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Pech in der Liebe

Valentinstag war für mich nach Silvester der schrecklichste Tag im Jahr! Am Valentinstag hatte mich nämlich meine erste große Liebe abserviert. Einfach so. Hey, Tobi, das mit uns, das wird wohl nichts. Ciao! – hatte Wilhelm, die besagte erste große Liebe, mir ins Telefon geflötet. Seitdem passierte mir das immer wieder, nicht unbedingt am Valentinstag und nicht unbedingt am Telefon, denn manch einer hatte auch den Schneid, mir von Angesicht zu Angesicht zu sagen, dass er mit mir nicht mehr zusammen sein wollte, aber es passierte: die Beziehung war vorbei - so dachten jedenfalls alle meine Freunde, die ich bis dato je hatte. So etwas kratzte schon verdammt am Selbstwertgefühl!

Ich hatte echt Pech in der Liebe, so sah‘s wohl aus. Dafür aber Glück im Spiel, wie es schien. Gerade eben hockte ich auf einer steinernen Parkbank, eingehüllt in meinen dicken Anorak, während ich mir den Hintern abfror, und blickte gebannt auf die meterhohen Spielfiguren, die sich vor mir majestätisch auftürmten. Schachspielen hatte nichts mit Glück zu tun, sondern nur mit Können. Mein langjähriger Freund stand geschätzte fünf Meter von mir entfernt am anderen Ende des steingepflasterten Spielbrettes hinter den weißen Figuren und grübelte seit mindestens zehn Minuten darüber nach, wie er mich schlagen konnte. Ich gewann nämlich immer, aber in letzter Zeit wurde das Gewinnen immer schwieriger, denn mein Freund Bill holte auf.

Schachspielen war eigentlich ein Altmännerhobby, aber uns machte es Spaß. Es schärft den Geist und lenkte ab. Und Ablenkung brauchten wir beide, weil wir immer wieder Stress hatten mit unseren Beziehungen. Während ich einer war, der permanent abserviert wurde, war Bill einer, der permanent abservierte. Er war der König der Herzensbrecher. Mein Herz hingegen war schon so oft gebrochen worden, dass ich es niemandem mehr übel nehmen konnte, wenn er es nicht haben wollte. Denn mein Herz wollte tatsächlich keiner, da es mittlerweile voller Narben und in einem sehr schlechten Zustand war. Trotzdem verschenkte ich es immer wieder. Ich war großzügig, denn ich wollte geliebt werden und ich war bereit, alles dafür zu tun.

„Du bist am Zug“, rief mir Bill zu. Ich hatte den Kragen meines Anoraks ganz hoch gezogen. Es war kalt und dabei hatten wir Mitte Februar. Es schneite sogar ein wenig. Die Flocken waren klitzeklein, kaum sichtbar, der eisige Wind wirbelte sie durcheinander.

Ich stand auf, trat auf meinen Läufer zu, platzierte die Figur und sagte: „Schachmatt.“ Bills Kinnlade rutschte ihm beinahe bis zu den Knien. Aber er erwiderte nichts. Er starrte nur auf das Spielbrett, umkreiste es mehrere Male, ging in die Hocke, vermutlich damit er die Spielsituation und meinen letzten Zug besser analysieren konnte. Aber es würde ihm nichts nützen. Er hatte einen Fehler gemacht. Den hatte er bereits vor einer Stunde gemacht, denn genauso lange wusste ich schon, wie ich ihn Schachmatt setzten konnte. Wenn ich nur in der Liebe diese große Voraussicht gehabt hätte! Aber die Liebe war nicht mit einem Strategiespiel zu vergleichen. Beim Spiel plante ich in der Regel alle meine Züge, in der Liebe auch. Aber in der Liebe waren die Aktionen meines Partners viel schwieriger zu erraten!

„Scheiße … wie schaffst du das nur immer wieder …“, brummelte Bill beleidigt vor sich hin. Ich sagte gar nichts. Ich hockte wieder auf der steinernen Parkbank und fror. Beinahe wünschte ich mir, die klitzekleinen Schneeflocken würden mich bedecken, mich begraben, meinen Körper einfrieren bis übermorgen, sodass ich den Valentinstag einfach verpasste.

„Was ist mit dir?“, fragte mich Bill. Ich schwieg noch immer und er fuhr fort: „Wieder deine Valentinstag-Depression?“ Er klang angepisst. Auch letztes Jahr hatte ich meine Valentinstag-Depression gehabt und auch das Jahr zuvor. Selbst wenn ich mal nicht Single war, am Valentinstag war es immer besser, wenn mich keiner ansprach, geschweige denn mit mir romantische Stunden verbringen wollte. Ich war traumatisiert! Der Valentinstag hatte mich traumatisiert! Oder viel eher Wilhelm, dieser blöde Arsch, ihn den ich so verknallt gewesen war, wie noch in keinen anderen Menschen vor oder nach ihm. Mit allem, was dazugehörte: Schmetterlinge im Bauch, stundenlanges Umziehen vor einem Date, stoisches Starren aufs Handy, bis er endlich anrief …

Ich war gerne in ihn verliebt gewesen. Ich war ins Verliebtsein verliebt gewesen. Der Sex hatte es auch in sich gehabt. Ich hatte ihn großartig gefunden, aber damals fehlte mir noch die nötige Erfahrung, um so etwas beurteilen zu können. Der Sex, den ich heute hatte, war eigentlich viel besser.

Ich linste zu Bill, der breitbeinig vor den Schachfiguren stand und noch immer über meinen Zug nachgrübelte. Schach begeisterte ihn mehr als die Liebe. Mehr als Sex. Vermutlich. Sicher war ich mir nicht. Mit mir schlief er gerne, das wusste ich. Und wir schliefen seit genau fünf Jahren miteinander. Immer mal wieder, wenn wir gerade niemand besseren fanden. So wie heute. Es war Samstag und ich wusste, Bill hatte mich zu einem Schachspiel eingeladen, weil er noch etwas mit mir vorhatte.

„Warum machst du mit allen Typen Schluss?“, fragte ich energisch. Bill sah überrascht auf.

„Das Thema schon wieder?“, meinte er seufzend.

„Der letzte Kerl – wie war sein Name? – der war doch … nett. Mir hätte er gefallen.“

„Ach ja? Dann hättest du ihn dir krallen sollen, nachdem ich mit ihm Schluss gemacht habe.“

„Ich kriege also, was du übrig lässt?“, erwiderte ich grimmig.

„Der Kerl war eine Klette. Ich mag keine Männer, die immer wissen wollen, was ich gerade mache und wo ich gerade bin. Außerdem hat es ihn gestört, dass ich mit dir so viel Zeit verbringe. Er hat mir deswegen Stress gemacht und dann hab ich gesagt, er soll das Weite suchen.“

„Du bist herzlos“, stellte ich nüchtern fest.

„Ohne Herz lebt sich’s leichter“, erwiderte Bill ungerührt. Er lachte mich an. Seine weißen Zähne blitzten bis zu mir herüber. Er war ein Kindskopf, der nichts zu ernst nahm – bis auf dieses verdammte Spiel, das ihn zu faszinieren schien. Dabei war er nicht einmal gut darin! Faszinierte es ihn deswegen? Weil er nie gewann? In der Liebe war das Gewinnen für ihn kinderleicht. Bill sah wirklich gut aus. Genau deswegen verknallten sich alle in ihn. Er war sexy, charmant, klug und sportlich. Außerdem lag in seinem Auftreten etwas Souveränes, das viele einschüchterte. Nur mich nicht. Weil ich wusste, dass er ein blöder Arsch war, deswegen. Und weil ich mit ihm schon viel zu oft gefickt hatte, als dass mich noch irgendetwas an ihm einschüchtern könnte. Ich war noch keinem Mann so nahe gewesen wie ihm. Was wir im Bett schon alles getrieben hatten! Und worüber wir schon gesprochen hatten! Wir wussten alles voneinander.

„Warum erzählst du deinen Freunden auch immer, dass ich schwul bin? Erzähl ihnen doch, ich sei hetero!“ Seine Freunde waren schon oft auf mich eifersüchtig gewesen. Wie lächerlich! Bill hatte an einer Beziehung, an einer richtigen Beziehung mit mir kein Interesse.

„Du und hetero? Das kauft dir doch keiner ab …“

„Was soll das denn wieder heißen?“, brummte ich.

„Frag lieber nicht … sonst bist du wieder eine Woche lang schlecht gelaunt … du bist eine Dramaqueen, wie sie im Buche steht …“

Bill starrte immer noch hochkonzentriert auf die Schachfiguren. Das Gespräch mit mir schien ihn nur zu langweilen. Ich stand auf, schnaubte verärgert und sagte: „Und du bist ein schlechter Schachspieler. Du wirst es nie lernen! Du bist zu doof dafür!“

Mein Freund sah überrascht auf und einen kurzen Moment lang tat es mir leid, was ich gesagt hatte. Ich hatte ihn nicht verletzen wollen, ich wollte niemanden verletzen. Ich war zu weich. Bill hatte das mal über mich gesagt, dass ich zu weich war. Dass ich mich viel zu schnell verliebte. Dass ich mein Herz jedem gab, der es haben wollte. Dass ich nicht wählerisch sei und dass ich … erbärmlich sei. Das hatte er tatsächlich gesagt! Danach hatte zwei Wochen Funkstille zwischen uns geherrscht. Tagelang hatte ich mir die Augen ausgeheult.

Ich drehte Bill den Rücken zu und machte mich daran, den Stadtpark zu verlassen. Bis zu meiner Wohnung war es ganz schön weit. Ich würde die Straßenbahn nehmen müssen. Bill rannte mir hinterher und als er bei mir angelangt und neben mir zum Stehen kam, sagte er:

„Ich weiß, dass ich scheiße spiele, aber ich werde immer besser …“

„Wirst du nicht. Du hast das Spiel schon vor einer Stunde verloren.“

Bill schwieg. Er packte seine Hände in die Tasche seiner Jacke und ich merkte, dass er ein wenig zitterte. Für einen Februartag war es wirklich erstaunlich kalt! Ohne nachzudenken reichte ich ihm meine Handschuhe. Dieser Idiot hatte doch immer kalte Finger! Er nahm die Handschuhe ganz selbstverständlich entgegen, wie er alles von mir noch immer mit absoluter Selbstverständlichkeit entgegen genommen hatte. Ich hatte ihm schon alles gegeben. Er kannte jeden Zentimeter meines Körpers in- und auswendig, weil er schon jeden Zentimeter mit seinen Händen und mit seiner Zunge berührt hatte. Und mein Herz? Das hatte er nie gewollt.

„Kommst du noch mit zu mir. Ist schließlich nicht so weit wie bis zu dir“, fragte er mich ganz ungeniert.

„Du willst, dass ich bei dir übernachte?“

„Wäre ja nun wirklich nicht das erste Mal …“

„Ich bin irgendwie nicht in Stimmung für Sex“, brummte ich. Bill lachte laut auf.

„Das sagst du immer!“, rief er, dann beugte er sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Aber am Ende kannst du nie genug kriegen.“

Ich spürte, wie sich meine Wangen röteten. Wie albern! Aber es stimmte, dass ich gerne mit ihm schlief. Es war überhaupt die schönste Sache auf der Welt, mit ihm zu schlafen. Vielleicht hatten mich deswegen noch alle Kerle abserviert? Weil ich nie ganz bei der Sache war? Schließlich war es mir oft passiert, dass ich beim Sex mit einem anderen an Bill gedacht hatte! Aber das erklärte nicht, warum mich meine erste große Liebe abserviert hatte! Denn damals hatte ich mein Herz und meinen Körper nur für einen Menschen geöffnet. Für einen ganz alleine.

„Gut, wir gehen zu dir …“

„Super. Ich muss meinen Frust loswerden wegen dem versauten Spiel. Ein guter Fick hebt meine Laune sicherlich“, erwiderte Bill vergnügt.

Wir mussten eine Straße überqueren und standen an der Ampel. Das Licht leuchtete rot und ich streckte ganz automatisch meine Hand aus, um Bill zurückzuhalten. Er rannte immer bei rot über die Straße. Ich sei viel zu brav, das hatte er mir auch schon vorgeworfen. Einer, der bis zur letzten Sekunden wartete, bis die Ampel endlich grün wurde – mit so einem wollte er keine Beziehung führen. Damals hatte ich ihn angeguckt, als hätte er den Verstand verloren. DAS war nämlich die einzige Erklärung gewesen, die er mir je geliefert hatte, als ich ihn mal heulend und verzweifelt gefragt hatte, warum ich für ihn als Freund nicht in Frage käme.

Mein Herz wurde schwer. Der Rest, der davon noch übrig war. Ich hatte mich schon oft vor Bill blamiert. Ich hatte geheult, beim Sex gefurzt, mich nach einer Party auf seiner Toilette übergeben und daneben gekotzt – der Badezimmerboden hatte ausgesehen! Einmal hatte er mich beim masturbieren in seinem Bett erwischt – ich war morgens vor ihm wachgeworden und noch so geil von der Nacht zuvor gewesen, dass ich mir einen hatte runterholen müssen, während er noch neben mir im Land der Träume herumgesegelt war. Leider hatte ich mich da geirrt. Er war nämlich wach gewesen. Damit zog er mich noch heute auf.

Wir waren bei seiner Wohnung angelangt. Er wohnte im ersten Stock. Als er die Tür öffnete, trat ich ein, so wie immer, hängte meinen Anorak an den Haken in der Garderobe, auch so wie immer, streifte mir die Schuhe von den Füßen und meinen dicken Pulli über den Kopf – erst recht, so wie immer. Ich hielt mich kaum je fünf Minuten in dieser Wohnung auf, da war ich schon nackt. Bill hatte sich noch nie beschwert. Ich öffnete gerade den Knopf meiner Jeans, da spürte ich seinen nackten Oberkörper, den er gegen meinen presste. Er schlang seine Arme um mich, küsste meinen Hals, knabberte dann an meinem Ohr. Ich schloss die Augen und ließ mich fallen. Wilhelm, dieser Arsch, fiel mir dann immer ein. Ich war gerade mal zwei Monate mit ihm richtig zusammen gewesen, da hatte er Schluss gemacht. Trotzdem waren diese Monate die schönsten meines Lebens gewesen. Wie kitschig. Ich hatte Bill davon erzählt, daraufhin hatte er nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Genau deswegen würde jeder das Weite suchen! Weil ich so kitschig war und so romantisch. Da hatte doch jeder das Gefühl, die Erwartungen nicht zu erfüllen, die ich an ihn stellte! Dabei stellte ich doch gar keine Erwartungen. Ich wollte nur … Liebe. Das war alles. Ich wollte, dass mich jemand ansah und mir sagte: „Ich liebe dich. Nur dich.“ Meine Augen tränten. Oh, die Valentinstag-Depression hatte es dieses Mal wirklich in sich!

Ich löste mich mit sanfter Gewalt aus Bills Umklammerung und zog mich endlich vollends aus, bevor ich nackt in sein Schlafzimmer spazierte. Ich kuschelte mich dort unter die Decke, warf sie mir sogar über den Kopf und wartete nur darauf, dass er nachkommen würde. Das tat er auch. Ich spürte, wie sich die Matratze senkte und sich sein nackter Körper unter der Decke an meinen kuschelte.

„Versteckst du dich vor mir?“, flüsterte er mir ins Ohr.

Er legte seinen Arm um mich, drückte mir einen Kuss in den Nacken und brummte: „Wenn du deprimiert bist, macht es keinen Spaß.“

„Ich war schon öfter deprimiert und trotzdem hat es dir Spaß gemacht.“

Er lachte leise und ich ließ es zu, dass Bill sich über mich legte. Brav zog ich meine Beine auseinander. Seinen Körper zu berühren, zu fühlen, wie seine Haut sich an meine schmiegte, ihm in die Augen zu sehen, ihn zu küssen, seine Lippen zu schmecken, seine Hände zu spüren – all das war mir so vertraut. Es war Zeit, Position zu wechseln! Ich rollte mich über ihn, er ließ es gerne zu. Es gefiel ihm, wenn ich über ihm lag und er … genießen konnte. Nach Kondomen und Gleitmittel hatte ich schnell gegriffen, blind konnte ich beides finden, so oft war ich schon in diesem Bett gelegen und hatte schnell danach suchen müssen. Alles so vertraut … gefühlte tausendmal erlebt und noch immer konnte ich nicht genug davon bekommen. Nicht genug von Bill. Nicht von seinen Küssen, seiner Zunge, die fordernd meinen Mund eroberte und seinen Händen, die … meinen Arsch kneteten. Ich hätte den geilsten Hintern der Welt, hatte er mir mal gesagt. Nett. Sehr romantisch hatte ich das nicht gefunden, vor allem, weil ich wusste, dass er diesen Arsch so geil fand, weil er ihn regelmäßig ficken durfte, während mein Herz ihn nicht sonderlich zu begeistern schien. Das war das letzte Mal gewesen, dass er mir ein Kompliment gemacht hatte. Er hatte sich beschwert, dass ich alles, was er sagte, nur falsch verstehen würde. Vielleicht hatte er sogar recht …

Ich hockte auf ihm, er hatte seine Hände immer noch auf meinem Arsch und ich … zögerte. Normalerweise verwöhnte ich seinen Schwanz mit Mund und Zunge – oder er verwöhnte mich, heute hatten wir das alles irgendwie ausgelassen. Ich beugte mich zu ihm hinunter, sah in seine dunkelbraunen Augen, die mir wie zwei schwarze Löcher erschienen, die ganze Milchstraße könnte darin versinken, als ich fragte:

„Liebst du mich wirklich nicht? Auch nicht … ein wenig?“ Meine Augen tränten schon wieder. Ich war erbärmlich. Bill hatte ganz recht. Wahrscheinlich hatte er mit allem recht. Ich war eine Dramaqueen, zu weich, zu erbärmlich, konnte Komplimente nicht annehmen und war so penetrant auf der Suche nach Liebe, das es schon beinahe pathologisch war. Und ich heulte. Ich heulte echt viel zu oft.

Bill zögerte. Ich hatte erwartet, er würde irgendetwas Blödes sagen, mir wieder meine Valentinstag-Depression vorwerfen oder mich eine Dramaqueen nennen oder …

Er tat nichts dergleichen, sondern versuchte meine Lippen zu küssen. Ich zog meinen Kopf bewusst aus seiner Reichweite.

„Wenn du von der Liebe genau so viel verstehen würdest wie vom Schachspiel, dann müsstest du nicht fragen …“

Ich hielt die Luft an, noch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Bill: „Ich habe ein Valentinstag-Geschenk für dich, hör zu, jetzt kommt’s: Ich liebe dich.“ Er lächelte mich an. Mein Herz pochte in meiner Brust. Noch nie hatte jemand zu mir diese drei Worte gesagt. Noch nie. Ich zog Rotz die Nase hoch und versuchte zu ignorieren, wie Bill theatralisch mit den Augen rollte.

„Wenn du nicht so viele gute Qualitäten hättest, echt … ich meine … du bist anstrengend. Du bist echt so anstrengend …“

Ich legte meine Handflächen auf seine nackte Brust: „Hast du deswegen damals mit mir Schluss gemacht?“

Willhelm, oder Bill, wie ich ihn immer nannte, hatte mir mein Herz gebrochen. Am Valentinstag. In tausend Stücke war es zerschellt. Und nie hatte es sich davon erholt.

„Ich steh nun mal nicht auf Drama. Das weißt du. Schließlich kennt mich keiner so gut wie du. Ich bin zufrieden, so wie es zwischen uns läuft … das Drama kriegen dann die anderen Typen ab …“

„Und wenn ich dir verspreche, dass es weniger Drama geben wird? In Zukunft? Dann …“

„Was dann?“

„Willst du dann mein Freund sein?“

„Ich bin doch schon dein Freund. Und du bist meiner.“

Jetzt war ich still, mucksmäuschenstill. Es gab auch nichts mehr zu sagen, nur eins:

„Ich liebe dich.“

Bill seufzte theatralisch und ich küsste ihn schnell, damit er wieder zufrieden war.

„Bist du glücklich?“, fragte er mich ernst, als wir uns eine Kusspause gönnten.

„Immer, wenn ich mit dir zusammen bin.“

Er strahlte und mein Herz begann zu heilen. Ich hatte das Gefühl die Narben verblassten: eine nach der anderen. Irgendwann würde keine mehr übrig sein.

Die Liebe hatte nun mal viele Gesichter. Und jeder liebte auf seine Weise.

Ich auf meine und Bill auf seine.

 

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Tag der Veröffentlichung: 05.05.2015

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