„Wir kommen ja schon!“ riefen Franziska und ich wie aus einem Mund. „Jeden Montag dasselbe Theater !“rief Kerstin genervt nach oben, „Erst wollt ihr nicht aus dem Bett, und wenn ihr dann erstmal raus seid, seid ihr so langsam, das ihr eigentlich hättet liegen bleiben können.“ „Lass uns in Ruhe!“ schrie Franziska, während sie ein Buch nach dem anderem in ihren Rucksack verbannte. „Nicht in diesem Ton junges Fräulein!“ rief Kerstin wütend nach oben. „Nicht in diesem Ton junges Fräulein!“ äffte sie Franziska provozierend nach. Jetzt war mir klar, dass es einen heftigen Streit geben würde, der nicht ohne Rumgejammere enden konnte. Ich versuchte einfach den Streit zwischen meiner Mutter und meiner Schwester zu ignorieren, und setzte sich zu ihrem Vater Andreas an den Frühstückstisch. Nachdem ich mein Müsli verspeist, und meinem Vater einen dicken Kuss auf die Wange gehaucht hatte, rief ich noch schnell „Tschüss!“ und verschwand mit meinem Fahrrad in der vernebelten Straße. Ich beeilte mich, damit ich nicht zu spät zur großen Abschlussfeier kommen würde, denn wir wollten umziehen. Nicht nur 2 Häuser weiter, nein wir wollten einen Neuanfang starten. Auch mein Vater würde umziehen, allerdings nicht in dasselbe Haus wie wir. Meine Eltern hatten sich getrennt, und wollten die Chance nutzen, auch getrennt zu leben. Wir würden in ein kleines Häuschen in Haxtum ziehen, während sich mein Vater eine Wohnung in Wiesmoor sucht.
Knapp eine Woche danach ging es auch schon los, der Umzug begann und ich und Franziska verabschiedeten uns gerade von unserem Vater. „In 2 Wochen hole ich euch ab, und zeige euch meine Wohnung.“ sagte Andreas fast schon ein wenig traurig. Gespannt auf den Umzug riefen Franziska und ich ihm ein gut gelauntes: „Tschüss!“ nach. Mit einem lauten Motorengeräusch verschwand Andreas in einer Nebenstraße. Jetzt konnte der eigentliche Umzug beginnen. Alle packten mit an, und so dauerte der ganze Umzug auch nicht länger als einen Tag. Ganz am Ende zogen die Katzen auch um. Abends liegt die ganze Familie erschöpft und glücklich im Bett. Franziska und ich jeweils in unseren neuen Betten, Andreas vor erst auf einer Luftmatratze, Kerstin in ihrem alten Doppelbett, welches sie vorher mit Andreas teilte und sogar die Katzen lagen in ihren Körbchen und schliefen.
Es wurde noch eine ruhige Nacht. Alle schliefen tief und fest in ihren neuen Zimmern. Das folgende Wochenende verlief ruhig, und alle fühlten sich wohl. Am Montag, verlief alles ein wenig hektisch. Franziska und ich wollten, wie an jedem Montagmorgen nicht aus dem Bett, bis uns einfiel, dass es ja nicht irgendein Montagmorgen war, nein, es war der erste Schultag in der neuen Schule. Jetzt waren wir beide hellwach. „Du, Franzi?“ Ich drehte mich um und sah direkt in die Augen meiner großen Schwester. „Ja Bibi?“ „Hast du was dagegen wenn wir heute mal zusammen zur Schule fahren? Ich hab den Weg noch nicht so richtig begriffen.“ „Ist okay Bibi.“ Antwortete Franziska in einem lässigen Ton. „Und Franzi…“ „Ja?“ „Darf ich wissen was da letzten Montag eigentlich los war?“ „Was meinst du?“ fragte Franziska unwissend. „Ja den Streit, den es morgens gab, was ist daraus geworden?“ „Ach, ist nicht so wichtig, wir haben uns ja wieder vertragen.“ „Okay, sorry.“ Entschuldigteich mich. „Oh, wir müssen uns dringend beeilen, wir können doch heute nicht zu spät kommen!“ „In der Schule angekommen trennten sich die Wege von Franziska und mir. Denn ich ging in die 5.Klasse und Franziska in die 7.te. In den neuen Klassen wurden wir den neuen Mitschülern vorgestellt, und durften uns dann einen freien Platz aussuchen. Franziska setzte sich neben ein Mädchen namens Chloe, und ich setzte mich neben Amelie. Außerdem saßen wir beide jeweils neben einem Jungen: Ich saß neben Bryan und Franziska neben Dennis. Amelie war ein sympathisches, hübsches Mädchen mit elf Jahren. Sie hatte blondes lockiges Haar, und eine tolle nette Ausstrahlung. Chloe dagegen war dunkelhaarig und hatte glattes Haar, war aber genauso freundlich wie Amelie. Bryan und Dennis waren eigentlich fast gleich. Sie waren beide kurzhaarig, und hatten glattes Haar. Außerdem waren beide sehr typisch für Jungs in ihrem Alter. Sie waren beide sehr albern, und teilten nur mit ihrer Clique die wirklich wichtigen, und wahren Dinge. Nur in einer Sache unterschieden sie sich. Dennis war blond, und hatte Sommersprossen, und Bryan war dunkelhaarig, und hatte ein breites pickeliges Gesicht. Prüfende Blicke umgaben mich. Es war ein spannendes, wenn auch ein unangenehmes Gefühl, von allen beobachtet zu werden. Amelie war die einzige, die mich von Anfang nicht unter die Lupe genommen hatte. Amelie war anders als die anderen. Sie war so…nett. Leise flüsterte sie mir ein schüchterndes: „Hi“ zu. „Hi“ antwortete ich. „Ich bin Bianca, aber das weißt du ja schon.“ „Ja“ entgegnete Amelie, „Aber lass uns lieber später weiterreden, in der Pause vielleicht?“ „Ok, ist glaub ich auch das Beste für uns.“
In der Pause:
„Hey! Bianca! Hier bin ich!“ Ich drehte mich um, und da sah ich auch schon Amelie an einer Turnstange herumturnen. Lässig joggte ich an Dennis und seiner Clique vorbei, zu den Turnstangen. „Hi, sorry, hab dich erst nicht gefunden.“ „Schon okay, hab dich auch grad erst gesehen.“ „Hast du eigentlich gemerkt, wie mich alle angestarrt haben, als ich in die Klasse gekommen bin? Da fühlst du dich irgendwie total ausgegrenzt, so anders als alle anderen.“ „ja, du hast Recht, ich bin vor einem Jahr auch neu an die Schule gekommen, hab mich aber recht schnell eingelebt. „ Na, ja, hoffentlich passiert mir das auch so schnell, ich hab nämlich das Gefühl, dass das nicht so schnell passieren wird.“ „Wieso?“ „Na, ja, ich hab mich auch in meiner alten Schule immer anders gefühlt als alle anderen. Du bist bis jetzt die einzige der ich das erzählt habe, also pass bitte auf, dass du es für dich behältst… Sonst halten mich ja alle für vollkommen verrückt… „ Ist versprochen“ erwiderte Amelie so freundlich und glaubwürdig, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. „Ich hatte auch viele Probleme auf meiner alten Schule in Flensburg, und weiß wie sich das anfühlt.“„Danke.“ Ich hatte zwar versucht es zu verbergen, aber Amelie merkte sofort, dass ich ihr nicht zuhörte. „Stimmt was nicht?“ hakte sie nach. „Doch, doch, alles in Ordnung.“ Erwiderte ich in Gedanken versunken. Neugierig versuchte sie in den gleichen Winkel des Schulhofes zu sehen, den ich sah, und es klappte auch, sie sah ihn: „Ach, du hast Antonio gesehen…Antonio war ein wirklich gut aussehender Italiener mit dunkler Haut und schokobraunen, bis zu den Ohren reichenden Haaren. „Ja, ja ich weiß er ist ein süßer Typ und so weiter, aber ich glaub nicht, dass du bei ihm landest.“ Sagte sie verächtlich und erklärte mir, warum ich nie bei ihm landen würde. „Er ist aus einer wohlhabenden italienischen Familie, aber hat es in Italien nicht mehr ausgehalten, und ist, dank der Sorge seiner Eltern, mit einem Angestelltem nach Deutschland gereist. Dieser hat es bei Antonio nicht länger ausgehalten, und ist wieder zurückgereist. Jetzt ist Antonio ständig auf der Suche nach jemandem, der ihm seinen Müll hinterher räumt.“ Doch ich hörte sie nicht mehr, denn ich achtete nur noch auf Antonio und murmelte leise seinen Namen vor mich hin. „Antonio, Antonio, Antonio, Antonio…“ Schade, der Name ist vom Hören nicht schöner geworden, wie denn auch? Er war auch so schon ein wunderschöner Name. Also eines hatte ich festgestellt. Es gab Liebe auf den ersten Blick. „HALLO!!!“ Jetzt merkte ich erst, dass Amelie mich darauf hinweisen wollte, dass die Pause vorbei ist. "Ähm, ja, ähm.. Ich war in Gedanken.."stammelte ich.
Tag der Veröffentlichung: 03.04.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Anfangs schrieb ich dieses Buch für meine Mutter, da es unserem Leben ganz ähnlich sah, und ich ihr etwas ganz besonderes zum Geburtstag schenken wollte. Auf die Dauer wurde es aber immer mehr zu "meinem" Buch und meine Mutter hat es, bis heute noch nicht gesehen.