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Die Hauptpersonen des Buches in der Reihenfolge ihres Auftretens:

Louis, der Kater
Luise, die Maus

Lars Langhaus
seine Schwester Lara
sein Vater Ludwig Langhaus
seine Mutter Stefanie Langhaus

Luna, die weise Eule
Herr Schreck, der Hausbesitzer
und viele Tiere.


L

ouis, ein bildschöner Kater schüttelte sich das regennasse Fell. Familie Langhaus hatte vor einer guten Stunde mit dem kleinen roten Auto das Grundstück verlassen. Der Sohn der Familie, der für Louis` Wohlbefinden zuständig war, hatte vergessen, den Riegel der Katzenklappe umzustellen, so konnte der kleine Kater nicht in das Innere des Hauses gelangen. Das wäre eigentlich kein großes Problem, aber plötzlich regnete es in Strömen und das war nichts für unseren Kater. Auf dem grauen Asphalt der Einfahrt bildeten sich Blasen, der Platzregen ergoss sich aus allen Wolken, die schwer über Louis hingen.
"Ich bin der Wind, der deine Haare streichelt", flüsterte der Wind.
"Ich komme gleich wieder zurück und trockne dich", schmeichelte die Sonne. Und so war es auch: Der Wind trieb im Nu die Wolken in Richtung Osten davon und die Sonne begann wieder zu lächeln. Louis lief gut gelaunt zurück zu seinem Lieblingsbaum, auf dessen starkem, untersten Ast er vor dem plötzlichen Regenguss geschlafen hatte. Er streckte sich ausgiebig und begann damit, seine Krallen am Stamm zu schärfen.

"Hey, du da, Kater, kannst du das vielleicht da drüben machen, an dem abgestorbenen Baumstumpf?", bat der Baum, auf dessen ausladenden Ästen ein kleines Baumhaus einladend auf die Rückkehr der Freunde und den kleinen Jungen selbst wartete.
Jedoch hatte der Kater es sich offensichtlich anders überlegt und leckte nun nach Katzenmanier ausgiebig seine Pfötchen. Schlenderte dann gemächlich zu dem genannten Baumstumpf und stutzte.

Was war das denn für ein Tier? Er sah ein kleines graues Etwas aus dem Baumstumpf, der sich an einer Stelle zu einer kleinen Höhle öffnete, herauslugen. War das eine Maus? Da Louis noch klein war, gerade mal vier Monate alt, wusste er nicht genau, was ihm da vor die Pfoten lief und ihn mit großen schwarzen Knopfaugen ansah.
"Hallo ich bin Luise“, lächelte die Maus ihn strahlend an. "Freut mich sehr, dich zu treffen, Luise. Ich heiße Louis“, stellte sich der Kater artig vor.

"Du bist eine Katze, oder?"
Die Maus sah so aus, als würde sie sich ein ganz klein wenig fürchten, sie begann aufgeregt zu zittern, blieb aber dennoch vor Louis stehen. "Nun, ich bin ein Kater", meinte er stolz und blickte Luise mit seinen grünen Kateraugen an. "Katzen und insbesondere Kater fressen Mäuse, nicht wahr?" Das hatte Louis kürzlich im Fernsehen beobachtet, das fiel ihm gerade wieder ein. Sein kleiner Menschenfreund sah mit den Eltern und der Schwester einen Film über Tiere und er, der Kater, durfte vom bequemen Sofa aus zusehen. "Ja, ich glaube schon, aber ich habe keinen Hunger. Außerdem bin ich, glaube ich, Vegetarier." Luise atmete tief durch und meinte: "Da habe ich aber unglaubliches Glück, wirklich schön, dich zu sehen." Louis` rotbraunes Fell strahlte mit seinen Worten um die Wette: "Ein wahrhaft herrliches und göttliches Geschenk, dich zu treffen. Bisher habe ich keine Freunde hier, außer den Menschen, die mich vor ein paar Tagen zu sich nahmen. Was zuvor geschah, weiß ich nicht mehr, es ist alles wie weggewischt."

Lautes Motorbrummen ließ Luise schnell zurück in den sicheren Stumpf des abgestorbenen Baumes flüchten. Sie rief noch. "Bis später, Louis!", und war weg.

Vater Ludwig Langhaus stellte den Motor aus und wie auf ein Kommando öffneten sich beinahe gleichzeitig die Beifahrer-, und die rechte und die linke Türe am Heck des Wagens. "Louis, bist du nass geworden? Es tut mir so unendlich leid, komm her mein Kleiner!" Der achtjährige Junge, welcher auf den Namen Lars hörte, sprang mit den Worten auf den Kater zu und nahm ihn in den Arm. Dicht gefolgt von seiner Zwillings-Schwester Lara, die Louis zwischen den Ohren kraulte.
Stefanie Langhaus, die vor zehn Jahren noch Stiefel mit Nachnamen hieß, war damit beschäftigt, die Lebensmittel aus dem Kofferraum auszuladen.


Als der Kater das sieht, springt er wie ein geölter Blitz vom Arm des Jungen. "Miau, Mau... Na endlich wird das Haus geöffnet und vielleicht gibt`s auch einen Leckerbissen." Ungeduldig streicht Louis schmeichelnd um Stefanies Beine, den Duft frischer Möhren in der Nase. Aber damit nicht genug, hörbar lautes Schnurren kommt aus seinem Mäulchen, gefolgt von aufforderndem "miau, mau, maaauuuuuuu..."
Vater nimmt die Einkäufe aus Mutters Armen und Lara, die Schwester, öffnet die alte, geschnitzte Haustüre aus Buchenholz.
Lars trifft seine beiden Freunde, mit denen er sich während der Autofahrt über das Handy verabredet hatte, hoch oben im Baumhaus.
Lara hilft der Mutter heute gerne in der Küche, alle haben jetzt großen Hunger und versammeln sich eine halbe Stunde später um den Esstisch.


Die Nacht ist mild und der Morgen noch weit, als sich Louis gähnend streckt und seine Inspektion durch den Garten macht. Die Katzenklappe ist von beiden Seiten geöffnet, wie er nach einer Überprüfung erleichtert feststellt. `Ob Luise vielleicht irgendwo auf mich wartet?` Während er nach seiner Luise sucht, trifft er ein anderes Mäuschen, welches ängstlich quiekend sofort in einem Mauseloch verschwindet.
Louis gibt es ja ungerne zu, dennoch träumte er, in sein weiches Lammfell gekuschelt, vergangene Nacht von seiner neuen Freundin.

Es wird nun etwa vier Uhr morgens sein, was der Schlag der alten Pendeluhr durch das geöffnete Wohnzimmerfenster gerade bestätigt, als Louis am Stamm der mächtigen alten Eiche geschickt hinaufklettert. Die Lerche singt ein fröhliches Lied, durch das laute Krächzen eines Raben unterbrochen. Ein Eichhörnchen huscht über einen dünnen Ast und schwupp ist es auf dem benachbarten Ahorn verschwunden. Louis, ein klein wenig traurig, weil er keine Spur von Luise finden kann, erreicht missmutig das Baumhaus.
Die Nüsse, welche die Jungen gestern Abend übrig gelassen haben, lässt er sich leise schmatzend zum Frühstück schmecken.
Seine smaragdgrünen Augen erblicken einen Zettel auf dem kleinen Tischchen, welches der Vater gezimmert hat.
Vorsichtig entfaltet Louis den Zettel und liest:
`Zu dir in das Haus kann ich nicht kommen, lieber Freund, aber wenn du magst, lade ich dich herzlich in meine Wohnung ein.
Gezeichnet Luise, deine Freundin.`
Louis überlegt nicht lange. Wie der Wind saust er den Stamm hinunter und steht grübelnd vor dem ausgehöhlten Baumstumpf.
`Da passe ich ja niemals hinein`, überlegt er, und bei dem Versuch, seinen Kopf durch das kleine Eingangsloch zu quetschen, merkt er, wie Recht er damit hat.
"Krah, krah, komm mit mir, wir werden dir helfen" krächzt ihm der Rabe ins Ohr, was ein klein wenig kitzelt. "Hihi, mau, bitte nicht so dicht, ich bin empfindlich an meinen Ohren", lacht Louis laut auf und folgt gespannt dem Raben.
Dichter Wald umgibt das kleine Grundstück der Familie an zwei Seiten. Bergauf, bergab folgt unser Kater dem Raben, der sich während des Fluges in eine wunderschöne Eule verwandelt. `Vielleicht hat sich die Eule mit dem Raben abgewechselt` überlegt Louis und folgt nun der Eule.
Er hält es vor lauter Neugier kaum noch aus. Auf einer Waldlichtung angelangt, lässt sich die Eule flatternd auf einem Stein nieder.

Kurz nachdem die Eule gelandet ist, erreicht auch Louis ein wenig außer Atem die Lichtung und blickt sich staunend um. "Wo sind wir hier und warum?"
Wie ein Ring umrunden große Steine den Rasenplatz. Sie scheinen leise und geheimnisvoll zu raunen. Jedoch versteht der Kater deren Sprache nicht. Er beobachtet gespannt die Eule, die ihren Kopf um 180 Grad zurück in seine Richtung dreht. Bernsteinfarbene große Augen unter dichten Wimpern blitzen Louis klug an: "Luise ist eine Freundin aller Tiere, also helfen wir ihr und ihren Freunden gerne", antwortet sie ruhig und legt grazil den Kopf ein wenig schief. Sie sieht ihm direkt in die Augen. "Du kennst die Geschichte nicht, noch nicht - du bist ja auch noch so jung - zudem haben wir Zeit, sehr viel Zeit. Was du zuerst lernen wirst, ist Geduld. Fangen wir an, mach es dir bequem." Louis lässt sich langsam nieder, legt den Kopf auf die Vorderbeine und sieht abwartend die Eule an.

"Seit sehr, sehr langer Zeit lebt ein Hausbesitzer im Norden hinter den hohen Bergen. Er ist unsterblich, denn er hat eine Aufgabe. Er hasst Mäuse. Er bringt den Katzen, die normalerweise niemals Fleisch fressen, bei, Mäuse zu jagen. Hast du dich jemals gefragt, warum der Laut der Katzen `Miau` ist? Steckt in diesem Laut nicht `Maus`?" Unser Kater denkt kurz nach - ist auf einmal hellwach und ruft begeistert: "Miau! Ja, natürlich, wie Recht du doch hast, da ist nur ein anderer Buchstabe! Bitte erzähle weiter."


H err Schreck, ein ungewöhnlich dicker und sehr großer Mann, hat zu seinem Körper passende Hände, die beinahe so groß sind wie Toilettendeckel. Seine Wohnung betreten keine anderen Menschen, niemals bekommt er Besuch. Deshalb schleichen wir mucksmäuschenstill hinter ihm her, die Treppe hoch bis in das Dachgeschoß. Er öffnet die Türe und zwängt sich schwer atmend hindurch. Durch eine kleine Luke fällt etwas Tageslicht auf den verwinkelten Dachboden. Hunderte Katzen flüchten fauchend in alle Ecken.
Herr Schreck stellt einen großen Käfig mit Mäusen in die Mitte des Raumes. „Ihr bekommt nichts anderes, kein Gras, keine Nüsse oder was ihr sonst noch alles wollt. Fresst Mäuse oder verhungert!“ Schreit er hasserfüllt die armen Katzen an.
„Was sollen wir tun?“ Die Anführerin, eine rotbraune Katze mit smaragdgrünen Augen, sieht sich um. „Ob Louis es wohl geschafft hat, seine Luise zu finden? Denn, wenn mein Sohn sie gefunden hat, dann ist er jetzt sicher bereits auf dem Weg zu uns.“ Ein großer schwarzer Kater meint nachdenklich: „Luna, die weise Eule wird ihn führen und ihm alles erzählen, was er wissen muss. Solange werden wir noch abwarten. Die meisten Mäuse verstehen leider unsere Sprache nicht mehr. Dieser böse Mensch hat sie verhext.“

„Sag das nicht“, wispert es aus dem Käfig, der geöffnet mitten in dem großen Raum steht. „Es gibt einige von uns, die sich geweigert haben, das Zauberpulver zu fressen.“

Impressum

Texte: Copyright by loui.parthe
Tag der Veröffentlichung: 10.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Luise und Louis

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