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Prolog





Die Erde ist untergegangen. Durch den Klimawandel wurde sie unbewohnbar für jegliche Lebewesen. Das Chaos war unbeschreiblich. Im Winter waren die Menschen glücklich, wenn das Thermometer 20°C erreichte und im Sommer konnte kaum jemand das Haus verlassen, wegen den 50°C im Schatten, die in dieser Jahreszeit herrschten. Vor allem die Tier- und die Pflanzenwelt mussten leiden. Die meisten Pflanzenarten starben aus, da sie sich nicht in so kurzer Zeit, wie der Klimawandel fortschritt, anpassen konnten. Deshalb hatten die meisten Tiere und auch Insekten keine Nahrung mehr. Es wurde ganz schlimm, als die Bienen ausstarben. Denn wie einst von Einstein vorausgesagt, konnte sich die gesamte Weltbevölkerung nur noch weitere vier Jahre von den gesammelten Vorräten ernähren.
Zumindest wurde mir das erzählt. Ich persönlich habe dies alles nie erlebt. Das ganze Wissen über unsere Vergangenheit habe ich von meinen Eltern. Und die haben es auch nur von ihren Eltern gehört. Heute leben wir auf dem Mond, denn kurz bevor die Erde unbewohnbar war, wurde ein Teil der Bevölkerung mit allen nötigen Mitteln zum Leben auf den Mond umgesiedelt.
Es sind inzwischen 120 Jahre ins Land gegangen seit der großen Reise, wie wir die Umsiedlung nennen.

Kapitel 1




Mein Name ist Keela. Ich lebe mit meiner Familie in einem kleinen Dorf auf dem Mond. Eigentlich führen wir ein recht normales gemütliches Leben, wie alle anderen. Mein Vater, Aidan, ist ein Techniker. Er sorgt dafür, dass die Mondkuppel stets intakt ist. Die Mondkuppel ist eine Art Ball, der den Mond einschließt. Sie schützt uns vor Meteoriten und sonstigen Gefahren aus dem Weltraum und verstärkt sie die Schwerkraft des Mondes, damit wir uns normal bewegen können. Meine Mutter, Maeva, hingegen ist eine einfache Hausfrau. Sie kocht, wäscht, putzt,näht und sorgt sich um ihre Kinder, wie die meisten anderen Frauen auf unserem kleinen Mond. Jedoch war meine Mutter anders. Sie war nicht nur an dem Haushalt interessiert, genauso wenig, wie mein Vater an seiner Arbeit. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht meinem Zwillingsbruder, Keenan, und mir unsere Vergangenheit zu lehren. Nicht über unsere Vergangenheit auf dem Mond, sondern die, als die Menschheit noch auf der Erde lebte. Eine Welt, vor der großen Reise, die mein Bruder und ich uns kaum vorstellen können.
Meine Eltern erzählten uns, dass unsere Vorfahren aus einem Land namens Irland kamen. Ein Land, das wohl das grünste Land gewesen war.
Ich verspürte immer wieder diesen Drang Irland mit meinen eigenen Augen zu sehen. Es war für mich wie eine Art Zwang, den ich nur schwer unterdrücken konnte. Zwar war der silberne Sand des Mondes eines der schönsten Dinge, die ich je gesehen habe, aber dennoch, grünes Gras zu sehen und unter seinen Füßen zu spüren musste ein unvergleichliches Gefühl sein.
„Keela!“. Erschrocken wurde mir klar, dass ich eigentlich in einer 'Unterrichtsstunde' war. Mein Bruder hatte mich mit seinem Ruf aus den Gedanken gerissen. „Wieso kommst du eigentlich immer, wenn du dann doch halb auf dem Tisch einschläfst?“ fragte Keenan provozierend. Ich schenkte ihm nur einen (wie ich hoffte) mörderischen Blick und wandte mich meinem Vater zu. Dieser hatte uns gerade davon erzählt, wie es kurz vor der großen Reise auf der Erde ausgesehen haben muss. „Es sind kaum Bilder von dieser Zeit gemacht worden. Die Menschen waren zu sehr damit beschäftigt, sich am Leben zu erhalten. Jedoch vermute ich, dass die Erde wohl jetzt auch ungefähr so aussehen müsste, wie damals. Leider haben wir wohl keine Möglichkeit uns davon zu vergewissern. Die Kuppel lässt uns keinen Blick auf den Weltraum, geschweige denn auf die Erde.“. Vater musste das wissen, denn immerhin war er der Mann, der am nächsten an der Kuppel arbeitete.
„Aber wieso wurde die Kuppel denn überhaupt komplett geschlossen, ohne jegliche Möglichkeit nach draußen zu schauen.?“ fragte ich. Es war mir wie immer ein Rätsel und ich hatte das Gefühl uns wurde etwas verheimlicht. Jedoch hatte mein Vater nur eine Antwort auf diese häufig von mir gestellte Frage: „Dadurch sind wir stärker geschützt.“ Natürlich. Irgendwie machte ich mir immer wieder Hoffnungen, dass ich eine andere Antwort bekommen würde, aber dieses Mal wohl nicht. Ich seufzte und stand auf. Ich müsste mich irgendwie ablenken, damit mein Temperament nicht wieder mit mir durchging. Also ging ich durch unseren kleinen Hof und lief zu meinem Platz. Mein Platz war eine kleine Lichtung in dem Wäldchen neben unserem Hof. Der Wald besteht hauptsächlich aus Birken und es wächst kaum Gras, wegen der wenigen Lichtzufuhr, doch auf meiner Lichtung gibt es viel Gras und hunderte von roten und gelben Blumen. Rot war schon immer meine Lieblingsfarbe. Meine Mutter meint das liegt an meinen roten Haaren. Keenan und ich wurden mit feuerroten Haaren geboren. Selbst unsere Eltern waren erstaunt über diese kräftige Farbe, obwohl beide selbst auch rote Haare haben. Jedoch mischt sich bei ihnen noch etwas blond mit ein.
Als ich die Lichtung betrat spürte ich förmlich, dass etwas anders war. Ich ließ meinen Blick schweifen und dann sah ich ihn.
Das erste was mir auffiel waren seine Augen. Erst dachte ich sie würden leuchten, denn sie waren von einem so strahlenden grau, dass ich kaum meinen Blick abwenden konnte. Plötzlich wurde mir bewusst, wie seltsam ich wirken musste, wie ich einfach nur da stand und ihn anstarrte. Ich räusperte mich. „Hallo.“ sagte ich ein wenig verschämt. Er schaute weiter zu mir herüber und nickte kurz. Etwas verwirrt setzte ich mich auf ein weiches Stück Rasen.
Eigentlich kannte ich ihn. Nur vom Sehen her. Er hieß Damian und war der Sohn des Ärzteehepaares aus unserem Dorf. Aber dennoch schien er mir in diesem Moment völlig fremd. Er müsste in meinem Alter sein, vielleicht etwas älter. Meine Mutter hatte ab und zu über ihn geredet und ein wenig geschwärmt, aber ich habe ihre Andeutungen nie verstanden. Doch jetzt sah ich Damian in einem neuen Licht. Bis jetzt hatte ich gedacht, ich wäre die einzige, die diese kleine Lichtung kennt und sie als Zufluchtsort benutzt und doch saß dieser Junge dort elegant an einem Baum gelehnt und schaute mich aus ruhigen, kalten Augen an. Ich setzte mich jetzt so hin damit ich ihn nicht direkt sehen konnte. Zwar war diese Begegnung merkwürdig, doch ich war aus einem anderen Grund hierher gekommen. Obwohl mein Ziel schon erreicht war. Die Ablenkung, die ich gesucht hatte, war eingetroffen. Irgendwie schaffte ich es trotz meiner neuen Sitzposition immer noch zu Damian zu schauen. Nur hin und wieder einen Blick zu erhaschen.
Plötzlich stand er seufzend auf. Verwundert schaute ich zu ihm. Er ging geradewegs auf mich zu, hielt mir eine Hand hin und sagte: „Mein Name ist Damian. Schön dich zu treffen.“. Jetzt war ich komplett verwirrt. Hatte dieser Junge mich nicht eben noch auf sturste Weise ignoriert? „Ehm hallo, ich bin Keela.“. Ich reichte ihm meine Hand, doch anstatt sie zu schütteln zog er mich hoch. Einen kleinen Schrei konnte ich mir nicht verkneifen. Feixend betrachtete er mich. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Mädchen bist, dass bei so einer Kleinigkeit gleich los schreit.“- „Na ja, als Schrei kann man das nicht bezeichnen. Es war eher ein überraschter Laut.“.
Da fingen wir beide an zu lachen. Nach einer Weile wurden wir wieder ruhiger, doch das Eis war gebrochen. Er kam etwas auf mich zu und setzte sich knapp einen Meter neben mir ins Gras. „Wieso bist du zu dieser Lichtung gegangen?“ fragte er mich. Ich schaute ihn etwas grübelnd an. „Na ja, eigentlich ist das hier meine Lichtung. Ich hab sie entdeckt und sie wurde zu meinem Rückzugsort.“
„Dann werden wir wohl um diesen Ort kämpfen müssen, denn ich komme mindestens schon seit 7 Jahren hierher.“ Meine Augenbraue zog sich wie von selbst hoch. Ungläubig starrte ich Damian an. Ich war mir sicher gewesen, dass ich bis heute die einzige gewesen bin, die von dieser Lichtung wusste. Sie war mein kleines Geheimnis. Na ja, Keenan wusste von dieser Lichtung, aber er kam nur in Notfällen um mich zu holen. Aber Keenan zählte nicht wirklich. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander.
Mir fiel auf, dass Damian anscheinend versuchen musste ein Grinsen zu unterdrücken. Plötzlich hörte ich entfernte Rufe. Doch mit der Zeit waren es keine Rufe mehr, sondern eher Schreie. Damian und ich schauten uns erschrocken an. Wir standen rasch auf und liefen zurück zum Dorf.
Nach kurzer Zeit sah ich meine Mutter und Keenan mir entgegenlaufen. Im Dorf war ein einziges Chaos ausgebrochen. Als ich endlich meine Familie erreichte viel mir ein Stein vom Herzen. „Was ist denn los“ fragte ich. „Es ist etwas mit der Kuppel passiert. Wir waren gerade im Haus als etwas sehr hart gegen die Kuppel geflogen ist. Dein Vater ist sofort zum Ausguck gerannt, aber bis jetzt wissen wir noch nichts genaues.“ Ich blickte sie mit aufgerissenen Augen an. Noch nie war etwas derartiges geschehen. Auf einmal viel mir Damian ein. Ich schaute mich um, doch er war nicht mehr da.

Kapitel 2




Ich konzentrierte mich wieder auf meine Mutter und meinen Bruder. Genauso wie sie hatte ich angst, was ab jetzt mit uns geschehen würde. Die Kuppel war immer unsere Sicherheit gewesen, das wir hier überleben konnten, doch was wenn sie einen Schaden genommen hatte, der nicht zu reparieren war? Das könnte alles Leben auf unserem Mond zerstören.
Langsam merkte ich, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat und ich anfing zu zittern. Mein Bruder nahm sanft meine Hand und drückte sie fest, doch ich spürte auch seine Unruhe.
Plötzlich kam mein Vater aus dem Getümmel hervor. Erschöpft blieb er bei uns stehen. Er wollte direkt anfangen zu erzählen, was genau passiert war, doch meine Mutter sprang ihm ins Wort: „ Schatz, komm erst einmal zur Ruhe. Du hast ja schon einen halben Herzinfarkt.“ Mein Vater holte ein paar mal tief Lust und begann dann zu sprechen.
„ Wir sind erst einmal alle in Sicherheit. Wir konnten das Loch schnell wieder schließen. Jedoch müssen wir bald einige Teile erneuern und dies wird wohl schwer sein, da unsere Vorräte an Titan bald ihr Ende erreichen. Ein Meteorit in dem Größenmaß haben wir noch nie gesehen. Der Stein hing noch von außen an der Kuppel und hat somit das Loch fast ganz verschlossen. Gott sei Dank. Sonst könnten wir hier nicht so gelassen stehen und uns gemütlich unterhalten.“ Vater redete in einem Schwall und drohte fast gar nicht mehr auf zu hören. Doch irgendwann kam einer seiner Arbeiter heran gesprintet um ihn zu informieren, dass sie eine große Entdeckung gemacht hatten. Meine Vater rannte hinterher. Keenan und ich schauten uns nur kurz an und folgten ihm im Eiltempo. Mutter rief nur noch halblaut „Seid vorsichtig!“ und versank in der Menge.
Wir rannten immer weiter, bis wir die Treppen erreichten, die unser Vater nur kurz zuvor bestiegen hatte. Irgendwann kamen wir ganz oben an und schauten uns nach unserem Vater um. „Da vorne ist er.“, sagte Keenan und ging schon vor. Ich folgte ihm und endlich erreichten wir unsere Vater er kauerte gerade vor...ich weiß nicht was dieses Gerät war. „Vater, was ist das?“, fragte ich sofort. Vater schaute auf und musterte mich und meinen Bruder. „Dies, meine kleine Prinzessin, ist ein Fernrohr.“. „Ein was?“ Keenan und ich konnten uns gleichermaßen nichts unter dem Begriff vorstellen. „Ein Fernrohr ist ein Gerät um sich weit entfernte Dinge anzuschauen. Früher haben damit viele Erdbewohner dadurch den Mond bestaunt.“.
Ich fand vor meinem Bruder die Sprache wieder: „ Aber was bringt so etwas denn heute noch? Wir können doch durch die Kuppel nichts betrachten, was außerhalb des Mondes liegt.“
Vater schaute uns mit einem vielsagenden Blick an. „Es hat sich sehr viel durch diesen Meteoriten verändert. Schaut selbst.“ Er rückte ein wenig von dem Fernrohr ab und Keenan, der näher dran stand als ich, schaute zuerst hinein. Keenan keuchte erschrocken auf. Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und schiebte ihn weg vom Fernrohr um selbst nachzuschauen.
Mir viel die Kinnlade herunter. Ich hatte mir viel vorgestellt, doch das war mehr als sich meine Fantasie je hätte erträumen können.
Immer wenn ich den mir die Erde vorgestellt hatte, sah ich vor meinem inneren Auge einen trostlosen,staubigen und braunen Planeten. Doch hiermit hatte keiner gerechnet.

Kapitel 3

 

Kapitel 3

 

Ich sah keinen langweiligen, braunen Planeten. Die Erde erstrahlte in tiefem Blau und sattem Grün. Mein Gehirn wollte es gar nicht begreifen. Eine mir endlose Minute schaute ich einfach wieder reglos auf diesen sehr wohl lebendigen Planeten. Doch plötzlich kamen in mir hunderte von Fragen auf. Wieso war die Erde nicht abgestorben? Wieso waren wir überhaupt auf den Mond umgesiedelt worden, wenn es der Erde doch anscheinend gut ging? Und wieso hatte das bisher noch keiner entdeckt?

Das alles wurde zu viel für mich. Wie oft hatte ich mir erträumt einmal die Erde zu sehen, auf ihr zu gehen und sie zu fühlen? Es war immer schon mein größter Traum gewesen die Erde kennenzulernen und eigentlich hatte ich mich schon damit abgefunden und es als unbedeutende Kinderfantasie in mein Unterbewusstsein gedrängt. Aber das hier war zu viel für mich. Auf einmal wurde mir komisch zumute. Der Raum um mich herum schien plötzlich zu schwanken. Ich ging einen kleinen Schritt vom Fernrohr zurück, doch das half nicht. Keenan schaute mich schon fragend an. Jedoch bemerkte ich dies kaum noch, denn die Dunkelheit umgab mich bereits...

 

„...la“ Aus der Ferne hörte ich jemanden etwas flüstern. Es kam mir merkwürdig vor, dass jemand mitten in der Nacht redet. „Keela!“ Jetzt war ich etwas sauer. Wer zum Teufel schreit mich bitte um diese Uhrzeit an? Schließlich öffnete ich leicht meine Augen, die sich noch gegen die Bewegung sträubten schwer wie Backsteine waren. Und dann schreckte ich hoch und mir viel alles wieder ein. Die Erde lebt. Wir können wieder zurück. Mein Herz klopfte wie wild und ich strahlte meinen Bruder an, der mich immer noch mit Sorge ansah. "Keela? Wie geht es dir? Ist dir schwindelig oder so?" Ich verneinte seine Frage und stand auf. Ich musste unbedingt noch einmal das Wunder sehen, dass Erde heißt. Aber plötzlich viel mir auf, dass mein Vater nicht mehr hier war. Ich sah mich wiederholt um, konnte ihn aber immer noch nicht ausfindig machen. "Keenan, wo ist Vater?" Keenan zögerte kurz, antwortete aber dann doch. "Er holt gerade den Dorfältesten um ihm diese...Entdeckung zu zeigen." Das Herz rutschte mir in die Hose. der Dorfälteste war ein sehr konservativer Mann. Vermutlich würde er gar nichts machen, nur damit alles beim alten bleibt. Ich hasste diesen Mann. Ich wusste nur das sein Großvater einer der ersten Siedler war, die auf den Mond kamen vor 120 Jahren. Und dieser Großvater war auch der Gründer unserer 'Religion'. Er hat sich selbst 'Mónabearn' genannt, was soviel heißt wie 'Mondkind' und dies wurde dann auch der Name seiner Sekte, die uns alle hier festhielt. Die 'Mónas', wie wir sie nennen, sind Schuld, dass wir nie versucht haben zurück zur Erde zu gelangen. Aber mir war bewusst, dass unsere neue Entdeckung einiges verändern würde. Ob gut oder schlecht wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

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Tag der Veröffentlichung: 14.02.2012

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