Ein bitteres Geschenk
21 Monate früher (Rückblick)
Kay Friedrich war frustriert. Sein Gefangener wollte einfach nicht reden, egal wie hart er zu schlug. Dabei war Benjamin Anderson an einen Stuhl gefesselt, blutete bereits aus der Nase und dem Mund und schwieg sich aus. Kay trat einige Schritte näher, musterte den älteren Mann und verpasste ihm erneut einen schwungvollen Kinnhaken. „Ich verliere langsam die Geduld mit dir, Freundchen. Niemand fickt mich. Und du wirst damit nicht anfangen.“ murmelte Kay und holte erneut zum Schlag aus. Auch diesen steckte Benjamin ein. Er war kaum noch bei Bewusstsein. Und dennoch würde er nichts verraten. Er wusste das er sich in der Gewalt der Organisation befand. Diese strebten die Weltherrschaft an. Sie hatten ihre Basis in Kopenhagen. Benjamin war schon öfters in Dänemark gewesen. Jedoch meist wegen einem Auftrag und niemals bloß so. Dieses Mal war der Monsterjäger selbst in Gefahr. Ihm wurde bei seiner letzten Mission, im Regenwald, eine Falle gestellt und seitdem war er bei der Organisation. Diese wollten den Aufenthaltsort seiner verstorbenen Ehefrau erfahren. Dazu konnte er jedoch nichts sagen. Sie war tot. Er hatte sie verbrennen sehen. Damals hatte es ihm viele schlaflose Nächte beschert. Die Tatsache das sie wohl doch noch lebte, stimmte ihn zufrieden. Kay Friedrich, ein neues Mitglied der Organisation wollte sich heimlich in die Company schleichen und mit seiner Hilfe diese von innen heraus vernichten. Benjamin hatte keine Wahl. Wenn er jemals seine Tochter Riani wieder sehen wollte, musste er ihm helfen. „Ich kann dir nicht sagen, was ich nicht weiß, du verrücktes Arschloch. Ich habe meine Frau damals in den Flammen sterben sehen. Sie ist gewiss nicht mehr am Leben und mein ungeborenes Kind ebenfalls nicht mehr. Dafür ist bestimmt der schwarze Dorn verantwortlich. Wieso gehst du nicht zu ihnen und regelst es persönlich.“ murmelte Benjamin und spuckte sein Blut, Kay vor die Füße. Er fing sich einen weiteren Kinnhaken ein. „Du wirst dich schon noch wundern was wir alles tun können und was nicht, Benni.“ höhnte Kay und wollte gerade wieder zu schlagen, als eine Frau auftauchte und ihn zurück hielt. „Das bringt uns nicht weiter, Kay. Wir werden ihn einsperren und nicht mehr foltern. Ich denke er weiß nichts.“ meinte die Frau, lächelte Benjamin zu und wandte sich ab.
Gegenwart,
Riani hatte ihren bewusstlosen Vater mit Hilfe ihrer Beobachterin auf das Sofa gelegt und legte ihm einen nassen Waschlappen auf den Kopf. Er sah sehr erschöpft aus. So als hätte er wochenlang nicht mehr ruhig geschlafen. Die beiden Frauen ließen ihn im Wohnzimmer zurück und gingen in die Küche. Dort setzte Riani, Teewasser auf. Sie wollte sich nun so um ihren Vater kümmern, wie er es getan hatte, als sie noch klein gewesen war. „Ich schwöre ich wusste nicht das dein Vater zurück ist, Ria. Ich habe auch nach ihm gesucht. Im Regenwald waren jedoch schon alle Spuren beseitigt.“ meinte Susanne und Riani winkte ab. „Ich mache dir auch keine Vorwürfe, Sue. Ich weiß selbst nicht wo er war und wie er es dort raus geschafft hat. Ich lasse ihm nun etwas Zeit zum schlafen und werde ihn später befragen.“ meinte Riani und goss das heiße Wasser in eine Tasse ein. Sie nahm einen Teebeutel und legte diesen ebenfalls in die Tasse. Danach ging sie zurück ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Tischkante und schaute ihren Vater an. Er sah so friedlich aus. Aber Narben zierten sein Gesicht. Er trug noch immer seinen Schnurrbart. Sie stellte den Tee nun ebenfalls ab. Dabei musterte sie ihren Vater gründlich. Er schien viel erlebt zu haben, wenn er so kaputt war.
Die ersten Sonnenstrahlen kündigten sich an als Benjamin seine Augen öffnete und sich aufsetzte. Dabei spürte er jeden Knochen im Leib. Er wurde fast zwei Jahre von der Organisation gefangen gehalten und mehrfach zusammen geschlagen. Immer von Friedrich und immer Sonntags. Dabei hatte er sogar einmal eine Rippe gebrochen. Und obwohl er nichts über seine verstorbene Ehefrau wusste, ließen sie ihn erst vor einer Woche gehen. Er wurde in Leipzig bei seinem Haus raus gelassen. Dort fand er die Postkarte, welche seine Tochter ihm geschrieben hatte. Er hatte nun ihre neue Adresse. Auch musste er feststellen dass es die Company nicht mehr gab. Riani hatte jedoch inzwischen eine eigene Agentur gegründet und half den Menschen in England. Dies erfüllte ihn mit großen Stolz. Er löste seine Konto in Leipzig auf, verkaufte sein Haus dort und reiste nach London, wo er seine Tochter aufsuchen wollte. Er wollte ihr nun alles berichten. Jedoch würde er die Tatsache mit ihrer Mutter lieber erst einmal für sich behalten. Sie hatte schon genug durchgemacht und vielleicht wollte die Organisation nur Verwirrung stiften. Er war sich was sie betraf niemals sicher. Sie wollte eine neue Weltordnung und würden alles tun was sie konnten um dies eines Tages zu erreichen. Benjamin sah die Tasse Tee, welche auf dem Wohnzimmertisch stand. Er schleppte sich dorthin, nahm die Tasse in seine rechte Hand und nippte an dem Tee. Er war kalt, schmeckte jedoch wunderbar. Er schüttelte seinen Kopf. Er hatte knapp zwei Jahre im Leben seiner Tochter verpasst. Diese Zeit wollte er gerne wiederhaben. Jedoch ging dies leider nicht. Riani schlief noch immer auf der anderen Couch. Neben ihr saß eine kleine Wildkatze und musterte ihn einige Male. „Ich bin ihr Vater und keine Gefahr.“ flüsterte er und blickte auf als die Luft flimmerte. Die Beobachterin erschien in der Küche. Sie nickte ihm zu und so wandte er sich ab.
„Wissen sie noch wo sie gefangen gehalten wurden, Mister Anderson?“ wollte Susanne wissen und sah den alten Mann fragend an. Dieser nickte und erklärte was passiert war. „Ich wurde von der Organisation entführt und festgehalten. Sie haben mich geschlagen und gefoltert. Und mir wurde etwas verabreicht. Irgendein Virus. Eine Art bitteres Geschenk von der Organisation.“ sagte er und Susanne wurde kreide bleich. Sie hatte sich so etwas bereits gedacht und dennoch es wirklich aus seinem Mund zu hören, machte ihr doch große Sorgen. „Ich denke wir sollten den Lichtorden aufsuchen.“ warf sie ein und Benjamin runzelte seine Stirn. „Was hat der Lichtorden denn plötzlich mit den Monsterjägern zu tun?“ fragte er neugierig. „Das ist eine lange Geschichte. Ist viel passiert während ihrer Abwesenheit.“ meinte die Beobachterin und lächelte. „Was ist mit Ria?“ hakte er nach. Susanne zuckte ihre Schultern. „Wir warten bis sie aufgewacht ist und gehen dann zu Pater Heller. Unser Kontaktmann wenn es um den Lichtorden geht. Und sie sollten dann dringend einen Arzt aufsuchen.“ schlug sie vor und Benjamin nickte zustimmend.
Eigentlich hatte er vor Jahren aufgehört. Und dennoch verspürte Benjamin das Verlangen nach einer Zigarette. Er wollte nicht. Jedoch durchsuchte er die Wohnzimmer Schubladen und fand das was er gesucht hatte. Er trat hinaus in den Wintergarten. Der erste Schnee war bereits gefallen. Dort setzte er sich hin, zündete sich eine Zigarette an und zog genüsslich daran. Riani hatte selbst einmal geraucht. Als Teenagerin hatte sie eine rebellische Phase, wo sie vieles ausprobiert hatte. Seit dieser Zeit färbte sie ihre blonden Haare immer rot und trug seinen Hut, den er einst von seinem Opa geerbt hatte. Aus diesem Grund hatte seine Tochter wohl immer Zigaretten im Haus. „Sehr gut.“ stöhnte er und blies den dunklen Rauch aus seiner Lunge. Er wusste die Organisation hatte etwas mit ihm gemacht. Er wusste nur nicht was es sein konnte. Wie eine menschliche Bombe kam er sich nicht vor. Er würde bald seine Antworten erhalten. Jedoch stellte er sich auf schlechte Neuigkeiten bereits ein.
„Das was sie beschrieben haben, passt wirklich zur Organisation und dem was wir von ihnen wissen. Früher wollte ein Kerl namens Powers, die Welt mit seinen Supersoldaten überrennen. Das war 2010. Damals wurde er im letzten Moment aufgehalten und die Welt war ein bisschen sicherer.“ berichtete Heller, nach dem er sich alles von Benjamin angehört hatte und schaute zu den Anwesenden. Sie hatten sich in seinem Büroraum eingefunden. Riani lehnte am Fenster und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ihr Gesicht konnte Heller allerdings nicht erkennen. Es wurde von ihrem Hut verdeckt. Susanne, die Beobachterin sowie Fabienne Clarke waren ebenfalls anwesend. Zum ersten Mal seit ihrer Zusammenarbeit, hatte er eine volle Hütte. Er musste sich ein Grinsen verkneifen. „Eine gewisse Edna Powers gibt es jetzt dort. Die Tochter.“ warf Benjamin ein und Heller nickte. Er notierte sich den Namen und faltete seine Hände. „Mein Vater muss zu einem Arzt, Heller. Könnten sie bitte endlich mal hin machen.“ befahl Riani genervt und Heller nickte erneut. „Sie denken ihnen wurde etwas verabreicht, Benjamin?“ fragte Heller. „Ja. Sie sprachen von einer Art von Virus. Das Virus X. Ich kann ihnen allerdings nicht mehr sagen.“ antwortete Benjamin. Heller überlegte einen Moment. „Gibt es dazu etwas im Internet zu finden? Zu dem Corona Virus gab es schließlich eine Menge.“ warf Fabienne ein und Heller winkte ab. „Das Corona Virus wurde nicht von der Organisation erzeugt, sondern von einer anderen Gruppe, welche es nicht mehr gibt. Dabei handelte es sich um Hexenmeister, welche der Gesellschaft schaden wollten. Einige Dämonenjäger kümmerten sich darum und die Krise war vorbei.“ begann Heller und holte tief Luft. „Bei dem Virus X ist es anders. Jeder Mensch der damit in Kontakt kommt, stirbt innerhalb von sechs bis sieben Monaten einen qualvollen Tod. Dabei lösen sich die inneren Organe auf. Ähnlich wie bei Radioaktivität. So weit wir wissen gibt es dagegen kein Heilmittel.“
Fabienne war die Kinnlade hinunter gefallen. Sie sah sich um und blickte in schockierte Gesichter. „Dann sind wir alle vergiftet?“ wollte sie wissen und Heller schüttelte seinen Kopf. „Das Virus kann nur durch Körperflüssigkeiten übertragen werden. Es sollte sich via Sex schneller verbreiten, wurde jedoch nur einmal in Asien in einem kleinen Dorf getestet. Seitdem wurde es niemals wieder eingesetzt. Worauf die Organisation wartet würde mich interessieren.“ meinte Heller und runzelte seine Stirn. „Also brauchen wir uns keine Sorge machen? Ich wollte eigentlich noch nicht in die Kiste.“ warf Fabienne ein und Heller winkte ab. „Der Lichtorden hat ein Serum entwickelt was ich ihnen verabreichen kann. Einen Schutz. Er wird allerdings bei ihrem Vater nicht mehr viel nutzen, Riani. Er wird daran sterben. Es sei denn sie finden die Organisation und deren Gegenmittel.“ schloss Heller seinen Bericht und verließ seinen eigenen Büroraum. Was jetzt kam wollte er gar nicht mehr wissen. Außerdem wollte er das Serum holen.
Riani wusste nicht mehr was sie sagen oder denken sollte. Sie hatte ihren Vater wieder, nur um ihn bald wieder zu verlieren. Dieses Mal für immer. Das konnte und wollte sie nicht akzeptieren. Sie wollte soeben den Raum verlassen, als ihr Vater sie zurück hielt. „Das lässt du schön bleiben, Ria. Die Organisation will dich so zu ihnen locken. Und wenn du hingehst, machen sie vielleicht viel schlimmeres mit dir als mit mir. Das kann ich nicht erlauben.“ befahl ihr Vater und funkelte sie finster an. Riani schüttelte ihren Kopf. „Ich muss gehen und den Anti Virus holen, Papa. Oder du wirst sterben!“ donnerte ihre Stimme. Benjamin schüttelte nun ebenfalls seinen Kopf. „Du bist echt groß geworden, Schatz.“ sagte er, umarmte seine Tochter und begann sie zu trösten als sie zu weinen begonnen hatte.
Susanne hatte in der Zwischenzeit versucht sich nach Kopenhagen in die Zentrale der Organisation zu teleportieren. Jedoch wurde diese von einem magischen Energieschild geschützt, gegen den sie prallte und auf den sandigen Boden fiel. Sie schlug mit ihrer Stirn gegen einen Stein, verlor kurz ihr Bewusstsein. Als sie wach wurde, war es dunkel und sie kehrte zurück um zu berichten das man nicht ohne weiteres ins Gebäude eindringen konnte. „Das hätte ich dir auch sagen können, Susanne. Das Gebäude wird geschützt. Schwarze Magie. Nur ein mächtiger Hexenmeister könnte diesen Schild aufbrechen.“ erklärte Benjamin und legte der Beobachterin eine Hand auf die Schultern. „Danke das du es versucht hast.“ flüsterte er in ihr Ohr und gab ihr ein Küsschen. „Wie ich mein Team kenne, werden alle trotzdem versuchen ein Heilmittel für dich zu finden, Papa. Wir werden nicht aufhören und danach suchen.“ versprach Riani ihrem Vater und dieser nickte knapp. „Mal etwas anderes. Was habt ihr in den letzten zwei Jahren so alles erlebt? Ich möchte gerne alles erfahren.“ erkundigte er sich und während Riani nicht wusste wo sie anfangen sollte, holte Susanne tief Luft und begann von vorne zu erzählen. Benjamin lehnte sich zurück und hörte der jungen Beobachterin interessiert zu.
Markus, der Monsterjäger
Markus Herrmann hatte ja schon viel erlebt während seiner aktiven Zeit als Monsterjäger, für die damals noch existierende Company. Einen Dämon im Flugzeug hatte der 37 Jährige mit den Schulter langen braunen Haaren, dem kleinen Spitzbart, braunen Augen und Brille noch nicht erlebt. Dies war sein erstes Mal das er etwas derartiges sah. Er staunte nicht schlecht als sich der Dämon auf seinen Sitzplatz zu bewegte und dabei selbst den verdutzten Sky Marshall abräumte. Dieser hatte auf den Dämon geschossen. Dieser lief weiter als wäre nichts passiert. Markus wusste demnach, dass es sich um einen Dämonen mit stahlharter Haut handelte, welche nur seine versteckte Klinge durchstoßen konnte. Diese Klinge wurde einst in ein spezielles Gift getaucht. Für Menschen nicht tödlich. Für Dämonen jedoch immer. Der Dämon war zweiter Klasse geflogen. Als Mensch getarnt saß er unter den Fluggästen und wurde erst aktiv als ein kleiner Junge ihn anfasste. Er rastete förmlich aus und griff die Flugbegleiterin an. Markus wollte sich eigentlich nicht einmischen. Er war noch immer gewohnt sich ruhig zu verhalten. Ein Jahr musste er unerkannt in Brasilien leben. Dort hatte er auch so übertrieben viel gegessen und sehr viel zu genommen. Nun brachte er 150 Kilo auf die Waage. Er befand sich nur in diesem Flugzeug, welches gerade über das Wasser flog, weil eine Beobachterin namens Susanne ihn aufgespürt hatte. Sie überredete ihn zu ihnen nach London zu kommen. Dort wurde er dringend gebraucht. Sein Wissen und seine Erfahrung im Kampf würden sehr großen Anklang finden. Erst wollte er nicht. Dann erfuhr er dass die große Riani, diese Monsterjäger Agentur leitete und in London dafür sorgte das sich die Dämonen zurück hielten. Sie war bereits jetzt schon sehr bekannt. In Brasilien hatte er einmal zwei Dämonen von ihr reden hören. Sie war schon fast so bekannt wie Dylan Lloyd. Mit Ehrfurcht musste er an Riani denken. Bisher hatte er niemals die Gelegenheit sie persönlich zu treffen. Dies wollte er nachholen. Also packte er seine sieben Sachen, kaufte ein Flugticket und setzte sich in den Flieger. Anscheinend hatte der Dämon das gleiche Ziel. „Nein. Nicht zu mir kommen. Ich habe keine Lust auf einen Kampf.“ murmelte Markus vor sich hin. Der Dämon marschierte an ihm vorbei und in Richtung Cockpit. Nun musste er doch eingreifen, wenn er sicher landen wollte. Markus erhob sich, tippte dem Dämon auf die linke Schulter und als dieser sich umdrehte verpasste er ihm einen schwungvollen Schwinger. Der Dämon stand jedoch nur so da. „Verflucht.“ knurrte Markus und fing sich nun ebenfalls einen Schwinger ein. Er wäre fast zu Boden gegangen. Im letzten Moment konnte er sich noch halten. Markus schaute sich um und entdeckte die Flugbegleiterin. Auf diese wäre er fast gefallen. „Sorry.“ sagte er und zwinkerte ihr zu. „Passen sie bitte besser auf.“ fauchte sie und Markus grunzte. Er stand nun wieder vor dem Dämon, holte aus und verpasste diesem eine Kopfnuss. Dabei bekam er selbst Kopfschmerzen. Markus biss seine Zähne zusammen und ignorierte den aufkommenden Schmerz. Erst als der Dämon sich wieder in Bewegung setzte, konnte auch Markus weiter machen. Er schüttelte seinen Kopf. Markus lief dem Dämon nach, der soeben begonnen hatte, gegen die Cockpit Tür zu schlagen. „Wir sind noch nicht fertig, mein Freund.“ knurrte Markus, trat dem Dämon gegen die Kniescheibe, packte seinen Kopf und schlug ihn mit voller Wucht gegen die Tür. Ein Loch entstand. Markus war überrascht wie viel sein Gegner aushalten konnte. Mit einem Mal zog er seine versteckte Klinge, welche an seinem rechten Handgelenk befestigt war. Damit holte er aus und rammte dem Dämon die scharfe Klinge in den Rücken. Dabei durchbohrte er Rückenmark und Knochen. Anschließend stach er dem Dämon mit voller Kraft ins Herz. Der Dämon stöhnte leise, fiel zu Boden und verpuffte. Mit einem Mal war es still geworden. Nach einer knappen Minute begann die Passagiere zu applaudieren. Markus drehte sich zu ihnen um, verbeugte sich und kehrte auf seinen Sitzplatz zurück.
20 Jahre früher, (Rückblick)
„Mama, ich will dieses Latein nicht lernen. Es ist eine tote Sprache, macht keinen Spaß und nervt mich einfach nur. Dieser Scheißdreck nervt mich einfach nur. Und auch meine Lehrerin ist eine alte...“ schimpfte Riani und unterbrach sich als ihre Mutter Viktoria ihre Hand hob. Sie legte einen Finger auf ihren Mund und signalisierte ihr nicht allzu frech zu sein. Schon gar nicht zu ihrer Latein Lehrerin, welche extra aus Griechenland gekommen war um ihre Tochter zu unterrichten. Riani war noch ein Teenager. Rebellisch und nicht auf den Mund gefallen. Die einzige Tochter einer weißen Hexe und eines Freien Dämonenjägers, der für den Lichtorden tätig war. Auch wenn sie es nicht wollte, Riani sollte Latein lernen und verstehen können. Viktoria konnte es schließlich auch. Wie schon ihre Mutter und ihre Großmutter. Es lag sozusagen in der Familie. Und während die fünfzehn Jährige, lieber mit ihren Freunde abhängen wollte, kam extra eine Lehrerin aus einem anderen Land. „Du wirst schon noch deinen Spaß und nutzen daran feststellen, Ria. Latein kann dir beim zaubern mal sehr gute Dienste erweisen. Jedes Mitglied meiner Familie konnte es sprechen. Es wird dich nicht umbringen es zu lernen.“ meinte Viktoria, ihre Mutter und Riani verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Wozu soll das überhaupt gut sein, Mama? Du lässt mich doch eh nie zaubern. Ich darf immer nur zu sehen.“ beschwerte sich Riani und schaute ihre Mutter fragend an. „Eines Tages wirst du es verstehen, Ria. Eines Tages kannst du etwas ganz besonderes werden und vielleicht vielen Menschen helfen.“ ihre Mutter unterbrach sich, ging auf ihre Tochter zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du bist das Kind zweier Welt. Du kannst selbst entscheiden, welchen Weg du einschlagen möchtest.“ flüsterte Viktoria und Riani nickte knapp. „Na gut, Mama. Vielleicht hast du Recht. Ich lerne Latein. Aber dann möchte ich auch spanisch lernen und einmal nach Mexiko oder Spanien reisen.“ rief Riani und strahlte bis über das gesamte Gesicht. Viktoria musste nun ebenfalls lächeln. „Frag deinen Vater. Vielleicht können wir demnächst dort Urlaub machen.“ meinte sie und schon rannte Riani nach draußen in den Garten, wo ihr Vater mit der Gartenarbeit beschäftigt war.
Gegenwart, April 2024
Riani löste sich aus ihren Erinnerungen. Schon lange hatte sie nicht mehr an ihre verstorbene Mutter denken müssen. Diese hatte sie, während ihrer Reise in die Vergangenheit noch einmal getroffen und dieses Erlebnis niemals vergessen. Davon hatte sie auch ihrem Vater berichtet, der ganz neidisch wurde. Rianis Vater und Mutter lernten sich 1970 kennen und waren seit dem unzertrennlich. Wäre sie nicht ermordet worden, wäre ihre Familie sicherlich noch zusammen. Sehr traurig dachte Riani und senkte ihren Kopf. Nun bald sollte sie auch ihren Vater verlieren. Eine Welt ohne ihn konnte sie sich jedoch nicht vorstellen. Er war ihr Fels in der Brandung gewesen. Ohne ihn wollte sie nicht mehr weiter machen. Sie wollte unbedingt einen Weg finden ihn zu retten. Jedoch meinte Pater Heller gäbe es gegen den Virus X kein Heilmittel. Zumindest hatte der Lichtorden keines. Seit knapp vier Monaten durchsuchte sie alle magischen Bücher, welche ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Bisher hatte sie auch dort nichts gefunden. Sie verzweifelte langsam. Ihr Vater hatte nur noch zwei Monate, höchstens drei zu leben und musste dann für immer fort gehen. Etwas woran sie nicht versuchen wollte zu denken. Sie hatte erst ihre Freunde in der Company und dann Matthias verloren. Sie wollte nicht wieder einen geliebten Menschen verlieren. Nicht wenn sich noch eine Chance bot. Susanne, ihre Beobachterin suchte beim Lichtorden nach einer Person, welche eventuell doch helfen konnte. Riani hoffte auf gute Neuigkeiten. Auch sollte heute ein weiterer Monsterjäger landen. Diesen wollte sie persönlich vom Flughafen abholen und ihn sicher zu sich nach Hause holen.
„Aber wieso denn nicht, Miss Eichborn? Sie und ihre Freunde waren doch schon einmal bei der Frucht des ewigen Baumes und kennen sich mit den Gefahren aus. Sie könnten mit mir doch schnell dorthin düsen, wir holen die Frucht und gehen wieder. Wir werden so schnell zurück sein, dass uns niemand bemerken wird.“ argumentierte Susanne und versuchte ein weiteres Mal die Hexenmeisterin Sandra Eichborn von ihrem Plan zu überzeugen. In den Unterlagen des Lichtordens hatte Susanne gelesen, das Eichborn zusammen mit Dylan Lloyd im Jahre 2013 diesen Trip unternommen hatte und erfolgreich mit einer Frucht, einem ganzen Korb, zurück gekommen war. Eichborn war eine der mächtigsten Hexenmeisterinnen des Lichtordens. Vielleicht der ganzen Welt. Sie war zu dem sehr schön mit ihrem langen blonden Haar und den grünen Augen. Susanne und Eichborn liefen den Korridor zum Westflügel hinunter. Dort befand sich unter anderem das Archiv. Sandra Eichborn blieb abrupt stehen und stemmte ihre Hände auf die Hüften. „Kindchen, sie gehen mir auf die Nerven. Wie lange sind sie schon eine Beobachterin?“ wollte Sandra wissen und Susanne runzelte ihre Stirn. „Was hat denn das damit zu tun, Miss Eichborn?“ „Sie wissen das sich Beobachter eigentlich nicht einmischen sollen.“ erinnerte Sandra. „Ich weiß. Aber ich bin, war, für die Company tätig und da ist es um diese blöde Regel anders bestellt.“ meinte Susanne und schaute die Frau finster an. „Egal was es ist, Kindchen. Ich kann ihnen nicht helfen. Diesen Trip kann man nicht zu zweit unternehmen. Und falls sie dran denken Dylan zu fragen, wird er ihnen nicht zu hören. Die Frucht des ewigen Baumes steht nur den Bischöfen und einigen Auserwählten zur Verfügung. So lange ihr Freund, kein Bischof ist, wird er die Frucht nicht bekommen. Ich hoffe ich habe mich klar ausgedrückt.“ „Ich habe verstanden, danke.“ murrte Susanne und biss sich wütend auf die Unterlippe.
Fabienne Clarke war im Stress. Sie suchte noch immer im Internet und auf allen bekannten Seiten, ein Heilmittel für Rianis Vater. Benjamin konnte Fabienne während den vergangenen Monaten sehr gut kennen lernen. Er wurde auch für sie eine Art Ersatzvater. Ihr eigener Vater wollte sie damals nicht mehr sehen. Sie hatte sich als Lesbe offenbart und dies fand er nicht lustig. Er wollte einmal Enkelkinder haben. Er warf sie mit achtzehn aus dem Haus. Zum Glück konnte sie bei ihrer damaligen Freundin Julia unterkommen, welche nun auch nicht mehr zusammen waren. Julia trennte sich von ihr, ging zu ihrem bescheuerten Ex Freund zurück und Fabienne zog um nach London. Dort hatte sie nun eine feste Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Inspektor McNamara hatte geholfen. Sie konnte sich nun so lange sie wollte in dem fremden Land aufhalten. Ob und wann sie noch mal nach Amerika zurück ging, stand in den Sternen. Zunächst wollte sie ihrem Ersatzvater helfen. Sie wollte nicht schon wieder auf eine Beerdigung gehen müssen. „Klopf klopf.“ sagte Benjamin und betrat ihr Arbeitszimmer. Dabei stellte er einen Teller mit frisch gekochtem Essen auf den Tisch, ehe er sich einen Stuhl heran zog und sich neben die junge Frau setzte. „Ich habe keine Zeit zum essen. Ich muss einen Weg finden, dir zu helfen. Aber ich finde im Internet einfach nichts.“ murmelte sie frustriert und begann sich auf die Unterlippe zu beißen. „Ihr habt schon alles versucht. Ihr solltet euch nun wieder um diese unschuldigen Menschen da draußen kümmern. Ich komme schon zurecht.“ meinte er, erhob sich, gab ihr ein Küsschen auf den Hinterkopf und verließ den Raum wieder. Fabienne rollte eine Träne die Wange hinunter. Sie schüttelte ihren Kopf. Ihre Finger flogen förmlich über die Tastatur. „Ich werde etwas im verdammten Internet finden. Und wenn es das letzte ist, was ich tun werde.“ fauchte sie und begann weiter mit ihrer Suche.
„Aber wenn ich es ihnen doch sage, Herr Dumpfmeister. Ich weiß nicht was an Bord passiert ist. Ich wollte helfen und habe halt geholfen.“ meinte Markus Herrmann und versuchte sich bei dem Polizisten vom Scotland Yard heraus zu reden. Dabei sprach er in der Sprache Deutsch. Jedoch hatte er nicht damit gerechnet das sein Gegenüber, Inspktor McNamara, ebenfalls ein bisschen von der Sprache konnte. Er schüttelte seinen Kopf und zeigte auf Handschellen. „Das nehme ich ihnen nicht hab, junger Mann. Sie haben gegen einen Dämon gekämpft. Das haben zumindest die Zeugen ausgesagt und haben diesen vernichtet. Ich will nun wissen wer sie sind und was genau sie hier in der Stadt wollen. Ansonsten unterhalten wir uns im Revier weiter.“ donnerte McNamaras Stimme. Markus senkte seinen Kopf. Er wechselte die Landessprache. „Okay. Ich habe einen Dämon vernichtet. Sind sie nun zufrieden, Sir? Ich wurde dafür ausgebildet, habe reagiert und zweihundert Menschenleben gerettet.“ erklärte Markus und der Inspektor nickte knapp. Aus den Augenwinkeln sah er Riani näher kommen. „Danke. Mehr wollte ich gar nicht wissen.“ meinte der Inspektor, lächelte und wandte sich ab.
Riani reichte Markus zur Begrüßung die Hand und schüttelte sie augenblicklich. Seine Augen strahlten. Nicht weil sie so attraktiv war, sondern weil sie so bekannt war. Es war ihm eine Ehre sie kennen zu lernen. „Sie haben mich bisher nicht kennen lernen können, Miss Anderson. Ich wurde meist nach Südamerika geschickt um mich dort um die Dämonen und anderen Wesen zu kümmern. Nun bin ich etwas aufgegangen. Ich weiß nicht ob ich ihnen im Kampf noch nützlich sein kann.“ sagte er und senkte seinen Kopf. Riani grinste. „Das sehen wir noch. Und Miss Anderson war meine Mutter. Nenn mich Riani oder Ria.“ sagte sie, nahm ihm sein Gepäck ab und schlenderte mit ihm zusammen in Richtung Ausgang. Vor ihnen lag eine Menge Arbeit.
(Stellt eine Verbindung zwischen Riani und der Buchreihe Teamwork her)
Der Tod tickt aus
So viel Kummer und Leid konnte Michael nicht länger ertragen, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Als einer der tausend Todesengel, musste er meist zusehen und erst dann reagieren, wenn sich ein Mensch das Leben genommen hatte oder an seiner Krankheit oder Verletzung starb. Danach führte er diese Personen ins Jenseits. Dies war seit zweitausend Jahren seine Aufgabe. Damals war er einmal selbst ein Mensch gewesen. Gebrechlich und verletzlich. Er hatte eine Lebenserwartung von vierzig Jahren. Mehr konnten die Menschen damals nicht. Nun hatte sich die Lebenserwartung deutlich verlängert. Neunzig Jahre und mehr. Bei Frauen war sie deutlich höher als bei Männern, welche körperlich und seelisch viel mehr leisten mussten. Vielleicht war es kein Zufall dass die Frauen die Kinder bekamen und die Männer noch immer schwer arbeiten mussten. Zudem wurde alles teurer. Das Benzin, der Strom, die Heizung, die Lebensmittel. Zudem kam hinzu das manche Menschen einsam waren. Die hatten keine Beziehungen. Waren unglücklich mit sich und ihrem Leben. Manche nahmen sich das Leben, andere kamen in Kliniken und nahmen anschließend starke Medikamente. Das alles konnte Michael noch verstehen. Er konnte jedoch nicht verstehen das sich ein Mensch das von Gott geschenkte Leben nahm. Es einfach weg warf, ohne einen Grund. Dazu hatte es keinen Grund gegeben. Michael wollte nicht mehr länger dabei zu sehen. Gerade beobachtete er eine junge Frau, die sich mit einer Rassierklinge selbst verletzte, in der Hoffnung etwas fühlen zu können. Michael schüttelte seinen Kopf. Er trug, für einen Todesengel üblich, die schwarze Kapuzenkutte, seine Liste und seine Sense. Er hatte bleiche Haut und rote Augen. De Frau litt Qualen weil ihr Partner sie wegen einer jüngeren Frau verlassen hatte. Vielleicht sollte Michael ihr Leiden beenden und sie nach Hause schicken. Im Jenseits waren sie alle besser dran. Glücklicher. Mit Gott, dem Schöpfer vereint. Michael schwebte, unsichtbar, in die geräumige Wohnung der jungen Frau hinein, stellte sich neben sie und musterte sie einen Moment. Sie war recht hübsch. Sie hatte rote, verweinte, Augen und weinte während sie sich schnitt. Jedoch nicht wegen dem körperlichen Schmerz, sondern wegen seelischer Verletzungen, was Michael deutlich sehen konnte. Er wollte ihr sehr gerne helfen. Mit einem Mal holte er mit seiner Sense weit aus, ließ die scharfe Klinge hinunter sausen und trennte der jungen Frau den Kopf ab. Ihre Seele löste sich wenig später von ihrem Körper. Er sammelte ihre Seele ein und schickte sie ins Jenseits. Sollte der Schöpfer über ihr Schicksal entscheiden. Anschließend verschwand er wieder aus ihrer Wohnung. Jedoch hörte er die Rufe der vielen anderen unglücklichen Menschen. Sie waren sehr laut. Er wusste was er zu tun hatte....
Inspektor McNamara war nicht begeistert mitten in der Nacht zu einem neuen Mordfall gerufen zu werden. Er hatte sich frei genommen und wollte eigentlich morgen ein bisschen Zeit mit seinem kleinen Sohn verbringen. Nun musste er wieder arbeiten und einen neuen Täter hinter Schloss und Riegel bringen, sollte dieser Täter ein Mensch sein. Gegen etwas übernatürliches konnte er ohnehin nicht viel ausmachen. Eine junge Frau, wurde geköpft in ihrer Wohnung gefunden. Für den Inspektor kein netter Anblick. Er wurde von dem Pathologen bereits informiert, als er sein Handy zur Hand nahm und eine ihm bekannte Nummer wählte. Wieder nur die Mailbox. McNamara rollte seine Augen. „Guten Abend, Riani. Ich denke ich habe eine nicht natürliche Mordserie. Ich denke das könnte interessant werden für sie und ihre Agentur. Bitte rufen sie mich zurück.“ sprach er auf die Mailbox und legte auf. Nun musste er seine Ex Frau anrufen und ihr wegen seinem Sohn absagen. Er wollte von dem laufenden Fall nichts verpassen. Auch wenn er sonst nicht viel dazu beitragen konnte, wollte er dennoch informiert werden. Dies brauchte er später für seinen Bericht.
„Wenn ich es ihnen doch sage, Riani. Mehr wie diese 1200 sind nicht drin. Ich muss fast alles alleine machen, da ich keine Maschinen besitze. Deshalb gebe ich ihnen nur 1200 von den speziellen Kugeln, mit denen sie später Dämonen vernichten können. Wenn sie noch mehr benötigen, müssen sie warten, so wie die Anderen auch.“ erklärte Roy Henderson und blickte zu Riani auf. Da er in einem Rollstuhl saß, musste er immer wieder zu ihr aufblicken und sah ihren nicht begeisterten Gesichtsausdruck. Sie hatte sich etwas mehr versprochen. „Ihnen ist schon klar, dass ich mehr benötigen werde, wenn ich den Monsterjäger Orden aufbauen möchte, Roy? Es gibt da draußen weitaus mehr als 1200 Monster, welche nur mit ihren speziellen Kugeln vernichtet werden können.“ erinnerte Riani und stemmte ihre Hände auf die Hüften. Sie befand sich in Deutschland, wo Henderson lebte und seine Kugeln produzierte. Hier wollte sie sich nicht länger aufhalten als nötig. Jedoch benötigte sie unbedingt Nachschub. Für sich selbst, für Markus und die vielen anderen Monsterjäger welche sie entweder finden oder ausbilden wollte. Sollte es eines Tages klappen mit der Idee ihres Ordens. „Sie wollen mir doch nicht erzählen das sie mehr als 1200 Kugeln für die Dämonen benötigen, Riani? Das wäre fast ein Drittel der Dämonen in Europa. Oder brauchen sie diese auf Vorrat?“ wollte er wissen und sie schüttelte ihren Kopf. Sie konnte ihm nun erklären wieso sie so viel benötigte, wollte diese Tatsache jedoch nicht verraten. „Ich nehme diese Anzahl mit ins unser Büro in London. Aber ich möchte gerne weitere bestellen. Lassen sie sich nicht allzu viel Zeit dafür. Geld spielt keine Rolle.“ sagte sie, wandte sich ab und rief vor der Tür nach ihrer Beobachterin.
Markus Herrmann war in seinem Element. Er wirbelte herum und verpasste einem Dämon einen schwungvollen Kinnhaken. Anschließend steckte auch Markus erneut einen ein. Dies machte ihm nicht sonderlich viel aus, da der Schlag von seinem Fettpolster aufgenommen wurde. Manchmal war es praktisch so viel Gewicht zu haben. Man konnte sehr viel einstecken. Beim Klamotten kaufen wurde es dafür anstrengend. Viele der guten Kleidungsstücke gab es in seiner Größe nicht mehr. Also trug er weiterhin seine extrem weiten Klamotten mit dem entsprechenden Stiefeln dazu. Eben so, wie die Company damals ihre Monsterjäger optisch haben wollte. Alle sollten gleich aussehen und den Dämonen Angst machen. Dies klappte nicht unbedingt. Markus trug einen Knopf in seinem Ohr und war somit immer mit dem Büro und Fabienne verbunden, welche er ins Mikro atmen hörte. Dies war einerseits beruhigend, andererseits, lenkte es ihn ein wenig ab und so fing er sich einen weiteren Kinnhaken ein. Seine Lippe platzte auf. Er funkelte seinen Gegner finster an. „Geht es dir noch gut, Markus?“ fragte Fabienne und Markus nickte lediglich. Auch wenn sie dies nicht sehen konnte. Er packte den Dämon am Kragen, verpasste ihm eine Kopfnuss und trat diesen anschließend von sich weg. „Ich könnte so kotzen!“ rief Markus und schüttelte seinen Kopf. Dabei wehte sein langes, gelocktes Haar im Wind. Es war wieder recht war. Für den Juni kein Wunder, dachte er und trat dem Dämon mit voller Wucht gegen den Kopf. Anschließend griff er zu seiner versteckten Klinge. „Warum? Was ist denn los?“ wollte Fabienne über Bluethoot wissen. Markus ignorierte ihre Frage. Er war in einem anderen Stadtteil von London auf einen Dämon getroffen, der sich gerne über kleine Kinder hermachte. Ein Kampf entstand den Markus nun für sich entscheiden wollte. „Es würde mir besser gehen, wenn du mich nicht immer fragen würdest, wie es mir geht, Fabi. Ich komme schon klar. Irgendwie.“ murmelte er, holte mit der Klinge aus und stach sie dem Dämon mit voller Kraft in dessen rechtes Auge. Die scharfe Klinge bohrte sich weiter bis in dessen Gehirn und tötete ihn somit. Markus zog die Klinge wieder aus dem Kopf des leblosen Dämonen und atmete tief durch. „Ich lebe noch und komme jetzt gleich wieder zurück.“ brummte er, versteckte die Klinge wieder in seinem Lederhandschuh, sah kurz nach den Kindern und wandte sich ab.
Riani hatte einen schönen Geburtstag feiern können. Dieser lag inzwischen drei Tage zurück. All ihre Liebsten waren anwesend und hatten ihr viele nützliche Dinge geschenkt. Susanne hatte sogar eine Torte mit Kerzen gebacken. Es war ein sorgloser Tag gewesen. Danach kehrte die Realität zurück. Ihr Vater hatte begonnen Blut zu spucken und war zusammen gebrochen. Nun lag er seit zwei Tagen in seinem Zimmer, im Bett und schlief fast die meiste Zeit. Sie konnte zwar eine Menge Dämonen und anderer Wesen vernichten, jedoch ihrem eigenen Vater nicht helfen. Es machte sie sehr traurig. Sie wollte noch nicht Abschied nehmen müssen. Sie hatte Markus, den zweiten Monsterjäger, beauftragt in der Stadt nach dem Rechten zu sehen. Sie wollte lieber Zeit mit ihrem Vater verbringen. Sie hatte Lucy in Gestalt der Plüsch Schildkröte neben ihren Vater auf das Bett gesetzt und war nun dennoch ins Büro gefahren. McNamara hatte von einem neuen Fall berichtet und sie wollte sehen wie weit ihre Freunde mit den Informationen waren. Riani holte erst noch Gebäck und Kaffee ehe sie im Büro ankam, die Tür öffnete und das mitgebrachte auf den Tisch im Eingangsbereich stellte. Samantha kam ihr entgegen, lächelte und griff zu einem Kaffeebecher. „Oh vielen Dank, Riani. Ich hatte mich schon nach einem frischen Kaffee gesehnt.“ sagte sie und wollte sich gerade abwenden, als Riani sie zurück hielt. „Haben wir viele offene Fälle?“ fragte Riani. „Zwei Stück sind noch offen. Ich wollte das sich Markus darum kümmert, aber er ist noch unterwegs.“ erwiderte die Studentin, lächelte, nippte an ihrem Kaffeebecher und wandte sich ab. Sie hatte heute wohl Telefondienst.
„Das sind nur ein paar von den Aufnahmen, welche der Inspektor rüber geschickt hat. Sie zeigen einen Mann in schwarz mit einer Sense.“ berichtete Fabienne und drehte ihren Laptop so das Riani und Susanne nun ebenfalls einen Blick darauf werfen konnten. Die beiden beobachteten wie diese Gestalt mit der Sense ausholte und am hellichten Tage, einem Mann im Einkaufsladen den Kopf von den Schultern trennte. Die Gestalt schaute sich um und verschwand wieder. „Gibt es noch weitere Aufnahmen von der Gestalt?“ fragte Susanne und Fabienne nickte zustimmend. „Einiges. Selbst die Nachrichten zeigten diese Bilder im Fernsehen.“ erwiderte sie und Riani runzelte ihre Stirn. Manchmal fragte sie sich ob sie diese Monster mitgebracht hatte oder ob London schon immer so voll mit Kreaturen war. „Hat der Inspektor noch etwas gesagt? Irgendein Muster welches die Gestalt verfolgt?“ erkundigte sich Riani. Fabienne überflog ihre Notizen und nickte. „Er meinte die Opfer seien allesamt depressiv gewesen. Manche hatten Borderline, andere Depressionen. Aber alle waren irgendwie traurig.“ sagte sie und Riani legte ihre Stirn in Falten. Von einem solchen Dämon hatte sie niemals zuvor gehört. „Ich denke wir sollten Heller aufsuchen und ihn dazu befragen. Er ist der Experte für Dämonen und andere Wesen beim Lichtorden und kann uns sicherlich weiterhelfen.“ schlug Susanne vor und freute sich das sie eventuell ihren Freund Max wieder sehen konnte. Sollte er sich im Gebäude befinden. „Das sollten wir auf jeden Fall machen, Sue. Aber wir gehen wegen den Infos hin, nicht zum flirten.“ erinnerte Riani ihre Freundin und diese wurde rot im Gesicht. „Das weiß ich, Ria. Nur vielleicht ergibt sich ja auch diese eine kleine Möglichkeit.“ flüsterte Susanne und blickte verlegen drein. „Und was soll ich machen?“ fragte Fabienne. „Du wirst Markus informieren. Er soll abbrechen und zurück ins Büro kommen. Ich kann ihn vielleicht noch brauchen. Danach schaust du dir noch weitere Polizeiberichte an. Ich will auf dem Laufenden bleiben.“ wies Riani ihre Freundin an und Fabienne nickte knapp. Sie griff zu ihrem Kaffeebecher und nahm einen großen Schluck. Es würde ein langer Tag werden. Riani stellte sich neben ihre Beobachterin. Mit einem Mal flimmerte die Luft und beide Frauen waren verschwunden.
Christian Heller saß in seinem Büro. Dort hatte er den Fernseher laufen und sah zu, was die Medien über die merkwürdige Gestalt berichteten, welche auftauchte, jemanden köpfte und wieder verschwand. Es war merkwürdig mit anzusehen. Die Außenstelle des Lichtordens befand sich in Eastend. Von hier aus, war es nicht weit bis in die Innenstadt in der die Gestalt seine Leichen hinter sich her zog. Heller fragte sich was dies für eine Gestalt sein konnte. Er stand auf, ging zum Bücherregal und holte sich ein Buch heraus. Dieses studierte er. Einen Moment später flimmerte die Luft und Riani als auch ihre Beobachterin erschienen in mitten seinem Büroraum. „Schön sie beide zu sehen.“ sagte er und schenkte ihnen ein freundliches Lächeln. Riani setzte dieses Mal nicht ihren Hut ab. Dieses Mal hatte sie wohl keine Zeit um höflich zu sein. „Sie haben sicherlich in den Nachrichten verfolgt was da draußen sein Unwesen treibt oder?“ wollte Riani wissen und Heller nickte knapp. „Das habe ich und ich kann mir auch denken um was es sich handelt. Nur wird es ihnen vielleicht nicht gefallen, Riani.“ meinte Heller und holte tief Luft. „Und um was handelt es sich?“ wollte Susanne wissen. „Einen Todesengel.“ erwiderte Heller. Die beiden Frauen sahen einander fragend an. „Der Tod, wenn sie es so wollen.“ fügte Heller hinzu. „Wieso sollte der Tod austicken und Menschen töten, die nicht auf der Liste sind?“ hakte Susanne nach. Heller zuckte seine Schultern. „Das kann ich ihnen nicht beantworten, Susanne. Ich kann ihnen nur sagen, dass der Tod niemals etwas ohne Grund tun würde. Vielleicht stehen diese Menschen ohnehin kurz vor ihrem Tod und er will es ihnen nur leichter machen.“ warf Heller ein. „Kann man ihn töten?“ fragte Riani ernst. „In unserer Welt können selbst Avatare getötet werden. Also ja.“ bestätigte er und Riani fiel ein Stein vom Herzen. „Aber sie sollten bedenken, dass es nicht so einfach ist den Tod zu töten. Wenn jemand den Tod tötet, muss er oder sie seinen Platz einnehmen und wird selbst zum Todesengel für die nächsten Jahrtausende. Je nach dem wie lange das Arbeitsverhältnis geht.“ bemerkte Heller. Riani und Susanne sahen einander erneut fragend an. „Dann müssen wir versuchen mit ihm zu reden.“ warf Riani ein. Heller lachte. „Das können sie gerne versuchen, Riani. Mal sehen ob sich der Tod einwickeln lässt.“ meinte Heller und Riani warf ihm einen finsteren Blick zu. Riani drehte sich zu ihrer Beobachterin um, welche sich im nächsten Moment davon teleportierte. Sie runzelte ihre Stirn. „Hey aber jetzt nicht flirten gehen.“ rief sie. Sie würde sich ein Taxi nehmen und in die Innenstadt fahren.
Susanne hatte eine Idee. Eine mit der sie vielleicht ein Leben retten konnte. Aus diesem Grund teleportierte sie sich in Riani´s Haus, direkt in das Zimmer von Benjamin und rüttelte ihn wach. Das Plüschtier fiel zu Boden und schon erschien eine Astral Projektion von Lucy welche Susanne fragend ansah. „Er braucht Ruhe, Susanne. Er ist in keinem guten Zustand und hat nicht mehr lange zu leben. Vielleicht solltest du ihn lieber noch schlafen lassen.“ bemerkte Lucy und Susanne winkte ab. „Es gibt vielleicht eine kleine Chance ihn zu retten, aber dafür muss er halt wach und einigermaßen fit sein.“ meinte die Beobachterin. Sie rüttelte erneut bis Benjamin endlich seine Augen öffnete, sich umschaute und sich langsam erhob. „Susanne? Was ist denn los? Ist irgendetwas mit meiner Tochter?“ wollte Benjamin wissen und Susanne schüttelte ihren Kopf. „Nein. Nicht direkt jedenfalls. Sie wird sich vermutlich in diesem Moment dem Todesengel in den Weg stellen.“ Susanne unterbrach sich als Benjamin bleich im Gesicht wurde. „Darum soll es allerdings jetzt nicht gehen, Ben. Es gibt vielleicht eine Möglichkeit dich zu retten. Aber dafür musst du aufstehen und mir vertrauen.“ erklärte sie und Benjamin nickte. Mit letzter Kraft stand er auf, zog seine Klamotten an und stellte sich neben die Beobachterin. „Und wohin gehen wir?“ keuchte er. Susanne grinste. „Wir müssen noch kurz etwas im Büro holen, dann sind wir so weit.“ sagte sie und schon im nächsten Moment waren sie verschwunden.
Riani und Markus hatten ihren Gegner unterschätzt und so flogen sie durch die Luft und landeten auf dem harten Beton. Sie waren in die Innenstadt gefahren, hatten sich dort vor den Todesengel gestellt und versucht ihn anzugreifen. Er wehrte ihre Schläge und Tritte mühelos ab. Anschließend verpasste er ihnen einen schwungvollen Kinnhaken und so flogen sie durch die Luft. Riani rappelte sich auf und biss ihre Zähne zusammen. Sie half Markus nun ebenfalls auf die Beine. „Das war doch nett.“ kommentierte Riani und Markus winkte ab. „Was du so nett findest, Ria.“ meinte er und schon stellten sich die beiden Monsterjäger wieder vor einen jungen Mann, welcher auf dem Boden kauerte und seine Arme vor seinen Kopf hielt. Auf seinem Namensschild stand Dean. Er war vermutlich das neuste Opfer des Todesengels und musste nun beschützt werden. Jedoch wussten die beiden noch nicht wie sie dies schaffen sollten. Sie wollten eigentlich nicht den Tod töten.
„Geht mir sofort aus dem Weg, Kinder. Das ist nicht eure Sache.“ befahl der Todesengel holte aus und verpasste Markus einen schwungvollen Kinnhaken, der ihn erneut zu Boden schickte. Riani griff zu ihrer Wurfaxt. Sie holte damit weit aus. Der Todesengel wehrte ihren Angriff gelangweilt ab und trat ihr gegen die Brust. Riani begann laut zu husten. „Das können wir leider nicht zu lassen.“ hustete sie und der Todesengel begann herzhaft zu lachen. „Ich verrichte nur mein Tagewerk. All diese Menschen sind unzufrieden mit ihrem Leben und wollen sterben. Ich tue nur etwas damit sie nicht mehr leiden müssen.“ rief er und trat Riani ins Gesicht. Sie fiel auf den Boden, schmeckte ihr eigenes Blut und rappelte sich mühsam auf. „Ich bin beeindruckt, Monsterjägerin. Bisher konnte mir noch niemand so lange standhalten. Das wird dem jungen Mann jedoch nicht viel nutzen. Du wirst eigentlich erst 2166 geholt, aber wir können das auch gerne ändern.“ höhnte der Todesengel, verpasste ihr einen weiteren Schwinger und packte sie am Hals. Dabei hob er sie hoch und sah zu wie sie um Luft schnappte.
Die Luft flimmerte und schon erschienen Benjamin und Susanne direkt neben dem Todesengel. Dieser würgte noch immer seine Tochter. Benjamin griff zu seinem Revolver, spannte den Hahn und richtete den Lauf auf den Kopf des Todesengels. „Vorsicht, Freundchen. Wenn du mich erschießt musst du meinen Platz einnehmen.“ warnte der Todesengel. Benjamin grinste. „Ich sterbe ohnehin in einigen Tagen. Damit komme ich schon klar.“ murmelte er, drückte ab und schoss dem Todesengel eine Kugel in den Kopf. Er ließ von Riani ab, welche zu Boden knallte und nach Luft schnappte. Erst passierte nichts. Dann wurde Benjamin in weißes Licht gehüllt und verschwand. Riani fiel die Kinnlade hinunter. Sie schaute fragend zu ihrer Beobachterin, welche lediglich ihre Schultern zuckte. „Es ging nicht anders, Ria. Du wolltest ihn nicht verlieren und wir mussten etwas gegen den Tod unternehmen.“ erklärte sich die Beobachterin. Riani stand auf, umarmte ihre Freundin und grinste. „Danke dir.“ sagte sie und atmete tief durch.
Gegen Abend wurde Riani von ihrem Vater noch einmal besucht. Er trug nun ebenfalls die Kleidung des Todesengels, hatte eine Liste in der einen und die Sense in der anderen Hand. Dabei schenkte er seiner Tochter ein zufriedenes Lächeln. „Wir werden uns eine Weile, nicht sehen können, Kleines. Aber ich bin immer da.“ sagte er und Riani nickte knapp. Sie hatte Freudentränen in den Augen. „Okay.“ sagte sie lediglich.
Verwandelt
Im Stadtteil South Kensington tobte ein, erbitterter Kampf gegen eine Horde von Vampiren. Diese streiften nachts umher auf der Suche nach Beute, Menschen. Dabei wurden sie von den beiden Monsterjägern Riani und Markus gestört, welche sich auf sie stürzten. Riani verpasste dem ersten Vampir einen kräftigen Tritt gegen die Brust. Er wich einige Schritte zurück. Sie griff zu einem Holzpflock, holte aus und vergrub diesen in dessen Herz. Er verwandelte sich augenblicklich zu Staub. Sie blickte über ihre rechte Schulter und sah wie Markus einen Vampir über seine Schultern zu Boden warf. Sie pfiff ihm zu, warf ihm den Pflock zu und auch er verwandelte einen Vampir in Staub. Beide mussten sich einen Pflock teilen. Sie hatten nicht damit gerechnet, heute Nacht, auf eine Horde von Vampiren zu treffen. Das es möglich war bezweifelte Riani nicht. Sie wirbelte herum, holte zum Kick aus und traf einen anderen Vampir mit voller Wucht im Gesicht. Sie warf diesen über ihre Schulter, fing den Pflock auf und verwandelte auch ihn in Staub. Einmal nicht aufgepasst, wurde sie plötzlich in ihre linke Hand gebissen. Ein Vampir fuhr seine spitzen Eckzähne aus und vergrub diese in ihrer Hand. Er begann ihr Blut auszusaugen. Riani schrie vor Schmerzen auf und versuchte den Vampir abzuschütteln. Dies gelang ihr jedoch nicht. Sie verpasste dem Vampir einen Faustschlag. Erst als Markus von hinten auftauchte, den Vampir am Hals packte und wegzerrte, ließ er von Riani los. Riani biss ihre Zähne zusammen und hielt sich mit der anderen Hand ihre Verletzung. Dabei hörte sie einen weiteren Vampir hinter sich. Sie drehte sich um, verpasste ihm einen Backswing Kick, nahm den Pflock und stach zu. Der Vampir heulte auf und verpuffte, wie schon die anderen zuvor. Riani sank erleichtert auf die Knie. „Ist bei dir alles in Ordnung, Ria?“ wollte Markus wissen und sie nickte knapp. „Es geht schon wieder.“ sagte sie, blickte auf ihre verletzte Hand und hoffte das alles wieder gut werden würde.
21 Jahre früher, (Rückblick)
„Mama, ich kann das nicht.“ rief Riani aus dem Nebenraum. Sie versuchte mit ihrer linken Hand eine Vase in der Luft schweben zu lassen. Und kam niemals höher als zwei Zentimeter. Dabei hatte ihre Mutter gesagt sie solle heute mindestens das dreifache schaffen, wenn sie noch mit ihrem Freund Georg weg gehen wollte. Eigentlich hatte ihre Tochter, Hausarrest, da sie beim Rauchen auf der Schultoilette erwischt wurde und den Direktor angespuckt hatte. Drei Tage Schulverweis und zwei Wochen Hausarrest. Viel Zeit um sich mit den magischen Künsten zu beschäftigen. Und dennoch fiel ihrer Tochter dies besonders schwer. Viktoria senkte ihren Kopf. Es war leichter magischen Schülern etwas beizubringen als ihrer eigenen Tochter. „Du musst dich konzentrieren, Ria. Nicht immer mit deinen Gedanken bei deinem ersten Freund sein. Du musst dich fokussieren. Und dann klappt es schon.“ rief ihre Mutter und atmete tief durch. Sie wollte ihrer Tochter unbedingt das Zaubern bei bringen. Vielleicht würde sie dies eines Tages einmal für sich nutzen können. Einen Lederhandschuh, der ihre magischen Fähigkeiten verstärken sollte, hatte sie bereits für ihre Tochter anfertigen lassen. Nun musste sie nur noch lernen wie man damit umging. Sie durfte weder sich selbst, noch andere gefährden. „Ich konzentriere mich doch schon, Mama. Aber ich bekomme es einfach nicht hin. Kannst du es mir noch einmal bitte zeigen.“ bat Riani ihre Mutter und kam zu ihr in die Küche. „Ich bin mit kochen beschäftigt.“ sagte Viktoria und Riani zuckte ihre Schultern. Sie holte sich eine Zigarette aus ihrem Päckchen und ging in den Wintergarten. Dort durfte sie rauchen. Ansonsten herrschte Rauchverbot im Haus. „Was bin ich froh wenn du erwachsen wirst.“ murmelte Viktoria vor sich hin.
Gegenwart,
Irgendetwas war anders als Riani am nächsten Morgen aufstand, die Vorhänge aufzog und einen Blick in die Sonne warf. Ihre Haut begann plötzlich zu schmerzen. So stark das sie die Vorhänge wieder schließen musste. Sie rannte die Stufen hinunter, bis sie in der Küche ankam, sich einen Eisbeutel aus dem Gefrierschrank nahm und ihn auf ihre schmerzende Haut legte. Sie blickte auf ihre linke Hand. Sie hatte noch immer die zwei Einstichspuren des Vampirs. Diese würden wohl noch einige Zeit zu sehen sein. Inzwischen war August. Immer noch sehr heiß. Heute bis zu 45 Grad. Die Nächte waren ebenfalls sehr warm und zogen die Monster und Kreaturen der Nacht an, da die Menschen meist lange draußen waren und somit auf deren Speisekarte kamen. Sie und Markus hatten alle Hände voll zu tun und wieder viele Aufträge von Menschen in Not. Die kleine Agentur kam fast nicht mehr nach. Riani schloss für einen Moment ihre Augen. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Sie fühlte sich viel stärker als sie eigentlich war und hatte einen riesen Hunger. Jedoch nicht auf Eier und Speck, was ihre Beobachterin, soeben zubereitete. Sie konnte es sich nicht erklären. Sie trat neben die Beobachterin und fixierte deren schlanken Hals. Sie blickte wie in Hypnose darauf. Dabei leckte sie ihre Lippen. „Willst du auch etwas essen, Ria? Ich mache dir eine Portion, wenn du willst.“ fragte Susanne und Riani nickte nur. Sie war auf den Hals der Beobachterin fixiert und konnte ihren Blick nicht abwenden. Sie verstand selbst nicht was mit ihr los war. Sie packte ihre Beobachterin und drehte sie um. Dabei enthüllte sie zwei spitze Eckzähne. Sie beugte sich rüber und wollte gerade zu beißen, als Susanne eine Knoblauch Knolle nahm und diese ihrer Freundin unter die Nase hielt. Riani erschrak. Sie sprang zurück und wich einige Schritte weg. Susanne nahm die Knolle und schleuderte sie auf ihre Freundin, welche im letzten Moment auswich und an die Decke sprang. Dort schlug sie ihre messerscharfen Krallen in die Decke um sich festhalten zu können. Susanne fiel die Kinnlade hinunter. Ihre Freundin war offenbar nun eine Vampir Frau mit dem Durst nach Blut. „Stopp.“ rief Susanne und Riani bewegte sich nicht mehr. Sie fokussierte dennoch ihre Beute. „Ria, wir müssen uns mal unterhalten.“ meinte Susanne und wich aus als Riani sie plötzlich anspringen wollte.
Susanne hätte sich mit Leichtigkeit in Sicherheit bringen können. Jedoch musste sie irgendwie ihre Freundin außer Gefecht setzen, damit sie keine Gefahr werden konnte. Und so rannte sie die Stufen in den ersten Stock hinauf. Riani folgte ihr und ließ ihre Mahlzeit nicht aus den Augen. Susanne betrat ihr Zimmer. Dort hatte sie immer Weihwasser und ein Kreuz. Dies würde sie brauchen. Riani trat die Tür mit einem Mal aus den Angeln. Die Tür landete neben Susanne, welche ihre Augen weit aufgerissen hatte. „Ria, du musst dich beherrschen. Du bist verwandelt worden und hast dich nicht mehr unter Kontrolle.“ rief Susanne und hielt ihrer Freundin das Weihwasser unter die Nase. Riani wich zurück. „Oh ich fühle mich gut, Sue. Das wird man von dir gleich nicht mehr behaupten können. Komm her du Leckerbissen.“ befahl Riani und zeigte dabei ihre Eckzähne. Susanne warf die Phiole mit dem Weihwasser auf Riani, traf sie und schon heulte diese auf. Anschließend griff Susanne zu dem Kreuz, holte aus und verpasste Riani einen kraftvollen Schlag, welcher sie außer Gefecht setzte. Lange würde sie nicht benommen sein. Das wusste Susanne. Und somit suchte sie Klebeband um ihre Freundin zu fesseln, damit sie diese mit ins Büro nehmen konnte. Susanne wischte sich den Schweiß von der Stirn. So etwas hatte sie niemals zuvor erlebt. „Oh Mann.“ murrte sie.
Im Büro der Agentur wussten die Anderen nicht recht wie sie reagieren sollten. Fabienne wurde von der verwandelten Riani, welche sich gefesselt an einem Stuhl befand, immer wieder gemustert. Dabei leckte sie ihre Lippen. Fabienne lief ein Schauder über den Rücken. Markus stand direkt neben Riani. Er hielt für alle Fälle einen Holzpflock in seiner rechten Hand, wollte diesen nur ungerne benutzen. Sie war schließlich auch seine Freundin geworden. „Was ist da denn passiert? Und wieso ist Riani jetzt ein Vampir?“ wollte Fabienne wissen und schaute von Susanne zu Markus, der seine Schultern zuckte. „Wir haben gestern, heute, Nacht gegen Vampire gekämpft und sie muss etwas abbekommen haben. Sie meinte sie wurde gebissen.“ erklärte er und die beiden Frauen sahen einander fragend an. „Darauf sind wir gar nicht vorbereitet. Ich wüsste nicht das so etwas schon jemals passiert ist.“ meinte Susanne und schüttelte ihren Kopf. „Ich kann mal das Internet durchforsten. Vielleicht finde ich ja einen Artikel darüber.“ meinte Fabienne und setzte sich an ihren Laptop. „Kennt ihr nicht einen Mann vom Lichtorden? Der müsste sich doch damit auskennen.“ warf Markus ein und Susanne nickte zustimmend. „Ich werde ihn aufsuchen. Vorher werde ich eine Fleischerei aufsuchen und etwas Schweineblut mitbringen. Damit sie wenigstens etwas essen kann und wir nicht mehr in Gefahr sind. Ich habe einmal gehört das sich Vampire ausschließlich von Menschenblut ernähren, es jedoch auch Plasma sein kann. Ich versuche auch das zu besorgen.“ meinte Susanne und teleportierte sich davon. Markus stand noch immer neben der wütenden Riani, welche ihn nicht aus den Augen ließ. „Ich will trinken.“ stöhnte sie und versuchte sich zu befreien. Markus verpasste ihr einen schwungvollen Kinnhaken. „Was machst du denn da?“ rief Fabienne entsetzt. Sie wollte nicht das man ihre Freundin verletzt. „Ich versuche nur sie ruhig zu halten. Es geht bei einem Vampir nun mal nicht anders, Fabi.“ entgegnete er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Christian Heller war gerade dabei seinen Bericht zu schreiben. Dies hatte er vernachlässigt. Jedoch wollte das Hauptgebäude immer informiert werden und somit hatte er keine andere Wahl. Eigentlich wollte er den Tag für seine Familie nutzen, welche er leider kaum sehen konnte. Als die Luft flimmerte und Susanne Heinrich erschien, legte er seinen Bleistift beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl ein Stück weit zurück. Susanne schilderte Heller was passiert war. Sie brauchte dazu etwa eine viertel Stunde. Anschließend seufzte Heller. „Also ist Riani nun ein Vampir. Das ist wirklich interessant.“ meinte er und Susanne zog ihre Stirn in Falten. „Und was soll daran bitte interessant sein, Pater? Meine Freund und mein Schützling wurde in einen Vampir verwandelt. Ich sehe da eher einen Grund zum handeln. Können sie mir sagen wie das überhaupt möglich sein kann?“ Heller schnaufte. „Manchmal kann ein Biss von einem Vampir einen Menschen verwandeln. Es muss nicht in den Hals sein. Wobei dadurch wird der Mensch vollständig verwandelt. Das kommt zwar nicht oft vor, aber passiert ist es schon. Diese Wesen werden jedoch niemals richtige Vampire. Ihr Durst nach Blut und ihr Verlangen danach sind viel größer. Sie werden meist verrückt und bringen sich selbst um.“ berichtete Heller und Susannes Herz begann schneller zu schlagen. „Ist es möglich sie zu heilen?“ fragte sie und Heller nickte. „Wenn sie noch kein menschliches Blut getrunken hat, geht das. Sie müssen dazu jedoch mit einem anderen Menschen, die Lebenskraft tauschen.“ sagte Heller stand auf, ging zum Wandschrank und holte einen Kristall heraus, welchen er an die Beobachterin weiter reichte. „Hä?“ entfuhr es Susanne. „Sie müssen den Kristall zwischen Riani und eine weitere Person legen und einen Zauber sprechen. Damit sollte das Vampir sein, auf die andere Person übergehen und ihre Freundin ist befreit.“ „Und was ist dann mit der anderen Person?“ „Bäumchen wechsel dich.“ sagte er schlicht und grinste.
Lucy hatte eine Astral Projektion von sich erschaffen, nach dem Susanne, sie ins Büro mitgenommen hatte. Nun konnte auch Lucy einen genaueres Blick auf die verwandelte Riani werfen, welche gerade dabei war, Schweineblut zu trinken. Susanne stellte Kerzen auf den Teppichboden und legte den Kristall dazwischen. Sie erklärte den Anwesenden was Heller gesagt hatte und schaute Lucy fragend an. „Du wirst die Einzige sein, die wirklich helfen kann, Lucy. Du hast nicht direkt, einen Körper. Wir wissen nicht was passieren wird.“ sagte Susanne. „Und wenn Ria jetzt in ein Plüschtier verwandelt wird?“ warf Fabienne ein. Susanne zuckte ihre Schultern. Sie wusste es auch nicht. Was konnten sie jedoch anderes tun. Sie mussten es versuchen. „Ich kenne dieses Ritual und den Zauberspruch dazu. Mein Bruder Larry wurde einst verletzt und wir mussten seinen Körper mit einem alten Mann tauschen. Das war cool.“ sagte Lucy und erinnerte sich an früher. Lucy schüttelte ihre Gedanken ab, trat vor Riani und schloss ihre Augen. Auf Latein sprach sie den Zauberspruch. Zunächst passierte nichts. Dann erschien ein grelles Licht, hüllte Riani und Lucy ein und schon waren beide fort.
Das grelle Licht brachte die beiden Frauen an die Themse. Riani schüttelte ihren Kopf. Sie war nicht mehr länger gefesselt oder ein Vampir. Sie war wieder sie selbst und warf einen Blick zu Lucy. Sie hatte nun wieder einen richtigen Körper. Ihre Augen leuchteten. „Gut das es geklappt hat, Ria. Du bist jetzt wieder ein Mensch und ich bin frei. Jetzt habe ich dieses Vampir Fähigkeiten und einen großen Durst. Da diese Mutation nicht echt ist, werde ich eine Gefahr für dich und die Menschen sein. Wir beide wissen wie es ausgehen muss.“ sagte Lucy und Riani senkte ihren Kopf. „Ich werde dich vermissen.“ sagte sie. Lucy grinste. „In einem anderen Leben wären wir vielleicht beste Freundinnen geworden.“ murmelte Lucy, nahm Anlauf und rannte auf Riani zu. Diese warf sich im letzten Moment zur Seite. Sie kam wieder auf die Füße, fuhr ihre versteckte Klinge aus, ließ diese durch die Luft gleiten und trennte Lucy den Kopf von den Schultern. Kopf und Körper fielen zu Boden und verbrannten zu Asche. „Danke!“ sagte Riani, sank auf die Knie und betrauerte den Tod einer guten Bekannten.
Augen des Bösen
Amber wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie war seit zwei Stunden mit ihrer Hausarbeit beschäftigt und brauchte dringend eine kleine Pause. Sie wollte alles herrichten und sauber machen, ehe ihr Freund Wilson, aus der Arbeit kam. Sie hatte geplant einen netten und romantischen Abend mit ihm zu verbringen und vielleicht gemeinsam einzuschlafen. Eigentlich wollte sie ihn fragen ob sie nicht ein Baby haben wollten. Amber war mit ihren 35 Jahren nicht mehr die jüngste Frau und würde es später noch schwerer haben, schwanger zu werden. Aus diesem Grund sollte ihre Wohnung blitz sauber sein. Sie hatte alles aufgeräumt und sich bereits ein Gericht für heute Abend überlegt. Sie wollte nur noch schnell den Müll raus bringen und sich danach duschen gehen. Wilson sollte in einer Stunde, Feierabend machen und würde sie danach direkt aufsuchen. Sie war völlig aus dem Häuschen. Endlich konnte sie ihn wieder sehen. Sie waren seit drei Monaten zusammen. Nicht besonders lange, jedoch hielten ihre Beziehungen niemals sehr lange. Meist suchten sich die Männer eine jüngere Frau und verschwanden aus ihrem Leben. Dies konnte sie sich nun wirklich nicht erklären. Sie war ein solch netter Mensch und dennoch die meiste Zeit in ihrem Leben alleine. Woran dies lag, wüsste sie sehr gerne. Amber schüttelte ihre Gedanken ab. Sie konnte sich morgen noch Gedanken machen. Heute war ein Portaltag und sie glaubte an diese Bedeutung. An einem solchen Tag kamen die Liebesenergien auf den Planeten und bereiteten sich aus. So zumindest in der Theorie. In der Praxis würde es vielleicht anders aussehen. Sie nahm den Müll und schlenderte zur Wohnungstür. Als sie öffnete stand ein Mann ihr gegenüber. Er war schon etwas älter, hatte kurzes weißes Haar und war sehr schlank. Sie hatte diesen Mann niemals zuvor gesehen. Vielleicht ein neuer Nachbar, dachte sie und blickte in seine Augen. Diese begann plötzlich zu leuchten. Amber spürte eine starke Hitze auf kommen. Sie versuchte ihre Blick abzuwenden, was jedoch nicht gelang. Sie starrte den Mann weiterhin an. Mit einem Mal fingen ihre braunen Augen an zu verbrennen. Es dauerte nicht lange bis sie völlig in Flammen stand. Sie schrie vor Schmerzen und versuchte die Flammen zu löschen. Einen Augenblick später sank sie auf die Knie und brannte Lichterloh. Der Mann setzte ein zufriedenes Grinsen auf und wandte sich ab.
Seattle,
Detective John Mitchell war am Tatort eingetroffen, wurde von einem Streifenpolizisten über das neuste Mordopfer informiert und runzelte seine Stirn. Bereits das vierte weibliche Opfer, dass verbrannte und dabei noch gelebt hatte. Dies konnte kein Zufall sein. Erst die drei Leichen von einem Monat und nun sollte es weiter gehen. Dabei wurde kein Brandbeschleuniger gefunden. Die Frauen wurden aus heiterem Himmel verbrannt und niemand konnte sich einen Reim drauf machen. Mitchell hingegen, hielt dies für die Tat eines übernatürlichen Wesens, welches seine Stadt heimsuchte und nun unschädlich gemacht werden musste. Er wusste jedoch nicht wie er dies schaffen konnte. Er war lediglich ein Mordermittler und kein Monsterjäger. Dafür kannte er eine Jägerin, welche ihm sicherlich helfen würde. Er schaute auf seine Uhr. In London musste es mitten in der Nacht sein. Jedoch konnte er nicht warten. Er griff zu seinem Handy und wählte ihre Nummer. „Hallöchen Riani. Hier spricht John Mitchell. Der Polizist aus Seattle. Ich habe hier einen bizarren Fall und könnte deine Hilfe gebrauchen. Irgendein Serienmörder treibt sein Unwesen und verbrennt Frauen bei lebendigem Leib. Ich würde mich freuen wenn du dich melden würdest.“ sprach Mitchell auf ihre Mailbox und legte auf. Der Pathologe traf soeben am Tatort ein und diesen wollte er noch etwas fragen.
London,
Riani hatte ihre Verwandlung in einen Vampir noch immer nicht richtig verdauen können. Sie litt unter Alpträumen und Entzugserscheinungen. Dabei dürstete es sie nach menschlichem Blut. Heller hatte erklärt das dies noch einige Zeit anhalten würde, jedoch eines Tages weg gehen würde. Sie hatte schon überlegt ob sie erneut Schweineblut kaufen und trinken sollte. Entschied sich allerdings dagegen. Auch fehlte ihr Lucy. Die Dämonin, welche sie vernichten musste. Riani hatte noch immer die Plüsch Schildkröte, welche einmal Lucy gewesen war. Sie saß auf ihrem Bett und presste das Plüschtier fest an ihre Brust. Sie musste eine Träne verkneifen. Lucy war keine Freundin gewesen und dennoch hatte Riani, sie wirklich gerne gehabt. Nun war sie fort. Vermutlich in der Hölle und köchelte auf kleiner Flamme. Riani atmete tief durch. Ihr war mal wieder nach einer Zigarette. Seit zwanzig Jahren hatte sie nicht mehr geraucht. Es stank und war schlecht für die Gesundheit. Nur an manchen Tagen verspürte sie ein kleines Verlangen danach. Inzwischen waren drei Wochen seit ihrer Verwandlung vergangen. Sie spürte jedoch noch immer den Verlust ihrer Superkräfte. Den Blutdurst vermisste sie nicht. Sie hatte ohnehin ein schlechtes Gewissen. Sie wollte ihre Beobachterin aussaugen. Susanne nahm ihr dies nicht übel. Riani hatte keine Kontrolle über sich selbst. Sie griff in ihre Hosentasche, holte ihr Handy heraus und checkte ihre Mailbox. Dabei bemerkte sie die Sprachnachricht von Detective Mitchell. Sie musste lächeln als sie an den Polizisten dachte. Sie hatte ihn sehr gerne und fand ihn sehr attraktiv. Er erinnerte sie an ihren verstorbenen Freund und dennoch war er irgendwie anders. Vielleicht lag die Verbindung in seinem Sternzeichen. Auch er war ein Zwilling. Vielleicht zog sie dies an. Sie wusste es nicht. Sie legte ihr Handy ans Ohr und hörte die Sprachnachricht ab. Mit einem Mal stand sie auf, zog sich ihre Stiefel an und nahm ihren langen Mantel. „Ich bin schon unterwegs.“ flüsterte sie zu sich selbst, nahm ihre Autoschlüssel und machte sich auf den Weg ins Büro.
„Ich finde eigentlich du solltest dich noch ein bisschen schonen, Ria. Du hast dich in einen Vampir verwandelt und wolltest uns alle aussaugen. Wir sind dir nicht böse. Wir machen uns jedoch ein bisschen Gedanken um dich. Ich denke nicht das du jetzt schon wieder zur Jagd gehen solltest. Zumindest solange nicht, wie du noch dieses Verlangen nach Blut hast.“ bemerkte Susanne und Riani winkte ab. „Ich muss mich etwas ablenken, Sue. Du bist nicht meine Mutter, sondern meine Beobachterin und Freundin. Ich nehme deine Bedenken zwar zur Kenntnis und trotzdem werde ich wieder aktiv werden. Markus kann schließlich nicht die ganze Zeit meinen Platz einnehmen. Ich habe zwar noch ein bisschen das Verlangen nach Blut, menschlichem Blut, werde damit jedoch zurecht kommen.“ fauchte Riani und funkelte ihre Beobachterin finster an. Susanne hob beschwichtigend ihre Arme. „Ich meine es nur gut, Ria. Du bist außerdem noch nicht richtig fit. Auch emotional nicht. Das mit Lucy hat dich schwer mitgenommen.“ erinnerte die Beobachterin und Riani winkte ab. „Du redest so als wären sie und ich die besten Freundinnen gewesen, Sue. Ich habe sie kaum gekannt. Und ja, ich bin traurig das ich sie umbringen musste, aber das Leben geht weiter. Ich komme schon damit klar.“ sagte Riani und Susanne senkte ihren Kopf. Sie hatte keine Argumente mehr. „Na gut. Dann mach du doch was du willst. So wie sonst auch immer.“ knurrte Susanne und warf ihren Kaffeebecher mit voller Wucht gegen die gegenüberliegende Wand. „Bist du mir jetzt echt böse, Sue?“ wollte Riani wissen und die Beobachterin nickte zustimmend. „Ja das bin ich. Du bist unvernünftig, Ria. Du solltest dich noch eine Weile von Menschen fern halten. Wir wissen nicht genug über das Vampir sein, als das du da draußen rum springen solltest.“ warf Susanne ein. Riani grinste. „Ich werde schon niemanden beißen.“ scherzte sie und Susanne rollte ihre Augen.
Fabienne saß inzwischen in ihrem Arbeitszimmer und studierte die Bilder, welche Mitchell geschickt hatte. Dabei verzog sie nicht nur einmal entsetzt ihr Gesicht. Sie hatte den Streit zwischen Riani und Susanne gehört, sowie Samantha ebenfalls. Nur ließen sich die beiden jungen Frauen nichts anmerken als Riani so eben den Raum betreten hatte. Samantha schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Ich wollte mich noch einmal bedanken. Für diese Chance bei ihnen zu arbeiten. Ich habe bisher gut verdient und kann mein Studium demnächst in den USA fortsetzen. Also bedeutet das, dass ich nicht mehr lange hier aushelfen kann.“ meinte sie und reichte Riani die Hand. „Du wirst immer bei uns willkommen sein, Sam.“ antwortete Riani und wandte sich an Fabienne. Samantha verließ den Raum und ließ die beiden Frauen alleine. „Eines Tages brauche ich vielleicht einen Psychologen, der mir hilft das alles zu verarbeiten. Ich weiß nicht ob ich heute Nacht ein Auge zu bekommen werde.“ keuchte Fabienne und drehte ihren Laptop so, dass Riani nun ebenfalls einen Blick auf die verbrannten Leichen werfen konnte. Dabei verengte sie ihre Augen um einen genaueren Blick drauf zu werfen. „Sind das alle Bilder?“ fragte sie. „Willst du echt noch mehr sehen, Ria? Mir reichen diese Bilder schon.“ warf Fabienne ein. Riani lächelte. Sie hatte schon viel schlimmeres gesehen und erlebt. „Was sagt unsere neue Dämonen Datenbank dazu?“ hakte sie nach. „Da habe ich schon nachgesehen. Zu keinem Dämon passt diese Vorgehensweise. Ich kann dir leider nicht weiter helfen.“ meinte Fabienne und Riani nickte. Sie würde Heller anrufen, so bald sie in den Staaten war. „Na gut. Danke dir.“ sagte Riani, grinste und wandte sich ab.
John Mitchell hatte nicht damit gerechnet das Riani zusammen mit ihrer Beobachterin direkt in seiner Wohnung erscheinen würde. Jedoch taten sie es. Es war ihm zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich peinlich das er nicht aufgeräumt hatte. Überall lagen seine Klamotten auf dem Boden herum und alte Pappkartons vom Schnellimbiss. Dies wollte er gerade wegräumen als Riani ihren Kopf schüttelte. „Das brauchst du jetzt auch nicht mehr zu machen, John. Ich bin außerdem nicht bei dir zu Besuch. Wir wollen doch gemeinsam deine Stadt retten.“ bemerkte Riani und Mitchell nickte. Dennoch wurde er rot im Gesicht. Wortlos verschwand die Beobachterin wieder. Mitchell runzelte seine Stirn und sah Riani fragend an. „Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit. Sie ist sauer auf mich.“ erklärte die Monsterjägerin und Mitchell nickte. „So etwas kommt in den besten Familien vor.“ sagte er. Dabei versuchte er Riani aufzumuntern, was jedoch nicht geklappt hatte. Er beschloss seinen Humor für sich zu behalten. „Konntest du etwas über den unbekannten Täter heraus finden?“ erkundigte sich Riani und Mitchell nickte zustimmend. Er öffnete seinen Laptop und drehte diesen um so das sie ebenfalls etwas sehen konnte. „Alle Opfer hatten nur eine Verbindung. Sie hatten ein Speed Dating. Auf einer Plattform die Tinder ähnelt, haben ich alle ihre Profile gefunden. Alle Frauen hatten immer Pech in der Liebe. Vielleicht sucht das Wesen seine Opfer auf diese Weise aus.“ folgerte er und Riani nickte knapp. „Das kann möglich sein, John. Vielleicht sollten wir ein Profil von mir erstellen und es dann einfügen. Das kann Fabi schnell machen. Vielleicht können wir das Wesen zu dir locken und ich nehme es mir dann vor.“ meinte sie nachdenklich. „Aber dann nicht ohne mich. Ich werde dir helfen. So wie beim letzten Mal.“ meinte er und ehe sie protestieren konnte, winkte er ab. „Na gut, John. Ich sehe schon ich kann dich nicht umstimmen. Aber vorher solltest du hier echt aufräumen. Es sieht schlimm aus. Und ich muss noch jemanden anrufen. Ich habe Fragen.“ sagte sie, gab ihm ein Küsschen auf die Wange und wandte sich ab. Mitchell fiel die Kinnlade hinunter. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Wie von einer Biene gestochen, fegte er durch seine Wohnung und begann mit dem aufräumen.
„Das was sie da beschreiben kommt mir sehr bekannt vor, Riani.“ sagte Heller und zog seine Stirn in Falten. Er befand sich zu Hause in seinem Wintergarten und schaute die Monsterjägerin via Sprachanruf direkt an. „Inwiefern?“ wollte sie wissen. Heller überlegte einen Moment ehe er antworten konnte. „Es gibt einige Legenden. In einer Legende gab es einen Gnom, der in Gestalt eines alten Mannes, Frauen besuchte, welche nicht viel Glück in der Liebe hatte und diese von ihrem Leiden befreien wollte. Der Gnom soll Augen aus Feuer haben. Sein Blick lässt Menschen verbrennen wie Streichhölzer. Ob da wirklich etwas dran ist, konnte der Lichtorden niemals auflösen. Es kann sich um eine tatsächliche Person, ein Wesen, handeln oder bloß eine Legende.“ erklärte Heller und Riani zog nun ihre Stirn in Falten. „Wenn ich ihm nicht in die Augen sehen darf, weil diese böse sind und mich verbrennen können, wie soll ich dann kämpfen?“ hakte sie nach. „Eine Sonnenbrille könnte vielleicht helfen.“ schlug Heller vor, lachte und beendete das Gespräch.
Fabienne hatte ganze Arbeit geleistet. In dem Dating Profil gab sie Riani als Single Frau aus, welche seit kurzem in Seattle lebte und ihre Beziehungen niemals sehr lange hielten. Riani musste dabei wirklich an ihre Vergangenheit und die Wahl ihrer Partner denken. Nur mit David oder Matthias war sie lange zusammen gewesen. Sie schüttelte ihre Gedanken ab, setzte sich eine Sonnenbrille auf und ließ sich neben Mitchell auf das Sofa fallen. „Ein Gnom. Das ist wirklich interessant.“ bemerkte Mitchell und kratzte sich am Hinterkopf. „Es ist nicht mehr erster und wird auch nicht der Letzte sein.“ meinte sie und lächelte. Sie schmiegte sich an ihn heran und hörte sein Herz pochen. „Ähm, was machst du denn da?“ wollte Mitchell wissen. Sie zuckte ihre Schultern. „Vielleicht kann der Gnom durch Wände sehen. Alles muss echt wirken, John.“ erinnerte sie ihn und Mitchell nickte knapp.
Es klopfte wenig später an der Wohnungstür. Mitchell zog sich in die kleine Küche zurück und griff zu seiner Pistole, welche er mit spezieller Munition geladen hatte. Er sah zu wie Riani aufstand, zur Tür ging und diese öffnete. Ein Mann stand vor der Tür. Er war klein mit grauem Haar. Riani und der Mann schauten sich in die Augen. Erst passierte nichts. Dann begann Rauch von Rianis Mantel aufzusteigen. Riani packte unterdessen den Mann am Kragen und zerrte ihn in die Wohnung, wo sie ihm einen schwungvollen Kinnhaken verpasste. Das Wesen war völlig verdutzt und fing sich einen weiteren Kinnhaken ein. Es taumelte zurück. Mitchell kam aus der Küche, richtete seine Pistole auf das Wesen, den Mann, und behielt ihn im Auge. „Keine Bewegung, Kumpel!“ befahl er. Das Wesen, der Mann, packte Mitchell einen Moment später, verpasste ihm eine Kopfnuss und schleuderte ihn von sich weg. Mitchell landete auf dem Esstisch, welcher unter dem Gewicht kaputt ging. „Das ist nicht möglich. Meinen Augen kann niemand entkommen.“ rief das Wesen. Riani trat vor und lächelte. „Dinge ändern sich.“ murmelte sie, holte mit ihrer Wurfaxt weit aus und schlug dem Wesen mit einem Mal den Kopf von den Schultern. Die Überreste verbrannten. Riani rannte zu Mitchell. Sie stellte fest das bei ihm alles in Ordnung war. Plötzlich überkam sie ein Verlangen. Nicht nach Blut, jedoch nach ihm. Sie packte ihn, zerrte ihn an sich heran und küsste ihn leidenschaftlich. „Was ist mit..?“ Mitchell unterbrach sich. „Halt die Klappe, John.“ stöhnte Riani, half ihm hoch und zerrte ihn ins Schlafzimmer.
Hexenmeister
James machte sich Sorgen. Sorgen um seine Existenz. Eine Monsterjägerin war in Berlin, der Hauptstadt aufgetaucht. Was sie dort wollte, wusste er nicht. Er wusste nur das es vielleicht eng für ihn werden konnte und er hier bald seine Zelte abbrechen musste. Ebenfalls in der Millionen Stadt lebte eine freie Dämonenjägerin namens Larissa, welche sich einen Namen unter den Dämonen gemacht hatte. Sie besaß übernatürliche Fähigkeiten, konnte ihre Verletzungen in Sekunden schnelle heilen und wurde damit zu einer Gefahr für ihn und andere Wesen der Dunkelheit. James machte sich Sorgen. Vielleicht waren beide hinter ihm her. Er war ein Hexenmeister. Vierhundert Jahre alt und einst Schüler des mächtigen Hextor, welcher ewig nicht mehr lebte. Er wurde damals vernichtet. Dies stimmte James damals richtig traurig. Er hatte Hector sehr gut gekannt. Nun sollte es eine Welt ohne ihn geben. James wusste damals nicht wohin ihn sein Weg führen würde. Er wollte Amerika eigentlich nicht verlassen. Er zog nach Berlin und lebte dort im Schatten. Bis er frustriert war. Die Menschen hatten vergessen das es ihn und seines Gleichen überhaupt gab. Sie lebten ein normales Leben ohne überhaupt zu wissen das es Dämonen und andere Wesen gab. Er verstand nicht wie dies möglich war. Eine Zeit lang fürchteten sich die Menschen vor den Wesen der Dunkelheit. Nun fürchteten sie sich um ihre Arbeitsstellen oder zu hohe Steuern. Er wollte sich zu erkennen geben und ihnen erneut Angst machen. Er würde seine Kräfte nutzen, um viel Chaos anzurichten. Die Menschen würden noch in tausend Jahren von ihm wissen. Er stand mitten auf dem Fernsehturm und blickte auf die nächtliche Stadt. Von hier hatte er eine beste Aussicht.
21 Jahre früher, (Rückblick)
Viktoria wusste manchmal nicht wo ihr der Kopf stand. Sie hatte mit der Hausarbeit, ihrem Leben als Mutter und Ehefrau und ihrer Nebentätigkeit als Lehrerin der weißen Magie im Hauptgebäude des Lichtordens alle Hände voll zu tun. Sie wusste das es nicht leicht werden würde und dennoch wollte sie damals alles auf einmal haben. Sie wollte ein Kind haben. Einen Erben eigentlich. Ihre Überraschung war groß als es plötzlich eine Tochter wurde. Sie und ihr Ehemann Benjamin wollte es eigentlich nicht wissen, was es werden sollte. Sie wollten sich überraschen lassen. Und obwohl sie sehr überrascht war, war ihre Tochter dennoch ein Wunschkind. Dabei wollten sie es erst mal belassen. Viktoria hatte eine Risikoschwangerschaft und vielleicht konnte sie nur ein Kind bekommen. Aus diesem Grund kümmerte sie sich immer liebevoll um ihre kleine Tochter. Nun da ihre Tochter sechzehn war. War sie ein bisschen rebellisch und nur noch mit ihrem ersten Freund beschäftigt. Sie rauchte, hatte begonnen zu kiffen und war sehr frech. Hausarrest nützte meist nichts, da sich Riani aus dem Haus schlich um bei ihrem Freund zu sein. Was ihre Tochter jedoch gerne tat war zaubern. Dafür hatte sie Talent. Und dieses wollte auch ihre Mutter fördern. „Sieh mal her, Mama. Ich glaube ich kann es.“ rief Riani und kam in die Küche. In beiden Händen formte sie einen grünlichen Energieball. „Das machst du wirklich gut, mein Schatz. Ich hoffe du kannst ihn auch verschwinden lassen. Ein Energieball dient als letzter Ausweg in einem magischen Kampf. Er kann viel Schaden anrichten.“ warnte Viktoria ihre Tochter und diese nickte zustimmend. „Ich weiß nicht wie, Mama. Ich musste mich schon sehr stark konzentrieren, damit er überhaupt erschaffen wird. Ich weiß nicht wie ich...“ sie unterbrach sich, atmete tief durch und schon verschwand der Energieball wieder. Sie blickte ihre Mutter verdutzt an. Diese zuckte nur ihre Schultern. „Wenn du abgelenkt wirst, bist du unkonzentriert und dann verschwindet der Energieball wieder, Kleines. Du darfst dich dann niemals ablenken lassen.“ sagte ihre Mutter und Riani nickte knapp. „Ich will es gleich noch einmal versuchen.“ sagte sie vergnügt und verließ die Küche wieder. Viktoria grinste. „Mach das.“ sagte sie zufrieden.
Gegenwart,
Es herrschte immer noch dicke Luft zwischen Riani und ihrer Beobachterin. Dies konnte Riani jedoch nicht verstehen. Vielleicht lag es an Susannes Sternzeichen dem Krebs, dass sie so lange beleidigt war. Vielleicht war ein Streit zwischen den beiden Freundinnen auch nur überfällig. Sie wusste es nicht. Was sie jedoch wusste war die Tatsache das sie sich nun alleine in Berlin befand. Sie stieg aus dem ICE aus, nahm ihren Koffer auf Rollen und begab sich zum Ausgang. Sie hatte in Leipzig sich um das Haus ihres Vaters gekümmert. Dieses wollte er eigentlich verkaufen. Sie hielt nichts davon das Haus zu verkaufen in welchem sie aufgewachsen war. Sie hatte es gekauft und der Makler war ziemlich überrascht gewesen. Anschließend besuchte sie noch einmal das Grab ihres verstorbenen Freundes, legte Blumen ab und verschwand, ehe man sie sehen konnte. Nun sollte ihre Reise nach Berlin weiter gehen. Dort trieb ein Hexenmeister sein Unwesen. Dabei fragte sie sich was sie alleine gegen einen Hexenmeister unternehmen sollte. Es handelte sich um einen Auftrag des Lichtordens. Diesem wollte sie nach kommen. Einmal war sie mit ihren Eltern in Berlin gewesen. Sie machten einen Ausflug. Jedoch war sie damals noch sechs Jahre alt und konnte sich nicht mehr wirklich erinnern. Die Stadt hatte sich sehr verändert. Vor allem der Bahnhof. Sie fragte sich wie sie überhaupt den Hexenmeister hier finden konnte. Riani rief sich ein Taxi und ließ sich zum nächsten Hotel fahren, dort checkte sie ein und ging sofort auf ihr Zimmer. Es war ein langer Flug gewesen. Eigentlich wollte sie etwas schlafen. Jedoch hörte sie einen lauten Schrei aus dem Nebenzimmer. Sie griff zu ihrer Wurfaxt und begann nach zu sehen. Die Zimmertür stand offen. Sie warf einen Blick hinein und wurde einen Moment später gegen die Wand gepresst, als eine Gestalt hinaus rannte. Riani rappelte sich auf. Dabei biss sie ihre Zähne zusammen. Es hatte doch weh getan. Sie warf keinen Blick mehr in das Zimmer, sondern rannte der Gestalt hinterher. Dabei musste sie achten ihren Hut nicht zu verlieren. „Bleib sofort stehen!“ brüllte sie der Gestalt nach. Jedoch war diese sehr schnell. Rannte die Treppen hinunter und verließ das Hotel wieder. Riani war der Gestalt dicht auf den Fersen.
Larissa Henderson hatte sich bereits auf eine ruhige Nacht eingestellt. Sie hatte heute Nacht nicht mal einen Dämon gesehen und wollte die Jagd abbrechen. Die freie Dämonenjägerin mit den langen roten Haaren und den blauen Augen, schulterte ihren Bogen und setzte sich auf ihr Motorrad. Dabei zog sie ihre Lederjacke, welche sie einst von ihrem Vater erhalten hatte, zurecht und wollte sich gerade ihren Helm aufsetzen als sich der Mann in ihrem linken Ohr zu Wort meldete. Viktor van Asten, ihre rechte Hand, sprach über Funk in ihr Ohr. Das tat er immer und half ihr damit. „Es gab gerade einen Zwischenfall, Lara. Du kannst noch nicht nach Hause kommen.“ begann er und Larissa rollte ihre Augen. „Kann es nicht einmal ruhig in der Stadt sein.“ murrte sie und atmete tief durch. „Eine Gestalt, vermutlich ein Dämon, wurde beobachtet wie er ein Hotel verlassen hatte. Er läuft, laut Polizei, die Friedrichstrasse hinunter. Das wäre doch etwas für dich.“ meinte Viktor und Larissa nickte ihrerseits. „Na gut. Ich kümmere mich darum, Vik. Stell mal Kaffee auf, bitte. Den werde ich brauchen können.“ sagte sie, startete den Motor und fuhr in die Richtung aus der die Meldungen reinkamen. Dabei achtete sie auf den nächtlichen Verkehr. Sie durfte nicht einfach so durch die Gegend heizen. Auch eine freie Dämonenjägerin musste sich an die Verkehrsordnung halten. Sie fuhr über die Kreuzung, baute fast einen Unfall und streckte dem Fahrer des anderen Fahrzeugs, den Mittelfinger entgegen.
In der Zwischenzeit saß Fabienne wie immer an ihrem Laptop und ging die neusten Polizeiberichte durch. Dabei versuchte sie heraus zu finden was davon übernatürlich war und was nicht. Ob sie dies ohne die Hilfe des Inspektors schaffen konnte, wusste sie nicht. Jedoch wollte sie es wenigstens versuchen. Die Stimmung innerhalb der Agentur war eisig. Noch immer hatten Riani und Susanne Streit. Susanne konnte nicht verstehen warum Riani sich immer noch in Schwierigkeiten stürzte. Riani verstand nicht wieso ihre Beobachterin sich derartige Sorgen machte. Und Fabienne fragte sich wann dies endlich mal wieder vorbei war. Sie wollte einen harmonischen Arbeitsplatz. Seit einigen Wochen ging es schon so. So weit schon das Riani mit einem Flugzeug zu anderen Orten fliegen musste, da Susanne sie nicht mehr dorthin bringen wollte. Dies konnte die Computerexpertin nicht verstehen. Früher hatten sich die beiden Frauen besser verstanden als Geschwister. Heute ist es nicht mehr so, was Fabienne sehr traurig fand. Und während Markus alleine in der Stadt unterwegs war und versuchte den Menschen zu helfen, war Riani zurzeit in Berlin und sollte dort einen Hexenmeister aufhalten. Ihre Aushilfe Samantha war nicht mehr länger Teil der Agentur. Sie wollte in den Staaten nun endlich weiter studieren. Es war ebenfalls sehr schade. Jedoch konnte niemand etwas dagegen machen. Das Jahr neigte sich dem Ende zu. Fabienne freute sich auf das Weihnachtsfest. Sie konnte es mit den Menschen feiern, die sie wirklich gerne hatten und sich nicht an ihrer sexuellen Ausrichtung störten. Wobei sie sich dabei auch nicht mehr sicher war. Markus gefiel ihr zunehmend. Er war zwar übergewichtig, wie sie auch, und dennoch hatte er etwas Geheimnisvolles, dass sie in seinen Bann zog. Lange versuchte sie sich dagegen zu wehren, was jedoch nicht viel gebracht hatte. Fabienne schüttelte ihre Gedanken ab, als Susanne den Raum betrat und ihr einen Becher frischen Kaffee vor die Nase stellte. „Ich weiß ja du bist immer noch sauer auf Riani, aber kannst du aufhören es an mir auszulassen, Susanne?! Das wäre sehr schön.“ knurrte Fabienne und Susanne nickte zustimmend. „Du hast Recht, Fabi. Tut mir leid.“ sagte die Beobachterin und senkte ihren Kopf. „Was ist denn mit Ria? Ist sie jetzt schon in Berlin gelandet?“ wollte Fabienne wissen und Susanne zuckte ihre Schultern. „Kann ich dir nicht sagen. Ich wurde bereits gerufen, aber ignoriere es. Sie soll noch ein bisschen Zeit zum nachdenken haben, ehe ich reagieren werde.“ meinte Susanne und wandte sich ab.
Berlin,
Riani hatte die Gestalt, einen Dämon, eingeholt, ihre Wurfaxt benutzt und sie diesem in den Rücken geworfen. Der Dämon heulte vor Schmerzen auf und drehte sich zu ihr um. Dabei funkelte er sie finster an. „Wieso bist du nicht tot?“ fragte Riani und erhielt als Antwort bloß ein Lächeln des Dämons. Der Dämon marschierte auf sie zu. Sie ging in eine Kampfhaltung. Mit einem Mal verpasste sie dem Dämon einen kräftigen Kick gegen die Brust. Dies schien ihn jedoch nur kurz zu bremsen. Er marschierte weiterhin auf sie zu. Riani riss ihre Augen weit auf. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie überlegte nun fieberhaft was sie tun konnte. Sterben war uncool. Mit einem Mal wurde der Dämon von einem Pfeil in die Brust getroffen und blieb stehen. Er schaute sich um und erblickte eine junge Frau. Diese trug eine Lederjacke, dunkle Kleidung und hatte eine Gesichtsmaske auf. Zuerst glaubte Riani sich verguckt zu haben. Als sie die Frau musterte, schien jedoch alles seine Richtigkeit zu haben. Die Frau legte an und feuerte den weiteren Pfeil mit ihrem Bogen ab. Riani stellte sich schützend vor den Dämon, hob ihre linke Hand und fing den Pfeil in der Luft mit Magie ab. Sie grinste matt. Mit ihren magischen Fähigkeiten ließ Riani den Pfeil in der Luft schweben. Der Pfeil flog direkt auf den Kopf des Dämonen zu. Sie ließ ihn los sodass er mit hohen Bogen auf den Dämon zu flog und sich direkt in seinem Kopf bohrte. Der Dämon fiel tot zu Boden. „Entschuldigung, aber das war meiner.“ rief Riani.
„Sie sind offenbar ebenfalls eine Dämonenjägerin?“ wollte die Frau, welche sich als Larissa Henderson vorgestellt hatte, wissen und sah Riani fragend an. Diese zuckte ihre Schultern. „Ich bin eine Monsterjägerin und lebe in London. Dort besitze ich eine Agentur und jage diese Wesen überall auf der Welt, wenn es sein muss.“ erklärte Riani und Larissa nickte knapp. Dann legte sie ihre Stirn in Falten. „Ich kenne nur einen Henderson. Einen gewissen Roy.“ bemerkte sie. Larissa lächelte. „Das ist mein Onkel. Er ist eine Art Waffenexperte und gab mir diesen Bogen.“ meinte sie und Riani nickte. Die beiden Frauen kamen schnell ins Gespräch und tauschten sich aus. „Ich besitze unbekannte Heilkräfte. Meine Verletzungen heilen in Sekunden schnelle wenn ich verletzt werde. Ich bin somit eine Paranormale geworden. Ein Freund rettete mein Leben.“ erzählte Larissa und Riani riss ihre Augen weit auf. „Wer ist ihr Freund?“ fragte sie und Larissa lächelte. „Dylan Lloyd.“ antwortete sie schlicht. Diesen Namen wollte sich Riani auf jeden Fall merken. Vielleicht brauchte sie eines Tages einmal seine Hilfe. Ob der berühmte Lloyd ihr helfen würde, war eine andere Frage. Riani wollte noch etwas sagen als Larissa kreide bleich im Gesicht wurde. Sie stieß Riani von sich weg. Diese versuchte zu realisieren was gerade passiert war. Plötzlich flog ein Auto zwischen den beiden Frau vorbei und krachte gegen ein anderes. „D..danke.“ rief Riani und Larissa nickte knapp.
„Sieh mal einer an. Zwei zum Preis von einem.“ höhnte James und landete sicher einige Meter vor den beiden Frauen. Dabei musterte er sie gründlich. Larissa die Dämonenjägerin und Riani die Monsterjägerin. Nun konnte er sich um beide kümmern. Er setzte ein zufriedenes Lächeln auf.
„Fuck!“ ließ Larissa verlauten, nahm ihren Langbogen zur Hand, legte einen Pfeil hinein und zielte auf den Hexenmeister. Nach ihm hatte sie gesucht. Und nun wollte sie ihn vernichten. Zum Glück musste sie nicht ganz alleine kämpfen. Riani griff nun zu ihrer Wurfaxt, holte aus und schleuderte diese auf den Hexenmeister. Dieser hob gelangweilt seine rechte Hand, fing die Wurfaxt ab und schickte sie zurück zum Absender. Riani riss ihre Augen weit auf. So schnell konnte sie nicht reagieren. Larissa warf sich zwischen sie und die Wurfaxt. Dabei wurde sie in der Brust getroffen, schrie vor Schmerzen auf und sank auf die Knie. Riani kniete sich ebenfalls hin und sah die Dämonenjägerin besorgt an. Sie konnte ihr leider nicht helfen. Larissas Wunde heilte wirklich in Sekunden schnelle. Sie stand nun wieder auf und funkelte den Hexenmeister finster an. „Geht es dir gut, Larissa?“ hakte Riani nach und Larissa nickte. „Lara bitte. Komm wir erledigen den Kerl jetzt.“ murmelte sie und spannte erneut ihren Bogen. Sie feuerte einen Pfeil ab. Der Pfeil wurde jedoch von dem Hexenmeister bereits in der Luft abgefangen. Dieses Mal rannte Riani auf den Hexenmeister zu, hob vom Boden ab und verpasste einen schwungvollen Kick. Der Hexenmeister wich einige Schritte zurück. Während Larissa ihn mit Schlägen und Tritten eindeckte, formte Riani einen Energieball in beiden Händen. Sie hatte dies einmal gelernt und wollte es nun anwenden. Sie pfiff einmal. Larissa ging aus dem Weg und schon flog ein grünlicher Energieball auf den Hexenmeister zu, hüllte ihn ein und verbrannte ihn zu Asche. Beide Frauen atmeten tief durch. „Wie ich sehe bist du wohl eine Hexe.“ meinte Larissa und Riani winkte ab. „Zur Hälfte. Das war meine Mutter. Aber immerhin hat es gereicht für den Hexenmeister.“ sagte Riani und lächelte. „Komm ich zeige dir noch ein bisschen die Stadt. Vielleicht gibt es auch noch etwas zu vernichten. Zusammen macht es eine Menge Spaß.“ schlug Larissa vor und schwang sich auf ihr Motorrad. Riani nahm hinter ihr Platz. „Das klingt sehr gut.“ rief Riani und schon verschwanden beide in der Nacht.
Die Organisation
Kay Friedrich war nervös. Jedes Mal wenn er zu seiner Chefin gerufen wurde, war er nervös und angespannt. Er wusste nicht einmal wieso dies so war. Nur das es eben so war. Die Organisation trennte sich hin und wieder von Mitgliedern, welche nicht mehr nützlich waren oder ihre Aufträge nicht erfüllt hatten. Dies konnte er nicht sagen. Er hatte stets seine Aufträge erfüllt und war niemals mit leeren Händen zurück gekehrt. Auch die Folter von Benjamin Anderson hatte er damals durchgezogen, auch wenn seine Chefin ihn ermahnt hatte, es nicht zu weit zu treiben. Er liebte seine Aufgaben, die er erhielt und wollte noch lange ein Teil des ganzen sein. Er träumte ebenfalls von einer neuen Weltordnung in der alles besser war als bisher. Vielleicht durfte er dann seine kleine Tochter Kya sehen, welche bei der Mutter lebte und er keinen Kontakt haben durfte. Sie musste nun in die Grundschule gehen. Kay war nach der Trennung sehr schlecht drauf gewesen. Er hatte viel mehr Alkohol getrunken, gekifft und andere Drogen genommen. Einfach um den Schmerz und seine Gedanken zu betäuben. Damals traf er seine Chefin. Sie machte ihm ein Angebot das er nicht ablehnen konnte und so kam er zur Organisation, welche seine Hilfe durchaus brauchen konnte. Kay holte nun einmal tief Luft, trank sein Bier aus und stellte die Flasche auf den Parkett Boden, ehe er klopfte und das Büro seiner Chefin betrat. Edna Powers stand am Fenster und blickte in den Garten hinaus. Dabei beobachtete sie, wie ihre beiden Kinder spielten. „Schön das sie gekommen sind, Kay. Bitte nehmen sie Platz.“ sagte Edna und Kay kam der Bitte augenblicklich nach. Er setzte sich auf einen der freien Stühle und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich habe einen neuen Auftrag für sie.“ begann Edna und Kay wurde hellhörig. „Was kann ich dieses Mal für sie tun?“ hakte er nach. „Wir wissen nun wo die Monsterjägerin Riani ihr Büro hat. Sie befindet sich in London, in der Innenstadt. Dort betreibt sie eine kleine Agentur.“ sagte Edna und unterbrach sich. Sie drehte sich zu Kay um. „Ihr Auftrag wird sein, Riani, von dort weg zu locken damit ich zwei meiner Männer schicken kann, welche diesen Laden durch und klein machen. Danach erhalten sie eine Belohnung.“ sagte sie und Kay runzelte seine Stirn. „Was soll ich mit Riani machen?“ fragte er neugierig. „Das bleibt ihnen überlassen, Kay. Sie können sie gerne selbst ausschalten oder das andere für sie übernehmen lassen. Lassen sie sich eine Geschichte einfallen um ihr Vertrauen zu gewinnen. Und dann erledigen sie ihren Job.“ wies sie ihn an und Kay nickte knapp. „Ich werde sie nicht enttäuschen.“ sagte Kay, stand auf, lächelte und wandte sich ab.
21 Jahre früher, (Rückblick)
Viktoria machte sich ein bisschen Sorgen um ihre Tochter. Diese hatte ihr erstes Mal mit einem jungen Mann, welcher nach dem Sex nicht mehr mit ihr zusammen sein wollte. Er hatte ihre Tochter sogar beleidigt. Viktoria war daraufhin zu ihm gefahren, hatte ihn in eine Kröte verwandelt und schlich sich ins Haus. Jedoch saß ihre sechzehn Jährige Tochter bereits im Wintergarten und rauchte dort eine Zigarette. „Was hast du mit Georg gemacht, Mama?“ wollte Riani wissen und sah ihre Mutter fragend an. Viktoria winkte ab. „Verzaubert. Dieser Zauber wird ihm eine Lehre sein. Man legt sich nicht mit meiner Tochter an und kommt damit durch. Er wird sich in drei Tagen zurück verwandelt haben.“ sagte ihre Mutter und Riani rannte zu ihr und umarmte ihre Mutter. „Danke dir, Mama. Ich hätte auf dich hören sollen. Ich war so dumm.“ sagte Riani und begann zu weinen. Viktoria strich ihr sanft über den Kopf. „Du warst eben verliebt, Kleines. Das ist doch nicht deine Schuld. So etwas kann jedem Mädchen passieren.“ flüsterte ihre Mutter und Riani nickte knapp. „Wenn ich jemals diesen Amor treffe, haue ich ihm eine rein.“ knurrte Riani und Viktoria lächelte. Wenn ihre Tochter wüsste, was es alles wirklich gab.
Gegenwart,
Riani löste sich aus ihren Erinnerungen und kehrte in die Realität zurück, wo ihre Mutter sehr lange nicht mehr am Leben war. Sie schmerzte dieser Verlust noch immer. Auch weil sie nicht wusste, wer ihre Mutter umgebracht hatte. Wenn sie dies wüsste, würde sie diese Person jagen und vernichten. Sie wusste es jedoch nicht und somit konnte sie nichts tun. Nur trauern. Trauern um ihre Mutter, ihren Freund und all jene die eben nicht mehr da waren. Auch an Lucy musste sie hin und wieder denken. Das war ein erfolgreiches Jahr gewesen und dennoch auch ein trauriges, dachte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl ein Stück weit zurück. Vor ihr auf dem Schreibtisch stand ein Kaffeebecher und ein Sandwich. Jedoch hatte sie keinen großen Hunger. Sie musste ewig nicht mehr an ihren ersten Freund denken. Georg das Schwein. Der sie zum ersten Mal überredete und sich danach verpisste. Ein Jahr später hatte sie einen neuen, echten Freund. Jedoch hatte diese Bindung ebenfalls nicht lange gehalten. Damals glaubte sie, sie litt unter einem Fluch. Erst später begriff sie, dass es eben nicht so war. Sie hatte nur einfach vor Matthias kein Glück gehabt. Und diesen hatte sie auch verloren. Er würde jedoch niemals wieder kommen. Zwei Jahre, lebte und arbeitete sie nun in London. Weit weg von zu Hause. Jedoch ihre Schuld konnte sie nicht weg schieben. Sie fühlte sich schuldig an seinem Tod. Sie würde eines Tages seinen Mörder finden und mit diesem abrechnen können. Das wollte sie sehr gerne. Sie war versucht sich eine Zigarette anzuzünden. Jedoch überlegte sie es sich anders und warf die Kippe in den Mülleimer. Sie stand auf, trat ans Fenster und blickte auf das nächtliche London. Alleine im Büro, konnte sie sehr gut über alles vergangene nachdenken. Auch ihre Nacht mit Mitchell ging ihr nicht aus dem Kopf. Vielleicht war sie doch dabei sich in diesen Polizisten zu verlieben. Sie hoffte diese Gefühle würden eines Tages wieder verschwinden. Sie wollte eine einsame Kriegerin bleiben, welche die Menschen vor den dunklen Wesen beschützte. Doch Kinder wollte sie dennoch haben. Eines Tages. Wenigstens ein Kind. Sie schnaufte. „Ach Mann.“ stöhnte sie und schüttelte ihre Gedanken ab.
Ein leises Klopfen an ihrer Tür, riss Riani aus ihren Gedanken. „Herein!“ rief sie und im nächsten Moment fiel ihr ihre Kinnlade hinunter. Sie stand Kay Friedrich, einem Monsterjäger gegenüber und konnte es nicht fassen. Er hatte überlebt. Sie rannte zu ihm und umarmte ihn einen Moment lang. Dann löste sie sich von ihm und runzelte ihre Stirn. „Wie hast du es geschafft so lange zu überleben, Kay? Alle anderen sind im Gebäude ums Leben gekommen.“ wollte sie wissen und Kay zuckte seine Schultern. „Ich war in der Tiefgarage und habe mein Auto geholt. Ich wollte eigentlich Feierabend machen. Plötzlich hörte ich etwas und bin gerannt. Hinter mir kam die ganze verdammte Decke runter. Als ich zu mir gekommen bin, hatte ich überlebt. Seitdem habe ich im Untergrund gelebt und konnte mich nicht raus trauen. Erst als ich hörte das du hier in London bist, sammelte ich meinen Mut zusammen und kam hier her. Ich möchte dir gerne helfen bei dem was du tust.“ sagte Kay und Riani nickte knapp. „Es freut mich das du noch immer am Leben bist. Ich dachte schon alle anderen wären für immer fort.“ meinte Riani und Kay zuckte seine Schultern. „Sind alle anderen weg?“ erkundigte er sich und Riani nickte. „Ich muss dir etwas wichtiges zeigen, Riani. Es gibt eine dämonische Bedrohung hier in der Stadt. Ich traf einen Hellseher, der mir davon berichtete. Wir sollten dort hin gehen und uns beeilen.“bat Kay und Raini winkte ab. „Wir suchen dir jetzt erst mal ein Hotelzimmer und du nimmst bitte ein Bad. Dann morgen Nacht können wir uns immer noch darum kümmern.“ sagte sie und Kay nickte widerwillig. Sein Plan wollte noch nicht aufgehen. Noch nicht jedenfalls.
„Ria, dir ist klar dass das Gebäude der damaligen Monsterjäger, keine Tiefgarage hatte oder?“ wollte Fabienne wissen, welche mit ihrem Laptop noch einmal die Pläne des Gebäudes aufgerufen hatte. Sie drehte den Laptop so dass Riani nun ebenfalls einen Blick darauf werfen konnte. Sie runzelte erst ihre Stirn, ehe sie zustimmend nickte. „Dann sollten wir diesem Kerl lieber nicht vertrauen und ihn lieber los werden.“ sprach Fabienne weiter. Riani winkte ab. „Ich will wissen was er hier will und wie er überleben konnte. Vielleicht ist er böse, dann will ich das genau wissen.“ meinte sie ernst. „Und wenn es eine Falle ist?“ wollte Susanne wissen. Die Beobachterin machte sich schon jetzt Sorgen um ihren Schützling. „Ich gehe sogar von einer Falle aus, Sue. Nur will ich wissen für wen er tätig ist und das erfahre ich anders nicht. Markus soll uns folgen und mir helfen, so bald die Action los geht.“ wies sie Markus an und dieser nickte knapp. „Ich werde dich natürlich nicht aus den Augen lassen, Ria. Ich muss nur vorher was dringendes erledigen. Diese eine Familie wartet immer noch auf mich.“ sagte er und wandte sich mit schnellen Schritten ab. Riani warf einen Blick durch das kleine Fenster und musterte Kay. Er trank wie sie ihn schon damals immer gesehen hatte, gerade ein Bier und versuchte sich zu entspannen. Dabei fiel ihr auf, dass er gut genährt war. Vielleicht musste dies nichts bedeuten. Markus hatte ebenfalls sehr viel zu genommen. Jedoch half Markus ihnen immer und sie hatte keinen Zweifel an seiner Loyalität. Bei dem narzisstisch veranlagten Kay, sah die Sache anders aus. Und so überlegte sie fieberhaft was sie tun konnte. Sie würde heute Vormittag mit ihm zu dem Lagerhaus gehen, wo die Dämonen sich befanden. Gut ausgerüstet, würden zwei Dämonen leicht zu überwinden sein. Dann konnte sie ihn immer noch befragen. „Ich finde du solltest nicht hingehen, Ria. Wir werden ihn fesseln und befragen. Oder die Polizei übernimmt das für uns.“ warf Susanne ein. Riani winkte ab. „Ich werde ihn befragen, wenn ich diese Dämonen vernichtet habe. Da wird er wohl keine Märchen erzählt haben. Danach sehen wir weiter.“ sagte Riani, grinste und wandte sich ab.
Christian Heller wollte nur schnell ein Buch über Dämonnologie in der Agentur abgeben. Er hatte nicht damit gerechnet in einen Krieg verwickelt zu werden. Zwei maskierte und bekannte Männer mit Maschinengewehren, kamen kurz vor ihm ins Gebäude, rannten die Stufen in den ersten Stock hinauf und eröffneten das Feuer. Sie schossen im Eingangsbereich alles kurz und klein. Scheiben gingen zu Bruch. Heller warf sich zu Boden um nicht selbst getroffen zu werden. Er hatte den Fahrstuhl genommen und war vor ihnen oben gewesen. Nun warf er sich schützend über Fabienne. „Wer sind denn das für Kerle?“ rief sie und hielt sich ihre Ohren zu. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht alte Fans.“ rief er über den Lärm hinweg, griff zu einem Revolver und feuerte zwei Kugeln ab. Diese verfehlten jedoch ihr Ziel. Heller biss sich auf die Unterlippe. Im nächsten Moment erschien Markus von hinten. Er trat einem der Männer gegen das Schienbein, dem zweiten schlug er mit der Faust ins Gesicht. Er packte die beiden Männer und warf erst den einen und dann den anderen über seine Schulter. Ein finaler Schlag ins Gesicht und beide Männer waren außer Gefecht. Anschließend rannte Markus hinein und direkt zu Fabienne, welche ihm um den Hals fiel. Heller stand auf und ging zu den Männer hinüber. Sie hatte ein Zeichen auf ihren Anzügen. Dieses erkannte der Pater sofort wieder und musste kräftig schlucken. „Was bedeutet es?“ wollte Susanne wissen als sie neben Heller getreten war. „Die Organisation!“ antwortete Heller schlicht. Susanne als auch Fabienne fielen die Kinnladen hinunter. „Und Ria ist mit diesem Kay alleine unterwegs. Was wenn sie in eine Falle tappt?“ rief Fabienne. Susanne wollte sich gerade zu ihr teleportieren als sie sich jedoch nicht bewegen konnte. Sie runzelte ihre Stirn. „Ein Bannzauber. Der hält eine Stunde an.“ sagte sie und Heller nickte knapp. Auch er begann sich nun Sorgen um Riani zu machen.
Riani und Kay betraten die alte Lagerhalle. Hier hatte die Post früher ein Depot. Nun wurde das Gebäude nicht mehr benutzt. Sie zog ein Jagdmesser, welches sie neu erhalten hatte und ging voraus. Kay folgte ihr und setzte ein zufriedenes Lächeln auf. Er hatte sie dorthin gelockt wo er sie haben wollte. „Weißt du was mich ein bisschen wundert, Kay?“ fragte Riani. „Was denn?“ wollte er wissen und blieb stehen. Dabei lehnte er sich an die nächste Wand. „Die Company, also das Lagerhaus, hatte keinen Keller oder eine Tiefgarage. Du hast mir einen Bären aufbinden wollen und ich will wissen wieso.“ fauchte sie, drehte sich blitzschnell um, verpasste ihm einen Kinnhaken und presste das Jagdmesser unter sein Kinn. Er schluckte einen dicken Kloß hinunter. Hatte er sie doch unterschätzt. Sie hatte es schneller heraus gefunden als er geglaubt hatte. Nun musste er doch mit der Wahrheit raus kommen. „Okay. Ich bin Mitglied der Organisation. Sie wollten die Company aus dem Weg haben. Sie bedrohten ihre Pläne von einer neuen Weltordnung.“ sagte er und Riani presste die Klinge noch ein Stück weit stärker an seinen Hals. Dabei funkelte sie ihn finster an. „Du hast so viele Menschenleben auf dem Gewissen. Schämst du dich eigentlich nicht?“ donnerte ihre Stimme. Kay zuckte seine Schultern. „Sterben muss man eh eines Tages. Ich habe es nur ein bisschen beschleunigt. Was ist daran falsch?“ wollte er wissen und Riani holte mit dem Jagdmesser aus. Dabei stach sie im mit voller Wucht in die linke Schulter. Er schrie vor Schmerzen auf. „Und was ist mit meinem Freund Matthias? Warst du das auch?“ verlangte sie zu wissen und Kay schüttelte seinen Kopf. Er hatte zu viel Angst um sein Leben. Sie würde ihn sicherlich umbringen, sobald sie dies wusste. Er musst lügen. „Nein.“ log er. Riani wollte sich gerade wieder um ihn kümmern als sie ein lautes Geräusch vernahm. „Was ist das?“ forderte sie zu wissen. Kay setzte ein zufriedenes Lächeln auf. „Meine Lebensversicherung. Du kommst hier niemals wieder raus, Riani. Und die Organisation schießt in diesem Moment deine kleine Agentur zu Brei. Wir gewinnen.“ höhnte er, stieß sie von sich weg und rannte zum Ausgang.
Riani wollte ihm gerade folgen als vor ihr ein großes Tor aufgebrochen wurde. Zehn Dämonen, bewaffnet mit Schwertern und Äxten kamen heraus und umstellten sie plötzlich.Sie biss sich auf die Unterlippe. Markus war nicht in ihrer Nähe. Er konnte ihr nicht helfen. In Gedanken rief sie nach ihrer Beobachterin. Sie reagierte nicht. Riani griff zu ihrer Wurfaxt. In der rechten Hand das Jagdmesser und in der linken Hand die Wurfaxt. Niemals zuvor musste sie gegen so viele Gegner auf einmal kämpfen. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. „Na gut.“ murmelte sie und warf sich ihren Gegnern entgegen.
Ende der dritten Staffel
Vom: 10. bis 12. November 2021
Tag der Veröffentlichung: 18.03.2022
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die Twitch Streamerin dieRiani. Danke für Alles