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Jeder von uns kommt zu einem Kind. Wir werden von ihnen Ausgewählt. Doch Ich stehe hier schon über einen Monat rum und werde nicht gekauft. Die meisten Kinder schauen mich nicht einmal an. Klar, ich habe hier viele Freunde im Gestell. Doch jeden Tag gehen einige und es kommen neue.
Auf der anderen Seite stehen die Modelle von Dakine. Die laufen wie geschmiert und manchmal habe ich das Gefühl, alle fünf Minuten wird einer von ihnen abgeholt. Dann stehen da auch noch die Reisetaschen und die vielen farbigen Rollkoffer. Die bleiben auch lange hier und werden nur in manchen Jahreszeiten gekauft. Im Grunde haben wir es hier ganz gemütlich. Nur die jungen Erwachsenen, welche vorwiegend Dakine-Rucksäcke kaufen, sind manchmal etwas wild und laut.
Eines Tages dann, betritt eine Familie mit einem kleinen Jungen den Laden. Er hat kurze braune Locken. Ich spüre es. Das ist das Kind, das mich auswählen wird. Und da: Er zeigt mit seinen kleinen Fingern auf mich und seine Mutter nimmt mich für ihn nach unten. Der Junge öffnet alle meine Taschen aber ich glaube er hat sich schon lange entschieden. Er zieht mich an und steht vor den Spiegel. Zum ersten Mal sehe ich mich. Ich bin blau und überall sind Fussballspieler und Bälle zu erkennen. Dann läuft der Jung zur Kasse und seine Eltern bezahlen mich. Ich weiss aber nicht wie viel ich koste! Hoffentlich bin ich auch etwas wert!
Zuhause angekommen, setzt mich der Junge auf den Fussboden und spielt mit mir. Ich sehe es in seinen Augen. Er ist richtig glücklich, dass er mich hat. Doch dann wird es langweilig. Ich stehe etwa zwei Monate lang alleine in einem Zimmer und werde nicht gebraucht So habe ich mir meine Zukunft nicht vorgestellt. Eies Tages legt der Junge ein Etui und eine Agenda in mich und zueht mich an. Vor dem Haus macht seine Mutter noch Fotos von uns. Gemeinsam mit zwei Freunden machen wir uns auf den Schulweg. In der Schule werde ich an einen Hacken in der Garderobe gehängt. Es hat viel Kinder und genauso viele Rucksäcke, die alle neben mir hängen.
Die Kinder verschwinden in einem Schulzimmer und es wird ruhig im Flur. Hier gefällt es mir wieder. Ich habe wieder Freunde und es läuft immer etwas. Am Mittag öffnet sich die Tür des Klassenzimmers und die Kinder stürmen heraus. Ich werde geöffnet und der Junge legt einige Hefte und Bücher in mich hinein. Ich fühle mich jetzt so richtig dick und schwer. Doch das ändert sich sobald wir zu Hause sind. Jetzt sehe ich dem Jungen zu, wie er seine Hausaufgaben macht. Das mache ich gerne. Ich sehe, wie er lernt und die Aufgaben mit der Zeit immer schwieriger werden.
Dann sehe ich die vielen Spielsachen. Früher spielte er noch mit Plüschtieren und hatte freude an kleinen Sachen. Später kamen die Lego's, doch auch die wurden verschenkt oder weggeworfen. Der Junge ändert sich. Er wird Erwachsen und ich merke, dass auch für mich einmal der Tag kommen wird, an dem ich weggestellt und nicht mehr gebraucht werde. Vielleicht werde ich ja von einem Dakine-Rucksack ersetzt.

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Tag der Veröffentlichung: 08.12.2010

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