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An der Tür klingelt es und ich bin kurz davor zu schreien- wäre ich nicht viel zu müde. Was eine Qual. Wer bitte war auf die Idee gekommen Samstag morgens um 9 Uhr Shoppen zu gehen? Ach ja, ich weiß. Mitchie. Dieses Mädchen ist das fröhlichste, blondeste und leider auch nervigste Mädchen, das ich kenne und aus irgendeinem unerfindlichen Grund, meine beste Freundin. Wieso? Ich hab keine Ahnung. Aus irgendeinem Grund mag ich dieses kleine, blonde Ding. Das einzige, was mich an ihr nervt, ist ihre ständig gute Laune, die von nichts auf der Welt erschüttert werden kann. Manche Leute würden jetzt sagen: „Ist doch süß.“ Ich sage:'NEIN!'
Und jeder, der sich in meine momentane Situation versetzt , die darin besteht, dass ich heute morgen erst um vier Uhr von der Geburtstagsparty meines Stiefbruders gekommen war, mindestens noch 1000 Promille im Blut hatte und noch nicht einmal die leiseste Ahnung hatte, wie ich überhaupt in mein Bett gekommen war, würde meine etwas miefige Laune verstehen, ja sogar Gut heißen.
An dieser Stelle muss ich sagen: Mir ist schlecht. Ich springe auf, renne zum Klo, wobei ich unterwegs, im vorbei Laufen, die Tür öffne und schaffe es gerade noch rechtzeitig zum Klo, wo ich mir alles, was ich auf der Party zu mir genommen hatte (was nebenbei so einiges war) noch einmal durch den Kopf gehen lasse. Im wahrsten Sinne des Wortes, möchte ich meinen.

„Ich habs dir gesagt“, ertönt die – wie soll es anders sein – überhaupt nicht verkaterte Stimme meiner herzallerliebsten Lieblingsfreundin. Muss ich erwähnen, dass sie ebenso lange auf der Party war wie ich? Ich denke nicht. Dieses Mädchen braucht so wenig Schlaf, wie ein...keine Ahnung, wie das Tier eben, das am Wenigsten schläft.
„Ein Ton und ich hau dich“, stoße ich aus und lasse mich auf den Hintern fallen. Mein Gott ist mir schlecht. Nie wieder Alkohol...Naja, wohl eher nicht.
„Du wirst dich wohl heute durch den Tag quälen müssen. Du hast es versprochen“, quängelt Mitchie. Aww. Ich will nicht, aber ich weiß, dass alles keinen Sinn hat. Mitchie will was, also kriegt sie es auch. Noch eine Seite, die ich nicht an ihr mag. Komisch, warum fallen mir heute nur negative Dinge an ihr auf?
„Mädchen, lass mich erstmal in Ruhe. Geh in die Küche mach Kaffee, viel Kaffee. Bereite am besten eine Thermoskanne vor, die kann ich mitnehmen. Ich gehe solange ins Bad und humanisiere mich erst einmal etwas. Ich weiß ich habs versprochen.“
Mitchie grinst mich an. Waaa ihre Laune ist so...übel, ich könnte kotzen, ups hab ich ja schon... jaha Scherz.
Als sie in der Küche verschwunden ist quäle ich mich zurück in mein Zimmer und rüber zu meinem Schrank dort suche ich mir mein Lieblins-Kater-Outfit zusammen, was bestehen aus einer weiten Hose von meinem Stiefbruder und einem engen weißen Top zwar nicht sehr stylisch, aber immerhin bequem ist. Es lebe die Patchworkfamilie.
Mit meinen Klamotten im Schlepptau mache ich mich wieder auf den Weg. Aus der Küche dröhnt irgendein Gute-Laune-Mix von irgendeinem DJ Wasweisich. Ich könnte schon wieder kotzen, doch diesmal nicht wegen des Alkohols. Noch eine Sache, die ich an Mitchie hasse: Ihren Musikgeschmack. In dieser Sache war ich jedoch schon immer eigen gewesen. Aber das ist jetzt unwichtig.
Im Badezimmer angekommen steige ich sofort unter die Dusche und lasse mich vom heißen Wasser berieseln. Manche meinen sich mit kaltem Wasser zu duschen sei nach einer durchzechten Nacht das einzig Wahre. NICHT!! Ich bin der absolute und einzigartigste Warmduscher den man sich vorstellen kann. Aber auch das ist unwichtig.

Naja nun zu Dingen die wahrscheinlich um einiges Interessanter sind. Zum Beispiel Ich. Jahaaa
Ich das bin ich. Mira. Eigentlich Miranda, aber reden wir nicht darüber. Ich bin gerade stolze 18 Jahre alt geworden und wohne seit zwei Wochen in meiner eigenen Wohnung. Außerdem gehe ich in die 12. Klasse des Gymnasiums. Ja ich weiß purer Luxus als Schülerin in der eigenen Wohnung zu wohnen, aber mein Vater hat als 20 jähriger ein kleines Imperium und der Maklerbranche aufgebaut und das Geld sitzt bei ihm recht locker in der Gürteltasche. Mein Glück, würde ich jetzt mal sagen.
Vor zwei Jahren heiratete er wieder, 10 Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau, meiner Mom. Sie starb bei einem Flugzeugabsturz irgendwo über dem Indischen Ozean. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. An nichts aus dieser Zeit. Es ist wie ein tiefes, schwarzes Loch in meinem Gedächtnis. Wie weggebrannt. Mein Vater sagt immer, ich solle froh darüber sein. Es war eine schreckliche Zeit. Er redet jedoch nicht gern darüber. Deshalb war ich auch umso glücklicher, als er mir sagte, er habe eine neue Frau kennen gelernt. Mit Sarah verstand ich mich auf Anhieb und auch mit ihrem Sohn Alex kam ich super aus. Wir beide waren überglücklich, als die beiden uns freudestrahlend von ihrer geplanten Hochzeit erzählten.
Ich stelle das Wasser ab und fühle mich wenigstens etwas erholter. Aber nur etwas. Ich könnte immer noch kotzen. Nachdem ich mir die Zähne geputzt, die Haare geföhnt und gekämmt habe und meine Klamotten übergezogen habe gehe ich ins Wohnzimmer, wo schon ein kleines Katerfrühstück in Form von Rollmöpsen und extra starkem, schwarzen Kaffee. Hach jetzt weiß ich wieder, warum ich Mitchie so liebe.
„Danke, Liebes“, lächle ich sie an und sie winkt nur grinsend ab und setzt sich zu mir. Inzwischen ist es 10 Uhr und nach diesem relativ ausgewogenen (räusper) Frühstück fühle ich mich zumindest annähernd in der Lage vor die Tür zu gehen.
„Komm kleine Mitchie, lass uns gehen, bevor ich es mir anders überlege“, sage ich auch direkt zu meiner Freundin. Diese springt sofort auf und sieht aus wie einer 10-jährige, die sich auf die bevorstehende Bescherung am Weihnachtsmorgen freut.
Mir ist direkt klar, dass dieser Tag einer von der anstrengenderen Sorte ist und freue mich eigentlich schon auf den darauf folgenden Absacker in meiner Lieblingsbar, in der ich wohl aber lieber auf den Alkohol verzichten sollte.

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Tag der Veröffentlichung: 31.01.2011

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