Cover

Prolog

Das Fest

 

Alles leuchtete. Eine leise Brise strich durch ihre Gesichter. Überall war reges Treiben und doch wirkte die Stimmung ausgelassen. Überall waren Lampen und Glühwürmchen zu sehen. Lisanna lies sich von der guten Stimmung anstecken, beschwingten Schrittes lief sie durch die hell erleuchteten Gassen. In jedem Winkel konnte man Elben in wunderschönen Gewändern aus Seide und Leinen entdecken.

 

 

Es war der Tag des Mondes, das höchste Fest der Elben. Lisanna wurde die große Ehre zu Teil es bei der Königsfamilie am Hofe zu verbringen. Sie musste sich beeilen um nicht zu spät zu kommen, doch überall gab es etwas zu entdecken. Die Lichter schienen das Licht des Mondes in seiner vollen Pracht widerzuspiegeln.

Ihr Blick glitt anmutig in die Höhe, der Mond war heute besonders schön, so hell und klar. Nicht eine Wolke war am Sternenhimmel zu sehen. Gedankenverloren starrte die schöne Elbin in den Himmel.

 

Plötzlich stupste sie ein kleines Mädchen an. Verwundert schaute sie sich um, kein Elb berührte etwas zufällig. Die Kleine war wunderschön, sie trug ein schlichtes Leinenkleid und hatte langes Bolndes Haar. Die Haut der kleinen Elbin sah aus wie die einer Porzellanpuppe. Solch eine Schönheit hatte Lisanna schon lange nicht mehr gesehen.

Man hatte ihr zwar oft gesagt ,dass sie schön sei, jedoch war sie sich in dieser Hinsicht nicht so sicher. Klar jeder Elb war schön,  aber sie kam sich nicht schöner vor als andere Elben auch.

Die kleine Elbin starrte sie mit großen Augen an und fragte sie ehrfürchtig ob sie ihr Haar anfassen dürfe. Dies zauberte Lisanna ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie nahm das kleine engelsgleiche Wesen auf den Arm sodass die kleinen Händchen ihre Haar berühren konnte.

Sanft strich das Kind durch die seidig und fast weißen Haare.

„Wie heißt du mein Kind?“ fragt Lisanna in einem sanften Ton „Ich heiße Ayedemir“ sagt sie stolz. Dies brachte Lisanna zu einem noch größeren Lächeln. „Hell und schön wie der Mond. Was für ein hübscher und passender Name“.

Die Kleine schaute sie nun schüchtern an und sagt „zu dir würde der Name viel besser passen“ verlegen schaute sie zu Boden „sag doch so was nicht, der Name passt perfekt zu dir“

Jetzt lächelt Ayedemir sie an, immer wieder strich die Kleine durch das Haar der schönen Elbin.

 

Nun tauchte auch ein dritter Elb auf, welcher sich direkt vor Lisanna postierte. Er nickte ihr ehrerbietig zu „Verzeihen sie die Störung. Ich bin der Begleiter von Ayedemir, mein Name ist Alanor. Ayedemir muss jetzt mit mir kommen, es wird Zeit an den Hof zurückkehren“

Die kleine Elbin zuckte zusammen und krallte sich in Lisannas Schultern. Die große Elbin strich ihr beruhigend über das Haar und wandte sich an Alanor „Keine Angst Begleiter Alanor. Ayedemir ist bei mir in besten Händen. Ich war sowieso gerade auf dem Weg zum Hof, ich kann sie gerne mitnehmen. Dann haben Sie etwas zeit für sich“, Alanor wirkte etwas perplex, „keine Angst bei mir ist sie in guten Händen“. Man sah Alanor genau an, dass ihm dieser Gedanke nicht behagte, doch er hatte wohl kein passendes Gegenargument.

Lisanna war eine von den geachtetsten Lehrmeistern im ganzen Königreich, er konnte sich also sicher sein, dass es Ayedemir bei ihr gut gehen würde.

 

Er deutete eine kurze und elegante Verbeugung an und Verschwand dann anmutig in einer Menge aus Elben, die sich bereits auf dem Weg zum Hof gemacht hatten.

Ungläubig starrte Ayedemir, immer noch in ihren Armen, zu der großen Elbin hoch und bedankte sich bei ihr. Lisanna schaute das Kind ernst an „Warum begleiten dich deine Eltern nicht? Die Kinder des Mondes die noch nicht volljährig sind dürfen doch von einem Elternteil zum Hof geleitet werden“

Nun wich ein seltsamer Ausdruck auf das Gesicht des kleinen Mädchens „ich habe meine Mutter und meinen Vater nie kennengelernt“ verwundert schaute Lisanna dieses hübsche Mädchen an. Sie nahm Ayedemir noch fester in ihre Arme und zeigte ihr somit, dass sie mit ihr fühlte. Eine solche Geste zeigte mehr als tausend Worte.

Die Kleine erwiderte ihre Umarmung und sprach dann mit fester Stimme „nicht traurig sein“ Lisanna lächelte bei diesen Worten, dass dies ihr gerade ein Kind sagen musste erheiterte sie. Dieses wunderschöne Wesen hatte schon jetzt ein Weg in ihr Herz gefunden.

 

Ayedemir kletterte aus ihren Armen und nahm die große Elbin an der Hand. Voller Freude auf das bevorstehende Fest zog sie Lisanna durch die Gassen bis hin zum Hof. Die große Elbin ließ sich widerstandslos mitnehmen.

Auf allen Wegen wimmelte es nur von Elben. Alle wollten das Fest gemeinsam mit den anderen genießen. Es war nur besonderen Gästen gestattet den Festlichkeiten direkt am Hof beizuwohnen, aber auch alle anderen ließen es sich nicht nehmen das Fest von weitem zu beobachten.

Am Hof angekommen lief Ayedemir, ohne auf Lisanna hinter sich an der Hand zu achten, bis ganz nach vorne.

Das Lächeln wollte Lisanna an diesem Abend nicht von ihrem Gesicht weichen. Irgendetwas an diesem Kind schien sie zu faszinieren.

 

Nun ging die Zeremonie auch schon los. Ayedemir hüpfte schon aufgeregt neben ihr auf und ab. Alle Elben die auf dem Hof vor dem Palast standen, stellten sich in einem großen Kreis und fassten sich an den Händen.

Nun trat der Elbenkönig Malandriel in die Mitte des Kreises.

Er trug eines der über Jahrhunderte überlieferten Zeremoniengewänder aus Seide. Diese bestanden aus der typischen weiten, leichten und langen Elbengewändern, welche auch Lisanna und Ayedemir trugen. Jedoch glänzten sie durch den Mondenschein auf so edele und graziöse Weise, dass die anwesenden Elben den Atem anhielten. Auf solche Gewandungen konnte ein normaler Elb nur ein paar mal in seinem Leben einen Blick erhaschen.

Alle starrten den König an.

Besonders Ayedemir schien von dem Gewand und auftreten des Elben wie gebannt sein. Es musste wohl das erste mal sein, dass sie an einer solchen Zeremonie teilnehmen durfte.

 

Nun fing der Elbenkönig an zu sprechen „Ich begrüße euch, Kinder des Mondes. Ich freue mich euch alle hier versammelt zu sehen, heute an unserem höchsten Fest. An dem heutigen Abend möchten wir dem Mond danken, er ist die Quelle unserer Kraft und unserer Unsterblichkeit. Ein Fest welches wir alle feiern sollten.“

Applaus machte sich auf der ganzen Platz breit.

Der König wartete geduldig ab, bevor er weiter sprach „Jedoch komme ich nicht nur mit freudigen Nachrichten zu euch. Ich möchte heute Abend den Mond bitten meine Unsterblichkeit aufzuheben. Ich weile seid so vielen Mondzyklen auf dieser Erde, ich möchte nun ihn ruhe altern und sterben können.“ Sofort wurde es Unruhig.

„Ich werde mein Amt solange behalten bis ein neues Oberhaupt unserer Gesellschaft beschlossen worden ist. Ich werde meinen Nachfolger noch die ersten Monate begleiten um ihm den Einstieg zu erleichtern. Aber nun meine Gefährten lasst uns Feiern“

Viele Elben schauten sich betroffen an, jedoch war dies keineswegs eine Neuigkeit. Der König hatte schon so lange regiert, dass man ahnen konnte. Jeder Elb ließ sich nach ein paar Jahrhunderten vom Mond befreien, so war es brauch. Die einen Elben blieben länger die anderen kürzer, das war jedem selbst überlassen.

Nun begann der schöne Teil des Festes. Langsam lösten sich die herumstehenden Elben aus ihrer Starre. Auch wenn es eine zu erwartende Entscheidung von König Malandriel war, musste man es doch erst einmal verdauen.

 

Die Laternen und Fackeln schienen nur noch heller zu leuchten. Der ganze Platz schien Licht überströmt.

Um die Laternenmäste schlungen sich lange Efeustränge die das ganze nur noch unwirklicher schienen ließen. Der Platz wurde von großen Büschen eingegrenzt, wobei der Boden mit alten Fliesen ausgelegt war. Doch durch die Ritzen drückte sich auch der Efeu. Es sah aus wie in einem Märchen.

Nun war es Zeit für den Tanz der Elben, der Höhepunkt des ganzen Abends. Alle Elben gingen zurück um mehr Platz zu haben.

Nun wurden die Feuerfächer und Poi ausgeteilt. Auch die Kinder erhielten diese, da einem Elben schon im frühen Alter der Umgang damit beigebracht wurde.

Ayedemir erhielt zu ihrem Glück ein Poi, damit konnte sie besonders gut umgehen. Auch Lisanna hatte Glück da sie den Feuerfächer bevorzugte und diesen auch erhielt.

 

Als die Angestellten dann verschwunden waren konnte es fast losgehen. Nun wurde das Feuer von Fackel zu Fackel herumgereicht. Als die letzte Fackel angezündet war, erstarb das Licht der Laternen. Leise begann die Hofgarde Musik zu spielen.

Als der erste Trommelschlag erklang, fingen die Elben an zu Tanzen. Es schien als gäbe es für sie nur diesen Tanz. Voller Anmut wirbelten sie das Feuer um sich und begannen sich zu dem Rhythmus zu bewegen.

Erst langsam und sanft und dann immer wilder und kämpferischer. Die Elben wirbelten so schnell herum, das oft nur ein Schatten zu sehen war. Sie bewegten sich so rhythmisch, dass sie trotz ihres engen Kreises und ungeübten Tanzes vollkommen zusammenpassten. Keiner Stoß an den anderen. Alle Tanzten individuell und doch passten alle Tänze zusammen. Sie waren eine Einheit.

Die kleine Ayedemir stach besonders aus der Menge. Ihre Bewegungen schienen ineinander zu verfließen. Sie bewegte ihre Arme unglaublich schnell und geschickt.

Auch Lisanna wirkte mit ihrem Fächer wie eine Einheit.

Die beiden waren vollkommen in ihren Tanz versunken. Beiden ergänzten sich gegenseitig, so dass es aussah als hätten sie wochenlang zusammen für diesen Tanz trainiert.

Sie bemerkten erst spät, dass der Tanz schon aufgehört und die Laternen wieder angegangen waren, so sehr waren sie in ihren Tanz versunken gewesen.

Schnell löschten sie die Fackeln und gaben diese den Bediensteten mit.

 

Da die Festlichkeiten nun beendet waren, nahm Lisanna Ayedemir wieder auf ihren Arm. Sie setzte sich mit ihr auf eine Lichtung in der nähe des Hofes.

 

„War das hier dein erstes Mondfest?“ Ayedemir lächelte, immer noch von Glück durchflutet „Ja, bei dem letzten war ich noch zu klein um daran teilzunehmen. Ich habe noch nie so etwas tolles erlebt“ Lisanna hatte es bereits vermutet. „Schön, dass es dir gefallen hat.“

Eine Weile saßen die beiden Elben einfach still zusammen im Gras.

„Ayedemir, erzähl mir doch mal warum dich dieser Mann dich so verschreckt hat. Dieser Alanor“

Ayedemir schluckte und sah Lisanna schüchtern an. „Alanor ist mir versprochen. Meine Mutter Calen ist bei meiner Geburt gestorben, sie war die Cousine von König Malandriel. Er hat mich bei sich aufgenommen. Als Dank an seine Großzügigkeit soll ich Alanor heiraten.“

Erschrocken starrte Lisanna dieses kleine unschuldige Wesen an. Wie konnte man einem so jungen Kind so etwas antun?

„und warum hat der König ein Interesse daran, dass du Alanor heiratest?“

Lisanna hatte da bereits so eine Vermutung... „Alanor ist der Sohn von Malandriel“ bestätigte die kleine Elbin den Verdacht.

Es war nichts ungewöhnliches, dass der König seine Söhne und Töchter in Mitten des normalen Volkes, inkognito, auswachsen und erziehen lies.

Dies war eine traditionelle Weise um Könige und Königinnen zu formen, welche die Probleme und Sorgen des Volkes verstanden.

Als Lehrmeisterin war Lisanna diese Praxis bereits bekannt. Identität und Anzahl der Kinder des Königs waren nur dem inneren Kreis bekannt.

Auch war es nicht ungewöhnlich, dass weit entfernte Mitglieder der Königsfamilie heirateten um die Macht des Hauses zu stärken. Lisanna war jedoch nicht klar gewesen, dass diese Elben bereits als Kinder versprochen wurden.

Elben heirateten in der Regel aus Liebe. Dass dieses Privileg der Königsfamilie nicht gegeben war, erschreckte Lisanna bis Tief ins Mark. „Wie barbarisch“ mehr bekam Lisanna nicht über ihre Lippen. Langsam zog sie Ayedemir auf ihren Schoß und drückte sie an sich. Ganz vorsichtig, als könne sie auf der Stelle zerbrechen.

Die beiden saßen noch eine ganze Weile auf der Lichtung und genossen den Schein des Mondes.

 

Als Lisanna Ayedemir gerade fragen wollte, wann und wo sie zuhause sein müsse, war plötzlich ein Schrei zu hören.

Auf einmal herrschte überall reges Treiben, hektisch liefen Elben umher.

Man hörte Schreie „Feuer, der Palast brennt, der König ist Tod“

Alles versank im Chaos. Aus allen Ecken kamen Elben und versuchten vor den auflodernden Flammen zu flüchten.

 

Ayedemir erstarrte und sah sich entsetzt um. Nach ein paar Sekunden sprang sie ruckartig auf und rannte, entgegen der Elbenmassen, so schnell sie konnte in Richtung Palast. Lisanna sprang auf und versuchte sie einzuholen, trotz der kurzen Beine war Ayedemir schneller. An den Toren zum Hof blieb Ayedemir stehen.

Der komplette Palast stand lichterloh in Flammen, Teile der Gebäude waren bereits am einstürzen. Aydemir konnte nichts anderes tun als da zu stehen und zu starren.

Endlich hatte Lisanna sie eingeholt.

 

Ohne groß Nachzudenken schnappte Lisanna sich die kleine Ayedemir und setzte sie sich auf den Rücken.

Mit schnellen Schritten versuchte sie sich und das Kind durch die Menge zu den Pferdeställen zu drängen. Viele machten sich aus lauter Angst auf den weg zu den Ställen um möglichst schnell verschwinden zu können.

Lisanna versuchte es so gut wie es eben ging durch die Massen zu kämpfen, auf dem Weg kamen ihr immer wieder panische Elben entgegen die blindlings umher liefen.

Die Nacht hatte seinen Glanz und Zauber verloren, stattdessen herrschte nun Panik und Bewusstlosigkeit. Keiner wusste was zu tun sei, so etwas hatte es noch nie gegeben. Völlig durch ihre Instinkte geleitet schaffte sie es schließlich bei den Ställen anzukommen.

Dort herrschte totales Chaos. Alle Pferde liefen durcheinander und wieherten, manche stiegen sogar. Verzweifelt versuchten viele Elben ihr Pferd zu finden.

Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Es war nur eine Frage der Zeit bis es auch bei den Ställen ankam.

 

Lisanna ließ Ayedemir von ihren Schultern gleiten. „Hast du ein eigenes Pferd ?“ Die Kleine schüttelte den Kopf. „Okay dann wirst du mit mir auf Selene reiten. Warte an dieser Box ich hole schnell ihren Sattel und Trense. Beweg dich auf keinen Fall von ihr weg. Hast du verstanden?“ Ayedemir konnte nur nicken.

 

Lisanna drehte sich um und lief zu der Kammer in der sie Trense und Sattel aufbewahrte. Sie konnte Selene zwar auch ohne reiten, aber mit Kind und einer solchen Situation war es viel zu gefährlich. Was würde es bringen, wenn sie vor dem Feuer flüchten konnten, aber das Kind sich bei der Flucht lebensgefährlich verletzen würde.

 

Als sie ihr Zaumzeug und Sattel gefunden hatte, musste sie Selene suchen. Die Stute musste sich inmitten der panischen Herde an der Koppel befinden. Lisanna rief nach ihrem Pferd.

Es machte sie nervös, dass Selene nicht direkt beim ersten Mal auf sie zu lief.

Doch nach dem zweiten Mal hörte sie ihre Stute mit einem wiehern antworten. Selene löste sich aus der Herde und rannte auf Lisanna zu. Diese konnte ihr Pferd gerade genug beruhigen, damit es sie nicht umrannte und sie den Sattel auflegen konnte.

Schnell zog sie den Gurt fest. Lieber etwas fester. Sobald der Sattel festgezurrt war nahm sie ihre Stute am Zügel und rannte mit ihr zurück zu der Box.

 

Ayedemir hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Ihr Gesichtsfarbe hatte sich ins gräuliche verändert und ihre Miene war verschlossen.

Lisanna setzte die wie versteinerte Ayedemir auf ihr Pferd, nur sich um Sekunden später auch auf Selenes Rücken zu schwingen.

Sofort krallte sich die kleine Elbin um Lisannas Hüften. Keine Sekunde später preschten die Beiden auf Selenes Rücken im Galopp schon aus den Ställe

 

Die Reitstunde

"Demi" ruft Lisanna in die Ställe. "ja?" kam es aus der Sattelkammer "kannst du mir bitte noch ein Hufkratzer mitbringen? Eins der Kinder hat einen Vergessen" Zwei Minuten später stand Demi auch schon auf dem Putzplatz. "Hier bitte" die Schülerin von Lisanna deutete eine Verbeugung an und bedankte sich höflich.

 

Als wenige Minuten später alle Pferde fertig waren konnte es endlich losgehen. Demi schaute vom Rand aus zu. Das Reiten hatte sie mittlerweile erlernt, aber sie war eben noch immer etwas hinter anderen Elben in ihrem Alter.

Von den Kleinen konnte sie noch eine ganze Menge lernen. 

Heute gab es eine ganz Besondere Stunde. Das Reiten ohne Hilfsmittel. Die meisten Elben ritten mit traditionellem Geschirr. Ohne eben Dieses, verlor man schnell an halt und an kontrolle über das Pferd. Die kleinen Schüler mussten zuersteinmal die Hürde des Aufsteigens meistern. Lisanna gab Tipps an alle. "Nur wer alleine auf sein Pferd hinaufkommt ist es auch würdig es zu reiten." Mit diesem Satz hatte sie den Ehrgeiz in ihren Schülern geweckt. 

Wenige Minuten später saßen die ersten bereits etwas wacklig auf den Rücken ihrer Pferde.

Demi bewunderte sie, die kleinen Elben gingen erst in die Unterklasse und konnten sich dennoch so schnell auf ein Pferd schwingen.

Sie selbst hatte viel länger gebraucht um dieses Fertigkeiten zu erlernen. Lisanna hatte vor ein paar Mondzyklen große Geduld aufbringen müssen, damit sie ihren Rückstand zu Gleichaltrigen aufholen konnte.

 

Als die Stunde nun beendet war half Demi Lisanna beim zurückstellen der Pferde. "Wie war dein Tag heute in der Schule?" "gut, heute ging es viel um Geschichte" In den theoretischen Fächern war Demi ausgezeichnet. Sie hatte in ****** bereits eine sehr gute Schule besucht. Nur auf das Reiten war in ihrer Ausbildung keinen Wert gelegt worden. 

Lisanna war das völllig unverständlich.

"Hättest du Lust noch einen Abendritt mit mir zu machen?" Lisanna lächelte ihren Schützling an. "Tut mir leid, ich bin sehr müde"

Der Himmel war bereits in ein leuchtendes Rot getaucht, bald wäre es ohnehin dunkel. "Okay, dann geh du doch schonmal zum Haus vor. Ich komme dann nach. Selene braucht noch etwas Bewegung"

Demi stimmte ihr zu und machte sich auf den Weg in ihr Zuhause.

 

Das Dorf war nun zu ihrem Zuhause geworden. Sie hatte hier Freunde, eine Familie und Geborgenheit gefunden. Alles Dinge die sie vorher noch nie verspürt hatte. 

Nachdenklich ging Demi die Stufen zu dem kleinen Haus hinauf. Drinnen angekommen setzte sie etwas Wasser auf den Herd auf. Lisanna war bestimmt klat wenn sie kam. Ohne die wärmende Sonne konnte der Wind der einem auf dem Pferderrücken entgegenschlug schnell eisig und kalt werden.

 

 

 

Die Flucht

 

Als die Sonne aufging waren sie immer noch unterwegs. Ayedemir hatte Lisanna den ganzen Ritt nicht losgelassen. Sie hatte die Augen fest zusammengekniffen und versteckte ihr Gesicht fest an Lisannas Schulter gepresst. Den ganzen Ritt lang hatte sie so verweilt und stumm waren ihr Tränen über das Gesicht gelaufen. Endlich gab Lisanna Selene den Befehl zum stehen. Sie waren an einer kleinen Lichtung angekommen, die rings von Bäumen umzingelt war.

Ayedemir seufzte vor Glück auf, endlich konnte sie absteigen. Für sie war das ganze wie ein riesiger Albtraum. Alles was sie an Familie hatte war nun endgültig tot. Sie hatte nichts mehr. Niemand der für sie sorgte und niemanden der sie liebte. Lisanna sprang schnell aus dem Sattel und nahm Ayedemir von ihrer Stute. Als sie Ayedemir auf die Füße stellen wollte brach diese einfach zusammen. Lisanna fing sie rechtzeitig auf und legte sie auf das weiche Moos. Schnell nahm sie Selene ihr Zaumzeug und den Sattel ab und bedankte sich bei ihr, dass sie sie soweit getragen hatte. Auch das Pferd legte sich vollkommen erschöpft nieder. Lisanna dagegen suchte in ihrer Satteltasche nach ihrem Messer und ihrem Reisebecher. Zwei Dinge die sie immer an ihrem Sattel trug, sollte sie sich mal in einer solchen Situation befinden. Auch Bogen sehnen hatte sie immer dabei, zu ihrem großen Glück. Die Elbin suchte sich einen biegsamen Ast um daraus einen Bogen zu schnitzen, auch ein paar Äste die dazu geeignet waren um einen Bogen daraus zu Formen fand sie. Sie setzte sich neben Ayedemir auf das Moos und begann zu Schnitzen. Das arme Kind schien völlig am Ende zu sein. Während Lisanna weiter an dem Bogen schnitzte wurde ihr klar, dass sie dieses Kind mit sich nehmen würde. Sie war sich absolut sicher, der Kleinen würde es bestimmt gut in ihrem Dorf gefallen. Aber es war noch ein weiter weg bis dorthin. Ayedemir scheint angst vorm Reiten zu haben, das würde ein Problem werden. Dieses Kind hatte soviel durchgemacht, Lisanna fragte sich noch immer wie man wenn man solch ein Leid erfahren hatte nur so rein sein konnte. Wie alt sie wohl sein mochte ? Viel älter als 9 Mondzyklen konnte sie nicht sein.

Nachdem Lisanna den Bogen fertiggestellt hatte, wollte sie sich auf die Jagd machen. Die Kleine hatte bestimmt Hunger. Flink schwang sie sich auf ihre Beine, sie war ganz in ihrem Element, sie war eine Jägerin. Lisanna war keine von diesen Hausfrauelben, nein sie war eine Jägerin und Kämpferin. Sie war die beste auf ihrem Gebiet. Sie pfiff nach Selene und schwang sich auf ihr geliebtes Jagdpferd. Im Galopp preschten die beiden tiefer in den Wald hinein. Es dauerte nicht lange, da hörte sie auch schon ein Reh. Sie gab Selene das Zeichen, dass sie etwas entdeckt hatte. Sie spannte ihren neuen Bogen und legte ihren Pfeil an. Dann preschte sie mit Selene im Galopp vorbei. Sie schoss dem Tier mitten in den Kopf. Selene hielt an als das Tier zu taumeln begann. Schnell schwang Lisanna sich von dem Rücken ihrer geliebten Stute. Sie rannte zu dem verblutenden Tier und schnitt ihm schnell und möglichst schmerzlos die Kehle durch und bedankte sich bei dem Reh, dass es ihnen Nahrung zu Verfügung stellte. Dies war ein altes Jagdritual ihrer Familie, dass sie stets beibehielt. Sie hievte das tote Tier auf Selene und ging dann neben ihr zurück zum Lager.

Eine völlig aufgelöste Ayedemir erwartete sie an der Lichtung. Schluchzend und Tränen überströmt starrte sie Lisanna an.<< Wo warst du ? Ich dachte du hättest mich hier zurückgelassen>> Weinend sank die Kleine in sich zusammen. Mit schnellen schritten lief Lisanna auf sie zu und nahm sie in den Arm.<<Shhh, alles ist gut. Schau doch ich war Jagen. Ich habe mir gedacht, dass du Hunger hast wenn du aufwachst>> Die Kleine vergrub ihren Kopf schluchzend an Lisannas Schulter. Diese wiegte das aufgelöste Mädchen langsam in ihren armen.<< Alles wird gut Ayedemir. Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde dich überall mit hinnehmen>> Die Kleine schaute sie ungläubig an und vergrub sich dann wieder in Lisannas Umarmung. Diese Nähe tröstete sie. Nie hatte sie solch Nähe erfahren dürfen. Auch Lisanna fühlte sich seltsam wohl mit Ayedemir in den Armen. Dieses Kleine wundervolle Wesen hatte sie in ihren Bann gezogen, sie hatte etwas an sich was Lisanna im tiefsten ihres Herzen berührte.

Nachdem Ayedemir aufgehört hatte zu schluchzen, setzte Lisanna die Kleine wieder in das Moos.<< Du hast bestimmt Hunger, lass uns doch etwas Feuerholz suchen. Dann mach ich uns ein Feuer und einen Schönen Rehbraten >> Lisanna zeigte auf das geschossene Reh das immer noch auf Selenes Schultern Lag. Mit großen Augen schaute Ayedemir auf das tote Reh. Dann fasste sich die Kleine wieder und stand auf. Lisanna zeigte ihr welches Holz besonders gut brannte. Dann machte sie sich auf die Suche um noch mehr davon zu finden. Noch etwas unbeholfen ging sie durch den Wald um noch etwas Feuerholz zu finden. Lisanna nahm in der Zeit das Reh aus. Als Ayedemir mit dem gesammelten Feuerholz zurück kam, hatte Lisanna das Reh schon auseinander genommen. Sie stapelten das Holz auf eine nicht von Moos bedeckte Fläche. Lisanna zeigte der Kleinen wie man ein Feuer macht. Dann gab die Ayedemir den Auftrag das Feuer anzufachen. Lisanna baute in der Zeit aus weiteren Ästen und Bogensehnen einen Gitterrost auf den sie das Fleisch, später Braten konnten. Zum Glück konnte sie aus Tier sehnen Seile herstellen. Nachdem Ayedemir nach einiger Zeit es geschafft hatte das Feuer in Gang zu setzen und Lisanna das Fleisch schon darüber positioniert war. Setzten sich die beiden auf das Moos um kurz zu verschnaufen. Bis das Fleisch fertig war dauerte es ohnehin noch ein bisschen.

Lisanna betrachtete die kleine Elbin. Ihr schönes Gewand war zerschlissen, und sie hatte ein zwei Schürfwunden die bestimmt höllisch brannten. Trotzdem sah das kleine Geschöpf nicht am Boden zerstört aus, sondern es strahlte eine Wildheit aus. Man sah in ihrem entschlossenen Blick, das sie einen Entschluss gefasst hatte. Sie würde nicht mehr weinen, sie war alt genug um sich zusammenreißen zu können. Dieses Verhalten wunderte Lisanna nicht. Sie hatte von Anfang an geahnt das Ayedemir unglaublich stark war. Diese stärke hatte sie fasziniert, sie war ein Wundervolles Geschöpf. Solch eine Reinheit hatte sie noch bei keinem Elben gesehen. Selbst der König hatte diesen Glanz nicht in diesem Maße gehabt. Lisanna war klar, dass Ayedemir die geborene Herrscherin war und dass sie sie mit allem beschützen würde was sie hatte.

<< Wie geht es jetzt weiter ?>> fragte Ayedemir in einem entschlossenen Ton. Lisanna schaute die Kleine an << Wir werden einen Viertages Ritt zu meinem Dorf machen. Dort werden wir uns umhören was denn überhaupt passiert ist. Wenn wir Glück haben wird schon jemand neues Gewählt sein und wir du kannst bei mir unterkommen. Dort können wir uns dann überlegen wie wir weiter fortfahren. Ich würde dich gerne Adoptieren wenn du damit einverstanden bist. Dann kannst du auf die Dorfschule gehen.>> Ayedemir fing an zu strahlen << Natürlich möchte ich deine Tochter werden.>> Lisanna nahm dieses wundervolle Wesen in den Arm.<< So das Fleisch sollte jetzt gut sein.>> Sie nahm das Fleisch von dem selbstgebauten Rost und schnitt es in zwei. Die eine Hälfte gab sie Ayedemir, welche sich sofort daran machte das gebratene Fleisch zu verschlingen und die andere Hälfte aß sie selbst. Sie legte das restliche Fleisch auf und ließ es braten.

Nachdem die beiden das Fleisch geröstet und gegessen hatten. Packte Lisanna ihre Sachen zusammen und Sattelte Selene. << Komm Ayedemir, wir müssen weiter>> Aydemir schaute sie verängstigt an.<< Hast du angst vor Pferden ?>> <<Nein so ist es nicht>> antwortete sie << ich habe nur noch nie auf einem gesessen>> Lisanna starrte sie verwirrt an, jeder Elb lernte schon als Kind reiten. Sie fragte aber nicht weiter nach da Ayedemir das ganze Thema unangenehm zu sein schien.

<<Okay, ich werde dir schnell ein zwei Dinge zeigen.>> Sie zeigte auf Selene und zog die Kleine mit. Dort angekommen zeigte sie Ayedemir wie man ein Pferd putzte, sattelte und Trenste. Die Kleine Lernte wie man sich auf ein Pferd aufschwang. Nach einigen versuchen schaffte sie es sogar selbst, denn Selene war riesig. Als sie oben saß brachte Lisanna ihr bei sich so auf das Pferd zu setzen, dass sie beide Platz hatten. Schnell Packte Lisanna ihre Satteltaschen zusammen und warf sie auf Selene, damit sie weiter reiten konnten. Als dann Beide auf der prächtigen Stute saßen, ritt Lisanna in einem langsamen Schritt los.<< Schling deine Arme um meine Taille dann kann die nichts Passieren. Halte deinen Körper aufrecht und geh mit deinem Becken die Bewegungen Selenes mit. Im Trab wird es Holprig werden, deshalb reiten wir zuerst mal nur Schritt und Galopp>>. Ayedemir tat was ihr gesagt wurde und nach ein paar Minuten fand sie den Takt des Pferdes. Sie fühlte sich auf einen Schlag schon viel sicherer auf dem Pferd. Nach etwa einer Stunde Schritt fragte Lisanna ob sie den Galopp nicht auch einmal probieren wolle, den im Schritt kämen sie nicht weit. Die Kleine stimmte zu und versuchte sich in der neuen Gangart zurechtzufinden. Sie verspannte sich wie auch bei ihrem Letzten Ritt und klammerte sich an Lisanna um nicht herunterzufallen. Es machte ihr Angst so schnell auf einem Tier zu reiten und zu wissen, dass sie jeden Moment herunterfallen könnte. Lisanna Bemerkte diese Verspannung und rief ihr zu, dass sie sich entspannen sollte, denn wenn sie mit dem Rhythmus des Pferdes mitging würde sie sich besser und sicherer fühlen. Ayedemir die immer noch verkrampft an Lisannas Taille klammerte beschloss ihr zu vertrauen und versuchte leicht mit ihrem Becken die Bewegungen des Pferdes Mitzugehen. Sie Löste sich etwas und traute sich nun ganz mit der Hüfte mitzugehen. Zwar verlor sie stellenweise immer noch das Gleichgewicht doch sie hielt sich ja an Lisanna fest. Sie schaffte es in den Rhythmus der Beiden mit einzufinden. Nun war ihr auch wohler an dem Gedanken das sie schnell ritten, denn sie fühlte sich sicher, da Lisanna und Selene beide nicht zulassen würden, dass ihr etwas passierte. Nach einigen Stunden des Rittes konnte sie sich vollständig lösen und unverkrampft mit reiten.

Gegen Nachmittag hielt Lisanna Ihre Stute an. Sie zeigte Lisanna schnell wie man absattelte und machte dann ein Feuer für sie Beide. Ayedemir hatte sich schon hingelegt. Sie hatte höllische schmerzen in den Beinen. Sie war das Reiten nicht gewöhnt und ihr fehlten die Muskeln und die Hornhaut. Sie hatte sich Zwischen den Beinen alles aufgerieben. Bewundernd sah sie Lisanna an. Wie lange hatte die große Elbin wohl nicht mehr geschlafen? Es musste schon über 48 Stunden her sein. Sie hatte zwar auch nicht viel mehr Schlaf als eine Stunde bekommen aber sie war auch volkommen erschöpft. Lisanna dagegen merkte man das kaum an. Ohne einen Ton machte sie Feuer und ihr Nachtlager. Danach ging sie mit ihrem Becher Wasserholen, denn die große Elbin hatte einen Fluss entdeckt. Zuerst brachte sie Ayedemir ein paar Becher, die diese schon halb verdurstet runter stürzte. Dann ging sie mit Selene zum Fluss damit diese auch trinken konnte. Erst als ihre beiden Schützlinge getrunken hatten trank sie selbst etwas. Lisanna holte wenig später das restliche Fleisch hervor und Teilte es. Nachdem die beiden gegessen hatten legten sie sich hin um etwas schlaf zu bekommen. Lisanna nahm Ayedemir in ihre Arme, damit die Kleine nicht kalt bekam. Wenig später legte sich auch ihre Stute, die in der zwischen zeit Gras gefressen hatte, zu ihnen. Lisanna legte das Kleine Wesen, welches schon eingeschlafen war, zwischen sie Beide, damit sie gut geschützt war und sie nicht kalt bekam. Endlich konnte auch Lisanna sich für ein paar Stunden hinlegen. Sie war schon den ganzen Tag unendlich müde gewesen und war nun froh ein bisschen zur Ruhe zu kommen können. 

 

alter Originalprolog

Das Fest

Alles war Bunt. Eine leise Briese strich durch ihre Gesichter. Überall war regendes Treiben, und doch die Stimmung wirkte Ausgelassen. Überall waren Lampen und Glühwürmchen zu sehen. Lisanna lies sich von der guten Stimmtung anstecken, beschwingten Schrittes lief sie durch die hell erleuchteten Gassen. In jedem Winkel konnte man Elben in wunderschönen Gewändern aus Seide und Leinen entdecken. Es war der Tag des Mondes, das höchste Fest der Elben. Lisanna wurde die große Ehre zu Teil es bei der Königsfamilie am Hofe zu verbringen. Sie musste sich beeilen um nicht zu spät zu kommen, doch überall gab es etwas zu entdecken. Die Lichter schienen das Licht des Mondes in seiner vollen Pracht widerzuspiegeln.[ Lisanna wurde nur eingeladen, da dies auch ihr Geburtstag ist. Ein Normaler Elb hat kein Zutritt zu diesen Festlichkeiten, denn nur durch den Geburtstag am Tag des Mondes konnte man Adelig werden.( Lisanna was die einzige Elbin in ihrer Generation die an diesem Tag geboren wurde und somit sogar Anwärterin auf den Thron. Doch dieser interessierte sie recht wenig, sie wollte nur die Festlichkeiten genießen.)] Ihr Blick glitt anmutig in die Höhe, der Mond war heute besonders schön, so hell und klar. Nicht eine Wolke war am Sternenhimmel zu sehen. Gedankenverloren starrte die wunderschöne Elbin in den Himmel.

 

Plötzlich stupste sie ein kleines Mädchen an. Verwundert schaute sie sich um, kein Elb berührte etwas zufällig. Die Kleine war wunderschön, sie trug ein schlichtes Leinenkleid und hatte langes Bolndes Haar. Die Haut der kleinen Elbin sah aus wie die einer Porzellanpuppe. Solch eine Schönheit hatte Lisanna schon lange nicht mehr gesehen. Man hatte zwar oft gesagt das sie schön sei, jedoch war sie sich in dieser Hinsicht nicht so sicher. Klar jeder Elb war schön,  aber sie kam sich nicht schöner vor als allen anderen Elben auch vor.

Die Kleine Elbin starrte sie mit großen Augen an und fragte sie ehrfürchtig ob sie ihr Haar anfassen dürfe. Dies Zauberte Lisanna ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie nahm das kleine engelsgleiche Wesen auf den Arm sodass die kleinen Händchen ihre Haar berühren konnte.

Sanft strich das Kind durch die seidig und fast weißen Haare.<> fragt Lisanna in einem sanften Ton <> sagt sie stolz. Dies brachte Lisanna zu einem noch größeren Lächeln.<< Hell und schön wie der Mond. Was für ein hübscher und passender Name>> Die Kleine schaute sie nun schüchtern an und sagt <>verlegen schaute sie zu Boden << sag doch sowas nicht, der Name passt perfekt zu dir>>

Jetzt lächelt Ayedemir sie an, immer wieder strich die Kleine durch das Haar der schönen Elbin.

 

Nun tauchte auch ein dritter Elb auf der sich direkt vor Lisanna postierte. Er nickte ihr ehrerbietig zu. << Verzeihen sie die Störung aber Ayedemir muss jetzt mit mir kommen, es wird Zeit an den Hof zurückkehren. Ich bin ihr Begleiter Alanor>> Ayedemir zuckte zusammen und krallte sich in Lisannas Schultern. Die große Elbin strich ihr beruhigend über das Haar und wandte sich an Alanor.<< Keine Angst Begleiter Alanor, Ayedemir ist bei mir in besten Händen. Ich war sowieso gerade auf dem Weg zum Hof, ich kann Sie gerne mitnehmen. Helfen sie doch lieber bei den Vorbereitungen der Zeremonie>> Man sah Alanor genau an, dass ihm dieser Gedanke nicht behagte, doch er hatte wohl kein passendes Gegenargument.

Er deutete eine Kurze und elegante Verbeugung an und Verschwand dann anmutig in einer Menge aus Elben, die sich zwischenzeitlich auf dem großen Platz versammelt hatten. Ungläubig starrte Ayedemir, immer noch in ihren Armen, zu der großen Elbin hoch und bedankte sich bei ihr. Lisanna schaute das Kind ernst an << Warum begleiten dich deine Eltern nicht? Die Kinder des Mondes die noch nicht volljährig sind dürfen doch von einem Elternteil geleitet werden>> Nun wich ein seltsamer Ausdruck auf das Gesicht des kleinen Mädchens <> Verwundert schaute Lisanna dieses hübsche Mädchen an. Sie fragte sich wie einem solch reinen Wesen nur so etwas zustoßen konnte. Sie nahm Ayedemir noch fester in ihre Arme und zeigte ihr somit, dass sie mit ihr fühlte. Die Kleine erwiderte ihre Umarmung und sprach dann mit fester Stimme <> Lisanna lächelte bei diesen Worten, dass dies ihr gerade ein Kind sagen musste erheiterte sie. Dieses wunderschöne Wesen hatte schon jetzt ein Weg in ihr Herz gefunden.

Ayedemir kletterte aus ihren Armen und nahm die große Elbin an der Hand. Voller Freude auf das Bevorstehende zog sie Lisanna durch die Menge bis nach ganz vorne. Die große Elbin ließ sich widerstandslos mitnehmen. Das lächeln wollte ihr an diesem Abend nicht von ihrem Gesicht weichen. Irgendetwas an diesem Kind schien sie zu faszinieren. Nun ging die Zeremonie auch schon los. Alle Elben stellten sich in einem großen Kreis und fassten sich an den Händen. Es war kein vollkommen Runder Kreis, aber trotzdem nicht zu oval und unregelmäßig. Nun trat der Elbenkönig Malandriel in die Mitte des Kreises. Er trug die über Jahrhunderte überlieferten Zeremoniengewänder aus Seide. Sie bestand aus der typischen weiten, leichten und langen Elbengewändern ,welche auch Lisanna und Ayedemir trugen. Jedoch glänzte diese durch den Mondenschein auf so edele und graziöse Weise, dass sogar den anwesenden Elben der Atem wegblieb. Alle starrten den König an. Besonders Ayedemir schien von dem Gewand und auftreten des Elben wie gebannt sein. Es musste wohl das erste mal sein, dass sie an einer solchen Zeremonie teilnehmen durfte. Nun fing der Elbenkönig an zu sprechen << Ich begrüße euch, Kinder des Mondes. Ich freue mich euch alle hier versammelt zu sehen, heute an unserem höchsten Feste. An dem heutigen Abend möchten wir dem Mond danken, er ist die Quelle unserer Kraft und unserer Unsterblichkeit. Ein Fest welches wir alle feiern sollten. Jedoch komme ich nicht nur mit freudigen Nachrichten zu euch. Ich möchte heute Abend den Mond bitten meine Unsterblichkeit aufzuheben. Ich weile seid so vielen Mondzyklen auf dieser Erde, ich möchte nun ihn ruhe altern und sterben können. Ich werde mein Amt solange behalten bis ein neues Oberhaupt unserer Gesellschaft beschlossen worden ist. Ich werde meinen Nachfolger noch die ersten Monate begleiten um ihm den Einstieg zu erleichtern. Aber nun meine Gefährten lasst uns Feiern >> Viele Elben schauten sich betroffen an, jedoch war dies keineswegs eine Neuigkeit. Der König hatte schon so lange regiert, dass man wissen konnte das er bald seiner Unsterblichkeit über sein würde. Jeder Elb ließ sich nach ein paar Jahrhunderten vom Mond befreien, so war es brauch. Die einen Elben blieben länger die anderen kürzer, dass war jedem selbst überlassen.

Nun begann der schöne Teil des Festes. Die Laternen und Fackeln schienen nur noch heller zu leuchten. Der ganze Platz schien Licht überströmt. Um die Laternenmäste schlungen sich lange Efeustränge die das ganze nur noch unwirklicher schienen ließen. Der Platz wurde von großen Büschen eingegrenzt, wobei der Boden mit alten Fliesen ausgelegt war. Doch durch die Ritzen drückte sich auch der Efeu. Es sah aus wie in einem Märchen.

Nun war es Zeit für den Tanz der Elben, der Höhepunkt des ganzen Abends. Alle Elben gingen einen Schritt zurück um mehr Platz zu haben. Nun wurden die Feuerfächer und Poi ausgeteilt. Auch die Kinder erhielten diese, da einem Elben schon im frühen alter der Umgang damit beigebracht wurde. Ayedemir erhielt zu ihrem Glück ein Poi, damit konnte sie besonders gut umgehen. Auch Lisanna hatte Glück da sie den Feuerfächer bevorzugte und diesen auch glücklicherweise erhielt. Als die Angestellten dann verschwunden waren konnte es fast losgehen. Nun wurde das Feuer von Fackel zu Fackel herumgereicht. Als die letzte Fackel angezündet war, erstarb das Licht der Laternen. Es begann leise Musik zu spielen, als der erste Trommelschlag erklang, fingen die Elben an zu Tanzen. Es schien als gäbe es für sie nur diesen Tanz. Voller Anmut wirbelten sie das Feuer um sich und begannen sich zu dem Rhythmus zu bewegen. Erst langsam und sanft und dann immer wilder und kämpferischer. Die Elben wirbelten so schnell herum, das oft nur ein Schatten zu sehen war. Sie bewegten sich so rhythmisch , dass sie trotz ihres im Kreis gehen und ungeübten Tanzes vollkommen zusammenpassten. Keiner Stoß an den anderen. Alle Tanzten individuell und doch passten alle Tänze zusammen. Sie waren eine Einheit.

Die kleine Ayedemir stach besonders aus der Menge ihre Bewegungen schienen ineinander zu verfließen. Sie bewegte ihre Arme unglaublich schnell und geschickt. Auch Lisanna wirkte mit ihrem Fächer wie eine Einheit. Die beiden waren vollkommen in ihren Tanz versunken. Die beiden ergänzten sich gegenseitig, so dass es aussah als würden die Beiden wochenlang zusammen für diesen Tanz trainiert hatten. Sie bemerkten erst spät, dass der Tanz schon aufgehört und die Laternen wieder angegangen waren, so sehr waren sie in ihren Tanz versunken gewesen.

Schnell löschten sie die Fackeln und gaben diese den Bediensteten mit.

Da der Tanz nun beendet war nahm Lisanna Ayedemir wieder auf ihren Arm und setzte sich mit ihr auf eine Lichtung hinter den Büschen.<< So..Jetzt erzähl mir doch mal warum dich dieser Mann dich so verschreckt hat.. dieser Alanor >> schüchtern schaute Ayedemir die Elbin an << Alanor ist mir versprochen. Ich wurde als ich meine Eltern verlor vom König adoptiert worden und Alanor ist sein Sohn. Als Dank an seine Großzügigkeit soll ich Alanor heiraten.>> Erschrocken starrte Lisanna dieses Kleine unschuldige Wesen an. Wie konnte man ihr so etwas antun? << Ich wusste gar nicht, dass Malandriel einen Sohn hat>> Nun erklärte Ayedemir, dass Alanor kein Kind des Mondes sei und somit unwichtig und Erwähnungs unwürdig sei. Jedoch liebte Malandriel seinen Sohn ohne gleichen und wollte ihn deshalb mit einem solchen verheiraten, damit dieser nicht vollkommen an Gesellschaftlicher Stellung verlor.

 

Plötzlich war ein Schrei zu hören. Auf einmal herrschte überall reges Treiben, hektisch liefen Elben umher. Man hörte Schreie<< Feuer, der Palast brennt, der König ist Tod >> Das Fest versank im Chaos. Aus allen Ecken kamen Elben und versuchten zu flüchten. Ayedemir erstarrte und sah sich entsetzt um .Ohne groß Nachzudenken schnappte Lisanna sich die kleine Ayedemir und setzte sie sich auf den Rücken. Mit schnellen Schritten versuchte sie sich und das Kind durch die Menge zu den Pferdeställen zu drängen. Dies war gar nicht so leicht, da das Feuer völlig überraschend kam und abzusehen war das die Brandstifter, falls es Brandstiftung war, es auf die Kinder des Mondes abgesehen haben. Viele machten sich aus lauter Angst auf den weg zu den Ställen um möglichst schnell verschwinden zu können. Lisanna versuchte es so gut wie es eben ging durch die Massen zu kämpfen auf dem Weg kamen ihr immer wieder panische Elben entgegen die blindlings umher liefen. Das Fest hatte seinen Glanz und Zauber verloren, stattdessen herrschte nun Panik und Bewusstlosigkeit. Keiner wusste was zu tun sei , so etwas hatte es noch nie gegeben. Völlig durch ihre Instinkte geleitet schaffte sie es schließlich bei den Ställen anzukommen. Dort herrschte reges Treiben und alle Pferde liefen durcheinander und wieherten, manche stiegen sogar. Lisanna ließ Ayedemir von ihren Schultern gleiten.<< Hast du ein eigenes Pferd ?>> Die Kleine schüttelte den Kopf.<< Okay dann wirst du mit mir auf Selene reiten. Warte an dieser Bock ich hole schnell ihren Sattel und Trense.>>

Schnell war das Pferd fertig, mit einem geübten Schwung setzte Lisanna sich und Ayedemir auf ihre schwarze Stute. Die Kleine krallte sich in die Schultern von Lisanna als diese im Galopp antritt. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.02.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
** aktualisiert 15.06.15** ** überarbeitet am 20.04.2020**

Nächste Seite
Seite 1 /