"Die Angst ist verschwunden, wenn Sie ihr Ihre volle Aufmerksamkeit gewidmet haben."
Krishnamurti, Vollkommene Freiheit
Panik
Ich liege in meiner Badewanne und versuche mich von meinem ereignisreichen Tag zu erholen, ein wenig zu entspannen. Ich hatte gehofft, dass der kleine Teufel in mir Ruhe geben würde. Doch wie so oft in letzter Zeit schleicht er sich heimlich an. Klopft erst leise an die Tür. Ich ignoriere das Klopfen. Will jetzt entspannen. Nichts denken. Gar nichts. Einfach nur zur Ruhe kommen.
Manchmal verschwindet er wieder. Manchmal, so wie heute ist er aufdringlicher. Das Klopfen wird lauter. Ich beginne mich an seinen letzten Besuch zu erinnern. Da lag ich im Bett und las ein Buch. Auch hier wollte ich entspannen, aber es wollte mir nicht gelingen. Die gelesenen Worte entschwanden aus meinem Kopf und der böse kleine Teufel übernahm ihren Platz und breitete sich allmählich aus, vereinnahmt meinen Kopf, übernimmt langsam meinen gesamten Körper bis es kein Zurück mehr gibt.
Mein Bauch beginnt zu kribbeln. "Versuch an was anderes zu denken! Schnell, bevor es dich wieder überrollt", sage ich mir. Das Kribbeln beginnt sich durch meinen ganzen Körper zu verbreiten. Ich weiß genau, dass wenn ich jetzt nicht handle, es mich wieder überrollen wird. Es schwillt immer bis zu einem bestimmten Punkt an bis es kein Zurück mehr gibt, bis ich es über mich ergehen lassen muss.
Jetzt kribbelt es überall, mein Magen wird flau, ich scheine keine Luft mehr zu bekommen. Mir ist so verdammt heiß. In meinem Kopf rauscht es. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Es ist alles sinnlos. Das ganze Leben. Ich muss eh sterben. Und dann? Dann bin ich einfach nicht mehr da? Alles leer. Alles vorbei. Alles umsonst. Leben gelebt... Aber wer erinnert sich an mich? Was wird aus mir? Existiere ich irgendwo weiter? Was geschieht mit mir, mit meinen Gedanken, mit meinen Erinnerungen?
Ich steige aus der Badewanne und krümme mich nackt auf dem Badezimmerboden zusammen. Lass es geschehen. Kann nichts tun. Versuche wieder Herr meiner Gedanken zu sein, aber ich stecke schon mitten in der Panikattacke. Da gibt es kein Zurück. Aber es wird vorbei gehen... Wann hört es endlich auf? Ich zittere. Nicht vor Kälte, sondern vor Erschöpfung. Es ist so mächtig. So vereinnahmend. Ich bin nicht mehr da. Da ist nur noch die Angst, die mich und meinen Körper beherrscht. Ich schaue auf meinen Körper. Ich bin noch da. Zumindest physisch.
Nach gefühlten Stunden ist es vorbei. Ich trockne mich ab, zieh mich an und gehe ins Bett.
Texte: Photo von BookRix.
Tag der Veröffentlichung: 21.05.2009
Alle Rechte vorbehalten