1. Kapitel
Komisches kennenlernen
Ich höre ein Geräusch das mich etwas ängstlich macht, es ist das Fenster. Ich glaube jemand macht es auf. Ich weiß nicht ob ich meine Augen öffnen oder nur zuhören soll was er hier will. Als ich keine Schritte mehr höre, mache ich schnell meine Augen auf und sehe einen Jungen den ich nicht persönlich kenne. Er kommt mir bekannt vor, ich glaube er geht auf die selbe Schule wie ich. Eines aber fällt mir auf, in der Schule hat er immer diese hellblonden Haare aber jetzt sind sie seltsamerweise Schwarz.
Ja, es ist dieser Junge aus der Schule. Warum kommt er in der Nacht in mein Zimmer? Wir kennen uns überhaupt nicht, ich weiß nicht mal in welche Klasse er geht.
Als ich sehe das er sich wieder zu mir dreht, schließe ich die Augen wieder. Ich hoffe nur das er schnell verschwindet.
Nach ungefährt 10 Minuten ist er dann auch gegangen und ich gehe vorsichtig zum Fenster, dass er aufgelassen hat. Ich setze mich auf einen Stuhl und nehme mein Tagebuch zur Hand. Jetzt werde ich sowieso nicht mehr schlafen können und außerdem müsste ich mich in einer halben Stunde für die Schule fertig machen.
Ich fange an in mein Tagebuch zu schreiben.
Liebes Tagebuch,
es ist etwas seltsames geschehen, ich weiß dass ich einen Jungen gesehen habe, aber ich kann mir nicht erklären wie er an mein Fenster gekommen ist.
Sofort höre ich auf zu schreiben da ich weiß das das total verrückt klingt, ich kann mir selbst nichts davon erklären aber ich versuche nochmal alles durchzugehen um es aufschreiben zu können, damit ich es nicht doch irgendwann vergessen sollte. Danach schreibe ich weiter.
Ich weiß nicht was er von mir oder meinem Zimmer wollte, jedenfalls hatte ich ein komisches Gefühl als ich ihn hier gesehen habe. Ich glaube das war-
Wieder halte ich an und überlege mir was ich für ein Gefühl hatte, ich gehe alles ein weiteres Mal durch und schreibe den Eintrag zuende.
Angst. Aber dabei werde ich es nicht belassen, ich muss wissen warum er das gemacht hat.
Ich stecke mein Tagebuch in meine Tasche die ich zur Schule mitnehmen möchte. Dann gehe ich unter die Dusche um das ein bisschen von mir abzuwaschen, was mir aber auch nichts bringt da meine Angst nicht verschwindet.
Ich weiß wirklich nicht was ich von heute Nacht halten soll und ich hab keine Ahnung ob ich es schaffe ihn darauf anzusprechen, was ist wenn ich mich versehen habe und es gar nicht dieser Junge war? Aber irgendwie glaube ich daran das ich weiß wer diese Typ war, nur habe ich noch nie mit ihm geredet und von jemandem den ich nicht kenne hab ich das nicht erwartet.
Ich ziehe meine schwarze Leggings an und darüber einen kurzen Rock, meine neuen Stiefel passen sicher gut dazu. Dann hole ich mir mein Lieblingspulli heraus und ziehe ihn an. Als ich auf der Suche nach meinen Stiefeln bin, entdecke ich einen kleinen Ring auf der Kommode. Wie ist der denn dahin geraten?
Ich sehe mir diesen Ring genau an, der gehört mir überhaupt nicht und bei Mum hab ich so einen auch noch nie gesehen. Er ist schlicht aber ich finde ihn trotzdem wunderschön, ich stecke ihn mir an den Finger und sehe ihn nochmal an. Ich kann gar nicht genug von diesem Ding bekommen.
Als ich mich endlich losreißen kann finde ich meine Stiefel und ziehe sie schnell an. Ich lege mir die Tasche über und gehe die Treppe runter, aus der Küche höre ich Mum, Dad und meinen Bruder.
Ich setze mich an den Frühstückstisch und sehe Charlie überrascht an, er sieht gar nicht gut aus.
Gerade als ich ihn etwas fragen will erklärt Mum es mir: "Charlie hat sich irgendwas eingefangen, du musst alleine zur Schule gehen, Schatz."
"Wo hast du die Krankheit denn her?", frage ich angriffslustig, ich weiß genau dass es von der letzten Party ist auf die er unbedingt wollte. Er hat Mum und Dad nichts davon erzählt weil die Beiden ihn nicht dorthin lassen wollten. Ich selbst hatte keine Zeit dafür. Ich, Steph und Eva haben an diesem Tag die Geburtstagsparty von Steph geplant.
Er sieht mich giftig an, sagt aber nichts dazu und ich nehme mir ein Brötchen um schneller aus dem Haus zu können.
"Liebes, wir müssen los.", sagt Dad und steht auf.
Mum sieht auf die Uhr und meint: "Oh, natürlich." Sie legt ihre Kaffeetasse weg, sieht Charlie an und sagt ihm: "Vergiss nicht in der Schule anzurufen, Nathalie hat keine Zeit in das Sekräteriat zu gehen und dich krank zu melden also musst du das selbst machen."
"Ja, Mum.", sagt er genervt und ich muss darüber lächeln.
"Wir kommen um 5 wieder, stellt ja nichts an!", warnt Mum uns, aber ich glaube nicht das Charlie sich an so eine Regel hält.
"Viel Spaß in der Schule, Nathalie.", wünscht Dad mir, lächelt mich an und geht aus dem Haus. Mum folgt ihm.
Ich esse schnell mein Brötchen auf, gehe zur Gaderobe und ziehe meine Lederjacke an.
"Hey, du hast noch lange Zeit.", sagt Charlie und geht verständnislos zu mir rüber.
Ich drehe mich zu ihm und erkläre: "Ich treffe mich mit Steph und Eva vor der Schule, also gehe ich heute früher los." Ich lächle ihn an, nehme meine Tasche auf die Schulter und gehe aus der Tür um endlich in Ruhe nachdenken zu können.
Als ich draußen bin atme ich zuerst die kalte Luft ein, es ist Februar und immer noch sehr kalt aber das macht mir nichts aus. Ich mag den Winter und gehe gerne früher aus dem Haus um das zu genießen. Eigentlich könnte ich mit meinem schwarzen Auto in die Schule fahren, aber ich will heute einfach lieber laufen um den Kopf klar zu bekommen.
Auf dem Weg kommen mir ein paar Schüler entgegen die in meiner Klasse sind und mit denen ich mich gut verstehe. Ich bin die Klassensprecherin was mich wirklich stolz macht, ich dachte nicht das ich in meiner Klasse so beliebt bin.
"Hey Nat!", ruft jemand und ich sehe überrascht in die Richtung. Es ist Reed.
"Reed, hi.", sage ich zu ihm und sehe das er neben mir her fährt, was mir eigentlich nicht so recht gefällt. Ich wollte nachdenken aber das geht wohl nirgends.
"Hast du deine Karre geschrottet?", fragt er lächelnd.
"Nein, ich hatte lust zu laufen. Darauf wärst du nie gekommen oder?" Ich lächle zurück.
"Ne wirklich nicht. Willst du mitfahren? Ich zeig dir wie schnell es mit so einer Karre geht."
"Danke, aber ich will lieber laufen.", erkläre ich ihm nochmal da ich glaube das er mich nicht verstanden hat.
"Ach komm schon!", versucht er mich zu überreden.
Plötzlich höre ich das Gehupe eines anderen Autos das hinter Reed hinterher fährt.
"Wie du willst. Wir sehen uns.", verabschiedet er sich und fährt schnell weiter.
Als ich mir das andere Auto ansehe und erkenne wer ihn fährt sehe ich es mir verwirrt an. Das ist dieser Junge der in meinem Zimmer war. Ich bleibe stehen, er sieht mich durchdringend an. Dann schließt er die Augen und fährt schnell weiter ohne mich ein letztes Mal anzusehen. Ich weiß wirklich nicht was ich diesem Jungen getan hab, in ein paar Stunden kann ich endlich mit ihm reden und fragen was das soll.
Eine Weile mache ich mir weitere Gedanken darüber wie ich das Gespräch mit ihm anfangen soll, danach gehe ich wieder weiter zur Schule.
Als ich endlich angekommen bin sehe ich mir den leeren Schulhof an, erst zwei Autos sind auf dem Schülerparkplatz und das müssten die von Reed und dem Jungen sein. Ich hab gar nicht gewusst das Reed einer der Ersten in der Schule ist, eigentlich ist er ja kein Streber und mit den Lehrern versteht er sich nun gar nicht. Dieser seltsame Kerl ist wohl sowas wie ein Lieblingseinserschüler, anders kann ich mir das nicht erklären.
Ich setze mich auf einen pflanzenbedeckten Stein und hoffe das ich erstmal mit niemandem reden muss. Heute ist sowieso schon so ein verrückter Tag, da will ich nicht noch mehr komische Geschichten hören oder erleben.
Ich hole mein Tagebuch und lese nochmal meinen letzten Eintrag.
Ich weiß das ich einen Jungen gesehen habe, aber ich kann mir nicht erklären wie er an mein Fenster gekommen ist.
Ich würde gerne wissen wie er das gemacht hat, aber das werde ich wohl erst nach dem Unterricht herausfinden.
Plötzlich höre ich etwas, es klingt als würde jemand Glas zerbrechen. Ich lege mein Tagebuch vorsichtig weg und weiß nicht was ich machen soll. Könnte es sein dass jemand in die Schule eingebrochen ist? Aber warum sollte jemand das tun? Es ist doch nur eine Schule, was kann dort wichtiges drin sein?
Dann sehe ich diesen Kerl vorbeigehen, er hat eine dünne Mappe in der Hand und ich frage mich was er damit vorhat. Hat er diese Mappe etwa aus der Schule geklaut?
Ich sehe ihm weiter nach und merke das er wieder auf den Parkplatz zu seinem Auto geht. Der will wieder wegfahren, das kann der doch nicht einfach machen! Erst klaut der eine Schulmappe, was Schuleigentum ist und dann will er einfach wegfahren damit keiner etwas merkt.
Ich nehme schnell meine Tasche auf den Arm, mein Tagebuch halte ich in der Hand damit es schneller geht. Dann laufe ich zum Auto dieses Typen.
"Hey!", rufe ich wütend und klopfe hart an das Fenster.
Er öffnet zu meinem überraschen das Fenster ein Stück und sieht mich verständnislos an.
"Du... Du bist gerade in die Schule eingebrochen.", erinnere ich ihn und sicher ist er jetzt total verwundert dass ich das weiß.
Er lacht kurz auf und jetzt bin ich verwirrt. Was gibt´s da zu lachen?
Er hebt die Mappe hoch und meint: "Das ist meine Mappe, ich hole mir nur was mir gehört."
"Und jetzt verschwindest du einfach?", frage ich und sehe ihn genervt an. Ich hasse solche Leute die nur an sich selbst denken.
Er sieht mich anzüglich an und ich verstehe nicht was das soll. "Ich komme wieder wenn du willst."
Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und weiß nicht was ich dazu sagen soll.
Der blonde Kerl nickt verständnislos. "Ich weiß, schlechte Anmache."
"Schlauer Junge.", kommentiere ich nur.
"Du erkennst mich nicht oder?", fragt er auf einmal neugierig und sieht mich wieder durchdringend an. Wie meint er das, ich erkenne ihn nicht? Wieso sollte ich ihn erkennen? "Es wird dir noch einfallen."
Ich verstehe noch weniger von seinem Gerede als zuvor.
"Wie heißt du?", frage ich um diese Frage endlich abhaken zu können.
Er schmunzelt und fragt ohne meine Frage zu beantworten: "Wirst du bald 18?"
Ein bisschen irritiert bin ich von dieser Frage schon, aber ich versuche mich lieber auf meine Frage zu konzentrieren. "Ich hab dich zuerst gefragt."
"Ich hab dich was anderes zuerst gefragt.", sagt er nur dazu und sieht mich gespannt an.
Wir sehen uns gegenseitig lange in die Augen als wäre das ein Wettstreit, ich weiß nicht wie lange das schon so geht aber ich merke das die nächsten Schüler kommen.
"Okay... Cleev.", sage ich und schaue ihm weiter in die Augen. Dieser Name ist mir bei clever eingefallen und wenn er mir nicht verraten will wie er heißt denke ich mir eben einen aus.
Er sieht verständnislos aus und fragt: "Cleev?"
Ich ignoriere ihn und als er das merkt sieht er mich amüsiert an.
Dann fragt er weiter: "Ja Camille?"
"Camille?", frage ich empört von seinem Namen für mich. Camille klingt wie eine alte Frau. Er lächelt mich an und fragt wieder: "Cleev?"
Ich muss auch lächeln, unterdrücke es aber und sage: "Wie wärs wenn wir das auf später verschieben? Ich will meinen Unterricht nicht verpassen."
Er wirkt zufrieden und fragt: "Später?"
"In der Mittagspause, du hast ein Auto.", versuche ich ihm klar zu machen das ich weiter mit ihm reden will, wo uns nicht jeder beobachtet wie manche Schüler hier.
Er nickt verständnisvoll und meint: "Das stimmt."
Ich bin zufrieden mit dieser Abmachung und sehe wieder auf die Mappe die er aus der Schule hat.
"Wirst du auch in die Schule gehen, Cleev?", frage ich amüsiert von diesem Namen.
Er steigt aus dem Auto und sieht mich an. "Wir sehen uns dann in der 3. Stunde, Camille.", meint er lächelnd und geht an mir vorbei.
Ich sehe ihm verwirrt hinterher und verstehe nicht was er damit meint. Cleev ist doch nicht in dem selben Fach wie ich oder? In der 3. Stunde habe ich... Kunst. Ahh, deshalb hab ich ihn dort noch nie bemerkt. In Kunst sind wir in einem riesigen Raum mit den ganzen 10. Klassen und dort sind total viele Leute die ich nicht kenne. Aber das müsste ja heißen das Cleev in meine Parallelklasse geht und das hätte ich doch bestimmt mitgekriegt oder? Jetzt mache ich mich aber schnell auf den Weg zu Englisch damit ich nicht zu spät komme.
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2011
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