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Prolog

 

Die Nachstellung auch als Stalking bezeichnet, ist laut § 238 StGB dann strafbar, wenn der Täter eine andere Person wiederholt auf eine Weise verfolgt, anruft, belästigt oder bedroht.

 

 

Julia saß im Bus, hörte Musik, eines ihrer Lieblings Lieder und warf einen Blick aus dem Fenster. Sie war tief in ihre Gedanken versunken. Es würde noch einige Zeit dauern bis sie aussteigen und nach Hause laufen musste. Im Regen wenn sie Pech hatte. Heute war sie mit dem Einkauf dran. Zwei Tüten und ihr Rucksack waren voll. Sie musste nur noch alles nach Hause bringen und das, hoffte sie, im trockenen Zustand.

"Na toll die Regenwolken sehen jetzt nicht gut aus... warum musste auch ich ausgerechnet heute einkaufen." Der Bus hält und die letzte Haltestelle bis zur Wohnung die noch bis zu einem km bestand musste durch einen kleinen Park durchquert werden. Oder den noch längeren Weg. Julia zog die Kapuze tiefer, und drängte sich verärgert durch den Bus, rempelte einen Typ an der auch gerade raus wollte und sie blieb an etwas hängen, und rupfte es mit ab. Es war ein Namensschild mit Dennis drauf stehend.

 

"Hallöchen junge Dame. Kannst du nicht aufpassen?" donnerte Dennis Stimme. Julia lief rot an. Weniger auch Scham sondern mehr aus Ärger. Nur ihre Mutter hatte sie immer so genannt, wenn diese wütend war und sie Ärger bekommen sollte. Dies hatte sich bei ihr eingebrannt. Ein Trigger. Ein gewaltiger Trigger. Julia hob ihren Kopf und schaute dem Mann ins Gesicht. Dabei stellte sie fest das er schöne braune Augen hatte. Seine Augen wurden von einer Brille noch betont. Eigentlich optisch ein hübscher Kerl dachte sie und schüttelte ihre Gedanken ab. "Erstens tut es mir leid und zweitens bin ich keine junge Dame sondern eine Frau. Falls du mein Lieber, kein alter Sack bist." zischte sie zurück, gab ihm sein Namensschild zurück, nahm ihren Einkauf und verließ eine Haltestelle vor ihrer den Bus. Draußen drehte sie sich um und zeigte dem Übergewichtigen Mann den Mittelfinger und hoffte sie würden sich niemals im Leben wieder sehen.

 

Julia geht verärgert los und sie ärgerte sich jetzt schon den langen Weg zu gehen den sie nun eine Haltestelle eher raus musste weil ja der doofe Typ einfach Mal so ihren Gedanken entriss. Entriss ja das Namensschild war schon seltsam. Aus Leder. Sie liebte ja Leder den Geruch das hat sich auch toll in der Hand angefühlt. Diese Augen. Was zum,.... warum verschwende ich noch dieses Gedanken an diesen Sack der schon wieder etwas in mir auslöste. An meine Mutter . Gott hab sie seelig. Aber trotzdem waren es auch ihre Worte. Der Regen nahm an Fahrt auf . Gleich direkt ein Platzregen. Und das Wasser lief in den Kragen und ihre weiße Bluse wurde durchsichtig. Der pinke BH den sie heute keine Achtung schenkte, machte sich jetzt super durch die durchsichtige Bluse. Die Jacke hatte sie bisher nicht geschlossen so war zwar ihr Haar und alles geschützt. Half ihr aber auch nicht wo der Regen schräg vorne sie traf. Die Pfützen verwandelten sich zu Tellergrößen und weiter. "Platsch ..platsch,. " waren nicht andere Schritte zu hören. Julia drehte sich um,.. sieht aber niemanden. Sie schüttelte den Kopf und ging weiter.

 

Zu Hause angekommen, verträumte Julia die Einkäufe. Ihr Vater Ben ruhte noch auf der Couch, dort wo er immer war und den ganzen Tag rum brachte. Er hatte seine Arbeit verloren und war zu stolz um staatliche Hilfe an zu nehmen. Er war schon älter, hatte schütteres graues Haar und traurige Augen. Über dreißig Jahre hatte er in dem Malerbetrieb gearbeitet und vor acht Monaten wurde ihm gekündigt und das noch vor dem Ruhestand. Seine Rente würde vielleicht eh nicht reichen. Altersarmut war auch in diesem Land an der Tagesordnung. Gesprächsstoff für Generationen. Die Rente war leider nicht mehr sicher. Wenn man kein Politiker war oder Sportler, würde es schwer werden. Julia senkte ihren Kopf. Sie hatte eine Lehre in der Hauswirtschaft abgebrochen als ihre Mutter krank wurde und musste zur Zeitfirma, weil sie dort mehr verdienen konnte und schneller zu Geld kam. Krebs. Eine solche Krankheit war schlimm und verschlang viel mehr Geld das die Familien dazu zahlen mussten, weil die Krankenkassen überfordert waren. Julia wollte mehr aus ihrem Leben machen. Vielleicht ein bisschen bekannter werden. Vielleicht etwas besseres tun. Etwas besonderes. Um ihrem kleinen Dasein etwas besonderes zu verleihen. Sie schüttelte ihre Gedanken ab. Das Essen musste gemacht werden. Ihr Vater konnte sich nicht versorgen...

 

"Hey Paps." Wuschelte ihm durch das schüttere Haar, kraulte ihn am Kopf wie sie es immer tat bevor sie sich dann an s essen machte. Ben schaute von seiner Zeitung auf, lächelte, " da ist ja mein Engelchen" und Julia lächelte zurück und begann heute Mal die Bolognese anzusetzen aus den noch Vorräten und frischem gehackten aus dem Supermarkt. Sie haben gemeinsam auf der Couch dann gegessen und schauten sich paar folgen King of Queens an. Eine in die Jahre gekommene Sitcom aus den USA, Ja Julia und Ben liebten King of Queens. Das war ihr Ritual. Als es dann 20 Uhr an der Uhr bemerkbar machte, räumte Julia noch auf, kühlte das restliche essen und wollte dann noch an ihrem PC ihre Hausarbeit schreiben und im Chat schauen welche KommilitonInnen noch da sind und ggf. Noch zu helfen oder Hilfe zu bekommen bei den kniffligen Matheformeln um Quantenphysik mathematisch aufzustellen und beweise aufzustellen wären mehr als nur Bücher ihr Ratgeber.

Kapitel 1

Dies ist ein fiktives Werk und hat nichts mit der Realität zu tun. Es könnte Triggerwarnungen enthalten.

 

 

"Hey Aki, wie war dein Tag?" schrieb Loy1984 und Julia überlegte einen Moment. Was sollte sie sagen? Die Wahrheit? Oder sollte sie lügen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur das sie lernen musste. Die nächste Prüfung stand vor der Tür. Arbeiten musste sie die nächsten zwei Wochen lang nicht mehr. Urlaub. Himmlisch. Endlich Zeit für sich und ihren Freund Stefan. Mit dem es wieder besser lief und mit dem Julia schon eine Weile zusammen war. In der Schule waren sie in verschiedenen Klassen und Jahrgängen und dennoch eine kleine Liebesgeschichte zwischen ihnen beiden. Julia musste ganz früher zur Liebe ermutigt werden. Sie wurde einige Male enttäuscht und dies wollte sie niemals wieder erleben. Stefan ein richtiger Engel. Ein toller Mann und sicherlich eines Tages ein guter Vater, sollte Julia ihre Sorgen um die Zukunft hinter sich lassen können und irgendwann doch ans Kinder bekommen denken. Ein Kind würde ihr Leben bereichern können. Aber vielleicht eignete sich diese Welt nicht mehr für Kinder. Vielleicht gab es zu viele Menschen. Zu viele Konflikte. Zu viele Menschen die in Armut leben mussten. Julia schüttelte erneut ihre Gedanken ab. Sie hatte ihren Chat Kollegen schon einige Minuten warten lassen. Sie wollte nicht unhöflich sein. Sie holte tief Luft und schrieb zurück....

 

"Hey Loy. Na ja das übliche. Unkraut vergeht nicht. Dann auch noch eine unschöne Begegnung gehabt was ein Trigger in mir wieder auslöste und dann auch noch etwas in der Hand hielt das sich wie echtes Leder anfühlte. Aber nicht dieser Billigkram steifes tolles Leder und dann noch.... egal sorry. Ich schweige ab. Es fing dann halt noch an zu regnen und der Typ versaute mir wirklich alles. Ich ging früher aus dem Bus raus als nötig um ihn zu meiden und ich fühlte mich auf dem Weg nach Hause verfolgt. Aber ich denke der Trigger war der eigentliche Auslöser für meine Ängste und verfolgt. Zzz glaubst du das? Was ich überhaupt erzähle? Klingt schräg oder? Wie geht es dir denn Loy was war so dein Highlight heute aus dem Tag?

 

Loy1984 schrieb erst nichts. Vielleicht hatte er mit diesem Dialog nicht gerechnet. So gut kannten sich beide bisher nicht. Es war nicht so als wären sie gemeinsam die Treppe runter gefallen, jedoch war eine gewisse Vertrautheit vorhanden und eine große Sympathie für ihr Gegenüber. Loy schien ein netter Kerl zu sein. Vielleicht würde es eines Tages ein Treffen geben. "Ich muss nachdenken meine, Liebe Aki. Mein Highlight des Tages war, dass meine Oma, heute mal nicht nur blöd in ihrem Sessel gesessen hat. Echt krass." antwortete Loy und Julia schmunzelte. Jedes Mal musste sie kichern wenn er etwas von seiner verrückten Oma erzählte...

 

Julia lächelte. Sie hatte immer ein gutes Gefühl wenn sie mit Loy chattete. Er war sehr nett, gebildet und sehr freundlich. Einen gewissen Sinn für Humor hatte er ebenfalls. Dies schätzte sie sehr an Männern. Und auch die Tatsache das er sich seit vier Jahren um seine, eigentlich narzisstische Oma kümmerte, welche sich ein Heim nicht leisten konnte und angab das sie noch fit im Kopf sei und vieles alleine noch verrichten konnte. Loy hatte ihr niemals seinen echten Namen verraten. Sie wusste jedoch das dies auch keine Rolle spielte. "Ich muss für heute leider Schluss machen, liebe Aki. Die Nerv Oma will morgen früh ihr Frühstück haben und ich muss dann fit sein. Um sechs UHr ist die Nacht schon wieder rum." schrieb er fügte ein lächelndes Smiley hinzu und war dann verschwunden. Julia klappte ihren Laptop zu, drehte sich weg und fuhr sich mit der rechten Hand durch ihr rotbraunes Haar. Sie schüttelte ihren Kopf. "Reiß dich mal zusammen, meine Liebe. Du hast Stefan und solltest keine Gefühle für einen Mann im Internet haben." ermahnte sie sich selbst und gab sich eine Ohrfeige, die wirklich weh tat, sie dennoch aus ihren Gedanken riss. Sie machte sich fürs Bett fertig, nachdem sie noch mit Stefan telefoniert hatte und wollte morgen ganz früh los. Die Blutdrucktabletten für ihren Vater holen. Dazu musste sie wieder mit dem Bus los. Für morgen war Sonnenschein angekündigt. Sie hoffte dies würde zu treffen.....

 

Der Wecker klingelt. Julia war sich sicher dass es doch noch nicht 7 Uhr sein kann. Die Nacht kam ihr wirklich sehr kurz vor. Nun dann dachte sie sich. Entnervt schaltete sie den Wecker aus, richtete sich auf, saß auf der Bettkante und rubelte sich den Schlaf raus, gähnte herzhaft, streckte sich, sammelte ihre Kleidung ein und lief ins Bad. Duschen, Haare Föhnen, Haar zum Dutt frisieren franseln und anziehen. Wir immer weil sie ja auch immer zuerst die Frisur Nächte und dann sich anzog. Nun denn Brille aufsetzen Rucksack Schultern auf die Uhr schauen ihres Handys. "Oh fuck ich komm zu spät zum Bus. , paaaps ich muss los bin bald wieder da ich fahr zur Apotheke und hol das Rezept raus. Lieb dich bis später. Wumms Tür zuknallen war ihre Lieblings Beschäftigung. So rannte sie zum Bus stieg ein, rempelte wen fast um nur um den hintersten Platz noch zu ergattern sie hatte kein Bock zu stehen und quetschte sich ans Fenster. Sie liebte den Motor unter sich und das Schaukeln...

 

"Du schon wieder!" rief eine männliche Stimme nach einiger Zeit. Julia blickte in Richtung der Stimme und spürte wie ihre Kinnlade hinter fiel. Dennis stand vor ihr und stemmte seine Hände auf seine Hüften. Dabei störte es ihn nicht dass der Bus hin und her schwankte....

 

Julia presste ihre Lippen aufeinander. Sie überlegte was sie sagen sollte. Eigentlich brauchte es lange bis sie explodierte. Nur bei diesem Kerl der so unfreundlich war, ging es sehr schnell und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Er hob einen Zeigefinger, wie damals ihr alter Klassenlehrer, wenn sie etwas falsches gemacht hatte. "Du musst nix sagen, Mädchen. Dir fällt eh nichts schlagfertiges ein." sagte Dennis und lächelte. Julia biss sich nun auf die Unterlippe. "Pass mal auf du blöder Kerl. Ich kann mit dem Bus zu jeder Tages und Nacht Zeit fahren, wie und wohin ich will. Und wenn du nicht gleich sitzt, setzt es was. Auf meiner Faust steht schon dein Name drauf!" zischte ihre Stimme und sie funkelte ihn finster an. Dennis stockte einen Moment. Er schien sie zu Mustern. Dann grunzte er, drehte sich um und setzt sich hin. Julia atmete tief durch und schaute erneut aus dem Fenster. Nur dieses Mal mit einem breiten grinsen im Gesicht...

 

Eigentlich drohe ich nie und das ich die Faust hebe und auch so schlagfertig, irgend wie cool aber irgendwie auch unheimlich sonst Versuche ich immer mich klein zu halten, kein Konflikt kein ärger aber tatsächlich wieder ein Trigger. Warum passiert das jetzt erneut. Warum ein weiterer Tag ein weiterer Triggerpunkt, die selbe Person. Die mich bis auf s Mark reizt. Und wo sind wir jetzt? Ich schreckte auf und habe die Haltestelle schon die 2. Verpasst. Oh nein. Ich sprang auf. Blieb am Haken des nächsten Sitzes hängen und viel auf jemanden drauf der seine Finger nervös mit seinen Daumen spielte, rief hektisch Tschuldigung, befreite mich und sprang aus dem Bus bevor er wieder ansetzte zum los fahren. Und rannte dann über die Straße wo Autos wild quietschen und hupten. Auch noch fast einen Unfall gebaut. Der Bus wollte abfahren doch es stieg noch eine weitere Person blitzschnell aus...

 

Bei der Person handelte es sich ausgerechnet um diesen blöden Kerl. Dennis. Julia rollte ihre Augen und stöhnte leise. Die Person näherte sich ihr mit schnellen Schritten. Nun war es Julia, die ihre Hände auf ihre Hüften stemmte und wartete bis der Übergewichtige Mann auf sie zu kam. Er schnaufte schwer und musste Luft holen. Mit einem Mal griff er in seine Hosentasche, holte ein Päckchen Zigaretten hervor und bot ihr eine an. Julia stutzte. Sie zögerte erst. Von Fremden nichts annehmen hatte ihre Mutter immer ermahnt und trotzdem wollte sie es wagen. Es riskieren. Es roch nach Gefahr. Gefährlich war ihr Dritter Vorname. Und so griff sie mit ihren Fingern der rechten Hand nach der dünnen selbst gestopften Zigarette, holte ihr Feuerzeug aus ihrer Tasche und zündete sich die Zigarette an. Rauchen tat sie seit einigen Jahren. Es war ungesund und dennoch eine Möglichkeit um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Sie atmete aus und der blaue Rauch verließ ihre Lunge. "Danke!" sagte Julia und lächelte. Dennis tat es ihr gleich...

 

"Nun, wir hatten jetzt nicht den besten Start. Wie auch gestern. Sorry für s anrempeln, über dich herfallen lach und vorher die Drohung das bin absolut nicht ich tut mir leid "…

 

Dennis winkte ab. "Ist schon in Ordnung. War auch mein Fehler. Ich hätte besser aufpassen können oder nicht so überheblich sein sollen. Ist ja nicht so als ob wir zusammen die Treppe runter gefallen sind." scherzte er und Julia ging ein Licht auf. Diese Redewendung benutzte Loy auch ganz gerne. Zufall oder Absicht? Konnte es eine Verbindung zwischen beiden Männern geben oder war sie nur paranoid und glaubte das die Welt sehr klein war? Julia wusste es nicht. Sie versuchte zu lächeln. "Ich bin es nicht gewohnt mit jemand zusammen zu stoßen. Aber Schwamm drüber. Ich denke wir sollten über etwas anderes reden." sagte Julia und zog genüsslich an ihrer Zigarette. Pall Mall. Vielleicht seine Lieblings Marke überlegte sie und runzelte ihre Stirn. "Vielleicht ist es Schicksal. Geplante Absicht vom Universum!" mutmaßte Dennis und Julia legte ihre Stirn in Falten. "Wer glaubt denn bitte schön an das Horoskop?" fragte sie und Dennis zuckte seine Schultern. "Wenn was Gutes drin steht." sagte er und schon mussten beide kichern...

 

"Wohnst du schon lange in OHZ?“ „Noch nicht lange." sagte Dennis und schien sich mit dieser Antwort schwer zu tun. Irgendetwas stimmte nicht. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Für Menschen die ihr etwas verschwiegen hatte sie ein Händchen. Und irgendwas stimmte nicht. Nur was konnte sie nicht sagen. "Na OHZ der Liebe wegen?" fragte Julia und Dennis grunzte. "Ich habe seit einigen Jahren schon keine Beziehung mehr. Damals war es eine toxische Beziehung und das wollte ich nicht mehr. Ich liebe meine Zeit alleine. Ich möchte nur meine Ruhe haben und mich um mich und meine Interessen kümmern. No Woman no cry. Keine Frau kein Geschrei. " schloss Dennis und setzte ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Julia musste schmunzeln. Sie hatte ein völlig falsches Bild von ihm gehabt und dennoch war da dieses merkwürdige Gefühl in der Magengegend. Irgendwie war er so, perfekt und dennoch so merkwürdig....

"Sag Mal, was machst du denn so am liebsten. Malst du oder bastelst du an Origami s, vielleicht sogar leidenschaftlicher Schach Spieler? Was treibt dich an und wie sieht es aus hast du lustige Geschichten wieder über deine Oma zu berichten?"

Flappsig und Kumpelhaft sollte es aussehen und sie hielt fast den Atem an. Irgendwie musste sie von sich dabei ablenken und kickte einen Kiesel weg der etwas weiter hüpfte und rollte und beide diesen Kiesel verfolgten...

 

"Wieso Geschichten meiner Oma?" fragte Dennis und klang verwirrt. Beide waren weiter gelaufen und er warf einen Blick über seine Schulter und schaute direkt in ihre wunderschönen Augen. Julia blieb abrupt stehen. "Loy, ich weiß das du es bist!" ergriff sie das Wort. In ihrer Stimme lag eine gewisse Wut, welche sie nicht unterdrücken konnte. Und dennoch funkelte sie ihn nicht finster an. "Okay. Gut. Du hadt mich enttarnt. Was hat mich verraten?" fragte er und sie zuckte leichthin ihre Schultern. Julia gab ihm einen Augenblick später eine schwungvolle Ohrfeige. Dennis erstarrte. Ihm fiel die Kinnlade hinunter und er wusste nicht mehr was er sagen sollte. "Tut mir leid, Loy. Ich meine Dennis. Ich meine, ich weiß gar nicht wie ich dich nennen soll. Und sag mir jetzt was du hier im Ort tust. Du lebst in Hessen. In Frankfurt am Main. Und bist sehr weit weg von zu Hause. Was also tust du hier.?" verlangte sie genervt zu wissen. "Ich bin beruflich in der Stadt. Ich recherchiere für ein Buch und wollte mir ein verschlafenes Nest aussuchen und bin hier gelandet. Ich wollte kein Stalker sein, auch wenn ich gehofft hatte dich zu treffen." sagte er mit ruhiger Stimme und lächelte....

 

„Hmmm aber du hattest es auch schreiben können stattdessen hast du die ganze Zeit schon mir auf den Fersen geklebt. Und dann hast Duuuu mit Sicherheit auch mich verfolgt und du hast alles so aussehen lassen als wäre das was vollkommen harmloses gewesen und ich hätte mir ja umsonst sorgen gemacht.. ich bin fertig mit dir..“ Schwungvoll wie sie schon immer war drehte sie sich um, sah aber das Funkeln in Dennis Augen nicht, dass sich zu etwas anderem als den freundlichen Loy1984 bewies. Immer nur Ablehnung immer nur nicht gut genug sein. Immer nur der Einzelgänger. Immer nur Einsamkeit. In dem Moment als Julia ging, wurde ein anderer Hebel in Dennis frei gesetzt.

Kapitel 2

Wieder diese Stimme in seinem Kopf. Dennis schüttelte seinen Kopf. Elena, die weibliche Stimme in seinem Kopf, die schon vor einiger Zeit aufgetaucht war und sich mit ihm unterhielt. Geisteskrank. So würden es die Ärzte nennen. Schizophren. War der Ausdruck der heutzutage benutzt wurde und der dennoch nichts bedeutete. In seiner Familie hatten die weiblichen Wesen einen Dachschaden und befanden sich meist in Kliniken oder Taten sich schlimme Dinge an weil eine Stimme ihnen dazu geraten hatte. Elena war etwas anderes. Sie war besonders. Seine Freundin, welche ihm einige Male geholfen hatte und die ihm sagte sie sei aus der Ferne Zukunft seine Partnerin, welche mit ihm telepathisch sprechen konnte und die erst in einigen Jahren in sein Leben kommen sollte. Dennis wollte es glauben weil er einsamer war als er anfangs gedacht hatte. Deshalb war er so traurig als Julia ihn plötzlich nicht mehr sehen wollte. Er hatte sich in sie verliebt und nun war sie für immer fort. Das er recherchierte war nicht gelogen. Nur schrieb er kein Buch über einen fiktiven Krimi, sondern eher über sich selbst. Biografie vielleicht. Er wusste beinahe alles über Julia. Er kannte ihren Tagesablauf und würde sie bestimmt wieder im Bus treffen. Sie hatte keinen Führerschein. Er musste nur warten. "So ist es brav mein Liebster. Du wirst erst sie in deinen Bann ziehen und dann werden wir uns treffen. Wir die Zwillingsflammen. Wir die füreinander geschaffen sind." sagte Elena und ihre Stimme klang wie Musik in seinen Ohren. Er stellte sie sich immer mit Schulterlangem schwarzen Haaren und grünen Augen vor. Grüne Augen sprachen von einer alten Seele und so etwas suchte er. Und dennoch sagte das Horoskop das auch Julia mit ihm Seelenverwandt war. Nur brauchte es einen richtigen Schubs in die richtige Richtung. Etwas das er nun angehen wollte. Elena würde ihm schon helfen. Dennis setzte ein teuflisches Lächeln auf sein Gesicht und begann seinen Vollbart zu reiben während er nachdachte...

 

Julia wiederum weinte das sie sich wieder so täuschen ließ. War ja auch nicht das erste Mal, das man ihr nachsagte, sei vorsichtig, sei nicht naiv, traue keinem Menschen, sie werden dich verletzten, ausnutzen und weil du so vertrauensselig bist, dir weh tun dich verschleppen und du wirst nie wieder frei sein. "Halts Maul,... hallt doch einfach Mal die Fresse." Ich kann diese stimmen nicht mehr in mir hören. " Julia heult auf und kauerte sich in die nächste Ecke sie weinte bitterlich und sich versuchte Trost zu finden an dem kalten roten Mauerwerk. Es wird keinem interessieren wo sie jetzt ist. Wer sollte sie suchen. Ihr Vater war zu der Stunde an seinem Mittagsschlaf. Die Zigarette hatte etwas seltsames im Geschmack das ihr Schwindel auslöste. Sie sah nur noch verschwommen eine Gestalt bevor sie schwärze umgab.

 

Julia öffnete ihre Augen. Ihre Augenlider waren schwer und es fühlte sich an als habe sie Tage lang geschlafen. Julia hob ihren Kopf und blickte sich um. Sie befand sich in irgendeiner Kammer. Klein, kalte Wände und alles matt. Nur einige Kerzen erhellten den Raum. Julia schmeckte irgendetwas. Es schmeckte süßlich. "Julia, bist du in Ordnung?" wollte eine Stimme neben ihr wissen. Sie drehte ihren Kopf in die entsprechende Richtung und erschrak sich. Sie sah neben ihrem Freund Stefan. Dieser wurde, wie sie, mit einem Seil an einen Metall Stuhl gefesselt und hatte eine platzwunde an seiner Stirn. "Was machst du denn hier, Schatz?" fragte sie erschrocken und Stefan zuckte seine Schultern. "Ich war im Fitnessstudio und da war so ein fetter Kerl der mir ne Flasche Wasser gereicht hat und dann..." er unterbrach sich als eine Person aus dem Schatten heraus trat. Dabei handelte es sich um Dennis. Seine Augen hatten den Glanz verloren. Sie waren matt und hatten keinen Ausdruck mehr. "Selbstverständlich kann euch hier keiner hören. Wenn ihr schreit bin ich weg und lasse euch hier unten zurück. Ihr werdet verhungern und verdursten. Die Reihenfolge ist ja woscht oder. Solange ihr tut was ich will, ist alles richtig schön. Also ruhig sein und Klappe halten. " wies Dennis seine beiden Gefangenen an, griff zu einem Küchenmesser und Schritt langsam auf Julia zu. Stefan versuchte sich zu wehren. Er stellte jedoch fest das dies keine gute Idee war. Dennis holte mit dem Messer aus und schon im nächsten Moment stach er die scharfe Klinge mit voller Wucht in den rechten Oberschenkel von Stefan der vor Schmerz aufheulte und Julia schockiert von Stefan zu Dennis und zurück zu Stefan schaute...

 

Julia wusste nicht wie ihr geschah. Es kam ihr vor wie in einem Traum. So fühlte sie sich. Sie blickte immer noch schockiert auf Stefan und sah zu Dennis der immer noch nicht das Messer aus dem Oberschenkel ihres Freundes gezogen hatte. Dennis lachte nur und zeigte dabei seine gelben Zähne. "Jetzt sind wir nicht mehr so stark oder, mein Bub?" höhnte Dennis, drehte die Klinge einmal herum, sodass sich die Wunde nicht schließen konnte und zog die scharfe Klinge aus der klaffenden Wunde heraus. Dennis versuchte das Stöhnen von Stefan zu ignorieren. Jedoch wollte dieser nicht damit aufhören. "Du krankes Stück Scheiße. Du hast niemanden und das ist auch gut so. Julia hat für dich sogar überlegt sich von mir zu trennen. Aber für so ein krankes Schwein niemals. Mit deinem kleinen Penis." brüllte Stefan und fing sich einen schwungvollen Kinnhaken ein. Dennis funkelte das Gegenüber finster an. Er musste jedoch versuchen sich zu beruhigen. Julia wollte irgendetwas tun, wusste jedoch nicht was. Was konnte sie gegen diesen Mann ausrichten. Sie war ja noch gefesselt. Dennis zwang sie wenig später aufzustehen. Ihre Hände waren immer noch gefesselt. Ihre Füße jedoch nicht. Sie holte mit ihrem rechten Bein aus. Es schnellte vor, traf Dennis im Magen und verursachte ihm große Schmerzen. Dennis stöhnte. Sie wollte gerade flüchten und dann Hilfe holen, als Dennis ihre Haare packte, daran zog und sie somit zu Fall brachte. Dennis bäumte sich vor ihr auf. "Steh auf!" donnerte seine Stimme. Dennis grinste, nachdem sie nicht gehorchen wollte, drehte sich um und warf das Messer auf Stefan. In der Luft drehte sich das Messer um die eigene Achse, traf Stefans linke Brustseite dennoch und verfehlte nur um wenige Zentimeter sein Herz.

 

Dennis packte seinen Penis wieder ein. Er packte Stefan bei den Haaren und zerrte seinen Kopf nach hinten. "Nicht so schnell meine liebe, Julia. Denk dran was mit deinem Stecher passiert, wenn du einfach abhaust. Das wäre nicht sehr zu empfehlen." flüsterte Dennis. In seinen Augen war kein Mitgefühl. Nichts war zu sehen. In seiner Stimme klang der pure Hass mit. Dem Schönling hatte er es endlich gezeigt. Nun würde er sich um Julia kümmern, welche noch immer auf dem Boden lag und schockiert drein blickte. "Nicht das Bewusstsein verlieren, mein Bub." warnte Dennis. Er holte aus und verpasste Stefan einen Kinnhaken. Anschließend griff er wieder zu seinem Messer. Die Klinge noch immer mit Blut beschmiert. Dennis half Julia auf die Beine und setzte sie wieder auf den kühlen Stuhl. Nun saß sie nur noch in Unterwäsche da. Julia war kalt und sie zitterte. Stefan wurde immer leiser. Erst hatte er noch einige Male laut geschrien als Dennis, sein Gesicht mit dem Messer bearbeitete und dessen Arme und Beine ebenfalls auf schnitt. "Jetzt lass ihn endlich in Ruhe, du krankes Schwein!" brüllte Julia. Dennis grinste. Er setzte die Klinge an Stefans Hals an, führte einen schnellen Ruck aus und schon Schnitt Dennis ihrem Freund die Kehle durch. Sie hörte Stefan röcheln. Er bekam keine Luft und verblutete. Innerhalb von zwei Minuten war er er nicht mehr da. Dennis blickte in weit aufgerissene tote Augen. "Bubi ist wohl nicht mehr da." höhnte Dennis. Er ging nun auf Julia zu, holte erneut seinen Penis aus seiner Hose, welche anschwillte und steif wurde. Julia presste ihre Lippen aufeinander, schüttelte ihren Kopf und öffnete erst wieder ihren Mund, als er sie an ihren Haaren packte. "Und wehe du beißt rein. Dann wirst du deine eigene Zunge fressen." donnerte seine Stimme. Mit einem Mal rammte er seinen Penis in ihren Mund hinein.

 

Julia fühlte sich so schäbig und missbraucht. Niemals zuvor wurde sie so gedemütigt. Dennis hatte ihrer Psyche einen großen Schaden zugefügt und sie würde, sollte sie überleben, viele Therapeuten brauchen um die Erlebnisse eines Tages zu verarbeiten. Julia wollte die letzte Stunde vollkommen aus ihrem Gedächtnis verdrängen. Sie hatte ihren Stefan verloren, wurde geschlagen und misshandelt. Zu einer intimen Handlung gezwungen. Julia hatte ihren Kopf gesenkt und ihre Augen geschlossen. Sie atmete tief durch. Tränen kamen schon lange nicht mehr. Es gab nichts mehr zum weinen. Es gab nur noch überleben. "Ich werde dich nun verlassen, meine Liebe. Ich hatte meinen Spaß mit euch. Und jetzt kann ich gehen. In Frieden zurück nach Hause gehen. Ich benötige ein Alibi. Außerdem muss ich mich noch um meine Oma kümmern." sagte Dennis, beugte sich hinunter zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Du perverse Sau. Ich werde es hier raus schaffen und dann werde ich zur Polizei gehen. Du kommst in den Bau und niemals wieder raus." donnerte ihre Stimme. Dennis lachte. "Das glaube ich nicht, Julia. Du wirst gewiss hier unten raus kommen. Allerdings nur weil ich es will und nicht weil du es raus schaffst. Du bist mir einmal ins Netz gegangen. Du wirst es wieder." sagte Dennis, klopfte ihr auf die Schultern, löste ihre Fesseln an den Händen und drehte ihr den Rücken zu. Mit einem Mal verließ Dennis den Kellerraum, ließ somit die geschockte Julia zurück und wählte auf seinem Weg nach oben die Nummer der Polizei.

 

Kapitel 3

 

Sie war spät dran. Evelyn Beck hatte die letzte Nacht wohl zu lange an ihrem Buch gesessen, dass sie heute am Montag Morgen, es nicht geschafft hat pünktlich aus dem Haus zu kommen um auf die Arbeit zu fahren. Eigentlich hätte der Lärm des Autowerks sie wecken müssen, tat es allerdings nicht. Evelyn konnte stets wie ein Stein schlafen ohne sich Gedanken um ihre Umgebung zu machen. Normalerweise brauchte sie eine halbe Stunde ins Büro. Heute war es eine Stunde. Sie steckte mitten im Berufsverkehr fest und musste dringend pinkeln. Am Polizeirevier angekommen, stoppte sie ihren Privaten Wagen, einen VW, stieg aus, wies sich als Hauptkommissarin aus und betrat das Gebäude, wobei sie zuerst die Damen Toiletten ansteuern musste. Dort angekommen, erleichterte sie sich einen Augenblick lang und kehrte wie ein neuer Mensch auf den Flur zurück. Sie musste in den zweiten Stock des fünfstöckigen Gebäudes. Dort befand sich die Mordkommission. Ihr Schreibtisch und ihr gesprächiger Partner Sebastian Henning würden sicherlich schon auf sie warten. Geboren und aufgewachsen war Evelyn in Mannheim. Dort studierte sie Germanistik. Mit ihrem Freund und späteren Ehemann Joachim, zog sie vor zehn Jahren nach Wolfsburg. Hier wollten sie eine Familie gründen. Evelyn wurde ein Jahr später schwanger und bekam einen kleinen Jungen, bei dem ein Gendefekt diagnostiziert wurde. Das Kind hatte nur drei Jahre zu leben. Und bei jedem weiteren männlichen Kind, würde sie diesen Defekt wieder weiter geben. Ein paar Jahre war Simon schon nicht mehr unter den Lebenden. Es war ein glückliches und fröhliches Kind. Evelyn hatte beschlossen keine Kinder mehr zu bekommen. Ihre Ehe ging in die Brüche. Nun war Evelyn inzwischen Dreiundvierzig Jahre alt und es wäre ohnehin schwer gewesen noch einmal Mutter zu werden. Es sollte vielleicht nicht sein. Ihr Kollege Sebastian Henning, hatte ebenfalls keine Familie. Wobei dies bei ihm auch noch einige Zeit hatte. Mit seinen 33 Jahren, noch ein junger Mann. Bei waren seit zwei Jahren ein Team und hatten schon so manchen Fall gelöst. Es waren jedoch auch immer wieder Fälle dabei welche sie nicht lösen konnten. Evelyn schüttelte ihre Gedanken ab, warf ihr langes blondes Haar in den Nacken und zog noch einmal ihre weiße Bluse zurecht, ehe sie sich auf den Weg, die Treppe hoch machte. Sie machte gerne Sport. Yoga, Joggen, Rad fahren. Fitnessstudio war ihr zu teuer. Außerdem wollte sie nicht alleine trainieren. Zum Rad fahren, nahm sie immer ihre beste Freundin Jennifer mit, zum Joggen ihren neuen Freund Matthias und Yoga machte sie meist im Büro und überredete Sebastian mit zu machen. Sie war recht sportlich und achtete auf ihre Figur. Früher hatte sie geraucht. Als sie schwanger wurde, wollte sie aufhören und nach dem Tod ihres Kindes, hatte sie zunächst wieder angefangen, jedoch auch wieder schnell aufgehört. Eines Tages würde auch sie sterben und dann sollte sie ihren kleinen Sohn wieder sehen. Daran glaubte sie fest. Auch wenn sie aus Protest seit Jahren nicht mehr in der Kirche war. Evelyn schüttelte ihre Gedanken ab. Sie öffnete einen Moment später die Tür zum großen und geräumigen Büroraum, in dem eine Pflanze in der Ecke stand, zwei Schreibtische und ein Aktenschrank Platz fanden. Sebastian, ein groß gewachsener Mann mit Sommersprossen auf der Nase, kurzem braunen Haar und dunklen Augen, ebenfalls sehr sportlich, blickte von seinem Papierkram auf und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Kommst du auch mal wieder zur Arbeit.“ rief er und Evelyn streckte ihm die Zunge raus. „Ich habe verschlafen. So etwas kann schon mal vorkommen. Ich arbeite schließlich an meinem ersten Roman.“ Evelyn zuckte ihre Schultern, stellte ihre Handtasche ab und ließ sich auf ihren Stuhl sinken. „Ist ja nicht so als ob ich irgendetwas verpasst hätte oder, Sebi?“ meinte sie und Sebastian zog eine Braue nach oben. „Wir haben einen neuen Fall rein bekommen. Folglich gäbe es schon etwas zu tun.“ antwortete er und Evelyn lehnte sich ein Stück weit vor. „Ein neuer Fall? Ernsthaft?“ hakte sie nach und ihr Kollege nickte zustimmend. Er holte tief Luft und setzte sie ins Bild.

 

„Wo soll das sein? OHZ? Was ist denn das?“ erkundigte sich Evelyn, etwa fünf Minuten später und unterbrach somit ihren Kollegen. Sebastian blickte von seinen Notizen auf. Dabei schaute er seine Kollegin direkt an. „Osterholz - Scharmbeck heißt der Ort eigentlich. Er hat etwa 31.000 Einwohner, hat mehrere Hotels und ist eine Kreisstadt hier in Niedersachsen. Mich wundert das du niemals davon gehört hast.“ scherzte Sebastian am Ende und entlockte seiner Kollegin ein kleines Lächeln. „Wie lange brauchen wir mit dem Auto von Wolfsburg nach OHZ?“ fragte Evelyn nach und Sebastian warf einen kurzen Blick auf das Display seines Handys, welches noch immer die Startseite von Google anzeigte. Er rümpfte die Nase. „Etwa 180 Minuten! Sofern kein Verkehr ist. Dies sollte allerdings kein Problem sein, da die Sommerferien inzwischen rum sind.“ sagte Sebastian und griff bereits zu seinem Rucksack. „Moment!“ ergriff Evelyn das Wort und hob ihren rechten Zeigefinger. „Woher wissen wir eigentlich das wir uns um den aktuellen Fall kümmern sollen. Sowie ich das sehe ist Bremen näher dran und könnte uns wegen der Zuständigkeit auf den Zeiger gehen. Wollen wir uns nicht gleich den Trip sparen und mal mit dem Boss reden, ehe wir los fahren?“ argumentierte Evelyn und Sebastian runzelte seine Stirn. „Das kommt eigentlich vom Chef. Wir, dass bedeutet, du und ich, sollen den Fall übernehmen und den Spuren nachgehen. Bremen mag zwar näher dran sein, nur wurden speziell wir, also die Kripo Wolfsburg angefordert. Ich denke das kommt von ganz Oben. Ich möchte Karriere machen und nicht gegen die Anweisung verstoßen. Du etwa?“ wollte Sebastian wissen und Evelyn atmete tief durch. „Ich denke ich sollte trotzdem mal nachfragen.“ sagte sie entschlossen, erhob sich und verließ den Büroraum mit schnellen Schritten.

 

Joachim Beck hatte bereits mit einem Besuch seiner Ex Frau gerechnet. Er befand sich in seinem geräumigen Büroraum und stand vor dem geöffneten Fenster, als die Tür aufflog und Evelyn im Raum erschien. Mit ihr kam ein gewaltiger Luftzug mit, welcher sein schütteres Haar durcheinander brachte. Joachim drehte sich langsam zu ihr um und musterte sie einen Moment lang. Sie hatte sich heute für eine weiße Bluse und eine dunkle Jeans entschieden. Ihre langen Haare hatte sie zusammen gebunden. Sie trug dezentes Make Up und einen rötlichen Lippenstift. Sie war noch immer so umwerfend wie damals,dachte er und setzte sich ihr Gegenüber an seinen Schreibtisch, auf dem sich die Arbeit türmte. Evelyn sagte zunächst nichts. Sie stemmte demonstrativ ihre Hände auf ihre Hüften und schaute ihren Ex Mann fragend an. „Warum?“ wollte sie genervt wissen. Joachim runzelte seine Stirn. „Was warum?“ erkundigte sich Joachim und blickte in ihr Gesicht. Evelyn schien von der Gegenfrage nur noch mehr genervt zu sein. „Das ist doch auf deinen Mist gewachsen oder, Jo?“ begann sie und unterbrach sich seufzend selbst. Sie senkte für einen Augenblick ihren Blick. „Ich weiß wirklich nicht was du meinst, Evie. Ich bin unschuldig.“ meinte Joachim und Evelyn blickte erneut nach oben. „Und warum ich?“ hakte sie nach. Joachim, ihr direkter Vorgesetzter und Ex Ehemann, zuckte lediglich seine Schultern. „Du und dein habt eine gute Aufklärungsquote und das möchte der Polizei Präsident sehen. Er hat sich mit den Behörden von Bremen, Hannover und Braunschweig förmlich gestritten, damit du und dein Kollege, den Fall bekommen. Also solltest du ihn annehmen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Vielleicht seid ihr ja erfolgreich und könnte den Täter finden. Es ist nämlich etwas kompliziert.“ erklärte Joachim und Evelyn legte ihre Stirn in Falten. „In wie fern?“ fragte sie nach. Joachim holte einmal tief Luft. „Die Hinweise, welche bisher am Tatort gefunden wurden, deuten daraufhin dass eine junge Frau namens Julia Eichmann für den Mord an ihrem Freund verantwortlich ist und es so inszeniert hat, dass ein anderer Mann den Kopf dafür hinhalten soll. Zumindest ist dass der erste Eindruck von den Kollegen aus Bremen gewesen. Wir sollen nun klären ob da wirklich etwas dran ist oder nicht.“ erklärte Joachim und Evelyn blinzelte einige Male.

 

„Und? Hast du mit dem Chef gesprochen?“ erkundigte sich Sebastian, etwa eine Stunde später als Evelyn wieder den Büroraum betrat, in welchem die beiden Kommissare arbeiteten. Sebastian war gerade dabei Akten zu sortieren. „Das habe ich. Ich wurde über den neusten Fall ins Bild gesetzt und darüber was die Kollegen aus Bremen glauben was passiert sein könnte. Wenn der Fall so Wasserdicht ist, wieso dann noch ermitteln? Verschwendung von Steuergeldern würde mein Vater jetzt sagen.“ meinte sie und grunzte verächtlich. „Vielleicht weil der Chef an ihre Unschuld glaubt. Mir kommt alles ein bisschen komisch vor. Ich denke wir sollten hinfahren, uns selbst ein Bild machen und heraus finden, was dran ist und was nicht. Oder siehst du das anders, Eve?“ „Nein. Ich denke du und mein Ex Mann habt Recht. Wir fahren nach OHZ und sehen uns dort genauer um.“ sagte sie entschlossen und griff nach ihrer Handtasche. „Ich muss allerdings erst noch einmal nach Hause und etwas holen. Danach können wir weiter fahren.“ „Alles klar!“ kommentierte Sebastian, nahm den Autoschlüssel seines Dienstwagens und wandte sich zusammen mit seiner Kollegin ab.

Kapitel 4

 

Julia wusste nicht mehr was sie denken sollte. Nachdem Dennis ihre Fesseln gelöst hatte, war er verschwunden. Er hatte sie in dem Keller, zusammen mit Stefans Leiche zurück gelassen und war einfach davon gekommen. Die Nachbarn hatten die Polizei gerufen und diese traf ein, sah sich um und nahm Julia fest. Sie hatte keine Verletzungen und Blut von ihrem Freund an den Händen. Auch hatte das Küchenmesser ihre Fingerabdrücke an sich, was sie mit der schrecklichen Tat in Verbindung bringen sollte. Dennis hatte alles so aussehen lassen als sei sie die brutale Mörderin. Julia wurden Handschellen angelegt und sie wurde, wie eine Schwerverbrecherin, abgeführt. Seit drei Tagen saß sie bereits in Einzelhaft auf dem kleinen Polizeirevier und hatte durch die Zeitung erfahren wie die Menschen im Ort damit umgingen. Viele waren schockiert. Eine solch brutale Tat in ihrem kleinen Ort, hatten diese Menschen niemals zuvor erlebt. Julia wusste nicht mehr wie viel sie geweint hatte. Sie wusste nur das es viel gewesen war. Ihr Handy musste sie abgeben. Mit ihrem Vater konnte sie nicht mehr kommunizieren. Ihm nichts mehr erklären. Auf ihn würden sich die Menschen in der Kleinstadt einschießen und ihn und seine Tochter verurteilen. Dabei war alles anders abgelaufen. Jedoch konnte sie niemandem vom Gegenteil überzeugen und Dennis war fort. Julia wurde untersucht. Körperlich. Ob es stimmte was sie erzählt hatte. Das sie vergewaltigt wurde. Die zuständigen Beamten konnten nichts finden. Da sie lediglich Oral diesen Kerl bedient hatte, war es nicht möglich Speichel, also DNS zu nehmen. Julia würde somit nichts gegen Dennis in der Hand haben. Julia hörte die Beamten manchmal laut reden. Womöglich Absicht. Dadurch konnte sie einiges aufschnappen. Zum Beispiel das Stefans Leichnam sich in der Gerichtsmedizin in Bremen befand und dort auf Kollegen von der Kripo Wolfsburg wartete. Julia fand dies sehr merkwürdig. Sie wusste zwar nichts über die Zuständigkeit der Polizei, konnte sich jedoch denken das Bremen, als nächste größere Stadt den Fall übernehmen würde und nicht Wolfsburg als fünftgrößte Stadt in Niedersachsen. Gegründet 1938 als Sitz des Volkswagenwerk. Das wusste Julia noch immer. In der Schule, vor allem im Fach Geschichte, hatte sie stets die Note Eins gehabt. Erst später als das Leben schwerer wurde, hatte sie viele Dinge vergessen oder verdrängt. An manches wollte sich ihr Unterbewusstsein nicht erinnern. Ihr Gehirn versuchte sie zu beschützen. Es gab Erlebnisse, welche zu krass waren um sie zu verarbeiten. Auch dieses Erlebnis würde dazu gehören. Julia senkte ihren Kopf. Vermutlich stand alles bereits fest. Das Ergebnis der Untersuchungen. Alles deutete auf sie hin. Dafür hatte Dennis, der Sadist, dieses Schwein gesorgt. Irgendwo lachte er sich ins Fäustchen. Irgendwo würde er vielleicht seinen nächsten Coup planen. Und irgendwo war die Wahrheit versteckt. Nur konnte Julia nichts tun um ihre Unschuld zu beweisen. Wenn es so wie im Fernsehen war, müsste irgendwann das CSI, die Spurensicherung auftauchen und ihren Job machen. Vielleicht fanden sie das Haar in der Suppe. Vielleicht gab es noch Hoffnung. Fürs erste öffnete sich eine kleine Klappe unter der Eingangstür. Licht von draußen drang in die kleine Zelle. Ein Tablett mit Essen wurde hinein geschoben und schon wurde die Klappe verschlossen. Julia stand auf, näherte sich dem Tablett und setzte sich auf den Boden. Es gab Hackbraten, mit Kartoffelpüree und etwas zu trinken. Plastikbesteck. Julia rollte ihre Augen. Dennoch hatte sie Hunger. Sie würde etwas essen und sich hinlegen. Mehr konnte sie in Haft nicht tun.

 

Es dauerte vier Stunden bis Evelyn und Sebastian aus Wolfsburg nach OHZ gefahren waren. Evelyn hatte noch bei sich Halt gemacht, sich einen Koffer gepackt und während der Fahrt in das Hotel zur alten Börse eingecheckt. Die Polizei von Wolfsburg würde den Aufenthalt und die Gebühren von 109 Euro die Nacht bezahlen. Auf diese Weise konnte wenigstens einer von Ihnen vor Ort bleiben und musste nicht ständig hin und her fahren. Manchmal eine gute Sache. Auf diese Weise ging keine wertvolle Zeit verloren. Evelyn wollte sich zunächst ein Bild vom Tatort machen. Es handelte sich dabei um ein altes Backsteinhaus etwas außerhalb und schon am Rande der kleinen Kreisstadt. Die Straße wirkte sehr ruhig. Evelyn fragte sich ob niemand das Opfer hatte schreien hören. Auch schien niemand etwas gesehen zu haben. Merkwürdig. Oder absichtlich. Vielleicht wollten die Bewohner nur hören und sehen was sie wollten und nicht was tatsächlich passierte. Mit Plattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Anderen konnten sich auch die alten Leute, besonders ablenken lassen. Evelyn schüttelte ihre Gedanken ab, als Sebastian den Dienstwagen, einen Mercedes, stoppte und den Motor ausmachte. „Ich denke hier ist es.“ sagte er und öffnete die Fahrertür. Evelyn warf einen Blick auf ein altes Haus. Dieses hatte den zweiten Weltkrieg wohl überstanden damals und war nun von Efeu bewandert. Auch Evelyn stieg aus. „Nett!“ kommentierte sie und Sebastian nickte zustimmend. „Eine ruhige Gegend.“ murmelte er. Evelyn nickte knapp. „Merkwürdig das hier niemandem etwas aufgefallen sein soll. Sehr unglaubhaft. Was denkst du?“ meinte sie und wandte sich an ihren Kollegen, der seine Stirn in Falten legte. „Ich denke wir sollten einen Blick rein werfen. Oder du machst das und ich rede wirklich mal mit den Nachbarn. Es kann nicht sein das sie von nichts wissen wollen. Oder sind das alles blinde und taube Menschen?!“ murrte Sebastian. Evelyn grinste matt. „Manche Menschen wählen die Sicherheit vor jedem Ärger. Das ist ganz natürlich. Nicht alle wollen sich jemanden zum Feind machen.“ überlegte Evelyn. Sebastian schüttelte seinen Kopf. „Jeder Mensch ist anders gepolt. Das stimmt. Aber könntest du es einfach ignorieren wenn du einen lauten Schrei hörst, Eve? Vielleicht beim ersten Mal könnte es noch von einem Videospiel her kommen und einer Person die sich ärgert. Aber immer wieder Schreie. Eine Anwohnern hatte dies der Polizei gemeldet, nur frage ich mich, wieso die Kollegen nicht sofort reagiert haben.“ überlegte Sebastian und Evelyn runzelte nun ebenfalls ihre Stirn. „Wer kümmert sich um die Leiche?“ hakte Evelyn nach und wechselte das Thema. „Ich glaube Laura hat Dienst. Sie war auf einer Schulung in Bremen und wird dort die Leiche untersuchen. Wir sind etwa 23 Minuten mit dem Auto von hier weg. Ich denke diese kleine Reise können wir noch einplanen, ehe ich heute Feierabend mache.“ sagte er und Evelyn nickte knapp. „Wollen wir uns aufteilen?“ wollte Evelyn wissen und Sebastian zuckte seine Schultern. „Ich denke das wäre logisch. Du kannst dir ja den Tatort genauer ansehen und ich befrage die Nachbarn. Dann verlieren wir keine wertvolle Zeit. Vielleicht trifft auch noch die Spurensicherung aus Bremen ein. Das wäre sehr praktisch.“ „Hast du die Spurensicherung angerufen?“ hakte sie nach. „Nein.“ erwiderte Sebastian und kratzte sich am Hinterkopf. „Mache ich sofort.“ meinte er als Evelyn ihm einen vielsagenden Blick zu geworfen hatte und sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Hopp!“ wies sie ihren jungen Kollegen an und wandte sich um.

 

Evelyn marschierte mit schnellen Schritten auf den Haupteingang des Hauses zu, wies sich bei einem uniformierten Beamten aus und trat das Haus. Sie sah sich im Wohnzimmer um. Nichts wirkte verändert. Alles schien an seinem Platz zu sein. „Haben Sie geklärt wer hier wirklich wohnt?“ fragte sie den Beamten. „Wir haben bisher nur heraus gefunden dass das Haus seit einiger Zeit leer steht und höchstens der Makler hier Zutritt hat. Derzeit wird geprüft wer der Makler ist und was er zur Tatzeit getan hat.“ berichtete ein älterer Kollege und Evelyn nickte. Sie beschloss sich auf einem kleinen Block ihre Notizen zu machen.

 

Evelyn warf einen neugierigen Blick in alle Räume. Selbst in den ersten Stock ging sie hinauf. Nichts deutete auf einen Eindringling oder einen Bewohner hin. Nicht einmal das Bettlaken war aufgewühlt. Evelyn wollte sich nun den Tatort selbst ansehen. Den Keller. Es war dunkel und feucht als sie den voll gestellten Kellerraum betrat. „Evelyn Beck. Kripo Wolfsburg.“ stellte sie sich vor und zeigte dabei ihren Dienstausweis einer Person, die einen weißen Ganzkörperanzug mit Gesichtsmaske trug. Die Person war ebenso groß wie sie, hatte breite Schultern und wohl blondes Haar. Eine Haarsträhne war zu sehen. „Luise Lichtenstein, mein Name. Ich bin die zuständige Ermittlerin von der Spurensicherung.“ sagte Luise und Evelyn runzelte ihre Stirn. „Mein Kollege hat euch doch jetzt erst informieren können. Er hat es vergessen. Wie konnten Sie so schnell hier sein? Sind Sie auf einem Besen her geflogen?“ wollte Evelyn wissen und Luise lachte laut auf. „Nein nein. Ich wurde von einem der Kollegen hier informiert. Mein Chef sagte ich soll nach OHZ fahren und mir die Spuren ansehen bevor die Kollegen aus Wolfsburg kommen und alles verwischen. Das meint er natürlich nicht so.“ erklärte Luise und Evelyn nickte knapp. Luise Lichtenstein trug Latexhandschuhe und kniete sich hin. Mit einer Pinzette sammelte sie einen Hinweis auf. Ein weiteres Puzzleteil in dem rätselhaften Fall. „Können Sie mir schon einen Einblick verschaffen?“ wollte Evelyn wissen und Luise zuckte ihre Schultern. „Ich untersuche den Tatort bereits seit drei Stunden und habe alles mögliche gefunden. Ich lasse alles in die örtliche Schule und dort in den Chemieraum bringen. Dort können Sie mich finden, Frau Beck.“ erklärte die Spurenermittlerin. „Wann?“ hakte Evelyn nach. „In etwa einem oder zwei Tagen. Ich weiß nicht wie schnell ich voran komme in dem Chemieraum und ohne meine High Tech Ausrüstung.“ gestand Luise. „Und wieso machen Sie es dann nicht im Labor? Sie kommen doch aus Bremen oder nicht?“ wollte Evelyn wissen und Luise nickte zustimmend. „Ja das schon. Nur das hin und her fahren würde den Beweisen nicht allzu gut tun. Mein Vorgesetzter meinte, ich soll mich in der örtlichen Schule einrichten und bekäme alles was ich brauchen würde. Mal sehen ob das wirklich stimmt. Manchmal rückt er nichts raus, wegen zu vielen Steuergeldern und dann bin ich aufgeschmissen.“ sagte Luise und Evelyn nickte erneut. Sie traute sich schon gar nicht an der Spurenermittlerin vorbei. „Sie können sich gerne da hinten um sehen. Dort, wo die Leiche gefunden und misshandelt wurde, habe ich schon alle Spuren gesichtet.“ sagte Luise und schon trat Evelyn einen Schritt vor.

 

Evelyn ging behutsam auf einen Metallstuhl zu und ging davor in die Hocke. Dabei blickte sie auf den Stuhl, die Wände und den gefliesten Boden. Überall waren dunkelrote Blutflecken zu sehen. Es musste für das Opfer nicht sehr schön geendet haben. Das tat es bekanntlich niemals. Evelyn hatte schon einige Tatort besucht und Leichen gesehen. Immer wieder hatte sich ihr der Magen umgedreht. Und jedes Mal wenn ein Täter hinter Gittern war, sie bei Gericht ihre Aussage gemacht hatte und zu Hause war, brauchte sie einen starken Drink. Sonst konnte sie diese schrecklichen Bilder nicht aus ihrem Kopf bekommen. Vielleicht war es Schicksal das ihr kleiner Sohn dies nicht erleben musste. Er würde nicht in einer solch gewalttätigen Welt aufwachsen. Ihm wurde dies erspart. Wer Kinder haben wollte musste sich dies zweimal überlegen. Obwohl sie gerne noch einmal eines bekommen würde. Was die Eltern des Mordopfers nun durchmachten, konnte Evelyn nur erahnen. Sie hatte keine Ahnung. Schmerz, Trauer und Wut würden die Eltern empfinden. In manchen Fällen war es ein enges Familienmitglied das als Täter in Frage kam. In diesem Fall stand eine mögliche Täterin fest wie Evelyn und Sebastian gehört hatten. Morgen wollte Evelyn die Frau befragen und sehen was sie heraus finden konnte. Sie stand auf. „Wollen Sie sonst noch etwas wissen, Frau Beck?“ fragte Luise nach und Evelyn winkte ab. „Nicht nötig. Machen Sie ihren Job. Mein Kollege und ich werden Sie bei Gelegenheit aufsuchen.“

 

„Hast du was erfahren können?“ wollte Evelyn wissen als sie wenig später das Haus, den Tatort, verließ und sich draußen, im Vorgarten, mit ihrem Kollegen traf. Sebastian wirkte ein bisschen erledigt. Abgekämpft und leicht genervt. So hatte sie ihn oftmals nach einer Befragung erlebt. „Brauchst du einen Energy?“ scherzte sie und Sebastian winkte ab. „Ich brauche die zwanzig Minuten meines Lebens zurück, welche ich gerade für unsere Ermittlungen geopfert habe.“ murmelte er genervt und biss sich auf die Unterlippe. Dabei schnaufte er. „Was ist denn passiert, Sebi?“ erkundigte sich Evelyn und Sebastian holte einmal tief Luft. „Ich habe mich mit einem Herrn Haftinger unterhalten. Der Mann geht auf die Achtzig zu und hat Grauenstarr. Er meinte er habe nichts mitbekommen. Hin und wieder sei dieser Makler mit einigen Interessenten erschienen, sagte er aus und dann sei es wieder ruhig gewesen im Haus. In der Tatnacht habe Herr Haftinger nichts gesehen oder gehört.“ erzählte Sebastian und seine Stimme klang gereizt. „Ist zwar recht ungewöhnlich, aber noch in Ordnung.“ kommentierte Evelyn die Situation. „Wir sind noch nicht am Ende angekommen.“ meinte Sebastian und grinste. „Frau Schäfer sagte aus das sie gesehen hatte wie ein übergewichtiger Mann, durch das Grundstück gelaufen sei, in sein Auto stieg und los fuhr. Das war in der Tatnacht. Sie kann sich jedoch an nichts mehr weiter erinnern. Nur das eine junge Frau aus dem Haus gerannt kam und nach Hilfe schrie. Frau Schäfer habe sofort die Polizei gerufen.“ berichtete ihr Kollege und ließ die Schultern hängen. „Das jemand über ein Grundstück läuft ist bekanntlich nichts schlimmes.“ murmelte Evelyn und Sebastian nickte zustimmend. Evelyn klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Gute Arbeit, Herr Kommissar.“ sagte sie und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „Man tut was man kann.“ murrte er und schnaufte. „Ich denke wir sollten jetzt eine Kleinigkeit essen gehen und dann in die Pathologie fahren. Vielleicht ist Laura schon dort.“ schlug Sebastian vor und Evelyn schluckte einen dicken Kloß hinunter. „Essen und Pathologie? Ich finde das passt irgendwie nicht zusammen, Sebi. Ich werde erst am Abend etwas zu mir nehmen, ansonsten würde ich mich vielleicht übergeben und das möchte ich vermeiden. Ich bin da nicht so abgehärtet wie du oder Laura.“ gestand sie und Sebastian kicherte. „Okay. Aber ich brauche wenigstens einen Müsli Riegel und was zu trinken. Ich bin vollkommen unterzuckert.“ meinte er und Evelyn nickte knapp. „Hier im Ort gibt es sicherlich ein Kiosk oder ein Geschäft. Ich denke wir sollten eines von beidem aufsuchen und uns mit etwas Zuckerzeug eindecken. Es soll noch heiß werden heute. Dreißig Grad im Schatten. Wir sollten heute nicht mehr allzu lange machen.“ schlug sie vor und Sebastian nickte zustimmend. „Das klingt mega gut, Eve. Schön dich als Partnerin zu haben.“ kommentierte er und Evelyn schmunzelte. Sie wandten sich beide in Richtung Dienstwagen ab, stiegen ein und schon fuhren sie los.

Kapitel 5

 

Über die A27 dauerte die Fahrt nach Bremen und somit in die Innenstadt nicht lange. Etwa eine halbe Stunde. Die Pathologie befand sich etwas außerhalb der Innenstadt in einem Gebäude, welches modernisiert wurde und somit auf dem neusten Stand der Technik war. Im Gebäude befand sich im Keller und dem darunterliegenden Stockwerk, die Pathologie und in den anderen drei Stockwerken die Spurensicherung. Vorher hatten die beiden Kommissare sich mit Müsli Riegeln und etwas zu trinken eingedeckt. Evelyn hoffte sie würde nicht bereuen müssen etwas gegessen zu haben. Die Pathologie war sehr sauber und steril. Laura Schröder, die Leitende Gerichtsmedizinerin aus Wolfsburg, stand an einem Untersuchungstisch und war vollkommen mit ihrer Arbeit, der Autopsie beschäftigt. Erst ein kleines Räuspern von Evelyn weckte das Interesse der Gerichtsmedizinerin. Laura drehte ihren Kopf herum und warf somit ihr Schulterlanges braunes Haar in den Nacken. Laura trug einen Mundschutz, welchen sie nun absetzte und den beiden Ermittlern ein freundliches Lächeln zu warf. „Hey Leute.“ begrüßte Laura freundlich. „Na du. Lange nicht mehr gesehen. Der letzte Fall liegt schon einige Zeit zurück.“ meinte Evelyn und Laura zuckte ihre Schultern. „Ich bin eigentlich nur hier weil ich auf einer Weiterbildung in Bremen bin. Ich wurde vom Chef angefordert und bin seit einigen Tagen dabei die Leiche zu untersuchen. Ihr kommt genau richtig für meinen abschließenden Bericht.“ verkündete Laura und lächelte. Evelyn trat näher. Auf dem Tisch lag eine nackte Leiche mit offenem Oberkörper, dem die Organe fehlten und der noch zugenäht werden sollte. Ein gutaussehender jungen Mann war es einmal gewesen, dachte Evelyn und musterte den Leichnam einen Moment lang. „Das Opfer ist ein gewisser Stefan Zander. Mitte Dreißig. Er stammt aus OHZ. Dort hat er als Maler und Lackierer gearbeitet, ehe er sich ins Homeoffice und mit einem neuen Berufszweig zurück zog.“ begann Laura ihren Bericht und Evelyn als auch Sebastian sahen sie fragend an. „Und woher weißt du das, Laura? Hat der Tote mit dir geredet?“ hakte Sebastian nach und Laura grinste. „Das nicht. Allerdings wurde ich am Tatort von einem uniformierten Kollegen ins Bild gesetzt. Das fand ich sehr gut, denn somit war das Opfer nicht bloß eine namenlose Person für mich, sondern ein echter Mensch mit einer Geschichte. Ich wollte niemals wie meine anderen Kollegen sein. Wir sind Pathologen, keine Roboter. Wir haben alle einmal Medizin studiert. Und auch wenn ich selbst keine Patienten mehr behandele, bedeutet es nicht das mir die Menschen egal sind. Ich bin lieber in der Gegenwart von Personen die nicht mehr atmen.“ meinte Laura und stemmte ihre Hände in ihre Hüften. Laura sah zu Sebastian, ihrem Ex Freund und musterte ihn einen Augenblick. „Sonst noch etwas?“ hakte sie nach und er winkte ab. „Eher net so, Laura. Bitte fahre fort.“ sagte er und schon atmete Laura tief durch. „Das Opfer erlitt mehrere Stichverletzungen durch einen scharfen Gegenstand, vermutlich ein Messer. Ein Küchenmesser vermutlich. Es ist nicht an mir dies zu überprüfen.“ sprach Laura weiter. „Die Wunde in dem Oberschenkel des Opfers sorgte für einen enormen Blutverlust. Auch ohne den Schnitt durch die Kehle wäre das Opfer nicht mehr davon gekommen.“ berichtete Laura. Evelyn trat einen Schritt näher. Zwar hörte sie ihren Magen grummeln, jedoch wollte sie besser sehen können. „Gibt es etwas ungewöhnliches zur Todesursache zu sagen?“ hakte Evelyn nach. „Nein. Die Kehle des Opfers wurde mit einem schnellen Ruck durch geschnitten. Der Täter muss kein Mann gewesen sein. Auch eine Frau, eine kräftige Frau, könnte so viel Kraft aufgewendet haben um diese Bluttat zu begehen.“ berichtete Laura und Evelyn warf Sebastian einen vielsagenden Blick zu. „Danke dir.“ rief Evelyn. Laura nickte knapp. Die 28 Jährige machte reichte den Ermittlern ihren Abschlussbericht und begann damit den Oberkörper der Leiche mit Nadel und Faden zusammen zu nähen.

 

Gegen Abend hatte es sich, Evelyn, in dem Hotel in OHZ gemütlich gemacht. Sie checkte ein, ließ sich ihr Gepäck aufs Zimmer bringen und warf sich auf das gemütliche und weiche Bett. Dort schloss sie für einen Moment ihre Augen und entspannte sich. Erst nach einer halben Stunde, erhob sich Evelyn wieder, ging ins Badezimmer und nahm eine kühle und erfrischende Dusche. Nun trug sie nicht mehr ihre Arbeitskleidung sondern ein rotes Kleid mit Blumen darauf. Das Hotelzimmer war mit einem Flachbildschirm, einer Couch, Beistelltisch und einem Bett sehr gut eingerichtet. Eine Klimaanlage vertrieb die Hitze vom Tage. Ein Balkon führte hinaus ins Freie und sie setzte sich auf einen der freien Stühle. Für ihr Abendessen hatte sie sich ein vegetarisches Gericht bestellt, welches sie auf dem Balkon und mit der großartigen Aussicht auf die Felder, zu sich nehmen wollte. Sebastian wollte nicht im Hotel bleiben. Er wollte nach Hause und morgen ins Büro. Dort wollte er noch mehr Informationen über das Opfer und die mögliche Täterin herausfinden, welche Evelyn beschloss morgen zu treffen. Sie wollte sich selbst ein Bild von der Täterin machen. Es gab noch Ungereimtheiten. Das warum und wieso interessierte sie besonders. Warum wurde die Tat begangen und wieso der eigene Freund. Dies waren gute Fragen. Evelyn glaubte nicht das eine junge Frau ganz plötzlich ihren Freund umbrachte und dazu noch folterte. Dies taten Frauen in der Regel nicht. Nur ein Mann konnte dazu in der Lage sein. Was war mit dem übergewichtigen Mann den die Nachbarin beschrieben hatte. Dieser Spur würden die Ermittler ebenfalls noch nachgehen. „Lecker.“ murmelte sie und genoss den himmlischen Geschmack ihres Gerichts.

 

Irgendwann in der Nacht. Es musste schon nach Mitternacht gewesen sein, flog ihre Zimmertür auf und eine Person trat aus dem Schatten heraus. Diese Person war in Schwarz gekleidet, trug Handschuhe und hatte eine mögliche Schusswaffe bei sich. Evelyn war sich nicht sicher. Sie schreckte aus dem Schlaf hoch, sah aus den Augenwinkeln eine Person und fing sich einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht ein, als sie sich aufgesetzt hatte. Ihr Kopf wirbelte nach links. Mit einem Mal warf sie sich zu Boden und landete unsanft auf dem Teppich. Sie trug noch immer ihr Abendkleid, an welchem sie gerade auf die Beine gezogen wurde. Die Person musste ein kräftiger Mann sein. Evelyns Kopf schmerzte. Sie spürte das sie im Begriff war, ihr Bewusstsein zu verlieren. Jedoch wollte sie kämpfen. Wer auch immer sie, eine Polizistin, eine Kommissarin, nach Mitternacht in ihrem Hotelzimmer, überfallen hatte, wollte ihr nichts Gutes tun. Sie würde sich selbst wehren müssen. Sie wartete bis die Person erneut mit seinem rechten Arm weit aus holte, ehe sie ihr rechtes Knie vorstreckte und der Person ins die Weichteile trat. Anschließend packte sie die Person, warf sie über ihre rechte Schulter und griff augenblicklich zu ihrer Dienstwaffe. Die Pistole wurde entsichert. Evelyn legte ihren rechten Zeigefinger um den Abzug der Pistole und zielte damit auf die Person. „Keine Bewegung oder ich schieße!“ donnerte ihre Stimme. Die Person stöhnte vor Schmerzen auf. Sie machte keine Anstalten sich zu bewegen. Evelyn schaltete das Licht an. Es war grell und ihre Augen brauchten einen Moment um sich daran zu gewöhnen. „Sie sind verhaftet, Freundchen!“ knurrte sie, holte ihre Handschellen aus ihrer Handtasche und legte sie der Person, einem Mann, an.

 

Der Mann stellte sich als Herbert Zander, Vater des Mordopfers, heraus, welcher einen Anruf von einem anderen Mann bekommen hatte, der ihm sagte das die Täterin ausgebrochen sei und sich im Hotel zur alten Börse auf Zimmer 12 versteckte. Das der Vater des Opfers auf Evelyn, eine Polizistin, treffen würde, hatte er nicht ahnen können, würde jedoch trotzdem seine Strafe bekommen, dachte Evelyn, nahm einen Kühlbeutel zur Hand und begann ihre Wunde zu kühlen.

 

„Das kann doch nicht wahr sein!“ entfuhr es Sebastian am frühen Morgen. Er war am Telefon und hatte mehrfach betont das er nach OHZ kommen würde und dort mit ihr weiter arbeiten würde. Er würde auch ins Hotel einchecken und seine Partnerin beschützen. Evelyn hatte betont wie wichtig der Fall war und das sie nicht mehr an die Schuld der Täterin glaubte, da eine unbekannte Person, es auf sie abgesehen hatte. Warum konnte sie nicht sagen. Wieso auch nicht. Es waren viele Fragen offen. „Es ist nun mal so wie ich sagte, Sebi. Aber du brauchst nicht her kommen und meinen Beschützer spielen. Das konnte ich auch gut alleine, auch wenn mein Gesicht ein wenig gelitten hat. Der Vater des Opfers wird nach Wolfsburg ins Revier überstellt. Dort kannst du ihn befragen. Schließlich sind wir für diesen Fall zuständig.“ erklärte Evelyn und hörte Sebastian laut stöhnen. „Ich weiß nicht ob es eine gute Idee ist das wir uns in diesem Fall trennen, Eve.“ warf er ein und Evelyn winkte ihrerseits ab. „Ich denke so können wir schneller voran kommen und verlieren keine Zeit. Außerdem kann ich gut auf mich aufpassen. Noch einmal schlafe ich allerdings nicht in diesem Hotel auch wenn die Atmosphäre und das Essen himmlisch waren.“ sagte sie und schwelgte einen Moment in Erinnerungen. „Du hast ja Recht, Eve. Ich kümmere mich um die Befragung des Mannes der dich angegriffen hat und melde mich nachher bei dir. Sei aber trotzdem vorsichtig.“ bat Sebastian und legte auf. Evelyn legte ihr Handy, ein blaues Motorola, weg und atmete auf. Sie war erleichtert das ihr Kollege in Wolfsburg blieb. So konnten sie an zwei Orten zum Einsatz kommen und den Beweisen nach gehen. Sie hoffte das Sebastian dies für sich behalten würde und nichts ihrem Ex Mann erzählen würde. Joachim würde sich nur umsonst Sorgen machen. Evelyn schüttelte ihre Gedanken ab, startete den Motor ihres Leihwagens und fuhr los.

Kapitel 6

 

Evelyn befand sich mit ihrem Leihwagen schon wieder auf dem Weg ins Hotel. Sie hatte sich ein anderes Zimmer gebucht und wollte noch eine weitere Nacht dort verbringen. Zunächst wollte sie allerdings sich etwas anderes anziehen, duschen und etwas essen. Es war sehr heiß heute. Sich etwas frisch machen konnte nicht schaden. Sie stoppte wenig später ihren Leihwagen am Hotel Parkplatz, parkte ihren Leihwagen ein, stieg aus und marschierte in Richtung Gebäude.

Es dauerte nicht lange bis sie frisch geduscht sich auf das gemütlich Bett warf und einen Augenblick liegen blieb, Die Luft war sehr trocken. Sie würde auch ohne Bademantel bald getrocknet sein, dachte sie und griff zu ihrem Handy, als dieses begonnen hatte zu klingeln. „Beck?“ rief sie hinein und lauschte. „Sebastian hier.“ rief eine bekannte männliche Stimme am anderen Ende. Evelyn rollte ihre Augen. Manchmal hatte er ein merkwürdiges Timing. Sie setzte sich auf, tippte auf ihr Handy und eine Sekunde später konnte sie in sein markantes Gesicht blicken. Sebastian trug bereits die ersten Stoppeln. Vermutlich war er gar nicht zu Hause gewesen. Oder hatte die Nacht mal wieder bei seiner Freundin verbracht und in seinen Klamotten geschlafen. „Hast du gekämpft?“ fragte sie ihn und Sebastian runzelte seine Stirn. „Warum?“ hakte er nach. Evelyn grinste. „Schon okay. Was hast du heraus finden können?“ erkundigte sich Evelyn und wechselte somit das Thema. „Ich habe mit Herrn Zander sprechen können. Er sagte er wurde von einer unbekannten, verzerrten Stimme angerufen, welche ihm erzählte dass die Mörderin seines Sohnes aus der Haft entlassen und in das Hotel gebracht wurde. Wohl ne Art von Zeugenschutz. Und er könne die Täterin doch nicht so einfach mit einem Mord an seinem eigenen Fleisch und Blut davon kommen lassen.“ Sebastian unterbrach sich. „Daraufhin machte sich Herr Zander auf den Weg ins Hotel und griff dich an. Er hat sich nicht nur einmal dafür entschuldigt.“ berichtete Sebastian. Evelyn legte ihre Stirn in Falten. „Und woher wusste der Anrufer das ich hier abgestiegen bin? Ich habe mich nicht als Polizistin ausgewiesen an der Anmeldung. Ich wollte nicht auffallen. Das ist nun nicht mehr so.“ fragte sie und Sebastian zog eine Braue nach oben. „Du bist schon bekannt, Eve. Du hast doch in einem Fall ermittelt der in den Medien war. Damals wurde dein Gesicht der Bevölkerung gezeigt. Zumindest wer damals die Nachrichten verfolgte, dürfte sich noch an dich erinnern.“ meinte ihr Kollege und Evelyn winkte ab. „Der Fall mit der Medienwelt, liegt schon sehr lange zurück und damals waren wir nicht mal Kollegen, Sebi. Ich glaube das hat hiermit nichts zu tun. Was ich mir jedoch vorstellen kann, ist dass der wahre Täter noch immer in der Stadt ist und ein Spielchen versucht mit uns zu spielen. Ich glaube nicht das Julia Eichmann eine Mörderin ist. Dafür verliert sie zu oft die Fassung und weint zu viel. Mörder empfinden zwar auch Reue für ihre Taten, allerdings niemals so tief und emotional wie diese junge Frau. Zumindest lehrt mich das meine Erfahrung.“ meinte sie und Sebastian nickte knapp. „Wenn Frau Eichmann unschuldig ist, müssen wir dringend den wahren Täter finden, ehe er wieder zu schlagen kann. Vielleicht sollten wir einen Phantomzeichner zu der Verdächtigen schicken. Vielleicht kann sie uns noch weiter helfen.“ schlug Sebastian enthusiastisch vor. Evelyn winkte ab. „Ich denke wir sollten uns ruhig verhalten. Wenn wir uns in die Karten sehen lassen, verschwindet der wahre Täter vielleicht und ist nicht mehr aufzufinden. Ich denke du solltest diesen Usernamen Loy1984 überprüfen lassen. Vielleicht gehst du zu Timo, er macht das immer richtig gut und freut sich sicherlich uns helfen zu können.“ sagte sie und Sebastian nickte zustimmend. „Und was machst du? Kommst du zurück ins Revier und hilfst mir bei der Recherche?“ hakte er nach und Evelyn winkte ab. „Ich besuche die Spurensicherung. Mal sehen wie weit Frau Lichtenstein gekommen ist. Ich rufe dich an. Bis später.“ sagte Evelyn entschlossen und legte auf.

 

Julia riss ihren Augen weit auf. Sie konnte es nicht fassen. In der Tür, des Verhörraumes, stand eine Person welche sie gut kannte und welche ihr dies alles eingebrockt hatte. Dennis! Er trug eine Weste, eine Jogginghose und hatte seine Brille sauber gemacht. Um seinen Hals hing eine Fotokamera. Ihr Herz begann schneller zu schlagen als Dennis sich von dem Wachtmeister in den Raum führen ließ und sich gegenüber von ihr an den kleinen Holztisch setzte. Julia überlegte zu schreien. Sie wollte Dennis anschreien und mit dem Finger auf diesen Mistkerl zeigen und ihn beschuldigen. Sie wusste jedoch was die Polizei über sie dachte. Das sie Wahnvorstellungen hatte und somit würde man ihr nicht glauben, egal was sie sagte. Julia lehnte sich zurück und sah ihren Peiniger mit großen Augen an. „Guten Tag Frau Eichmann. Mein Name ist Dennis Arndt. Ich bin Reporter und schreibe für die Tageszeitung hier in OHZ. Ich wollte Ihnen einige Fragen zu dem laufenden Mordfall stellen, in dem Sie als die Täterin, identifiziert wurden. Ist es wahr das Sie, Stimmen im Kopf haben, die Ihnen Befehle erteilen und Sie deshalb ihren Freund und Lebensgefährten Stefan Zander ermordet haben?“ wollte Dennis wissen ohne auf zu blicken. Julia biss sich auf die Unterlippe. „Das ist richtiger Psychoterror den du da machst, Dennis. Du perverse Dreckssau wirst damit nicht davon kommen.“ knurrte Julia und Dennis verzog keine Miene. Er war dabei sich ihre Worte zu notieren. Als er auf blickte, sich ihre Blicke trafen, konnte sie erneut ausdruckslose Augen erkennen. In ihnen lag keine Freude. Nur Verachtung. Dennis schien fast nichts menschliches zu haben. Dennis warf einen Blick auf seine Armbanduhr am rechten Handgelenk. „Der Wachtmeister wird sich fünf Minuten nicht vor der Tür befinden. Ich konnte ihn bewusst und erfolgreich schmieren. Dein Freund und Helfer.“ höhnte Dennis und setzte ein breites Grinsen auf sein Gesicht. Dennis erhob sich, trat neben Julia und beugte sich zu ihr nach unten. „Wie ist es für dich hier drin, mein Schatz?“ hauchte er in ihr Ohr. Julia nutzte die Gelegenheit, ballte ihre rechte Hand zur Faust und schlug mit voller Wucht gegen seine Hodensäcke. Dennis wich zwar zurück, konnte die Wucht des Schlages, jedoch nicht ganz verhindern. Er stöhnte leise auf. Dennis biss sich auf die Unterlippe und funkelte Julia finster an. „Du bist gar nicht nett, Julia. Das erzähle ich dem netten Wachtmeister wenn er zurück kehrt. Dann sitzt du weiterhin in deiner kleinen Zelle und wirst niemals wieder Tageslicht zu Gesicht bekommen.“ höhnte Dennis erneut. „Ich kann nicht begreifen das ich mich so sehr in dir getäuscht haben soll, Dennis. Wieso bist du nur so? Ich habe angefangen mich in Loy1984 zu verlieben. In das was und wie er es schrieb. Seinen Humor und seine ganze Art. Und dann entpuppt er sich als Psychopath und Sadist. Fahr zur Hölle!“ donnerte nun Julias Stimme. Ihre Trauer war komplett ihrer Wut gewichen. Dennis lachte auf. „Wer auch immer dieser Loy1984 auch ist, Julia. Ich bin es nicht. Ich habe dich an dem Tag im Bus zum ersten Mal gesehen und mich damals in dich verliebt. Ich lies dich in dem Glauben das ich dieser User bin. Es scheint ein Verlierer zu sein. Ein Bürgergeld Empfänger der über seine bekloppte Oma herzieht, die er eigentlich pflegen tut. Ich habe mir jedes Wort eingeprägt und dann halt reagiert.“ Dennis unterbrach sich als sie ihre Augen weit aufgerissen hatte. Julia fiel die Kinnlade hinunter. „Ich sah dich nicht nur einmal im Bus. Schon mehrfach bist du mir aufgefallen. Das Mädchen das immer so traurige Augen hat. Und dann passte eines zum anderen als du mich angerämpelt hast. Und dann ist es halt passiert. Und jetzt sind wir hier. Eine sehr schöne Geschichte oder?!“ Julia wusste nicht was sie sagen sollte. Sie war geschockt. Loy1984 war nicht er. Wie konnte das nur sein. Sie hatte Dennis auch noch von ihm erzählt und brachte den User ebenfalls in tödliche Gefahr. Dennis machte noch zwei Fotos von ihr, erhob sich, schenkte ihr einen Luftkuss und wandte sich ab. Julia lief Kreide bleich an. „Du Dreckssau.“ keuchte sie und spürte wie ihr Herz schneller schlug.

Kapitel 7

 

Bei einer Bäckerei hatte sich Evelyn, gegen Nachmittag, zwei Becher Kaffee organisiert und diese mit zur örtlichen Grundschule genommen. Dort suchte sie den Chemieraum und fand dort eine arbeitende Luise Lichtenstein vor. Dieser trug einen weißen Ganzkörperanzug mit Gesichtsmaske und Latex Handschuhe. Damit untersuchte sie mit Hilfe eines Mikroskops, die Beweise. Was immer sie auch gefunden hatte. Evelyn hoffte es würde die Ermittlungen auf eine neue Spur bringen. Bisher hatten sie nicht viel heraus gefunden. Nur dass die Hauptverdächtige vielleicht unschuldig war. Evelyn hatte ein ungutes Gefühl. Und ihre Gefühle täuschten sie niemals. So hatte sie auch ein ungutes Gefühl als sie den Chemieraum betrat und den Kaffee Becher auf das Lehrerpult stellte. Luise blickte auf und schien zu Lächeln was Evelyn nicht recht erkennen konnte. Es dauerte einen Moment bis sich Luise von ihrer Gesichtsmaske getrennt hatte, den Kaffee Becher zur Hand nahm und einen großen Schluck trank. „Welchem Umstand verdanke ich diesen Kaffee?“ fragte Luise nach und Evelyn zuckte ihre Schultern. Sie nippte nun auch an ihrem Kaffee Becher. „Ich dachte Sie könnten einen Wachmacher gebrauchen. Es ist heiß und das geht auf den Körperhaushalt. Vielleicht ist Kaffee nicht die beste Wahl gewesen und dennoch hilft er beim wach bleiben.“ erwiderte Evelyn und Luise nickte zustimmend. Luise deutete auf ihren silbernen Arbeitskoffer. „Ich habe die Beweise bereits untersucht. Ich bin mir nur nicht sicher was die Tatwaffe betrifft. Deshalb untersuche ich diese noch einmal auf Kleinigkeiten. Manchmal verraten mir erst diese Kleinigkeiten wie es wirklich passiert ist.“ sagte Luise und schon trat Evelyn einen Schritt näher. Um sich ein genaues Bild zu machen. „Haben Sie schon irgendetwas interessantes gefunden?“hakte Evelyn nach und griff zu ihrem Notizblock. „Am Tatort war eine Menge Blut. Das stammt alles von dem Toten. Die Hauptverdächtige wurde wohl nicht verletzt, demnach gab es auch keinen Kampf. Ich habe auf der Tatwaffe, einem Küchenmesser, wird es wohl in jedem Haushalt geben, Fingerabdrücke gefunden.“ berichtete Luise und Evelyn schrieb sich alles auf. „Fingerabdrücke wurden auch von den Kollegen sichergestellt und der Verdächtigen zu geordnet. Was ist daran neu?“ hakte Evelyn nach. „Das wurde mir auch erzählt und auch gezeigt. Diese Fingerabdrücke habe ich noch einmal untersucht. Sie stammen von zwei Personen. Einmal von Frau Eichmann und einer unbekannten Person. Die Person ist nicht in der Datenbank zu finden. Zumindest nicht über die App. Wenn ich zurück fahre nach Bremen, werde ich den Teilabdruck, noch einmal gründlicher untersuchen und Ihnen bescheid geben.“ verkündete Luise und Evelyn runzelte ihre Stirn. „Hat die Hauptverdächtige nun die Mordwaffe geführt oder nicht?“ hakte Evelyn nach. Luise nippte an ihrem Kaffee Becher. „Ich denke die Frau ist vielleicht gezwungen worden das Küchenmesser in die Hand zu nehmen. Die Fingerabdrücke sind zu dem ein bisschen verschmiert, was bedeuten würde das eine andere Handlung verrichtet wurde und es deshalb dazu gekommen sein könnte. Wissen Sie vielleicht was es sein könnte, Evelyn?“ fragte nun Luise nach und Evelyn überlegte einen Moment. Dann ging ihr ein Licht auf. „Frau Eichmann sagte aus, der Mann, Dennis, habe sie zum Oralsex gezwungen und sie sollte dabei den Griff des Messers in ihre Hand nehmen. Warum konnte sie mir nicht verraten. Das wird vielleicht ein Geheimnis bleiben.“ „Das könnte es sein. Danke.“ rief Luise vergnügt und schien sich selbst Notizen zu machen. „Warum sollte jemand so etwas tun? Klingt sehr aufwendig. Fast als wollte die Person erwischt werden.“ murmelte Evelyn und Luise zuckte ihre Schultern. „Vielleicht empfindet der Mörder Reue oder er möchte das Leben seines Opfers zerstören. Sie können auch Doktor Pollock befragen, Evelyn. Er ist ein Experte auf diesem Gebiet.“ schlug Luise vor und Evelyn nickte. Sie wollte ohnehin noch einmal mit Julia Eichmann reden.

 

„Ich habe mit der Hauptverdächtigen, Frau Eichmann, gesprochen und konnte keine Schizophrenie oder etwas in der Richtung feststellen. Ich werde auch vor Gericht aussagen das ich Frau Eichmann für psychisch sehr gesund halte. Wer auch immer ihr etwas anhängen möchte, sie ist definitiv unschuldig.“ berichtete Christian Pollock am späten Abend via Handy und Evelyn nickte knapp. „Das fürchte ich auch. Nur stehen wir dann wieder am Anfang unserer Ermittlungen. Da wir immer noch nicht wissen wer der wahre Täter ist und wie wir ihn heraus locken sollen.“ murmelte Evelyn gedankenverloren. „Frau Eichmann erwähnte mehrfach einen Dennis. Er habe sie auch besucht. Auf der Besucherliste ist zwar ein Reporter von der örtlichen Zeitung vermerkt, jedoch habe Wachtmeister Laumann einen älteren Mann empfangen. Allerdings ist Peter Laumann wegen Bestechung schon mehrfach aufgefallen. Er soll hin und wieder schon die Hand auf gehalten haben.“ meinte Christian und Evelyn legte ihre Stirn in Falten. „Meinst du jemand von der Polizei nimmt Bestechungsgelder an? War nichts auf den Kameras?“ fragte sie nach und Christian grinste. „Natürlich. Der Besucher hat sich filmen lassen. Zwar trug er eine Baseball Cap aber wir haben ihn auf Bild. Ich habe veranlasst das eine Kopie nach Wolfsburg geschickt werden soll.“ Evelyn nickte. „Wieso sollte jemand so etwas tun?“ „Aufmerksamkeit vielleicht. Vielleicht brauchte die Person viel Zuwendung in der Kindheit oder hat niemals echte Liebe empfangen. Das könnte schon dazu beitragen das man ein Psychopath wird.“ berichtete Christian und Evelyn machte sich Notizen. Sie würde morgen noch einmal mit Julia Eichmann reden und danach mit ihrem Kollegen, der hoffentlich in der Technik war und mehr Licht ins Dunkle bringen konnte. Evelyn war sich sicher das dieser unbekannte Mann etwas mit dem Mord zu tun hatte und sich vielleicht den perfekten Mord überlegt hatte. Nur den perfekten Mord gab es nicht. Sie würde immer etwas heraus finden.

Kapitel 8

 

(Rückblick)

 

 

Dennis sitzt auf seinem Bett und schaut die Dachschräge an, auf dem die ganze Deckenwand mit Fotos von Julia abgebildet sind. Sie war schon ewig seine Jagdbeute. „Einmal gingst du mir ins Netz. Das wirst du auch wieder, nur in anderen Umständen verwickelt. Ich werde dir dein Leben zerstören , so wie du meinst zerstört hast.“ „Deeeennis lass doch das arme Mädchen, du solltest dich schämen.“ Sprach die Oma in seinem Kopf. „Halts Maul! Halt endlich dein Maul.“ Dennis wippte auf dem Bett und hatte seine Faust immer wieder auf die Stirn geschlagen als wollte er die Stimme in ihm zum schweigen bringen. Brachte ihm allerdings nur Kopfschmerzen ein. „Sei ruhig ich hätte dich schon bei weitem früher erledigen sollen. Du hast dafür gesorgt, das ich jetzt so bin wie ich bin. Liebe hattest du ja nicht für mich übrig.“ Jaulte er auf. Die Fotos von Julia ließen die Stimmen immer länger von sich hören. Vielleicht war es einer der Gründe warum Dennis sie bisher noch nicht tötete. Im Grunde, hatte er immer noch mit der richtigen Motivation, würde er Julia für sich gewinnen. Dabei war doch das Kennenlernen so schön und ich habe wirklich gedacht, dass ich auch Mal Glück haben könnte. Melissa, Mara, Selena, alle Haarsträhnen hatte er unter seinem Kissen in einer Schachtel. Alles Frauen mit denen er zwar was zu tun hatte, aber ihn nie für mehr haben wollten. Am Ende war es die selbe Enttäuschung. Das selbe Schicksal. Da war er noch attraktiv und schlank.

 

Aber für sein immer wieder anderes Aussehen, hatte er auch bisher keine direkten Ermittlungen gehabt, die ihm hatte gefährlich werden können. Die Mädchen hatten niemanden und waren nur in seinen Augen Spielzüge gewesen des üben, wie man die Haare so skalpierte, so dass das Haar unbefleckt blieb, die Haut entsprechend gut sich löste und ausreichende Chemie Kenntnisse hatte, dass sich wunderbare gute Perücken anfertigen konnte. Diese verkaufte er dann. Die Haut selber wurde dann aufwendig aufgelöst und die Haare wurden dann danach in das Perückengummi eingenäht. Nur so konnte man das Haar präparieren, damit es nicht gleich den Glanz und Zustand verliert. Etwas Spannung verlieren die Haare schon. Aber welcher krebskranke interessiere dies. So hatte Dennis lange unentdeckt sein Handwerk, und auch ein Abnehmer für seine Grausamkeiten gehabt. Es wurde nur einmal eng als er Zuschlag und eine Frau dich noch lebte als er sich an ihr vergehen wollte. Sie schlug ihn zu Boden und konnte fliehen. Das war der Moment in dem er abtauchen musste. Seine Perücken wurde er los und von einer Perücke behielt er die jeweilige Haarsträhne. Nur in anderen Ländern und Städte konnte er wieder abtauchen. Die Medien waren nur kurz auf ihn gerichtet und auch nur als „The Dark Man“ mehrere Frauen meldeten sich, dass sie auch von ihm misshandelt und von ihm fliehen konnten, um die Belohnung zu kassieren, die für die zielführende Verhaftung dieses Mannes ausgeschrieben wurde.

 

Dennis fand es alles sehr amüsant, was die Medien aus ihm machten. Er war da bereits wieder und wieder geflüchtet, nutzte andere Merkmale des Aussehens und war sofort wieder ein anderer Mensch. Nur die Stimmen in ihm, könnte er nicht ändern und los werden. Da waren es einmal seine Oma, die längst verstarb und eine Perücke wieder verkauft wurde, für eine ältere Dame, die es bevorzugte, weißes, volles langes Haar zu haben statt mausgrauer Flaum nach den vielen Chemotherapien. Ja Dennis wusste sein Handwerk und den Umgang verschiedener Messer. Und hatte da seine Lücke des Erfolgs finden können, sich, als wäre es erst gestern gewesen, als er sich bei der Uni anmelden wollte für 1 Jahr professionelles Schreiben. Er hat sie einmal gesehen, als er die

 

Studien Infos an der Uni einholte für das Studium. Als sie dann an ihm entlang lief, natürlich hat sie mich nicht gesehen, grummelte Dennis vor sich hin, hatte er eine Idee, die schnell

ihn komplett einnahm. Er wollte Julia ganz für sich haben und natürlich musste er feststellen, das Julia einen Freund hatte. Der Freund muss weg. Und der Schachzug war gerade zu Brillant den Freund auszuschalten, und Julia erst Mal in den Knast zu stecken. So war es ihm geglückt für s erste unbekannt zu bleiben als wahren Täter und er kann sich ja wieder“ verwandeln und wird wieder auf sie treffen oh ja. Sein Plan war komplett ausgereift. Stalken, guten Freund zum bösen Spiel machen, zerstören und brechen und an sich binden. So viel war sicher. Er musste an sie heran kommen, das gar nicht leicht war. Aber durch sein brillanten Abschluss in der Uni, hat er erst vor exakt 5 Wochen eine neue Arbeitsstelle bekommen und noch bisher keinen Auftrag an Land ziehen können. Sein Chef war schon so genervt, dass er direkt Dennis den Fall zuspielte, eine gewisse Julia Eichmann in der kleinen Polizeidienststelle OHZ zu interviewen. Ja das Schicksal war beängstigend aber es spielt ihm auch in die Hände.

 

Gegenwart,

 

„Was machst du denn da eigentlich, Dennis? Kann es sein das du behindert bist? Oder bist du einfach nur bescheuert?“ wollte Elena, die weibliche Stimme in seinem Kopf wissen und Dennis schüttelte seinen Kopf. Er hatte einen perfiden Plan entwickelt und würde diesen umsetzen. Es gab nur noch ewig was er tun musste. Julia würde sein größter Erfolg werden. Die anderen Mädchen hatte er in seiner Sammlung. Sie alle würden für immer ein Teil von ihm sein. Nur Julia, sie war etwas besonderes. Ein kleiner Stern am wolkenlosen Nachthimmel. Sie war es wert. Für sie wollte er mehr sein. Perfekt. Abnehmen und sich einen guten Beruf suchen. Reporter für diese kleine Zeitung in einem Kaff wie OHZ, war ohnehin nur eine kleine Tarnung gewesen. Nun würde er sich wieder in den Hintergrund begeben. Julia wusste ihn und seine guten Taten gar nicht zu schätzen. Sie würde im Gefängnis versauern. Irgendwann würde er ihr vielleicht Briefe ins Gefängnis schicken und sie somit in den Wahnsinn und in ihren Selbstmord treiben. Dennis schüttelte seinen Kopf. „Alles läuft gut, Lena. Ich weiß überhaupt nicht was du willst.“ murmelte er vor sich hin und biss an einem Brötchen ab. Er hatte heute noch keine Gelegenheit gehabt etwas zu essen. The Dark Man so nannten ihn die Medien. Im dunkeln hatte er zugeschlagen. Im Dunkeln würde er niemals wieder zuschlagen. Im Licht, wo jeder ihn sehen konnte und niemand etwas tun würde, konnte er alles tun was immer er wollte. Man hatte ihn gesehen als er Julia entführte. Und dennoch hatte der alte Mann nichts gesagt. Sich nicht getraut. Sich zurück gehalten. Vermutlich wollte der alte Mann keinen Ärger haben. Den hätte er bekommen. Dennis konnte mit Ärger nur schwer umgehen. Mit Kritik noch weniger oder damit das andere über ihn lachten. Er würde in die Geschichte eingehen mit seinen Taten. Da würde niemand mehr an ihm zweifeln. Weder seine Familie, noch die Verwandten oder seine Stimme im Kopf. „Niemand hat mich gesehen und niemand kommt dahinter. Lass mal, Lena. Ich bin mitten in meinem Erfolgserlebnis.“ murmelte er und grinste.

Kapitel 9

 

Am nächsten Tag besuchte Evelyn erst einmal die Hauptverdächtige. Diese befand sich in ihrer Zelle und lag auf der Pritsche. Evelyn musste sich erst räuspern um die volle Aufmerksamkeit, der jungen Frau zu bekommen. „Bitte sagen Sie mir das es Neuigkeiten gibt die mich entlasten könnten.“ rief Julia, erhob sich blitzschnell und kam an die Gitterstäbe gelaufen. „Ich denke Sie sind unschuldig. Jedoch können wir das noch nicht in die Öffentlichkeit hinaus tragen, weil wir befürchten müssen dass der wahre Täter sonst untertauchen wird. Ich muss Ihnen somit noch einige Fragen stellen und Sie bitten noch etwas hier zu bleiben.“ erklärte Evelyn und Julia nickte zustimmend. Sie trat zurück an die Pritsche und setzte sich darauf. Evelyn hatte sich einen Klappstuhl besorgen lassen. Sie setzte sich darauf und legte ihr blondes Haar in den Nacken. „Können wir Dennis nicht einfach eine Falle stellen? Er ist ein perverses und krankes Arschloch. Er wird bestimmt denken das er gewonnen hat und sich überzeugen kommen. Und dann können Sie und ihr Kollegen ihn verhaften oder erschießen was mir lieber wäre.“ fauchte Julia und biss sich wütend auf die Unterlippe. „Das klingt interessant, Frau Eichmann. Ich muss das mit meinem Kollegen besprechen und würde dann noch einmal auf sie zu kommen.“ versprach Evelyn. Julia schien dies zu gefallen. Sie wirkte dazu noch erleichtert. „Was wissen Sie über den Mann namens Dennis?“ fragte Evelyn und zückte ihren Kugelschreiber und ihr Notizbuch. Julia überlegte. Sie zuckte wenig später mit ihren Schultern. „Wenn er nicht Loy1984 ist, dann kann ich Ihnen nur sagen was mir an ihm aufgefallen ist und wie er gerochen hat.“ sagte Julia und Evelyn runzelte ihre Stirn. „Bitte was?“ hakte sie entsetzt nach. „Ich dachte Sie wussten es schon. Dennis hat mich besucht gestern um mich zu verwirren. Er tauchte hier als Reporter auf. Angeblich als Dennis Arndt, der mich interviewen sollte und mir Fragen stellen wollte. Das verrückte Arschloch meinte er sei nicht der User mit dem ich gechattet habe und in den ich mich verliebt hatte. Können Sie damit etwas anfangen, Frau Beck?“ erzählte Julia mit ruhiger Stimme. Evelyn nickte zustimmend. „Das ist interessant. Wir gehen der Sache nach.“ versprach Evelyn und erhob sich wieder. „Haben Sie jemals etwas von dem Dark Man Täter gehört?“ wollte Evelyn wissen und Julia überlegte einen Moment lang. Sie schüttelte ihren Kopf. „Gut weil Sie in sein Beuteschema passen. Jung, schön, naiv. Das sucht der Dark Man. Wir wissen nur das er in Rhein-Land-Pfalz und Hessen zugeschlagen hat. Ich dachte wir hier in Niedersachsen blieben vielleicht verschont. Falsch gedacht.“ erzählte die Kommissarin und schenkte Julia ein warmes Lächeln. „Was meinen Sie damit, wie er gerochen hat?“ hakte sie nach und blieb stehen. Julia zuckte ihre Schultern. „An ihm ist mir aufgefallen das er süßlich gerochen hat. Ist das wichtig?“ „Vielleicht.“ gab Evelyn zurück, machte auf dem Absatz kehrt und wandte sich mit schnellen Schritten ab.

 

„Bist du schon weiter gekommen in unserem Fall, Sebi?“ wollte Evelyn am Handy wissen und sah ihren Kollegen fragend an. Sie hatte sich wieder für das Bild telefonieren entschieden und wollte sehen mit wem sie sich unterhielt. Anders war es immer komisch. Zum anderen mochte sie es im Gesicht zu lesen. „Das bin ich in der Tat, liebe Evie. Ich habe heraus gefunden dass der User Loy1984 an der gleichen Universität eingeschrieben ist wie unsere Hauptverdächtige. Sie kennen sich und chatten regelmäßig mit einander.“ Sebastian unterbrach sich und reichte das Handy an seinen Kollegen von der technischen Abteilung weiter.

Eine Sekunde später blickte Evelyn in das jugendliche Gesicht von Timo Kraft, der ihr ein freundliches Lächeln entgegen brachte und dabei seine weißen Zähne enthüllte. Evelyn musterte auch Timo. Er hatte schulterlanges schwarzes Haar und dunkle Augen. Grübchen rundeten sein Erscheinungsbild ab. „Ich habe den User Namen gecheckt. Das Konto läuft auf einen Marcel Loy. Er ist laut eigener Aussage, Student an der gleichen Universität und hatte sich anders nicht getraut mit Julia Eichmann ins Gespräch zu kommen. Aus diesem Grund chattete er mit ihr und sagte er habe sich verliebt. Er sagte weiterhin, dass er wusste sie habe einen Freund, es ihn jedoch nicht störte das Herr Loy ebenfalls noch mit seiner Ex irgendwie eine körperliche Beziehung hatte. Die Zahlen hinter seinem User Namen bedeuten nichts. Er sei Jahrgang 2000.“ schloss Timo seinen Bericht und wartete einen Moment bis sich Evelyn alles notiert hatte. Diese legte nun ihre Stirn in Falten. „Reicht das? Oder soll ich noch mehr heraus finden?“ fragte Timo nach und Evelyn winkte ab. „Nein. Ich denke das passt so. Danke schön Timo.“ sagte Evelyn und schon übernahm Sebastian wieder sein Handy.

 

Evelyn erzählte ihrem Kollegen was sie heraus gefunden hatte und dieser schnaufte. „Das ist schon eine Menge. Wir könnten auch nach diesem Kerl durch die Medien suchen lassen.“ schlug Sebastian vor und Evelyn winkte ab. „Gibt es eine parallele zwischen diesem Dennis und dem Dark Man Killer?“ wollte sie wissen und Sebastian überlegte einen Moment lang. „Timo hat das Video ausgewertet und es in die Datenbank geladen. Dabei fand er eine Übereinstimmung. Und zwar mit einem Dennis Meisinger, aus Frankfurt am Main. Dieser hat Perücken angefertigt und sich um seine Demenz kranke Oma gekümmert. Seine Oma ist letztes Jahr im alten Wohnheim verstorben an einer Lungenentzündung. Eine Mitarbeiterin des Wohnheims, eine gewisse Melissa May, ist dann eine Woche später verschwunden und tot aufgetaucht. Ihre Leiche wurde im Wald gefunden. Eine Haarsträhne fehlte.“ sprach Sebastian ruhig und sachlich. Evelyn bekam große Augen. „Suchen wir tatsächlich einen Serienmörder?“ fragte sie nach und Sebastian nickte zustimmend. „Es sieht jedenfalls so aus. Ich denke das ist eine entscheidende Spur in Sachen Mordfall Stefan Zander und der anderen Opfer ebenfalls. Laut unseren Informationen sind zwei Frauen in Hessen und eine aus Rhein-Land-Pfalz verschwunden. Vorher hat nichts auf einen gleichen Täter hingedeutet. Ob er wohl einen Fehler gemacht hat?“ überlegte Sebastian. „Vielleicht ist es ihm auch nur zu blöd immer noch auf freien Fersen zu sein. Wir sind sehr nahe dran.“ meinte Evelyn und schluckte einmal. „Wir müssen noch über etwas anderes sprechen, Sebi. Ich denke das könnte dir gefallen.“ sprach Evelyn aus was sie dachte und erklärte ihrem Kollegen was sie und Julia im stillen besprochen hatten.

Kapitel 10

 

„Die Hauptverdächtige in dem Mordfall Stefan Zander, Julia Eichmann, hat sich letzte Nacht versucht das Leben zu nehmen. Viel ist darüber nicht bekannt. Nur das Frau Eichmann vermutlich mit ihren Schneidezähnen sich die Pulsadern aufgebissen hat und danach sofort ins Krankenhaus nach Bremen geflogen wurde. Wir halten Sie auf dem laufenden.“ verkündete die Pressesprecherin und alle Kameras waren auf sie gerichtet. Maria Neuhaus war ganz in ihrem Element. Die Journalistin, welche in Bremen lebte und arbeitete, wurde speziell von der Polizei angefordert um diesen Bericht für die Öffentlichkeit zu halten. Auf diese Weise sollte der wahre Täter heraus gelockt werden. Eine Taktik welche Evelyn und Sebastian am gestrigen Abend noch besprochen hatten und nur einige Stunden brauchten um diese umzusetzen. Der Bericht sollte in eine Live Übertragung gesendet werden und Millionen von Haushalten sollten ihn zu Gesicht bekommen. Eine Phantomzeichnung von dem vermutlichen Täter wurde von der Hauptverdächtigen ebenfalls hinzugefügt. Julia Eichmann befand sich, während Evelyn draußen vor der Schule des kleinen Ortes stand, wirklich im Krankenhaus in Bremen. Nur war sie dort nicht als Patientin. Sie sollten den Lockvogel spielen. Dennis Meisinger würde sich zu erkennen geben und eventuell sein Objekt der Begierde persönlich besuchen. Dann wollten sie ihn verhaften und verhören. Evelyn hatte alles schon geplant und sich im Geiste mit dem Staatsanwalt bereits getroffen und den weiteren Verlauf des Falls mit ihm besprochen. Evelyn schüttelte ihre Gedanken ab, als sich Maria zu ihr umdrehte und ihr einen vielsagenden Blick zu warf. „Ich hoffe Sie wissen was Sie tun, Frau Beck. Ich habe meinen guten Ruf und meine Karriere aufs Spiel gesetzt um Ihnen und ihren Kollegen bei dem Mordfall zu helfen.“ warnte Maria Neuhaus und Evelyn nickte zustimmend. „Ich weiß immer was ich tue, Frau Neuhaus. Machen Sie sich mal keine Gedanken um ihren Job. Ich finde Sie sollten sich lieber Gedanken um diese jungen Frauen machen, die ermordet worden. Oder um Stefan Zander selbst. Das sind Tragödien und keine Situationen zum Ausschlachten von den Medien.“ erinnerte Evelyn und schon senkte die Reporterin ihren Kopf. „Glauben Sie der Täter lässt sich heraus locken?“ hakte Maria nach und Evelyn zuckte ihre Schultern. „Man kann nie wissen wozu es gut ist.“ antwortete sie schlicht, lächelte freundlich und wandte sich ab.

 

Sebastian Henning hatte gewartet. Er stand mit einem Becher Kaffee gegen den Dienstwagen gelehnt und nippte soeben daran als seine Kollegin neben ihn trat. Sebastian reichte seiner Kollegin nun ebenfalls einen Becher frischen Kaffee. Sie nahm den Becher dankend entgegen und trank einen großen Schluck. Es war nun nicht mehr so warm. Es sollte heute deutlich kühler werden. Vielleicht mit Regenwahrscheinlichkeit. Eine kühle Brise wehte durch ihr blondes Haar und wirbelte es auf. „Was denkst du, Sebi? Wird unser Plan aufgehen?“ fragte Evelyn nach und Sebastian zuckte lediglich seine Schultern. „Wann wird der Bericht ins Fernsehen kommen?“ fragte Sebastian ohne zu antworten. „Ich denke gegen Mittag. Dann wenn die meisten Leute zu schauen können. Warum?“ „Dann können wir vielleicht noch ins Büro fahren und dann mit dem Heli nach Bremen. Dein, unser, Boss möchte dich sprechen.“ sagte er und Evelyn rollte ihre Augen. „Was will er denn schon wieder? Das ist eine laufende Ermittlung und kein Kaffeekränzchen. Das kann doch nicht schon wieder wahr sein.“ sprudelte es aus ihr heraus. Dabei biss sie sich wütend auf die Unterlippe. „Ich bin nur der Bote, also bitte nicht den Boten umbringen.“ bat Sebastian und hob seine Hände in die Luft. „Das tue ich schon nicht, keine Sorge.“ schnaufte sie genervt. „Als ob ich meinen Job nicht könnte. Jetzt muss ich mich auch noch beim Boss melden. Endnervig!“ fauchte sie, warf ihren Kaffee Becher in den Müll und stieg in den Dienstwagen ein.

 

Dennis fiel die Kinnlade hinunter. Er befand sich in seinem Versteck, dem Haus seines Patenonkels, welcher seit drei Jahren in OHZ lebte und hatte eigentlich vor gehabt die nächsten Schritte zu planen, wie er Julia weiter terrorisieren konnte und musste nun eine Pause einlegen. Nicht weil Elena, die Stimme, mit ihm gesprochen hatte, sondern weil im Fernsehen ein Sonderbericht über die Mörderin Julia Eichmann lief in dem gesagt wurde, dass sich die Mörderin versuchte selbst das Leben zu nehmen. Laut Expertenaussagen sei die Schuld zu groß gewesen. Ein Experte sprach davon das viele Täter Reue empfinden und sich dann das Leben versuchten zu nehmen. In Julias Fall war es jedoch anders. Dennis wusste das er diesen Mann ermordet hatte. Er hatte jedoch festgestellt das Julia eine sehr empfindliche Seele war und mit Stress nicht sehr gut umgehen konnte. Vermutlich war der Druck zu groß und sie konnte sich nicht anders Luft verschaffen überlegte er und begann eines seiner Messer zu schärfen. Es bot sich ihm nun eine Gelegenheit. Er würde Julia im Krankenhaus besuchen können und sie weiter in den Wahnsinn treiben. Er hatte überlegt sie von dort zu entführen. Allerdings musste dies alles genau geplant werden. Er durfte nichts dem Zufall überlassen. „Diese Maria Neuhaus sieht auch ziemlich lecker aus, Dennis. Kannst du die nicht zu uns bringen?“ vernahm er die weiche Stimme von Elena und winkte ab. „Ich habe gegoogelt. Die Pressesprecherin der Bremer Polizei hat eine Seite bei Wiki. Dort steht das sie mit Ehefrau und Kind in Bremen lebt und bei der dortigen Zeitung ebenfalls Artikel veröffentlicht. Eine solche Frau wird erstens zu gut bewacht und zweitens zu schnell vermisst. Das kannste knicken.“ erklärte Dennis und nippte an seiner Wasser Flasche. Julia, seine große Liebe. Sie war ohnehin wie die anderen Frauen. Sie war etwas besonderes. Nur wirkte sie auf einem Foto immer so streng. Sie hätte Lehrerin werden können, überlegte Dennis und spürte wie sein Penis steif wurde. Er wurde von dieser Vorstellung erregt. Er griff in seine Hose, holte seinen Penis raus und begann ihn zu streicheln. Das hatte er nicht mehr getan seit dem Julia ihn in ihrem Mund hatte und es ihm somit besorgt hatte. Jetzt Julias sanfte Lippen spüren wäre wunderbar. Nur leider war sie nicht hier. Dennoch wollte er sich ganz den erotischen Bildern in seinem Kopf hergeben. Dennis begann leise zu stöhnen. Er musste überhaupt leiser sein. Über ihm, im Wohnzimmer, schlief sein Patenonkel, der sehr streng werden konnte und Dennis vielleicht eine verpasste. Dennoch musste das alte Material nun raus.

 

Einige Zeit später, ergoss Dennis seine Samenflüssigkeit auf sein Handy, welches ein Foto von Julia im Bikini zeigte. Sie war eine wunderschöne junge Frau. Mit Taschentüchern machte Dennis seinen Penis sauber und beschloss gleich unter die Dusche zu gehen. Er musste bald nach Bremen mit dem Reisebus aufbrechen. Vorher wollte er sich für seine Julia frisch und sexy machen. Nichts durfte er dem Zufall überlassen. Für ihre Verbindung gab es nur ein Wort. Sie musste seine Dualseele sein. Ihre Augen hatten gefunkelt als sie sich zum ersten Mal trafen und er spürte ihre Gefühle. Dies konnten nur die Dualseelen. Dies hatte er recherchiert. Nun würde er gehen und seine Seelenverwandte wieder treffen.

Dennis war schon vollkommen aufgeregt.

 

Die Tür zu Joachim Becks Büroraum flog mit einem Mal auf und seine Ex Frau stand im Raum. Ihr Gesicht sprach Bände. Ihre Körperhaltung hatte sich auf Angriff eingestellt. Joachim blickte von seinem Bericht auf, musterte seine Ex und schenkte ihr dennoch ein freundliches Lächeln. Evelyn stemmte ihre Hände auf ihre Hüften und sah ihren Ex Mann mit einem finsteren Blick an. „Warum?“ sprudelte es aus ihr heraus. Evelyn blickte ihm direkt in die Augen. Joachim legte die Papiere beiseite, erhob sich und trat näher auf seine Ex zu. „Ich wollte dich eigentlich nur sehen, Evie. Ich wollte wissen ob du diesem Druck gewachsen bist oder eben nicht.“ sagte er und Evelyn presste ihre Lippen aufeinander. „Und? Dein Fazit?“ bellte sie. „Ich denke du kommst mit Druck klar.“ meinte er und fing sich einen finsteren Blick ein. Evelyn war drauf und dran ihm einen Kinnhaken zu verpassen, entschied sich im letzten Moment dagegen und versuchte sich zu entspannen. Sie drehte sich von ihrem Ex Mann weg und wollte gerade gehen, als er sich räusperte. „Ich bin noch nicht fertig. Wenn das alles gewesen wäre, hätten wir telefoniert und ich hätte dich nicht von den laufenden Ermittlungen abgehalten, Evie.“ erklärte Joachim und schon drehte sich Evelyn zu ihm um und warf ihm erneut einen finsteren Blick zu. „Was ist denn noch? Ich habe zu tun und bin dem wahren Täter auf den Fersen. Wir versuchen nun ihn heraus zu locken. Sonst noch Fragen?“ entfuhr es sie genervt. „Gut dann kannst du das alles noch einmal beim Polizei Präsidenten und dem Bürgermeister wiederholen. Die beiden machen mir die Hölle heiß und wollen eine Stellungnahme und Ergebnisse. Ansonsten könnte es mit unserem Budget vielleicht ein bisschen wenig ausfallen oder gar gestrichen werden. Und dann gibt es dieses Jahr keine Weihnachtsfeier.“ erklärte ihr Ex Mann und Evelyn rümpfte die Nase. Sie sah ihn fragend an. „Wen interessiert schon die Weihnachtsfeier, Jo? Mich nicht. Die kann ruhig weg bleiben. Was nicht weg bleiben kann, ist die Hauptkommissarin in einem laufenden Mordfall.“ entgegnete Evelyn. „Dann bitte sag du es Ihnen so, aber ich habe keine Nerven mehr und weiß nicht wie oft ich beide noch vertrösten soll. Ich bitte dich um fünf Minuten deiner Zeit. Denn wenn die Beiden glücklich sind, bin ich es auch und du weißt was das bedeutet?!“ „Leider ja.“ stimmte Evelyn zu und zwinkerte. „Na gut. Ich nehme mir die Zeit. Aber dann darfst du nicht meckern, wenn Sebastian und ich den Heli nehmen um ins Bremer Krankenhaus zu gelangen. Mit dem Auto dauert es einfach zu lange.“ sagte sie und amtete tief durch. Joachim sagte nichts. Er nickte jedoch zustimmend und reichte ihr den Telefonhörer mit dem Polizei Präsidenten auf der Kurzwahltaste.

Kapitel 11

 

Er konnte sie sehen. Julia lag auf ihrem Krankenbett in dem kleinen Einzelzimmer und war an jeder Menge Schläuche befestigt worden. In den Medien hatte es geheißen das sich Julia das Leben hatte nehmen wollen und sich mit ihren Zähnen die Pulsadern aufgebissen hatte. Erstaunlich was im Gefängnis und in einer kleinen Zelle alles möglich war, dachte Dennis und trat einen weiteren Schritt vor. Er befand sich im Städtischen Krankenhaus in der Bremer Innenstadt, welche mit dem Auto schwer zu erreichen war. Er war jedoch clever und hatte sich ein Taxi gerufen. Damit war er durch die Innenstadt gefahren und hatte sich für eine Menge Geld, am Krankenhaus absetzen lassen. In der Halle befand sich ein Kiosk. Dort holte er Blumen. Einen bunten Strauß. Julia würde ihn lieben, überlegte Dennis und stieg in den Fahrstuhl. Dieser brachte ihn bis in den dritten Stock. Dort angekommen, marschierte er den langen Flur mit den weißen Wänden hinunter, bis er abrupt stehen blieb. Er warf einen Blick in die Ferne und erkannte zwei uniformierte Polizisten. Diese trugen dunkel blaue Uniformen, hatten ihre Dienstwagen und einen Schlagstock bei sich. Ein Funkgerät ruhte auf ihrer rechten Schulter. Beide Polizisten hatten ihn noch nicht bemerkt. Auch sonst war niemand in diesem Flügel des Krankenhauses. Keine Pfleger, keine Krankenschwestern oder Ärzte zu sehen. Nur die beiden Polizisten trennten Dennis von seiner Dualseele. Seiner großen Liebe. Seiner Julia. Ihm musste schnell etwas einfallen. Zum Glück hatte er alles bei sich. Eine kleine Kammer befand sich auf dem Flur. Er lief zurück, öffnete behutsam die Tür und trat ein. Hier befand sich Kleidung der Pfleger. Dennis lächelte. „Nett.“ kommentierte er die Situation. Er legte sein rotes Jack und Jones T- Shirt ab, warf sich ein weißes Hemd in seiner Größe über und steckte sich ein Namensschild an. Er hieß nun Daniel Peters und würde nur einmal in Julias Zimmer nach dem Rechten sehen. Dennis erinnerte sich an einen schönen romantischen Film, welchen er zusammen mit Elena, der Stimme in seinem Kopf gesehen hatte, es begann im September, hieß er. Ein sehr schöner Film und wirklich etwas fürs Herz. Nun sollte er seine eigene Liebesgeschichte erleben. Und auch hier war es September. Das konnte kein Zufall sein. Dualseelen waren für einander geschaffen. Sie konnten niemals getrennt werden. Und wenn dann nur um sich zu entwickeln, damit sie anschließend zusammen finden konnten und für immer zusammen blieben. Dennis konnte keine Kinder zeugen. Deshalb waren ihm seine Plüschtiere und die Oma so sehr ans Herz gewachsen. Während andere eine Familie gründeten, hatte er stets Pech gehabt, da ihn keine Frau richtig lieben wollte. Die Frauen die er wollte, beachteten ihn kaum. Julia war anders. Sie hatte alles was er in einer Frau suchte. Und sie würde ihn lieben. Eines Tages. Und dann konnten sie endlich zusammen sein. Für alle Zeit. „Nun mach endlich, du verblödeter Trottel. Oder willst du warten bis Gras über die Sache gewachsen ist? Hopp.“ forderte Elena ihn auf und riss Dennis aus seinen Gedanken. Er rollte seine Augen. Manchmal konnte Elena schon sehr nervend sein. Besonders wenn er nicht sofort auf ihre Forderungen reagierte. Ein Psychologe hatte ihm einmal paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Dennis hatte damals nicht gewusst was dies bedeuten sollte. Er wusste nur das er sich nicht krank fühlte. Im Gegenteil. Er konnte endlich alles genau betrachten. Seiner Meinung nach waren die anderen Menschen, jene die in einer Art von Matrix lebten und nicht ausbrechen konnten. Die sich von Regierungen steuern ließen. Die zu ließen das es die dritte Welt gab. Eliten und alles was diese kontrollierten. „Jetzt mach schon, du Vollidiot. Denk dran wir essen zeitig.“ donnerte Elena ihre Stimme und Dennis nickte zustimmend. „Ich mache doch schon, Lena. Nur die Ruhe. Alter Mann ist doch kein D Zug.“ erwiderte er, schnaufte und verließ die kleine Kammer. Nun konnte er seinen Plan umsetzen.

 

Julia lag nicht in dem Krankenbett. Evelyn hatte mit ihr getauscht und sich selbst ins Bett gelegt und zur Tarnung anschließen lassen. Sie waren beide Blond. Beide schlank und sportlich. Beide ungefähr gleich groß. Und wenn der Verdächtige im Zimmer war, würde es ohnehin schon zu spät sein, dachte Evelyn und drehte sich auf die rechte Seite und zur Wand hin. Ihre Pistole hatte sie neben sich liegen. Ihre einzige Verteidigung gegen einen verrückten Serienmörder. Wobei dies noch nicht klar war. Vermutlich konnte sie Dennis Meisinger nur einen Mord, eine Entführung und Körperverletzung dazu den Tatbestand der Nötigung nachweisen. Dies würde schon ausreichen um ihn lange ins Gefängnis zu bringen. Jedoch würde der Dark Man dann nicht für seine früheren Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Evelyn kam nicht mehr dazu ihren Gedanken zu Ende zu denken, da die Tür mit einem Mal aufflog und einer der Streifenpolizisten herein geflogen kam, auf den Boden aufprallte und benommen liegen blieb. Evelyn hatte einen kleinen Spiegel im Bett mit dem sie alles genau hatte sehen können. Nun würde sie zudem noch als Zeugin aussagen müssen, dachte sie und drehte sich auf die linke Körperseite. Sie öffnete ihre Augen einen kleinen Schlitz weit. Sie konnte einen Mann erkennen. Er trug die Kleidung eines Pflegers. „Julia, mein Schätzchen. Ich bin endlich bei dir. Ich wusste wir würden uns wieder sehen.“ säuselte der Verdächtige. Mit einem Mal zog er die Bettdecke weg, welche sich Evelyn nahe zum Gesicht gezogen hatte. Die Bettdecke fiel zu Boden. Evelyn setzte sich blitzschnell auf, griff zu ihrer Pistole und umklammerte den Griff fest mit beiden Händen. „Polizei! Sie sind verhaftet!“ donnerte ihre Stimme. Der Verdächtige, Dennis Meisinger, grinste lediglich. Dennis hob aus und schlug Evelyn die Pistole aus der Hand. Ein Schuss löste sich dennoch aus der Pistole. Die Bleikugel flog auf die Glastür zu und durchschlug sie. Das laute Geräusch von zerspringendem und auf dem Boden landenden Glas war zu hören und sehr laut in ihrem Ohr. Evelyn hoffte das niemand das Projektil abbekommen hatte.

 

Dennis ballte seine rechte Hand zur Faust und schlug nach Evelyns Gesicht. Er traf sie mit einem schwungvollen Kinnhaken. Evelyn spürte einen stechenden Schmerz an ihrem Kinn und überprüfte augenblicklich mit ihrer Zunge ob noch alle Zähne vorhanden waren. Dennis holte erneut aus und schlug ihr direkt in den Magen. Evelyn heulte auf. Sie trug lediglich ein Nachthemd. Somit fühlten sich die Schläge noch intensiver an. Evelyn verlagerte ihr Gewicht auf die rechte Seite, holte mit ihrem Bein aus und trat Dennis mit voller Wucht gegen den Kopf. Er kam ins Straucheln. Mit einem Mal wich er einige Schritte zurück und knallte mit der Stirn mit voller Kraft gegen die Wand. Evelyn sprang aus dem Bett auf. Sie griff zu ihren Handschellen, welche in dem kleinen Beistelltisch, neben dem Bett gelegen hatten. Sie biss sich auf die Unterlippe. Evelyn trat Dennis in die rechte Kniekehle, wodurch er sein Gleichgewicht verlor und auf die Knie sank. Anschließend warf sie sich auf seinen Rücken. Mit ihrem gesamten Gewicht drückte sie ihn zu Boden. „Sebastian!“ brüllte Evelyn so laut sie konnte und war erleichtert als sich bekannte Schritte näherten.

Kapitel 12

 

Evelyn atmete tief ein und aus. Sie hatte mit Sebastian abgesprochen, dass sie das Verhör führen wollte, trotz seiner Bedenken und trotz ihrer körperlichen Verfassung. Es hatte schon an ihr gezerrt. Sie wurde in einen kleinen Kampf verwickelt und dabei verletzt. Das blaue Auge musste sie mit Make Up überschminken damit es nicht auffiel. Und dennoch wussten alle Kollegen auf dem Revier bescheid. Manche beglückwünschten sie. Andere glaubten wohl diese Arbeit sei nichts für eine Frau. Frauen gehörten an den Herd, dies dachten einige ihrer Kollegen noch immer. Evelyn wollte mehr aus ihrem Leben machen. Ein einfaches Leben mit Kind und Kegel wäre ihr zu wenig gewesen. Nun da sie ihren Sohn verloren hatte, hatte sich auch dieses Leben in Luft aufgelöst. Vielleicht war es gar nicht schlecht. Drei Jahre hatte sie mit ihrem Sohn. Drei wunderbare Jahre. Danach hieß es Abschied nehmen. Evelyn löste sich aus ihren Gedanken. Obwohl schon einige Zeit zurück lag, musste sie hin und wieder an ihren Sohn denken. Simon hatte eine große Lücke in ihrem Leben hinterlassen. Vielleicht würde sie niemals wieder darüber hinweg kommen.

 

Einen Moment später betrat sie den großen Verhörraum, in dem ein Metall Tisch mit passenden Stühlen und zwei Fenster sich befanden zusätzlich zum Trick Spiegel. Auf der Tischplatte lag noch die Fallakte. Sebastian hatte sie mit Absicht dort gelassen. Es sollte den Verdächtigen einschüchtern und ihm zum Geständnis verhelfen. Dies fehlte dem Team noch immer. Es würde vieles leichter machen. Evelyn musterte den Mann ihr gegenüber. Er saß aufrecht auf seinem Stuhl, hatte die Hände gefaltet und schaute zu ihr auf. Der Mann, Dennis Meisinger, schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Guten Tag, Frau Kommissar.“ begrüßte Dennis freundlich und Evelyn grunzte. Sie griff zunächst zu der Fallakte und warf einen Blick hinein. Nichts was sie nicht schon kannte war darin zu finden. Sie seufzte. Spurensuche war immer so mühsam und dauerte seine Zeit. Wie schön wäre es wenn die Täter gleich gestehen würden. Dann würden sie vor den Haftrichter geführt werden und kamen ins Gefängnis. Es würde vieles um einiges leichter machen. Es war noch recht früh am Morgen. Das verschlafene Wolfsburg würde in einigen Minuten aus seinem Schlaf erwachen. Evelyn legte die Fallakte beiseite, zog ihre Bluse zurecht und setzte sich auf einen der freien Plätze, ihm gegenüber. Dabei warf sie ihm einen finsteren Blick zu. „Tut mir leid wegen Ihrem Augen, Frau Kommissar.“ hauchte Dennis mit ruhiger Stimme. Evelyn fragte sich wer hier der Polizist war und wer der Täter. Dennis tat so als würde er die Situation unter Kontrolle haben. Als würde ihn nichts aus der Ruhe bringen. Evelyn setzte ihre Sonnenbrille ab. Ihre Augen brauchten einen Moment um sich an das Licht zu gewöhnen. „Wollen Sie denn nichts trinken? Wir haben 30 Grad hier drin und Sie müssen am verdursten sein.“ ergriff Evelyn das Wort und versuchte das Gespräch nun an sich zu reißen. Neben Dennis stand ein Becher Mineralwasser. Diesen hatte er noch nicht angerührt. Evelyn verengte ihre Augen und beobachtete ihn gründlich, als er einen Blick auf den Becher warf und diesen studierte. „Ich glaube Sie wollen mich hier ködern. Wenn ich trinke, kommen Sie an meine DNS, wegen meinem Speichel und dann können Sie mir jedes Verbrechen zuordnen, was auch immer Sie im Sinn haben. Tut mir leid, Frau Kommissar. Aber das wird nicht passieren. Vielleicht bin ich nicht so gebildet wie Sie es sind, dafür bin ich nicht so dumm wie Sie vielleicht denken und werde nicht auf diese Polizei Spielchen rein fallen!“ entgegnete Dennis und grinste zufrieden. Evelyn empfand seine Aussage und den darauf folgenden Monolog erneut wie einen Schlag ins Gesicht, nur dieses Mal mit einem Baseball Schläger und einem lauten „Bong“ sodass sie danach bewusstlos zu Boden sank und Dennis die Flucht ergreifen konnte. Sie schnaufte.

 

„Was ist denn los, Frau Kommissar? Habe ich etwas falsches gesagt?“ wollte Dennis etwa zwei Minuten später wissen und schaute ganz unschuldig drein. Wie ein Engel konnte er gucken, dachte Evelyn. „Mein Name ist Beck. Ich hoffe den können Sie sich merken, Herr Meisinger.“ donnerte ihre Stimme. Evelyn funkelte Dennis finster an und schlug mit beiden Händen auf die Tischplatte. Während Dennis das Gesicht verzog und sich vorstellte das es weh getan haben musste, ließ sich Evelyn nichts anmerken. „Sind Sie jetzt der böse Cop?“ fragte Dennis neugierig. Evelyn runzelte ihre Stirn. „Hä?“ entgegnete sie lediglich. „In Filmen oder manchen TV Serien, gibt es meist einen guten und einen bösen Cop. Ihr Kollege war schon bei mir und hat mir diesen Becher mit Wasser hingestellt. Demnach scheint er der gute Cop zu sein. Und sie mit ihrem Ausraster und ihrer Einschüchterungstaktik sind wohl der böse Cop. Neigen Sie etwa auch zu Gewalt? Wenn ja, nur zu, dann kann ich die Polizei verklagen und bin ein freier Mann.“ erklärte Dennis ruhig und sachlich und Evelyn musste anerkennen dass der Mann wirklich schlau und clever war. Nur wieso wurde er dann verrückt und brachte Menschen in Gefahr oder um die Ecke? Dies konnte sie sich nicht erklären. „Wir wissen das sie Stefan Zander ermordet haben, Herr Meisinger. Wir wissen nur nicht wieso. Könnten Sie mich bitte aufklären?“ sagte sie genervt und Dennis schüttelte seinen Kopf. „Erst berauben Sie mich meiner Freiheit, dann wollen Sie mich reinlegen mit meiner DNS und jetzt unterstellen Sie mir das ich ein Mörder sei. Also, Frau Kommissar, so etwas würde ich niemals tun. Ich bin vielleicht vieles. Jedoch bin ich kein Mörder.“ verteidigte sich Dennis und tat scheinheilig. Evelyn ermahnte sich im Geiste selbst. Hätte sie mal lieber Psychologie fertig studiert. Evelyn atmete tief durch. Sie setzte sich nun Dennis gegenüber an den Tisch. Sie veränderte nicht ihren Gesichtsausdruck. Noch immer sah sie ihn mit ernster Miene an. „Was haben Sie dann im Krankenhaus, verkleidet als Pfleger getan und warum haben Sie die Polizisten und mich angegriffen?“ wollte Evelyn genervt wissen und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Dennis runzelte seine Stirn. „Ich habe Schizophrenie, Frau Kommissar. Ich weiß nicht mal was gestern überhaupt passiert ist. Ich weiß nur noch das ich hier aufgewacht bin.“ murmelte Dennis vor sich hin. Evelyn fiel beinahe die Kinnlade hinunter. Sie warf einen Blick zum Trick Spiegel. „Erzählen Sie mir keinen Stuss, Herr Meisinger. Wir wissen das Sie krank sind. Wir haben einen ihrer Ärzte gefragt.“ versuchte Evelyn erneut zu ihm durch zu dringen. Dennis hob einen Zeigefinger in die Luft. „Das können Sie gar nicht. Datenschutz und Schweigepflicht des Arztes. Tut mir leid, Frau Kommissar. Das war wohl auch nichts.“ höhnte Dennis und schenkte ihr ein freundliches Grinsen. Evelyn erhob sich blitzschnell. Mit einer solch perfiden Masche hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte den Verdächtigen anders eingeschätzt. Oder hatte sie ihn bloß in eine passende Schublade gesteckt. Dennis Meisinger wirkte unschuldig und wie ein richtiger Engel der niemandem etwas zu leide tun konnte. Julia Eichmann würde auf das Gegenteil schwören, dachte Evelyn und begann im kleinen Raum sich zu bewegen. „Jetzt noch Musik und Sie könnten dazu tanzen, Frau Kommissar.“ scherzte Dennis. Evelyn drehte ihm den Rücken zu und rollte ihre Augen. Auch dieses Frau Kommissar begann langsam an ihren Nerven zu zerren. „Sie sollten gestehen und es uns beiden leichter machen, Herr Meisinger. Damit verkürzen Sie vielleicht nicht ihre Strafe, allerdings erleichtern sie vielleicht ihr Gewissen. Sie müssen auch eines Tages vor unseren Schöpfer treten und ihm sagen was Sie eigentlich geritten hat als Sie diese Taten begingen. Darüber sollten Sie vielleicht mal nachdenken.“ erinnerte Evelyn ihn und Dennis nickte zustimmend. Er schien wirklich einen Moment nach zu denken. Dann streckte er ihr die Zunge raus. „Eher net so, Frau Kommissar!“ sagte er und lachte. Evelyn packte Dennis bei den Haaren und mit einer schnellen Bewegung nach vorne, schlug sie seine Stirn mit voller Wucht auf die Tischplatte, ehe ein lautes Klopfen am Trick Spiegel sie unterbrach und sie die Haare des Mannes los ließ. „Ich bin eine Frau. Wir Frauen finden alles raus und wissen immer wenn ihr Männer uns belügt!“ fauchte sie und wandte sich ab.

 

Evelyn verließ mit schnellen Schritten den Verhörraum, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Sie schloss für einen Moment ihre Augen. „Was machst du denn da schon wieder?“ vernahm sie die Stimme von Sebastian, öffnete ihre Augen und warf ihm einen Blick zu. Sebastian schien wütend zu sein. Er hatte eine abwehrende Haltung eingenommen und musterte seine Kollegin einen Augenblick lang. „Ich versuche diesem Spiel was dieser Psychopath sich ausgedacht hat, entgegen zu wirken und was machst du?“ entgegnete Evelyn genervt und funkelte ihn finster an. „Das sehe ich. Nur musst du zugeben das es offensichtlich nicht funktioniert und wir uns vielleicht eine neue Taktik einfallen lassen müssen. Ich denke wir sollten es für heute sein lassen und morgen noch einmal unser Glück versuchen. Bis dahin müssten auch die Ergebnisse aus der Forensik vorliegen.“ schlug Sebastian vor und Evelyn schüttelte ihren Kopf. „Ich will dieses Schwein heute überführen und nicht erst morgen oder übermorgen. Wann wenn nicht jetzt?“ entfuhr es sie und Sebastian nickte zustimmend. Sebastian wollte noch etwas sagen, als sich Evelyn ihr Handy zu Wort meldete. Sie griff in ihre Hosentasche, fummelte ihr Motorola Handy hervor und meldete sich mit „Beck?“ zu Wort.

 

„Luise hier. Ich konnte die Fingerabdrücke, welche dem Verdächtigen bei seiner Verhaftung genommen wurden, dem Teilabdruck auf der Mordwaffe zuordnen. Auch ist ein Blutfleck an den Sohlen seiner Schuhe zu finden gewesen, welcher mit dem Blut des Opfers übereinstimmt. Ich denke ihr habt euren Mann gefunden. Der Mordfall Stefan Zander geht somit gelöst zu den Akten.“ verkündete Luise Lichtenstein und Evelyn nickte knapp. Sie spürte wie der Ärger um diesen Dennis in ihr verschwand. Sie spürte wie sie lockerer wurde. „Haben Sie den Bericht schon rüber geschickt, Luise?“ wollte Evelyn wissen. „Ja. Ihr Kollege sollte ihn jetzt in den Händen halten.“ antwortete die Spurenermittlerin und schon drehte sich Evelyn zu Sebastian um, welcher in diesem Moment, von einem uniformierten Kollegen, ein Blatt Papier, überreicht bekam. Evelyn schmunzelte. „Sehr gute Arbeit, Luise. Danke für ihre Hilfe bei der Untersuchung.“ „Nichts zu danken, Evelyn. Das ist mein Job.“ sagte Luise und Evelyn runzelte dennoch ihre Stirn. „Und was ist mit den anderen Fällen? Der Dark Man hat schließlich noch andere Frauen auf dem Gewissen.“ hakte sie nach. „Ich kann nichts zuordnen. Ich habe nichts gefunden. Keine Verbindung zu früheren Opfern. Es ist fast so als ob der Verdächtige niemals einen Fehler gemacht hat. Ich konnte jedenfalls noch nichts finden.“ meinte Luise sachlich. Evelyn biss sich auf die Unterlippe. Damit hatte sie gerechnet. Jedoch wenn sie es dann tatsächlich hörte und es real wurde, gefiel ihr nicht was sie gehört hatte. „Danke dir.“ sagte Evelyn, bot Luise somit das Du an und legte auf.

 

„Und? Wie ist der Stand der Dinge?“ erkundigte sich Sebastian als Evelyn sich wieder zu ihm gewandt hatte. Evelyn zuckte ihre Schultern. „Ich gehe jetzt wieder da rein, lasse ihn noch einmal seine Spielchen spielen und dann verkünde ich das wir ihn haben. Mehr kann ich nicht machen. Danach wird der Verdächtige abgeführt und kommt in wenigen Tagen vor den Haftrichter. Wir sagen aus und das war´s dann. Fall gelöst.“ sinnierte Evelyn, lächelte und zwinkerte ihrem Kollegen zu. Sie konnten Dennis zwar nicht die anderen Morde zuordnen, aber vielleicht gestand er in ferner Zukunft von selbst. Das taten viele Verbrecher wenn sie etwas Zeit zum nachdenken hatten. „Geh und rette den Tag.“ wies Sebastian seine Kollegin an, Evelyn nickte zustimmend und betrat erneut den kleinen Verhörraum.

 

Dennis wartete bereits auf Evelyn. Nur saß er nicht mehr an seinem Platz. Er hatte hinter der Tür gewartet. Nun warf er sich auf sie. Mit einem Mal wurde sie nach vorne gedrückt. Evelyn verlor ihr Gleichgewicht. Dabei knallte sie auf den kalten Fliesenboden und blieb einen Moment lang liegen. Dennis nahm einen der Stühle, klemmte die Stuhllehne unter die Türklinke und packte nun Evelyn an ihren langen Haaren und zerrte sie auf die Beine. Evelyn war nicht bewaffnet. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Mit einem Mal landete sie mit ihrer Brust auf dem harten Metall Tisch. Evelyn biss ihre Zähne zusammen. Sie schmeckte ihr eigenes Blut und hatte Schmerzen am ganzen Oberkörper. „Ich weiß ihr habt mich überführt wegen diesem Stefan Wichser. Nur kann ich mir dann auch noch mehr leisten, wenn ich eh in den Bau gehe und mit dir fange ich an, Baby.“ donnerte Dennis Stimme. Er drückte ihren Oberkörper noch fester auf die Tischplatte. Von draußen waren laute Stimmen zu hören und jemand der versuchte die Tür zu öffnen. „Du dummes Schwein!“ brüllte Evelyn so laut sie konnte. Dies schien in Dennis etwas auszulösen. Er ließ für einen Moment von ihr ab. Diese Worte schienen vielleicht die Stimmen immer zu ihm zu sagen. Evelyn wusste es nicht. Sie wusste nur das sie sich bewegen konnte. Sie wirbelte herum, holte aus und trat Dennis mit voller Wucht gegen den Kopf. Blitzschnell ging sie auf ihn zu, packte sein rechtes Handgelenk und drehte ihm den Arm herum. Dennis stöhnte vor Schmerzen. „Sie sind verhaftet! Alles was Sie sagen kann und muss vor einem Gericht verhandelt werden!“ rief Evelyn, warf Dennis über ihre rechte Schulter zu Boden und verpasste ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Der bewusstlose Dennis war somit keine Gefahr mehr.

Kapitel 13

 

Etwa eine Woche verging bis der Leichnam von Stefan Zander für die Beerdigung frei gegeben wurde. In dieser Zeit hatte die Polizei versucht Julia Eichmann und ihren Namen wieder rein zu waschen. Sie bekam eine öffentliche Entschuldigung von der Pressesprecherin der Polizei und eine Auszeichnung vom Bürgermeister der Stadt Wolfsburg. Evelyn fand es war eine nette Geste. Trotzdem konnte man den Schaden nicht reparieren, welche entstanden war, weil Julia des Mordes verdächtigt wurde. Sie würde vermutlich noch einige Zeit daran zu knabbern haben. Evelyn hatte sich nach dem tätlichen Angriff auf ihr Leben erholt und war bereit nächste Woche wieder zum Dienst zu erscheinen. Sie wollte wieder mit ihrem Kollegen und dem Team an Mordfällen arbeiten und versuchen ihre Stadt sicherer zu machen. Luise Lichtenstein hatte sich nach Wolfsburg versetzen lassen. Sie wollte weiterhin mit Evelyn und Sebastian zusammen arbeiten. Dennis Meisinger wurde gestern Nachmittag vom Haftrichter zu einer Lebenslangen Haftstrafe verurteilt und würde in Einzelhaft bleiben. Dort konnte er mit seinen Stimmen die ganze Zeit zusammen sein. Evelyn fand die Todesstrafe für gerechtfertigt. Jedoch gab es dies in Deutschland nicht mehr. Evelyn warf einen Blick zu Julia Eichmann. Sie hatte ebenfalls vor Gericht ausgesagt und war sehr stark gewesen.

 

Heute Morgen trug sie ein schwarzes Kleid und legte in diesem Moment eine weiße Rose auf das frische Grab, auf dem kleinen Friedhof, hier in OHZ. Evelyn trug ebenfalls schwarze Kleidung. Sie und ihr Kollege wollten ebenfalls an der Beerdigung teilnehmen. Dem verstorbenen Mann seine letzte Ehre zu erweisen konnte schließlich nicht schaden. Evelyn trat neben Julia und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ihr Verlust tut mir sehr leid, Julia.“ flüsterte sie und Julia nickte knapp. Julia hatte Tränen in den Augen. „Ich werde ihn vermissen. Wir haben uns nicht mehr so gut verstanden und nachdem ich mich in Loy1984, ich meine Marcel, verliebt hatte, wollte ich ihn verlassen, hatte aber Angst vor seiner Reaktion. Ich wollte niemals das er stirbt.“ murmelte Julia und senkte ihren Kopf. Evelyn streichelte ihr sanft über den Rücken. „Sie sagten Marcel. Woher wissen sie den richtigen Namen des Users?“ hakte Evelyn nach. „Er hat mich angeschrieben und mir alles erklärt und auch gesagt das ihr Kollege bei ihm angerufen hat. Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ein Zusammenprall im Bus zu so etwas schlimmen werden könnte und das man nach meinem Leben trachten würde.“ gestand Julia geschockt und Evelyn nickte zustimmend. „Im Leben kann man niemals sicher sein, was passieren wird.“ erwiderte Evelyn und deutete auf eine grüne Wiese, einige Meter entfernt. Dort stand ein junger Mann mit einem Strauß Blumen in den Händen und lächelte. Julia schaute fragend zu Evelyn. „Gehen Sie und sammeln Sie neue Erfahrungen.“ forderte Evelyn die junge Frau auf und Julia nickte knapp. Julia wandte sich ab und näherte sich Marcel.

 

„Muss Liebe schön sein.“ säuselte Sebastian und blickte nun ebenfalls auf die beiden Menschen, welche sich gefunden hatte und dabei waren sich kennen zu lernen. Evelyn grinste. „Komm lassen wir den beiden ein bisschen Privatsphäre.“ meinte Evelyn, lächelte und wandte sich mit ihrem Kollegen ab.

Epilog

 

Nach dem Julia psychosomatisch versorgt und sich erholen konnte, zog sie mit ihrem Vater in eine
neue Stadt. Einfach alles was da war, wollten beide vergessen und trotz des Freispruches, sahen die
Menschen einen anders an. Julia hatte dann das Studium abgebrochen und arbeitete als
Streetwalkerin in Hannover. Nach dem ganzen Männer Drama, konnte Julia nicht mit Marcel, eine
Beziehung eingehen. Dafür war sie einfach noch nicht bereit. Marcel blieb als guten Freund an Julias
Seite. Julias Vater lebte von nun an in einer Hilfsgemeinschaft in der er neue Bekannte kennen lernte
Julia besuchte ihren Vater oft und erzählte oft neue Geschichten über ihre Arbeit. Es war nie
langweilig. Allerdings hatte Julia noch immer Alpträume von Dennis und die würden wohl niemals
verschwinden.

 

Ende

 

Vom: 08. bis 13 September 2023

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.09.2023

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für J.E. und M.A. Cover von K. Gelbrecht

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