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Kapitel 1

Mein Leben besteht aus vielen unterdrückten Gefühlen jeglicher Art.
Es gibt Tage, an denen es mir gut geht, ich lache, mache Witze und geniesse die Momente mit meinen Freunden. Doch dann, plötzlich aus dem nichts taucht diese unbeschreibliche Lehre in mir auf. Sie nimmt alles an sich, Liebe, Glück, Geborgenheit und meine Freiheit. Was zurück bleibt, bin ich. Ein Mädchen mit blauen Augen, blondem gelocktem Haar, welches mir wie ein Engel auf die Schultern fällt, mit roten zarten Lippen und einem Körper, der mich trägt. Und innerlich, innerlich ist alles dunkel.
Diese Tage tauchen sehr oft auf, denn ich rufe sie selbst herbei. Wieso, weil ich anders bin. Meine Gedanken, meine Ausstrahlung und meine Gefühle. Alles weicht vom dem durchschnittlichen normalem Mädchen ab. Ich frage mich, wieso jemand eine solche Person, wie ich es bin überhaupt erschaffen hat. Nichts an mir ist normal, nichts passt sich meiner Umgebung an, meine Gedanken sind so anders als die, der Menschen um mich herum. Diese Frage taucht jedes Mal auf.
Ich versuche diese Gefühle und diese Gedanken aus meinem Kopf zu werfen, sobald sie auftauchen, doch das ist mir noch nie gelungen. Eine Lösung, die habe ich bis heute nicht. Es wird auch nie eine geben. Also lebe ich weiter als das Mädchen mit den blauen Augen, dem blondem gelocktem Haar und mit dieser Lehre, die in mir dir lebt.

6.00 Uhr
Ich schlage meine Augen auf. Ich bin wach. Ich dreh mich auf die Seite, nimm mein Handy in die Hand und lies meine Nachrichten durch. Ich schreibe ein paar Texte an meine Freunde zurück. „Was mach ich da überhaupt?“, ich lege mein Handy weg und drehe mich auf den Rücke und starre zur Decke. Ich schliesse meine Augen, eine Träne rollt über meine Wange. „Ich bin so anders, ich pass hier nicht rein, ich pass mich nicht an. Ich gehör hier nicht her, ich bin anders“, noch eine Träne.
„Papa, wieso kann ich nicht zu dir kommen? Du weist das ich hier ohne dich nicht mehr sein will.“
Doch ich nimm mir nicht das Leben, wieso, ich weiss es selbst nicht. Ich denke oft daran, aber ich kann es nicht. Nochmals löst sich eine Träne und eine weiter folgt ihr. Ich drehe mich auf die Seite, ziehe mich zusammen und schlafe wieder ein.

11.30 Uhr
Meine Augen öffnen sich. Ich spüre wie ich langsam Atme und sich dabei mein Oberkörper leicht hebt und senkt. Ich berühre meine Wange. Meine Finger ertasten meine feine Haut um sicher zu sein, ob das wirklich ich bin. Ich fühle mich schlapp und lehr. „Stopp! Diese Gedanken sollen aufhören.“ Ich nimm meine Kopfhörer, stecke sie in mein Handy ein und tippe auf YouTube. Langsam höre ich die Musik, die versucht in meinen Kopf einzudringen. Ich versuche mich der Musik hinzugeben. Doch es klappt nicht. Die Gedanken tauchen wieder auf. „Wieso ich? Wieso?! Aber es stimmt ich bin anders und nichts kann die Sache ändern.“
Ich stehe auf und öffne meine Balkontüre um die daran befestigten Fensterläden zu öffnen. Nun stehe ich auf dem Balkon. Ich spüre den kalten Schnee an meinen Füssen, der sich in der Nacht auf dem Balkon abgesetzt hat. Neuer Schnee, neuer Tag, die gleichen Gedanken. Ich schliesse die Balkontüre hinter mir und blicke auf das Gestell, welches vor meinem Bett steht. Mein Blick bleibt bei dem silbernen Bilderrahmen haften. Blaue Augen, blonde Haare und dieses Lachen. Ich merke, wie sich meine Füsse automatisch zu dem Bilderrahmen hinbewegen. Ich nimm den Bilderrahmen ihn meine Hand und setze mich auf mein Bett. Meine Finger fahren den Gesichtszügen unter dem Glas nach und plötzlich spüre ich, wie etwas nasses auf meine Hand und auf das Glas tropft. Ich drücke den Bilderrahmen fest an mich und leg mich hin. „Ich liebe dich.“ Ich schliesse meine Augen und drehe mich auf die Seite. „Irgendwann sind wir wieder zusammen.“

2

Kapitel 2

Zwei Jahre sind nun vergangen, seitdem er nicht mehr hier ist. Ich kann selbst meine Gefühle nicht beschreiben die ich dabei hatte. Ich war wie wegetreten. Ich hatte oft das Gefühl in einer Seifenblase zu stecken, wo mich niemand sieht oder anfassen kann. Jeden Tag aufzustehen, ja, das war ein Wunder. Oft wollte ich einfach nur liegen bleiben oder mich gar nicht mehr bewegen. Es gab aber auch die Momente, wo ich einfach nicht mehr da sein wollte. Ich sage nicht, dass ich Depressionen hatte, nein, so würde ich es nicht beschreiben, eher als eine Art Selbstfindung nach diesem schrecklichen Geschehen. Manchmal wenn ich meine Augen schliesse, sehe ich seine Augen. Ich spüre seine Gedanken, seinen Atem und seine Körperwärme. In diesen Momenten bleibt mein Herz fast stehen. Die danach folgende Trauer nach dem erkennen, dass es wirklich nur ein Gedanke war, sticht mir trotzdem jedes Mal einen Keil ins Herz. Ich werde wohl nie über seinen Tod hinwegkommen, ich werde mich nur daran gewöhnen, dass er nicht mehr neben mir ist. Sein Lachen, der kleine braue Fleck in seinem rechten Auge, der Duft nach Davidoff/ cool water und sein „Ich liebe dich“.
Es ist wahr, ich vermisse ihn, jeden Tag, jede Sekunde und nach jedem Atemzug.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.01.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch an meinen Vater, der vor zwei Jahren gestorben ist. Er hat viel und gerne gelesen und würde sich bestimmt darüber freuen, wenn andere meine Geschichten lesen würden.

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