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1. Dienstage

Mit einer Armlänge schob ich meine heiß geliebten Kuscheltiere in einen beliebigen gelben Sack. Bilderrahmen in Herzform verschwanden aus meinem Blickfeld, die jahrelang die Wände zierten. Schluss mit Blümchensex und Langweilern, mit schnulzigen Liebesgeständnissen und höflichen Vorstellungen bei den möglichen zukünftigen Schwiegereltern, die einen bereits auf den ersten Blick verurteilen und möglicherweise der Beginn des Verzichts auf Cupcakes. Möglicherweise.

 

Frustriert warf ich mich auf mein Bett, die wilde Lockenmähne fiel mir seicht ins Gesicht. Das war wirklich ein Akt, sämtliche romantische Details in eine dunkle Ecke zu verbannen. Aus Wut und Sprachlosigkeit hatte ich einen Schlussstrich gezogen. Verlobt. Ich schnaubte empört. Verlobt war er gewesen, aber nicht mit mir, sondern mit seiner Ex, von der er angeblich nichts mehr wissen wollte. Wers glaubt! Kaum startet Frau einen Überraschungsbesuch, erwischt diese seinen Partner in flagranti. Glücklicherweise nicht in meiner eigenen Wohnung, sonst hätte ich womöglich schnell, dass Bett aus dem ersten Stock des Hauses gestoßen. Das war mal wieder der Beweis dafür, dass ich Dienstage nicht ausstehen konnte.

 

Erschöpft fuhr ich mir mit einer Hand übers verschwitzte Gesicht und blickte auf die letzten Stunden, die vergangen waren, zurück. Ich dachte es wäre, eine nette Geste bei Richard vorbei zu schauen, bevor ich ein entspanntes Bad in meiner eigenen Wohnung nehmen würde, um den süßlichen Geruch des saftigen Kuchenteiges und der fluffig weichen Creme von der Haut zu waschen.

Jahrelang trug ich diesen bereits mit mir. Doch auf eine gewisse Art und Weise gefiel er mir. Unteranderem auch einige Pfunde zu viel und den relativ breiten Po meiner Mutter schleppte ich zusätzlich als Anhängsel mit. Hoch leben die guten Gene. Dennoch liebte ich meine Arbeit in dem kleinen Café Sweet Heaven, welches von vielen Stammgästen tagtäglich aufgesucht wurde.

Ich freute mich Richard nach dem harten Arbeitstag endlich wieder zu sehen. Mit flinken Schritten lief ich durch Richards Wohnung und fragte mich, warum er noch nicht heraus gekommen war, um mich herzlich zu begrüßen und mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Ich war mir sicher, dass er mich musste reinkommen hören, schließlich war ich nicht gerade auf Zehenspitzen unterwegs. Selbst das Hochpoltern der Treppenstufe zu seiner Wohnung hätte er bereits hören müssen. Er hatte mich schon öfters mit einem galoppierenden Elefanten verglichen.

 

In seinem Schlafzimmer, welches gleichzeitig als Arbeitszimmer diente und ich ihn des Öfteren vorfinde, konnte ich ihn nicht finden, ebenso wenig, wie im angrenzenden Bad. Richard konnte sich wirklich lange an seiner Frisur aufhalten. Ich durchforstete weiter seine Wohnung auf der Suche nach meinem Geliebten, wobei ich auf seinen Ess- und Wohnzimmerbereich zusteuerte. „Richard sag mal piep“, hatte ich im vorwurfsvollen und spielerischen Ton gerufen und im selben Wimpernschlag die Tür weit aufgerissen. Aufgrund der Tatsache, dass die einfallenden Sonnenstrahlen meine Sicht behinderten, blinzelte ich einige Male angestrengt und schirmte meine Augen mit meiner Hand vor der gleißenden Sonne ab, bevor ich eine Person ausmachen konnte und laut „Überraschung“ rufen wollte. Wobei die Hälfte meines fröhlichen Ausrufes mir im Halse stecken blieb. Ein riesiger, vor und zurück baumelnder nackter Busen, blitzte mir schamlos entgegen, als ich mein Umfeld wahrgenommen hatte, der mir doch schier den Atem raubte.

Die Grenzen des Anstands wurden besonders stark getestet, als die Frau erfreut aufstöhnte und sich kaum noch auf ihren Beinen halten konnte. Während sie an der beigen Sofagarnitur Halt suchte, stieß Richard immer wieder von hinten in ihren entblößten Hintern. Seine Augen waren genießerisch geschlossen. „Ri-Richard“, stöhnte sie auf, als sie ihre Augen öffnete und urplötzlich ganz blass um die Nase wurde. „Ja Babe ich weiß. I-ich komme gleich“, brummte er heiser, jedoch seine Augen öffnete, als seine blondierte Affäre sich versuchte aufzurichten. Passiert das gerade wirklich mir, hatte ich mich gefragt, als ich die Folgen meines Reinplatzens beobachtete.

 

Beide hatten mich, wie zwei Milchkühe angestarrt, die friedlich auf der Weide grasten und die vorbeiradelnden Fahrradfahrer mit ihren Blicken verfolgten, wobei die Augen deutlich weiter geöffnet waren, als die der schläfrig dreinblickenden Kühe. Ich fing mich schließlich als Erste und warf der Blondine mitleidig Richards T-Shirt zu, welches vor meinen Füßen lag. So konnte sie ihre Bazookas endlich verdecken. Gärtenschlank die Frau aber einen riesigen Vorbau besitzen. Komisch. Zum Glück trug ich nicht jeden Tag solche schwere Last bei mir und das gleich in doppelter Ausführung. Als ich dann endlich meinen Blick von ihrer Milchbar nehmen konnte, stellte ich fest, dass ich die Frau, die immer noch das Geschlecht meines Partners in sich aufnahm, erkannte. Ich hatte mehrmals Bilder von den zweien gesehen. Immerhin waren sie verlobt gewesen. Ach nein falsch, immerhin sind sie verlobt, wie ich gleich erfahren sollte. Wirklich eine reizende Frau. Ich hatte sie auf einer Familienfeier kennengelernt, wahrscheinlich hätte ich mich vor zwei Monaten schon wundern sollen. Aufgrund der Tatsache, dass ihre und Richards Familie kleine Unternehmen besaßen und teilweise zusammenarbeiteten, zog ich dies nicht in Betracht, obwohl ich beide eine Weile aus den Augen verloren hatte und sie Richard zuvor bereits den ganzen Abend umgarnte.

 

Meine zweite Reaktion war der Ansicht nach, noch weniger dramatisch als die Erste. „Hallo Patricia“, hatte ich möglichst höflich begonnen, sofern das in dieser Situation möglich war, aber ich war die Ruhe selbst. Ganz im Gegenteil zu Richard der mich nur verstört ansah und sich noch nicht gefangen hatte. „Was zum Teufel ist hier los?“ schob ich etwas unfreundlicher hinterher. „Hi Haily“, erwiderte sie kleinlaut, „Ich, ähm, werde einfach gehen...“ Langsam wandte sie ihren Kopf zu Richard, der sich kein Stück mehr bewegte, obwohl er gerade so in Fahrt gewesen war. Erst da realisierte ich wieder, dass sie noch mit etwas ausgefüllt wurde. „Ich gebe euch zehn Sekunden“, hörte ich mich sagen und verdeckte meine Augen mit meinen Händen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein wenig zu nett war. In einem härten Ton fügte ich hinzu „und dann verschwinde.“ Das Geräusch eines sich schließenden Reisverschlusses ließ mich annehmen, dass Patricia endlich etwas an hatte. Mein Blick glitt zu Richard. An seinem Hals prangten mehrere Kussabdrücke in einem schimmernden rot. Er stand hilflos im Wohnzimmer und kratzte sich unsicher am Kopf, wobei er seinen Blick auf dem Boden umher schweifen ließ, auf der Suche nach seiner Boxershort. Mit Genugtuung beobachtete ich, wie sein pulsierendes Geschlecht vor sich hin pumpte und versuchte sich zu beruhigen. Patricia schob sich mit möglichst weiten Abstand an mir vorbei, wobei sie sich mit ihren zierlichen Händen durch die Haare fuhr, um das wilde Chaos zu beseitigen. „Ruf mich an“, rief sie bevor die Wohnungstür mit einem lauten Knall zurück ins Schloss fiel. Richard hingegen hatte endlich den seidigen Stoff gefunden. Wir gingen seit über einem Jahr miteinander aus und ich dachte wir wären ziemlich vertraut miteinander. Immerhin hatte ich die Hürde der Schwiegereltern schon überwunden. Hinter seiner sonst so piekfeinen Art steckte anscheinend mehr sündiges, als ich bisher vermutete. Meine zwei besten Freundinnen hatten mir von vorne rein von ihm abgeraten. Sie nannten ihn liebevoll – oder eher weniger - Schmalzlocke, weil er Unmengen von Gel in seine blonden Haare schmierte. Mich störte es nicht. Doch jetzt widerte mich sein Anblick an. Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht. Er hatte Sex gehabt. Das sah Jederman(n) deutlich. Zu meinem Unmut nicht mit mir. Bis auf die Tatsache, dass er unbefriedigt geblieben war.

 

„Was lächelst du so blöd?“, unterbrach Richard mürrisch das Schweigen. Unbewusst hatte ich meine Mundwinkel nach oben gezogen, als ich an sein kleines Problem dachte. Ich würde ihm sicherlich nicht helfen. „Bitte?“ Arrogant zog ich eine Augenbraue hoch. Mich hintergehen und unfreundlich werden. Das hatte den vergangenen Dienstag der letzten Woche um Längen getoppt. „Jetzt fang schon an, schrei, kreisch, heul oder mach all das, was eine normale Frau tun würde. Bringen wir es schnell hinter uns“, setzte er noch einen oben drauf. Sprachlosigkeit herrschte, als ich seine Worte vernahm. Will der mich verarschen? Grummelnd verpackte er endlich sein halbsteifes Glied.

 

Wenn ich daran zurück denke, kann ich es kaum fassen, dass ich es geschafft habe, meine Wut in Zaum zu halten. Wie konnte er es wagen mich dumm anzumachen. Die Rolle gehörte in diesem Moment unmissverständlich mir, wobei er die Position eines Hofknaben einnahm und klipp und klar nichts mehr zu sagen hatte. „Bitte Haily, sag etwas. Irgendwas sonst fällt dir auch immer etwas ein“, bettelte er. Ich betone: Wie konnte er es wagen mich dumm anzumachen und gleichzeitig Forderungen an mich stellen!?

 

„Du magst Patricia nicht mal.“ Er schnaubte vor Lachen. „Sie ist meine Verlobte, Haily.“ „Ex-Verlobte“, klugscheißerte ich, da mir nichts Passenderes einfiel. „Nicht ganz.“ „Wie meinst du das 'nicht ganz'“, äffte ich ihn nach. Nachdem er sich seinen grässlichen Pullover über den Kopf zerrte, explodierte Richard regelrecht: „Mein Gott, wir haben uns nie getrennt, in Ordnung? Ich habe gelogen.“ „Verlobte“, hauchte ich atemlos. Ich schnappte scharf nach Luft. Ein Gefühl der Fassungslosigkeit durchströmte mich. Er öffnete seinen hingegen, um etwas hinzuzufügen, aber ich unterbrach ihn. Ich musste es einfach wissen. „Wie lange? Wie lange vögelst du sie schon?“ „Patricia? Erst seit ein paar Wochen. Es tut mir leid, Süße.“ Er kam einen Schritt auf mich zu und schaute mich reuevoll an. Allmählich hatte Richard gecheckt, dass er etwas falsch gemacht haben muss und dieses Gespräch in die falsche Richtung ging. Schnell wich ich einen Schritt zurück. Etwas an der Art, wie er gefragt hatte, ob ich Patricia insbesondere meinte, gab mir ein mulmiges Gefühl. Seine Aussage sorgte bei mir für Verwirrung. „Wie viele?“ Meine Stimme war beängstigend leise. Die Ruhe vor dem Sturm. „Sie ist nicht die Einzige, nicht wahr? Du hast mit weiteren Frauen gevögelt, während wir zusammen waren. Herrgott Richard, wie viele? Ich wiederhole mich ungern.“ Die Wut floss durch meine Adern.

 

„Nicht so viele Haily, mach jetzt keine große Sache daraus. Es war nur Sex. Weißt du, Blümchensex reicht nun mal nicht aus, um mich zu halten.“ An seinem Blick erkannte ich, dass er jedes Wort ernst meinte. Die Tatsache, dass er fremdging verharmloste er schamlos.

 

„Blümchensex?! Du bist wirklich zu reizend Richard!“ Empört schnappte ich nach Luft. Meine Stimmte hatte sich schlagartig angehoben und betonte jedes einzelne Wort.

 

Er ließ seine Arme, die nach mir greifen wollten und seinen versöhnlichen Ton fallen und schaute wütend drein. „Haily, komm schon, du kannst nicht wirklich überrascht sein“, knurrte er.

 

Nicht überrascht? War er verrückt? Glaubt er wirklich, ich wäre bei ihm geblieben, wenn ich gewusst hätte, dass er mich hintergeht? Hatte er mich überhaupt aufrichtig geliebt? Gott, Haily du bist so dumm.

 

Schlagartig verging mir die Lust auf weitere Diskussionen, welche die derzeitige Situation nicht mehr bessern könnten. Ich dachte darüber nach, ihm in sein schlechtes Gewissen zu reden und ihm zu sagen, dass manche Frauen heutzutage an das Konzept der Treue und Ehrlichkeit glaubten, aber das schien mir zu zeitaufwendig. Ich hatte keine Lust meine freie Zeit weiter mit ihm zu vergeuden. Er hatte es vergeigt. „Weißt du was Richard?“ Ich holte tief Luft und legte mir die Worte zurecht. „Du bist ein richtiger Schweinekerl, jawohl Scheinkerl!“ Das müsste soweit alles abdecken und damit stürmte ich aus seiner Wohnung, natürlich nicht ohne vorher die Tür knallhart ins Schloss zu werfen.

2. Hollys Café

 

„Aua“, schmollend rieb ich mir über meine Finger. „Du hast genug Cupcakes in dich hinein geschaufelt. Für heute reicht‘s! Du hattest schon drei, das deckt bereits eine komplette Hauptmahlzeit ab. Zuerst solltest du uns endlich erzählen was passiert ist“, kommandierte Madlen, die kurz zuvor auf meine Finger gehauen hatte. Meine Heulerei zerrte an ihren Nerven. „A-aber ich bin traaaauurig.“ Jammernd griff ich über den Tisch, um meinen angebissenen Cupcake zurück zu erobern. Zwei Tage nachdem ich eidecksenflink Richards Wohnung verlassen hatte, setzte bei mir die Trauerphase ein. Wie gewohnt saßen wir in Hollys Café und genossen unsere Mittagspause. Madlen und Desiree hatten ihre Arbeit ganz in der Nähe, obwohl Madlen aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht mehr arbeiten musste und sich eine kleine Auszeit nahm, verbrachte sie dennoch jede Pause mit uns. „So ein Scheißkerl, sieh nur was er mit ihr gemacht hat.“ Desi warf mir einen mitleidigen Blick zu. Dabei redete sie mehr mit Madlen, die mich skeptisch beäugte. „Schweinekerl“, nuschelte ich und lehnte mich beleidigt zurück, als Madlen in meinen selbst dekorierten Cupcake biss. „Mhm?“ Fragend zog meine blonde Freundin beide Augenbrauen nach oben und musterte mich interessiert. Seufzend stützte ich mich auf die Tischkante. Zwei Tage waren bereits vergangen und ich hatte den Zweien immer noch kein Sterbenswörtchen von dem was mit Richard vorgefallen erzählt. Bis ich schließlich heute Morgen krankfeierte und heulend vor Madlens Tür landete. Sie hatte mich in Hollys Café geschliffen, denn dort würde Desiree warten, weil diese davon ausging, dass ich zu Mittag kommen würde. Ich nahm einen tiefen Schluck von meinen Latte Macchiato und fing endlich an zu erzählen.

 

Lachend hielten sich die beide die Bäuche. Ich war endlich zum glorreichen Schluss meines Vortrags gekommen. Bei dem Ausruf 'Schweinekerl' konnten die beiden sich nicht mehr halten. Selbst ich musste los lachen, als bei Madlen Tee aus der Nase spritzte, weil sie mit so einem euphorischen Abgang von mir nicht gerechnet hatte. Ein Blick auf ihren Teebeutel verriet, dass sie wieder Heiße Liebe ausgewählt hatte. Eine Kombination aus Himbeere und Vanille. Widerlich. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Hört sich gut an und schmeckt fürchterlich. Wer braucht schon Heiße Liebe, wenn der Bäcker zahlreiche Cupcakes im Angebot hat und meine mitgebrachten bald aus meiner Tasche springen würden, um mir auf meiner Nase herumzutanzen?

 

„Meine Liebe du weißt, Madlen und ich haben nie besonders viel von Richard gehalten.“ Desiree warf Madlen einen bedeutungsvollen Blick zu und wandte sich wieder zu mir. „Weiblicher Instinkt“, kommentierte diese. Ich schnaubte empört. „Witzig.“

 

Seufzend fuhr sich die Schwarzhaarige durch das dichte Haar. „Hör mal Süße, ich weiß echt nicht, warum er dich für seine Ex-Verlobte oder Verlobte verlässt, aber weißt du...“, Desi hatte wieder einer ihrer Weisheiten in petto, wobei meistens nur Bullshit bei rum kam. „andere Mütter haben auch schöne Söhne“, beendete sie ihren zuvor angefangenen Satz. Kopfschüttelnd betrachtete Madlen ihre Freundin. „Ernsthaft Desi? Nur du kommst auf solch einen Mist. Selbst meine Omi gab bessere Ratschläge als du je geben wirst!“ Derweil lehnte Desiree sich mit verschränkten Armen vor der Brust zurück und nahm einen Schluck von ihrer warmen Zuckermilch. Seufzend stützte ich mich mit meinem rechten Arm ab und bettete meinen Kopf auf die Hand. Einen deprimierten Blick warf ich in unsere kleine Runde und hörte den beiden Streithähnen zu. Vielleicht hatten sie Recht, andere Mütter haben auch schöne Söhne und noch dazu intelligente, fügte meine Omi damals immer hinzu.

 

 

3. Verlangen

Mein Kleiderschrank war bumsvoll, doch ich fand einfach kein passendes Kleid, welches ich heute Abend tragen könnte. Es war Wochenende. Nachdem ich die letzten Tage fleißig ein halbes Dutzend Cupcakes verspeist hatte, wollten mich Desiree und Madlen, meine langjährigen Freundinnen ein wenig aufpäppeln und dann in den nächst besten Club schleifen. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil ich hunderte von Kalorien in mich hinein stopfte, schob ich den Verzehr selbstverständlich auf meine nicht erwiderte Liebe. Als Klappergestell konnte mich niemand bezeichnen. Ich aß gern und mit Genuss. Außerdem pflegte meine Omi damals immer zu sagen, dass Männer etwas zum Anpacken bräuchten. Omis Worte in meinen Ohren. Nach der schwierigen Phase in meiner Kindheit war ich froh, dass ich heute so denken konnte.

 

 

Auf meinem Bett türmten sich die Kleider, die ich wahllos aus meinem Schrank gezogen hatte. Frustriert warf ich mich aufs Bett, wobei der Turm umkippte und ein Teil auf den Boden landete. Zuallererst brauchte ich eine Atempause. Das passende Kleid für den Abend zu finden, war schwerer als gedacht. Die Tatsache, dass ich schon wieder zugenommen hatte, erdrückte mich. Ich liebte meinen Beruf und meine Kurven keine Frage, aber wer würde schon nicht etwas weniger wiegen wollen?

 

„Ist Madlen schon bei dir?“ Desiree schob sich durch die Tür, bevor ich zur Seite treten konnte. Verwirrt sah ich ihr nach. „Warum sollte sie? Du weißt doch, dass sie immer als letztes erscheint“, rief ich ihr hinter her. Desi schälte sich aus ihrer leichten Daunenjacke und warf diese über die Lehne meiner Couch. „Vielleicht wurde sie aufgehalten“, spekulierte sie, „Sie hatte mir vorhin geschrieben, dass sie schon etwas früher zu dir kommen wollte.“

Desirees Blick wanderte zur offenen Tür meines Schlafzimmers. „Kannst du dich schon wieder nicht entscheiden?“, fragte sie mit einem theatralischen Seufzer. „Du besitzt am wenigsten von diesen Fummeln und brauchst doppelt so lange fürs Aussuchen. Übrigens ist mir vorhin Schweinchen entgegen gekommen, als ich Feierabend hatte. Er kam aus deiner Richtung.“ Fragend sah sie mich an.

Nachdem ich meinen Herzschmerz in Hollys Café offen gelegt hatte, hatten die Zwei am Ende unseres Gesprächs beschlossen Richard Schweinchen zu taufen.

Augenverdrehend zeigte ich in die Richtung meines Mülleimers. Erstaunt zog meine schwarzhaarige Freundin eine Augenbraue hoch. „Was machst nur mit den Männern, dass sie dir haufenweise Rosen schenken?“ Sie lachte. „Aber höflich ist er. Nun ja, auf seine französischen Küsschen hätte ich getrost verzichten können. Durch dich mutiert die Männerwelt zu Romantikern.“ Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Höflich. „Tut mir leid Baby, aber an sich hinterlässt er einen guten Eindruck und seine Muskeln - “ „Desi!“, unterbrach ich sie und schnaubte empört. „Ist ja gut, auf den zweiten Blick ist er echt kein Sahneschnittchen mehr.“

 

Zu ihrem Glück klingelte es erneut an meiner Wohnungstür. Schwungvoll öffnete ich die Tür und wurde von einem blonden Engel in die Arme gerissen. „Oh Haily, Süße. Wir suchen dir heute einen richtigen Mann.“ „Vorsicht, ich möchte ungern dein ungeborenes Baby zerquetschten, bevor du es noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hast“, nuschelte ich in ihr seidiges Haar. Madlen löste sich grinsend von mir, drückte mir schnell einen Kuss auf die Wange und begrüßte Desiree, die in meinem Rücken stand und uns lachend musterte. Ich machte mir eine gedankliche Notiz, dass ich dringend meinen Männertyp wechseln musste, was nicht wirklich selten vorkam. Bis auf die Beziehung zu Schweinchen waren meine Letzten von kurzer Dauer gewesen. Den Typ Player hatte ich bereits hinter mir. Tom war einer von ihnen. Ich hätte es wissen müssen, als ich die dritte Frau für ihn an diesem Abend gewesen war. Doch er hatte mich mit links um seinen Finger gewickelt und doch bin ich froh, dass ich auf ein Kondom bestanden hatte, obwohl er mit intensivster Kraft mich von seiner Latexallergie überzeugen wollte. Also bitte? Die dritte Frau an dem Abend und dann auf ein Kondom verzichten sollen? Nein Danke, wer weiß, was er bereits mit den vorherigen alles angestellt hatte. Den Dummkopf hab ich leider auch schon hinter mir. Keine Ahnung wie ich diesen damals aushielt. Weder meine Telefonnummer noch die Namen meiner zwei Freundinnen hatte er sich merken können. Zu meinen Verflossenen gehörte unter anderem der Beziehungsfanatiker. Eine wirklich romantische Person auf den ersten Blick. Auf den zweiten schon weniger, denn er säuselte mir die ganze Zeit Liebeserklärungen ins Ohr, sprach von Kindern, vom Heiraten und von sonstigen zukunftsorientierten Dingen, über die ich mir nach gerade mal zwei Wochen sicherlich noch keine Gedanken machte. Natürlich gibt es auch den Normalo. Ein einfacher Mann mit dem Frau sich gut unterhalten kann, der zuhört und dir auch sonst genug Aufmerksamkeit schenkt, leider bekommt das weibliche Geschlecht von dieser Sorte kaum einen zu Gesicht. Meist finden sie selbst zu einander. Die Schwulen. Gut, irgendwo gibt es sicherlich auch einen Teil davon der hetero ist, aber finde so einen Mann mal irgendwo. Schweinchen war anfänglich der Normalo Typ, später stellte er sich als Lügner heraus. Diese Männer erzählen dir eine Menge Bullshit. Nicht wahr, Richard? Manche Lügen sind wirklich kreativ und werden teils noch so eingebläut, dass sie sogar im Nachhinein eine positive Wirkung auf dich erzielen konnten. Ein Tipp am Rande, du erkennst sie daran, wenn der Lügner seine Lippen bewegt. Genug gefachsimpelt, ein Clubbesuch stand an.

 

 

„Wow. Was hast du mit deiner Wohnung angestellt? Wo sind deine geliebten Kuscheltiere?“, staunend sah sich Madlen in meiner kleinen Wohnung um, selbst Desiree zog verwirrt ihre Augenbrauen zusammen, der es bisher nicht aufgefallen war. „Stimmt, du hast so viel Platz.“ Sie lachte. „Kleiner Neuanfang“, erwiderte ich lächelnd. „Spätestens in einer Woche hast du die Hälfte wieder aus deinem Versteck geholt. Ich wette du hast die ganzen Sachen in deiner Wut verschwinden lassen“, mutmaßte meine blonde Freundin und ließ sich galant auf mein grau meliertes Sofa plumpsen. „Ihr wisst gar nicht, was mir vorhin schon wieder passiert ist.“ Sie suchte eine bequemere Position und streckte ihre Beine aus. „Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst. Du hattest mir extra geschrieben, dass du früher kommst“, kommentierte meine südländische Freundin. „Hatte ich auch vor.“ Zur Bestätigung nickte sie und strich mit ihrer Hand in kreisenden Bewegungen über ihren Bauch. „Nur hatte ich mal wieder mein Handy verlegt, nachdem ich dir geschrieben hatte. Es hat dann eine ganze Weile gedauert bis ich es endlich fand. Im Kühlschrank. Mädels, diese Schwangerschaftsdemenz macht mich fertig.“ Ich beobachtete meine blonde Freundin dabei, wie sie sich erschöpft durch ihr glänzendes Haar fuhr und einen frustrierten Seufzer losließ.

„Übrigens netter Fummel“, fügte sie hinzu und deutete auf das rote Kleid, welches ich, bevor ich Desiree die Tür öffnete, auf meinen Sessel geworfen hatte. Es war ein wenig luftiger, da die enganliegenden Kleider am Bauch spannten und dieses meine neugewonnen Pfunde verdecken würde. Bei den Gedanken entfuhr mir ein Seufzen. Eigentlich hatte ich mich nicht eindeutig auf das Rote festgelegt, aber das explizite Kompliment verleitete mich dazu, dass ich wenig später mit ihnen ins wartende Taxi stieg und dabei das rote Kleid trug.

 

„Dass du überhaupt noch mit uns feiern gehst, überrascht mich. In deinem Zustand könnte ich mich gar nicht mehr bewegen.“ Madlen lachte, als sie die Stimme ihrer schwarzhaarigen Freundin vernahm, die sie mit ihren braunen Augen fixierte und ihre schwangere Freundin mit einem Grinsen bedachte.

„Sei nicht so vorschnell, meine Liebe“, sagte ich trocken. „Ich weiß doch, dass du und Emin sich ebenfalls Nachwuchs wünschen. Glaubst du wirklich, dass du es dann aushalten würdest, über neun Monate auf Party zu verzichten? Du!?“ Nun lachten wir alle drei, denn sich die ausgeflippte Desiree als Stubenhockerin vorzustellen, war keinem von uns möglich. 

Ich musterte die zwei. Madlen trug ein marineblaues, trägerloses Kleid, welches ihre momentanen besonders ausgeprägten Kurven umspannte. Desiree hingegen hatte sich wie so oft für ein schlichtes schwarzes, dennoch elegantes Kleid entschieden. Sie liebte die Farbe schwarz, da sie perfekt zu ihren von Natur aus schwarz, gewellten Haaren passte. Gewellt wäre für meine Lockenpracht eindeutig untertrieben. Das einzig besondere an mir sind meine roten schulterlangen Haare mit denen ich immer aus der Menge hervor stach. Schön? Geschmackssache.

 

 

Der nächst beste Club stellte sich, wie zu erwarten, als 'MDi' raus. Der Club gehörte den Eltern von Desiree. Sie würde diesen bald übernehmen. Derzeit arbeitete sie an einem herausragenden Konzept und beschäftigte sich mit dem Management. Sie hatte erst vor kurzem ihr Studium mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft erfolgreich absolviert und hatte im ersten Semester Emin dort kennen und lieben gelernt.

 

Giuseppe der kahlköpfige Türsteher zwinkerte uns kurz zu und grinste als wir an ihm vorbei stolzierten, allen voran die Babykugel. Guiseppe ist ein feiner, glatzköpfiger Kerl. Vor 8 Jahren als ich den Schuppen mit meiner Volljährigkeit das erste Mal betrat, hatte ich ungeheuren Respekt vor ihm und versuchte möglichst viel Abstand zu ihm zu halten. Nicht, dass er mir noch an den Kragen gehen würde, falls ich in seine Richtung geschupst werde und seinen kleinen Zeh dabei berühren würde. Giuseppe war wirklich ein riesiges furchteinflößendes Muskelpaket, wenn da nicht diese niedlichen Grübchen wären, die zum Vorschein kamen, als Desiree ihn uns das erste Mal vorstellte und mich zurück pfiff, als ich gerade dabei war mich klamm heimlich an ihm vorbei zu quetschten.

 

 

 

 

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„Schluss mit Romantik! Ein richtiger Kerl muss her“, lachte ich lauthals und exte meinen Drink, den mir Madlen augenzwinkernd in die Hand drückte, weil sie selbst nicht zum Glas greifen konnte. Heute Abend wollte ich Spaß haben, die Sau rauslassen. Blümchensex, pfh. Er war immer der Passive gewesen. Kein Wunder, wenn er vielleicht davor schon Sex gehabt hatte. Wer nicht will, der hat schon. Gut, dass traf es genau auf den Kopf. Die bittere Erkenntnis setzte mir zu, schnell unterdrückte ich die aufkeimenden Gefühle, die ich die letzten Tage mit mehreren Eispackungen, Schokoladentafeln und traurigen Filmen überwunden und erfolgreich in eine Schublade eingesperrt hatte.

 

Es war bereits nach Mitternacht, als wir uns erneut auf die Tanzfläche begaben und uns zum Rhythmus der Musik bewegten. Wir genossen unsere Dreisamkeit, bis ein Mann auf uns zusteuerte, die schwangere Madlen um die Mitte fasste und an sich drückte, soweit die Kugel es zuließ. Er war groß, aber schmal gebaut. Das Lachen der zwei Turteltauben drang bis zu mir vor. Matt war Madlens Freund schon seit vier Jahren und dennoch wirkten die beiden wie frisch verliebt. Kaum war er da, hellten sich die Gesichtszüge der Blondine auf. Er rief uns beiden einen kurzen Gruß zu, nachfolgend eine entschuldigende Geste, ehe er seine Liebste packte und mit sich zog.

 

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich getanzt hatte oder wie viel ich an diesem Abend getrunken hatte, aber als ich durch die Menge einen Mann bemerkte, der mich mit seinen Augen fixierte, war ich hellwach. Ohne Hast kam er auf mich zu. Die Tanzenden machten wie selbstverständlich Platz, dabei ließ er mich nie aus den Augen. Ich schluckte hart und wagte einen Blick zu meiner schwarzhaarigen Freundin. Desiree grinste neben mir und deutete mit dem Daumen nach oben. Meine Haut begann zu prickeln und ein feines Lächeln legte sich, wie von selbst auf meine Lippen. Vergessen waren alle Sorgen. Vorerst tanzte ich mit ihr weiter, drehte dem begehrendes werten Mann den Rücken zu. Vielleicht meinte er doch nicht mich, umso peinlicher wäre es, wenn ich ihn unverblümt anstarren würde.

 

Ein warmer Körper schmiegte sich an meinen Körper, zwei Hände umschlungen meine Hüfte. Unbehagen kochte in mir auf, vielleicht fand er mich zu dick. Dennoch begann ich langsam meine Hüfte zu bewegen und warf ihm einen koketten Blick über die Schulter zu.

 

Er stand einfach nur da und betrachtete mich schmunzelnd aus seinen haselnussbraunen Augen, die mir entgegen blitzten. Er drückte seinen heißen Körper näher an meinen. Sein großer Körper war mir mehr als bewusst. Er überragte mich um einen Kopf und seine Schultern waren breit, während sich unter ein schwarzes Hemd deutlich seine Muskeln abzeichneten. Gott, warum ausgerechnet ich? Wir waren wie Pech und Schwefel. Dick und Muskulös.

 

Der Beat wurde langsamer. Ich spürte den sanften Druck an meiner Hüfte, als er mich zu sich umdrehte und an sich zog. Zerzaustes, dunkelblondes Haar hing ihm ins Gesicht. Er war mir so nah, dass ich seinen heißen Atem spüren konnte. Er kam mir so bekannt vor. Diese kleine Narbe über seiner rechten Augenbraue hatte ich schon einmal gesehen.

 

Vom Alkohol ermutigt, hob ich meine Arme und legte sie um seinen Hals, während ich mich weiter zur Musik bewegte. „Wie heißt du?“ fragte ich. War das meine raue Stimme? Was tat ich hier eigentlich?

 

Doch statt mir eine Antwort zu geben, beugte er sich zu mir hinab und legte seine Lippen auf die meinen. Sanft wie eine Feder berührte er mich, zog sich zurück, nur um darauf mit mehr Druck zurückzukehren. Seine Zunge glitt in meinen Mund noch ehe mir klar wurde, dass ich diesen bereitwillig für ihn geöffnet hatte. Ich musste verrückt sein! Aber diese Verrücktheit schmeckte wahnsinnig gut! Der letzte Drink von Madlen hatte mir den letzten noch vorhandenen Verstand vernebelt. Sie hatte mir mehr als nur Einen in die Hand gedrückt. Ich merkte ihm nur zu gut an, dass es sich um einen Frauenheld handelte. So wie er auf mich zugekommen war und sich das nahm was er wollte. Er wusste genau wie er bekam. Doch es war mir egal. „Weißt du das denn nicht mehr, Haily?“, raunte er. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und dachte angestrengt nach. Ich konnte nicht mehr klar denken. Er entfachte ein Feuer in mir, welches ich schon länger nicht mehr bei Schweinchen verspürt hatte.

Der angeblich mir nicht Fremde ließ meine Haut verräterisch prickeln und meine Sinne sich nur auf ihn konzentrieren. Seine Hände, die meinen Leib hinab wanderten und meinen Hintern umfassten, mich enger an ihn zogen. Seinen harten Bauch, seine Brust unter der ich einen wilden Herzschlag spüren konnte, als meine Hand darüber glitt. Ich steckte ihn in die Schublade der Wilden und Gutaussehenden, von dieser Sorte hatte ich bisher nur einen gehabt und das war eine ganze Weile her.

„Komm!“, hauchte er mir ins Ohr, löste sich von mir und zog mich mit sich. Wie in Trance folgte ich ihm, beachtete die neugierigen Blicke der anderen nicht. Ich will ihn. Jetzt. Sofort. Atme Haily.

Ich blickte auf die Hand, welche meine hielt, groß, stark und… Ein Schreckenslaut entfuhr mir, als er mich mit einem Mal auf die Arme hob und in den nur spärlich beleuchteten Gang der Toiletten schleppte. Am Ende des schmalen Flurs kamen nur selten Besucher des 'MDi’s' vorbei, da sich nur eine Tür zu meiner Rechten mit der Aufschrift „Privat“ befand. Die ruhigere Umgebung ließ meine Gedanken für einen Augenblick klar werden, ehe der Unbekannte mich absetzte und mich sofort wieder in den tosenden Strudel hinein riss. Er drückte mich an die dunkle Wand, benetzte mein Gesicht mit leidenschaftlichen Küssen und forderte mit seiner Zunge Einlass in meine samtige Höhle. Ohne jegliche Gegenwehr ließ ich ihn gewähren, packte ihm ins Haar und zog ihn noch enger an mich, wollte mehr von ihm.

Ohne zu zögern kam er meinem Drängen nach, drückte sich zwischen meine Schenkel, als er mich anhob und mich zwischen sich und die Wand engte. Meine langen Beine schlossen sich um seine Hüfte, um ihm das Tragen zu erleichtern. Meine Beine war einer der Dinge, die ich ebenfalls an mir mochte. Sein Mund glitt meinen Hals hinab, hinterließ eine brennende Spur, ehe er sich wieder meinen Lippen widmete. Ein heiseres Stöhnen entfuhr mir, als er seine Hände an meinen Schenkeln entlang gleiten ließ, höher hinauf und unter den roten Stoff, der sich wie ein Verräter bis zu meiner Hüfte hinaufgeschoben hatte. Er umfasste meinen nackten Hintern und erst jetzt fiel mir ein, dass ich auf ein Höschen verzichtete hatte. Das Kleid war lang genug gewesen, ohne auszugehen und mich erregte der Gedanke unten nackt zu sein.

Ich vernahm sein heiseres Knurren, als auch er es bemerkte und mit einem Finger meinen intimsten Punkt berührte. „Du fühlst dich verdammt gut an“, hauchte er zwischen zwei Küssen und begann, mich mit seiner Hand zu massieren. Wie schnell mein Körper ihm erlag, wurde mir erst klar, als ich seinen harten Schaft spürte, der sich gegen mich drängte und um Einlass bat. Sowas sollte verboten werden. Nein, sollte es nicht. Ich keuchte auf, wollte mich ihm entziehen, den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung nutzen, doch nur der sanfte Druck seiner Lippen auf den meinen und ich schmolz in seinen Armen, wie gefrorenes Eis in der gleißenden Sonne. Unbewusst spreizte ich meine Schenkel ein Stück weiter für ihn und sofort drang er in mich ein. Nicht langsam und vorsichtig, sondern leidenschaftlich und hart. Kurz kam mir der Gedanke, als würde er plötzlich seine eigene Selbstbeherrschung verlieren. Unsere Blicke kreuzten sich. „Du bist wunderschön.“ Er drang tiefer in mich ein. Zog sich wieder zurück und drang weiter vor. Genießerisch schloss ich meine Augen.

Das laute Zerspringen eines Glases ließ mich abrupt meine Augen öffnen. Und das war der Moment in dem ich es wieder wusste. Scheiße. Schlagartig spannte ich mich an. „Oh Gott Haily.“ Sein heißer Atem strich über mein Gesicht und unsere Augen trafen sich. Er beschleunigte sein Tempo und ließ mich an seine Lippen aufstöhnen: „Cole. Du… Ich…“ „Shht.“ Sein heißer Atem streifte ein weiteres Mal mein Ohr, wobei mir schlagartig ein Schauer über den ganzen Körper lief. Seine großen Hände kneteten meinen Po und ich ließ mich fallen, entspannte mich. Immer und immer wieder stieß er in mich, packte mich dabei fest an der Hüfte und verschmolz seine Lippen mit den meinen. Genau das was ich in dem Moment brauchte. Ich klammerte mich an ihn, wollte ihn halten, ihn ganz in mich aufnehmen. Es fühlte sich gut und richtig an und eine kleine Stimme schrie, es solle nie enden. Doch auf einmal bebte mein ganzer Körper. Ich stöhnte und krallte mich in seine männlichen Schultern. Wenig später spannte Coles Körper unter meinen Händen zusammen. Er packte mich noch härter und stieß ein letztes Mal in mich. Er knurrte zufrieden, als er seine Stirn an meine legte und mir mit seinen faszinierenden Augen ins Gesicht blickte. „Du hast mich also doch erkannt“, grollte er und lächelte verschmitzt. Dieses Lächeln welches ich so sehr liebte.

„Ja das Glas, die Narbe… du weißt schon“ Schlagartig wurde mir bewusst, was ich da gerade getan hatte. Ich hatte zugelassen, dass meine heimliche Jugendliebe und damaliger bester Freund mit mir Sex hatte… hemmungslosen Sex, ohne jeglichen Gedanken an Verhütung. War ich von allen guten Geistern verlassen? Warum hatte ich das getan? »Weil es verdammt gut war!«, gurrte die kleine Stimme in mir »Verdammt gut!« „Ich…“ stammelte ich und wollte mich aus seinem Griff lösen, doch Cole hielt mich eisern fest und sah mich stumm an, noch immer mit mir vereint. „Bitte, lass mich“, bat ich heiser. „Bereust du es?“ Seine Stimme war rau und dunkel und jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken, als ich ihm jedoch nicht antwortete, nickte er nur und ließ von mir ab. Ich spürte seinen fragenden Blick, als ich mein Kleid glatt strich und mein Haar ordnete, wagte aber nicht, ihm noch einmal in seine Augen zu schauen. „Ich muss gehen“, sagte ich schnell und wandte mich von ihm ab. „Bitte, bereue es nicht. Ich werde dir beweisen, dass es richtig war.“ Überrascht drehte ich mich zu ihm um. Er lächelte und seine Augen blitzten dabei im Licht der an der Wand montierten Lampe, die flackernd einen gelben Schein auf uns warf. „Bitte Haily, ich hab dich gerade erst wieder. Lass es mich erklären. Ich wünschte ich könnte das damals Geschehene wieder gut...“ „Ich…“, ich wollte nicht, dass er aussprach, die Worte zu mir sagte, die ich nicht hören wollte. Verwirrt blickte ich den dunklen Gang hinauf, der mich zu den tanzenden Massen zurückführen würde. Was sollte ich tun? Wie hatte ich mich einfach auf ihn einlassen können? Meiner Sinne berauben lassen?

 

4. Hollys Café

Auf die Minute genau betrat ich am Samstagnachmittag Hollys Café. Mein Blick schweifte über einige Tratschtanten, die ihren heißen Kaffee schlürften und neugierige Blicke zur Tür warfen. Meine Augen glitten nach rechts zur Fensterfront, wo Desiree saß und mir bereits überstürmisch zu wank. Wie so oft trug sie schwarz.

Holly nickte mir kurz zu, als sie mit einem vollen Tablett an mir vorbei eilte und hinter der Kuchentheke verschwand. Holly war gerade mal 1,55 Meter groß, dafür recht füllig und ein wenig in die Jahre gekommen, aber eine herzensgute Frau.

 

„Hey“, sagte ich und drückte Desi nebenbei ein Küsschen auf die Wange. „Na du, Madlen kommt gleich wieder. Kurz die Nase pudern.“ Sie grinste. „Ach, da ist sie schon“, mit einem kurzen Nicken deutete sie in Madlens Richtung, die ächzend ihre Babykugel vor sich her schob.

„Uff, da bin ich wieder.“ Schnell gab sie mir einen Schmatzer und quetschte sich neben mir. Desi warf mir einen auffordernden Blick zu und verdeutlichte mir, dass ich ihnen endlich von Cole erzählen sollte.

 

 

 

 

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„Nein!“ „Doch!“, bluffte ich zurück. „Nein“, hauchte diesmal Desiree, jedoch mit mehr Begeisterung, im Gegensatz zu Madlen, bei der sich ihr Ausruf eher schockiert anhörte. Wieder einmal saßen wir in Hollys Café und diskutierten über meine nicht vorhandenen Probleme. Jedenfalls dachte ich das, bis ich die Reaktion von meinen langjährigen Freundinnen zu spüren bekam. Ich erzählte ihnen von meiner Begegnung mit Cole. Den Sex in der wahrscheinlich dunkelsten Ecke im Club hatten sie ziemlich still zur Kenntnis genommen, aber die Tatsache, dass es sich bei Cole um meine heimliche Jugendliebe handelte, traf die zwei weit aus unerwarteter. „Das... das ist –„ „Großartig!“, unterbrach Desi unsere schwangere Freundin euphorisch. Ich konnte förmlich ihre ausgestoßenen Glückhormone, die aus ihrem Körper strömten, spüren.

„Das ist schrecklich!“, konterte Madlen und starrte Desiree entsetzt an. „Habt ihr zwei noch nie davon gehört, dass Frau nicht mit der Jugendliebe schlafen soll?“ Verwundert und verwirrt zugleich schauten wir sie an. Seufzend fuhr sie sich durch das gekürzte Haar. Madlen trug neuerdings einen Long Bob. Dadurch wirkte sie gleich zwei Jahre älter. „Die Jugendliebe wirst du nicht so einfach und schnell wieder los, wie einen One-Night-Stand. Euch verbindet etwas aus eurer Jugend, Haily“, sie bedachte mich mit einem Blick, „ du wirst ihn nicht wieder los. Schon allein deswegen, weil ihr beste Freunde wart. Vielleicht erging es ihm sogar genauso.“ Eine kleine Gänsehaut zog sich über meinen Körper.

„Ich glaub es nicht, du hattest geilen Sex mit deiner Jugendliebe!“, funkelte mich Desi mit ihren braunen Augen an, die als erste die unangenehme Stille durchbrach.

 

„Ehm... da wir schon gerade bei dem Thema sind. Denkt ihr ich kann trotz Schwangerschaft Sex haben? Matt hat Angst, dass er unser Baby verletzen könnte und umgeht seit Tagen jeglichen Körperkontakt.“ Betrübt schaute sie uns an und führte ihren Löffel durch den Kaffee, den ihr Holly vor die Nase stellte und mir meinen Latte Macchiato über den Tisch reichte. „Wer ist hier die Schwangere du oder wir?“, lachte Desiree und nahm ihren Milchkaffee dankend an. „Wahrscheinlich ist es das Beste wenn du deine Gynäkologin fragst, aber bisher hab ich noch nicht davon gehört, dass es gefährlich für das Kind sein könnte“, mischte ich mich ein. Holly wollte gerade mit ihrem leeren Tablett davon eilen, als sie einige Wörter aufschnappte. „Da brauchst du nichts zu befürchten Madlen. Außerdem ist es oftmals viel intensiver in der Schwangerschaft.“ Ich beobachtete die kleine mollige Frau, wie sie der werdenden Mutter geck zu zwinkerte, wobei ein breites Grinsen in ihrem blassen Gesicht erschien und sie wieder in Richtung Theke verschwand. Auch ich musste grinsen. „Antwort genug?“

5. Gefühlschaos

„Haily, Liebes?“ Meine Chefin Briana Bolten rief mich am Montagmorgen zu sich in den hinteren Bereich des Cafés Sweet Heaven. Es befand sich bereits in dritter Generation und hatte unzählige Stammkunden, die tagtäglich vorbei kamen, um sich einen der liebevoll dekorierten Törtchen zu erstehen. „Einen Moment. Ich komme sofort!“ Zügig kassierte ich das Geld von der mir gegenüberstehenden Kundin auf der anderen Seite der Theke. „Vielen Dank“, die ältere Frau lächelte mich herzlich an und machte Anstalten Sweet Heaven mit dem Karamell Cupcake zu verlassen. Ein saftiger Vanillekuchen mit einem flüssigen Karamellkern im Inneren bedeckt mit einer Vanille-Buttercreme und überzogen mit einer hausgemachten Karamellsauce. Ich liebte meine Arbeit. Noch dazu hatte ich ein hervorragendes Verhältnis zu meiner Chefin. „Have a sweet day“, rief ich der weißhaarigen Frau hinterher, als das Glöckchen läutete. Ich legte meine Arbeit nieder und verschwand im nicht einsehbaren Bereich des Cafés.

 

„Ich habe gleich einen wichtigen Arzttermin und kann leider nicht die tägliche Cupcake Lieferung für Mr. Cooper übernehmen. Es ist wirklich wichtig, dass die Lieferung pünktlich kommt, Haily. Er kann manchmal nun ja… sehr aufbrausend werden.“ Normalerweise liefern wir keine Cupcakes. Doch bei Mr. Cooper machte Briana eine Ausnahme. An jedem Arbeitstag brachte sie ihm persönlich, den mir unbekannten Mann ein halbes Dutzend Peanutbutter Cupcakes. Meine brünette Chefin sagte einmal, dass er ein mächtiger Mann New Yorks sei und mehr Geld als üblich zahlen würde. Genauer gesagt war diese Lieferung ein lohnendes Geschäft für meine Chefin, wofür sie gerne die fünf Minuten in Kauf nahm.

Skeptisch musterte ich Briana. „Rachel übernimmt so lange deine Arbeit. Du wirst nicht lange weg sein.“ Lächelnd sah sie mich an. Mittlerweile ging sie auf die Mitte Vierzig zu. Ihre Tochter, Rachel kellnerte neben der Schule im Café, um einige Erfahrungen zu sammeln. „Klar, kein Problem. Ich mache das gerne für dich. Soll ich sofort los?“ Ich griff zu der Schleife der Schürze an meinem Rücken. „Nein, nein du hast noch eine halbe Stunde. Dann bis später und danke Haily.“

 

 

 

 

Eine dreiviertel Stunde stürmte ich aus dem Café. Ich war so vertieft in meiner Arbeit gewesen, dass ich nicht bemerkte, wie schnell die Zeit doch vorüber ging. Ich hatte noch einige Cupcakes gebacken und verziert und sah jetzt aus, als wäre ich in einen riesigen Topf mit bunten Streuseln und Schokolade gefallen und beim Säubern die Hälfte übersehen hätte. Mir blieb keine Zeit, um die Sauerei wieder in Ordnung zu bringen.

Verfluchte Scheiße! Noch einmal hetzte ich die hundert Meter zurück, um die vergessene Box mit dem Cupcakes zu holen. „Huch, was ist denn mit dir los?“, fragte mich Rachel, als ich außer Atem ins Sweet Heaven eilte. „Cupcakes… Mr. Cooper… vergessen“, antwortete ich hektisch und kurzatmig. Erneut bimmelte das Glöckchen an der antiken Holztür, als ich die Tür aufriss. „Deine Schürze!“

 

Die überflüssigen Pfunde auf meinen Hüften machten es nicht einfacher, schnell zu Mr. Cooper zu gelangen. Schnaufend stand ich vor der Drehtür des riesigen Gebäudes, an dem ich fast vorbei gerannt wäre. Eine Hand stemmte ich in die schmerzende Seite und versuchte zu Atem zu kommen. Ich sollte wieder mehr Sport machen. Definitiv.

 

 

 

„Entschuldigung, ich möchte bitte zu Mr. Cooper.“ Prüfend musterte mich die blonde Empfangsfrau von C & M Insurance Company. Die dreckige Schürze hing an meinem Körper, wie ein Schmutzlappen und mein überhitztes Gesicht sprach für sich. „Natürlich, haben Sie einen Termin?“ „Nein… ich –„ „Dann kann ich leider nichts für Sie tun.“ Sie verzog den Mund zu einem unechten Lächeln und wandte sich wieder ihrem Computer zu. „Also hörn Sie mal! Ich habe eine wichtige Lieferung für ihn.“ Seufzend zog Sie ihre Augenbrauen nach oben. „Meine Chefin konnte heute nicht und ich sollte für sie einspringen. Ich bringe ihm seine Cupcakes“, fügte ich hinzu. „Sagen Sie das doch gleich.“ Sie lachte hell auf. „12 Etage.“

 

Unbeholfen ließ ich meinen Blick durch die Gegend schweifen auf der Suche nach einem Aufzug. Die Zeit im Aufzug nutzte ich, um mich noch ein wenig zu erholen. Lediglich die spöttischen Blicke ließen mich in meiner Haut unwohl fühlen. Wenigstens haben die reichen Schnösel Aufzüge. Ich drehte mich zum Spiegel und musterte mich betrübt. Meine rote Lockenmähne hatte ich zu einem unordentlichen Dutt geknotet. Eine lose Strähne fiel mir ins Gesicht. Mittlerweiler hatte ich wieder meine normale Farbe angenommen. Die überflüssigen Pfunde lagerten auf meiner Hüfte und verursachten eine üppige Körbchengröße. Die schiefsitzende Schürze verdeckte meine Kurven gänzlich. Meine blauen Augen gefielen mir. Auch wenn der Glanz in ihnen fehlte. Seufzend strich ich die rote Strähne aus meinem Gesicht und klemmte sie mir hinters Ohr.

 

Schnell verließ ich den Aufzug, als er in der 12. Etage hielt, um der stickigen Luft zu entkommen. „Oh… ich – entschuldigen Sie. Ich habe nicht aufgepasst.“ Ich lief in die nächst beste Person rein, als ich meinen Blick auf die Box geheftet hatte. Ich hatte nur sicher gehen wollen, dass alles in Ordnung war. Ein tiefes Räuspern ließ mich Aufsehen. „Und Sie sind?“ „Ehm… H-Haily Jard“, stotterte ich zu Beginn, als mir seine Größe bewusst wurde. „Ich bin auf der Suche nach Mr. Cooper und bin in Eile.“ Sein markantes Gesicht verlieh ihm eine besonders maskuline Ausstrahlung. Unsere Blicke kreuzten sich, augenblicklich zog ich scharf die Luft ein, als seine sturmgrauen Augen meine fixierten. Es schien, als würde ein Sturm in ihnen toben. Sein Blick glitt zu meinen Händen in der ich die Cupcake Box mit einem abgebildeten Logo des Cafés hielt. „Sie sind zu spät“, knurrte er und musterte mich von oben bis unten. Erneut fühlte ich mich unwohl. Doch aus irgendeinem Grund fühlte ich ein tiefes Verlangen in mir. Seine geschwungenen, harten Lippen. Diese kurzen braunen, fast schwarzen Haare, und seine unglaublichen Augen hielten mich im Auge des Sturms gefangen. Der maßgeschneiderte Anzug stand ihm ausgezeichnet. Unwohl und Erregend zu gleich. Haily hör auf so etwas zu denken. Du bist gerade erst aus einer Beziehung raus. Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden und biss mir nervös auf die Unterlippe. „Wie bitte? I-ich.“ Plötzlich fühlte ich mich jung und unerfahren. Haily mach dich nicht lächerlich. Es ist nur ein attraktiver Mann. Ein wirklich sehr gut aussehender Mann. „Folgen Sie mir.“ Unschlüssig starrte ich sein breites Kreuz an, als er mir den Rücken zuwandte.

 

Er ging schnurstracks um die nächste Ecke und ich musste mich beeilen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Neugierige Blicke verfolgten mich. Ich wagte einen Blick nach links und fixierte ein Augenpaar, dass über den Rand des Computer hinweg blickte und mich beobachtete. Er wartete bereits ungeduldig an einer Tür, die er mir aufhielt. Es war der einzige Raum auf dieser Etage in den man nicht hinein blicken konnte. Mein Blick glitt zu einem Schild an meiner Rechten. „Mr. Donovan Cooper – Chefbüro“, las ich laut und schaute ihn verblüfft an. Ein verschmitztes Lächeln sah ich aufblitzen. Doch es war so kurz, ich war mir nicht sicher, ob ich es mir nur einbildete. Gut gemacht, Haily. Rennst ihn zur Begrüßung über den Haufen. Ich seufzte frustriert.

 

Das erklärte natürlich seine Ausstrahlung. Er musste ein knallharter und respekteinflößender Geschäftsmann sein, um sein Unternehmen erfolgreich zu managen. Mr. Cooper ist der Boss eines riesigen Versicherungsunternehmens, wie sollte es auch anders sein.

 

Mein Puls beschleunigte sich, als die schwere Tür ins Schloss fiel und ich unbeholfen im Raum stand und die Stille zu ignorieren versuchte. Ganz ruhig. Es ist nur Mr. Cooper. Dieser ging zu seinem luxuriösen Chefsessel hinüber. Seine Bewegungen glichen einem Löwen. Stolz, aufrecht, herrisch und fließend. Hektisch versuchte öffnete ich meine Schürze, die ich immer noch trug. Ich wirbelte herum und versuchte die Schleife mit einer Hand zu erreichen. In der anderen balancierte ich die Box.

 

In meinen Augenwinkel bemerkte ich, wie Mr. Cooper inne hielt. Unsere Blicke trafen sich. Ich stand wie festgefroren in seinem Büro und konnte ihn nur in sein wundervolles Gesicht starren. Er hingegen schritt auf mich zu und öffnete die Schleife an meinem Rücken. Ich atmete seinen herben Duft ein. „Danke“, murmelte ich schüchtern und ließ mich auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder.

 

Er musterte meinen freigelegten Körper. Durch die fehlende Schürze fühlte ich mich ihm schutzlos ausgeliefert. Unwillkürlich versteifte ich mich. Ich war mir seinen Blick durch aus bewusst. Nervös begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen und zog sie in meinen Mund. Heute Morgen hatte ich mich für eine enge Jeans entschieden und ein dazu passendes Oberteil, welches viel Raum für Fantasie ließ.

Seine Augen schienen sich fortwährend zu verdunkeln, bis er schließlich bei meinen Augen endete. Ein Schleier der Elektrizität legte sich über meinen Körper. Meine Hände schwitzten und ich war froh, dass ich sitzen konnte.

 

„Ich habe nicht ewig Zeit. Was verschafft mir die Ehre, dass Sie die Cupcakes vorbeibringen und nicht Mrs. Bolten?“, grollte er. Ich schluckte schwer. Er ließ mich währenddessen nie aus den Augen. „Ich…Sie hatte einen wichtigen Termin und schickte mich, damit Sie die Cupcakes pünktlich bekommen…“, zögerlich beendete ich meinen Satz. „Pünktlich sagen Sie?“, spöttisch musterte er mich. „Sie waren fast eine halbe Stunde zu spät. Ich kann es nicht leiden, wenn man unpünktlich erscheint und mich sitzen lässt“, grollte er erbost, damit beförderte er mich zurück ins Hier und Jetzt. Ein Gefühl von Wut und Sprachlosigkeit erfasste mich. „Hörn Sie. Seien Sie einfach froh, dass ihre heißgeliebten Cupcakes jetzt da sind.“ Ich war wütend. Was bildetet sich dieser… dieser Schweinekerl eigentlich ein? Wie konnte er solch eine Wirkung auf mich erzielen und gleichzeitig mich zurecht weisen? „Mrs. Jard…“ „Miss Jard bitte. So alt bin ich nun auch nicht“, ich unterbrach ihn und griff seine Worte von eben wieder auf: „Wissen Sie ich habe nicht ewig Zeit.“ Damit stand ich auf, platzierte die Cupcake Box auf seinen aufgeräumten Schreibtisch, griff nach meiner dreckigen Schürze und machte Anstalten sein Büro zu verlassen. Die Spannung war derart geladen. Explosionsartig. Und er ließ mich. Er hielt mich nicht auf. Ein Gefühl der Enttäuschung machte sich breit. Enttäuschung, weil ich mich auf irgendeiner magischen Art und Weise zu ihm hingezogen fühlte und er mich gehen ließ.

 

Geh einfach nach Hause. Nimm ein warmes Bad und alles wird wieder gut. Dieser Mann ist genauso wie Richard. Frauenunwürdig. Er respektiert sie genauso wenig. Er möchte die Frauenwelt verletzten. Seinen Spaß haben. Sie zurecht weisen.

 

 

Ich war froh als die kühle Frühlingsluft meine überhitzten Nerven ein wenig abkühlte und ich mich wieder meiner normalen Arbeit widmen konnte, anstatt mich mit Schnöseln dieser Art rumzuschlagen. Ich hegte, seit dem ich mein Elternhaus verlassen hatte eine gewisse Abneigung gegen Leute, die sich nie Sorgen um ihr Geld machen mussten.

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Texte: Copyright liegt bei A. Green
Bildmaterialien: Copyright liegt bei A. Green
Tag der Veröffentlichung: 07.11.2014

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