, doch mein Verstand holte mich immer wieder zurück. Zum Glück fiel das Noah und Ben nicht auf, wie Liam mich wie ein Perverser auszog. Teufel, dieser Gedanke ließ mich einfach nicht in Ruhe, Verdammt! 

„Ben, gibst du mir mal bitte die Steine dort?“, fragte ich ihn. 

Die Steine lagen mehr auf Liams Seite, aber ich wollte ihn nicht fragen. Ben gab mir die Steine und ich bedankte mich. 

„Also, wie sehr liebst du Laura?“, fragte ich leise. 

Ben sah mich erstaunt an. Auch Noah und Liam waren überrascht, über diese ungewöhnlich private Frage. 

„So sehr, dass es weh tut.“, antwortete Ben ehrlich. 

Damit war ich zufrieden und nickte. Es hatte mich interessiert, was genau er für Laura übrig hatte. Das was er gesagt hatte, was zwar nicht viel war, hatte mich überzeugt. 

„Und du, Noah? Was empfindest du für Grace?“, fragte ich grade heraus. 

„Die Stunde ist jetzt vorbei.“, redete er sich raus und es klingelte tatsächlich. 

Ich lachte auf und verdrehte die Augen. 

„Feigling…“, murmelte ich. 

Auch ich packte meine Sachen und ging aus dem Raum. Was hatte ich jetzt eigentlich? Ach ja, Literatur. Die Stunde würde ich gerne Schwänzen. Wie immer starrte ich auf meine Füße, um nicht auf die Fugen zu treten. So wie der Montag schon anfing, musste ich ja gegen wen latschen. Ich lief vom Aufprall einige Schritte zurück. Mein Blick richtete sich auf und Oh Wunder!, es war nicht Liam. Sondern der Kerl vom ersten Schultag, er hatte mich als Bitch bezeichnet. 

„Na Süße, kommst du jetzt zu mir gekrochen?“, fragte er grinsend und seine Freunde lachten. 

Ich blickte mich kurz um, um zu gucken ob ich Verstärkung hier fand. Doch jeder der vor einer Minute hier stand, war ganz schnell verschwunden als der Kerl auftauchte. Soso, er machte ihnen also das Leben zur Hölle. Bin ja gespannt was er drauf hatte. 

„Nein, du stehst mir nur im Weg. Fettarsch!“, zischte ich. 

„Wie hast du mich grade genannt, Schlampe?“, wollte er wütend wissen und trat näher. 

Er drückte mich gegen die Wand und ich musste auf Zehenspitzen stehen. Man war der groß! 

„Du bist fett, Junge! Wie wär’s mit joggen oder so?“, zog ich ihn auf. 

Man konnte die Wut in seinen Augen kochen sehen. Seine Freunde waren auch nicht begeistert von meiner Zunge. Mir war das recht egal. Niemand durfte mich beleidigen. 

„Muss ich dich erst zur Vernunft bringen?“

Seine Finger hielten meinen Kiefer fest und drückten zu. Ich kniff die Augen zusammen und als ich sie wieder öffnete musste ich lächeln. Hinter den bulligen Typen stand Liam an der Wand angelehnt. Er lächelte auch und irgendwas spürte ich in meinem Bauch kribbeln. So wie er mich ansah, als wäre ich sein persönlicher Besitz. Ich nickte ihm leicht zu und er stieß sich von der Wand ab. Er half mir, mein Held. Liam stellte sich hinter den Kerl und räusperte sich. Der Kerl drehte sich um, ich wusste immer noch nicht seinen Namen. 

„Liam“, meinte der Kerl überrascht. 

„Jimmy“, sagte Liam kühl, so hieß der Typ also: „es gibt zwei Optionen. Option A, du lässt die Kleine los und sie kommt zu mir. Option B, ich muss dir die Nase brechen, wenn du sie nicht freilässt.“, führte Liam ernst fort. 

Jimmy wurde wütend, das spürte ich durch seinen Griff. 

„Halt sie fest!“, befahl er einem seiner Bimbos. 

Zwei Kerle traten an meine Seite und drückten mich an die Wand. Ich hing in der Luft und bekam kaum noch Luft. 

„Falsche Entscheidung!“, meinte Liam leise. 

Jimmy ging auf ihn zu, holte aus und haute volle Stärke gegen den Spind. Der verbeulte. Bei jedem weiteren Schlag von ihm kniff ich die Augen zusammen, ich wollte nicht zusehen wie Liam blutend auf dem Boden lag. Doch Jimmy traf ihn kein mal, so war er schnell aus der Puste. Ich versuchte mich loszureißen, doch ich würde wieder zurückgedrückt. So heftig, das die Luft aus meinen Lungen wich und ich heftig nach Luft schnappte. Mein hysterischer Anfall brachte Liam dazu auf Jimmy loszugehen. Nur ein Faustschlag und Jimmy lag am Boden. Einer der Bimbos, die mich festhielten, ging auf Liam los. Doch dieser wehrte ihn gekonnt ab und der Typ fiel zu Boden. Der der mich noch festhielt ließ mich los und eilte zu Jimmy. Feigling! Ich konnte wieder stehen und Luft holen. Liam kam zu mir und hielt mich an den Schultern fest.

„Alles okay?“, fragte er sanft. 

„Ja“, antwortete ich schnaufend und lächelte. 

Er hatte mir schon wieder das Leben gerettet. Ich war aber auch nah an Gewalt gebaut. 

„Komm mit.“, er schnappte sich meine Hand und zog mich mit. 

Zwei Minuten später befanden wir uns in einer Abstellkammer. Ok, sehr idyllisch. Es war recht dunkel, nur eine schummrige Lampe erhellte das Zimmer. Wollte er mich umbringen? In der Schule? Das wäre echt ein gelungener Mord. Erst vergewaltigen und dann erwürgen. Wieso nicht? Aber leicht reizte es mich doch, was er vorhatte. 

„Was zum Teufel machen wir hier?“, wollte ich dann doch schließlich wissen. Ich wollte doch vorher bescheid wissen, ob ich jetzt sterbe oder nicht. 

„Seit Freitag sind viele Stunde vergangen und ich konnte nicht mehr warten.“

„Wodrauf warten?“

Und schon lag seine Hand an meinem Nacken, zog mich an sich und drückte seine wundervollen Lippen auf meine. Ich konnte dem nicht widerstehen und erwiderte sanft den Kuss. Er hob mich hoch und drückte mich an den nächsten Schrank. Unser Kuss wurde inniger, als würden wir uns schon Jahre kennen. 

„Das ist aber jetzt kein Dankeschön-Quikie wegen vorhin.“, stellte ich klar. 

„Das mit Jimmy war nicht geplant, aber passt doch.“

Ich lachte und zog ihn näher an mich. Ich spürte seine deutliche Reaktion auf mich an meiner Mitte. Teufel ich war total geil auf ihn und das schon den ganzen Tag. Ich musste warme Haut spüren und zog ihm sein blödes Hemd aus. Oh man, diese perfekten Muskeln. Ich stöhnte auf, als seine Hand meinen pochenden Hügel berührten. Mehr! Mit aller Kraft zog ich meine Beine noch enger um ihn. Ich wollte ihn jetzt, zwischen meinen Schenkel mit seiner ganzen Männlichkeit. So gut ich konnte öffnete ich seine Hose und zog sie hinab, danach folgte seine Boxer. Mit einem schnellen Griff hatte ich seinen Schwanz in der Hand. Er war riesig und das reichte mir um noch geiler zu werden. Ich flehte ihn an, das Spiel mit seinen Fingern sein zulassen und endlich zur Sache kommen. Er schob mich noch mal ein kleines Stück höher und versenkte sich dann in mir. Vor lauter Lust drückte ich ihm meinen Oberkörper entgegen und lehnte den Kopf nach hinten. Mit jedem harten Stoß den er mir gab, knallte er mich gegen den Schrank. Er machte viel Lärm, aber das störte mich nicht. Ich war kurz davor zu kommen, als er aufhörte. Flehend sah ihn an. Er grinste dreckig und rammte sich dann wieder in mich. Mein innerstes zog sich zusammen und auf er kam mit einem männlichen Stöhnen. Ich spürte seine Flüssigkeit in mir spritzen und sog sie auf wie nie zu vor. So einen heißen Fick hatte ich noch nie. Obwohl es nur ein Quikie war, war er ausschlaggebender als mit anderen Typen drei Stunden langen Sex. Das mit der einmaligen Sache hatte nicht funktioniert. Mein Verlangen hatte gesickt und ich schlief ein weiteres Mal mit Liam, in einer Abstellkammer. Ich richtete meine Klamotten und guckte mich in dem Raum um. Unter dem Schrank sah ich etwas pinkes   hervor blitzen. Ich bückte mich und hob es auf. In meiner Hand hielt ich einen pinken Spitzen-Tanga. 

„Omg.“, flüsterte Liam schockiert. 

„Wem der wohl gehört?“

„Ich hoffe es waren zwei Schüler.“

„Wie bitte?“, fragte ich verwirrt. 

„Es gibt Gerüchte, dass ein Lehrer was mit einer Schülerin hat.“

„Was?“, fragte ich schockiert. 

Liam zuckte kurz mit den Schultern und fing an zu lachen. Ich musste auch Lachen und lachte wie nie zuvor. Nach der Lachlawine richtete ich meine Klamotten erneut. Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte auf den Flur hinaus, niemand da. Also schlich ich ganz raus und drehte mich zu Liam um. Er guckte mich etwas verstört an. >Wieso schlich ich hier rum wie ein Tiger, obwohl niemand da war?< fragte ich mich selbst und er wahrscheinlich grade auch, seinem Gesicht nach zu urteilen. >Vielleicht weil du wieder mit dem Idioten vor dir geschlafen hast!< beantwortete mir mein inneres Ich. 

„Was jetzt?“, wollte Liam wissen. 

„Keine Ahnung, ich bin selbst durcheinander.“

„Ist es wegen grade?“

„Ja auch. Ich meine, ich dachte es ist eine einmalige Sache gewesen. Jetzt ist es eine zweimalige. Ich will irgendwie nicht, dass das jemand erfährt. Mir hat es zwar Spaß gemacht und ich konnte mir vorstellen das weiter zuführen, aber ich möchte nicht als Flittchen gelten, die mit dem nächst Besten ins Bett hüpft. Verstehst du was ich meine?“

„Dann ist es unser Geheimnis. Es muss keiner erfahren. Hast mein Wort! Außerdem bist du kein Flittchen, rede dir so was nicht ein.“

Ich nickte und zog ihn mit mir. Wir mussten aus diesem Flur raus. Ich zog ihn bis in die Mensa, dann ließ ich ihn los und verschwand nach draußen.  

 

 

 

VIII. Das Schicksal, dass man seine Eltern sich nicht aussuchen kann!

[Liam’s Sicht]

 

Ben saß neben mir und auch in Gedanken versunken. Wir beide dachten über die Mädels nach. Ich konnte mit ihm ja nicht über Carrie reden, ich hatte es ihr versprochen. Ich wollte es für mich selbst auch geheim halten. Dennoch ging sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Es war nicht so, dass ich in sie verliebt war. Es war eher diese Vernarrtheit. Sie ließ mich über alles nachdenken. Ihr Leben war kompliziert durch ihre Anfälle und ich wollte sie davon ablenken, sie zum Strahlen bringen. Ich glaube, ich werde sie fragen, ob sie mich auf einer Reise begleiten möchte. Es würde ihr und auch mir gut tun. 

Die Tür knallte ins Schloss und ich sah Noah hineinstürmen. Was war passiert? Er zog sich seine Jacke aus und schmiss sie in eine Ecke, dann ließ er sich auf einen Sessel fallen. Ben und ich sahen ihn fragend an. 

„Was machen wir bloß?“, wollte Noah wissen. 

Ich sah Ben an, um zu kontrollieren, ob er verstanden hatte was Noah meinte. Doch auch er war ratlos. Wir zwei sahen wieder zu Noah und warteten darauf, dass er weiter sprach. 

„Nicht mal vor zwei Wochen kamen drei neue Schülerinnen. Die eine ist mit Ben zusammen, die andere ist fast mit mir zusammen und die dritte hat ein Vorspiel mit Liam.“, klagte er. 

„Ja und?“, fragte Ben erstaunt. 

„Ist das nicht eigenartig. Als wären wir verhext worden. Vor drei Wochen hätten wir noch jede flachgelegt, die heiß ist. Und jetzt? Befinden sich zwei von uns in einer „festen“ Beziehung. Liam kriegt Carrie wahrscheinlich eh noch rum und die zwei werden alt miteinander.“, erzählte Noah weiter. 

Im Stillen musste ich grinsen, weil ich Carrie schon rumgekriegt hatte. Aber Noah hatte irgendwie recht. Vor drei Wochen hätte ich mit mehreren Mädchen was gehabt und jetzt…ich könnte Carrie niemals betrügen, obwohl wir nicht zusammen sind. Wünschte ich mir überhaupt eine Beziehung mit ihr oder sollte es weiter hin etwas lockeres bleiben? Wenn ich sie nur für mich allein hätte, wäre das schon großartig. Doch eine feste Beziehung ist auch viel Arbeit. Man musste immer ehrlich zu seinem Partner sein, durfte andern Frauen nicht mehr auf den Arsch glotzen (obwohl Carrie das wahrscheinlich ok fände, wenn ich nur gucken würde und nicht anfasse), musste ständig irgendwelche kitschigen, romantischen Dinge tun. Nein, das konnte ich mir nicht antun und auch nicht meinem Umfeld. Ich fand Ben schon recht schlimm mit seiner Laura. Die zwei werden hundertprozentig alt miteinander. 

„…du musst es ja richtig bringen im Bett, Liam.“, als mein Name fiel hörte ich wieder zu. 

„Wie bitte?“, fragte ich noch so in Gedanken vertieft. 

„Als ich bei Grace geschlafen habe, da haben die beiden Mädels über uns geredet. Carrie meinte zu Grace du wärest atemberaubend. Sie wussten nicht, dass ich mithörte.“, grinste Noah wissend. 

„Echt wahr? Erzähl mal, was ist passiert nachdem ihr abgehauen seid?“, wollte nun auch Ben wissen. 

„Ein Gentleman schweigt und genießt.“, war meine einzige Antwort. 

Die beiden Jungs grollten, aber beruhigten sich dann schnell wieder. Sie blieben noch ein bisschen und verschwanden dann auch, als es langsam Abend wurde. Ich wollte Carrie sehen und schrieb ihr eine Nachricht, dass die Bude nun leer wäre. Sie antwortete nicht zurück und ich war ein bisschen enttäuscht. Doch als es eine halbe Stunde später an meiner Tür klopfte machte mein Herz einen kurzen Sprung. Ich freute mich auf sie, denn so eine Partnerin hatte ich noch nie gehabt, die mich allein mit ihren feurigen Augen zum brodeln bringt. Ich sprang auf und ging zur Tür, dann atmete ich noch einmal durch und öffnete sie. Da stand sie, in einen Mantel gehüllt der bis zu den Knien ging und danach nur heiße, nackte Beine. Ich musste mir diesen Anblick für ein paar Minuten eingeprägt haben, denn Carrie räusperte sich ungeduldig. Ich schaute wieder auf in ihr Gesicht und lächelte. Ohne etwas zu sagen ließ ich sie eintreten. Ich schloss die Tür und drehte mich zu ihr um. Ihr Körper war an meinem Sofa angelehnt. Ich trat auf sie zu und kam ihrem wundervollen Gesicht ganz nah. Dann stupste ich sie mit meiner Nase an.

„Hey“, flüsterte ich und musste grinsen. 

„Hey“, meinte sie mit einer verführerischen leisen Stimme. 

„Was hast du mir denn schönes mitgebracht?“, wollte ich auch schon gleich wissen. 

Sie schaute mich nur aus dunklen Augen an, drängte sich an mir vorbei und ging Richtung Schlafzimmer. Auf dem Weg ließ sie ihren Mantel fallen und ich sah nur noch Pumps, schwarze, erotische Spitzenunterwäsche und lockige braune Haare. Wie ein räudiger Hund folgte ich ihr, meine Zunge hing mir aus dem Mund und ich sabberte. Teufel war sie heiß und scharf. Als ich in mein Schlafzimmer kam, saß sie auf meinem Bett. Die Beine übereinander geschlagen und die Arme nach hinten zum stützen. In langsamen Zügen kam ich auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Meine Hand griff in ihre Haare und zog sie geschmeidig zu mir hoch. Ihr Körper duftete so gut, dass ich erstmal eine Nase davon nehmen musste. Mit einer Hand fuhr ich ihre Seite entlang und blieb an ihrem BH-Verschluss hängen. Mit meiner Nase fuhr ich eine Spur ihren Hals hinauf bis zu ihrer Wange. Dann legte ich ganz sanft meine Lippen auf ihre. Nur ein Windhauch hatten sie sich berührt. Ich streifte die Träger ihres BH’s hinab und öffnete dann den Verschluss. Der BH fiel zu Boden und ich konnte ihre wundervollen Brüste küssen. Erst die linke, mit einem beißen in ihre Knospe begrüßte ich sie, dann die rechte, diese bekam ein saugen zur Begrüßung. Mit einem Blick in Carries Gesicht erkannte ich dass es ihr gefiel. Ich musste einfach ihre Lippen auf meinen Spüren. Also presste ich meine auf ihre und musste seufzen. Ein schönes Gefühl diese vollen Lippen zu verwöhnen. Mit leichtem spielen mit der Zunge, das hinein beißen in die Unterlippe und das saugen an Lippe und Zunge. Carrie störte es, dass sie schon beinah halbnackt war und zog an dem Saum meines Shirts. Ich riss es mir vom Körper. Ihre weichen Hände fanden den Weg zu meiner Jeans und öffneten Knopf für Knopf. Dann ging sie in die Hocke und zog mir die Hose hinab. Ich stöhnte auf, als ihre Hände wieder herauf fuhren. Sie verteilte einzelne Küsse. Erst auf dem Stück Haut mit den feinen Härchen die in meiner Boxershorts verschwanden, dann meinen Bauchnabel und dann mein Sixpack hinauf. Sie küsste sogar tatsächlich meine linke Brustwarze und auch die rechte. Das hatte noch nie eine gemacht. Von der rechten Brust an zog sie eine heiße Spur hinauf zu meinem Hals und gab mir dort einen kleinen Kuss. Nun hatte sie lang genug die Kontrolle gehabt. Ich schlüpfte ein bisschen umständlich aus meiner Jeans und ließ mich mit Carrie langsam auf das Bett nieder. Mit einem Arm schob ich sie hoch ans Kopfende und legte mich halb auf sie. Mit meiner Zunge fuhr nun ich eine Spur hinauf. Von ihrem Höschen hoch zu ihrem Bauchnabel, dann hoch zu ihren Brüsten. Die rechte massierte ich mit einer meiner Hände und die andere verwöhnte ich mit meinem Mund. Ich hörte sie leise stöhnen und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Nun kam die andere Brust dran, die wurde genauso verwöhnt. Ich arbeitete mich hoch zu der empfindlichen Stelle an ihrem Ohr und knabberte an ihrem Ohrläppchen. 

„Küss mich.“, verlangte sie heiser. 

Ich beugte mich über sie und musste sie kurz angucken. Ja, sie war eine Schönheit. Eine Athene oder eine Kleopatra. Meine Lippen senkten sich auf ihre. Ihre Hände fuhren zu meinen Haaren und verwuschelten sie ordentlich. Ich spürte wie sie ihre Hüften gegen meine Erektion drückte. Ich wollte sie genauso wie sie mich. Deshalb zog ich ganz langsam ihr Höschen runter und warf es irgendwo hin. Meine Finger legten sich auf ihre Nässe und übte leichten Druck aus. Sie keuchte auf und schob sich mir noch weiter entgegen. Ich brachte sie zu ihrem ersten Höhepunkt, indem ich sie mit meinen Finger verwöhnte. Sie war so ein heiß, wenn sie kam. In ihren Augen lag das Verlangen nach mehr. Das wollte ich ihr nur zu gerne geben. Ich streifte meine Shorts hinab und platzierte mich zwischen ihren Schenkeln. Sie hob die Beine und klammerte sich um mich. Dann zog sie mich ein Stück runter, nur so weit, dass sie meinen Schwanz an ihrem Eingang spürte. Sie wurde hibbelig bei dem Gefühl und zwängte mich noch tiefer. Ich musste leise lachen, aber mich machte dieses große Verlangen an. Ganz langsam drang ich in sie ein, nur die Spitze. Um sie zu ärgern. Wieder zurück und das Spiel noch mal und immer ein Stück weiter. Doch auch mir wurde das bald zu viel und ich stoß ein mal kräftig zu. Sie schrie überrascht auf, aber bewegte sich dann rhythmisch mit mir. Wir passten perfekt zueinander, also im Sinne von leidenschaftlichem Sex. Als sie ein weiteres Mal kam und ich auch, küsste ich ihr schreien weg. Ich pulsierte in sie hinein und dabei kam ich fast wieder so unglaublich fühlte es sich an. Nach weiteren Stunden legte ich mich erschöpft neben sie und musste durchatmen. Ich hörte selbst Carrie neben mir noch unkontrolliert atmen. 

„Oh man, dass war…unglaublich.“, brachte sie raus. 

Ich nickte um es zu unterstützen. Ich konnte nicht mehr reden. Mein ganzer Körper war Schweiß überflutet und ich wollte unbedingt eine Dusche. Doch ich hatte das komische Gefühl, wenn ich jetzt aufstand, dann würde Carrie vielleicht aufstehen und gehen. Das wollte ich irgendwie nicht. Ich verstand mich selbst nicht, doch ich wollte, dass wir die Nacht miteinander verbrachten. Ich wollte morgen früh in ihr wunderschönes Gesicht blicken, wenn ich aufwachte. Also musste eine Lösung her, wie sie hier blieb. 

„Ich geh duschen und wenn’s für dich ok ist, dann bleib ich die Nacht hier.“, sagte sie irgendwann, während ich meinem Kopf immer noch ausmalte, wie ich sie überreden konnte. 

„Was? Ja natürlich kein Problem. Ich komme mit duschen.“

Daraufhin hatte sie nichts einzuwenden und wir ging gemeinsam duschen. Der Sex blieb zwar  aus aber Küsse und das Einschäumen waren genauso hilfreich. Carrie musste lachen, als ich ihre Taille abwärts einschäumte. Gott dieses Lachen, dass war weltverbessernd. Nur einmal diese wundervolle Stimme und schon war auf der Welt Frieden. Nach dieser angenehmen Dusche schlang ich mir ein Handtuch um die Hüften und gab Carrie auch eins. Es war ein bisschen kurz, doch es verdeckte gerade mal so die wichtigsten Sachen. Mein Blick fiel auf ihre Beine und dann weiter nach oben. Zum Schluss landeten sie in ihren wundervollen grünen Katzenaugen. Sie funkelten mich an und musste grinsen. Es ging einfach nicht anders. Sie lächelte leicht zurück und ging in mein Zimmer zurück. Sie zog sich ihre Unterwäsche an und blickte mich dann abwartend an. 

„Was brauchst du?“, wollte ich grinsend wissen. 

„Hose und Shirt.“

„So gefällst du mir auch und kannst so gerne unter die Decke.“

„Haha, in mein’s ernst. Mir wird noch kalt oder ich muss morgen früh in Unterwäsche nach Hause laufen. Du willst bestimmt nicht, dass mich jeder Kerl morgen in Unterwäsche sieht. Schließlich darfst nur du das.“

Oh mein Gott! Was sie da sagte war schon beinahe ein Versprechen. Als würde sie nur mir gehören, was mich aber auf der anderen Seite auch stolz macht. Mein Ego bekam einen Schub und fühlte sich großartig. Ein eigenes Mädchen nur für mich allein. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte ging sie zu meinem Schrank und zog sich T-Shirt und eine kurze Sporthose an. Sie sah gut aus. Verdammt heiß in meinen Klamotten, aber das konnte ich ihr nicht sagen. Wie käme das denn rüber, wenn ich ihr sage, dass sie meine Sachen ruhig öfters tragen dürfte. Als wären wir ein Paar oder so etwas. Ich musste sie einen kurzen Anblick anstarren, weil ich mir so etwas nicht vorstellen konnte. Carrie und ich - ein Paar. Pah! Das würde gar nicht gehen. Ich musste über diesen Gedanken den Kopf schütteln und ging dann zu meinem Bett. Carrie lag bereits drin und kuschelte sich dann an mich, nach dem ich mich hinein gelegt hatte. Ich musste ihr einfach auf den Haarschopf küssen und ‘Gute Nacht, Prinzessin’ sagen. Sie nuschelte noch etwas, was ich aber nicht verstand und dann hörte ich ihren ruhigen Atem. Ich lag noch eine Weile wach und musste dann auch eingeschlafen sein.

Als ich am nächsten morgen aufwachte, lagen Carrie und ich in einer komplizierten Stellung. Mein linkes Bein war angewinkelt und ihres lag auf meinem Bauch, zwischen meinen Beinen. So lag sie zum Teil mit ihrem Körper auf mir. Mein linker Arm war um sie geschlungen und strich über ihre nackten Rücken. Nackt? Hatte sie nicht ein Shirt von mir angehabt? Ich schaute mich um und es lag auf dem Boden. Sie musste oder ich musste es ausgezogen haben. Ihre linke Hand lag in meinem Nacken und spielte ein bisschen mit meinen Haaren. Also war sie auch wach. Ich beugte meinen Kopf zu ihr runter und blickte in ihre wunderschönen, verträumten Augen. 

„Morgen.“, nuschelte ich leise. 

Sie gähnte einmal bevor sie auch ‘Morgen' sagte. Ich streckte mich und bemerkte, dass ich eine Morgenlatte hatte. Echt wahr? Nach der ganzen Nacht war er noch nicht befriedigt. Also entweder musste Carrie noch mal dran oder ich musste kalt duschen. Die Idee das Carrie das übernahm gefiel mir, aber ob sie es wirklich tat. Ich schaute sie kurz fragend an, denn sie hatte mitbekommen, worüber ich nachgedacht hatte. Doch sie sah mich empört an und schüttelte den Kopf. Na schön. Ich stand auf und ging ins Bad. Ich zog meine Boxer aus und stieg unter die Dusche. Ich stellte das Wasser auf kalt und stieg hinein. Nach ein paar Minuten reichte mir das schon und ich stellte auf warm. Als ich wieder in mein Zimmer kam, war Carrie nicht mehr da. Ich ging in die Küche und dort stand sie, am Herd und machte Rührei oder so. Es roch wirklich gut. Ich setzte mich an die Theke und wartete. Ich musste vor mich hergrinsen. Sie drehte sich zu mir um und schaute mich verwirrt an. 

„Was ist?“, fragte sie dümmlich. 

„Ach gar nichts, ich finde es nur schön, dass die Frau das Essen macht.“

„Das nächste mal kannst du ja kochen oder du lädst mich ein. Außerdem habe ich Hunger, also sei artig, sonst bekommst du nichts.“, schimpfte sie mit mir. 

Ich hob ergeben die Hände und ließ sie machen. Sie zauberte zum Schluss ein Omlette und Schinkenstreifen dazu. Außerdem noch Orangensaft und setzte sich dann gegenüber von mir. Sie lächelte kurz und sah mich abwartend an. Ich guckte auf den Teller den sie vor mich gestellt hat und probierte ein bisschen von dem Omelette. Es schmeckte unbeschreiblich. Ich sah sie mit weit aufgerissen Augen an. 

„Wenn es dir nicht schmeckt, mache ich dir etwas anderes…“, fing sie leise an zu sprechen. 

„Nein!“, rief ich aus und sie zuckte kurz zusammen. 

„Ich meine es schmeckt unglaublich köstlich. So ein Omelette habe ich noch nie gegessen, da ist doch eine bestimmte Würzmischung drin oder? Selbst meine Oma hat noch nie so ein leckeres Omelette gemacht oder irgendein Restaurant.“, lobte ich sie. 

Das war wohl sehr viel lob, denn ihr Blick ging nach unten und sie wurde leicht rosa. Das überraschte mich sehr, denn ich dachte immer sie wäre ein sehr selbstsichere und starke Persönlichkeit. Sie setzte sich nun wieder hin und fing auch an zu essen. Ich genoss jedes einzelne Stück und jeden einzelnen Bissen. Hoffentlich machte sie mir noch mal so eins. 

 

Nach ein paar Minuten des Schweigens räusperte ich mich und sie blickte auf. 

„Also woher kannst du das so gut?“, wollte ich wissen. 

„Von einem Koch der in einem Nobelrestaurant gearbeitet hat. Jetzt aber nicht mehr, das Restaurant fanden seine neuen Kreationen nicht so toll wie ich. Immer wenn ich etwas bestimmtes kochen will lade ich ihn ein. Er ist aber jetzt für längere Zeit auf Kuba.“, antwortete sie mir und lächelte. 

Es klingelte an der Tür ihr Lächeln verschwand und sie starrte mich entsetzt an. 

„Hast du wem was erzählt?“, zischte sie. 

„Nein! Ich weiß selbst nicht wer das sein könnte.“, erklärte ich ihr. 

Ich stand auf, nur in Jogginghose, und ging zu Tür. Ich ergriff den Türgriff, öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. 

„Mum, Dad? Was macht ihr denn ihr?“, wollte ich leicht panisch und geschockt wissen. 

„Klingt so, als dürften wir nicht sehen was du versteckt hast.“, brummte mein Vater. 

„Aber Liebling, wir haben dir doch eine Nachricht gestern Abend auf der Mailbox hinterlassen.“, meinte meine Mutter und tätschelte meine Wange und gab mir dann einen Kuss auf die andere Wange. 

Mein Vater gab mir nur einen Händedruck und drängte sich auch an mir vorbei, wie meine Mutter zuvor. Ich stand immer noch leicht schockiert an der offenen Haustür. 

„Oh, wer ist das denn?“, hörte ich die überraschte Stimme meiner Mutter aus der Küche. 

Ich ließ die Tür zu fallen und trat zurück in die Küche. Mein Vater sah mich streng an, er sah es nicht gerne wenn Frauen bei mir waren. Meine Mutter blickte mich dagegen strahlend an. Sie dachte bei jeder Dame die ich zu besuch hatte, wäre etwas festes und ernstes. Ich musste sie jedes Mal enttäuschen. 

„Mum, das ist Carrie. Sie ist eine Freundin und ist eine von den Schülern, die für fünf Monate auf die Schule gehen.“, erklärte ich ihr, da Carrie den Mund nicht aufbekam. 

In ihren Augen sah ich etwas aufblitzen, es sah ein bisschen aus wie Enttäuschung. Aber vielleicht hatte ich mich auch nur geirrt. Wieso sollte sie enttäuscht gucken? Weil sie nur noch vier einhalb Monate hier sein wird oder weil ich sie als eine Freundin vorgestellt hatte? Meine Freundin war sie ja nicht, wir waren nicht zusammen. 

„Wie eine Freundin sieht das nicht aus.“, grinste mein Vater dreckig. 

„Dad!“, sagte ich und meine Mum sagte empört aber auch grinsend:“Tomas!“.

Ja, ich hatte eindeutig etwas von ihm geerbt. Meine Mum war auf einen Macho reingefallen und liebte ihn immer noch über alles. Carrie lachte auf und wir drei schauten sie verblüfft an. Sie hatte bis jetzt noch nichts gesagt oder irgendeine andere Reaktion von sich gegeben. 

„Du hast echt tolle Eltern.“, sagte sie zu mir. 

„Hi ich bin Carrie und Liam und ich sind nicht nur Freunde, nicht wahr, Liebling?“, sie sah mich mit klimpernden Wimpern an. 

„Oh ist das romantisch. Siehst du, Schatz, Liam wird noch das richtige Mädchen finden, dass ihm mal den richtigen Weg zeigt. So wie ich es bei dir getan habe.“, sagte meine Mutter sanft. 

„Ja, jetzt muss er nur noch die Firma übernehmen.“, meinte er wieder ernst und schaute meine Mutter an, als wäre ich nicht hier. 

„Können wir bitte nicht darüber reden, wenn ich Gäste hier habe?“, fragte ich gereizt. 

„Aber sicher, Liebling. Also Carrie, was machen deine Eltern so?“, fragte meine Mutter. 

„Mum nicht…“, versuchte ich sie aufzuhalten. 

„Sich betrinken.“, antwortete Carrie ohne einen Ausdruck im Gesicht. 

Meine Mutter verzog sofort das Gesicht und ich wusste das es ihr leid tat. Sie war eben eine sehr neugierige Person und konnte es nicht lassen, meine Bettbekanntschaften auszufragen. Nur dieses Mal hatte sie ein wirklich kaputtes Mädchen getroffen. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich sie wieder zurück holen wollte. Zurück ins hier und jetzt und das keine Angst vor ihren Eltern haben muss. 

„Wir wollten auch gar nicht länger bleiben, Liebling. Wir wollten dir nur kurz Hallo und wieder Tschüss sagen, wir zwei fliegen für zwei Wochen nach Japan. Also dann, hat mich gefreut dich kennen gelernt zu haben, Carrie.“, sie drückte Carrie kurz an sich und dann mich. 

Mein Vater gab ihr die Hand und mir auch und drückte mich ganz kurz. Carrie sah immer noch überrascht aus und blickte den beiden hinterher. Ich entschuldigte mich kurz und brachte meine Eltern zur Tür. Meine Mutter drehte sich noch einmal zu mir und nahm mein Gesicht. 

„Ich bin so stolz auf dich, mein Junge. Lass sie nicht gehen.“, meinte sie und lief dann meinem Vater hinterher, der schon voraus gegangen war. 

Verwirrt schloss ich die Tür und dachte darüber nach. Was meinte meine Mutter mit >Lass sie nicht gehen< ? Doch darüber konnte ich mir auch später Gedanken machen. Ich ging zurück in die Küche und sah Carrie dort immer noch stehen. 

„Tut mir leid mit meinen Eltern.“

„Sie sind wirklich sehr nett. Du solltest glücklich sein. Auch wenn dein Dad versuchen wird, dich in die Firma zukriegen.“

„Ja, ich habe sie beide lieb. Das mit meinem Vater wird irgendwann aufhören, er wird einsehen, dass ich nicht mit in die Firma einsteigen will sondern Lea. Sie hat nur Schiss es ihm zu sagen und ich kann es auch nicht.“

„Ihr seid echt kompliziert.“

„Das sagt die richtige.“

„Wie bitte? Ich bin doch nicht kompliziert. Wenn man mich einmal kennt, findet man mich liebreizend. Die Wutanfälle kommen nur bei Menschen vor, die ich nicht mag oder gar hasse. Du hast Glück, dass du dich gut schlägst.“

„Du brauchst mir gar nichts erzählen. Ich weiß wie du tickst. Also kommen wir noch mal zurück zu deinem Koch. Gibst du mir die Nummer?“, säuselte ich. 

„Richtig, er ist Mein Koch. Also nein, du bekommst seine Nummer nicht.“, meinte sie gereizt. 

„Schade“, ich zog eine Unschuldsmiene auf. 

Sie fiel beinah drauf rein, doch im letzten Moment blinzelte sie und schaute mich empört an. 

„Nein, nein…nein! Kannst du so was von vergessen, Nein! Ich werde nun gehen und mir Meine Sachen anziehen. Wir können ja später was machen oder so.“, sie wurde mit jedem Satz leiser. 

„Ok…dann bis später.“, sagte ich etwas betrübt. 

Ich wollte nicht, dass sie schon ging, doch diesmal wollte ich sie nicht aufhalten. Wie sehe das aus? Ich wollte nichts ernstes von ihr und so musste ich damit klarkommen, dass sie gehen konnte wann sie wollte. Ich trat vor ihr aus der Küche und begleitete sie zur Tür. Ich ergriff den Türgriff und wollte die Tür öffnen. Doch sie kam mir dazwischen und nahm die gleiche Position wie meine Mutter ein. Ihr Hände um meine Wangen geschlungen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und gab mir heißen Kuss. Nur irgendwie war ich nicht ganz bei der Sache und ließ sie machen. Sie ließ von mir ab, schaute mich noch einmal verwirrt an und ging dann. Verdammt! Ich hatte den Kuss vermasselt. Ich hätte sie an mich reißen sollen und wieder in mein Schlafzimmer ziehen sollen. Zu spät. Ich schloss leise die Tür und ging in die Küche. Ich räumte auf und dann machte ich weiter im Schlafzimmer. Ihre Strapse lag noch vor meinem Bett und ich musste grinsen über die letzte Nacht. Auch als ich duschen war hatte ich immer noch dieses Grinsen auf dem Gesicht. Selbst beim anziehen und fernsehen. Es verging bestimmt schon eine Stunde als es an der Haustür klingelte. Das waren sicher Noah und Ben. Ich versuchte normal zu wirken und öffnete schwungvoll die Tür. Ich erkannte Carrie mein Lächeln wurde noch größer. Na die hat es ja nicht lange ohne mich ausgehalten. Ihr Kopf hob sich und mein Lächeln erstarb. Sie sah aus als hätte sie einen Geist gesehen. Ich schluckte einmal bevor ich sie reinzog und auf das Sofa setzte. Ich hockte mich vor sie und sah ihr abwartend ins Gesicht. Sie hatte nur eine zerrissene Jeans und einen dünnen Pulli an. Sie musste frieren. Ich nahm die Decke von dem Sessel und deckte sie zu. 

„Carrie was ist passiert?“, fragte ich leise. 

Sie schien aus ihrer Trance wieder aufzuwachen und sah mich lange an. Sie brauchte einige Anläufe um etwas heraus zubringen. 

„Wir müssen sofort ins St. Andrews Hospital fahren. In Ohio.“, sagte mit erstickter Stimme. 

„Das sind fast drei Stunden fahrt. Wieso fahren wir dort hin?“, wollte ich verwirrt wissen. 

„Wir müssen jetzt sofort fahren, Bitte. Ich habe sonst niemanden der das machen könnte.“, flehte sie. 

„Ok, dann pack deine Sachen. Wir treffen uns am Tor.“

Sie nickte und stand wieder auf. Irgendetwas musste in Ohio sein, was sie so in Unruhe versetzte. Ich hörte die Haustür zuknallen und weg war sie. Ich packte auch ein paar Sachen in eine Reisetasche. Dann schrieb ich Noah und Ben, das ich mit Carrie nach Ohio musste und das es ein Notfall war. Sie sollten mich decken und bei den Lehrern sagen, das wir uns erkältet hatten oder ähnliches. Ich schnappte mir den Autoschlüssel und ging zum Tor. Da kam auch schon Carrie und ich nahm ihr die Tasche ab. Sie bedankte sich mit einem kurzen Nicken. Ich schloss den Wagen auf und verstaute die Taschen auf der Rückbank. Sie saß bereits auf dem Beifahrersitz und schaute nach draußen. Ich ließ mich auf meinen Sitz fallen, schloss die Tür und schnallte mich an. Als ich das Auto startete musste ich erstmal ein bisschen aufwärmen lassen. Der Sportwagen war warm und ich brauste los. Dadurch verursachte ich eine Staubwolke, aber es war mir egal. Aus irgendeinem Grund wollte ich das Carrie schnell in Ohio war. Es war ihr wichtig und somit auch mir. Ich konnte das nicht beschreiben. Wir fuhren bereits eine Stunde und dieses Schweigen wurde mir irgendwann zuviel. 

„Was ist in Ohio?“, wollte ich nun wissen. 

„Meine Eltern.“, flüsterte sie zitternd. 

„Deine Leiblichen?“, sie nickte und ich musste einfach weiter fragen. 

„Wieso willst du dann nach Ohio? Ich dachte du hasst sie?“

„Mein Vater hatte einen Autounfall und bevor er stirbt würde ich ihm gerne noch an den Kopf werfen, dass er mein Leben zerstört hat.“

„Meinst du nicht, dass das zu viel für dich ist?“, fragte ich sanft. 

„Was geht dich das an? Du kennst mich ja mal nicht richtig!“, schrie sie mich an wie eine Furie. 

Normalerweise hätte ich sie jetzt auch angeschrien, aber ich konnte nicht. Wahrscheinlich würde ich sie damit nur noch mehr verletzen. Außerdem war sie wütend auf ihren Vater nicht auf mich, aber ich war gerade der einzige den sie anschreien konnte. Also ließ ich es zu. An der Grenze machten wir eine kurze Pause und dann fuhren wir weiter. Nach einer Stunde standen wir auf dem Parkplatz des St. Andrews Hospital. Ich sah Carrie’s Hände zittern und nahm sie in meine. Sie blickte zu mir auf und lächelte sie aufmunternd an. 

„Alles wird gut, ok?“

Sie nickte leicht und ich ließ sie wieder los. Hätte ich weiter in ihre traurigen Augen gesehen, hätte ich wahrscheinlich selbst angefangen zu heulen. Ich konnte es nicht haben sie so traurig zu sehen. Ich stieg aus und öffnete ihr die Tür. Sie ergriff meine Hand, die ich ihr hinhielt und stieg aus. Ich ergriff ihre Taille und stützte sie. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sich gerade fühlte, aber ich spürte die Angespanntheit. Ich wollte ihr Halt geben und sie nicht loslassen. Ich hatte das Gefühl, dass sie das jetzt brauchte und mir auch dankbar war. Wir traten in die Halle ein und sie lief voraus zur Theke. Ich stellte mich hinter sie um aufzufangen, falls sie umkippen sollte. 

„Wo finde ich Mr. Donavan? Er hatte eine Autounfall.“, fragte sie Krankenschwester. 

„Und Sie sind?“, wollte sie unfreundlich wissen. 

„Ich bin seine Tochter.“, spuckte sie hasserfüllt aus. 

Die Frau stand auf und lief voraus. 

„Er kam heute morgen in die Notaufnahme. Sein Wagen hatte sich überschlagen und wurde dann noch von einem Lkw gerammt. Ich begleite Sie zu seinem Zimmer.“, meinte sie etwas freundlicher. 

„Danke.“, Carrie’s Stimme war brüchig. 

Wir befanden uns vor Zimmer 205 und die Krankenschwester klopfte an und öffnete die Tür. Sie ging rein und Carrie folgte ihr. Ich kam etwas später nach und sah, wie eine ältere Version von ihr aufstand und vor Wut kochte. 

„WAS FÄLLT DIR EIN HIER AUFZUTAUCHEN?“, schrie sie Carrie an. 

„Ich wollte mich nur verabschieden und Vater sagen, wie sehr ich ihn hasse.“, antwortete Carrie ruhig. 

„VERSCHWINDE MISTSTÜCK. DU HAST UNS EINFACH VERLASSEN.“, schrie die Frau und kam auf Carrie zu. Carrie ging zurück und wir befanden uns auf dem Flur. 

„Ja weißt du auch wieso? VATER SCHLÄGT DICH IMMER NOCH UND DU BLEIBST IMMER NOCH BEI IHM. Ich habe das nicht mehr ertragen und bin gegangen.“, Carrie’s Stimme sackte nun endgültig zusammen und stumme Tränen liefen ihre Wangen hinab. 

Einige Krankenschwestern und Ärzte traten auf den Flur um die Szene mit zu verfolgen. 

„Du enttäuschst mich, Carrie.“, meinte ihre Mutter gleichgültig. 

Das traf Carrie wohl härter als gedacht, denn sie schluchzte auf. Ihr Körper zitterte und ich wollte auf sie zugehen, als sie plötzlich stock steif stehen blieb. Ich wusste was nun kam. Sie würde ausrasten und einen ihrer Wutanfälle bekommen. 

„Ich enttäusche dich? Ha, (sie lachte verachtungsvoll auf). Sie dich doch mal an! Du siehst aus wie eine Schnapsdrossel. Na wie viel hast du heute schon getrunken, du riechst so sehr nach Alkohol, dass dein Eigengeruch schon irgendeine Schnapssorte ist. Seit ich bei Onkel Chat und Tante Jenna lebe fühlt es sich so an, als hätte ich euch nie gekannt.“, warf sie ihrer Mutter wütend an den Kopf. 

Ihre Mutter schnappte sich eine Schüssel von einem Tisch und warf sie in ihre Richtung. Carrie konnte noch rechtzeitig ausweichen. Ihre Mutter nutzte den Moment und verschwand im Zimmer ihres Vaters. Carrie’s Körper brodelte und sie warf das nächst beste um. Das war irgendein Tisch mit Sachen drauf. Ärzte kamen auf sie zu, um sie zu beruhigen. Sie fuchtelte wild um sich und ich sah plötzlich jemanden mit einer Spritze in der Hand. Anscheinend Beruhigungsmittel. Carrie schrie auf und schnappte sich den Arm von dem Arzt mit der Spritze. Die Spritze landete im Rücken des Arztes, der zu Boden ging. 

„Lasst mich in Ruhe. Meine verfluchte Mutter ist schuld, die sollten Sie einsperren.“, Carrie wehrte sich weiter. 

„Lassen Sie sie in Ruhe, sie muss sich einfach nur selbst beruhigen.“, ordnete ich laut an.

Die Krankenschwestern ließen sogar von ihr ab und machten einen zwei Metern großen Kreis um sie. Carrie fing wieder an zu zittern und drehte sich verzweifelt um. Als sie mich erblickte flossen wieder Tränen, ich öffnete die Arme. Sie kam zu mir gelaufen und ich nahm sie in eine schützende Umarmung. Sie schluchzte und ich strich ihr beruhigend auf den Rücken. Der Arzt mit dem Beruhigungsmittel im Rücken lag immer noch auf dem Boden und wurde nun von Schwestern auf ein Bett gezogen. Ich musste auflachen und wurde mit einem mahnenden Blick gestraft. Ich schnappte mir Carrie und hob sie hoch. Ich trug sie wieder nach unten und setzte sie ins Auto. Sie schlief ein, während ich wieder aus der Stadt fuhr. Ich fuhr durch West-Virginia und dann durch Virginia. Sie hatte wohl nicht viel geschlafen, denn als sie aufwachte hatten wir wieder morgen. Ich fuhr auf der Küstenstraße Richtung Wilmington. Die Sonnenstrahlen von der aufgehenden Sonnen strahlten ihr ins Gesicht. Ich öffnete das Dach und der Wind fegte durch ihre braunen Locken. Sie sah zu mir und ihre Augen leuchteten wie Sterne. 

„Wo sind wir?“, wollte sie wissen. 

„Wir sind gerade an den Hamptons und an Norfolk vorbei. Wir fahren zu einem Strandhaus meiner Eltern in Wilmington. Es wird dir dort gefallen.“, antwortete ich knapp und schaltete einen Gang höher. 

„Wieso fahren wir dort hin?“, fragte sie mit verschlafener Stimme und musste gähnen. 

„Damit du ein bisschen entspannen kannst. Die ganze Aufruhr mit deinen Eltern war sehr anstrengend für dich. Wir fahren für ein paar Tage an den Strand. Was hältst du davon?“ 

Sie drehte sich wieder zu mir, kletterte so gut es ging zu mir. Schnappte sich mein Gesicht und zog es zu ihr. Dann lagen ihre Lippen auf meinen und dieser Kuss war echt unglaublich. Ich fuhr leicht nach links und zog das Lenkrad schnell wieder nach rechts. Carrie ließ sich wieder in ihren Sitz fallen. Biss sich auf die Unterlippe und lachte laut. Sie sah aus wie ein Engel, den ich nur für mich ganz allein hatte.

IX. Der schwarze Ritter!

 

(Carries Sicht:)

 

Ich saß auf dem Sofa auf der Terrasse in eine Decke eingewickelt. Die Sonnenstrahlen, die über den Horizont noch hervorkamen, wärmten mein Gesicht. In meinen Händen hielt ich den schon abgekühlten Tee und starrte auf das offene Meer hinaus. Der Anblick war wunderschön und meine Gedanken fingen wieder an abzuschweifen. Ich hätte gestern nicht nach Ohio fahren sollen, dass war eine wirklich dumme Idee. Doch ich war froh, dass Liam hier war, er gab mir Kraft das durchzustehen. Schritte waren zu vernehmen und ich drehte mich um. Liam kam in kurzer Hose, T-Shirt und Barfuß auf die Terrasse getreten. Das ihm nicht kalt war wunderte mich. Die Sonne war zwar warm, aber nicht warm genug, um so frisch angezogen nach draußen zu gehen. 

„Hey.“, begrüßte er mich mit einem sanften Lächeln im Gesicht. 

„Hey.“, nuschelte ich und lächelte ihn ebenfalls an. 

Doch mein Lächeln war aus irgendeinem Grund schüchterner und mein Bauch fing an zu kribbeln. Ich hatte wohl Hunger. Er setzte sich neben mich auf das Sofa und legte den Arm hinter mich auf die Lehne. Ich lehnte mich ganz leicht gegen ihn, da ich nicht wusste ob es für ihn in Ordnung war. Sein Arm schlang sich um meinen Rücken und drückte mich näher an ihn. Anscheinend war es ok für ihn und mir gefiel es. Ich fing an dieses Gefühl, in seinen Armen zu liegen, zu lieben. Mein Verstand war selbst davon überrascht, doch ich nahm es als keine Gefahr war. Was ist schon ein bisschen Schwärmerei? Ich kuschelte mich noch enger an ihn und gemeinsam genossen wir schweigend den Sonnenuntergang. 

Als es dann stockduster war regte sich Liam neben mir und sah mich von oben hinab an. 

„Hast du Hunger?“, wollte er leise wissen. 

„Ein bisschen.“, antwortete ich vergnügt.  

„Na schön, dann lass uns essen gehen.“, schlug er vor und stand auf. 

Ich folgte ihm ins Haus und zog mir schnell etwas wärmeres an. Dann fuhren wir mit seinem Wagen in die Stadt zu einem wirklich gutem Italiener. Das Essen war köstlich und bei unserem Dessert nahm Liam meine Hand in seine. Ich blickte ihn erstaunt an, doch er gab nur ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel preis. Ich ließ es geschehen und fühlte mich geborgen. Der Abend war wunderschön und wir blieben noch ein bisschen länger in der Stadt. Wir schlenderten die Einkaufsstrasse hoch und ich blieb bei fast jedem Laden stehen um hinein zu schauen. Liam zog mich dann irgendwann mit sich, weil er keine Lust mehr auf bummeln hatte. Wir fuhren zurück. Auf dem Weg stellte ich das Radio laut und sang mit. Liam fand das zum Lachen und bei jedem weiteren Lied wurde ich immer leiser. Als wir am Strandhaus waren hörte ich bereits das Meer rauschen und schloss für eine Sekunde die Augen. Dieses Geräusch beruhigte mich so ungemein. Ich ließ mich von Liam ins Haus ziehen und dann auf das Sofa. Er kam direkt hinterher und legte sich auf mich. Er sah mir kurz in die Augen, bevor sein Gesicht näher kam. Ich schloss meine Augen und schon spürte ich diese perfekten Lippen auf meinen. Ich erwiderte den Kuss sofort und schlang meine Arme um seinen Hals. Seine Hände fuhren unter meinen Körper über meinen Rücken und beugten mich ihm entgegen. Ich musste mich kurz umlegen und kam da wohl auf die Fernbedienung. Der Fernseher sprang an und strahlte gerade Nachrichten aus. 

„…wird der geheimnisvolle Fahrer auch dieses Mal in Italien an der Tour teilnehmen? Bis jetzt haben die Veranstalter nichts von ihm gehört…“, berichtete die Dame im Gerät. 

Ich drehte meinen Kopf in Richtung Gerät und ignorierte somit die Küsse von Liam, die meinen Hals trafen. Ich seufzte. Nicht wegen Liam, sondern wegen dem Motorradfahrer im Fernsehen. Er war komplett in schwarz gehüllt und seine gut trainierter Körper wurde durch die engen Lederklamotten zum Lustobjekt. Niemand hat jemals sein Gesicht gesehen, außer vielleicht sein Manager. Er ist der beste und heißeste Fahrer seit Jahren. Egal wie sein Gesicht aussieht, allein wegen seinem Körper würde ich mit ihm schlafen. 

„Ich merke, dass du nicht wegen mir so heiß bist.“, sagte Liam und zog mich wieder zurück. 

Ich sah ihn an und musste erst wieder ins Hier und Jetzt kommen. Mit einem Schmollmund sah ich ihn entschuldigend an und er lachte auf. Gewonnen! Mein Blick ging wieder zum Gerät und ich schmolz dahin. 

„Ich würde alles stehen und liegen lassen um diesem Kerl zu begegnen. Und ich meine nicht auf der Bahn, sondern so richtig. Ich will seinen Helm runterreissen und mich um seinen Körper schlingen. Teufel, er ist so heiß.“, schwärmte ich. 

„Du erzählst mir doch nicht gerade ernsthaft, während ich dich küsse, dass du lieber mit einem anderen Kerl durchbrennen willst?“, fragte er. 

Ich sah ihn vorwurfsvoll an und mein Blick wurde wieder ganz wabbelig. 

„Aber er ist so scharf in diesen Klamotten.“, schniefte ich verträumt. 

„Du kennst nicht mal sein aussehen und doch willst du was mit ihm anfangen?“, fragte er verstört. 

„Dafür habe ich ja dich. Ich stelle mir dich in seinen Klamotten vor. Das ist heiß“, ich konnte nicht aufhören zu schmelzen. 

Wenn ich den schwarzen Teufel sehe wird mir immer ganz flau im Magen und ich wünsche ihn ganz nah bei mir.

„Du bist wirklich verrückt.“, meinte er schmunzelnd und versenkte seine Zunge in meinem Mund. 

 

Wir blieben noch zwei Tage am Strand und fuhren dann zurück zum Internat. Dieser Kurzurlaub hatte mir so gut getan. Ich war gleich viel entspannter, lag vielleicht auch an den gemeinsamen Stunden mit Liam. Ich ignorierte das Gefühl, das ich bei ihm spürte, wenn er bei mir war. Ich überspielte alles mit einem Lächeln. Dennoch wusste ich, dass ich mir das nicht auf daher antuen konnte. Irgendwann würde mein Herz daran zerspringen. Ich wusste, dass Liam nicht mehr als Freundschaft empfand. Das sollte ich auch, doch irgendwie tat mein Herz das, was es nicht tun sollte. Ich hatte Liam in mein Herz gelassen und er nahm es mir Stück für Stück weg. Mein Problem war nur, dass ich ihn so gerne hatte, dass ich diese „Schmerzen“ ertrug um weiter bei ihm zu sein. Er tat mir gut. Zum ersten Mal tat mir ein Kerl gut und das wollte ich so schnell nicht wegwerfen. Man könnte schon fast meinen, dass ich ihn ausnutzte, nur damit es mir gut ging. Jetzt bekam ich ein schlechtes Gewissen. Schließen wir diese Gedanken weg und und hören Laura aufmerksam zu. Sie redet gerade über ihr neues Armband, das sie von Ben geschenkt bekommen hat. 

„Wieso ist das bei euch so einfach?“, will ich wissen. 

Laura und Grace sahen mich überrascht an. Laura mit ihrer rosa-roten Brille verstand gar nichts und sah mich liebevoll an. Grace hingegen sah mich mitfühlend an. Sie kannte mich besser als Laura und mich selbst. Sie verstand was ich meinte, Laura macht einem Mut jemanden kennen zulernen. Doch ich hatte jemanden kennen gelernt, aber ich durfte damit nicht vor meinen Freundinnen prahlen. Es musste geheim bleiben, da Liam und ich keine Lust hatten auf diesen kitschigen Blödsinn. Wir waren nur Freunde, die ab und zu Spaß haben mehr nicht. An Gefühle war da nicht zu denken. 

„Nun ja, Ben hat mich um den Finger gewickelt und ich habe leider die Schere verloren.“, meinte Laura verträumt. 

Grinsend sah ich zu ihr herüber und musste wieder einmal schmunzeln. Sie war wirklich naiv, aber süß. Ich hatte Ben „getestet“ und wusste, dass die zwei für einander bestimmt waren. Nur es würde Laura das Herz brechen, wenn sie sich jemals trennen sollten. Nein, sie würde daran zerbrechen. Wir drei saßen auf den Mauern am Strand und genossen die warme Sonne. Charleston war eigentlich eine wunderschöne Stadt. Das Meer rauschte wie an jedem anderen wundervollen Ort. Ich liebte das Meer. Es beruhigte mich. 

„Laura, hör auf so zu schwärmen. Wir wissen wie sehr du Ben liebst.“, kicherte Grace. 

„Deshalb muss ich es immer wieder sagen, damit ihr das auch bloß nicht vergesst.“, sagt sie und kichert ebenfalls. 

Wir stimmen ein in großes Gelächter und können uns nur sehr schwer wieder einkriegen. Ich rapple mich auf und klopfe mir den Sand von der Hose. 

„Na los Mädels, sonst kommen wir noch zu spät.“, meinte ich und ging einen Schritt voraus. 

Die zwei anderen standen ebenfalls auf, klopften sich den Sand von der Hose und folgten mir. Wir liefen die Strandpromenade entlang und sahen Fischern dabei zu, wie sie ihr Glück versuchten einen Fisch zu fangen. Das Bild war wunderschön und ich wünschte ich könnte es mit einer Kamera festhalten. Solche Momente sollten festgehalten werden, damit sie immer in Erinnerung schwelgen. Ich blickte zurück und sah auf der anderen Straßenseite einen Motorradfahrer, der gerade ein Stop machte. Ich blieb stockend stehend und kniff die Augen fest zusammen. Meine Spucke blieb weg und ich fing an, schwer zu schlucken. Die anderen zwei blieben ebenfalls stehen und sahen mich verblüfft an. 

„Was ist denn, Carrie?“, wollte Grace wissen. 

Ich sah sie an und dann wieder zu dem Typen. 

„Ehm, geht ihr schon mal vor, wir treffen uns dann dort.“, sagte ich und war dabei zu gehen. 

„Was hat sie denn?“, wollte Laura von Grace wissen. 

„Ich glaube, sie geht zu diesem schwarzen Kerl dahinten, sie glaubt doch immer noch fest daran dem schwarzen Motorradfahrer irgendwann zu treffen.“, erklärte Grace. 

„Wie romantisch…“, hörte ich es nur noch leise von Laura. 

Mein Blick war auf den Motorradfahrer gerichtet, der ganz in schwarz gehüllt war und sein schwarzer Helm sein Gesicht verdeckte. Ich sah nach rechts und links und überquerte dann die Straße. Der Typ stand immer noch da und ich konnte seine Maschine aus dem Fernsehen wieder erkennen. Er war es wirklich. Oh mein Teufel, ich werde ihn endlich kennen lernen. Vorsichtig, damit er nicht wegfuhr, ging ich auf ihn zu. Ich stand hinter ihm und hielt plötzlich meine Finger in seinen Rücken. 

„Nehmen Sie den Helm ab, damit ich Sie identifizieren kann.“, sagte ich in einer tieferen ernsten Stimme. 

Der Typ verkrampfte sich, öffnete aber seinen Helm und zog ihn vom Kopf. Mein Hand ging derweil zu meinem Mund und ich hielt sie geschockt davor. 

„Seit wann hält mir ein Cop-“, er drehte sich um und hörte auf zu sprechen. 

Er sah mich mit größer werdenden Augen an und ich konnte nicht anders als schockiert die Luft einzuziehen. Der legendäre Motorradfahrer, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hatte stand auf einem mal vor mir und ich wusste das er es war. Ein Windstoß zerzauste mir die Haare und ich kämmte sie zurück. Mein Schock hatte sich langsam in Unglauben verwandelt. 

„Aber wie…“, ich konnte nicht zu ende sprechen. 

„Überraschung!“, diesen Sarkasmus würde man überall wieder erkennen. 

Ich konnte nicht widerstehen, meine Emotionen überhäuften sich. Ich musste ihn einfach zu mir herunterziehen und diese perfekten Lippen küssen. Diese Lippen, die für mich wie gemacht waren. Er war kurz überrascht zog mich dann doch zu sich und erwiderte den Kuss. Ich schmolz in seiner Umarmung und ließ mich weiter fallen. Die Sonne gab noch einmal alles was sie hatte und erwärmte mich. Für außenstehende sahen wir bestimmt aus wie Ertrinkende. Der Wind, der mir die Haare zerzauste und die Sonne dazu. Völlig kitschig und Klischeehaft. Meine Arme schlangen sich automatisch um den Hals und er zog mich hoch, somit klemmte ich seine Hüfte mit meinen Beinen ein. Er trug mich allein durch seine starke Hand an meinem Hintern und die Hand an meinem Rücken. Seine Hand streichelte hoch, zu meinem Nacken und drückte mich noch näher an seine Lippen. Dieser Kuss war überwältigend und ich konnte Stunden so weiter machen, doch mir fielen Grace und Laura wieder ein. Sie warteten bestimmt schon auf mich. Ich löste mich von ihm und sah ihm tief in die Augen. Völlig außer Atem strich ich ihm über die Lippen und entfernte ein bisschen von meinem Lippenstift. 

„Ich muss zurück zu den anderen. Die warten sicherlich schon auf mich in der Kuba-Bar.“, sagte ich leise.    

Er nickte und ließ mich wieder herunter. Bevor ich mich umdrehen konnte schnappte er sich noch einmal mein Gesicht und küsste mich noch ein letztes Mal. Dann ließ er von mir ab, grinste und ich lief über die Straße. Als ich mich umdrehte hatte er bereits seinen Helm wieder auf und fuhr davon. Heiß! Mit einem Grinsen auf dem Gesicht spazierte ich die Promenade bis zu Bar entlang und suchte schließlich nach Laura und Grace. Sie saßen an einem höheren Tisch und saßen auf Barhockern. Ich setzte mich zu ihnen und begrüßte Ben und Noah. 

„Na Jungs.“, war nur meine kurze Begrüßung mit einer Umarmung. 

„Gefunden wonach du gesucht hast, Carrie?“, wollte Grace spitzbübisch wissen. 

„Mh was? Nein.“, sagte ich schnell und bestellte mir einen Long Island Icetea.

Grace sah mich eine Weile an und schüttelte schließlich den Kopf. Sie kannte mich eben am besten. Wir fünf redeten ein bisschen über Schule und die Welt. Der Abend wurde immer später und die Bar immer voller. Ich blickte mich um und sah Liam auf uns zu kommen. Er lächelte mir kurz zu, bevor die anderen ihn sahen. Als er an unseren Tisch kam begrüßten ihn auch die anderen und er setzte sich mir gegenüber. 

„Wo warst du, Kumpel?“, wollte Noah wissen und Liam wandte den Blick von mir ab. 

„Ich hatte noch was zu erledigen und dann wurde ich aufgehalten.“, antwortete er und sein Blick flog zu mir. 

Ich drehte den Kopf und sah zu Laura, die gerade versuchte Ben das Serviettenfalten bei zu bringen. Das sah zum schießen aus, denn er verzweifelte bei jedem weiteren Versuch es genau so zu machen wie Laura. Ich schnappte mir ebenfalls eine Serviette und machte die Schritte von Laura nach. Die anderen Gäste sahen uns schräg von der Seite an, doch ich fand es witzig. Ich bekam sogar eine Seerose hin, bei Ben sah das eher nach ausgekotztem aus. Laura gab ihm einen Kuss dafür, dass er es nicht hinbekam. Die zwei waren einfach zuckersüß zusammen und passten auch perfekt zusammen. Grace und ich hatten schon bezweifelt, dass sie nie wieder glücklich wird. Nachdem ihr Ex-Freund so ein scheiße gebaut hatten, dachten wir sie würde niemanden mehr nahe kommen. Doch das Blatt hatte sie gewendet und nun saßen die zwei voreinander und warfen sich verliebte Blicke zu. Grace hingegen war immer noch etwas schüchtern gegenüber Noah und das machte die beiden noch liebenswerter. Ich war guter Dinge, dass es bei den beiden auch noch richtig funkte (wenn es das nicht schon tat). Wer weiß was Grace mir so alles verschwieg. Ich musste ihr immerhin das mit Liam verschweigen. Ich wusste, dass es irgendwann nicht mehr funktionieren würde. Diese Geheimniskrämerei ging nie gut aus, doch bis es dazu kam wollte ich alles genießen. Ich mochte ihn auf eine gewisse Weise, aber mehr durfte es auch nicht werden. Das würde nicht gehen, dafür sind wir zu stur. Ich blickte kurz zu Liam, der mich beobachtet hatte. Dafür bekam er einen strafenden Blick von mir und ich sah mich weiter in der Bar um. Über dem Tresen befand sich ein Fernseher, der gerade die Nachrichten anzeigte. Es ging um Sport. Da war er wieder, der Bericht über das Rennen. Grace stupste mich an und beugte sich zu mir rüber. 

„Glaubst du er fährt dieses Jahr?“, wollte sie wissen. 

Ich zuckte mit der Schulter und schmachtete weiter den Kerl im Fernsehen an. 

„Was hat sie denn?“, wollte Ben wissen und ich sah zu ihm. 

Noah war verschwunden und nur noch Liam, Grace, Laura, Ben und ich saßen am Tisch. 

„Sie wird völlig verrückt, wenn sie den schwarzen Motorradfahrer sieht.“, antwortete Grace. 

„Wieso?“, wollte er verwirrt wissen. 

„Weil er heiß ist, würde ich ihn kennen, ich würde ihm das Hirn raus vögeln.“, meinte ich und mein Blick schweifte zu Liam. 

Er erwiderte diesen intensiven Blick und zog eine Augenbraue hoch, teufel, er war so heiß. Ich stöhnte leise auf und konnte kaum an mich halten. Diese dunklen Augen sogen mich auf und ich wurde nervös, mein Körper fing ungewollt an zu zittern.

„Ach Carrie, wolltest du mir nicht noch dieses Kunstwerk am Strand zeigen, dass im Dunkeln erleuchtet wird.“, fragte Liam tief. 

Ich nickte heftig und ließ mich vom Stuhl sinken. Meine Knie waren weich wie Wackelpudding und ich konnte kaum aufrecht stehen. Ich drehte mich zu den drei und hob die Hand. 

„Wir sehen uns dann zu hause.“, meinte ich zu ihnen und folgte Liam wie ein Hund. 

Er ging nicht vorne heraus, sondern nahm den Hinterausgang. Ich gehorchte ihm und schon standen wir im Hof. Es war recht dunkel und rechts befand sich eine Bank. Wir gingen weiter in die Dunkelheit und Liam setzte sich auf die Bank. Ich schlang meine Beine über ihn und saß nun auf seinem Schoß. Meine Hände fanden automatisch seine Haare und zogen daran. Seine Hand strich über meinen Oberschenkel hoch zu meiner Mitte und ich bekam eine Gänsehaut. Die andere Hand von ihm strich über meinen Rücken unter dem Top. Ich musste grinsen und küsste ihn sanft auf den Mundwinkel. Mein Atem wurde etwas schneller mit seiner Hand, die angenehm über meine Mitte strich. Ich wurde nasser und konnte es kaum erwarten ihn zu küssen. Doch erst musste ich etwas loswerden. 

„Hallo, schwarzer Ritter.“, flüsterte ich. 

„Hallo, Prinzessin.“, sagte er ebenfalls. 

Ich konnte mich an solche Begrüßungen gewöhnen. Erst hallo sagen und danach Sex. Das hatte ich auch mit ihm. Auf einer Bank in einem Hinterhof hinter einer Bar am Strand. Aber es war der beste und aufregendste öffentlichste Sex den ich je hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 15.04.2013

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