Freiheit
Ich gehe die asphaltierte Straße entlang. Neben mir die Neubauten, und man kann Kinder kreischen hören. Mich stört das nicht, weil ich ja weiß, was mich gleich erwarten wird: die weiten Felder, der scharfe Wind und keine Menschenseele. Ich liebe die Aussicht zu diesem Ort zu kommen, denn wenn ich da bin, ist es so, als wäre ich neu geboren. Ich habe mein Leben noch vor mir und kann es genießen. Niemand ist bei mir und ich tue, was ich möchte. Ich kann schräg singen und wild mit dem Wind tanzen, mich sieht niemand und ich liebe es.
Die Stimmen aus den Häusern werden leiser und ich betrete den matschigen Trampelpfad der Felder. Jetzt habe ich die Schwelle überschritten und alles ist egal, ich habe keine Probleme und nichts ist mehr wichtig, nur der scharfe Wind der mir ins Gesicht bläst. Ich bin einfach nur frei. Sehe die Felder, wie weit und schön sie sind, und bin frei.
Jeden Tag sind die Felder anders, heute ist Herbst und sie sind braun und kahl. Es ist trotzdem belebt und schön. Ein Reh springt über die Felder, als es mich sieht. Als es merkt, dass es sich nirgends verstecken kann, wird es ruhig. Ich beobachte es gerne, wie es starr auf dem Feld steht und aussieht wie ein Streifftier. Meine Sicht verschwimmt, weil mir mir der Wind mit seiner Schärfe und Kälte die Tränen in die Augen treibt. Ich liebe den Wind, denn ich liebe alles hier an diesem Ort. Beginne mit dem Wind zu toben, ich renne, springe, lache und singe aus voller Kehle; es hört sich schlimm an, aber es stört niemanden. Weil ich alleine bin.
Nach einiger Zeit fühle ich Erschöpfung. Mit schwerem Atem lasse ich mich in weiches Laub fallen, das unter einem Kastanienbaum liegt, der am Wegesrand steht. Durch die rauschenden Blätter kann ich die dunklen Wolken beobachten, doch nach einiger Zeit fallen meine Augen zu.
In Frieden, ohne irgendwelche Gedanken oder Sorgen. Nur Frieden.
Tag der Veröffentlichung: 20.11.2008
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