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„Der Wunsch wird dich nie Verlassen. Geld und Sex. Gesundheit wünschen sich die kranken, Frieden die im Krieg. Abenteuer wünschen sich die, die unter dem Motto: „Harz4 und der Tag gehört dir!“ leben und Ruhe wünschen sich all die, die nicht wissen was sie sonst noch eigennütziges mit ihrem Geld anfangen können. Doch eigentlich Wünschen sich alle auf die noch so verworrenste Art und Weise GELD und SEX. Und je näher man seinem Wunsch kommt, desto weiter entfernt er sich. Die Chance mit der Erfüllung des Wunsches zusammen zu treffen ist so gering wie, dass ich mich morgen in Asien befinde um eine frittierte Tarantel zu knabbern. Denn sobald du deinem Traum nahe kommst wünscht du dir schon mehr. Wenn du z.B. gerade knutschend mit dem Typen deiner Träume in einem Hotelzimmer verschwindest wünscht du dir, ihr wärt schon älter, er hätte einen tollen Job, viel Geld und ihr bewohnt mit euren 2 hübschen, schlauen Kindern eine Strandvilla. Aber wenn es zu dem unwahrscheinlichen Fall kommen sollte, dass die Erfüllung dieses Traums nahe liegt willst du lieber einen toll aussehenden Surflehrer.
Das ist einfach das Schicksal der Lebewesen mit einem zu großem Gehirn.“

Klack, klack, klack fast alle sitzen schon in der Klasse. Klack, knister, erschöpftes Atmen. Leise Gespräche fangen an. „7 Minuten zu spät!“ Vorwurf in der Stimme der Lehrerin. „Das liest sich schlecht in deinem Zeugnis“ diesmal Besorgnis in ihrer Stimmer. Ein nicken während sie ihre Jacke versucht aus zu ziehen, dabei rutscht ihr Top ein Stückchen zu weit hoch. Dann ein rascheln, ein tuscheln. Merle und Rike tragen die 7 Minuten ins Klassenbuch ein. Vielleicht ein bisschen schadenfroh? Doch Caro ist das egal. Die Schule ist ihr auch egal. Sie will Geld und Sex auf eine scheinbar ganz einfache Art. Aber riskant ist sie. „Ich heirate einen reichen Typen, habe Spaß mit seinem Geld und jedem Typen den ich will!“ Das ist ihre Dewiese. Merle und Rike wünschen sich einen guten Schulabschluss, dann ein gutes Abi, ein tolles Auslandsjahr, super Job, die Liebe fürs Leben, Kinder und ein schönes Haus mit einem Garten. Rike denkt sie wird Schriftstellerin. Sie hat mal gesagt: „Wenn ich nicht erfolgreich werde ist das nicht so schlimm, meine Eltern haben ein Haus und Wohnungen die sie vermieten, davon kann ich auch leben“ (das war aber in der 7. Klasse). Merle hingegen hat noch keine konkrete Vorstellung was einmal aus ihr werden will. Sie denkt, dass sie die einzige ist die noch nicht richtig was mit ihrem Leben an zu fangen weiß. Aber ein netter Beruf muss es schon sein.
Die Tür öffnet sich noch einmal. „Entschuldigung“ es klingt kleinlaut aber nicht bereuend. Hinter ihr trottet Dennis ins Klassenzimmer. Er sagt nichts. Es werden 10 Minuten notiert. Nora und Dennis sitzen beide in der hintersten Reihe. Wie ich. Von dort aus kann man sich täglich ein Urteil von Caros Strings und Hannes Boxershorts machen. Die Meinung über seine Boxershorts fällt bei mir allerdings immer sehr einseitig aus. Es ist jeden Tag die gleiche. Dennis hingegen hat ein recht Abwechslungsreiches Programm am Gesäß vom Caro. Vor allem in den Englisch Stunden scheint ihn nichts mehr zu interessieren.
An diesem Montagmorgen glänzen Noras Haare fettig in der Sonne. Die Schatten unter ihren Augen übertreffen die, der anderen Morgenen der letzten Woche. Sie ist meine Freundin und ich kenne sie so gut, dass ich ihr die Geschehnisse des Wochenendes gar nicht aus der Nase zu ziehen brauche. Ich kann es ihr ansehen. Sie war jede Nacht bei ihrer Nachbarin hat gesoffen und geraucht, mit mindestens 2 verschiedenen Typen rum geknutscht. Sie hat sich kurzzeitig eingebildet in einen der beiden verliebt zu sein, musste dann aber doch an einen anderen denken, denn sie wohl wirklich mag. Gegen 5 Uhr morgens ist sie dann erschöpft und heulend vor Trauer in Bett gefallen (nicht ohne vorher zu kotzen) und hat bis mindesten 15 Uhr am nächsten Morgen geschlafen, weil ihre Ahnungslose Mutter sie geweckt hat. Dieses Programm hat sie auch am Sonntag nicht ausfallen lassen. An Hausaufgaben hat sie nicht gedacht.
„So, ich sammle jetzt eure Hausaufgaben ein!“ Auch ich habe sie nicht gemacht. Aber damit sind wir nie die einzigen. Während die Lehrerin Stiche hinter unsere Namen macht tuschelt Nora zu Ida, die direkt vor ihr sitzt und nicht unprovokant die Hausaufgaben vor sich legt. Noras Wunsch ist es Anwältin zu werden. Ob sie weiß, dass sie das wahrscheinlich nicht schaffen wird? Ja, und die große Liebe will sie auch. Zur Zeit mehr denn je.
Ein Finger schnellt in die Luft. Es ist Emmas: „Ich konnte meine Hausaufgaben nicht machen, weil ich das ganze Wochenende krank im Bett lag!“ ihre Stimme klingt gespielt weinerlich. Merle und Lena schauen sich augenrollend an. Dann hebt sich auch auch Lenas Arm. Sie wird mit einem genervten nicken der Lehrerin ran genommen. Sie hat die Ausreden der Schüler wegen nicht gemachten Hausaufgaben satt. Warum sehen diese jungen Menschen bloß nicht ein wie wichtig das für sie ist? Fragt sich unsere Klassenlehrerin wahrscheinlich jeden Tag. „Entschuldigung, dass ich petze aber das muss jetzt sein! Emma war gar nicht krank sondern hat das ganze Wochenende gefeiert!“ Das ist typisch Lena. Das sie nicht blickt, wie Emma ihr und allen anderen Ständig Geschichten auftischt, dass sie Eifersüchtig wird. Ein raunen geht durch die klasse. Emma darf noch nicht einmal mit Sekt anstoßen. Geschweige denn Bier trinken gehen. Aber jetzt ist unsere Lehrerin besorgt und enttäuscht von ihrer Lieblingsschülerin. Mit einem einzigen Blick deutet sie ihr, dass sie sie in der Pause sprechen will. Jetzt wandert ein Zettel von Emma zu Lena durch die ganze Klasse. Lenas Wunsch ist einfach und langweilig. Sie will einen durchschnittlichen Hauptschulabschluss machen um Frisörin zu werden. Ihr Eltern haben einen eigenen Salon und sie ist mächtig stolz darauf. Doch wenn sie einmal mit der Ausbildung fertig ist, will sie ihren eigenen Salon und dann noch einen usw. Sie steht auf 2 Typen. Das hat sie mir in Vertrauen erzählt. Es hat sich raus gestellt, dass fast die ganze Klasse davon weiß.
„Ohh die Hausaufgaben habe ich voll verplant. Aber ich hatte auch so viel vor: War mit ganz vielen coolen Leuten in so ner Kneipe...als Antialkoholikerin...hihihi. Das war echt geil und...“ wenn interessiert das? Mit wem redet sie überhaupt? „OOOOOh Sophie“ tönt es durch den Raum von den zwei spackigsten JUNGEN aus unserer Klasse. Ja es sind wirklich Jungen. Zu hause spielen sie am Computer rum und der Schule machen sie Wettbewerbe, wer der Beste ist. Und beide stehen sie auf Caro. Sophie hatte schon immer die verrücktesten Wünschen. Sie wollte verlassen im Wald in einer Hütte leben. Ganz weg von der Zivilisation. Momentan will sie Schauspielerin im Volkstheater werden und sich immer mit den lustigsten Leuten abgeben. Sie ist einfach krass drauf. Bindet sich ihr knall blaues Haar mit Schnürsenkeln zusammen, schlitzt ihre Hosenbeine bis zu den Knien auf und trägt zwei verschiedene Schuhe. Mit Sophie kann man in eine Welt voller verrücktheiten abtauchen. Was man nicht unbedingt denkt, wenn man sie nicht richtig kennt, ist das sie echt oft einen Freund hatte.
„Okay, listen to me! Take out you English book on page 48!“ Die meisten müssen bei jemanden mir ins Buch gucken, weil sie ihres entweder vergessen oder verloren haben. Oder irgendwer hat bei einer Party Wodka drauf geschüttet. Bei dieser Klasse weiß man nie. Ich habe nur ein paar Seiten in meinem Englischbuch zerrissen, während der Hausaufgaben. Das meiste konnte ich rekonstruieren.
So ist meine Klasse und ich bin mitten drin. Gehöre dazu aber irgend wie auch nicht. Ich sitze kippelnd auf meinem Stuhl und tue als ob ich in mein Buch schaue. Stattdessen kritzele ich Karikaturen meiner Mitschüler. Was ist mit mir? Was habe ich für einen Wunsch? „Ann!!! Read the text!“ Arrrg. Ann?! Das ist eine Demütigung.Warum werden wir in der 9. Klasse immer noch mit “Englischnamen“ angesprochen? Räusper, blätter, ich werde rot und stolpere über den Text. Ich verstehe kein Wort. Es interessiert mich auch nicht was dort steht.
Ich dachte einmal ich hätte meinen Wunsch erfüllt bekommen doch gerade in dem Moment wo es passierte tat sich ein neuer Abgrund auf, mit Wünschen. Es war im Urlaub, ich hatte einen tollen Typen kennen gelernt. 19 Jahre, gut aussehend und ein toller Charakter. Dachte ich. Er hat in diesem kleinen Dorf in den Bergen gewohnt. In der letzten Nacht: Es war Sternenklar, nicht kalt und wir saßen an einem See. Wir haben dem Wind gelauschtr. Dann habe wir uns geküsst. So romantisch und wunderschön wie ich es mir immer gewünscht hatte. Als der Kuss zu ende war wollte ich am liebsten noch in dem Ort bleiben, wollte mit ihm zusammen sein. Aber mein Urlaub war vorbei und es gibt neue Wünsche dessen Erfüllung in anstrebe.
Er meldet sich nicht mehr, ich fühle mich dumm und meine Lehrerin quatscht in die Pause rein. Manchmal denke ich, es ist das Hobby von Lehrern ihren Schülern die Pausen zu nehmen.


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Tag der Veröffentlichung: 27.05.2010

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