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Wir sind eine große Familie. Mein Vater heißt Johannes und ist 51. Von Beruf ist er Lastkraftfahrer, arbeitet jetzt aber als Tischler in einer riesigen Firma. Meine Mutter ist ein paar Monate jünger als er und heißt Anita. Sie ist eigentlich nur Hausfrau, hilft aber regelmäßig auch noch in anderen Haushalten mit, wenn die Leute da den ganzen Tag arbeiten, oder auch krank sind. Meine Eltern sind beide relativ groß und haben graue Haare. Ein paar von Mamas Haaren sind zwar noch blond, aber auch sie verlieren langsam ihre Farbe. Papa hat schon den Ansatz einer Glatze auf dem Hinterkopf, auch wenn dieser zur Zeit erst minimal ist.
Wir sind sieben Geschwister. Louisa ist mit 27 Jahren die älteste von uns, gleichzeitig mit ihren 1,65 m aber auch die kleinste. Sie ist blond und hat meist Schuhe mit bis zu 10 cm hohem Absatz an, wenn sie nicht gerade arbeiten muss. Sie ist Einzelhandelskauffrau und hat dadurch ziemlich unregelmäßige Arbeitszeiten.
Nach ihr kommt Vincent. Er ist 25, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Die Bezeichnung seines Berufes konnte ich mir sehr lange nur schwer merken und habe deshalb immer einfach nur Programmierer gesagt, aber mittlerweile weiß ich, dass er Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist. Seine Frau heißt Miriam und ist nur ein paar Monate älter als er. Sie ist Köchin, arbeitet zur Zeit aber nicht, weil Sohnemann und Töchterchen noch zu klein sind. Vincent und Miriam sind beide relativ groß und haben dunkelbraune Haare. Miriam lange Locken, Vincent glattes Haar.
Ihr Sohn Gedeon ist 2 Jahre alt, die kleine Venja Marie erst sechs Monate. Gedeon hat braune Haare, genau wie seine Eltern. Venja dagegen ist blond mit einem rötlichen Schimmer.
Alex ist mein zweitältester Bruder und von Beruf Fachinformatiker für Systemintegration. Er ist 23 und ebenfalls verheiratet. Seine Frau ist zwei Jahre älter als er, dafür aber eineinhalb Köpfe kleiner, denn Alex ist über 1,90 m groß. Sie heißt Ina und ist blond, genau wie auch Alex. Ich bin Patientin in der Praxis der Kieferorthopädin, bei der sie arbeitet.
Nach Alex kommt Hella. Sie ist 20, hat braune Haare und ist Einzelhandelskauffrau wie Louisa. Allerdings noch in der Ausbildung.
Und dann komme ich. Ich heiße Angela und bin 17. Zur Zeit bin ich auf dem Gymnasium in der 11 und mache mein Abitur. Meine Haare haben die Farbe von Rost und ich habe lauter Korkenzieherlocken, die ich mir allerdings meistens glätte.
Nach mir kommen noch zwei Brüder. Toni ist 16 und besucht ebenfalls das Gymnasium. Er ist in der 9. Klasse, weil er ein Schuljahr wiederholt hat. Dave ist 15 und geht auf die Hauptschule. Er ist in der 8. und hat ebenfalls ein Jahr wiederholt. Beide sind blond und wurden früher oft für Zwillinge gehalten.
Unser Haus ist ziemlich groß und wir haben auch ein großes Grundstück. Die Wohnfläche beträgt circa 180m². Zumindest sagte Mama mir das so, meinte aber auch, dass sie das nicht genau wüsste.
Für unsere Familie ist das Haus irgendwie trotzdem nicht wirklich groß genug, obwohl Vincent und Alex ja schon nicht mehr dabei sind.
Louisa ist die einzige, die ein Zimmer alleine hat. Hella und ich wohnen zusammen in einem und Toni und Dave müssen sich ebenfalls eines teilen.
Direkt schlimm finde ich das jetzt nicht, vor allem weil wir Schwestern uns alle drei super gut verstehen, aber Toni und Dave streiten sich nicht gerade selten und da ist es nicht unbedingt vorteilhaft, dass sie zusammen ein Zimmer haben.
Heute ist Samstag.
Manchmal bin ich davon überzeugt, dass ich Samstage hasse.
Nicht weil dann Wochenende ist und ich vielleicht gerne zur Schule gehe. Nein. Ich bin nicht gerne in der Schule, auch wenn die meiste Zeit von ihr ausgefüllt wird, da ich fast jeden Tag neun Stunden habe und somit bis halb vier in der Schule sitze. Ich liebe es auch am ersten Tag meines Wochenendes ausschlafen zu können. Ich liege gerne bis elf, zwölf im Bett, auch wenn ich nur bis zehn schlafe, aber ich hasse es dann gleich nach dem Aufstehen das gesamte Erdgeschoss putzen zu müssen. Jedes Mal wünsche ich mir ich hätte den wöchentlichen Putz schon am Freitag hinter mich gebracht, aber wenn ich am Freitag um vier erst von der Schule zu Hause bin und etwas gegessen habe, fehlt mir auch die Lust dazu.
Das Aufräumen und alles drum und dran ist an sich gar nicht so schlimm. Nur der Staubsauger macht mir immer viel zu viel Lärm. Ich hasse den Krach, den ich während des Saugens ständig ertragen muss, bevor ich dann den Boden wischen kann. Wenn es irgendwann jemandem gelingen wird einen Staubsauger zu erfinden, der keinen Ton von sich gibt, werde ich dem für den Rest meines Lebens auf ewig dankbar sein. ;-)
Ein weiterer Nachteil des Samstags ist, dass Hella und ich auch am Wochenende zusammen ein Zimmer haben. Hella schläft nicht so lange wie ich. Wenn sie das Zimmer gerade verlassen hat, versuche ich natürlich weiter zu schlafen, was allerdings nur klappt, wenn meine Schwester arbeiten muss und deshalb nicht noch einmal ins Zimmer kommt. Hat sie aber frei, kommt sie kurze Zeit nachdem sie gerade aus dem Zimmer ist, natürlich wieder rein und gerade am Samstag, wenn ich schön lange schlafen will, macht sie dann bei allem was sie tut unwahrscheinlich viel Krach, der nicht unbedingt notwendig ist. So war das auch heute morgen.
Hella verließ kurz nach zehn irgendwann das Zimmer und ich versuchte weiter zu schlafen. Als ich gerade wieder eingenickt war, kam sie wieder ins Zimmer gestürzt und machte natürlich das Licht an, obwohl sie sich nur schnell etwas greifen wollte, um dann wieder zu verschwinden. Dabei hatte sie es doch auch geschafft sich im Dunkeln anzuziehen. Wieso musste sie dann jetzt die Dunkelheit vertreiben?
Nachdem sie wieder gegangen war, hoffte ich, dass ich wenigstens jetzt in aller Ruhe weiter schlafen könnte, aber da hatte ich mich wie immer zu früh gefreut. Kurze Zeit später kam sie wieder. Natürlich musste sie auch diesmal wieder den Lichtschalter betätigen und wollte jetzt nicht nur etwas holen, sondern hantierte zusätzlich auch noch nicht gerade leise irgendwo an ihren Sachen herum. Dabei räusperte sie sich ständig und hustete dauernd unnötig laut, obwohl sie nicht einmal erkältet ist und sich diese Laute daher auch hätte sparen können. Zusätzlich musste sie natürlich auch die Schranktüren, die sowieso ständig quitschen, mindestens zweimal geräuschvoll öffnen und wieder schließen.
Dieser ganze Akt wiederholte sich natürlich mehrere Male und schließlich gab ich es auf auch nur noch eine halbe Minute weiter schlafen zu können.
Manchmal frage ich mich, ob sie dieses ganze Theater absichtlich veranstaltet, um mich zu ärgern und zum Aufstehen zu bewegen, oder ob sie gar nicht merkt, wie blöd sie sich bei dem allen verhält.
Nachdem sie das Zimmer wieder verlassen hatte, stand ich schließlich auf und zog mich an.
Auf dem Sofa entdeckte ich einen Zettel, auf dem Hella ein paar Sätze geschrieben hatte. Ich erkannte mit einem Blick, dass sie einen kurzen Brief an mich verfasst hatte, ersparte es mir aber diesen zu lesen, da ich mir den Inhalt bereits denken konnte. Ich wusste einfach, dass er etwas mit aufräumen zu tun haben musste. Hella verfasst samstags des öfteren Briefe an mich, statt einfach mit mir zu sprechen, obwohl sie mich sowieso bereits geweckt hat und weiß, dass ich nicht mehr schlafe. Ich lies den Brief einfach liegen und räumte mein Zimmer ein Bisschen auf, bevor ich nach unten ging und dort anfing Staub zu wischen, während Hella sich die Autoschlüssel nahm, um zur Arbeit zu fahren, weil sie heute erst um zwölf irgendwann anfangen musste zu arbeiten.
Kurze Zeit später kamen Vincent und Miriam und brachten Gedeon und Venja her, weil sie irgendetwas erledigen wollten.
Samstags sind die Beiden Kids öfter hier und mit Gedeon zusammen macht das Putzen meist sogar Spaß, weil der Bube immer helfen und ebenfalls putzen will. Vor allem die Toilette übernimmt er gerne, wobei ich dann natürlich immer noch einmal hinterher putzen muss, da er ja nicht viel Ahnung von Gründlichkeit hat.
Nachdem ich den Staub gewischt und das Bad gesäubert hatte, räumte ich alles, was auf dem Boden störte irgendwo hinauf, um danach zu staubsaugen und den Boden zu wischen. Als auch das erledigt war, stellte ich alle Dinge zurück an ihren ursprünglichen Platz und machte mich auf den Weg in mein Zimmer, wo ich dann doch Hellas Brief zur Hand nahm, um ihn zu lesen. Sie bat mich in ein paar Worten ihre Sachen, nachdem Louisa im Obergeschoss alles geputzt hatte, ein Wenig aufzuräumen, weil sie erst spät nach Hause kommen würde und später ja noch die Verwandtschaft bei uns sei.
Ich hatte also Recht gehabt. Alles was sie in ihrem Brief von mir wollte, hatte etwas mit aufräumen zu tun. Und...
Die Verwandtschaft fiel mir jetzt auch wieder ein. Papa feiert heute Abend seinen Geburtstag, also kommen seine Geschwister samt meinen Cousinen und Cousins vorbei.
Auf Janne und Monique freue ich mich. Gegen die Anwesenheit von Tom und Nica habe ich auch nichts, aber da gibt es noch die jüngeren Kinder, die nicht viel mehr machen, als sich gegenseitig von einem Zimmer ins andere zu jagen, dann zu uns kommen, um sich bei uns auszuheulen, weil einer zum anderen etwas gemeines gesagt hat oder nicht will, dass der ein oder andere mitspielt und dann wieder nichts zu tun haben und deshalb unsere Gespräche auserordentlich interessant finden. Außerdem toben sie mit ihrem Kriegsgeschrei über alle Betten und zerwülen diese immer und immer wieder. Wenn Hellas Bett betroffen ist, weiß ich schon im Voraus, dass sie hinterher ein langes Gesicht machen wird, aber das lässt sich wohl nicht ändern. Ich kann das alles ja nicht verhindern, da die kleinen Racker sowieso nicht auf mich hören.
Wieso musste ich heute eigentlich aufräumen, wenn ich nach Abfahrt der Gäste sowieso wieder von vorne anfangen kann?
Na ja. Sei's drum. Im Grunde liebe ich ja meine gesamte Verwandtschaft, auch wenn sie mir manchmal allesamt irgendwo vorbei gehen und mich einfach nur aufregen.
Ich liebe die Spaßvögel, die sich meine Onkel nennen.
Ich liebe meine Tanten, die alle so schrecklich neugierig sind.
Ich liebe alle meine Cousinen und Cousins, obwohl ich weiß, dass ich die, die um einiges älter sind als ich, so gut wie gar nicht kenne, weil ich wenig Bezug zu ihnen habe. Bei vielen weiß ich gerade mal wie sie heißen und wie alt sie sind und bekomme zwischendurch von meinen Geschwistern mit, was bei ihnen so passiert, habe sonst aber relativ wenig mit ihnen zu tun.
Ich liebe meine Großeltern, von denen ich es gewohnt bin, dass sie auf der einen Seite viel Humor zeigen, auf der anderen aber auch schnell beleidigt sein können.
Ich liebe sie alle. Jeden einzelnen aus dem bunten Haufen meiner Verwandtschaft.

Jetzt sitze ich hier und quäle die Tastatur.
Gleich ist Gottedienst bei uns in der Kirche. Ich weiß nicht ob ich es schaffen werde hinzugehen, weil ich eigentlich noch mein Zimmer zu Ende aufräumen muss und auch Hellas Bitte erfüllen werde, aber ich freue mich trotz allem auf die Jungs und Mädels, mit denen ich nach dem Gottesdienst meine Zeit verbringen werde. Ich denke wir werden unseren Spaß haben und wie immer sehr viel lachen.
Ja. Ich freue mich auf den Abend, aber ich weiß trotz allen guten Seiten meines Lebens, dass ich nicht mehr lange hier sein werde.

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Tag der Veröffentlichung: 30.03.2010

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