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Kapitel 1

Dies ist eine fiktive Geschichte über die Twitch Streamerin Panda L3tsplay.

 

 

Stadt der Sünde

 

 

Billy konnte seine Freude kaum in Worte fassen. Er war überglücklich. So glücklich war er niemals zuvor in seinem Leben gewesen. Endlich nach solch langer und harter Arbeit hatte er es fast geschafft. Er konnte es nur noch nicht ganz glauben. Noch zwei solch erfolgreiche Streams bei der Internet Plattform Twitch und er würde sein Ziel endlich erreicht haben. Dann würde er nicht mehr länger nur Affiliate, sondern endlich Partner bei Twitch werden und es würden sich Türen auftun von denen er nicht einmal geträumt hatte. Damit würden Werbeverträge und Sponsoren rein kommen. Er witterte bereits das große Geld und den Erfolg bei seinen Zuschauern. Billy, startete damals Twitch nur weil er ein Videospiel spielen wollte. Er wollte die Zuschauer, die damals nicht viele waren, daran teilhaben lassen. Wenn er sich schon in ein virtuelles Abenteuer begab, sollten andere daran teilhaben können und ihm vielleicht folgen. Nach einer Menge Streams mit nur einmal Zuschauer oder auch mal ohne einen, wollte er es eigentlich schon an den Nagel hängen und aufgeben. Dann vielen ihm die Worte seines Vaters ein. „Am Anfang ist es immer schwer.“ hatte sein verstorbener Vater immer gesagt und Billy wollte weiter machen. Er würde nicht aufgeben. Nun nach einigen Jahren war er seinem Ziel zum greifen nahe und konnte es nicht glauben. Dies wollte der Familienvater direkt seiner Ehefrau erzählen und all seinen Freunden. Noch einige Zeit dann sollte sich sein Traum wirklich erfüllt haben. Er war nicht mehr länger ein kleiner Fisch bei Twitch und vielleicht konnte er dann seinen normalen Beruf aufgeben und sich endlich nur auf das Zocken konzentrieren. Das taten die Twitch Partner meist. Sie lebten davon dass die Zuschauer ihnen beim spielen von Videospielen zu schauten. Für heute Abend plante Billy einen besonderen Stream. Er wollte sich ein Gericht zu bereiten und seine Zuschauer daran teilhaben lassen. Essen und Trinken in der Kategorie. Dies hatte er zuvor niemals gemacht. Sein erstes Mal, also. Er hoffte es würde gut ankommen und die Leute würden ihn auch dabei sehen wollen. Sollte dieses Format nicht ankommen, so würde er es kein zweites Mal machen. Billy lebte mit seiner Familie in einem Haus etwas außerhalb von Las Vegas. Hier war es trotz der Wüste vor der Tür sehr schön. Vielleicht würde er eines Tages in einer Villa irgendwo im schönes Beverly Hills leben und brauchte nichts mehr machen als nur zu zocken. Das wäre etwas dachte Billy und lächelte zufrieden. Sein Frau hatte immer an ihn geglaubt und ihn aufgebaut wenn er einen schlechten Stream hatte. Dies wollte er ihr eines Tages in Form von Schmuck zurück geben. Sie war sein ein und alles. Er liebte sie sehr und auch ihren vier Jahren, gemeinsamen, Sohn Troy. Billy schüttelte seine Gedanken ab. Er schaltete seinen Rechner ein, stellte ein Glas Bier neben sich auf den Schreibtisch und holte einmal tief Luft. Alles war bereit für den nächsten Stream. Seine Community wartete sicherlich schon auf ihn. Heute sollte ein entspannter Stream folgen und dann wollte er weiter sehen. „Ohne Fleiß kein Preis.“ sagte er zu sich, schnaufte und schon....

 

Las Vegas, Mai, 2023

 

 

Detective Florianne Montgomery war die erste am Tatort. Einem Haus in North Las Vegas. Dort wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Dies wurde durch die Ehefrau des Opfers der Polizei gemeldet. Da Florianne, welche aus Rumänien stammte und seit zehn Jahren in Vegas lebte, ohnehin unterwegs zur Arbeit war, konnte sie sofort am Tatort eintreffen und sich mit dem zuständigen Officier unterhalten, welcher sie ins Bild setzte. Die 30 Jährige Blondine machte sich ihre Notizen, welche sie eventuell später noch brauchen könnte. Es war nicht ihr erster Fall dieser Art. Sie hatte schon an viele Tatorten sich eingefunden und hatte meist die Kollegen vom FBI über das Opfer und deren Hintergrund ins Bild gesetzt, was sie wohl auch dieses Mal wieder tun musste, ehe sie sich um ihre anderen laufenden Fälle kümmern konnte. Das FBI bezog eine Außenstelle in der Stadt der Sünde und arbeitete meist mit der örtlichen Polizei zusammen. Dies verschaffte beiden eine hohe Erfolgsquote. Sie arbeiteten sehr gut zusammen auch wenn Florianne eigentlich ein kleines Problem mit dem leitenden Agent des FBI hatte. Sie konnte ihn nicht riechen. Nicht das etwas an seinem Körpergeruch falsch war, jedoch war es dessen Art und Umgangston, den sie nicht leiden konnte. Sie schnaufte bei dem Gedanken bald wieder auf ihn zu treffen. Jedoch konnte sie es sich nicht aussuchen. Florianne mochte ihre Arbeit bei der Polizei von Las Vegas und wollte niemals etwas anderes machen. Sie wollte ihr Leben nicht in Amerika verbringen und eines Tages, wenn ihre Tochter Anja groß war, zurück nach Rumänien gehen. Vielleicht dort ein kleines Haus kaufen und ihren Lebensabend dort verbringen. Kleine Wünsche und dennoch Wünsche. Florianne lernte einen Amerikaner, einen Soldaten kennen, zog aus Deutschland nach Amerika und lebte nun schon zehn Jahre hier. Es gefiel ihr wirklich gut. Nur fehlten ihr schon manchmal all ihre Freunde aus Deutschland. Die Sprache konnte sie noch ein wenig und somit verstand sie sich sehr gut mit einigen Kollegen beim FBI, welche ebenfalls früher in Deutschland gelebt hatten. „Ich habe alles was ich brauche. Danke, Officier.“ sagte sie und trat einige Schritte zurück. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und blickte zum morgendlichen Himmel hinauf. Mit einem Mal wurde sie aus ihren Gedanken gerissen als sie hörte wie das laute Geräusch eines Automotors erklang. Sie drehte sich um und schon erschien ein schwarzer Jeep auf der Bildfläche. „Oh Mei..“ murmelte sie und versuchte nicht allzu überrascht zu wirken. Sie würde nun den Agenten vom FBI gegenüber stehen und musste ihren Bericht abgeben, ehe sie sich wieder zurück ziehen konnte. Ob sie sich darauf freute, wusste sie nicht. Es musste nun mal sein. Das FBI musste auf den neusten Stand der beginnenden Untersuchungen gebracht werden. Florianne holte einmal tief Luft, griff zu ihrem Notizblock und klappte diesen auf. Eigentlich würde sich auch ihr Handy als Notizblock eignen. Sie wollte jedoch Old School sein und dies wie früher machen. Sie schüttelte ihre Gedanken ab, nippte an ihrem Kaffee und wartete nun darauf das sich die Kollegen vom FBI näherten. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und ihren grauen Hosenanzug zurecht gezogen. „Guten Morgen, Agent Baker.“ begrüßte sie den FBI Agenten und reichte ihm zur Begrüßung die Hand.

 

Jonathan „John“ Baker, geboren am 05. Januar 1983 in Seattle, arbeitete nun schon seit einigen Jahren für das FBI. Damals hatte er mit seiner damaligen Freundin Amanda Gates, welche nun seine Vorgesetzte war, die Prüfung in Quantico, der FBI Akademie, erfolgreich absolviert und hatte sich nach oben gearbeitet. Mit den Jahren und den vielen Mordfällen mit denen er zu tun hatte, konnte er viele Erfolge verzeichnen da er einige schlimme Täter für immer wegsperren konnte. Im Privatleben lief es nicht so gut für den FBI Agenten. Seine Beziehung zu Amanda war in die Brüche gegangen. Seine zwei Ehen ebenfalls und zu seinem Sohn Jason hatte er kaum Kontakt. Vielleicht war dies das Leben, welches er sich einst ausgesucht hatte. Als Ermittler war er eine Spezialist. Nur im waren Leben konnte er niemals wirklich Punkte sammeln. Baker, 185cm groß, schlank, kurzes braunes Haar, Schnurrbart und braune Augen, liebte es in seiner Freizeit zu angeln. Dies tat er gerne hier in der Stadt am Hafen. Dabei hatte er schon viele nette Personen kennen gelernt, mit denen er sich meist zum angeln oder auf ein Bier traf. Ein bisschen Freizeit um einen klaren Kopf zu bekommen brauchte auch er. Baker schüttelte seine Gedanken ab, reichte Detective Montgomery ebenfalls die Hand und blickte zu der Polizeiabsperrung hinüber, vor welcher sich eine Menge Schaulustiger versammelt hatten. Dies mochte Baker schon einmal gar nicht. Jedoch konnte niemand, nicht einmal die Polizei, dagegen etwas unternehmen. „Was haben wir?“ erkundigte er sich und Detective Montogomery holte einmal tief Luft. „Das Opfer heißt Billy Russell. Seine Frau Jean hat ihn heute Nacht tot in seinem Stuhl vorgefunden und dies erst eine Stunde später gemeldet. Sie meinte sie war unter Schock, was ich auf jeden Fall verstehen kann.“ begann Florianne zu berichten und Baker nickte knapp. „Sonst noch etwas?“ hakte Baker nach und Florianne blätterte eine Seite um. „Das Opfer hat, laut Aussage der Ehefrau, einen Twitch Stream starten wollen. Wir nehmen an, dass die Zuschauer des Opfers vielleicht live mitbekommen haben, wie es zu diesem Mord gekommen ist. Wir konnten das jedoch noch nicht überprüfen. Fakt ist, der Computer als auch der Twitch Stream laufen noch immer und es sind über tausend Zuschauer anwesend.“ berichtete sie und Baker runzelte seine Stirn. „Wie ein Streamer. Das gefällt mir ganz und gar nicht.“ murmelte er und rollte seine Augen. Seit sechs Monaten versuchte das FBI und die örtliche Polizei einen Serienmörder dingfest zu machen, der es auf Twitch Streamer abgesehen hatte. Bisher verliefen alle Spuren im Sand. Baker war sich nicht sicher ob das FBI jemals diesen Mörder fangen konnte. Er schien ihnen jedes Mal einen Schritt voraus zu sein. „Ist die Spurensicherung schon eingetroffen, Flori?“ wollte Agent Daniel Waters, der Partner von Baker wissen und sie schüttelte ihren Kopf. „Bisher nicht, Daniel. Ich sage euch bescheid wenn die Spurensicherung eintrifft.

 

Florianne mochte Daniel Waters. Er war etwa vier Jahre jünger als Baker, hatte kurzes blondes Haar und blaue Augen, schlank und durchtrainiert. Sie und er verstanden sich seit dem ersten Tag sehr gut und freundeten sich an. Das Waters mit Baker zusammen arbeiten musste, verstand sie nicht so wirklich. Daniel war nicht auf dem Kopf gefallen und würde es sicherlich auch alleine schaffen einen Fall zu lösen. Er brauchte nicht im Schatten des großen John Bakers zu stehen. Jedoch konnte sie dagegen nichts machen.

„Brauchen sie mich hier noch, Agent Baker?“ wollte sie wissen und Baker schüttelte seinen Kopf. „Ich brauche jetzt erst mal einen starken Kaffee und will mir dann den Tatort genauer ansehen. Vielleicht finde ich ja etwas das übersehen wurde. Danke für ihren Bericht.“ sagte Baker, trat an ihr vorbei und betrat zusammen mit seinem FBI Partner das Haus und somit den neuen Tatort.

 

Das Haus war sehr gemütlich eingerichtet. Es wirkte sehr entspannend. Baker hätte sich hier ebenfalls sehr wohlfühlen können. Wenn er da an seine zwei Zimmerwohnung in der Innenstadt dachte, war er schon etwas neidisch. Vielleicht hatte er doch den falschen Beruf gewählt. Nur wollte er gerne den Menschen helfen und Verbrecher dingfest machen. Dabei verdiente er beim FBI schon nicht schlecht. Jedoch hatte er davon nicht viel, weil er zu seiner Miete, den Rechnungen, noch Unterhalt für seinen Sohn bezahlen musste, was nicht wenig war. Dies ärgerte ihn nicht nur einmal da er mit dem fehlenden Geld sich etwas anderes hatte vorstellen können. Vielleicht hätte er damals lieber besser verhüten sollen, schoss ihm durch den Kopf. Sein Sohn war ein klasse Junge. Er lebte bei seiner Mutter in Florida und schrieb nur gute Noten. Und obwohl sich beide im Monat zwei Mal sahen, hatte Baker keine wirkliche Beziehung zu dem Jungen aufbauen können. Er ahnte schon das dies nichts mehr werden würde. Seine Mutter hatte einen neuen Freund und dieser hatte mehr Zeit für den kleinen Jungen. Während Baker immer an Fällen für das FBI arbeitete. Baker trat an den Schreibtisch heran, wo bis vor einem Moment noch das Opfer gesessen hatte. Das Opfer wurde in einen Zinksack gepackt und von zwei Männern nach draußen getragen. Baker ging in die Hocke. Noch immer lief ein Live Stream. Im Chat Fenster konnte er die vielen Zuschauer sehen, welche unter ihren Accountnamen, Fragen stellte und diese teilweise von den Moderatoren beantwortet wurden. „Wie bei den anderen auch. Die selbe Vorgehensweise.“ murmelte Baker vor sich hin.

 

„Hey. Wenn du meine Beweise beseitigst, ist was los, John.“ rief eine vertraute weibliche Stimme und betrat den Raum. Baker brauchte nicht hinsehen und wusste dennoch das es sich um Pia Harrison handelte. Die Spurenermittlerin des FBI und eine gute Freundin. „Wenn du immer so spät eintriffst, kann ich es nicht verhindern, Pia. Ich hoffe der Verkehr war nicht allzu dicht?“ fragte er und Pia winkte ab. „Kommt drauf an, welchen Verkehr zu meinst, John.“ sagte sie und grinste. „Na an den habe ich nicht gedacht, Pia. Ich meinte den Straßenverkehr. Aber lassen wir das.“ brummte Baker und trat einige Schritte zurück. Pia trug einen silbernen Koffer bei sich. Sie stellte den Koffer ab, zog sich Latexhandschuhe an und nahm ihre kleine Taschenlampe zur Hand. „Sollen wir den Live Stream nicht endlich mal beenden? Oder sollen die Zuschauer noch mehr mitbekommen?“ fragte Agent Waters. Pia zuckte ihre Schultern. „Ich denke das wird bald von der Plattform selbst erledigt und dann bringen wir den Computer ins Labor. Josephine wird ihn sich sicher ansehen wollen.“ meinte Pia und leuchtete den gesamten Schreibtisch ab. Dabei fiel ihr ein Fingerabdruck auf dem Bildschirm auf. Sie nahm aus ihrem Koffer einen Klebstreifen, trug diesen auf und nahm den Fingerabdruck. Baker trat neben sie. „Was gefunden?“ erkundigte er sich und sie grinste breit. „Einen Fingerabdruck. Wenn der nicht von Opfer sondern vom Täter stammt, hat unser Serienmörder vielleicht zum ersten Mal schlampig gearbeitet und wir können ihn im Codis zuordnen.“ antwortete Pia und Baker stemmte seine Hände in die Hüften. „Das wäre jedenfalls schon einmal ein Erfolg. Uns sitzt der Assistent Direktor mächtig im Nacken. Nach sechs Monaten will er endlich Ergebnisse und eine Verhaftung sehen. Ich weiß nicht ob Mandy ihn noch länger beschäftigen kann.“ meinte Baker und stöhnte leise. „Und du willst natürlich keinen Berater bekommen, der oder die bei den Ermittlungen hilft. Wie war das noch sie wollte ein Medium einspannen?“ fragte Pia. Baker nickte zustimmend. „Ja das wollte sie. Ich hoffe sie tut es nicht. Ich habe keine Lust auf einen Zivilisten.“ brummte Baker, rollte seine Augen und wandte sich zusammen mit seinem Partner ab. Er wollte ins Büro zurück fahren, sich dort mit seiner Chefin treffen und Pia nicht mehr im Weg herum stehen.

 

Lilly stöhnte leise. Sie hatte wieder einen Twitch Stream hinter sich gebracht, dabei ein neues Rennspiel gespielt und mit vier aktiven Zuschauern beendet. Dies würde zum Twitch Partner jedoch immer noch nicht reichen. Sie wollte ihr Ziel verfolgen und später einmal selbst Partner werden. Nicht weil sie ihren normalen Beruf nicht mehr ausüben wollte, jedoch wollte sie als Partner bei Twtich versuchen Karriere zu machen und ihre Community weiter ausbauen. Dies hatte sie sich fest vorgenommen. Von den unerklärlichen Morden von Twitch Partnern hatte sie im Fernsehen gehört und dies verfolgt. Dabei musste sie nicht nur einmal kräftig schlucken. Sechs Tote in sechs Monaten. Zwar wurden alle in Amerika ermordet, nur machte dies die Sache nicht besser. Lilly Viktoria Steinmeier wurde am 05. Mai 1986 in Köln geboren und lebte noch immer in der Stadt. Hier lernte sie auch ihren Lebensgefährten Thomas kennen und lieben. Nun waren beide schon über zehn Jahre zusammen. Kinder hatten sie keine. Lilly war sich unsicher ob sie jemals Mutter werden wollte und diese selbst austragen wollte. An das adoptieren hatte sie schon gedacht. Vielleicht einem solchen Kind die Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen, als sich der Herausforderung eines Babys zu stellen. Sie wusste auch nicht wo sie die Zeit hernehmen sollte. Ihre Arbeit und das Streamen nahmen den Großteil ihres Lebens ein und etwas Freizeit wollte sie auch noch für sich haben. Endete ein Stream ging ihre Arbeit richtig los. Was konnte sie tun um ihre Community und zukünftige Zuschauer glücklich zu machen. Dies fragte sie sich jeden Tag aufs Neue. Lilly, 170cm groß, schulterlanges violettes Haar und braune Augen, warf ihr Haar in den Nacken und atmete einmal tief durch. Unter dem Usernamen Panda_l3tsplay streamte sie in ihrer Freizeit verschiedene Videospiele oder unterhielt sich mit ihren Zuschauern. Da sie ein großes Herz hatte, hatte sie immer ein offenes Ohr für jene unter den Zuschauern, die Hilfe brauchten. Ihr Lebensgefährte Thomas, auch ihr Moderator, unterstützte sie darin wo er nur konnte. Lilly hatte zudem ein großes Geheimnis, welches nicht einmal Thomas kannte. Sie hatte als Kind in die Augen eines Pandas, im Zoo, gesehen und konnte sich seitdem, wenn sie es musste, in einen Panda verwandeln. Sie gehörte zu den Menschen auf dem Planeten die übernatürliche Fähigkeiten hatten und diese nutzen konnten um anderen zu helfen. Auch wenn sie ihre Fähigkeit meist für sich behielt, konnte sie doch ganz anders wenn sie sich ärgerte, dann verwandelte sie sich meist in einen Panda und dieser konnte sehr ungemütlich werden. Zum anderen liebte sie Pandas. Sie waren wunderschöne Tiere. Also wählte sie ihren Usernamen mit Bedacht. „Ich denke ich habe nun alles was ich brauche. War wieder ein schöner Stream, auch wenn nicht so viele gekommen sind. 500 Follower und und vier Zuschauer. Na das kann ja nix werden auf dauer.“ murmelte Lilly und rollte ihre Augen. Sie hatte auf weit mehr Zuschauer gehofft. Vielleicht musste sie noch etwas an der Dauer und den Streamzeiten ändern, ehe sie beim nächsten Mal startete. Vielleicht war es auch dieses Frühlingshoch bei Twitch. Sie sollte vielleicht wie letztes Mal auf das Sommerloch warten, wenn die großen Kanäle, allesamt das schöne Wetter genossen und nicht an das Streamen dachten. Vielleicht wäre sie dann als kleiner Fisch, recht erfolgreich. Als Affiliate verdiente sie inzwischen sehr gut. Sie wurde von vielen neuen Leuten abonniert und schaltete Kanal Werbung oder teilte ihren Zuschauern via Instagram mit wenn sie live ging. Sie konnte sich jedoch nicht erklären wieso so wenige Leute zu ihr gekommen waren. Lag es vielleicht doch an dem Videospiel? Dies und anderes wollte sie mit ihrem Lebensgefährten besprechen und sich dann nicht weiter Gedanken machen. Morgen schon sollte ein neuer Stream kommen. Neuer Stream, neues Glück.

 

„Ich habe gehört es gibt einen weiteren Toten, Twitch Partner.“ ergriff Assistent Direktor Walter Simmons das Wort, nach dem er das Büro von Chief Gates betreten und sich ihr gegenüber gesetzt hatte. „Ja das gibt es, Sir.“ antwortete Gates und nickte knapp. Sie hatte schon mit einem Besuch des Direktors gerechnet, wusste jedoch nicht was sie sagen sollte. Das FBI tappte seit sechs Monaten im Dunkeln und trat auf der Stelle. Amanda Gates senkte ihren Blick und wartete einen Moment auf die Reaktion des Direktors. „Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass die Presse denkt das FBI und die örtliche Polizei wäre vollkommen unfähig und könnten niemals diesen Serientäter finden und dingfest machen?“ fragte Simmons und Gates nickte wieder. „Ich weiß es, Sir. Ich weiß nur nicht mehr was wir noch machen können, außer unseren Job. Ich habe schon daran gedacht vielleicht eine Hellseherin des Lichtordens anzufordern. Nur damit wir in dieser Sache etwas weiter kommen.“ sagte sie und der Direktor zog seine Stirn in Falten. Das FBI und der Lichtorden, eine Gruppierung welche die Menschheit vor den dunklen Wesenheiten schützen sollte, arbeiteten schon sehr lange zusammen und hatten einige Erfolge zusammen verzeichnet. Der Lichtorden gehörte auch zu den Geldgebern des FBI und wollte ebenfalls endlich Ergebnisse sehen. Gates wusste das ihr Posten in Gefahr war. Nur wusste sie nicht was sie noch tun konnte. Der leitende Ermittler Baker arbeitete rund um die Uhr um diesen Mörder zu finden und auch der Rest des Teams arbeitete seit Monaten daran. Was sollten sie also noch tun. „Ich möchte keinen Hellseher anfordern, sondern jemanden aus dem Element. Suchen Sie jemanden der sich mit der Plattform Twitch auskennt. Mir egal ob ein kleiner Fisch oder jemand der selbst Partner ist. Und mir auch egal woher. Das Land spielt keine Rolle. Es sollte jemand sein zu dem die Leute vertrauen haben, falls ein Interview geführt werden muss.“ wies Simmons an und Gates nickte zustimmend. „Ich werde so jemanden finden, Sir.“ versprach Gates und schon wandte sich der Direktor ab.

 

Baker hatte gesehen dass der Assistent Direktor in Gates Büro gegangen war. Nun saß er an seinen Schreibtisch und beobachtete die Beiden. Wahrscheinlich ging es um das neue Opfer des Serienmörders. Baker wartete noch einen Augenblick. Danach stand er auf, umrundete seinen Schreibtisch und marschierte auf das Büro seiner ehemaligen festen Freundin zu, klopfte und trat ein. Gates saß an ihrem Schreibtisch und schien genervt zu sein. „Alles in Ordnung?“ wollte Baker wissen und Gates schüttelte ihren Kopf. „Nicht wirklich. Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte sie und Baker winkte ab. „Ich wollte dir so eben das Gleiche anbieten, Mandy. Du wirkst ein bisschen überarbeitet. Vielleicht Lust heute Abend auf dem Strip etwas trinken zu gehen?“ hakte Baker nach und Gates sah ihn fragend an. Nach einem Date hatte er lange nicht gefragt. „Ich weiß nicht ob ich kann, John. Ich muss noch einen zivilen Berater für das FBI finden. Dazu muss ich mich mit Pater Daniels vom Lichtorden unterhalten und dann bekomme ich vielleicht jemanden empfohlen.“ sagte sie und Baker zog seine Stirn in Falten. „Was ein Berater? So etwas brauchen wir nicht, Mandy. Ich kann sehr gut alleine meine Fälle lösen. Pia hat einen Fingerabdruck sicherstellen können. Wenn er zu unserem Verdächtigen passt, wird alles gut. Ich wollte in die Pathologie gehen und mir die Leiche ansehen. Willst du vielleicht mit?“ meinte Baker und Gates winkte ab. „Du wirst erst mal nichts machen, bis der Berater eingetroffen ist. Wir benötigen wirklich Hilfe und ich suche uns dafür jemanden besonderen aus. Wir kommen schon lange nicht mehr ohne Hilfe aus.“ wies Gates ihn an und Baker wollte noch etwas erwidern, jedoch warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu.

 

„Ach komm schon, Bekkie. Das soll wohl ein schlechter Scherz sein. Ich bin Streamerin und keine Ermittlerin. Ich bezweifle ernsthaft dass das FBI wirklich ein echtes Interesse an mir hat. Das muss sich um einen schlechten Scherz handeln.“ entfuhr es Lilly nachdem ihre Beobachterin ihr von einem Angebot berichtet hatte. Lilly sollte als Beraterin zum FBI nach Las Vegas kommen und ihnen bei den Ermittlungen in einem Mordfall helfen. Das konnte nun wirklich nicht der Wahrheit entsprechen. Lilly hatte keine Zweifel was ihre Beobachterin anging, nur zweifelte sie wirklich an den Methoden des Lichtordens. An manchen Tagen streamte Lilly mit 50 Zuschauern, dann nur mit vier oder fünf. Wie konnte eine so kleine Streamerin ausgerechnet dem FBI bei seinen Ermittlungen helfen. Alles klang sehr verwirrend. „Das ist wirklich kein Scherz, Lilly. Der Lichtorden und das FBI suchen mit Hochdruck nach einem Berater für diesen und eventuell andere Mordfälle. Du bist ganz oben auf der Liste gewesen, weil du ein Mitglied des Lichtordens gewesen bist und du zu dem noch übernatürliche Fähigkeiten hast. Außerdem wolltest du doch schon immer mal ein Buch schreiben. Schriftsteller müssen schließlich etwas erleben um schreiben zu können. Vielleicht ist dies deine Chance.“ meinte Bekkie und schenkte ihrem Schützling ein freundliches Lächeln. „Ich eine Beraterin des FBI und das bei einer Mordserie? Na ich weiß nicht so recht.“ murmelte Lilly und senkte ihren Blick. Bekkie trat näher und legte Lilly eine Hand auf die Schulter. „Du machst das schon, Lilly. Ich bin natürlich auch an deiner Seite und helfe dir wo ich kann. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. Für Unterkunft und Verpflegung ist ebenfalls gesorgt.“ meinte Bekkie und Lilly sah ihr tief in die Augen. „Ich muss das erst mit Thomas besprechen und meiner Community bescheid sagen.“ meinte sie und Bekkie winkte ab. „In deiner Unterkunft steht ebenfalls ein Gaming Rechner. Du kannst deine Streams auch von dort ausführen, wenn du es willst. Oder ich bringe dich her. Es wird sich nicht viel ändern. Nur das du Geld vom FBI bekommen wirst und etwas Gutes tun kannst.“ erinnerte die Beobachterin und Lilly nickte knapp. „Na gut. Das klingt schon mal gut.

 

Die Luft in Gates Büro hatte begonnen zu flimmern. Nicht mal einen Moment später erschienen wie aus dem Nichts zwei weibliche Personen in ihrem Büroraum. Gates erhob sich und reichte beiden Frauen zur Begrüßung die Hand. „Es freut mich sie kennen zu lernen, Miss Steinmeier.“ sagte Gates und Lilly war froh während ihrer Schulzeit so gut in Englisch gewesen zu sein. „Danke sehr. Ich weiß nur nicht ganz was ich hier eigentlich soll. Ich bin nur ein Twitch Affiliate und streame höchstens mit 50 Zuschauern an einem guten Tag. Ich weiß nicht wie hilfreich ich sein kann.“ meinte Lilly. Gates grinste. „Mein Boss meinte ich soll einen Berater ins Team holen und das tue ich. Ich denke sie werden von Vorteil sein und sich schnell ins Team einfinden. Wir wissen nicht viel über Twitch und das Streamen. Dabei können sie uns schon helfen.“ bemerkte Gates und Lilly nickte zustimmend. „Wann soll es los gehen?“ fragte sie und Gates winkte einer Person zu. Die Tür öffnete sich und ein Mann in einem grauen Hosenanzug und kurzem blonden Haar trat ein. „Das ist Agent Waters. Er wird ihr Ansprechpartner sein, wenn Agent Baker, ihr direkter Kollege nicht da ist. Sie setzen sich am besten mit ihm zusammen und erzählen alles über Twitch was wir, das FBI, noch nicht weiß.“ bat Gates und Lilly nickte wieder. Sie reichte dem Agenten die Hand und folgte ihm aus dem Büro. Bekkie, die Beobachterin blieb zurück. „Was denken sie, wird sich Lilly hier gut einbringen können?“ wollte Gates wissen und Bekkie nickte zustimmend. „Haben sie Vertrauen, Chief Gates.“ sagte sie nur, konzentrierte sich und teleportierte sich davon. Gates blieb alleine zurück, setzte sich wieder und begann damit Akten und Berichte zu studieren.

 

Agent Baker handelte gegen die Anweisung seiner Chefin und suchte das Labor auf. Es befand sich im gleichen Gebäude wie die Außenstelle des FBI und hatte mehrere Laborräume in denen die Laborassistent arbeiteten. Das Gebäude befand sich mitten auf dem Strip und wurde von Touristen oftmals besucht, was Baker immer ein wenig störte. Er mochte nun wirklich keine Touristen. Baker wunderte sich ein wenig das er Marita Anderson und nicht Pia im Labor vorfand. Sonst war die Spurenermittlerin immer hier und untersuchte die Beweise selbst. Vielleicht machte sie Mittagspause und hatte die Aufgaben delegiert. Pia konnte sich als Chefin im Labor diesen Luxus durchaus leisten. Mit ihren 25 Jahren hatte es Pia schon sehr weit beim FBI gebracht. Sie war nicht umsonst ein echtes Wunderkind und ein Genie. Baker schüttelte seine Gedanken ab und betrat das Labor, wo Marita gerade durch ihr Mikroskop schaute. „Darf ich dich kurz stören?“ fragte er leise und Marita blickte von ihrem Mikroskop auf und nickte knapp. „Wie weit seid ihr gekommen? Könnte ihr mir schon etwas zu dem Fingerabdruck sagen?“ hakte Baker nach und Marita reichte ihm einen Bericht weiter. „Der Fingerabdruck gehört nicht zu dem Opfer. Klar waren seine Fingerabdrücke auch auf dem Bildschirm, aber dieser spezielle gehört zu einem Mann der auch im Codis zu finden war. Sein Name ist Jeffrey Spinner.“ berichtete sie und Bakers Gesicht hellte sich auf. „Das klingt wirklich super.“ rief er vergnügt. „Da ist nur eine Kleinigkeit die dir nicht gefallen wird, John. Jeffrey Spinner lebte zwar einige Zeit in Vegas, nur seit einiger Zeit nicht mehr. Er ist jedoch noch hier gemeldet. Ich habe seine Geldkarten Bewegung überprüft. Es wurde kein Geld innerhalb von Las Vegas abgehoben. Eingezahlt wurde auch nichts. Fast wie bei einem Geist.“ erklärte Marita und Baker rollte seine Augen. „Hast du wenigstens ein Foto von ihm? Vielleicht bringt uns eine Fahndung etwas.“ wollte er wissen und sie nickte zustimmend. Sie reichte ihm ein passendes Foto. Baker musterte den jungen Mann auf dem Foto gründlich. Dieses Gesicht würde er nicht so schnell wieder vergessen. „Danke dir.“ sagte er und wandte sich ab.

 

Am nächsten Morgen war Lilly schon recht früh auf den Beinen. Sie hatte sich in ihrem Hotelzimmer, ihrer Unterkunft, ziemlich gut eingerichtet und sich Frühstück aufs Zimmer bestellt. Nach einer heißen Dusche, warf sie sich in ein rotes Kleid und band ihre noch etwas nassen Haare zusammen. Sie vermisste Thomas und hatte keinen Stream gestartet. Ihr Computer fehlte ihr dazu. Gestern hatte sie mit Agent Waters zusammen gesessen und ihm alles berichtet und erzählt was sie über Twitch wusste. Dieser hatte sich eifrig Notizen gemacht. Sie wollte zu dem als Panda angesprochen werden und nicht immer Miss Steinmeier. Sie kam sich dabei recht alt vor und so alt fühlte sie sich noch nicht. Sie wollte nicht an ihr biologisches Alter erinnert werden. Heute würde ihre Beobachterin sie nicht zum FBI Gebäude bringen. Dafür wollte Agent Waters sie abholen. Sie würde heute Agent Baker kennen lernen und sich den Ermittlungen anschließen. Ob sie nur bei diesem oder bei mehreren Fällen helfen sollte, wusste sie noch nicht. Sie wusste nur das es wichtig sein würde und das sie gerne helfen wollte. „Und dir gefällt es wirklich in Las Vegas?“ wollte Thomas wissen während beide miteinander telefonierten. Lilly nickte ihrerseits. „Ja es hat schon was. Nur bin ich mir noch unsicher was ich eigentlich beim FBI soll. Ich treffe heute den leitenden Ermittler und gehe mit ihm dann in die Pathologie. Das wird was. Ich bei einem Toten.“ scherzte sie und war froh das ihr Lebensgefährte sie angerufen hatte.

 

Baker war nicht begeistert eine Zivilistin im Team zu haben. Er reichte ihr nur kurz die Hand, merkte sich das sie Panda genannt werden wollte und marschierte dann in Richtung Pathologie. „Sie haben einen merkwürdigen ersten Eindruck bei mir hinterlassen, Agent Baker. Kann es sein das Sie mich nicht mögen?“ fragte Lilly und Baker grunzte. „Ich habe nichts spezielle gegen Sie, Miss Panda. Ich habe nur etwas dagegen das jemand fremdes kommt um uns zu helfen. Das ist alles. Ich denke wir vom FBI hätten sicherlich ganz alleine den Täter gefunden. Ich weiß also wirklich nicht was der ganze Wirbel um ihre Person eigentlich soll. Wozu gibt es Google.“ murmelte Baker und Lilly fiel fast die Kinnlade hinunter. Sie ahnte bereits das sie sich mit ihm nicht verstehen würde. „Ich hörte sie können sich in ein Tier verwandeln?“ wollte Agent Waters wissen und Lilly nickte. „In einen Panda wenn ich es muss. Kann manchmal sehr nützlich sein. Besser als eine Pistole.“ scherzte sie und Baker rollte seine Augen. „Wenn sie als Panda schneller laufen können als meine Kugel, reden wir noch einmal darüber. Ansonsten, netter Partytrick.“ murmelte er und verließ als erster den Fahrstuhl.

 

Doktor Eric Robertson freute sich immer neue Gesichter und Menschen kennen zu lernen. Mit seinen Kollegen war er sehr schnell warm geworden. Und dies erhoffte er sich bei allen Menschen die er neu kennen lernte. Der Pathologe mit dem kurzen braunen Haar, braunen Augen und dem Vollbart, wurde am 09. April 1978 in Las Vegas geboren und lebte noch immer in seiner Heimatstadt. Er konnte sich keinen anderen Ort vorstellen. Hier fühlte er sich wohl. Hier hatte er seine Frau kennen gelernt und hier lebten seine beiden Kinder. Klar es war die Stadt der Sünde und dennoch ein guter Ort zum leben. Er blickte auf als die Tür aufging und die beiden Ermittler mit einer jungen Frau eintraten. „Das freut mich doch immer Sie zu sehen, Agents. Und wen haben sie da mitgebracht?“ wollte Robertson wissen und sah die junge Frau fragend an. „Lilly.“ sagte sie schlicht und der Pathologe nickte knapp. „Wir sind nicht zum plaudern vorbei gekommen, Doktor. Was können sie uns über das Opfer sagen?“ wollte Baker genervt wissen und trat an den Untersuchungstisch heran. Lilly trat ebenfalls einige Schritte näher. Dabei atmete sie einen fauligen Geruch ein. Das Mordopfer lag mit geschlossenen Augen auf dem Tisch und seine Kehle wurde durchschnitten. Lilly verzog angewidert ihr Gesicht. Dies sah anders aus als in einer ihrer Lieblings Krimi Serien. Dies war echt und sie spürte wie sich ihr Magen umdrehte. Sie schaute dennoch genauer hin und erkannte den Toten. „Das ist Billy_Gaming. Er streamte bei Twitch und hat es fast zum Partner geschafft.“ rief sie und Robertson nickte. „Das ist korrekt. Eigentlich heißt das Opfer William Russell.“ erinnerte Baker und Lilly nickte. „Wie ist das Opfer gestorben?“ hakte Baker nach. „Ein sauberer Schnitt mit einem scharfen Gegenstand. Ein Messer würde ich vermuten. Die Kehle wurde durchtrennt. Der Tod trat kurz danach ein. Vielleicht hatte das Opfer noch zehn vielleicht fünfzehn Sekunde zu leben. Kein schöner Tod.“ erklärte der Pathologe. Lilly spürte das sie bleich geworden war. Sie wandte sich mit schnellen Schritten ab und verließ die Pathologie.

 

Lilly verließ das Gebäude durch die Hintertür. Da sich die Pathologie im Keller des Gebäudes befunden hatte, musste sie lediglich die Hintertür öffnen und befand sich mitten in einer Seitengasse und atmete tief durch. Sie hatte alles was sie über Twitch und das Streamen wusste erzählt. Eigentlich sollte ihre Aufgabe damit zu ende sein. Und dennoch war sie noch hier und durfte sich sogar eine Leiche ansehen. Als der Tote noch lebte, hatte sie selbst seine Streams hin und wieder gesehen und sich bei ihm wohlgefühlt. Er hatte einen super Content gemacht. Nun konnte er nichts mehr tun. Die Hintertür stand noch offen und sie konnte die Stimmen der Agenten hören. Sie lief ihren Blick schweifen. Der Strip war zu sehen und auch eine Person. Ihr wurde ebenfalls das Bild des Verdächtigen gezeigt und so wusste sie wie dieser aussah. Nun stand sie nicht einmal zehn Meter von einem Mann entfernt, der dem Mann auf dem Foto sehr ähnlich sah. Sie zögerte einen Moment. Der Mann hatte sie bemerkt und rannte davon. Lilly steckte sich zwei Finger in den Mund, pfiff und rannte dann ebenfalls dem Mann hinter her.

 

Warum sie einem Verdächtigen hinterher lief wusste sie nicht. Lilly wusste nur das sie es tun musste, wenn dieser nicht abhauen sollte. Dabei spürte sie ihre Beine. Sie war es nicht gewohnt so schnell zu laufen oder überhaupt zu rennen. „Warten sie, Panda.“ rief Agent Waters hinter ihr. Sie wollte jedoch nicht warten, sondern den Typen verfolgen, der noch immer direkt vor ihr davon rannte. Es wirkte fast so als wollte der Verdächtige geschnappt werden. Dies wäre eine merkwürdige Wendung in einer Geschichte gewesen. Lilly schüttelte ihre Gedanken ab, konzentrierte sich auf ihre übernatürlichen Fähigkeiten und verwandelte sich noch im rennen in einen großen Panda, welcher nun schneller laufen konnte als sie. Der Panda raste hinterher. Dabei verschlug es Waters fast die Sprache. Der Verdächtige überquerte die Straße. Der Panda hinter ihm her. Mit einem Mal warf sich der Panda auf den Mann und dieser landete auf dem harten Beton. Ehe Agent Waters auftauchen konnte um Fragen zu stellen, verwandelte sich Lilly zurück und stand nun unbekleidet der verdächtigen Person gegenüber. „Panda, wo haben sie ihre Kleidung gelassen?“ fragte Waters und versuchte sich auf den am Boden liegenden Mann zu kümmern. Lilly zuckte ihre Schultern. „Passiert dann immer.“ antwortete sie und spürte wie sie rot im Gesicht wurde.

 

„Sie können mir gar nichts nachweisen, Agent Baker. Sie haben nichts außer meinem Fingerabdruck und ich verrate nicht meine Freunde.“ sagte der Verdächtige wenig später im Verhörraum und Baker schüttelte seinen Kopf. „Wir haben noch mehr und sie werden sitzen, mein Freund. Sie sollten jetzt auspacken damit sie es leichter haben.“ meinte Baker und der Verdächtige winkte ab. „Wir wissen sie sind nicht der Kopf hinter all dem, aber den werden wir auch noch finden. Verlassen sie sich darauf.“ meinte Baker, stand auf und verließ den Verhörraum. „Wie auch immer sie das geschafft haben, Miss Steinmeier. Haben sie vielen Dank.“ meinte Baker, grinste und wandte sich ab. Lilly grinste nun ebenfalls. Jedoch war der wahre Täter immer noch da draußen und eine Gefahr. Sie würde bleiben und dem FBI helfen. Solange es dauerte.

 

Ende

 

Kapitel 2

 

Nach dem Akt

 

 

Als sich unsere Lippen lösten, sah ich ihr einen Moment lang in die Augen. Ich musste meinen Atem sammeln. Doch diese Augen waren nach wie vor leer. Ich brachte meine Lippen erneut auf ihre und diesmal war der Kuss noch intensiver als zuvor. Ich zog sie während wir uns küssten mit nach oben und setzte sie auf meinen Schoß. „Leg deine Arme um meinen Hals“, keuchte ich. Ich ließ kurz von unserem Kuss ab, um ihre Beine um meine Hüfte zu legen. Die Hitze und Feuchtigkeit, die von ihren Schenkeln ausging, trieben mich weiter an. Ich konnte mich kaum noch beherrschen. Ich löste mich schwer atmend von unserem Kuss und begann an ihrer rechten Brustwarze zu saugen. Dafür wurde ich mir einem leisen Stöhnen belohnt. Mein Glied pochte und drückte sich an die Unterseite ihres Oberschenkels. Ich platzierte es mit einer leichten Bewegung meiner Hüfte unter ihrem Eingang, der nur auf mein Eindringen zu warten schien. Ich packte mit beiden Händen ihre Hüfte, entließ ihre Brustwarze aus meinem Mund und stieß tief in sie hinein. Sie ließ sich nach vorne an meinen Hals fallen, ihre Arme weiterhin um mich geschlungen. Ich verharrte einen Moment lang. Ihr inneres schmiegte sich perfekt an mich. Ich konnte spüren, wie ihre Muskeln zuckten. Meine linke Hand schlang ich um ihre Taille und die rechte zog ihren Kopf zurück, sodass ich sie erneut küssen konnte. So vereint, begann ich mich in ihr zu bewegen und stieß tief in sie hinein. Meine Bewegungen wurden schneller und es fühlte sich an, als würde sie ihre Hüfte im gleichen Takt bewegen. Unser Atem hatte sich inzwischen synchronisiert. Sie stöhnte auf und ich ergoss mich in ihr. Ich hielt sie weiter an mich gedrückt und genoss das Gefühl unserer Orgasmen. Sie zuckte und zu meiner Überraschung, blieb ich hart. Ich ließ mich nach hinten fallen, nahm sie aber mit mir. Ich begann erneut mich zu bewegen und in sie hineinzustoßen. Sie drückte meine Arme weg und setzte sich gerade hin. Ihre Hüften bewegten sich vor und zurück. Ich hielt sie an jenen fest, um ihre Bewegungen zu verstärken. Sie lehnte sich daraufhin nach hinten, stütze sich mit ihren Händen auf meinen Beinen auf und ließ den Kopf zurückfallen. Ihr Anblick war einzigartig. Dieser schöne Körper, dieses Gefühl dabei, diese perfekte Harmonie die aus jeder Pore dieser Frau zu strömen schien. Ihre Bewegungen wurden schneller und ich konnte spüren, dass sie sich ihrem Höhepunkt näherte. Dies steigerte nur meine eigene Gier. Ich überließ ihr die Kontrolle und konnte es einfach genießen ihr dabei zu zusehen, wie sie sich selbst zum Orgasmus brachte. Sie stöhnte laut auf und ihre Glieder zuckten mit jeder Welle an Lust, die sie durchfuhr. Das langte, um erneut meinen eigenen Höhepunkt zu erreichen.

 

Las Vegas, Juni

 

„Das Opfer heißt Amber Williams. Sie ist 22 Jahre alt. Wohnte in Austin und war hier bei einer Freundin zu besucht. Die Freundin hat ausgesagt das sie nachts in einem Club waren und dann im Bellagio abgestiegen sind, weil es zu weit war, um noch nach Hause zu fahren. Die Freundin sagte außerdem dass das Opfer noch einen Mann dabei hatte, mit dem sie anscheinend die Nacht verbrachte. Wir haben die Überwachungskameras angefordert. Das wird allerdings einige Zeit brauchen.“ berichtete Detective Montgomery und schloss ihren Notizblock wieder. Sie befand sich in dem Hotelzimmer, in dem die Leiche einer jungen Frau vom Zimmermädchen entdeckt wurde und unterhielt sich mit Agent Baker. Heute war er alleine unterwegs. Baker trug wie gewohnt seinen schwarzen Hosenanzug mit der roten Krawatte dazu. Er setzte seine Sonnenbrille ab und begann sich in dem Zimmer gründlich um zusehen. Nichts deutete auf ein Verbrechen hin. Wäre da nicht die Leiche auf dem Bett, konnte man glauben alles sei ganz normal. „Er scheint sauber gemacht zu haben.“ murmelte Baker vor sich hin. „Das Zimmermädchen sagte aus, dass Putzmittel und ein Lappen von ihrem Wagen verschwunden sind. Vielleicht findet die Spurensicherung noch etwas.“ meinte Montgomery. Baker nickte knapp. Er blickte sich weiter um, betrat das kleine Badezimmer und fand die gestohlenen Dinge. Sie standen neben dem Waschbecken. „In dieser Stadt darf man sich nicht mal mit einem Kerl einlassen. Was bin ich froh verheiratet zu sein.“ murmelte Montgomery vor sich hin, grinste matt und wandte sich ab.

 

Agent Baker hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt das er eine Zivilistin an seiner Seite hatte, welche zwar zu den Ermittlungen beitragen konnte, er diese jedoch nicht brauchen konnte. Er war Beratern gegenüber misstrauisch und wartete nur darauf das sie einen Fehler machten den das FBI nicht mehr korrigieren konnte. Baker kniete sich neben dem Opfer nieder und warf einen ersten Blick auf das Opfer. Die junge Frau war zu Lebzeiten recht hübsch gewesen. Kein Wunder das Männer auf sie gestanden hatten, dachte er und stand auf als er Schritte hörte. „Du musst wegen mir nicht aufstehen, John. Du kannst dir das ganze Schauspiel gerne noch näher ansehen.“ meinte Pia Harrison und betrat den Tatort. Sie trug eine Windjacke des FBI und hatte ihren Arbeitskoffer dabei. Wie immer sah sie sehr gut aus, bemerkte Baker, sagte jedoch nichts. Pia stellte ihren Koffer ab, schaute sich um und atmete hörbar aus. „Das wird wieder was.“ schnaufte sie. „Wie lange dürfen wir uns im Zimmer umsehen?“ fragte sie. Baker warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Etwa drei Stunden. Das Hotel wird nicht geschlossen, also wird das Zimmermädchen sich den Raum vornehmen und das Zimmer wird wieder vermietet werden.“ sagte er. „Bisschen makaber oder?“ hakte sie nach und Baker nickte knapp. Pia zog sich Latexhandschuhe an, nahm den Slip der jungen Frau, vielleicht die Mordwaffe mit ihrer linken Hand auf und tütete ihn ein. Anschließend holte sie ihre Kamera heraus und begann Fotos zu machen. Pia hatte, als sie klein war, in Deutschland gelebt und war mit zehn Jahren nach Amerika gekommen. Hier lebte sie nun und kam vor zwei Jahren nach Nevada. Ihre Arbeit bei der Forensik machte ihr viel Freude. Sie konnte helfen, Verbrecher dingfest zu machen. „Ich sage dir bescheid, wenn ich alle Hinweise untersucht habe, John. Du kannst mich morgen oder übermorgen im Labor besuchen. Falls du nichts anderes vor hast.“ sagte sie und Baker nickte knapp. „In Ordnung. Ich wollte mich ohnehin mit meiner neuen Kollegin in die Pathologie begeben.“ murmelte er leicht genervt, grinste und wandte sich ab.

 

In den vergangenen vier Wochen war Lilly zwischen Deutschland und Amerika, zwischen Köln und Las Vegas, hin und her gependelt. Mit Hilfe ihrer Beobachterin, welche sich teleportieren konnte, hatte sie dies gut hinbekommen. So konnte sie am Wochenende, wenn das FBI ihre Hilfe nicht brauchte, einen Stream starten und sich um ihre Community kümmern, was ihr sehr wichtig war. Sie hatte inzwischen an drei Fällen mitgewirkt und mit ihrer Menschenkenntnis dafür gesorgt das fiese Straftäter verurteilt werden konnten. Dies hatte sie auch der Zusammenarbeit mit Agent Baker und seinem Team zu verdanken. Während Baker nicht besonders nett zu ihr war, waren alle anderen Kollegen aus dem Team sehr freundlich und nahmen sie in ihre große Familie auf. Für Lilly ein gutes Gefühl. Dennoch hatte sie heute Morgen ein ungutes Gefühl. Sie sollte zu Chief Gates kommen und sich dort melden. Sie trug heute ebenfalls einen Hosenanzug und eine weiße Bluse. Dies hatte sie extra gekauft, da sie im Gebäude nicht auffallen wollte. Sie hatte ihre schlechte Angewohnheit, eine Zigarette zu rauchen, aufgegeben. Seit zwei Wochen war sie nun Rauchfrei und konnte sich endlich wieder richtig konzentrieren oder musste nicht ständig an den nächsten Nikotinschub denken. Auf was man alles so verzichten konnte, wenn es wichtig war, dachte sie, holte einmal tief Luft und betrat das Büro von Chief Gates. Diese saß hinter ihrem Schreibtisch und blickte auf als die Tür geöffnet wurde. Gates schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Danke das sie kommen konnten, Miss Steinmeier. Es wird sicherlich nicht lange dauern.“ begrüßte Gates und deutete ihr an sich zu setzen. Lilly setzte sich ihrer Chefin gegenüber und schaute ihr tief in die Augen. „Wie fühlen sie sich bei uns? Ist alles in Ordnung?“ wollte Gates wissen und Lilly nickte knapp. „Es geht mir sehr gut, Chief. Ich komme mit allen gut zurecht und fühle mich wohl. Ich kann mit Agent Baker nicht ganz so gut, aber ich denke er muss nur etwas auftauen.“ antwortete Lilly. „Ja Agent Baker ist eine Nummer für sich. Ich muss es wissen. Er und ich waren mal ein Paar.“ sagte sie ohne Umschweife und lächelte. „Das erklärt natürlich ihre besondere Beziehung zu einander.“ bemerkte Lilly. „Von Beziehung kann eigentlich keine Rede mehr sein. Wir arbeiten halt zusammen. Ich denke es hat ihn ein bisschen gestört das ich befördert wurde und nicht er. Jedoch ist er ein sehr guter Ermittler mit eigentlich dem Herz am rechten Fleck. Ich bin mir sicher mit der Zeit werden sie ihn schon besser kennen lernen.“ sagte Gates und Lilly nickte zustimmend. „Wissen sie schon wie lange sie mich brauchen werden, Chief Gates?“ fragte Lilly nach. „Das kann ich ihnen nicht sagen. Wir suchen eigentlich immer noch diesen Serienmörder und solange er nicht hinter Gittern sitzt, kann ich auf sie als Beraterin nicht verzichten. Wieso?“ hakte Gates nach. „Nur so.“ log Lilly. Sie stand auf, verabschiedete sich und verließ den kleinen Büroraum.

 

Vor der Tür lehnte sie sich dagegen und schnaufte. Es war zwar eine Ehre für sie hier zu sein und dennoch vermisste sie ihren alten Beruf, ihren Lebensgefährten und ihre Streams. „Hey, Panda, alles klar bei ihnen?“ wollte Agent Waters wissen und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Ja alles gut. Danke.“ sagte sie und erwiderte das Lächeln. „Ich muss noch eben in die Pathologie, falls sie mitkommen wollen.“ fragte er und sie schüttelte ihren Kopf. „Einmal hat mir gereicht. Ich warte hier oben auf sie beide.“ meinte Lilly. Waters nickte knapp und wandte sich mit schnellen Schritten ab. Lilly hatte noch nicht begriffen was sie wirklich in Las Vegas tat. Vielleicht sollte sie doch noch einmal mit ihrem Chief sprechen oder ein längeres Gespräch mit ihrer Beobachterin führen. Sie fand es Klasse als Beraterin zu arbeiten und dennoch auch bisschen komisch. Vielleicht würde die Zeit ihre Zweifel vertreiben können.

 

Gegen Mittag betrat die Bundesagenten Baker und Waters die Pathologie. Der Chef Pathologe Robertson war anwesend und kümmerte sich um die Leiche der jungen Frau. Dabei trug er wie jedes Mal seinen grauen Kittel. Erst bemerkte er die beiden Agenten nicht. Dann plötzlich blickte er auf, musterte Baker und Waters einen Moment und schenkte ihnen dann ein freundliches Lächeln. „Schön das sie mich besuchen kommen, Agents. Ich habe mich schon gefragt wann es so weit ist.“ Baker zuckte seine Schultern. „Ich wollte ihnen Zeit geben, dass sie die Leiche untersuchen und uns ins Bild setzen können, Doktor. Ich hoffe sie haben schon etwas für uns.“ wollte Baker wissen und Robertson nickte knapp. „Das Opfer wurde erstickt. Sie hat überall auf ihrem Körper blaue Flecken. Vermutlich hat der Täter sie runter gedrückt und sie danach erwürgt.“ mutmaßte der Gerichtsmediziner. „Im Hotelzimmer wurde ein Slip des Opfers sichergestellt. Könnte dies die Mordwaffe sein?“ fragte Waters. „Das ist möglich. Es wäre denkbar das dies ihre Mordwaffe ist. Ich kann mir aber auch einen Schnürsenkel oder so etwas vorstellen.“ meinte Robertson. „Das Opfer hatte vor ihrem Tot, Sex. Sie wurde jedoch nicht vergewaltigt, da ich keine Hinweise darauf finden konnte.“ schloss Robertson seinen Bericht und Baker presste seine Lippen aufeinander. Nun musste er immer noch warten was die Spurensicherung ergab. Vielleicht wurde es Zeit für eine kleine Teambesprechung. „Danke, Doktor.“ sagte Baker und wandte sich zusammen mit seinem Kollegen ab.

 

Es war bereits Abend in Las Vegas. In der Zentrale waren kaum noch Agenten anwesend. Die meisten hatten bereits Feierabend gemacht. Nur noch Baker, Waters und Lilly waren da. Sie saßen zusammen, hatten sich etwas zu Essen bestellt und besprachen den Fall und redeten über das mögliche Motiv des Täters. „Wissen sie woran mich diese Sache erinnert?“ begann Lilly und biss erneut von ihrem Sandwich ab. „An den Film Basic Instinct. In dem Film werden die Männer nach dem Akt von dieser Frau umgebracht. Vielleicht hat sich der Täter an dem Film ein Beispiel genommen und nur ein Opfer gesucht.“ warf sie in den Raum. Baker rollte seine Augen. „Im Film, der wirklich schlecht war, werden die Männer mit einem Eispickel ermordet. Das ist also nicht direkt das Gleiche, Miss Panda.“ erinnerte Baker und Lilly streckte ihm die Zunge heraus. Ehe er noch etwas sagen konnte, mischte sich Waters in die Unterhaltung ein. „Ist aber ein Ansatz, John. Vielleicht wollte der Täter mal einen Mord begehen und den Rausch spüren.“ meinte Waters und nippte an seiner Cola. „Haben sie als Beraterin noch andere wilde Theorien?“ wollte Baker wissen und Lilly zuckte ihre Schultern. Sie war wütend und ärgerte sich schon jetzt über die Arroganz des Agenten. Dennoch wollte sie sich nichts anmerken lassen. „Ein Verbrechen aus Leidenschaft vielleicht. Vielleicht wurde das Opfer zu aufdringlich und wollte sich noch einmal mit dem Täter treffen, vielleicht sogar zusammen sein und aus Panik und Angst, weil er eigentlich ein Muttersöhnchen ist, hat er sie dann ermordet.“ sinnierte sie. Dies schien sogar dem ernsten Baker zu gefallen. „Morgen werden wir es wissen. Dann besuchen wir die Forensik. Und interessante Theorie, Miss Panda, vielleicht sind sie doch nicht so ganz nutzlos wie ich dachte.“ murmelte Baker, warf seinen Trinkbecher in den Mülleimer, erhob sich und wandte sich ab. Lilly wollte ihm gerne den Stinkefinger zeigen, versuchte sich jedoch zu beherrschen.

 

Am nächsten Morgen konnte Lilly nicht ausschlafen. Sie wurde gegen sieben Uhr früh von Agent Waters angerufen. Sie sollte sich fertig machen. Er würde sie in einer Stunde abholen. Also sprang Lilly aus dem Bett und unter die Dusche. Heute würde es wieder sehr heiß werden. Eine Hitzewelle kündigte sich an. Sie würde sich dennoch in den Hosenanzug zwängen. Etwa eine Stunde später, war sie mit allem fertig. Auch gefrühstückt hatte sie. Noch immer lebte sie in dem Hotelzimmer. Eine richtige Wohnung mit Aussicht auf den Strip war ihr jedoch lieber. Vielleicht konnte sie diese ja beantragen lassen, wenn sie noch einige Zeit bleiben sollte. Die Fahrt zur Zentrale dauerte etwa eine halbe Stunde. Der morgendliche Verkehr war furchtbar und viel schlimmer als in Köln. Gut dort lebten nicht so viele Menschen, dachte sie und schüttelte ihre Gedanken ab als sie zusammen mit Waters das Gebäude betrat und zu den Fahrstühlen hinüber ging. „Wie geht es ihnen heute, Panda? Sie haben noch gar nichts erzählt.“ fragte Waters nach dem sich die Türen geschlossen und sich der Fahrstuhl in Bewegung gesetzt hatte. Lilly zuckte ihre Schultern. „Ganz gut. Ich denke immer noch über den Täter und seinen Beweggrund nach. Hat mich die Nacht nicht wirklich schlafen lassen.“ erwiderte sie trocken. „Darüber denke ich schon lange nicht mehr nach. Man wird verrückt, wenn man versucht, sich in die Köpfe der Täter zu versetzen. Sie sollten es langsam angehen lassen. Vielleicht hat die Spurensicherung etwas gefunden und wir können den Fall bald zu den Akten legen.“ meinte er euphorisch und Lilly nickte zustimmend. Dennoch konnte sie ihre Gedanken nicht von dem Täter und seinem Opfer lösen. Vielleicht war sie einfach nur zu mitfühlend.

 

„Ich habe alles überprüft und das war eine ganze Menge.“ begann Pia ihren Bericht. Baker verschränkte seine Arme vor der Brust. „Was hast du heraus gefunden?“ fragte er und sie lächelte. Sie reichte ihm einen DNS Bericht weiter. „Ich habe im Mülleimer ein Kondom gefunden. Der Täter war nicht blöd. Allerdings hätte er das Kondom dann lieber doch mitnehmen sollen. So konnte ich seine DNS einem anderen Fall zu ordnen, den die Kollegen in Miami bearbeitet haben. Ich fand heraus das dort eine Frau vergewaltigt wurde und ebenfalls mit ihrer Unterwäsche erdrosselt. Sehr nett oder?! Jedenfalls habe ich die DNS in Codis gegeben und der Automat hat einen Namen ausgespuckt.“ berichtete Pia weiterhin. „Und?“ drängte Baker. „Mason Samson. Wohnhaft in South Las Vegas. Die genaue Adresse findest du im Bericht.“ sagte sie und Bakers Gesicht hellte sich auf. „Hast du noch etwas anderes gefunden?“ wollte Waters wissen. „Ich habe Hautfetzen an dem Slip sichergestellt und diese mit der DNS aus dem Kondom verglichen. Sie passen überein. Das ist eurer Täter.“ Pia unterbrach sich. „Ihr solltet euch aber beeilen. Laut dem was ich gelesen habe, kaufte er sich ein Flugticket nach New York. Sein Flieger geht morgen in der Früh.“ sagte sie und Baker nickte knapp. Lilly war beeindruckt. Sie erinnerte sich an die vielen TV Serien, welche sie gerne geschaut hatte und in denen es ebenfalls so zu ging. Sie war froh Teil des Teams zu sein. „Ich rufe Verstärkung.“ rief Waters, griff zu seinem Handy und wählte die Nummer der örtlichen Polizei. „Das dauert vielleicht zu lange. Wollen sie mit kommen, Miss Panda?“ fragte Baker und Lilly nickte zustimmend. Das wollte sie auf keinen Fall verpassen.

 

„FBI. Sofort die Tür öffnen!“ befahl Baker. Er stand vor dem Haus des Verdächtigen, hatte seine Pistole gezogen, drehte sich in Richtung Haustür um, holte mit seinem rechten Bein aus und trat mit einem Mal die Tür aus den Angeln. Baker hob seine Pistole und ging hinein. Lilly folgte ihm. Waters hingegen sicherte den Garten und die Rückseite des Hauses, damit der Verdächtige sich nicht absetzen konnte. „Bleiben sie dicht hinter mir.“ wies Baker sie an und Lilly tat wie geheißen. Baker betrat das Wohnzimmer, welches leer war. Er schaute sich zu allen Seiten um. Einen Moment später fing sich Baker einen schwungvollen Kinnhaken ein. Dabei drehte er seinen Kopf weg, ließ seine Pistole fallen und fing sich einen weiteren Kinnhaken ein. Alles passierte so schnell das Lilly glaubte in einem Film zu sein. Am Set eines Action Filmes. Jedoch war dies real und nun stand sie dem Verdächtigen gegenüber, während Baker auf dem Boden lag. „Hallo, hübsches Mädchen.“ stöhnte der Verdächtige. Lilly wich einige Schritte zurück. Sie konnte nicht schreien. Dafür war sie zu nervös. Der Verdächtige wollte so eben zu der Pistole greifen, welche immer noch auf dem Teppichboden lag, da konzentrierte sich Lilly auf ihre übernatürlichen Fähigkeiten und verwandelte sich in einen riesigen Panda. Der Panda sprang auf den Verdächtigen zu. Der Verdächtige staunte nicht schlecht. Ein Panda griff ihn an. Der Panda verpasste dem Mann einen schwungvollen Schwinger. Der Verdächtige torkelte zurück und fiel auf den Rücken. Agent Baker rappelte sich langsam wieder auf, griff zu seiner Pistole und warf einen Blick über seine Schulter. „Lilly?“ rief er. Sie war fort. Baker fragte sich ob er wirklich aus den Augenwinkeln einen Panda hier gesehen hatte. Jedoch tat er dies wieder ab. Er hatte wohl einen zu harten Schlag kassiert. Pandas außerhalb des Zoos gab es schließlich nicht und schon gar nicht in Las Vegas. Allerdings lag zerrissene Kleidung auf dem Boden im Eingangsbereich. Vermutlich stammte die von dem Verdächtigen, dachte Baker, holte seine Handschellen heraus und legte diese dem Mann an. „Wir sollten uns mal unterhalten, Freundchen.“ murmelte Baker, packte den Mann und führte ihn ab.

 

Ende

 

Kapitel 3

 

In die Tiefe

 

 

Das Las Vegas Club Hotel und Casino bot den Menschen die nach Vegas kamen zwei Möglichkeiten. Zum einen konnten sie ins Hotel einchecken und zum anderen ihr hart verdientes Geld im Casino an Spielautomaten, Blackjacktischen oder anderen Vergnügungen ausgeben. Manche reiche Person war sicherlich dabei und gab aus was Max in seinem Leben niemals an Geld sehen würde. Er schnaufte bei dem Gedanken, zog seinen Schutzhelm zurecht und machte sich wieder an die Arbeit. Hier oben war sein Arbeitsplatz. Als Bauarbeiter fand er seinen Arbeitsplatz in schwindelerregender Höhe und hatte niemals Angst das ihm etwas passieren konnte. Im Gegenteil. Als Kind liebte er es auf Bäume zu klettern oder auf Dächer zu steigen. Die Kinder aus der Nachbarschaft veranstalteten daraus meist eine Mutprobe. Max hatte immer gewonnen und so damals seine jetzige Frau Karen kennen gelernt. Niemals wollte er etwas anderes tun wie auf den höchsten Gebäude der Stadt zusammen mit seinen Kollegen arbeiten und diese Gebäude in Schuss halten. Auch wenn das Geld für seine Frau und ihn gerade so zum leben reichte. Dennoch war er sehr glücklich und wollte nichts anderes machen. Mit einem Mal, tief in seine Gedanken versunken, bemerkte er nicht die Kabeltrommel und....

 

Las Vegas, Juli

 

Detective Montgomery war wie gewohnt die Erste am Fundort der Leiche. Das Casino lockt auch sie nicht zum ersten Mal. Hier hatte sie nicht nur einmal einen Lohn verspielt und nicht wirklich etwas heraus geholt. Sie wollte sich von solchen Läden lieber fern halten. Heute Morgen gehörte es jedoch zu ihrer Aufgabe. Sie war nun mal die erste Person am Fundort, musste zusammen mit Streifenpolizisten die Absperrung ermöglichen und machte sich ihre Notizen zu den persönlichen Angaben des Opfers. Dabei schaute sie an dem Gebäude nach oben und schluckte einen dicken Kloß hinunter. Von dort oben herunter fallen. Sie war sich sicher es konnte nur ausgehen, wie es ausgegangen war. Nun musste das FBI, welche den Fall offiziell erhalten hatte, klären ob es ein Mord oder ein Unfall war. „Oh Mann.“ murmelte sie leise vor sich hin und senkte ihren Blick wieder als sie das Geräusch eines laufenden Motors hörte. Eine Autotür wurde zu geschlagen und schon erschien der Bundesagent Baker auf der Bildfläche. Baker trug wie gewohnt seinen schwarzen Hosenanzug, seine passende Krawatte dazu und hatte eine Windjacke des FBI an, da es für Anfang Juli und einen sonst heißen Tag, doch recht frisch war. Der Klimawandel hatte auch Nevada erreicht und somit fröstelte es auch sie ein wenig. Montgomery griff zu ihrem Notizblock und atmete einmal tief durch. „Max Turner. Alter 43 Jahre. Wohnhaft hier in Las Vegas. Er arbeitete als Bauarbeiter und wurde von seinen Kollegen oft als Kletteraffe bezeichnet, da ihm die Höhe nichts ausmachte.“ berichtete sie und Baker nickte beiläufig. Auch er warf einen Blick an der Fassade des Gebäudes hinauf. „Wann wurde das gemeldet?“ erkundigte er sich. „Irgendwann in den frühen Morgenstunden. Ich müsste bei dem Notruf anrufen, wegen der genauen Uhrzeit. Soll ich das tun?“ wollte sie wissen und Baker schüttelte seinen Kopf. „Das wird nicht nötig sein, Detective. Aber danke.“ erwiderte Baker trocken und warf einen Blick auf die Leiche des Toten. Sie lag auf dem Rücken, mit weit aufgerissenen Augen. „Sehr ungewöhnlich das hier das FBI zuständig ist. Normalerweise bearbeiten sie doch nur Bundesverbrechen.“ bemerkte Montgomery. Baker zuckte seine Schultern. „Was ist schon normal. Ich denke wir sollen auch etwas vom Kuchen abbekommen und uns nützlich machen. Könnte sein das wir in Zukunft noch andere Fälle übernehmen sollen. Alles ist möglich.“ erklärte Baker und Montgomery nickte knapp. Baker ging in die Hocke. Sein Blick fiel auf eine Sonnenbrille, welche neben dem Opfer lag. Er runzelte seine Stirn. „Seltsam.“ flüsterte er.

 

Pia Harrison befand sich mit ihrem Arbeitskoffer auf dem Dach des Casinos. Hier hatte das Opfer, Jahre lang gearbeitet und hier wurde es auch zum letzten Mal lebend gesehen. Sie erfuhr von einem Kollegen des Opfers, dass sie wie jeden Morgen noch Scherze über das herunter fallen vom Gebäude gemacht hatten. Sie konnten sich natürlich nicht vorstellen das wirklich mal jemand vom Gebäude fallen konnte. Pia fand dies schon ein wenig verdächtig, zu mal alle wirkten als wäre das Opfer ihr bester Freund gewesen. Sie war immer schon misstrauisch was Menschen betraf. Damit hatte sie keine guten Erfahrungen gemacht. Vielleicht lag es an ihrem Sternzeichen. Sie war ein Krebs und war doch recht sensible. Leider traf sie nicht immer auf Menschen die lieb zu ihr waren. Sie wurde oft ausgenutzt und hintergangen. Zum Glück änderte sich dies als sie zur Forensik kam und dort nach zwei Jahren selbst das Labor führen konnte. Der damalige Laborleiter hatte sie sexuell belästigt und musste leider die Abteilung und die Außenstelle des FBI verlassen. Wohin es ihn verschlagen hatte, wusste Pia nicht und wollte es nicht wissen. Sie rutschte auf Knien umher und suchte den gesamten Bereich nach Spuren ab. Dabei fand sie einige Haare, welche sie augenblicklich eingetütet und beschriftet hatte. „Und? Wie läuft es?“ wollte eine vertraute männliche Stimme wissen. Sie drehte sich nicht um das sie wusste es konnte nur Baker sein. „Du hättest lieber unten bleiben sollen, John.“ murmelte sie vor sich hin und sammelte ein weiteres Indiz auf. „Wieso? Störe ich dich etwa?“ hakte er nach und klang irritiert. „Nein nicht deswegen. Sondern weil das Dach eine spezielle Beschichtung hat, welche nicht mehr abgeht. Deshalb trage ich heute meinen Overall.“ sagte sie und erhob sich. Baler zog eine Augenbraue nach oben. Dabei warf er einen Blick auf seine schwarzen Schuhe, welche sich nun weiß verfärbt hatten. „Mist.“ entfuhr es ihn wütend und er schüttelte heftig seinen Kopf. „Ich habe mir diese Schuhe gerade erst gekauft und schon sind sie für den Müll.“ brummte er. Pia schenkte ihm ein Lächeln. „Oder für uns im Labor. Wir können immer alte Kleidungsstücke gebrauchen.“ warf sie ein und Baker nickte knapp. „Hast du schon etwas?“ erkundigte er sich und sie nickte zustimmend. „Ich habe verschiedene Haare gefunden. Einzelne Haare. Ich kann aber nicht sagen ob sie einfach ausgefallen oder ausgerissen wurden. Das werde ich später im Labor feststellen können.“ sagte sie. „Blut?“ hakte Baker nach. „Noch nicht. Ich hole gleich das Luminol und dann sehen wir weiter.“ sagte sie und Baker nickte wieder. „Was denkst du, Pia? Mord oder ein Unfall?“ fragte Baker und Pia zuckte ihre Schultern. „Das denken überlasse ich dir. Ich bin lediglich hier um die Beweise zu sichern und im Labor zu untersuchen. Aber es könnte sich bloß um einen Unfall gehandelt haben. Vielleicht ist das Opfer irgendwo hängen geblieben und fiel danach in die Tiefe. Ich kann es dir jedoch nicht mit Sicherheit sagen. Also lass uns warten bis ich alles gesichert habe und im Labor untersuchen konnte.“ erklärte sie und Baker atmete hörbar aus. „Na schön. Ich wollte ohnehin gehen und die Kollegen des Opfers befragen. Und vielleicht gibt es ja auch einen Zeugen der sich meldet. Wer weiß was sich noch finden lässt.“ meinte er und sie nickte zustimmend. „Vergiss nicht deine Beraterin über den Fall zu informieren.“ erinnerte sie ihn und Baker schnaufte. „Ich werde Daniel damit beauftragen. Ich habe jetzt erstmal besseres zu tun als Babysitter zu spielen.“ murrte Baker. Er machte kehrt und wandte sich mit schnellen Schritten ab.

 

„So meine Lieben. Damit beende ich den Stream. Es hat wieder einmal sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe es hat euch auch gefallen. Bis zum nächsten Mal.“ sprach Lilly in ihr Headset, beendete den Live Stream bei Twitch und lehnte sich auf ihrem Stuhl ein Stück weit zurück. Da sie tagsüber nicht dazu gekommen war, hatte sie beschlossen nachts einen Stream zu starten und etwas dauntless zu spielen. Sie wollte eigentlich schon tagsüber starten, war jedoch beim FBI gewesen und hatte dort Schießübungen gemacht. Agent Waters meinte sie sollte mit einer Pistole umgehen können und hatte ihr versucht ihr dies beizubringen. Lilly hatte sich wirklich Mühe gegeben, jedoch brauchte sie sehr lange um überhaupt die Zielscheibe zu treffen. Lilly wollte dies kein weiteres Mal wiederholen. Brauchte sie auch nicht. Sie konnte sich in einen Panda verwandeln und war somit sehr stark, auch wenn sie diesen nicht immer kontrollieren konnte. Dennoch brauchte sie nicht noch eine Schusswaffe und schon gar nicht als Beraterin des FBI. Sie wollte hier lediglich versuchen ihre Arbeit als Beraterin und das Streamen unter einen Hut zu bringen. Da sie nun eine kleine Wohnung in der Wüste bezog, hatte sie auch einen speziellen Rechner bekommen, wo sie sich einrichten und einen Stream starten konnte. Nur ihr Lebensgefährte war nicht körperlich anwesend. Dies störte sie jedoch ein wenig. Thomas war zu Hause immer da. Im Nebenraum und sie musste in ihrer Pause nur rüber gehen wenn sie ein Küsschen oder aufmunternde Worte brauchte. Nun hörte sie ihn während dem Stream auf ihren Ohren. Es war eine ungewohnte Situation. Und dennoch hatte Lilly diese gemeistert. Morgen wollte sie wieder einen Stream starten und weiter spielen. Vielleicht auch mit Zuschauern. Das wusste sie noch nicht. Das Lilly im vergangenen Monat in der Gestalt eines Pandas, Agent Baker, gerettet hatte, konnte sie diesem nicht erzählen. Er würde es ohnehin nicht glauben bis er es mit eigenen Augen gesehen hatte und dies wollte sie ihm nicht vorführen. Mit Agent Waters verstand sie sich sehr gut. Beide hatten ähnliche Interessen und einen besonderen Humor. Bei Baker und ihr war jedoch der Wurm drin. Sie konnte dies nicht begreifen. Mit einem Mal klingelte ihr Handy. Sie warf einen Blick auf das Display und stellte fest das es sich um die Nummer des FBI handelte. Sie atmete tief durch. „Hallo.“ begrüßte sie die unbekannte Person am anderen Ende der Leitung. „Hallöchen, Lilly. Hier spricht Agent Waters. Ich bin auf dem Weg zu ihnen und werde in zehn Minuten da sein. Sie sollen ins Büro kommen und uns an dem Fall helfen. Hat Baker sie nicht informiert?“ „Nein hat er nicht, Daniel.“ antwortete sie und seufzte. „Das macht nichts. Ich bin jedenfalls gleich da.“ sprach Waters ins Handy und legte auf. Lilly legte ihr Handy weg, stand auf und begann sich anzuziehen. Einen Schuh hatte sie gefunden. Wo war noch gleich der Zweite. Sie runzelte ihre Stirn und fand diesen unter dem gemütlichen Bett. „Ich sollte mal mehr in meine Ordnung investieren.“ schnaufte sie und rollte ihre Augen. Sie hatte sich kaum fertig angezogen, da vernahm sie von draußen ein hupen. Sie nahm ihre Handtasche, ihr Handy und ihre Wohnungsschlüssel und verließ die kleine Wohnung. Draußen wartete Waters bereits.

 

„Wie läuft es in dem Fall?“ fragte Chief Gates und riss Baker aus seinen Gedanken. E saß an seinem Schreibtisch, wo er seinen vorläufigen Bericht abtippte und tief in seinen Gedanken versunken war. Dabei musste er an seinen Sohn Jason denken, welchen er im nächsten Monat, während seines Urlaubs, besuchen wollte. Ob der kleine Junge sich darüber freute oder nicht, konnte Baker unmöglich sagen. „Es läuft.“ sagte Baker und drehte sich in seinem Stuhl zu seiner Chefin um. „Ich hoffe ich habe dich nicht gestört?“ fragte sie und Baker schüttelte seinen Kopf. „Nicht doch. Du störst mich nie, Mandy. Ich war nur in Gedanken. Im August mache ich zwei Wochen Urlaub und will meinen Sohn besuchen. Ich hoffe der kleine Mann freut sich und erinnert sich überhaupt noch an seinen Vater.“ meinte er und Gates grinste. „Ich denke schon das sich dein Sohn an dich erinnert, John. Du bist jemand an dem muss man sich erinnern.“ sagte sie, zwinkerte ihm zu und wandte sich ab.

 

Lilly fand es ein bisschen merkwürdig das sie und Baker nun in der Forensik waren. Waters sollte seinen Bericht schreiben. Lilly war ungerne mit Baker alleine. Sie konnte ihn nach wie vor nicht leiden. Ob dies auf Gegenseitigkeit beruhte, wusste sie nicht. Sie ahnte es jedoch. Mit Pia verstand sich Lilly sehr gut. Beide waren schon beim Du angekommen und hatten vor zwei Tagen etwas zusammen getrunken nach Feierabend. Dies würde Baker niemals einfallen. „Hey Lilly. Alles klar?“ wollte Pia wissen und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Es war bereits Nachmittag. Als Lilly im Büro angekommen war, hatte sie gleich ein Gespräch mit dem Chief. Es ging um ihre Beurteilung und ob und wie lange sie noch als Beraterin tätig war. Auch hatte sie die Chance gehabt, viele Fragen zu stellen unter anderem warum Baker sie nicht mochte. Gates hatte gelacht und gemeint Baker wäre ein sehr spezieller Fall von einem Menschen und brauchte immer etwas Zeit um mit anderen warm zu werden. Lilly schüttelte ihre Gedanken ab. „Ja bei mir schon und bei dir?“ kam die Gegenfrage und Pia nickte zustimmend. Sie saß an ihrem Arbeitsplatz und reichte dem, ungeduldig werdenden Baker, einen Analysebericht. Baker zog seine Stirn in Falten während er den Bericht las. „Also hast du gar nichts?“ hakte er verwundert nach. Pia zuckte ihre Schultern. „Jedenfalls nicht viel. Ich habe die Haare untersucht. Sie wurden nicht mit der Wurzel ausgerissen. Sind vermutlich nur abgefallen. Auch konnte ich kein Blut oder andere Spuren für ein Verbrechen sicherstellen.“ berichtete Pia. „Hast du das Schuhwerk aller Mitarbeiter überprüfen lassen?“ erkundigte Baker sich. „Natürlich. Nur hatten alle, außer dir, keine Spuren von diesem speziellen Zeug an ihren Schuhen, also war niemand auf dem Dach.“ berichtete Pia weiter. Baker zog eine Braue nach oben. „Kann es vielleicht sein dass das Opfer eine falsche Bewegung gemacht hat und dann in die Tiefe gestürzt ist? So etwas kann schließlich mal vor kommen, auch wenn man in seinem Beruf eingespielt ist. Einmal nicht dran gedacht und schon ist es passiert.“ warf Lilly ein und Pia zuckte ihre Schultern. „Möglich. Ich kann jedenfalls nichts außergewöhnliches feststellen.“ meinte die Expertin und Baker als auch Lilly wechselten einen vielsagenden Blick. „Und wohin gehen wir wenn wir uns nicht ganz sicher sein können, Miss Panda?“ wollte Baker wissen und Lilly überlegte einen Moment. „In die Pathologie zu den Leichen und Doktor Robertson.“ antwortete sie und Baker zwinkerte ihr zu.

 

Agent Baker wollte Antworten auf die Fragen ob es nun ein Mord oder ein Unfall war. Falls es ein Unfall gewesen war, hatte er seine Arbeitszeit damit verschwendet dies heraus zu finden und dies gefiel ihm nicht wirklich. Auf dem Weg zum Fahrstuhl und darin sagte er keinen Ton. Erst als er die Türen zur Pathologie aufzog und sich dem Gerichtsmediziner gegenüber stellte, hellte sich sein Gesichtsausdruck auf. Robertson schenkte ihm ein freundliches Grinsen. „Bitte sagen sie mir, dass sie etwas gefunden haben, was mich in diesem Fall weiter bringen wird, Dok.“ kam Baker direkt zur Sache. Robertson presste seine Lippen aufeinander. „In meinem Bericht wird stehen dass das Opfer durch einen Genickbruch gestorben ist. Das war eine Höhe von über hundert Metern. Das hätte das Opfer niemals überleben können.“ meinte der Gerichtsmediziner. Lilly runzelte ihre Stirn. „Ich habe mal gelesen das man einen solchen Sturz auch überleben kann.“ warf sie ein und Robertson winkte ab. „In diesem Fall ist es eindeutig die Todesursache. Ich konnte nichts finden das auf eine andere Person hindeuten könnte. Vermutlich ein Unfall. So kommt es jedenfalls zu den Akten.“ meinte Robertson und Baker biss sich auf die Unterlippe. „Also ist die Schwerkraft unser Täter.“ scherzte Lilly und Baker als auch Robertson nickten zustimmend. „Na gut dann schreibe ich das auch so in meinen Bericht.“ murmelte Baker. „Kommen sie mit, Miss Panda? Ich muss die Ehefrau informieren.“ fragte Baker und Lilly nickte zustimmend.

 

Ende

 

Kapitel 4

 

Die blinde Zeugin

 

 

Maria hatte es für heute Abend geschafft. Sie war zu Hause, konnte ein Bad nehmen, mit einem Glas Rotwein und einem schönen Buch und konnte den Tag ausklingen lassen. Darauf hatte sie sich den ganzen Tag gefreut und nun war es endlich so weit. Sie würde heute Abend nichts anderes mehr machen. Gerade stellte sie ihr Essen in die Mikrowelle und schaltete diese ein. Es sollte Makkaroni mit Käse überbacken geben. Nicht gerade ihre Lieblings Speise heute Abend und dennoch würde es ausreichen. Sie war viel zu erledigt um sich noch etwas anderes zu kochen. Heute Abend wollte sie nichts großartiges mehr tun. Nur noch entspannen. Sie setzte sich an den Küchentisch, hatte das Besteck zurecht gelegt und musste nun drei Minuten warten. Vielleicht trank sie doch etwas dazu. Sie überlegte fieberhaft was sie tun sollte. Sie entschied sich dazu sich ein Glas Wasser zu holen. Langsam stand sie auf und ging zum Küchenschrank wo sie mit ihren Finger ein Glas ertastete. Sie nahm es heraus, ging zur Spüle, schaltete das Wasser an und legte ihre Hand darunter. Sie war blind. Dies schon seit ihrer Kindheit und musste alles ertasten und warten bis sie es gefühlt hatte. Als sie sechs Jahre alt war, verlor sie nach einer Operation an ihren Augen ihr Augenlicht und musste seit dem alles ohne ihre Augen tun. Dies hatte Anfangs einige Übung gekostet und dennoch hatte sie es gelernt. Sie konzentrierte sich dafür auf ihre anderen Sinne, welche sehr gut funktionierten. Für sie war ihr Zustand ganz normal. Andere nicht sehen zu können hatte sie niemals gestört. Sie konnte dafür alles hören und fand trotzdem in Las Vegas viele Freunde und auch einen Freund, mit welchem sie seit vier Jahren, glücklich zusammen war. Maria löste sich aus ihren Gedanken, als die Mikrowelle zu piepen begonnen hatte und holte sich ihr Essen heraus. Es war heiß. Sie würde also einen Moment warten müssen. Sie setzte sich an den Tisch, nahm die Gabel zur Hand und wollte gerade in ihr Abendessen einstechen als sie einen lauten Knall wahr nahm. Der Knall kam aus der Nachbarwohnung. Hier im Stadtteil Paradies waren die Wände sehr dünn. Jeder konnte den anderen hören. Der Knall war jedoch sehr laut und somit stand sie erschrocken auf. Ein weiterer Knall ertönte. Es hörte sich beinahe an wie zwei Schüsse aus einer Pistole. Maria stolperte regelrecht zum Handy. Dabei wählte sie die Notruf Nummer der Polizei von Las Vegas. „Notruf Nummer? Was möchten sie melden?“ ertönte eine weibliche Stimme. „Hallo mein ist Maria Hudson. Ich lebe in Paradies und habe so eben Schüsse gehört.“ sprach sie ins Handy hinein und hoffte das die Polizei sie wirklich ernst nehmen würde.

 

Las Vegas, August

 

„Das Opfer heißt Jennifer Tate. Sie ist 23 Jahre alt und kam ursprünglich aus Boston. Sie wollte sich hier mit ihren alten Schulfreunden treffen und ein bisschen die Stadt unsicher machen. Das war der ursprüngliche Plan. Aus diesem Plan wurden, laut dem Vermieter, zwei Jahren in denen das Opfer schon in der Stadt lebte und arbeitete. Sie arbeitete als Stripperin in einem Club in North Vegas. Dabei muss das Opfer sehr gut verdient haben. Das Opfer habe auch wieder begonnen zu studieren, laut Aussage der Mitbewohnerin, welche sie Leiche gefunden hat.“ berichtete Detective Montgomery und setzte den Bundesagenten Baker ins Bild. Er war an diesem Abend noch nicht zu Hause gewesen. Er hatte viele Berichte zu schreiben und wollte danach erst heim gehen. Jedoch wurde er angerufen und war nun hier vor Ort. „Und das ist ein Fall für das FBI weil?“ fragte er und Montgomery zuckte ihre Schultern. „Weil zwei unbekannte Männer geflohen sind und diese in ein Auto des Bürgermeisters gestiegen sind, laut einem Zeugen. Das könnte doch ganz interessant für das FBI werden. Der Bürgermeister hatte doch schon immer nicht unbedingt eine weiße Weste.“ meinte sie und Baker nickte knapp. Hinter dem Bürgermeister und seinen dubiosen Geschäften war das FBI lange her, jedoch konnten sie ihm nie etwas nachweisen.

 

Es war doch recht frisch, dachte Lilly und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Vielleicht lag es nur daran das sie schon etwas müde war und eigentlich längst hätte im Bett sein sollen. Es war bereits nach Mitternacht und für heute war kein Stream sondern schlafen auf dem Programm. Morgen wollte sie wieder einen Stream starten und mit ihrer Community zusammen etwas spielen. Auch hatte sie eine Verabredung via Discord mit einem jungen Mann, der vielleicht eine Geschichte über sie schreiben wollte. Eine große Ehre, dachte sie und schüttelte ihre Gedanken ab. Lilly fand es ungewöhnlich bei diesem Tatort mit dabei zu sein. Sie befand sich zwar nicht in dem Haus, in welchem eine Leiche gefunden wurde, jedoch sollte sie zusammen mit Agent Waters zum Tatort kommen um zum ersten Mal direkt dabei zu sein. Ebenfalls eine große Ehre wie sie zugeben musste. Und dennoch fühlte sie sich ein bisschen fehl am Platz. Sie konnte sich dies jedoch nicht erklären. Sie stand draußen und warf einen Blick auf eine junge Frau, welche auf einer Bank saß und dabei einen langen Stock in den Händen hielt. Diese Frau hatte der Polizei gemeldet das in der Wohnung nebenan, Schüsse gefallen waren. Nun musste auch sie von den Kollegen des FBI befragt werden. Agent Waters stand etwas abseits und redete soeben mit einem jungen Mann der ebenfalls etwas gesehen hatte. Nur Lilly stand unmittelbar neben dem Leichenwagen und wusste nicht so recht was sie hier eigentlich tun sollte. Sie war zwar beratend für das FBI tätig und dies bereits einige Monate lang, doch sie war niemals an einem Tatort gewesen. Dies war ihr erstes Mal und sie wusste nicht recht wieso. Wieso war sie jetzt hier und wieso war sie um diese späte Zeit hier. Viele Fragen und niemand war da um ihr diese zu beantworten. Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis Agent Baker das Gebäude verlassen hatte und auf sie zu gelaufen kam.

„Agent Baker, es ist ja sehr schön das sie mich mit ein beziehen wollen, aber ich verstehen trotzdem nicht was ich hier eigentlich soll. Ich bin keine Ermittlerin.“ sagte Lilly und Baker kratzte sich am Hinterkopf. „Das weiß ich, Miss Panda. Sie wollten neulich wissen wie wir an einem Mordfall vorgehen und was wir eigentlich genau tun. Und so beginnt unser Fall. Falls sie kein Interesse mehr haben, nehme sie sich ein Taxi und fahren sie heim. Andernfalls werden sie mit Agent Waters zusammen die blinde Zeugin befragen und etwas dabei lernen.“ wies Baker sie an, grinste und wandte sich ab.

 

„Mein Name ist Maria Synder. Ich wohne neben der Frau, welche nun nicht mehr lebt und habe die Schüsse gehört. Erst glaubte ich sie kämen vielleicht aus dem Fernseher, aber dann wurde mir bewusst dass es nicht so wahr und ich rief die Polizei. Habe ich mich richtig verhalten? So etwas sieht man sonst nur im Fernsehen.“ sagte die Zeugin und Lilly als auch Agent Waters nickten zustimmend. Die Zeugin sah die beiden dennoch fragend an. Sie war blind und konnte nicht die Gesichter erkennen. Lilly rollte ihre Augen als ihr dies bewusst wurde. „Ähm ja. Sie haben richtig gehandelt, Miss Synder. Das hätte ich auch so gemacht.“ meinte Lilly und schon schien sich die Zeugin zu entspannen. „Haben sie noch etwas gehört, dass uns weiterhelfen könnte?“ fragte Agent Waters. Die Zeugin legte ihre Stirn in Falten und überlegte einen Moment. „Nein. Nicht das ich wüsste. Ich habe nur die Schüsse gehört und war danach mit der Frau vom Notruf beschäftigt.“ antwortete sie und Lilly legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das haben sie wirklich gut gemacht, Miss Synder. Haben sie vielen Dank.“ sagte Lilly.

 

„Die Tür wurde aufgebrochen.“ meinte Pia und deutete auf das Türschloss. Baker bückte sich und blickte nun ebenfalls auf das Türschloss. „Was hast du sonst noch?“ fragte er anschließend. „Ich habe nur eine Kugel gefunden. Die Zeugin sagte doch aus, es wurde zweimal geschossen, aber ich fand nur die Kugel, welche in der Wand steckte. Wahrscheinlich ein Fehlschuss oder der oder die Täter konnten nicht gut mit Pistolen umgehen. Jedenfalls gebe ich das Projektil in die Ballistik und das sehen wird ja weiter.“ meinte Pia und Baker nickte zustimmend. Die Leiche war inzwischen abgeholt worden und befand sich auf dem Weg in die Pathologie. Dorthin wollte Baker auch gehen, jedoch erst wenn er einige Stunden geschlafen hatte. „Wurdest du geweckt, John?“ erkundigte sich Pia, ging in die Hocke und machte ein Foto von der Blutlache. „Ich war noch gar nicht zu Hause, Pia. Ich musste im Büro noch Berichte schreiben und wurde dann informiert. Ich wollte mir dann den Tatort ansehen und werde gleich heim fahren und mich frisch machen. Vielleicht ein paar Stunden schlafen und dann wieder ins Büro gehen.“ erwiderte Baker und Pia nickte. „Hast du die Tür schon auf Fingerabdrücke untersucht?“ fragte Baker. Pia schüttelte ihren Kopf. „Bisher nicht. Ich denke ich nehme auch die ganze Tür mit ins Labor. Ist immer besser.“ entschied sie und lächelte. „Das Frauen immer alles wollen und nicht nur die Hälfte.“ scherzte er. „Das liegt daran das wir wissen wollen, was wir uns nach Hause holen, John.“ entgegnete Pia und schon musste auch Baker lächeln. „Denkst du wirklich der Bürgermeister steckt dahinter?“ fragte Pia neugierig und Baker zuckte seine Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich denke wir sollten auf die Beweise und das mögliche Motiv warten, ehe wir solche Verdächtigungen anstellen. Ansonsten steht das FBI ganz schön dumm da und das wollen wir ja nicht.“ bemerkte Baker und wandte sich ab.

 

Lilly hatte irgendwie vergessen zu schlafen. Sie war noch immer wach und saß Agent Waters gegenüber im Büro und tippte am Computer ihren Bericht und das was die Zeugin ausgesagt hatte. Sie wollte eigentlich längst in ihrer kleinen Wohnung sein. Es war jedoch alles so aufregend und deswegen blieb sie noch etwas. Da Waters einen schrecklichen Kaffee machte, stand sie auf, ging zum Kaffeeautomaten und zog sich dort einen Kaffee. Der schmeckte deutlich besser und war bekömmlicher als die Waters Brühe. Sie würde heute doch keinen Stream starten. Dafür war sie zu erledigt. Die Sonne war bereits aufgegangen und die anderen Agenten erschienen zur Arbeit. Auch den Chief hatte sie bereits gesehen. Lilly hatte der blinden Zeugin ihre Karte gegeben. Sie war in Blindschrift verfasst und enthielt ihre Handy Nummer. Falls diese jemanden zum reden brauchte. Mit Blindenschrift ihre Visitenkarte zu versehen, was ein Versehen gewesen. Der Kerl in dem Laden hatte sie wohl falsch verstanden. Sie wollte es jedoch damit belassen. Man wusste nie wozu es gut war, hatte ihr mal jemand gesagt. Sie war so tief in ihren Gedanken das sie nicht bemerkte wie sich Chief Gates zu ihr an den Automaten stellte. „Guten Morgen, Lilly. So früh hatte ich nicht mit ihnen gerechnet. Wollten sie zu mir?“ erkundigte sich Gates und Lilly schüttelte ihren Kopf. „Nein ich wollte nicht zu ihnen, Chief. Ich sollte von Beginn an, an dem Fall arbeiten. Das hat Agent Baker jedenfalls gesagt und somit wollte ich dann auch nicht mehr Heim. Ich war zu aufgeregt.“ erklärte Lilly und Gates nickte knapp. „Das ist auch aufregend. Ich erinnere mich noch wie es bei mir damals war. Sie sind aus gutem Grund so früh bei diesem Fall dabei. Vielleicht denkt Agent Baker sie können etwas dazu beitragen. Bleiben sie also am Ball.“ sagte Gates, zog sich ebenfalls einen Kaffee aus dem Automaten und wandte sich ab.

 

Lilly fand doch einen Moment Ruhe und etwas Entspannung für ihre müden Augen. Am Vormittag wollte Agent Baker in die Pathologie. Sie schloss sich ihm an und zusammen standen sie nun Doktor Robertson gegenüber. Der Gerichtsmediziner hatte die Leiche der jungen Frau bereits untersucht und reichte Baker seinen vorläufigen Bericht weiter. „Zwei Schusswunden. Eine in die Brust. Die andere im Kopf. Die Täter wollten wohl sichergehen dass das Opfer wirklich tot ist.“ sagte Robertson und Baker nickte. „Ich habe das gefundene Projektil in die Ballistik gegeben. Die Kugel steckte noch im Kopf des Opfers. Dies war jedoch nicht die Todesursache. Das war der Schuss in die Brust. Ein glatter Durchschuss. Der Tod trat unmittelbar danach ein. Der Schuss in den Kopf, musste nicht mehr sein.“ meinte der Gerichtsmediziner und Baker runzelte seine Stirn. „Vielleicht haben sie es in einem Film so gesehen. Mir fällt da der Film Scream 2 ein. Um sicher zu gehen dass das Opfer wirklich tot ist.“ mischte sich Lilly ein und Baker sah sie fragend an. „Sie haben eindeutig zu viele Filme gesehen, Miss Panda.“ bemerkte er und lachte laut auf. Lilly rollte ihre Augen und biss sich wütend auf die Unterlippe. „Nicht beleidigt sein, Miss Panda. Ich sage nur was ich denke.“ meinte Baker. Es machte die Sache jedoch nicht besser. Sie wandte sich ab und kehrte den beiden Männern den Rücken.

 

Gegen Nachmittag betrat Baker das Labor. Dabei fand er Pia vor wie sie gerade einen Salat aß. Sie hatte ihren gewohnten Laborkittel an, saß an ihrem Arbeitsplatz und aß genüsslich ihren Salat. „Darf ich dich stören oder soll ich wieder kommen nach dem du fertig bist?“ fragte Baker. Pia steckte sich ein weiteres Salatblatt in den Mund und kaute herzhaft. „Du darfst mich immer stören, John. Nur habe ich noch nicht viel für dich. Ich kann dir sagen das die Kugel zu einer Glock passt. Diese wurde allerdings von dem Besitzer einem Matthew Madson, als gestohlen gemeldet und das schon vor drei Monaten. Wo diese Pistole also überall war, kann ich dir nicht sagen.“ meinte sie und Baker nickte knapp. „Und die Fingerabdrücke?“ wollte er wissen. „Die werden noch untersucht, John. Das kann noch einige Zeit dauern bis ich dir etwas brauchbares liefern kann. Du kannst also noch einmal gehen und dich mit Panda unterhalten. Und sei bitte nett zu ihr.“ entgegnete Pia und Baker winkte ab. „Ich bin immer nett.“ log er, grinste und wandte sich ab.

 

Im Radio lief die Band The Who mit ihrem Song Who are you zu dem Lilly begonnen hatte mit zu singen, auch wenn sie den Text nicht richtig kannte. Für eine Castingshow über das Singen würde es nicht reichen. Jedoch für unter der Dusche alle mal. Sie brauchte auch eine heiße Dusche und hatte sich fünf Stunden Schlaf gegönnt. Nun war sie wieder ein neuer Mensch und konnte zurück in die FBI Zentrale fahren. Sie wollte nicht von der Untersuchung ausgeschlossen werden und fand es jedesmal besonders aufregend. An das Jetlag hatte sie sich längst gewöhnt. Anfangs war es allerdings eine große Umstellung. Auch die Tatsache das sie nun in Vegas lebte und nur noch am Wochenende von ihrer Beobachterin nach Hause gebracht wurde. Sie vermisste ihren Lebensgefährten und ihr gemeinsames Leben. Egal wie aufregend es hier war, sie wollte das ihre Zeit als Beraterin des FBI ein Ende fand. Auch weil sie sich immer noch nicht mit Baker verstand. Er war unfreundlich und redete mit ihr als wäre sie fünf Jahre alt. Kein Wunder das er keine Frau an seiner Seite hatte. „Mal sehen was ich jetzt noch mache.“ murmelte sie und wollte gerade an den PC als es an ihrer Wohnungstür klingelte.

 

Lilly ging zur Tür, sah durch den Türspion und runzelte ihre Stirn. Vor der Tür stand die blinde Zeugin und schien nervös zu sein. Lilly öffnete ihre die Tür. „Miss Synder, was führt sie in diese Gegend?“ wollte Lilly wissen. „Ich war unterwegs. Ich wollte meine Einkäufe erledigen und da hörte ich Schritte hinter mir. Diese Schritte sind mir gefolgt und ich wollte nur irgendwo Schutz finden. Vielleicht hat jemand mitbekommen das ich mit dem FBI gesprochen habe. Darf ich rein kommen?“ fragte sie völlig aufgelöst und Lilly nickte. Sie gab die Tür frei.

 

Die blinde Zeugin war kaum in der Wohnung und hatte sich gesetzt da wurde die Tür aufgetreten und flog aus den Angeln. Lilly erschrak sich und wich einige Schritte zurück. Zwei Männer betraten die Wohnung. Sie hatten Masken auf und hatten Pistolen in ihren Händen. Lilly fiel die Kinnlade hinunter. Sie bekam es mit der Angst zu tun und jedes Mal wenn sie Angst hatte, spürte sie ihre übernatürlichen Fähigkeiten aufkommen. Auch in diesem Moment als ihre Bluse und die Hose zu reißen begannen. „Sie hätten lieber niemanden in Gefahr bringen sollen, Miss Synder. Jetzt werden wir sie beide erschießen müssen.“ sagte einer der Männer und hob seine rechte Hand zum zielen. Lilly konzentrierte sich auf ihre übernatürlichen Fähigkeiten. Dabei platzten ihre Klamotten von ihrem Körper und sie verwandelte sich in einen riesigen Panda. Die beiden Männer erstarrten als sich der Panda vor ihnen aufbaute. Dabei holte der Panda weit aus und verpasste erst dem einen Mann und dann dem anderen Mann einen schwungvollen Kinnhaken. Der Panda steiß ein lautes Gebrüll, welches wohl auch die Nachbarn gehört hatten, aus und baute sich wieder vor den bewusstlosen Männern auf. Erst als der Panda sicher war, dass keine Gefahr mehr bestand, verwandelte sich Lilly zurück. Sie saß nackt auf dem Teppichboden und schaute sich die beiden Männer an. Augenblicklich griff sie zu ihrem Handy und wählte die Nummer von Agent Baker. „Agent Baker, hier ist Lilly. Sie müssen sofort in meine Wohnung kommen. Hier sind zwei Männer die mich und die Zeugin bedroht haben.“ sprach sie und wartete seine Antwort ab.

 

Zwei Tage später wurden die beiden Männer vor Gericht gestellt und würden nun auf ihre Strafe warten. Ob der Bürgermeister etwas damit zu tun hatte, konnte das FBI nicht heraus finden. Lilly war froh das ihr und der Zeugin nichts passiert war. Baker hatte sich noch erkundigt wie sie die beiden Männer überwältigen konnte und Lilly hatte gelogen das sich die Balken biegen. Ob er ihr geglaubt hatte, wusste sie nicht. Sie wusste nur das es nicht anders ging. Sie wollte ihre übernatürlichen Fähigkeiten gemein halten. Lilly saß nun in einer neuen Wohnung, welche ebenfalls dem FBI gehörte, hatte ihre PC gestartet und spielte ein Videospiel zusammen mit ihrer Community. Dabei fluchte sie nicht nur einmal. „Ach das ist doch eine Scheiße.“ stöhnte sie und rollte ihre Augen. Sie wollte die Woche mit streamen ausklingen lassen und sich vom FBI etwas fernhalten. Vielleicht würde ein neuer Fall nicht so enden wie der Letzte. Dachte sie, holte tief Luft und wandte sich wieder ihrem Videospiel zu.

 

Ende

Kapitel 5

 

Email für dich

 

 

Sandra, war vollkommen aus dem Häuschen und vollkommen glücklich. So etwas war ihr lange nicht passiert. Sie hatte einen netten Mann in einem Chat kennen und lieben gelernt. Das hätte sie selbst in tausend Jahren nicht für möglich gehalten. Jedoch war es passiert. Der Mann hieß Paul und arbeitete als Börsenmakler in Manhattan. Er war geschieden, hatte keine Kinder und nur zwei Jahre älter als sie. Sie hatte sich schon nach den ersten Worten in ihn verliebt und konnte den ganzen Tag an nichts anderes denken, wie mit ihm zu schreiben. Leider konnten sie erst Abends schreiben, da sie Lehrerin war und sich zuerst um ihren Job kümmern musste. Sie hatte nicht mehr darauf gehofft jemals wieder einen netten Mann kennen zu lernen. Auch auf seinen Bilder, welche er geschickt hatte, sah er ganz nett aus. Ein Traummann. Sein Sternzeichen war Fische, ebenso wie ihres. Das musste einfach passen und ein Zeichen von Oben sein. Sie hatte es nach langem suchen nun doch endlich geschafft und würde sich noch dieses Wochenende mit ihrem Prinzen treffen und dann sehen wie sich alles entwickeln würde. Dabei wollte sie ihn etwas besonderes kochen. Ins Kino gehen oder ihm den Strip zeigen, wollte sie nicht. Vielleicht endete dieser Abend besonders, wenn sie ihn zu such nach Hause einlud. Vielleicht wurde dann mehr daraus. Und vielleicht würde dies für alle Zeiten halten. Dies waren ihre Gedanken als sich Sandra an ihren PC setzte, diesen startete und einen Moment wartete bis er hoch gefahren war. Sie wollte gleich ihre Emails checken und hoffte eine von Paul wäre dabei. In dieser neumodischen Zeit noch eine Email zu verschicken war etwas ungewöhnlich und dennoch etwas besonderes. Paul musste einfach der richtige Mann für sie sein. Sie hatte ihm von ihren alten Beziehungen und dem ganzen Schmerz erzählt. Er hatte jedes Mal großes Verständnis für sie. Sie war sicher es gab keinen besseren Mann auf der ganzen weiten Welt als ihren Paul. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf, als sie ihren Posteingang öffnete und eine Email von Paul erhalten hatte....

 

Las Vegas, September

 

„Das Opfer heißt Sandra Gibson. Sie war 34 Jahre alt. Von Beruf Lehrerin an einer Highschool hier in Vegas. Ihre Freunde und Kollegen haben sie immer sehr geschätzt und können nicht fassen das sie nun nicht mehr da sein soll.“ berichtete Detective Florianne Montgomery und setzte Agent Baker und die Beraterin Lilly ins Bild. Sie befanden sich mitten auf dem Strip. Hier unter den ganzen Casinos und Hotels hatte das Opfer eine Wohnung bezogen und hatte es somit auch nicht weit bis zur Arbeit. Lilly sah sich um und empfand es als sehr schön. Nur die Leiche der jungen Frau, welche noch immer auf ihrer Computer Tastatur lag, fand sie recht unschön und auch die Tatsache das sie schon gleich wieder mit an einem Tatort kommen musste. Dieses Mal hatte Baker sie abgeholt und mit genommen. Vielleicht sollte sie noch etwas lernen. Sie hatte ihm erzählt sie plane ein Buch. Einen Krimi der in Las Vegas spielen und vom FBI handeln sollte. Sie hatte schon eine Hauptfigur geschrieben und sich dafür Agent Baker als Beispiel genommen. Vielleicht würde dies ihre Beziehung zu einander verbessern. Vielleicht auch nicht. „Noch etwas?“ hakte Baker nach. „Es hat niemand etwas gesehen oder gehört. Eine Nachbarin und Freundin sagte aus, dass das Opfer ohnehin Besuch bekommen sollte. Sie habe sich darauf regelrecht gefreut und nun.“ Montgomery brach ab und senkte ihren Blick. Es war schon schlimm was passiert war. „Also mal wieder niemand der etwas gesehen haben will. Na das kennen wir ja schon. Haben sie vielen Dank, Flori.“ brummte Baker und wandte sich zusammen mit Lilly ab.

 

„Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wieso sie mich heute zum Tatort mitgenommen haben, Agent Baker?“ wollte Lilly nun doch wissen. Beide traten aus der Wohnung auf den Flur hinaus um der Spurensicherung Platz zu machen. Baker stemmte seine Hände in die Hüften. „Sie wollten doch ein Buch schreiben oder, Miss Panda?“ fragte er und Lilly nickte zustimmend. „Nun dann sollten sie möglichst nichts verpassen und immer vor Ort sein oder? Wie sollen sie sonst Eindrücke von unserer Arbeit erhalten. Sie können sich außerdem Notizen machen. Wenn ich ihre Hauptfigur sein soll, wollen sie sicherlich wissen wie ich rede oder arbeite. Das wird unsere Beziehung zu einander jedoch nicht verbessern.“ meinte er trocken und Lilly fiel die Kinnlade hinunter. „Ich verstehe sie einfach nicht, Baker. Sie kennen mich nicht mal. Wie können sie immer so kalt und rücksichtslos sein?“ rief sie empört. „Ich bin nicht kalt. Ich bin nur der Meinung das ihre Dienste lange nicht mehr benötigt werden, Miss Panda. Sie sollten uns helfen diesen Twitch Killer zu schnappen. Nun ja. Seinen Komplizen haben wir bereits und der echte Täter hat aufgehört Menschen umzubringen, was schon mal ein Fortschritt ist, aber dennoch, was haben sie bisher geleistet? Ist nur eine Frage.“ Lilly ballte ihre Hände zu Fäusten. So hatte lange niemand mit ihr geredet. Sie biss sich wütend auf die Unterlippe. „Ich habe die Zeugin beschützt vor einem Monat.“ erwiderte sie und versuchte dabei ruhig zu bleiben. „Okay. Ja das haben sie. Und sie haben es gut gemacht. Nur leider sind sie bloß eine Zivilistin und keine echte Agentin. So jemand könnte ich wirklich gut brauchen oder einen Profiler. Und was habe ich bekommen, eine Twitch Streamerin aus Deutschland. Die haben den zweiten Weltkrieg begonnen und zisch Menschen vergast.“ murmelte Baker. Lilly schüttelte ihren Kopf. „Was hat das denn damit zu tun, Baker? Ich glaube manchmal sie wollen nicht gemocht werden und sind echt ein Arschloch.“ zischte Lilly, funkelte ihn finster an und wandte sich mit schnellen Schritten ab.

 

Pia Harrison hatte die Unterhaltung zwischen Baker und Lilly mitbekommen und dachte sich schon ihren Teil dabei. Baker war anfangs zu ihr nicht anders gewesen. Eiskalt und verhielt sich wirklich wie ein Arschloch. Dabei musste er nur mit neuen Leuten warm werden. Seine eiskalte Art bedeutete lediglich das er die Menschen eigentlich mochte und nur nicht wollte das sie es mitbekamen. Pia hatte dies auch erst lernen müssen. Sie kannte den Agenten nun schon einige Zeit und wurde immer wieder von ihm überrascht. Sie schüttelte ihre Gedanken ab, nahm ihre Foto Kamera, zur Hand und begann damit das Opfer und ihre Wohnung zu photographieren. Der Blitz ihrer Kamera lud sich auf. Es dauerte einen Moment bis sie ein weiteres Bild machen konnte. „Entschuldige. Das solltest du eigentlich nicht mitbekommen, Pia.“ meinte Baker als er neben die Spurenermittlerin trat und dabei seine Krawatte zurecht rückte. „Ich bin von dir nichts anderes gewohnt, John. Du sagst wirklich was du denkst. Nur solltest du dir ein bisschen Taktgefühl zu legen.“ warnte Pia und Baker winkte ab. „Ach was. Ich mag einfach keine Berater des FBI und will sie auch nicht in meinem Team haben. Ich habe ihr nur gesagt was ich wirklich denke. Wenn sie nun beleidigt ist, ist das ihr Problem und nicht meins.“ verteidigte er sich und Pia nickte knapp. „Ihr kennt euch bald fünf Monate, John. Ist es da nicht langsam Zeit etwas auf zu tauen? Eigentlich bist du nicht so schlimm.“ sagte sie und Baker zuckte seine Schultern. „Ich denke das wir diesen Twitch Killer bald fangen werden und dann ihre Dienste nicht mehr benötigt werden. Solange muss ich eben noch durchhalten. Danach wird wieder alles seinen gewohnten Gang nehmen.“ erklärte Baker. „Und nun was hast du gefunden?“ erkundigte er sich und wurde von Pia ins Bild gesetzt.

 

Auch am nächsten Morgen ärgerte sich Lilly noch über Agent Baker. Sie hatte die Nacht über nicht schlafen können und auch keinen Stream gestartet. Sie hatte geflucht und sich tierisch über den Bundesagenten geärgert. Dies war ihr lange nicht passiert. Einmal hatte sie mit einem anderen Streamer eine Zusammenarbeit, welche nicht gut ausgegangen war. Seitdem vertraute sie ohnehin niemandem mehr. Es fiel ihr schwer. Sie hatte sich damals so sehr darüber geärgert und heute auch noch. Wie konnte ein Mensch nur so sein, fragte sie sich und schüttelte ihren Kopf. Sie war auf dem Weg zu Chief Gates. Sie wollte diese fragen wie lange sie noch benötigt wurde. Ihr eigenes Leben wartete auf sie. Und nach dem was Baker ihr an den Kopf geworfen hatte, wollte sie nun nur noch wieder weg. Sie schüttelte ihre Gedanken ab, klopfte an die Tür ihrer Chefin und trat ein. Agent Waters war ebenfalls im Raum und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Hallöchen Panda. Sie auch hier?“ fragte er freundlich. Lilly nickte. „Ja ich wollte zum Chief.“ sagte sie und Waters nickte. „Das wäre dann alles, Agent Waters.“ meinte Gates, Waters nickte und verließ den kleinen Büroraum. „Was kann ich heute für sie tun, Lilly?“ wollte Gates freundlich wissen und faltete ihre Hände. „Ich muss mit ihnen über Agent Baker und meine Zeit hier beim FBI sprechen. Das ist sehr wichtig.“ sagte Lilly. „Sie sind wütend? Kann es sein das Agent Baker sie geärgert hat?“ wollte Gates wissen und Lilly nickte. Sie setzte sich ihr gegenüber und während sie sprach und erzählte, spürte sie wie Tränen ihre Wangen hinunter liefen.

 

Doktor Robertson befand sich wie gewohnt in der Gerichtsmedizin. Er hatte die Leiche der jungen Frau den anderen vorgezogen und wollte lieber Agent Baker bei seinen aktuellen Ermittlungen helfen, als einem anderen Team. Da in dem Gebäude fünf tausend Agenten arbeiteten und drei Pathologen erschwerte die Arbeit und machte sie nicht unbedingt leichter. Es war fast ein Einsatz rund um die Uhr. Dennoch fand Robertson noch Zeit für sich selbst, seine sieben Jahre jüngere Freundin und ihren gemeinsamen Sohn Tyler. Sein ganzer Stolz. In seiner Freizeit spielte der Pathologe gerne Schach mit einigen Freunden im Park. Er genoss die Ruhe und das schöne Wetter, auch wenn es in Nevada einen tick zu heiß war. Dennoch wollte er an keinem anderen Ort der Welt mehr sein. Er hatte sich an die Stadt gewöhnt. „Doktor?“ meldete sich plötzlich eine Stimme und riss ihn aus seinen Gedanken. Robertson drehte sich um und stand Agent Baker gegenüber. „Ich war in Gedanken.“ erklärte sich der Pathologe. Baker winkte ab. „Sind wir das nicht alle manchmal.“ meinte Baker und sah sich die tote Frau einmal genauer an. „Sie sehen immer so friedlich aus.“ flüsterte Baker und Robertson nickte zustimmend. „Das sehen sie. Aber wie sie gestorben ist war nicht sehr schön.“ begann der Pathologe seinen Bericht. Baker blickte auf und sah ihm tief in die Augen. „Wie ist sie gestorben?“ hakte Baker nach. „Nun sie wurde erstickt. Wahrscheinlich mit einer Tüte.“ mutmaßte der Gerichtsmediziner. „Am Tatort fand sich keine Tüte.“ warf Baker ein. „Vielleicht hat der Täter die Tüte wieder mitgenommen um nicht erwischt zu werden.“ folgerte Robertson. „Und die Stiche?“ fragte Baker. „Die sind post mortem entstanden. Wahrscheinlich aus Wut.“ vermutete Robertson und deutete auf die Stichwunden am Oberkörper des jungen Opfers. „Die ersten drei Stichen waren sehr kraftvoll, sogar brutal, die anderen dann eher weniger. So als habe der Täter seiner Wut freien Lauf gelassen und habe danach aufgehört.“ meinte Robertson und Baker presste seine Lippen aufeinander. Sie suchten einen sehr brutalen Mann. „Jetzt könnte ich wirklich einen Profiler brauchen.“ murmelte er und machte sich auf den Weg nach oben.

 

„Ich habe den Computer des Opfers überprüft. Das Opfer hatte einen ständigen Email Verkehr mit einem Mann namens Paul. Er stammt angeblich aus Manhattan und lebt alleine. Er wollte sie dieses Wochenende besuchen kommen. Zumindest laut der letzten Email.“ verkündete Josephine Slater und Baker runzelte seine Stirn. Nach einem langen und hitzigen Gespräch mit seiner Chefin am nächsten Morgen, in dem sie ihm sagte er solle bitte Lilly mehr einbeziehen und nicht ständig runter machen, hatte er nicht die beste Laune. Jedoch wollte er in dem Fall weiter kommen und hatte sich an die Computer Expertin gewannt. Die 24 Jährige mit den blonden Haaren und den grünen Augen, saß hinter ihrem Schreibtisch am Computer und gab ihren Bericht ab. „Irgendetwas perverses?“ hakte Baker nach und Josephine schüttelte ihren Kopf. „Normale Emails eben zum kennen lernen.“ sagte sie und Baker nickte knapp. „Also ist dieser Paul unser Verdächtiger Nummer eins.“ zählte Baker die Fakten zusammen. „Da ist noch mehr. Ich habe einen versteckten Algoritmus in den Emails entdeckt. Er wurde dazu genutzt um die genaue Adresse des Opfers zu ermitteln. Wohin sie ging, wann sie nach Hause kam und mit wem sich das Opfer traf. All das konnte der Täter einsehen. Richtig clever. Der Täter muss Informatik oder so studiert haben.“ erklärte Josephine und Baker runzelte seine Stirn. So etwas hatte er bisher nicht erlebt. „Kann es sein das vielleicht schon der Chat, in welchem sich beide kennen lernten, diesen Algo...was auch immer hatte?“ fragte er interessiert. Josephine schüttelte ihren Kopf. „Nein der Chat ist sauber, den habe ich schon überprüft. Es ist ein Chat für Singles ab 30 Jahren. Alles ganz normal. Nur diese Emails enthalten diesen versteckten Code.“ erwiderte sie und Baker biss sich auf die Unterlippe. „Hab danke, Josi.“ sagte er und wandte sich ab.

 

Lilly traute ihren Ohren nicht. Hatte Agent Baker sie wirklich gerade um Hilfe bei einem Mordfall gebeten? Sie hoffte sich verhört zu haben. „Es sieht wohl so aus dass der Täter sich diesen Chatroom zu nutze gemacht hat oder noch immer nutzt um seine zukünftigen Opfer kennen zu lernen. Dabei schickt er in seinen Emails einen versteckten Code an den Rechner der jeweiligen Opfer und sorgt dafür das ihre IP übermittelt wird. Dann weiß er wo und wann sich die Opfer aufhalten. Er besucht sie und dann...“ Baker unterbrach sich als Lilly ihre rechte Hand hob. „Und wie soll ich da jetzt weiter helfen, Baker?“ fragte sie neugierig. Baker grinste. „Sie, Miss Panda, gehören nicht direkt dem FBI an. Sie werden ihm eine Fall stellen und ganz bewusst diesen Chatroom benutzen um jemanden kennen zu lernen. Josephine schreibt ihnen einen Hintergrund und dann kann es schon los gehen. Falls sie es sich zutrauen.“ wies Baker sie an und Lilly nickte zögernd. „Denken sie etwa eine FBI Beraterin bekommt das hin?“ herrschte sie und Baker nickte erneut. „Ich denke schon. Zumal sie ja schon ein bisschen bekannter sind, Miss Panda. Ich habe neulich einen ihrer Streams gesehen. Auch wenn ich ihre Sprache nicht kann, habe ich mich doch sehr gut unterhalten. Dafür haben sie meinen Respekt.“ meinte er ehrlich und sprach weiter während Lilly jedes Mal nickte und versuchte sich alles gesagte zu merken.

 

Lilly saß nicht in ihrer Wohnung, sondern in einer anderen. Diese gehörte Agent Waters und dieser befand sich unten im Wohnzimmer mit Agent Baker. Lilly hatte den Verdächtigen Mann in dem Chatroom gefunden und schrieb seit einigen Tagen mit ihm Emails hin und her. Dabei fühlte sich Lilly ein bisschen schlecht. Sie hoffte ihr Lebensgefährte würde nichts davon mitbekommen. Sie war eigentlich sehr treu und dennoch musste sie nun diese Rolle spielen. Paul war ihr sehr sympathisch. Er konnte stundenlang in seinen Emails über Gott und die Welt erzählen und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Die Computer Expertin hatte Lilly einen sehr guten Hintergrund geschrieben. Ledig, ein Kind, Hausfrau und auf der Suche nach dem perfekten Mann. Dieser Paul schien alles zu haben, was sich eine suchende Frau wünschen konnte. Lilly schluckte bei dem Gedanken bald ebenfalls in der Pathologie liegen zu können, wäre dies echt gewesen. Paul hatte geschrieben das er sich am Wochenende mit ihr treffen wollte. Er würde aus Manhattan nach Las Vegas fliegen nur wegen ihr und ihrem Kind. Er wollte beide kennen lernen. Lilly hatte ihm noch nicht zurück geschrieben. Hatte es jedoch noch vor. „Nur was schreibe ich dir, du dreckiges Schwein.“ murmelte sie vor sich hin und biss sich auf die Unterlippe. Sie stand auf, nahm das Diensthandy mit und verließ das Schlafzimmer. Dort hatte der Laptop gestanden an, welchem sie geschrieben hatte. Sie ging durch den Flur und dann die Stufen bis in den ersten Stock hinunter. Sie bemerkte die beiden Agenten kaum als sie an ihnen vorbei und in die Küche ging. Mit einem Mal klingelte es an der Wohnungstür. Es war schon spät. Wer konnte das sein. Lilly ging zur Tür, warf einen Blick durch den Türspion und erkannte ihren Email Partner. Er sah wirklich aus wie auf seinem Foto. Paul stand vor der Tür und hielt einen Strauß Blumen in seinen beiden Händen. Lilly nickte Agent Baker zu und die Agenten griffen zu ihren Pistolen. Lilly holte einmal tief Luft, dann öffnete sie die Tür. Noch ehe Paul etwas sagen konnte, traten die Agenten Baker und Waters aus dem Schatten heraus und zielten mit ihren Pistolen auf den Mann. „So schnell sind sie nicht.“ knurrte Baker und trat auf den Mann zu. Dabei legte er ihm Handschellen an. „Das war gute Arbeit von ihnen, Miss Panda.“ lobte Baker und wandte sich zusammen mit seinem Kollegen und dem Verdächtigen ab.

 

Lilly ging zurück in die Wohnung, setzte sich auf das Sofa und atmete tief durch. Ihr Handy klingelte. Sie nahm ab und hörte eine tiefe männliche Stimme. „Lilly Steinmeier?“ fragte die Stimme. „Ja das bin ich. Und wer sind sie?“ wollte sie wissen. Die Stimme sagte erst nichts. „In spätestens drei Monaten sind sie tot!“ donnerte die tiefe Stimme des Mannes und schon legte Lilly auf. Ihr fiel die Kinnlade hinunter. Sie begann am ganzen Körper zu zittern. Eine solche Angst hatte sie niemals zuvor gehabt. „Was...?! murmelte sie ausdruckslos, schloss die Wohnungstür und rannte die Stufen hinauf ins Badezimmer.

 

Ende

Kapitel 6

 

Schizophrenie

 

 

Eddie, fühlte sich verfolgt. Er konnte es sich nicht erklären, aber er wusste dass es so sein musste. Auch sein Handy wurde abgehört. Vielleicht war es die Regierung und wollte wissen was er dachte oder so den ganzen Tag über tat. Dabei wollte er nur in Ruhe leben und gelassen werden. Er wollte sein Leben genießen und nicht ständig in Sorgen sein müssen das er verfolgt wurde. Es hatte alles ganz ruhig begonnen. Im Internet hatte er auf einer Webseite einen Posting gemacht und geschrieben das die Regierung alle via Massenmedien manipulierte und alle Menschen durch das Fernsehen verrückt gemacht werden sollten. Natürlich hatten sich die Leute ausgelassen und ihn zur Schnecke gemacht. Dies konnte er nicht begreifen. Er wollte seine Mitmenschen nur informieren und sie warnen, vor Veränderungen damit sie auch ihr Geld von den Banken holen konnten. Der Börsencrash sollte kommen und er und seine Mitmenschen mussten auf das Schlimmste vorbereitet sein. Sollte es passieren hatte er vorgesorgt. Er würde die Stadt verlassen und sich in die Wälder zurück ziehen und dort die Situation aussitzen. Eddie, wusste bald nicht mehr weiter. Er hatte schon kein Gras mehr um seine Nerven zu beruhigen. Zum Glück hatte er sich das Valium seiner Mutter geklaut und konnte sich damit ein bisschen beruhigen und betäuben. Die Regierung durfte nicht gewinnen. Es durfte nicht zu einer neuen Weltordnung kommen. Wenn niemand ihm glauben würde, was sollte er dann tun. Wie konnte er noch die Menschen aufwecken und sie warnen? Vielleicht mit einem Video bei Youtube. Vielleicht mit einem Stream bei Twitch. Er wusste es noch nicht. Er wusste nur das er etwas unternehmen musste. Seine Freundin hatte ihn schon verlassen, weil sie glaubte er würde spinnen und sei ein Verschwörungstheoretiker. Dabei wollte er nur diese Welt und all seine Bewohner beschützen. Eddie, verstand die Welt nicht mehr. So vieles hatte er verloren und nichts gewonnen. Er legte sich auf sein Bett im Schlafzimmer und schaute an die Decke. Seine Gedanken rassten in seinem Kopf. Er musste sich beruhigen. Irgendwie...

 

Las Vegas, Oktober

 

„Das neuste Opfer heißt Edward Jane. Er wurde auch der schnelle Eddie genannt. 25 Jahre alt. Beruf, da konnte ich nichts in Erfahrung bringen.“ begann Detective Montgomery ihren Bericht und setzte somit Agent Baker ins Bild. Beide befanden sich vor dem Fundort der Leiche, einem kleinen Apartmentkomplex etwas außerhalb der Stadt. Hier wurde die Leiche des jungen Mannes von dem Vermieter, welcher die Miete holen wollte, gefunden. Dieser war geschockt und hatte augenblicklich die Polizei und den Notruf verständigt. Jedoch kamen die Rettungskräfte zu spät. Baker sah sich um und schaute sich eine junge Frau an, welche Tränen in den Augen hatte. „Wer ist das?“ fragte er neugierig. Montgomery folgte seinem Blick. „Die Nachbarin des Opfers. Ich habe schon mit ihr gesprochen. Sie sagte aus das Opfer habe ich immer etwas merkwürdig und sonderbar verhalten. Er gab an verfolgt zu werden. Und dass die Regierung etwas damit zu tun hatte. Sie meinte auch der schnelle Eddie hieße so weil er immer zum Anfang des Monats sein Geld schnell verlor und es meist in Drogen und Alkohol investierte. Sie sagte auch das er und seine Freundin sich vor einer Weile getrennt hatte und er sei, so meinte sie, noch verrückter geworden als ohnehin schon.“ schloss sie ihren Bericht und Baker nickte knapp. Er stemmte seine Hände in die Hüften. „Na ob hierfür das FBI zuständig ist. Weiß ich ja auch nicht.“ murmelte er vor sich hin und warf einen Blick über seine Schultern. Ein schwarzer Jeep stoppte und die Spurensicherung traf am Fundort der Leiche ein. „Ich bin dann mal weg. Frohes schaffen.“ rief Montgomery, lächelte und wandte sich mit schnellen Schritten ab.

 

Pia Harrison stoppte ihren Dienstwagen, stieg aus, nahm ihren silbernen Arbeitskoffer und marschierte auf den Fundort der Leiche zu. Dabei ließ sie das gelbe Absperrband hinter sich. Sie betrat die kleine Einzimmer Wohnung des Opfers, stellte ihren Koffer ab und holte ihre Kamera hervor. Das Opfer lag auf dem Bett. Seine Handgelenke verrieten was wohl die Todesursache war. Selbstmord schoss ihr durch den Kopf. Eigentlich war damit der Fall schon erledigt und dennoch musste sie ihrer Arbeit nachgehen und die Beweise sichern. Dies tat sie am liebsten. Pia hatte eine IQ von 150. Deshalb konnte sie schon mit sechzehn Jahren das College besuchen und schloss als eine der Besten ab. Sie studierte Chemie und Biologie und wollte unbedingt zur Spurensicherung. Sie war ein Fan der CSI Serien gewesen und wollte nichts anderes mehr machen. Ein leises Räuspern von Baker riss sie aus ihren Gedanken. „Hast du schon etwas?“ fragte er anschließend. „Ich habe doch gerade erst angefangen, John. Das dauert schon seine Zeit. Es ist wie beim Sex. Da muss man Geduld und Feingefühl haben, bis eine Frau zum Höhepunkt kommt. Nur Geduld, junger Padawan.“ scherzte sie und zwinkerte ihm zu. Baker nickte knapp und stemmte seine Hände auf die Hüften. Vielleicht war er wirklich ein wenig zu ungeduldig. Er wollte schnell diesen Fall lösen und sich dann wieder der Suche nach dem Stream Killer widmen. Damit war allen geholfen. Wieder ein Serienmörder hinter Gittern und er würde die FBI Beraterin los werden können. „Mord oder Selbstmord?“ wollte Baker wissen. Pia zuckte ihre Schultern. „Sieht nach Selbstmord aus. Ich muss mir aber erst mal alles genauer ansehen und dann kann ich es dir mit Sicherheit genau sagen, John. Aber wie gesagt das dauert seine Zeit. Du kannst in der Zwischenzeit ruhig etwas anderes machen.“ meinte Pia und Baker nickte wieder. „Gut dann rede ich mal mit der Nachbarin.“ sagte er und wandte sich ab.

 

„Ich habe ihr Handy mit einem speziellen, von mir geschriebenen, Code versehen. Es wird uns alle Anrufe melden und hier in die Zentrale weiterleiten, damit wir, das FBI, mit hören können. Sie sollten demnach auf Telefonsex verzichten, es sei denn sie wollen das wir es mitbekommen.“ erklärte Josephine Slater und Lilly nickte zustimmend. Seit dem der Stream Killer sie angerufen hatte, hatte sie zu große Angst um noch alleine irgendwohin zu gehen. Sie fühlte sich beobachtet und verfolgt. Die Tatsache das nun ihr Handy überwacht wurde, stimmte sie ein wenig fröhlicher. „Ich werde daran denken wenn ich das nächste Mal mit meinem Freund spreche. Haben sie vielen Dank, Josi.“ meinte Lilly und spürte wie sich eine Hand auf ihre Schultern legte. „Machen sie sich keine Gedanken, Lilly. Sie sind hier im Gebäude wirklich in Sicherheit. Es sind ja nicht nur wir aus dem Team für sie da. Da gibt es noch fünftausend andere Mitarbeiter die ein Auge auf sie werfen werden und die ganze Polizeitruppe erst recht.“ meinte Agent Waters. Lilly nickte wieder. Ihr Herz schlug dennoch wie wild. Auch Chief Gates war anwesend und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Wir kriegen diesen Mistkerl eines Tages, Miss Steinmeier. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis er einen Fehler macht oder sich zu sicher fühlt und dann schlagen wir zu. Bis es soweit ist, wird immer eine Polizei Streife vor ihrer Wohnung stehen und sie begleiten wohin sie auch gehen. Zum einkaufen schicken sie einfach einen Polizisten.“ wies Gates sie an und Lilly nickte erneut. Sie wusste schon bald nicht mehr was sie sagen sollte. Sie war von so vielen netten Menschen umgeben. „Haben sie alle vielen Dank. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“ erwiderte Lilly und schien sich ein wenig zu entspannen.

 

„Und, Doktor, wie sieht es aus?“ erkundigte sich Baker am nächsten Morgen. Er hatte die Nacht kaum Schlaf finden können. Obwohl er es nicht wollte, machte er sich dennoch seinen Gedanken um die FBI Beraterin. Sie arbeiteten nun schon sechs Monate zusammen und ein bisschen konnte er sie schon leiden. Nur würde Baker ihr dies niemals sagen. Auch wurde es Zeit diesen Serienmörder endlich zu finden und dingfest zu machen. Dies würde vielleicht einen Karriereschub bei ihm verursachen und er konnte einmal sein eigenes Team leiten. Manchmal ärgerte er sich darüber das Gates die leitende Stelle erhalten hatte und nicht er. Er war schon etwas neidisch. Dabei hatten sie sich doch versprochen immer zusammen zu halten. Da konnte man sehen was ein Versprechen heutzutage noch wert war. Nichts. Baker verdrängte seine Gedanken und kehrte in die Realität zurück. Robertson reichte ihm einen Bericht mit seinen Ergebnissen weiter. Baker schlug den Bericht auf und las nur ein bestimmtes Wort. „Schizophrenie?“ wiederholte er das Wort und sprach es laut aus. Robertson nickte knapp. „Das Opfer litt unter paranoider Schizophrenie und sollte eigentlich das Medikament Risperidon nehmen. Er hatte es, laut seiner Ärztin, jedoch auf eigenen Wunsch abgesetzt und sie konnte ihn schließlich nicht zwingen es zu nehmen.“ berichtete der Gerichtsmediziner und Baker runzelte seine Stirn. „Ist das die Todesursache?“ fragte er und Robertson schüttelte seinen Kopf. „Nein. Ich konnte im Magen des Opfers eine erhebliche Menge an Valium feststellen. Somit war das Opfer beruhigt und konnte sich nicht bewegen. Er konnte also nicht den tödlichen Schnitt an seinem linken Handgelenk durchführen.“ Robertson unterbrach sich und deutete auf die tiefe Schnittwunde. „Das Opfer ist verblutet.“ „Wenn das Opfer demnach nicht in der Lage gewesen ist, den Schnitt selbst auszuführen, muss ja noch jemand mit im Raum gewesen sein.“ fügte Baker hinzu und Robertson nickte zustimmend. „Das war auch schon mein Gedanke, Agent Baker.“ murmelte der Gerichtsmediziner und Baker legte seine Stirn in Falten. Der Fall nahm eine neue Wendung.

 

Agent Baker verließ die Pathologie und machte sich auf den Weg zum Labor. Dort eingetroffen traf er auf Lilly und Pia, welche sich zunächst unterhielten. Baker hatte jedoch nicht unbedingt die Zeit zu warten. „Was führt sie denn hier runter, Miss Panda? Sollten sie nicht oben bei den anderen Agenten sein?“ wollte Baker wissen und Lilly winkte ab. „Wir..wir waren etwas essen und dann bin ich Pia eben ins Labor gefolgt. Wieso haben sie mich vermisst?“ fragte sie neugierig und sah ihm tief in die Augen. Baker räusperte sich. „Nicht direkt. Ich wollte nur fragen ob sie nicht an dem Fall mitarbeiten wollen, wenn sie schon einmal da sind.“ fragte er und sie nickte zustimmend. Etwas Ablenkung konnte nicht schaden. „Hast du was für mich?“ fragte Baker und sah Pia fragend an. Diese nickte zustimmend. „Ich habe in dem Wandschrank des Opfers etwas interessantes gefunden. Dort befand sich ein T-Shirt des Opfers mit einem unbekannten Fleck. Ich habe ihn untersucht.“ sie unterbrach sich. „Und was ist es?“ hakte Baker ungeduldig nach. „Tränen!“ antwortete Pia schlicht. „Tränen? Was für eine Art Tränen?“ wollte er wissen. „Trauer Tränen. Anscheinend war jemand im Schrank und war sehr traurig. Vielleicht solltest du doch mal die Eltern befragen. Auf dem Valium stand der Name Emma Jane. Das ist sicherlich kein Zufall.“ meinte Pia und Baker zog eine Braue nach oben. „Das klingt wirklich interessant. Hab vielen Dank, Pia.“ sagte er und wandte sich an Lilly. „Können wir dann gehen? Wir sollten der Familie des Opfers einen Besuch abstatten.“ schlug Baker vor und schon machten sich die Beiden auf den Weg.

 

Etwa eine Stunde später befanden sich Agent Baker und Lilly im Haus der Familie Jane. Ein Streifenpolizist war ebenfalls anwesend. Die beiden Eltern Emma und Jack wirkten leicht nervös. Anscheinend hatten sie nicht mit Besuch des FBI gerechnet. Baker stand neben Lilly, welche sich in den gemütlichen Wohnzimmer umsah. Dabei entdeckte sie viele Bilder welche eine glückliche Familie zeigten. „Wir haben das hier gefunden.“ begann Baker und zeigte auf einen Beutel in welchem sich die leere Valium Packung befand. „Das wurde von ihrem Sohn konsumiert. Wir nehmen an, dass er sich nicht mehr bewegen konnte und jemand von ihnen beiden kam und seinem Leben ein Ende gesetzt hatte. Freiwillige vor.“ forderte Baker das Ehepaar auf. Die Beiden sahen sich fragend an. Der Ehemann trat einen Schritt vor. „Unser Sohn hat uns wahnsinnig gemacht mit seinen Theorien und dem was er gesagt hat. Ich wollte lediglich das er damit aufhört. Es sollte wie ein Selbstmordversuch aussehen. Aber ich habe zu tief geschnitten und er ist langsam verblutet.“ gestand der Vater und erhielt von seiner Ehefrau eine Ohrfeige. Sie schüttelte ihren Kopf und begann zu weinen. Lilly legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir benötigen dennoch eine DNS Probe von ihnen.“ meinte Lilly und beide Eltern nickten zustimmend.

 

Lilly kehrte am Abend zurück in ihre Wohnung, verschloss diese und ging unter die Dusche. Sie zog sich einen Bademantel an, trocknete ihre Haare und überlegte ob sie noch einen Stream starten sollte. Jedoch würde sie dies verlegen. Ihr war nicht danach irgendwie. Sie ging zum Kühlschrank, holte sich ein Glas aus dem Wandschrank und schenkte sich ein bisschen Orangensaft ein. Sie nippte an dem Glas und spürte plötzlich wie ihr komisch wurde. Alles hatte begonnen sich zu drehen. Die ganze Umgebung schien sich zu drehen und so musste sie sich hinsetzen. Sie setzte sich auf den Stuhl und schoss fielen ihr die Augen zu.

 

Ende

 

Kapitel 7 - Ende

 

Der Stream Killer

 

 

Lilly öffnete langsam ihre Augen. Sie blickte zur Decke. Anschließend schaute sie nach rechts und links. Sie befand sich in einem kleinen Raum. Es wirkte wie ein Keller. Ein kleines Fenster erhellte den Raum. Sie wollte aufstehen, konnte sich jedoch nicht bewegen. Sie wurde festgeschnallt und lag offenbar auf einem Tisch. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie wollte hier weg. Sie wollte sich verwandeln. Dies konnte sie ebenfalls nicht. Sie lag ganz ruhig da und konnte nur zu sehen. Die Stufen meldeten sich und kündigten eine Person an, welche in den Keller kam. Die Person war groß, trug eine Gesichtsmaske und hatte eine Pistole in seiner rechten Hand. „Wie ich sehe sind sie wach, Miss Panda. Ich hoffe sie hatten eine angenehme Nacht.“ murmelte eine tiefe männliche Stimme. „Wer sind sie und wo zum Teufel bin ich hier?“ herrschte sie und der Mann grunzte. „Ich bin der, den die Medien den Stream Killer nennen. Nicht sehr passend da ich lediglich versuche die Welt und das Internet von euch Clowns zu befreien. Wegen euch habe ich meinen Job als Programmierer verloren und das werde ich euch heimzahlen.“ donnerte seine Stimme. Er griff zu einem Rassiermesser. „Ich bin doch nur ein kleiner Fisch. Ich streame höchstens mit zwanzig bis dreißig Zuschauern. Die meisten davon sind im Lurk und im Chat ist meist wenig los. Ich habe nicht einmal diese Reichweite um eine Gefahr dazustellen.“ verteidigte sich Lilly und schüttelte ihren Kopf. Die Person kam etwas näher an ihr Gesicht heran. „Sie wollen aber auch ein Partner bei Twitch werden, Miss Panda. Jeder von euch will das. Wegen Geld und Rum mit dem spielen von Videospielen, die Menschen wie ich programmiert haben. Ich verlor nur wegen einem Typen wie ihnen meine Arbeit und meine gesamte Existenz. Dafür werde ich mich rächen und niemand, nicht einmal das FBI, wird mich aufhalten.“ fauchte die Person und Lilly riss ihre Augen weit auf. Sie wusste das er es ernst meinte und das sie vielleicht nicht entkommen konnte. „Und natürlich habe ich Kenntnis von ihren übernatürlichen Fähigkeiten, Miss Panda. Diese können sie vergessen. Sie wurden betäubt und ich kann machen was immer ich will.“ höhnte die Person und wandte sich ab.

 

Las Vegas, Oktober

 

Detective Montgomery war ebenso geschockt wie Agent Baker. Sie waren beide augenblicklich zur Wohnung von Lilly gefahren, hatten dort, vor der Tür, die beiden Streifenpolizisten tot in ihrem Wagen gefunden und waren mit gezogenen Pistolen ins Haus gegangen. Dort fanden sie Verwüstung vor und aber keine Lilly. Es sah fast nach einem Kampf aus. Anscheinend hatte sich Lilly gewehrt, oder es sollte nur danach aussehen. Da waren sich beide unsicher. Montgomery hatte sofort Verstärkung angefordert. Sie sprach mit den Nachbarn und wollte Baker nun ins Bild setzen. „Keine Augenzeugen gefunden, Agent Baker. Es wirkt fast so als wäre Miss Panda von einem Geist entführt worden.“ meinte sie und Baker senkte seinen Kopf. „Ist ihren Kollegen vor ihrem tot nichts aufgefallen?“ hakte er nach und sie schüttelte ihren Kopf. „Sie haben der Zentrale nur gemeldet das Miss Panda nach Hause gekommen ist. Mehr mussten sie auch nicht tun. Nun sind beide tot und dieser Stream Killer hat sie irgendwo in seiner Gewalt.“ murrte Montgomery. Baker nickte knapp. Er machte sich nun doch etwas Sorgen um seine Kollegin und wollte sie um jeden Preis finden.

 

Die Spurensicherung traf etwa eine halbe Stunde später ein. Pia und ihre Kollegen machten sich an die Arbeit. Sie machten Fotos von der gesamten Wohnung und sicherten Spuren. Sie konnte es nicht fassen. Miss Panda war entführt worden und schwebte nun irgendwo in Gefahr. Das Team musste sie schnell finden, wenn sie keine weiteres Opfer werden sollte. „Ich habe noch nichts, falls du das eben fragen wolltest, John. Ich muss mir alles gründlich ansehen und kann dann erst im Labor alles untersuchen.“ sagte sie leicht genervt als Baker neben ihr erschien. Er hob seine beiden Arme in die Luft. „Ich wollte nicht...“ er unterbrach sich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir werden sie finden.“ meinte er und schon entspannte sich Pia ein wenig. „Es ist nur. Wir sind Freundinnen geworden und ich will nicht das ihr etwas passiert. Du musst mir versprechen sie zu finden, John.“ bat sie und Baker nickte zustimmend. „Ich werde mein möglichstes tun.“ versprach er und wandte sich ab.

 

„Das können sie mal direkt vergessen.“ rief Lilly, schüttelte ihren Kopf und fing sich eine Ohrfeige ein. Sie hielt sich ihre schmerzende Wange und starrte die Person ausdruckslos an. Die Person, der Stream Killer, hatte ihr beauftragt in seinem Keller, seinem Versteck, einen Stream zu starten. Sie sollte mit ihrer Community ein Videospiel spielen, während er sich von hinten an sie heran schlich und ihr die Kehle durchschnitt. So war er immer vorgegangen. Selbst als er diesen Kartois ermordet hatte. Dazu musste der Killer das Land verlassen, nach Deutschland fliegen, in einen kleinen Ort fahren und diesen während einem Stream ermorden. Da auch seine Freundin anwesend war, musste leider auch sie dran glauben. Lilly senkte ihren Kopf. Sie hatte Kartois flüchtig gekannt und auch seine Streams verfolgt. Wieder musste ein Mensch sterben bloß weil er oder sie ein Videospiel spielten. Es musste endlich aufhören. Lilly fragte sich wieso sie ihre Beobachterin noch nicht gefunden hatte. Sie hatte diese in Gedanken gerufen und normalerweise erschien Bekkie dann immer. Vielleicht ging dies auch nicht mehr. Lilly machte sich langsam Sorgen um ihr Leben. Sollte sie dies überleben und wieder zu Hause sein, wollte sie doch mal über Kinder nachdenken. „Sie werden mir folge leisten oder ich werde sie leiden lassen, Miss Panda.“ donnerte die Stimme des Killers. Er holte aus und verpasste ihr einen Schnitt in ihrer rechten Wange. Sie spürte einen stechenden Schmerz aufkommen. Dennoch schüttelte sie ihren Kopf. „Ich werde auf keinen Fall tun was sie von mir wollen. Da könnte ja jeder kommen.“ protestierte sie und der Killer schien sich auf die Unterlippe zu beißen. Er holte aus und verpasste ihr einen schwungvollen Kinnhaken, dass sie von ihrem Stuhl und vor seine Füße fiel. Der Killer packte sie an ihren Haaren und zerrte sie auf die Füße. Lilly rannen Tränen über ihre Wangen. Sie wusste nicht mehr was sie noch tun sollte. Sie konnte nicht fliehen, sich nicht verwandeln. Sie musste hoffen das jemand vom FBI sie fand. Der Killer holte erneut aus und trat ihr mit voller Wucht in den Magen. Lilly stöhnte vor Schmerzen auf. „Sie werden tun was immer ich will, Miss Panda. Oder das geht den ganzen Tag so weiter. Bis sie nichts mehr außer Schmerzen empfinden werden.“ brüllte der Mann und zerrte sie erneut an ihren Haaren auf die Beine. „Ich werde tun was immer sie wollen.“ stöhnte sie leise.

 

„Du kennst doch diese eine FBI Agentin aus Miami oder? Könnte sie uns nicht bei der Suche nach Miss Steinmeier helfen?“ wollte Chief Gates wissen und sah Baker fragend an. Baker erinnerte sich. Er hatte im letzten Jahr eine brilliante Agentin in Miami bei einem Einsatz kennen gelernt, welche sich danach jedoch zurück gezogen hatte. Diese konnte er somit nicht mehr fragen ob sie bei der Untersuchung helfen konnte. „Das geht nicht. So weit ich weiß, ist sie im Ruhestand und kümmert sich um ihre Kinder. Außerdem könnte uns dieses Mal nur jemand mit magischen Fähigkeiten helfen.“ murmelte er und schon flimmerte im Raum die Luft. Die Beobachterin des Lichtordens erschien. Baker fiel die Kinnlade hinunter. Er war eben lediglich ironisch gewesen. Nun hatte er alles gesehen. „Hallöchen Zusammen.“ begrüßte Bekkie, die Beobachterin die Anwesenden und lächelte. „Ich weiß wo sich Lilly befindet. Ich kann einen von ihnen hinbringen und die Anderen kommen einfach nach.“ sagte sie und Baker trat einen Schritt vor. „In Ordnung. Bringen sie mich hin.“ sagte er entschlossen.

 

Lilly setzte sich an den Computer, startete diesen und wartete bis er hochgefahren war. Ehe sie alles für ihren Stream vorbereitete. Dabei musste sie auch bei Instagram ankündigen das sie gleich streamen wollte. Ihre Zuschauer sollten wissen das es gleich los ging. Sie zitterte am ganzen Körper und machte sich Sorgen um ihr eigenes Leben. Ob sie noch einmal gerettet werden konnte, wusste sie nicht. „Was dauert da so lange?“ wollte der Killer wissen und verpasste ihr eine weitere Ohrfeige. „Es dauert nun mal so lange wie es dauert. Ich kann schließlich nicht hexen.“ zischte Lilly zurück. Ihr war mittlerweile egal ob er sie weiter schlug oder nicht. „Ich will das sie in fünf Minuten live sind oder es sieht schlecht für sie aus, Miss Panda.“ donnerte seine Stimme. Lilly nickte knapp. Sie wollte eigentlich nicht unter diesen Umständen live gehen, hatte jedoch keine Wahl.

 

Im nächsten Moment flimmerte die Luft. Zwei Personen, die Lilly gut kannte, erschienen auf der Bildfläche. „FBI. Sofort stehen bleiben.“ rief Baker und zielte mit seiner Pistole auf den Stream Killer. Der Stream Killer holte aus, warf das Rassiermesser und dieses traf Baker in seiner linken Schulter. Er brach zusammen. Die Beobachterin rannte während dessen zu Lilly und löste deren Fesseln. Die beiden Frauen drehten sich um und sahen zu wie Baker einen schwungvollen Kinnhaken einsteckte und erneut zu Boden ging. Er hatte keine Chance gegen den Killer. Lilly konzentrierte sich. Sie wollte sich nun doch verwandeln. Erst passierte nichts. Dann zerrissen ihre Klamotten und sie verwandelte sich in einen Panda Bären. Der Panda stieß ein lautes Gebrüll aus und stürzte sich auf den Stream Killer. Dabei versuchte sich dieser zu wehren, hatte jedoch keine Chance. Der Panda holte weit aus und verpasste dem Killer einen schwungvollen Kinnhaken. Dies reichte aus damit er außer Gefecht war. Baker rappelte sich auf. Ihm fiel die Kinnlade hinunter. Der geheimnisvolle Panda hatte ihn schon zum zweiten Mal gerettet und als sich der Panda in die völlig nackte Lilly zurück verwandelte, begann er zu grinsen und schüttelte seinen Kopf. „Das müssen sie mir eines Tages erklären, Lilly.“ sagte Baker und sie nickte zustimmend. „Eines Tages.“ stimmte sie zu.

 

„Ihre Aufgabe bei uns ist abgeschlossen, Miss Steinmeier. Wir haben den wahren Serienmörder dank ihrer Hilfe dingfest machen können und schulden ihnen demnach etwas. Falls sie doch noch etwas bleiben wollen, sollte sich das einrichten lassen.“ meinte Chief Gates und Lilly schüttelte ihren Kopf. Drei Tage waren seit ihrer Entführung vergangen. Sie hatte schon gepackt und wollte mit dem Flugzeug nach Hause fliegen. Zuvor wollte sie mit Agent Waters und Pia noch den Strip und einige Casinos besuchen. „Ich danke ihnen, Chief. Jedoch ist meine Zeit hier gekommen. Ich muss wieder nach Hause in mein altes Leben und zu meinem Freund.“ sagte sie entschlossen und stand auf. „Falls sie mich noch einmal brauchen sollten, wissen sie wie sie mich finden können.“ meinte Lilly, lächelte und wandte sich ab.

 

Lilly hatte ihre Zeit in Las Vegas genossen. Es war nicht immer schön gewesen und dennoch sehr lehrreich. Sie würde eines Tages noch einmal mit ihrer eigenen Familie her kommen und ihre Freunde besuchen. Von Baker hatte sie sich von verabschiedet. Sie saß nun im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Sie hatte mit Waters und Pia noch einmal richtig Spaß gehabt und sich danach verabschiedet. Nun sollte es zurück nach Deutschland gehen. Sie würde wieder streamen und versuchen eines Tages Partner bei Twitch zu werden. Vielleicht würde ihr dies gelingen. Sie war zuversichtlich. Sie war sehr zuversichtlich. Und eines Tages würde sie vielleicht doch Mutter sein. Diese Möglichkeit wollte sie sich offen lassen. Jetzt freute sie sich auf Zuhause und ihren Lebensgefährten. Diesen hatte sie sehr wenig gesehen. Sie wusste fast nicht mehr wie er eigentlich aussah. „Ich kenne sie von irgendwoher, Miss.“ meinte der Taxifahrer plötzlich. Lilly zog eine Braune nach oben. „Ach ja?“ fragte sie. „Sie machen Twitch oder?“ wollte er wissen und sie nickte zustimmend. „Die Welt ist klein.“ sagte sie und begann ein lockeres Gespräch mit dem netten jungen Mann.

 

Ende des Buches.

 

 

Vom: 19. bis 22. März 2022

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.03.2022

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine guten Freunde Lilly und Baker

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