Geruina ist eine Insel, irgendwo am Rande der Karibik und ist fast so groß wie Madagaskar. Sie ist weitgehend unentdeckt, bis auf einen ehemaligen US Navy Stützpunkt. Längst verlassen, und von der Natur zurück erobert. Am nördlichen Ende befindet sich ein kleiner Vulkan, der bereits vor hunderten von Jahren erlosch. Um die Insel herum befinden sich endlose Strände. Samtweicher, feiner weißer Sand. Warmes kristallklares Wasser. All das bietet den Kontrast zu den tiefen Urwald, der riesigen Savanne oder den rauhen Felsen. Die unglaublich reiche Tier- und Pflanzenwelt, welche sowohl nutzen als auch töten können, befindet sich im Einklang mit den Naturgewalten. Diese Insel bietet alles, was man braucht. Nur ein paar eingeborene bevölkern die Insel. Und bald ein paar Schiffbrüchige.
Jack ist seit kurzer Zeit neuer Stammesführer seines Stammes. Sein Vater wurde vor zwei Wochen bei der Jagd von einem weißen bengalischen Tiger getötet. Man sagt, er spiegelt eine Gottheit wieder, und taucht immer nur dann auf, wenn es Zeit ist, das sich etwas ändert oder etwas schreckliches passiert. Viel Zeit zum trauern blieb nicht. Den der Stamm brauchte ein neues Oberhaupt, der sie beschützte und leitete.
Max, ein ehemaliger Drogendealer aus Berlin, ist 22 Jahre. Er meinte, auf einem LSD Film, die Welt zu erkunden. Mit dem Fahrrad los gefahren, ohne auch nur ansatzweise eine Ahnung zu haben, was ihn erwartet. Nach 3 Jahren auf Tour, an die er sich nur bruchstückhaft erinnern kann, ist er an ein Ticket für eine Kreuzfahrtreise gekommen. Acht Tage quer durch die Karibik.
Eine Kreuzfahrt, meinten sie. Das wird lustig, meinten sie. Und so war es auch. Nachdem die letzte aus ihrem Freundeskreis 18 wurde, haben sie sich eine Suite auf dem Kreuzfahrtschiff gemietet. 5 Leute. Und sie war wohl trinkfester, als die anderen. Da der Rest im aufenthaltsbereich schlief, gesellte sie sich dazu. Zu ihr. Ihr Name ist Katarina, 20 Jahre alt und mit ihren Freunden auf einer Saufkreuzfahrt. Im normalen leben ist sie Medizin Studentin im 4. Semester. Hier ist sie eher eine Alkoholikerin. Was solls. Sie ist 1,58cm, aber damit kommt sie gut klar. Deshalb wird sie auch oft unterschätzt und für hilfsbedürftig erklärt. Aber auch damit hat sie gelernt umzugehen. Normalerweise ist sie nett. Zu mindestens zu den richtigen Leuten.
Gott, wie ihr diese jungen Hühner hier auf die nerven gingen. Entspannen wollte sie! Nichts anderes... Klar kommen... Abschalten... Aber nein... Die neben ihr in ihrer Kajüte hat scheinbar jede Nacht einen anderen Kerl. Wie auch immer... Sie hieß Sophie, ist 25 Jahre, hat mit 21 ihre Ausbildung bei der Polizei abgeschlossen und macht nun ein Studium zur Profilerin. Da sie nächstes Jahr fertig wäre, hat sie sich ein paar Wochen Auszeit genommen. Vorallem um Abstand zu ihrem Vater zu haben. Er sehe sie lieber im Ausland, als bei sich in der Nähe. Liegt wohl daran das sie keine Eier wie ihr Bruder in der Hose hatte, der den Firmenkonzern übernehmen sollte. Ein Faulpelz, der sich von Vater alles in den Hintern schieben ließ. Also nutzte sie jetzt die Zeit um sich zu entscheiden, wie ihr weiterer Weg verlaufen sollte. Vielleicht hält sie ja doch noch etwas hier, wenn es schon nicht die Familie ist.
Der Geruch von Blut und Erde lag in der Luft. Nur ein paar Knochen vom zerlegten Buckelrind, mehr war nicht übrig. Kenai, mein Grauwolf, welcher mein einzigster Wegbegleiter ist, nagte noch an den Knochen. Auch ihm schmeckte das fade Tierfleisch nicht. Tierfleisch. Da lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Aber zum überleben mussten wir darauf zurück greifen. Es ist nicht einfach, einen der anderen Eingeborenen zu jagen. Ja, ich esse Menschenfleisch. Etwas saftigeres gab es nicht. Beim bloßen Gedanken daran, einen Finger abzukauen, oder in einen Schenkel zu beißen, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ich, Kalesh, ahnte das irgendetwas passieren würde. Etwas, das ich mir nicht vorstellen konnte. Aber darüber konnte ich mir keine weiteren Gedanken machen.
Milo ist 20 Jahre alt. Er ist von Natur aus ein eher ruhiger Junge. Trotz seiner Arbeit als Mechaniker hatte er eher ein langweiliges leben. Auch er gewann ein Ticket für die Schiffsreise. Und da er das Meer und Abenteuer liebte, stand es für ihn fest. Mal schauen was ihn auf dieser Reise alles erwartet.
Auf der Insel
Heute ist ein leicht verregneter Tag. Es ist wohl Monsunzeit. Ein guter Tag für den Stamm jagen zu gehen. Da Jack der beste Jäger des Stammes ist, macht er sich allein auf den Weg. Die anderen würden ihn nur stören. Also machte er sich auf den Weg zur Savanne, wo die Buckelrinder sich aufhalten. Diese Tiere sind wie die asiatischen Wasserbüffel. Lieben das Wasser und den Schlamm, aber sie sind sehr scheu und auch recht stark. Er schlägt sich durch den Dschungel, und vernimmt in einiger ferne Wolfsgeheul. Davon lässt er sich aber nicht beirren und läuft weiter Richtung Savanne. Als er sich durch das Unterholz pirscht, trifft ihn fast der Schlag. Das knacken von Knochen war lautstark zu hören. Der Wind steht günstig, und jeder laut wird von ihm weg getragen, ebenso wie sein Geruch. Vorsichtig geht er näher ran. Ein Wolf knackt gerade die letzten Überreste eines Buckelrindes. Normalerweise sind die Wölfe weiter oben in den Bergen, und nicht hier. Dann entdeckte Jack mich. Wie ich mit Blutverschmierten Gesicht da Sitze, und Kenai beobachte. "Es ist Kalesh", dachte Jack.
*Vor einem Jahr wurde sie das letzte mal gesehen. Sie war eine von uns. Bis etwas schreckliches passierte. Seit dem zieht sie allein über die Insel. Sie war einst die beste Jägerin. Und auch die einzigste weibliche. Ich sah sie vor drei Jahren das letzte mal. Es war eine schreckliche Dürre. Alles war krank, und wir hatten kaum zu essen. Eines morgens fand man die Leichen ihrer Eltern. Es wurde von ihnen gegessen. Mein Vater sagte damals, das es wohl Wölfe gewesen sein müssen. Von dir fehlte jede Spur. Nur ein paar Blutspuren an den Pflanzen wahren zu sehen. Ich dachte sie haben dich auch geholt. Die Sichtungen über dich hielt ich für Märchen. Bis jetzt.*
Jack schlug sich die Gedanken aus dem Kopf. Er musste aufmerksam bleiben.
Völlig vertieft sehe ich Kenai immer noch an. Die leichte Briese, die mir dabei entgegen wehte, war erfrischend. Tagsüber ist es oft unerträglich heiß. Wobei man sich an die Hitze gewöhnte. Instinktiv griff ich nach meinem Wasserbeutel, und nahm einen kräftigen schluck daraus. Von dem Wasser rann etwas meine Kehle hinunter, aber das störte mich nicht. Wir mussten weiter. Einen Unterschlupf für heute Nacht finden. Den Nachts konnte es richtig kalt werden. Ich setzte den Wolfsschädel wieder auf, nahm meinen Bogen und stand auf. Kenai bemerkte das, ließ von dem Knochen ab, und kam schnell zu mir. Während ich ihm durchs Fell fasste, hörte ich plötzlich einen lauten knall. Wie ein Blitz der in einen Baum einschlug. Nur hundertmal lauter. Ich konnte nicht zuordnen aus welcher Richtung es kam, aber Kenai wusste es sofort. Ohne zu zögern setzten wir uns in Bewegung. Wir brauchten eine Erhöhung um festzustellen, woher es genau kam, oder um was es sich handelte. Also rannten wir zurück in den Dschungel. Nur kurz vernahm ich eine Gestalt im Gebüsch kauernd war.
*War das Jack? Der Junge des Stammesführers? Ich sah ihn vor drei Jahren das letzte mal. Als ich noch eine von ihnen war. Nur ich bin mit Jack jagen gegangen. Der Rest des Stammes war eher, tollpatschig. Viel zu laut wenn wir uns an die Beute ran pirschten. Mit Jack war das anders. Er war ein erfahrener Jäger. Bis es zur Dürre kam.*
Die Erinnerungen aus der Vergangenheit schüttelte ich ab. Ich musste zuerst heraus finden, was passiert war. Auch Jack setzte sich endlich in Bewegung. Dieser knall hatte auch ihn erschrocken. Schnell rannte er zurück ins Dorf.
Auf dem Schiff
Die Gäste genießen den Blick auf das türkisblaue Meer. Das rauschen der Wellen war beruhigend. Mittlerweile ist es drei Tage her, dass das Schiff am Hafen abgelegt hatte. Während einige Gäste an Deck sich entspannten und die Sonne genossen, den Fitnessraum unter Deck nutzten um sich fit zu halten, durch die Gänge liefen um das Schiff zu erkunden, sehlenruhig in ihrer Kajüte schliefen, nutzten andere ihre Zeit an der Bar, um im Urlaub so richtig einen drauf zu machen. Ja. Jeder hatte andere Vorstellungen von einem erholsamen Urlaub. Sophie war eine von denen, die durch die Gänge lief, und sich umsah. Vor allem aber wollte sie dem gestöhne von nebenan entfliehen. Viel zu entdecken gab es nicht. Nur andere Kajüten, eine Bar, der Speiseraum, der Fitnessraum und einen riesigen Saal. Und über Deck ein paar Liegen. Da es hier oben am ruhigsten war, legte Sophie sich in eine freie Liege, und versuchte hier beim Meeresrauschen zu entspannen. Endlich konnte sie abschalten.
Milo stand auf der anderen Seite an der Rehling, und blickte aufs offene Meer. Durch die Sonne glitzerte das Meer, und am Horizont konnte man schemenhaft einige Inseln sehen. Er machte sich langsam auf den Weg in seine Kajüte, da bald die Sonne untergehen wird. Auf dem weg lief er an feiernden Leuten vorbei, und zwinkerte den gut gelaunten Mädels zu. Eine lächelte ihn an, und zwinkerte sogar zurück. "Vielleicht schließ ich mich ihnen nachher an. Wenn ich sie wieder finden sollte." Dann verschwand er in seiner Kajüte.
Max hingegen lag auf seinem Bett und bewunderte das bunte Farbenspiel an der Decke. Wie immer war er im LSD Rausch. Ihm war egal was die anderen Gäste machten. Solange sie ihn und seine Pillen in Ruhe ließen.
Für andere war dieser Tag wie die anderen davor. Saufen, feiern, saufen. Oder war es saufen, saufen, feiern? Egal. Aber Spaß hatte Katerina auf jeden Fall. Ein paar Tage blieben ihr noch, um den Urlaub so richtig auszukosten.
Mittlerweile war es abend, und fast alle Gäste befanden sich im Speiseraum zum essen. Es war erstaunlich ruhig, als eine Lautsprecherdurchsage vom Kapitän ertönte. "An alle Gäste. Wir legen einen außerplanmäßigen halt ein. Wir müssen tanken." Dann folgte ein genuschel, was nicht nach deutsch oder englisch klang. Unklar war jedoch, weshalb ein Kreuzfahrtschiff bei einer 8 tägigen Reise nach 3 Tagen der Tank ausgehen sollte. Aber nun sollte ein Tankschiff kommen, welches das Schiff auftankt. Zwei Stunden später sollte es soweit sein. Es war bereits dunkel, aber man konnte den Tanker aus der Ferne sehen. Das merkwürdige war, das der Kapitän das Schiff nicht stoppte. Immerhin hieß es ja, das der Tank leer wäre. Doch er steuerte geradewegs auf den Tanker zu. Dann hörte man ein nuscheln aus dem Lautsprecher und ein paar merkwürdige Worte auf einer anderen Sprache. Einer der Gäste schien verstanden zu haben, was gesagt wurde. "Terroristen steuern das Schiff!", rief er, und rannte Richtung Tür. Jetzt brach Panik aus. Alle brüllten los, rannten hektisch umher. Katarina versuchte sich zusammen zu reißen. "Rettungsboote. Auf zu den Rettungsbooten!", rief sie ihren Freunden zu. Was würde bei einem Zusammenstoß passieren? Katarina packte ihre Freunde, und sie liefen gemeinsam über Deck.
Überall wahren Leute, die nicht wussten was sie machen sollten. Das wilde durcheinander, was Max vor seiner Tür hörte, machte ihn unsicher. Ob es wirklich da war, oder ob die Pillen ihm wieder einen Streich spielten, wusste er nicht. Er musste also nachsehen. Die Panik schien echt zu sein, und er quetschte sich durch die Menschenmassen zum Deck.
Instinktiv griff Sophie im Halbschlaf nach ihrer Pistole. Leon der Profi sei dank versteckte sie diese immer unter dem Kopfkissen. Auf ein Riff konnten sie nicht gelaufen sein. Das war ihr klar. Aber die Panik machte sie stutzig. Sophie steckte sich die Waffe hinten in den Hosenbund und ging nach oben. Sie kam sich vor wie in einem Stirb-Langsam-Film. Ironischerweise fühlte sie sich null wie Bruce. Am hinteren Teil des Schiffes machten sich zwei Kerle an den Maschinen zu schaffen. Obwohl Sophie beide nieder strecken konnte, konnte sie die Explosion nicht verhindern. Durch die entstehende Druckwelle wurde sie über Bord geworfen und landete im Wasser. Als sie auftauchte sah sie einige Rettungsboote Richtung Insel treiben. Andere sprangen einfach vom Schiff ins kalte Wasser, und versuchten an Land zu schwimmen. Das Wasser lähmte Sophie, schneller als sie dachte. Die Strömung zog sie oft unter Wasser, aber auch Richtung Strand. "Hoffentlich macht sich mein Dickschädel bezahlt, und ich überlebe den scheiß!" Dann wurde sie bewusstlos.
Auch Milo ist von dem krach vor seiner Tür wach geworden. Als er in die blassen und verstörten Gesichter blickte, war ihm klar das etwas schreckliches passiert sein musste. Er rannte der Masse hinterher um auf Deck zu gelangen. Immer wieder wird er angerempelt, was in dieser Situation aber kein Wunder war. Das Schiff neigte sich schon, und es brach nur noch mehr Panik aus. Er verlor das Gleichgewicht, und stürzte über die Rehling ins Wasser. Gott sei dank befand sich nichts unter ihm. Nachdem er wieder auftauchte, schwamm er in die Richtung eines Rettungsbootes, was gerade kenterte. Als er es mit letzter Kraft erreichte, zieht er ein Frau nach oben, und hält sie über Wasser. Bis sie völlig erschöpft die Insel erreichten.
Katharina war mit eine der ersten auf der Insel. Die wenigen, die vor ihr ankamen, liefen auf das Boot zu, und halfen ihr und den anderen beiden an Land zu gelangen. Eigentlich war ihr Rettungsboot voll besetzt, aber als es kenterte haben es wohl viele nicht wieder zurück geschafft. Sie hoffte, das ihre Freunde auch noch hier ankamen, den sie wurden in unterschiedliche Boote verteilt. Mittlerweile war es so kalt, das Katharina kaum laufen konnte. Trotzdem half sie mit, ein Feuer zu machen. Das zittern war ihr dabei keine große Hilfe. Die nassen Klamotten mussten weg. Also ging sie ein paar Schritte Richtung Wald und zog ihre Sachen aus. Sie versuchte das Wasser auszuwringen, mit mittlermäßigen Erfolg. Als sie sich wieder anzog, war das Feuer inzwischen an. Der Unbekannte hatte es also geschafft. Katharina ging zurück zum Feuer, und setzte sich nah genug ran, um sich aufzuwärmen. Der noch immer Unbekannte meinte, das er Wache halten würde. Über das Feuer und eventuell andere Boote, die noch zur Insel kommen würden. Sie sollte sich ausruhen, und versuchen etwas zu schlafen. Katharina nahm ihm bei Wort, und schlief auch wenig später vor Erschöpfung ein.
Max lag irgendwo allein am Strand. In seiner Erinnerung ist er mit einem Wal zu dieser Insel geritten. Aber das konnte ja nicht stimmen. Jetzt hatte er endlich die Gelegenheit, von seinem Tripp runter zu kommen. Denn Drogen hatte er keine mehr. Er hoffte allerdings, hier ein paar Pflanzen zu finden, die halluzinogene Stoffe enthalten.
Milo wurde auf die Beine gebracht, und zum Feuer geschleppt. Alleine war er nicht mehr in der Lage dazu. Er bemerkte, das schon einige da wahren und setzte sich dazu. Jetzt konnte er endlich durchatmen und sich wärmen. Langsam zog Milo sein Shirt aus und wringte das Wasser in den Sand. Alle wahren still. Nicht einer sagte etwas. Alle wahren fix und fertig von der Tortour gerade eben, und froh es überlebt zu haben. Auch er war geschafft und es dauerte nicht lange bis er einschlief.
Es dauerte, bis Kenai und ich die Erhöhung erreichten. Langsam fing es an, dunkel zu werden, also mussten wir und beeilen. Immerhin war unser Unterschlupf etwas entfernt. Bei dem Gedanken entdeckte ich etwas auf dem Meer. Es sah aus wie ein Boot, nur viel, viel größer. Außerdem wahren noch kleinere Boote zu sehen. Wie viele, konnte ich nicht sagen. Dafür war es schon zu dunkel. Das sollte ich mir später genauer ansehen. Kenai und ich machten uns erstmal wieder zurück zu unseren Unterschlupf. Begleiten wurden wir von ein paar Donnergeräuschen, die nach und nach verblassten.
Die Begegnung gestern mit Kalesh ließ Jack keine Ruhe. Er beschloss, mich in den nächsten Tagen zu suchen, um mit mir zu sprechen. Deshalb war er in der Morgendämmerung schon wach, als ein Jäger in sein Zelt kam um ihn zu wecken. Er sollte schnell rauskommen. Mehr verstand Jack nicht. Der Jäger war zu aufgeregt. Als Jack seine Hütte verließ, sah er den Grund für die Aufregung. Die zwei Männer, die die Frauen zur Muschelsuche begleiteten, trugen eine ihnen völlig fremde Frau. Sie sah komisch aus, und war sicher keine von der Insel. Die Unbekannte war ganz blau, und zitterte am ganzen Körper. Schuhe hatte sie keine mehr, und ihre Kleidung sah mitgenommen aus. Jack rief nach der Heilerin, die kurze Zeit später da war. Sie schlug die Hände über den Kopf zusammen, und Jack ließ die Unbekannte in seine Hütte bringen. Die Heilerin schickte alle Männer raus, bis auf ihn, da er der Stammesführer war. Während Jack sich ums Feuer kümmerte, halfen ein paar Frauen der Heilerin. Sie zogen die Fremde aus, um ihre Kleidung zu trocknen. Die Heilerin bereitete einen Trank zu, und Jack brachte ein paar Tierfelle. Aus Respekt sah er die Fremde nicht an. Er verließ die Hütte, blieb draußen stehen und wartete auf die Heilerin. Er wollte wissen wie es um die Unbekannte stand. Der weiße Tiger, der tot seines Vaters, Kalesh und nun die Fremde. Was passierte hier?
An diesen Morgen wurde ich von Kenai geweckt, während er an meinem Arm leckte. Er schien Hunger zu haben, und da war er nicht der einzigste. Mein Magen machte sich ebenfalls lautstark bemerkbar. Also stand ich auf, zog mich an, griff nach meinem Bogen und verließ die Höhle. Für einen kurzen Augenblick war ich von der Sonne geblendet. Kenai rannte schon voraus, und nachdem auch ich mich an die Sonne gewöhnte, lief ich hinterher. Die Vögel sangen in den Zweigen, die Grillen zirpten im Gras. Es war so ruhig und friedlich. Als wir die Weideflächen erreichten, nahm ich meinen Bogen. Doch bevor es losgehen konnte, überprüfte ich die Windrichtung. Eine leichte Briese wehte mir entgegen. Ideal für die Jagd. Noch wahren keine Buckelrinder zu sehen, aber sie könnten nicht weit weg sein. Geräuschlos pirschte ich mich weiter nach vorn. Meine Umgebung ständig im Auge behaltend, hielt ich kurz an. Frische Spuren in der Erde weckten meine Aufmerksamkeit. Ich untersuchte sie gründlich, da sie mir verrieten, in welche Richtung die Buckelrinder gewandert wahren, oder ob sie gejagt wurden. Aber es schien, das sie zur Wasserstelle aufgebrochen wahren, welche nicht weit weg war. Näher ran pirschend, entdeckte ich sie endlich. Ich nahm einen Pfeil, spannte ihn in den Bogen und zielte eines der Tiere an. Langsam zog ich die Luft ein, und hielt den Atem an. Dann flog der Pfeil mitten ins Herz des Buckelrindes. Nachdem wir fertig wahren mit essen, machten wir uns auf den Weg zum Strand. Von dort aus musste ich das Boot besser sehen können. Nachdem wir am Strand angekommen wahren, war von dem Boot nichts mehr zu sehen. Alles ruhig. Bis Kenai an mir vorbei rannte. Aus einiger Entfernung vernahm ich sein geknurre, und lief schnell zu ihm. Etwas lag vor ihm, und ich konnte bei besten Willen nicht erkennen, was es war. Ich ging näher ran, und erkannte eine Ledertasche. Zumindest ähnelte es einer. Sie war nur wesentlich größer. Ich versuchte es zu öffnen, aber es tat sich nichts. Ein griff zum Messer, ein großer Schnitt, dann zeigte sich der Inhalt. Es wahren überwiegend Sachen. Nur sahen diese recht eigenartig aus. Ich öffnete eine Verpackung und entdeckte darin... Farbe für Kriegsbemalung? Wer zieht denn mit so grellen Farben in den Krieg? Das schien ein merkwürdiges Volk zu sein.
Irgendwann würde Katharina wach. Sie hatte die ganze Nacht am Lagerfeuer verbracht. Dennoch war ihr kalt, da ihre Sachen immer noch Klatsch nass wahren. Ihr Magen machte sich bemerkbar, aber daraus wird wohl erst einmal nichts. Immerhin wusste niemand, was in dem Urwald auf sie wartete. Sie könnten höchstens Angeln. Als Katharina sich umsah, fiel ihr auf, das deutlich mehr Leute da wahren als gestern Nacht. Aber von ihren Freunden fehlte noch immer jede Spur. Sie stand auf und wurde mit einem guten Morgen begrüßt. Es war der gleiche Mann, der gestern Wache halten wollte. "Hast du nicht geschlafen?", fragte sie ihn, obwohl sie Antwort schon kannte. " Nein. Ich wollte auf Nummer sicher gehen." Seine Stimme war tief. Ein großer Mann, der die ganze Zeit ins Feuer starrte und einen Stock rein hielt. Katharina stellte sich ihm vor, und die beiden unterhielten sich ein wenig, bis aus der Ferne jemand schrie, das sie sich etwas ansehen müssten. Alle die wach wahren, rannten dorthin. Der fremde hatte jemanden gefunden. Sie lag bewusstlos auf dem Boden. Katharina ging sofort auf die Knie und prüfte, ob sie noch einen Puls hatte. Ja. Und sie atmete auch noch. Der große Kerl nahm sie hoch und schleppte sie zum Feuer. Dann kam jemand aus dem Urwald mit Feuerholz. Scheinbar hatten sie sich schon Aufgaben zu geteilt. Katharina blieb erst einmal bei der Frau. "Wann glaubt ihr, werden wir hier abgeholt?", fragte sie in die Runde. Der Mann der das Feuerholz holte, meinte, das der Kapitän mit Sicherheit so schlau war, und ein Notsignal verschickt hatte. Das hieß also, das in ein oder zwei Tagen jemand sie retten würde. Der Mann der das Feuerholz geholt hatte, stellte sich als Milo vor. Nach einer Weile stand er auf, und ging Richtung Wasser. Er blickte aufs offene Meer und konnte es nicht fassen, das nichts mehr von dem Schiff zu sehen war. Als hätte es nie existiert. Aber er hatte die Hoffnung, das bald die Rettung kommen würde. Er musste bis dahin überleben, und ohne Trinkwasser stand seine Chance bei Null. Entschlossen ging er zurück zu den anderen, und fragte, wer ihm bei der Trinkwasser suche helfen würde. Zwei Männer standen auf, und die drei marschierten los Richtung Dschungel. Bei jedem Schritt knacken die Äste unter ihren Schuhen und man hörte den Gesang der unterschiedlichen Vögel. Aber trotzdem liefen sie weiter und weiter. " Hier drin ist es schon unheimlich", sagte einer der beiden. "Ja genau deshalb gehen wir gemeinsam. Sechs Augen sehen mehr als zwei. Und falls etwas passieren sollte, können wir uns besser verteidigen", erklärte Milo. Sie liefen immer noch weiter und der Dschungel schien kein Ende zu nehmen. Bis das geplätscher von Wasser zu hören war. Sie folgten dem Geräusch, bis sie staunend ankamen. Es war eine große Lichtung mit einem kleinen Wasserfall. Alle drei stürmten darauf zu und steckten ihre Köpfe komplett in das Wasser und tranken. Sie füllten zwei leere Flaschen die sie mitgenommen hatten. Langsam fing es an mit dämmern. " Wir müssen heute Nacht wohl hier bleiben. Sonst verlaufen wir uns nur", sagte Milo. Entsetzt sahen sie ihn an. Damit hatte einfach keiner gerechnet. Sie suchten an dem Wasserfall nach einer Möglichkeit für einen Schlafplatz. Und diese fanden sie dann auch. Eine Höhle zwischen den Felsen sollte für diese Nacht ausreichen.
Als Sophie wach wurde, saßen ein paar Frauen um sie herum. Sie hatten sie wohl gewaschen und ihre Wunden versorgt. Nur ein paar leichte Kopfschmerzen hatte sie. Es war ein Wunder, das sie überhaupt noch lebte. Eine der Eingeborenen gab ihr ihre Sachen, die sie am Tag des Schiffunglückes an hatte. Die Shorts wahren noch relativ heil geblieben, aber die Bluse, die sie über den Bikinitop getragen hatte, hatte arg gelitten. "Verdammt... Die war so teuer", dachte Sophie nur, zog aber alles an. Die Bluse Band sie zusammen, wie es die Neuzeit Cowgirls taten. Warm genug war es allemal. Sophie beobachtete die Frauen etwas. Sie sahen freundlich aus, wahren aber durch ihre Erscheinung eingeschüchtert. Sie bekam bruchstückhaft mit, das sie eine ähnliche Sprache wie französisch sprachen. Sophie fragte eine der Frauen nach Wasser. Wie von einer Tarantel gestochen lief diese los, und kam mit einer Wasserflasche zurück, die Sophie auf ex leer trank. Gott tat das gut. Eine andere brachte einen Teller mit Früchten. Mangos,Beeren und ein paar Stücke von einer Kokosnuss. Wieder bedanke sie sich und aß. Nachdem Sophie etwas zu Kräften gekommen war, stand sie vorsichtig auf und ging aus der Hütte. Die Kinder die draußen spielten und sie ansahen, wahren weniger ängstlich als neugierig. Die Sonne die zwar nur teilweise durch das dichte Blätterdach schien, ließ einen trotzdem spüren, das es jetzt schon weit über 30° wahren. Sie sah sich weiter um. Es war nur ein kleines Dorf, was aus ein paar Hütten bestand. Aber es wirkte total idyllisch. Die Kinder nahmen Sophie an die Hand und zogen sie zu einem Kreis, den sie mit Stöcken in den Boden gemalt hatten, und versuchten ihr zu erklären, wie das Spiel ging. Schnell Begriff sie, das es sich um ein Hüpfspiel handelte. Dabei wurde sie ständig von den Frauen beobachtet, welche lächelnd zu sahen, wie ihre Kinder mit der Unbekannten spielten. So wenig Bösartigkeit tat gut, nach den letzten Tagen. Nach einiger Zeit holte sie ein Mann, und brachte Sophie in eine Hütte. Diese war größer und von außen geschmückt. Es schien die Hütte des Stammesoberhauptes zu sein. Vorsichtig trat sie ein. Im Schneidersitz saß dort ein Mann mit einer älteren Frau. Vor ihnen lag eine Tasche. Sophie kniete sich ihnen gegenüber und wartete. Der Mann sah sie an, und fragte ob es ihr besser ginge. Sie nickte und bedankte sich die Hilfe. Er lächelte sie an, und erklärte ihr, das man die Tasche am Strand gefunden hatte, und sie die Sachen nehmen sollte. Das Messer und Feuerzeug kamen ihr gerade recht, wenn sie sich auf die Suche machen sollte, um andere überlebende zu finden. Dann wurde es still und man brachte essen herein. Über die Vielfalt war sie erstaunt.
An diesen Morgen machten Kenai und ich uns erneut auf den Weg zum Strand. Ich musste mehr heraus finden. An einer kleinen Lichtung machten wir halt, da ich meinen Wasserbeutel auffüllen musste. Ein Bad war auch mal wieder nötig. Nach dem Bad ging es weiter. Unterwegs sah ich ein paar Jäger des Stammes in einiger Ferne. Ich schlug einen anderen Weg ein, damit sie mich nicht bemerkten. Als ich am Rande des Dschungels ankam, war von den Jägern nichts mehr zu sehen. Zumindest noch nichts. Gerade als ich weiter gehen wollte, sah ich eine Frau, die in meine Richtung lief. Ich versteckte mich hinter einen Baum und beobachtete sie. Es musste jemand von dem Boot sein. Eine von hier war sie jedenfalls nicht. Die Frau sah durcheinander aus. Wirkte traurig. Plötzlich vernahm ich Geräusch hinter mir. Ruckartig dreht ich mich um, und sah die Jäger. Sie hatten mich noch nicht entdeckt. Die junge Frau schienen sie auch noch nicht entdeckt zu haben. Was nach ich nun? Wegrennen, oder hier bleiben? Ich hatte keine Ahnung was sie mit ihr anstellen würden. Also entschied ich mich. Ich rannte auf sie zu, packte sie am Arm, während ich ihr mit der anderen Hand den Mund zu hielt, und zog sie hinterher. Kurz darauf versteckten wir uns im Dickicht. *was will dieser Kerl von mir?* Das war das einzige was Katharina in diesem Moment dachte. Sie sah panisch aus. Wehrte sich aber nicht. Dann liefen die Jäger an uns vorbei, ohne uns zu bemerken. Nachdem ich mir sicher war, das die Jäger außer Reichweite wahren, nahm ich vorsichtig die Hand weg. Ich rechnete damit, das sie aufspringen und davon laufen würde. Auf mich einschlug oder anschrie. Aber nichts davon passierte. Sie sah mich einfach nur an. Erst jetzt merkte sie, das ich eine Frau war. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann sie endlich zu sprechen. Aber ich konnte es nicht verstehen. Sie schien es gemerkt zu haben, da ich wohl verwirrt ansah. Kenai spitzten die Ohren und lauschte angestrengt. "Psst. Sei still", flüsterte ich ihr zu. Da sie es tat, nahm ich an, das sie es verstand. Vorsichtig erhob ich mich aus dem Dickicht, und sah mich um. Einer der Jäger war wieder da, und schleppte jemanden auf der Schulter. Dann verschwand er im Dschungel. " Wir müssen hier erst einmal weg", sagte ich zu ihr, packte sie am Arm und lief los. "Halt... Stopp... Ich kann nicht mehr", stöhnte die mir Unbekannte völlig außer Atem. Da wir ein ganzes Stück gelaufen wahren, machten wir eine Pause. Ich reichte ihr meinen Wasserbeutel den sie fast austrank. " Danke" Ich nahm ihr den Beutel wieder ab und setzte mich auf einen Baumstamm. "Was wahren das für Männer", fragte sie, während sie sich ebenfalls setzte. " Jäger aus einem Stamm. Sie haben weiter östlich ein kleines Dorf", erklärte ich ihr. Kenai setzte sich vor mich hin, und beobachtete die Unbekannte. "Er tut nichts", antwortete ich auf ihre stumme Frage. " Gehörst du auch zu diesem Stamm? Und warum haben wir uns versteckt?", wollte sie wissen. Nebenbei fing sie an Kenai zu streicheln. "Ich war einst Mitglied des Stammes. Vor drei Jahren trennten sich unsere Wege. Ich wollte nicht, das sie uns sehen", erklärte ich ruhig. " Warum wolltest du nicht das sie uns sehen?" "Der Stamm opfert gaben zu ehren des weißen Bengalischen Tigers. Man will ihn besänftigen, damit er das Dorf und die Dorfbewohner in Frieden leben ließ. Wenn das Opfer nicht gut gewählt wurde, dann konnte es passieren, das der Tiger sich sein Opfer selbst wählte", erzählte ich. " Denkst du, das würden sie mit mir machen?" "Es ist nicht auszuschließen. Man wird gemästet, zur Opfer stelle gebracht und dann schneidet man ihnen die Kehle durch. Um den Tiger anzulocken", erzählte ich weiter. Etwas Zeit verging, und jeder hing seinen Gedanken hinterher. " Wir sollten weiter gehen. Es ist nicht mehr weit", sagte ich, stand auf und setzte mich in Bewegung. Die Unbekannte folgte mir. "Wohin bringst du mich?" "in meine Höhle. Dort sind wir sicher" Nach einiger Zeit erreichten wir diese schließlich. Ich machte ein Feuer, wo sie sich niederließ. "Ich bin bald zurück. Kenai wird solange hier bleiben", dann verschwand ich. Kenai setzte sich an den Eingang und behielt alles im Blick. Katharina versuchte mit ihm zu reden, wie man es zu Hause mit seinen Hunden tat. Aber er schien besessen zu sein von seiner Mission. Nicht abzulenken und sehr Aufmerksam. Katharina legte etwas von dem vorrätigen Holz ins Feuer und hockte sich dann zu Kenai an den Eingang. Er sah sie kurz an und leckte ihr über die Wange. Er schien sie zu mögen. Das war gut. Mich fand sie aber irgendwie unheimlich. Als Katharina mich fragte, ob ich auch zum Stamm gehörte, zögerte ich und blickte zu Boden. Eigenartig. Zur Abenddämmerung kam ich wieder zurück zur Höhle. Mit neuem Wasser und zwei Kaninchen, die ich ausnahm und über dem Feuer fertig machte. Die Unbekannte fragte mich nach meinem Namen, den ich ihr kurz und knapp mitteilte. Auch sie verriet mir ihren. Nach dem essen machte ich ihr einen Schlafplatz zurecht, auf den sich Katharina legte und einschlief.
Ich wachte mitten in der Nacht auf. Viel zu früh. Ich zog mich langsam und leise an, und setzte mich an Feuer. Legte ein paar Holzscheide auf, damit es nicht aus ging. Dann fing ich an, mein Messer zu schleifen.
Als Katharina aufwachte, befand sie sich auf dem Boden. Hell erleuchtet von Fakeln. Sie hörte Stimmen und getrommel. Was sie sagten, konnte sie nicht verstehen. Dann wurde sie von jemanden vom Boden hochgezogen und auf die Knie gezwungen. Sie verstand einfach nicht was hier los war. Langsam ging ich auf sie zu mit einem großen scharfen Messer, lachte Katharina ins Gesicht und schnitt ihr die Kehle durch.
Schweiß gebadet wachte Katharina nun wirklich auf. Was für ein fürchterlicher Traum. Neben ihr lag Kenai, der kurz den Kopf hob, sie anschaute und sich dann wieder hinlegte. Dann sah sie mich am Feuer sitzen. Wie ich mein Messer schliff. *Sie will mich umbringen! Oder zum Stamm bringen! Ganz sicher!*, dachte Katharina ängstlich. Vorsichtig stand sie auf, und achtete dabei auf Kenai. Ich bemerkte es erst noch nicht, da ich dem Tanz der Flammen zu sah. Dabei viel mir ein, wie ich zu Kenai gekommen war. Es ist fast eineinhalb Jahre her. Ich war gerade auf der Jagd. Den kleinen hätte ich fast über sehen. Seine Mutter lag tot neben ihm, und er kauerte sich an sie. So klein und zerbrechlich. Ich entschied mich, ihn mitzunehmen, beendete meine Jagd und ging mit ihm zurück zu meiner Höhle. Kenai trug ich auf dem Arm. Dem kleinen schien es zu gefallen, denn er sah nicht mehr so ängstlich aus und leckte ständig an meiner Hand. Er hatte Hunger. Das war klar, denn seine Mutter war schon mehrere Tage tot, das zeigten die Fliegen. Nachdem ich etwas Milch von einer Ziege aufgetrieben hatte, und ja, das war gar nicht mal so einfach, ging es dem kleinem immer besser. Nach und nach gewöhnte ich ihn an feste Nahrung, bis er schließlich mit mir auf die Jagd ging. Von Anfang an wahren wir unzertrennlich. Ich sah zu Kenai und musste lächeln. Schon merkwürdig wie man sich so an ein Tier gewöhnte.jetzt bemerkte ich Katharina, die ruckartig Aufstand. Sie schien schlecht geträumt zu haben. Katharina stand auf, und griff sich einen der Speere. Dachte sie etwa, ich bemerkte das nicht? Langsam kam sie auf mich zu. Dachte wohl, sie würde sich an schleichen. Aber selbst hier war sie lauter als ein Donnerschlag. Und dann wollte sie tatsächlich mit dem Speer zustehen! Ruckartig sprang ich auf, und hielt ihr mein Messer an die Kehle. Ich hätte das ganze hier beenden können, aber ich tat es nicht. Besser gesagt ich konnte nicht. Also nahm ich ihr einfach nur den Speer aus der Hand und meinte, das wir den Umgang mit Waffen Morgen mal über sollten. Keine Ahnung warum ich das tat. Ich hätte sie auch einfach rauswerfen können. Aber auch das tat ich nicht. Von der Tatsache das wir beide noch lebten, war Katharina baff. "Du hast schlecht geträumt, oder?" Sie antwortete nicht. "Du gewöhnst dich da noch dran", fügte ich hinzu. " Warum hat Kenai mich nicht aufgehalten? Hat er mich nicht bemerkt?", fragte sie, nachdem sie ihre Stimme wieder hatte. "Doch, hat er. Er ist wohl davon ausgegangen, das du keine echte Bedrohung für mich bist. Und er hatte recht." Wieder trat schweigen ein. "Du hättest mich töten können", sagte Katharina, in Erwartung auf einer hoffentlich angsteintreibenden Antwort. Aber ich schwieg. " Warum hast du es nicht getan?" "Ich weiß es nicht", log ich sie an. Sie stand wieder auf und drehte sich zu mir. " Sei lieber froh das ich es nicht getan habe, statt Fragen zu stellen. Und jetzt schlaf weiter. Du musst Morgen bei Kräften sein, wenn ich dir zeigen soll wie man mit Waffen umgeht"
Zum Morgengrauen fing es an mit Stürmen und Regnen. Das war zu dieser Zeit nichts ungewöhnliches, und Kenai heulte durch den Wind. Das schien Katharina aufgeweckt zu haben. "Guten Morgen. Wir haben ja in der Nacht herausgefunden, das ein Speer wohl eher nichts für dich ist. Meinst du, du kommst mit einem Messer besser klar?" Sie sah sich um und griff nach einem Bogen. Ich musste lachen. "Das ist wohl eine Nummer zu groß für dich." Eine Weile schwieg sie, hielt den Bogen aber weiterhin in der Hand. "OK. Wenn du beim Bogen bleiben willst, dann zeig ich dir, wie man damit umgeht." Trotz strömenden Regens ging ich mit ihr raus. Bei dem Wetter lernte man am schnellsten. Ich führte sie zum Dschungel und platzierte sie vor einem Baum, den ich vorher markierte. Sie nahm einen Pfeil und spannte ihn in den Bogen. Der erste Pfeil landete direkt vor ihren Füßen, und der zweite >flog< bzw fiel schon etwas weiter. Ich musste mich zusammen reißen, um nicht los zu lachen. Die zwei Pfeile sammelte ich ein, reichte sie ihr, und stellte mich dann hinter sie, um ihre Haltung zu korrigieren. Ohne die konnte es ja nur schief gehen. Ich griff um ihren Körper, ihre arme entlang und legte meine Hände auf ihre. Sie hielt den Pfeil fest, und ich zog an ihrem Arm, um den Bogen zu spannen. "Ziel mit dem Auge genau auf die Mitte. Dann führst du den Bogen ein kleinen wenig höher, hälst deinen Atem an, und lässt los." Das tat sie auch, und er landete genau in der Mitte. Ich löste mich von ihr, und Freudestrahlend sah sie mich an. Dann probierte sie es alleine, und er landete ebenfalls in der Mitte. Sie lernte schnell, das muss man ihr lassen. Wieder sah sie mich freudig an. Mir wurde etwas unwohl bei dem ganzen. Wir standen da, im Regen, pitschnass, und sahen uns einfach nur in die Augen. Bis Kenai die Ruhe störte und knurrend davon lief. Ich rannte ihm hinterher. Ein Hase, mehr war es nicht. Den Spaß gönnte ich ihn, und wartete bis er ihn gefangen hatte. Dann liefen wir zurück zu Katharina. Ich entdeckte den Hasen vor ihr. Bevor sie ihn verscheuchen konnte, zielte ich ihn an, und der Pfeil schoß knapp an ihr vorbei und traf den Hasen. "Das war genug für heute. Morgen können wir weiter machen. Wenn es nicht regnet," sagte ich, während ich den Hasen aufhob. Als wir wieder in der Höhle wahren, setzten wir uns zum trocknen ans Feuer. "Gib mir deinen Arm." Sie schien meine Verletzung bemerkt zu haben. Aber deswegen so einen Aufwand? Ich sah sie irritiert an. "Jetzt mach schon. Ich habe die Wunde gesehen." "Das ist nichts." Kurz darauf packte sie mein Handgelenk und drehte es so, das die Wunde zu ihr zeigte. Dann schmierte sie eine blätterartige Substanz darauf. "Was ist das?", wollte ich wissen. Denn ich verstand nur den Teil, wo sie etwas von Heilung und Entzündung ansprach. "Danke", sagte ich kurz. Ich war es nicht gewohnt Hilfe anzunehmen. Aber das konnte sie ja nicht wissen. Um mich um die Hasen zu kümmern, drehte ich mich zur anderen Seite. Sie sprach mich an, und erzählte irgendwas von anderen Leuten. Das sie zum Strand müsse, um auch ihnen zu helfen. Langsam ging sie Richtung Höhlenausgang. "Du wirst sterben wenn du jetzt da raus gehst. Den Strand wirst du nie erreichen, selbst wenn dich keine Tiere angreifen würden. Warte bis es aufgehört hat zum Regnen. Dann bringe ich dich zurück." "OK", sagte sie kurz, und kam wieder zurück. Nachdem wir gegessen hatten, legten wir uns hin. Trotz das es erst Mittag war. Aber durch den Regen war nicht viel zu machen.
Lange konnte ich nicht schlafen. Wieder und wieder verfolgte mich dieser Alptraum. Es war mittlerweile Nachmittag, aber das Wetter hatte sich nicht gebessert. Ich sah zu ihr, und musste an ihre Worte denken. Sie wollte, nein, sie musste scheinbar so dringend zum Strand zurück. Aber hatten sie dort einen Unterschlupf? Feuer? Das bezweifelte ich. Ich würde sie vielleicht gesund zu den anderen bringen können, aber wer wusste schon, wie lange das so bleiben würde? Wenn das Wetter sich nicht besserte, wäre sie spätestens nach einem Tag krank. Aber das würde auch für die anderen zutreffen. Auch wenn es mich nicht wirklich interessierte, was mit denen geschah. Ihr lag es aber wohl am Herzen. Warum interessierte mich das überhaupt? Ich setzte mich ans Feuer, und dachte weiter nach. Kenai kam zu mir, und leistete mir Gesellschaft. " Hast du eine Idee?", fragte ich ihn während ich ihm durchs Fell strich. Er sah mich nur neugierig an. Wir mussten bis zum Ende des Regens warten. So viel war klar. Aber würde ich sie wieder sehen, wenn ich sie zurück gebracht hätte? Arg! Warum kreist sie mir nur noch durch den Kopf herum? Ich musste mich irgendwie ablenken. Also stand ich wieder auf, ging zur anderen Seite, und packte eine kleine Tasche voll. Das dauerte allerdings nicht gerade lange. Als ich Aufstand, und wieder zur Feuerstelle wollte, drehte Katharina sich gerade um. Genau in meine Richtung. Und schon übernahm sie wieder meine Gedanken. *das konnte ja noch was werden*, sagte ich zu mir selbst, und ging zu Kenai. Säufzend ließ ich mich zu Boden sinken. Kenai legte seinen Kopf auf mein Bein, und döste vor sich hin. Der Regen ließ nach einiger Zeit etwas nach, aber hatte wohl nicht vor aufzuhören. Ich nahm mir die Knochen, die Kenai übrig gelassen hatte, und baute ein paar Pfeilspitzen daraus. Je nach Ausarbeitung, konnte das einige Zeit in Anspruch nehmen. Und es lenkte mich endlich vom Thema >Katharina< ab. Ich schliff also einen Knochen nach den anderen mit Sandstein. Das war die einzigste Möglichkeit, den Knochen zu Formen und schleifen, ohne ihn zu beschädigen. "Was machst du da?", unterbrach Katharina die Stille. "Ich stelle ein paar Pfeilspitzen her." Sie setzte sich zu mich. "Ich weiß das du gesagt hast, das ich bei dem Wetter nicht gehen soll. Aber ich muss." Ich legte die Pfeilspitze, die ich gerade bearbeitete an die Seite, und sah sie an. "Ich sagte dir bereits dass das dein tot sein würde. Oder habt ihr einen Unterschlupf? Ein Feuer? Andere... Kleidung?" "Nein", antwortete sie niedergeschlagen. "Ich werde dich bei dem Wetter jedenfalls nicht in den tot schicken." Sie stand auf und ich folgte ihrer Bewegung. "Aber die anderen können auch sterben! Sie haben auch keinen Unterschlupf!" "Dafür willst du dein leben riskieren? Kennst du sie?", fragte ich ruhig. "Das spielt doch keine Rolle!", schrie sie förmlich und rannte aus der Höhle. *Sie muss total verrückt sein* Ich stand auf, und rannte ihr hinterher. Das war bei dem Wetter aber gar nicht so einfach. Durch den ununterbrochenen Regen war der Boden durchweicht, klitschig und rutschig. Mühsam rannte ich weiter hinter Katharina her, aber sie hatte ein unglaubliches Tempo bei dem Wetter drauf. Es dauerte auch nicht lange, bis wir den Dschungel erreichten, da ich einfach nicht schnell genug an sie heran kam. Erst jetzt wurde mir bewusst, das Katharina in die falsche Richtung lief. Statt auf den Strand zuzulaufen, bewegten wir uns davon weg. Das war überhaupt nicht gut, denn wir näherten uns dem Gebiet des Stammes. Obwohl es noch recht weit weg war bis zum Stamm, mussten wir trotzdem vorsichtig sein. Ich bezweifelte das bei dem Wetter Jäger unterwegs wahren. Was mir Sorgen bereitete, war die Tatsache, das in dem Gebiet etliche Fallen wahren. Vor allem aber die Fallgruben. Ich musste mich also beeilen, und sie einholen, bevor sie in eine solche Falle fallen würde. Das würde sie nicht überleben. Das Glück war allerdings nicht auf meiner Seite. Ich rutschte auf dem schlammigen Boden aus, und schlitterte auf dem Bauch ein paar Meter nach vorn. Überfall klebte der Dreck. Doch Zeit zum Fluchen hatte ich nicht. Ich stand auf, und rannte weiter. Katharina hatte nun einen größeren Vorsprung, aber sie wurde langsamer. Anscheinend ging ihr die Kraft aus. Dagegen behielt ich mein Tempo bei. Stück für Stück näherte ich mich. Und dann passierte es. Der Boden unter ihr gab nach und sie fiel mit einem lauten schrei. Ich nahm Anlauf, sprang und rutschte ihr entgegen. Ihre Hand konnte ich gerade noch so erreichen. Mit der anderen hielt ich mich an einer Wurzel fest. Da hing sie dann nun. An meiner glitschigen Hand. Drei Meter trennten Katharina bis zu den Speeren, die sie aufgespießt hätten, wenn ich ihre Hand nicht erreicht hätte. Ich sah ihren Blick der mir sagte, lass auf keinen Fall los. Eigentlich müsste mir das egal sein. Aber das war es nicht. Ich biss die Zähne zusammen, und zog sie langsam nach oben. Als ich sie endlich oben hatte, ließen wir uns einfach in den Dreck fallen. Endlich konnte ich durch atmen. "Danke", kam es kleinlaut von ihr. Darauf antwortete ich nicht. Stattdessen stand ich auf und reichte Katharina meine Hand. Für eine Außeinandersetzung hatten wir keine Zeit. "Wir müssen hier erst einmal weg. Hier ist es nicht sicher", sagte ich. Katharina nahm meine Hand, und ich half ihr beim aufstehen. Dabei sah sie mich irritiert an. "Das ist das Gebiet des Stammes." ich setzte mich in Bewegung und sie folgte mir. Wir werden wahrscheinlich erst zur Abenddämmerung die Höhle erreichen. Nach einiger Zeit verließen wir wir das Gebiet des Stammes, und konnten uns normal fortbewegen. Keiner sagte in der Zeit irgendetwas. Ich bemerkte nicht, das Katharina stehen geblieben war. "Es tut mir leid." Da blieb auch ich stehen, und drehte mich zu ihr um. "Du hättest dabei sterben können." Stille. "Du kannst hier nicht einfach ahnungslos durch den Dschungel rennen. Hier sind nicht nur Fallen. Sondern auch giftige Pflanzen und gefährliche Tiere." Katharina hatte Tränen in den Augen. Ich ging auf sie zu und wir sahen uns an. "Ich bring dich Morgen zum Strand. Aber zuerst müssen wir aus den Sachen raus." Dann nahm ich sie in den Arm. Mir war bewusst das sie das jetzt brauchte. Kurz darauf machten wir uns wieder auf den Weg zurück. Als wir in der Höhle ankamen, wahren wir klatschnass und durchgefroren. Der Dreck war dank des Regens so gut wie weg. Ich zog meine Sachen aus, schlüpfte in neue und breitete die nassen vor dem Feuer aus. Katharina stand zitternd am Feuer. "Du solltest deine Sachen ausziehen. Sonst wirst du noch krank." Sie sah mich mit großen Augen an. Ich reichte ihr ein paar ältere Sachen von mir. "Die kannst du solange anziehen." Sie war nicht sicher, ob sie es tun sollte. Entschied sich aber, wahrscheinlich dank des fröstelns, doch dazu. Ich versuchte nicht hinzusehen. Aber naja. Es gelang mir nicht. Sie hatte einen unglaublichen Körper. Ich musste automatisch schlucken. Warum konnte ich meinen Blick nicht von ihr abwenden? Ich meine, es konnte ja schlecht an diesen strahlend blauen Augen liegen. Augen, von denen soviel Wärme ausging. Dieses bezaubernde lächeln. Die samtweiche Stimme. "Alles in Ordnung?" Damit riss sie mich aus meinen Gedanken. "Ja... Natürlich", sagte ich schnell. Ich stand auf und holte aus meiner Vorratsecke ein paar Beeren. "Mehr habe ich nicht hier." "Immer noch besser als garnichts." Da hatte sie recht. Ich setzte mich zu ihr, und gemeinsam aßen wir den Krug mit den Beeren leer. "Wir sollten schlafen. Der Tag war anstrengend genug", meinte ich. Damit war alles gesagt, und wir legten uns schlafen.
Tag der Veröffentlichung: 25.09.2015
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