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Prolog

Ich lief durch den unendlich düsteren Wald und spürte seine schnellen, eisigen Schritte hinter mir. Ich musste weinen, doch rannte weiter über das feuchte Moos. Ich wusste nicht, was gleich passieren würde, ich hoffte nur, dass ich es überleben würde. Ich würde alles tun um zu entkommen, um ihm zu entkommen, doch ich wusste das es zwecklos war. Er würde nicht aufgeben mich zu jagen, ehe er mich getötet hatte.

Schluchzend brach ich auf einer schneebedeckten Lichtung zusammen. Bitte töte mich nicht!  schrie ich innerlich und klammerte mich an den Wuzeln eines Baumes fest.

Der Schweiß lief mir kalt den Rücken runter. Man konnte nichts sehen, also tastete ich mit meinen Fingern durch die gefrorene Erde um irgendetwas zu meiner Verteidigung zu finden. Eine Eule heulte auf und seine feuerroten Augen kamen zum Vorschein, die mich zum Zittern brachten. Angst machte sich in mir breit und ich musste nicht, was er mit mir machen würde.

Seine feuerroten, bedrohlichen Augen näherten sich. Mit seiner Zunge, leckte er mir langsam über den Hals und angwidert verkrampfte sich mein Körper. Ich wollte ihn weg schubsen, doch ich konnte nicht, irgendetwas hinderte mich daran.

Wie angewurzelt, saß ich im Schnee und merkte, wie das feute Nass sich in mir ausbreitete. Er beugte sich zu mir hinunter und hielt mit seiner eiskalten Hand mein Gesicht.

"Schau mich an!" flüsterte er. Doch ich bewegte mich nicht. Sein kalter Atem, drang wieder in mein Ohr. "Schau mich an!" flüsterte er etwas energischer. Doch ich blieb wie eingefroren, auf der Stelle sitzen. Er umfasste mein Gesicht doller und nun mit beiden Händen, dass ich leicht zusammenzuckte.

Mein Herz hämmerte so doll, als wenn es gleich aus meiner Brust springen würde. Bitte, ich will nicht sterben! dachte ich mir. Mit seinen Händen drehte meinen Kopf ruckartig zu sich. Ich schloss die Augen, ich wollte ihm nicht ihn die Augen sehen, wenn er mich umbrachte.

"Ich habe gesagt du sollst mich anschauen!" schrie er laut und jedes seiner Worte ließ mich zusammen zucken. Krampfhaft öffnete ich die Augen, um ihn wieder in die feuerroten Augen blicken zu müssen. Tränen rollten meine Wangen runter und er wischte sie mit seiner kalten Hand weg. Danach betrachtete er und leckte sie ab. Sein Schmatzen erfüllte die Nacht.

Er ließ mich los und ich wich vor ihm zurück. Ich stieß gegen einen Baum und schaute mich zitternd um. Er lächelte auf und näherte sich. Wieder funkelten die zwei roten Punkte in der Dunkelheit. Er strich durch sein dunkelblondes Haar und bückte sich zu mir hinunter.

"Du kannst nicht entkommen und das weißt du genau so gut wie ich! Es ist deine Bestimmung! Habe keine Angst!" Er strich mir eine Haarsträne aus dem Gesicht und leckte sich genüsslich über die Lippen. Er neigte sich zu mir und vergrub seinen Kopf in meinem Nacken. 

"Jetzt bist du eine von uns!"

Ein unbeschreiblicher Schmerz durchfuhr meinen Körper, der sich in jeder Zelle meines Körpers ausbreitete. Ich wollte schreien aber es ging nicht. Ich kippte zur Seite auf den kalten Schnee und mein Körper fing unkontrolliert an zu zucken auf dem Boden. Er löste sich von mir und ich spürte wie mein warmes Blut auf den weißen Schnee lief und seine Spuren hinterließ. 

Es wurde schwarz vor meinen Augen, doch seine Worte "Jetzt bist du eine von uns!"  wollten nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. Was sollte das bloß heißen?

Kapitel 1

Total erschöpft, quälte ich mich aus meinem Bett. Ich ging ich zu meinem Spiegel und betrachtete mich darin. Ich fühlte mich von niemanden verstanden und alle meine Probleme bestanden nur aus Missverständnissen.

Verträumt kemmte ich meine braunen, feinen Haare. Ich schnappte nach meinem Maskara und begonn ihn auf meine, von Natur her auch schon schwarze Wimpern aufzutragen. Ich hatte lange Wimpern, und wie meine Freunde sagten extrem lange Wimpern. Dazu hatte ich grüne Augen und um die Pupille waren sie braun. 

Meine Augen mochte ich, doch damit hörte es auch schon auf. Auf meiner Nase waren ein paar Mitesser, und dazu fand ich sie zu spitz.

 Mein leichter Schmollmund, gefiel mir recht gut. Und zum körperlichen Teil, ich hatte sehr kleine Brüste und war recht schlank und sportlich. Ich hatte lange Beine, in einer sehr schönen Form und einen guten Teint, nicht zu blass und nicht zu braun.

Ich ging nach unten zum Frühstück, wo die meine Mutter und mein Stiefvater Klaas auf mich warteten. Als ich sechs Jahre alt war, lernte meine Mutter Klaas kennen. Die Jahre davor war sie alleine, weil mein Vater starb, als meine Mutter schwanger mit mir war. Momentan war ich sechzehn und meine Mutter war mit Klaas seit zehn Jahren zusammen und seit sechs Jahren verheiratet. Zusammen hatten sie meinen kleinen Bruder Louis gezeugt, der zehn Jahre alt war.

Ein weiteres Mitglied in meiner Familie war Blue unser kleiner Dalmatiner.

Ich nannte Klaas zwar nicht Papa aber er zählte so halb als mein Vater, da ich meinen echten nicht kannte und auch nie kennenlernen würde. Das machte mich oft traurig, da ich das Gefühl hatte meine zweite Hälfte nicht zu kennen.

Ich aß mein Frühstück, putzte meine Zähne und machte mich auf den Weg zur Schule. Der Weg war nicht sehr weit. Ich fuhr ein paar Stationen mit dem Bus, dann war ich da. Ich wohnte in Hamburg und ich fand Hamburg war echt einer der schönsten Städte der Welt.

Nachdem ich mit einer Schar anderer Schüler aus dem Bus stieg, machte ich mich auf den Weg zu meiner Klasse. Wie gewöhnlich saßen Lennard, Ben und die Leo Klique auf dem Tisch vor unserer Klasse und redeten, bis der Unterricht begonn. Lennard und Ben gingen in die Parallelklasse, aber in den Pausen machten sie alles zusammen.

Ich flitzte in die Klasse, denn ich war wie immer spät dran und schmiss meine Mathesachen auf den Tisch. Mathe gehörte absolut nicht zu meinen Lieblingsfächern, aber ich war der Meinung, dass ich solche Dinge wie quadratische Funktionen & Co.nie wieder in meinem Leben brauchen würde. Ich wettete der viel nichts anderes ein, was sie uns beibringen könnte und so behielt sie uns hier,  um uns diesen Schwachsinn beizubringen.

In meinen Gedanken war ich immer noch dabei herum zu grübeln wozu man soetwas brauchte, bis meine dünne Lehrerin mit ihrer schrillen Stimme meinen Namen rief.

"Stimmst du dem was Leonie gesagt hat zu?" Alle starrten mich an. In den Augen meiner Freundinnen, konnte ich sehen wie sie sich ein Lachen verkneiften mustten. Sie dachten ich hätte keine Antwort und würde mich blamieren, aber dem war nicht so.

"Ja, auf jeden Fall." Die Mundwinkel meiner Lehrerin zuckten. "Und warum?" In ihren Augen konnte ich die Schadenfreude funkeln sehen. Sie war eine unbeliebte Lehrerin, der es Spaß machte ihre Schüler bloß zu stellen. "Na, genau aus diesen Gründen die Leonie gerade genannt hat. Aber bevor ich die jetzt wiederhole, sollte der Unterricht lieber weiter gehen." Die Mundwinkel meiner Lehrerin zuckten ein weiteres Mal, dieses Mal aber vor Zorn. Sie konnte es überhaupt nicht ab wenn sie einen Kampf mit einem Schüler verlor und schickte sie dann als Bestrafung nach draußen.

Wie vorher zu sehen war, saß ich in der nächsten Minute auf dem Stuhl vor unserer Klasse. Mit meinem Fingern fuhr ich über die Rillen der Kugelschreiber mit denen der ganze Tisch verziehrt war. Und musste daran denken, wie uns unser Klassenlehrer gedroht hatte, dass wir den Tisch bezahlen müssten, wenn wir ihn weiter voll kritzeln würden.

In der kleinen Pause ging ich mit meinen besten Freundinnen Toni, Elly und Lisa in den Innenhof, wo wir in der ersten Pause immer waren. 

Wir setzten uns auf die Bank und ich begonn an Elly's Haaren herum zu fummeln. Sie hatte echt die wunderschönsten Haare, die ich kannte. Blonde, lange Wellen und richtig dick. Wer wünschte sich nicht solche Haare? Dazu hatte sie dunkelblaue Augen und sehr lange Wimpern. Sie war schlank und hatte ziemlich starke Kurven. Das einzige was mich echt an ihr aufregte war, dass sie wie viele andere Mädchen aus meiner Schule den neuen Schüler Peter anhimmelte.

Alle Mädchen himmelten sein Aussehen an, aber ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden. In seinen Augen lag irgendetwas hinterhältiges und furchteinflößendes. Meine anderen Freundinnen, fanden ihn ein bisschen speziell, aber nicht so eigenartig, wie ich. Daurch das Elly sehr dickköpfig war, machte es einem nicht leicht ihr aus dem Kopf zu reden, sich mit Peter zu treffen.

Warscheinlich hatte sie schon ihre rosarote Brille aufgesetzt und es interessierte sie eh nicht, was wir über ihn dachten. Wenn überhaupt würde sie uns nur anmeckern, dass wir ihm so etwas vorwerfen würden.

Elly war es extrem wichtig was andere über sie dachten und sagten, was mir garnicht so ging. Sie musste immer geschminkt aus dem Haus und immer top gestylt sein, was ab und zu echt nervig war.

Mir war es egal, was andere über mich dachten. Wenn es ihnen nicht gefiel, was ich machte war das ihr Pech. So dachte zumindest ich. Toni war in dieser Situation wie ich. Sie war vorlaut und hyperakiv. Leider so stark, dass man irgendwann aggressiv wurde. Dazu zeichnete sie genau so gerne wie ich und war genau so groß.

Sie hatte rote, dicke Haare (um die ich sie auch beneidete) und so grüne Augen, wie die Tannen im Wald. Sie hatte einen durchtrainierten Körper und liebte Vintage Klamotten.

Lisa, war die kleinste von uns, hatte aber keine schöne Figur. Sie machte Leichathletik und hatte deshalb sehr muskulöse Beine. Ihre Beine waren zwar schlank, aber so muskulös, dass es nicht mehr schön war.

Sie hatte sie schwarze, kurze Haare und Locken. Ihr Teint war sehr blass und wenn sie dazu ihre Lippen rot schminkte, sah sie aus wie Schneewittchen.

Nachdem die Pause zu Ende war, hatten wir bei unserem sächsischen Lehrer Physik. Leider hatte er einen so starken sächsischen Akzent, dass man kein Wort verstand und wenn man nach fragte, schrie er einen an. Ich wunderte mich immer wieder, wie er es geschafft hatte überhaupt als Lehrer an unserer Schule angenommen zu werden. So wie der mit den Schülern umging, würden nicht mal meine Eltern mit mir umgehen, selbst wenn ich den größten Mist überhaupt gebaut hätte.

Als es zur Stunde läutete, besprachen wir Zimmereinteilung für unsere Klassenreise. Denn nächste Woche war es soweit, wir fuhren das letzte Mal auf eine Klassenreise. In irgendso ein Dorf, am Arsch der Welt.

"Wir brauchen eine fünf Mädchen für das erste Zimmer." sagte unser Klassenlehrer. Ewy, Elisa, Leo, Fiona und Sandy traten nach vorne. Unser Lehrer schrieb sie auf und schaute wieder zu uns auf. "Dann nochmal ein Zimmer für vier Mädels." Toni, Lisa, Elly und ich traten nach vorne.

Nachdem alles geklärt war, hatten wir Schluss. Ich ging mit Toni, Lisa und Elly zum Schultor. Toni ging in die linke Richtung nach Hause und Lisa, Elly und ich in die andere. 

Als ich nach Hause kam, saß mein Bruder vorm Fernseher und schaute Galileo und meine Mutter kochte in der Küche das Abendbrot. Ich reckte meinen Hals über ihre Schulter und sah nach was es zu essen gab.

Als ich in meinem Zimmer war, schmiss ich mich in mein Bett auf meine lilanen Kissen und schaute auf mein Handy. Ich entdeckte eine neue Nachricht von unserer Gruppe und antwortete. 

 

Elly: OMG *-*  Peter ist so heiß! Ich glaube, ich frag ihn morgen, ob er mit mir in Kino gehen will!

Toni: Mach das nicht er ist irgendwie seltsam! :O Der redet nie!

Lisa: Der Typ hat irgendein Problem!

Ich: Ich seh's genauso. Das ist voll der Lauch!

Elly: Alter, seid ihr irgendwie gestört oder so?! Er ist meeeeeeeeeega heiß!

Toni: Ich weiß nicht...

Elly: Gebt's doch zu er ist heiß!

Lisa: Ok, das schon!

Elly: Also...

Ich: Er ist nicht heiß!!!

 

 

Ich wollte nicht, dass Elly etwas mit dem Neuen unternahm. Er war seltsam, er redete kaum, fehlte öfters im Unterricht und gab nichts von sich preis.

Peter hatte braune Augen und dunkelblonde Haare und natürlich ein Sixpack. Aber das war es nicht. Er war geheimnissvoll und Elly fuhr total auf so etwas ab. Mysteriöse Bad Boys, das war Elly's Welt.

Kapitel 2

"Ich treffe mich morgen mit Peter." sagte Elly und stocherte in ihrem Auflauf herum. "Du musst uns danach alles erzählen!" meinte Lisa und strich sich ihre schwarzen Locken aus dem Gesicht.

"Da ist er sogar. Komisch ich hab ihn noch nie in der Mensa gesehen." sagte Toni und reckte ihren Hals in Richtung Peter. 

"Frag ihn doch, ob er sich zu uns setzt." Elly sah uns an und seufzte. "Das halte ich für keine gute Idee." meinte sie und und pikste mit der Gabel in ein Stück Kartoffel.

 Peter nahm sein Tablett und setzte sich mit den Rücken drei Tische vor uns.

Ein Unbehagen breitete sich in mir aus. Ich wollte nicht, dass Elly so viel mit diesem Typen machte. Vielleicht hatte ich auch einfach nur diesen Beschützerinstinkt, weil ich Angst hatte, dass ihr das Herz gebrochen wird.

Elly kannte ich länger als die anderen. Wir waren schon in der Grundschule befreundet und kamen schließlich in der fünften Klasse zusammen auf diese Schule. Von diesem Moment an, gehörten auch Lisa und Toni zu unserer Klique.Zwar waren die anderen auch meine Freunde, aber zu Elly hatte ich ein besonderes Verhältnis.

Am nächsten Tag nach Schulschluss rannte ich zu Peter. Denn ich wollte ihm klar machen, das wenn er Elly irgendwas antun würde, ich ihn killen würde.

"Hör mir gut zu Peter!" begonn ich. "Wenn du Elly auch nur ein Haar krümmst oder sie zu etwas zwingst, was sie nicht möchte kriegst du es mit mir zu tun! Ist das klar?!" Wütend funkelte ich ihn an. "Sie kann selber entscheiden!" grinste er mich an. Für diese Worte hätte ich ihm gerne eine reingehauen.

Ich funkelte ihn noch einmal an, dann drehte ich mich um. Er machte mich gerade unnormal wütend aber etwas überrascht war ich auch. Das er so etwas sagte und in so einem Ton, ließ eine mir unbekannte Seite an ihm aufblitzen. Vielleicht war er ja ganz anders als ich ihn warnahm, vielleicht konnte er auch ganz normal sein. Aber dennoch konnte ich ihn nicht leiden.

Am Abend, rief Elly mich an. "Hallo?" "Spinnst du?!" schrie sie mich an. "Du kannst Peter doch nicht so etwas sagen!" Was?! Peter hatte es ihr erzählt?! So ein Arsch! "Alter, kannst du dich nicht einfach aus meinen Angelegenheiten fernhalten?!" "Zufällig kann ich das nicht! Ich bin deine beste Freundin und ich habe bei Peter nur das Gefühl, dass er dich verletzten wird!" schrie ich zurück. "Ich komme ohne dich klar! Misch dich nicht ständig in mein Leben ein!" Dann legte sie auf.

Vielleicht war es nicht ganz in Ordnung von mir so etwas zu tun, aber ich wollte sie doch einfach nur beschützen, ich wollte einfach nur das sie nicht auf irgendein Arschloch herrein fiel.

Ich ging nach unten zum Abendbrot. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und und schaute auf meinen Teller. Der Anblick von Rotkohl verzog mir mein Gesicht. Dennoch schnappte ich mir meine Gabel und blickte in das Gesicht meiner Mutter. Mit einem prüfenden Blick musterte sie mich.

"Liliana..." "Lil!" unterbrach ich sie. Ich hasste meinen Namen. Er erinnerte mich immer an Liliana Matthäus und die konnte ich überhaupt nicht ab. Außerdem war Liliana viel zu lang. In meinem Kopf zählte ich noch zehn weitere Gründe auf, warum der Name Liliana scheiße war, doch meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken.

"Du bist jetzt sechszehn und wir finden, es ist an der Zeit, dass du dir einen Job suchst." Einen Job? Wieso, mein Taschengeld langte mir vollkommen. Ich hatte auch gar keine Zeit neben Schule und Freunden, noch einen Job zu haben!

"Ne, ich komme auch ohne gut klar." "Ja, momentan aber wir wollen das Taschengeld runter setzen und du bist fast erwachsen und kannst schon mal einen Einblick ins Arbeitsleben zu gewinnen." Erschrocken ließ ich meine Gabel fallen und verschluckte mich fast an meinem Rotkohl. Taschengeld runter setzen?! Spinnten die?! Bald kam es soweit, dass ich schon Miete zahlen musste, um einen Einblick in den Mietwahnsinn zu kriegen. Beleidigt funkelte ich beide an, aber ich wusste, dass ich eh nichts an ihrer Meinung ändern konnte.

Zu Hause rief ich Toni an. "Endlich Wochenende begrüßte sie mich!" Ich lachte kurz auf und kreischte zurück. "Jaaa, und danach Klassenreise!" Einen Moment herschte Stille. "Elly, hat erzählt das Peter bei ihr war." "Und?" fragte ich. "Sie hat erzählt, als sie Peter gerade küssen wollte, lief er weg und sagte er muss los."

Sie wollten sich küssen?! Was?! Nein, das durfte nicht wahr sein! "Sie soll sich von diesem Typen fernhalten! Kein normaler Junge hätte so reagiert." "Nur weil er anders ist, heißt es nicht das er gleich ein Verbrecher ist!" sagte Toni genervt. "Aber er ist irgendwie..." weiterkam ich nicht. "Oar Lil, es ist ja echt nicht zum Aushalten mit dir! Sei mal nicht auf so nem Egotrip. Lass Elly doch einfach mal ihren Spaß. Sie ist alt genug, um selbst über ihr Leben zu bestimmen! Außerdem du bist nicht ihre Mutter!"

Warum verstand mich niemand?! Warum merkte es keiner?! Sein Verhalten, war so eigenartig. Den ganzen Unterricht saß er auf seinem Platz und guckte nur an die Tafel. Er sagte nie etwas, er bewegte sich auch kein bisschen. 

Und wenn er mich anstarrte, funkelte in seinen haselnussfarbenden Augen etwas gemeines, hinterhältiges.

 

 

Kapitel 3

Heute war Mittwoch und wir hatten eine Doppelstunde Bio. Ich trat in die Klasse, schmiss meine Biosachen auf den Tisch und ließ mich erschöpft auf meinen Stuhl fallen.

Unsere Lehrerin trat nach vorne und begann zu sprechen. "Liebe Schüler, wie angekündigtg starten wir heute mit unserem Projekt." Ach ja, das Projekt. Wir würden die Herzen von Schweinen untersuchen und Protokolle anfertigen.

"Ich habe jetzt die Partner ausgelost und hoffe ihr seid nicht allzu enttäuscht, dass ihr eventuell nicht mit eurer besten Freundin zusammen seid."

Gelangweilt ließ ich meinen Blick durch die Klasse schweifen, bis er über das Smartboard glitt. Gespannt suchte ich meinen Namen und den meines Parteners. Erschrocken atmete ich auf. Der Name meines Partners lautete Peter.

Ich wollte nicht mit ihm arbeiten. Ich schaute zu ihm und er schaute zu mir und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen funkelten mich an und er jagte mir ein bisschen Angst ein.

Genervt ging ich zu ihm und setzte mich. Ich schlug mein Biobuch auf und holte mir einen weißen Mantel und alle Geräte, die wir zum Experimentieren brauchten.

Ich kehrte wieder zu Peter zurück und wir warteten auf unsere Lehrerin, die uns ein Herz bringen sollte. Nach ein paar Minuten, kam sie auf uns zu und ich hatte ein bisschen Angst vor dem, was mich nun erwarten würde. 

"Bevor ich euch das Herz gebe, sage ich noch ein paar Sätze dazu. Bitte schneidet nicht irgendetwas auf und spielt nicht damit. So etwas zu besorgen ist ein großer Aufwand und kostet viel Geld."

Mit diesen Worten, holte sie ein schleimiges, rotes Schweineherz herraus und legte es auf unseren Tisch. Es sah so ekelhaft aus, dass sich ein leichter Würgreiz in mir breit machte.

"Viel Spaß und viel Vergnügen!" Mit diesen Worten zog sie weiter zum nächsten Team. Angeekelt schaute ich zu Peter. Er verzog keine Miene und starrte nur auf das glibberige Stück Fleisch.

"Peter? Ist alles in Ordnung?" Mit einem leichten Schmunzeln beobachtete ich ihn. Er verzog keine Miene und schaute zu mir auf. "Lass uns anfangen." sagte ich und schaute wieder angeekelt auf das Herz. Ich hoffte, dass er sich bereit erklären würde, das sezieren zu übernehmen, da ich echt Angst hatte mich übergeben zu können. 

"Gut nimm dir die Zange und fang an!" sagte er und starrte immer noch auf das Herz. Ich runzelte die Stirn. Normalerweise würde der Junge das machen, weil es nun mal für Mädchen unmachbar ist und andererseits vermutete ich, dass es Jungen auch ein bisschen Spaß machen würde.

"Ähm, Peter?! Ist das dein Ernst?! Ich mach das doch nicht! Als Gentelman könntest du mir ruhig diese Last abnehmen." Angriffslustig funkelte er mich an. "Ich dachte, es heißt Ladies First!" 

Wütend schaute ich ihn an, doch er war wieder vollkommen auf das Herz fiksiert. Am liebsten hätte ich das Herz genommen und es ihm mit voller Wucht ins Gesicht geschmiert. Wie konnte er es wagen? Ich starb fast vor Übelkeit und das einzigste was er sagte war Ladies First?! Einen Moment hielt ich noch inne, dann begonn ich mit der Pinzette eine glibschige Röhre durch zu schneiden. Ihren Namen hatte ich bereits vergessen.

Sie fühlte sich an, wie ein harter Knorpel und es war schwer sie durch zu schneiden. Ich nahm das Stück und hielt es Peter unter die Nase.

"Jetzt bist du dran!" Er schreckte zurück und sprang auf. Verwirrt schaute ich zu ihm. Seine Augen waren auf mich gerichtet. Wild schaute er durch die Klasse, dann lief er zur Tür. Bevor er die Tür öffnete, schrie er das ihm schlecht sei und lief mit diesen Worten aus der Klasse.

Verwirrt schaute ich mich um. Was war das denn bitte? Warum rannte er so plötzlich einfach so aus der Klasse?! Fand er es so abartig, dass er sich übergeben musste?

Ein Gemurmel machte sich in der Klasse breit und unsere Lehrerin probierte krampfhaft etwas zu sagen.

"So jetzt kommen wir alle wieder zur Ruhe und arbeiten konzentriert weiter." "Und was mit mir?" fragte ich. "Du arbeitest alleine weiter." Ich öffnete meinen Mund, um zu protestieren und ein lautes Getuschel machte sich wieder in der Klasse breit.

"Ruhe!" schrie unsere Lehrerin und funkelte uns böse mit ihren kleinen Schweinsaugen an. Na super, ich musste es nun alleine über mich ergehen lassen. Peter war so ein Arschloch, er konnte mich doch damit nicht alleine lassen. So ein Schlappschwanz!

 

Kapitel 4

Es war ein kalter Montagmorgen und ich saß beim Frühstück und schmierte mir Nutella auf mein Brot. Draußen regnete es in Strömen und die Regentropfen prasselten gegen unser Fenster. Manchmal hackte das Radio, weil der Empfang durch den Regen gestört wurde. Meine Mutter stand schließlich auf und schaltete es genervt aus.

Es herschte eine komische Stimmung am Tisch, weil niemand wirklich Lust hatte raus zu gehen.

"Warum sind Klassenreisen immer wenn das Wetter schlecht ist?" fragte ich und biss in mein Brot. Meine Mutter zuckte mit den Schultern und sagte "Beeil dich wir müssen gleich los!" Ich verdrehte die Augen und nahm einen Schluck Orangensaft.

Ich nahm einen Regenschirm und lief so schnell ich konnte zum Auto. Ich ließ mich auf dem kalten Sitz nieder und schnallte mich an. Meine Mutter startete den Motor und unser Auto fuhr mit einem leichten Ruck los. Es regnete so stark, dass unser Scheibenwischer Schwierigkeiten hatte den Regen weg zu wischen.

Wir fuhren auf das Schulgelände und rannten zur Aula.

Ich schlenderte zu Elly, Lisa und Toni und meine Mutter ging zu meinem Klassenlehrer und den anderen Müttern. Wir stiegen in den Bus und jeder setzte sich auf einen Platz. Ich setze mich ans Fenster neben Lisa und schaute, wie der Regen die Scheibe hinunter prasselte.

Wir fuhren los und winkten unseren Eltern. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schaute aus dem Fenster. Irgendwann, ging Lisa zu Toni und ich saß alleine da. Mir war es egal. Ich wollte einfach meinen Gedanken freien Lauf lassen und abschalten. 

Etliche Häuser zogen an uns vorbei und ich fragte mich, wer wohl frewillig neben der Autobahn leben wollte.

Nach einiger Zeit, bogen wir auf einen kleinen Schotterweg mitten im Wald. Es war dunkel und irgendwie jagte mir der Wald Angst ein. Die dunklen, nassen Tannen verschlangen unseren kleinen, roten Schulbus förmlich und große, dicke Tropfen platschten gegen die Fenster.

Wir fuhren auf eine kleine Auffahrt und der Bus blieb schließlich stehen. Wir machten uns auf den Weg nach draußen, um unsere Koffer zu holen.

Lennard schaute sich entsetzt um und ließ seine Tasche auf das nasse Gras fallen.

"In was für nem Kaff sind wir denn hier gelandet?!" Ich guckte mich ebenfalls genervt um. Hier war wirklich nichts. Hamburg, war zwar auch nicht eine Stadt wie Paris oder London, aber auch eine richtige Stadt, wenn auch etwas kleiner aber mit allem was man brauchte. Aber das hier?! Hier gab es nicht einmal ein anderes Haus, außer dem Schloss.

"Das hier ist kein Kaff, das hier ist Frühlchenberg. Eine wundervolles Naturschutzgebiet und in diesem Schloss wohnten einst eine Graf und eine Gräfin und der heutige Erbe hat es zu einem Schullandheim umgebaut." sagte Herr Scheissner und schaute Lennard und uns andere ernst an. 

Dazu musste man sagen, dass Herr Scheissner eigentlich Herr Meissner hieß, aber diesen Spitznamen bekam, da er der strengste Lehrer an unserer Schule war.

Ich schaute mir das Schloss genauer an. Es war aus grauen Ziegelsteinen gebaut und hatte alte, heruntergekommende Fensterläden, an denen nur noch ein Teil des schwarzen Lacks vorhanden war. An der ganzen Fassade, blätterte bereits der Putz ab. Dazu hatte es einen kleinen Turm und schwarze Dachziegel, an denen feuchtes Moos wuchs. Es sah sehr unheimlich aus, aber ich interessierte mich schon von klein auf für alte Gebäude. Mich interessierten, was für Leute hier wohnten, was für ein Leben sie führten, und so weiter. Damals war ich immer der Meinung, wenn ich auf den Dachboden eines alten Gebäudes gehen würde, würde ich etwas aus der alten Zeit finden, das bis jetzt noch niemand außer mir entdeckt hatte.

In Hamburg gab es eine alte Kirche, die fast komplett bis auf den Turm durch den Krieg zerbombt wurden war. Die Kirche war mittlerweile eine richtige Ruine, aber als ich klein war, ging total gerne dort hin, da ich an der Spitze des Turmes kleine, bunte Fenster schimmern sehen konnte und ich der Meinung war da oben würde sich ein Schatz verbergen, den ich eines Tages finden würde.

 

Wir schleppen unsere Koffer die hellgraue Holztreppe hinauf und suchten nach unserem Zimmer. Als wir es gefunden hatten öffnete ich die Tür und jeder stürzte sich sofort auf ein Bett, was er haben wollte.

Das Zimmer war total riesig und wir genossen es so viel Platz zu haben. Auf der rechten Seite, stand ein normales Bett und daneben ein kleiner Schrank, da drüber war ein riesiges Hochbett. Direkt daneben standen wieder zwei Betten dieser Konstrution.

Auf der linken Seite war ein Holztisch und zwei Stühle, dazu war noch ein riesiges Fenster, mit dem man perfekte Aussicht auf den Schlossgarten hatte.

Ich kletterte so schnell ich konnte auf eines der Hochbetten, weil ich es hasste bei Klassenreisen untern zu schlafen. Toni schmiss ihren Koffer auf das Bett unter mir. Lisa kletterte auf das andere Hochbett und Elly schaute uns nur kopfschüttelnd an.

"Ist das euer Ernst? Wie die Tiere!" Sie seufzte und ließ sich auf das andere Bett unter Lisa fallen. Lisa, Toni und ich schauten uns an und mussten kichern.

"Leute, das wird die beste Klassenreise unseres Lebens!" sagte ich und schaute in die Runde. "Yeah!" kreischte Toni und warf sich ein weiteres Mal auf ihr Bett.

Nachdem jedem Fächer in den Schränken zugeteilt hatten, packten wir unsere Sachen aus. Nachdem wir fertig waren, hatten wir noch eine Stunde Freizeit. Elly, Lisa, Toni und ich saßen auf meinem Bett und aßen Chips.

"Ich geh zu Peter!" sagte Elly und ging zur Tür. "Sei..." wollte ich sagen, aber die anderen unterbrachen mich genervt. "Lil!" "Aber..." probierte ich krampfhaft, aber ihre genervten Gesichtsausdrücke brachten mich zum Schweigen.

Ich fühlte mich von den anderen missverstanden und wollte weg von ihnen.

In letzter Zeit, hatte ich das Gefühl mich immer weiter von meinen Freundinnen zu entfernen. In letzter Zeit sah ich die Dinge anders als sie und wir stritten uns öfters.

Es war Zeit zum Essen und so gingen wir die Treppe zum Speisesaal hinunter. Als ich mich zu Elly und meinen anderen Freundinnen gesellte, erklärte uns Herr Scheißner die Regeln, die wir befolgen müssten. 

"Das Frühstück beginnt um Punkt acht Uhr, und um Punkt neunzehn Uhr findet das Abendessen statt. Ab einundzwanzig Uhr ist Nachtruhe, wer sich dann noch auf den Gängen oder in einem anderen Zimmer befindet, hilft dem Hausmeister von sechs bis sieben Uhr morgens den Schlossgarten zu pflegen."

Alle stönten auf und schauten sich genervt an. Diese Regeln würden eh schon am selben Tag gebrochen werden.

Ich hatte mich sehr auf diese Klassenreise gefreut, aber mittlerweile war ich nur noch genervt, von allem genervt. Manchmal wünschte ich, es würde ein kleiner, schwarzer Raum existieren in dem es nichts außer mir geben würde und in dem die Zeit still stand. Dort würde ich abschalten und der Stille lauschen.

Als wir wieder in unser Zimmer gingen, ließen wir uns in unsere Betten fallen und als es schon fast ganz dunkel war, schleuderte Toni mir ein Kissen ins Gesicht. 

 "Na, warte!" schrie ich und warf ihr das Kissen zurück. Laut kreischend, beschmissen wir uns mit den Kissen und bemerkten garnicht wie es immer dunkler draußen wurde, bis Herr Scheissner wutentbrannt unsere Zimmertür aufriss.

"Spinnt ihr?! Es ist Punkt einundzwanzig Uhr! Nachtruhe! Wie sieht es denn hier aus, haben euch eure Eltern kein richtiges Benehmen beigebracht?!"

Sein kleiner Schweinskopf lief dunkelrot an und der Schweiß lief an seinem Hals hinunter. Mit seinen kleinen Augen schaute er uns noch einmal an, dann schloss er laut die Tür unseres Zimmers. Einen Moment lang herschte Stille im Zimmer, dann guckten wir uns an und einer prustete schließlich los.

Manchmal hatte ich das Gefühl mein Leben war total scheiße, doch dann kamen da wieder diese klitzekleinen Momente, die mir zeigten wie schön es doch war und das solche Leben in dieser Welt nicht selbstverständlich waren.

 

Es war mitten in der Nacht, als ich aus meinen Träumen gerissen wurde. In Schweiß gebadet schaute ich mich in unserem Zimmer um. Alle schliefen, wie spät mochte es wohl sein?

Langsam ließ ich mich wieder in mein Kissen falllen und probierte krampfhaft wieder einzuschlafen. Mein Körper war unglaublich müde, aber mein Geist war hellwach, wodurch er verhinderte das ich einschlafen konnte.

Ich stieg meine Leiter hinunter und spürte das kalte Eisen auf meiner nackten Haut. Ich öffnete das Fenster und atmete den Geruch der nassen Tannen und Kiefern ein. Der Geruch beruhigte mich und ich beschloss erneut zu versuchen einzuschlafen. 

 

Kapitel 5

Heute war der erste Tag der Klassenreise und Herr Scheissner erzählte uns, dass wir heute in einen Kletterpark im Schlossgarten gehen würden. Darauf freute ich mich tierisch es machte mir Spaß zu klettern und ich war noch nie in einem richtigen Hochseilgarten gewesen. Ich hatte zwar leichte Höhenangst, aber die Geräte sahen garnicht so hoch aus.

"Ihr seid in 4er Gruppen und zwar mit den Leuten an eurem Tisch." sagte Herr Scheissner und alle schwirrten herum, um ihren Tisch zu finden.

Ich trat zu Toni und Imke und nach einer Minute trat auch schon Paul zu uns. "Hey guys!" sagte er und setzte sein breites Lächeln auf. Ich grinste genauso künstlich zurück und wandte mich wieder Toni.

"Hört gut zu, jetzt kommt die erste Übung. Dieser nette Mann stellt sich einmal vor, dann zeigt er euch, wie ihr euch gegenseitig sichert."

Wir sollten uns gegenseitig sichern? Ich sollte Paul vertrauen, dass er mich nicht ausversehen los lassen würde?! Dies würde sicher mein letzter lebender Tag werden.

Ein kleiner Mann trat nach vorne. Er hatte zerfilzte, blonde Rasterlocken, trug Bergsteigerklamotten und hatte ein ekelhaftes, breites Lächeln aufgesetzt, was seine gelben Zähne hervor blitzen ließ.

"Hey! Ich bin Manuel, aber nennt mich Manni! Nun ja, also Klettern hängst mit sehr viel Vertrauen zusammen. Ihr müsst den Leuten in eurer Gruppe vertrauen, weil sie dafür verantwortlich sind, dass euch nichts passiert." Er lachte. "Wir hatten da mal so einen Fall... ach egal..."

Er erklärte uns alles und ich sah ihm angeekelt dabei zu. Wir sollten einen kleinen Test durchführen, bevor wir zum Hochseilgarten gehen würden.

Ich sah auf die ziemlich normale Kletterwand, die allerdings leicht glibschig war, weil es gestern geregnet hatte. Ich überlegte gerade wie hoch die Kletterwand war und das ich es sicher sehr weit hoch schaffen würde, da bat mich Manni schon als erste anzufangen.

Wieso ich?! Konnte nicht jemand anderes aus meiner Gruppe anfangen?

Dennoch trat ich nach vorne und Manni kontrollierte, dass Toni und Imke mich richtig festhalten würden. Ich atmete erleichtert auf, dass mich nicht Paul sichern sollte und trat auf die bunten Klettersteine. Ich stieg immer höher hatte allerdings Angst abzurutschen. Ich wagte einen Blick nach unten und mir wurde schummrig. Ich war zwar erst drei Meter in der Höhe, dennoch bekam ich leichte Angst. Ich gab den anderen ein Zeichen und sie ließen mich hinunter.

Als ich untern war, schaute ich auf die Stelle auf der ich aufgegeben hatte und auf die Stelle auf die ich dachte, dass ich es schaffen würde. Leicht enttäuscht schaute ich wie weit die andern kamen und kam mir vor wie eine Memme. 

Als wir fertig mit der Übung waren, gingen wir zum Hochseilgarten und begonnen uns eine Station auszusuchen. Paul wollte unbedingt anfangen und stieg breit grinsend die Leiter hinauf. 

Nachdem er fertig war, wollte ich weitermachen. Leider wusste ich davor nicht, dass die Stationen aufeinander aufbauten und so bekam ich die Station vor der ich mich am meisten fürchtete.

Man musste über eine dünne Leiter nach oben klettern und dann auf wackeligen Holzstämmen die Station überwinden.

Ich machte mich daran die wackelige Leiter hinauf zu klettern, als ich jedoch ganz oben ankam kam ich nicht weiter und bekam Panik. Ich hing an einer Leiter fest und hatte keine Chance zur Station zu gelangen. Ein weiteres Mal gab ich enttäuscht auf und musste hinunter gelassen werden.

Ich hatte keine Lust mehr zu klettern und setzte mich genervt auf einen Baumstamm. Manni kam zu mir.

"Nichts mit Faullenzen! Steh auf und hilf deinen Kameraden!" Ich verdrehte genervt die Augen und Manni grinste mich schadenfroh an. 

Ich hatte keine Lust mehr zu klettern, ich würde mich wieder zum Deppen machen und müsste wieder mit einer Enttäuschung rechnen. Trotzdem ging ich zu meiner Gruppe und half ihnen die Stationen zu überwinden.

 

 

Kapitel 6

Wir waren nun seit zwei Tagen in diesem Kaff und heute hatten eine Wanderung gemacht, bei der ich vor Langeweile fast gestorben bin.

Beim Abendessen erzählte uns Herr Scheissner, dass wir nach dem Essen eine Nachtwanderung machen würden und alle schauten sich genervt an. Waren wir nicht mittlerweile zu alt dafür?!

Ich hasste dazu auch noch die Dunkelheit. Ich fühlte mich nicht wohl, wenn ich nicht mehr alles sehen konnte und diese komische Stille der nacht in der Luft lag.

 

Ich zog meine Jacke an und wickelte mir meinen grauen, gemütlichen Schal um den Hals. Hand in Hand mit meinen Freundinnen, traten wir zum Schlosseingang hinunter. 

"Na Mädls, freut ihr euch schon?" grinsten Lennard und Ali uns an. "Total!" sagte Elly ironisch und verdrehte die Augen. 

Herr Scheissner zählte durch ob alle da waren, bis er ein Zeichen gab und wir uns auf den Weg machten.

Wir gingen einen schmalen Wanderweg entlang und der Boden war noch total glitschig vom Regen. und Ich schaute ängstlich von der einen zur anderen Seite und hatte das Gefühl ein Augenpaar würde mich beobachten.

Ich war der Meinung, die Leute auf dem Dorf seien alle geisteskrank und bildete mir irgendeinen Mist ein. 

Nach einiger Zeit, ließ ich Lisa und Toni alleine, weil ich sah wie Elly sich bei Peter einhackte. Langsam trat ich auf die beiden zu.

"Elly?" raunte ich ihr zu. "Was?!" entgegnete sie genervt. Ich wollte gerade etwas erwiedern, doch sie unterbrach mich. "Lil, jetzt hör mir mal zu. Das was du jetzt sagen willst, hast du mir schon 5000 Mal gesagt. Ich weiß das du Peter nicht magst, aber halt dich da gefälligst raus!" Mit diesen Worten ließ sie mich stehen. Ich wusste, dass ich wieder übertrieben hatte, aber ich konnte Peter einfach nicht trauen. Und eigentlich,wollte ich sie etwas ganz anderes fragen.

Ängstlich, blickte ich mich nach Lisa und Toni um. Lennard trat auf mich zu. 

"Hast du Angst?" grinste er. "Ja." erwiederte ich und hackte mich bei Lennard an. "Hab keine Angst, ich beschütze dich doch!" grinste er und ich musste ebenfalls grinsen.

Ich empfand nichts für Lennard, aber er war die einzige Person die moementan bereit war sich mit mir zu beschäftigen.

Als wir zwei Stunden wieder das Schloss erreichten, entdeckte ich Lisa und Toni wieder und ging zu ihnen.

"Wo ist Elly?" fragte ich. "Wir dachten sie wäre bei dir." Nervös schaute ich mich nach Elly um. Wo ist sie bloß?! dachte ich mir und lief durch die Menge, vergeblich. Mein Herz schlug schneller. 

"Herr Meissner, Elly fehlt." sagte ich und schaute mich weiter nach ihr um. "Elly?" rief Herr Meissner und schaute uns an. Nichts rührte sich. Ein Gemurmel begonn und alle schauten sich um. Angst machte sich in mir breit. Wo konnte sie bloß sein? 

"Vielleicht ist sie auf die Toilette gegangen oder schon ins Zimmer." schlug einer aus der Menge vor. "Gut, Liliana und Toni geht doch mal bitte nach schauen."

Toni und ich schauten uns verunsichert an und rannten ins Schloss. 

"Elly?" riefen wir und rannten die Treppe hoch. Toni lief in unser Zimmer ich auf die Toilette. "Elly?" schrie ich und stieß jede einzelne Toilettenkabine auf. Aber nichts. Wo ist sie? Wo ist sie bloß?! Mein Herz raste und mein es schlug brutal gegen meinen Brustkorb.

"Elly?" rief ich noch einmal und rannte wieder panisch auf den Flur. Toni kam mir entgegen gerannt. "Ist sie im Zimmer?" rief ich, doch Toni schüttelte ängstlich den Kopf. "Auf der Toilette?" fragte sie doch ich schüttelte nur verzweifelt den Kopf. Ich konnte es mir nicht erklären, wo konnte sie bloß sein?! 

Es wurde zu viel, zu viel auf einmal. Tränen rollten meine Wangen hinunter und ließen mich nur noch verschwommen sehen. Toni und ich gingen wieder zu den anderen. Alle schauten uns entsetzt an. Wir brauchten nichts zu sagen, denn alle wusste was war. Lisa kam auf uns zu und wir umarmten uns. Ich schluchzte los. Was konnte ihr passiert sein? Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Nur eines konnte ich noch, spüren dass Elly nicht bei uns war und man nicht wusste wo sie sein konnte.

Herr Scheissner ging auf uns zu und war zum ersten Mal freundlich zu uns. "Habt keine Angst, wir finden sie!" sagte er mit entschlossener, fester Stimme. "Ich rufe jetzt die Polizei, dann werden die sie suchen gehen." sagte er und tippte die Nummer der Polizei in sein Handy.

Ein paar andere Lehrer brachten uns ins Schloss. Sie schickten uns in unsere Zimmer und sagten wir sollten schlafen gehen. Was?! Ich konnte doch nicht schafen, während meine beste Freundin sich alleine in einem Wald herum treibte. 

"Wir müssen sie suchen gehen!" sagte ich mit entschlossener Stimme und wollte zur Tür gehen. "Nein, die Polizei macht das schon, wir sollten uns da lieber nicht einmischen." sagte Lisa und hielt mich zurück. Voller Hass schubste ich sie zur Seite. 

"Was seit ihr für Freunde? Elly braucht uns!" schrie ich und noch mehr Tränen rollten meine glühenden Wangen hinunter. Voller Wucht riss ich unsere Zimmertür auf und wollte zum Schlosseingang rennen. 

"Lil!" schrien meine Freundinnen und rannten mir hinterher. Sie probierten mich aufzuhalten, doch ich stieß sie von mir weg. Endlich erreichte ich den Eingang, hinter mir hörte ich meine Freundinnen meinen Namen rufen, doch ich ignorierte sie. In meinem Kopf, war nur der Gedanke Elly zu finden. 

An dem Eingang stand einer der Polizisten und unterhielt sich mit einem unserer Lehrer. Ich stieß sie zur Seite und rannte ins Freie. Alle umstehenden Polizisten und Lehrer rannten mir hinterher. Ihre Rufe ignorierte ich. Ich wusste, dass sie mich kriegen würden, aber ich wollte Elly finden und dieser Gedanke gab mir neue Kraft.

Ich rannte den kleinen Wanderweg entlang, die Schritte und Schreie der Polizisten ließ ich hinter mir. Ich rannte mitten durch den Wald und schlug alles was mir im Weg war zur Seite.

Einer der Polizisten packte mich schließlich am Arm und riss mich zu Boden. "Elly!" schrie ich noch einmal so laut ich konnte, doch ich stieß nur noch einen kleinen kratzenden Schrei hervor.

Ich war am Ende. Mein Körper zitterte unkontroliert und ich konnte meine Augen nicht länger offen halten. Ich verlor das Bewusstsein, doch noch ein paar Tränen lösten sich und kullerten meine kochenden Wangen hinunter.

Kapitel 7

Das Prasseln der Regentropfen an der Fensterscheibe, weckte mich. Langsam öffnete ich meine Augen und schaute mich in dem kleinen verlassenen Raum um. 

Er hatte eine graue Tapete und einen kleinen, alten Holzschrank. Ich lag in einem alten Holzbett und neben mir stand ein dunkelbrauner Tisch. Auf ihm standen ein paar Medikamente, ich war allerdings zu schwach, um lesen zu können, was für welche.

Ich erhob mich und ging langsam zum Fenster. Der Himmel war bewölkt und es regnete. Was ist passiert? Das war der erste klare Gedanke, den ich fassen konnte. Ich setzte mich auf mein Bett und dachte scharf nach, was passiert war.

Mein Kopf schien immer noch wie benebelt, doch dann fiel mir wieder alles ein. Elly. Wurde sie gefunden? Wird sie noch vermisst? Geht es ihr gut? Ich wollte wissen, was los war und so erhob ich mich und schritt auf die alte Holztür zu. Ich drückte die kalte Klinge hinunter und befand mich in einem langen Flur, an dessen Ende eine Krankenschwester und Herr Scheissner standen. Ich blieb stehen und sie drehten sich zu mir um. Die Krankenschwester zog die Augenbrauen hoch und ging langsam auf mich zu.

"Na, Liliana! Wie ich sehe bist du schon wach." sagte sie mit einem aufgesetzten Grinsen. Ich ignorierte sie und blieb immer noch, wie angewurzelt stehen. "Komm geh dich anziehen." Wiederwillig folgte ich der Frau, in mein altes Zimmer. 

Ich blickte auf die leeren Betten. Die anderen mussten auf einem Ausflug sein. Ich ging zu meinem Schrank, um mir etwas auszusuchen.

"Ich warte vor der Tür, danach gehen wir zusammen zum Essen." Mit ihrem künstlichen Lächeln, machte sie die Tür langsam zu. Ich schaute auf Ellys Bett. Darauf befanden sich noch ein paar Chipskrümel und ihr Lieblingstshirt. Behutsam setzte ich mich auf ihr Bett und strich mit den Fingern langsam über den weichen Stoff. Wo bist du bloß Elly?

 

Nach dem Mittagessen, kamen die anderen von ihrem Ausflug zurück. Meine Freundinnen kamen zu mir und drückten mich fest an sich. Ich saß neben ihnen und tat so, als ob ich ihnen zu hören würde, doch mit den Gedanken war ich ganz woanders. Ich bemerkte, wie die Krankenschwester Herrn Scheissner etwas zu raunte.

"Sie macht wieder einen stabilen Einduck." Herr Scheissner nickte und erwiederte. "Nach dem Essen, rede ich mit ihr im Büro." Die Krankenschwester nickte und trat mit ihrem gekünselten Lächeln auf mich zu.

"Liliana? Komm doch bitte nach dem Essen in das Büro unter der Treppe." Ich nickte und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. 

Nach dem Essen gingen die anderen ins Zimmer und ich machte mich auf den Weg zu dem Büro unter der Treppe. Ich trat auf die große, dunkelbraune Tür zu und klopfte behutsam.

"Herrein!" antwortete eine feste, tiefe Stimme. Ich trat in das kleine Büro und sah mich um. In der Mitte stand ein großer Schreibtisch mit einem ebenso großen Stuhl. Hinter dem Schreibtisch standen Herr Scheissner und einer der Leiter des Schullandheimes. Auf der linken Seite, befand sich ein großes Fenster mit dunkelroten, altmodischen Gardinen. In den anderen Seiten, standen alte Regale, die mit Büchern bis zum geht nicht mehr vollgestopft waren.

"Also Liliana, ich habe dich zu mir gerufen, weil du wieder einen einigermaßen stabilen Eindruck machst. Morgen findet der letzte Ausflug statt und am Abend die Abschlussparty. Auch wenn dir vielleicht nicht nach feiern zumute ist, wegen..." Ich unterbrach ihn.

"Wurde sie gefunden?" Herr Scheissner holte tief Luft und schaute mir in meine grün, braunen Augen. "Noch nicht, aber du siehst ja die Polizei sucht täglich nach ihr. Falls ich genaueres weiß informiere ich dich." Ich schaute aus dem Fenster, wo war sie bloß? Wie konnte sie verschwinden und warum war Peter an dem Abend nicht mehr da?

Peter war nicht da, er war nicht da. Erst in diesem Moment wurde mir diese Erkenntniss bewusst. Hatte er etwas damit zu tun? Die beiden waren doch die ganze Zeit zusammen!

Ich nickte und Herr Scheissner entließ mich. Ich trat aus dem Büro und wusste nicht, was ich tun sollte. Einerseits wollte, eher gesagt musste ich wissen warum Peter nicht da war, andererseits war er mir unheimlich. Und seitdem Elly nicht mehr da war, hatte ich eine fast panische Angst vor ihm. 

Jedes Mal, wenn ich ihn sah, probierte ich ihm nicht in die braun, rötlichen Augen zu gucken und jeder Muskel in meinem Körper verkrampfte sich. Es geht hier aber nicht um dich! Es geht um Elly! Dachte ich mir und überlegte, was zu tun war.

Peter würde mir nicht die Wahrheit sagen, wenn ich ihn fragen würde, also beschloss ich Lennard zu fragen.

"Peter war die ganze Zeit bei uns." sagte er und schaute mich leicht verwirrt an. "Wieso?" "Nur so." sagte ich und ging in Gedanken aus dem Zimmer. Ich ging in mein Zimmer, wo zum Glück keiner war. Ich setzte mich auf mein Bett und dachte nach. In meinem Kopf schwirrten alle möglichen Gedanken umher. Ich wusste, dass Peter nicht da war. Lennard nahm in sicher nur in Schutz. Peter musste etwas mit Ellys Verschwinden zu tun haben.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Ich gab keinen Mucks von mir, weil ich alleine sein wollte. Wie gebannt starrte ich auf die Tür. Ich hoffte, dass die Person vor der Tür einfach abhauen würde und dass sie mich einfach in Ruhe lassen würde.

Ich starrte immer noch auf die Tür. Ich sah, wie sich die Türklinge langsam nach unten bewegte. Voller Erwartungen schaute ich auf die Tür. Sie öffnete sich und Peter reckte seinen schmalen Kopf ins Zimmer.

Ich atmete ruckartig ein und jeder einzelner Muskel in meinem Körper verkrampfte sich und ich saß wie festgefroren auf meinem Bett. Peter grinste. Ok, Liliana! Du musst selbstbewusst wirken, lass dich nicht von ihm einschüchtern!

"Ich hoffe ich störe nicht." Doch du störst gewaltig!!! Hätte ich ihm am liebsten ins Gesicht gesagt, aber stadessen sagte ich garnichts. Er ging langsam auf mich zu. Ich wollte ihn wegstoßen, aber ich konnte nicht. Ich hatte zu große Angst vor ihm. Er grinste und dieses Grinsen machte mir noch mehr Angst. 

Was wollte er, was wollte er von mir?!

"Du hast Lennard gefragt, wo ich nach der Nachtwanderung war." Erschrocken riss ich die Augen auf. Was hatte Lennard ihm das gesagt?! War Lennard auch ein Verräter, wie alle anderen?! Ich dachte er wäre mein Freund, ich dachte ich konnte ihm vertrauen.

"Nein, er hat es mir nicht gesagt. Ich weiß es einfach." Er kam näher auf mich zu und strich mir mit seiner eiskalten Hand über das warme Gesicht. Ich schnappte panisch nach Luft. Was wollte er von mir?! Ein unbeschreibliches Gefühl machte sich in mir breit.

Er umfasste mein Gesicht fester. Mit seinen langen, dünnen Fingern strich er an meiem Oberkörper entlang und leckte sich genüsslich die Lippen. Mein Herz pochte, wie wild und ich war wie in Trance. Ein panisches Gefühl machte sich in mir breit und es war ein Gefühl, wo ich nicht wusste, dass man so etwas spüren konnte.

Auf einmal öffnete sich ruckartig die Tür, Lennard. Er strich sich durch sein dunkelblraunes Haar und starrte wütend auf Peter, der sofort von mir weg sprang.

"Lass gefälligst deine Finger von ihr!" schnauzte Lennard ihn an und Peter verschwand lautlos aus dem Raum. Lennard ging auf mich zu. "Alles ok?" fragte er. Ich nickte nur kurz. Er schaute zu Boden. "Man kann diesem Typen nicht trauen!" sagte er und in seinen Augen, konnte ich seinen Zorn funkeln sehen. "Wenn ich gewusst hätte das er so tickt..." "Ist gut!" sagte ich und erwachte aus meiner Trance.

Er nickte kurz und ging in Richtung Tür, doch dann drehte er sich noch einmal um. "Falls du reden möchtest bin ich da!" Ich lächelte und nickte.

Kapitel 8

Heute war der letzte Tag der Klassenreise und Elly wurde immer noch nicht gefunden. Langsam fingen die anderen an sie zu vergessen, alle verhielten sich wie immer. Am Anfang, dachte ich dies würde die beste Klassenreise meines Lebens werden, doch sie wurde zu der schrecklichsten Klassenreise meines Lebens.

Eigendlich war die letzte Klassenreise immer am coolsten, weil man schon älter war und größeren Spaß zusammen hatte. So wurde sie zumindest in Filmen dargestellt in der Realität sah sie ganz anders aus.

Nach dem Abenessen, wurde ich ein weiteres Mal in das Büro unter der Treppe geschickt. Herr Scheissner schaute ernst aus dem Fenster, neben ihm stand einer der Polizisten.

"Heute bekamen wir die Nachricht, dass Elly gefunden wurde." Ein Funken Hoffnung machte sich in mir breit. Sie wurde gefunden, meine Elly wurde gefunden! 

Herr Scheissner schaute immer noch aus dem Fenster."Genauer gesagt ihre Leiche wurde gefunden. Es tut mir so leid!" 

Mein Herz hörte auf zu schlagen, ich hörte auf zu atmen. Entsetzt riss ich meine Hand vor den Mund. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles mögliche schwirrte in meinem Kopf umher. Mein Körper fühlte sich auf einmal total schwer an und ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. 

Ruckartig knallte mein Körper auf den harten Holzboden. Tränen quollen aus meinen Augen und ich stieß einen scherzhaften Schrei aus. "Nein, nein, nein, nein!" schrie ich. "Elly!" Schluchzend welzte ich mich auf dem Boden. Es konnte doch nicht sein, man musste sich geirrt haben. Ich spürte einen Schmerz tief in meinem Herzen, einen unbeschreiblichen Schmerz. Einen Schmerz, den keine Waffe der Welt einem antun könnte.

Herr Scheissner und der Polizist traten auf mich zu. Sie bückten sich zu mir hinunter und Herr Scheissner legte seine Hand auf meinen Oberkörper, doch ich stieß ihn mit voller Wucht weg. Sie sollten mich in Ruhe lassen, ich wollte alleine sein. Ich wollte nicht mehr leben.

Der Polizist, legte seine Hand in mein Gesicht und ich wollte sich westoßen, doch es ging nicht. Mit voller Wucht, biss ich ihm in die Hand und er stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. Ich rappelte mich auf und lief so schnell ich konnte aus dem Büro. Ich rannte hinaus.

Es regnete in Strömen und es war bereits dunkel, aber das war mir egal. Ich lief auf die große Wiese zu und brach schließlich zusammen. Meine Klamotten waren durchnässt und ich schrie um mein Leben. Ich schrie immer weiter, bis ich schließlich nur noch schwarz sah.

Kapitel 9

Herr Scheissner teilte mir einen Platz zu und ich ließ mich langsam nieder. Er sagte mir, dass wenn etwas nicht in Ordnung sei, ich zu ihm kommen sollte. Ich starrte weiter aus dem Fenster und nickte nur.

Wir befanden uns auf dem Rückweg nach Hause. Die Klassenreise war zu Ende, die Klassenreise die mein Leben veränderte, verletzte und einfach ruinierte.

Meine Gedanken kreisten immer noch wild in meinem Kopf umher und ich konnte nicht begreifen, nicht einsehen, dass es gescheihen war. Das ist alles nur ein Traum, alles nur ein Traum! Ich will endlich erwachen!

Ich saß nicht wie auf der Hinfahrt oben bei den anderen, sondern unten bei den Strebern und Lehrern. Aber das störte mich nicht, auch was die anderen dachten störte mich nicht, mich störte rein garnichts.

Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Elly, meine Elly nicht mehr unter uns war. Ich konnte es nie wahr haben lassen, wenn eine geliebte Person nicht mehr unter uns war. 

Die ersten Monate vermisst man die Person einfach nur, hat das Gefühl sie würde sehr lange verreisen. Man realisiert noch nicht richtig, dass man diese Person nie mehr in seinem Leben wieder sehen wird. Man wird sie nie wieder lächeln sehen, nie wieder weinen sehen, nie wieder ihrer Stimme lauschen, man könnte sie nach etlichen Jahren schon fast vergessen.

Aber nein, Elly konnte ich nicht vergessen. Seine allerbeste Freundin, würde man nie vergessen können. Menschen die zu den wichtigsten in deinem Leben gehörten, könntest du selbst nach zehntausend Jahren nicht vergessen.

Ich war erschöpft, hatte einen Schmerz tief in meinem inneren und ein Funken Zorn. Der Zorn ging an Peter. Aber ich musste mich ausruhen. Ich würde ein anderes Mal zu ihm gehen und ihm das nehmen, was er mir genommen hatte. Aber um ihm das zu nehmen, woran ihm am meisten lag, müsste ich erst einmal herraus finden, was das war. Langsam schloss ich die Augen und schaltete von der Realität ab.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und schaute mich um. Vom vorderen Teil des Busses, hörte ich das laute Gelächter der Lehrer. Wir befanden uns immer noch auf dem Rückweg nach Hause. Ich schaute auf die Uhr. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis wir zu Hause wären.

Ich lehnte meinen Kopf an die kalte Fensterscheibe und beschloss noch ein bisschen zu dösen. Doch nach einer Minute, hallte die kratzige, raue Stimme des Busfahrers durch den Bus.

"Liebe Fahrgäste, in weniger als einer halben Stunde erreichen wir unser Ziel Hamburg. Ich bitte Sie, bleiben Sie bitte weiter angeschnallt und stehen Sie bitte nicht auf."

Nachdem der Bus endlich in die Straße zu unserer Schule einbog, sah ich schon meine Mutter die mit den anderen Eltern auf uns wartete. 

Der Bus hielt an und alle standen auf. Die Türen öffneten sich und ich ging zu einem Mann, der berreits die Koffer hinaus hieftete. Ich fand schließlich meinen und zog ihn zu meiner Mutter. Die begrüßtete mich und schloss mich in ihre Arme. Ein paar Tränen traten in ihre Augen und sie flüsterte mir ins Ohr, dass alles gut werden würde.

Ich nickte und suchte in der Menge nach Ellys Eltern, aber ich fand sie nicht. Wussten sie schon, dass Elly tot war? Wie hatten sie reagiert?

Meine Mutter riss mich aus den Gedanken. Sie packte mich am Arm und wir gingen zum Auto. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und schaute aus dem Fenster. Wie sollte es jetzt bloß weitergehen? Elly war tot und Peter machte mir immer mehr Angst

Meine Mutter drehte den Schlüssel und der Wagen brummte auf. Wir fuhren los und ich guckte weiter aus dem Fenster.

Wir fuhren an einem kleinen Wald vorbei und auf einmal konnte ich das bekannte blonde, gewellte Haar entdecken. Auf einmal war ich hellwach und starrte aus dem Fenster. Elly.

"Oh mein Gott, Mama halt sofort an!" schrie ich. "Was ist denn los?" Meine Mutter schaute mich irretiert an. "Da vorne ist Elly!" Ich rüttelte an der Tür, bis sie schließlich aufging. Ich riss sie auf und rannte auf das Mädchen zu, was im Wald verschwand.

"Warte!" schrie ich, doch sie bemerkte mich nicht. "Elly!" Ich rannte ihr hinterher. Doch sie war schneller. Langsam verschwanden ihre blonden Wellen in der Dunkelheit des Waldes. Ich schaute mich um, doch konnte sie nicht mehr entdecken. Meine Mutter tauchte auf und nahm meine Hand.

"Was ist denn los?" "Da vorne war Elly." "Du hast dich sicher geirrt. Vielleicht war es auch ein anderes blondes Mädchen." Nein, das war kein anderes Mädchen. Es war Elly, meine Elly! 

Ich saß wieder im Auto und meine Mutter startete das Auto. Das konnte nicht sein, ich wusste, dass es Elly war. Aber warum sie da war konnte ich mir immer noch nicht erklären.

Kapitel 10

Heute war es soweit, heute war die Beerdigung von Elly. Es war ein seltsames Gefühl und ich hatte ein bisschen Angst. In ein paar Minuten würden Lisa und Toni bei mir auftauchen, damit wir zusammen zum Friedhof gehen würden.

Ich ging zu meinem Spiegel und nahm die kleine Goldkette mit dem kleinen Herz und legte sie mir um den Hals. Sie war Ellys Lieblingskette und sie trug sie jeden Tag. Nach ihrem Tod sagten uns ihre Eltern, dass wir uns etwas als Erinnerung von ihr nehmen dürfen.

Bevor es soweit war überlegte ich mir ganz genau, was ich nehmen würde, was mich am meisten an sie erinnern würde und es war nun einmal diese Kette. 

Ihre Eltern sagte ich könnte ruhig noch mehr nehmen, doch das andere hatte für mich keinen Wert.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine Haare hatte ich gelockt und ließ sie von beiden Seiten über meine Schultern fallen. Ich trug ein dunkelblaues Kleid und einen schwarzen Blazer. Dazu hatte ich hohe Keilabsatzschuhe in Beige an.

Ich hatte mich recht dezent geschminkt, denn ich wollte nicht das später alles verschmieren würde. Es klopfte an meiner Zimmertür. Meine Mutter trat ein und schaute mich mitfühlend an.

"Lisa und Toni sind da." "Ok, ich gehe runter." "Warte." sagte meine Mutter und schlang ihre Arme um mich. "Du schaffst das!" flüsterte sie und ihr traten Tränen in die Augen. Ich drückte sie fest an mich un gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich Mami!" sagte ich. Sie drückte mich noch enger an sich und flüsterte zurück. "Ich dich auch."

Ich stieg langsam die Treppe hinunter und sah die verstörten Gesichter meiner Freundinnen. Ich lief auf sie zu und wir drei drückten uns fest aneinander. Ich war froh, dass ich sie hatte. 

Wir saßen im Auto und waren auf dem Weg zum Friedhof. Als erstes würde eine Ansprache in einer kleinen Kapelle gehalten werden, danach würde der Sarg vergraben werden. Vergraben in der Dunkelheit.

Wir bogen auf einen kleinen Parkplatz und das Auto blieb stehen. Ich öffnete die Tür und eine kalter Wind wehte durch meine Haare. Ein eisiger Schauer durchfuhr meinen Körper. Es wurde Winter und leichte Schneeflocken rieselten vom Himmel.

Wir betraten die kleine Kapelle. Sie war schön geschmückt und ganz vorne stand der Sarg, ihr Sarg. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dort vorne wirklich Ellys lebloser Körper lag. Wir traten nach vorne, alle anderen Angehörigen waren schon da. 

Lisa, Toni und ich sezten uns in die erste Reihe neben Ellys Eltern. Ihre Mutter tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab und selbst die Augen ihres sonst so unsensiblen Vaters waren gerötet.

Der Pastor trat nach vorne und hielt eine stundenlange Rede über den Tod. Ich hörte ihm nicht zu, aber es herschte eine furchtbare Stimmung. 

Ich kam mir vor wie in einem schlimmen Traum, einem schlimmen Traum aus dem ich erwachen wollte. Ich konnte immer noch nicht realisieren, dass ich gerade wirklich auf der Beerdigung meiner besten Freundin war. 

Normalerweise blieb man mit besonders dicken Freunden sein ganzes Leben lang in Kontakt.

In der Schulzeit ist dieser Kontakt besonders stark, weil man sich jeden Tag sieht und die Schulfreundinnen nunmal die einzigen sind, mit denen man reden kann.

Nach dem Abitur und man studiert trennen sich die Wege ein bisschen, weil man in eine andere Stadt zieht und sich nicht mehr so oft treffen kann. Dazu lernt man neue Leute kennen und unternimmt auch mit denen was.

Wenn man dann noch älter wird und Kinder kriegt, trifft man sich unterhält sich darüber, wie man das Zimmer gestaltet, zeigt seinen Verlobungsring und man merkt wie schade es war, dass man die paar Jahre so wenig Kontakt hatte.

Dann werden die Kinder älter und ziehen aus. Man trifft sich noch mehr und ist wieder unzertrennlich.

Wenn man dann in Rente geht trifft man sich zu Kaffee und Kuchen und plaudert über alte Zeiten. Und das hält solange an, bis einer der beiden einschläft.

Bei meiner besten Freundin und mir war das anders. Wir waren noch im Level der Schulzeit, sogesagt dem ersten Level der Freundschaft und sie ging schon von uns. 

Mir wurde bewusst, dass Elly nie eine eigene Familie gründen würde, dass sie nie heiraten würde, das sie nie sehen könnte wie ihre eigenen Kinder größer werden und ihre eigene Familie gründen würden.

Das sie am Anfang ihres jungen Lebens schon gehen musste.

Es herschte eine Schweigeminute in der Kirche, doch ich konnte mich nach meinen Gedanken nicht mehr halten. Ich stieß einen furchtbaren Schluchtzler aus und unendlich viel Tränen rollten mein Gesicht runter und verschmierten mein Make-up.

Die Schweigeminute wurde unterbrochen, denn in der ganzen Kirche fingen Leute an zu schluchzen.

Nachdem die Zeremonie zu Ende war traten alle Leute ins Freie und Ellys Sarg wurde hinausgetragen. Er wurde zu einem Grab getragen und dort mit Seilen in die Tiefe gelassen.

Alle Trauergäste stellten sich in eine Schlange um Elly einzelnd die letzte Ehre zu erweisen. Ich war an der Reihe und schaute in das tiefe, dunkle Loch. Neben mir standen eine kleine Schale mit Erde und eine weitere Schale mit gelben Blumen. Ich nahm eine riesige Hand voll Blumen und streute sie liebevoll auf den Sarg, dann warf ich noch einen sieben seitigen Brief auf den Sarg, indem ich meine wunderschönsten Erlebnisse mit Elly aufzählte und meine letzten Worte zu ihr sagte. Eine letzte Träne löste sich aus meinem linken Auge. Sie traf auf das hellbraune Holz des Sarges und spritze ein paar Tropfen um sich. Ich flüsterte "Ich liebe dich!" und ging zur Seite, um für die nächste Person Platz zu machen.

Nachdem jeder einmal dran war, wurde das Grab zugeschaufelt und der Pastor teilte Gesangsbücher aus.

Auf einmal erschrak ich. Hinter einer grünen Tanne sah ich Ellys wunderschönen Wellen. Ich stieß Toni und Lisa an. "Leute da vorne ist Elly!" Lisa und Toni schauten mich geschockt an. 

Der Pastor wollte uns gerade ein Gesangsbuch geben, doch wir ließen ihn stehen und rannten zu Elly. 

Sie stand mit dem Rücken zu uns und ein paar Schneeflocken rieselten auf ihr Haar.

 "Elly!" riefen wir und Rauchfahnen stießen aus unseren Mündern. Wir rannten auf sie zu und umarmten sie. Sie stieß uns von sich weg und wir sahen ihr zum ersten Mal ins Gesicht. 

Das Mädchen vor uns war nicht Elly, um ehrlich zu sein, war sie das genaue Gegenteil von Elly. Sie hatte braune Augen, eine kleine Schweinsnase und einen schmalen Mund. 

Erschrocken trat ich einen Schritt zurück.

"Was soll das?! Soll das ein Spaß sein?!" das Mädchen verzog ihre Augenbrauen und schaute uns irretiert an.

"Sorry,..wir...wir haben dich ver...verwechselt..." stotterte ich und schaute verlegen zu Boden, meine Freundinnen taten es mir gleich.

Das Mädchen verdrehte die Augen und ging weiter. Ich schaute zu Toni und Lisa. 

"Da war Elly, ich bin mir zu hundert Prozent sicher!" "Nein, wir haben uns geiirt, hast du doch gerade gemerkt." "Aber  so etwas ähnliches ist mir schon einmal passiert. Ich bin mit meiner Mutter im Auto gefahren, auf einmal habe ich sie gesehen und bin ihr hinterhergerannt, doch leider war sie schneller." "Das ist doch totaler Quatsch!" meinte Toni.

"Nein, mir ist es auch passiert." meldete sich Lisa zu Wort. "Ich war in meinem Zimmer und schrieb am Laptop, auf einmal stand Elly in meinem Garten und winkte mir. Ich rannte hinunter, doch als ich im Garten ankam war sie auf einmal weg. Ich dachte ich hätte es mir nur eingebildet."

"Das ist doch totaler Blödsinn!" sagte Toni, doch in ihren Augen sah ich, dass sie leicht verunsichert war.

Plötzlich vibrierte mein Handy, da ich eine neue Nachricht bekommen hatte. Ich nahm es und schaute nach. Die Nachricht kam von der Gruppe von Lisa, Toni, mir und ELLY. In der Gruppe war eine Nachricht verschickt wurden von ELLY!!! Entgeistert schaute ich zu meinen Freundinnen und hielt mein Handy hoch.

 

Elly: Ich bin noch hier ihr Bitches!

Kapitel 11

Seitdem Elly weg war, litt ich unter Wahnvorstellungen. Ich sah sie an seltsamen Orten, doch immer wenn ich zu ihr wollte war sie auf einmal verschwunden.

Ich wusste nicht, ob ich mir das einbildete und manchmal war ich mir sogar nicht mehr sicher, ob ich es geträumt hatte oder ob es wirklich passiert war.

Das Rätsel mit der SMS stellte uns alle vor ein riesiges Rätsel. Unsere Handys waren während der Klassenreise alle bei unseren Lehren und wir durften sie nicht mit zur Nachtwanderung nehmen. Und nach der Nachtwanderung war sie nicht mehr da, wie hätte sie uns also schreiben sollen?! 

Wenn das Handy ihren Eltern gegeben wurden war, hätten die uns wohl kaum diese Nachricht geschrieben, außerdem waren sie zu der Zeit noch auf der Beerdigung.

Wer schrieb uns also bitte diese Nachricht?!

Langsam wurde ich misstrauisch. Vielleicht war Elly ja garnicht tot. Um meine Vermutung zu überprüpfen, fasste ich einen sicherlich geisteskranken Versuch. Den ich allerdings nur mit der Hilfe meiner Freundinnen durchziehen konnte.

 

Ich: Leute, ich glaube Elly ist garnicht tot... Ich weiß das klingt komisch, aber irgendwie bin ich mir ganz sicher. Wir waren ja auf ihrer Beerdigung und die Polizei hat ja ihre Leiche gefunden... Aber könnt ihr euch erklären, warum wir sie ständig sehen und könnt ihr euch erklären, wieso wir eine SMS bekamen?! Ich glaube sie verarscht uns... Und um der Sache entgültig auf den Grund zu gehen, bleibt uns nix anderes übrig als... ihren Sarg auszugraben. 

Toni: Haha, dein Ernst?! :'D Ja, genau wir schleichen uns wie Undercover Agenten auf den Friedhof und graben unsere Freundin aus! Super Idee, Lil!

Ich: Ich weiß es klingt verrückt, aber was bleibt uns anderes übrig, nur so können wir das Geheimniss lüften.

Toni: Indem wir unsere verstorbene Freundin ausgraben?!

Lisa: Nein Lil, das ist echt übertrieben... Wir bilden es uns einfach nur ein, weil wir noch so schockiert über ihren Tod sind.

Ich: Und was ist mit der SMS?!

Toni: Vielleicht hat einfach jemand das Handy gefunden und sich einen Spaß erlaubt.

Ich: Und dann schreibt man auch genau so etwas...?!

 

Ich verstand nicht, warum meine Freundinnen der festen Überzeugung waren Elly würde wirklich tot sein. Die Anzeichen waren doch ganz klar. Aber wie konnte ich sie dazu bringen mir zu glauben?

Sie würden niemals mit mir den Sarg ausgraben, weil sie der Meinung waren Elly wäre wirklich tot. Alleine würde ich nicht weit kommen, es war eigendlich vollkommen unmöglich, aber irgendetwas in mir setzte mir fest in den Kopf, dass ich alles schaffen könnte.

Kapitel 12

Es war Punkt 23:00, als ich in meinem Zimmer saß und darauf wartete, dass meine Eltern endlich einschlafen würden. Ich ging noch einmal zu meinem schwarzen Rucksack und schaute, ob ich wirklich nichts vergessen hatte.

Eine große Schaufel, drei Taschenlampen, eine Zange und ein Seil. Dann ging ich zum Spiegel und schaute mich an. Ich hatte einen dicken, schwarzen Pullover an, trug eine schwarze Leggins, eine schwarze Mütze und schwarze Handschuhe.

Es war 23:30 als meine Mutter das Licht ausschaltete und schlafen ging. Ich wartete noch eine halbe Stunde, dann öffnete ich mein Fenster und sprang auf das schneebedeckte Gras.

Geduckt lief ich zum Schuppen und holte mein Fahrrad. Ich setzte mich auf den kalten Sitz und trat die Pedale hinunter. 

Die Straße war menschenleer und nur selten brannte noch irgenwo Licht. Es schneite leicht und der Mond stand klar über meinem Kopf, eigentlich war es eine recht schöne Winternacht. Das einzigste was mir zuschaffen machte war diese Kälte. Sie drang in meinen Körper ein und ließ mich zittern.

Ich fuhr weiter, während ich mich immer weiter dem Friedhof näherte. Ich fuhr zu Ellys Grab und die schrecklichen Gedanken an ihre Beerdigungen kamen in mir hoch.

Ich stellte mein Fahrrad neben ihrem Grab ab und holte alles aus meinem Rucksack, was ich brauchte. Es war ein komisches Gefühl, dass man dabei war ein Grab auszugraben, obwohl es völlig hoffnungslos war. 

Plötzlich wurde mir bewusst, was für eine Angst ich hatte und das ich am liebsten zu Hause geblieben wäre. Dennoch nahm ich mir eine Schaufel und begonn die noch lockere Erde weg zu buddeln.

Es war ungefair 01:00, als ich aufgebracht die Schaufel zur Seite warf und auf mein Werk schaute. Es war hoffnungslos, alleine würde ich es niemals schaffen. Also tat ich alle Sachen in meinen Rucksack zurück und schaufelte mein kleines Loch wieder zu.

Auf einmal hörte ich Schritte und einen kleffenden Hund. 

"Wer ist da?" hörte ich eine kratzige Männer Stimme rufen. Der Mann näherte sich und leuchtete wild mit der Taschenlampe um sich. Ich sprang auf mein Rad und trat so schnell wie ich konnte in die Pedale.

"Hee!" rief der Mann, doch ich fuhr weiter. Als ich schon ein paar Meter entfernt war drehte ich mich noch einmal um. In dem kleinen Wald neben dem Friedhof, sah ich ein Augenpaar funkeln. Ich erschrak und fiel fast von meinem Rad. Ein Schauer breitete sich in mir aus und ich fuhr noch schneller.

Mein Körper bebte und mein Herz raste. Ich trat dennoch immer schneller in die Pedale, wel ich nichts anderes wollte, als endlich zu Hause zu sein.

Als ich unser Haus erreichte, schlich ich in den Garten und brachte mein Fahrrad in den Schuppen. Ich ging zu meinem Fenster und der Schnee knirschte unter meinen Füßen. Doch kurz bevor ich ankam stieß ich einen Blumentopf um. Ich blieb wie angewurzelt stehen und hielt den Atem an.

Nichts im Haus regte sich und ich atmete erleichtert auf.

Dann öffnete ich mein Fenster und kletterte hinein. Als ich endlich wieder in meinem Zimmer war, zog ich mich aus und warf mich erschöpft in mein Bett.

Kapitel 13

Müde saß ich am Frühstückstisch und stopfte mir einen großen Löffel Müsli in den Mund. Mein Bruder saß gegenüber von mir und probierte den Song im Radio mit zu rappen.

Genervt sagte ich zu ihm "Louis, hör auf damit du kannst nicht rappen!" "Stimmt doch garnicht!" rief er und sah mich böse an. "Du kannst noch nicht einmal richtig Englisch!"  "Kann ich wohl!" "Dann sag doch mal was." sagte ich und schaute ihn herrausfordernt an. "Shut ap!" "Das heißt Shut up!" lachte ich und trank etwas.

"Ärgere ihn nicht, er ist doch noch etwas kleiner." sagte meine Mutter und legte ihre Schulter um Louis. Er legte sich von sich ab und schaute meine Mutter ebenso böse mit seinen großen, blauen Augen an.

"Ich bin nicht klein!"

Meine Mutter lachte und strich ihm durch sein blondes, lockiges Haar.

Eigendlich sah ich meinem Bruder garnicht ähnlich, wir waren zwar Halbgeschwister, aber zwischen uns gab es nicht mal eine minimale Ähnlichkeit.

Louis kam mit seinen großen, blauen Augen, seinem schmalen Gesicht und den blonden, lockigen Haaren total nach Klaas.

Ich denke mal ich kam eher nach meinem Vater, auch wenn ich ihn nie kennengelernt hatte, denn sont sah ich niemanden wirklich ähnlich. Meiner Mutter sah ich kaum ähnlich. Sie hatte lange, dicke, rote Haare, ein etwas rundes Gesicht, starke Kurven, die gleichen Sommersprossen wie mein Bruder und braune Augen.

Klaas trat zu uns und runzelte die Stirn.

"Hier lest das mal." sagte er und klatschte das Hamburger Abendblatt auf den Tisch. "Es geht um das Grab deiner Freundin... ach Mist, wie heißt die doch gleich... Emma, Ella,...Elly!" Mit diesen Worten schloss er die Tür und mein Blick richtete sich auf die Zeitung. Die Überschrift des Artikels lautete Der Versuch ein Grab auszubuddeln. Ich überflog den Artikel.

 ... Unbekannter... Grab zu schaffen... entdeckt... fuhr auf einem Fahrrad davon... alleine... Elly Sagroh...

 

Ich stieg aus dem Bus, überquerte das Schulgelände und ging in meine Klasse. Ich setzte mich an meinem Tisch, an dem Toni, ein Junge namens Paul, der sich für den Allerbesten hielt und Imke saßen, eine nervige Außenseiterin.

Nach ein paar Minuten trat auch schon unsere hektische Lehrerin in die Klasse. Sie begrüßte uns und ließ sich erleichtert auf dem Pult fallen.

"Okay." schnaubte sie und richtete ihre Brille zurecht. "Ich schreib mal an, was wir heute alles machen."

"Habt ihr das gehört?" fragte uns Paul und räusperte sich. "Was?" fragte Toni und schaute ihn verwirrt an. "Das ich geil bin?!" Imke zuckte erschrocken zusammen und Toni und ich verdrehten die Augen.

"Okay, jetzt mal richtig. Jemand hat sich am Grab eurer Freundin zu schaffen gemacht." Ich wusste es zwar schon, aber antwortete nicht.

Toni schaute Paul entsetzt an. Der setzte sein breites Lächeln auf und sein schwarzes Haar bebte. Paul war Asiate und sah nicht sonderlich gut, was er allerdings anders sah.

Leonie lehnte sich zu unserem Tisch. "Ist das wahr?" fragte sie und strich ihre hellblonden Extencions zurück. Wenn Leonie einmal etwas wusste, wusste es auf einmal die ganze Klasse und schon fingen alle an zu tuscheln.

"Ruhe!" brüllte unsere Lehrerin und schaute uns böse an, doch keiner beachtete sie. Ihr Kopf lief rot an und sie schlug mit ihrer Hand auf den Tisch. "Ruuuuuheeeee!"

Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Sie schnaubte ein weiteres Mal und sah aus, wie ein wütender Stier. "Ich weiß ihr seid in der Pubertät und da gibt es ja immer so wichtige Dinge zu besprechen, aber jezt hört mir mal zu. Ich mache das hier auch nicht aus Spaß, ich habe auch nicht gerne so eine schreckliche Klasse wie euch, aber ich kann es nun mal nicht ändern. Genau so wenig könnt ihr ändern, dass ihr jetzt verdammt nochmal Deutschunterricht habt"

"Sie haben gesagt wir sind schrecklich, soweit ich weiß, dürfen Lehrer Schüler nicht beleidigen. Ich glaube unsere Klasse sollte sich bei der Schulleitung beschweren." rief Paul und ignorierte unsere genervten Blicke, stadessen strich er sich wieder selbstverliebt durch sein Haar.

"Gerne, ich komme mit, dann kann ich mit der Schulleitung darüber reden, wie du jede Pause mit deinem Handy Selfies machst, obwohl wir ein Handyverbot haben."

Die ganze Klasse fing an zu lachen und Paul hielt sich auf einmal doch nicht mehr für so cool.

 

In dieser Nacht schlief ich schlecht, da ich einen komischen Traum hatte:

Ich lag auf dem Boden und öffnete meine Augen. Alles um mich herum war weiß, ich befand mich in einem komplett weißen Raum ohne Fenster und Möbel. Mir war schlecht und ich war zu schwach um aufzustehen.

Ich hatte einen trockenen Kloß im Hals und ich brauchte dringend Wasser.

Ich schloss meine Augen ein weiteres Mal und als ich sie wieder öffnete, war ich immer noch in dem weißen Raum, allerdings auf einem weißen Tisch und gefesselt. Auf einmal öffnete sich eine Tür und zwei Personen traten hinein. Ich probierte mich zur Seite zu drehen, doch ich war zu schwach.

Ich wartete, bis sich die beiden Personen über mich beugten und ich ihre Gesichter sah. Ich schaute in die funkelnden Augen von Peter und ELLY. Ich erschrak und sah sie verstört an. Was war hier los?!

Elly strahlte mich freudenvoll an. "Endlich ist es soweit!" sie rieb sich ihre Hände. Ich verstand garnichts mehr und schaute beide ängstlich an.

Elly ließ sich auf einem Stuhl neben mir fallen. Peter trat grinsend auf mich zu und ich bekam nun nochmehr Angst.

"Es tut mir leid, aber du bist uns nun einmal unterlegen, außerdem ist es deine Bestimmung." flüsterte Peter in mein Ohr und leckte sich über die feuchten Lippen.

Er beugte sich nach unten und kam mit einem riesigen Messer wieder zu mir nach oben. Was hatte er vor? Wollte er mich umbringen? Nein, das würde Elly doch nicht zulassen! Oder?! 

Peter beugte sich über mich, hob das Messer und rammte es mir in den Bauch. Elly fing an zu lachen und ich spürte einen unbeschreiblichen Schmerz. Ich wollte schreien, doch kein Laut ertönte aus meinem Mund. Ich wollte die Wunde an meinem Bauch nicht sehen, aber dennoch beugte ich mich leicht vor und schaute geschockt auf meinen Bauch.

Ich erwartete eine riesige, blutetende Wunde, doch ich sah nichts ich spürte einfach nur einen unbeschreiblichen Schmerz. Peter erhob erneut das Messer und rammte es in meinen rechten Oberschenkel. Wieder ertönte das schrille Gelächter von Elly. Und ich stieß wieder einen lautlosen Schrei aus.

Ich hatte Panik und meine Tränen brannte auf meiner Haut. Ich brachte nur ein einziges "Warum?" herraus und verzog mein Gesicht vor Schmerz.

"Denk daran, es ist deine Bestimmung." sagte Peter und Elly fing an zu lachen. Meine einst beste Freundin ließ mich hier foltern, sie half mir nicht, nein, sie lachte mich aus. Ich spürte einen unerwarteten Hass und hätte Peter am liebsten das Messer aus der Hand gerissen und beiden damit die Schmerzen zugefügt, die sie mir antaten.

Peter schritt auf die andere Seite und rammte das Messer in mein linkes Bein.

Wieder durchfuhr mich ein unbeschreiblicher Schmerz, doch dieser Schmerz war nicht halb so stark, wie der Schmerz von seiner eigenen Freundin verraten zu wurden.

Diesesmal lachte auch Peter aus vollem Halse und Elly kreischte so stark, dass ich Angst hatte taub zu werden. Die beiden lachten und rammten mir das Messer noch einigemale in meinen Körper, bis ich schweißgebadet aufwachte.

 

Ich schaute mich geschockt in meinem Zimmer um. Es war stockduster und als mein Blick auf meinen Wecker traf konnte ich die Zahlen 03:47 erkennen.

Mein Hals war trocken, somit ging ich auf die Toilette und trank etwas. Dieser Traum kam mir so real vor, dass ich fast glaubte er wäre wirklich passiert. Er stellte mich vor ein Rätsel und um dieses Rätsel zu lösen nahm ich mir vor Peter nach der Schule zu folgen. Denn niemande wusste wo er hinging, niemand hatte ihn je privat irgendwo gesehen und seine Adresse stand nie auf der Klassenliste.

Kapitel 14

Ich hörte ein aufgeregtes Kreischen und ein ätzendes Gehechel drang in mein Ohr. Ich öffnete meine Augen und Louis schaute mich aufgeregt an. Blue stand neben ihm und hechelte mich an.

"Was ist?" sagte ich und zog mein Kissen über den Kopf. "Lil, sie mal es schneit!" "Schnee ist scheiße!" sagte ich und probierte wieder meine Augen zu schließen. "Schnee ist garnicht scheiße!"

Beleidigt trottete Louis aus meinem Zimmer und Blue tapste ihm aufgeregt hinterher.

Ich schloss wieder die Augen und ein paar Minuten später schrak ich auf. In meinem Gesicht klebte etwas eiskaltes, nasses und lief meinen Hals hinunter.

"Looooouuuuuuiiiiiiissssss!!!" schrie ich. Als er nicht kam, stürmte ich in sein Zimmer, wo er lachend auf seinem Bett lag.

"Du bist so ein Arschloch!" schrie ich und konnte mich nicht einkriegen. 

Ausvershen trat ich auf sein Hot Weels Auto und schrie auf. Ich hätte niemals gedacht, dass es so weh tuen würde auf ein Spielzeugauto zu treten. Und ich wurde noch wütender auf Louis. Er konnte zwar nichts dafür, aber trotzdem gab ich ihm die Schuld dafür, dass nun auch noch mein Fuß schmerzte.

Louis stürzte zu seinem Auto und hielt es entsetzt in den Händen.

"Du hast es kaputt gemacht!" Voller Trauer sah er mich an. Ich musste fast lächeln, weil er so verzweifelt aussah, aber ich konnte mich zurück halten.

"Selber Schuld!" brüllte ich ihn an, obwohl diese Sätze irgendwie keinen Sinn ergaben und somit riss meine Zimmertür zu.

Ich hörte Schritte und wenig später klopfte es an meiner Zimmertür. "Nein!" schrie ich, doch meine Mutter öffnete trotzdem vorsichtig die Tür.

"Was ist denn hier los?" Louis kam um die Ecke gesprintet. "Lil hat mein Hot Weel kaputt gemacht!" "Das war ausversehen, aber du hast selber Schuld, was wirfst du mir auch Schnee ins Gesicht!"

Meine Mutter sah Louis enttäuscht an. "Louis entschudige dich bitte bei Liliana." LIL!!! Dachte ich aber sagte dennoch nichts.

Louis schaute abwechselnd zu meiner Mutter und mir. 
"Sie soll sich entschuldigen!" Ich rollte mit den Augen. 

"Louis!" rief Klaas von unten. Louis rannte sofort in sein Zimmer und kam eine Sekunde später mit seinem Rucksack aus der Tür und lief nach unten.

Lois ging zwar auf die selbe Schule wie ich, hatte aber jeden Freitag total früh Schulschwimmen und somit fuhr Klaas ihn dorthin.

"Tschüss!" hörte man Louis schreien und knallte die Tür zu.

Meine Mutter schaute mich an.

"Sei ihm nicht so böse, er ist doch noch ein bisschen kleiner." Immer diese typische Ausrede. Er ist doch noch ein bisschen kleiner. Ich fragte mich schon oft, warum es keine anderen Ausreden gab, aber das lag sicher daran, dass es keine anderen gab, weil es nämlich völlig unberechtigt war.

Kapitel 15

Ich zog meine Jacke über und wickelte mir meinen Schal um den Hals. Ich öffnete die Haustür und ein eisiger Wind kam mir entgegen.

Unsere Straße sah echt schön aus, wie eine Straße die man mit Puderzucker bestreut hatte. Friedlich und liebevoll.

Ich ging zur Straße und tausende Schneeflocken rieselten auf mich. Ich ging zu meiner Bushaltestelle und wartete auf dem eiskalten Sitz, bis mein Bus kam. Ich stieg beim Fahrer ein und zeigte meine Monatskarte vor. Ich hatte nur eine Monatskarte, weil sich eine Jahreskarte im Sommer nicht lohnen würde, weil ich da immer mit dem Fahrrad zur Schule fuhr.

Gestresst klopfte ich an die Tür meiner Klasse, als ich die Tür öffnete, scheuchte mich meine Lehrerin nach draußen und schloss die Tür hinter sich.

"Auf deine Ausrede bin ich jetzt aber gespannt!" sagte sie und schaute mich vorwurfsvoll an. "Ich habe keine." sagte ich und ihre Augenbrauen verzogen sich auf eine seltsame Art.

Sie schob mich in die Klasse und ich ließ mich auf meinem Platz nieder. Mein Blick glitt durch die Klasse und blieb bei einer Person stehen, Peter. Er starrte mir in die Augen und ich schaute in seine. Irgendwas in ihnen jagte mir Angst ein, doch ich schaute zielsicher zurück. Du jagst mir keine Angst ein! dachte ich und dieser Gedanke stärkte mich. Irgendwann wand er seinen Blick ab und ich musste innerlich siegessicher grinsen.

Die Stunde zog sich irre lange hin und den größten Teil der Zeit schaute ich aus dem Fenster, wie sich auf den Dächern eine immer größere Schneeschicht bildete.

Wenn ich damals gewusst hätte, dass dies meine letzter normaler Schultag sein würde, hätte ich mir sicher mehr Mühe gegeben, die Leute daran zu erinnern, dass ich existierte. Doch ich überlebet ihn, wie jeden anderen Schulatg, was ich mittlerweile bereute.

Als es zur Pause leutete, ging ich mit meinen Freundinnen auf den Schulhof. Ich sehnte mich danach endlich Schluss zu haben, aber gleichzeitig breitete sich eine unheimlich große Furcht in mir aus, da ich Peter nach der Schule folgen würde.

In der nächsten Stunde hatten wir Philosophie und schauten einen Film über den Glauben, der die Menschen auf der ganzen Welt stärkt und über das Übernatürliche.

Ich trat in unseren Klassenraum und alle stürzten sich auf die Stühle in der ersten Reihe. Früher hätte ich das warscheinlich auch getan, doch an diesem Tag war mir alles so gleichgültig wie noch nie in meinem Leben. Ich setzte mich letztendlich in die letzte Reihe und schaute auf den Fernseher.

Die ganze Zeit wurde über abergläubische Menschen und so einem Schwachsinn geredet und ich hörte nicht wirklich zu, bis ein Thema meine Aufmerksamkeit erregte.

Es ging darum, dass es Menschen gibt die an Hexen und Vampire und so etwas glauben, dazu wurde gesagt das  "normale" Meschen nicht an so etwas glauben würden. Allerdings, soll es bereits vor einhundert Jahren komische Vorfälle gegeben haben, wo Leute auf einmal ohne Grund verschwunden sind und manche meinten sie seien von Menschen angegriffen wurden und hatten dazu komische Bissspuren an ihren Hälsen.

Ich glaubte nicht an so etwas, so etwas gab es für mich nur in Filmen un die Leute die behaupteten sie wären von "Vampiren" angegriffen wurden, hatten es sich sicher nur ausgedacht um Aufmerksamkeit zu kriegen.

Es läutete zur Mittagspause und ich ging mit meinen Freundinnen in die Mensa, um Mittag zu essen. Wir standen in einer langen Reihe von Schülern und als ich dran war, warf mir die Küchenfrau einen riesigen Löffel Kartoffelbrei auf den Teller, mit einer anderen Kelle schmiss sie grünen Spinat dazu, mit einer ganz anderen packte sie eine Bratwurst drauf und reichte mir kaltherzig den vollen Teller.

Ich setzte mich mit meinen Freundinnen an unseren Stammtisch ganz hinten rechts in der Ecke. Gegenüber von mir sahs Lisa und neben ihr Toni und der Platz neben mir blieb frei. Normalerweise saß Elly dort, doch seit sie nicht mehr da war, war er leer. 

Meine Freundinnen begonnen über den tollen zwölftklässler Mic zu sprechen, doch ich hörte ihnen nicht zu ich stocherte nur in meinem Essen herum und aß keinen Happen. Ich weiß nicht, was an diesem Tag mit mir los war, doch ich hatte zu nichts Lust und wollte mich einfach in meinen kleinen schwarzen Raum zurück ziehen. 

Wenn ich gewusst hätte, dass dies der letzte Tag mit meinen Freundinnen werden würde, hätte ich ihn sicher anders verbracht. Der Gedanke das dies der letzte Tag mit ihnen war, der Gedanke das dies das letzte Mittagessen in meiner Schule war und der Gedanke das alles nie mehr wie früher werden würde, hätte mir zu diesem Zeitpunkt sicher so eine große Angst eingejagt, dass ich nicht darüber sprechen möchte, wie ich damit umgegangen wäre.

Ich hätte mich sicher von meinen Freundinnen, von meiner Schule und von meinem Leben verabschiedet, doch leider kann man nunmal die Zeit nicht zurück drehen.

Nach der Pause hatten wir Geschichte und ich zählte gefühlt jede Minute und fürchtete das die Stunde nie vorbei sein würde. 

Immer mehr Schneeflocken rieselten vom Himmel hinab und ein starker Wind brauste an unseren Fenstern vorbei. Ich rückte mit meinem Stuhl näher an die Heizung und lauschte, wie die Äste der Bäume gegen die Fenster schlugen. 

Es war 15:50 und der Himmel verdunkelte sich langsam. Unser Lehrer schaute betrübt nach draußen und legte das Kreidestück auf sein Pult.

"Liebe Schüler, wie ihr seht sieht es ziemlich bewölkt aus und demnächst wird es auch schon dunkel. Ich würde sagen wir machen schon jetzt Schluss und reden am Montag in der Deutsch Stunde weiter. Ich wünsche euch einen guten Heimweg."

Normalerweise hätte ich Freudensprünge nach dieser Nachricht gemacht, doch ich tat es nicht. Ich wollte keinen Schulschluss haben, da ich mich vor dem fürchtete, was jetzt folgen würde. Ich sah zu Peter, er öffnete die Tür und ging nach draußen in den Flur. Ich schnappte mir meine Tasche und ging ihm nach. 

Ich trat die große Treppe hinunter und öffnete die Tür. Ein eisiger Wind kam mir entgegen und ich probierte meine Mütze fest zu halten.

Peter ging mit schnellen Schritten auf das Schultor zu und ich hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen. Als er hinter dem Schultor war, ging er nach links. Er drehte sich kein einziges Mal um, aber dennoch probierte ich ihm sehr unauffällig hinterher zu gehen. 

Nach einiger Zeit bog er nach links in einen kleinen Wald. Ich folgte ihm und sprang von Baum zu Baum, damit er mich nicht bemerken würde. Leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dies der größte Fehler meines Lebens werden würde.

Langsam wurde es dunkel und ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus und ich überlegte wieder nach Hause zu gehen. Der Schnee fiel auf meinen Kopf und es war so kalt das ich Angst hatte zu erfrieren. Ein Vogel landete auf einem schnebedeckten Ast und die weißen Flocken rieselten hinunter.

Ich hatte Hunger und wollte nach Hause. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, denn alles was ich sah waren nur schnebedeckte Tannen die überall um mich herum standen. Ich wollte mich gerade umdrehen, weil ich dachte es hätte keinen Sinn mehr, da blieb Peter auf einmal stehen. In der Dämmerung sah ich nur seine Silhouette. Er stand einfach nur da und die Schneeflocken sammelten sich auf seine Kopf.

Ich versteckte mich hinter einer großen Eiche und luckte vorsichtig zu ihm hinüber.

"Ich weiß das du da bist!" Ich sagte nichts, sondern spürte nur mein pochendes Herz in der Brust. Ich hielt den Atem an, weil ich Angst hatte, er könnte mich hören. 

"Du versteckst dich hinter der großen Eiche." sagte er. Und drehte sich um. Bei seinem Anblick machte sich Panik in mir breit. Seine Augen waren rot und funkelten in der Dunkelheit.

Er schritt langsam auf die Eiche zu hinter der ich mich versteckte zu. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte so eine große Angst und da sah ich als einzigsten Ausweg einfach los zu rennen. Wäre ich ihm doch bloß nie hinterher gelaufen. Ich stieß mich schwungvoll an der Eiche ab und rannte los.

Ich lief durch den unendlich düsteren Wald und spürte seine schnellen, eisigen Schritte hinter mir. Ich musste weinen, doch rannte weiter über das feuchte Moos. Ich wusste nicht, was gleich passieren würde, ich hoffte nur, dass ich es überleben würde. Ich würde alles tun um zu entkommen, um ihm zu entkommen, doch ich wusste das es zwecklos war. Er würde nicht aufgeben mich zu jagen, ehe er mich getötet hatte.

Schluchzend brach ich auf einer schneebedeckten Lichtung zusammen. Bitte töte mich nicht!  schrie ich innerlich und klammerte mich an den Wuzeln eines Baumes fest.

Der Schweiß lief mir kalt den Rücken runter. Man konnte nichts sehen, also tastete ich mit meinen Fingern durch die gefrorene Erde um irgendetwas zu meiner Verteidigung zu finden. Eine Eule heulte auf und seine feuerroten Augen kamen zum Vorschein, die mich zum Zittern brachten. Angst machte sich in mir breit und ich musste nicht, was er mit mir machen würde.

Seine feuerroten, bedrohlichen Augen näherten sich. Mit seiner Zunge, leckte er mir langsam über den Hals und angwidert verkrampfte sich mein Körper. Ich wollte ihn weg schubsen, doch ich konnte nicht, irgendetwas hinderte mich daran.

Wie angewurzelt, saß ich im Schnee und merkte, wie das feute Nass sich in mir ausbreitete. Er beugte sich zu mir hinunter und hielt mit seiner eiskalten Hand mein Gesicht.

"Schau mich an!" flüsterte er. Doch ich bewegte mich nicht. Sein kalter Atem, drang wieder in mein Ohr. "Schau mich an!" flüsterte er etwas energischer. Doch ich blieb wie eingefroren, auf der Stelle sitzen. Er umfasste mein Gesicht doller und nun mit beiden Händen, dass ich leicht zusammenzuckte.

Mein Herz hämmerte so doll, als wenn es gleich aus meiner Brust springen würde. Bitte, ich will nicht sterben! dachte ich mir. Mit seinen Händen drehte meinen Kopf ruckartig zu sich. Ich schloss die Augen, ich wollte ihm nicht ihn die Augen sehen, wenn er mich umbrachte.

"Ich habe gesagt du sollst mich anschauen!" schrie er laut und jedes seiner Worte ließ mich zusammen zucken. Krampfhaft öffnete ich die Augen, um ihn wieder in die feuerroten Augen blicken zu müssen. Tränen rollten meine Wangen runter und er wischte sie mit seiner kalten Hand weg. Danach betrachtete er und leckte sie ab. Sein Schmatzen erfüllte die Nacht.

Er ließ mich los und ich wich vor ihm zurück. Ich stieß gegen einen Baum und schaute mich zitternd um. Er lächelte auf und näherte sich. Wieder funkelten die zwei roten Punkte in der Dunkelheit. Er strich durch sein dunkelblondes Haar und bückte sich zu mir hinunter.

"Du kannst nicht entkommen und das weißt du genau so gut wie ich! Es ist deine Bestimmung! Habe keine Angst!" Er strich mir eine Haarsträne aus dem Gesicht und leckte sich genüsslich über die Lippen. Er neigte sich zu mir und vergrub seinen Kopf in meinem Nacken. 

"Jetzt bist du eine von uns!"

Ein unbeschreiblicher Schmerz durchfuhr meinen Körper, der sich in jeder Zelle meines Körpers ausbreitete. Ich wollte schreien aber es ging nicht. Ich kippte zur Seite auf den kalten Schnee und mein Körper fing unkontrolliert an zu zucken auf dem Boden. Er löste sich von mir und ich spürte wie mein warmes Blut auf den weißen Schnee lief und seine Spuren hinterließ. 

Es wurde schwarz vor meinen Augen, doch seine Worte "Jetzt bist du eine von uns!"  wollten nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. Was sollte das bloß heißen?

Kapitel 16

Ich vernahm das Heulen des Windes und öffnete langsam meine Augen. Das Licht war wiederum so hell, dass ich sie erst wieder schloss. Als ich sie ein weiters Mal öffnete, war ich in einem vollkommend weißem Zimmer auf einem weißen Bett. Ich wollte mich aufrichten, doch mir tat alles weh und so ließ ich mich wieder nieder.

Außer meinem Bett gab es kein anderes Möbelstück in diesem Raum. Gegenüber von mir befand sich ein riesengroßes Fenster, das bis zum Boden reichte. Draußen war alles weiß und es viel massenweise Schnee vom Himmel.

Auf einmla drückte jemand die Klinke hinunter und die Tür öffnete sich. Ein ungefair sechzehn bis siebzehn Jahre altes Mädchen kam herein, starrte wie gebannt auf ihr Handy mit einer silbernen Glitzerhülle und kaute auf einem knallpinken Kaugummi.

Sie hatte hellblonde Haare, die sie zu einem fransigen Dutt hochgesteckt hatte. Dazu hatte sie einen Pony, der ihr bis zu den Augenbrauen reichte. Sie trug ein schwarzes, lockeres Top mit roter Aufschrift, dazu hatte sie eine riesige Goldkette um ihren Hals. Über ihrem Top trug sie einen kurzen, schwarzen Pelz und an ihren Armen und Ohren prangte jeglicher Goldschmuck.

Sie hatte blaue Augen, die ein perfekter Lidstrich zierte.. Dazu hatte sie eine schmale Stupsnase und auf ihren schönen Schmolllippen glänzte roter Lippenstift. Sie trug eine zerfetzte, schwarze Jeans und rote Air Max.

Als sie von ihrem Handy aufschaute erschrak sie. Sie starrte mich an und tippte etwas in ihr Handy, dann legte sie es an ihr Ohr und währendessen hörte sie nicht auf mich anzustarren.

"Sie ist wach!" sagte sie und ihre Stimme klang rau, aber dennoch sehr angenehm. Sie stellte sich vor das große Fenster, steckte ihr Handy in die Hose und starrte mich an. Ich fühlte mich unwohl so beobachtet zu werden und hoffte, dass sie es bald lassen würde, aber sie tat es nicht. Wie mich diese Menschen aufregten, die einen durchgehnd anstarrten und wo man keine Ahnung hatte, was sie von einem wollten.

"Wieso?" flüsterte ich und vernahm einen salzigen Geruch aus seinem Mund. "Du wirst es noch erfahren." sagte sie. 

"Du bist ab jetzt für sie verantwortlich." hörte ich eine Stimme aus dem Handy des Mädchens dringen.

"Oh ne! Wieso immer ich?! Mael könnte auch mal wieder eine übernehmen!" Das Mädchen verschrenkte die Arme und sah ziemlich genervt aus.

"Wenn sie fit genug ist, bringst du sie in ihr Zimmer. Und den Tag darauf zeigst du ihr alles." drang wieder eine Stimme aus dem Handy. 

Ich verstand überhaupt nichts mehr. Warum war ich in diesem Raum? Wer waren diese Menschen? Und wo war ich überhaupt?

Kapitel 17

Es waren einige Stunden vergangen und ich lag immer noch alleine in dem fremden Bett und verstand die Welt nicht mehr.

Ich probierte mich von meinem Bett zu stützen und verspürte einen starken Krampf in meinem Hals und Rücken, doch kaum stand ich auf, hatte ich das Gefühl das neue Energie durch jede meiner Zellen sprühte und ich fühlte mich wie neu geboren.

Mit meinen kalten Füßen schritt ich zum Fenster und öffnete das Fenster. Der kalte Winterwind strich durch mein Haar und ein, zwei Schneeflocken rieselten auf meine Hand. Der Himmel war dunkel und es war später Nachmittag.

Plötzlich öffnete sich die Tür und das blonde Mädchen kam genervt in den Raum. Ich schloss sofort das Fenster und schaute sie an. 

"Gut das du wieder stehen kannst." sagte sie und warf mir ein weißes Tshirt und eine schwarze Leggins zu. "Zieh das an, das sollte für den Anfang reichen! " Sie ging aus dem Raum und ich schaute ihr nach.

Ich zog wie mir befohlen die Klamotten und entdeckte auf dem Tshirt die Aufschrift I ♡ London. Ich steckte es in die Leggins, da es mir fast bis zu den Knien ging. Zufällig fand ich an meinem Arm ein Zopfgummi und band mir meine fettigen Haare zu einem zerfransten Dutt nach oben.

Ich öffnete die Tür, wo das blonde Mädchen stand.

"Dann lass uns mal loslegen!" sagte sie und schmuzelte bei meinem Anblick. "Geh mir einfach nach! Ich bin übrigens Jess!" "Lilia... ähm... Lil!" antwortete ich und ging Jess nach.

Wir traten in einen Flur. Ganz hinten rechts schlängelte sich eine weiße Mamortreppe in den nächsten Stock und rechts war eine monströse weiße Haustür. Auf meiner linken Seite war nur die Tür zu dem Zimmer in dem ich die letzten Tage verbrachte und direkt neben mir war eine weitere. In der mitte war ein kleiner Tisch auf dem rote Rosen standen und in der Mitte de Raumes, prangte ein riesiger, funkelnder Kronleuchter.

Insgesamt war der ganze Saal weiß und aus Mamor.

"Das ist unser Eingang!" sagte sie und drehte sich um sich selbst. "Die Treppe führt zu deinem und den Zimmern der anderen und die Tür hier neben uns, führt zu dem Esssaal und Schlafzimmer unseres Bosses. Der ist allerdings gerade nicht da, deshalb zeige ich dir diese Räume ein andern Mal.

Jess war mir von Anfang an sympathisch und dazu war sie unglaublich hübsch. Sie schritt die monströse Treppe hinauf und ich folgte ihr. Wir kamen in einen schmalen, langen Flur mit vier Zimmern auf jeder Seite.

"Das ist unser Reich!" rief Jess und lachte. Sie hopste durch den Flur und blieb vor der vorletzten Tür auf der rechten Seite stehen. "Das ist dein Zimmer!" sagte sie und öffnete die Tür. Ich trat in das Zimmer und schaute mich um. Der Raum war größer als mein eigentliches Zimmer und war komplett weiß gestrichen. Links neben der Tür stand eine weiße Kommode und am linken Ende des Zimmers stand ein modernes Doppelbett, welches natürlich auch weiß war. Und direkt neben dem Bett war ein riesiges Fenster, das bis zum Boden reichte und durch dessen man die Aussicht auf einen riesigen, vom schneebedeckten Wald hatte.

"Lebe dich ein bisschen ein und falls du mich brauchst, ich bin direkt im Zimmer gegenüber. Komm am besten in einer viertel Stunde zum Essen, das findet in unserem Saal statt, der am Anfang des Flurs auf der rechten Seite ist. Eine Uhr steht auf dem Nachttisch. Achso, und bevor ich es vergesse, die Mädchen Toilette befindet in dem letzten Zimmer auf deiner Seite." sagte Jess und ging aus dem Raum.

Ich warf mich auf das Bett und dachte an mein Zuhause. Ich vermisste meine Familie und Freunde und wünschte mir, dass alles nur ein Traum wäre.

Wussten sie wo ich war? Starben sie vielleicht schon vor Sorge? Oder vermissten sie mich überhaupt?

Ich wollte den Kopf frei bekommen. Deshalb öffnete ich das Fenster und atmete die nächtliche Winterluft ein. Mit meinem Finger strich ich über den Schnee der sich am Fenstersims angesammelt hatte und eine Träne kullerte meine Wange hinunter.

"Das wird ein harter Winter!" hörte ich jemanden zu meiner rechten sagen. Ich schreckte zusammen und drehte mich nach rechts. Neben mir durch ein anderes Fenster stand ein Junge und schaute ins nichts.

"Du bist die Neue, oder?" sagte er und drehte sich zu mir. Ich sagte nichts, denn ich konnte nicht aufhören ihn anzustarren. Noch nie hatte ich einen so wunderschönen Jungen gesehen. Er hatte glasklare, leuchtende, blaue Augen, seine dunkelbraunen Haare waren als Undercut geschnitten und an seinem Kinn ragten kleine, schwarze Stoppeln hervor. Er hatte wunderschöne Lippen und trug einen grauen Pullover.

"Alles okay?" fragte er und strich sich lachend durch sein Haar. Am liebsten hätte ich mich in diesem Moment selbst geschlagen. Wie musste das denn ausgesehen haben?! Er fragte mich etwas und ich hörte nicht auf ihn anzustarren.

Er schaute wieder in die Ferne und ich tat es ihm gleich. Dann wandte er seinen Blick wieder zu mir und meinte: "Bis gleich!"

Dann schloss er sein Fenster und ich blieb noch einen Moment beim Fenster stehen. Danach schloss ich meins auch, warf einen Blick in den kleinen Spiegel über der Kommode, den ich erst jetzt bemerkt hatte und erschrak bei meinem Anblick.

Meine Haare hingen stränig in mein Gesicht und ich hatte tiefe Augenringe. Ich beschloss auf die Mädchen Toilette zu gehen und wusch mein Gesicht mit dem Leitungswasser. Diese Erfrischung tat gut und danach ich folgte Jess Anweisung zu dem Essenssaal, da mittlerweile eine Vierstelstunde um war.

Die Tür stand offen als ich auf den Saal zutrat und ich schritt hinein. Der Saal war riesig und in der Mitte stand eine riesige Tafel an der bereits Jess, der Junge vom Fenster, zwei weitere Jungen und ein Mädchen saßen. 

Kaum trat ich in den Raum verstummten sie und starrten mich alle an. Ich fühlte mich unwohl und schaute verzweifelt zu Jess. Sie winkte mich zu sich und ich tat es, dennoch schauten mir alle nach.

Ich fühlte mich unwohl und dankte dem Jungen der das Schweigen brach. 

"Ich bin Elias!" erklärte er feierlich und lachte mich an. Er hatte blonde Haare, Sommersprossen, braune Augen und ähnelte ein bisschen Fernando Torres, dem spanischen Fußballer. Er sah niedlich aus und ich mochte ihn, obwohl ich ihn nicht kannte.

"Ich bin Nick!" sagte der andere Junge. Er hatte schwarze, abrasierte Haare, braune Augen und einen unnormal durchtrainierten Körper. Dazu trug er ein enges Muskeltop, eine lockere G-Star Jeans und sah aus wie ein Türsteher.

"Ich bin Mael!" sagte der Junge vom Fenster und bei seinem Anblick schmolz ich ein weiteres Mal dahin. 

Jeder hatte sich bereits vorgestellt, außer das Mädchen neben Elias. Sie hatte dunkelbraune, gewellte, lange Haare, graublaue Augen und eine schmale Nase. Sie war recht hübsch, sah aber dennoch ziemlich tussig und wirkte unsympathisch auf mich.

Elias tippte ihr an die Schulter. "Du bist dran!" Sie schaute genervt hoch und hob die Hand. "Robin." Alleine der Name Robin klang schon zickig und ich fragte mich, ob die anderen sie mochten.

"Und wie heißt du?" fragte Elias und sah mich neugierig an.

"Lil." sagte ich und schaute in die Runde. "Und wie alt bist du?" "Sechszehn." "Du sechszehn?!" lachte Robin und schaute mich belustigt an. "Wie alt seid ihr denn?" fragte ich unsicher und schaute zu Jess. "Mael und Nick sind siebzehn und Robin, Elias und ich auch sechszehn." sagte sie.

"Es gibt da aber so eine bestimmte Person unter uns die sich für dreiundzwanzig hält." rief Elias, hob die eine Augenbraue und starrte auffällig unauffällig zu Robin. Ich musste leicht grinsen.

Nach dem Essen gingen die anderen in ihr Zimmer, nur Elias, Jess und ich blieben und setzten uns auf das Sofa, das in der rechten Ecke des Saales stand.

"Mach dir nichts aus Robin, sie ist immer ein bisschen eigenartig." lachte Elias und grinste mich an. Ich lachte zurück und wollte die beiden aber eigentlich etwas anderes fragen, da sie die einzigsten bis jetzt waren den ich richtig vertraute. Ich atmete tief ein und schaute die beiden ernst an.

"Warum bin ich hier? Was ist mit meiner Familie?" Jess räusperte sich. "Das wirst du erfahren, wenn du bereit bist." Immer diesen wenn du bereit bist... Ich fühlte mich bereit! Ich wollte doch nur zu meiner Familie zurück und das alles so werden würde wie früher.

Jess stand auf und ging."Es ist schon ziemlich spät." Elias tat es ihr nach und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie und ging zurück in mein Zimmer. Fürs erste war ich enttäuscht, aber zu diesem Moment wusste ich noch nicht, was mich am nächsten Morgen erwarten würde.

Kapitel 18

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, herschte eine unheimliche Stille und ich beschloss zu Jess zu gehen. Ich klopfte gegen die Holztür, doch nichts regte sich. Ich klopfte an Elias Tür, aber es tat sich wieder nichts.

Ich gin in den Essensaal, doch fand niemanden vor. Verwirrt musste ich feststellen, dass ich alleine war. 

Ich wollte gerade zurück in mein Zimmer gehen, als ich von draußen Stimmen vernahm. Ich ging auf die Mädchen Toilette, machte das milchige Fenster auf und erblickte zum ersten Mal die andere Seite des Schlosses.

Es gab eine kleine Auffahrt und vor dem Schloss stand ein riesiges Eisentor. Das Schloss hatte einen massiven Vorgarten, der vom Schnee weiß bedeckt war, und auf dem Elias, Jess, Nick, Mael und Robin um eine riesige Tanne herum standen und die Baumkrone starrten. Verwundert wartete ich ab, was sie vorhatten. 

Aufeinmal sprang Robin an den Baum, kletterte wie ein Eichhörnchen an ihm hoch und verschwand in der Baumkrone. Ich hielt es nicht für möglich, kein Mensch konnte so schnell einen Baum hinauf klettern. 

Nach einiger Zeit kam Robin wieder runter und hatte eine Eule unter ihrem Arm. die Eule schlug verzweifelt mit ihren Flügeln und stieß klägliche Geräusche aus. Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund und konnte einen Schrei nur krampfhaft unterdrücken.

Mael richtete seinen Blick zum Schloss und erschrocken duckte ich mich. Ich klammerte mich am Badezimmerteppich fest und verharrte dort eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich wieder hoch traute.

Als ich wieder durch das kleine Fenster schaute, waren die anderen fort und auf einmal hörte ich die große Eingangstür zu knallen. Sofort sprang ich auf und probierte so leise und schnell wie möglich in mein Zimmer zu gelangen. Als ich ankam, öffnete sich gerade sie Tür zu unserem Flur. Erleichtert atmete ich aus.

Doch schon ein paar Sekunden später riss jemand meine Tür auf und schrie ganz laut. "AUFSTEHEN!!!" Und das konnte niemand anderes sein als Elias. Ich tat so als hätte er mich geweckt uns strich mir total ermüdet durch die Haare.

Ich folgte Elias in den Speiseraum, wo die anderen bereits saßen und Nudeln mit Pesto oder Tomatensoße aßen. Wieso gab es denn Nudeln zum Frühstück?! fragte ich mich und blickte verwirrt auf die Teller. Doch als mein Blick zu der Uhr wanderte sah ich, dass bereits Mittag war.

Erschöpft ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen und sah angewidert auf die Nudeln, da ich Nudeln einfach nicht zum Frühstück essen konnte.

"Keine Angst!" sagte Elias. "Wir haben noch Brötchen!" und ich blickte ihn erleichtert an.

Nach dem Essem  ging ich auf die Mädchentoilette und traf Jess. Wir standen nebeneinander und wuschen unsere Hände. Wir beide schweigten, bis ich dieses Schweigen brach.

"Was habt ihr heute Morgen im Schlossgarten gemacht?" Erschrocken sah Jess zu mir auf. "Wir...wir haben garnichts gemacht..." Verlegen blickte sie zur Seite, wie ein kleines Kind das man beim Süßigkeiten stibitzen erwischt hatte.

"Verarsch mich doch nicht." sagte ich "Ich habe genau gesehen, wie Robin die Eule gefangen hat." 

Jess blickte zu mir auch, dieses Mal sah sie mir direkt in die Augen. Das klare Eisblau in ihren Augen funkelte mich an und erst jetzt fiel mir auf was für wunderschöne Augen sie hatte. Sie waren so blau und kalt wie das Polarmeer und hatten Riffel, die aussehen wie die gigantischen Wellen des Ozeans.

"Du wirst es erfahren wenn du bereit dazu bist." Wütend schaute ich zu ihr. Immer die gleichen Antworten. Du wirst es erfahren, wenn du bereit dazu bist! Ab wann war man denn endlich bereit?! Ich hatte keine Lust auf diese dämliche Antwort, ich wollte richtige Antworten!

"Immer kriege ich diese blöde Ausrede vorgehalten, da habe ich keinen Bock mehr drauf! Ich werde von den einen auf den anderen Tag aus meinem normalen Leben gerissen. Werde in irgendein Schloss geschleppt in einer Umgebung mit lauter Leuten die ich nicht kenne und wenn ich einmal frage wo ich denn bin, was ich hier mache und wo meine Familie und Freunde sind, wird mir die ganze Zeit nur erzählt ich würde es erfahren, wenn ich bereit dazu wäre!!!"

"Du wirst diese Nacht etwas durchleben, was du noch nie durch lebt hast und du wirst morgen in den Spiegel schauen und eine gewaltige Veränderung sehen. Ab morgen bist du eine Woche hier und ich verspreche dir ab morgen gibt es Antworten."

Mit diesen Worten verließ sie das Bad und ich blieb verwirrt stehen. 

Kapitel 19

In dieser Nacht schlief ich schlecht. Mein Herz raste, Schweißperlen liefen meinen Körper hinunter und ich verspürte in meinen ganzen Körper einen unbeschreiblichen Schmerz. Bei jedem Krampf hatte ich das Gefühl jemand würde mir eine Axt in den Körper rammen und jedes Mal zog sich mein Körper hilflos zusammen.

Ich dachte die Schmerzen würden irgendwann schwächer werden, doch sie wurden jedes Mal schlimmer und schlimmer. Als sie am schlimmsten wurden schrie ich und hatte das Gefühl meine Stimmbänder würden förmlich reißen.

Auf einmal sprang die Tür auf und mehrere Personen rannten zu mir. Ich konnte nicht erkennen welche es waren, da meine Tränen mich nur verschwommen sehen ließen.

Das Licht ging an und ich konnte die Umrisse von einem Mädchen und zwei Jungen ausmachen.

"Elias hol du den Saft, ich hole einen kalten Lappen und du hälst ihre Hand solange fest, bis wir wieder da sind." Jess und Elias waren da und um zu erkennen wer die dritte Person war öffnete ich meine Augen einen Spalt und erblickte Mael, der meine Hand hielt.

Er sah mich mitfühlend an und im selben Moment drückte ich seine Hand fest, da sich ein großer Krampf durch meinen Körper zog. 

Wenig später kamen Elias und Jess wieder. Jess legte mir einen kalten Lappen in den Nacken um die Stelle die am meisten weh tat und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass dies die Stelle war in die Peter seinen Kopf gelegt hatte, als ich ihm gefolgt war.

Elias tropfte ein paar Tropfen des Saftes auf einen Löffel und überreichte ihn Jess. Jess nahm ihn und schob ihn mir in den Mund. Sofort wurde mir kotzübel. Ich wollte den Saft wieder ausspucken, doch Mael hielt mir den Mund zu.

"Glaub mir danach geht es dir besser!" sagte er, doch der Saft war unbeschreiblich abartig wie nichts was ich jemals zuvor geschmeckt hatte.

Jess wollte mir einen weiteren Löffel in den Mund schieben, doch ich probierte mich weg zu drehen. Mael hielt mich fest und ich presste die Lippen aufeinander.

"Man jetzt öffne den Mund danach wird es doch besser! Das ist auch der letzte." 

Ich wollte meinen Mund immer noch nicht öffnen, doch langsam hatte ich keine Krampft mehr und so konnte Jess ich mir qualvoll in den Mund stecken. Wieder hielt mir Mael den Mund zu, da sich wieder der unbeschreiblich grauenhafte Geschmack in meinem Mund ausbreitete.

Langsam ließen meine Schmerzen nach und ich konnte mich aus meiner verkrümmten Haltung lösen. Ich schaute zu Jess und sah sie dankbar an. Sie lächelte und streichte mir eine Sträne aus dem Gesicht. Langsam machte sich eine unbeschreibliche Müdigkeit breit und bevor es schwarz vor meinen Augen wurde blickte ich zu Mael und drückte seine Hand als Zeichen des Dankes und er erwiederte mein Drücken.

 

Langsam öffnete ich meine Augen und sah an die Decke. Ich konte nicht realisieren, dass das alles letzte Nacht passiert war. Ich stand auf und hatte überall Muskelkater. Letzte Nacht hat doch Spuren hinterlassen! dachte ich, musste aber erstaunt feststellen, dass ich unnormal viel Energie hatte.

Ich ging zu meiner kleinen Kommode mit dem Spiegel und kämmte immer noch gedankenverloren meine Haare, als mein Blick zufällig zum Spiegel glitt und mir vor Schreck meine Bürste hinunter fiel.

Erschrocken strich ich über mein Gesicht. Meine Haut war ganz rein und aus meinen Augen war der Braunanteil verschwunden und das Grün leuchtete mir entgegen. Meine Lippen waren viel voller und strahlten in einem dunklerem Rot. Vor Schreck klappte meine Kinnlatte hinunter.

Ich betrachtete mich und auf einmal erblickte ich die spitzen Zähne an meinem Gebiss. Es war kein einzelnes Paar spitzer geworden, sondern bis auf die Backenzähne jeder einzelne Zahn. Meine Zähne sahen aus wie die einer Raubkatze und total verwirrt stolperte ich von meinem Spiegel weg.

Ich brauchte frische Luft, durch die letzte Nacht war ich sicher total verwirrt und wenn ich gleich wieder in den Spiegel schauen würde, würde ich dort sicherlich wieder mein altes Ich vorfinden.

Ich öffnete das Fenster und zog die kühle Winterluft tief in mich ein. Es schneite nicht, doch am Himmel sah es fast wieder danach aus.

"Und wie geht es dir nach der letzten Nacht?" Ich zuckte zusammen und blickte nach rechts, wo Mael am anderen Fenster stand und in den endlosen Wald starrte.

"Mir tut alles weh! und ich hatte eben schon Haluzinationen!" "Was für Haluzinationen?" "Auf einmal hatte ich viel grünere Augen als sonst und komische Zähne." Er lachte. "Schau doch einmal in den Spiegel, ich bin mir sicher, das war keine Haluzination."

Mit diesen Worten zog er den Kopf zurück in sein Zimmer und ließ mich alleine. Nach ein paar Sekunden schloss auch ich mein Fenster und ging zum Spiegel.

Tatsächlich, es war keine Haluzination. Aber man konnten sich doch nicht von den einen auf den anderen Tag so verändern an Dingen die eh genetisch veranlagt waren,...oder?!

Ich riss meine Tür auf und rannte in Jess Zimmer. Ich wollte gerade meinen Mund aufreißen, doch Jess hielt ihre Hand vor.

"Glaub mir heute gibt es Antworten!" sagte die und lächelte mich an.

Kapitel 20

Jess nahm mich an der Hand und ich folgte ihr die große Treppe in den Eingangssaal, an dem ich bereits an meinem ersten Tag war.

Wir steuerten auf eine Tür zu, wo Jess am ersten Tag meinte, dass sich dort das Büro des Chefs verbergen würde.

Sie öffnete die Tür und wir kamen in einen riesigen Saal mit einem monströsen Kamin in der rechten Ecke. In der Mitte des Raumes stand eine lange Tafel und an der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Fensterfront an dessen Seiten weinrote Vorhänge hingen.

Die Eingangshalle und unser Essenssaal waren eher hell und offen und dieser Saal wirkte böse und angsteinflößend.

Neben dem Kamin war eine Tür und Jess steuerte darauf zu. Sie klopfte sachte gegen die Tür und öffnete sie schließlich. Wir kamen in einen Raum der doppelt so groß wie mein Zimmer war. Links und rechts befanden sich alte, dunkle Bücherregale, gegenüber befand sich ein Fenster, mit den selben weinroten Vorhängen wie in dem Saal von vorhin und in der Mitte des Raumes stand ein riesieger Screibtisch, wo eine einzigste Porzellanstatue eines Hundes stand.

Hinter dem Schreibtisch stand ein hoher Schreibtischstuhl der uns mit dem Rücken zugewandt war. Der Stuhl drehte sich um und ein riesiger Schock breitete sich in mir aus. Ich stolperte aus der Tür, doch Jess hielt mich fest. Sie zog mich zurück und ich hätte nie gedacht, dass sie so eine Kraft hat.

Die Person auf dem Stuhl strich sich durch ihr dunkelblondes Haar und lächelte mich mit ihren hellbraunen Augen mit leichtem Rotstich an.

PETER!

"Lang nicht mehr gesehen." sagte er und kam mir auf einmal viel älter vor. Er sah aus wie ein Dreizigjähriger. Ich kniff mir in den Arm. Es ist nur ein Traum, nur ein Traum... morgen wirst du wieder in deinem Bett aufwachen, etwas essen, dich mit Lois streiten und zur Schule gehen! Hab keine Angst, es kann dir nichts passieren... Es ist doch nur ein Traum, nur ein Traum! 

"Du fragst dich sicher was du hier machst." fuhr er fort und fuhr mit seinem Finger vorsichtig über seine Augenbraue. 

Ich rannte auf ihn zu. Wegen ihm hatte ich diesen ganzen Scheiß am Arsch. Er hatte mir mein Leben zerstört und mir meine beste Freundin genommen und das könnte ich ihm niemals verzeihen.

Peter zog seine Augenbrauen hoch und sah mich kampflustig an. Ich wollte ihm gerade eine scheuern, da packte Jess wieder meinen Arm und zog mich mit einem Ruck zurück. 

"Lass mich los!" schrie ich, doch sie packte mich nur noch fester. "Versetz dich doch mal in meine Lage!" Verständnisslos blickte ich in ihre Augen.

"Bringen wir ihr die Wahrheit nun auf die harte Weise bei, sie ist ziemlich ungeduldig!" rief Peter in den Raum. Im nächsten Moment öffnete sich eine Tür und der nächste Moment kam mir wie in Zeitlupe vor.

Eine zarte, vertraute Hand legte sich um den Türrahmen und ihre blonden, traumhaften Wellen wippten zu ihren Schritten. Ihre blauen Augen sahen mich an und ich stürmte auf sie zu. Ich packten ihre Haare und drückte ihren Körper an meinen. Ich schluchzte in ihre Haare und unbeschreibliche Gefühle der Trauer und Freude machten sich in mir breit. 

Wie war das möglich?! Wieso war sie auch hier?! Sie war doch gestorben?! Ihre Leiche wurde doch gefunden?!

"Elliy?! Was machst du hier?! Du...du...du bist doch tot...." Elly sah mich eiskalt an und sagte nichts.

"Was machen wir hier?" flüsterte ich und blickte Elly verstört an. Langsam verstand ich garnichts mehr, was machten wir hier? Und wieso waren wir hier?

"Setz dich!" sagte Peter und ich setzte mich, obwohl ich es eigentlich nicht wollte. Er schickte Jess nach draußen, räusperte sich und fuhr fort.

"Ich wurde im Jahre 1981 in London geboren. Meine Mutter war Deutsch und mein Vater Engländer. In dem Winter, wo ich gerade siebzehn geworden war, geschah das Schreckliche. Meine Familie und ich wurden überfallen. Sie töteten meine Geschwister und Eltern. Mich verletzten sie so stark, dass ich womöglich auch sterben würde. Als ich auf dem blutdurchströmten Boden neben meiner toten Familie lag, kam ein Unbekannter und nahm mich mit. Ab da durchlebte ich das gleiche wie du momentan."

Er schluckte und schaute mich mit seinen furchteinflößenden Augen an.

"Ich kam zu einer Organisation, die Menschen tötete, um selbst am Leben zu bleiben. Jedes Jahr müssen wir einen aus unsere Gruppe auslosen der sich an einen unbekannten Ort begibt und dort versuchen muss zu überleben.

Wir sind eine dieser Gruppen, aber unsere Organisation ist viel größer, wir haben noch neun weitere, also werden insgesamt jedes Jahr zehn Leute ausgelöst die um ihr Leben kämpfen müssen. Als unser Anführer schließlich nach etlichen Jahren starb, übernahm ich die Führung unserer Gruppe. Ich führe sie weiter, um jeden hier zu einer Kampfmaschine zu entwickeln. Nachdem uns nun letztes Jahr ein Junge verlassen musste, waren wir nun auf der Suche nach einem Ersatz."

"Heißt das jeder von uns muss vielleicht Mal um sein Überleben kämpfen?" stotterte ich und bereute es gleich wieder gefragt zu haben, da ich es eigentlich nicht wissen wollte. Er ignorierte meine Frage und fuhr fort.

"Auf jeden Fall fand ich herraus, dass ich noch einen letzten Verwandten habe. Dieser Verwandte bist du."

Ich konnte meine Gedanken nicht mehr ordnen. Was redete er da von Menschen töten, um überleben zu können?! Und was sollte das mit ein Verwandter?!

"Zumindest, wollte und musste ich dich finden, damit du nach meinem Ende die Organisation weiter führst. Um an dich ranzukommen, kam Elly ins Spiel."

Geschockt sah ich zu Elly. Ich konnte immer noch nicht begreifen, dass sie tatsächlich noch lebte und noch weniger konnte ich begreifen, dass sie schon länger etwas mit Peter zu tun hatte.

Er fuhr fort.

"Ich musste jemanden erschaffen zu dem du eine extrem starke Bindung hast und für den du bereit wärst alles zu tun. Ich löschte Ellys Gedächnis setzte sie in eine Pflegefamilie, die glaubte sie seit sie klein ist zu haben und ihre leiblichen Eltern zu sein. Sie bekam ein völlig neues Gedächtnis und dachte sie wäre deine beste Freundin. Das einzigste Schlüsselwort was sie bekam war mein Name. 

Deine Erinnerungen und die deiner Freundinnen&Co. änderte ich ebenfalls. Ich setzte euch bestimmte Erlebnisse und Erinnerungen in euer Gedächtnis."

Ungläubig sah ich Elly an, die weg schaute. 

"Heißt das alles was ich mit Elly erlebt hatte stimmte nicht?!" Er räusperte sich. "Fast alles. Seit dem ersten Tag an dem ich in eure Klasse kam sind echte Erinnerungen. Das war übrigens auch der erste Tag, dass Elly eigentlich in eure Klassen kam."

Nein, nein das kann nicht stimmen! Das würde heißen mein halbes Leben war eine Lüge! Ich wollte mir das nicht länger anhören! Ich wollte mich in einen Raum einschließen, wo es nichts und niemanden gab! Ich wollte nie wieder etwas hören, etwas sehen, ich wollte einfach nicht mehr da sein!

"Auf jeden Fall wusste ich, dass du mir nach Ellys vorgetäuschtem Tod folgen würdest. Somit machte ich dich zu einer von uns und werde anfangen dich auszubilden."

Es herschte Stille. Peter starrte mir in die Augen, doch ich wich seinem Blick aus und Elly blickte weiterhin auf die Wand.

"Was ist mit meinen Eltern?" Peter stief ein ekelhaftes Lachen aus und blickte mich belustigt an. "Deine Eltern?! Die sind schon lange tot."

TOT?! Meine Eltern waren tot?! Hatte er sie getötet?! 

"Also zumindest deine echten Eltern. Die von denen du glaubst sie wären noch deine Eltern, die leben natürlich noch, aber die denken du bist tot."

Ich verstand garnichts mehr was sollte das alles?! Meine echten Eltern?! Wer waren die?! Aber nein, ich wusste wer meine Eltern waren. Was?! Ich verstand meine eigenen Gedanken nicht mehr. Sie waren so durcheinander und Peter sah mir das warscheinlich an.

"Du bist adoptiert Liliana. Sie töteten unsere ganze Familie und nahmen die Jüngsten mit, du und ich. Mein Vater war der Bruder deiner Mutter."

Adoptiert?! Sicher sagte er so etwas nur um mich einzuschüchtern! Ich wünschte dieser Gedanke würde stimmen, doch irgendetwas in mir sagte mir das er Recht hatte.

"Ist dir nie aufgefallen, dass du deiner Mutter kein einziges bisschen ähnlich siehst?!"

Klar, aber ich dachte immer ich würde nach meinem verschollenem Vater kommen, der anscheinend auch nicht mein Vater war.

"Deine Adoptivmutter Susan wünschte nichts sehnlicher als ein eigenes Kind. Es hieß sie könnte keine Kinder kriegen, deshalb adoptierte sie dich und da sie damals noch keinen Mann hatte, erzählte sie dir dein Vater wäre gestorben, als du ganz klein warst. 

Nach ein paar Jahren lernte sie Klaas kennen. Durch einen riesen großen Zufall bekam Susan doch ein Kind, doch dir zu erzählen das sie nicht deine leibliche Mutter war kam ihr anscheinend nicht in den Sinn."

"Du lügst!" schrie ich und ein paar Tränen liefen meine Wangen hinunter.

"Hast jemals Bilder gesehen, wo Susan schwanger mit dir war?" Diese Erkenntniss schmerzte unerwartet und ich musste verstört feststellen, dass er Recht hatte. Meine Mutter hatte ein ganzes Album von sich während der Schwangerschaft mit meinem Bruder und von mir kein einziges.

Auch wenn ich jetzt wusste, dass Susan nicht meine Mutter, Louis nicht mein Bruder und Klaas nicht mein Stiefvater war, würde ich sie immer als das sehen. Und obwohl ich kein bisschen mit ihnen verwandt war behandelten sie mich wie ihr eigenes Kind und schenkten mir ein wunderschönes Leben. Und durch all diese Gründe war ich nicht wütend auf sie, da ich sie liebte wie meine Eltern.

Auch wenn ich mich öfters mit ihnen zankte und sie manchmal in die Hölle verbannen wollte, hatte ich sie trotzdem unglaublich lieb und der Gedanke, dass ich in ihren Köpfen bereits tot war, brach mir das Herz.

Ich hatte nun meine Antworten bekommen und eigendlich wünschte ich mir, dass ich diese nie eingefordert hätte. Mir wurden gerade so viele so viele Lügen ans Licht geführt, dass ich mir wieder meinen kleinen Raum wünschte in den ich mich zurück ziehen könnte.

Als wenn Peter an allem Schuld gewesen wäre starrte ich ihn an und wandte meinen Blick zu der Verräterin Elly. Sie konnte zwar nichts dafür, doch das könnte ich ihr nie verzeihen.

Ich stand auf riss die Tür auf und schwang sie mit einem so lauten Knall zu, dass ich das Gefühl hatte sie könnte gleich aus den Angeln reißen.

In der Eingangshalle stand Jess und sah von ihrem Handy auf.

"Alles okay?" fragte sie, doch ich stieß sie weg und rannte so schnell wie ich konnte die Treppe hoch. Ich schlug die Tür meines Zimmers zu und schmiss mich auf mein Bett. Ich nahm ein Kissen und drückte meinen Kopf hinein. Und fing an kläglich zu weinen. Ich schrie und mein Kissen löste sich förmlich unter meinen Tränen auf. Es sank in den unendlichen Wellen des Ozeans, die es an den Grund drückten, an den grenzenlosen Grund.

Nach einiger Zeit ging ich wieder an mein Fenster. Die Flocken fielen sachte auf den Boden und Tannen und ich hielt meine Hand nach draußen, um zu sehen wie sie auch auf ihr landen würden. Als ich meinen Kopf wand, sah ich Mael der mich anschaute.

"Machst du eigentlich auch mal was anderes als den ganzen Tag an diesem Fenster zu stehen? Wieso machst du das? Und vorallem wenn ich auch grad hier bin, um mal alleine zu sein?" schnauzte ich ihn grimmig an.

"Sag mir warum du hier stehst. Ich glaube deine Frage hat sich dann beantwortet und zweitens, ist dir nie aufgefallen das ich schon immer vor dir hier stand?" Er lachte und sofort bereute ich es ihn gefragt zu haben. Ich merke wie ich rot wurde, zog meinen Kopf zurück in mein Zimmer und hätte am liebsten meinen Kopf gegen die Wand gerammt.

Den ganzen Tag verbrachte ich in meinem Bett und als Jess am Abend an mein Zimmer klopfte, um etwas zu essen, sagte ich zu ihr, dass ich keinen Hunger hätte.

Nach einer halben Stunde, klopfte Elias an meiner Tür und stellte mir einen Teller mit Lasagne auf meine Kommode und meinte falls ich es nicht essen will, solle ich es doch in sein Zimmer bringen. Bei diesem Satz bildete sich ein verborgenes Lächeln auf meinem Gesicht.

Kapitel 21

Vor 2 Tagen hatte ich meine Antworten bekommen und vor neun Tagen, war der Tag der mein Leben komplett verändert hatte.

Ich hatte mich mittlerweile mit meinem neuen Aussehen und meiner neuen Lebensgeschichte abgefunden, obwohl mich die Wahrheit immer noch zu tiefst erschütterte.

Gegen 13:00 kam Jess in mein Zimmer und setzte sich auf meine Bettkante.

"Deine... deine angebliche Beerdigung hat heute stattgefunden. Du wurdest zufällig auf dem selben Friedhof beerdigt, wie deine leiblichen Eltern.

Wenn du möchtest können wir einmal hinfahren. Also eher gesagt du und Mael, da Nick und Robin in der Stadt sind und Elias und ich einen Großputz machen wollten."

Ich nickte stumm.

Wenige Minuten später, stand ich in der großen Eingangshalle und Mael öffnete die Tür. Die kalte Winterluft bließ uns entgegen und das erste Mal seit neun Tagen verließ ich das Schloss.

Ich hörte den Schnee unter meinen Schuhen knirschen und folgte Mael zu einem kleinen, alten Mercedes Benz. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Mael startete den Motor und fuhr rückwärts aus der Ausfahrt. Er wendete und wir fuhren auf einer kleinen Landstraße am Rande eines Waldes.

Ich hatte keine Ahnung wo wir waren, aber ich schätzte nicht so unglaublich weit entfernt von Hamburg.

"Wie lange fahren wir?" fragte ich Mael und er legte die Stirn in Falten.

"Ich schätze so... so ungefair drei Stunden." Ich lehnte meinen Kopf an die kalte Scheibe und spürte wie die Klimaanlage meine kalten Füße wärmte. Wir beide schwiegen und Mael schaltete das Radio an.

"Wie lange bist du schon dabei?" fragte ich ihn und ich konnte ihm ansehen, dass er die Frage ziemlich unangenehm fand.

"Ungefair fünf Jahre." "Wie alt bist du?" "19." Das heißt er musste mit 14 Jahren dazu gekommen sein. Warscheinlich wurde er genauso aus seinem normalem Leben gerissen wie ich.

"Wo lebtest du vorher?" Ich vermutete, dass ihn meine Fragen langsam nervten, doch ich wollte mehr über ihn erfahren, denn eigentlich wusste ich nichts über ihn.

"In Berlin." 

Dann schwiegen wir erst mal eine Weile wieder. Bis mir wieder eine wichtige Frage in den Sinn kam.

"Verspürst du keinen Hass auf Peter? Er hat dir schließlich dein Leben genommen?" Er wendete sich zu mir und zum ersten Mal seit dieser Fahrt blickte er mich mit seinen wunderschönen türkisen Augen an.

"Mein Leben war so scheiße, dass es mir eigentlich egal war." Erschrocken sah ich ihn an und er lachte. "Wenn deine Eltern sich nicht für dich interessieren und du in Neukölln aufwächst, kann dein Leben auch nicht unbedingt großartig werden."

Er schaute wieder nach draußen und bog rechts ab. Ich legte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und ließ die neuen Informationen sacken. Als ich mit "meinen Eltern" in Berlin war, sind wir durch Neukölln durchegefahren und dieser Ort jagte mir sofort Angst ein.

Nach einer gefühlten Ewigkeit räusperte sich Mael. "Und von wo kommst du?" "Hamburg." "Da wohnte mal ein Verwandter von mir. Die Innenstadt mit der Alster ist echt schön." "Ja finde ich auch." sagte ich lächelnd, doch gleich bekam ich Heimweh, da ich nie wieder mit meinen Freundinnen über den Jungfernstieg in die zahlreichen Boutiquen stöbern würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich wieder zu Mael. "Wie lange fahren wir noch?" "Noch eine halbe Stunde." Ich ließ mich in meinen Sitz fallen und probierte noch die letzten Minuten meine Augen zu schließen. Doch ich scheiterte, ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus, in dem sich die Neugier aber auch die Furcht wiederspiegelte.

Wir parkten auf dem verlassenen, kleinen Parkplatz und stiegen aus. Der Wind hatte sich gelegt und es rieselten vereinzelt kleine, zarte Schneeflocken vom Himmel.

Der Friedhof war unglaublich klein und eingezäunt von großen, schneebedeckten Tannen. Am Rand stand eine kleine Kapelle, wo höchstens zwanzig Menschen rein passen würden. Mael öffnete das quitschende Tor und ich stapfte durch den tiefen Schnee auf die Gräber zu. 

Ich blieb stehen und ließ meine Augen über die Gräber schweifen. Eine komische Atmosphäre lag in der Luft und ich musste schlucken. 

"Ich glaube dort ist es!" sagte Mael und nickte zu einem frischen Grab weit hinten neben einer dunklen Tanne. Mein Körper fing an zu zittern, einerseits wegen der Kälte andererseits wegen der Angst.

Ich steuerte vorsichtig auf "mein" Grab zu und kniete mich nieder. Es war ein komisches Gefühl. Man blickt auf sein angebliches Grab von dem jeder denkt man wäre tief unter seiner Erde doch in Wirklichkeit ist man über ihm und blickt auf es hinab. Ich fühlte mich schlecht, ich fühlte mich wie eine Lügnerin. Ich belastete meine Familie mit meinem Tod, doch in Wirklichkeit lebte ich.

Mael kam zu mir und legte seinen Arm über meine Schulter.

"Davorne ist das Grab deiner leiblichen Eltern." Leibliche Eltern... Wie das klang...

Ich folgte Mael mehrere Reihen an das Ende des Friedhofes. Wir hielten vor einem Grabstein der doppelt so groß war wie ein normaler. Auf dem Grab lagen nur alte Tannenzweige, der Schnee bedeckte den ganzen Grabstein und es sah aus, als wenn sich seit zwanzig Jahren niemand mehr darum gekümmert hatte.

Ich sah meine Adoptiveltern immer noch als meine richtigen Eltern und jetzt stand ich auf einmal vor einem Grab von dem mir erzählt wurde es sei das Grab meiner Eltern. Das Grab von zwei Personen zu den ich keinerlei Bindung hatte, die mir nichts bedeuteten.

Ich bückte und wischte den Schnee vom Grab weg, um die Namen lesen zu können: 

 

Victoria Erzbach (1968-1998)

Geliebte Ehefrau und Mutter.

 

Gary Erzbach (1963-1998)

Geliebter Ehemann, Arbeitskollege und Vater.

 

Meine Eltern starben also beide ein Jahr nachdem ich geboren wurde. Ich musste schlucken, es bildeten sich zu viele Fragen in meinem Kopf. Warum sind sie gestorben? Wie sahen sie aus? Was hat es auf sich mit ihnen und Peter?

Ich schaute wieder auf das Grab und entdeckte zwischen den beiden Schriftzügen einen kleinen, eingeschneiten Huggel. Mit meiner Hand strich ich über die Wölbung und entdeckte ein Foto. 

Ich schrak zurück das mussten also meine Eltern sein. Das Bild war schwarz, weiß und stellte eine glückliche Familie da. Links stand ein großer, schlanker Mann in einem karriertem Hemd der in die Kamera lachte als wenn er der glücklichste Mensch dieser Erde wäre. 

Er hatte dunkles, volles Haar eine spitze Nase und freundliche Augen um die sich bereits Lachfältchen bildeten. ER legte den Arm um seine Frau die ein kleines Baby auf dem Arm hatte. Die Frau hatte schulterlange, blonde, gelockte Haare, eine helle Bluse an, roten Lippenstift und lachte ebenso wie ihr Mann glücklich in die Kamera. Ich konnte nicht glauben das es meine Eltern waren aber wenn ich sie mir genau anschaute merkte ich wie ich ihnen ähnelte.

Ich hatte die ebenso spitze Nase wie mein Vater, dieselben großen Augen wie meine Mutter und den selben Mund wie sie.

Mir rollten Tränen über die Wangen. Wie gerne hätte ich sie kennengelernt, wie gerne hätte ich mit ihnen gesprochen, wie gerne hätte ich sie als meine Eltern gesehen.

Die Tränen wurden mehr, Mael bückte sich zu mir hinunter doch ich stand auf und rannte zum Auto. Schneller, immer schneller, ich hatte das Gefühl als wenn mich dieser Friedhof verfolgen würde, als wenn er mich für immer behalten wollen würde. Ich wollte weg, weg von meiner Vergangenheit und weg von diesem Friedhof.

Mael kam schnaufend auf mich zugerannt und lehnte sich gegen die Autotür. Er sagte nichts, sondern schaute mich einfach nur an. Seine glasklaren, blauen Augen sahen in meine tannengrünen Augen und eine gefühlte Ewigkeit standen wir einfach da, vor einem verlassen Friedhof im tiefstem Winter und schauten uns an. 

Mael stellte sich aufrecht hin und kam langsam auf mich zu. Mein Herz hämmerste gegen meine Brust und ich musste schlucken. Er kam ganz dicht auf mich zu und es gab zwischen uns nur noch gefühlt einen Zentimeter. Ein Geruch von Vanille und Tannenholz umgab mich und ich schloss meine Augen. Mael legte seine warmen Hände um mein Gesicht und es tat gut Wärme zu spüren. Er beugte sich nach vorne und gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann löste er sich wieder sah mich aber immer noch mit seinen kühlen Augen an. 

Auf einmal ertönte das vertraute Summen eines Klingeltons und Mael griff in seine Jackentasche. Eine Stimme ertönte am anderen Ende und Mael lehnte sich zurück ans Auto. Leicht enttäuscht schaute ich auf die kleine Landstraße, da ich wusste das dieser wunderschöne Moment jetzt nicht wiederkehren würde.

Kapitel 22

Elias lief aufgeregt durch den Flur und klopte an jede Zimmertür. Er hatte tausende von Kartons auf dem Arm und jedes Mal nachdem einer die Tür öffnete, schleuderte er ihnen einen vor die Füße.

Robin schaute genervt auf ihren Karton hinab.

"Was soll das?" rief sie und schaute Elias verständnisslos an. "Bald ist Weihnachten und in der Kiste ist Deko die du in deinem Zimmer aufhängen sollst!" rief er und hopste wie ein kleines Kind durch den Flur.

"Weihnachten ist scheiße!" stöhnte Robin und hiefte ihren Karton hoch. Erschrocken blieb Elias stehen und sah Robin entgeistert an. "Weihnachten ist ja wohl das schönste Fest im ganzen Jahr! Hast anscheinend keine schöne Kindheit gehabt."
Robin's Mund verformte sich zu einem kleinen Schlitz und ihre grünen Augen funkelten Elias so hasserfüllt an, dass ich leicht zurück schrak. Sie griff nach ihrem Türknauf und riss ihre Tür zu, dabei flogen ihre braunen, welligen Haare in alle Richtungen.

Nick kam auf Elias zu und packte ihn an der Schulter."Ey, du weißt das sie da keinen Spaß versteht." "Die versteht bei garnichts Spaß!" maulte er Nick an und stolzierte eingebildet davon.

Nachdem ich mich in mein Zimmer begab und in den Karton voll kitschiger Deko schaute, hatte ich das erste Mal das Gefühl ich könnte wieder ein normales Leben führen, doch im selben Moment wurde mir klar, dass das unmöglich war. Ich könnte nie wieder ein normales Leben führen, ich würde zu einer Kampfmaschine ausgebildet werden und vielleicht würde mich auch eines Tages das Los treffen.

Nachdem ich mit meinem Zimmer fertig war, ging ich in den Flur und der Anblick zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Der ganze Flur war mit Lichterketten, Lametta und Zuckerstangen verziert und funkelte wie ein endloser Sternenhimmel.

Ich entdeckte Elias am Ende des Flurs, wie er die leeren Kartons übereinander stapelte.

"Warst du das?" fragte ich ihn ungläubig und drehte mich verträumt im Kreis. Auf seinem erschöpftem, trägem Gesicht bildete sich sofort ein Lächeln und seine braunen Augen funkelten mich an.

"Ja! Gefällt es dir?" "Ja und ob!" rief ich. Seine Mundwinkel zogen sich ein bisschen nach unten. "Die anderen finden es eher nervig..." Ich stieß ihm aufmunternd gegen die Schulter. "Nein es ist wunderschön! Woher hast du so ein Auge dafür?" Auf einmal verschwand das Lächeln auf seinem Gesicht und schaute zu Boden. Sofort bereute ich meine Frage, da mir wieder einfiel das sie alle das gleiche Schicksal erlitten hatten wie ich.

"Meine Eltern hatten einen Laden." Er schluckte. "Dort habe ich immer mit meiner Mutter zusammen dekoriert." Ich schaute ebenfalls zu Boden und strich vorsichtig über seine Hand. Sofort sah er zu mir auf und setzte sein breitestes Lächeln auf."Komm wir müssen zum Essen!" sagte er und packte mich an der Hand.

Ich bewunderte Elias dafür das er trotz seines Schicksal so optimistisch blieb und so eine Wärme versprühte die uns alle am verzweifeln hinderte und einem einen Funken Hoffnung gab. Auch wenn Robin und die anderen oft genervt von ihm waren, wettete ich das sie ohne ihn irgedwann den Verstand verlieren würden. 

Während des Essen öffnete sich auf einmal die Tür und Peter schritt herein. Sofort schlossen alle ihre Hände zusammen und senkten den Kopf. Verwirrt schaute ich sie an, doch tat es ihnen nach.

"Wie ihr wisst, werden Präsident Stercon und Mr. Loy in ungefair zwei Stunden hier erscheinen und bis dahin will ich das hier alles tiptop aussieht und ihr euch herrausputzt!"

Danach verließ er den Saal und ich blickte verwirrt zu den anderen. Wer zum Teufel waren Präsident Stercon und Mr. Loy?!

Nick und Mael räumten das Geschirr ab, da sie Tischdienst waren und ich folgte Jess in ihr Zimmer um mit ihr zu reden.

"Jess? Von wem hat Peter vorhin geredet?" Jess schaut mich an und seufzte. "Ich erzähle dir alles noch einmal, aber habe Geduld..." Ich nickte. "Zum Anfang heißt Peter in echt anders und wir dürfen ihn hier nur Marlwitch nennen, da er unser Mentor ist und das etwas mit Respekt zu tun hat."

Leicht verwirrt schaute ich Jess an, da ich das Wort Mentor im Zusammenhang mit Peter nicht ganz verstand, fragte aber deshalb nicht nach.

"Wir befinden uns hier an der Grenze zu Dänemark am Arsch der Welt. Wir sind eine Gruppe und haben einen Mentor. Neben unserer Gruppe gibt es noch neun andere in Polen, Österreich, der Schweiz, Holland,...usw. Die bestehen auch so ungefair aus zehn Leuten. Jeder der in einer Gruppe ist gehört einer Abstammung an die jedes Jahr ein Opfer bringen muss. Da sich unsere große Organisation aber geschworen hat keine Menschen mehr direkt umzubringen wurden die sogenannten >Honorary Games< erschaffen. Jedes Jahr muss hier jede Gruppe einen Kombattanten zur Verfügung stellen. Das wird gemacht um den Vorfahren die letzte Ehre zu erweisen. 

Dazu wurden die sogenannten Gruppen erstellt mit jungen Leuten die zu Kampfmaschinen ausgebildet werden um als Kombattante in den Ring gestellt zu werden. 

Unsere Gruppe wurde nicht der Organisation geboren. Unsere Gruppe setzt sich aus denen zusammen, dessen Eltern sich der Organisation wiedersetzten und flohen. Sie wurden viele Jahre heimgesucht und sobald man sie fand hingerichtet."
Ich musste schlucken. Niemals hätte ich zu träumen gewagt, dass es heuzutage wirklich noch so etwas geben könnte, obwohl unsere Welt doch schon so weit entwickelt ist.

"Aber wo finden diese >Honorary Games< statt?" "Der Ort ist jedesmal streng geheim und nicht mal den Kombattanten ist es erlaubt ihn zu erfahren..." 

Jess schluckte. Ich merkte das es ihr nicht leicht fiel über dieses Thema zu sprechen. Dennoch musste ich alles erfahren und fragte erneut nach.

"Aber was genau passiert bei diesen >Honorary Games<?" "Ums Überleben... Wir werden hier in den einzelnen Gruppen zu Kampfmaschinen ausgebildet, um den Kampf gegen die Natur anzutreten... Viele einzelne Kombattanten verbünden sich um stärker zu sein, aber die Organisation stellt ihn Hindernisse bis schließlich ein Sieger übrig bleibt."

Mir war klar, dass ich somit eines Tages auch an den >Honorary Games< antreten müsste, aber mir war nicht klar das dies schon so bald sein würde... 

Zwei Männer betraten den Eingangssaal. Ein großer und ein kleiner, der eine rund der andere schmal, der eine mit vollem weißes Haar der andere mit garkeinem.

Peter... ehm... "Mr.Marlwitch"... trat auf die zwei Männer zu. Der große Dicke mit dem vollen, weißen Haar breitete seine Arme aus und stieß eine angsteinflößend laute Lache aus.

"Ach komm lass dich drücken!" rief er und lachte weiter. Seine kleinen Schweinsaugen funkelten dabei vergnügt und seine Wangen schimmerten rosig unter seinem Bart. Ich schätzte ihn so um die siebzig, auch wenn ich meistens beim Alter schätzen daneben lag.

"Der große, dicke ist Präsident Stercon, er ist der oberste Leiter der Organisation." raunte mir Jess zu. "Der andere ist Mr. Loy, sein Berater."

Mr. Loy war das genaue Gegenteil von Präsident Stercon. Er hatte große Segelohren, eine lange Nase, trug eine viel zu große Brille und ein grünkariertes Jacket. 

Marlwitch begleitete die beiden Männer in unseren Speisesaal und nachdem sie sich setzten schritten wir als synchrone Schlange herrein und verbeugten uns.

Präsident Stercon grunzte zufrieden und sein Blick glitt durch unsere Reihe, bis er an mir hängen blieb. Einen Moment lang löste sich das Lächeln aus seinem Gesicht und im nächsten Moment stieß er seinen Stuhl nach hinten, sprang mit einem lauten Knacken seiner Knochen auf, setzte das allergrößte Lachen auf und sprang auf mich zu.

"Na wen haben wir denn da?" rief er und zog an meiner Wange. Ich zuckte eingeschüchtert zusammen und blickte zu Boden. 

"Das ist die Neue Herr Präsident." sagte Mr. Loy mit zittriger Stimme und sah mich unsicher an. Präsident Stercon drehte sich entnervt um und schritt aus Mr. Loy zu. Er versetzte ihm einen Schlag auf den Nacken und schrie. "Als wenn ich das nich wüsste sie bescheuerter Trottel!" Mr. Loy sank in sich zusammen und kaute ängstlich auf seinem Daumen herum. Wie er so dasaß mit seiner viel zu großen Brille, seinem Anzug der aussah als wenn ihn seine Mutter ausgesucht hätte und dem halben Daumen im Mund sah er aus wie ein kleines Kind. 

Präsident Stercon schüttelte noch einmal den Kopf und wandte sich wieder zu mir.

"Ich bin Präsident Stercon und freue mich total dich in der Organisation begrüßen zu dürfen!" Ich nickte und wusste nicht wirklich was ich sagen sollte.

Präsident Stercon setzte sich wieder auf seinen Platz und sie anderen setzten sich auf die anderen Plätze und ich tat es ihnen nach. 

Elly kam herrein und schon wieder schmerzte es sie zu sehen. In meinen Augen war sie immer noch eine langjährige Freundin für mich und nicht eine Fremde aus einer Organisation mit der mich verlogene Erinnerungen verbanden. 

Sie hatte ihre wunderschönen, gewellten Haare hochgesteckt und würdigte mich keines Blickes. Sie trug auf dem einen Arm eine riesige, glänzende Metallplatte auf der dünne Kaslerscheiben mit Salat dekoriert lagen. Auf dem anderen Arm trug sie zwei riesige Sauerkraut und Kartoffelschalen. Eine Minute später kam sie erneut mit einer Soßen Kanne und einem Wein wieder hinein.

Präsident Stercon setzte ein gieriges Grinsen auf und leckte sich genüsslich über die Lippen. Elly verneigte sich einmal kurz und der Präsident pustete ihr tausende Luftküsse entgegen.

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Tag der Veröffentlichung: 23.09.2013

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Danke das es dich gibt K.! Die Quelle zum Cover: http://38.media.tumblr.com/b28eff48222133b1063e58942789dd46/tumblr_mtsw5f9dWW1s64bico1_400.jpg

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