Eine kleine Leseprobe bestehend aus Prolog und 1. Kapitel des erschienenen bzw. überall
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zu bekommenden Buch RATICON:
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Lest erst mal rein! Viel Spaß dabei. :-)
Es kommt, wenn man am wenigsten damit rechnet, immer mal wieder vor, dass man eine Ratte zu Gesicht bekommt, im dümmsten Fall in der eigenen Toilette und im besten Fall an einem Fluss oder irgendwo im Stadtpark. Meistens ist man erst mal überrascht und wundert oder ekelt sich und dann kommen zwei Fragen in einem hoch, die man sich unweigerlich stellt.
Nummer 1: Wo kommt die bloß her? Und Nummer 2: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Ratte und der uns eher bekannten Maus und worin besteht er, zumindest charakterlich?
Auf diese Fragen will diese Geschichte versuchen, eine Antwort zu geben oder zumindest sich als Wegweiser anbieten und gegen Ende, hoffe ich, versteht ihr die Ratten und deren Welt ein wenig besser.
Simon Käßheimer
Es war einer dieser üblichen Tage in der Kanalisation von Paris In der Nähe des Louvre und der anderen Sehenswürdigkeiten herrschte der tägliche morgendliche Betrieb auf den öffentlichen Toiletten der Galerien und Museen. Die Stadt selber war heute jedoch sehr ruhig und schien größtenteils noch zu schlafen. Am Auslauf einer Kanalisationsöffnung, die von oben wie ein Eisenbahntunnel aussah, regte sich jedoch etwas am Eingang. Eine kleine Sache, die sich ein wenig bewegte – es war eine Ratte. Das zumindest hätte jeder Mensch gesagt, der Raticon von oben ausgemacht hätte, doch das wusste dieser wohl zu vermeiden. Raticon, ja, so hieß die stolze Ratte, die da am Ausgang des Kanalrohrs saß und wie gewohnt den Tag begann mit einem morgendlichen Bad. Warum gerade hier? fragst du. Nun das ist ganz einfach: „Weil Raticon eine schlaue, wenn nicht gar die schlauste, der Ratten in Paris war. Er säuberte sich und trank hier, weil an dieser Stelle das Wasser mit am klarsten war und somit für ihn vollkommen ungefährlich. Ein weiterer Grund: Er liebte die Nähe zur Oberfläche. Er sah sich den Sonnenaufgang und manchmal auch den Sonnenuntergang dort an und genoss die frische Luft von Paris, obgleich diese im Vergleich zu andern Städten, so hatte er sich sagen lassen, längst nicht so gut war. Doch das war ihm mehr oder weniger egal, hier war sie auf jeden Fall besser als im Kanalisationslabyrinth, wo nur an den Gully-Schächten und -öffnungen die Luft ähnlich gut war wie hier. Eine sehr schlaue Ratte, wirst du dir nun denken und ja, Raticon war eine besondere Ratte, die sich durchaus von den anderen durch Schläue und Cleverness abhob.
Nun war Raticon aber nicht die einzige schlaue Ratte in der Kanalisation, eigentlich müsste man ja sagen: „Er war einer von vielen“, da es so etwas wie eine dumme Ratte eigentlich nicht gibt. Aber wie bei den Menschen gibt es eben auch im Reich der Ratten schlauere und dümmere, gewitztere und welche, die bei aller Intelligenz jeden Köder schluckten.
Zu einer der Ratten, die Raticon absolut ebenbürtig war, gehörte sein Freund Huntington.
Huntington war eine ausgesprochen gut aussehende Ratte: langer Schwanz, gepflegtes Fell, klare runde Augen. Und eben dieser tauchte genau dann auch am Eingang auf, wo Raticon gerade seine Morgenwäsche beendete. Huntington und Raticon waren schon seit vielen Jahren Freunde und hatten schon so einiges miteinander durchgestanden und schon viele andere Ratten überlebt. Sie beide waren in etwa im selben Alter und dennoch schien Raticon im Vergleich zu Huntington wesentlich jünger zu sein. Huntington war eine ungeheuer zähe Ratte, die auch schon Köder überlebt hatte und auch einigen anderen Dingen, die eigentlich ihren Tod hätten bedeuten müssen, ins Gesicht gelacht hatte.
Mit solchen Erfahrungen konnte Raticon nicht aufwarten, aber vielleicht sprach gerade auch das für seine Schläue, im Ernstfall und sonstigen Alltag. Huntington wusste das und sah deshalb immer auch ein wenig ein Vorbild in Raticon, der ihm zwar an Schönheit unterlegen war mit seinem etwas kürzeren Schwanz, aber sonst ein Überlebenskünstler war. So einen hatte er nie mehr getroffen seit ihrer ersten Begegnung vor Jahren.
Raticon war eben dabei, sein rechtes Ohr zu säubern, als er Huntington auf sich zukommen sah. Er musterte ihn aus dem Augenwinkel, machte aber sonst keine Anstalten, sein momentanes Tun zu unterbrechen. Huntington näherte sich Schritt für Schritt und setzte sich schließlich aufrecht hinter ihn. Seinen Schwanz rollte er um den hinteren Teil seines Körpers zusammen und setzte sich auf dessen Ende.
„Lass dir ruhig Zeit Raticon“, sagte Huntington „Ich sitze gemütlich auf meiner Schwanzspitze und habe Zeit bis du deine morgendliche Wäsche beendet hast.“ Raticon antwortete nicht, sondern strich mit einem getränkten linken Vorderfuss über sein linkes Ohr um es zu reinigen, dann drehte er sich um und wandte sich Huntington zu.
„Das ist nicht nötig“, sagte er „ich bin schon fertig“.
Nachdem beide sich schweigend ein wenig beäugt hatten, sagte Huntington: „Raticon, ich muss dich was Wichtiges fragen. Ich wusste, dass du am Morgen meist hier zu finden bist, darum hab ich dich hier aufgesucht.“
Raticon betrachtete seinen alten Freund und sagte dann: „Worum geht`s, worum handelt es sich; muss wohl was Wichtiges sein.“
Huntington ließ sich eine Weile Zeit und sagte dann:
„Es geht um etwas, das ich getan habe und das ich wohl nicht hätte tun sollen, aber die Lage, in der ich steckte, erforderte es.“
„Rede nicht drum herum, spuck es aus – sag`s mir“, sagte Raticon mit aufkeimender Ungeduld. „Es geht um ...
Copyright:
Text und Coverillustration:
2015 © Simon Käßheimer
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http://theunexplained6.wixsite.com/raticon
Tag der Veröffentlichung: 12.11.2015
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