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Infos & Klappentext

Es war nur ein kleiner Schritt, den ich gerade gegangen war, aber für mich bedeutete er die Welt.

Timothy Johnson

 

Liebe Leserinnen und Leser

 

Endlich ist es so weit und ihr könnt den letzten Band der Trilogie lesen. Ich freue mich, euch wieder auf eine Reise voller Emotionen, Thrillerelementen, Spannung und etwas Romantik zu schicken. Auch bei Verfolgt rate ich traumatisierten Personen vom Lesen ab. Das Buch ist ab 16 Jahren geeignet.

 

Band 3 baut auf den ersten beiden Teilen auf. Somit braucht es die Kenntnisse aus Band 1 (Verraten) und Band 2 (Verschleppt), um den Inhalt zu verstehen.

 

Wie schon im ersten Buch habe ich teilweise Wörter verwendet, die einfach zu Bern gehören. Deshalb ist die Straßenbahn bei uns das Tram und die Arkaden heißen in Bern nun einmal Lauben.

Ich hoffe, dass ihr das nachvollziehen könnt.

Da ich für einige Personen je nach Umfeld andere Namen benutze, sind sie hier zu besserem Verständnis aufgeführt. Wie ich schon in Band 2 erklärte, werden in Russland im Freundes- und Familienkreis meistens die Kurznamen gebraucht.

Das betrifft folgende Hauptpersonen:

Timothy (Timo) Johnson bekam in Band 2 in Russland einen neuen Namen - Dimitri (Mitja) Nikolajewitsch Nikitin. Dieser wird hier vor allem in den Flashbacks benutzt.

Michail Semjonowitsch Belowski wird auch Mike oder Micha (von Familienmitgliedern) genannt.

Alexandra Iwanowna Oserova wird von allen nur Sascha genannt.

Demjan Janowitsch Wolkonov wird von Sascha mit der Kurzform Djoma angesprochen.

Am Ende des Buches findet ihr die Charaktere der ganzen Trilogie. Bei den Nebencharakteren habe ich die Nummer des Bandes notiert.

 

 

Klappentext

 

Maxim kämpft sich bei illegalen Boxkämpfen von Sieg zu Sieg, doch die Organisation hat weitere Pläne mit dem Zwanzigjährigen und stellt ihn vor ein Ultimatum. Maxim sieht nur noch einen Ausweg, um dem Grauen zu entgehen.

Kaum ist Timo bei seiner Mutter eingezogen, steht er vor neuen Herausforderungen. Flashbacks, die ihm den Schlaf rauben, und die Furcht vor der Organisation sind nur das eine Problem. Aufgrund seiner Sprachblockade ist er auf Michails Hilfe angewiesen, der mit eigenen Problemen und Sehnsüchten zu kämpfen hat. Wird er die Frau aus Russland wiedersehen, die ihm den Kopf verdreht hat? Als Mason in Timos Leben tritt, scheint das Chaos perfekt, oder kann ausgerechnet er ihm helfen?

 

Band 3 der Flashback-Trilogie führt die Charaktere der vorigen Bände ein letztes Mal zusammen. Werden Timo, Maxim und Mason der Organisation endgültig entkommen oder müssen sie sich ihrem grausamen Schicksal beugen?

 

Charakterübersicht alle 3 Bücher

1

 Maxim

Moskau, Mitte Dezember

 

Die erste Runde war vorbei. Boris hatte mich oberhalb des Auges getroffen und die Wunde vom Training war wieder aufgerissen. Sie hatte so stark geblutet, dass Denis, mein Trainer, sie vorhin mit einem Strip kleben musste.

Das war jedoch nicht der einzige Schlag, den ich eingesteckt hatte. Ich musste aufpassen, dass die Wut, die sich in mir staute, mir nicht die Sinne vernebelte.

Nun standen mein Gegner und ich uns für die zweite Runde gegenüber. Wir hielten beide die getapten und mit fingerlosen Handschuhen bedeckten Fäuste auf Kinnhöhe, um uns vor einem Schlag ins Gesicht zu schützen.

»Bist du sicher, dass du nicht lieber zu Mami heimgehen willst? Du zitterst ja vor Angst«, pöbelte der stiernackige Koloss.

Ich gab ihm nicht die Genugtuung zu reagieren. Deshalb hielt ich die Klappe, obwohl es mir schwerfiel. Boris wollte mich nur dumm anmachen, um mich abzulenken. Er wusste außerdem, dass ich kein Zuhause hatte, denn es war kein Geheimnis, dass ich Waise war und Jegor gehörte.

In dieser und den nächsten Runden schenkten wir uns nichts. Wir hatten beide schon mehrere Kämpfe hinter uns und wollten diesen Fight zu Ende bringen.

Es war der letzte Kampf des Abends. Er wurde im Untergeschoß einer alten Fabrik ausgetragen. Die dunkelroten Backsteinwände der Halle waren schmutzig und abgewetzt. An der einen stand eine riesige Bar, hinter der einige Männer in hautengen Shirts und leichtbekleidete Frauen alkoholische Getränke ausschenkten. Inmitten des großen Raums befand sich der achteckige Metallkäfig, in dem Boris und ich gegeneinander antraten.

Um diesen herum waren reihenweise Stühle aufgestellt worden, doch die meisten Zuschauer standen unterdessen und machten einen ziemlichen Radau, wenn jemand von uns beiden getroffen wurde. Vermutlich waren sie total angeheitert oder bereits stockbesoffen.

Es würde mich auch nicht wundern, wenn einzelne Zuschauer high waren, denn an jeder Ecke wurden Drogen von Jugendlichen vertickt, die von der Organisation dazu verdonnert worden waren.

 

Inzwischen war die fünfte Runde eingeläutet worden. Um meinen Gegner herumtänzelnd, schlug ich mit der rechten Faust zu. Ein, zwei, nein drei Hiebe landete ich in Boris’ Gesicht und in seine Flanke.

Der Typ schüttelte aber nur benommen den Kopf. Er starrte mich aus zu schmalen Schlitzen verzogenen Augen grimmig an, ehe er sein rechtes Bein zu einem Sidekick hochzog. Zum Glück konnte ich dem kräftigen Tritt im letzten Augenblick noch ausweichen, sonst hätte er mich damit zu Boden geschickt.

»Gib es ihm! Mach ihn fertig, Flammenmann!«, hörte ich einige Weiber kreischen. Andere feuerten meinen Gegner stürmisch an.

Ich musste mir etwas einfallen lassen. Der Mann mir gegenüber war schwer zu besiegen und ich spürte, dass ich ans Ende meiner Kräfte gelangte.

Der Schweiß lief in Strömen über meinen nackten Oberkörper, mein Kopf fühlte sich heiß an und meine Beine zitterten vor Anstrengung. Also wagte ich etwas Ungewöhnliches. Vermutlich würde mich Denis später dafür lynchen, aber ich wollte nicht in diesem Käfig verrecken, denn der grausame Blick von Boris versprach mir genau das.

Ich zwinkerte ihm kokett zu und lächelte ihn an. Diese Anzüglichkeiten hatte ich im Waisenhaus perfektioniert.

Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck knurrte Boris mich an und ließ versehentlich die Verteidigung fallen. Ich nutzte es schamlos aus. Schnell verpasste ich ihm einen finalen Schlag auf den Solarplexus.

Mit einem Stöhnen sackte Boris in sich zusammen und fiel auf den mit Sand bestreuten Boden, auf dem er bäuchlings liegenblieb.

Als der Kampfrichter, dessen blanker Schädel vor Schweiß glänzte, neben ihm zu zählen begann, half das Publikum laut mit.

»Sechs, sieben, acht, neun, zehn«, zählte er laut. Ich stand daneben und zählte im Kopf mit, während ich meine Hände auf die Knie legte und mehrmals heftig ein- und ausatmete.

Als sich Boris tatsächlich nicht mehr aufraffte, brach die Hölle los. Die Leute jubelten und stampften mit den Füßen und ich, ich konnte es kaum fassen, dass ich tatsächlich gewonnen hatte. Mein Kopf war einen Augenblick lang wie leergefegt.

Endlich war dieser unfaire Kampf vorbei. Viel länger hätte ich nicht durchgehalten. Der Druck, der sich die ganze Zeit in meinem Magen bereitgemacht hatte, löste sich.

Vor dem Fight hatte ich das erste Mal Bauchschmerzen gekriegt, denn der Typ am Boden überstieg meine Gewichtsklasse um einiges, was der Organisation scheißegal war. Es interessierte schlichtweg keinen, dass der ehemalige Champion mindestens dreißig Kilo mehr wog als ich. Ich hatte abzuliefern, ob es mir gefiel oder nicht.

An meiner linken Braue spürte ich eine Flüssigkeit, die mir über die Wange lief und auf meine Schulter tropfte. Ich rieb mit dem nackten Arm über diese Gesichtshälfte, was sicher kaum was brachte und das Blut nur verteilte. Boris hatte die Wunde, die vorhin geklebt worden war, erneut aufgerissen.

Meine Oberlippe war ebenso wie mein linkes Auge geschwollen und an meinem Oberkörper spürte ich bereits, wie sich mehrere Blutergüsse ausbreiteten.

Das Adrenalin, das durch meinen Körper rauschte, verhinderte jedoch, dass die Verletzungen arg schmerzten. Morgen würde es definitiv anders aussehen.

»Der Flammenmann hat wieder zugeschlagen!«, brüllte der Kommentator in diesem Moment. »Sieg für den neuen Champion von Moskau. Er ist seit vier Wochen ungeschlagen und hat Boris damit vom ersten Platz verdrängt.«

Während dieser Ansage, stieß ich die Hand mit geballter Faust in die Luft und drehte mich einmal um die eigene Achse und gab einen Siegesschrei von mir.

Dabei blickte ich geradewegs ins Publikum, das mir euphorisch zujubelte.

Was sie nicht wussten: Ich spottete insgeheim über sie, denn ich verachtete die Meute spielsüchtiger Trottel oder die Sugardaddys, die ihre leichtbekleideten Püppchen am Arm herumführten. Die reichen Säcke erinnerten mich zu sehr an die Zeit im Waisenhaus.

Natürlich durfte ich mir nach außen hin nichts anmerken lassen, denn ich brauchte sie, um meine Kämpfe zu finanzieren. Diese waren alles für mich, denn sie gaben mir wenigstens etwas Sinn im Leben.

Das hörte sich vielleicht traurig an, aber es war das erste Mal, dass ich etwas Einfluss auf mein Leben hatte. Ich hatte nichts anderes gelernt und damit keine Zukunft außerhalb des Käfigs. Zudem gab mir Jegor viele Freiheiten und eine eigene Wohnung, die ich natürlich nie ohne Begleitung verlassen durfte, aber sie gehörte mir, solange ich ihm genügend Kohle einbrachte. Und das tat ich, solange ich gewann. Nur deshalb riss ich mir den Arsch beim Training und den Fights auf und ließ mir von meinem Trainer allerhand Beleidigungen gefallen, denn ich war sonst nicht der Typ, der gerne Befehle annahm.

Aus diesem Grund ließ ich meine Fans oder die anderen Zuschauer, welche auf mich wetteten, auch in dem Glauben, dass ich sie mochte und gab sogar brav Autogramme. Doch außer der kurzen Freude, wenn ich gesiegt hatte, fühlte ich nichts. Nichts außer Trostlosigkeit und Kälte.

Gefühle wie Freundschaft und Liebe hatte ich tief in den hintersten Winkel meines Kopfes verbannt. Sie durften nie mehr an die Oberfläche kommen, sonst würden sie mich zerstören. Noch schmerzte es genauso stark, als wäre es erst gestern gewesen, als Denis die Bombe im Camp hatte platzen lassen. Doch in Wirklichkeit waren seit dem Tag, an dem mich die Organisation aller Hoffnung beraubt hatte, bereits sechs Wochen vergangen.

 

»Dimitri ist seit gestern im Camp«, erzählte mir mein Trainer mit einem Gesichtsausdruck, den ich im ersten Moment nicht einordnen konnte.

»Echt, Mitja ist hier? Wann kann ich ihn sehen?«, fragte ich geradezu aufgeregt und begann bestimmt über das ganze Gesicht zu strahlen. Schmetterlinge tanzten in meinem Inneren. So fühlten sich die Schwingungen in meinem Bauch jedenfalls an.

Denis begann laut zu lachen und ich starrte den Hünen vor mir verständnislos an.

»Warum lachst du mich aus?«, platzte ich heraus.

»Du solltest dich sehen. Wie ein verliebter Narr kommst du mir vor. Aber du wirst den Jungen niemals kriegen. Dimitri gehört jetzt Nikolaj, dem Cousin von Jegor«, informierte mich das Arschloch genüsslich.

»Ich bin nicht in ihn verliebt«, behauptete ich entrüstet. »Wie kommst du darauf, dass ich schwul sein könnte?«

»Pf. Dein Blick sagt mir alles, aber ich erkläre es dir gerne noch einmal. Dimitri ist nicht mehr dein Freund. Du wirst ihn als das behandeln, was er ist. Das Eigentum unseres Rivalen, also damit ist er auch dein Feind.«

»Nein, das kann ich nicht tun.«

»Das glaube ich schon. Wenn du Jegors Mitteilung gelesen hast, wirst du genügend Ansporn dazu haben.« Denis drückte mir mit einem höhnischen Grinsen ein Blatt Papier in die Hand.

 

Maxim, du wirst heute Nachmittag gegen deinen ehemaligen Freund Dimitri kämpfen. Zeig ihm, auf welcher Seite du stehst. Der Freundschaftsbruch zwischen euch muss unwiderruflich sein. Ich bin sicher, du willst deine Karriere als Kämpfer, für die du so hart trainiert hast, nicht für den Feind aufs Spiel setzen. Andernfalls werden wir leider Konsequenzen ziehen müssen, die dir nicht gefallen werden. Statt dem Untergrund wird dich ein Leben auf dem Strich erwarten, was du bestimmt vermeiden möchtest, denn gegen meine Männer war Bykow ein Lämmchen. Ich bin sicher, du wirst dich für den richtigen Weg entscheiden. Jegor

 

Nachdem ich die Worte gelesen hatte, wusste ich, was ich tun musste, obwohl sich alles in mir dagegen sträubte. Der Strich war keine Option für mich. Nicht einmal, wenn ich dafür die Freundschaft zu Mitja zerstören musste.

 

Am Nachmittag, als ich mit hängendem Kopf und mit einem flauen Gefühl in der Magengegend auf der Bank in der Garderobe saß, drückte mir Denis eine Getränkeflasche in die Hand.

»Trink das, während ich dir die Hände tape. Nachher hast du keine Zeit mehr dazu. Es wird vermutlich sowieso eine kurze Sache. Dein Gegner ist ein Waschlappen.«

Bei diesen Worten zuckte ich zusammen. »Du kennst ihn nicht. Sprich gefälligst nicht so von Mitja«, fuhr ich ihn an.

Denis packte mich augenblicklich im Nacken und drehte meinen Kopf etwas, sodass ich ihm in die graublauen Augen sehen musste. »Hast du dich umentschieden?« fragte er mit gerunzelter Stirn und strenger Stimme. »Du weißt, was das für dich bedeuten würde. Sei nicht dumm, Maxim.«

»Ich werde meinen Teil des Deals einhalten«, gab ich in beißendem Tonfall zurück. »Mitja wird mich danach hassen. Das ist doch alles, was für euch zählt, nicht wahr?«

»Nein. Es gibt nur ein Alles oder Nichts. Es darf auch von dir aus keine wohlwollenden Gefühle mehr für ihn geben.«

Als könnte ich die einfach abstellen, dachte ich verbittert. Doch ich atmete mehrmals tief durch und antwortete dann mit fester Stimme: »Ihr werdet nicht enttäuscht sein. Ich werde ganze Arbeit leisten.«

Bei diesen Worten zerbrach etwas unwiderruflich in mir und ich wusste, dass ich danach vermutlich nie mehr in den Spiegel sehen konnte, ohne mich selbst zu hassen.

Denis sah mich nachdenklich an, nickte, als ich ihm mit dem Blick nicht auswich, und begann meine Hände ohne weitere Worte mit dem Tape zu umwickeln.

Derweil trank ich das isotonische Getränk. Mein schauspielerisches Können, das ich bei Bykow ausgefeilt hatte, nützte mir auch jetzt. Denis hatte mir meine Worte abgenommen. So ein Idiot.

Als ich nach einer Viertelstunde aufstand, hatte sich eine eisige Kälte in mir bereitgemacht. Mit ruhigen Händen zog ich meine Maske über und schlüpfte in den roten Umhang mit Ärmeln, der meinen definierten nackten Oberkörper umhüllte.

Danach schritt ich an der Seite von Denis und einem seiner Mitarbeiter vom Nebengebäude, in dem ich wohnte, zum Haupthaus. Dieses betraten wir durch einen Seiteneingang, der direkt ins Untergeschoss und zum Trainingsraum führte. Ich fühlte mich, als wäre ich auf dem Weg aufs Schafott, denn danach würde es kein Zurück mehr geben.

 

2

 Maxim

 

Um den Käfig, der mitten im Raum stand, hatten sich ein paar schaulustige Jugendliche gesetzt und ich fragte mich, warum sie bereits jetzt so johlten.

Erst als ich nähertrat, sah ich den schwarzhaarigen Jungen, der verzweifelt von innen an der Gittertür rüttelte. Zwei Männer standen daneben und flüsterten ihm etwas zu, allerdings konnte ich die Worte aus der Entfernung nicht verstehen. Doch sie schienen ihn nicht zu beruhigen, denn er riss weiter an den Metallstäben.

In dem Moment, als er mich entdeckte, hielt er abrupt inne. Seine schönen eisblauen Augen mit dem dichten Wimpernkranz, die ich so gut kannte, sahen mir entsetzt entgegen.

Trotzdem lächelte ich ihn nur von der Seite an und zeigte ihm danach direkt meine fieseste Seite, denn mir war klar, dass Denis mich sehr genau beobachtete.

»Du bist also mein nächstes Opfer. Das wird ein kurzer Spaß«, stichelte ich.

Mitja begann bereits bei meinen Worten zu zittern und trat den Rückzug an.

Verdammt, was hatte Bykow ihm angetan, als ich nicht mehr da war, um ihm zu helfen? Früher war er bedeutend mutiger gewesen. Jetzt wirkte mein ehemaliger Freund verängstigt. Ich hätte ihn auch kaum erkannt mit den schwarzen, geschorenen Haaren. Im Heim, als ich ihn verlassen hatte, waren sie noch weißblond und lang gewesen.

Mit festen Schritten ging ich auf ihn zu, nachdem mir einer der Schlappschwänze die Käfigtür geöffnet hatte und keilte Mitja kurzerhand am gegenüberliegenden Ende ein, damit er nicht mehr ausweichen konnte. Nach außen sah es bestimmt aggressiver aus, als es wirklich war.

»Hallo Kleiner. So sieht man sich wieder. Ich hätte dich fast nicht erkannt. Die Panik in deinen Augen hat dich aber verraten. Der Käfig ist also immer noch nicht deins, was? An deinen ersten Abend im Heim werde ich mich ewig erinnern.« Ich verriet ihm nicht, dass ich schon vorher über seine Ankunft im Camp unterrichtet worden war.

Den Moment, als er mich erkannte, sah ich ganz klar. Seine Augen wurden noch größer. Verdammt, sein verletzlicher Blick würde mir noch zum Verhängnis, wenn ich nicht aufpasste. Warum antwortete er mir nicht?

»Du hast mir gefehlt, mein Freund«, wisperte ich deshalb mit kratzender Stimme. Blyad. Es hatte sich angehört, als steckte ein Frosch in meinem Hals. »Willst du mich nicht begrüßen?«, setzte ich trotzdem noch nach.

Er räusperte sich, bevor er mit unsicherer Stimme fragte: »Du bist auch hier, Maxim?«

Ich verneinte, da es den Maxim aus dem Heim nicht mehr gab. Jetzt war ich nur noch der Flammenmann, was ich ihm auch sagte. Als sie mich vor einem halben Jahr im Heim abgeholt hatten, war ich zuerst wütend gewesen und hatte geschrien. Ich hatte Mitja nicht verlassen wollen. Doch dann hatte ich begriffen, dass ich in Moskau Karriere machen konnte. Dafür wollte ich alles tun, um ihn später nachzuholen. Was für ein naiver Idiot war ich doch gewesen. Es war alles ein abgekartetes Spiel der Bosse.

Ich fuhr mit der bandagierten Hand über Mitjas Wange. Ein letztes Mal wollte ich ihn berühren. Für mich. Um innerlich Abschied zu nehmen. Dabei konnte ich mir ein Seufzen nur mühsam verkneifen. Am liebsten hätte ich ihn auch noch geküsst. Doch ich war nicht so verrückt, es zu tun. Stattdessen warnte ich ihn.

»Pass auf dich auf, Mitja. Ich werde dich leider nicht verschonen können, aber ich werde dich so sanft wie möglich behandeln«, erklärte ich ihm, bevor jemand spöttisch fragte, ob wir ein Kaffeekränzchen hielten.

Es wurde Zeit. Schnell ließ ich meine Hand auf seine Schulter fallen, drückte sie, um dann besser zuschlagen zu können.

Ich wollte ihn nicht zu schwer verletzen, trotzdem ging er nach meinem Schlag in die Knie und keuchte vor Schmerzen auf.

Fuck, dieser ungläubige Gesichtsausdruck. Er ging mir durch und durch. Alles in mir schrie, mit diesem Unsinn aufzuhören. Doch der strenge Blick von Denis, der mich kurz streifte, warnte mich davor.

Unterdessen war Mitja aufgestanden und ging wie eine Furie auf mich los, doch ich wich geschickt aus und tänzelte um ihn herum.

Nachdem er einen Schlag ins Gesicht kassierte, schrie ich ihn an. Konnte der Idiot sich nicht verteidigen? Verdammt, ich wollte nicht, dass er wegen mir draufging.

Die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Dann hör auf, mich zu verprügeln, Arschloch«, gab er zurück, nachdem ich ihn oberhalb der Augenbraue getroffen hatte. Das Blut lief ihm ins Gesicht.

»Arschloch? Ganz schön primitiv von dir, Kleiner«, stichelte ich, während ich um ihn herumlief. »Gerade wir sollten nicht solche Worte aussprechen. Das Leben als Toy ist vorbei. Wir gehören nun zu den wichtigen Leuten und …« Ich schlug mir innerlich die flache Hand an die Stirn. Was laberte ich denn da?

Er unterbrach mich, während er sich panisch umsah: »Halt die Klappe, jemand könnte dich hören.«

Dummerweise hatte ich bereits wieder die Faust aufgezogen, als er nicht aufpasste. Der nächste Hieb ließ ihn wie ein Baum umfallen. Die Augen verdrehend, fiel er in die Bewusstlosigkeit.

Die Jungen hatten uns die ganze Zeit angefeuert. Jetzt war es mucksmäuschenstill. Man könnte eine Nadel zu Boden fallen hören.

Einer der Jugendlichen, ein großer kräftiger Typ, sah mich verachtungsvoll an. War dies etwa Mitjas neuster Freund? Das konnte nicht sein. Er war vor kurzem erst im Camp eingetroffen. Der spitze Stachel namens Eifersucht traf mich hart und ich starrte den dunkelhaarigen Typen ebenso verächtlich an, wie er mich.

In diesem Moment betrat Denis den Käfig und führte mich hinaus. Als wir das Haupthaus verließen - ich hatte noch einen letzten Blick auf meinen ehemaligen Freund geworfen – atmete ich gepresst aus.

»Kann ich noch etwas allein laufen gehen?«, bat ich meinen Ausbilder und bekam ein Nicken.

Ich drehte mehrere Runden auf dem Trainingsplatz, um mich abzureagieren. Als das nichts nützte, schlug ich mehrmals auf den nächsten Baum ein, ehe ich meine Stirn an die raue Rinde senkte. Mein Blick begann sich zu verschleiern und Tränen der Wut, des Schmerzes und des Verlustes überkamen mich.

Erst als ich mich wieder gefangen hatte, verließ ich das kleine Wäldchen und kehrte in meine Unterkunft zurück, wo ich unter die heiße Dusche trat.

Ab diesem Moment begann ich meine Emotionen rigoros zu unterdrücken, was mir bis jetzt meistens gelungen war.

 

Zwei Tage später hatte Jegor das Versprechen eingelöst und mich nach Moskau geholt, wo ich mit den echten Kämpfen begann.

Die letzte Begegnung mit Mitja hatte ich gehabt, als ich kurz vor der Abreise auf dem Sportplatz laufen gegangen war. Er hatte allein seine Runden gedreht. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Sein Tempo war viel zu hoch. Ich beschloss, die Runde andersherum zu laufen, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte, denn ich hatte eine Ahnung, die mir gar nicht gefiel.

Denis war alles andere als begeistert, als er Mitja erblickte und mahnte mich erneut, mich an die Regeln zu halten.

Ich beruhigte ihn. Warum sollte ich jetzt noch alles riskieren?

Kurz bevor ich meinen neuen Feind kreuzte, sah ich seinen kalten Gesichtsausdruck. Seine hellblauen Augen hatten eine dunklere Färbung angenommen und wirkten fremd und emotionslos, als sich unsere Blicke verhakten. Er sprach kein Wort. Auch nicht, als ich seine Hand im Vorbeilaufen berührte. Doch ich konnte es nicht lassen und rief ihm leise zu, dass ich keine Wahl gehabt hatte. Seine Reaktion konnte ich leider nicht mehr sehen, aber mein Gefühl hatte sich bestätigt. Mitja musste unter Drogen stehen, was mich ungeheuer traurig machte. Denn sie würden ihn verändern. Bald würde vermutlich nichts mehr von seiner liebenswerten Art übrigbleiben.

Ich atmete tief durch und verdrängte die Gefühle für Mitja wieder dorthin, wo sie hingehörten: Tief in die hinterste Ecke meines Herzens. Da würden sie für immer bleiben. Selbst wenn ich ihn niemals wiedersah oder irgendwann wieder gegen ihn kämpfen müsste.

 

Ein paar Tage später hatte ich erfahren, dass nach meiner Abfahrt eine Razzia im Camp durchgeführt worden war, wobei Jegors Cousin von seinem eigenen Bruder getötet wurde. Mitja war spurlos verschwunden, wenn ich den Gerüchten glauben konnte. Ich hoffte, dass er irgendwohin fliehen konnte, wo er frei war und es ihm besser ging.

 

»Hey Champ. Träumst du schon von den Puppen, die dort draußen auf dich warten?«, riss mich der Coach foppend aus den Gedanken, und ich schüttelte den Kopf, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen.

Er irrte sich. Ich hatte kein Interesse an den weiblichen Fans. Manchmal gab ich ihnen das, was sie wollten, wenn sie leicht bekleidet vor der Garderobe auf mich warteten. Dann nagelte ich sie kurz in einer der Toilettenkabinen, um Dampf abzulassen, bevor ich meine Hose schloss und verschwand. Mehr gab es bei mir nicht. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass ich ein eiskalter Bastard war, trotzdem kamen immer welche, die ihr Glück versuchten. Sie wollten mich ändern, mich zu ihrem Liebhaber machen, was ihnen niemals gelingen würde.

»Nein, heute kein Bedarf«, gab ich Denis deshalb kurz angebunden zur Antwort, während er mir meinen roten Umhang über die Schultern legte und die Kapuze über meinen geschorenen Kopf stülpte.

Er schnaubte leise und lachte, ließ meine Worte aber unkommentiert. Als Letztes drückte er mir die Maske, auf der orangefarbene Flammen über festen Stoff züngelten, in die Hand. Wie ich es schon Mitja erklärt hatte: Den Maxim vom Waisenhaus gab es nicht mehr. Ich war nur noch der Flammenmann.

 

Während ich aus dem Käfig stieg und mit festen Schritten die Garderoben ansteuerte, begleitete mich der Jubel der Menge und zwei bullige Bodyguards, die mich vor den übergriffigen Fans oder etwaigen Feinden schützten.

Die leichtbekleideten Mädchen, die mich dort erwarteten, ignorierte ich und öffnete die alte Eisentür meiner Umkleide.

Erstaunt bemerkte ich Jegor, der in einem grauen Anzug mit einem Stirnrunzeln an die Massageliege gelehnt wartete. Sein dunkelbraunes Haar hatte er glatt nach hinten gekämmt.

»Gibt es ein Problem?«, fragte ich misstrauisch. Normalerweise erwartete er mich erst später, wenn ich geduscht und umgezogen war, um über meine Leistung zu sprechen.

Ich musste mich arg zusammenreißen, um meine Unsicherheit zu verbergen. Mein Herz klopfte aber gefühlt dreimal so schnell wie sonst, während der Trainer die Spuren meiner aufgeplatzten Haut säuberte und mein Lid kühlte.

Jegor gab mir einen Schlag auf den Hinterkopf, der einen Schwächeren umgehauen hätte.

»Ich gratuliere dir zum Sieg, aber fast hätte er dich zu Brei geschlagen. Ich habe mehr von dir erwartet. Du wirst noch härter trainieren müssen oder wir werden nachhelfen. Du weißt schon, was ich damit meine.«

Mein wütendes Schnauben ließ ihn kalt, denn sein Blick aus den dunkelbraunen Augen war eisig. Da wusste ich, dass ich mich nicht zu verteidigen brauchte, so sehr ich ihn auch anbrüllen wollte. Für ihn war das Thema gegessen. Er hatte seinem Ärger Luft gemacht.

Lernte ich nicht aus dieser Ansage, würden sie ihre Drohung wahrmachen. Ich wäre nicht der Erste, den sie unter Drogen kämpfen ließen. Noch mehr Siege und noch mehr Kohle war ihr einziges Ziel.

»Ich bin aber nicht deswegen so früh hergekommen. Wir haben eine Aufgabe für dich und werden gleich in deine Wohnung fahren, wenn du geduscht hast und deine Verletzungen verarztet wurden. Alles Weitere wirst du erfahren, während du packst.«

Danach verließ er den Raum und ich fragte mich, was jetzt auf mich zukommen würde.

3

 Michail

Einen Monat zuvor in einem Krankenhaus in Bern

 

Timo war vor ein paar Minuten eingeschlafen. Die lange Reise von Sibirien nach Bern mit seiner Schusswunde am Oberschenkel hatte ihn vermutlich erschöpft. Dazu kam auch noch der erste Kontakt zu seiner Mutter und sein traumatisierter Zustand, was ich ihm auch an seinem blassen Gesicht und den Schatten unter seinen Augen ansah. Doch wenigstens war er wieder in seiner Heimat und ich hoffte, dass er damit auch in Sicherheit war. Leider konnte ich nicht ausschließen, dass ihn die russische Organisation, deren Eigentum Timo gewesen war, suchen würde. Doch heute wollte ich mich nicht mehr damit befassen. Es war an der Zeit, nach Hause zu gehen, obwohl es mir schwerfiel, Timo zu verlassen. Er war hier fremden Leuten ausgesetzt, die ihn nicht verstanden. Wie konnte er sich wehren, wenn ihm etwas nicht gefiel?

Ich beschloss, noch einmal mit dem Personal zu sprechen. Nach einem letzten Blick auf meinen Patensohn - sein Brustkorb hob sich regelmäßig und sein Schlaf wirkte ruhig - raffte ich mich auf und verließ das Zimmer. In einem der umliegenden verglasten Räume brannte Licht, sodass ich mich auf den Weg machte und kurze Zeit später dort anklopfte.

Ein Mann in den Dreißigern, der mit einem weißen offenen Kittel und Hosen in derselben Farbe gekleidet war, öffnete die Tür und trat mit einem freundlichen Lächeln heraus. »Guten Abend, was kann ich für Sie tun?«

»Guten Abend, Herr Lehnert. Mein Name ist Michail Belowski«, grüßte ich den Mann mit dem Namen, der auf dem Metallschild an seinem Kittel stand. »Ich bin der Pate von Timothy Johnson, der heute Abend hier eingeliefert wurde und möchte kurz mit seinem Arzt sprechen.«

»Ist das der junge Mann, der aus Russland zurückkehrte?«

»Ja genau«, antwortete ich.

»Es tut mir leid, aber Doktor Weigelt hat das Haus vor ein paar Minuten verlassen. Ich werde mich in den nächsten Stunden um die Patienten kümmern. Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Es gibt da ein paar Dinge zu beachten«, erklärte ich ihm.

»Moment, ich werde kurz die Patientenakte holen«, antwortete er.

Wenige Minuten später kehrte er mit einem Klemmbrett zurück.

»Da steht, dass er sich nicht verständigen kann. Ist das richtig?«

»Timo spricht nur Russisch, versteht aber unsere Sprache. Der Junge ist traumatisiert und misstraut jedem, der in seine Nähe kommt. Bitte erklären Sie ihm den Grund, bevor Sie ihn anfassen. Er erträgt kaum Körperkontakt.«

Der Mann notierte sich etwas und lächelte mir dann zu. »Das verstehe ich. Natürlich werde ich Timothy nur anfassen, wenn es absolut nötig ist, und mich an Ihre Bitte halten.«

»Danke sehr. Es gibt noch ein Problem. Ich muss Sie bitten, niemanden außer dem Personal, seiner Mutter oder mir zu ihm zu lassen. Wir wissen nicht, ob die Entführer ihn suchen. Die Zimmernummer darf unter keinen Umständen herausgegeben werden.«

Seine Stirn legte sich in Falten. »Befürchten Sie eine erneute Entführung?«

»Das ist leider nicht auszuschließen.«

»Verstehe. Sie können sich auf mich verlassen«, antwortete er. »Ich werde sofort eine Meldung an die Zentrale schreiben. Selbstverständlich versuchen wir alles, um den jungen Mann zu schützen. War die Polizei schon hier? Sie könnten Security aufbieten.«

»Ich werde selbst welche organisieren, aber danke für Ihr Entgegenkommen. Die Polizei habe ich bereits benachrichtigt. Sie werden morgen im Laufe des Tages aufkreuzen. Ich gehe jetzt nach Hause und wünsche Ihnen eine ruhige Nacht.«

»Danke, Ihnen eine gute Heimfahrt«, wünschte der Arzt und begab sich wieder zurück in das Zimmer, in dem er sich an einen der Computer setzte.

 

Einige Minuten später verließ ich das Krankenhaus. Mit schweren Beinen bestieg ich das Tram, welches glücklicherweise zwei Minuten später an der Haltestelle einfuhr. Natürlich hatte ich nicht daran gedacht, erst den mobilen Fahrplan aufzurufen, bevor ich nach draußen gegangen war. Deshalb war ich äußerst froh, das Glück zu haben, nicht ewig in der Kälte warten zu müssen.

Verhalten gähnend, stellte ich mich an ein Fenster. Sehen konnte ich aber nur die Spiegelung des Innenraums, da es draußen stockdunkel war und hier drinnen das Licht brannte. Es war bereits nach 22 Uhr und das Fahrzeug bis auf ein paar einzelne Stühle unbesetzt.

Immer wieder kämpfte ich gegen das Zufallen meiner Lider an und war froh, einige Stationen später bereits wieder aussteigen zu können.

Ich lebte außerhalb der Stadt in einer Wohnanlage, die von grünen Rasenflächen umrahmt war und die nur ein paar Minuten von der Tramhaltestelle entfernt lag. Die Mehrfamilienhäuser wirkten gut erhalten, obwohl sie schon mehrere Jahre auf dem Buckel hatten.

Ich betrat einen der Eingänge und nahm heute ausnahmsweise den Lift, der gleich neben meinem Dreizimmerappartement hielt.

Endlich war ich wieder zuhause. Ich sehnte mich nach einer Dusche und nach meinem eigenen Bett, denn noch eine Nacht auf einem Stuhl zu verbringen, hätte ich nicht durchgestanden. Wenn ich zu wenig schlief, wurde ich unleidlich und das brachte niemandem etwas.

Doch als ich endlich im Bett lag, ließ der Schlaf auf sich warten. Ich drehte mich gefühlte hundertmal hin und her. Meine Gedanken drehten sich wieder um Timo und um Sascha.

Wie konnte ich ihm nur bei der Bewältigung des Traumas und seiner Integration helfen? Solange er seine Sprachblockade nicht überwand, würde er sich hier nicht richtig einleben können. Morgen musste ich die Probleme mit Lea, seiner Mutter, besprechen. Schließlich konnte ich ja nicht eigenmächtig agieren. Dazu hatte ich kein Recht.

Dann war da noch die Frau, die mich in den letzten Tagen in ihren Bann gezogen hatte. Wenn ich an sie dachte, wurde es in meinem Inneren warm und mein Herz begann einen Ticken schneller zu schlagen. Ich hatte mich in der kurzen Zeit in sie verliebt, obwohl eine Beziehung auf diese Entfernung fast unmöglich schien. Leider war es nicht denkbar, in der nächsten Zeit erneut zu reisen. Ich hatte mein eigenes Geschäft und den Club. Würde ich sie trotzdem irgendwann wiedersehen?

 

Schließlich musste mich der Schlaf doch noch gepackt haben. Am nächsten Morgen erwachte ich trotzdem schon um acht Uhr früh.

Mit einem Magen, der sich laut über den Hunger beklagte, marschierte ich in die Küche.

Nach der Inspizierung meiner Schränke seufzte ich enttäuscht auf. Sie waren außer dem Geschirr und einer Schachtel Tee, gähnend leer. In den Kühlschrank brauchte ich gar nicht erst zu blicken. Den hatte ich vor meiner Reise noch geleert.

Mir blieb nichts anderes übrig, als erst einmal mit einem leeren Magen in den kleinen Lebensmittelladen um die Ecke zu gehen, um mir wenigstens ein Sandwich und einen Coffee to go zu kaufen. Zu mehr hatte ich keine Zeit. Den Großeinkauf verschob ich auf später.

Nachdem ich beides verzehrt hatte, stieg ich in das nächste Tram, um zum Krankenhaus zu fahren. Hoffentlich hatte Timo eine bessere Nacht als ich gehabt.

Ich war noch nicht dort eingetroffen, als bereits mein Telefon klingelte.

»Guten Morgen, Lea«, meldete ich mich, als ich ihren Namen auf dem Display las.

»Morgen Micha. Bist du etwa schon bei Timo?«, fragte sie mit rauer Stimme.

»Ich komme in drei Minuten dort an. Bist du auch unterwegs?«

»Ja, ich habe gerade das Haus verlassen. Am liebsten wäre ich gestern Nacht noch ins Krankenhaus gefahren. Doch ich war mir sicher, dass sie mich nicht mehr reingelassen hätten. Dein Anruf kam ja erst spät«, hielt sie mir vor.

Ich rollte die Augen und seufzte. »Lea, wann hätte ich mich denn melden sollen? Ich hatte bis zuletzt die Befürchtung, dass uns die Organisation abpasst, und wollte dir vor der Heimreise keine falsche Hoffnung machen. Im Flugzeug konnte ich dich auch nicht anrufen. Ich habe dich sofort informiert, nachdem wir im Krankenhaus ankamen.«

Eine Weile hörte ich nur ihren heftigen Atem. Sie schien schnell unterwegs zu sein.

»Ich verstehe«, meinte sie etwas spitz. »Du wolltest mir aber heute früh Bescheid geben, sobald du losfährst«, tadelte sie mich erneut. »Ich möchte meinen Sohn endlich wieder in die Arme schließen. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, weil ich so aufgeregt war.«

»Lea, ich verstehe dich, aber du solltest dich etwas zurückhalten, wenn du ihn nachher siehst.«

Wie stellte sie sich das alles vor? Dachte sie, dass er gleich in ihre Arme fiel, wenn sie das Krankenzimmer betrat? Herrgott, der Junge ließ niemanden an sich heran.

»Micha, er ist mein Sohn. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander. Ich weiß doch, was er mag und was nicht.«

Ich holte tief Luft. Das würde schwierig werden. »Timo ist nicht mehr der aufgeschlossene Junge von damals. Er ist schwer traumatisiert und verweigert jeglichen Körperkontakt, der unnötig ist. Du darfst das nicht persönlich nehmen«, appellierte ich an ihre Vernunft.

»Ich bin in einer halben Stunde bei euch. Die Zimmernummer hast du mir ja bereits mitgeteilt«, blockte sie weitere Kommentare ab, verabschiedete sich und legte einfach auf.

Fuck, das durfte einfach nicht wahr sein. So kannte ich sie gar nicht.

 

Im Eingangsbereich des Krankenhauses angekommen, nahm ich den Lift und ging danach durch den Flur bis zu Timos Zimmer, an dessen Tür ich klopfte und eintrat.

Timo lag in seinem Bett. Die Bettschiene und der Infusionsständer waren entfernt worden und Gehhilfen lehnten an einem Stuhl.

»Guten Morgen«, begrüßte ich ihn. »Wie geht’s dir? Bist du etwa schon aufgestanden, junger Mann?«

»Guten Morgen, Micha. Ich durfte mit den Krücken bis zum Bad gehen«, informierte er mich. Er wirkte immer noch blass, aber ein kleines scheues Lächeln huschte über seine Lippen.

Mir wurde es warm ums Herz. Es war so schön zu sehen, wie er sich über diesen kleinen Schritt freute.

»Das ist doch schon was. Hast du noch starke Schmerzen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich bekomme Medikamente dagegen.«

Dabei verzog er das Gesicht, was ich nachvollziehen konnte. Er musste ein gespaltenes Verhältnis dazu haben, da ihn seine Entführer angeblich unter Drogen gesetzt hatten.

»Ich verstehe, dass du es nicht magst, aber du wirst die Tabletten sicher bald absetzen können.«

»Hoffentlich«, gab er nun etwas mürrischer zurück.

Ich entschied, nicht mehr darauf herumzureiten, und wechselte das Thema. »Wie hast du geschlafen?«

»Es geht so. Das Personal hat mich oft geweckt. Immer wenn ich endlich eingenickt bin, wollten sie wieder etwas von mir.«

»Das ist in Krankenhäusern so üblich«, erklärte ich ihm. »In Russland war es sicher nicht anders. Sie wollen nur das Beste für dich.«

»Das stimmt schon, aber hier ist es viel anstrengender, weil ich mich nicht verständigen kann.« Er verzog das Gesicht zu einer kläglichen Grimasse.

Bevor ich antworten konnte, klopfte es. Als sich die Tür öffnete und Lea eintrat, bemerkte ich, wie sich Timo anspannte. Hatte er vor seiner eigenen Mutter Angst?

Sie eilte auf das Bett zu.

»Lea, vielleicht solltest du …«, stoppte ich sie, indem ich aufstand und ihr entgegentrat.

»Geh zur Seite, Micha. Du hast ihn geholt, aber er ist mein Sohn und ich werde mich jetzt um ihn kümmern«, schnitt sie mir das Wort ab, ging um mich herum und schritt zum Bett.

Ich schloss die Augen und hoffte nur, dass Timo nicht durchdrehte.

 

4

Timothy

 

Ich beobachtete die kurze Zankerei zwischen Micha und meiner Mutter mit aufgerissenen Augen und einem grummelnden Gefühl im Magen. Mom kam mir bedeutend zielstrebiger vor als im Traum.

Jetzt kam sie in Eilschritten auf mein Bett zu. Mein Puls begann sich zu beschleunigen, was mich nervte.

Verdammt, reiß dich zusammen, das ist nur deine Mutter, schimpfte ich mit mir. Sie wird dich schon nicht fressen.

Ich war an weit gefährlichere Personen gewöhnt und nicht mehr der verweichlichte Junge von früher, den ich in den Flashbacks gesehen hatte. Selbst Maria, die Waschfrau im Camp, war ein anderes Kaliber als meine schmal gebaute Mom und ich hatte mir bei ihr auch nicht in die Hose gemacht.

Ich atmete mehrmals tief durch und wollte sie gerade begrüßen, als sie sich vor meinem Bett auf den Boden kniete.

Verwirrt blickte ich auf den blonden Haarschopf hinunter und erstarrte zur Salzsäule, als sie meine Hand nahm und küsste.

Erst nach ein paar Sekunden schaffte ich es, die Hand angeekelt wegzuziehen, denn ich spürte, dass ihr Gesicht eine feuchte Spur hinterließ, die von ihren Tränen stammen musste.

Mom zuckte wegen meiner raschen Bewegung zusammen, ehe sie endlich das Wort an mich richtete.

»Ich kann es immer noch nicht fassen, mein Junge. Du bist wirklich wieder zurück«, schluchzte sie laut auf.

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, und lächelte sie nur gequält an. Dass es sich lediglich um einen schwachen Abklatsch handelte, merkte sie anscheinend nicht. Es schien ihr zu gefallen. Jedenfalls gab sie ein Lächeln zurück und stand auf. Oh nein, hatte ich sie damit etwa ermuntert? Sie kam mir mit ihrem Oberkörper immer näher und näher.

Blyad. Sie wollte mich doch nicht etwa umarmen, oder? Dazu war ich nicht bereit. Schweiß begann sich an meinem Rücken zu sammeln und alles in mir spannte sich an.

»Net!«, schrie ich beinahe. Mit der erhobenen Handfläche bedeutete ich der Frau anzuhalten, damit sie nicht näher kam. Doch sie nahm mich nicht ernst, sodass ich an den hinteren Bettrand wich, um ihrer Nähe zu entkommen. »Fass mich nicht an!«, rief ich auf Russisch.

Mein Pate reagierte sofort und zog sie an ihrem Arm vom Bett weg. »Lea, bitte lass Timo etwas Raum und berühre ihn nicht einfach, ohne ihn zu fragen«, forderte er sanft und erntete einen empörten Blick.

»Timo, ich wollte dich doch nur kurz in den Arm nehmen. So wie früher«, wandte sie sich entschuldigend an mich.

Ich schüttelte den Kopf und antwortete auf Russisch, was Micha sofort übersetzte. »Mom, ich schaffe das noch nicht. Bitte, versteh mich doch.«

Endlich sah sie ein, dass es mir ernst war. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich nah ans Bett. Ihr Blick wirkte traurig, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich schaffte es nicht, über meinen Schatten zu springen.

Mom seufzte leise, ehe sie sich über meine Zeit in Russland erkundigte.

»Was hast du ihr erzählt?«, fragte ich meinen Paten, bevor ich ihr antwortete. Irgendwie hoffte ich, dass er sie nicht über meine Zeit im Waisenhaus informiert hatte. Ich wollte nicht, dass sie darüber Bescheid wusste. Sie würde mich mit anderen Augen sehen, da war ich mir sicher. Wer wollte schon eine Hure in der Familie haben?

»Sie weiß nur, dass ich dich in Russland gefunden habe und dass du in einem Ausbildungslager der Organisation warst. Mehr nicht. Dazu hatte ich keine Berechtigung. Das wirst du selbst tun müssen, wenn du bereit dazu bist«, antwortete mir Micha.

Erleichtert atmete ich auf.

Ehe ich ihr etwas Belangloses über das Camp erzählen konnte, wurde sie wütend.

»Micha, es ist unhöflich, sich vor mir auf Russisch zu unterhalten. Zudem soll sich Timo wieder an unsere Sprache gewöhnen.«

Hinter meinen Augen begann es zu pochen. Diese Frau verstörte mich mit ihren Handlungen und Worten zusehends. Wusste sie denn nicht von meinem Problem? Ich sah zu Micha, der mich beruhigend anlächelte, ehe er sich in bedeutend ungeduldigerem Tonfall an meine Mom wandte.

»Lea, Timo spricht kein Deutsch. Das habe ich dir gestern doch bereits am Telefon erklärt. Er hat eine Blockade.«

Ihre Augen wurden schmaler. »Das verstehe ich und ich spreche auch nicht von meinem Sohn, obwohl es unlogisch ist - er versteht uns ja offensichtlich - aber es hilft ihm nicht, wenn du auf Russisch antwortest. Da braucht er sich gar nicht erst anzustrengen und wird nie mehr lernen, Deutsch zu sprechen.«

Ich zuckte bei den harten Worten zusammen. »Pozhaluysta, ne sporty!«, schrie ich sie an.

»Timo reg dich nicht auf. Wir streiten nicht. Deine Mom ist nur etwas überfordert«, antwortete Micha auf Deutsch, was ihm einen entrüsteten Blick von Mom einbrachte. Doch ich merkte, dass er ebenso aufgebracht war wie ich.

»Warum will sie mich zurück, wenn sie mich nun nicht so akzeptiert wie ich bin? Ich mag gar nicht mehr Deutsch lernen, wenn sie sich so aufführt«, schrie ich unglücklich und begann zu zittern. Hinter meinen Augenlidern brannte es verdächtig. Doch ich drängte die Tränen rigoros zurück. Sie würde mich noch weniger mögen, wenn ich wie ein Baby heulte.

»Was hat er gesagt?«, fragte meine Mutter inzwischen aufgeregt.

»Timo möchte, dass du ihn verstehst und ist traurig. Er denkt, dass du ihn nicht so akzeptierst, wie er heute ist.«

Mom schlug die Hände vors Gesicht. Ehe sie antwortete, dauerte es ein paar Sekunden und ihre Stimme klang nicht mehr so fest wie zuvor. »Mein Gott, Timo, wie kannst du das nur denken? Natürlich liebe ich dich, so wie du bist. Es tut mir leid, wenn du das falsch verstanden hast. Ich will dir doch nur helfen, mein Schatz.«

»Du hilfst nicht, sondern überforderst ihn«, erklärte Micha ihr resolut. »Gib ihm die Zeit, die er braucht. Es ist alles neu für Timo.«

Mom sah mich nach dieser Standpauke zerknirscht an und entschuldigte sich erneut. Dann erhob sie sich und versuchte wieder, mich zu umarmen, doch diesmal reagierte Micha sofort und fuhr sie mit dem Namen an. Ich dagegen schlüpfte so weit unter die Decke, dass es ihr nicht mehr möglich war, mich anzufassen.

Blass geworden, stammelte sie: »Bitte verstehe mich auch ein wenig. Es war für mich früher eine gewohnte Geste. Ich durfte dich ohne Probleme umarmen. Die Entführer haben dich hoffentlich nicht …«

»Net«, unterbrach ich sie hart und drehte mich mit dem Rücken zu ihr, damit sie meine Tränen nicht mitbekam, die nun doch ungehindert aus meinen Augen liefen. Über das Thema wollte ich nicht sprechen.

Ich hatte die Erinnerung an diesen Abend meiner schwersten Demütigung tief in mir vergraben und Mom hatte unabsichtlich wieder alles an die Oberfläche gezerrt.

 

Der Eventraum war durch einen separaten Eingang sowie einen langen Flur erreichbar gewesen. In diesem gab es mehrere Türen, die zu kleinen Kammern führten.

Nach meiner Versteigerung zitterte mein ganzer Körper wie Espenlaub. Während die anderen Jungen die gleiche Demütigung erfuhren und ich warten musste, zog ich mich innerlich zurück. Mich interessierte nichts mehr, denn ich fühlte mich taub.

Als mich irgendwann einer von Bykows Männer anfasste, schrak ich zusammen.

»Es ist so weit«, flüsterte der eine, der Nikita hieß, und legte mir sanft eine Decke um die Schultern. Danach führte er mich in eine der Kammern.

»Bitte, ich möchte das nicht«, flehte ich und hielt mich an dem großgewachsenen, kräftigen Mann mit dem freundlichen Blick fest. Bei ihm hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er mir helfen würde. »Ich möchte auf mein Zimmer gehen.«

»Lass mich los, Mitja. Ich kann dir nicht helfen. Am besten beruhigst du dich und hältst still, dann wird es weniger schmerzen.« Er löste meine Hände, die ich in sein Hemd gekrallt hatte, schubste mich zu dem Bett und schloss mich ein.

Tränen kullerten über meine Wangen. Ich wischte sie immer wieder mit dem Handrücken weg, doch es nützte nichts. Mein Gesicht musste unterdessen dem eines Waschbären gleichen. Bestimmt war die Schminke hoffnungslos verschmiert. Es war mir herzlich egal. Das Einzige, was mich interessierte, war, wie ich das, was mir vermutlich gleich bevorstand, überstehen sollte.

Nervös biss ich mir auf die Lippen und mein Magen rebellierte. Immer wieder stand ich auf, lief im Raum herum, setzte mich auf einen der beiden Stühle, die bei einem Tisch standen, und erhob mich wieder.

Zuletzt kugelte ich mich auf dem Bett, das in der Mitte des Raums stand, zusammen und wartete und wartete.

 

Eine gefühlte Ewigkeit später trat ein Mann in den Dreißigern ein. Seine dunklen Augen musterten mich kalt, ehe er sich mir näherte. Der Mann wirkte schlank und sportlich. Seine dunkelblonden langen Haare waren mit einem Gummi zusammengebunden.

Meinen Zustand kommentierte er mit keinem Wort, sondern hob nur arrogant eine Augenbraue und grinste höhnisch, während er sich ans andere Ende des Bettes setzte.

»Zieh dich aus, Kleiner, und komm zu mir. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit. Hoffentlich bist du das viele Geld wert, das ich bezahlt habe.«

 

Stunden später, nachdem mich Bykow abgeholt hatte, saß ich weinend in meinem eigenen Zimmer auf dem Bett und wiegte mich hin und her. Ich hatte mir fast die Haut weggeschrubbt, um den Gestank des Monsters loszuwerden. Doch es hatte nicht geholfen. Mein Körper schmerzte überall. Ich hatte mich gewehrt und ihn gebissen, was ihn noch mehr angespornt hatte. Als er mit mir fertig gewesen war, hatte er mir wortlos eine Banknote auf den Körper geworfen und war gegangen. Er hatte mich wie die Hure behandelt, die ich ab diesem Zeitpunkt geworden war.

Ich beschloss in diesem Moment, dass ich nie mehr unterlegen sein wollte. In Zukunft würde ich immer die Oberhand behalten.

Dieses Vorgehen hatte ich in der ganzen Zeit bei Bykow eingehalten. Deshalb mochten mich die Kunden alle. Ich gab ihnen, was sie wollten, blieb stets höflich, umwarb sie mit Charme, verlor aber nie mehr mein Gesicht, indem ich ihnen erlaubte, mich zum Opfer zu degradieren.

 

»Timo«, hörte ich eine laute Stimme, zuckte zusammen und riss die Augen auf. Ich war im Kranken- und nicht mehr im Waisenhaus. Wieder einmal war ich in meinen schrecklichen Erinnerungen gefangen gewesen.

»Dreh dich bitte wieder um, Schatz«, flüsterte meine Mom. »Ich werde dich nicht weiter ausfragen.«

Zwei besorgte Gesichter starrten mich an, als ich nach einigen Minuten nachgab. Zuvor hatte ich mir noch das Gesicht an der Bettdecke abgewischt.

»Mir geht’s gut«, log ich und setzte erneut ein falsches Lächeln auf. Meine Atmung hatte sich normalisiert und ich hatte meine Mimik wieder unter Kontrolle.

An ihrem sorgenvollen Gesichtsausdruck merkte ich, dass sie mir kein Wort glaubten. Dennoch hoffte ich, dass sie nicht weiterbohrten. Das Geheimnis meines Erfolgs als Toy würde für immer in mir verschlossen bleiben.

 

5

 Michail

 

Nach dem kleinen Ausraster war die Situation angespannt. Timo beantwortete die Fragen über seine Schmerzen freundlich, aber zurückhaltend. Lea traute sich aus Angst, etwas falsches zu sagen, auch kaum mehr, welche zu stellen. Die beiden, die sich früher sehr nahegestanden hatten, benahmen sich wie zwei Fremde, die sich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Britta Keller
Bildmaterialien: Shutterstock.com Canva.com
Cover: Kristina Licht
Lektorat: Kristina Licht
Korrektorat: Kristina Licht / Tanja Burri
Satz: Britta Keller
Tag der Veröffentlichung: 24.02.2023
ISBN: 978-3-7554-3350-7

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