"Aufstehen, heute ist der letzte Schultag - es gibt Zeugnisse!" meine Mutter betrat das Zimmer. Ich musste gestehen, ich war ein großer Faulpelz, aber am letzten Tag der Schule, war ich immer schnell. Also huschte ich in das Bad und spitzte mir eine Hand voll Wasser in mein Gesicht. In Rekordzeit hatte ich mich umgezogen und geschminkt. Als ich am Frühstückstisch saß, lächelte mich meine Mutter an "So schnell heute?" "Na aber hör mal! Holst du ich ab nach der Schule?" fragte ich. "Nein, leider nicht. Dein Vater und ich wollen uns heute eine Stute angucken. Er will wieder mit dem Dressurreiten anfangen. Er will sich ein neues Pferd kaufen und wenn möglich eine Stute, damit er mit ihr züchten kann, wenn er erfolgreich mit ihr ist. Das bringt uns ein bisschen Geld in die Haushaltskasse." Ich tat so, als sei ich genervt, aber ich echt freute ich mich für meinen Vater. Er ist seid seinem Unfall vor 10 Jahren nicht einmal mehr geritten. Er guckte mir immer zu und gab mir auch Unterricht, aber selber reiten war nichts für ihn. Aber dann riss mich mein Bruder aus meinen Gedanken "Ellen hört doch so der so nie zu!" er lachte. Ich wurde rot und verließ den Raum. Ich hasste es, wenn mein Bruder blöde Sprüche abließ und wurde immer gleich rot, weil ich mich einfach für alles schämte. Ich ging in den Flur und zog mir Schuhe und Jacke an. "Wollen wir?" fragte ich genervt. "Ja, ich komme schon." rief er zurück.
"Aber heute noch!..." Ich ließ ein leises brummeln aus meinem Mund, danach war es wieder still. Einige Sekunden musste ich noch warten, bis mein Bruder endlich kam.Ich öffnete die Tür, während er sich seine Schuhe anzog. Sie war warm von der Sonne, da die Sonne direkt auf die Tür schien. Ich hob meinen Kopf und betrachtete sie. Sie war noch Morgenrot, aber in ein paar Minuten wäre das schöne Schauspiel wieder vorbei, leider.
Nach einer Weile kam auch meine Freundin zu der örtlichen Bushaltestelle, ich begrüßte sie wie jeden Morgen mit einer dicken Umarmung. Dann fing sie gleich an zu reden, ja sie sprudelte über mit Worten, aber ich war es gewöhnt. "Morgen" sagte sie mit einem langgezogenem 'e', "Ich war gestern bei meiner Oma und die hat mir, ob du's glaubst oder nicht, eine neue .... Na was wohl?" fragte sie mich hektisch. Ich sah auf in ihr Gesicht. Ihr Mund war offen, sie bereitete sich schon auf die Antwort vor. "Was denn?" fragte ich mit wenig Anteilnahme am Gespräch, aber sie interessierte es nicht,für sie war es das Startsignal für ihre lange Rede. "Eine Reithose. Sie ist Blau mit Streifen in grün, rot, gelb, lila .." Glücklicherweise kam da der rote Gelenkbus um die Ecke. Er war meine Rettung! "Bus ist da!" rief ich erfreut. "Hast du mir überhaupt zu gehört?" sie rollte verärgert die Augen. "Ja ja, sicher!" Ich antwortete einfach mit ja, da ich wusste, was sie fragte.
Wir stiegen in den Bus ein. "Na toll, wieder kein Platz für uns.." Ich stieß einen leisen Pfiff aus. Es war wirklich ärgerlich, keinen Platz zu bekommen, da wir fast eine Halbe Stunde fuhren. Doch heute hatte mich Gott verschont, meine Freundin Luisa hatte ein anderes Opfer gefunden - Alicia. Alicia störte das wenig, da sie von Gott diese Gabe bekommen hatte. Ja, sie hat es gut, sie kann auf Durchzug schalten! Und Luisa redete und redete, es nahm kein Ende.
Als wir in der Schule ankamen, stieg ich mit Luisa und Alicia zusammen aus. Wir drei waren eigentlich gut befreundet, nur es gab eine Person, Marie, welche sich immer wieder dazwischendrängelte und unsere innere Freundschaft zerbrach. Ja, es war schade, dass es solche Meschen gab. Der Unterricht heute gestaltete sich sehr langweilig, was soll ich zu einem Film namens "Der Kreislauf der Evolution" auch sagen, ich denke, ihr alle wisst, wie 'interessant' solche Filme sind.
In der dritten Stunde jedoch wurde es spannend. Die Giftblätter wurden ausgeteilt. Ich beobachtete meinen Lehrer genau und ich dachte mir echt, er sie so unfähig, da er nicht einmal den Briefumschlag aufbekam, in dem die Zeugnisse waren. Nach einigen gescheiterten Versuchen bekam er es doch noch hin.
Und nun war es so weit, er hielt die schneeweißen Blätter in der Hand. Sie zitterte sehr, das sah sogar ein Blinder mit Krückstock!
Wir wurden dem Alphabet nach aufgerufen und mit jedem Namen stieg die Nervosität in mir. Ich war eine der letzten, da mein Nachname Ringel war. Nach mir kamen nur noch drei Jungen und ein Mädchen. Gleich war es soweit, das Mädchen vor mir, Vanessa Oger, wurde aufgerufen. Mein Herz pochte zu ACDC's Rocksongs. Ich spürte Angst und Freude zugleich. Angst, dass ich vielleicht schlechte Noten habe und Freude, da meine Eltern sich bestimt freuen werden.
Jetzt war es so weit "Ellen Ringel" rief er mit lauter Stimme. Sofort sprang ich auf und fiel fast über den Stuhl, auf dem ich vor ein paar von Sekunden noch gesessen habe.
Ich guckte mich um, vielleicht lache jemand, aber die meisten waren damit beschäftigt, ihre Zeugnisse zu studieren und die übrigen vier guckten sich die von den anderen an.
Da stand ich nun. Neben meinem Lehrer, der mein Zeugnis in seiner rechten Hand hielt. Sie zitterte immer noch und hörte sicher nicht so schnell wieder auf. Nun sprach er mich an.
"Sehr gutes Zeugnis, nur an Englisch musst du ein bisschen arbeiten, kontinuierlich jeden Tag zwanzig Minuten Vokabeln lernen und schon passt alles wieder" Er lächelte mich an.
Nun guckte ich wieder hoch auf das Zeugnis. Erst jetzt hatte ich den Mut, mir die Noten an zu sehen. Gut sah es aus, ja. Alles dabei von eins bis zwei. "Wieso? Was ist denn mit Englisch?" fragte ich varwirrd. Da stand doch dick und fett eine zwei, was ist daran so schlimm? "Ellen, du bist nur knapp an einer drei vorbei" er machte eine kurze Pause "Aber nicht schlimm, wenn du ein bisschen lernst"
Ich nahm das Zeugnis und setzte mich mit einem lächeln wieder auf meinen Stuhl. Es kam mir so vor, als ob jetzt alles viel schöner ist, als vorher. Und da viel mir wieder die Wette mit meinen Eltern ein....
Als ich mit meinem Bruder zuhause ankam, stand die Sonne schon fast ganz oben am Himmel. Ich war der glücklichste Mensch und die Sonne hatte nur für mich geschienen, dachte ich.
Die letzten 2 Meter rannte ich auf die schneeweiße Haustür zu, dann drückte ich schwungvoll die silber schimmernde Klinke runter und öffnete die Tür. Ich machte extra laut, damit mich auch jeder hören konnte, aber anscheinend waren alle auf einmal taub, oder es war keiner da.
Erst jetzt erinnerte ich mich, dass meine Eltern für meinen Vater eine Stute kaufen wollten und uns deswegen nicht holen konnten.
"Mensch Ellen, lauf!" schrie mein Bruder und schubste mich mit viel Kraft gegen unser Schuhschränkchen."Hey, was soll das denn?" fragte ich ihn, wären ich meinen Finger vor Schmerzen drückte. Das tat weh, aber der Idiot hatte keinerlei Rücksicht auf Verluste genommen.
Bedrückt ging ich in die Küche. Sie war relativ groß und die Wände waren Hellblau gestrichen. Ich setzte mich auf meinen kleinen Stuhl aus Buchenholz.
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Tag der Veröffentlichung: 23.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine beste Freundin Ellen.