Leere Straßen, in denen die Straßenbeleuchtung bereits erloschen ist. Dunkle Häuser, in denen längst alles schläft. Strömender Regen, der gleichmäßig auf den schwarzen Asphalt prasselt. Uralte Bäume, durch deren nasse Kronen der Wind rauscht. Eine friedliche Nacht, wie sie so oft in Büchern, alten Geschichten und Erzählungen beschrieben wird.
Leiser Donner grollte von Zeit zu Zeit vom Himmel. Hin und wieder durchzuckte ein heller Blitz die sonst vollkommene Dunkelheit. Alles war ruhig. Nur die Natur spielte mit der Welt.
Er stand unter einem der großen Ahornbäume. Sein knielanger Mantel war schwarz und der Kragen bis zu den Ohren hochgeschlagen. Eine schwarze Jeans und schwarze Lackschuhe schienen mit dem Filz zu verschmelzen. Die schwarzen Handschuhe waren in den Taschen vergraben, sodass sie nicht zur Geltung kamen. Unter dem schwarzen Hut verdeckte eine schwarze Sonnenbrille das dunkle Augenpaar, das aufmerksam zu dem ruhenden Haus hinüber sah. Die Regentropfen, die von den Blättern des Baumes auf ihn herab fielen, schienen den Unbekannten nicht zu stören. Sein Blick tastete sich durch die Dunkelheit. Als der nächste Blitz die Schwärze der Nacht für den Bruchteil einer Sekunde zerriss, sah er sie. Sie stand am großen Fenster des Erkers im Obergeschoss. Ein dünnes Nachthemd schmiegte sich sanft an ihren Körper. Zwei wohlgeformte Brüste zeichneten sich deutlich unter dem weißen Stoff ab. Der flache Bauchnabel schien mit der leichten Seide zu spielen. Ein roter Slip lugte unter dem kurzen Saum hervor. Die schlanken Beine und die nackten Füße harmonierten mit den glatten Armen und den schönen Händen, deren reine Handflächen flach gegen die Fensterscheibe gelegt waren. Ein Knie war leicht angewinkelt und der Fuß berührte den Boden lediglich mit den Zehen. Das makellose Gesicht wurde weich von den braunen Locken umrahmt, die bis auf die zarten Schultern herab fielen. Eine geschwungene Nase über unberührten Lippen. Zwei große Augen blickten in die Nacht hinaus. In dem weißblauen Licht des Blitzes wirkte ihre Haut bleich, fast durchsichtig, aber dennoch schön.
Er lächelte.
Es war eine ruhige Nacht. Friedlich. Perfekt für ein Verbrechen.
Tag der Veröffentlichung: 26.05.2013
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