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Verfolgt bis in den Tod
Schnell drehe ich den Schlüssel im Schloss, angestregnt sehe ich nach vorne. Ja keinen blick nach hinten wagen, jetzt gibt es kein zurück mehr. Dann trete ich auf das Gaspedal und der kleine grüne Audi fährt, mit einem Satz nach vorne, los. „ich muss hier weg. Ich muss hier weg!“ dieser Satz ging mir in den letzten Stunden durch den kopf, als ich mein Hab und gut in die Umzugskartons stopfte, meinen Vermieter anrief um ihm die Neuigkeit zu erzählen und alles in den grünen Audi stopfte der eigentlich meiner großen Schwester gehörte. Doch ich hatte mir den Schlüssel ausgeborgt.“ irgendwann werde ich ihn zurückbringen. Außerdem habe ich einen langen Brief mit meinen Gründen hinterlassen.“ Beruhige ich mich. Wäre da nur nicht diese kleine Stimme in meinem Kopf die immer flüstert „Du hast etwas ausgelassen! Es war nicht dein erster Diebstahl! Willst du eine Karriere als Dieb? Ich erhöhe die Geschwindigkeit und drehe das Radio auf. Als könnte ich meine Gedanken abhängen oder übertönen. Doch die kleine Stimme schreit immer weiter. „verdammt ich habe nichts gestohlen!“ schreie ich und schlage auf das Lenkrad. Das schlechte gewissen nagt an mir. Immer wieder tauchen die Bilder vor meinen Augen auf. Wie sie auf dem Boden liegt und das Blut fließt über ihren Kopf, ihre Augen blicken mich starr an und ihr Mund ist geformt zu einem lautlosen Schrei nach Hilfe.
Schnell schüttele ich den Kopf, doch auch das vertreibt die dunklen Gedanken nicht. Wie ich damals im Dunkeln in die Wohnung einbrach, auf der suche nach Geld. Wie mich Marianna überraschte mit der Nachtischlampe in der Hand. Ihre Haare standen vom schlafen ab und sie sah wunderschön aus, wäre da nicht der ängstliche blick in ihren Augen gewesen. Gnadenlos hatte sie die Nachtischlampe gehoben, bereit dazu mich zu verletzten. Da hatte ich nicht auf mir sitzen lassen können. Deshalb griff ich in meine Tasche und zog den schwarzen Revolver heraus, er wog schwer in meinen Händen und ich erinnere mich noch wie falsch es sich angefühlt hatte die Waffe zu enstischern und zu schießen. Erst der Schuss hatte mich wieder zurück in die Realität gebracht, welche mir unrealistisch und wie ein Traum erschien. Weshalb ich flüchtete.
Erst zuhause in der Wohnung meiner Schwester, bemerkte ich was ich wirklich getan hatte. Heute, eine Woche nach dem tragischen Unglück, ist das Begräbnis meiner ehemals besten Freundin. Sicher werden mich alle vermissen, aber ich kann es nicht ertragen den Sarg zu sehen. Ich weis dass sie immer angst hatte, unter die Erde gebracht zu werden. Außerdem hat sie sich sorgen gemacht sie könne lebendig begraben werden. Säuerlich lache ich auf, mein lachen erschreckt mich selbst. Ich habe seid Stunden nicht mehr gelacht, bin einfach nur gefahren. Ohne mich zu fragen „wo will ich hin?“ oder „und was mach ich dann?“ .
Mein Handy klingelt, es ist meine Schwester. Lange überlege ich ob ich sie wegdrücken sollte, aber ich schulde ihr eine Erklärung für den verschwundenen Audi. Deshalb fahre ich mit schwerem Herzen auf den nächsten Seitenstreifen und nehme ab. „Manuel! Wo bist du? Was machst du für Dummheiten? Und wo verdammt noch mal ist mein Auto?“ brüllt meine Schwester ins Telefon. Ich kann sie verstehen, weshalb ich antworte „es tut mir leid Charlotte.“ Doch meine Schwester will sich nicht beruhigen. „Was ist mit deiner stimme? Sie ist so ... anders! Drehst du durch weil Marinaa tot ist?“ überhäuft sie mich mit fragen. „Wahrscheinlich.“ Antworte ich und lege auf.
Das hat sie nicht verdient, Charlotte hat sich gut um mich gesorgt nachdem ich aus der Psychiatrie kam. Statt mich abzustoßen so wie der Rest meiner Familie hat sie mich bei sich und ihrem Mann, Felix, aufgenommen. Doch ich kann nicht mit ihr reden, um mich dreht sich alles. Ich steige aus dem Auto, die frische Luft schlägt in mein Gesicht. Es fühlt sich härter an als ein Faustschlag und mein Gesicht beginnt zu brennen. Das erste Mal an diesem Tag sehe ich an mir herunter. „Mist!“ fluche ich und stampfe mit dem Fuß auf. Heute Morgen hatte ich vergessen meinen Schlafanzug auszuziehen. Peinlich berührt springe ich zurück ins Auto, doch leider finde ich keine Zeit mich umzuziehen. Denn aus der Ferne höre ich Polizeisirenen, so schnell ich kann lasse ich wieder den Motor an und fahre los.
Eine kurze Zeit kann ich ruhig fahren, ohne die Bilder die mich seit Marinnas Tod verfolgen. Doch als ich die ausfahrt Köln ansteuere höre ich ohne Vorwarnung Marinnas Stimme. „Du hast mein Leben geklaut! Konntest du dich nicht mit meine Herz zufrieden geben. Seid ich dich kenne liebe ich dich. Du hast mein Herz geklaut. Doch es war kein so schlimmes Gefühl wie das von einer metallischen Kugel durchbohrt zu werden.“ Mit einem Ruck bremse ich ab, dass klirren höre ich nur wie durch Watte. „Verzeih mir!“ flüstere ich mit Tränen in den Augen. Doch die kalte Stimme, die wie eine kalte herzlose Kopie der sonst so warmherzigen Marinna klingt antwortet sauer „ Wie soll ich dir verzeihen. Du hast mir das kostbarste gestohlen was es gibt. Weist du was ich alles noch machen wollte? Ich wollte heiraten, Kinder bekommen, mein Studium beenden und ein langes Leben führen. Aber du hast mein Leben beendet und deshalb sollt du leiden! Den Rest deines lebens.“ Ich ziehe den Kopf zwischen den Schultern ein, noch nie hatte mir jemand gedroht, das war mir vollkommen fremd. „Bitte, ich liebe dich doch.“ Flüstere ich mit ersterbender Stimme doch von Marinnas Stimme kommt nur ein hohles, kreischendes Lachen als antwort. „Aber ich liebe dich nicht mehr. Du hast mich damals eiskalt abgewiesen. Als du mich fragtest ob es unsere Freundschaft verletzten wird sagte ich nein.“ Mein Herz zieht sich zusammen, genauso war es damals gewesen. Etwas klopft an mein Fenster, erschrocken drehe ich mich um und sehe in das saure Gesicht einer jungen Frau. Die Blondine steht vor meinem Fenster und schreit mich an. Sauer drehe ich mich um und sehe sie an, langsam lasse ich das Fenster herunter. „Ja?“ frage ich sichtlich genervt. „Sie Arsch, sind sie betrunken oder was? Warum haben sie überhaupt einen Schlafanzug an! Ich werde die Polizei informieren. Wegen ihnen ist mein neuer Wagen kaputt.“ Brüllt mich die Frau an. Doch ich lasse einfach das Fenster herunter. Das Gesicht der Frau färbt sich rot und sie brüllt auf mich ein. Ungerührt drehe ich den Schlüssel im Schloss und trete auf das Gaspedal. Als ich in den Rückspiegel blicke sehe ich wie die Frau mir den Mittelfinger zeigt und sich irgendetwas notiert. Nach kurzer Zeit meldet sich die Stimme wieder, sie scheint mich zu verhöhnen. „Du hast mir mein Leben gestohlen. Gestohlen.“ Sie flüstert immer das gleiche. Gnadenlos fahre ich weiter. Doch dann wird es mir zu viel, die Stimme in meinem Kopf ist unerträglich. Wieder halte ich an, doch dieses Mal fahre ich wieder auf einen Parkplatz, nicht das meine Schwester noch eine Klage am Hals hat wegen mir. „du hast mich getötet. Ich war der einzige Mensch außer deiner Schwester der dich geliebt hat!“ flüstert die Stimme weiter. Hilflos schlage ich meinen Kopf gegen das Lenkrad, für einen kurzen Moment durchzuckt mich ein Schmerz und die Stimme hört auf. Doch sobald die Schmerzen ein wenig abklingen setzt die Stimme wieder ein. „Geh weg.“ Brülle ich und schlage meinen Kopf wieder aufs Lenkrad. „Entschuldigen sie bitte, ich möchte sie ja nicht stören aber brauchen sie Hilfe?“ ein alter Mann klopft an mein Fenster. „Nein danke. Jetzt gehen sie ... bitte.“ Brülle ich den Mann an. Der sich mit einem irritierten Kopfschütteln zurückzieht. Meine Kopfschmerzen klingen ab, aber in meinem Kopf bleibt ein unangenehmes Summen zurück. Was leider nicht Mariannas Stimme übertönt. Mein Handy klingelt, meine Schwester schon wieder. In einem weiten Bogen werfe ich das Handy aus dem Fenster und sehe zu wie es an einem Baum zerschellt. Zufrieden lehne ich mich zurück, für einen Moment herrscht eine wunderbare Stille. Obwohl ich pochende Kopfschmerzen habe fühle ich mich zum ersten Mal seid beginn meiner fahrt wohl. Doch da kommt ihre Stimme wieder „Folge mir.“ Lockt sie.
„Nein, nein, nein!“ brülle ich und fahre wieder an. „Denkst du, du kannst vor mir fliehen?“ kichert die Stimme. Es ist nicht Marinnas warmes Lachen, das Lachen ist hohl und herzlos. „Marinna du bist nicht mehr du selbst!“ versuche ich auf die Stimme einzureden. „Was glaubst du was sich verändert hat? Mein bester Freund hat mich umgebracht. Für das wenige Geld was ich besitze. Warum sollte ein Mensch dann noch eine Seele haben, ein Herz besitzen wenn er vom wichtigsten Menschen in seinem Leben enttäuscht wird?“ flüstert die Stimme. „Folge mir!“ lockt sie wieder. Ich will mich befreien, nirgendwo würde ich sicher sein vor ihr. Langsam fahre ich wieder an. Mit zitternden Fingern halte ich das Lenkrad fest und halte auf den Baum zu. Das letzte was ich sehe ist ein gleißendes Licht, Glas das sich mit Blut und Metall mischt. Das letzte was ich spüre ist ein stechender Schmerz. Das letzte was ich sehe bevor ich meine Augen schliese ist ein grelles Licht. Meine augen sind offen, doch ich sehe nichts, mein Mund ist offen, doch ich atme nicht. Ich bin Tod!
Endlich hat die Qual ein Ende.
einige Tage später findet meine Schwester ihr auto und mich.


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Tag der Veröffentlichung: 03.12.2010

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