Das Team
Chris Skyler: Catcher und Stratege der Mannschaft. Dafür bekannt jeden in Sekundenschnelle auf die Palme zu bringen.
River Bexley: Pitcher mit guter Ballkontrolle. Ist seit Kindheitstagen mit Chris befreundet. Musste sich wegen einer Wette die Haare grün färben. Als Spitznamen nennt man ihn deswegen Grinch. Gehört zum Zockertrio.
Cole Patel: Kapitän des Baseballteams. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art gilt er als Ruhepol innerhalb des Teams. Spielt im linken Outfield.
Leo Steen: Wegen seiner mädchenhaften Gesichtszüge betrachten ihn viele als Schönheit. Allerdings besitzt er durch aus eine dunkle Seite. Er ist der Vize-Kapitän und bewacht die erste Base.
Thilo Stevens: Wegen seiner roten Haare und den vielen Piercings halten ihn einige für einen Rowdy. Er gehört zu dem Zockertrio und verteidigt die zweite Base.
Benjamin „Shorty“ Lerroy: Der Shortstop des Teams. Wegen seiner Position und seiner Größe nennen ihn die meisten Shorty. Seine Akrobatischen Fähigkeiten auf dem Spielfeld machen ihm zu einen ernstzunehmenden Gegner. Er ist Teil des Zockertrios.
Jacky Evans: Ein guter Spieler allerdings konzentriert er sich lieber auf sein Studium. Verteidigt die dritte Base.
Zaizen Cooper: Spielt im mittleren Außenfeld. Seine Schlagkraft ist beängstigend genauso sein Geschrei während eines Spiels.
Matthew Anderson: Der persönliche Babysitter von Benny. Spielt im rechten Außenfeld.
Nathan „Nino“ Dillon: Sidearm Pitcher und Sandkastenfreund von Emma. Besitzt kaum Selbstbewusstsein und streitet ab in Emma verliebt zu sein.
Anthony Melldosa: Catcher und Hauptopfer von Chris Sticheleien. Kann Chris auf den Tod nicht ausstehen, schätzt aber dessen Fähigkeiten als Spieler und Stratege.
Coach Ronaldo Ramirez: Laut dem Team ehemaliger Soldat. Gilt an der Fox als Tyrann und kennt beim Baseball kein Erbarmen. Er gibt sich Mühe Chris so gut es geht zu ignorieren.
Die Mädels
Crystal Heaven: Ist von Zuhause abgehauen und teilt sich mit der Battery ein Zimmer. Als Morgenmuffel neigt sie dazu mit Büchern zu werfen. Kann Chris nicht leiden.
Emma Perez: Ist mit Nathan aufgewachsen und nur seinetwegen an der Fox. Bestreitet in ihn verliebt zu sein. Freundet sich als erste mit Crystal an.
Crystal
Konnte ein Tag denn schlimmer werden als er bereits war – aber sowas von.
Der Bus welcher mich eigentlich bis zu den großen Eisentoren der Fox Universität bringen sollte fuhr so langsam, als müsste ihn jemand anschieben. Dabei saßen gerade mal fünf Personen inklusive dem Busfahrer in dem sich den Berg hinauf schleppenden Fahrzeug. Der Sitz unter mit quietschte bei jeder Unebenheit und es viel mir schwer die seltsamen Blicke der anderen Fahrgäste zu ignorieren. Um mich abzulenken zog ich mein Handy hervor, welches mir seit Stunden mitteilte, dass der Akku zur Neige ging. Das Display leuchtete kurz auf ehe es für immer schwarz blieb. Na toll.
Laut der digitalen Anzeige am Ende des Busses musste ich langsam den Knopf drücken, um an der nächsten Haltestelle aussteigen zu können. Ab da an begann der Wettlauf gegen die Zeit. Entweder wurde der alte Kauz hinter dem Lenkrad von den aktuellen Sondermeldungen aus dem Radio abgelenkt oder seine Reaktion wegen der stickigen Hitze so sehr getrübt dass er an meiner Haltestelle eiskalt übersah.
Die Universität lag auf einem kleinen Hügel abseits der Stadt und sobald der Bus wieder hinab ins Tal fuhr gewann er natürlich an Fahrt.
Selbst meine wütenden Flüche prallten an ihm ab und erst als ich neben ihm stand schenkte er mir mit grimmigen Ausdruck im Gesicht fünf Minuten seiner Aufmerksamkeit.
„Setzen Sie sich!“, grummelte er. Auf seinem hellblauen Hemd konnte ich unschwer einen Kaffeefleck ausmachen und der Geruch von Tabak umhüllte ihn wie einen unsichtbaren Mantel.
Ich rümpfte leicht angewidert die Nase und sah ihn genauso grimmig an wie er mich.
„Sie haben meine Haltestelle übersehen.“ Trotz meiner von der langen Fahr strapazierten Nerven versuchte ich nett zu klingen.
Er antwortete nicht sondern wedelte lediglich mit seiner Hand als wäre ich eine lästige Fliege. Ich drückte erneut den Knopf an der Haltestange damit er wenigstens an der nächsten halten würde.
Ich glaubte ihn fluchen zu hören als ich ausstieg. Eine Hitzewelle umfing mich als ich auf dem Bordstein stand und hinauf zu dem Hügel blickte.
Große Ahornbäume säumten die schmale Straße und auch wenn ich zum ersten Mal Rosemond Hill besuchte fühlte ich mich wohler als in meiner Heimatstadt. In der Ferne hörte ich das rege Treiben der Stadt, doch im Moment genoss ich das Rauschen der Blätter und das Zwitschern der Vögel in den Baumwipfeln. Ich schulterte meinen Rucksack und marschierte los.
Laut Google musste ich mich zwar beeilen, um es noch rechtzeitig zur Anmeldung ins Sekretariat zu schaffen aber bereits nach zwei Schritten ächzte ich vor Hitze. Der Hochsommer machte seinem Namen alle Ehre und nach quälenden fünfzehn Minuten fühlte ich mich wie ein Steak auf dem Grill.
Ich stemmte mich gegen das Eisentor welches nur wiederwillig nachgab und aufschwang. Mein Blick huschte über das große schwarze Brett direkt neben dem Eingang und ich erstarrte.
Zu allem Übel erschien das Internet mal wieder so aktuell wie das Handy meiner Oma zu sein und hatte die geänderten Öffnungszeiten des Sekretariats einfach ignoriert. Mir blieben gerademal noch sieben Minuten um es noch rechtzeitig zu schaffen, ehe ich mir einen Übernachtungsplatz im Freien suchen durfte. Fluchend rannte ich los, dabei knirschte der Kies unter meinen Sneakers. Um mich umzusehen, blieb leider keine Zeit und ich bereute es, mir nicht vorher einen Plan des Geländes angesehen zu haben. Wahrscheinlich gab es einen direkteren Weg, als an einem Sportplatz vorbei nach links über die Wiese in Richtung eines kleinen quadratischen Gebäudes zu rennen. Es stand in der Nähe eines - keine Ahnung - weiteren Sportplatzes? Aus den Augenwinkel konnte ich es nicht so richtig erkennen, lediglich Stimmen hörte ich. Jedoch versuchte ich alles auszublenden und mich auf das Hauptgebäude mit den massiven Holztür zu stürzten, die plötzlich verschwand als die Tür des kleinen Häuschen aufschwang und ich direkt in die Person hinein rannte die daraus hervortrat.
Chris
Völlig fertig und mit meinen Kräften am Ende ließ ich mich auf den staubigen Boden fallen. Unbeholfen lehnte ich mich gegen den Zaunpfosten und nahm meine Sportbrille ab. Meine Mundwinkel zuckten belustigt nach oben als ich bemerkte wie dreckig sie durch den aufgewirbelten Staub eigentlich war und ich trotz allem noch nicht mit dem Zaun Bekanntschaft gemacht hatte.
Zu Beginn der Mittelschule als ich dem Baseballteam beitrat, hatte meine Mutter extra Kontaktlinsen anfertigen lassen, aber die hatte ich nach kurzer Zeit in den Müll geworfen.
Allein die Empfindlichkeit der Linsen ging mir tierisch auf die Nerven also befolgte ich den Rat eines ehemaligen Mitschülers und wechselte zu einer schlichten Sportbrille die enger anlag und ihren Zweck mehr als gut erfüllte.
Jetzt allerdings konnte ich kaum noch was sehen also versuchte ich sie notdürftig mit dem Zipfel meines Shirts zu reinigen.
Wie ein Sack Reis fiel River neben mir zu Boden. Auch ihm rann der Schweiß über den gesamten Körper und die weiße Trainingskleidung war an mehreren Stellen bereits völlig verdreckt.
„Der Coach macht mich fertig.“, japste er und rollte sich auf den Rücken. Verzweifelt versuchte sein Körper Luft in die Lungen zu pressen wodurch sich sein Oberkörper ungewöhnlich schnell auf und ab bewegte. Von der Sonne geblendet kniff er die Augen zu und strich sich die grünen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich schmunzelte bei dem Gedanken warum mein Freund und Partner sich damals die Haare hatte färben müssen. Im Nachhinein klang es lächerlich doch bei unserem ersten Freundschaftsspiel gab es, nun ja einige Tücken, was dazu geführt hatte dass er jetzt aussah wie der Grinch. Zwar galt die Abmachung lediglich solange bis sich die Farbe wieder raus wusch aber so wie es aussah hatte er Gefallen an der Farbe gefunden und färbte sie regelmäßig nach.
„Und dann noch diese Affenhitze.“, jammerte er und streckte alle viere von sich. Tatsächlich brannte die Sonne seit Tagen unaufhörlich auf uns herab und der Coach hatte nichts Besseres zu tun als uns täglich zwanzig Runden Laufen zu lassen und das auch noch Huckepack. Es herrschte Hochsommer, der Boden flimmerte und bald startete die Qualifikation für das Landesturnier.
Für uns bedeutete es neben dem studieren, auch noch verstärktes Training und zwar vor den Lesungen sowie danach. Keine Ahnung wann uns dann noch die Zeit blieb, um zu essen oder zu schlafen.
Zwar trainierten wir bereits schon seit zwei Wochen als würde es kein Morgen mehr geben aber wer wollte denn schon freiwillig im Viertelfinale ausscheiden.
Ich begutachtete die Brillengläser indem ich sie gegen das Licht hielt und warf dann einen Blick zur großen Uhr neben den Umkleiden. In zehn Minuten wäre das offizielle Training vorbei, so wie ich den Coach allerdings kannte würde er uns vor um acht nicht gehen lassen also musste ich mir schleunigst was einfallen lassen um wenigstens zehn Minuten verschnaufen zu können. Ich liebte Baseball und es gab nichts Besseres als bis zum Umfallen zu trainieren aber mittlerweile kam ich an meine Grenzen und mit einem Blick auf River ging es ihm genauso. Dabei zählte er wohl als einziger im Team, der Energie im Überschuss besaß. Zumindest im Winter. „Bexley!“, brüllte der Coach der mit großen Schritten auf uns zu stampfte. „Hier wird nicht gejammert!“
Scheiße! Das gab mindestens zehn extra Runden um den Platz. Roberto Ramirez ein Mitte vierzigjähriger großstämmiger Mann mit schwarzen kurzen Haar und einem Schnauzer in einem weißen Trainingsanzug stapfte auf uns zu. Durch sein bedrohliches Auftreten hatte nicht nur jeder einen Heidenrespekt vor ihm, er schaffte es auch nur allein durch seine Anwesenheit jeden dazu zu bringen das Beste aus sich rauszuholen. Dabei schien es egal zu sein ob man ihn damit beeindrucken wollte oder wie die Stammspieler die damit einfach nur ihren Platz im Team verteidigten. Sah er allerdings einen noch so kleinen Fehler oder nur ein Anzeichen dafür, dass jemand das Training vernachlässigte konnte man sich einer Strafe gewiss sein.
Wie von der Tarantel gestochen schoss River nach oben und warf mir einen verzweifelten Blick zu – ganz schlechte Idee.
„Sag was, C-Man.“, zischte er durch zusammengebissen Zähne und ich schob seinen unnützen Bettelversuch auf die abnormale Hitze.
Mein Team bezeichnete mich als geniales Arschloch. Warum? Ganz einfach: Ich liebte es jeden von ihnen auf die Palme zu bringen.
„Coach wollten Sie nicht noch die neuen Übungen mit dem Reifen ausprobieren?“, rief ich ihm entgegen und deutete gleichzeitig auf River. Dem entglitten wie erwartet sämtliche Gesichtszüge und da ich bei solchen Vorschlägen immer darauf achtete, dass jeder im Team mich hörte, konnte ich mir gut vorstellen, dass auch die anderen dämlich aus der Wäsche schauten. Roberto zögerte kurz, setzte sein hier-wird-nicht-diskutiert-sondern-trainiert-Lächeln auf und begann seine Schüler zu instruieren.
„Bexley dein Pitching ist mehr als schwach, da spielt ja meine Tochter besser als du.“, bellte unser Coach und deutete aufs Feld. Dabei lernte seine Tochter gerade einmal laufen. „Zehn Runden extra und dann zwanzig Würfe im Bullpen!“
River grummelte etwas was nach einer Beleidigung klang, setzte sich aber nach einem strafenden Blick vom Coach
widerwillig in Bewegung.
„Ich bin dann mal das Scorebook holen.“ Bevor der Coach etwas erwidern konnte trabte ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht zügig zu den Umkleiden, um dem weiteren Training geschickt aus dem Weg zu gehen.
„Beeil dich gefälligst, sonst tausch ich dich gegen Melldosa aus, Skyler!“, rief er mir noch hinterher und lief dann zurück aufs Feld. Ich stolperte durch die Tür in das kleine angrenzende Büro. Für einen winzigen Moment hätte ich ihm geglaubt.
In der Umkleide herrschte eine angenehme Kälte und ich schloss einen Moment die Augen, um selbst wieder zu Atem zu kommen und meinen erhitzten Körper wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Wie immer fand ich das Scorebook auf dem zugemüllten Schreibtisch des Coachs. Als Ordnungsfanatiker konnte man ihn nicht bezeichnen. Vielleicht lag es auch eher daran das er es schlichtweg für Zeitverschwendung hielt. Er behauptete immer seine Zeit wäre ihm zu kostbar, anstatt sie fürs Aufräumen zu verschwenden oder sich neue Trainingsmethoden für uns auszudenken. Einerseits fand ich es echt klasse mit wie viel Hingabe er uns trainierte andererseits müsste ich dann nicht immer wie ein Bekloppter nach dem Heft oder sonstiger Ausrüstung suchen.
Einmal hatte ich ihm gedroht das Heft zu verbrennen wenn er es noch einmal verlegen würde und anschließend das Team zu verlassen, seitdem lag es immer auf seinem Schreibtisch.
Für die Mannschaft zählte das aktuelle Scorebook mit der Nummer dreiundvierzig als eine Art Schatz. Ohne dessen Informationen wir uns nicht auf die gegnerischen Mannschaften vorbereiten konnten.
Sämtliche Spielzüge, eingesetzte Spieler sowie statistische Auswertungen waren darin handschriftlich vermerkt. Für jede Saison legten wir ein neues an und verwahrten sie fein säuberlich im Tresor auf, sofern der Coach sie nicht vorher verschlampte.
Zum Glück aller sah ich mir das schmale Heft regelmäßig an, mehrmals täglich um mir jeden Spielzug und die Fähigkeiten der Spieler einzuprägen. River zog mich immer damit auf, aber er musste auch zugeben, dass wir dank meinen Strategien noch kein einziges Spiel verloren hatten. Außerdem zählte es als beste Ausrede um das Training zu schwänzen
Aus meinem Spind holte ich mir eine Wasserflasche welche ich bis zur Hälfte leer trank. An dem kleinen Waschbecken in der Ecke klatschte ich mir Wasser ins Gesicht und befreite meine Brille von Schweiß und Dreck. Danach spielte ich noch ein paar Minuten mit einem Handy ehe ich mir die Protektoren schnappte und mich wieder auf den Weg zum Bullpen machte. In der einen Hand die geöffnete Wasserflasche und in der anderen die Protektoren war ich gezwungen mit voller Wucht gegen die Tür zu treten um die Umkleide verlassen zu können.
Ich war gerade mit halben Fuß aus der Tür als mir plötzlich jemand in die Seite lief. Meine Flasche, die Ausrüstung und unzählige Papiere flogen wie wild durch die Luft ehe sie auf dem Boden landeten und sich in völligen Chaos miteinander vermischten.
„Verdammte Scheiße!“, fluchte eine Mädchenstimme und ich registrierte sie als die Person die mich über den Haufen gerannt hatte. Auch wenn Mädchen mich nicht sonderlich interessierten, hatte ich laut River eine ganz schöne Fangemeinde. An meinem verschrobenen Charakter oder an meinem Aussehen konnte es definitiv nicht liegen, fand ich. Braunes verwuscheltes Haar, goldbraune Augen und ein durchtrainierter Körper – meiner Meinung nach eher durchschnittlich im Gegensatz zu den anderen Baseballspielern. Brillenträger zählten nicht als spektakulär und dass ich permanent eine schiefsitzende Kappe trug konnte man eher als einen Tick von mir betrachten. Dennoch tauchten immer wieder Mädchen am Rand des Spielfelds auf die mich, laut River, anhimmelten - warum auch immer. Selbst in meinem jetzigen Zustand, völlig verschwitzt und dreckig fanden sie mich angeblich heiß.
Da ich mir Gesichter relativ gut merken konnte und ich ab und an einen Blick auf die Tribüne erhaschte wusste ich, dass sie keiner meiner sogenannten Fan Girls sein konnte. Ihr blondes Haar, welches sie vereinzelt mit bunten Perlen schmückte, wäre mir eindeutig aufgefallen. An ihren Handgelenken trug sie unzählige Armbänder in verschiedenen Farben und auf ihrem Top prangte eine bunte Feder. Hastig suchte sie ihre Unterlagen zusammen – ein
Anmeldeformular?
„Hattest es wohl eilig.“, stellte ich grinsend fest, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich gegen den Türrahmen, während ich sie dabei beobachtete wie sie ihre Sachen zusammen sammelte. Wenn es sich tatsächlich um ein Anmeldeformular handelte, musste sie wohl einer dieser unschlüssigen Studenten sein die spontan vor den Semesterferien die Uni wechselten und es dann nicht mal rechtzeitig zur Anmeldung ins Sekretariat schafften.
„Bist du immer so ein Blitzmerker oder ist heute ein besonderer Anlass?“, blaffte sie ohne mich anzusehen. Mein Grinsen wurde eine Spur breiter. Wow, das Mädel hatte Schneid. Leo würde jetzt behaupten ich könne damit die Mädchen um den kleinen Finger wickeln – sie nicht. Im Gegenteil als sie mich endlich ansah wirkte sie nur noch wütender.
Wozu es absolut keinen Grund gab, da sie ja mich umgerannt hatte und nicht umgekehrt.
„Glotz nicht so dämlich.“
Ich ging vor ihr in die Hocke und fischte tatsächlich ein Anmeldeformular aus der kleinen Pfütze, welches sich bereits in seine Bestandteile auflöste.
„Na das war’s dann wohl mit der Anmeldung.“, seufzte ich theatralisch und zog eine gespielt enttäuschte Miene. „Der ganze Weg völlig umsonst.“
Sie zuckte kurz zusammen und sah mich zuerst panisch dann wütend an. Anscheinend war sie nicht so leicht aufs Kreuz zu nehmen wie ich dachte. „Dich als Idioten zu bezeichnen wäre eine Beleidigung für all die dummen Leute.“ Sie machte eine ausschweifende Bewegung mit ihren Armen.
Nicht schlecht, dachte ich und ihr Gesichtsausdruck amüsierte mich. Kichernd deutete ich zuerst auf das Papier dann in Richtung Hauptgebäude. „Im Sekretariat bekommst du ein Neues.“
Statt mir zu danken oder sich für eben zu entschuldigen verdrehte sie nur genervt die Augen schnappte sich ihren Rucksack und stapfte davon.
„C-Man du verdammte Bazille!“, brüllte River der mit Vollkaracho auf mich zugestürmt kam.
War der Kerl wirklich gerade zehn Runden um den Platz gerannt? Trotz des ermüdenden Trainings bekam er immer einen neuen Energieschub wenn er mich entdeckte. Selbst die Hitze schien ihn nicht wie sonst umzuhauen. Ohne Vorankündigung sprang er mich an und riss mich zu Boden. Geschickt wälzte er mich auf den Bauch und verdrehte mir schmerzhaft den Arm auf den Rücken.
„Hast du wieder mit deinem Handy gespielt oder was hat solange gedauert, C-Man?“
„Ja woher wusstest du das?“, gab ich kleinlich von mir und er verstärkte zur Strafe den Druck auf meinen Arm. Plötzlich ließ er mich los und sprang auf die Füße. Mit leicht vorgebeugten Oberkörper und der flachen Hand über den Augen sah er in die Ferne.
„Wow wer ist die denn?“
Damit musste er das Mädchen von eben meinen. Wenn River sie nicht kannte musste sie eindeutig neu sein. Dabei wechselte kaum jemand mitten im Semester - vor allem nicht an die Fox.
Ich rappelte mich auf und klaubte meine Sachen zusammen. „Keine Ahnung.“ Im Augenwinkel konnte ich erkennen wie sich uns jemand näherte.
„River halt das mal!“ Verdutzt sah er mich an als ich ihm meine Ausrüstung entgegen drückte. Bevor er das Übel auch nur erahnen konnte sah ich zu das ich die Beine in die Hand nahm und in Richtung Baseballfeld rannte, direkt an Coach Ramirez vorbei.
Rivers wütender Schrei konnte ich nur mit einem dreckigen Grinsen quittieren.
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2022
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