Impressum
© 2018 Britta Keller
© Cover: Wolkenart-Marie - Katharina - Wölk, www.wolkenart.com, © romrodinka – Bigstock und © Vasilchenko Nikita - Bigstock
Korrektorat und Lektorat: Kristina Licht
Satz und Layout: Britta Keller
Kontakt: brittakellerautor@quickline.ch
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sind vorbehalten.
Die Geschichte ist fiktiv, alle Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind unbeabsichtigt.
Die Show beim Bundeshaus gibt es wirklich und sie ist sehr schön anzusehen.
Die Autorin
Die Autorin wurde 1968 als ältestes Kind geboren und wohnt seit sie Drei Jahre alt ist immer irgendwo im Bieler Seeland in der Schweiz. Nach ihrer Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau arbeitete sie eine Zeitlang im Büro eines Uhrenkonzerns, bevor sie Mutter zweier Kinder wurde. Die sind heute bereits erwachsen. Mit ihnen, ihrem Mann und einer Katze wohnt sie heute nicht weit von der Hauptstadt Bern entfernt.
Bereits als Kind hat sie für sich Geschichten geschrieben aber erst vor drei Jahren hat sie ihre Leidenschaft richtig gepackt. In einem Forum hat sie ihre ersten richtigen Geschichten einem Publikum vorgestellt.
In ihrer Freizeit leitet sie einen Samariterverein, liest sehr viel und reist nach Schottland oder Kos, um neue Ideen für ihre Bücher zu finden.
Zum Lesen hört sie oft Musik. Der Stil passt sich dem Gemüt an. Britta braucht aber dazu meistens Kaffee.
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Zu diesem Buch
Die beiden Freundinnen Laura und Luzia freuen sich bereits auf ihren langersehnten Urlaub auf der griechischen Insel Kos. Nur hat Laura nicht mit diesem einen Mann gerechnet, der unerwünscht in ihrem Idyll auftaucht und ihr Gefühlsleben erneut durcheinander bringt. Wenn sie ihn nur ansieht, wird ihr warm, obwohl sie ihn niemals wiedersehen wollte. Der unverschämt attraktive Mann ist niemand anders als ihr Ex-Verlobter Lukas Berger. Er lässt sich durch ihr abweisendes Verhalten nicht entmutigen und will sich mit ihr versöhnen. Hat Lukas eine Chance, Laura zurückzuerobern?
Währendessen hat Luzia ganz andere Probleme: Bei einer überraschenden Begegnung mit dem attraktiven Filmstar Rouven Gardner tritt sie gehörig ins Fettnäpfchen. Als sie ein paar Tage später erneut aufeinander treffen, funkt es gehörig zwischen den beiden. Doch das Foto eines Paparazzi, welches in den Medien auftaucht, verändert alles und sie verlieren sich aus den Augen. Gibt es ein Wiedersehen mit dem Filmstar?
Das Buch wurde Anfang 2018 neu überarbeitet, lektoriert und korrigiert. Alle Rezensionen, die vor diesem Datum gemacht wurden, bezogen sich auf die ältere Ausgabe.
Laura
Wie meistens verbrachte ich die Mittagspause im Sommer mit meiner besten Freundin auf dem Bärenplatz in Bern. Viele Stühle des Restaurants waren schon besetzt, als plötzlich ein gut aussehender junger Mann bei uns am Tisch stand.
„Darf ich mich zu euch setzen? Leider ist schon alles voll.“ Dabei lächelte er verlegen und seine grünen Augen musterten uns fragend.
Ich sah mich um.
Tatsächlich gab es keinen freien Platz mehr. Ich tauschte mit Luzia kurz einen Blick, um zu sehen, ob sie einverstanden war. Dann nickte ich dem Fremden freundlich zu und hob meine Handtasche von dem Stuhl neben mir, damit er sich setzen konnte.
„Entschuldigt mich. Da hinten ist Maria, ich habe sie schon ewig nicht gesehen! Ich bin gleich wieder zurück.“ Luzia stand auf und ließ mich allein mit dem Mann am Tisch zurück. Ungläubig sah ich meiner Freundin nach, wie sie sich zwischen den Tischen hindurch schlängelte.
Als mein neuer Sitznachbar nach der Karte griff und sie studierte, sah ich immer wieder zu ihm hin, denn ich stand genau auf diesen Typ Mann. Dunkle Haare, groß und einen sportlichen Körper, den er unter einem Maßanzug versteckte.
Ich dachte, dass er meine Blicke nicht bemerken würde.
Plötzlich aber sagte er lächelnd: „Und, gefällt Ihnen, was Sie sehen?“
Ich wurde umgehend rot wie eine Tomate. Es war mir natürlich sehr peinlich, beim Anstarren erwischt worden zu sein. Aber ich dachte mir: Was soll‘s, peinlicher kann es nicht mehr werden. „Ja, Sie gefallen mir. Stört Sie das?“
Er war einen Moment lang platt, lachte dann aber.
„Nein, es stört mich absolut nicht, denn ich finde Sie auch attraktiv.
„Ach ja?“, fragte ich.
„Ja. Ihre langen Haare, Ihr freches Mundwerk.“ Er grinste und entlockte mir damit ein Lachen.
Obwohl Luzia die bessere Figur hatte und auch ihre dunklen, hüftlangen Haare viel interessanter waren, stand er auf mich. Das tat mir gut, normalerweise war das Gegenteil der Fall.
Als Luzia zurück an unseren Tisch kam, sah sie uns fragend an. Sie hatte unseren Disput nicht mitbekommen. „Habe ich etwas verpasst?“
„Nein, nein überhaupt nicht“, sagte ich immer noch lachend. Luzia hackte nicht länger nach, denn sie wusste, sie bekäme es später ohnehin aus mir heraus.
Sobald auch der Fremde bestellt hatte, kamen wir wieder ins Gespräch.
„Ich heiße übrigens Lukas und bin siebenundzwanzig Jahre alt. Aber, können wir einander nicht duzen? Ich komme mir sonst so bescheuert vor“, schlug er in freundlichem Ton vor.
„Gerne“,antworte ich im Namen von uns beiden. Ich war sicher, dass es Luzia nichts ausmachen würde. Sie war genauso aufgeschlossen wie ich. „Ich bin Laura und meine Freundin heißt Luzia. Wir sind beide dreiundzwanzig.“
„Esst ihr öfters hier zu Mittag?“
„Ja, im Sommer so oft wie möglich. Wir genießen es, draußen zu speisen. Du nicht?“
„Leider komme ich nicht oft dazu, aber ich finde es auch sehr angenehm hier. Ich arbeite außerhalb von Bern und hatte hier nur ein Meeting, das kurz vor der Mittagspause fertig war. Deshalb nahm ich gerne die Gelegenheit wahr. Es hat sich gelohnt. Man isst nicht jeden Tag in so charmanter Begleitung“, dabei grinste er spitzbübisch, was seiner Bemerkung das Kitschige nahm.
Wir lachten daraufhin alle drei. Ich wurde ein wenig rot, aber ich hoffte, er würde es mit der frischen Luft entschuldigen. „Du hattest ein Meeting erwähnt. Sitzt du in der Chefetage?“, zog ich ihn auf.
„Ich habe erst vor kurzem die Managementausbildung abgeschlossen, bin aber nur im Kader einer kleinen Filiale. Der Weg zum CEO ist noch lange nicht erreicht“, gab er amüsiert zurück. „Was arbeitet ihr beide denn?“
„Ich arbeite als kaufmännische Kauffrau. Zurzeit besuche ich eine weiterführende Schule als Direktionsassistentin und Luzia arbeitet in der Boutique ihrer Eltern.“
Wir quatschten noch eine Weile während des Essens. Die Stimmung war locker und wir verstanden uns alle drei sehr gut. Als unsere Mittagspause vorbei war, zahlten wir und standen auf.
Leider gab es keine Anzeichen dafür, dass Lukas mich wiedersehen wollte und ich war ein wenig enttäuscht, aber ich hatte mich peinlich genug verhalten und so ließ es mein Stolz nicht zu, dass ich auch noch nach seiner Telefonnummer fragte. Wir gingen wieder zur Arbeit und ich verlor meinen Traummann aus den Augen. Das dachte ich jedenfalls.
Am Abend kam ich mit mehreren Taschen vom Einkauf zurück und betrat die Wohnung, als mir die Handtasche aus den Händen glitt. Ich fluchte und brachte erst die Einkäufe in die Küche, bevor ich den Inhalt der Handtasche wieder einräumte. Dabei entdeckte ich eine fremde Visitenkarte darin. Freudig realisierte ich, dass sie von Lukas stammte. Auf der Rückseite stand: „Ich würde dich gerne wiedersehen.“
Heute würde ich da aber nicht mehr anrufen, dachte ich mir und ließ die Karte auf meinen Schreibtisch fallen.
Wenig später läutete mein Handy. Es war Luzia, die mich ausquetschen wollte. Da ich es irgendwie loswerden musste, erzählte ich ihr von der Karte und vom Gespräch, das zwischen Lukas und mir vor ihrer Rückkehr stattgefunden hatte. Sie lachte sich halb krank.
„Er ist nett und sieht gut aus, ruf da gleich morgen an. Ich würde ihn in deinem Fall gerne näher kennenlernen wollen. Er scheint ja auch Humor zu haben.“
So nahm ich am darauffolgenden Tag allen Mut zusammen und rief ihn an. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend zu einem Kinobesuch. Von dem Film bekamen wir allerdings nicht viel mit, denn es hatte zwischen uns beiden gefunkt und wir schauten mehr zu einander als auf die Leinwand. Ab diesem Abend trafen wir uns regelmäßig, verbrachten unsere ganze Freizeit zusammen. Seine Ruhe und mein Temperament waren wie Feuer und Eis.
Es dauerte nicht lange, bis wir uns verlobten.
Ein halbes Jahr nach unserer Verlobung kam es aber bereits zur Krise. Wir aßen gemütlich das Abendbrot, als er mit seiner Botschaft herausplatzte.
„Ich habe eine neue Stelle in Zürich erhalten. Im mittleren Kader einer großen Firma.“
„Wird das denn nicht zu anstrengend, jeden Tag zu pendeln?“, erkundigte ich mich neugierig.
„Du hast recht. Wir werden natürlich umziehen müssen. Eine Wohnung hat meine neue Firma schon in Aussicht gestellt.“
Ich sah ihn erschrocken an. „Wie bitte? Das kannst du nicht alleine entscheiden, Lukas. Ich arbeite hier in Bern und mit meiner Ausbildung bin ich genug gestresst. Du kannst nicht erwarten, dass ich dazu noch jeden Tag zweimal eine Stunde im vollen Zug sitzen muss. Du hast nur den Job, das wäre für dich viel einfacher.“
„Nein Laura, es wird viel zu anstrengend für mich. In Kaderpositionen arbeitet man oft bis spät abends. Das geht nicht.“
„Dann soll ich jeden Abend alleine in der Wohnung sitzen und däumchendrehend auf dich warten?“, erwiderte ich in ätzendem Ton.
„Du kannst dann in Ruhe lernen und ich arbeite schon jetzt öfters bis abends spät. Da würde sich nichts für dich ändern“, gab er in ebenso arrogantem Tonfall zurück.
Schließlich gab ein Wort das andere und so trennten wir uns im Schlechten. Noch immer dachte ich mit Wehmut daran und fragte mich, ob ich damals zu egoistisch gewesen war.
In der schweren Zeit der Trennung stand mir meine beste Freundin Luzia sehr bei. Seit meiner Trennung von Lukas lag sie mir in den Ohren, dass ich mit ihr nach Kos fliegen sollte. Wieso gerade Kos, verriet sie mir nicht.
Lange Zeit hatte ich überhaupt keine Lust, Geld und Zeit, um Ferien zu machen. Ich litt zu sehr unter der Trennung, aber Luzia blieb stur und fragte mich immer wieder, bis ich schließlich nachgab.
Nun saßen wir im Flugzeug nach Kos und ich wurde rapide aus meinen Erinnerungen gerissen, als die Stewardess mit dem Essen kam. Diese Erinnerungen wurden durch eine Begegnung im Duty-free-Shop kurz vor dem Flug hervorgerufen.
Laura
Nach dem Einchecken schlenderten Luzia und ich noch im Duty-free-Shop herum. Wir schnupperten an verschiedenen Parfums, bis wir uns für einen blumigen Duft entschieden hatten.
Plötzlich stieß mich Luzia an. „Schau unauffällig zur Kasse. Da steht jemand, den du mal gut kanntest."
Ich schaute hin und stieß einen kleinen Schrei aus. Ein Wunder, dass er ihn nicht gehört hatte.
Das durfte nicht wahr sein. Dort stand der letzte Mensch im Universum, den ich sehen wollte, und doch musste ich die ganze Zeit hinsehen, nachdem ich mich wie ein Teenager hinter das nächste Parfumregal geschlichen hatte, um ihn von dort aus zu beobachten.
Ihn, damit meinte ich Lukas, meinen Exverlobten. Er stand dort in seiner ganzen Größe von über einem Meter achtzig und sah besser aus denn je. Seine kurzen, schwarzen Haare waren leicht verwuschelt. Seine grünen Augen konnte ich nicht sehen und das war auch besser so. Sonst hätte er mich nämlich auch gesehen.
Ich war nach fünf Jahren noch immer nicht so weit, ihm wieder zu begegnen. Was das wohl aussagte?
„Meinst du nicht, dass deine Reaktion vielleicht leicht übertrieben ist?", fragte mich Luzia überrascht.
Als wir wieder zur Kasse schauten, war dort nichts mehr von ihm zu sehen. „Hoffentlich fliegt er nicht mit uns", sagte ich zu ihr.
„Das denke ich nicht, denn das wäre doch wohl ein sehr großer Zufall.“ Ich musste ihr zwar Recht geben, aber bange davor war mir schon.
Nachdem wir unsere Einkäufe bezahlt hatten, gingen wir weiter. Wir hatten noch Zeit, deshalb gönnten wir uns unterwegs einen Kaffee und schlenderten danach gemütlich zum Gate. Irgendwie hatte ich es plötzlich nicht mehr so eilig, dahin zu kommen. Natürlich war dort, wie erwartet, kein Lukas zu sehen.
Ich seufzte erleichtert auf, oder war ich doch ein wenig enttäuscht? Als er auch an der Boardkontrolle nicht zu sehen war, wurde ich ruhiger. Wir hatten unsere Plätze im vordersten Teil des Flugzeugs reserviert und setzten uns rasch, damit die anderen Passagiere durchgehen konnten.
Als wir nach einem ruhigen, kurzen Flug in Kos landeten, mussten wir aus Sicherheitsgründen die paar Schritte, die eigentlich zu Fuß machbar gewesen wären, mit dem Bus zum Terminal fahren. Wir fanden das echt lustig. Dort angekommen, liefen wir rasch zum Gepäckband. Wir hatten Glück und unsere Koffer kamen sehr schnell.
Draußen schien die Sonne heiß auf uns herab. Es war früher Nachmittag und ich schwitzte extrem, weil ich zu warm angezogen war. Wir begaben uns zu dem Bus, der uns von der Reiseleitung angegeben worden war, und mussten uns noch gedulden, bis auch der letzte Fahrgast anrückte.
Irgendwie schien die Klimaanlage auch nicht richtig zu funktionieren. Der Schweiß lief mir den Nacken hinab. Endlich kam die Reiseleiterin in den Bus, um uns zu begrüßen und uns über das Wichtigste zu informieren. Schließlich fuhr er in Richtung der Hotels. Da unseres als Erstes drankam, waren wir schon nach zehn Minuten dort.
An der Rezeption erklärten sie uns freundlich, wo sich unser Zimmer befand und informierten uns, dass wir schon vorgehen konnten. Das Gepäck werde gleich aufs Zimmer gebracht.
Und richtig, schon kurz nach uns traf der Wagen mit den Koffern dort ein. Wir waren beide aufgeregt. Wie würde unser Zimmer wohl aussehen? Wir hatten direkte Meersicht gebucht und hatten deshalb eine wunderbare Aussicht von unserem kleinen Balkon aus. Es gab zwar kein großes Badezimmer und die Einrichtung des Schlafraums war nicht mehr die Neueste, aber es war alles sehr sauber. Wir wollten die Ferien nicht im Hotelzimmer verbringen, deshalb genügte uns das längst. Nach der Besichtigung legten wir uns beide ein wenig auf das Bett und schliefen bald ein.
Als wir erwachten, war es bereits Abend. Ich schaute auf meinen Reisewecker und schreckte auf. Das durfte doch nicht wahr sein! Unser erster Urlaubstag war schon fast um.
Ich weckte Luzia auf. Sie schaute mich an und sagte schläfrig: „Wieso weckst du mich mitten in der Nacht auf?"
„Es ist Abend und nicht mitten in der Nacht. Wir haben den ganzen Nachmittag verschlafen und ich möchte mir jetzt gern mal die Anlage ansehen. Vielleicht reicht’s ja auch noch für ein kurzes Bad im Meer. Kommst du mit?"
Luzia bejahte meine Frage und so zogen wir uns die Bikinis und Shorts und Tops darüber an, schlüpften in die Sandalen und marschierten durch die Anlage. Es gab mehrere Pools und viele Pflanzen, sodass alles sehr tropisch wirkte. Im hinteren Teil der Anlage gab es einen Kinderhort mit einem kleinen Pool und einem Spielplatz.
Ein bisschen weiter oben stand die Arena. Sie war wie ein Kolosseum gebaut. Unten war die Bühne und die Sitzplätze zogen sich bis weit hinauf. So hatte man von jedem Platz einen guten Überblick. Wir liefen um die Arena herum und kamen zum Fußball- und zum Tennisplatz. Weiter vorne, nicht weit vom Eingang, stand das Häuschen der Animateure.
Als wir ins Hauptgebäude rein gingen, sahen wir dort einen Spa. In diesem mussten wir uns auf jeden Fall mal verwöhnen lassen. Es gab mehrere kleine Läden mit Touristenkram und Schmuck. Der Speisesaal befand sich im hinteren Teil des Haupthauses, war aber noch geschlossen.
„Sieh mal, eine Bar mit Terrasse. Da können wir vor dem Essen noch einen Drink genießen“, fand Luzia.
„Klar, aber lass uns noch ans Meer gehen.“
So stiegen wir noch über viele Treppe hinunter zum Strand. Dort angelangt, setzten wir uns auf eine Liege und schauten in die Ferne. Vor uns ragten mehrere kleinere Inseln aus dem Wasser. Wir zogen die T-Shirts und Shorts aus und wateten langsam ins kühle Nass. Prustend schwammen wir hinaus. Als wir zurück zum Strand kamen, legten wir uns noch ein wenig auf die Liegen.
Später schlenderten wir zurück ins Zimmer, duschten und warfen uns in Schale. Schon kurz danach war es Zeit, um zu einem Aperitif aufzubrechen. Wir gingen langsam zu der Bar, die wir heute ausfindig gemacht hatten.
Nach kurzem Umsehen entdeckten wir noch freie Plätze. Ich saß mit dem Rücken zum Ausgang. Luzia aber hatte freie Sicht auf die Urlauber, die ankamen und gingen. Wir nahmen die Karte in die Hand und studierten das Angebot.
„Was nimmst du?“, wollte ich von ihr wissen.
„Ich habe mich für einen Mojito entschieden und du?“
„Ein Glas Sekt."
Der Kellner nahm ein paar Minuten später unsere Bestellung auf. Als er mit den Getränken zurückkam, war Luzia immer noch mit der Karte beschäftigt.
„Lernst du die Getränke gleich für den ganzen Urlaub auswendig?“, scherzte ich. Sie nickte abwesend, worauf ich nur den Kopf schüttelte. Als ich essen gehen wollte, musste sie plötzlich zuerst auf die Toilette. Ich solle doch hier warten.
„Ich komme mit", antwortete ich ihr.
„Ach, wir könnten noch ein wenig warten, ich muss doch nicht so dringend", wiegelte sie nun ab.
Ich schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an. Luzia benahm sich immer komischer. Also warteten wir noch ein wenig und plötzlich stand sie auf. „Wir gehen jetzt!"
„Was ist denn los mit dir?"
„Wieso? Ich habe nichts.“ Ich glaubte ihr kein Wort, ließ sie aber in Ruhe.
Als wir wieder quatschend aus den Toilettenräumen kamen, schaute ich nicht voraus und lief direkt gegen eine muskulöse Brust. Luzia sah mich erschrocken an und ich registrierte erst jetzt, wen ich da angerempelt hatte. Es war niemand anderes als Lukas. Wir sahen uns beide erschrocken an, aber schon nach kurzer Zeit fing er an, mich von oben bis unten zu mustern.
„Du hast dich echt verändert“, sagte er erstaunt. Ich antwortete nicht, da ich dazu noch nicht in der Lage war, sah Luzia an und merkte, dass sie nicht halb so erstaunt war wie ich. Sie sah mich schuldbewusst an.
Jetzt war mir auch klar, weshalb sie sich vorher so komisch benommen hatte. Anscheinend hatte sie ihn schon gesehen und wollte es mir nicht sagen. Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich jetzt wenigstens ein wenig vorbereitet gewesen.
Ich drehte mich wieder zu Lukas und fragte ihn wütend: „Was machst du hier?"
„Was könnte ich wohl hier machen? Hm, ich denke, ich mache Urlaub", erwiderte er sarkastisch.
Normalerweise benahm ich mich nicht so bockig. Seine Anwesenheit tat mir nicht gut. „Lass mich einfach in Ruhe, dann kommen wir hier sicher ganz gut miteinander klar. Am besten hältst du dich fern von mir.“ Ich ließ ihn stehen und stolzierte Richtung Speisesaal. In meinem Rücken spürte ich seine Blicke.
„Das werden ja interessante Ferien“, hörte ich Lukas sagen, bevor ich in den Speisesaal hastete.
Vor dem Eingang gab es noch ein Glas Champagner. Den lehnte ich aber ab, da ich so schnell wie möglich von ihm weggehen wollte. Ich drehte mich nach hinten um, um zu sehen, ob Luzia mir folgte. Stattdessen erblickte ich Lukas, der noch immer bei den Toiletten stand und uns nachdenklich nachschaute. Ich drehte sofort wieder den Kopf, damit er es nicht bemerkte. Unterdessen hatte mich Luzia eingeholt.
Wir setzten uns an einen Zweiertisch auf der Terrasse. Ein junger Mann kam an unseren Tisch, stellte sich als Angelos vor und fragte nach unseren Getränkewünschen. Wir entschieden uns für einen Rosé Wein. Danach holten wir uns am Buffet etwas zu Essen, dabei schaute ich mich immer wieder verstohlen im Saal um. Da hinten saß er und sprach mit dem Servicepersonal. Schnell ging ich wieder raus an unseren Platz.
Luzia sah mir bei meinem Treiben zu und schüttelte den Kopf. „Sag nicht, dass dies jetzt zwei Wochen lang so geht. Du benimmst dich ätzend.“
„Du bist eine Verräterin!", zischte ich ihr zu. „Warum hast du mir nichts gesagt?"
„Genau aus diesem Grund, wie du dich jetzt verhältst. Ich hatte gehofft, dass das Zusammentreffen sich noch verzögert.“
Schweigend aßen wir und schlenderten danach wieder nach draußen. An diesem Abend hatten wir beide keine Lust mehr, uns noch die Show anzusehen. Also gingen wir in unser Zimmer und setzten uns dort ein wenig auf den Balkon, bevor wir im Bett noch etwas lasen.
Lukas
Ich war seit langer Zeit nur noch müde. In den letzten fünf Jahren hatte ich keinen Urlaub gemacht. Damals war ich eine kurze Zeit mit Laura verlobt gewesen. Heute weiß ich, für sie war es zu früh, mit zweiundzwanzig Jahren verlobt zu sein. Sie wohnte noch bei den Eltern, hatte ein Jahr zuvor die Ausbildung als Kauffrau abgeschlossen und besuchte zu jener Zeit eine Zweitausbildung.
Ich bekam zur gleichen Zeit eine Stelle in einem Management in Zürich angeboten. Es gab bei dieser Anstellung einen einzigen Wermutstropfen. Der Arbeitgeber verlangte, meinen Wohnsitz nach Zürich zu verlegen. Als ich mit Laura über meine Stelle sprach, verlangte ich dummerweise von ihr, dass sie zu mir nach Zürich ziehen sollte, da ich nicht pendeln könnte. Ich dachte in meiner Naivität, dass sie gern mitkommen wollte, da sie oft Streit mit ihren Eltern hatte.
Nun, ich hatte mich getäuscht. Sie weigerte sich standhaft, mit mir nach Zürich zu kommen. Sie wollte nur zu mir ziehen, wenn ich in Bern bliebe und von hier aus pendelte. Ich war so verärgert und enttäuscht von ihrer Reaktion, dass ich ihr die Anforderungen meines Chefs einfach verschwieg.
So gab ein Wort das andere und sie löste einfach unsere Verlobung. Ich wurde so wütend auf sie, dass ich eine Woche später wortlos nach Zürich zog und dort meine neue Stelle antrat. Ich wollte erst einmal abwarten, bis sie sich beruhigte. Dummerweise hatte ich nicht mit ihrer Hartnäckigkeit gerechnet. Sie zog bei den Eltern aus und nahm sich eine eigene Wohnung. Danach bekam ich ihre Sturheit auf heftigste Weise zu spüren, indem sie allen verbot, mir ihre Nummer und Anschrift zu geben. Als ich es bei Luzia versuchte, bekam ich nur zur Antwort, dass ich ein Depp sei. Trotz mehrfacher Anfrage erhielt ich die Nummer nicht von ihr. Sie hielt zu Laura.
Zwei Jahre später besuchte ich ein Fest meines Chefs. Dabei stellte er mir seine Tochter Jessica vor. Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander und diskutierten viel über gemeinsame Interessen. Obwohl ich nicht gern tanzte, konnte sie mich mehrmals dazu überreden.
Jessica war eine gute Zuhörerin und zudem sehr attraktiv.
Am Freitag danach stand sie plötzlich in meinem Büro, da sie angeblich ihren Vater in der Firma besuchte. Ich war erstaunt, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte sie vorher nicht oft im Betrieb gesehen.
„Wollen Sie mit mir essen gehen? Ich kenne da einen Italiener, der neu eröffnet hat“, fragte sie mit einem Hauch Röte ihm Gesicht. Ich fand die Idee nicht so gut, da ich ihr keine Hoffnung auf mehr machen wollte. Ich war noch nicht bereit, eine neue Beziehung zu beginnen und mit dem Tempo, das Jessica vorlegte, ging es in diese Richtung. Vor allem wollte ich keine Beziehung mit der Tochter des Chefs eingehen. „Herzlichen Dank für Ihre Einladung, aber ich muss länger arbeiten. Später fahre ich mit einem Freund ein paar Tage weg.“
Sie war zwar enttäuscht, fragte aber nicht nach einem neuen Date. Zwei Wochen später nahm mich mein Chef zur Seite. „Willst du nicht am Sonntag zu uns zum Brunch kommen? Wir würden uns freuen, wenn du auch kommst.“
„Kommen denn noch
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Satz: Britta Keller
Tag der Veröffentlichung: 27.08.2015
ISBN: 978-3-7396-1091-7
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Familie, die mich immer unterstützt und an mich glaubt und meinen Freunden der Kos-Gruppe die seit Jahren mit uns den Urlaub auf dieser wunderschönen Insel verbringt.