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Kapitel

Triefendnass rannte ich über die asphaltierte Straße und hielt notdürftig meine Hände über dem Kopf. Es goss mal wieder aus allen Eimern. Meine Klamotten klebten mir an meinem Körper und das Wasser sog sich in meine weißen Chucks. Schnell lief ich über den Gehweg. Meine Wohnung war nicht mehr allzu weit entfernt. Hinter mir hörte ich ein heranfahrendes Auto, welches dann an mir vorbeipreschte. Natürlich hatte ich nicht über die Folgen nachgedacht, sondern sah nur noch, wie das Wasser im hohen Bogen hochspritzte, welches dann fröhlich auf mich nieder prasselte. "Arschloch!", brüllte ich dem rasenden Autofahrer hinter her und zeigte ihm meinen liebsten Finger. Hoffentlich würde er einen Blick in den Spiegel werden. Ich rannte an einen mir entgegen kommenden Passanten vorbei und lief geschickt, um die nächste Ecke. Durch die kalte Jahreszeit war es schon ziemlich dämmerig geworden und ab und zu hatte ich das Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Hektisch blickte ich mich um, aber konnte ironischerweise natürlich nichts entdecken. Eine in der Nähe liegende Mülltonne schepperte und ich zuckte erschrocken zusammen. Doch atmete erleichtert auf, als ich eine kleine, schwarze Katze ausfindig machen konnte. Im Hinterkopf tauchte die Erinnerung mit meiner Freundin Paola auf.

„Kaitlyn!“, rief Paola außer Atem und hetzte auf mich zu. „Was ist los?“, fragte ich sie und begutachtete misstrauisch ihr chaotisches Aussehen. Ein Kaffeefleck zierte ihre weiße Bluse und ihr mit Mühe gemachte Frisur war völlig durcheinander geraten. „Ich werde vom Unglück verfolgt“, japste sie aufgebracht. Ich runzelte meine Stirn. Paola ist sehr abergläubisch. Ich hielt nie besonders viel von ihren Geschichten. Doch sie setzte sich schon seit Längerem mit Hokuspokus und Legenden auseinander. „Die Hexen verspotten mich. Heute ist einfach alles schief gegangen, was schief gehen konnte“, empörte sich die kleine Brünette und knirschte mit den Zähnen. Ich konnte mir mein Lachen nicht ganz verkneifen und gluckste vor mir hin. „Ach Quatsch jetzt mach doch nicht gleich aus einer Mücke einen Elefanten“, erwiderte ich gelassen.

Natürlich glaubte ich ihr nicht. Jeder konnte mal einen schlechten Tag erwischen oder mit dem falschen Bein aufstehen.   

 

In meiner Wohnung suchte ich mir bequemere Kleidung aus meinem Kleiderschrank und entledigte mich endlich der nassen Klamotten. Danach wischte ich mit einem kleinen Handtuch die nasse Spur, die ich beim durchlaufen hinter lassen hatte, trocken und schmierte mir eine Scheibe Brot. Ich machte es mir in meinem Sofa gemütlich, schaltete mit meiner rechten Hand den Fernseher an und nahm einen Bissen von meinem Brot, welches ich in meiner Linken hielt.

 

Ich spürte wieder stechende Blicke auf mir und wagte einen Blick zur Glasfront, wodurch ich meinen Balkon überblicken konnte. Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich einen schwarzen Umriss ausfindig machen konnte. Ich blinzelte mit den Augen und schüttelte den Kopf, als ich nochmal zur Scheibe sah, war die Gestalt verschwunden. "Mensch Kaitlyn mach dir doch nicht gleich ins letzte Hemd", sprach ich mir gutmütig zu und knipste das Licht aus, als ich Schlafen ging, bevor ich mich vergewisserte, dass alles gründlich abgeschlossen war.

 

Craigs Sicht

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Seit Tagen hatte ich sie jetzt schon heimlich beobachtet. Irgendwie konnte ich mich von dem Anblick der jungen Frau, die gerade über die Straße rannte, nicht losreißen. Ihre langen braunen Haare klatschten ihr vom leichten Wind ins Gesicht und ihre Wangen waren gerötet durch die zunehmende Kälte. Ich konnte es mir nicht nehmen, ihr heute wieder einen nächtlichen Besuch abzustatten. Sie saß mit frischen Sachen auf der hellen Couch und sah sich eine Komödie an. Ab und zu konnte ich ihre Mundwickel zucken sehen, welches mich komischerweise zum Lächeln brachte. Plötzlich wand sie ihren Kopf in meine Richtung. Doch durch die tiefschwarze Nacht, konnte sie höchstwahrscheinlich nur meine Umrisse ausmachen. Schnell wandte ich mich vom Anblick ihrer wasserblauen Augen ab und verschwand in der Nacht.

Als ich den Night Club betrat, betrachtete ich die halbnackten Frauen, die sich den Vampiren anboten. Mit graziösen Bewegungen himmelte eine Blondine einen weniger attraktiven, denn noch einflussreichen Mann an. Mit der Hoffnung, sie würde nicht nur als Vergnügen und als Blutspenderin dienen. An einem Tisch hörte man bereits lautes Gestöhne und einen lauten Aufschrei, als die Frau weiter zum Höhepunkt getrieben wurde und ihr dabei an ihrer Hauptschlagader gesaugt wurde. Mein Blick schweifte weiter, blieb an einigen Frauen mit hauchzarten Negligés hängen und fixierten schließlich meinen Bruder - Dylan. Er hatte meine Blicke bereits auf sich gespürt und drehte sich instinktiv zu mir. Als ich zu ihm rüber schlenderte, ließ er seinen karamellfarbigen Scotch im Glas kreisen. „Craig“, begrüßte er mich knapp. Kein Mann der großen Worte. „Schon was Neues gehört?“, erkundigte ich mich bei ihm und belauschte nebenbei Gespräche, die uns wichtige Informationen geben könnten. „Nein“, brummte er lediglich und nippte an seinem teuren Scotch. Ich bestellte zwei neue bei einer vollbusigen Frau, die ihre Finger gerade noch bei sich behalten konnte. Sie hatte mir bereits vor der Theke aus einige aufreizende Blicke zugeworfen, die ich nur allzu deutlich auf mir spüren konnte. Ich ließ es mir nicht nehmen, ihr auf den prallen Arsch zuhauen, als sie sich zur Theke wandte. „Du scheinst schon jemanden gefunden zu haben“, kommentierte Dylan unbeirrt. Ich brummte. „Hast du schon?“ Ein stummes Nicken. Blondinen sind nicht mein Spezialgebiet. Doch es ging nicht um Sex, sondern lediglich darum, dass wir Blut aufnahmen und dafür keine Menschen getötet werden würden. Die Frauen waren freiwillig hier. Nach dem wir uns vergnügt hatten, erhielten sie ein paar Tropfen Blut, wodurch sich ihre Lebenszeit ein wenig verlängerte. Dylan schlug mir kumpelhaft auf die Schulter, als die Blondine wieder auf uns zu stolzierte. Sie hatte sich davor noch einen weiteren Knopf ihrer Bluse geöffnet und gewährte mir einen tiefen ein Blick ins Dekolleté und auf ihr Namensschild - Elly, als sie unsere Drinks abstellte. Dylan spülte ihn mit einem Zug runter und verabschiedete sich schnell. Ich ergriff sie am Arm und zog sie rittlings auf meinen Schoß. Meine Augen verdunkelten sich. Sie bewegte sich auf meinen Schoß. Sie konnte durch meine Hose wahrscheinlich schon mein erregtes Geschlecht spüren. Ich zerriss ihre Bluse. Meine Hände massierten ihre runden Brüste. Eine wanderte unter ihren Rock, ich schob zwei meiner Finger in ihre feuchte Spalte und rieb über ihre geschwollene Perle. Sie stöhnte lustvoll auf und knöpfte mit fahrigen Fingern mein Hemd auf. Doch ich wollte nicht warten. Ich schob meine Hände unter ihren Po und erhob mich, um sie auf den Tisch zu legen. Ihr Stoffrock zog ich nach oben und zerriss mit einem Ruck ihren durchnässten Slip. Ich öffnete meine Hose und zog die Blondine zu mir heran und spreizte ihre Beine. Ich schloss meine Augen, sah die langhaarige Brünette vor mir und drang kraftvoll tief in Elly ein. Ein erstickter Aufschrei ihrerseits, ein Knurren von mir und ihr lautes Stöhnen erfüllten den Night Club und ließ mich immer wieder tief in ihr eindringen. Kurz vor unserem Höhepunkt biss ich ihr in den Hals, saugte genussvoll ihr Blut aus ihren Körper, ergoss mich schließlich in ihr und gab ihr zum Schluss ein paar Blutstropfen.

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KAITLYN

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"Kaity! Soll ich dich nach Hause fahren? Es ist heute ziemlich spät geworden", fragte Joe, als ich meine Schicht beendete und mir im Vorbeigehen meine Jacke überwarf. Ich spürte die sehnsüchtigen Blicke meines Arbeitskollegen. "Nein, nein brauchst du nicht. Es ist nicht besonders weit", sagte ich zu ihm und wandte mich von ihm ab. Ich hörte noch das leise Gegrummelte von ihm, doch drehte mich nicht mehr um. Ich zog die Tür des Polizeipräsidiums hinter mir zu und stöckelte auf meinen Pumps auf dem Gehweg nach Hause.

Ich hatte nur noch wenige Blocks vor mir und schritt gerade durch eine dunkle Gasse, als sich wie aus dem Nichts gegen die harte Mauer gedrückt wurde und mich ein Paar rote Augen fixierten. Erschrocken wollte ich zurück weichen, doch die mir im Rücken liegende Mauer, machte es unmöglich. "Was machst du denn hier so ganz alleine?", raunte er mit dunkler Stimme an meinem Ohr. Sein widerlicher Atem kroch mir in die Nase. "I-ich ähm...", stotterte ich vor mir hin und sah mein Ende schon kommen. Seinen roten Augen leuchteten vor Gier auf, mit denen er mich versuchte zu durchbohren. Er roch genüsslich an meinem Hals und drückte meinen Kopf zur Seite. "Du riechst so gut", knurrte er. Eine Gänsehaut legte sich über meinem Körper, welche nicht durch Erregung entstand. "Wer bist du?", nuschelte ich leise und zitterte. "Alle nennen mich Blake", zischte er und glitt mit seiner Hand an meiner Taille entlang. Mit geweiteten Augen beobachtete ich ihn und keuchte erschrocken auf, als plötzlich seine Eckzähne länger wurden. „Was willst d-du?“ „Dich!", hauchte dieses Etwas, als er mit seiner ekeligen Hand meinen Kopf weiter zur Seite drückte und seine Zähne in mich versenkte. Mein erstickter Schrei blieb unerhört und ich fühlte, wie er langsam das Leben aus meinem Körper saugte. Mein Körper erschlaffte immer mehr und ein unerträglicher Schmerz durchzuckte meinem Körper und wenn er mich nicht gegen die kalte Steinmauer gedrückt hätte, wäre ich schon längst an der Mauer hinab gesunken.

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CRAIG

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Ich sprang über die Dächer der Altstadt und horchte auf, als ich Sauggeräusche hörte und im Schatten einer Gasse zwei Gestalten entdecken konnte. Ich roch Blut, aber eindeutig nicht normal. Es roch viel zu himmlisch. Ich musste schnell handeln, es könnte sich um eine Gefährtin von jemanden handeln. Ich bewegte mich lautlos, sprang etwas abseits des Geschehens runter, landete auf leisen Sohlen und stürzte mich auf den vermeintlichen Vamp. Gott. Das Blut es riecht göttlich! Wie kann jemand ein so berauschendes But besitzen. Es kann doch nicht... nein – Unmöglich.  Ich hatte den Schreck Moment auf meiner Seite. Der Vamp realisierte meinen Angriff zu spät und ich trat ihm hart in die Magengrube. Er ächzte, aber er erholte sich sofort wieder. Sekundenschnelle Regenration. Er musste schon sehr alt sein. Er fletschte seine Zähne, seine Augen waren blutrot unterlaufen, weil er das Trinken nicht selbst beendet hatte. Mit einer hohen Geschwindigkeit kämpfe er gegen mich. Ich streifte seinen Bauch mit meinem kleinen Dolch, den ich für Notfälle bei mir trug. Auch dieser Moment war auf meiner Seite. In meinem Blickfeld war wieder die angefallene Frau. Schock – braunes langes Haar. Der Vamp nutzte den Moment und flüchtete. „Du kannst mich nicht besiegen – Craig“, hallte es in meinen Ohren, als er in der schwarzen Nacht verschwand. Ich musste ihn kennen! Diese Stimme.

Ich sprintete zu ihr. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ihren bewusstlosen Körper auf meine Armen nahm und ich so schnell es mir möglich war zum Anwesen rannte. In Lichtgeschwindigkeit sausten die Bäume an mir vorbei und ich lauschte den unregelmäßigen Herzschlag.

 

 Innerhalb weniger Sekunden war sie eingeschlafen. Ich blieb noch eine Weile neben ihr sitzen und betrachtete im Spiel von Licht und Schatten ihren zierlichen Körper. Ihre braunen Haare fielen ihr sanft ins Gesicht und ihre leisen Atemzüge erfüllten den Raum. Mein Blick fuhr zu ihren sinnlichen Lippen, die geschlossen waren und ich konnte mir nur zu gut ihre wundervollen Küsse vorstellen. Allein ihr Anblick und die Überlegungen, was sich damit alles machen ließe, rief ein heißen Verlagen in mir hervor. Ich fuhr mit meinen Finger sanft über ihre Unterlippe und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, jeden falls bildete ich mir das ein. Sie waren so weich und zart, so wie man sich die Wolken vorstellte, wenn man am herrlichsten Tag in den Himmel blicken würde.

„Herein“, sagte ich sachte, als es an der Tür klopfte. June, die Gefährtin von unserem Anführer Enrico kam herein. „Hey, wie geht es ihr?“, erkundigte sie sich und kam langsam näher. „Ihr Herzschlag geht gleichmäßig. Aber ich denke es wird noch eine Weile dauern bis sie wach wird. Der Vamp hat ihr eine Menge Blut abgezapft.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Ist sie auch eine Gefährtin?“ „Ich denke ja, ich habe ihr Muttermal in Herzform, jedoch noch nicht gesehen, aber sie stinkt kilometerweit“, erklärte ich grinsend.  

Ich war wohl neben ihr eingeschlafen, denn als ich nach einigen Stunden erwachte, schmiegte sich ihr makelloser Körper an meinen. Ich genoss das Gefühl der Zweisamkeit. Es war schon lange her seit dem er mir meine damalige Geliebte nahm. Doch mittlerweile ist es schon Jahrzehnte her. Gerade bei dieser Frau kamen wieder vertraute Gefühle auf. Seufzend ließ ich von ihr ab, richtete meine schwarze Kleidung und ging hinüber ins Wohnzimmer, wo die anderen sein würden.

 

„Craig, wie geht es ihr?“, dröhnte der tiefe Bass von Enrico in meinen Ohren. Er ist der Anführer dieser Gemeinschaft. Für mich sind sie alle wie Brüder, obwohl wir erst seit drei Jahren zusammen arbeiten. Aufträge für die höchsten Tiere zu erfüllen, um Ehre und Reichtümern dazu zu gewinnen. Ich sah mich kurz um und ließ meinen Blick über June, Chase, Luis und Dylan gleiten. „Sie wird wahrscheinlich bald wach werden.“ „Gut, vielleicht können wir dann mehr über den Vamp in Erfahrung bringen. Er wird wahrscheinlich ihren Geruch aufgenommen haben. Und du hast wahrscheinlich auch schon ihren eindeutigen Geruch zu spüren bekommen. Sie muss beschützt werden und dem König vorgeführt werden, damit ihr Gefährte ausfindig gemacht werden kann“, wies er uns an und schritt ungeduldig im Raum auf und ab. Doch wandte seinen Blick nicht von mir ab. Er hatte mich die ganze Zeit genauestens beobachtet. Doch ich ließ mir nichts anmerken. Ließ mir nicht anmerken, dass ich gerne der Gefährte sein würde. Ließ mir nicht anmerken, dass ich an ihrer Seite sein wollte. Und ich dachte daran, dass sie mich noch gar nicht kannte. Wenn sie zum König gerufen wird, würde zu ihren Gunsten ein Ball organisiert werden, wo ihr in kürzester Zeit sämtliche Vampire vorgeführt werden würden. Und jeder Vampir wird wieder Hoffnung verkörpern mit dem Ziel die Unsterblichkeit zu erreichen. Ihr wird kaum Zeit bleiben, um ihren Auserwählten kennenzulernen, so dass sie nicht zwischen Gut oder Böse unterscheiden könnte.

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KAITLYN

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Stöhnend rieb ich mir meine müden Augen wach. Ich blinzelte einige Male verschlafen. Einige Sonnenstrahlen blitzten zwischen den schweren Vorhängen hindurch, kitzelten mein Gesicht und erwärmten es. Ich lag in einem etwas abgedunkelten Zimmer. Verwundert blickte ich mich um. Über mir lag eine dunkle Decke. In dem Zimmer standen lediglich ein großes Bett und ein antiker Holdschrank an der Wand. Eine Tür führte wahrscheinlich zum Bad, die andere in einen Flur. Ich hatte nur noch wenige Erinnerungen, an die vergangene Nacht. Irgendetwas hatte mich plötzlich angefallen und es war eindeutig kein menschliches Wesen gewesen. Welch ein Aberglaube.

Ich sah mir die Frau im Spiegel genauer an. Sie sah mir sehr ähnlich. Blaue Augen, langes, leicht gewelltes, dunkles Haar eine relativ gerade Nase, schönen Wangenknochen, aber die blasse Haut und die tiefen Augenringe sahen mir überhaupt nicht ähnlich. Ich tastete meinen Hals ab und konnte zwei kleine Narben unter meinen schmalen Fingern spüren, Einstichwunden. „Das kann doch nur ein dummer Scherz sein“, grübelte ich laut und bemerkte nicht die Person, die hinter mir trat. Abrupt drehte ich mich um, als ich einen attraktiven, denn noch geheimnisvollen Mann in dem Badezimmer Spiegel sah. „Ehm... Hey“, brachte er hervor, fuhr sich durch sein dunkelblondes Haar und musterte mich. „Oh ich... Kaitlyn“, erwiderte ich, als ich das überdimensionale T-Shirt an mir entdeckte und streckte ihm höflich meine Hand entgegen. „Craig“, stellte er sich grinsend vor und blieb an meinen Augen hängen. Grasgrüne Auge. Ein angenehmer Schauer wanderte über meinen halbnackten Körper, als sich unsere Hände für einen kurzen Moment berührten. Ich betrachtete ihn ein wenig näher. Sein Haar fiel ihm ein wenig ins Gesicht, seine blassen Augen unterstützten den Effekt seiner Augen. Sein Gesicht schien makellos. Durch seine markanten Gesichtszüge wirkte er besonders männlich. Seine ansehnliche Muskelmasse konnte man deutlich unter seinem engen Shirt erkennen. Er war einen guten Kopf größer als ich und ein verschmitztes Grinsen legte sich auf seine Lippen, als ich meinen Blick tiefer richtete.

Ich stützte mich ein wenig am Waschbecken an, weil ich meine Beine noch nicht wieder so ganz unter Kontrolle hatte. „Was war nur passiert?“, fragte ich mich insgeheim und hoffte auf Antworten. In Gedanken versunken, kratzte ich mir am Kopf. „Komm, du hast bestimmt Hunger. Immerhin warst du zwei Tage nicht ansprechbar, bis sich dein Blut regeneriert hatte“, ließ mich Craig auffuhren. Erst jetzt bemerkte ich meinen lauten Magen, benommen schlurfte ich Craig barfuß hinter her.

 

„Ah, die Tote ist auferstanden“, grölte ein schwarzhaariger Mann, als mich Craig an die Theke der Küche dirigierte und ich mich auf einen Hocker nieder ließ. Craig fixierte ihn mit einen finsteren Blick. „Willst du uns nicht einander vorstellen“, säuselte er. „Kaitlyn – Chase. Chase – Kaitlyn“, brummte Craig ärgerlich und zauberte mir etwas zu Essen. „Danke“, bedankte ich mich bei ihm und schenkte ihm ein Lächeln. „Er ist mein Zwillingsbruder“, fügte Craig grimmig hinzu, als sich Chase laut räusperte. Chase narbenverziertes Gesicht deutete auf einige Schlachten hin. Ich fragte mich was passiert war, dass er so viele Narben davon trug. Eine Narbe zog sich von seiner Stirn bis durch seine linke Augenbraue und endete kurz über seinem Auge. „Vielleicht hat er die bei einem Vampirgemetzel bekommen“, dachte ich und erschauderte, als ich mir die blutrünstigen Monster vorstellte. Er hatte schmale, harte Lippen und eine leichte Andeutung von einem Doppelkinn. Er hatte dieselben markanten Gesichtszüge, wie Craig. Doch das war auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Er besaß dichtes schwarzes Haar und blau-grün gesprenkelte Augen. Durch seine große Statur und seine dunkle Kleidung wirkte er bedrohlich und teils gefährlich. „Wahrscheinlich hegt er eine Abneigung gegen Frauen. Bei seiner dunklen Auren würde doch keine Frau freiwillig in seiner Nähe bleiben“, schlussfolgerte ich. Ein leises Lachen von Chase unterbrach meine Musterung und ließ mich aufhorchen. „Sie zieht bemerkenswerte Schlussfolgerungen“, gluckste er und schlug seinem Bruder auf die Schulter. Verwirrt schaute ich ihn an und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Was hat sie gedacht?“, erkundigte sich Craig drängend bei ihm. „Sie denkt, dass ich eine Abneigung gegen Frauen habe, weil ich so dunkle Klamotten trage.“ „Hallo, ich bin auch noch anwesend“, beschwerte ich mich schmollend. „Chase hat die Gabe der Gedankenleserei“, schmunzelte Craig. „Toll, nicht mal mehr meine Gedanken sind vor euch sicher oder was?“, grummelte ich. Ein breites Grinsen zierte Chases Gesicht. „Tut mir Leid, aber bei dir kann ich gar nicht anders. Deine Gedanken schreien förmlich danach von mir gelesen zu werden“, strahlte er mich an.

 

„Oh Hallo, du bist wach“, grüßte mich eine schlanke Frau in meinem Alter. Ihre kleinen blonden Korkenzieher Locken wippten fröhlich auf und ab, als sie zu uns rüber kam. „Ich bin June, die Gefährtin von Enrico“, grinste sie. „Nett, Kaitlyn. Was meinst du mit Gefährtin?“, hackte ich nach. „Ehm... ja Craig erklärt dir das bestimmt noch. Soll ich dir paar Sachen von mir ausborgen? Craig hat mal wieder an nichts gedacht“, wechselte sie schnell das Thema und schleifte mich hinter ihr her. Craig stieß ein empörtes Schnauben aus.

Eine Stunde später, frisch geduscht und eingekleidet mit Junes Kleiderschrank folgte ich dem zu mir dringenden Stimmengewirr. „...es ihr sagen. Craig du oder June macht das“, dröhnte eine Stimme zu mir. „Sie hat bei dir geschlafen. Du machst das. Außerdem vertraut sie dir vielleicht sogar mehr, weil du ihr Retter bist“, erkannte ich Junes Stimme. „Wo ist meine männliche Unterstützung“, grummelte Craig höhnisch. „Craig du bist verantwortlich. Und Kaitlyn würdest du bitte einfach reinkommen“, grollte ihr Anführer. Ich fühlte mich ertappt, tauchte hinter der Ecke auf und setzte meinen weltbesten Hundeblick auf. Stöhnend erhob sich Craig. „Na schön.“ Ein zufriedenes Lächeln zierte Junes Gesicht.

In einen von den anderen abgekapselten Raum – Craigs Zimmer saß ich nervös auf seinem gemachten Bett und schaute ihm forschend in seine strahlend, grünen Augen. „Kaity, ich kann deine Nervosität förmlich riechen“, schnaufte Craig und runzelte nachdenklich seine Stirn. „Wo soll ich nur anfangen...“ „Am Anfang“, erwiderte ich schmunzelnd, als er seine Gedanken laut aussprach. „Gut, also Kaitlyn was weißt du noch von der Nacht, als du angegriffen wurdest“, begann er. „Ich war auf dem nach Hause Weg, als mich ein Wesen wie es meine Freundin Paola bezeichnen würde, angriff. Und bei dir im Badezimmer entdeckte ich dann Einstichwunden“, endete ich, als ich die gröbsten Erinnerungen zusammen fasste. „Hat er irgendwas zu dir gesagt?“ Nachdenklich kräuselte ich meine Nase. „Ehm... Blake. Er heißt Blake“, sagte ich nach eine Weile und beobachtete Craig, welcher bei dem Namen zusammen zuckte. Ein tiefes Knurren dröhnte aus seiner Kehle und ließ mich schockiert aussehen. „Gar nicht gut“, nuschelte er fast lautlos und zeigte keinerlei Gefühlsregungen mehr. „In Ordnung ich werde Enrico nachher Bescheid geben. „Was denkst du was er war?“, bohrte er weiter. „Auf jeden Fall kein Mensch. Vielleicht ein Superheld oder so was in der Art“, schmunzelte ich. „Aber er trug kein Cape oder ein Superheldenkostüm.“

Craig lag mittlerweile ausgestreckt auf dem Bett und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Ey, das ist nicht witzig“, schmollte ich. Er sieht wahnsinnig attraktiv aus, wenn er lacht. Nach einer schier Unendlichkeit entschuldigte er sich, als er meine vorgeschobene Unterlippe sah und meinte, dass wäre sicherlich kein Superheld gewesen. Sein Gesicht verfinsterte sich urplötzlich und ich fragte mich, woher sein Stimmungswechsel kam. „Wieso meintest du, dass Paola Blake als Wesen bezeichnen würde?“, grollte er und spuckte „Blake“ herablassend aus. „Sie ist sehr abergläubisch. Sie setzt sich mit alten Legenden auseinander und forscht über Wesen: Werwölfe, Vampire, Hexen und sowas halt“, seufzte ich. „Und wie stehst du dazu?“ „Es ist Blödsinn. Sie ist meine Freundin, aber ich bin nicht abergläubisch. Ich glaube nicht an Legenden oder Wesen, aber... was sollte Blake dann gewesen sein. Psychisch krank? Irgendein Irrer?“, grübelte ich gedankenverloren. „Wie sonst kann man die Einstiche an meinem Hals erklären und euer Gefährtinnen Gerede?“ Paola hatte ihr auch schon mal davon erzählt. Natürlich hatte ich nur mit halben Ohr zugehört, aber das ist doch auch irgendein Kauderwelsch. Craig war ziemlich ruhig geworden und kaute leicht auf seiner geschwungenen Lippe rum. „Und was ist... wenn es so wäre?“, fragte er mich. „Wenn was so wäre?“, hackte ich nach. „Wenn es all die Wesen gibt und noch einige mehr.“ „Was bist du?“, hauchte ich. „Ein Vampir.“ Eine Erinnerung an die Nacht tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, als ich mich daran erinnerte, wie Blake seine Fangzähne in meinen Hals schlug. „Zeig sie mir“, wies ich ihn an. Misstrauisch beobachtete ich ihn. Er verstand und richtete sich auf. Erschrocken stand ich vom Bettrand auf, als sich sein Mund leicht öffnete und seine Eckzähne länger wurden. „Ich tu dir nichts“, hörte ich ihn sagen, doch sein Mund bewegte sich nicht. Ich zuckte zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich die Worte nur in meinen Kopf hörte. Paola wäre begeistert. Langsam beugte ich mich zu ihm und strich mit meinem zarten Finger über einen seiner Fangzähne. Ein leises Knurren seinerseits ließ mich zurück weichen. Seine Fangzähne verschwanden wieder und vor mir saß der alte, gutaussehende Mann.

Apropos alt. „ Wie alt bist du“, fragte ich ihn. „Ich zähle bereits 422 Jahre“, grummelte er und ich riss schockiert meine Augen auf. „Jetzt komm wieder zu mir. Wie gesagt ich tu dir nichts. Sonst hätte ich schon genug Möglichkeiten dazu gehabt. Ich fass dich auch nicht an, wenn du es nicht willst, aber du solltest einige Sachen über uns kennen lernen“, brummte er mit tiefer Stimme.

Mein Verstand und meine Neugierde fochten einen inneren Kampf aus. Schließlich siegte meine Neugierde. Seufzend ließ ich mich wieder auf das Bett gleiten. Doch hielt deutlich Abstand zu ihm. Mit einem Nicken forderte ich ihn zum Reden auf.

„Zuerst es gibt zwei Sorten von uns. Sozusagen Gut und Böse. Wir, die Vampire sind die Guten. Es gibt nur männliche Vampire. Frauen werden als Gefährtinnen geboren. Sie können einen Vampir die Unsterblichkeit schenken. Denn wir können nur 600 Jahre alt werden. Gefährtinnen sind eine Seltenheit geworden. Jeder Vampir ist auf der Suche nach seinem Gegenstück, seine zweite Hälfte. Die Vampire der dunklen Seite werden, als Vamps bezeichnet. Sie sind ebenfalls auf der Suche nach ihrer Gefährtin, aber ihnen geht es nicht um die Frau. Sondern nur um Macht, denn Unsterblichkeit bedeutet nicht nur das ewige Leben mit seiner Geliebten sondern auch Macht. Vampire besitzen unterschiedliche Fähigkeiten, manche sind einmalig und andere hingegen treten sehr häufig auf“, erzählte er und lehnte sich an die Wand in seinem Rücken. „Was ist deine Gabe?“, unterbrach ich ihn. „Ich kann den Körper eines Menschen kontrollieren. Dich auch, weil du teils Mensch, teils Vampir Blut besitzt“, antwortete er mit einen Lächeln. „Zeig es mir.“ „Willst du das wirklich?“, fragte er mit rauer Stimme nach. Ich nickte zustimmend. 

Etwas drang mich dazu mich über ihn zu beugen. Ich verlor die Kontrolle über meinen eigenen Körper, als ich mich näher an Craig schmiegte, der seine Augen auf mich fixierte. Mein Kopf stoppte direkt vor seinem, nur wenige Zentimeter lagen zwischen unseren Lippen. Seine grünen Augen fanden meine. Mein Körper machte sich weiter selbstständig. Ich versuchte mich mit Händen und Füßen zu wehren. Doch dann lagen seine Lippen schon auf meinen. Seine Lippen waren weich und gebieterisch. Mit seiner Hand umschloss er meinen Nacken fester und zog mich noch näher an seinen Mannes Körper. Abrupt beendete er den Kuss. „Craig! Was sollte das?“, brachte ich empört zur Sprache, als ich die verwirrende Situation realisierte. „Schätzchen du hast den Kuss zum Schluss selbst erwidert“, lachte er und ein süffisantes Lächeln zierte sein Gesicht. „Doofer Blutsauger“, knurrte ich und forderte ihn dazu auf weiter zu erzählen.

„Wo war ich stehen geblieben?“, schmunzelte er. „Bei der Gefährtensache.“ „Also... fast jeder Vampir strebt nach Macht, Reichtum, Ehre und Liebe. Die Vamps lassen nichts unversucht, um Macht zu gewinnen. Das heißt, dass sie mit den Gefühlen von Gefährtinnen spielen, damit sie sich in ihn verliebt, sie im Glauben ist, dass er ihr ersehnter Seelenverwandter ist. Doch er hat nur ein Ziel, dass sie sich mit ihm verbindet und er somit die Unsterblichkeit erlangt. Wir trinken nur von Frauen, die sich freiwillig anbieten oder auch aus Blutbeuteln. Vamps ernähren sich von beliebigen Menschen. Ohne Rücksicht auf Verluste saugen sie, wie bei dir das Blut aus den Adern. Normalerweise hätte er dir später deine Erinnerungen genommen oder er wäre in einen Blutrausch verfallen, wobei du gestorben wärst.“ Ein kleiner unangenehmer Schauer fuhr meinem Rücken hinab. „Er... er hat gesagt, dass er nur mich will“, murmelte ich beinahe tonlos, aber ich wusste, dass Craig mich hörte. Seine Miene verdunkelte sich schlagartig. Doch sofort verschwanden seine Gefühle hinter einer kalten Maske. „Kannst du auch menschliche Nahrung essen?“, fragte ich ihn schnell und sorgte gleichzeitig für Ablenkung.

„Ja, sie schmeckt ganz normal für uns, macht uns aber nicht satt und unterdrückt nicht unsere Gier nach Blut. Also ja, du kannst gerne für mich Kochen“, brummte er. „Und warum hast du mich gerettet?“, fragte ich ihn zaghaft und schaute in seine funkelnden Augen. „Weil du hier drin“, er deutete auf mein Herz, „eine Gefährtin bist.“ Ungläubig starrte ich ihn an und ließ das Ganze erst mal auf mich wirken. „Man kann es riechen, denn jeder Mensch hat einen eigenen Geruch. Außerdem müsstest du irgendwo ein Muttermal in Herzform haben. Ich konnte es nur noch nicht entdecken“, schmunzelte er, als sich meine Wangen rosig färbten. „Das... ehm... ist nicht so wichtig“, grinste ich verlegen. „Mit ungefähr zwanzig Jahren entwickelt sich dieser spezielle Duft, wodurch Vamps auf dich aufmerksam werden. Besonders wenn deine Triebigkeit einsetzen wird.“ Er bemerkte meinen fragenden Blick und räusperte sich kurz. „Mit etwa zweiundzwanzig kann eine Gefährtin schwanger werden. Alle drei Jahre wiederholt sich die Prozedur. Der Geruch während der Triebigkeit ist für uns Vampire, wie eine Droge. Dein Gefährte sollte dann besonders gut auf dich Acht geben, bevor es jemand anderes tut. Alles andere wirst du dann merken“, grinste er und lachte sich ins Fäustchen. „Hast du schon eine Gefährtin?“, fragte ich ihn direkt. „Nein, ich dachte einmal ich hätte sie gefunden. Letztendlich sprachen aber ihr Geruch, das fehlende Muttermal und so dagegen. Denn noch habe ich sie geliebt, wie keine andere vor ihr. Bis sie mir genommen wurde.“ „Was ist passiert?“, stocherte ich gnadenlos weiter. „Das erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal“, nuschelte er und es versetzte mir einen kleinen Stich. 

 

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CRAIG

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Nachdem Kaitlyn sich in mein Bett hingelegt hatte und sich noch ein wenig ausruhte, eilte ich zu Enrico.

Ich klopfte gar nicht erst an seine Tür sondern stürmte ohne nachzudenken in sein Arbeitszimmer, wo er gerade wild rumschmuste mit seiner Allerliebsten. „Oh... tut mir leid, aber es ist wirklich wichtig“, grummelte ich. June löste sich schnell von ihm. Von Enrico kassierte ich einen vernichtenden Blick.

„Er ist ein Jäger“, knurrte ich, als June aus dem Zimmer verschwand. „Wer?“ „Blake“, zischte ich. „Wir müssen ihn ausschalten, Enrico“, drängte ich, als keine Antwort von ihm kam. „Ja... ja ich weiß. Er wird keine Ruhe geben. Bis er sie in seine Fänge bekommt, wenn er sie nicht sogar zu seiner Gefährtin machen will.“ „Ja das denke ich auch. Kaitlyn meinte, dass er zu ihr gesagt hätte, dass er nur sie will.“ „Wir können vorerst nichts tun. Du wirst auf sie aufpassen, du fungierst sozusagen als ihr persönlicher Begleiter. Wir müssen warten, bis er sich kenntlich macht.“ Ich stieß einen frustrierten Seufzer aus.

 

 

Nachdenklich starrte Kaitlyn auf ihr gewaltsam zermatschtes Müsli, als ich die Küche am frühen Morgen betrat. Verwundert, dass der größte Morgenmuffel bereits am Tisch saß, griff ich mir einen Blutbeutel aus dem Kühlschrank und öffnete eine obere Schranktür in denen einige Gläser standen. Es schien, als hätte sie meine Anwesenheit überhaupt nicht wahrgenommen. Ihre langen kastanienfarbigen Haare fielen ihr leicht ins Gesicht. Mechanisch griffen ihre zarten Hände zur Cornflakes Packung. Ich setzte mich gegenüber von ihr. „Schlecht geschlafen?“, fragte ich sie schließlich, als sie in den neuen Cornflakes rumstocherte und ab und zu einige von ihrem Löffel fallen ließ. Keine Antwort. Ihre glasigen Augen fixierten einen Punkt hinter mir. Ich wedelte hilflos mit meiner Hand vor ihrem Gesicht rum. „Hey, was ist denn los? Bist du beleidigt, krank oder vermisst du jemanden?“ Ich sah mir kurz in die Augen und runzelte die Stirn, als hätte sie mich gerade erst bemerkt, dass ich ihr gegenüber saß. Schlussendlich schüttelte sie stumm ihren Kopf und zog mit ihrem Löffel Kreise in ihrer überfüllten Müslischale. In solchen Momenten wünschte ich mir manchmal ihre Gedanken lesen zu können. Wo ist Chase, wenn man ihn braucht?

Nach zehn schweigsamen Minuten hielt ich es nicht mehr aus und holte Chase. Er wollte mir beinahe den Kopf abreißen, als ich seinen Schlaf störte, aber da er sich ebenfalls über Kaitlyns Verhalten wunderte, als ich ihm kurz die Situation erklärte, folgte er mir breitwillig in die Küche. Kaitlyn saß immer noch auf ihren Stuhl und rührte gedankenverloren in ihren Cornflakes. „Und?“ „Warte, ich kann ihren Gedanken nicht richtig folgen.“ „Sie denkt über ihre Eltern nach und anscheinend hatte sie einen merkwürdigen Traum, den ich aber nicht richtig entschlüsseln kann, weil sie komplett durcheinander ist. Sie vermischt mehrere Träume mit einander und schlussfolgert wirres Zeug“, brummte Chase an meiner Seite. „Die Hauptfrage ist glaub ich, woher sie kommt oder wer ihre Eltern sind.“ „Hmm... was können wir tun?“, fragte ich ihn nach einer Weile. „Abwarten. Durch ihre neue Umgebung, haben anscheinend ihre Träume angefangen. Ihre Vergangenheit muss irgendwie mit ihnen zusammenhängen.“ 

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Texte: Alle Texte wurden selbst ausgedacht - Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 22.10.2013

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