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Wohnung? Fehlanzeige!“
Oder „Die Qual ohne Wahl“ –
Die Odyssee eines armen Schluckers



„Der Wohnungsmarkt ist sehr entspannt. Sie werden sicher schnell was finden.“



Das war bisher der Tiefpunkt bei unserer Suche nach einer Wohnung. Ich hätte dem Kerl ins Gesicht schlagen können!
Ich fange mal von vorne an:

Ich habe – gezwungenermaßen - den Job gewechselt und damit auch das Bundesland. (Dazu evtl. in einer anderen Niederschrift). Waren wir vorher noch in Rheinland-Pfalz, so mussten wir alsbald eine neue Bleibe im vierhundert Kilometer entfernten Nordrhein-Westfalen finden.
Da ich den Arbeitsplatz ohne Unterbrechung wechseln konnte, bin ich, bedingt durch die Kündigungsfrist der alten Wohnung, zunächst alleine in den Norden „gezogen“. Ich hatte Glück, dass die Wohnung meine Mutter nicht all zu weit entfernt lag von meiner neuen Arbeitsstelle.
Die Woche über habe ich meine Frau und meine beiden Kinder (neun Monate und drei Jahre) nicht sehen können und so war ich gewillt, uns allen schnellstmöglich eine ordentliche Unterkunft zu finden.
Tja, damit fing die Höllenfahrt an!
Um es kurz zu machen: Ich habe ins Klo gegriffen! Ich habe eine „sehr schöne“ Wohnung für mich und meine Familie gefunden. In einer „sehr schönen“ Gegend und einer „sehr angenehmen“ Nachbarschaft.
Nun, man kann es positiv betrachten, denn eine Fünfeinhalb-Zimmer-Wohnung über zwei Etagen mit stolzen einhundertzwanzig Quadratmetern, eigenem Eingang (ist ein Anbau im Innenhof) und kleinem Garten für laue sechshundertfünfzig Euro inklusive Nebenkosten und einem Schuppen ist schon toll. Zumal unsere Tochter in ihrem Zimmer eine über eine Holzleiter zu erreichende „zweite Etage“ besaß. UND: nur sieben Autominuten (wegen den Ampeln) von meiner neuen Arbeitsstelle entfernt! Was will man(n) mehr. Das alles auch noch ohne Provision.
Dass etwas faul war an der ganzen Geschichte, hätte ich viel eher bemerken sollen!
Das breite Grinsen des Vermieters beispielsweise. Oder dass der Keller (von der Diele ausgehend) nicht Gegenstand des Mietvertrages war.
Nun denn. Meine Frau kam, sah und … brach in Tränen aus. Nicht vor Glück, nein. Sieh erkannte, was ich – Depp – nicht erkennen wollte. Die Wohnung war (ist) eine Bruchbude!
Ich kürze es ab: schimmelig (Schimmel in mehreren Zimmern), moderiger Geruch (der tief im Mauerwerk verankert zu sein scheint und den man überhaupt nicht wegkriegt), sehr „luftig“ (es zog überall, und wenn ich sage überall, dann meine ich das auch so! Und trotzdem Schimmel? Ja, ja und ja), Tageslicht ist Mangelware in der gesamten Wohnung (wie ich zu sagen pflege: Höhle, gleichzusetzen mit Hölle). Also draußen superwarm und superhell, drinnen superkalt (mit dicken Klamotten!) und superdunkel (nahezu 24 Stunden Licht an, ungelogen).
Das ist noch nicht alles. Alle(!) Türklinken fallen ab, immer und immer wieder. Vermieter? Unternimmt nichts, gegen gar nichts. Er sagt: Schimmel? Kann nicht sein! Wenn man es ihm zeigt, „Gut Durchlüften“! Klar! Bringt aber rein gar nichts! Luftig? „Windabweiser an die Haustür“. Gut, somit wurde verhindert, dass Baumblätter mit dem Wind hereingetragen werden!
Mein Söhnchen, gerade Mal frische ein Jahr alt, hat vier Mal(!) in diesem einzigen Winter Bronchitis bekommen! Grad zehn Tage gesund, schon fing alles von vorne an! Ich schreibe es zu neunzig Prozent dem Schimmel zu, denn in seinem Zimmer roch es immer fürchterlich, der Arme. Wir wollten ihn zu uns nehmen, doch dort war die Luft auch nicht viel angenehmer.

Und jetzt kommt der Oberhammer: die Nachbarn!
Oh Mann, ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht auf der Polizeiwache zu enden!
Wie ich bereits erwähnte, liegt die Maisonette-Wohnung im Innenhof. So haben die „netten“ Nachbarn immer einen guten Blick auf unseren „Garten“, der übrigens eher einem Ackerfeld gleicht. So und jetzt haltet euch fest. Einer der Nachbarn, über 60, eher dünn mit Tätowierung, ist ein Säufer (immer viele Bierflaschen auf der Außenseite der Fensterbank). Einer von der Sorte „roter Kopf“, scheint normal ansprechbar zu sein, lallt nicht, wird nicht laut, mischt sich in jede Angelegenheit unserer Familie ein und fühlt sich wie der Hausmeister oder –verwalter. UND es gibt da noch einen „netten alten Opa“, Rentner (vielleicht um die 67-70), ehemaliger Beamter, hat viele Süßigkeiten für unsere Kinder, immer freundlich. Und er hat ein Auge auf unsere vierjährige Tochter geworfen! Diesen perversen hätte ich anzeigen sollen!
Wenn die Geschichte mit dem Pädophilen Sie interessiert, lesen Sie ruhig weiter, ansonsten überspringen Sie diesen Abschnitt einfach.
Also: Der Perversling musste angeblich seine Sat-Schüssel einstellen. Dazu „musste“ er unbedingt durch unsere Wohnung in das Obergeschoss und über das dortige Badezimmerfenster auf das Flachdach (ach ja…Das Dach. Undicht. Bitumendach oder so…Tausend Flicken. Hat in das Zimmer meiner Tochter hereingeregnet!).
Nun so konnte er auf bequemem Wege an seine Antenne. Wir, wie immer freundlich lächelnd, haben diesen Lüstling hereingelassen. Ich sag es erneut: ich Depp!
Denn erstens, was interessiert es mich, wenn wildfremde Menschen an ihre Antenne müssen. Und zweitens hätt’ ich bemerken sollen, dass in den vier Wochen, die wir dort schon (oder erst) wohnten, kein Unwetter geherrscht hatte. Ich habe ebenfalls eine Sat-Schüssel hängen, die nicht feinjustiert werden musste!
Um es auf den Punkt zu bringen: der Typ hat uns ausspioniert. Denn einige Tage später hat er mich zu sich gerufen, ganz freundlich. Dieses hinterhältige Schwein!
Hin und her hat er gestottert: „Hmmm jaaa und ach…“, seine Kinder hat er gut erzogen, alle haben super Jobs. Alles ihm zu verdanken… . Bis er auf unsere Kinder und speziell die Tochter zu sprechen kam. Ich erstmal nichts Schlimmes denkend, schön freundlich gelächelt und ab und an genickt…Ich sage es gerne ein drittes Mal: Ich Depp!
Er hätte schon ein Weilchen unsere Tochter von seinem Fenster aus beobachtet, wie sie im Garten mit dem Besen umgeht…“Ich erkenne meine Schweine am Gang“. So sein Wortlaut. Sie hat was…Das kann ich nicht von jedem behaupten. Sie sollte gefördert werden, sie ist klug. Bla Bla Bla!
Sie sollte in einem besseren Umfeld aufwachsen! Paff! Da hat’s bei mir Klick gemacht!
Denn als dieser Perverse in unserer Wohnung war, lagen noch einige Werkzeuge etc. auf dem Boden vor dem Badezimmer, da ich noch nicht fertig war mit dem Einrichten der Wohnung. Ich arbeite und bin der einzige im Haushalt, der diese Arbeiten macht. Freunde und Bekannte wohnen entweder weit weg, oder aber sie haben anderes zu tun. Dieses Schwein behauptet also, dass unsere Kinder in einer Müllhalde aufwachsen? Ich hätte ihm eins auf die Zwölf geben sollen! Es kam noch dicker. Irgendwo in Spanien hat der Perversling ein Ferienhaus, und er hat „angeblich“ ganz bald Urlaub, und er würde unserer Tochter gerne mitnehmen, um….ja….um….sie zu „fördern“.
Ich war perplex! Ich weiß nicht, wie ich wieder in die eigene Wohnung kam und wieso ich diesen Pädophilen nicht angezeigt habe! Aber ich habe seitdem seine „Bonbon-Verteilerei“ strikt untersagt und kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Während meiner Arbeitszeit traute sich dieses Arschloch erneut in unsere Wohnung, wieder gleicher Grund: Sat-Schüssel! Meine Frau ließ ihn rein! Oh wie zornig ich war, ich war dabei, diesem Kerl eins auf die Mütze zu geben, meine Frau hielt mich zum Glück davon ab, ich ging jedoch in den Garten und schrie in seine Richtung (er war in seiner Wohnung, Fenster offen), dass er nächstes Mal gefälligst über ’ne Leiter an seine verdammte Antenne soll und noch ein paar Sachen. Seitdem geht er mir aus dem Weg.

Nun, wie Sie vielleicht einsehen werden, haben wir uns sehr bald nach einer neuen Wohnung umgeschaut. Als in den Anzeigen immerzu „zu sofort“ stand habe ich denn auch schnellstmöglich die Wohnung gekündigt, in der Hoffnung und dem Glauben, innerhalb von drei Monaten (Kündigungsfrist) eine neue Bleibe für mich und meine Familie zu finden. Ich sage ganz ehrlich: es wäre beinahe ins Auge gegangen. Exakt neun(!) Tage vor Ablauf der Frist, haben wir unser neues Zuhause gefunden! Ich bin erleichtert. Wieso sich das so hingezogen hat? Wir wollten dieses Mal alles richtig machen. Eine gute Auswahl treffen, und dazu zählte (zumindest anfangs) auch die allgemeine Lage der Wohnung. Erst war es eine bestimmte Straße, dann ein bestimmter Stadtteil, dann musste dies und jenes stimmen. Und so weiteten wir unser Suchfeld immer weiter aus und schraubten zugleich unsere Ansprüche herunter. Natürlich hatten wir mehrere Wohnungen gefunden, die uns zugesagt haben. Bekommen hat sie aber immer jemand anderes. Sei es, dass der Mensch doch nicht rechtzeitig ausziehen konnte, weil er das Haus, welches er kaufen möchte, noch immer von einer todkranken Frau bewohnt wird (makaber, oder?), oder der Vermieter plötzlich kalte Füße bekommt und wir so plötzlich doch nicht in das Mietshaus passen, da diese überwiegend von Studenten bewohnt wird (Studenten in einer so gar nicht studentischen Stadt) oder aber die wollten einfach keine Familien, keine Ausländer oder weiß der Geier! So stehen die Wohnungsanzeigen immer noch im Internet. Übrigens, ich komme aus dem nahen Osten und meine Frau aus dem europäischen Ausland. Ich bin gebürtiger Sauerländer (habe aber rein gar nichts mit den Sauerland-Terroristen gemein *lach*).
Meine Kinder sind weder hyperaktiv noch sonst irgendwie „anders“.

Um auf den ersten Satz in meiner Niederschrift zurückzukommen:
„Der Wohnungsmarkt ist sehr entspannt. Sie werden sicher schnell was finden.“
Wir durchforsten denn also so zwei bis drei Wochen vor dem Stichtag das Internet fleißig. Und sind die ersten, die auf eine Anzeige hin anrufen. Das bestätigt uns auch der Herr am Telefon. Und macht mit uns einen Termin aus. „Kommen Sie dann und dann“. In der Anzeige steht sogar „familienfreundliches Haus“! Wir also pünktlich, fast schon überpünktlich am Tatort. Klingeln, Tür wird geöffnet, Vermieter verabschiedet sich von einem kinderlosen jungen Pärchen, die einen Hund an der Leine haben. „Bitte setzen Sie sich“. Um welche Wohnung interessieren Sie sich?“ Diese welche…! Ach das tut mir aber Leid, das Pärchen hat bereits den Mietvertrag mitbekommen. Paff! Noch ein Schlag ins Gesicht! Hinsetzen und Aufstehen gleichzeitig! Ich wollte dem Typen grad meine Meinung geigen, da kommt der mit besagtem Spruch:
„Der Wohnungsmarkt ist sehr entspannt. Sie werden sicher schnell was finden.“
Entspannt???? Schnell was finden???? Ich glaub meine Kinnlade lag auf meinen Füßen. Meine Frau zerrte mich hinaus! So etwas nennt man ein klassisches Knockout!

Ich bin froh, dass wir nach nur zehn Monaten ausgezogen sind und trotz allem keine Notlösung an Wohnung gefunden haben!

Heute sind es noch fünf Tage bis zu unserem Umzug, und heute kamen dutzende Menschen, Familien mit Kindern, Kleinkindern, Säuglingen und sogar Hochschwangere, um sich diese Bruchbude (leider gemeinsam mit dem Vermieter) anzuschauen. Leider muss ich sagen, gab es viele Interessenten! Einigen, die mir persönliche Fragen zu der Wohnung und den Nachbarn gestellt haben, konnte ich in der Abwesenheit des Vermieters meine persönliche Meinung zu dem Ganzen sagen. Das hat meinem Gewissen ein Stück weit gut getan. Und möglicherweise habe ich neue Freunde kennen gelernt!

Ich wünsche allen Wohnungssuchenden viel Erfolg. Haltet Augen und Ohren offen!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Niederschrift soll eine Warnung an Wohnungssuchende werden!

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