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Kapitel 1

„Nein! Nein, bitte nicht nach Schottland. Mum! Da ist es voll kalt!"
„Na dann ziehst du halt einen warmen Pulli an. Außerdem kann es auch in Schottland warm sein. Als dein Vater und ich damals in Edinburgh waren, war es fast so warm wie hier. Vielleicht sogar noch wärmer."
„Aber ich will nach Italien. Du hast mir versprochen, dass ich dieses Jahr aussuchen darf, wohin wir fahren."
"Wohin wir fliegen, Liebling. Du weißt doch, dass dein Vater Duncan vermisst. Schließlich ist er sein bester Freund. Und wir können meinetwegen in den nächsten Ferien nach Italien."
„Nächstes Jahr sind die Anderen aber nicht da! Was soll ich denn den ganzen Tag in Schottland

machen?"
Ich versuchte meine ganze Verachtung in dieses Wort zu legen. Ich mein >Hallo?!<. Schottland wäre vermutlich meine letzte Wahl, wenn ICH mal aussuchen dürfte, wo wir hin fahren - So wie es mir versprochen wurde. Wütend drehte ich mich um und verließ die Küche. Ich stapfte die Treppe hoch und ging in mein Zimmer.
Schnell schnappte ich mir meine Fernbedienung, die auf meinem Nachttisch lag, und schaltete meine Anlage ein.
Leise Musik durchflutete den Raum und ich schnaubte verächtlich auf. Murrend ging ich zu meinem Regal und suchte eine andere CD raus. Ich legte sie ein und drehte den Lautstärkeregler auf volle Pulle. Dann lief ich kurz zur Tür, um sie abzuschließen. Sonst würde meine Mum gleich im Zimmer stehen und mich wütend anstarren, bis ich die Musik wieder leiser gemacht hätte.
Ich überlegte was nun zu tun war. Eigentlich müsste ich jetzt meine beste Freundin Lilly anrufen, um ihr von dem Desaster - auch Sommerferien genannt - zu erzählen. Wir hatten uns schließlich schon so darauf gefreut, uns gegenseitig in den Ferien zu besuchen. Wir wollten unsere Eltern überreden in eine kleine Stadt in Süditalien zu fahren. Lilly wollte in ein Ferienhaus am Strand, während ich in eins in Richtung der Berge wollte. Wir hatten alles genau geplant, doch als ich meinen Eltern davon erzählt habe, sagten sie, dass es ja wirklich toll klingen würde, aber dass wir nach Schottland fliegen, um den besten Freund meines Vaters zu besuchen, den er nur alle paar Jahre sieht. Seitdem stritt ich mich fast jeden Tag mit meiner Mutter. Mein Vater war nämlich den ganzen Tag arbeiten und, wenn er dann nach Hause kam, ging er direkt in sein Büro im Haus und arbeite weiter bis spät in die Nacht. Er war der Bürgermeister unserer Stadt und hatte viele wichtige Aufgaben. Ich wusste allerdings nicht wirklich, was er immer machte.

Ich rief also Lilly an. zumindest wollte ich das, denn ich konnte mein Handy nicht finden. Ich dachte ich hätte es auf mein Bett gelegt, aber als ich danach griff, war es nicht da.
„Verdammt!“ Wütend drehte ich mich im Kreis und schaute nach, ob ich es irgendwo entdecken konnte. Aber nichts.
Also musste ich suchen. Ich wühlte alles durch, aber finden konnte ich es nicht.
Mein Zimmer sah mittlerweile aus wie ein Schlachtfeld und ich bekam keine Luft mehr, da ich während des Suchens laut gesungen hatte.
Erschöpft ließ ich mich an der Wand runterrutschen und zog meine Beine an.
Ich musste es verloren haben. Das war die einzige Möglichkeit.
Wütend pfefferte ich ein Kissen gegen die Wand.
Plötzlich fiel es mir wieder ein! Ich hatte mein Handy in meiner Jackentasche und meine Jacke hing unten an der Garderobe!
Schnell stand ich auf und schloss die Tür auf. Zur Vorsicht streckte ich kurz meinen Kopf aus der Tür und vergewisserte mich, dass meine Mum im Wohnzimmer saß.
Dann schlich ich auf Zehenspitzen nach unten in den Flur, holte mein Handy, rannte schnell wieder nach oben, warf die Tür hinter mir zu, stemmte mich dagegen und sperrte sie wieder ab.
Ja, ich gebe es ja zu, dass ich etwas paranoid war.

Als die Tür abgeschlossen war, ließ ich mich auf mein Sofa fallen und rief endlich Lilly an.
Nach dem dritten Klingeln nahm sie ab.
„Und? Wie ist es gelaufen? Konntest du deine Mum doch noch überreden?“
Lächelnd schüttelte ich den Kopf. - Wir gaben die Hoffnung nie auf.
„Nee. Ich muss nach Schottland. Es führt kein Weg dran vorbei.“
Lilly fing an zu lachen, obwohl ich wusste, dass ihr eigentlich gar nicht nach lachen zu Mute war.
„Aber was soll ich denn jetzt den ganzen Sommer lang machen? … Ohne dich?“
„Party. Strand. Im Gegensatz zu mir, findest du da bestimmt neue Freunde. Ich hasse Schottland und die Schotten. Die reden total komisch.“
„Ja. Tun sie echt. Aber wird schon. Wir telefonieren einfach ganz oft!“
„Ja natürlich! Jeden Tag, okay!?“
„Okay gut. Und wir werden versuchen Spaß zu haben!“
„Hmm. Ja kannst du machen, aber ich werde bestimmt keinen Spaß haben.“
Ich wusste, dass ich mich aufführte wie ein kleines Kind, aber ich war wirklich der festen Überzeugung, dass man in Schottland keinen Spaß haben kann.
„Na, Hauptsache Europa. Das ist doch cool!“
„Total cool. … Ich kann es kaum erwarten.“
Meine Worte trieften nur so vor Sarkasmus und ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht nach unten zu laufen, um meine Mum an zu brüllen.
Hatte sie mir doch schließlich den Sommer meines Lebens verdorben.
Lilly und ich hatten beide im Mai Geburtstag und würden 16 werden. Es wäre also der erste Sommer gewesen, in dem wir wirklich mal was machen konnten. - Und jetzt würde ich in irgendeinem Kaff mitten in den Highlands versauern.


Kapitel 2

Der Abreisetermin war der erste Ferientag, also der 1. Juli.
Die ganze Zeit bis dahin versuchte ich noch meine Eltern umzustimmen, doch sie blieben hart.
Und deshalb musste ich am Tag der Reise schon um vier Uhr morgens aufstehen und mich fertig machen.
Noch im Halbschlaf taumelte ich ins Bad und griff nach meiner Zahnbürste, allerdings verfehlte ich sie und ich brauchte einige Anläufe um mir die Zähne zu putzen. Dann wusch ich noch mein Gesicht und war danach schon viel wacher. Eigentlich hatte ich noch vorgehabt zu duschen, aber als mein Wecker heute Morgen klingelte, beschloss ich noch liegen zu bleiben. Schließlich würde ich den heutigen Tag damit verbringen einige Stunden im Auto, im Flugzeug und nochmal wieder im Auto zu sitzen.
Ich schminkte mich noch nicht mal. Und dass obwohl ich das Haus selten – eigentlich nie- ungeschminkt verließ. Ich hatte immer Angst gesehen zu werden. Aber da es noch mitten in der Nacht war, als wir das Haus verließen und ich Schottland eh Kacke fand, machte ich mir nicht die Mühe.
Ich schlurfte zurück in mein Zimmer und schnappte mir meine Tasche. Meinen Koffer hatte mein Vater schon am Vorabend ins Auto geräumt, nur mein Handgepäck wartete noch darauf zu Ende gepackt zu werden.
Ich wirbelte schnell umher und warf meinen iPod, mein Handy, einige Bücher, meine Ladekabel und mein Portmonee in die Tasche. - Die ging dann allerdings nicht mehr zu. Verzweifelt zerrte ich am Reißverschluss als mir einfiel, dass ich ja auch noch meine ganzen Waschutensilien und meine Schminke einpacken musste. Ich lief also schnell nochmal ins Bad und holte alles.
Aber meine Tasche ging jetzt erst recht nicht mehr zu. Mittlerweile rief meine Mutter schon nach mir, da wir endlich los mussten.
Ich schnappte mir einfach eine größere Tasche und stopfte die andere hinein.
Mit der vollbeladenen Tasche ging ich nach unten uns setze mich ohne ein Wort des Grußes ins Auto.
Nach einigen Minuten, in denen meine Mutter versuchte mit mir zu reden, ich aber nicht reagierte, schlief ich ein.
Die ganze Fahrt und den anschließenden Flug lang, schlief ich. Aber als wir dann im Auto durch Schottland fuhren war ich hellwach. Ich kramte also in meiner Tasche nach meinem Handy und rief Lilly an.
Normalerweise hasste ich es natürlich wenn meine Eltern mir zuhörten, aber ich wollte sie provozieren. Lilly war schon am Abend zuvor los geflogen und lag vermutlich gerade am Strand.
Sie hob allerdings schon nach dem zweiten Klingeln ab und begrüßte mich erfreut.
„Hey Lilly. Wie geht’s? Schon irgendwelche heißen Typen getroffen?“
Ich lächelte meine Mutter unschuldig im Rückspiegel an und widmete mich dann wieder meinem Gespräch.
„Ähm. Amelia? Alles okay?“
„Ja!? Oh mein Gott! Wie cool? Wie sieht er aus? Ich wünschte ich wäre auch da.“
Bei den letzten Worten schaute ich traurig aus dem Fenster. Ich schaute hoch zu den Wolken verhangenen Himmel, und spürte dabei immer noch die Blicke meiner Mum auf mir ruhen. Ich genoss diese Show, weil sie mir das Gefühl gab doch nicht ganz übergangen zu werden. Endlich fiel bei Lilly der Groschen und sie kicherte.
„Hören deine Eltern gerade zu?“
„Waas!? Nein! Das hat er nicht?“
„Also hier ist es eigentlich ganz schön, aber ich vermisse dich. Du weißt ja, dass ich nie neue Leute kennenlerne, wenn ich alleine bin.“
„Oh das klingt alles so toll. Wie heißt er denn? Spricht er englisch?“
„Oh Mann, ich kann es kaum erwarten, dass die Ferien wieder vorbei sind und wir wieder zu Hause sind. Ich vermisse dich so.“
„Giovanni? Ein waschechter Italiener. Aber, Gott sei Dank, kann er Englisch. Sonst hättet ihr ein Problem.“
„Du, ich muss auflegen. Giovanni kommt.“
Wir mussten beide lachen und dann verabschiedeten wir uns voneinander.
Obwohl es ein ziemlich amüsantes Telefongespräch war, war ich danach trauriger als vorher.
Ich drehte die Lautstärke meines iPods voll auf und versank in der Musik.


Kapitel 3

Nach zwei weiteren Stunden im Auto war mein Akku leer und ich war gezwungen mich mit meiner Mum zu unterhalten, wenn ich nicht vor Langeweile eingehen wollte.
„Ist die Landschaft nicht atemberaubend?“
Wenn ich nicht so mies drauf gewesen wäre, hätte ich sie wahrscheinlich auch schön gefunden, aber so ließ ich nur ein unstimmiges Brummen hören.
Meine Mum seufzte und sagte, dass es nicht mehr lange dauern würde.
„Inverness ist wirklich eine schöne kleine Stadt. Und unser Hotel ist nicht weit davon entfernt. Es ist mitten in den Wiesen. Und rundherum sind Schafe und Ruinen von Schlössern und Burgen. Es wird dir sicher gefallen.“
„Kann man in Inverness shoppen gehen?“
„Nun, soweit ich weiß schon. Es sind auch nur ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß vom Hotel. Aber…“
„Zwanzig Minuten? Willst du mich verarschen? Da kann ich ja gleich nach London latschen! Kann ja auch nicht viel länger dauern!“
Wieso musste das gerade mir passieren? Schlimm genug, dass es da keinen Strand oder sonstiges gab, jetzt konnte ich nicht mal shoppen gehen, ohne meine Energie schon für den Hinweg zu verbrauchen!
„London wäre sicherlich weiter. Und jetzt hör bitte endlich auf rum zu zicken. Das hält man ja nicht aus.“
Das war das erste Mal, dass mein Vater etwas sagte, seit wir wieder im Auto saßen.
Beleidigt verkrümelte ich mich noch weiter in meinen Sitz. Meine Mum sah meinen Vater strafend an. Ich sah, dass sie ihm ein „Lass sie doch“, zu flüsterte.
Irgendwann war ich wohl wieder eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, standen wir und meine Mum wollte schon aussteigen.
Ich hob schlaftrunken den Kopf und sah hinaus. Aber da war, außer einem alten Backsteingebäude, das über und über mit Efeu bewachsen war, nichts. – Rein gar nichts.
Das Haus hatte mindestens 6 Stockwerke und sah eigentlich ziemlich gemütlich aus. Es war riesig.
Langsam öffnete auch ich meine Tür und stieg aus. Ich reckte und streckte mich und wollte schon nach meiner Tasche greifen, als mein Vater sagte, dass wir erst mal die Sachen im Auto lassen würden und etwas essen würden.
Ich sah schnell an mir herunter und befürchtete ziemlich schäbig auszusehen.
„Ich muss aber vorher noch kurz aufs Klo.“
Dad seufzte, nickte aber dann zustimmend.
„Wir gehen schon mal vor. Was willst du trinken?“
„Ein Wasser. Danke.“
Mit diesen Worten machte ich mich auf die Suche nach einer Toilette. Während meiner Suche versuchte ich ganz unauffällig zu sein und bloß keine Blicke auf mich zu ziehen, da ich Angst hatte, nach der langen Zeit ohne Toilettenbesuch wirklich schlimm auszusehen. Eigentlich war ich ziemlich hübsch. Ohne eingebildet klingen zu wollen, aber viele fanden mich hübsch.
Und meine blonden Korkenzieherlocken waren auch echt toll.
Sie passten perfekt zu meinen klaren hellblauen Augen und meiner leicht gebräunten Haut.
Da ich Cheerleading machte, hatte ich auch eine gute Figur und konnte mich über mein Aussehen nicht beschweren.
Ich war natürlich nicht perfekt. Das war keiner. Aber ich war definitiv zufrieden mit mir.
Ungeschminkt und in Gammelklamotten ging ich in das Restaurant des Hotels.
Ich spürte die Blicke der Anwesenden auf mir und versuchte mich kleiner zu machen. Es behagte mir nicht in so einem Aufzug gesehen zu werden. Aber ich konnte nichts daran ändern und so beugte ich mich meinem Schicksal und ging zum Tisch meiner Eltern. Die Getränke waren schon gebracht worden und so nahm ich gierig ein paar Schlucke meines Wassers.
Dann grabschte ich nach der Speisekarte und vergrub mich dahinter.
Das Essen verlief ziemlich schweigsam, da ich müde und wütend, mein Vater vermutlich in Gedanken irgendwo anders, und meine Mum damit beschäftigt war die Leute um uns herum zu begutachten.
Nach dem Essen wollten meine Eltern sich noch in die Bar setzten. Aber ich wollte auf mein Zimmer und holte deshalb schnell meinen Koffer und schleppte ihn zum Aufzug.
Gerade als ich meine Zimmertür aufschließen wollte, ging die Tür neben meiner auf und heraus trat ein Junge. Er war in meinem Alter - vielleicht zwei Jahre älter. Und er sah einfach umwerfend aus.
Sprachlos sah ich ihn an. Er hatte ein enges graues T-Shirt an und eine schwarz Jogginghose. Normalerweise mag ich keine Jogginghosen, aber es sah trotzdem gut aus an ihm. Besser als gut! Das Shirt ließ seine Muskeln erahnen. Er hielt einen blauen Pulli in der Hand und ich betete er würde ihn niemals anziehen, da es zu viel von ihm verdecken würde.
Mein Blick glitt weiter nach oben. Über wundervoll sanft geschwungene Lippen und eine gerade Nase zu den wunderschönsten braunen, fast schwarzen Augen, in denen ich zu versinken drohte. Seine Haare waren auch braun und fielen ihm immer wieder ins Gesicht und er strich sie sich mit der Hand wieder zurück. Er sah mich an, aber es war kein wirklich freundlicher Blick. Eher abschätzend. Er schien zu überlegen, ob ich es wert war angesprochen zu werden oder nicht. Er entschied sich wohl für Letzteres, denn er drehte sich um. Ich wollte ihn nicht einfach gehen lassen.
„Hey warte mal. Wie heißt du?“
Er drehte sich langsam wieder zu mir hin und sah mich diesmal wirklich kalt an.
„Lee.“
Damit wandte er sich endgültig ab und ging zur Treppe. Verwirrt starrte ich ihm hinterher.
Was hatte der denn?
Ich drehte mich wieder zu meiner Tür, schloss sie auf und betrat den Raum.
Das Zimmer war echt toll: Ein großes Bett stand in der Mitte und in der Wand gegenüber war ein riesengroßes Fenster eingelassen, aus dem man einen unglaublichen Ausblick über die Wiesen und Felder der Highlands hatte.
Langsam setze ich mich aufs Bett und schaute gedankenverloren nach draußen.
Wieso war Lee so abweisend? Er kannte mich doch gar nicht. Naja, vielleicht war er schüchtern, obwohl er nicht so wirkte. Er schien eher ziemlich selbstsicher.

Kapitel 4

Ich schlief ziemlich schnell ein und vergaß sogar mich umzuziehen. Ich träumte von ihm.
Mitten in der Nacht wurde ich von einem unangenehmen Brummen geweckt.
Bis ich erkannte, dass es das Vibrieren meines Handys war vergingen einige Sekunden. Ich hob ab und hielt es mir ans Ohr.
„Hey Süße? Wie geht’s?“
„Lilly?“Wegen meiner Müdigkeit konnte ich nur murmeln. Wieso rief die mich um -Moment- drei Uhr morgens an? War die verrückt?
„Schläfst du etwa schon?“
„Nee ich bin hellwach.“
„Okay gut. Und wie ist es so da in Schottland?“
Seufzend rappelte ich mich hoch und lehnte mich an die Kopfseite des Bettes.
„Es ist grauenvoll. Schlimmer als ich erwartet hab. Es ist furchtbar kalt und im Zimmer neben mir wohnt so ein gut aussehender Psycho.“
„Oho. Gut aussehen? Wie gut sieht er denn aus? Und wieso ist er ein Psycho? Hast du mit ihm geredet?“
„Naja, also ich hab ihn gefragt wie er heißt.“
„Und?“
„Er heißt Lee. Aber er ist ziemlich unfreundlich. Hat auch nicht gefragt wie ich heiße.“
„Oh. Doof. Aber wird schon. Vielleicht ist er schüchtern?“
„So hat er aber nicht gewirkt. Wieso rufst du mitten in der Nacht an?“
„Ach wir waren bis eben feiern. Da war 'ne kleine Party am Strand.“
„Wer ist 'wir'?“
„So ein paar Leute die ich hier kennengelernt habe. Vorhin am Strand. Die sind total nett.“
„Männlich oder weiblich?“
„Sowohl als auch. Du, ich muss jetzt auflegen. Bin etwas müde und wir treffen uns morgen Vormittag und wollen shoppen gehen. Ich ruf dich an. Bis dann. Tschö.“
Und 'klick' hatte sie aufgelegt.
Ich legte mich wieder hin und versuchte einzuschlafen. Ich fragte mich noch, ob man das Gespräch durch die Wand hören könnte, verwarf diesen Gedanken aber gleich wieder. Ich hatte schließlich auch noch nichts aus den Nachbarzimmern gehört.
Kurze Zeit später schlief ich auch schon wieder ein und abermals träumte ich von ihm.
Am nächsten Morgen war ich wütend auf mich, weil ich von einem wildfremden Typen, der nicht mal nett zu mir gewesen war, geträumt hatte.
Die nächsten Tage sah ich Lee nicht mehr. Aber ich verließ auch nur selten mein Zimmer. Ich lag die meiste Zeit auf meinem Bett, hörte Musik und schaute aus dem Fenster. Ich versuchte in den Wolken Bilder zu erkennen. Manchmal gelang es mir, aber die Wolken hatten auffallend oft Ähnlichkeit mit Lee. Ich vermutete, dass er wieder abgereist war.
Meine Mum und mein Dad verbrachten fast jeden Tag bei Duncan und seiner Familie. Sie boten mir immer wieder an mitzukommen, aber ich wollte nur in meinem Zimmer liegen und dem Regen und der Musik lauschen. Meine Nachbarn hatten sich schon am zweiten Tag beschwert, dass meine Musik zu laut wäre, aber am Tag darauf sind sie Gott sei Dank wieder abgereist.
Je länger wir in Schottland waren, umso antriebsloser wurde ich. Ich wollte nicht aufstehen oder gar meine Augen öffnen.
Ich hatte noch meine Schlafbrille an und drehte mich auf die Seite, die zum Fenster zeigte, um meinen Tag mit ein paar Lee- Wolken zu beginnen. Langsam schob ich die Schlafbrille in die Stirn und blinzelte. Wieso war es denn so hell?
Verdammt! Ich öffnete meine Augen ganz und sah erstaunt nach draußen: Der Himmel war blau und es war weit und breit keine Wolken zu sehen.
Sofort hatte ich gute Laune. Wie lange war es her, dass ich das letzte Mal die Sonne gesehen hatte?
Fünf Tage?
Fröhlich sprang ich aus dem Bett und lief ins Bad, um zu duschen. Während ich mich fertig machte sang ich laut irgendwelche Lieder.
Zu guter Letzt schlüpfte ich in eine kurze, schwarze Hose, ein hellblaues Top und meine sandfarbenen Flip-Flops. Dann machte ich mich auf den Weg nach draußen, wo ich mich auf eine kleine Bank, die mitten auf einer Wiese stand, setzte und mein Gesicht Richtung Sonne streckte.
Ich musste an Lilly denken. Sie schien ziemlich viel Spaß in Italien zu haben und sie schien sich zu verändern.
Früher war sie eher schüchtern und stand in meinem Schatten. Ich versuchte immer wieder sie mehr in den Mittelpunkt zu bekommen und hielt mich oft zurück, aber sie war zu schüchtern, um aus sich herauszukommen. Dabei war sie echt toll. Sie war hübsch und dazu noch intelligent. Ich verstand nie, warum alle Leute mich immer fragten, wie ich mit ihr befreundet sein könnte. Sie war schließlich meine beste Freundin und für mich war es das Normalste auf der Welt sie zu mögen. Zu meinem Erstaunen, war sie jedoch nicht sehr beliebt.
Sie hatte jetzt schon seit zwei Tagen nicht mehr angerufen, obwohl sie es versprochen hatte. Die Telefonate mit ihr waren meine einzigen Lichtblicke, jetzt wo ich vor Langeweile fast starb.
Gedankenverloren schaute ich mir die Gegend an. Da sah ich ein Auto die Auffahrt des Hotels entlang fahren. Und ratet mal, wer ausstieg? Lee! Ich spürte mein Herz doppelt so schnell schlagen wie normal. Ich genoss seinen Anblick. Er hatte eine enge Jeans an und ein grünes T-Shirt an.
Er ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür.
Erst sah ich nur ein Bein, doch diesem folgte das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen hatte. Sie spielte mich mit Leichtigkeit an die Wand. Ihre Haare waren rot und leicht gewellt. Sie hatte eine helle, aber gesund aussehende, Haut und grüne Augen, in denen ich trotz der Entfernung ein Glitzern erkennen konnte.
Mein Bauch zog sich schmerzhaft zusammen und ich hatte das Gefühl mein Herz würde irgendwo runter fallen.

Kapitel 5

Kennt ihr das? Wenn man jemanden mag und man sieht, dass er jemand anderen einem vorzieht.
Es ist nicht so, dass man in diesen Jemand verliebt sein muss, um so zu fühlen. Es reicht schon, wenn man sich nur leicht zu der anderen Person hingezogen fühlt. Jedenfalls ist man dann total überdreht. Also ich zumindest. Ich krieg dann einen Lachflash nach dem Anderen und kann nicht mehr aufhören total gestört zu grinsen. In meinem Inneren zieht sich dann aber alles zusammen und ich bekomme kaum Luft.
In diesem Moment fühlte ich mich so und konnte unmöglich einfach hier sitzen bleiben.
Also beschloss ich die Gegend zu erkunden. Ich stand auf und folgte einem Weg, der in einen Wald führte. Mittlerweile hatte ich sogar eingesehen, dass meine Mum Recht hatte. Es ist wunderschön hier.
Langsam schritt ich den Weg entlang und sah mich aufmerksam um.
Zwischendurch blieb ich stehen, weil ich eine schöne, hell rosa Blume gesehen hatte.
Ich pflückte sie und steckte sie mir ins Haar. Vermutlich sah ich total bescheuert aus, aber das war mir egal.
Nach fast einer Stunde endeten der Wald und der Weg.
Vor mir erstreckte sich eine große Wiese, auf der Ruinen von einer alten Burg standen. Es waren nur noch wenige Mauern zu sehen, doch wenn man etwas weiter nach hinten ging, war da eine Treppe, die in ein 'Zimmer' im zweiten Stockwerk führte. Ich hatte etwas Angst einzubrechen, doch wollte ich auch unbedingt sehen, was da oben war.
Also betrat ich die erste Stufe und betete, dass sie nicht unter meinem Gewicht zerbrechen würde. Und ich hatte Glück. Ohne jegliche Zwischenfällte gelangte ich in den oberen Raum.
Er war komplett leer, und dennoch war es gemütlich. Paradox. Ich weiß.
Ich rutschte an der Wand runter und schaute umher. Die Wand gegenüber von mir war weg und so hatte ich einen unglaublichen Ausblick über die Ruine, die Wiesen und einen weit entfernten Fluss.
Ich saß ziemlich lange einfach nur rum und hörte dem Zwitschern der Vögel zu. Als ich fast eingeschlafen war, klingelte mein Handy.
Stöhnend hob ich ab.
„Schatz? Wo bist du? Wir wollten doch gleich essen.“
Oh Shit! Ich hatte ganz vergessen, dass meine Eltern heute ein gemeinsames Abendessen mit mir verbringen wollte.
„Tut mir Leid, Mum. Ich komme sofort, okay? Ich muss nur erst zurück gehen und dann kurz duschen.“
„In Ordnung. Aber beeil dich. Bis gleich.“ Nachdem ich aufgelegt hatte, stand ich auf und steckte ich das Handy zurück in meine Hosentasche.
Für einen kurzen Moment blieb ich stehen und genoss die abendlichen Sonnenstrahlen dieses Tages. Ich schaute in den Himmel. In diesem Augenblick war ich unglaublich glücklich. Es war warm und ich hatte einen tollen Platzt gefunden, zu dem ich gehen konnte, wenn mir langweilig war.
Es war das erste Mal seit unserer Ankunft, dass ich mit meinen Eltern zusammen aß und ich wollte sie nicht allzu lange warten lassen, also legte ich den Rückweg im Dauerlauf zurück und war eine knappe halbe Stunde später am Hotel.
Schnell ging ich rauf zu meinem Zimmer, aber auf dem Flur wurde ich hart angerempelt.
Überrascht schaute ich auf und sah gerade noch das Mädchen, das ich vorhin mit Lee gesehen hatte. - Ich realisierte verwirrt ihren verängstigten Blick und fragte mich was sie hatte.
Dann merkte ich, dass ich anderweitig angeschaut wurde. Ich blickte zu seiner Tür und sah, dass er seinen Blick langsam über mich wandern ließ. Meine Wangen verfärbten sich rot. Er schaute von meinen Klamotten, die vermutlich total dreckig waren, zu meinem Gesicht. Entschlossen erwiderte ich seinen Blick, als er zu meinen Augen gelangt war.
Er lächelt spöttisch.
Dann sah er zu der Blume in meinem Haar und sein Grinsen wurde noch breiter.
Ich wandte mich wütend ab und ging in mein Zimmer, verschloss die Tür von innen und lehnte mich zusätzlich noch dagegen. Puh. Was hatte der bloß immer?
Ich wollte nicht weiter über ihn nachdenken und ging ins Bad.
Später am Abend lag ich im Bett. Kurz dachte ich darüber nach Lilly anzurufen und ihr von dem heutigen Tag zu berichten, aber diese Idee verwarf ich gleich wieder, da sie mich nicht verstehen würde. Sie dachte schließlich nur noch an Partys. Ich war noch nicht müde genug, um zu schlafen, also überlegte ich, was ich noch machen könnte.
Ich sah aus dem Fenster; es dämmerte zwar schon, aber vielleicht könnte ich nochmal zur Ruine gehen und ein paar Fotos machen? Ich nickte. Ja, ich würde nur noch mal kurz losgehen.
Schnell schlüpfte ich in meinen Pulli und stopfte meinen iPod und mein Handy wieder in die Hose.
Dann ging ich los. Meine Musik dröhnte mir laut in den Ohren und so konnte ich nichts anderes hören. Wahrscheinlich war das auch gut so, da ich sonst sicher Angst bekommen hätte.
Aber so erreichte ich die Ruine in bester Laune.
Ich wollte zuerst ein Foto von dem Zimmer machen, in dem ich heute Nachmittag gesessen hatte, um es Lilly zu zeigen.
Unbeschwert stieg ich die Treppe empor, als ich ein Knacken hörte. Entsetzt starrte ich nach unten. Ich sah einen dünnen Riss im Gestein, direkt neben meinen Füßen. Ich wollte meinen Fuß ganz vorsichtig heben und auf den Boden der Zimmers stellen, als die oberste Stufe der Treppe einfach mit mir einbrach. Ich schrie auf und spürte den Fall. Es vergingen nur Millisekunden, doch ich konnte in diesem Moment ziemlich schnell denken. Ich wartete auf den Aufprall und überlegte, wie ich wohl aufkommen würde und was für Verletzungen ich davontragen würde.
Ich kniff die Augen zusammen und fiel.
Als ich von etwas weichem aufgefangen wurde, riss ich sie allerdings wieder auf und starrte direkt in die Augen meines Zimmernachbarns. Oh Schreck!
Verlegen schaute ich weg und erst jetzt realisierte ich, in welcher Gefahr ich eben gesteckt hatte. Tränen flossen meine Wangen hinunter und ich schluchzte auf. Dann verbarg ich mein Gesicht an seiner Brust. Ich spürte, wie er sich mit mir auf eine Mauer setzte und mich zu sich auf den Schoß zog. Auch wenn er wildfremd und nicht nett war, war ich froh, dass er mich gerettet hatte. Wer weiß wie lange es gedauert hätte bis mich jemand gefunden hätte, wenn er mich nicht aufgefangen hätte und ich verletzt gewesen wäre. Ich schauderte bei der Erinnerung an den Fall.
Lee strich mir beruhigend über den Rücken und ich überlegte, ob er vielleicht doch nicht so schlimm war, wie ich gedacht hatte.
Nach ein paar Minuten beruhigte ich mich langsam und hob meinen Kopf an.
„Danke.“
Ich flüsterte nur, da meine Stimme sich furchtbar anhörte und ich etwas heiser war.
Er nickte nur und half mir aufzustehen.
Wir gingen schweigend zurück zum Hotel. Auch als wir vor meinem Zimmer standen, sagten wir kein Wort. Ich wollte eigentlich etwas sagen, doch mir fiel nichts ein. - Vielleicht ging es ihm genauso.
Ich wollte mich gerade umdrehen und in mein Zimmer gehen, als er mich zu sich zog, die Arme um mich legte und mich an sich drückte. Ich war zu perplex um mich zu wehren; Eigentlich wollte ich mich auch nicht dagegen wehren.
Als er seinen Griff etwas lockerte, schaute ich auf, um ihm ins Gesicht gucken zu können. Er sah sehr ernst und emotionslos aus. Ich war überrascht, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er einfach so schauen würde wie immer. Er trat einen Schritt zurück und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er in seinem Zimmer verschwand. Verdattert blieb ich noch einige Sekunden stehen und ging dann in mein Zimmer, wo ich mich erst mal auf mein Bett fallen ließ.

Kapitel 6

Am nächsten Morgen wurde ich von meiner Mum geweckt, die mir etwas Gutes tun wollte und mir Frühstück ans Bett brachte. Ich wusste, dass sie es nur machte, um ihr schlechtes Gewissen zu erleichtern, aber es war mir egal. Ich wollte mich ablenken und nicht an die Ereignisse von letzter Nacht denken, die sich in meine Träume geschlichen haben und die das erste waren, woran ich heute Morgen denken musste.
Schwerfällig stand ich nach dem Frühstück auf und tapste ins Bad. Mum war schon wieder weg. Sie und Dad würden heute wieder etwas mit Duncan unternehmen, sodass ich mal wieder alleine war.
Ich überlegte, ob ich kurz zu Lee gehen sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Stattdessen duschte ich kurz und zog mich an. Aufs Schminken verzichtete ich heute komplett, da ich keine Lust hatte noch eine viertel Stunde im Bad zu verbringen.
Nachdem ich also fertig war ging ich hinaus und setzte mich wieder auf die Bank, auf der ich schon am Vortag gesessen hatte. Die Sonne schien wieder und es war wundervoll warm.
Flüchtig dachte ich noch an Lilly, doch schon nach kurzer Zeit schlief ich ein.
Obwohl ich nachts gut schlief, war ich immer müde. Vermutlich durch die Langeweile.
Was sollte ich auch anderes machen, als zu schlafen?
Nach gut zwei Stunden wachte ich auf und blinzelte in die Sonne. Ich war jetzt hellwach und wollte gerade reingehen, um Mittag zu essen, als ich ein Auto sah. Es war Lees. Zumindest vermutete ich das, denn er war gestern in dem gleichen Model von Auto gekommen.
Und zum zweiten Mal sah ich, wie er ausstieg und zur Beifahrertür ging. Und wieder stieg ein hübsches Mädchen aus. - Sie hatte dieses Mal jedoch schwarze Haare.
Neugierig sah ich zu Ihnen hinüber und spürte einen Anflug von Eifersucht in mir aufkeimen, gegen den ich machtlos war.
Leicht beleidigt setzte ich meine Sonnenbrille auf.
Ich stand auf einem kleinen Hügel und meine Haare und mein Kleid flatterten im Sommerwind munter umher. Ich war mir sicher, dass ich in diesem Moment umwerfend aussah und musste grinsen.
Ich war wirklich oberflächlich. Aber nur oberflächlich oberflächlich, denn eigentlich war ich keineswegs oberflächlich.
Ich tat so als merkte ich nicht, dass Lee zu mir hochsah. Und ich übersah auch das arrogante Nicken, mit dem er mir zu verstehen gab, dass die letzte Nacht nicht passiert ist.
Zumindest sollte ich so tun als ob.
Die Eiersucht wurde von einer Traurigkeit abgelöst und so machte ich mich auf den Weg zu den Ruinen. Hunger hatte ich keinen mehr. Genauso wenig wie Freunde. Nicht hier.
Und während des langen Weges wandelte sich meine Traurigkeit immer mehr in Wut um und ich hob einen Stein auf, den ich mit voller Wucht wegwarf.
Nach einer Ewigkeit saß ich wieder an meinem Lieblingsplatz. Die Stufen, die mit mir weggebrochen waren, überkletterte ich einfach, obwohl ich natürlich ein mulmiges Gefühl hatte, vielleicht noch einmal einzubrechen.
Nach einer Stunde, in der ich nur rumsaß, klingelte mein Handy.
Laut schallte 'Kill' von Jimmy eat world über den Platz und wurde von den übriggebliebenen Mauern zurückgeworfen.
Es klang ziemlich schaurig.
„Hey Lil.“
„Na du? Was machst du so?“
„Ich chill hier nur so ab und du?“
„Och, ich komm grad vom Strand und muss jetzt noch was warten, bis ich wieder los kann. Wir treffen uns erst in einer Stunde.“
„Oh. Ach so. Und da dachtest du: Ich hab nix Besseres zu tun, also ruf ich Amelia an?!“
„Naja. Ja. Ich bin ja immer den ganzen Tag unterwegs. Du kannst mir doch keine Vorwürfe machen, dass ich mich hier amüsiere. Du hast ja nicht mal versucht Spaß zu haben.“
„Das kannst du auch richtig gut beurteilen.“
„Ach weißt du was? Vielleicht wars 'ne schlechte Idee dich anzurufen. Wir sehen uns. Ciao Süße.“
Und damit legte sie auf. Wütend lauschte ich noch kurz dem Tuten an meinem Ohr. Dann stand ich auf und ging zurück zum Hotel.
Wie sollte ich hier auch Spaß haben?
Hier waren nicht mal Leute in meinem Alter. Auch wenn ich wusste, dass ich nichts dran ändern konnte, gingen mir Lilliys Anschuldigungen nicht aus dem Kopf.
Allmählich verpuffte meine Wut zu den Klängen von Justin Timberlake, die aus meinem iPod direkt in meine Ohren strömten.
Am Hotel angekommen ging ich sofort in mein Zimmer, da ich noch immer keinen Hunger verspürte.
Ich legte mich auf mein Bett und schaltete meinen iPod aus.
Da hörte ich aber etwas aus dem Nebenzimmer, das mich rot werden ließ.
Schnell machte ich die Musik wieder an und auf volle Lautstärke. Allerdings konnte ich damit das Stöhnen und Bettquietschen nicht übertönen. Also beschloss ich doch zum Essen zu gehen, in der Hoffnung, dass, wenn ich wieder hoch käme, alles vorbei sein würde und mein Nachbar und seine … wasauchimmer … schon schliefen.
Seufzend erhob ich mich und verließ mein Zimmer, darauf bedacht, keine der Tränen, die aufstiegen, in die Freiheit zu entlassen.


Kapitel 7

Ich ging runter in den Speisesaal. Völlig in den Gedanken, was ich essen wollte, versunken, bemerkte ich die Neuen Gäste zunächst nicht.
Doch als ich mich nach einem Tisch umschaute, sah ich sie.
Es waren ein Junge und ein Mädchen. Sie waren vermutlich Geschwister, da sie sich ähnlich sahen.
Es saßen noch zwei Erwachsene mit am Tisch und ich schätze, dass es ihre Eltern waren.
Das Mädchen, das etwas unscheinbar aussah, aber nett, lächelte mir zu und ich lächelte zurück.
Dann setzte ich mich an die Bar und bestellte ein Stück Himbeerreistorte. (kennt ihr heinemann?da gibt’s so 'ne Torte und die is soo lecker.xD )
Mein Blick glitt einige Male rüber zum Tisch der Beiden.
Ich glaube sie waren ungefähr so alt wie ich. Das Mädchen zumindest. Der Junge war etwa zwei Jahre älter. Sie wirkten echt nett und der Typ sah richtig gut aus. Er war braun gebrannt und hatte wunderschöne, grüne Augen. Seine Haare waren blond. Eher dunkelblond, aber durch die Sonne waren sie von hellblonden Strähnen durchzogen.
Ich sah, dass sie fertig waren mit Essen und sich erhoben, um den Speisesaal zu verlassen. Traurig blickte ich ihnen hinterher und aß dann weiter.
Nachdem auch ich fertig war, kaufte ich mir noch ein Sixpack Red Bull, da ich schon wieder ziemlich müde war, aber nicht den ganzen Urlaub verschlafen wollte.
Dann ging ich raus in den Empfangsbereich, in dem auch die Rezeption und der kleine 'Kiosk' waren. Ich wollte zu den Aufzügen gehen und in mein Zimmer hochfahren, doch als ich an der kleinen Sitzecke, neben der Tür zum Restaurant, vorbeikam, sah ich zwei Gestalten die sich erhoben und sich mir in den Weg stellten.
Erschrocken blickte ich auf und schaute direkt in die grinsenden Gesichter von den Beiden, die ich eben noch die ganze Zeit beobachtet hatte.
„ Hi. Ich bin Ashley und das ist mein Bruder Nate. Und wie heißt du?“
Sprachlos, dass es noch nette Menschen gab, nicht nur Leute wie Lee oder Lilly, sah ich sie an und war im ersten Augenblick nicht fähig zu antworten. Ich hatte schon so lange nicht mehr normal mit jemandem geredet.
„Oh sieh nur. Ihr hat's die Sprache verschlagen Ich seh echt zu gut aus für diese Welt.“ neckte mich der Junge, der wohl anscheinen Nate hieß.
Ich streckte ihm die Zunge raus und sagte „ Hättest du wohl gern. Ich heiße Amelia.“
„Oh der Name ist schöön.“
Was Ashley an meinem Namen schön fand wusste ich nicht. Ich mochte ihn nicht besonders.
Auch Nate schien seine Schwester nicht zu verstehen. Deshalb machte er sich über sie lustig in dem er mit hoher Mädchenstimme „ Ohhhhjaa. Der Name ist wirklich wundervoll. So werde ich all meine Babys nennen.“ sagte.
Ich musste lachen, bedankte mich aber bei Ashley.
Nate sah mich an und fragte mich dann, ob ich mit zu ihnen auf's Zimmer kommen wollte.
Ich stimmte zu und ging dann mit.
Im zimmer angekommen pflanzten wir uns alle zusammen auf das Sofa und redeten.
Wir redeten über alles und ich erfuhr eine Menge über sie.
Sie waren Zwillinge und 17 Jahre alt. Außerdem kamen sie aus Berlin und waren reich. Ihr Vater hatte irgendeine total tolle Firma oder so. Verstand ich nicht wirklich.
Auch ich erzählte viel über mich.

Nach einer Weile beschlossen wir einen Film zu gucken. Wir brauchten etwas, bis wir uns auf 'Stolz und Vorurteil' mit Keira Knightley geeinigt hatten.
Nate war zwar nicht dafür, aber Ash und ich überstimmten ihn.
Ihm fiel noch ein, dass sie noch etwas Süß von der Fahrt hatten und ich spendete mein Red Bull.
Wir kuschelten uns alle zusammen, wobei ich in der Mitte saß und mich bei Nate anlehnte und Ash sich bei mit.

Ashley und ich fieberten während des ganzen Filmes mit, obwohl wir beide den Film schon zigmal gesehen hatte und natürlich wussten wie es ausgeht.
Nate amüsierte sich prächtig, da wir beide immer den Fernseher anschrien, dass Lizzy doch einfach den Antrag von Darcy annehmen sollte.
Als der Abspann auf dem Bildschirm flimmerte, seufzten Ash und ich erleichtert auf. Alles war gut gegangen.
Ich drehte mich zu Nate.
„ Und hat dir der Film gefallen?“
Gemeines Grinsen von mir und gespieltes Lächeln von ihm.
„Oh natürlich, Miss. Es war einfach wundervoll. Am Ende haben sie sich schließlich sogar mal berührt. So viel Aufregung habe ich schon lange nicht mehr erlebt.“
Ich boxte ihm lachen gegen die Brust.
„ Hey! Das tat weh!“
Und er schmiss sich auf mich und kitzelte mich.
Ich lachte und schnappte nach Luft, obwohl er mich fast nicht berührte. Er saß einfach auf mir und sah mich stirnrunzelnd an, weil ich nicht mehr aufhörte zu lachen.
Er erhob sich und wandte sich an seine Schwester.
„ Ich glaube sie hatte wohl etwas zu viel Red Bull. Vielleicht sollten wir sie in ihr Zimmer bringen, damit sie dort weiter lachen kann. Es ist schließlich irgendwann ziemlich nervig.“
Ich hickste, wegen dem vielen Lachen und musste dadurch natürlich noch mehr lachen.
Verdammt!
Da kam Nate auf mich zu und hob mich hoch. Dann warf er mich über seine Schulter und ging mit mir auf den Flur.
Mittlerweile kicherte ich nur noch leise und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, schließlich hing ich mit dem Gesicht direkt an seinem Po!
Aber es half alles nichts. Als wir an meiner Tür angekommen waren gab ich ihm meinen Schlüssel und er schloss auf.
Dann ging er zum Bett und schmiss sich, mit mir, darauf. Ich lachte wieder lauter und er stöhnte auf.
„ Ich hab echt gehofft du wärst endlich fertig mit lachen!“
Ich schüttelte den Kopf und Tränen liefen über meine Wangen. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr.
Wir lagen einfach auf meinem Bett und warteten, bis ich ausgelacht hatte.
Als ich dann endlich fertig war drehte ich mich zu ihm und bedankte mich für den schönen Abend.
„ Aber sicher doch. Was machst du morgen?“
„Nichts.Ihr?“
„ Auch nichts. Zeigst du uns dann die Umgebung?“
„Klar. Gerne. Frühstücken wir zusammen?“
„Ja. Okay. Aber es kann sein, dass Ash nicht mitkommt. Sie wollte eigentlich mit unseren Eltern in irgendein Schloss fahren. Aber ich hab keine Lust.“
„Okay. Dann machen wir halt was alleine.“
Er nickte.
„ Ich geh jetzt mal wieder zurück. Gut Nacht. Und träum was Schönes.“
„ Gute Nacht. Du auch.“
Dann ging er wieder raus und ich lag alleine da. Endlich hatte ich mal wieder Freunde.
Ich überlegte, ob ich mit Nate morgen zu den Ruinen gehen sollte, aber während ich noch so drüber nachdachte, schlief ich ein. Trotz Red Bull.


Kapitel 8

Ich wollte noch nicht aufwachen. Ich versuchte meine Augen nicht zu öffnen und die Helligkeit zu ignorieren. Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite, weg vom Fenster. Da stieß ich gegen etwas. Ich riss die Augen auf und sah in Nate's grinsendes Gesicht.
„ Was machst du hier!? Willst du mich zu Tode erschrecken?“
„Schätzchen. Es ist zehn Uhr. Wir wollten doch zusammen frühstücken. Und das Frühstück ist gleich vorbei. Also in einer halben Stunde.“
„ Waaaas? Scheiße!“
Ich sprang hastig aus dem Bett und erst kurz danach fiel mir ein, dass ich nur Boxershorts und ein Top trug. Aber keinen BH. Shit!
Ich wurde rot und rannte ins Bad, um zu duschen.
Als ich fertig war merkte ich, dass ich keine anderen Klamotten mitgenommen hatte.
Wütend wickelte ich mich in ein Handtuch und hoffte, dass Nate schon runtergegangen war.
Natürlich war er das nicht.
Er saß fröhlich auf meinem Bett und schaute umher.
Als er mich sah, wurde sein Grinsen noch breiter und ich wurde rot.
Ich schaute ihn wütend an, während ich irgendwas aus meinem Koffer zog und wieder im Bad verschwand.

Einige Minuten später saßen wir im Restaurant und genossen unser Frühstück.
Wir erzählten und lachten und es kam mir vor, als würden wir uns schon ewig kennen.
Nachdem ich aufgegessen hatte, fragte Nate mich, ob wir dann jetzt endlich loskönnten.
„ Ich muss nur nochmal kurz in mein Zimmer und mein Handy und so holen.“ Ich grinste ihn unschuldig an und er seufzte theatralisch.
Er folgte mir nach oben und auf dem Weg nahm er meine Hand.Ich hatte nichts dagegen, schließlich waren wir Freunde. Wir gingen in mein Zimmer und ich holte meine Tasche, in der sich mein Handy, ipod, Schlüssel und mein Lieblingslipgloss befanden.
Dann verließen wir, wieder Hand-in-Hand das Hotel. Ich zog in hinter mir her in Richtung des Waldes, der zur Ruine führte.
„ Wohin gehen wir?“
„Zum schönsten Ort, den du je gesehen hast!“
„Aha. Ist der denn noch weit weg?“
„ Nee. Wir sind gleich da. Es ist wirklich schön da.“
„okayokay. Ich sag ja gar nix.“
Ich lächelte. Den Rest des Weges sagten wir nichts mehr.
Nach ein paar Minuten erreichte wir den Rand des Waldes und blieben stehn.
„Da sind wie.“
Nate schien sprachlos zu sein.
„ Wieso steht das nicht in den Reiseführern? Es ist traumhaft hier.“
Ich musste kichern.
„Pass bloß auf, dass Ash dich nicht hört, wenn du so redest.“
„Und du darfst mich hören?“
„Jaaaa. Ich werde auch versuchen dich nicht damit aufzuziehen.“
Er lachte.
„Du versuchst es?“
Ich nickte und zog in weiter in die Ruine hinein.
Wir setzten uns auf eine Mauer und schauten auf den Fluss.
„ Normalerweise sitze ich da oben.“
Ich zeigte auf meinen Lieblingsplatz.
„Hmm. Bist du denn oft hier?“
„ Ich hab ja sonst nichts zu tun. Es waren nicht mal Leute in unserem Alter im Hotel. Und sonst gibt es hier in der Nähe ja nichts.“
„Mein Dad hat gesagt, dass er gestern einen Jungen gesehen hat, der vermutlich in unserem Alter war.“
„ Ach das war wahrscheinlich Lee. Der ist ein Arschloch.“
Fragend sah Nate mich an und ich erklärte es ihm.
„ Ich hab Lee an meinem ersten Abend im Hotel gesehen. Er wohnt in dem Zimmer neben mir. Er hat mich aber ziemlich unfreundlich angeguckt und wollte dann gehen. Ich hab ihn aber noch gefragt wie er heißt und er hat es mir gesagt. Dann ist er einfach gegangen. Hat nicht mal gefragt wie ich heiße. Vor ein paar Tagen hab ich ihn dann mit einem Mädchen gesehn. Sie sind in sein Zimmer gegangen und als ich dann später wieder reingegangen bin, ist mir dieses Mädchen total verängstigt entgegen gerannt. Und Lee stand auch im Flur. Er hat mich wieder total spöttisch angeguckt. Und keine Ahnung. In der Nacht danach bin ich dann hierhin gekommen und auf der Treppe da vorne eingebrochen..“
Nate schnappte nach Luft und sah mich abwartend an. Ich konnte nicht glauben, dass ich ihm das alles erzählte. Nicht mal Lilly weiß davon.
„ Ich bin gefallen, aber bevor ich auf dem Boden aufgekommen bin, hat Lee mich aufgefangen. Ich weiß nicht, was er da gemacht hat. Wir haben auch nur ziemlich wenig geredet. Ich hab die meiste Zeit geweint. Und dann hat er mich zurück zum Hotel gebracht und auf dem Flur-“
Ich stockte. Konnte ich ihm das sagen?
„Ja? Was war dann?“ Er lächelte und ich beschloss ihm einfach alles zu sagen.
„Er hat mich umarmt und auf die Stirn geküsst. Und jetzt redet er nicht mehr mit mir. Und er hat jeden Tag irgendne andere Tussi bei sich und..und.. und fickt mit der.“
Der Schmerz war ziemlich deutlich aus meiner Stimme heraus zuhören.
Nate nahm mich in den Arm und ich schluckte. Ich war kurz vorm Heulen.
Es war zum Mäuse melken. Wieso sollte ich wegen diesem blöden Affen weinen!?
Ich richtete mich auf und sah Nate an.
„ Okay. Du hast Recht. Er ist ziemlich bescheuert. Wie kann er nur nicht mit dir reden, wo du doch so nett bist.“
Ich wurde rot und er lächelte mich an.
Dann gingen wir zurück zum Hotel. Nate hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt und wir lachten die ganze Zeit, weil Nate lustige Geschichten über Ashley erzählte. Wenn sie wüsste, was wir hier redeten würde sie uns umbringen.

Immernoch kichernd kamen wir in der Hotellobby an. Wir gingen zum Aufzug.
Es dauerte noch einige Augenblicke, bis dieser kam und wir alberten weiter rum.
Wir bemerkten nicht, dass Lee hinter uns stand und auch auf den Aufzug wartete. Er sah uns finster an.
Endlich war der Aufzug da und wir stiegen alle ein.
Als ich Lee sah, verschwand mein Lächeln und ich sah ihn enttäuscht an.
Auch er sah nicht freundlich aus.
Nate schaute von einem zum anderen und schien sofort zu begreifen, wer vor ihm stand.
Dann wandte Lee sich ab und ich konnte nur noch seinen Rücken bewundern. Äh..Wütend anstarren.
Verdammt! Wieso musste der so gut aussehen?
Verwirrt drehte ich mich zu Nate und sah ihn fragend an, aber der zuckte nur die Schulter.
Endlich machte es 'Pling' und der Aufzug blieb stehen. Die Tür glitt auf und wir steigen aus.
Lee ging mit schnellen Schritten zu seinem Zimmer.
Wütend stapften Nate und ich zu meinem Zimmer. Lee schien einige Probleme beim Finden seines Schlüssels zu haben, denn er tastete noch seine Hosentaschen ab, als ich den Schlüssel ins Schlüsselloch steckte. Ich bemerkte, dass Nate ihn feindselig anschaute und wollte ihm beruhigend die Hand auf den Arm legen, aber er schüttelte ihn ab und drehte sich zu Lee.
„Was ist dein Problem?“
Lee drehte sich blitzschnell um und sah ihn kalt an.
„Mein Problem?“ Sein Blick glitt zu mir. „Sie.“
Bitte!? Ich hatte ihm doch nichts getan! Wie oft hatte ich das jetzt schon gedacht? Jedes mal, nachdem ich ihn gesehen hatte? Vermutlich.
„Wieso denn? Was hab ich denn gemacht? Du warst von Anfang an gemein zu mir.“
„ Tut mir Leid, Kleine, wenn ich deine Gefühle verletzt habe, aber ich gebe mich nicht gerne mit Leuten ab, die nicht so gut aussehen wie ich, um es nett auszudrücken.“
seine Worte trieften nur so vor Sarkasmus. Nate zitterte.
„Willst du etwa sagen Amelia ist hässlich?“
„Amelie? Achso. Das ist sie. Naja. Vielleicht nicht hässlich. Aber die Ästhetischste ist sie nicht.“
„Ach du kannst mcih mal. Ich drehte mich um und ging in mein Zimmer. Ich musste allerdings nochmal raus, da Nate nicht kam. Sie standen sich immer noch wie zwei Streithähne gegenüber und ich musste ziemlich viel Kraft aufbringen, um Nate in mein Zimmer zu ziehen.

Kapitel 9

Es dauerte etwas, bis ich Nate beruhigt hatte.
Er lief erstmal hin und her und beschwerte sich darüber, dass Lee so ein Arschloch ist.
Ich war auch sauer, was es nicht einfach machte, Nate dazuzubringen nicht so auszurasten. Wenn ich nicht mein Zimmer abgeschlossen hätte und den Schlüssel zwischen meiner Unterwäsche versteckt hätte, wäre er vermutlich nach nebenan gegangen.
Ich fand Lee's Verhalten auch inakzeptabel, aber das war nicht der Grund für meine Wut. Ich wusste nämlich, dass er auch nett sein konnte. Ich hatte eine Seite an ihm kennengelernt, die überhaupt nicht kalt und überheblich war. Und die Seite mochte ich, wenn er aber so war wie eben, war es unerträglich.
Er hatte mich als hässlich beschimpft. Also nicht direkt, aber es war doch deutlich, dass er es meinte.
Es tat weh sowas zu hören. Auch wenn ich nicht die Hübscheste war, so war ich keinesfalls hässlich.
Ich wusste, dass er es nicht so meinte und das nur sein innerer 'Dämon', der in seinen 'gemeinen Zeiten' von ihm Besitz ergriff, war, der so redete. Aber es war trotzdem gemein und fast schon unverzeihlich. Aber nur fast.
Wenn er zu mir käme und sich entschuldigen würde, würde ich die Entschuldigung annehmen.
Aber er würde sich nicht entschuldigen, da war ich mir sicher.

Nach ein paar weiteren, von Nate gemurmelten Flüchen gegen meinen Nachbarn, klopfte es an meiner Tür. Mein Kopf schnellt hoch und ich rannte förmlich zur Tür, auf dem Weg dachte ich noch, dass ich ihn wohl doch falsch eingeschätzt hatte.
Schwungvoll öffnete ich die Tür und erstarrte. Vor mir stand nur Ashley, die mich angrinste.
„ Wow. Das ging ja schnell. Hast du jemand anderen erwartet? Ist Nate hier?“
„ Nein Nein. Ich freue mich dass du hier bist. Nate hat sich auf's Sofa verkrümelt. Und wie war's?“
„Och ganz okay. Aber etwas langweilig. Und was habt ihr so gemacht?“
„ Nix Besonderes. Ich hab Nate etwas von der Umgebung gezeigt und dann hatten wir Streit mit meinem Nachbarn. Aber das erklär ich dir später. Jetzt müssen wir erstmal gucken, was Nate von den Möbeln heile gelassen hat. Es ist gefährlich ihn im Moment alleine zulassen, wenn man an sienen Sachen hängt.“
ich schmunzelte und wir gingen in mein Zimmer.
„Ash.“
„Nate. Was ist denn mit dir los? So wütend hab ich dich nich mehr gesehen seit..seit Josh mich damals nach dem Ball mit nach Hause nehmen wollte.“
„Was ist den damals passiert?“
„ Ach wir waren auf so 'nem stinklangweiligen Ball und ich wollte nach Hause. Also hab ich Josh gefragt, ob er mich fährt. Er hat ja gesagt und als ich ins Auto steigen wollte, kam Nate raus und hat uns angeschrien. Er wollte schon fast auf Josh losgehen und hat ihm vorgeworfen, mich vergewaltigen zu wollen und so. Josh und er waren damals eigentlich ziemlich gute Freunde. Jetzt aber irgendwie nicht mehr so.“
Sie kicherte. Auch ich musste lächeln. Der Einzige, der immer noch griesgrämig umherschaute, war Nate.
„ Seid ihr fertig mit dem 'Über-Nate-Lustig-Machen'?“
Wir nickten und setzten uns zu ihm. Dann fing ich an Ashley alles zu erzählen, was ich zuvor auch ihrem Bruder erzählt hatte. Als ich ihr den Streit schilderte, unterbrach mich Nate einige Male, da er auch seinen Senf dazu geben musste. Am Ende saß Ash geschockt neben uns.
„ Was für ein.. Arschloch! Wie kann man nur so gemein sein!“
Ich nickte. Diese Frage stellte ich mir auch immer.

Kurz danach gingen wir Essen.
Den Abend mussten die Beiden dann mit ihren Eltern verbringen, sodass ich wieder alleine nach oben gehen musste.
Ich schlenderte langsam den Flur entlang und summte 'Wonderwall' von 'Oasis', als die Tür neben meiner Tür aufging und Lee heraus trat. Ich wartete ab, ob eine seiner.. Ich wusste immer noch nicht, wie ich diese Mädchen, die jeden Tag bei ihm waren, nennen sollte, auch noch kam. Aber er drehte sich um und schloss die Tür auf. Dann drehte er sich in meine Richtung und sah mich an.
Ich war mittlerweile stehen geblieben. Aus Angst vor einem blöden Kommentar seinerseits, wandte ich meinen Blick ab und ging dann an ihm vorbei.
Er hielt mich allerdings am Handgelenk fest und drehte mich sanft wieder zu ihm um.
„Hey. Ähm. Also es tut mir Leide. Wegen eben. Ich war ziemlich gemein. Ich hatte nur 'nen Scheißtag, aber ich hätte das nicht an dir auslassen sollen. Tut mir wirklich Leid.“
Er sah mich mit einem herzzerreißenden Blick an und ich war gewillt ihm zu verzeihen. Allerdings wollte ich ihn vorher noch etwas zappeln lassen.
„Hast du etwa kein neues Mädchen gefunden, dass es mit dir treiben wollte?“
Der Griff um mein Handgelenk verstärkte sich, aber in seinem Gesicht regte sich nichts. Er sah mich immer noch flehend an.
„Ist ja gut. Ich verzeihe dir. Aber eine Frage.“
„Okay.“
„Bin ich wirklich unästhetisch?“
Er lachte leise.
„ Nein. Du bist das wundervollste und hübscheste Wesen, das mir je begegnet ist.“
Hoffnungsvoll schaute ich ihm in die Augen. Meinte er das ernst? Oder würde er sich gleich wieder über mich lustig machen?
Lee ließ mein Arm los und trat einen Schritt näher an mich ran. Es waren jetzt nur noch etwa zehn cm zwischen uns. Ich konnte seinen Geruch wahrnehmen. Langsam lehnte er sich etwas nach vorne und strich mir zart eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ich muss jetzt gehen. Und du solltest schlafen.“
Ungläubig sah ich ihn an. Er kicherte.
„Wir sehen uns. Gute Nacht.“
Dann küsste er mich auf die Stirn und verschwand im Aufzug.
Verwirrt sah ich ihm nach.
Dann begab ich mich zu Ashley. Ich brauchte jetzt ein Mädchen, mit dem ich alles analysieren konnte. Vielleicht könnte Nate dabei auch helfen.
Ich klopfte an ihre Tür und etwas später wurde sie geöffnet.
„Oh hey was ist los?“
„Och ich muss euch was erzählen.“
„Okaaay. Warum grinst du so? Komm rein.“
Ihre Eltern schienen schon weg zu sein, denn außer Nate und Ash war niemand im Zimmer.
Ich erzählte ihnen was gerade passiert war und wir diskutierten noch den ganzen Abend und die halbe Nacht, was das bedeutete.
Am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass Lee schizophren ist und ein Teil von ihm hasste mich und der andere begehrte mich.
Ich war zwar nicht einverstanden mit dieser Theorie, aber sie ließen sich nicht umstimmen.
Irgendwann schliefen wir ein und ich träumte – schonwieder- von ihm.

Kapitel 10

Am nächsten Morgen wachten wir -total miteinander verwurschtelt- auf.
Mein Kopf lag auf Ashley's Bauch und mein eines Bein auf Nate's Brust. Sein Kopf lag auf meinem anderen Bein. Ich konnte gar nicht verstehen, wie ich so schlafen konnte, ohne am nächste Morgen ohne Schmerzen aufzustehen. Vorsichtig bewegte ich mich. Noch tat nichts weh. Ich hab meinen Kopf an und ließ ihn sofort wieder runterfallen. Das entlockte Ash ein Schnarchen und sie drehte sich auf die Seite. Mein Nacken protestierte heftigst gegen diese neue Lage und ich stöhnte auf.
Da merkte ich ein seltsames Vibrieren an meinem Bein. Verwirrt schaute ich an mir runter und mir blitzten Nate's Augen entgegen. Mein Herz schlug ungewollt höher.
Nate lag da und lachte mich aus und mir fiel nichts anderes ein, als ihn anzuschmachten? Zumal ich ja nichts von ihm wollte!
Glaube ich.

Etwas später schwankten wir zu dritt nach unten zum Frühstück.
Die Einzige, der nicht alles weh tat, war Ashley. Sie meinte nur, dass sie jetzt für immer eine Beule in ihrem Bauch haben würde, wegen meinem Kopf.
Obwohl ich nach dem Aufwachen gedacht hatte, dass nur mein Nacken weh tat, stellte ich beim gehen fest, dass auch mein Rücken in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Wir ließen uns an einem Tisch nieder und bestellten jeder Pancakes.
Die ganze Zeit, während des Frühstücks, befürchtete ich, dass Lee reinkommen würde. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Es war zum Mäuse melken.
Ich meine, wie konnte der in der einen Sekunde so gemein sein und nur kurz danach sagen, dass ich ja so toll sei. Ich verstand es nicht und ehrlich gesagt hatte ich etwas Angst davor, es zu wissen. Vielleicht war er wirklich schizophren. Ich wüsste nicht, was ich dann machen sollte. Ich konnte ja dann nicht einfach mit ihm zusammen sei- Moment mal! Was dachte ich denn?! Dass Lee unsterblich in mich verliebt ist? Jaa. Totaal. Verdammt! Das konnte doch nicht wahr sein.
Ich verliebe mich in so einen Idioten! Nein. Das konnte nicht sein.
Aber mir war klar, dass die Tatsache, dass ich darüber nachgedacht hatte, mit ihm zusammen zu sein, gegen mich sprach.
Schließlich dachte man ja nicht bei jedem x-beliebigen Typen darüber nach.
Ich verfluchte mich selbst und stand auf. Wir waren alle noch nicht fertig mit essen, aber mir war der Appetit vergangen. Ich wollte jetzt alleine sein und nachdenken. Über meine erschreckende Erkenntnis.
Ich antwortete nicht auf Nate's und Ash's fragende Blicke, sondern marschierte aus dem Restaurant.
Dann stand ich in der Lobby und überlegte, was nun zu tun sei.
Ich hatte zwei Möglichkeiten. Entweder ich ging jetzt sofort zur Ruine und fühlte mich noch beschissener, weil ich ungeduscht und in Gammelsklamotten war oder ich ging nochmal kurz in mein Zimmer und machte mich vernünftig fertig. Dabei lief ich allerdings Gefahr meinen Zimmernachbarn zu treffen.
Nach einigen Hin und Hers entschied ich mich für letztere Möglichkeit.
Ich ging also nach oben, stieg kurz in die Dusche, zog mir ein Süßes hellblaues Sommerkleid an und schminkte mich etwas. Nur dezent, Wimperntusche, Puder und Ananaslipgloss. Der war farblos und glänzte nur toll in der Sonne.
Sofort fühlte ich mich besser und ich schnappte mir nur noch schnell meine Tasche, bevor ich das Hotel verließ.

Ich ging direkt zu meinem Lieblingsplatz in der alten Burg. Ich setzte mich hin und überlegte, wie es passieren konnte, dass ich mich in einen gefühllosen, arroganten Idioten verlieben konnte. Natürlich hatte er auch Gefühle und die hatte er gestern Abend gezeigt, aber vielleicht hatte er mir auch nur etwas vorgemacht. Das konnte man schließlich nie wissen.
Verzweifelt lehnte ich meinen Kopf an meine Knie.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte mit ihm reden, aber ich hatte Angst, dass er sich wieder in den bösen Lee verwandelt hatte. Dass der Dämon wieder Besitz von ihm ergriffen hatte. Ich wusste, dass das eine total dämliche Erklärung für sein Verhalten war, aber es war das Einzige, das mir einleuchtete.
Anscheinend war ich jetzt auch schon verrückt geworden.
Vielleicht sollte ich wirklich versuchen mit ihm zu reden. Was hatte ich schon zu verlieren.
„Dein Herz?“ Gott! Wie ich meine innere Stimme manchmal hasste.
„Das ist schon verloren..“ Antwortete ich ihr in Gedanken.
Mit einem leichten Lächeln erhob ich mich wieder. Ich würde jetzt sofort zu ihm gehen und mit ihm reden. Jawohl!
Ich fühlte mich eigenartigerweise ziemlich gut, obwohl ich nicht wusste, ob er gleicht nett oder fies sein würde.
Beschwingten Schrittes ging ich zurück zum Hotel.

Als der Wald aufhörte und das Hotel schon in sichtbarer Nähe war, blieb ich kurz stehen, um wie immer die Aussicht zu genießen. Es wa einfach herrlich.
Mein Blick glitt zu dem efeubewahsenen, wunderschönen Gebäude. Es war echt das schönste Hotel, in dem ich je war. Und ich war schon in einigen.
Dann sah ich etwas, was mein Herz unnatürlich schnell schlagen ließ. Lee's Auto.
Mittlerweile war ich mir fast sicher, dass es sein Auto war. Schließlich hatte ich ihn schon so oft damit gesehen und es machte den Anschein, als wäre er alleine hier.
Warum eigentlich? Wo waren seine Eltern?
Ich beschloss ihn gleich zu fragen. Ich ging langsam auf den Eingang des Hotels zu, um da auf ihn zu warten. Ich war allerdings erst auf halbem Weg, als sich seine Tür öffnete und er ausstieg.
Mein Atem stockte, weil er einfach so perfekt aussah. Ich folgte jeder seiner Bewegungen. Er war wirklich perfekt.
Ich stutzte, als er wieder zur Beifahrertür ging und sie öffnete. Als ich wieder ein Highheel-bestücktes, wundervoll dünnes Bein sah, drängten sich Tränen in meine Augen. Entschlossen sie nicht überlaufen zu lassen, überlegte ich, ob es nicht seine Schwester sein könnte.
Dann sah ich den Rest von ihr. Allerdings nur verschwommen, da die Tränen immer mehr wurden und sie sich in meinen Augen sammelten.Schnell suchte ich nach meiner Sonnenbrille. Dabei versuchte ich möglichst nicht nach unten zu gucken, damit die Tränen blieben, wo sie waren.
Schnell setzte ich mir die Brille auf die Nase.
Nun konnte ich auch die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie flossen meine Wangen hinunter und ich schluckte.
Ich hatte jetzt eine viel klarere Sicht und konnte das Mädchen gut erkennen. Sie war natürlich super hübsch.
Hübscher als ich. Dabei hatte er gestern noch gesagt, dass ich die Hübscheste war, die er je gesehen hatte. Naja, vielleicht hat es sich ja heute geändert, dachte ich sarkastisch.
Ich musste immer mehr weinen und konnte nur schlecht erkennen, wie sich das Mädchen vorbeugt und Lee küsste. Schmerzvoll zog sich mein Herz noch mehr zusammen und ich hatte das Gefühl zu fallen.
Ich schluchzte laut auf. Sofort schlug ich mir die Hand auf den Mund. Ich wollte nicht, dass irgendjemand mitbekam, was mit mir los war.
Lee's Kopf schnellte zu mir. Ich konnte allerdings nicht sehen, wie sein Gesicht aussah, da ich mittlerweile nur noch unterschiedliche Farben wahrnahm.
Ich wusste, dass ich mich albern verhielt, weil ich den Typen doch erst seit Kurzem kannte und er meistens gemein zu mir gewesen war, aber ich konnte nichts dafür.
Schnell lief ich zum Hotel, es war mir egal, ob er mich sehen würde. Mir war jetzt alles egal.
Ich lief direkt zu Nate's Zimmer. Ich wusste, dass Ashley sich heute mit ihrer Brieffreundin in Inverness treffen würde und wusste nicht, ob er da war. Aber ich hoffte es. Außerdem mochte ich ihn auch irgendwie lieber als Ash. Aber sie waren natürlich beide toll. Allerdings hatte Nate so eine offene und freundlich Aura, die ihn umgab. Man musste ihn einfach mögen.
Verzweifelt hämmerte ich schon fast an seine Tür. Ich hörte Schritte, die die Treppe hoch liefen und hoffte, es wären nicht die Schritte, des Menschen, der mir so weh getan hatte.
Zur selben Zeit gingen zwei Türen auf. Eine vor mir und eine Hinter mir, am Ende des Ganges.
Nate stand nur in Boxershorts und mit nassen Haaren vor mir und starrte entsetzt in mein Gesicht.
Ich konnte es ihm nicht verübeln, ich sah wahrscheinlich schrecklich aus. Meine Schminke war verlaufen und meine Augen geschwollen und gerötet. Meine Sonnenbrille musste ich beim Laufen abnehmen, weil sie sonst von meiner tränennassen Nase gerutscht wäre.
Ich schmiss mich auf ihn und verbarg mein Gesicht an seinem Hals und schluchzte. Er hatte wahrscheinlich gerade geduscht und jetzt heulte ich ihn voll. Wie eklig!
Es schien ihm aber nichts auszumachen. Beruhigend legte er seine Arme um mich und drückte mich an sich.
Dann verhärtete er sich. Hob den Kopf und schien ziemlich wütend zu werden. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber ich spürte es an seiner Aura.
„Was willst du?“ Seine Stimme war so feindselig. Ich war mir sicher, dass er Lee gegenüber stand und schauderte bei dem Gedanken, nur wenige Meter von ihm entfernt zu sein.
„Ich will mit ihr reden..“
„Wenn du noch einen Schritt näher kommst, reiß ich dir den Kopf ab!“
„Das würde ihr aber nicht sehr gefa-“
Den Rest seines Satzes hörte ich nicht mehr, denn Nate wirbelte mit mir in seinen Armen herum und trat die Tür mit dem Fuß zu.
Dann entspannte er sich langsam wieder und ging mit mir zum Sofa.

Kapitel 11

Als ich mich ausgeweint hatte, saßen wir noch einige Minuten still auf dem Sofa. Ich saß noch auf Nate's Schoß und mein Kopf lag an seinem Hals. Ich wollte wirklich nicht wissen wie ich grad aussah. Ich hätte heute morgen besser wasserfeste Wimperntusche nehmen sollen, obwohl das wahrscheinlich auch nichts gebracht hätte.
Seufzend richtete ich mich auf und sah zur Tür. Vielleicht war er ja immer noch da?
Lee hatte, nachdem Nate ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, noch ziemlich lange geklopft- oder eher gehämmert- und versucht mit mir zu reden. Aber ich war zu wütend und enttäuscht. Verdamm! Ich war schließlich in ihn verliebt. Und der macht einfach so mit einer anderen rum.
Wahrscheinlich waren sie gerade in seinem Zimmer und lagen auf seinem Bett und - „Stop!“ sagte ich mir und versuchte, mir nicht vorzustellen, was Lee und seine kleine Freundin gerade taten. Ich konnte aber nicht aufhören darüber nachzudenken und ich spürte wieder die Tränen aufsteigen.
„Hey. Es ist okay. Alles wird gut.“
Mit feuchten Augen sah ich Nate an und fragte mich, warum ich nicht einfach in ihn verliebt sein konnte. Er war toll und nett und lieb und einfach wundervoll. Perfekt!
Ich beschloss mich jetzt sofort in ihn zu verlieben. Wir würden total toll zusammen passen!
Langsam beugte ich mich vor und sah ihm in die Augen. Verwirrt schaute er zurück. Vermutlich fragte er sich, was ich vorhatte. Da schloss ich meine Augen und Beugte mich noch weiter vor, um seine Lippen mit meinen zu berühren. Sofort drückte er mich enger an sich und schlang die Arme fester um mich. Ich freute mich, dass mein Plan so gut funktionierte. Ich war jetzt bestimmt schon in ihn verliebt. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und wir küssten uns ziemlich lange.
Aber dann drückte Nate mich sanft von sich.
„Amelia. Bitte nicht. Ich weiß, dass du mich nicht liebst und das nur eine Reaktion auf eben ist. Ich weiß zwar nicht, was genau zwischen dir und Lee vorgefallen ist, aber ich weiß, dass er dir anscheinend sehr weh getan hat. Und ich vermute einfach mal, dass du in ihn verliebt bist. In Ihn und nicht in mich. Also solltest du wohl eher ihn küssen. Oder zumindest mit ihm reden.“
„ Aber ich bin doch in dich verliebt!“
„ Nein, bist du nicht, Kleines.“ Er grinste mich an. „ Obwohl ich unwiderstehlich bin.“
Naja eigentlich hatte er recht. Ich wünschte nur, es wäre nicht so.
Langsam erhob ich mich und stiefelte zur Tür.
„Wohin gehst du?“ Er sah mich irritiert an.
„In mein Zimmer. Ich muss nachdenken. Und ich will mein Gesicht wieder herrichten. Und mich umziehen.“ Mit einer Handbewegung zeigte ich ihm meine zerknitterten und von Tränen durchnässten Klamotten. Er nickte.
„Soll ich mitkommen?“
„ Nein. Geht schon. Ich will was alleine sein. Aber danke. Dass du da warst und so. Ich mag dich echt.“
Dann verließ ich sein Zimmer.

Als die Türen des Aufzuges aufglitten, stöhnte ich auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Vor meiner Tür saß Lee. Die Augen geschlossen, lehnte er an der Wand.
Ich ging langsam zu meinem Zimmer.
Ich hoffte, dass er mich nicht bemerken würde. Leise suchte ich meinen Schlüssel in meiner Tasche. Geradezu geräuschloss schloss ich mein Zimmer auf und drückte die Klin-
„Es tut mir Leid.“
-ke runter. Was!? Woher wusste er, dass ich hier war? Ich war doch so schön leise!
„Was tut dir Leid?“
„Dass ich dir weh getan habe. Das wollte ich nicht. Wirklich nicht.“
„Aha.“
„Amelia, bitte!“
Er stand auf und uns trennten nur wenige Zentimeter.
„ Bitte verzeih mir. Ich würde dir nie vorsätzlich weh tun wollen. Wirklich nicht. Und es tut mir so unendlich Leid. Bitte, du musst mir verzeihen.“
„ So? Muss ich das?“ Meine Stimmer klang kalt. Ich könnte ihm doch nicht einfach so verzeihen!
„ Bitte?“ Er trat noch näher an mich heran.
„Wieso machst du das?“
„Was?“
„Diese Mädchen. Ich meine, du nutzt sie doch nur aus..“
„Ja, schon. Aber sie haben nichts dagegen. Ich sage vorher immer, was ich von ihnen will. Und sie haben nichts dagegen. Also nutzte ich sie eigentlich nicht aus, oder?“
„Doch. Und du bist ein Arsch!“
„Oho. Bin ich das?“ Er hob seine Hand zu meinem Gesicht und legte sie an meine Wange.
„Ja, bist du. Und ich hasse dich.“ Jetzt musste ich wieder weinen. Bestürzt sah Lee zu mir runter. Dann legte er seine andere Hand auf meinen Rücken und zog mich zu sich ran.
„Es tut mir leid.“
Ich weinte wieder hemmungslos. Obwohl ich nicht wirklich wusste, wieso. Vielleicht, weil es so schien, als meinte er es wirklich ernst. Aber ich konnte ihm nicht glauben.
Wir standen ziemlcih lange so im Flur, bis eine alte Frau aus ihrem Zimmer rief, dass wir endlich leise sein sollten. Ich veruchte leiser zu weinen, aber davon bekam ich Schluckauf. Schmunzelnd schob Lee mich in mein Zimmer und legte sich mit mir in mein Bett.
Ich wollte protestieren, aber ich konnte nicht aufhören zu weinen und somit auch nicht wirklich reden.
Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und er strich mir sanft durch die Haare.
Irgendwann schlief ich ein, erschöpft vom Weinen.

Kapitel 12

Langsam wachte ich auf. Ließ den Traum gehen. Ich hatte doch tatsächlich geträumt Lee wäre nett zu mir gewesen. Ich wollte meine Augen noch nicht öffnen, da sie sich ziemlich geschwollen anfühlten. Gemütlich kuschelte ich mich tiefer in mein Kissen.
Aber Moment mal! Wieso roch mein Kissen auf einmal so seltsam?!
OH MEIN GOTT!!
Ich saß auf einmal senkrecht im Bett. Die Augen weit aufgerissen und schlug mir die Hand vor den Mund. Das kann doch nicht sein!
Ich dachte ich hätte nur geträumt. Oh Shit.
Schnell kniff ich die Augen wieder zu. Alles ist nur ein Traum. Alles wird gu-
„Guten Morgen.“
Ich schnappte nach Luft. Es war also doch kein Traum. Ganz langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung, aber machte die Augen noch nicht auf. Erst als sich eine Hand sanft an meine Wange legte, gingen sie blinzelnd auf. Sprachlos saß ich in meinem Bett und starrte ihn an.
„Willst du mir keinen guten Morgen wünschen? Aber wirklich Amelia. Das macht man doch nicht!“ Gespielt tadelnd sah er mich an. Ich konnte mich immer noch nicht rühren.
Lee seufzte und zog mich wieder zu sich. Ich widerstand dem Drang mich an ihn zu knuddeln und lag einfach nur steif da. Plötzlich schien alles zu vibrieren! Ich dachte schon, es wäre ein Erdbeben, bis ich realisierte, dass es nur Lee war, der lautlos lachte. Böse sah ich ihn an und da konnte er nicht mehr an sich halten. Er lachte so laut, dass ich schon dachte, dass dieses Lachen bestimmt das Erdbeben, das ich eben schon befürchtet hatte, herbeirufen würde.
Er sah wirklich toll aus, wenn er lachte. Er sah natürlich immer toll aus. Aber irgendwie hatte er dann etwas freundliches.
Ich legte meinen Kopf gemütlich auf seine Schulter und kuschelte mich jetzt doch an ihn. Er war einfach zum Knuddeln. Fast wie Nate, der mein Teddybär war.
Ich vermisste ihn schon, obwohl wir erst ein paar Stunden voneinander getrennt waren. Er war einfach mein bester Freund. Den ich noch nicht lange kannte. Vielleicht sollte ich Lilly mal wieder anrufen. Wir könnten uns dann wieder vertragen. Ich wollte schon nach meinem Handy greifen, als ich beschloss zu warten, bis Lee fertig war mit Lachen.
Irgendwann, ich war vom monotonen Vibrieren seines Körpers schon fast wieder eingeschlafen, da beruhigte er sich. Sein Blick suchte meinen und ich drohte in seinen Augen zu versinken.
Wir lagen einige Minuten einfach nur da und sahen uns in die Augen. Man hörte es förmlich knistern. Natürlich hörte man nichts. Es war total still. Nichts konnte uns in diesem Augenblick stören.

Außer natürlich das Hämmern an der Tür.
„Amelia? Mach mal auf! Oder schläfst du noch? Komm schon, mach auf! Mir ist langweilig und Ash hat sich im Bad eingeschlossen, weil ich sie genervt habe. Also mach auf, ja?“
Nate's Stimme drang nur gedämpft durch die Tür und ich musste grinsen. Ich zog wirklich in Erwägung mich mit Lee im Bad einzusperren. Allerdings war Nate mein Teddybär. Also vielleicht doch lieber nicht.
Ich seufzte, sah Lee entschuldigend an und machte mich auf den Weg zur Tür.
Vorsichtig drückte ich die klinke runter und öffnete die Tür einen Spalt breit.
„Ahhh guten Morgen, Sonnenschein! Hast du gut geschlafen? Hier willst du nen Kaugummi? Hab ich eben erst gekauft! Ich bin schon ziemlich lange wach. Was sollen wir heute machen?..“
Er redete noch weiter, aber ich nahm es nur nebenbei wahr. Verschlafen tapste ich zurück in mein Schlafzimmer und krabbelte zurück zu Lee unter die Decke.
Nate kam, immer noch in seinen Monolog vertieft, durch die Tür.
„..Also ich habe überlegt, heute mal irgendwie den Rest der Gegend zu erkunden..Was macht der denn hier!?“ Entsetzt sah er uns an. Ich legte beschützend einen Arm um Lee und sah Nate warnend an. Dieser war anscheinend sprachlos. Ich stieß Lee in die Seite, damit er etwas sagte, was die Situation entspannen würde. Erst sah er mich verständnislos an, aber dann verstand er, was ich wollte.
„Guten Morgen.“
Okay. Ich geb zu es klang ziemlich wie „ Was willst du hier, du kleiner Penner?“, aber ich finde es ist ein Anfang. Es war alles gut, solange sie sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlugen.
„Hast du hier geschlafen?“ Oh. Nate sah wieder ziemlich wütend aus.
„Ja. Wieso? Bist du neidisch?“
„Neidisch? Sei froh, wenn ich dir nicht den Kopf abreiße du.. Nein ich bin nicht neidisch. Wie kommst du darauf? Weißt du Amelia und ich verstehen uns prächtig. Gestern hat sie mir noch gesagt, und gezeigt, wenn du verstehst was ich meine, wie sehr sie mich mag.“
Ich wurde rot. Spielte der jetzt auf den Kuss an? Wie gemein. Lee's Blick huschte zu mir. Er sah, dass ich rot geworden war und ich konnte sehen, dass ihn das verletzte. Er schaute wieder zurück zu Nate. Jegliche Verletztheit war aus seinem Gesicht verschwunden.
„Du hast recht. Da gibt es ja gar nichts, worauf du neidisch sein könntest. Noch nicht.“
„Achso. Aha. Und worauf soll ich dann bald oder wann auch immer deiner Meinung nach neidisch sein?“ Er blickte Lee mit einem spöttischen Grinsen an.
„ Na vielleicht hier drauf.“ Mit diesen Worten beugte er sich zu mir rüber und küsste mich.
Sofort verkrampfte ich mich. Na toll. Jetzt küsst der mich! Wie nett. Und gleich würde er dann wieder verschwinden und sich das nächste Flittchen mit in sein Zimmer nehmen.
Allerdings konnte ich nichts dagegen tun, dass ich den Kuss erwiderte. Er dauerte immer länger, aber ich konnte nicht aufhören. Und ich bildete mir ein, dass es Lee genauso ging.
Irgendwann hörte ich, wie Nate das Zimmer türenknallend verließ. Obwohl wir eigentlich spätestens jetzt aufhören sollten, taten wir es nicht. Ich rollte mich auf den Rücken, sodass Lee über mir lag. Mit den Händen stützte er sich rechts und links von meinem Kopf ab.
Nach einigen weiteren Minuten, zog er sich zurück und schaute mich an. Wir waren beide etwas außer Atem.
Nachdenklich glitt Lee's blick aus dem Fenster. Dann erhob er sich leise.
„Ich sollte duschen gehen. Und mich umziehen. Mach dich auch mal fertig. Danach kannst du a zu mir ins Zimmer kommen.“ Er drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Stirn und ging dann aus dem Zimmer.
Glücklich blieb ich noch etwas im Bett liegen, bis ich beschloss duschen zu gehen.

In ein Handtuch gewickelt kam ich aus dem Bad. Ich hatte keine Ahnung, was ich anziehen könnte.
Nach fast einer halben Stunde, in der ich mich mehrmals umzog, entschied ich mich für eine kurze Jeans und ein rosanes Top mit kleinen roten, aufgestickten Rosen.
Dann ging ich raus auf den Flur und ging zu seiner Tür. Davor blieb ich erstmal einige Sekunden stehen und gerade als ich anklopfen wollte, ging die Tür auf. Erschreckt blickte ich in das Gesicht von Lee. Der lächelte nur amüsiert.
Dann zog er mich an sich und küsste mich. Kurz danach schob er mich wieder weg, nahm mein Hand und zog mich in den Speisesaal. Wir aßen beide pancakes und gingen dann wieder nach draußen. Wir gingen die Auffahrt entlang,aber bei seinem Auto hielten wir an.
„Ich fahre jetzt nach Inverness. Heute Abend bin ich wieder da. Und dann komm ich zu dir, okay?“
„ Kann ich nicht mitkommen?! „ Tut mir Leid?“ Enttäuscht sah ich ihn an. Wieso wollte er mich nicht dabeihaben?
„ Bis heute Abend, Kleines.“ er winkte mir noch kurz zu und dann stieg er in sein Auto.

Kapitel 13

Ich schaute dem Auto noch einige Minuten nach, auch wenn ich es schon nicht mehr sehen konnte.
Okay, was bedeutete das alles?
Ich war verwirrt und wusste nicht, was ich denken sollte. Normalerweise würde ich jetzt Lilly anrufen, um sie zu fragen, was sie davon hält.
Allerdings waren wir ja irgendwie zerstritten. Oder so. Jedenfalls hatte sie sich schon seit unserem „Streit“ nicht mehr bei mir gemeldet. Aber ich mich auch nicht bei ihr.
Ich seufzte auf und zog mein Handy aus der Hosentasche.
„tuut.tuut.tuut. Amelia?“
„Ähh. Ja?“
„Oh achso. Ja, äh, hi.“
„Stör ich grade oder so?“
„Nee. Alles cool. Ich..äh..hey, Lass das!“ Ich hörte sie kichern und mit jemandem im hintergrund reden.
„Lil?“
„Nenn mich nicht so! Ich bin nicht klein!“
„So hab ich das auch nicht gemeint!“
„Aha. Nagut. Wieso rufst du an?“
„Naja. Ich wollte mal wieder mit dir reden.“
„Achso. Okay. Und worüber?“
„ Na was du so machst. Was ich so mache. Wie es dir geht und so. keine Ahnung.“
„Ja also ich hänge grad mit so nen paar Leuten hier in meinem Hotelzimmer rum und so und mir geht’s gut.“
„Ohh schön. Ja mir geht es so mittelmäßig. Eigentlich ganz gut, aber ich bin verwirrt.“
„So? Warum? Sind dir nicht alle Menschen in Schottland verfallen?“
„Was soll das denn heißen?“ Irgendwie hatte sie ja recht. Aber auch nicht. Es ging schließlich nur um eine Person, die ich nicht durchschaute.
„Naja ich muss jetzt auflegen. Vielleicht rufe ich dich nochmal an.“
Und damit legte sie auf. Kein Tschüss oder irgendwas. Anscheinend war sie wütend auf mich. Auch wenn ich nicht wusste warum. Ich hatte doch immer versucht alle anderen dazu zu bringen nett zu ihr zu sein und ihr eine Chance zu geben. Verdammt!
Ich war mittlerweile schon in der Hotellobby angekommen und überlegte, ob ich zu Nate gehen sollte. Vielleicht würde er mir verzeihen, wenn Lilly es schon nicht tat.
Ich wusste wirklich nicht, warum alle mich auf einmal hassten. Nichtmal meine Eltern legten Wert darauf etwas mit mir zu machen.
Langsam stieg ich die Treppen hoch, bis ich in Nate's Stockwerk angekommen war.
Ich klopfte an seine Tür, aber niemand öffnete.
„Nate? Bist du da?“
Die Tür neben mir ging auf und Ashley streckte den Kopf raus.
„Amy!“
„Ash!“ Ich freute mich sie zu sehen. Wir hatten uns schließlich gestern gar nicht wirklich gesehen.
„Nate ist rausgegangen. Ich weiß nicht wohin. Er schien wegen irgendwas ziemlich wütend zu sein, aber er hat mir nicht gesagt wieso.“
„Oh. Ja. Ich glaube ich schon. Ich muss mit ihm reden.“
„Achso. Okay. Ja. Ähm willst du nicht reinkommen?“
„Jetzt nicht. Später, ja?“
„Ja bis dann.“
„tschaui.“
Sie schloss die Tür wieder und ich ging wieder runter.
Unschlüssig stand ich vor dem Eingang und wusste nicht, wohin ich gehen sollte.

Nachdem ich schon fast eine Stunde umhergeirrt war und total verschwitzt und von Mücken zerstochen war, setzte ich mich auf eine Wiese. Ich hatte Nate noch nicht gefunden.
Ich legte mich hin und schloss die Augen.
Ich war erschöpft.
Irgendwann fühlte ich etwas Nasses in meinem Gesicht. Ich riss entsetzt die Augen auf und sah in das „Gesicht“ eines Schafes. Sofort sprang ich auf und rannte weg.
Zu meiner Ruine. Dort könnte ich mich vor dem Schaf verstecken.
Mein Herz klopfte viel zu schnell in meiner Brust, vor Angst. Ich hatte eigentlich keine Angst vor Schafen, aber wenn auf einmal eins einen weckt und man nicht damit rechnet ist das irgendwie wirklich erschreckend.
Nach ein paar Minuten hatte ich die Ruine erreicht. Ich wollte mich gerade auf meinen Lieblingsplatz setzte, als ich bemerkte, dass da schon jemand saß.
Nate! Ich lief zu ihm und ließ mich neben ihm nieder.
„Hey. Ich hab dich überall gesucht!“
„Ja? Ich dachte du würdest irgendwas mit diesem Ar..Lee machen.“
Ich hatte ihn böse angeguckt, weshalb er sich damit begnügte seinen Namen wie ein Schimpfwort auszusprechen.
„Nein. Er ist in die Stadt gefahren.“
„Achso. Und was macht er da?“
„Weiß ich nicht. Aber er hat gesagt, dass er heute Abend zu mir kommt.“
„Hmm. Warum war er heute Morgen bei dir?“
„Ähhm.“
Ich wurde rot.
„Naja. Also als ich gestern zu meinem Zimmer gegangen war, saß er vor meiner Tür und so. und dann hat er sich bei mir entschuldigt und so und dann hab ich wieder geweint und dann ind wir in mein Zimmer gegangen und ich bin eingeschlafen. Und heute morgen waren wir gerade wach, als du kamst. Und als du weg warst ist er auch in sein Zimmer gegangen und etwas später haben wir gefrühstückt. Und dann ist er weggefahren.“
„Aha. Okay. Also seid ihr nicht zusammen oder so?“
„ich weiß nicht.“ Diese Frage hatte ich mir heute auch schon mehrmals gestellt. Auch jetzt dachte ich einige Minuten darüber nach.
„ Nein, ich denke wir sind nicht zusammen.“
„Okay. Und was machen wir heute noch?“
„Ich hab Ash versprochen zu ihr zu kommen.“
„Wie wärs, wenn wir heute Abend in die Stadt fahren würde und in irgendeinen Club oder so gehen würden?“
„Das wäre..bestimmt lustig.“
Nate lächelte mich an. Jetzt wo zwischen uns wieder alles okay war, ging es mir viel besser.
„Wie sollen wir denn dahin kommen?“
„Ich darf heute Abend das Auto von meiner Mum haben.“
„coool.“
„Jaa. Finde ich auch.“
Dann stand er auf und streckte mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie und er zog mich auf die Beine.
Zusammen gingen wir wieder zurück zum Hotel und zu Ashleys Zimmer.
Nate klopfte und nach kurzer Zeit öffnete Ash die Tür.
„Oh Hey!
„Na du? Wir gehen heute Abend weg, Schwesterherz.“
„Ähm. Wohin denn?“ Verwirrt sah sie von ihm zu mir. Ich antwortete ihr, dass wir nach Inverness wollten und etwas feiern gehen wollten.
„Ohjaa! Das wäre cool. Komm, Amy, Wir müssen uns fertig machen.“
Ich ging in ihr Zimmer und als Nate uns folgen wollte, schoben wir ihn raus, aber er wollte unbedingt bleiben und wir mussten ziemlich viel Kraft aufwenden, um ihn aus dem Zimmer zu bekommen.
Aber irgendwann hatten wir es geschafft. Ashley stand schon vor ihrem Schrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Dann glitt ihr Blick zu mir.
„Okay. Wir machen das so: Du gehst jetzt in dein Zimmer, duschen. Und ich such kurz was für mich zum anziehen und dann komm ich zu dir, du musst also deine Tür etwas auflassen oder so, und dann such ich dir was zum anziehen raus und wenn du fertig bist mit Duschen ziehst du dich auch an und dann glätte ich deine Haare! Okay?“
Ich nickte nur und ging in mein Zimmer.
Ich befolgte ihre Anweisungen und als unsere Haare perfekt waren, schminkten wir uns noch.
Dabei standen wir vor meinem Badezimmerspiegel. Im Hintergrund lief 'Britney Spears' und ich erzählte ihr, was gestern und heute alles vorgefallen, mit Lee.
Sie lauschte mir gespannt und am Ende sagte sie, dass Lee verrückt nach mir wäre.
Ich hatte nur gerade meinen Eyeliner zu ende drauf gemalt, als Nate ins Bad spazierte.
„Seid ihr endlich fertig?“
„Nee.“
Ich sah zu ihm und mir stockte der Atem. Scheiße sah der gut aus.
Er hatte ein schwarzes 'DCMA Collective' Tshirt an und eine dunkelblaue Jeans. Sein Haare hatte er mit ganz wenig Gel in Form gebracht und er hatte schwarze 'K-DCMA' Schuhe an.
Er sah wirklich gut aus, aber ich kam mir etwas overdressed vor, da ich ein schwarzes Kleid anhatte, dass recht kurz war und das mit ein paar Pailetten besetzt war. Es sah ziemlich cool aus.
Ashley hatte einen Jeansrock und ein schwarzes, pailttenbesetztes Top an.
Als ich fertig mit Schminken war lief ich in den Flur und stieg in meine schwarzen Ballerinas. Ashley zog mindesten 5oo cm hohe Highheels an und dann gingen wir los.


Kapitel 14

Wir stiegen in den schwarzen BMW von Nate's Mum und fuhren los.
Nate erzählte Witze und Ash und ich kugelten uns vor Lachen. Nach etwa 10 Minuten verbat uns Nate aber überhaupt noch zu reden oder Geräusche zu machen, da er dann Good Charlotte anmachte und voll aufdrehte.
Ash und ich sahen und grinsend an und fingen dann an lauthals mitzusingen.
Nate war zwar erst wütend, aber dann sang auch er mit. Seine Stimme war toll. Ashley erzählte mir, dass er in einer Band wäre und da Gitarre spielen und singen würde.

Wir mussten ewig nach einem Parkplatz suchen, aber irgendwann hatten wir einen gefunden. Wir stiegen aus und gingen auf den Eingang des Clubs zu.
Die Schlange davor war unglaublich lang und plötzlich hatte ich Angst, dass wir nicht reinkämen.
Ich zupfte an Ash's Ärmel.
„Ahaash? Ist das überhaupt ab 16?“
Sie lächelte mich schelmisch an.
„Keine Sorge, Süße.“
ich nickte und folgte ihr. Nate war schon einige Meter vor uns, da drehte er sich um.
Ashley fing an zu kreischen.
„Oh mein Gott! Das ist Nate!“ Sie stieß mir ihrern Ellenbogen in die Seite. Ich begriff und fing an mit ihr auf und ab zu hüpfen und rumzukreischen. Wir liefen zu Nate und umarmten ihn und wollten ihn nicht mehr loslassen. Der Türsteher sah uns misstrauisch an und sagte dann zu Nate
„Tut mir Leid. Soll ich sie wegbringen lassen?“
Nate schüttelte den Kopf.
„Ist schon okay. Kann ich rein?“
„Natürlich. Die auch?“
„Ja.“
Der Türsteher, der Ähnlichkeit mit Timbaland hatte lächelte uns zu und winkte uns durch.
Drinnen gaben wir unsere Jacken ab und stürmten zur Tanzfläche.
Der Club war in fünf verschiedene Areas aufgeteilt. Der erste Raum war eine Lounge mit Bar und vielen gemütlichen Sitzecken. Von hier aus kam man in die vier anderen Räume. Drei davon waren Tanzflächen mit jeweils anderer Musik. Und dann gab es noch einen Raum, der im Untergeschoss war.
Wenn man durch die Tür ging, kam man auf einen Balkon von dem eine Treppe in den Raum führte. Da lief leise Musik und es gab eine kleine Tanzfläche, sowie einige Sitzecken. Außerdem war in diesem Bereich auch die VIP-Ecke. Wir hatten am Eingang alle VIP-Bänder bekommen und konnten jetzt überall hin. Wir gingen zuerst in den Raum, in dem mehr Rock gespielt wurde. Wir tanzten ziemlich lange und wechselten mehrmals den Raum.
Irgendwann bekam ich Durst und Nate und ich gingen in den VIP-Bereich. Dort bestellten wir uns jeweils ein Bier und setzten uns auf eine Couch.
Ashley wollte nicht mit uns mitkommen und deshalb hatte wir sie oben gelassen. Sie hatte sich dort mit ein paar Leuten unterhalten, die Nate und ich nicht sehr mochten.
Wir beobachteten schweigend die Menschen. Als wir ausgetrunken hatte, fragte Nate mich, ob wir wieder tanzen gehen sollten.
„Hmm. Nee noch nicht. Ich kann nicht mehr.“
„Okay.“
Dann saßen wir wieder stumm rum. Ich wusste nicht, wieso wir nicht redeten.
Dann drehte sich Nate wieder zu mir und sah mir in die Augen. Ich starrte zurück und konnte den Blick nicht abwenden. Mein Herz schlug schneller. Shit? Was war das denn? Ich stand doch nicht auf Nate! Ich war doch in Lee verliebt!
Irgendwann redeten wir dann. Über alle Mögliche. Über Musik und Filme und lauter alltägliche Sachen.
„Wie viele freunde hattest du schon?“
Ich wurde rot. Wieso fragt der jetzt sowas? Eben hab ich mit dem noch über mein Lieblingsbuch 'Gossip Girl- I will always love you' geredet und dann kommt der mit sowas an!
„äähm. Einen. Mit dem war ich aber nur vier Monate zusammen. Und du?“
„Also ich hatte noch keinen Freund. Also Freunde schon. Und Freundinnen auch. Aber auf Typen steh ich nicht so.“
Kichernd schlug ich ihm auf die Brust.
„Du weißt was ich meine.“
„Jaja. Ich hatte drei Freundinnen. Mit der einen war ich fast ein Jahr zusammen. Mit der anderen 3 Jahre. Und mit der anderen drei Monate.“
„Drei Jahre? Wie grauenvoll! Ich fands schon nach vier Monaten schlimm!“
„Wieso?“
„Man kann doch nichts machen, wenn man nen Freund hat!“
„Mir fällt da schon was ein..“
Und ich wurde wieder rot.
„Aha. War ja klar. Aber man muss dem dann immer sagen was man macht und wo man ist und wer dabei ist und so. Aber mein Ex war auch ziemlich besitzergreifend.“
„Ich war nie sonderlich besitzergreifend. Vielleicht war ich deshalb solange mit denen zusammen.“
„Ja vielleicht.“
„Sollen wir jetzt wieder hoch gehen? Und Ash suchen?“
„Och ich denke die kommt auch ohne uns klar. Aber wir sollten trotzdem langsam wieder hoch.“
Nate nahm meine und und wir schlängelten uns durch die Menge, die Treppe hoch.
Dann gingen wir zu irgendeiner Tanzfläche und tanzten. Nach einer Weile gingen wir dann in einen anderen Raum und suchten nach Ashley. Aber sie war nicht da. Wir gingen weiter in den nächsten Raum, doch sie war auch hier nicht.
„Komm, lass uns tanzen. Wenn irgendwas ist, ruft die uns bestimmt an.“ Ich stimmte zu und wir gingen weiter in den Raum hinein. Ich bemerkte erst jetzt, dass hier nur ziemlich langsame Musik gespielt wurde. Verdammt! Mir wurde heiß und mein Gesicht war bestimmt wieder leuchtend rot. Allerdings würde man das hier nicht merken, da das Licht ziemlich rötlich war.
Nate blieb stehen und ich lief in ihn hinein. Er drehte sich um und grinste mich an. Dann nahm er meine andere und und legte Beide um seinen Nacken. Dann legte er seine Arme an meine Hüfte.
Am Anfang war ich noch ziemlich verkrampft, aber irgendwann wurde ich lockerer und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
Wir tanzten langsam umher, aber nach einiger Zeit blieben wir einfach so stehen. Nate hatte seinen Kinn auf meinem Kopf abgestützt.

Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich dachte, mich hätte jemand angerempelt und schenkte dem keine Beachtung. Aber dann wurde ich wieder angetippt. Genervt drehte ich mich um und sah in Ashley's Gesicht. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Sie bedeute mir hinter sie zu gucken und sah den Blödesten von ihren neuen Freunden. Er hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt.
Oh mein Gott!?
„Ähm. Wer ist das?“
„Waaas?“
„Wer ist das?“ Wir brüllten uns gegenseitig an, weil man kein Wort verstand.
„Achsoo. Das ist Ed!“
„Aha.“
„Ja! Ähm Er hat gefragt, ob ich noch mit ihm auf 'ne andere Party will!“
„Und?“
„Ich hab gesagt: Nur wenn ihr mitkommt!“
Ich drehte mich zu Nate um, der hinter mir stand und sich umsah.
„Gehen wir mit Ashley noch auf 'ne andere Party? Ed hat uns eingeladen!“
„Ed?“
ich deute über meine Schulter.
„Meinetwegen. Willst du denn?“
„Ja. Als Mir ist es eigentlich egal, aber Ash will und sie will nicht ohne uns und ich will sie auch nicht alleine gehen lassen, deshalb ja.“
„Okay.“
Ich drehte mich zurück zu Ashley.
„Okay. Wir kommen mit.“
„Super!“
Innerlich stöhnte ich auf. Eigentlich wollte ich langsam nach Hause und nachdenken. Über Lee. Und über Nate. Aber ich wollte Ash nicht den Abend verderben.
Nate schlang die Arme von hinten um meinen Bauch und ich musste grinsen. Es fühlte sich gut an. So natürlich. Als würden seine Arme dorthin gehören.
Wir kämpften uns langsam zu Ausgang und holten unsere Jacken.
Als wir vor dem Ausgang standen atmete ich glücklich ein. Endlich wieder frische Luft. Dann nahm ich Nate' Hand und wir gingen zu seinem Auto. Ashley würde bei Ed mitfahren. Er hatte uns noch die Adresse gegeben und dann waren die Beiden zu seinem Auto abgedampft.
Mir wurde etwas mulmig, als ich darüber nachdachte, dass Ash mit einem wildfremden Typen alleine sein würde. Aber dann fiel mir ein, dass ich dadurch mit Nate alleine sein würde und die Schmetterlinge in meinem Bauch fingen an wild herumzuflattern.

Kapitel 15

Wir saßen schon seit etwa zehn Minuten im Auto und hatten noch nicht geredet. Nate sah nur auf die Straße während er fuhr und ich sah aus dem Fenster auf meiner Seite und überlegte krampfhaft, was ich jetzt sagen sollte. Ich war so verwirrt. Heute morgen war ich mir noch hundertprozentig sicher, dass ich nicht in Nate verliebt war und nur Lee liebte. Wenn man das wirklich Liebe nennen konnte. Aber irgendwie hatte sich gerade alles geändert und ich wusste nicht mehr was ich tun sollte. Es wäre definitiv einfacher mit Nate zusammen zu sein. Da gäbe es kein Drama und wir verstanden uns so gut. Es war als würden wir uns schon ewig kennen. Allerdings könnte eine Beziheung unsere gerade erst aufgebaute Freundschaft zerstören. Er wäre aber perfekt, da er auch in Berlin wohnte und einfach toll war. Er war leicht zu durchschauen und lustig und brachte mich immer zum lachen. Außerdem war ich in ihn verliebt. Was wollte man mehr? Ich konnte nicht beide haben und obwohl ich wusste, dass ich es später wahrscheinlich bereuen würde, entschied ich mich dafür, es mit Nate zu versuchen.
Ich hatte das Treffen mit Lee keineswegs vergessen, ich wollte ihm lediglich zeigen, wie es war, wenn man nicht wusste was der andere machte und wo er war. Außerdem hatte ich mich ja jetzt für Nate entschieden.Wenn ich da überhaupt eine Chance hätte.
„Nate?“ Ich sprach ziemlich leise, aber er hörte es und sah zu mir.
„Amelia?“ Er versuchte mit mysteriöser und geheimnisvoller Stimme zu reden, was mich kichern ließ.
„Wieso warst du heute morgen so wütend?“
Nate seufzte und fuhr rechts ran. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir in einem kleinen Vorort von Inverness angelangt waren. Ich sah erstaunt zu ihm rüber.
„Du hast mich aber nicht hierhin gebracht um mich zu vergewaltigen und dann im Wald zu vergraben? Die aus Tatort werden mich finden!“
„Hier in Schottland? Wohl kaum.“ ein unwiderstehlich süßes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Aber fast sofort wurde er wieder ernst.
„Alsoo. Heute Morgen...“ Er machte eine kurze Pause und sah mich an. „ Ich war einfach wütend. Weißt du gestern Abend hast du mich geküsst und alles und danach bist du einfach zu ihm gegangen? Auch wenn ich dir gesagt habe, dass du mit ihm reden sollst. Der Typ ist einfach ein Arschloch! Und dann komm ich zu dir und der liegt da mit dir im Bett und.. Ach, Keine Ahnung. Es hat mich einfach genervt. Er hat mich genervt. Ich kann ihn nicht ausstehen! Wirklich. Und dann hat der dich auch noch geküsst! Was sollte ich denn davon halten? Er konnte dich einfach küssen und alles! Und Ich...“ Verblüfft sah ich ihn an. Vielleicht hätten wir tatsächlich eine Chance.
„Kannst du das nicht auch?“ Meine Stimmer war eigentlich nur ein flüstern. Fast wie ein Flehen.
„Ich könnte. Aber dann würdest du mir den Kopf abreißen. Oder nicht?“ Prüfend sah er mich an, aber ich hatte das Gesicht abgewandt. Irgendwann schüttelte ich den Kopf.
„Was soll das heiße. Nein, ich würde dir nicht den Kopf abreißen oder Nein, du solltest mich wirklich nicht küssen?“
„Das Erste.“
Ich hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Dann lehnte er sich wieder leicht zu mir, aber etwa zwei Zentimeter, bevor sich unsere Lippen berührten stoppte er.
„Ist das dein Ernst?“
Ich nickte. Nate lehnte sich wieder zurück in seinen Sitz und schloss die Augen, den Kopf in den Nacken gelegt.
„Was soll das, Amy?“
„Wieso? Was ist denn?“
„Warum erzählst du mir erst wie sehr du doch in Lee verliebt bist um mich dann innerhalb von 24 Stunden zweimal zu küssen?“
„Wir haben uns doch grad gar nicht geküsst!“
„Noch nicht.“
Daraufhin stöhnte er drehte sich zu mir um und legte mir eine Hand an die Wange.
„Du hast gut reden. Was soll ich denn machen, wenn ich mich in dich verliebe?“
„Vielleicht wäre das ja gar nicht so schlimm?“
„Was soll das heißen?“ Er sah mich verschmitzt an. Er wusste genau, was das heißen sollte! Dieser..!
Argghhh. Mannn!
„Naja. Das das nicht so schlimm wäre.“
„Und wieso nicht?“ Er schien es tatsächlich zu genießen, mich zu quälen!
Ich legte meine Hand auf seine und beugte mich zu ihm. Langsam schloss ich die Augen, sah noch, dass er das gleiche tat. Und dann stoppte ich.
„Ich dachte du willst nicht.“ Nate riss die Augen wieder auf, verharrte aber in unserer Position. Wir sahen uns in die Augen.
„Und ich dachte, du hättest gesagt, es wäre nicht so schlimm?“ Seine Augen sahen mich scheinheilig an. Ich seufzte und lehnte mich endgültig zu ihm rüber. Sanft schmiegten sich unsere Lippen aneinander und ich fühlte mich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Seit heute morgen, um genau zu sein. Nate' Lippen waren unglaublich weich und warm. Einfach wundervoll!
Ich versuchte das Gesicht von Lee, das immer wieder vor meinen Augen auftauchte zu verdrängen und irgendwann funktionierte das sogar.
Kurz darauf lösten wir uns wieder von einander und Nate ließ den Motor an. Dann fuhren wir zu der Adresse, die uns Ed gegeben hatte, um Ash ein zu sammeln und dann zurück zum Hotel zu fahren. Es war schon fast zwei Uhr morgens und ich war unglaublich müde.
Nach weiteren zehn Minuten Fahrt fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.

„Hey, Sonnenschein. Aufwachen. Wir sind da.“
Ganz langsam öffnete ich wieder meine Augen. Nur Zentimeter vor meinem Gesicht war Nate's Gesicht. Ich wollte schon zurückweichen, als mir einfiel, was vorhin passiert war. Ich war zu müde um meinen Gurt zu öffnen, also half Nate mir.
„Aber nach oben gehen musst du alleine. Wir müssen nochmal kurz zu unseren Eltern. Ich komm morgen früh vorbei okay?“
Ich nickte und er legte seine Lippen nochmal kurz zu einem Gute-Nacht-Kuss auf meine.
Dann ging er rein. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr und beeilte mich zu meinem Zimmer zu kommen.
Als sich die Aufzugtüren öffnete, blieb ich stocksteif stehen. Erst als sich die Türen wieder schließen wollte, bewegte ich mich wieder. Ich trat schnell heraus und ging zu meinem Zimmer.
Neben meiner Tür lehnte Lee, der einen Hut, Wie Micheal Jackson oder Jutsin Timberlake immer anhatten, trug, den er ins Gesicht gezogen hatte. Ich konnte seine Augen nicht sehen, wusste aber, dass sie kalt waren.
„Wo warst du?“
„Wo warst du heute den ganzen Tag?“
„Das geht dich nichts an!“ Er versuchte es ruhig zu sagen, aber ich merkte trotzdem wie wütend er war.
„Dann geht es dich auch nichts an, wo ich war.“
„Wir waren verabredet!“
„Du hast gesagt, dass du kommen würdest. Aber das hast du alleine entschieden, du hast nicht mal gefragt, ob das okay ist!“
„Ich dachte du wolltest mich auch sehen.“ Er schob seinen Hut hoch und ich sah, wie verletzt er war.
„Wenn du mich sehen wolltest, wieso hast du mich dann nicht mitgenommen heute morgen?“
„Es ging halt nicht!“
„Und wieso nicht? Was hast du da gemacht?“
„Das kann ich dir nicht sagen!“
„Und wieso nicht? Hast du 'ne Bank ausgeraubt? Oder hast du dir wieder irgendein Mädel geschnappt um mit der was weiß ich was zu machen?“
Er blieb stumm und das bestätigte meine Vermutung nur.
„Oh. Na dann hätte ich wirklich gestört. Tut mir Leid.“
Ich drehte mich um und wollte in mein Zimmer gehen, aber Lee versperrte mir den Weg.
„Bitte?“
Er flehte mich an? Wieso das denn jetzt bitte?
„Was willst du?“
„Ich will nicht, dass du wütend auf mich bist.“
„Das wäre eine Antwort gewesen, wenn ich dich gefragt hätte, was du nicht willst. Aber ich habe gefragt: Was willst du?“
„Bist du jetzt mit Nate zusammen?“
„Ich zeige dir jetzt, wie man eine Frage beantwortet. Nämlich indem man das sagt, was der andere gerne erfahren würde. Ja, bin ich.“
„Dann bin ich ja eh zu spät.“
Er gab den Weg frei und stand da, wie ein begossener Pudel.
Eigentlich hätte ich jetzt gehen können, aber ich wollte ihn nicht einfach so stehen lassen.
„Warum machst du das?“
„Was?“
„Na, diese Mädchen.“
„Ich kann nicht anders. Ich wünschte ich müsste es nicht tun, aber es geht nicht anders. Ich will dir nicht weh tun.“
„Das tust du aber, wenn du mit diesen..diesen..rummachst.“
„Ich weiß und das tut mir Leid. Aber es geht nicht anders.“
Ich hörte noch etwas das sich anhörte wie ein „ Ich würde dir noch mehr weh tun, wenn ich es nicht täte.“, war mir aber nicht sicher, ob ich richtig gehört hatte.
„Ich gehe jetzt schlafen.“
„Okay. Gute Nacht“
„Nacht.“
Damit betrat ich dann endlich mein >Zimmer, mittlerweile Hellwach.
Moment mal!
Woher wusste er von mir und Nate!? Er hätte uns unmöglich sehen können! Seltsam. Und was meinte er damit, dass er sich wünschte aufhören zu können? Es war mir irgendwie zu kompliziert und ich war froh, dass ich Nate hatte.


Kapitel 16

Ich konnte nicht einschlafen in dieser Nacht. Die ganze Zeit grübelte ich, was Lee mit seiner Aussage nicht aufhören zu können meinte. Irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass er sexsüchtig sein müsste. Anders konnte ich es mir wirklich nicht erklären. Ich fände es auch gar nicht so schlimm, zudem es ja glaub ich ‚therapierbar’ war. Nicht, dass ich mit ihm in die Kiste springen würde, oder so was. Ich war noch lange nicht bereit überhaupt mit jemandem zu schlafen. Und wenn, dann ganz sicher nicht mit Lee! Aber auch nicht mit Nate, zumindest noch nicht.
OMG! Ich hatte immer noch nicht richtig realisiert, dass ich mit Nate zusammen war. Das Glücksgefühl, das ich sonst immer verspürte, wenn ich endlich mit jemandem zusammengekommen war, stellte sich seltsamerweise nicht ein. Ich hatte das Gefühl als wäre mein Verstand glücklich und zufrieden, aber mein Herz von Sehnsucht erfüllt.

Nach einigen Stunden schlief ich schließlich ein, um am nächsten Morgen total gerädert wieder aufzuwachen. Mein Blick fiel auf meinen Wecker. 15 Uhr!!! Mist! Ich sollte schon längst unten sein, um mit meinen Eltern zu Duncan zu fahren. Schnell sprang ich auf und rannte ins Bad, um zu Duschen und mich fertig zu machen. Dann schlüpfte ich in einen Rock, ein Tshirt und meine Sneaker, schnappte mir meine Tasche und meinen Schlüssel und lief nach unten.
In der Lobby warteten schon meine Eltern. Dad schaute auf seine Armbanduhr und musterte dann mich.
„Vielleicht solltest du abends besser nicht mehr weggehen, wenn du dann morgens nicht aus den Federn kommst.“
„Hab nur schlecht geschlafen. Aber dir auch einen wunderschönen Morgen. Dir auch Mom.“
Miene Mum lächelte und begrüßte mich zurück, während mein Dad nur irgendwas vor sich hin grummelte.
Wir verließen das Hotel und warteten draußen, dass das Auto vorgefahren wurde.
„Amelia!“ Ich drehte mich in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.
Nate kam freudestrahlend auf mich zugelaufen. Als er bei mir angekommen war, zog er mich in seine Arme und zerquetschte mich fast. Dann küsste er mich kurz und ließ mich los.
Meine Eltern sahen mich überrascht an, bevor sie Nate begrüßten.
Sie unterhielten sich kurz, aber ich verfolgte ihr Gespräch nicht mit. Ich hatte gerade nichts gespürt. Kein Kribbeln im Bauch, keine ‚Spannung’ zwischen Nate und mir. Ich hatte mich zwar gefreut ihn zu sehen, aber das war auch schon alles.
Verwirrt sah ich, dass Nate sich wieder zu mir wandte und etwas sagte. Ich hörte ihn aber nicht, überlegte nur, ob ich vielleicht doch nicht in ihn verliebt war und mir nur gewünscht hatte es zu sein. Ich versuchte diesen Gedanke loszuwerden und konzentrierte mich wieder auf die Welt um mich herum. Nate und auch meine Eltern sahen mich besorgt an.
„Tut mir Leid. Ich war mit den Gedanken woanders. Was hast du gesagt?“
Nate’s besorgte Miene wich einer Belustigten.
„Ich habe gesagt, dass ich es schade finde, dass wir uns heute Nachmittag nicht sehen und dann habe ich gefragt, ob ich heute Abend noch zu dir kommen soll.“
„Achso.“
„Und? Soll ich kommen=“ Nate schien ziemlich sicher, dass ich zustimmen würde und mir fiel kein Grund ein abzusagen. Außer Lee. Der wäre ein Grund. Ich verfluchte meine innere Stimme und antworte nur kurz.
„Jaja. Ich ruf dich an. Wir sehen uns. Ciaoi.“
Ich wollte schon ins Auto steigen, aber Nate zog mich noch mal an sich.
„Ich werde dich vermissen.“
Wie melodramatisch. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter, nickte und stieg ins Auto.
Ich wusste nicht, was ich von alldem halten sollte. Ich konnte doch nicht mit jemandem zusammen sein, den ich nicht liebte. Allerdings war Nate toll und ich brauchte ihn irgendwie. Ich wollte ihn nicht als Freund verlieren. Also als platonischen Freund.
Ich seufzte und machte es mir auf der Rückbank gemütlich. Ich bemerkte nicht, dass Nate mir hinterher sah und winkte.

Kapitel 17

Nach fast einer Stunde Fahrt und knurrendem Magen, kamen wir auf dem Anwesen von Duncan Winchester, seiner Frau Mary und ihrem sechsjährigen Sohn, Dean, an.
Ich stieg aus und bewunderte das alte, weiße Herrenhaus vor mir. Es war wunderschön. Um das Haus und die Einfahrt herum standen Tannen und Kiefern. Ich weiß nicht, was für Bäume es genau sind. Sie sahen aus wie große, kahle Weihnachtsbäume.
Duncan und seine Familie standen schon in der Haustür, als wir ankamen. Jetzt kamen sie auf uns zu.
„Harry! Das seid ihr ja endlich! Und..oh.. du musst Amelia sein! Wie groß du geworden bist. Aber es waren ja auch über 10 Jahre!“ Er sah mich freundlich an und Mary gab mir die Hand.
„Wir wären schon vor Stunden hier gewesen, aber Amy hat uns erst um kurz vor vier mit ihrer Anwesenheit beehrt.“
Ich schoss einen giftigen Blick auf meinen Vater ab und alle fingen an zu lachen.
Irgendwie fühlte ich mich verarscht. Ich ging zu Dean, der mich nur schüchtern angeschaut hatte und ging vor ihm in die Hocke, um auf einer Augenhöhe zu sein.
„Hi. Ich bin Amy. Und du bist Dean?“
Er nickte nur und sah dann auf den Boden. Auch ich schaute an ihm runter und sah, dass er Knie- und Ellebogenschoner anhatte. In den Händen hielt er noch Handschoner, einen Helm und ein Skateboard.
„Du kannst skaten?“
Sein Blick schnellte wieder hoch.
„Yeah. Du, too? » Er hatte eine unglaublich süße Stimme und sein Mischmasch aus Deutsch und Englisch war einfach anbetungswürdig.
Auch vom Aussehen war er bezaubernd. Er hatte goldene Locken und dunkle, braune Augen. Ich hätte ihn am liebsten geknuddelt.
In zehn Jahren würde er vermutlich ziemlich viele Mädchenherzen schneller schlagen lassen.
„Nee. Also nicht gut. Nur ein bisschen.“
Er strahlte mich an.
„Ich kann dir helfen. Ich kann das ziemlich gut. Even some Tricks. Aber nicht viele.”
„Ja?“
„Jaha!Mommy? Darf Amy mit mir draußen bleiben? Ich muss ihr skaten beibringen!“
Mary sah überrascht zu uns. Dann nickte sie und Dean grinste mich an.
Meine Eltern und Deans Eltern gingen ins Haus und Dean zog seinen Helm und seine Handschoner an.
Dann nahm er meine Hand und führte mich hinters Haus, wo ein kleiner Skatepark war. Mit Rampen und Halfpipes und so.
Verblüfft schaute ich mich um.
Dean ließ meine Hand wider los und fuhr los.
Für seine sechs Jahre war er ziemlich gut.
Er könnte der nächste Ryan Sheckler oder Nyjah Housten werden.
Die nächsten Stunden verbrachten wir damit meine Skatekünste zu verbessern.
Dean war ziemlich schlau. Er erzählte mir von seinen Freunden und der Schule.
Am meisten aber redete er über seinen Cousin, den er total verehrte. Er war sein Vorbild und von ihm hatte er auch das Skaten gelernt, was seine große Leidenschaft war. Er wollte mir seinen Cousin später vorstellen, da dieser auch zum Essen käme. Mein Magen verkrampfte sich beim Gedanken an Essen. Ich hatte solchen Hunger! Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.
„Lee!“
Erschreckt von Deans Ausruf und Aufspringen, drehte ich mich auch um und erstarrte.
Nein! Das kann nicht sein! Oh bitte nicht!
Vor mir stand tatsächlich Lee! Er umarmte gerade Dean.
„Lee, Lee! Look! Das ist Amy! Sie ist meine Freundin!”
Ich musste Lächeln. Lee war also dieser ‚tolle’ Cousin. Dean’s Vorbild.
Ich konnte allerdings nicht nachvollziehen wieso. Er war schließlich kalt und gemein und herzlos!
Resigniert stellte ich fest, dass es ziemlich schwer war sich selbst zu belügen. Ich war in ihn verliebt. OMG! Das war so gemein!
„Wir kennen uns. Sie wohnt im Hotel im Zimmer neben mir.“ Er sah wirklich nett aus, wenn er Dean ansah. Sein Blick war dann warm und voller Liebe. Er zerwuschelte dem Kleinen die Haare. Ich hatte das Gefühl, er würde meinen Blick meiden.
„Oh. Really? Ich habe ihr gerade skating teached!“
„Aber ich bin miserabel. Obwohl du der beste Lehrer auf der ganzen Welt bist.“ Ich war bestimmt zehnmal hingefallen. Mein Körper war übersät mit blauen Flecken.
„Lee ist ein noch besserer Lehrer als ich. Du er sieht gut aus. Alle Mädchen sind in ihn verliebt!“
“Sind sie das?“ Ich musste innerlich lachen, als Dean Lee so lobte. Es war einfach knuffig, aber Lee schien ziemlich peinlich berührt. Er sah überall hin nur nicht zu uns.
„Ja. Du etwa nicht?“
Ohoh! Mist! Kleine Kinder waren ätzend. Naja eigentlich nicht. Aber trotzdem.
Mein Herz schrie danach ‚ja’ zu sagen, aber mein verstand spielte da nicht mit.
Überdeutlich spürte ich Lee’s Blick auf mir, aber ich traute mich nicht aufzuschauen.
„Naja..“
Naja!? Sag mal, bin ich eigentlich total bekloppt!? Da hätte ich auch ja sagen können! Shit!
Ich hob den Kopf – bestimmt war ich jetzt rot wie eine Tomate- und schaute Lee an.
Seine Augen waren nicht so kalt wie sonst. Er wartete gespannt, dass ich meine Aussage beenden würde.
Irgendwann hatte ich meine Stimme wiedergefunden. Ich versuchte den Blickkontakt zu unterbrechen, aber es misslang.
„Ich habe einen Freund, den ich liebe.“ Ja, totaal! Immer musste ich mich in die Scheiße reiten. Ich war echt nicht normal.
Für einen kurzen Augenblick erhaschte ich einen Blick in Lee´s Verletztheit. (gibt’s das wort? Nee ne? egal)
Doch er wandte den Blick ab. Er sah aus, als würde er am liebsten schreien oder irgendwas kaputt machen. Mir war einfach nur nach heulen zumute.
Aber was sollte ich tun?
Ich wollte nur Lee. Aber ich hatte schon Nate, den ich auch brauchte. Ich wollte ihm nicht wehtun. Also blieb mir nichts anderes übrig als meine Gefühle für Lee auf Nate zu übertragen. Hah! Ein Kinderspiel! Ich wünschte es wäre wirklich so einfach.
„Oh. Aber Lee ist der Coolste. Eigentlich ist es gut, wenn du nicht in ihn verliebt bist. Dann habe ich ihn ganz für mich alleine.“
Lee strich Dean noch mal über den Kopf und umarmte ihn dann. Es hatte den Anschein, als würde diese Geste Lee wieder Kraft geben. Na toll. Und wer umarmte mich?
‚Nate’ sagte eine zynische Stimmer in mir. Bekannt als meine innere Stimme.
„Esseeeeeeeen!“ Mary stand auf der Terrasse und winkte uns rein. Im Entenmarsch dackelten wir ins Haus.
„Ah! Da seid ihr ja endlich! Gut dann können wir jetzt essen!“
Duncan und mein Dad schienen schon ziemlich angetrunken. Ihre Gesichter waren gerötet und sie laberten nur Kacke.
Verzweifelt sah ich zu meiner Mum.
Wie sollten wir nachhause kommen?
Weder meine Mum noch ich hatten einen Führerschein! Meine einzige Hoffnung war Lee, aber der wollte heute Abend bestimmt nicht nochmal los fahren müssen.

Das Essen verlief ziemlich ruhig. Zumindest für mich. Die ‚Erwachsenen’ redeten laut, aber ich aß nur schnell und schwieg. Dean gähnte und versuchte nicht einzuschlafen. Und Lee stocherte nur in seinem Essen rum.
Es schmeckte ziemlich gut, vor allem das Dessert- irgendwas exotisches. XD

Kapitel 18

Nach dem Essen ging Dean ins Bett und meine Eltern und unsere Gastgeber beraten, was jetzt passieren würde. Wir konnten nicht zurück zu Hotel, weil auch Lee einige Schlucke Wein getrunken hatte. Er schien überhaupt nicht angetrunken oder irgendwas, aber meine Mum, die auch noch total nüchtern war, genauso wie ich und Mary, fand, dass wir kein Risiko eingehen konnten.
Duncan entschied schließlich hicksend, dass wir bei ihnen schlafen müssten. Allerdings gab es nur ein Gästezimmer. Lee hatte sein eigenes Zimmer. Ich wollte wirklich nicht mit meinen Eltern in einem Zimmer schlafen, mir blieb aber wahrscheinlich gar nichts anderes übrig. ‚ihh’
„Ich kann auch auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen.“ O Gott! Sollte ich etwa in seinem Zimmer schlafen!? OMG!
Aber es war schon beschlossene Sache. Ich würde in Lees’s Zimmer schlafen und er im Wohnzimmer. Na toll!
Bedröppelt und müde folgte ich Mary, die mir ‚mein’ Zimmer zeigen würde. Niemand schien zu merken, dass ich mit der Situation unzufrieden war.
Die Tür war weiß lackiert und sah ziemlich alt aus. Mary öffnete sie und wir gingen hinein.
Überrascht blieb ich im Türrahmen stehen. So hätte ich mir das Zimmer ganz sicher nicht vogestellt!
Es war ziemlich dunkel. Aber es sah toll aus. Die Tapete war schwarz mit dunkelgrauem Muster. Die Decke war in einem so dunklen Rot gestrichen, dass es auch wie schwarz aussah.
Die Möbel waren weiß. Es befanden sich nur ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank und unmengen von Bücherregalen im Zimmer. Und natürlich das Bett! Es war riesig. Also wirklcih riesig. Mindestens doppelt so groß, wie mien Bett zujause. Und das war ein 1,40-Bett!
Dieses war also wahrscheinlich zweieinhalb meter lang und breit. Mindestens. Es lagen einige graue Kissen darauf, sowie eine schwarze Decke. Das Laken war weinrot.
Es war irgendwie gespenstich. Vorallem, weil die samtenen, roten Vorhänge zugezogen waren.
Aber es war wirklich schön. Nur vielleicht etwas unpersönlich. Aber schließlich wohnte er nicht hier und schlief angeblich auch nue sehr selten hier.
„Hier. In dem Tshirt und den Boxershorts kannst du schlafen. Ich würde dir ja was von mir geben, aber ich bin viel größer als du. Das Bad ist gegenüber. Du kannst alles benutzen, was du brauchst. Gute Nacht.“
Ich wünschte ihr auch noch eine gute Nacht und sank dann auf’s Bett. Wenn Nate das wüsste. Ich musste schmunzeln. Dann aber verschlechterte sich meine Laune wieder – mein Blick war auf das Tsgirt und die Boxershorts gefallen.
Das Tshirt war dunkelgrüm und die Boxershort bunt. Mit ganz vielen verschiedenfarbigen Kästchen.
Ich seufzte nahm die Sachen und ging ins Bad. Da zog ich mich um und wusch mich kruz.
Erschöpft schlüpfte ich danach in Lee’s Bett.
Es war seltsam in seinem Zimmer zu sein und in seinem Bett zu liegen. Alles roch nach ihm und ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken.
Dann bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich an Lee dachte und nicht an Nate und deshalb konnte ich dann erst mal nicht einschlafen.

Es kam mir vor, als wären stunden vergangen, seit ich ins Bett gegangen war, aber tatsächlich war es erst eine halbe Stunde her, dass ich mich hingelegt hatte. Ich Lag ganz still und presste die Augen zusammen.
Da hörte ich, wie die Tür aufging. Irritiert schlug ich die Augen auf und sah, wie Lee an mir vorbei zu seinen Büchern schlich. Ich beobachtete ihn aufmerksam. Er schien mich noch nicht bemerkt zu haben. Er trug nur eine Boxershorts. Sonst nichts!
Ich fühlte, wie ich rot anlief und versuchte wegzuschauen.
Aber das war gar nicht so einfach. Sein Körper war genauso perfekt, wie sein Gesicht. Er hatte ein Sixpack – nicht zu sehr, aber doch vorhanden- und genau richtig dicke (muskelbepackte) Arme. Er war einfach perfekt.
Er ging ziemlich zielstrebig zu einem Regal und zog ein kleines Buch heraus.
Dann drehte er sich um und blieb mitten in der Drehung stehen. Er hatte mich entdeckt!
Ich versuchte mich unter Decke zu verstecken, obwohl ich wusste, dass es albern war.
„Du bist ja noch wach.“
Woow, er war ja soo geistreich..Scherz!
„Nee. Ich schlafe tief und fest. Siehst du doch!“
„Hmm. Dann schlaf du mal weiter. Und träum von deinem Nate.“
„Er ist nicht mein Nate.“
Fuck! Was sagte ich denn da!? Er war doch mein Nate. Auch wenn’s mir lieber wäre es wäre nicht mein Nate, sondern mein lee.
Immer wenn ich an Lee dachte, hatte ich das Gefühl mein Herz würde brechen. Weil ich wusste, dass er mich nur benutze und ich ihn liebte. Aber ich war auch unglaublich wütend auf ihn. Aus genau diesen Gründen.
Er war schon an der Tür, aber bei meinen Worten war er stehen geblieben.
„Was soll das denn heißen? Ich dachte ihr wärt zusammen?“
„Sind wir auch.“ Traurig sah ich auf die Bettdecke. Ich hatte mich mittlerweile aufgesetzt.
Lee trat näher ans Bett heran.
„Du scheinst nicht besonders glücklich zu sein.“
“Doch ich bin sehrsehr glücklich.“ Ich wollte ihn von meinem Glück überzeugen, damit er nicht noch näher kam und ich mich nicht mehr zurückhalten könnte. Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch und setzt sich zu mir aufs Bett.
„Wirklich. Nate ist toll.“
„Ja!? Na dann. Ich fand ihn das eine Mal, dass ich ihn gesehen habe etwas .. eifersüchtig?“
Er spielte auf den Morgen an, an dem er bei mir geschlafen hatte. Prompt fiel mir wieder ein, wieso ich so wütend auf ihn war und starrte ihn finster an.
“Schon gut. Ich sag ja gar nichts gegen deinen Schatz.“
Ich guckte noch böser.
„Okay. Willst du darüber reden, wieso du so wütend auf mich bist?“
„ Das habe ich dir schon gesagt.“
„ich weiß. Und ich wünschte ich könnte es dir erklären.“ Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft bei diesen Worten.
„Wieso tust du es dann nicht?“
„Es wäre nicht gut für dich, es zu wissen.“
„Warum?“
“Weil ich nicht gut für dich bin.“
Er lächelte mich an. Aber ich sah, dass es ihm wehtat, was er dachte.
Langsam hob ich eine Hand und legte sie auf seine.
Wir blickten beide darauf und ich konnte den Engel und den Teufel auf sienen Schultern geradezu streiten sehen.
Er tat mir so leid. Aber ich war trotzdem noch wütend. Ich wollte wissen, was er mir verschwieg.
Dann hob er seinen Blick und sah mir in die augen. Ich erkannte, dass er sich dafür entschieden hatte es mir zu sagen.
Ich klopfte neben mir aufs Bett und er kroch über mich hinweg und machte es sich neben mir bequem.
„gleich wirst du mich nicht mehr neben dir haben wollen.“
Ich nahm seinen Arm und legte ihn um meine Schultern. Dann kuschelte ich mich an ihn und zog seinen Duft durch die Nase. Er war noch intensiver als der Geruch des Tshirts.
„Ich werde nicht älter.“
Verwirrt sah ich zu ihm auf. Was sollte das heißen?
„Wa-was?“
„Ich kann nicht älter werden.“
„Wieso nicht?“
Er blickte mich amüsiert an. Wahrscheinlich hatte er gedacht, dass ich ein Riesengeschrei veranstalten würde und tierische Angst haben würde.
Aber ich war so froh, dass er endlich ehrlich war, dass ich nicht die geringste Angst verspürte.
„Ich bin ein Vampir.“
Okay. Jetzt bekam ich dann doch etwas Ansgt.
„Ich wurde vor etwa drei Jahren verwandelt. Und ich trinke Blut.“
Meine Augen wurden mit jedem Wort größer. Furchterfüllt wich ich nun doch etwas zurück.
Er wollte sich erheben und sich auf den Schreibtischstuhl setzten, aber ich hielt ihn am Arm fest und zog ihn wieder zurück aufs Bett.
Er legte sich also wieder hin und ich schmiegte mich an ihn.
„Tötest du Menschen?“
Meine Stimme war ziemlich leise.
„Nein. Das könnte ich nicht.“
Ich nickte.
„Bist du wie Edward Cullen?“
„Nein. Ich trinke menschenblut. Tierblut ist giftig für einige von uns. Und ich gehöre leider zu ihnen. Ich wünschte, ich wäre nicht darauf angewiesen von diesen Mädchen zu trinken.“
“Trinkst du nur von Mädchen?“
„Man kann nur von Mädchen trinken. Und es können nur Männer verwandelt werden. Das Blut einer Frau wir mit jedem Jahr, dass sie älter wird weniger durstlöschend für uns. Das Blut eines Mädchens von etwa 16 jahren ist am besten.“
“Und wie trinkst du von ihnen? Ich mein, du kannst ja schließlich nicht einfach zu ihnen gehen und sagen: Kann ich mal von dir trinken?“
Er lachte.
“Nein. Das geht nicht. Deshalb muss ich erst ihr Vertrauen gewinnen, bis sie mit mir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind.“
„Verbrennst du nicht in der Sonne?“
“Nein.“
“Bist du genauso schnell wie Edward?“
Er lachte schon wieder. Sein ganzer Körper vibrierte dann, und ich gleich mit.
„Wir sind nicht so schnell. Nur etwas schneller als Menschen. Aber wir sind unglaublich stark und können ziemlich gut sehen.“
„Cool.“
Er sah mich an.
„Nein. Es ist nicht cool. Ich kann cniht mit dir zusammensein. Deshalb kann es nicht cool sein.“
„Wieso nicht?“
“ich müsste die ganze Zeit Angst haben, dich zu verwandeln.“
„ich dachte Mädchen können nicht verwandelt werden?“
„Sie können zu Gattinen der Ewigen werden. Und das ist überhaupt nicht cool. Wenn ich dein Blut trinken würde, und du meins, dann wären wir sozusagen verheiratet. Aber dann können wir uns von nichts anderem mehr ernähren, als von dem Blut des jeweils anderen.“
„Oh.“
„Ja. Oh. Ich will dir nicht whtun.“
„Ich weiß.“
„gut. Amy? ..... Ich liebe dich.“
Erschrocken setzte ic mich auf. Hatte ich das jetzt alles nur geträumt? Ich sah neben mich auf das Bett. Da lag Lee und sah mcih vorsichtig an. Ich lehnte mich zurück.
„ Ich dich auch.“


Kapitel 19

Wir lagen einige Minuten stumm da und sahen uns an. Ich widerstand dem Drang ihn zu küssen und begnügte mich damit seinen Geruch einzuatmen.
Nach einer halben Ewigkeit hielt ich es nicht mehr aus und brach die Stille.
"Und was jetzt?"
Ein Lächeln umspielte Lee's Lippen.
"Naja. Ich denke jetzt hast du noch einige Fragen an mich, oder?"
"Ja, schon. Aber selbst wenn du sie mir beantwortest.. Was habe ich davon? Wir können ja nicht zusammen sein. Also .."
Ich war unglaublich traurig, denn ich wusste, dass ich ihn nicht umstimmen könnte. Er würde nie zulassen, dass wir uns näher kämen.
"Du wüsstest die Wahrheit. Und würdest dich nicht die ganze Zeit fragen, warum wir nicht zusammen sein können."
Langsam nickte ich. Da hatte er allerdings recht.
"Ist Duncan auch ein Vampir?"
Lee nickte. Mit so etwas hätte ich nicht gerechnet. Ich meine, man merkt es ihm nicht an.
"Mary ist eine Gefährtin."
"Aber sie haben doch eben gegessen."
"Wir können menschliches Essen zu uns nehmen, aber es hat keinerlei Auswirkung auf unseren Hunger. Ich könnte einen ganzen Supermarkt leer essen und danach immer noch Hunger haben. Ich würde nicht mal dick werden."
"Wie praktisch."
Lee zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an.
"Na, dass du nicht dick werden kannst. Das muss wirklich cool sein."
Ich sah an mir herunter. Ich hatte immer Angst ich würde aufgehen, wie ein Hefekloß, weil ich nicht sonderlich auf meine Ernährung achtete.
"Egal wieviel du wiegen würdest, du bliebest immer wunderschön."
Sein Blick war so ernst. Als würde er es wirklich so meinen und ich glaubte ihm auch, dass er so empfand. Obwohl ich es nicht nachvollziehen konnte.
Am liebsten hätte ich geweint. Ich verbarg mein Gesicht an seiner Brust und konnte nicht verhindern, dass sich einige Tränen aus meinem Auge stahlen.
"Hey. Nicht weinen. Alles wird gut. Du wirst mich Vergessen und kannst dein Leben leben."
Man konnte den Schmerz in seiner Stimme hören und das brachte mich dazu noch mehr zu weinen. Ich bereitete ihm seelische Qualen.
"Ich werde dich nie vergessen."
"Aber du musst."
Er wurde immer eindringlicher.
"Wieso bist du nicht schon früher gegangen? Wieso bist du im Hotel geblieben?"
Ich wartete auf eine Antwort. Einige Sekunden verstrichen.
"Ich konnte nicht."
"Aber jetzt kannst du?"
"Mir bleibt nichts anderes übrig, oder?"
"Du könntest bleiben. bei mir."
"Ich kann nicht. Bitte mich nicht darum. Ich wünschte ich könnte bleiben." Sanft strich er mit seiner Hand über meine Wange.
"Ich liebe dich. Ich will nicht dass du gehst."
"Ich liebe dich auch. Und ich will auch nicht gehen. Aber es geht nicht anders. Es tut mir so Leid. Aber du solltest jetzt schlafen."
Ich nickte und kuschelte mich eng an ihn.

Ich spürte, wie Lee sich unter mir bewegte. Es musste schon morgens sein. Ich hatte ziemlich schlecht geschlafen. Wahrscheinlich sah ich grauenvoll aus.
"Pssccht.Schlaf weiter. Ich muss jetzt gehen. Es tut mir leid. Ich liebe dich. Werde mit Nate oder jemand anderem glücklich."
Ich spürte seine Lippen kurz auf meinen, sank dann aber wieder zurück in den Schlaf.

Strahlend helles Sonnenlicht schien mir ins Gesicht. Ich wollte mich aufsetzte, aber irgendwie ging das nicht. Sowieso war mein Körper unnatürlich verbogen. Wieso lag ich denn so?
Ich öffnete die Augen und sah, dass ich mich in unserem Auto befand.
Schnell schnallte ich mich ab und sah nach draußen. Das Auto stand vor dem Hotel und ich war alleine. Meine Eltern waren wahrscheinlich schon reingegangen und wollten mich noch schlafen lassen.
Ich nahm mir den Autoschlüssel, den mein Vater mir neben den Sitz gelegt hatte, stieg aus und schloss ab.
Dann machte ich mich, schlaftrunken taumelnd, auf den Weg zu meinem Zimmer.
Es schien, als seien fünf Jahre vergangen, bis ich an meinem Zimmer war. Ich brauchte einige Anläufe, bis ich die Tür aufbekam. Ich stieß sie auf, als ich die Gestalt bemerkte, die neben mir an der Wand lehnte.
Es war Nate, der mich trotzig und verletzt anschaute.
"Morgen."
Ich zwang mich zu einem Lächeln, das aber nicht erwidert wurde.
"Wo warst du?"
Nate's Stimme klang rau. So als wäre er unendlich traurig oder so.
"Bei Duncan."
"Lüg mich nicht an."
"Das tue ich doch gar nicht!"
Empört sah ich ihn an. Sein Blick war kalt.
"Du warst mit IHM zusammen."
"Mit wem?"
"Lee."
Dieses eine Wort ließ mein Herz zusammenschrumpfen und einen Kloß in meinem Hals entstehen. Er war weg. Eine leicht verschwommene Erinnerung drängte sich in mein Bewusstsein:
"Werde mit Nate oder jemand anderem glücklich."
"Wie kommst du darauf?"
nate gab keine Antwort, sondern starrte nur auf meine Kleidung.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich wahrscheinlich noch Lee's Klamotten trug. Ein kurzer Blick bestätigte dies.
"Es ist nicht so, wie du denkst."
"Ach nein?"
"Nein. Wirklich, ich kann es dir-"
"War es wenigstens gut?"
Ich hatte das Gefühl, als hätte er mich geschlagen. Natürlich würde er das nie tun, aber diese Worte verletzten mich sehr.
Tränen sammelten sich in meinen Augen und liefen über meine Wangen.
"Er ist weg.", hauchte ich, dann sackte ich bewusstlos zusammen.

Kapitel 20

Ich wusste nicht sofort, wo ich war, als ich erwacht.
Aber ich realisierte, dass ich in einem Bett lag. Hoffnungsvoll schlug ich die Augen auf, in Erwartung Lee neben mir liegen zu sheen, aber es war nur Nate, der in einem Sessel in meinem Zimmer saß und gedankenverloren umher starrte.
Irgendwas tropfte auf meine Hand.
Ich blickte hinunter uns sah einen kleinen Wassertropfen. Verwundert beobachtete ich, wie sich zu diesem einen noch ein Zweiter gesellte.
Und plötzlich verstand ich, dass ich weinte. Langsam führte ich meine Hand an meine Wange und stellte fest, dass sie nass war.
Und dann fiel mir alles wieder ein. Alles, was in den letzten Stunden passiert war.
Ich wollte aufhören daran zu denken, es verdrängen, aber ich konnte nicht.
Ich schluchzte auf.
Da bemerkte mich Nate. Er stand auf un kam zu mir. Er sah irgendwie nachdenklich aus und so, als wüsste er nicht, was er tun sollte.
Er setzte sich an die Bettkante und nahm meine Hand. Er trocknete sie an seinem Tshirt. Dann zog er mich in seine Arme und ich beruhigte mich ein wenig.
"Es tut mir Leid. Ich wollte nicht.."
Ich nickte. Meine Stimme war noch nicht soweit, dass ich wieder reden könnte.
"Ich will dich nicht verletzten."
Wieder nicke ich nur. Eigentlich will ich nichts sehnlicher, als ihm alles zu erzählen. Aber das kann ich ja nicht.
"Ich war wirklich bei Duncan."
Schließlich sollte er nichts anderes denken. Und irgendwie musste ich ihm ja auch alles erklären.
"Psscht. Es ist egal."
"Es ist nicht egal!" Wütend machte ich mich von ihm los und setzte mich in die Mitte des Bettes.
"Wir waren bei Duncan! Ich wusste doch nicht, dass..dass er auch da sein würde. Ich will nicht, dass du denkst ich würde dich anlügen."
"Und er ist weg?"
Ein Nicken. Diese Frage war ziemlich schmerzhaft für mich.
"Warum?"
"Darum." Konnten wir nicht von was anderem reden? Ich mein, ich weiß, dass ich damit angefangen habe, aber trotzdem.
Aber Nate schien gar nicht mit dem Thema aufhören zu wollen- er sah mich weiter fragend an.
Schnell ließ ich mir etwas einfallen. Ich konnte ihm schließlich nciht die Wahrheit sagen.
"Er liebt mich nicht." Ich hustete, vorgeblich um meine Stimme wieder normal klingen zu lassen, aber eigentlcih wollte ich nur den Kloß in meinem Hals loswerden.
"Das tut mir leid."
"Achja? Und wieso?"
"Weil du traurig bist. Aber.."
"Aber..?"
"Naja. Du hast jemand besseren verdient."
Als gäbe es irgendwo jemand besseren. Ich wurde immer wütender.
"Jemanden wie dich

?"
Sarkasmus war schon immer meine bevorzugte Art mir Luft zu machen.
"Ja. Nein. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber nicht ihn. Du siehst doch, was er mit dir gemacht hat! Er hat nur mit dir gespielt. Wohingegen meine Gefühle für dich..meine Gefühle für dich sind echt. UNd nicht nur gespielt."
Lee's waren auch nicht gespielt. Aber das konnte ich ja nicht sagen.
"Aha."
Nate sah nachdenklich auf den Boden. Ich wollte ihm nicht wehtun, aber ich war einfach zu traurig, zu wütend, um Mitleid mit ihm zu haben. Er hob den Kopf und sah mir in die Augen. Diesen Blick würde ich wahrscheinlich nie mehr vergessen; In seinen augen stand Schmerz und Verlust.
"Aber du hast mit mir gespielt. Also hast du deinen Lee vielleicht doch verdient"
"I..I..Ich hab nicht mit dir gespielt. Wirklich Nate.. Es tut mir Leid."
"Das heißt du liebst mich?"
".Werde mit Nate oder jemand anderem glücklich."
Die Erinnerung an Lee, wie er mir sagte, ich solle mit Nate glücklich sein, traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Einige Sekunden überlegte ich. Dann beschloss ich mit Nate zusammen zu sein. So wären zumindest schon zwei Leute zufrieden. Lee und Nate.
"Ja. Das heißt ich liebe dich."
Unverwandt sah er mich an. er versuchte herauszufinden, ob ich log.
Aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und anscheinend schaffte ich das sogar, denn er beugte sich zu mir und küsste mich.

Kapitel 21

Seit dem letzten Mal, dass ich Lee gesehen hatte, waren schon drei Monate vergangen.
Ich war wieder zuhause und ich war immer noch mit Nate zusammen.
Fast jede Nacht träumte ich von Lee, obwohl ich versuchte ihn aus meinem Kopf zu verbannen.Ich vermisste ihn so sehr. Es war als hätte er mein Herz mitgenommen, als er gegangen war.

Wir waren grade beim Soundcheck für ein Konzert von Nate's Band. Ash schwirrte umher und versuchte alles zu regeln und soviele neue Leute wie möglich kennen zu lernen.
Nate war mit seiner Gitarre beschäftigt und ich saß mit Lily am Bühnenrand.
Wir hatten uns wieder vertragen, nachdem wir wieder zuhause waren.
Lily tat alles sehr Leid, wie sie sich verhalten hat und mir tat es auch Leid, dass ich sie so voll gejammert hatte. Wir waren wieder ein Herz und eine Seele. Zusammen mit Ashley auf die ich nie mehr verzichten wollte. Allerdings unterstellte sie mir, ich würde ihren Bruder nicht wirklich lieben. Wo sie ja auch recht hatte, aber ich wollte mir das nicht wirklich eingestehen. Ich WOLLTE Nate wirklih lieben. Und ich mochte ihn auch sehr gerne. Aber mehr so auf platonische Weise. Es war zum verrückt werden. Ich war schon drei Monate mit ihm zusammen und hatte es immer irgendwie geschafft mich nicht mit ihm alleine treffen zu müssen. Er war mittlerweile schon ziemlich wütend deswegen, aber ich konnte einfach nicht. Ich konnte nicht mit ihm alleine sein.
Jedes Mal, wenn er versuchte mich zu küssen, ließ ich mir irgendwas einfallen. Entweder war ich erkältet oder sonst irgendwie krank oder ich unterstellte ihm, selbst krank zu sein oder ich musste ganz schnell wohin. Es nervte ihn, das merkt ich, aber ich hatte Angst, er würde merken, dass ich ihn eigentlich nicht liebte. Und dass mein Herz immer noch Lee gehörte; einem Typen, den ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.
„Hey!? Hörst du mir zu?“
„Was?“
Lily schüttelte den Kopf.
„Also hast du mir nicht zugehört. Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?“
Erst jetzt realisierte ich, dass sie die ganze Zeit mit mir geredet hatte.
„Tut mir Leid. Worüber hast du geredet?“
„Dass Nate ziemlich angepisst von dir ist. Wenn du nicht aufpasst sucht der sich 'ne Neue.“
Der Gedanke war mir auch schon gekommen. Und er verursachte einen Stich in meiner Magengegend. Ich wollte ihn nicht verlieren, denn auch wenn ich ihn vielleicht nicht so liebte wie er mich, brauchte ich ihn doch. Er war mein bester Freund mit dem ich über fast alles reden konnte. Er war immer für mich da und es störte ihn auch nicht, wenn ich ihn mal mitten in der Nacht anrief und mit irgendwas zulaberte.
Ich sah zu ihm rüber. Er kämpfte grad mit einigen Kabel,von denen er anscheinend nicht wusste, wo sie hingehörten. Er bemerkte meinen Blick und lächelte mir zu. Dann wandte er sich wieder ab.
„Ich weiß. Aber was soll ich denn machen?“
„Du solltest dich mal auskeksen was du von ihm willst. Ich weiß, dass du noch an Lee hängst, aber-“
„Nich so laut!“ Panisch schaute ich mich um, ob irgendjemand uns zugehört hatte. Aber niemand schien uns wirklich wahrzunehmen.
Lily senkte ihre Stimme.
„Aber du kannst nicht so mit Nate's Gefühlen spielen. Das ist gemein. Wenn du ihn nicht willst, dann lass ihm wenigstens die Chance sich jemand neues zu suchen. Du nimmst ihn in Beschlag, obwohl du eigentlich einen anderen willst.“
Mein Blick glitt von ihrem Gesicht zu Boden. Sie hatte ja recht, aber Nate war das Einzige, was ich noch hatte.
Der Einzige, den ich ansatzweise lieben konnte. Ich hob meinen Blick.
„Ich liebe ihn aber. Ich spiele gar nicht mit seinen Gefühlen.“
Resigniert schaute Lily in mein trotziges Gesicht und zuckte dann mit den Schultern.
„Wenn du meinst. Komm mit, ich muss mal auf's Klo.“
Wir standen auf und gingen Richtung Klo. Aber auf einmal stand Nate vor mir und zog mich in einen Gang. Er bedeutete Lily weiter zu gehen und zog mich dann hinter sich her.
„Nate, wo gehen wir hin?“
„Weg.“
„Warum?“
„Weil ich mit dir reden will.“
Das klang nicht gut. Ich spürte einen Kloß in meinem Hals und mein Bauch zog sich zusammen.
OhOh.
Nachdem wir einige Flure entlanggegangen waren, blieb er stehen.
„So. Hier dürfte niemand sein, der dir zu Hilfe kommt.“
Er lächelte sein süßes Nate-Lächeln, sodass ich keine Angst bei seinen Worten bekam.
Er beugte sich leicht zu mir runter.
Ich schloss die Augen und sagte mir, dass Nate mein Seelenverwandter war und dass er besser wäre als alle anderen. Als fast alle anderen. Lee's Gesicht schob sich in meine Gedanken und ich zuckte zurück.
Nate schüttelte traurig den Kopf.
„Wieso bist du überhaupt mit mir zusammen?“
Es klang so viel Schmerz in seiner Stimme mit, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
Aber sein fragender Blick drängte mich dazu etwas zu sagen. Ich wollte ihn nicht verlieren. Das würde ich nicht ertragen, wenn er auch noch weg wäre.
„Weil ich dich liebe.“
Und dann ging ich einen Schritt auf ihn zu und verschränkte meine Hände in seinem Nacken. Wir standen jetzt ganz nah beieinander. So nah wie schon seit langem nicht mehr.
Ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht.
„Ich liebe dich ach.“
Und dann küsste er mich.
Ich genoss diese Zuneigung und ließ mich fallen. Zumindest soweit ich das konnte.
Ich spürte Nate's Angst, dass ich wieder von ihm abrücken könnte und drückte mich noch mehr an ihn.
Er keuchte in meinen Mund, drehte uns und drückte mich an die Wand.
Seine Hand fuhr langsam unter mein Tshirt und -
„Chrmchrm.“
Jemand räusperte sich.
Erschrocken fuhren wir auseinander.

Kapitel 22

Im Eingang zum Korridor stand Ashley. Und es schien ihr ziemlich peinlich zu sein uns gestört zu haben.
Unser Atem ging schneller und ich war vermutlich roter als eine Tomate.
„Ähhm. Ich sollte dich holen Nate, weil der Auftritt in 20 Minuten anfängt und..und du musst nochmal diesen einen Song und so..und die Leute werden gleich in die Halle gelassen.“
Nate nickte. „Ich komme gleich. Geh schon mal vor.“
Ashley lächelte mir nochmal zu und drehte sich dann um und ging.
Nate wandte sich wieder zu mir, stütze seine Arme jeweils auf einer Seite meines Kopfes an der Wand ab und sah mich an.
Einige Sekunden sahen wir uns einfach nur in die Augen.
Dann seufzte Nate, küsste mich kurz und zog mich dann an der Hand zurück zum Backstagebereich.

Ashley hatte Lily wahrscheinlich schon alles erzählt, weil Lil mir ein Daumen-Hoch-Zeichen zeigte.
Ich lächelte schüchtern und zog sie dann zu der Bar im Club. Wir durften während des Gigs nicht im Backstagebereich bleiben.
Wir holten uns jeder eine Cola und kämpften uns dann durch die Menschen nach vorne, in die erste Reihe.
Nach ein paar Minuten traten dann Nate und der Rest seiner Band, bestehend aus seinen besten Freunden, die alle sehr nett waren, auf die Bühne.
Er nahm sich das Mikro und suchte die Menge ab. Dann fand er mich. Er sah mich an und fing an zu reden.
„Hi Baltimore! Ähm wir sind die 'hungry Lions' und ihr habt wahrscheinlich noch nie von uns gehört.Ihr seid bestimmt auch nur wegen der Freigetränke hier. Aber wir werden jetzt hier voll abrocken.
Den ersten Song hab ich für meine Freundin geschrieben. Die steht da unten. Ich liebe dich.“
Und er stopfte das Mikro zurück in die Halterung und fing an zu spielen.
Die Band folgte ihm und nach einigen Takten fing Nate an zu singen. Er hatte eine unglaublich schöne Stimme. Ich hatte sie zwar schon oft gehört, aber sie haute mich jetzt trotzdem um.
Seine Stimme war leicht rau, aber trotzdem weich.
Er sang von einem Mädchen, dass wunderschön war und in das er sich sofort verliebt hatte. Aber wie schwer es gewesen war ihr das zu gestehen und wie schön es dann war als sie endlich zusammen kamen.
Er sang davon, wie sehr er dieses Mädchen liebte und dass er ohne sie kaum leben könnte.
Tränen stiegen mir in die Augen, vor Rührung.
Das Lied endete und Nate schlug die Töne eines anderen Lieds an. Ich wollte kurz auf die Toilette gehen, um mich etwas frisch zu machen, weil mein Mascara wahrscheinlich leicht verschmiert war. Ich hasste es, wenn mein Make-up nicht perfekt war.
Ich drehte mich um und erstarrte.

In der letzten Reihe, ganz weit hinten im Raum stand Lee.
Ich hatte ihn genau gesehen.
Schnell versuchte ich mich durch die Menschen zu wühlen.
Das dauerte allerdings etwas weil die alle dachten ich wollte mich vor drängeln oder so. Als ob ich das nötig hätte. Schließlich würde der Sänger auch für mich privat spielen. Ha!
Aber was dachte ich da? Das war ja total eingebildet.
Als ich endlich da ankam, wo ich Lee gesehen hatte, war er weg. Natürlich. War ja klar.
Es war wie in diesen Filmen, wo man eine Person sah, dann fuhr ein Bus vorbei und sobald der Bus weg ist, ist auch die Person weg. Nur waren es hier Menschen und kein Bus.
Ich hasste diese Stellen in Filmen oder Serien.
Ich sah mich um und versuchte ihn im Getümmel zu entdecken. Aber es war nirgends zu sehen.
Er war wahrscheinlich nach draußen gegangen.
Ich rannte zum Ausgang und stieß dabei vermutlich sehr viele Leute um. Aber das war mir egal.
Die Liebe meines Lebens war irgendwo hier. Obwohl er ja nicht mit mir zusammen sein wollte. Als würde ich jemals sein Blut trinken. Das wäre ja eklig.
Aber er dachte ja, das könnte passieren.
Ich rannte also auf die Straße. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber es war glaub ich schon ziemlich lange her, dass das erste Lied zu ende war.
Sobald ich auf die Straße gelangt war sah ich mich verzweifelt um.
Aber ich konnte ihn nirgends sehen.
„LEE!“
Ich rief ihn einige Male und die Menschen, die an mir vorbeigingen sahen mich mitleidig an.
Er war weg.
Langsam ließ ich mich auf die Knie fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Er war da!
Ich hatte ihn gesehen. Wieso wollte er nicht mit mir reden?
Die Tränen begannen zu fließen und alles, was sich seit dem Sommer in mir aufgestaut hatte kam wieder hoch.
Ich rief immer wieder nach ihm, aber er war wirklich weg.
Ich war nur noch ein kleines Häufchen Elend.
Auf einmal legte sich ein Arm um meine Schulter. Aber es war nicht Lee, das spürte ich sofort. Nate's Duft stieg mir in die Nase und ich weinte noch mehr. Die Rufe waren nur noch ein Flüstern, weil ich, durch das Schluchzen, nicht genug Luft bekam und weil meine Stimme fast weg war.
Nate hob mich hoch und trug mich zu seinem Auto. Da setzte er mich rein, schnallte mcih an und schloss die Tür. Dann ging er nochmal in den Club und kam mit seiner Gitarre wieder raus.
Er stieg ein und wir fuhren los.
Nicht ein Wort hatte er gesagt.
Vor meinem Haus hielt er an und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen seinen Sitz.
Ich hatte immer noch nicht aufgehört zu weinen.
Ich schnallte mich ab und rückte zu Nate rüber, um mich an ihm anzulehnen. Mein Gesicht hatte ich an seiner Schulter vergraben.
Seine Hand streichelte meinen Arm.
„Soll ich noch mit reinkommen?“
Ich schüttelte den Kopf und rückte von ihm ab.
„Es tut mir Leid. Aber ich will jetzt alleine sein.“
Nate legte seine Hand an meine Wange und wischte die Tränen weg.
Dann beugte er sich kurz zu mir rüber, um mich zu küssen.
Ich hatte mich endlich zusammenreißen können und hatte aufgehört zu weinen.
Ich wollte ihn nicht noch mehr verletzten.
Es kostete mich einige Kraft auszusteigen, zum Haus zugehen, die Tür aufzuschließen, meinen Eltern ein „Hallo“ zuzurufen und in mein Zimmer zu gehen, ohne wieder zusammenzubrechen.
Doch sobald ich meine Zimmertür geschlossen war, rutsche ich wieder weinend an ihr herab und blieb erstmal so sitzen. Ich nahm nichts um mich herum mehr wahr. In mir drin war nur der Schmerz. Der Schmerz, dass ich Nate wieder weh tun musste und der Schmerz darüber, dass Lee mich nicht wollte.

Kapitel 23

Immer mehr Tränen quollen aus meinen geschlossenen Augen. Ich konnte mich nicht beruhigen. Er war wieder einfach abgehauen.
Ich versuchte stumm zu weinen, damit mich meine Eltern nicht hören würden. Aber das war einfacher gesagt als getan.
Ich konnte nicht aufstehen. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht mal die Augen öffnen.
Mein ganzer Körper tat weh, da sich der Schmerz in meinem Herzen immer weiter ausbreitete.
Nach einigen Minuten konnte ich meine Jacke und Schuhe ausziehen.
Dann krabbelte ich zu meinem Bett, hatte aber keine Kraft mich daraufzulegen und blieb weinend daran gelehnt sitzen.
Auf einmal spürte ich etwas neben mir.
Ich drehte meinen Kopf ein wenig, um neben mich zu gucken und blickte direkt in Lee's Gesicht, dass nur Zentimeter von meinem entfernt war.
„Es tut mir so leid.“
Ich konnte ihn nur anstarren, keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Es war so irreal, dass er tatsächlich jetzt bei mir war.
Seine Hand legte sich an meine Wange und er lehnte seine Stirn gegen meine.
Sein Atem war kalt.
Meine Hände machten sich selbstständig und krallten sich in sein Tshirt.
Ich zog ihn näher zu mir und legte meinen Kopf an seine Schulter.
Ich spürte wie er mich hochhob und aufs Bett legte. Dann legte er sich daneben und deckte uns beide zu. Sofort rückte ich wieder zu ihm und kuschelte mich an ihn.
Seine Arme hatte er um mich gelegt.
Ich wusste nicht, ob er es wirklich war, oder ob ich mir das nur einbildete, weil ich es mir so sehr wünschte.
„Nicht weinen.“
Ich konnte nicht aufhören. Noch immer flossen die Tränen über meine Wangen. Aber mittlerweile waren es Tränen des Glücks. Aber auch Tränen der Angst, dass er einfach abhauen könnte.
„Amy, hör auf zu weinen. Bitte.“
Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht reden, sonst hätte ich es ihm erklärt.
„Sag doch was..“
Ich schüttelte wieder den Kopf und rückte noch näher an ihn ran, soweit das möglich war.
Ich atmete seinen Duft ein und langsam beruhigte ich mich.
Nach einigen weiteren, stummen Minuten hörte ich endlich auf zu weinen und schaute nur noch Lee an.
Mit der einen Hand fuhr ich über sein Gesicht. Seine Lippen, seine Nase, seine Augen.
Die andere Hand war immer noch in sein Tshirt gekrallt.
„Geh nicht weg.“
Sein Gesicht wurde traurig.
„Ich werde nicht weggehen. Obwohl cih es sollte.“
„Solltest du nicht!“
„Ich will dir aber nicht weh tun.“
Ich wollte schon gerade sagen, dass er das schon hatte, aber da dachte ich mir, dass ihn das nur runterzihen würde.
Er hatte aber anscheinend erkannt, was ich sagen wollte und seine Augen blickten noch trauriger.
„Es tut mir leid. Wirklich. Aber es ist nur zu deinem Besten.“
„Aber wieso?“
„Du gerätst durch mich in Gefahr. Amy, Ich bin gefährlich.“
„Nein.“
„Doch!“
Ich schüttelte den Kopf und sah ihn flehend an.
„Geh bitte cniht wieder weg.“
„Nein. Ich will ja auch gar nicht weggehen.“
„Gut.“
„Nicht gut.“
„Ich finds gut, wenn du bei mir bleibst.“
„Ich weiß. Deshalb bleib ich ja.“
„Willst du denn nicht b.leiben?“
„Doch. Schon. Aber ich sollte nicht bleiben.“
„Wieso bist du dann hier?“
„Ich wollte sehen wie es dir geht.“
„Mir geht’s prächtig.“
„Das seh ich. Eigentlich hättest du mcih gar nicht bemerken sollen.“
„Dich würde ich immer bemerken!“
„Vorher hast du mcih nie bemerkt.“
„Vorher?“
„Ich hab öfters mal nach dir geguckt.“
Mein Kopf schwirrte. Er war immer mal wieder gekommen und ich hatte es nicht gemerkt?
Ich dachte immer seine Präsenz wäre so stark, dass ich sie auf fünf Kilometer Entfernung spüren würde.
Er küsste mich auf die Stirn und mein Herz überschlug sich.
„Aber warum bist du so gefährlich?“
„Weil ich ein Vampir bin!?“
„Und? Du wirst mich schon nicht aussaugen!“
Unsicherheit schwang in meiner Stimme mit.
„Vielleicht nicht. Aber es fällt mir immer schwerer von anderen Mädchen zu trinken, weil ich immer an dich denken muss.“
Er musste an mcih denken? Freudig vergrub ich mein Gesicht an seiner Brust.
„Das ist nicht gut. Ich trinke zu wenig. Und deshalb komme ich dann immer mehr in Versuchung von dir u trinken. Aber das würde ich nie machen.“
„Warum nicht?“
Er seute frustriert.
„Weil ich nicht will. Ich könnte die Kontrolle verlieren.“
„Hmm. Und was machen wir dann jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“
Lee flüsterte nur noch, seine Stimme war schmerzerfüllt.
„Wie geht’s Nate? Ich schätze mal, dass er dich heute gemeint hat, bei dem Gig, oder?“
Nate! Oh mein Gott! Den hatte ich ja total vergessen. Schnell rückte ich ein wenig von Lee ab.
Aber das war blöd. Ich wollte nicht von ihm getrennt sein, also rutschte ich wieder zu ihm.
„Was war das denn?“
Lee kicherte. Aber ich war wütend. Wütend auf mich, dass ich Nate vergessen hatte und wieder etwas tat womit ich ihm weh tun würde und wütend auf Lee, dass er das so auf die leichte Schulter nahm und wütend auf Nate, weil ich ihn brauchte.
„Ich will ihm nicht weh tun.“
„Ich weiß. Aber glaub mir das hat er nicht verdient.“
„Wie meinst du das?“
„Ich will dir nicht weh tun. Und vielleicht sollte er dir das sagen.“
Meine Neugierde war geweckt.
„Lee! Sag mir SOFORT wovon du sprichst!“
Angst machte sich in mir breit. Was hatte Nate gemacht? Was verheimlichte er mir?
„Okay. Aber..-“
„Kein Aber!“
„Okayokay. Du kennst doch Lily?“
„Was hat das denn jetzt mit Lily zu tun!?“
„Eine Menge.“
Eine Ahnung machte sich in mir breit. Nein! Das kann nicht wahr sein! Bitte nicht!
„Ich hab Nate eine Zeit lang ein bisschen..hinterher spioniert. Ich wollte nicht, dass er dir weh tut. Aber ich konnte nichts daran ändern. Als ich sie gesehen habe war ich so wütend, dass ich ihn am liebsten um..umgebracht hätte. Aber das wäre nicht richtig gewesen.“
„Als du wen gesehen hast?“
„Nate und Lily.“
„Wann? Und Wo?“
„Bei Nate zuhause. Vor etwa zwei Monaten.“
„Aber..“
Tränen stiegen mir wieder in die Augen. Lee zog mich noch näher zu ihm und strich mir beruhigend über den Rücken.
„Es tut mir Leid.“
„Aber sie ist meine beste Freundin!“
„Klischee. Aber wenn ich etwas sagen darf; Ich finde Lily ziemlich scheiße. Ich weiß, sie ist deine beste Freundin. Aber sie ist unglaublich neidisch auf dich. Und dann hat sie sich überlegt, wie sie dich verletzten könnte. Und dann ist ihr das eingefallen. Aber ich glaube, sie war wirklich in Nate verliebt.“
Ich konnte nicht reden. Zwei von den drei einzigen Freunden, die mir in letzter Zeit geblieben waren, hatten mich hintergangen!
„Aber Nate wollte sich mit ihr nur davon ablenken, dass du so abweisend warst. Zumindest vermute ich das. Lily ist ziemlich manipulativ.“
„Ich weiß. War sie schon immer. Aber sie war meine beste Freundin!“
Ich schluchzte auf. Auch wenn ich Nate vielleicht nicht geliebt habe, war er mir doch sehr sehr wichitg. Und Lily hab ich auch geliebt. Obwohl sie wirklich manipulativ war.
„Weiß Ash davon?“
Lee schüttelte den Kopf.
„Sie hätte es dir sofort gesagt, wenn die es gewusst hätte.“
Ich nickte.
„Dann muss ich Nate gegenüber wenigstens kein schlechtes Gewissen mehr haben.“
„Hmm..“
Ich zog mich an seinen Scultern hoch, bis unsere Gesichter direkt nebeneinnander waren.
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
Und mit diesen Worten beugte sich Lee zu mir und küsste mich.

Kapitel 24

>Natie! Wie geht’s? Kannst du die Tür aufmachen?<
>Die..Die Tür?<
>Jaaa..ich wollte eigentlich zu Lily..<
Ich machte eine kleine Pause, um seine Reaktion zu hören. Ich war natürlich nicht bei Lily gewesen. Hatte auch nicht vor, jemals wieder zu ihr zu gehen. Aber Lee war für mich da gewesen, um nachzugucken ob sie da war. Jetzt war Lee weg und ich war alleine.
Aber der Tag hatte so toll begonnen, er konnte gar nicht mehr scheiße werden. In Lee's Armen aufzuwachen war das Schönste auf der ganzen Welt.
Es war schwer auch nur einige Minuten von ihm getrennt zu sein. Aber es musste sein.
Nate atmete schnell ein und aus. Als würde er unter Druck stehen. Lustig.
>Lily?<
>Jaa.. aber sie war nich da. Also hab ich gedacht geh ich zu meinem Liebling.<
>Oh. Okay. Ich komm runter und mach dir die Tür auf. Bin gleich da.<
Ich lehnte mich an die Wand neben der Tür und bereitete mich darauf vor gleich meinen Freund zu sehen, der mich mit meiner besten Freundin betrog. Lee hatte recht. Das war ein Klischee. Ich dachte so was gibt’s nur in Filmen.
Ich durfte mir aber nicht anmerken lassen, dass ich was wusste. Ich wollte, dass er es mir sagte. Und wenn ich solange Anspielungen machen musste, bis ich umfiel.
Ich musste grinsen.
Da öffnete sich die Tür und Nate streckte seinen vom Schlaf noch zerwuschelten Haarschopf, samt seinem restlichen Kopf aus der Tür.
Er trug anscheinend nur eine Boxershorts. Bei dem Anblick wäre ich früher sicher rot geworden. Seltsam, was so ein Seitensprung alles ändert.
„So gut gelaunt?“
„Ja.“
Ich gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und schob mich dann an ihm vorbei ins Haus.
Ich ging, mich unauffällig umsehen nach oben.
„Ähh..“
Nate versuchte mich aufzuhalten.
„Wieso bist du so gut gelaunt?“
Also war Lily noch oben.
Arschloch!
„Oooch. Ich freue mich einfach dich zu sehen.“
Sagte es und stolzierte zur Treppe.
Nate sah mit jedem Schritt von mir verzweifelter aus. Als ich vor seiner Zimmertür stand, suchte er wieder nach Worten, mit denen er mich aufhalten könnte. Vergeblich.
Ich war extra leise nach oben gegangen, damit man mich nicht hörte.
Ich stieß die Tür auf und sah ins Zimmer. Es war leer.
Also die Möbel und so waren noch da, aber Lily war nicht da.
Ich ging zum Bett, das ziemlich zerwühlt aussah und schwenkte aus eben diesem Grund um zur Couch.
„Und? Gut geschlafen?“, fragte ich, während ich mich aufs Sofa sinken ließ.
Langsam streckte ich meine Beine aus, die in einem kurzen Rock- einem sehr kurzen Rock- steckten und in ein paar süßen schwarzen Ballerinas endeten.
Ich weiß, dass es albern war, aber ich hatte mich extra hübsch gemacht heute. Um ihm zu zeigen, was er verpasste, wenn er meine beste Freundin .. flachlegt.
Ich sah, dass er meine Beine musterte und heftig schluckte.
„Hast du was von Lily gehört?“
„Von Lily!?“
Hektisch sah er sich um. Sah überall hin, nur nicht zu mir.
„Nein, wieso? Du bist doch ihre beste Freundin?“
„Ich dachte ja nur. Sie war nicht zuhause, also hab ich mir Sorgen gemacht.“
Ich wusste gar nicht, dass ich so gut schauspielern konnte.
„Geht ihr bestimmt gut.“
„Das hoffe ich. Ich glaube ich ruf sie nochmal an.“
Ich wusste, dass sie ihr Handy an hatte. Hatte ich extra noch raus gefunden heute Morgen.
Nate setzte sich neben mich.
„Ach Quatsch. Vielleicht.. ist sie ja bei irgendeinem Kerl oder so.“
„Hmm. Ja, vielleicht.“
Nate's Gesicht näherte sich meinem. Seine Lippen legten sich auf meine.
Ich hatte das Gefühl, als könnte ich Lily geradezu schmecken.
Während wir uns küssten überlegte ich, wo Lily sich versteckt hatte. Wahrscheinlich war sie in seinem Bad. Ich hatte eine Idee!
Vorsichtig löste ich mich von ihm.
„Natie? Ich muss mal kurz aufs Klo.“ Damit erhob ich mich und stapfte zur Badezimmertür.
Ich sah, aus dem Augenwinkel, wie Nate erstarrte.
„Ähm. Da ist es ziemlich dreckig. Geh lieber zu Ash ins Bad.“
„ohh. Okay.“
Ich ging los. Die Tür zu seinem Zimmer lehnte ich nur an, dann schlich ich hinter die Ecke.
Ich hörte Nate aufstehen und zum Bad gehen. Dann ging eine Tür auf und ich konnte Lily's hektische Stimme hören.
„Ist sie endlich wieder weg?“
„Nein.“
„Oh.“
„Sie ist in Ashley's Bad. Aber beeil dich und geh.“
„Ich dachte wir könnten warten, bis sie weg ist und dann da weiter machen, wo wir aufgehört haben..?“
Sie versuchte ihre Stimme verführerisch klingen zu lassen. Dumme Pute!
„Nein! Geh jetzt.“
„Aber Nate.“
„Kein 'Aber'! Geh!“
„Es ist doch egal, wenn sie etwas merkt.“
„ES IST NICHT EGAL.“
Man merkte Nate an, dass er am liebsten los geschrien hätte.
„Sonst war es dir auch egal.“
„Es war mir nie egal. Lily, geh. Bitte. Ich will sie nicht verlieren. Und bitte sag ihr nichts. Ruf mich nicht mehr an oder irgendwas. Es ist vorbei,okay?“
„D..d..das ist nicht..dein Ernst oder?“
„Doch.“
„ICH HASSE SIE!!!“
Jetzt flippte Lily total aus. Ich fühlte mich schuldig, dass ich sie so ausspionierte, aber es musste sein. Ich wusste es schließlich eh schon.
Ich beschloss jetzt ins Zimmer zurück zu gehen.
Ich öffnete die Tür und blieb scheinbar erstarrt im Türrahmen stehen.
„Was ist hier los?“
Ich ließ meine Stimme extra rau klingen.
„Nichts, Schatz. Lily ist gerade gekommen, weil sie dich gesucht hat.“
Wow. Er war ein ziemlich schlechter Lügner. Aber ich sollte eine Karriere als Schauspielerin wirklich mal in Betracht ziehen.
„Achso? Ich hab die klingel gar nicht gehört. Wieso hast du mich nicht angerufen, Lil?“
Ich war wirklich gut! Ich klang richtig unschuldig.
„Ihr Akku war leer.“
„So? Na dann.“
Lily stand die ganze Zeit nur stumm rum, während Nate das Sprechen übernahm. Wahrscheinlich aus Angst, dass sie etwas verraten könnte.
Aber langsam kam wieder Leben in sie.
„Ich wollte gerade wieder gehen.“
„Aber ich bin doch hier. Ich dachte du hast mich gesucht?“
„Ich hab dich nicht gesucht!“, zischte sie. Nate hielt dem Atem an, während ich die beiden streng ansah. Ab jetzt musste ich fast nicht mehr schauspielern. Ich war nämlich wirklich wütend.
Mit betont ruhiger Stimme fragte ich: „ Was ist hier los? Lily? Nate?“
„Nix ist los. Alles ist ganz normal.“
Nate wurde immer nervöser.
„NORMAL würde ich das nicht nennen. Also?“
„Es tut mir so leid. Bitte, Amy, verzeih mir. Bitte. Ich wollte es nicht, aber ich war..“
„Das meint ihr nicht ernst oder? HABT IHR SIE NOCH ALLE? DU HAST MEINE BESTE FREUNDIN GEFI..MIT MEINER BESTEN FREUNDIN GESCHLAFEN???!!!!“
„Amy...Bitte..“
„SO könnte man es sagen.“ Lily grinste mich an.
„Du dumme..dumme Schlampe!“ Es war das erste mal, dass ich etwas wirklich gemeines zu ihr sagte. Auch wenn wir uns schon oft gestritten hatten, haben wir uns nie beleidigt. Ich hatte es einfach nie für nötig gehalten. Aber jetzt schien mir der Moment perfekt dafür.
Ashley stürmte ins Zimmer. Anscheinend hatte sie uns gehört. Oder eher gesagt mich gehört.
„Was ist los? Was ist passiert?“
„Nate hat mich mit Lily betrogen.“
Ash's Augen wurden groß.
„Waaas?“
„Ja. Ich war auch etwas erstaunt.“
„Nate!“
Dieser zog den Kopf ein. Erst ich und dann auch noch Ashley.
„Ich gehe jetzt, Ich hab schließlich was ich wollte.“
Ich lächelte Lily gespielt freundlich an.
„Mach das, Süße. Aber ruf mich unbedingt demnächst mal an, dann können wir ja mal was zu Dritt unternehmen?“
Perplex starrte sie mich an und verschwand dann durch die Tür.
„Amy..“
„SEI LEISE, NATE!“
„Es tut mir Leid.“
„Das sollte es auch.“
„Amy, ich zieh mich kurz an und dann gehen wir weg, okay?“
„oh. Das ist nett gemeint, Ash. Aber ich treff mich gleich mit Lee. Aber wir telefonieren heute Abend,okay?“
„Lee!?“ Aus zwei Mündern war dieser Ausruf gekommen.
Einmal überrascht und einmal wütend.
„Wie lange läuft das schon?“
„Seit gestern Abend.“
„Und du meinst, dass ich ein Arschloch wäre?“
„Naja, ich finde ein Kuss ist nicht zu vergleichen mit zwei Monaten Dauersex.“
Ash schnappte nach Luft und Nate sah mich einfach nur traurig an.
„Es tut mir so leid. Ich wünschte ich könnte es rückgängig machen. Ich liebe dich.“
„Tja. Da liegt das Problem. Erstens kannst du es nicht rückgängig machen und Zweitens liebe ich dich nicht. Zumindest nicht so. Ich habe dich geliebt, wie einen besten Freund. Aber das ist jetzt auch weg.“
Ich drehte mich um, gab Ashley einen Kuss auf die Wange und ging aus dem Zimmer.

Kapitel 25

Ich schaffte es das Haus zu verlassen und noch schnell um eine Ecke zu biegen, bevor ich in Tränen ausbrach.
Es tat so weh zu wissen, dass ich ihnen die ganze Zeit vertraut hatte und sie es einfach ausgenutzt hatten.
Einige Passanten schaute mich neugierig und mitleidig an, aber dem schenkte ich keine Beachtung. Ich wollte alleine sein, deshalb steuerte ich in Richtung Stadtrand.
Ich gelangte in ein kleines Waldstück und ließ mich an einem Baum runter.
Ich hatte nicht gedacht, dass es mich so fertig machen würde. Der Tag hatte doch so schön begonnen!
Aber da machte man nix.
Langsam beruhigte ich mich, aber ich wollte nicht aufhören zu weinen. Ich wollte alles raus lassen, damit es mich nicht mehr so belastete. Vielleicht half es ja zu Weinen. Ein bisschen ging es mir ja auch schon besser.
Mein Handy hatte einige Male geklingelt, aber ich hatte den Anrufer einfach weggedrückt. Ich konnte jetzt mit niemandem reden. Es war vielleicht albern, aber ich wollte mich im Selbstmitleid suhlen.
Erschöpft schlief ich schließlich ein.

Als ich erwachte, war es dunkel um mich herum.
Panik stieg in mir auf. Ich pulte mein Handy aus meiner Rocktasche und sah, dass es schon fast elf Uhr nachts war!
Wie lange hatte ich also geschlafen? Acht Stunden?
Wenigstens war ich jetzt wach. Aber mir war kalt und ich wusste nicht, wie ich hier wieder wegkam. Es war so dunkel. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Ich schaute wieder auf mein Handy. Ich scrollte durch meine Kontakte. Als ich Nate's Nummer sah, versetzte es mir einen kleinen Stich in der Herzgegend. Ich hatte meinen besten Freund und meine beste Freundin gleichzeitig verloren. Für immer wahrscheinlich.
Bei Lee's Name hielt ich an und drückte auf 'Anrufen'.
>Amelia! Wo bist du?!<
Es hatte nicht einmal getutet und er nahm schon ab. Anscheinend machte er sich wirklich Sorgen.
Ich hatte in schlechtes Gewissen. Er sollte sich keine Sorgen um mich machen. Aber es fiel nicht weiter ins Gewicht, also das schlechte Gewissen. Ich hatte eh schon eins, weil ich Lily und Nate belauscht und gegeneinander ausgespielt hatte. Im Nachhinein hatte ich mir überlegt, dass ich es auch anders hätte regeln können. Aber ich war einfach zu dramatisch. Aber damit hatte ich allen weh getan.
>ähm. Ich weiß nicht so genau..<
>DU WEI?T NICHT GENAU?<
Oh. Oh. Er wurde immer panischer. Aber auch ich bekam immer mehr Angst.
>Also ich bin in dem Wald, der an der Autobahn.<
>Und wo da? Was machst du da überhaupt?<
>Ich wollte nachdenken.<
Lee blieb still. Wahrscheinlich nicht, was er sagen sollte.
>Ich hole dich ab. Bin sofort da.

Kapitel 26

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Lee's 'Apartment'.
Es war riesig. Größer als unser Haus. Und unser Haus ist ziemlich groß.
„Ich wusste gar nicht, dass du SO viel Geld hast..“
„Meine Eltern haben ein schlechtes Gewissen..“
„Deine Eltern? Aber.. und was war das da eben mit deinem..deinem Bruder?“
Ich hatte immer noch ein bisschen Angst und war total verwirrt.
„Ich werde dir alles erzählen. Aber du musst mir genau zuhören. Eigentlich dürfte ich dir das alles nicht sagen. Aber ich will es. Und die 'Königin' – Er sprach das Wort mit größter Verachtung aus - würde mich eh nicht bestrafen.“
Jetzt war ich noch verwirrter. Königin?
Mein Gesicht schien ein einziges Fragezeichen zu sein, denn Lee schmunzelte ein wenig und begann dann zu erzählen:
„Vor 23 Jahren wurde ich geboren. Von der mächtigsten Frau auf der Welt. Sie ist die Königin der Gefährtinnen. Etwa alle drei- bis fünfhundert Jahre wird eine Gefährtin zur Königin. Man kann vor der 'Verwandlung' nicht wissen, ob sie die Königin wird oder nicht. Legenden besagen, dass die Verwandlung normal von statten geht. Aber etwa 48 Stunden später erglüht die Gefährtin in weißen Licht und schimmert. Ich weiß nicht, wie genau das aussieht. Aber meine Mutter schimmert in einem leichten hellblau. Das sieht toll aus. Jede Königin hatte eine andere Farbe. Die guten eine rötliche Farbe, die schlechten eine bläuliche. Aber noch nie hatte eine die Farbe Gelb. Es wird vermutet, dass es das nicht gibt. Gelb stände für größte Reinheit und Gutmütigkeit und nur das innerlich schönste Geschöpf könnte diese Farbe tragen.
Der Mann, der diese Gefährtin verwandelt wird zum König.
Eine Gefährtin kann normalerweise nur etwa 200 Jahre leben. Die Königin bis zu 500 Jahre. Der König stirbt zeitgleich mit der Königin. Egal, ob sie sich lieben oder hassen. Egal wo sie sich befinden. Wenn aber der König stirbt, kann die Königin trotzdem weiterleben.
Es ist ziemlich umgebracht.
Meine Eltern waren das Königspaar. Und sie bekamen drei Kinder. Als erstes Lucas, das ist der, dem du eben begegnet bist. Er ist fast 100. Danach Jasper. Er ist..seltsam, aber nett. Und etwa 45 Jahre alt. Sozusagen das komplette Gegenteil von Lucas. Und dann kam ich. Ich war kein Vampir. Also zumindest am Anfang nicht. Jazz und Luke waren von Geburt an Vampire. Sie altern dann bis zu einem Alter von ungefähr 20 Jahren.
Sobald meine Mutter bemerkt hatte, dass ich ein normaler Mensch war, gab sie mich zu Adoption frei. Sie fand mich unwürdig. Mein Vater war in diese Entscheidung nicht eingeweiht. Er hat glaube ich gerade gegen einen Aufstand gekämpft. Als er zurückkam, war ich weg. Ich lebte schon seit einigen Jahren bei meiner Adoptionsfamilie.
Mein Vater und meine Mutter hatten einen heftigen Streit. Seit dem leben sie nicht mehr zusammen. Meine Mum ist fast 450 Jahre alt. Das heißt, dass sie nicht mehr lange leben wird. Aber bis jetzt ist die Prinzessin noch nicht aufgetaucht.
Sobald die Verwandlung angefangen hat, wird die Königin zu diesem Mädchen hingezogen. Sie verspürt den unwiderstehlichen Drang sie zu sehen und kann sich nicht dagegen wehren, dass sie dorthin will.
Dann ist die gerade verwandelte Gefährtin eine Prinzessin. Sie wird noch ein paar Jahre von de Königin instruiert und ihr wird alles wichtige erklärt, dann stirbt die Königin und de Prinzessin wird gekrönt.
Angeblich ist die Krönung immer ein wunderschönes Fest, bei dem alle Vampire zusammenkommen. Ich habe noch nie eine erlebt.
Jedenfalls hat meine Mutter mich vor meinem Vater versteckt. Den Vampiren hat sie gesagt, sie hätte eine Fehlgeburt gehabt.
Nach 19 Jahren befahl sie dann Lucas mich zu beißen und mich so zu verwandeln.
Sie hatte mich mein ganzes Leben im Auge behalten, um zu sehen, ob ich doch zu etwas nütze war.
Lucas verwandelte mich und ließ mich mitten in einer Wüste liegen. Dort fand mich dann mein Vater, der mich vorher vergeblich gesucht hatte.
Er brachte mich in sein Schloss und erzählte mir alles.
Duncan war auch da. Und Jasper. Denn sie hatten sich auch alle von der Königin abgewandt. Jazz und Lucas waren sozusagen ihre Botschafter. Sie waren Brüder und obwohl sie sich hassen sind sie nicht in der Lage sich gegenseitig zu töten. Sonst wäre einer von ihnen nicht mehr am Leben.
Meine Eltern haben das zu ihrem Vorteil genutzt und sie als Kommunikationsmittel ausgenutzt.
Mein Vater hat mir angeboten, dass ich bei ihm wohnen könnte und auch meine Mutter hat mir dieses Angebot gemacht, nachdem sie bemerkt hatte, dass ich eine Gabe hatte. Nur sehr, sehr wenige Vampire haben eine.
Ich kann Vampire und Gefährtinnen aufspüren. Wahrscheinlich auch alles andere Übernatürliche.
Bin aber noch nie etwas anderem begegnet.
Ich war zu wütend auf die Beiden um die Angebote anzunehmen. Deshalb hat mir mein Vater diese 'Wohnung' gekauft. Die einzigen, mit denen ich Kontakt habe sind Duncan und Jasper.
Und die muss ich jetzt kurz anrufen. Ich weiß nicht, was Lucas wollte, aber es kann nichts gutes sein. Ich komm gleich wieder, kay? Fühl dich hier wie zuhause. Du solltest auch diene Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du hier schläfst. Ich würde dich jetzt nur ungern alleine lassen. Mit Luke ist nicht zu spaßen. Ich weiß, dass du wahrscheinlich noch ziemlich viele Fragen hast, aber die müssen noch etwas warten okay?“
Er stand auf, küsste mich kurz auf die Stirn und verschwand auf den Balkon.
Ich saß einfach nur da. Auf seinem Sofa und sah in das Feuer im Kamin.
Woow. Das war alles echt krass. Ich hatte gemerkt, dass es Lee weh tat, dass seine Familie ihn nicht wollte. Seine Stimme war zwischendurch ziemlich leise geworden.
Ich hatte eigentlich gerade gar keine Fragen. Ich fühlte mich einfach so.. voll. Ich hatte in so kurzer Zeit so viele Informationen bekommen, dass mein Kopf noch nicht alles verarbeitet hatte.
Langsam zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte die Nummer von zu Hause.
>McAllister?<
>Mum?<
>AMY! Wo steckst du?<
> Ich bin bei Lee. Kann ich hier schlafen?<
>Bei Lee? Wer ist denn Lee? Und was ist mit Nate? Wieso kommst du nicht einfach nach hause?<
>Lee ist ein Freund von mir. Und Nate ist ein Arschloch. Und ich wüsste nicht, wie ich jetzt noch nachhause kommen sollte. Es fährt schließlich kein Bus mehr und so.<
>hmm. Naja, mir solls recht sein. Aber dein Dad..Ich werd ihn überreden. Sei morgen Mittag wieder da, okay?<
>Okay. Ich hab dich lieb, Mum.<
>Ich dich auch. Bis Morgen.<
Wir legten auf und ich ließ mich gegen die Lehne fallen.
Lee war immer noch nicht zurückgekommen und langsam wurde mir etwas langweilig. Ich beschloss mich in der Wohnung ein wenig umzusehen. Das Wohnzimmer, in dem ich mich befand, war in einem hellgelb gestrichen und mit weißen Möbeln vollgestellt.
Von diesem Zimmer ging ein enger Flur ab, der weiß gestrichen war. Von diesem Flur zweigten einige Türen ab. Die erste führte in eine schwarze Küche. Eine andere in ein Rotes Bad. Die letzte Tür führte in ein Schlafzimmer.
Die Wände waren grau und der Boden war aus dunklem Parkett. Das Bett war mindestens genauso groß, wie sein Bett bei Duncan. Allerdings waren die Bettdecke und die Kissen gelb.
Die eine Wand war mit Regalen voll gestellt. Ich sah mich um. Das Zimmer war so gemütlich. Da fiel mir eine weitere Tür auf. Langsam ging ich darauf zu und öffnete sie. Sprachlos blieb ich stehen.
Vor mir lag der wunderschönste, größte und einfach tollste begehbare Kleiderschrank, den ich je gesehen hatte. Er war noch cooler als meiner, bei mir zuhause.
Er war hellgrün gestrichen und die Regalbretter waren aus einem dunklen Holz. Genauso wie der Boden. Man fühlte sich fast wie in einem Wald. Allerdings war nur eine Seite des Schrankes mit Klamotten und Schuhen gefüllt. Die andere Seite war leer. Nachdenklich sah ich sie an und sortierte in Gedanken schon mal meine Klamotten hinein. Ich weiß, dass da total albern von mir war. Aber ich konnte nicht anders.
Auf einmal spürt ich, wie sich zwei Arme um meinen Bauch legten.
„Der Schrank ist toll!“
„Ja, nicht? Duncan hat ihn gebaut und Dean hat die Farben ausgesucht.“
„Coool.“
„Hmm.“
Lee fing an meinen Hals zu küssen, obwohl ich noch damit beschäftigt war, mich umzusehen.
An einer Wand war ein großer Spiegel befestigt. Mit einem gelben Rahmen.
„Lee?“
„Hmmmm?“
Er schien etwas brummig. Vielleicht, weil ich ihn ablenkte. Ich musste kichern.
„Kann es sein, dass du die Farbe gelb magst?“
„Hmm..“
Er wanderte weiter an meinem Hals runter und ich stöhnte auf. Langsam verschwanden die Gedanken an Farben und Klamotten.
Ich drehte mich um und sah in Lee's Augen. Ich liebte diese Augen.
Sie waren so dunkel und wunderschön.
Es klingelte an der Tür.
„Verdammt.“
Lee nahm meine Hand und zog mich vor sich hin grummelnd hinter sich her.
Er öffnete die Tür und vor ihm stand ein Mann, der wirklich richtig, richtig gut aussah.
Fast so gut, wie Lee.
Aber nur fast natürlich. Er hatte die gleichen wunderschönen Augen wie Lee, aber seine waren ein bisschen heller. Ich vermutete einfach mal, dass das Jasper war.
„Sooo schnell solltest du auch nicht kommen.“
Jazz grinste uns an.
„Du hast von einem Notfall geredet und von Luke. Natürlich komme ich da sofort.“
„Hmpf“
„Und du bist dann wahrscheinlich Amelia? Ich bin Jasper.“
Er reichte mir seine Hand und ich ergriff sie. Er schien sehr nett zu sein. Und bis jetzt konnte ich noch nichts seltsame an ihm entdecken.
„Willst du mich nicht rein bitten?“
„Dochdoch.“
Lee ging aus dem Weg und Jasper lief schnell zum Sofa, um sich sofort darauf fallen zu lassen.
Ich nahm mit einem Sessel vorlieb und Lee setzte sich zu mir auf die Lehne.
„Also, was ist passiert?“
„Wir sollten auf Duncan war-“
DingDong.
Lee ging schnell die Tür öffnen und Duncan marschierte ins Wohnzimmer.
„Hey, Amy. Jazz. Mach mal was Platz da auf der Couch.“
Er ließ sich neben Jasper, der nur widerwillig Platz gemacht hatte nieder.
Lee kam wieder und forderte mich auf, aufzustehen. Verwirrt sah ich ihn an, kam aber seiner Bitte nach. Er setzte sich schnell hin und zog mich auf seinen Schoß. Ich machte es mir bequem und sah die anderen neugierig an.
„Wie geht’s deinem Dad?“
„GutGut. Glaub ich zumindest.“
Ich lächelte. Tatsächlich hatte ich meinen Dad schon länger nicht mehr so wirklich gesehen. Ch war immer in meinem Zimmer gewesen oder mit den anderen unterwegs.
„Schön Schön. Und ihr habt heute also Lucas getroffen?“
„Ja.. Leider. Wisst ihr, was er hier will? Soweit ich weiß, war er schon seit Ewigkeiten nicht mehr in Charlotte.“
„War er auch nicht. Ich denke mal, dass die Königin irgendetwas ausheckt.“
Jasper sah ziemlich nachdenklich aus.
„Hat er irgendwas zu euch gesagt?“
Lee nickte.“ Er hat nur gesagt, dass er mit mir reden wollte.“
„Seltsam.“
„Jaa. Finde ich auch.“
Ich gähnte herzhaft.
Jasper lachte. „Da ist wohl jemand müde?“
„Nein!“
„Du kannst ruhig schon schlafen gehen. Ich denke sowieso nicht, dass wir irgendwas raus finden werden.“
„Nee. Ich bin wirklich nicht müde.“
Ich kuschelte mich noch enger an Lee, der lachte nur.
„Na gut. Hat Dad in letzter Zeit irgendwelche Nachrichten gekriegt? Auch bezüglich der Prinzessin? Die Königin ist schließlich schon so alt.“
„Nein. Es gibt anscheinend immer noch keine Prinzessin. Und das ist wirklich seltsam. Aber ich habe gehört, dass die Königin ein Gesetz verabschieden will, das besagt, dass kein Mädchen mehr verwandelt werden darf. Damit sie für immer an der Macht bleibt.“
„Das ist doch total gestört!“
„ja. Das ist es. Aber du kennst sie doch.“
„Ja. Leider.“
Jasper erhob sich.
„SO. Ich glaube ich muss mal wieder los. Wir sehen uns. Bis irgendwann.“
Wir alle verabschiedeten uns von ihm.
Dann war nur noch Duncan da.
„Duncan?“
„Ja?“
„Wie kommt es, dass mein Dad das nie bemerkt hat? Du alterst schließlich nicht?“
„Dein Dad ist halt manchmal etwas unaufmerksam. Aber das ist ja auch der Grund warum wir uns nur so selten sehen.“
„Achso.“
„Ja.. Ich denke ich muss dann auch mal los. Mein Flug geht in zwei Stunden.“
„Okay. Grüß Mary und Dean von uns.“
„Mach ich. Bis bald.“
„Tschüüss..“
Die Tür fiel ins Schloss und Lee wandte sich wieder an mcih.
„Sooo. Und jetzt sollten wir ins Bett gehen.“
„Wenn du meinst?“
Scheinheilig sah ich ihn an. Er lachte, wirbelte mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer.
Dort angekommen legte er mich aufs Bett und verschwand im 'Schrank'.
Er kam nur noch mit mit einer Boxershorts bekleidet wieder. In der Hand hielt er ein Tshirt.
„Hier. Zieh das an.“
Er warf es mir zu und ich fing es gerade so auf.
Dann zog ich schnell mein Oberteil aus und das Tshirt an. Dann schlüpfte ich aus dem Rock und der Strumpfhose und kletterte unter die Decke, unter der Lee es sich schon gemütlich gemacht hatte.
Ich kuschelte mich an ihn. Er wollte wohl tatsächlich schon schlafen.
Aber das konnte ich nicht zulassen. Denn ich wollte noch etwas mit ihm reden. Ich war viel zu aufgewühlt, als dass ich schlafen könnte.
„Lee?“
„Ja?“
„Als du mich das erste Mal gesehen hast, ne? Warum warst du da so gemein zu mir?“
„Ich mochte dich.“
„Das hast du mir ja richtig nett gezeigt.“
„Hmm.“
„Das war nicht ernst gemeint.“
„Ich weiß. Aber ich bin müde.“
Ich verdrehte die Augen und seufzte genervt.
Lee lacht lautlos und drehte sich dann auf die Seite, um mich anschauen zu können.
„Ich fand dich toll und wollte die kennenlernen. Aber das ging nicht. Ich wollte die nicht in Gefahr bringen. Außerdem wollte ich dir nicht wehtun mit den ganzen Mädchen und so.“
„Aha.“
„Jaa. Hat super geklappt, oder?“
Er lächelte mich an.
„Richtig super.“
„Ich bin halt der Beste.“
„Jaa. Das bist du.“
Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ließ seine Hand an meiner Wange liegen und legte seine Lippen sanft auf meine.
Ich krallte meine Hände in seine Haare und zog ihn noch mehr zu mir runter.
Lee kicherte und löste sich wieder von mir.
„Gute Nacht, mein Schatz.“
„Gute Nacht.“
Er zog mich näher an sich ran und schloss die Augen.
Kapitel 27

„Lee?“ Leise flüsterte ich seinen Namen.
„Lee.“ Ich wurde lauter. Wieso wachte er nicht auf!?
Zugegeben. Er sah einfach goldig aus, wenn er schlief. Sein braunes Haar hing ihm wirr ins Gesicht und ein Lächeln zierte seinen Mund. Das einzige, was mich störte war, dass er zugedeckt war und seine Augen geschlossen waren. So konnte man siene umwerfend schönen, dunklen Augen nicht sehen. Ich liebte diese Augen. Meinetwegen könnte er koplett häßlich sein, solange er diese Augen hatte, würde ich ihn lieben.
Und seinen atemberaubenden Körper konnte man wegen der Decke auch nicht sehen. Mist aber auch.
Ich wollte jedenfalls, dass er aufwachte, damit ich ihn fragen konnte, warum er denn bitteschön schlief? Vampire hatten cniht zu schlafen! Und wenn dann nur in einem Sarg!
Ich stupste ihn an und sagte noch mal, jetzt schon ziemlich laut: „Lee!“
„Hmmpf?“
„Warum schläfst du?“
„Hmm..müde.“
Er hörte sich sehr verschlafen an. Zufireden war ich mit derAntwort aber nicht.
„Aber du bist ein Vampir!“
„Das' egal.“ Ich hatte Mühe ihn überhaupt zu verstehen.
„Lee! Jetzt werd doch mal wach!“
„Nee. Is' doof.“
Er kuschelte sich wieder an mich und versuchte weiterzuschlafen. Langsam drehte ich mich auf die Seite, mit dem Gesicht zu ihm gewandt. Also eher zu seiner Brust. Denn sein Kopf war etwas höher. Verständlich, denn er war auch viel größer als ich.
Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass auch ich wieder einschlief.
Aber Pustekuchen!
Nichts passierte. Ich war hellwach. Ich verrenkte meinen Kopf, um auf den Wecker neben dem Bett zu gucken.
'09:58'
Hmm. Kurz vor zehn. Ich beschloss einfach schonmal aufzustehen und mir einen Kaffe zu machen. Obwohl.. dann wäre ich noch aufgedrehter. Das wäre nicht gut.
Lee versuchte mich festzuhalten, damit ich nicht aus dem Bett steigen konnte, aber ich wich geshcikt seinen Händen aus.
„Tut mir Leid, mein Lieber. Aber ich bin nicht mehr müde. Ich wäre ein viel besserer Vampir als du!“
Nach einem letzten 'hmpf' von Lee, verschwand ich durch die Tür in den Flur. Suchend sah ich mich um. Wo war noch mal die Küche? Ich probierte die erstbeste Tür aus.
Falsch. Bad. Nächste Tür. Ahh. Schon besser. Ich lief zu Kühlschrank und stoppte. Ob Lee wohl Kakao hatte?
Ich öffnete die Kühlschranktür, in Erwartung nichts darin zu finden, als vielleicht Blutkonserven oder sowas.
Vorsichtig lugte ich hinein und atmete erleichtert auf.
Da war eine Packung Milch. Und weiter hinten entdeckte ich eine Milchschnitte. Cool!
Ich durchforstete noch einige andere Schränke, bis ich Kakaopulver fand. Dann brauchte ich nur noch eine Tasse und einen Löffel. Sobald ich diese Gefunden hatte, bereitete ich mir ein wundervolles Frühstück bestehend aus 'Milchschnitte' und Kakao zu.
Soo lecker.

Nachdem ich aufgegessen hatte, überlegte ich, was ich als nächstes tun könnte.
Ich sah an mir runter und beschloss duschen zu gehen. Konnte nicht schaden. Ausserdem fühlte ich mich schon ziemlich eklig. Schließlich hatte ich seit gestern morgen nicht mehr geduscht. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich gerade aussah.
Ein seltsames Brummen erfüllte plötzlich den Raum. Wenig später setzte die Anfangsmelodie von meinem Handyklingelton ein.
Suchend sah ich mich um. Wo war meine Tasche? Ich ging in den Flur und sah sie neben der Eingangstür liegen. Schnell lief ich hin und durchwühlte sie. WO WAR MEIN HANDY?
Ich durchsuchte die Tasche einige Male, bis ich es schließlich gefunden hatte. Natürlich hatte der Anrufer schon längst aufgelegt.
Ich fuhr über die Tasten und sah nach, wer mich angerufen hatte.
Ashley. Schnell rief ich sie zurück.
Nach dem zweiten Tuten nahm sie ab.
„Na endlich, Amy!“
„Tut mir leid, hab meine Tasche nicht gefunden.“
„Naja, so groß ist dein Zimmer doch nicht, dass du 'ne geschlagene viertel Stunde brauchst zum finden.“
„Äähm. Also ich bin cniht zuhause..“
„Amy? Wo bist du?“ Sie klang jetzt streng. Der ironische Ton in ihrer Stimme war verschwunden.
„Bei Lee.“ gab ich kleinlaut zu.
„BEI LEE?“
„Es ist nicht so, wie du denkst! Ich bin gestern abend in den Wald gelaufen und bin da eingeschlafen und dann hat Lee mich nach Stunden gefunden. Es war schon zu spät, als dass ich nach hause gekonnt hätte. Aber es ist nichts passiert oder so.“
„Will ich auch hoffen. Wieso bist du im Wald eingeschlafen?“
Ich hatte sie besänftigen können, aber jetzt wurde sie wieder misstrauisch.
„Ich..ähm. Ich wollte gestern nicht direkt nach hause, nachdem.. Du weißt schon.. Also bin ich in den Wald gegangen. Dann hab ich ein wenig geheult und bin halt eingeschlafen.“
„Ohh. Tut mir leid. Nate, dieses Arschloch!“
„Ihn trifft eigentlich doch gar keine Schuld, oder? Wenn ich nicht so.. abweisen gewesen wäre, hätte er es sicher nicht gemacht.“
mittlerweile hatte ich mir eingstanden, dass es ja auch meine Schuld war und ich nicht nur auf Lily und Nate wütend sein konnte.
„Nein, Amy! Tu das nicht! Gib dir nicht die Schuld dafür. Du kannst nichts dafür. Nate ist einfach ein dummes Arschloch. Und Lily.. Lily ist etwas manipulativ.“
„Das hat Lee auch gesagt. Also das mit dem manipulativ.“
„Echt? Naja. Vielleicht ist er dann doch nicht so schlimm, wie ich dachte. Aber weißt du, ich erinnere mcih nur daran, was in Schottland alles abgelaufen ist. Dieses ganze Hin und Her. Das war ja nicht mit anzusehen.“
„Ich weiß. Aber jetzt ist es anders.“
„Das hoffe ich. Und was machen wir heute?“
Oh! Shit! Ich hatte ganz vergessen, dass wir ja heute was machen wollten! Lee wäre damit sicher nicht einverstanden. Nicht, solange Lucas sein Unwesen in unmittelbarer Nähe trieb. Auch wenn wir nicht genau wussten, was er tat.
Aber ich hatte eine Idee!
„Was hältst du davon Lee besser kennenzulernen?“
„Meinetwegen. Eiscafé? Um drei Uhr?“
„Okay. Du ich muss jetzt duschen. Wir sehen uns, kay?“
„Duschen!? Du duschst da!? Na, was geht es mich an. Bis gleich.“
Kichernd legte sie auf. Anscheinend war sie eeetwas überfordert mit der Situation.
Ich ging ins Bad, zog mich aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser war himmlisch. Die Dusche war himmlisch! Alles in dieser Wohnung war einfach himmlisch.
Nach fast einer halben Stunde unter der Dusche, stellte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche, wickelte mcih in ein Handtuch, das ich aus dem Schrank genommen hatte und tapste zum Spiegel.
Oh man! Wie sah cih denn aus? Meine Augen waren vom Weinen der letzten Tage noch leicht angeschwollen.
Mit noch nassen Haaren und nur mit dem Handtuch bekleidet ging ich ins Schlafzimmer.
„LEEEEE!!“ Sofort saß er kerzengerade im Bett und sah sich erschrocken um. Als er mich lachend in der Tür stehend sah, guckte er verärgert. Ich versuchte weniger schadenfroh auszusehen, aber so recht gelang mir das nicht.
Schnell stand er auf und kam zu mir, um mich zu umarmen.
„Wieso hast du das gemacht? Das wirst du noch bereuen.“
Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht wickelte er sich eine nasse Haarsträhne von mir um den Finger.

Kapitel 28

„Jaja. Aber nicht jetzt. Mach dich fertig, ich muss noch nach hause und dann treffen wir uns mit Ash.“
„Achso? Wusste ich ja noch gar nicht.“
„Jaaa. Das hab ich eben mit ihr abgesprochen.“
„Aha. Okay. Ich geh duschen. Kannst ja mitkommen.“
„Willst du damit sagen ich stinke?“
Ich zog eine Augenbraue hoch, aber Lee lachte nur.
„Das wollte ich damit eigentlich nicht sagen.“
Lee ging zur Tür.
„LEE!“
„Ja, mein Schatz?“
Verzweifelt stand ich vor ihm.
„Was soll ich anziehen?“
Und wieder lachte Lee.
„Ich hätte nichts dagegen, wenn du so bleiben würdest?“
„Sei mal ernst!“
„Bin ich doch immer. Ic würde sagen, du ziehst die Sachen von gestern nochmal an. Die waren sehr..hübsch. Und zuhause ziehst du dich dann um. Wenn du willst können wir ja irgendwann mal ein paar Klamotten von dir hier deponieren.“
Meinte er das ernst? Musste ich gleich mal nachfragen!
„Ja?“
„Natürlich.“
Er schüttelte lächelnd den Kopf und verschwand im Bad.
Ich setzte mich aufs Bett und starrte Löcher in die Luft.
Das hieß, dass er tatsächlich wollte, dass ich wieder kam. Was bedeutete, dass er mich wirklich liebte.
Das beseitigte alle meine noch vorhandenen Zweifel und beschwingt machte ich mich daran mich anzuziehen.

„Beeil dich! Wir kommen zu spät!“
„Ich versuchs ja. Aber wie du vielleicht siehst stehen wir in einem Stau.“
Nervös biss ich auf meiner Unterlippe rum. Bestimmt wartete Ashley schon.
Lee lächelte. Anscheinend fad er mich amüsant. Beleidigt schaute ich aus dem Fenster.
Jetzt lachte er. Ph.
Er lachte ziemlich viel in letzter Zeit. Fand ich ja schön und alles. Aber er sollte sich jemand anderen suchen, über den er - „Lucas!“
Die Bremsen von Lee's Auto quietschten.
„Shit!“
Lucas hatte sich bei meinem Ausruf in unsere Richtung gedreht und kam jetzt langsam auf uns zu.
Ich wurde noch nervöser. Aber das war nichts im Gegensatz zu der Nervosität, die Lee überfiel.
Er umklammerte das Lenkrad und sah sich panisch um.
Aber es gab keinen Ausweg. Ich wusste, warum er nicht wollte, dass Luke zu uns kam. Er wollte keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen.
Lucas hatte das Auto erreicht, öffnete die hintere Tür und ließ sich auf den Rücksitz fallen.
„Morgen, Ladies.“
Genau in diesem Moment klingelte mein Handy.
'Ashley'
Ich hob ab.
>Amy!? Wo bleibt ihr?<
>Tut mir leid, aber auf der Peachstreet ist ein Stau. Ich weiß nicht, wie lange wir noch brauchen.<
Ich bedeutete den anderen Leise zu sein, da sie schienen, als wollten sie sich am liebsten anschreien.
>Achso. Ja. Okay. Dann warte ich eben. Bis gleich.<
>Bis gleich.<
Dann legte ich auf und sofort fing Lee an zu reden.
„Was willst du?“
Lucas lehnte sich gemütlich auf dem Rücksitz zurück.
„Nichts besonderes. Wieso? Ist es mir nicht erlaubt einen Einkaufsbummel zu machen und dabei meinen Bruder zu treffen.“
Lee spannte sich noch mehr an. Mein Blick flog vom einen zum anderen.
„Doch natürlich. Es ist nur so seltsam. Da du ja eigentlich in einer anderen Stadt wohnst.“
„Naja. New York ist auf die Dauer etwas langweilig. Ich mag lieber kleine beschauliche Städte, wie beben Charlotte.“
„Ja. Es ist wunderschön hier nicht?“
„Ja. Vielleicht sollte ich mal mit Mutter hierhin kommen. Ihr gefällt es hier bestimmt auch.“
„Nein!“
Le zischte.
„Aber warum denn nicht, Brüderchen?“
„Was willst du!?“
„Mutter will dich nur mal wieder sehen.“
„Und es genügt nicht ein Anruf, damit ich zu euch komme.“
„Sie befürchtet, dass du nicht kommen würdest. Also hat sie mich geschickt. Und sie hat gesagt, dass du deine kleine Freundin gerne mitbringen kannst.“
„Woher weiß sie von Amy!?“
„Sie weiß alles, Kleiner.“
„Ja. Natürlich.“
Süffisant lächelnd beugte Lucas sich nach vorne und mir fiel nichts bessere ein, als mal wieder zu bemerken wie hübsch er war.
„Also? Kommst du freiwillig mit?“
„Meinetwegen. Aber nicht heute. Morgen. Und Amy bleibt hier.“
„Da wird Mutter aber enttäuscht sein. Sie hatte dich eigentlich heute erwartet. Und sie hat sich so auf 'Amilia' gefreut.“
Langsam bekam ich wirklich Angst. Lucas behielt seinen ruhigen und gelassenen Tonfall bei, während Lee immer wütender wurde. Ich legte meine Hand auf seine Zitternde.
Er blickte in meine Augen.
„Okay. Ich komme heute mit. Aber lass Amy daraus.“
„Ich fürchte das kann ich nicht. Ich habe strikte Anweisungen. Ihr solltet nach Hause fahren und packen. Der Flug geht um 19 Uhr. Hier sind eure Tickets. Das Geld wird nicht zurückerstattet. Also seid pünktlich da. Mutter mag es nicht, wenn man mit dem Geld zu achtlos umgeht.“
Lee lachte verächtlich auf.
Mit einem Nicken stieg Lucas aus dem Auto aus.
Lee ließ sich in seinen Sitz zurück sinken und schloss die Augen.
„Lee?“
„Einen Moment, Amy.“
„Okay.“
Ich betrachtete meine Hände. Ich hatte tierische Angst.
Nach allem, was ich über sie gehört hatte, war mich Lee's Mutter nicht gerade sympathisch.
„Was machen wir jetzt?“
„ich ruf kurz Jasper an.“
Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer.
Ich hörte es einmal Tuten und dann konnte ich Jasper's Stimme ganz leise vernehmen.
„Lucas hat uns eingeladen. Wir müssen heute noch fliegen und ich muss Amy mitbringen. Was soll ich tun?“
Er wartete kurz eine Antwort ab.
„Aber ich kann sie doch nicht mit dorthin nehmen. Sie werden sie töten!“
Eine weitere kurze Pause in der Jasper redete.
„Das kann ich nicht machen! Es ist zu früh!“
„Jaa. Ja mal sehen. Aber bleib in meiner Nähe, okay? Gut. Wir sehen uns.“
Aufgeregt setzte ich mich auf. Lee sah nicht wirklich beruhigt aus.
„Und? Was hat Jasper gesagt?“
„Er weiß auch nicht was wir machen können. Wir können nur hoffen, dass alles gut geht.“
Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in den Händen.
Ich konnte mich nicht bewegen.
„Werden sie mich töten?“
Es war ein Wunder, dass er mich hörte, da ich wirklich leise gesprochen hatte.
„Wenn wir nicht fahren sehr wahrscheinlich. Ich weiß nicht, was uns dort erwarten wird. Aber ich werde alles tun, damit dir niemand etwas tut.“
Er sah auf und ich begegnete seinem glühenden Blick. Sofort versank ich in seinen dunklen Augen.
„Wir müssen los. Sag Ash, dass wir nicht kommen können. Wir müssen sofort zu dir und ein paar Sachen einpacken.“
„Was soll ich Ashley und meinen Eltern denn sagen?“
„Ich weiß nicht. Lass dir einfach irgendwas einfallen.“
Schnell wählte ich Ashleys Nummer und erklärte ihr, dass ich mit Lee verreisen müsste. Nach New York, da seine Mutter im Sterben lag und ich ihn nicht alleine lassen wollte.
Als wir bei mir zu Hause ankamen, saßen meine Eltern gerade im Wohnzimmer.
„Hi Mum! Hi Dad!“
ich ging, mit Lee an meiner Hand zu ihnen.
„Amilia. Was macht ihr denn schon wieder hier?“
„Ähm Naja, Lee hat gerade einen Anruf bekommen, dass seine Mum im Sterben liegt. Er muss sofort nach New York fliegen. Und ich hab gesagt, dass ich mit fliege. Ist das Okay?“
„Ja. Natürlich. Weiß Nate davon?“
„Mum! Nate muss nicht davon wissen!“
„Wenn du meinst. Aber er war immer so nett. Ich weiß wirklich nicht, was du gegen ihn hast.“
„Ich hab meine Gründe. Ich geh packen. Komm, Lee.“
ich drehte mich um und ging nach oben in mein Zimmer.
Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, lief ich in meinen Kleiderschrank und zog meinen Koffer aus einer Ecke. Lee nahm sich eine Handtasche von mir und füllte sie mit Dingen aus meinem Zimmer und Bad, während ich wahllos irgendwelche Klamotten einpackte. Ich fühlte mich, als wäre ich auf der Flucht oder so.
„Amy?“ Lee war noch im Bad.
„Schatz? Bitte sag mir, dass du nicht bald deine... deine Tage kriegst. Das wäre nämlich ziemlich gefährlich.“
„Nee. Erst in drei Wochen wieder.“
„puuh Gott sei Dank.“
Ich kicherte. Es schien ihm ziemlich unangenehm gewesen zu sein darüber zu reden.
Nach nur zehn Minuten waren wir fertig.
Wir gingen runter verabschiedeten uns von meinen Eltern und stiegen wieder in Lee's Auto.
„Seltsam, dass meine Eltern mich einfach so weg lassen. Normalerweise wären die voll ausgeflippt.“
„Hmm.“
Lee konzentrierte sich auf die Straße und wenig Später kamen wir bei ihm an.
„Warte hier, ich bin gleich wieder da. Ich muss nur kurz meine 'Notfalltasche' holen.“
Er gab mir noch schnell einen kleinen Kuss und machte sich dann auf den Weg in seine Wohnung.


Kapitel 29

Ich saß im Auto und sah aus dem Fenster. MIr war ziemlich mulmig zumute, so alleine.
Schnell schloss ich ab und machte mich ganz klein im Sitz. Es klopfte am Fenster und ich schrie auf. Aber es war nur Lee, der wollte, dass ich wieder aufschloss. Ich wurde rot.
Lee sah mich besorgt an, stieg ein und fuhr los zum Flughafen. Während der Fahrt redeten wir kein Wort. Auch am Flughafen und später im Flugzeug nicht.
Ich glaube, Lee hat bemerkt, dass ich nervös war. Und ich habe bemerkt, dass er Angst hatte. Ich hoffte, dass diese Angst unbegründet war. Vielleicht war seine Mum ja auch ganz nett?
Nein, wahrscheinlich nicht. Schließlich konnte ja niemand sie leiden. Ausser Luke.
Nach einigen Stunden Flug, die ich allesamt verschlafen hab, setzte das Flugzeug zur Landung an. Lee schnallte uns an und ich wartete auf den kleinen Ruck, der mir signaliesierte, dass wir gelandet waren. UNd da war er auch schon. Meine Augen waren allerdings immer noch geschlossen, weil ich so müde war. Lee rüttelte ein bisschen an meiner Schulter und ich schaffte es, meine Augen wenigstens ein bisschen zu öffnen. Müde taumelte ich an Lee's Hand nach draussen. Wir holten schnell unser Gepäck und verließen dann das Flughafengebäude.
Auf der Straße winkte Lee uns dann ein Taxi heran. Schnell stiegen wir ein und er nannte dem Taxifahrer eine Adresse mitten in Manhattan. Wir fuhren los und ich schlief an Lee's Schulter gelehnt wieder ein.

Im Halbschlaf merkte ich, wie das Taxi hielt und Lee versuchte mich zu wecken, indem er mich antippte.
"hmpf."
"Wir sind da." Grummelnd setze ich mich aufrecht hin. Anscheinden hatte cih mich zu schnell aufgesetzt, denn mir wurde etwas schwindelig.
"Und jetzt?"
"Jetzt? Jetzt gehen wir da rein."
Er zeigte auf ein kleines, neben all den riesen Häusern gerade zu winziges Häusschen. Es war ein rotes Fachwerkhaus, über und über mit Efeu bewachsen.
Ich hatte mit vielem gerechnet. Mit einem Schloss, einem Riesengroßen Bürokomplex oder einer Villa. Aber nciht mit einem so schönen, kleinen Haus. Von aussen sah es sehr gemütlich aus.
Lee nahm unsere Taschen und ging auf das Haus zu. Ich folgte ihm. Immer darauf bedacht, dicht hinter ihm zu bleiben. Ein bisschen Angst hatte ich immer noch.
An der Tür angekommen klopften wir. Eine Sprechanlage, die unter Efeu versteckt war, antworte mit quitschiger Stimme:
"Wer ist da?"
"Lee."
Die Tür ging auf und wir traten in einen kleinen, unbeleuchteten Flur. Es war gruselig. Wirklich.
Plötzlich trat aus einer Tür, die ich vorher nicht bemerkt hatte, ein großer Mann. Er nahm Lee die Taschen ab und bedeutete uns dann, ihm zu folgen. Etwas widerwillig setzte ich mcih in Bewegung. Mein Magen zog sich zusammen, als wir durch eine Tür am Ende des Flurs gingen. Denn hinter dieser Tür erwartete uns eine Treppe, die weit weit runter führte und nur von Fackeln beleuchtet war.
Wo war ich denn bitteschön hier gelandet!? Im neusten Gruselroman? Also echt. Gleich würden die sich alle ins Bett, pardon, in den Sarg legen, weil es bald hell würde. Klischee!
Aber wahrscheinlich wollten sie ienfach nur Leuten wie mir Angst machen.
Lee drückte meine Hand, als würde er merken, dass mir unwohl war. Wahrscheinlich ging es ihm selbst nicht viel besser.
Nach ein paar Minuten hörte die Treepe auf und wir befanden uns in einem von Kronleuchtern hellerleuchteten Flur, der mit rotem Teppichboden ausgelegt ist.
Jetzt fühlte ich mich tatsächlich ein bisschen wie in einem Schloss. Von dem Flur aus fürhten mehrere Türen ab, aber wir gingen bis zum Ende durch und standen dann vor einer großen Doppeltür. Vor dieser Tür standen zwei Vampire. Sie sahen uns ausdruckslos an und Lee stellte sich vor sie. Dann überprüften sie ihn mit einem Detektor. Ich weiß nicht, was der aufspüren sollte. wahrscheinlich Waffen. Danach kam ich an die Reihe.
Wir wurden in den Raum gelassen. Die Türen schwangen auf und mich traf eine Kälte, wie ich sie noch nichtmal im tiefsten Winter erlebt habe. Augenblicklich fingen meine Zähne an zu klappern und es fröstelte mcih.
Lee sah das und zog schnell seinen Pulli aus, um ihn mir zu geben. Es half aber nicht viel. Ich versuchte die Quelle dieser Kälte auszumachen und sah mich dafür im Raum um.
Direkt vor uns war ein kleiner Podest. Nur ungefähr 30 cm hoch. Auf diesem stand ein Thron. Ja, ein Thron. UNd in diesem goldenen! Thron saß eine Frau. Eine wunderschöne Frau, muss man dazu sagen.
Sie hatte dunkelbraunes, fast schwarzes Haar und dunkelgrüne Augen. Ihre Haut war blass und sah sehr frisch aus. Aber ihre Schönheit wurde von dem kalten Ausdruck in ihren schönen Augen gemildert. Sie sprühten puren Hass aus. Neugierig und ein wenig herablassen betrachtete sie mich. Ihre Gestalt schimmerte bläulich. Es war ein helles, kaltes blau. Ich zitterte, als ich sie ansah. Deshalb war mir also so kalt. Sie war der Grund. Na, das konnte ja noch lustig werden.
Ich zupfte an Lee.
"Was passiert jetzt?"
Die Königin sah auf mich herab. Hatte sie das etwa gehört? Achja, Vampirgehör. Mist.
"Jetzt werdet ihr euch in eure Gemächer begeben und euch umziehen. IN einer Stunde beginnt das Dinner."
Lee warf ihr einen bösen Blick zu und zog mich dann durch eine andere Tür aus dem Raum.
Wir gingen einen weiteren Flur entlang und hielten vor einer weißen Tür.
Lee öffnete sie und es verschlug mir den Atem. Vor uns befand sich ein Zimmer, das so prachtvoll war, wie die Gemächer von Prinzessinen in Filmen. Es war einfach wunderschön. So ein Zimmer, wie man es sich als kleines Mädchen wünscht.
Lee grinste mich an. "Wilkommen im Gruselkabinett."
Ich lachte, obwohl ich immer noch etwasAngst hatte. Aber es war wirklich paradox. Ich war in einem unterirdischen Schloss mit wasweißichwievielen Vampiren und bestaunte nur die Schönheit des 'Gefängnisses' in dem ich die nächste Zeit verbringen würde. Paradox.
"Da ist das Bad. Du solltest duschen. Gleich kommt jemand und zeigt dir, was du anziehen kannst und macht dir dann deine Haare."
"Muss man sich etwa schick machen zum Essen?"
Lee nickte und ich seufzte. Dann fiel mir etwas anderes ein. Zaghaft fragte ich:,, Was gibt es denn zu essen?"
Lee lachte los. Wie sehr ich sien Lachen doch liebte. Er gab mir einem kleinen Kuss und antworte mir dann.
"Keine Sorge, es gibt ganz normales Essen. Und jetzt geh schnell duschen."

Kapitel 30

Nachdem ich in ein gelbes Prinzessinenkleid gesteckt worden war, das sogar die Queen aus den Latschen kippen lassen würde, und meine Haare schmerzhaft hochgesteckt worden waren, wollte meine 'Stylistin', die übrigens auch ein Vampir war, mich schminken.
Ich versuchte mich zu wehren, aber ich hatte keine Chance.
„Keine Sorge. Du wirst toll aussehen.“
„Ich will aber nicht! Kann ich nicht einfach wieder meine normalen Klamotten anziehen?“
Entsetzt sah sie mich an. Anscheinend hatte es ihr die Sprache verschlagen, denn sie konnte nur den Kopf schütteln.
Seufzend ergab ich mich. Und nur wenige Minuten später hatte ich das Gefühl mein Gesicht nicht mehr bewegen zu können, vor lauter Schminke.
Doch als ich in den Spiegel sah, dachte ich erst, dass ich gar nicht geschminkt war. Es fiel gar nicht auf!
Halbwegs beruhigt trat ich aus dem Bad ins Schlafzimmer, wo Lee, in einem schwarzen Anzug mit weißem Hemd und ebenfalls gelber Krawatte, mich schon erwartete.
Er sah mich lächelnd an und ich wusste, dass er wusste, dass ich mich nicht wohlfühlte, so wie ich aussah.
„Soll ich dir trotzdem sagen, dass du umwerfend aussiehst?“
„Es kann jedenfalls nicht schaden.“
Grinsend und Hand-in-Hand verließen wir unsere 'Gemächer' und folgten dem Flur zu einer dunklen Doppeltür.
Ungefähr zwei Meter vor der Tür schwang diese wie von Zauberhand auf.
Wirt betraten einen wunderschönen 'Saal'. In der Mitte stand ein mit Essen überfüllter Tisch. An der Kopfseite saß die 'Königin'. Mir fiel auf, dass ich gar nicht ihren Namen kannte.
Zu ihrer rechten, an der einen Längsseite, saß Lucas. Ihm gegenüber standen zwei leere Stühle. Anscheinend waren das unsere Plätze.
Langsam schritten wir durch den Raum und setzten uns an den Tisch. Diener rückten unsere stühle zurecht.
Als ich das ganze Essen or mir stehen sah, wurde mir schlecht. So eine Verschwendung. Niemand hier brauchte dieses Essen. Außer mir und ich brauchte nicht solche Massen.
Das Essen verlief ziemlich schweigsam. Niemand redete. Lee und Luke sahen sich feindselig an, während mich die Königin fast schon ängstlich betrachtete. Keine Ahnung, warum. Aber es war unheimlich.
Erst eine Stunde später wurden wir erlöst und durften den Essenssaal verlassen.
Lee und ich gingen ziemlich schnell in unser Gemach und setzten uns aufs Bett.
„Lee?“
„hmm?“
„Wie heißt deine Mutter?“
„Adrienne.“
„Achso.“
„Hmm. Kom. Wir ziehen uns um und gehen schlafen.“
Er wühlte in seinem Koffer und warf mir das Tshirt, in dem ich schon letzte Nacht geschlafen hatte zu und zog sich dann selbst bis auf die Boxershorts aus. Er legte sich gemütlich ins Bett und wartete auf mich.
„Ich muss mich noch abschminken gehen. Ich komm gleich wieder.“
„Okay.“
Ich eilte ins Bad, zog mich um und wusch mich. Als ich fertig war lief ich zurück ins Schlafzimmer und schmiss mich neben Lee ins Bett.
„Wieder da?“
„Wonach siehts denn aus?“
Er antwortete nicht, sah mir nur in die Augen.
„Ich liebe dich. Das weißt du, oder?“
„Natürlich weiß ich das.“
„Dann ist ja gu-“ Ich unterbrach ihn indem ich meine Lippen auf seine legte.
Sofort zog er mich näher zu sich und ergrub seine Hände in meinem Haar. Meine Hände fuhren über seine Brust.
Immer leidenschaftlicher spielten unsere Lippen miteinander. Wenige Augenblicke später war Lee's Hand aus meinem Haar verschwunden und bahnte sich einen Weg zum Saum meines Tshirts, um darunter zu schlüpfen und den Weg wieder nach ober zu verfolgen. Ich keuchte auf, als seine Fingerspitzen über die Rüschen an meinem BH entlangfuhren.
„ChrmChrm.“
Widerwillig lösten wir uns voneinander.
„Süß. Ich will euch ja wirklich nicht stören, aber die Königin möchte mit Amelia sprechen.“
„Okay. Wir kommen gleich.“
„Es tut mir leid, aber du sollst hier warten, Lee.“
Sofort sprang Lee auf.
„WAS!?“
„Die Königin möchte ALLEINE mit Amelia sprechen.“
„Nein!“
„Tut mir leid, Brüderchen, aber da kannst du nix dran ändern.“
„Luke, bitte. Sie..sie wird sie..“
„Sie wird sie nicht töten.“
„Und woher willst du das wissen?“
Ich hatte mich mittlerweile auch aufgesetzt und betrachtete die beiden. Mit jedem Wort, das sie sagten, wuchs meine Angst. Die Königin wollte mich alleine sehen?
„Keine Ahnung. Aber wird sie schon nicht.“
„Ich KANN sie nicht alleine gehen lassen.“
„Du musst.“
Luke's Stimme war so ruhig und emotionslos wie immer.
Resigniert setzte sich Lee zurück zu mir aufs Bett.
OhOh.


Kapitel 31

Schweigend schritt ich an Luke's Seite durch die Korridore. Ich versuchte Lee's Tshirt so weit wie möglich runter zu ziehen. Ich fühlte mich so nackt. Nicht mal zwei Minuten hatte man mir gewährt, damit ich mir schnell was anziehen könnte. Ich musste sofort mitkommen.
Lee war sichtlich besorgt. Und wütend. Ich jedoch hatte so große Angst, dass ich nicht wütend sein konnte. Was konnte sie von mir wollen?

Grübelnd bemerkte ich erst nicht, dass Luke stehen geblieben war. Ich lief einige Schritte weiter, bevor er mich am Arm zurück zog.
Wir standen vor einen strahlend weißen Tür. Wirklich, es sah aus, als würde sie leuchten.
Und eben diese Tür öffnete sich jetzt. Dahinter war es dunkel. Anscheinend wurde der Raum nur von einem kleinen, blauen Licht beleuchtet.
Eisige Kälte legte sich um meinen Körper. Instinktiv schaute ich auf. Und ich sah in direkt in zwei grüne Augen. Hasserfüllt blickte sie mich an.
„Luke.“ Sie nickte ihm zu und er verließ das Zimmer, das, wie sich jetzt herausstellte, ein eigentlich gemütliches kleines Wohnzimmer war. Allerdings war es zu kalt, um gemütlich zu sein.
Adrienne wies mir an, mich auf einen der kleinen Sessel zu setzten, sie selbst ließ sich auf dem Sofa nieder.
„So, Amelia. Es ist wirklich schön dich kennenzulernen.“
Ihre Stimme war so böse, dass ich innerlich zurückschreckte. Obwohl ihre Worte durchaus freundlich waren.
Wartend sah sie mich an und ich realisierte, dass ich jetzt dran war etwas zu sagen.
„Ähh.. Ja. Sehr schön.“
„Hmm. Weißt du, ich frage mich, was mein Sohn so besonders an dir findet.“
Wortlos starrte ich in ihre hasserfüllten Augen. Sie erwartete doch nicht ernsthaft, dass ich ihr darauf eine Antwort gab?
„Naja. Er wird wohl seine Gründe haben.“
Ich sagte immer noch nichts. Mittlerweile war mir so kalt, dass sogar meine Zähne klapperten. Höhnisch lächelte mich die Königin an.
„Gefällt es dir hier etwa nicht?“
„D-D-Do-Doch.“, brachte ich frierend hervor.
„Schön. Ihr werdet auch noch eine gewisse Zeit hierbleiben. Und ihr werdet das Schloss nicht verlassen.“
Fragend sah ich sie an. Reden konnte ich vor Kälte nicht mehr. Ich hasste Kälte. Ich weiß, das tut jeder. Aber ich mochte sie wirklich nicht. Ich mochte keinen Winter. Ich war schon immer ein Sommermensch gewesen. Auch wenn ich mit meiner blassen Haut und meinen hellen Haaren nicht so aussah.
„Nun, Amelia. Ich denke du wirst einsehen, dass es besser wäre, wenn wir dich verwandeln würden.“
Meine Augen weiteten sich vor Schock.
„Schließlich willst du doch für immer mit Lee zusammen sein oder? Komm her.“
Wut durchströmte mich. Natürlich wollte ich für den Rest meines Lebens mit Lee zusammen sein, aber trotzdem wollte ich nicht verwandelt werden. Die Wut wurde zu einer Hitze in meinem Inneren.
Mir wurde warm. Ja, sogar ziemlich heiß.
„Nein.“
„Was hast du gesagt?“
„Nein!“
Überrascht sah sie mich an.
„Und wieso nicht?“
„Ich will nicht.“
Nachdenklich schweifte ihr Blick zum Fenster. Moment mal!? Fenster? Ich dachte wir befinden uns unter der Erde?
Seltsam.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Adrienne.
„Du willst also nicht?“
ich schüttelte den Kopf. Noch immer war mir warm, aber die Hitze war verschwunden.
„Nun, dann muss ich es wohl erzwingen. Das tue ich gar nicht gerne.“
„Dann tu es nicht.“
„Ich schätze da führt kein Weg dran vorbei. Du kennst unser Geheimnis. Und dieses Geheimnis muss gewahrt werden.“
„Schön. Wenn ich dann in 70 Jahren sterbe kann mir das Geheimnis nicht mehr entlockt werden. Und vorher auch nicht! Also wäre es viel schlauer mich nicht zu verwandeln. Außerdem kann man mich als Mensch schneller töten.“
„Deine Argumente sind gut. Aber ich muss leider sagen, dass sie mich nicht von meinem Entschluss abbringen. Wir setzten diese Unterhaltung morgen fort. Ich habe keine Lust mehr mit dir zu reden. Du kannst gehen.“
Ich erhob mich und ging zur Tür. Ein letzter verächtlicher Blick zu ihr und ich stand wieder auf dem Flur. Das helle Licht blendete mich und ich musste einige Male blinzeln, bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Dann machte ich mich auf die Suche nach Lee's und meinem Zimmer.

Kapitel 32

Nachdem ich ungewollt fast das ganze Schloss besichtigt hatte und viel neue Bekanntschaften gemacht hatte, kam ich ziemlich erschöpft endlich wieder an unserem Zimmer an.
Ich öffnete die Tür und fiel ins Bett. Ich war platt.
Lee saß auf einem der Sessel und war besorgt aufgesprungen, als ich rein gekommen war.
Jetzt kam er langsam zum Bett und setzte sich neben mich.
Müde setzte ich mich wieder auf.
„Was wollte sie?“
„Keine Ahnung. Nichts besonderes. Wissen, was du von mir willst, mich verwandeln und so. Sie hat gesagt, dass wir noch einige Zeit hier bleiben sollen.“
Lee legte seine Arme um mich und zog mich näher an sich. Ich ließ meinen Kopf gegen seine Brust fallen und kuschelte mich an ihn.
Nach wenigen Minute war ich eingeschlafen. Ich hatte nicht mal mehr mitbekommen, wie Lee sich mit mir hingelegt hatte.

Ich rümpfte die Nase. Es roch komisch. Wo war ich? Völlig verwirrt öffnete ich die Augen, die noch vom Schlaf total verklebt waren.
Ähh.. achja!
Ich erinnerte mich wieder an alles.
Grummelnd drehte ich mich zu Lee, der noch engelsgleich schlief. Langsam fuhr ich mit einer Hand seine Gesichtskonturen nach. Und wieder einmal wurde mir klar, wie sehr ich ihn liebte.
Verschlafen öffnete er die Augen und sah mich glücklich an.
„Morgen.“ Sagte er mit rauer Stimme.
„Morgen. Ich geh duschen.“ Ich küsste ihn kurz auf den Mund und stand auf – das heißt; Ich wollte aufstehen, wurde aber von Lee wieder zurück aufs Bett gezogen.
„Nicht aufstehen.“
Lachend sah ich ihn an.
„Willst du etwa den ganzen Tag im Bett rumliegen?“
„Mit dir schon.“ Ein schelmisches Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet.
„Spinner.“ Allerdings legte ich mich wieder zu ihm ins Bett.
„Du weißt schon, dass deine Mutter wahrscheinlich nicht weit weg ist, genauso wie dein Bruder, oder?“
„Und?“
„Ich mein ja nur.“
Kichernd rutschte ich näher an ihn ran.
„Und jetzt?“
Lee lachte.
„Ist dir etwa langweilig?“
„Nein. Mit dir ist mir nie langweilig.“
Zärtlich sah er mich an und strich mir eine Strähne meines Haars aus dem Gesicht.
„Ich liebe dich.“
Oh mannn, wie ich es liebte, wenn er das sagte.
„Ich liebe dich auch.“
Mein Magen knurrte.
„Hmpf. Menschen. Ihr könnt nicht mal zwei Minuten ohne Essen überleben.“
„Du trinkst Blut.“
Lächelnd zog er mich aus dem Bett.
„Komm, wir gehen was essen.“
Kurz vor der Tür fiel mir ein, dass ich immer noch nur das Tshirt trug.
Verlegen blieb ich stehen.
„Kann ich mich noch kurz umziehen?“
Lee ließ meine Hand los und setzte sich in einen der Sessel. Dann sah er mich provokant an.
Seufzend ging ich zu meinem Koffer und holte eine Hose, ein Top, Unterwäsche und Socken raus.
Dann verschwand ich mit einem gemeinen Grinsen im Bad. Tja, da hatte er sich wohl zu früh gefreut.
Als ich fertig war, ging ich wieder ins Schlafzimmer, wo Lee mit trauriger Miene saß.
Innerlich lachend, aber äußerlich böse ging ich zu ihm und setzte mich auf seinen Schoß.
„Was ist denn los?“ Mit mitleidvoller Miene blickte ich auf ihn herab.
„Ach.. ich weiß auch nicht. Meine Freundin ist soo toll. Ich glaube sie hat jemand besseren verdient als mich. Ich glaube, ich sollte sie sofort verlassen.“
„Ja. Ich denke auch, sie ist viiiiel zu gut für dich.“ Neckend drückte ich ihm einen kleinen Kuss auf die zu einem Lächeln verzogenen Lippen.
„Du bist echt gemein“, hauchte er gegen meine halb geöffneten Lippen, hob mich hoch und ging mit mir auf dem Arm zum Bett, wo er mich einfach fallen ließ.
„Hey!“
„Was denn? Du hast doch eben selbst gesagt, dass ich ganz schrecklich bin.“
Lachend setzte ich mich wieder auf, wurde aber sofort von ihm wieder zurück aufs Bett gedrückt.
„Hier kommst du nicht mehr weg.“
„Ach, nein?“
„Nö.“
Ich musste immer mehr lachen, weil Lee so drollig guckte.
„Ich liebe dich.“ Ich versuchte ihn zu küssen und er ging sogar darauf ein. Ich rollte uns rum, sodass ich auf ihm lag. Dann sprang ich blitzschnell auf.
Lee bemerkte erst nach einigen Sekunden, was passiert war uns guckte sich nur verdattert um.
Ich saß mittlerweile auf dem Boden und hielt mir den Bauch vor Lachen.
„Das ist nicht witzig.“
Lee sah mich böse an.
„Doch ist es.“
Immer noch lachend erhob ich mich und ging zur Tür.
„Ich hab Hunger.“
Trat auf den Flur und schlug die Richtung ein, die meiner Meinung nach zur Küche, die ich gestern auf dem Rückweg in mein Zimmer entdeckt hatte, führte.
Weil ich immer noch lachte und mir schon die Tränen die Wangen hinunterliefen, sah ich nicht wirklich wo ich hin lief.
„Hey, du gehst in die falsche Richtung.“
Hinter mir stand Lee und lächelte mich an.
Ich fühlte mich, trotz drohender Gefahr durch seine Mutter und allem, so glücklich wie noch nie zuvor.
Ich lächelte zurück, nahm seine Hand und zog ihn in die andere Richtung.
Als wir um die Ecke bogen, erstarb mein Lächeln. Adrienne stand am anderen Ende des Korridors und schaute uns geschockt an.
Dann wandte sie sich ab und eilte davon.
Ich sah Lee irritiert an, während der nur nichts wissend den Kopf schüttelte.
Wir gingen weiter und strichen dieses Ereignis aus unseren Gedächtnissen.

Nach einem schönen Frühstück – Schokomüsli und eine Grapefruit machten wir uns zurück auf den Weg in unser Zimmer, wo wir es uns vor dem Fernseher gemütlich machten.
Nach einem stundenlangen 'Gilmore-Girls-Marathon', während dem Lee mehrmals eingeschlafen und von mir unsanft wieder wachgerüttelt worden war, klopfte es an der Tür.
Schläfrig stand ich auf und öffnete diese. Vor mir stand Luke.
„Komm mit.“
Entgeistert sah ich ihn an.
„Moment mal! Wohin bringst du sie?“
Lee hatte sich beschützend vor mich gestellt und sah seinen Bruder feindselig an.
„Woanders hin. Und jetzt geh aus dem Weg und sag deiner Kleinen sie soll mitkommen.“
„Ich werd gar nichts tun.“
„Lee...“ beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Arm. „Gestern Abend ist doch auch nichts passiert.“
Wenig beruhigt, entspannte Lee's Körperhaltung ein wenig.
„Wenn ihr irgendwas passiert...“
Luke grinste ihn nur an und zog mich dann am Arm aus dem Zimmer.

Wir gingen mindestens eine halbe Stunde durch immer gleiche Korridore , bis Luke irgendwann endlich vor einer Tür hielt, die genauso aussah, wie die Tür zu Lee's und meinem Zimmer.
Gespannt und ein wenig nervös sah ich dabei zu, wie Luke einen Schlüssel aus seiner Tasche holte und die Tür aufschloss.
Der Raum dahinter war ähnlich eingerichtet, wie unser Zimmer. Allerdings hatte es kein Badezimmer und war nicht ganz so prächtig.
Luke stieß mich in das Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
Ich hörte es klicke und konnte nur vermuten, dass es der Schlüssel gewesen war und ich jetzt eingeschlossen war.
Panik machte sich in mir breit. Ich lief zur Tür und zerrte daran. Sie ließ sich nicht öffnen.
„Hey? HALLOOOO? HIIIIILFEEEE!!!!! LEEEEEEEE!“
Ich rief und rief. Aber egal wie gut sein Gehör war, Luke war bestimmt Meilen mit mir gelaufen und das hieß, dass wir sehr, sehr weit entfernt von Lee waren.
Tränen sammelten sich in meinen Augen und bahnten sich ihren Weg durch mein Gesicht, um dann auf den Boden zu platschen.
Bewegungslos stand ich schluchzend vor der verschlossenen Tür und verfluchte mich.
Wahrscheinlich hatte Adrienne nicht gefallen, dass ich ihr gestern widersprochen hatte. Das war bestimmt schon lange nicht mehr geschehen.
Ich ließ mich an der Tür runterrutschen und versuchte Lee telepathisch zu erreichen.
Ich weiß, dass das total dumm war! Aber ich befand mich weit unter der Erde in einem Zimmer eingeschlossen! Da war das eine ganz normale Reaktion!
Also fast normal.
Nachdem einige Zeit vergangen war und Lee mir noch nicht gedanklich geantwortet hatte stand ich wütend auf und fing wieder an, wie eine Verrückte gegen die Tür zu hämmern.
Meine Hände taten schon weh und die Tür war immer ncoh ganz.
Moment mal? War das überhaupt Holz? Ich fuhr über die kalte, glatte Oberfläche. Blei!
War das hier ein Gefängnis?
Ich wollte hier raus, wurde immer klaustrophobischer. Ich war kurz vorm hyperventilieren.
„Lee, hilf mir.“


Kapitel 33

Niemand hörte mich. Oder kam, um mich zu retten oder rauszulassen.
Müde und erschöpft wollte ich mich aufs Bett fallen lassen – aber ich landete schmerzhaft auf dem Po! Ich war einfach durch das Bett gefallen. Ein Hologramm!
Ich war verwirrt.Wieso machten sie sich die Mühe und erstellten sowas? Es war schließlich nicht gemütlicher oder so. Eher beängstigender.
Plötzlich hörte ich Stimmen auf dem Gang. Ich setzte mich vor die Tür und lauschte.
Ich konnte Adriennes Stimme ausmachen.
„Sie darf nicht abhauen. Ihr müsst gut aufpassen. Achja, und lenkt Lee ab. Sonst kommt er noch auf die dumme Idee nach ihr zu suchen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Hoffe ich.“
„Okay. Ich passe auf. Aber ich denke, er wird schon bald nach ihr suchen.“
Das war Luke's Stimme. Und sie redeten über mich. Und über Lee.
„Sie DÜRFEN nicht mehr zusammen sein!“
Anscheinend hatte die Königin was gegen mich.
„Ich weiß, Mum.“
„GAR NIX WEIßT DU!“
Wow, sie war echt ziemlich zickig. Ich musste schmunzeln.Nur zu gerne hätte ich jetzt Luke's Gesichtsausdruck gesehen. Aber nein, man hatte mich ja einschließen müssen.
„Wieso regst du dich eigentlich auf? Lee verwandelt sie bestimmt bald und dann is doch alles okay?“
Adrienne schnaubte, um dann richtig loszuschreien: „ DAS WÄRE DAS SCHLIMMSTE WAS UNS PASSIEREN KÖNNTE!!“
„So wird Lee gleich auf dich aufmerksam“
„Worauf aufmerksam?“
Mein Herz machte einen Sprung. Gott sei Dank. Wie ich seine Stimme liebte.
„LEEEE! LEE HILF MIR, BITTE!“
Ich hatte den letzten Rest meiner schon ziemlich heiseren Stimme zusammen gekratzt und nach ihm gerufen.
„Amy? Wo bist du?“
Seine Stimme war direkt vor der Tür. Ich klopfte gegen die Tür und ging dann einige Schritte zurück. Bestimmt würde er die Tür jetzt so ganz James – Bond – like eintreten.
Tatsächlich hörte ich nur wenige Sekunden später etwas gegen die Tür schlagen. Aber nicht splitterte. Die Tür hatte nicht mal eine Beule.
Immer wieder rammte Lee gegen die Tür, aber nichts tat sich.
Verzweifelt hörte sie dabei zu wie er sich abmühte und fluchte.
Meine Hoffnung dieses Verlies jemals wieder zu verlassen schwand.
Eine Ewigkeit lang, versuchte Lee die Tür aufzubrechen.
Aber irgendwann gab er auf.
„Amy? Es tut mir leid, aber ich krieg die Tür nicht auf.“
Er hörte sich an als würde er gleich weinen und auch mir trieb es die Tränen in die Augen.
„Schon okay. Hier ist es gar nicht so schlimm..“
„Ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich bleib hier vor der Tür sitzen ja? Damit du nicht so einsam bist. Es tut mir so schrecklich leid. Ich wünschte ich könnte dir helfen. Aber das Zimmer ist komplett in Blei gehüllt und das können wir nicht durchbrechen.“
„Echt nicht?“
„Nee. Leider nicht.“
„Hmm.“
Ich setzte mich wieder auf den Boden und überlegte, was ich jetzt tun könnte. Aber es gab keinen Ausweg.
Meine Verzweiflung wandelte sich langsam aber sicher immer mehr in Wut. Was hatte ich dieser blöden Tuse denn getan, dass sie mich so behandelte?
Meine Wut erfüllte mich, bis ich fast nichts anderes mehr spürte. Sie wurde immer größer und ich hatte Angst sie nicht mehr kontrollieren zu können.
Und da passierte es; Ich explodierte!
Also so richtig. Wie eine Bombe oder so.
Um mich herum war alles in gelbes, strahlendes Licht getaucht. Und dann gab es einen Knall. Instinktiv wollte ich mir die Ohren zuhalten, aber da war es schon vorbei.
Verwundert sah ich mich um. Die Wand zum Flur lag in Trümmern. Überall Metall- und Wandstücke.
Lee sah mich überrascht an.
„Wie hast du das gemacht?“
Ich zuckte mit den Schultern, war noch zu verwundert, um zu sprechen.
Da kamen auch schon Luke und einige Soldaten, zumindest sahen sie in ihrer Uniform so aus, um die eine Ecke und Adrienne um die andere Ecke gestürmt.
„WAS IST HIER LOS?“ Brüllte sie auch schon sofort los.
Wortlos nahm Lee meine Hand und zog mich an Ihr vorbei, während sie laut weiter zeterte.

Schnell gingen wir in unser Zimmer, wo Lee in Lichtgeschwindigkeit, oder auch nur schnell, unsere Koffer packte und mich wieder an die Hand nahm und mich durch die Korridore zog.
Als wir fast am Ausgang waren, versperrten uns zwei Soldaten den Weg.
„Hier dürfen sie leider nicht durch.“ Und sie verbeugten sich vor Lee. Paradox.
„Macht Platz für die Prinzessin.“
„P-P-Prinzessin?“
„Ja.“
„Sie ist es?“ Dabei sah er mich mit offenem Mund an.
„So wahr ich hier stehe.“
„Na dann. Dann dürft ihr natürlich durch. Eure Majestät.“
Wir gingen weiter. Ich grübelte noch immer darüber nach, wie Lee auf sowas in so kurzer Zeit kommen konnte. Ich war noch nie gut im Lügen gewesen. Vor allem nicht, wenn ich mir ganz schnell etwas ausdenken musste.
„Was geht hier vor?“
„Mutter. Wir gehen.“
„Das werdet ihr nicht tun. Haltet sie auf.“
Verwirrt sahen die Soldaten mich an.
„Aber- Aber die Prinzessin?“
„SIE IST NICHT DIE PRINZESSIN!!!!“
Lee verdrehte die Augen.
„Gut. Dann hast du doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich sie zu meiner Gefährtin mache?“
Ein hämisches Lächeln lag auf seinen Lippen. Moment mal! War das etwa wahr? War ich wirklich die Prinzessin? Oh Mann.
„Wag es ja nicht!“
Ihre Stimme klang so bedrohlich. Fast hatte ich Angst, aber Lee war ja bei mir.
„Warum denn nicht, Mutter?“
„Ich will nicht, dass der Teppich dreckig wird.“
„Dann machen wir es halt in der Küche, da ist Steinboden.“
„Doch nicht da, wo das Essen gemacht wird! Das ist doch eklig.“
„Wo denn dann?“
„Am besten vergessen wir das ganz. Es gibt hier keine Möglichkeit es zu tun. Und jetzt geht zurück in euer Zimmer. Ich habe genug von euch.“
„Dann können wir ja auch gehen.“
„ICH BIN DIE KÖNIGIN IHR MACHT WAS ICH EUCH SAGE!“
Adrienne schäumte vor Wut.
„Nicht mehr lange.“
„Sie. Ist. Nicht. Die. Prinzessin!“
„Und wie erklärst du dir dann, dass sie eine Wand wegbomben kann?“
Lee lachte sie aus. Oh Gott, wenn das bloß nicht eskalierte.
„Ihr geht jetzt.“
Und wir gingen tatsächlich. Lee räumte schweigend unsere Sachen wieder aus, während ich auf dem Bett saß und ihm zusah.
„Lee?“
„Ja?“
„Was bedeutet das?“
„Was? Dass du die Prinzessin bist? Du wirst Königin. Und wirst 500 Jahre leben. Aber erst musst du verwandelt werden.“
„Hmm. Und wenn ich das gar nicht will?“
„Leider hast du keine Wahl.“
Er kam mit traurigem Blick zu mir uns setzte sich neben mich.
„Aber ich werde dir helfen.“
Ich war einfach nur verwirrt.
Wahrscheinlich hatte ich ihn auch so angeguckt, denn er lächelte und zog mich dann auf seinen Schoß, wo ich es mir gemütlich machte.
„Alles wird gut.“
Ja, klar.

Kapitel 34

Benommen öffnete ich meine Augen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen war.
Geträumt hatte ich auch nichts.
Irgendwas war aber. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Angestrengt dachte ich nach. Hmm. Seltsam. Naja, wenn es mir nicht einfällt kann es ja nicht so wi- Ich schreckte auf. Saß auf einmal senkrecht im Bett. Ohoh.
Lee, der neben mir lag, grummelte leise vor sich hin und drehte sich dann schlafend auf die andere Seite.
Ich war die Prinzessin. Zumindest dachten das alle. Deswegen hatte die Königin mich wegsperren lassen.
Eine Prinzessin! Oh Mann. Schon krass. Was sollte ich jetzt nur tun?
Ich wollte doch keine Vampirkönigin werden. Ich wollte mein Leben nur ganz normal weiterleben. Obwohl es ja durch Lee ziemlich unnormal geworden ist. Und auf Lee würde ich niemals verzichten wollen. Ohne ihn hätte ich ein Leben in dem mich mein Freund mit meiner besten Freundin betrügt. Der Gedanke an Nate und Lily tat weh. Würde ich sie nie wieder sehen?
Zwar hatten sie mich verletzt und ich konnte ihnen nicht einfach verzeihen, aber ich vermisste sie trotzdem. Allerdings vermisste ich Ash noch viel mehr. Vielleicht könnte ich sie ja einweihen?
Schließlich musste man als Prinzessin doch auch irgendjemanden haben, dem man blind vertraut. Hatte ich zwar schon, nämlich in Lee, aber egal.
Und meine Eltern? Was würde ich nur ohne sie tun?Mein ganzes Leben hatte ich mit ihnen verbracht. Und jetzt? Jetzt musste ich sie verlassen. Mehrere Hundert Jahre leben und über die Vampire herrschen, ohne dass ich ihnen etwas sagen konnte.
Angst schnürte mir den Hals zu. Ich WOLLTE verdammt nochmal nicht die Prinzessin sein!
Die spinnen doch. Ich blickte auf den schlafenden Lee. Liebe durchströmte mich. Und Stolz. Stolz, dass er mich auch liebte.
Der Prinz und die Prinzessin. So wie es sein muss. Leise stand ich auf. Ich hatte in den Klamotten des letzten Tages geschlafen. Sie waren noch voller Staub und Putz. Genauso wie meine Haare. Ich musste wirklich schlimm aussehen.
Ich seufzte und machte mich dann auf den Weg zur Dusche.

Das warme Wasser entspannte mich und half mir alle Gedanken von mir zu schieben.
Bis es an der Tür klopfte.
„Amy? Kann ich rein kommen?“
Hektisch sah ich mich um, schnappte mir mein Handtuch und wickelte mich schnell ein.
„Jaaa!“, rief ich. Grinsend kam Lee rein. Sein Blick glitt von meinem Gesicht, das wahrscheinlich gerade in einem sehr auffallendem Rot leuchtete, weiter runter und blieb am unteren Saum des Handtuches hängen. Sein Grinsen wurde noch breiter. Ich streckte ihm die Zunge raus und wandte mich dann zum Spiegel. Aber noch ehe ich mich komplett umgedreht hatte, spürte ich schon Lee's Arme um meinem Bauch. Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter.
„War das etwa ein Angebot?“
„Was? Dass ich dir die Zunge rausgestreckt hab?“
Er nickte.
„Nee. Tut mir Leid. Ich muss mich jetzt leider fertig machen, ich hab keine Zeit für dich. Ich bin eine Prinzessin!“
Lee lachte, nahm seine Arme weg und lehnte sich an den Rand des Waschbeckens.
Allerdings war mir jetzt kalt, so ganz ohne seine Arme, also ging ich wieder zu ihm.
„Vielleicht war es doch ein Angebot?“
„Und was, wenn ich jetzt nicht mehr will, eure Hoheit?“
„Ich befehle es dir?“
„Das mit dem Befehlen müssen wir aber noch mal üben“, lachte Lee „Du kannst das doch nicht als Frage formulieren!“
Entschuldigend senkte ich den Blick, aber das ließ Lee nicht zu. Sanft drückte er mein Kinn wieder hoch.
„Ich tue alles was du willst.“ Er lächelte mich an und in seinen Augen konnte ich den Ernst und die Liebe sehen, die hinter diesen Worten steckten.
Langsam stellte ich mich auf die Zehenspitzen und schloss die Augen. Noch langsamer näherten sich unsere Lippen, bis sie irgendwann, endlich, aufeinander lagen.
Fast sofort wurde der Kuss von zärtlich zu fordernd.
Ich drückte mich enger an Lee, verschränkte meine Hände in seinem Nacken, während seine Hände an meinem Rücken runter wanderten und mich noch näher zu ihm zogen.
Ich keuchte auf, zog ihn noch weiter zu mir runter. Lee hob mich hoch und wirbelt uns herum, sodass ich mit dem Rücken an der Wand lehnte.
Mir wurde schwindelig und warm. Ich drückte ihn leicht von mir weg. Ich hatte jetzt schließlich andere Dinge im Kopf. Nicht, dass mir das, was wir gerade machten, nicht gefiel, aber es gab Wichtigeres.
„Lee?“, fragte ich ihn, noch leicht außer Atem.
Er sah mich abwartend an. Wie sollte ich nur die zehntausend Fragen, die mir im Kopf rumschwirrten stellen? Womit sollte ich anfangen?
„Was ist mit meinen Eltern? Mit Lily, Nate und vor allem mit Ashley?“
Lee zögerte einen Augenblick und sagte dann traurig.
„Falls wir hier wieder wegkommen, müssen wir zu meinem Dad. Ihn wird es sicher interessieren, dass die Prinzessin gefunden wurde. Und dann müssen wir uns etwas überlegen, um die Königin zu stürzen und dir, der rechtmäßigen Thronfolgerin, zur Macht zu verhelfen.“
„Macht? Das ist ein scheußliches Wort. Ich will keine Macht. Ich will nicht über andere regieren, ihnen vorschreiben, was sie zu tun haben! ICH WILL NICHT DIE SCHEI?PRINZESSIN SEIN!!“
Ich war während meines Ausbruchs immer lauter geworden und vermutlich hatte jeder im Gebäude mitbekommen, dass ich nicht gerne die Prinzessin bin.
Lee sah traurig an mir vorbei. Es tat mir leid, dass ich es an ihm auslassen musste, aber mit wem sollte ich sonst reden.
„Ich weiß, dass es für dich nicht so leicht ist. Vor allem, weil du deine Freunde und Familie vermisst und hier, abgesehen von mir, ganz alleine bist, aber du musst bedenken, dass das Schicksal der Menschen und Vampire auf dem Spiel steht. Ich will dich nicht unter Druck setzten und dich zu einer Entscheidung zwingen, aber es bleibt dir fast nichts anderes übrig, als dich verwandeln zu lassen. Vielleicht können wir Ashley oder so einweihen. Aber die anderen nicht. Deine Eltern.. Ich weiß nicht. Ich wünschte wir könnten es ihnen auch sagen, aber umso mehr Leute davon wissen, desto größer ist das Risiko, dass wir entdeckt werden. Aber ich weiß, dass du eine Freundin brauchst. Und ich werde versuchen, uns hier raus zu bekommen, auch wenn ich noch nicht genau weiß wie. Ich denke, dass Adrienne schon alle so instruiert hat, dass sie uns nicht raus lassen. Aber ich hoffe, dass bald ein alter Freund von mir Dienst hat. Er könnte uns helfen.“
„Wir können wirklich nicht einfach gehen?“ Ich hatte die Hoffnung zwar fast aufgegeben, aber ein Funke glomm immer noch in mir.
„Wenn Pete hier wäre könnten wir es schaffen. Aber ich denke meine Mutter hat ihm Urlaub gegeben oder so.“ Geknickt sah er mich an.
Ich nickte und setzte mich erschöpft aufs Waschbecken.
„Du solltest dich zu Ende fertig machen. Ich warte im Zimmer. Klamotten hab ich dir dahin gelegt.“
Er küsste mich noch kurz auf die Stirn und ging dann aus dem Bad.
In Zeitlupe, so schien es mir zumindest, machte ich mich fertig.
Als ich zurück ins Zimmer kam, schlief Lee wieder tief und fest. Lächelnd ging ich zum Bett und setzte mich an den Rand. Minutenlang beobachtete ich sein schlafendes, engelsgleiches Gesicht, bis er die Hand nach mir ausstreckte und mich neben sich zog. Im Schlaf! Das muss man sich mal vorstellen! Ich kuschelte mich an ihn und schlief kurz darauf auch glücklich ein.

Kapitel 35

Wie konnte ich auch nur eine Sekunde glücklich sein, bei der ganzen Scheiße, die hier lief?
Anscheinend war ich echt gestört.
Lee und ich schreckten beide aus dem Schlaf und saßen sofort senkrecht im Bett.
Irgendwo in dieser 'Festung' waren laute Stimmen und Gerumpel zu hören.
Es schien als gäbe es da eine kleine Auseinandersetzung.
Noch Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und stand dann auf. Meine Klamotten waren total zerknittert. Naja, was soll's. Von einer Gefangenen kann man schließlich nichts anderes erwarten.
„Was ist da los?“, fragte ich Lee, als die Geräusche immer noch nicht verstummten.
„Ich hab keine Ahnung, aber es klingt nicht gut.“ Mit besorgtem Blick stand er auf und stieg in seine Jeans.
Dann nahm er meine Hand und zog mich zur Tür.
„Vielleicht können wir es jetzt schaffen abzuhauen.“
Hoffnung keimte in mir auf. Flucht! Das klang wirklich gut.
Leise gingen wir den Korridor entlang – Lee immer vor mir.
Die Stimmen wurden lauter. Anscheinend kamen sie aus der Küche. Vorsichtig lugte Lee um die Ecke und in die Küche. Mit einem Arm drückte er mich gegen die Wand. Er wollte auf keinen Fall gesehen werden. Nachdenklich stand ich da und versuchte auch etwas zu verstehen.
Allerdings hörte ich nur ein Gemurmel. Sie hatten aufgehört sich anzuschreien und redeten jetzt so leise, dass nur Vampire es hören konnten. Manno!
Genervt hing ich meinen Gedanken nach und bemerkte nicht, wie Lee sich bewegte. Erst als ich merkte, dass er an meiner Hand zog, setzte ich mich in Bewegung.
Schnell durchquerten wir mehrere Gänge und liefen immer weiter. Ich hätte schon längst die Orientierung verloren, aber Lee schien zu wissen wo wir lang mussten.
Nach ein paar Minuten erreichten wir endlich den Ausgang. Verwundert stellte ich fest, dass keine Wachen ihn bewachten. Wir konnten einfach rausgehen.

Kurz danach standen wir auf der Straße. Ich sog die verpestete Abgasluft ein, wie ein Ertrinkender die Luft. Ich musste husten. Okay, ich war diese Luft nicht mehr gewöhnt.
Vergeblich hielten wir Ausschau nach einem Taxi.
„Also das mach ich jetzt wirklich nicht gerne, aber ich denke uns bleibt nichts anderes übrig als ein Auto zu klauen.“
Sprachlos schaute ich ihn an. Spinnte der jetzt total? Nicht nur, dass das höchstgradig kriminell war, es war auch noch helllichter Tag! Jeder würde uns sehen.
„Aber das geht doch nicht. Man wird uns sehen. Und dann kommen wir ins Gefängnis. Wir hätten gar nicht fliehen müssen, wenn du uns eh zurück in die Gefangenschaft bringen willst!“
Aber Lee ging nicht auf meine Proteste ein, sondern zog mich nur an der Reihe parkender Autos vorbei. Vor einem verflucht teuren Auto blieben wir stehen. Lee wirkte zufrieden.
„Nein!?“
Er nickte. Und ich seufzte. Na toll.
Er machte sich ein wenig an der Tür zu schaffen und hielt sie mir nach wenigen Sekunden einladend auf. Amüsiert grinste ich ihm zu und stieg ein.
Wir fuhren los. Alle paar Sekunden drehte ich mich um und überprüfte, ob wir verfolgt wurden.
Jedes mal fing Lee an zu lachen, denn es war anscheinend noch niemand hinter uns her.
Trotzdem war ich total paranoid und konnte nicht damit aufhören, mich umzusehen.
„Also fahren wir jetzt zu deinem Dad?“
„Yep. Guck mal, ob hier im Auto irgendwo ein Handy ist oder so. Ich muss Jasper anrufen.“
Ich folgte seiner Aufforderung und machte mich auf die Suche. Auf dem Rücksitz lag tatsächlich ein ziemlich neu aussehendes Blackberry. Ich verrenkte meinen Arm, sodass ich es erreichen konnte und angelte es langsam nach vorne.
Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder, als ich die Tastensperre deaktivierte und mir zwei kleine Kinder und eine hübsche Frau entgegen strahlten. Sah so aus, als hätten wir das Auto einer glücklichen Familie geklaut.
Vorwurfsvoll sah ich Lee an und hielt ihm das Handy vor die Nase. Aber er verdrehte nur die Augen und diktierte mir die Nummer.
Ich schaltete auf Lautsprecher und das Tuten erfüllte das Auto.
Das Handy lag jetzt zwischen uns, damit ich die Hände frei hatte, um meine Arme zu verschränken.
Ich fand es wirklich nicht in Ordnung. Wir hätten doch schließlich auch mit dem Bus fahren können!
Aber Nein! Wir mussten das teuerste Auto New Yorks klauen und einer sehr nett und lieb aussehenden Familie Leid antun. Ich wäre ziemlich traurig, wenn man mir mein Auto und mein Handy klauen würde.
Während Lee Jasper erzählte was vorgefallen war, sah ich mich weiter im Auto um.
Auf der Rückbank waren zwei Kindersitze befestigt und in einem dieser Kindersitze lag ein kleiner, abgenutzter Teddy. Er sah aus, als würde ihn ein kleiner Mensch sehr lieben.
„Lee! Halt an!“
Erschrocken über meinen Ausruf, hielt er tatsächlich an.
Schnell löste ich den Gurt und sprang aus dem Auto.
Lee verzog genervt das Gesicht.
„Amelia, bitte.“
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich Stur auf den Bürgersteig des kleinen Vorortes, in dem wir mittlerweile angekommen waren.
„Ich finde es ja schon schlimm, dass wir überhaupt etwas geklaut haben. Aber ich werde ein kleines,süßes, unschuldiges Kind nicht um sein Lieblingskuscheltier bringen! Das geht zu weit!“
Wütend funkelte ich ihn an. Er seufzte. Aus dem Handy ertönte lautes Lachen. Das machte mich noch wütender.
Ich stand auf, drehte mich um und wollte gehen.
„Warte!“
Stur ging ich weiter. Der konnte mich mal kreuzweise! Das war einfach unmoralisch und egal wie ausweglos diese Situation sein mochte, ich wollte nicht unmoralisch sein.
„Okay. Wir fahren zum Bahnhof rufen die Polizei an und fahren mit dem Zug.“
Überrascht von diesem Sinneswandel drehte ich mich wieder um.
„Wirklich?“
Er sah mich verletzt an.
„Meinst du ich würde lügen?“
Schnell verneinte ich und setzte mich ins Auto. Ich wollte schließlich keinen Streit.
Wir fuhren weiter und Jasper und Lee redeten weiter. Ich hörte nicht wirklich zu, bis ich etwas von „..,du musst es tun. Es geht nicht anders.“, hörte.
Verwirrt verfolgte ich das Gespräch.
„Aber... Ich will nicht, dass sie so ein Leben führen muss. Und ich will sie nicht an mich binden für die Ewigkeit.“
„Ist das dein Ernst? Ich dachte du hättest gesagt sie wäre die Liebe deines Lebens?“ Jasper klang verwirrt und ein bisschen ungehalten.
„Das ist sie auch.“, sagte Lee beschwichtigend.
„Was ist dann das Problem?“
„Wenn sie mich irgendwann nicht mehr will, hat sie nicht die Möglichkeit zu gehen. Sie wird mehrere Jahrhunderte mit mir verbringen müssen.“
„Aber dafür könnte sie unsere 'Rasse' und viele Menschenleben retten. Und ich habe nicht den Eindruck,als würde sie dich sehr bald verlassen wollen.“
Sprachen die über mich?
Es schien so. Erschrocken sah ich Lee an.
Er blickte nicht minder erschrocken zurück, so als hätte er vergessen, dass ich mit im Auto saß.
„Du hast Recht Jasper. Such bitte eine Zugverbindung und schick sie mir als sms. Wir sehen uns dann später. Tschüss.“
Schnell legte er auf und sah mich wieder an. Abwartend schaute ich ihm in die Augen.
„Ähhm...“
„SO! Und du glaubst also ich würde nicht für immer mit dir zusammen sein wollen?“
„Ich will dich nur nicht dazu zwingen es zu tun, weißt du?“
„Hmm. Ihr habt darüber geredet, ob du mich verwandeln sollst,stimmt's?“
Er nickte.
„Hmm. Naja, es bleibt uns doch eigentlich nichts anderes übrig oder?“
„Ich will aber nicht eine Gefährtin haben, die nur aus Pflichtbewusstsein mit mir zusammen ist. Sonst enden wir noch so wie meine Eltern.“
„Aber wir lieben uns doch, oder? Also gibt es da doch eigentlich kein Problem...“
Er dachte darüber nach.
Ich hatte meinen Entschluss schon gefasst. Ich würde mich verwandeln lassen. Ich musste schließlich. Und die Aussicht so lange Zeit mit Lee zu verbringen machte diesen Entschluss noch leichter.
Anscheinend hatte Lee auch eingesehen, dass es das Beste war. Er wandte seinen Blick wieder auf die Straße, die ich während dieses ,meiner Meinung nach, überflüssigen Gespräches ganz vergessen hatte. Angst machte sich noch nachträglich in mir breit und ich klammerte mich im Sitz fest.
Abrupt hielt der Wagen. Ich guckte aus dem Fenster und erkannte das wir am Bahnhof angekommen waren. Froh endlich das Auto verlassen zu können,sprang ich raus.


Kapitel 36

Lee löschte noch kurz die Daten des Anrufes von dem Handy und rief dann bei der Familie an. Ich hoffte sie würden ans Telefon gehen. Die Schuldgefühle fraßen mich fast auf, innerlich.
Langsam entfernte ich mich vom Auto und schlenderte zu dem Zeitungskiosk.Neugierig blätterte ich durch einige Zeitschriften, bis ich mich für 3 Stück entschieden hatte. Wir hatten schließlich eine lange Zugfahrt vor uns. Hoffte ich zumindest.
Plötzlich fiel ein Schatten auf die Kasse, als ich bezahlte. Erschrocken drehte ich mich um und sah das Gesicht eines wunderschönen jungen Mannes vor mir.
Ich wurde misstrauisch. Wenn jemand so hübsch war, dann hieß da meistens nichts Gutes.

„Hallo.“, sagte die Person vor mir mit hinreißender Stimme. Verunsichert blickte ich mich um. Wo blieb Lee?
„Ähm Hi.“, versuchte ich zu sagen, allerdings kam es sehr zittrig und verängstigt rüber. Es war einfach in letzter Zeit zu viel gewesen, als dass ich jetzt auch nur ansatzweise selbstsicher sein konnte.
Der Mann vor mir fing an zu grinsen. Na toll. Was war denn jetzt bitteschön so lustig? Wut stieg in mir auf. Gut. Dann hatte ich wenigstens keine Angst mehr. Ich wollte gerade ansetzten ihn fertig zu machen, was er sich denn bitte erlauben würde, als ich Lee's Stimme vernahm.
„Nate!“ , rief er glücklich aus. Verwirrt blickte ich von einem zum anderen, als sie sich mit einem freundschaftlichen Handschlag begrüßten.
Sie fingen an zu reden, aber ich konnte nichts verstehen. Schön. Beleidigt, dass ich nicht mal vorgestellt wurde – und das obwohl ich ihre scheißverdammte Prinzessin war – ging ich hocherhobenen Kopfes an ihnen vorbei und zu irgendeinem Gleis.
Die brauchte ich doch nicht! Die brauchten ja wohl eher mich! Da sollten sie mich besser nicht verärgern.
„Amy? Wo willst du hin?“ lachend schauten sie mir hinterher, wie ich im Gebäude umherirrte.
Hmpf! „WEG!“ Oh ja, ich war mittlerweile wirklich genervt.
Ich ließ mich auf einer Bank nieder, die auf der anderen Seite des Raumes stand und schlug eine Zeitschrift auf. Die 'Instyle'. Schon auf der zweiten Seite hatte ich mich in eine Sonnenbrille verliebt. Ich konnte da nichts für; Ich liebe Sonnenbrillen!
Allerdings konnte ich die Blicke der beiden noch gut auf mir spüren und ihr Lachen konnte ich auch noch hören.
Wütend blätterte ich um. Fast riss ich eine Seite raus. Aber nur fast. Das Lachen schwoll an.
Es war ja wohl total logisch, dass ich beleidigt war, wenn man mich so ausschloss und sich dann noch über mich lustig machte! Aber na warte! Denen würde ich es schon zeigen! Nicht mit mir!
Ich quetschte ein paar Tränen aus meinen Augen und guckte traurig. Ich war schon immer gut darin auf Knopfdruck zu weinen und jetzt war die perfekte Gelegenheit das zu beweisen.
Ich schüttelte und zitterte noch ein bisschen mit den Schultern, versuchte aber irgendwie auch zu verdecken, dass ich weinte. Anscheinend gelang mir das ganz gut, denn Lee kam sofort auch mich zu gelaufen und setzte sich neben mich.
„Amy...“, setzte er mit hilfloser und beruhigender Stimme an. HAHA! Ich war wirklich gut. Ja, ich weiß ich bin ein totales Miststück, aber ich mochte es halt nicht komplett ignoriert zu werden.
Beleidigt drehte ich meinen Kopf von ihm weg.
Lee legte seinen Arm auf meine immernoch zuckenden Schultern und redete auf mich ein. Ich konnte mir fast mein Grinsen nicht verkneifen.
„ Es tut mir leid. Ich hab mich nur so gefreut Nate zu sehen. Er holt uns hier ab. Komm schon, du musst doch nicht weinen. Du weißt doch, dass du das wichtigste in meinem Leben bist. Bitte weine nicht. Bitte. Ich kann das nicht ertragen.“
Hättest du dir vielleicht mal vorher überlegen sollen! Idiot! Und trotzdem schmolz ich bei seinen Worten dahin. Langsam drehte ich mein mascaraverschmiertes Gesicht zu ihm.
Eine kleine Ewigkeit schaute ich in seine Augen und vergrub dann meinen Kopf an seiner Halsbeuge. Wieder fröhlich sog ich seinen unglaublichen Geruch ein und schmiegte mich ein wenig näher an ihn.
„Wir müssen jetzt los. Der Zug fährt in 4 Minuten los.“
Nate musterte uns belustigt und drehte sich dann um, um zum Gleis zu gehen.
Auch Lee erhob sich und nahm meine Hand, um mich hinter ihm herzuziehen.
Mit meiner freien Hand versuchte ich mein Gesicht wieder normal aussehen zu lassen, was gar nicht so einfach war, da ich ja auch noch schnell laufen musste.
Gott sei Dank, trug Lee unsere Taschen.
Wir erreichten den Zug noch haarscharf und ich ließ mich außer Atem in einen Sitz fallen.
Lee und Nate waren kein bisschen außer Atem und amüsierten sich anscheinend köstlich über meinen Keuchen, das ich als Atmen bezeichnete.
Boah! Seit Nate da war, war alles doof!
Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war, aber ich hatte schlechte Laune. Konnten die nicht mal über was anderes lachen als mich!?
Ich vergrub mich wieder in einer meiner Zeitschriften und hörte dabei mit meinem ipod.
Ich wollte gar nicht wissen worüber die sich unterhielten. War bestimmt eh langweilig.
Nachdem ich gedanklich schon sehrsehr viel Geld für meine Garderobe ausgegeben hatte und überschlug, ob ich mir die Schuhe jetzt auch noch leisten konnte oder nicht, nahm mir Nate die 'Instyle' weg und begutachtete sie von allen Seiten.
„Wieso liest du sowas?“
„Was geht dich das an!?“ Ich mochte ihn nicht. Und er wurde mir von Sekunde zu Sekunde noch! unsympathischer.
Lee kicherte.
„ Nate ist für die Kleidung und das Make-Up der Königsfamilie zuständig. Er ist unser Stylist.“
„Meiner ganz bestimmt nicht!“
Langsam schien Nate auch immer genervter von mir zu werden. Schön! War ja auch langweilig wenn nur ich ihn nicht mögen würde.
„Ich entscheide selbst was ich trage oder mache und alles! Es ist MEIN Leben!“
Oh Oh. Ich wurde richtig wütend.
„Aber wir haben Verpflichtungen.. Du kannst nicht einfach immer überall mit irgendwelchen Klamotten auftauchen.“
„ Und wie ich das kann! Watch me!“
Lee seufzte laut auf, entgegnete aber nichts mehr. Wollte sich wohl nicht mit mir streiten.
„Wohin fahren wir?“
„Erstmal fahren wir bis Boston und dann fliegen wir weiter. Wir müssen nur gucken, dass wir unentdeckt bleiben. Deswegen konnten wir nicht direkt von New York fliegen.“
„Ah. Okay. Gut. Ich muss dann in ein Brillengeschäft.“
Nate und Lee sahen mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Aber..“
Mein Blick brachte ihn zum verstummen. Gut so.
„Ich MUSS diese Sonnenbrille haben! Wenn ich schon sonst nichts kaufen kann.“
Ich machte meine Augen groß und schaute ihn traurig an.
Anscheinend wirkte das denn er seufzte wieder und nickte dann. I)ch quietschte auf und umarmte ihn. Meine Laune war schon wieder viel besser!

Impressum

Texte: © story von Lotte e. ähm bild im internet irgendwo gefunden.xD
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen, die es lesen und mögen. danke an traumrose, die es für mich editiert.♥

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