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Prolog

 

‚Mia, kommst du mal bitte?‘ hörte sie die widerliche Stimme ihres Onkels,‘ weißt du, deine Tante ist für heute Abend weg. Und sie möchte das wir uns beide prächtig amüsieren. Möchtest du das nicht auch?‘

Ihr stockte die Stimme, was wollte er von ihr, dachte sie voller Angst.

‚Na – Natürlich, Onkel. An was hast du denn gedacht?‘

Er ließ seinen Blick langsam an ihrem Körper entlang gleiten.

‚Du bist wunderschön, mein Kind. Das Haar und deine Figur hast du von deiner attraktiven Mutter, aber deine Augen, pah, von meinem Bruder‘

Tränen stiegen in ihr auf. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass ihre Eltern tot waren. Tot. Sie würde sie nie wieder sehen. Von hilfloser Wut gepackt ballte sie die Fäuste.

Er hob langsam eine Hand und streichte ihr liebevoll eine Träne von der Wange.

‚Denkst du nicht, es ist Zeit nach vorne zu gucken? Deine Eltern hätten es gewollt und mit deinen 16Jahren solltest du bald erwachsen werden. Ich denke, heute Abend solltest du in den erwachsenenkreis aufgenommen werden. Siehst du es nicht auch so?‘

‚Wie meinst du das?‘ Aus der Wut wurde Angst. Wollte er sie aus dem Haus schmeißen?

Er lächelte spöttisch und seine Hand rutschte von ihrer Wange auf die Schulter über ihre Brüste und an ihre Hüfte. Sein Blick wurde dunkel.

‚Wärst du so nett und begleitest mich mit in mein Schlafzimmer?‘

‚Ich muss noch Schulaufgaben machen und morgen schreiben wir eine wichtige Arbeit. Ich habe keine Zeit.‘

Hoffentlich lässt er sich damit abspeisen, dachte sie.

‚Nanana, kleine Lügnerin. Dafür wirst du mich erst Recht begleiten‘

Und ohne dass sie etwas sagen konnte, hatte er sie schon hochgenommen, ihr den Mund mit Klebestreifen verklebt und sie aufs Bett geschmissen.

 

'Mia, wenn du nicht sofort aufstehst, verpasst du den Schulbus.'

Die Worte ihrer Tante sickerten nur langsam in ihr Bewusstsein. Und sofort dachte sie wieder an den letzten Abend. Den Schmerz, den sie immer noch spürte, wenn sie sich bewegte, die Angst, Die Wut, weil sie so hilflos war, an seinen widerwärtigen Geruch und den Hass den sie auf einmal gegen ihn gespürt hat. Langsam richtete sie sich auf, nur um ihre immer noch blutigen Schenkel zu sehen. Um immer wieder den grauenhaften Schmerz zu spüren, bei jeder einzelnen Bewegung. Die Tränen kamen wieder. Nur gestern Abend hatten sie nichts genützt. Nichts hat ihr gestern geholfen. Fertig angezogen kam sie mit schleppenden Schritten nach unten. Ihre Tante sah sie liebevoll an und strich ihr übers Haar.

'Ich vermisse die beiden auch, meine Liebe, aber sie werden immer bei dir sein. In deinem Herzen. Sie gucken auf dich herab. helfen dir und sind stolz auf dich. Werden immer stolz auf dich sein. Und irgendwann wenn du alt und klapperig bist, wirst du sie wiedersehen.'

Also weiß sie es nicht, dachte sie beruhigt, als sie in ihr tröstendes Gesicht sah. Sie rang sich nur ein Lächeln ab, nahm ein Toast und verschwand in der Morgendunkelheit zur Schule.

Kapitel 2 - 6 Monate später.

6 Monate später.

Jede Woche am Mittwoch ist sie mit ihrem Onkel alleine.

Jeden Donnerstag wacht sie mit Schmerzen am ganzen Körper auf.

Jeden einzelnen Tag in den 6 Monaten wünscht sie sich, sie wäre tot.

Und seit 6 Monaten hat sie kein einziges Wort gesprochen, ausser: es geht mir gut, bis dann.

 

'Mia, so geht das nicht weiter.'

Fragend sieht sie ihre Tante an.

'Du redest seit knapp 6 Monaten nicht mehr. Ich halt das nicht mehr aus. ich kann nicht mehr. das hätten deine Eltern nicht gewollt! Schmeiß dein Leben nicht so hin. Bitte.'

Mia's Tante wartete auf irgendeine Reaktion, aber es passierte nichts.

'Deswegen wirst du heute Nachmittag zu einem Therapeuten gehen. Er ist wirklich sehr nett und ich würde es mir so sehr wünschen. ich möchte dich glücklich sehen, so wie früher.'

Langsam fing Mia an zu nicken. Ihre Tante hatten Tränen in den Augen als sie sagt:'Danke.'

 

Nur noch wenige Schritte trennten sie von der Tür von ihrem neuen Therapeuten. Ihre Tante war vorausgegangen um ihm meine Situation zu erklären. Aber wie soll sie einem Fremden vertrauen, wenn sie ihrer Tante nicht mal sagen konnte, was ihr Onkel ihr antat? Bevor sie weiter darüber nachdachte, kam ihre Tante aus dem Zimmer und zog sie mit hinein.

'Das ist Mia.'

Sie hatte sich ihren Therapeuten anders vorgestellt. Alt und hässlich. Aber vor ihr stand ein junger Mann, knapp 24 Jahre, braune Wuschelhaare mit tiefblauen Augen, die sie ruhig musterten.

'Hallo Mia, ich bin Dominic, dein neuer Vertrauter.'

Ich nickte nur und streckte ihm meine Hand zur Begrüßung hin.

'Sie redet nicht mehr. Also sie ist nicht stumm, aber seit ungefähr 6 Monaten wechselt sie kaum ein Wort mit jemanden.' betroffen guckte ihre Tante ihn an, aber er lächelte nur.

'Äh, ich geh denn jetzt. Mia, ich hole dich nachher ab.'

 

Willkommen in der Hölle, war der einzige Gedanke den Mia hatte, als ihre Tante die Tür hinter sich schloss. 

 

'Also Mia, deine Tante macht sich sehr viel Sorgen um dich. Wenn ich mit dir rede, sei bitte ehrlich zu mir, okay?'

Sie fing an zu nicken. Und konnte sich nicht aus dem Anblick seine meerblauen Augen reißen.

'Möchtest du hier sein?'  - Kopfschütteln.

'Bist du wegen deiner Tante hier?' - Nicken.

'Redest du auch mit mir?'

'Bleibt mir wohl nichts anderes übrig.'

Überrascht dass sie geantwortet hat, blickte er auf, genau in ihre sturmgrauen Augen, worin er für einen Moment den ganzen Schmerz von ihr sehen konnte, bevor sie rasch wegguckte.

'Wie geht es dir?'

'Gut' im selben Moment, wo sie es aussprach, wussten beide das sie log, sonst würde sie jetzt nicht hier sitzen.

'Erzähl mir von dir.'

'Ich bin Mia. Vor kurzem 17 Jahre alt geworden. Meine Eltern starben vor ungefähr 7 Monaten bei einem Autounfall. Jetzt wohne ich bei meiner Tante. Ich besuche ein Gymnasium, wo ich zurzeit 1,7 stehe.'

'Hat deine Tante einen Mann?'

Nur ein aufmerksamer Zuhörer, hörte ihre Bitterkeit, als sie 'Ja, sagte.

'Möchtest du mir noch was sagen?'

'Es ist wie es ist. Und egal, was sie versuchen werden, es wird sich nichts ändern, also lassen sie es lieber. Manche Menschen haben größere Probleme als ich und ich werde damit weiterleben können. Also ich brauche sie nicht. Wenn sie mich jetzt entschuldigen, ich gehe.'

'Nein.'

'Was?'

'Du bleibst hier. Und wie du meine Hilfe brauchst. Du hast keine Eltern. Bist einsam und hast Angst vor der Zukunft. Dir ist alles scheiß egal und redest nicht, weil du Angst hast das es jemand merkt. Ob du willst oder nicht, du brauchst mich.'

Seine Augen blitzten kampflustig auf und sie würde ihm am liebsten eine klatschen, denn er hatte so verdammt recht. Ohne auf ihn zu achten, drehte sie sich um und verließ schnell den Raum.

 

Nachdem sie das Haus verlassen hatte, rannte sie los. Sie wollte weg. Weg von ihrem Onkel und ihrem neuen 'Vertrautem', dachte sie spöttisch. Er hatte ihr Angst gemacht, hat das gesehen, wovor sie all die Monate die Augen verschlossen hatte. Sie spürte immer noch das seltsame Kribbeln, wenn er sie angeguckt hat, als ob er bis tief in ihre Seele gucken kann und den ganzen angestauten Schmerz findet. Es fing an zu regnen und sie wusste schon seit einiger Zeit nicht mehr, wo sie war. Schließlich brach sie an einer beschmierten Hauswand zusammen. Die Tränen liefen ihr bächeweise über die Wange und ihr Körper zitterte vor Angst. Angst vor der Zukunft, denn in ihren Augen hatte sie keine. Sie wird nie einen Mann lieben können, weil sie nie vergessen wird, wozu ein Mann in der Lage ist. Wie viel Schmerz er ihr zufügen kann. Sie hatte die Hoffnung endgültig aufgegeben. Die Sonne ging schon langsam unter, als sie sich endlich zusammen reißen konnte aufzustehen. Sie war vom Regen durchnässt und am Ende ihrer Kräfte. Sie wollte jetzt nur noch schlafen. Als sie sich grade dazu aufmachen wollte einen halbwegs gemütlichen Schlafplatz zu finden, raschelte es hinter ihr und kurz darauf hörte sie eine Stimme.

'He du!', ruckartig drehte sie sich um und suchte nach der Stimme. An einer Hausecke stand ein Mann, vielleicht 18 Jahre alt, schwarze Haare und stechend grüne Augen.

'Du siehst nicht gerade glücklich aus.' Während er dies sagte, wanderte sein Blick langsam ihren Körper hinab, aber nicht lüstern, wie bei ihrem verhassten Onkel oder mitleidig, wie bei Dominic sondern eher misstrauisch.

'Was machst du hier?'

'Bin von zu Hause weggelaufen' - wenn ich überhaupt ein zu Hause habe, dachte sie zynisch.

Wenn du willst, kannst du heute bei mir und meiner Schwester schlafen.' Sie wusste nicht, warum sie darauf einging. Vielleicht lag es daran das sie unendlich müde war. Vielleicht lag es auch daran dass sie die Hoffnung auf das Gute in der Welt noch nicht ganz aufgegeben hatte – naives Ding.

Langsam trat er auf sie zu, nur mühsam konnte sie unterdrücken vor ihm weg zu weichen.

Aber er reichte ihr nur seine Hand.

'Ich bin Mattes.'

'Mia.'

Schweigend gingen sie zu Mattes Wohnung, aber bevor Mattes den Schlüssel ins Loch stecken konnte, schaut ihn Mia durchdringend in die Augen.

'Warum hilfst du mir?'

'Ich weiß, wie du dich fühlst.' Verwirrt folgte Mia ihn in einen knallbunten Flur, der voll mit Schuhen stand. Bevor sie sich weiter umsehen konnte stürzte ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren auf Mattes zu.

'Lola' er sprach diesen Namen so unendlich zärtlich aus. 'Ich habe jemanden mitgebracht, sie braucht unsere Hilfe.' Erst dann viel Lola die andere Gestalt im Zimmer auf. Entsetzt holte sie tief Luft...

 

Mia überlegte schon, ob in der Nähe eine Bushaltestelle ist, wo sie denn vielleicht doch noch ein paar Stunden ruhen könnte, aber sie hatte sich geirrt. Lola, die immer noch die Luft scharf einzog, war nicht entsetzt über sie sondern über ihr Aussehen. Vom Regen nass und durchgefroren, Schlamm an Haut, Klamotten und Haaren, rotgeweinte Augen, ein paar blaue Flecke hier und dort. Aber am meisten erschreckte sie der Ausdruck in Mia's Augen: aufgegebene Hoffnung und Schmerz.

'Schön dich kennen zu lernen, Liebes. Ich bin Lola, Mattes Schwester. Ich baue das Bett sofort auf, aber erst iss doch bitte was, solange suche ich dir was zum anziehen raus.' Mattes nickte seine Schwester lächelnd zu und machte es sich auf dem Sofa vor dem Fernsehen bequem. Aber Lola achtete nicht auf ihn, das Mädchen vor ihr strahlte so viel Schmerz und Symphatie für sie aus, dass sie vor Mitleid fast geweint hätte. Sie weiß genau wie Mia sich fühlt. Sie winkte ab, als Mia sich bedanken wollte und schob sie in die Küche. Dort wurde schnell ein Teller Nudeln vor Mia gestellt und ein XL T-shirt von ihrem Bruder vor ihr ausgebreitet, viel zum anziehen hatten sie nicht, also musste das reichen. Ihr Herz wurde warm, als sie das Leuchten in Mias Augen sah und Lola's Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als sie sah wie ihr Bruder Mia anstarrte.

 

Es war schon mitten in der Nacht, als Mia schlagartig wach wurde. Sie war kurz nach dem Essen ins Bett gegangen. Aber davor hatte sie sich noch tausendmal bedankt. Es war stockfinster und muchsmäuchsenstill um sie herum. Verzweifelt versuchte sie wieder einzuschlafen, aber keine Chance, sie war hellwach. Mühsam schälte sie sich aus dem Gästebett um sich einen Tee zumachen. Aber schon nachdem sie die Tür geöffnet hatte spürte sie eine andere Aura, spürte das sie nicht alleine im Raum war und im nächsten Moment stieß sie mit jemanden zusammen. bevor sie einen Schrei von sich geben konnte, lag schon eine Hand auf ihrem Mund.

'Ich bin's nur Mattes. Brauchst keine Angst haben.' Langsam nahm er die Hand von ihrem Mund. Überflüssiger Weise hatte sie den Atem angehalten vor Angst, weswegen sie erstmal wieder tief Luft holte.

'Ich kann nicht schlafen und wollte mir einen Tee machen.' gab sie zu.

'Warum kannst du nicht schlafen?'

'Albträume...'

'Wovon hast du geträumt, Mia?'

Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie mit zittriger Stimme anfing zu erzählen, aber die Dunkelheit nahm ihr ihre Befangenheit.

'Es waren überall Hände. Sie haben sich nach mir ausgestreckt. Ich weiß nicht, warum, aber im Traum habe ich angefangen zu schreien. Danach sind die Hände nur näher gekommen und eine unheimliche Lache erfüllte den Raum. Ich hatte Angst.'

'Du brauchst keine Angst haben. Ich passe auf dich auf.'

Und dann nahm er sie in die Arme und ließ sie sein T-shirt vollweinen.

 

Nach einiger Zeit wurde Mia dann ihre peinliche Lage bewusst. Langsam schälte sie sich aus seiner Umarmung heraus.

'Danke. Ich .. Äh..'

'Komm mit, ich koche Tee.' Seine stechend grünen Augen trafen auf den ihren. Den Ausdruck in seinem Blick konnte sie nicht deuten und ließ sie leicht verzweifeln. Ihr Blick wanderte an ihm herunter. Er hatte nur eine Boxershorts an! Okay, was hatte sie auch erwartet? Dass er im Anzug schläft?

'Was für eine Teesorte möchtest du haben?' Nur mühsam schaffte sie es in seine Augen zu gucken. Genauso wunderschön.

'Ehm, was habt ihr denn für Sorten?' Sie machte einen Schritt Richtung Küche, zu ihm. Er fing an zu grinsen:' Ich beiße nicht. Komm schon her.' Ein leises Lächeln schlich über ihr Gesicht und bevor sie zur Küche gehen konnte, war er schon bei ihr, hob sie lachend hoch und schleppte sie in die Küche. Er roch gut, männlich herb und viel zu schnell wurde sie wieder sanft hingestellt. Ein lautes Knurren aus seinem Magen ließ sie beide auflachen.

'Hat da jemand Hunger?', neckte Mia ihn.

'Vorhin hat ja jemand alles aufgegessen. Da musste ich hungern.' Er versuchte eine mitleidige Miene aufzusetzen, aber daraus wurde nur eine lachende Grimasse. Lachend hielt Mia sich den Bauch, es war lange her dass sie so gelacht hatte.

'Ey, ihr beiden! Könnt ihr mal leise sein? Manche Menschen wollen um diese Uhrzeit schlafen!' ertönte es schläfrig und leicht belustigt aus dem Nebenzimmer.

'Ai ai, Sir.'

'Ach Mattes, halt die Klappe!'

 

'Übrigens ich möchte Früchtetee.', sagte Mia nach einer kurzen Verschnaufpause 'Soll ich dir was zu essen machen, Mattes?'

'Würdest du das denn für mich machen?'

'Na komm mal, ich darf heute hier schlafen. dann ist das doch das mindeste was ich tun kann!' Sie drehte sich schon um, um im Kühlschrank nach Eiern zu suchen.

'Mia ?'

'Hm?'

'Du stehst nicht in unserer Schuld. Weiß du, manchmal muss man einfach leben. Scheiß darauf, was andere dir sagen, mach dein Ding und du bist zu niemand Dankes verpflichtet. Denn er macht es freiwillig. Lass dich zu nichts zwingen aus Dankbarkeit, okay? Bitte versprich mir das. Aber trotzdem achte auf die Gefühle anderer. Tu niemanden unnötig weh.'

Seine Worte hörten sich so ehrlich und aufrichtig an. Schwungvoll drehte sie sich in seine Richtung und wieder trafen sich ein grünes und ein graues Augenpaar.

'Danke.'

 

'Ah! Mattes das heißt wohl Krieg!!!' Grinsend wischte Mattes das rohe Ei aus Mias Gesicht.

'Du sahst so aus, als ob du weit weit weg bist. Ich wollte doch nur dass du wieder in meiner Welt lebst!' Lachend matschte sie ihn mit meiner Eierpampe im Gesicht ein.

'Mia? Dreh dich doch bitte mal um.' Er hatte Schwierigkeiten ein Lachen zu unterdrücken.

Langsam drehte sie sich um, um mit einem Haufen Mehl eingestaubt zu werden.

'Wie ein lebender Kuchen.' kicherte er vor sich hin. 'Du hast es nicht anders gewollt!'

Grinsend schmiss sie sich in seine Arme um ihn mit der Pampe einzureiben. Sie hob langsam ihren Kopf und mal wieder trafen sich ihre Augen. Ihre Münder kamen sich immer näher. Sie roch schon seinen männlich herben Geruch mit einer feinen Note von Bitterschokolade. Seine Hand streichelte langsam ihre Wange, als sich endlich ihre Münder trafen. Es war ein zärtlicher, sanfter Kuss.

'Mattes, tut mir Leid. ich ka..ka..kann das nicht.' Schnell huschte sie an ihm vorbei und zog hinter sich ganz leise, um Lola nicht zu wecken, die Tür hinter sich zu.

Die Tränen bahnten sich wieder einen Weg über ihre Wangen.

Warum hatte sie das getan? Sie fasste sonst nie so schnell Vertrauen zu Fremden, okay falsch gesagt. Sie fasste nie Vertrauen zu irgendwem. Ihr Onkel hatte sie das gelehrt. Und jetzt hat sie sogar einen Fremden geküsst! Natürlich, es war Mattes, aber sie kannte ihn noch nicht mal einen Tag und sie hatte besonders Angst wieder verletzt zu werden. Sie würde es nicht nochmal ertragen verletzt zu werden, dass wurde sie schon oft, zu oft.

 

'Mattes, was ist denn los?' flüsterte Lola.

'Ich gehe schon früher arbeiten' kam es nur wütend von ihm zurück.

'Aber willst du nicht noch Mia Tschüss sagen?'

'Nein, verdammt!'

'Ihr habt euch doch so gut verstanden.'

'Okay, gib ihr das und jetzt hau ich ab. Tschau.' Seine warme Hand hielt Lola einen Gegenstand, er wandte sich um und ging, aber bevor er die Tür schloss, guckte er sie noch einmal liebenswürdig an. Sie würde ihn wohl nie verstehen, murmelte sie vor sich hin.

 

'Mia, steh bitte auf' flüsterte Lola durch den Türspalt. Als Antwort kam nur ein schläfriges Brummen.

'Mia, ich muss gleich zur Arbeit und Mattes ist auch schon los.' fügte Lola hinzu. Bei dem Namen Mattes setzte sich Mia kerzengerade in dem Bett auf und all die Erinnerungen kamen schlagartig zurück. Ihr Lachen, sein Geruch, seine Witze und seine weichen Lippen auf den ihren. 'Ich bin schon weg.' sagte Mia sofort, stürzte aus dem Bett, wusch sich schnell das Gesicht, damit sie gleich darauf angezogen neben Lola an der Haustür stand.

'Mia? Kommst du mal wieder?' 'Natürlich, Lola. Und danke nochmal für alles.' 'Du musst uns nicht danken. Mattes hätte keine schlechtere Wahl mitbringen können.' Sie lacht. 'Okay, eigentlich hatten wir noch nie einen anderen Schlafgast hier, den wir nicht kannten.' Mia zwang sich zu einem Lächeln. Ob er wohl öfter  Mädchen/Frauen abschleppt, fragte sie sich in Gedanken und ignorierte den kleinen Stich den dieser Gedanke in ihrem Herz machte.

Sie wollte sich schon umdrehen und Tschüss sagen, bevor Lola sie am Arm festhielt. 'Den soll ich dir von ihm geben' Sie gab Mia einen Kuss auf die Wange, drückte ihr den zerknitterten kleinen Zettel in die Hand, verabschiedete sich und schloss die Tür. Wie angewurzelt stand Mia davor und starrte auf den kleinen zettel in ihrer Hand. Langsam faltete sie ihn auseinander und mit schöner Männerhandschrift stand da:


Fang endlich an zu leben, Mia.

 

 

Kapitel 3



1 Woche später



Mia saß wieder in dem kleinen roten Auto ihrer Tante. Sie war in Gedanken immer noch bei Lola und Mattes. Fang endlich an zu leben, Mia.

Was meinte er damit? - Kann man so schnell merken, was mit ihr los ist? Sie seufzte einmal tief als ihre Tante ihr die Wagentür aufhielt.

'Also Mia, du gehst jetzt wieder zu dem netten Herrn rein und machst diesmal mit - ohne rumschreien, Drohungen, Diskussionen oder sonst was, klar? Er will dir nur helfen! Und danach, also in genau 60min. stehe ich wieder hier und hole dich ab. Du wirst nicht weglaufen, wie letztes Mal, okay?' Ihre Worte sollten hart und bestimmerisch klingen, aber ihre Stimme zitterte und ihre Augen waren verzweifelt auf Mia gerichtet. Sie hat wirklich Angst um mich, schoss es Mia in den Kopf. Mit langsamen Schritten ging sie dem grauen Büroblock entgegen. Ihre Augen starrten auf den Fahrstuhl, aber sie entschied sich, wegen ihrer Angst, für die Treppe. 3 Stockwerke. 48 Stufen. Und immer nur ein Gedanke - Lola und ganz besonders Mattes. Was hatte er nur mit ihr angestellt, warum dachte sie dauernd an ihn? Als sie klingelte öffnete ihr Dominic. Er sah sie erstaunt an, wahrscheinlich hätte er nicht gedacht, dass sie nach ihrem ersten Auftritt noch einmal zu ihm kommen wird.

'Mia?' - Sie nickte. 'So sieht man sich also wieder. Ich wusste doch, dass du mich irgendwann vermissen wirst und wiederkommst.' Bei seinen Worten fing er an zu grinsen. 'selbstverliebter Spinner', kam es von ihr zurück. Sie konnte nichts dagegen tun, dass sie anfing zu Lächeln und als er das sah wurde seines noch größer.

'Komm mit, ich glaube wir müssen uns beide erst einmal aussprechen.' Bei seinen ernsten Worten bekam sie eine Gänsehaut, jetzt würde es kommen. Jetzt würde sie es ihm sagen.

 

'Mia, hast du Angst vor mir?' Mit diesen Worten holte er sie aus ihrer Traumwelt zurück.

'Warum?' 'Dein Blick ist so leer und du bist nervös.' 'Ach, bin ich das?' 'Du wackelst mit deinen Beinen rum, guckst überall hin nur nicht zu mir, spielst nervös mit deinen Händen und knabberst an deiner Lippe rum - Reicht das?' antwortete er lachend.

'Okay, ja bin ich.' verlegen guckte Mia auf den Boden. So richtig wusste sie nicht, warum sie nervös war. Sollte sie es ihm wirklich erzählen oder lieber so weiter leben. Aber dann kam wieder der Zettel von Mattes in ihr Gedächtnis: <font;_italic>Fang endlich an zu leben, Mia.</font>  Langsam holte sie den zerknüllten Zettel aus ihrer Jackentasche und hielt ihm Dominic vor die Nase.

'Wer hat dir das geschrieben?'

'Äh, ein Freund ...'

'Erkläre mir das mal..' - Er guckte sie ein wenig unsicher an. Oh man, hatte er Angst dass sie Freunde hatte? Oder dachte er es war ein One Night Stand?

'Nachdem ich hier weggelaufen bin, bin ich immer weiter weggelaufen, weil ich keinen Bock mehr auf die Sch..' Sein Blick begegnete ihrem. Mist, jetzt weiß er, dass wirklich was nicht mit ihr stimmte. 'Weil ich mal weg wollte. Naja, ich bin immer weiter und weiter gelaufen und hab mich irgendwann vor einer Hauswand hingesetzt. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war geschweige denn, wie spät es war. Und dann habe ich bei jemanden geschlafen.' Sein Gesicht war zu köstlich, am liebsten hätte sie laut angefangen zu lachen.

'Hat er dich vergewaltigt?' Aber bei seinen nächsten Worten wurde ihr Gesicht wieder versteinert und ein Bild schob sich gedanklich vor ihren Augen - ihr perverser Onkel.

'Nein.' Er merkte den Unterschied in ihrer Stimme von spöttisch zu gefühlslos, aber so wie sie sich verhielt würde sie es ihm nicht sagen. Er musste es also langsam angehen. Leichter gesagt, als getan.

'Bist du mit deinem Leben zufrieden?'

'Bist du es?'

'Ich habe dich als erstes gefragt, Mia.'

'Wollen Sie es denn wirklich wissen oder wollen Sie das nur damit Sie sagen können Sie haben mir geholfen und mir ein Haufen Geld abknöpfen?'

'Ich meine es Ernst. Bist du es?'

'Nein, aber wer ist das schon?' Er nickte und guckte auffordernd in ihre Augen.

Sie seufzte tief. Ihre Augen waren starr aus dem Fenster gerichtet und sie spielte nervös mit ihren Händen rum, Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn.

'Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.' antwortete sie ausweichend. Aber er guckte sie nur weiter an, auffordernd und direkt, machte sie nervös und verwirrte sie. Es müssen mindestens 10 Minuten sein, wo niemand etwas gesagt hatte. Er hatte sich abgewandt und wollte eine Flasche Wasser aus dem Schrank gegenüber holen, als sie leise anfing zu erzählen.

'Als meine Eltern starben, gab es einen großen Streit. Keiner wollte mich haben - Meine Tante war noch in Hawai und ihr Mann, mein Onkel war strikt dagegen. Sie haben sich alle angeschrien. Meine Verwandte, Freunde, Fremde - nur wegen mir. Sie haben mich nicht beachtet und eines Abends, wo sie mal wieder besprechen wollten, wie es jetzt weitergeht, habe ich sie gehört. Sie haben über meine Eltern geredet. Schlecht, abgrundtief schlecht. mein Onkel besonders. Er wollte mich nicht, konnte mich nicht ab. Ich war für ihn zu frech, wohlerzogen und was weiß ich alles. Er hasste mich. Meine Tante kam aus dem Urlaub wieder und wollte dass ich zu ihr kam. Mein Onkel hatte dabei nichts zu sagen, aber er zeigte mir sehr..', sie machte eine kurze Pause.'.. sehr deutlich das ich es nicht verdient habe hier zu wohnen und ich dafür bezahlen sollte. Ich bin also umgezogen in einen Ort, der fast 4 Stunden von meiner Heimat weg ist. Ich habe keine Freunde. Sie sehen mich alle nur komisch an, als ob ich ein Alien bin, aber ich habe mich daran gewöhnt. Am Anfang haben sie mich gemobbt, beschimpft. Manche haben mir auch versucht mit zu helfen, aber ich habe alles abgelehnt und schwieg. Meine Tante sagte zu mir, ich sei, wie ein Schweigemönch, der nicht mehr spricht damit er nichts Wichtiges verrät. Vielleicht ist es wirklich so. Ich bin weg gerannt, weil ich nicht mehr kann. Ich habe Angst, so große Angst.' und dann ließ sie ihre Tränen freien Lauf und schluchzte laut auf.

 

'Oh, ich wusste nicht.. hätte nicht gedacht..das..'entschlüpfte es Dominic.

'Was?' kam gereizt von Mia zurück.

'Oh.'

Dieses kleine Wörtchen brachte Mia sofort auf 180 und sie schrie ihm ihre Worte kaltherzig ins Gesicht: 'Ich hab Ihnen gerade gesagt, dass mein Onkel mich vergewaltigt und Sie sagen nur Oh? Nur oh?' Betreten guckte er auf den Boden, aber Mia war noch lange nicht fertig.

'Wissen Sie wie das ist? Natürlich wissen Sie das nicht, woher auch? Soll ich es Ihnen mal erklären? Wie es sich anfühlt, wenn jemand Spaß daran hat, dass du leidest und jedes Mal die Hoffnung, dass es das letzte Mal ist zu nichte macht? Wollen Sie  das Wissen?' Er holte tief Luft und wollte ihr antworten, aber sie unterbrach ihn erneut.

'Sie haben noch nicht mal Mitleid! Sind Sie es so gewohnt, dass Mädchen vergewaltigt werden? Ist es für Sie so normal? Was für ein kranker Mensch sind Sie bei so einer Geschichte keine Gefühle zeigst, als ob es Ihnen egal ist!' Mia redete sich voll in Fahrt wurde aber abrupt von Dominic unterbrochen, nicht gerade leise um ehrlich zu sein. Denn ihre Beschuldigungen taten ihm weh und deshalb war er genauso wütend wie sie. Auf sie und ihren perversen Onkel. 'Natürlich ist es nicht normal, verdammt! Natürlich finde ich es scheiße und natürlich habe ich Mitleid mit dir. Aber ich bin Psychiater ich darf keine Gefühlsausbrüche kriegen. Ich muss professionell bleiben und dir versuchen zu helfen. Also halt deinen Mund, wenn du keine Ahnung hast, verdammt.' Betreten und mit einem schlechten Gewissen guckte sie zu Boden. Sie wagte es nicht noch einmal in sein Gesicht zu gucken, daran stand zu viel Hass, Wut und Trauer.

'Es tut mir Leid, ich hätte dich nicht anschreien sollen, Mia. Aber meine Gefühle sind mir durchgegangen. Ich bin noch nicht lange Psychiater und hatte noch nie so einen Fall. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Am liebsten würde ich deinen Onkel den Kopf abschlagen, aber davor würde ich ihn quälen damit er bereut so etwas dir je angetan zu haben.'

Erschöpft hob Mia ihren Kopf. 'Würden Sie das wirklich tun?' 'Ja, aber bitte duze mich doch.' Mühsam setzte Mia ihre Füße voreinander um dann in Dominics Arme zu fallen und wieder anfangen zu weinen. Vor Erleichterung es ihm gesagt zu haben und vor Angst.

 

Auf einmal versteifte sich Mias Körper.

'Aber sag das nicht meiner Tante, okay? Wenn du das tust, schwör ich dir, bring ich mich um.' Er schluckte, aber nickte dann.

'Ich gehe jetzt. Du wirst vergessen, was ich dir erzählt habe. Verdammt, es war ein einziger Fehler dass ich es getan habe. Verdammt, verdammt, verdammt.' Dominic wollte sie trösten, aber sie wich nur noch weiter vor ihm zurück. 'Es wird alles wieder gut, Mia.' 'Das sagen sie alle, Domi und dann fickt dich das Leben krass hart und du willst sterben.'

Er war sich nicht sicher, ob er es süß finden sollte, weil sie ihm einen Spitznamen gegeben hat oder sauer, weil sie ihm nicht vertraute.

'Tut mir leid. ich wollte dich damit nicht überfordern, hör den anderen wieder zu anstatt mir. ich laber eh nur scheiße - Aufmerksamkeit und so, weißt. Du musst nicht auf mich warten, ich komme NIE wieder.' Ihre Worte waren kühl und trafen Dominic wie ein Faustschlag ins Gesicht. Mia drehte sich um und verließ schnell den Raum. Irgendwie endet es immer gleich ihr Termin, dachte sie spöttisch. Aber trotzdem rann ihr eine Träne aus dem Auge. Sie war schon fast aus der Wohnung raus, als Dominic sagte: 'Komm wieder her, ich kann dir helfen.' 'Es ist wie es ist und du kannst nichts dagegen tun.' Ihre Lippen wurden zu einem harten Strich. Sie wartete nicht auf ihre Tante sondern rannte wieder weg, aber nicht in der Richtung wie letztes Mal, Mattes konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Ihre Gedanken hingen bei dem Gespräch von eben. <font;_italic>Es ist wie es ist und du kannst nichts dagegen tun.</font> Das sagte ihr Onkel immer bevor.. bevor er sie kaltblütig vergewaltigte.

 

'Scheiße verdammt!', schrie Dominic in das leere Zimmer hinein. 'Scheiße, Scheiße, Scheiße.' murmelte er leise vor sich hin. Er war eigentlich noch im Praktikum, aber sein 'Lehrer' hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus, wer weiß wie lange. (Danke, dass du mich darauf hingewiesen hast, calysta :) Jedenfalls hatte sein Lehrer Vertrauen in ihn und jetzt saß er hier mit einem Fall, der sogar für einen richtigen Therapeuten schwer war. Ein lautes Schnauben entkam seinen Lippen. Wieso musste es auch noch eine Person sein, die er mochte? So geht das nicht weiter, schoss es ihm durch den Kopf. Fix nahm er seine Jacke und verließ das graue trostlose Gebäude. Heute würde er keinen Termin mehr haben. Heute würde er all seine Sorgen in Alkohol ertrinken. Ja, ich weiß. Therapeuten tun so etwas nicht, aber jeder hat mal einen Tiefpunkt in seinem Leben, wo er das einfach braucht. Und so ist es bei Dominic auch, ach wenn ihr wüsstet...

 

Mia ging zielgerichtet auf die Disco zu. 'Black angel' stand in fetten roten Buchstaben über dem Eingang. Eine lange Schlange bildete sich am Eingang, aber sie ging ganz lässig an der Schlange vorbei und schlüpfte leise in den großen Raum. Er war abgedunkelt, der Boden glühte bunt und die Discokugel funkelte über den Köpfen der tanzenden Menge. Die kleine runde Bar in der Mitte des Raumes strahlte silbern und die Barkeeper sahen gestresst aus. Sie ließ sich Zeit, als sie auf sie zuging, als wollte sie den Männern hinter der Bar Zeit geben sich zu erholen. Ein paar Menschen traten ihr auf die Füße, aber sie beachtete dies nicht. Sie war schon lange nicht mehr hier gewesen. Zu lange, vielleicht 5 Monate. Kurz nachdem ihre Eltern diesen Unfall hatten, kam sie täglich.

'Kleine, lange nicht mehr gesehen. Was willst du haben?' drang die Stimme von Max in ihr Ohr. 'nen Whisky, danke.' Ja, mit Whisky konnte sie ihre Sorgen vergessen, zum Glück. Der Mann vor ihr nickte und kurze Zeit später stand ein Glas vor ihr. Max hatte schwarze Haare und immer schwarze Sachen an, ein kleiner Tunnel im rechten Ohr und wie fast jeden Tag, wenn sie ihn sah ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Sie genoss die kühle Flüssigkeit, als sie ihren Hals hinunter rann und sich in ein leichtes warmes Brennen entwickelte. Zufrieden seufzte sie. Woanders würde sie keinen Alkohol bekommen - Sie war ja erst 16, aber Max weiß wie sie sich fühlt. Er hat mit 14 Jahren seine Eltern verloren bei einem Hausbrand und deswegen gibt er ihr auch ohne zu zögern seinen besten Whisky. Es könnte aber auch daran liegen, dass sie mal was mit ihm hatte, aber das schien schon so lange her zu sein. Das war die Zeit bevor ihr Onkel kam und ihr jede Hoffnung nahm. 'Reiß dich zusammen', schrie sie sich in Gedanken an. Nein, heute Abend würde sie nicht daran denken. Heute Abend würde sie trinken.

Sie weiß schon lange nicht mehr, wie viel sie getrunken hat nur das immer wieder ein neues volles Glas vor ihr steht. Wenn sie sich umdreht, dreht sich die Welt, ihr Schädel brummt und ihre Augen fallen immer mehr zu. Sie überlegt gerade, ob sie sich durchringt um aufzustehen oder lieber hier jetzt und gleich einschläft, aber bevor sie zu einer Entscheidung gekommen ist, legte sich eine Hand auf ihre Schulte. Das Zusammenzucken konnte sie nicht unterdrücken und erinnerte sie angewidert an ihren Onkel. Sie wollte gerade wieder das nächste Glas nehmen als ihr das Glas aus der Hand genommen wurde. Bevor sie ein Mucks geben konnte wurde sie wie eine Braut hochgehoben.

'Nein, bitte nicht, Onkel. Bitte nicht.', wimmerte sie vor sich hin. Tränen liefen ihr den Wangen hinunter. Immer wieder murmelte sie 'Bitte nicht.' und wagte nicht ihre Augen zu öffnen.

'Mia, du musst nicht weinen. Es wird alles gut.' Die Stimme hörte sich nicht an wie die Stimme ihres Onkels, aber es konnte auch sein das die Hoffnung ihr was vorgaukelte.

'Es wird NICHTS gut.' erwiderte sie aber.

'Bitte öffne die Augen, Mia. Ich bin nicht dein Onkel - Ich bin Dominic. Ich glaube du solltest heute bei mir übernachten so kannst du unmöglich nach Hause.'

'Bitte nicht. Bitte tu mir nichts.'

'ich tue dir nichts. Versprochen, Mia.'

Nach dem Wort versprochen entspannte sie sich. 'Versprochen werden nicht gebrochen' murmelte sie vor sich hin, was Dominic ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte.

 

Ein leises Summen weckte Mia aus ihrem Schlaf. Als sie sich aufsetzte und ihre Augen aufmachen wollte, fing ihr Kopf an zu explodieren. Der Schmerz durchzuckte ihren Körper und ließ ihn erzittern. Mit einem gequälten Seufzen  ließ sie sich wieder auf das Bett fallen. Aber halt, wo war sie überhaupt? Sie versuchte sich daran zu erinnern was gestern passiert ist, aber ihr Gehirn fing an zu streiken und der Schmerz wurde döller. Ein leises Wimmern entfuhr ihren Lippen. Sie hörte wie die Tür aufgemacht wurde und Schritte sich zu ihr bewegten, aber sie war zu schwach um ihre Augen zu öffnen. Genau vor ihrem Bett blieb diese Person stehen. Eine kühle Hand legte sich auf ihre Stirn und sie hörte wie sich eine Tablette im Wasser auflöste. Nur langsam fing sie an Gerüche wahrzunehmen. Ein bekannter Geruch stieg ihr in die Nase. Orange. Reflexartig rollte sie sich von der Hand weg. Denn es war ein Mann neben ihr, keine Frage. Sie konnte sich nicht überwinden die Augen aufzumachen und schob sich noch weiter von dem Geruch weg. Und bevor sie aus dem Bett gefallen wäre wurde sie wieder behutsam in die Mitte gerollt.

'Du muss keine Angst haben, Mia.' Augenblicklich kniff sie die Augen mehr zu. 'Nein, nicht jetzt. Bitte', dachte sie. Zaghaft öffnete sie die Augen, ihr Schädel dröhnte und der Schmerz wurde unerträglich und zu ihrer Überraschung saß Dominic am Bett mit einem Glas in der Hand. Ohne nachzudenken ergriff sie es und schluckte den Inhalt hinunter.

'Danke.', flüsterte sie bevor wieder Dunkelheit sie einhüllte und in einen traumlosen Schlaf zog.

 

Mitleidig blickte Dominic auf die blondhaarige Schönheit vor ihm. Sie wirkt nach außenhin stark doch innen war sie schon längst zerbrochen, aber sie war eine Kämpfernatur. Wenn sie es nicht wäre, würde sie nicht mehr hier sein. Gestern in der Bar wurde ihm erst richtig bewusst, wie sie auf Männer reagiert, wenn sie sich nicht unter Kontrolle hatte - verängstigt, wütend, traurig und in ihren Augen und der Gestik fühlt sich wohl jeder Mann wie ein Ungeheuer. Sie hatte so eine Angst bei der kleinsten Berührung. Am liebsten würde er sie für immer beschützen wollen und ihr Onkel, Ihr Onkel sollte dahin gehen wo der Pfeffer wächst.

 

Das letzte was Dominic wahrnahm bevor er das Zimmer verließ war ihr gemurmeltes: Du wirst alles bereuen, Onkel.

 

Ein schriller Schrei riss Dominic aus seinen Gedanken und erinnerte ihn sofort an Mia.

'Was ist los?', fragt er sofort als er das Zimmer betrat. Da stand sie vor ihm. Leichenblass nur mit einem langen grauen T-Shirt bekleidet was bis knapp unter ihrem Po reichte und ihre langen Beine betonte. Ihre Haare standen wirr von ihrem Kopf ab und ihre blauen Augen funkelten ihn verstört an.

‚Ich…ich habe nicht gut geträumt.‘, sagt sie leise und unterbricht somit seine Musterung.

Sie lässt ihn nicht mal etwas erwidern, als sie: ‘Ich gehe nach Hause. Es ist nicht gut das ich hier bin.‘ sagte.

'Ich habe deine Tante angerufen. Ich habe ihr gesagt, dass du übers Wochenende bei einer Freundin schläfst, weil ich weiß, dass deine Tante übers Wochenende verreist und du und dein Onkel dann alleine zu Hause wären.' Langsam zog sie eine perfekt geschwungene Augenbraue hoch und musterte ihn misstrauisch. 'Warum machst du das?' Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, was gestern passiert ist. Das letzte was sie weiß war, dass sie die Treppe zu ihm hochgegangen ist, aber danach? Fehlanzeige! Seine Stirn legte sich in Falten und seine Augen wirkten verwirrt.  ‘Ich will dir helfen.' Sie seufzte einmal tief, als sie leise fragte: ‘Was habe ich gestern alles erzählt?‘ 'Wollen wir frühstücken? Danach erzähle ich es dir ' Sie nickte leicht und drehte suchend ihren Kopf. Wortlos zeigte er auf einem Stuhl, wo ihre Hose baumelte. Auffordernd sah sie ihn an und er verließ ohne einen Mucks das Zimmer.

 

Die beiden saßen sich jetzt schon seit ungefähr 10Minuten schweigend gegenüber. Mia schob sich gerade den letzten Biss ihres Nutellabrötchens in den Mund und schaute Dominic auffordernd an. Dieser nahm noch einen kräftigen Schluck seines schwarzen Kaffees und fing an zu erzählen. ‚Du hast die ganze Zeit gedacht, ich wäre dein Onkel und würde dich..‘ ‚Vergewaltigen..‘ beendete sie seinen letzten Satz. Er nickte nur und sah ihr hilflos in die Augen. Müsste es nicht eigentlich umgekehrt sein, schoss es ihr in den Kopf.

‚Du weißt es also.‘, schlussfolgerte Mia und betrachtete interessiert die Blümchentapete hinter ihm. Wieder schwiegen die beiden sich an. Es war eine unangenehme Stimme. Niemand wusste was er sagen sollte.

‚Daa…‘, fing Dominic an und zeitgleich sagte auch Mia: ‘I..‘

‚Du zuerst.‘, sagte der braunhaarige Junge mit einem leisen Lächeln auf den Lippen.

‚Ich.. Es tut mir Leid. Ich hätte nicht so reagieren sollen gestern im Haus.‘

‚Darf ich dir helfen?‘ Seine Augen glitzerten, aber warum wusste Mia nicht.

‚Wie willst du denn….‘ Sie wurde von seiner Türklingel unterbrochen und zuckte leicht zusammen. ‚Oh, fuck. Das habe ich ja voll vergessen.‘ Entschuldigend sah er sie an und verschwand dann schnell zu seiner Haustür. Leise seufzte sie einmal. Wie war sie da nur hineingeraten? Sie heute Dominic irgendetwas sagen, aber konnte nicht verstehen was. Eine andere Stimme antwortete. Warte, stop! Kannte sie die nicht irgendwoher? Aber woher…

‚NEIN!‘, schrie ihr Verstand hilflos in ihrem Kopf. Das kann nicht sein oder ist es ..

‚Reiß dich zusammen, Mia. Du wirst ihn nie wieder sehen‘, redete sie sich ein. Erschöpft schloss sie ihre Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Ein, aus. Ein, aus. Wie einfach es wäre einfach nicht mehr zu atmen, alles zurücklassen. Frei sein.

Kapitel 4


‚Mia?‘, ertönte die Stimme von dem Besucher. Ruckartig riss Mia ihre Augen auf und starrte verschreckt in die grünen Augen von Mattes. ‚Scheiße, so viele Zufälle kann es doch gar nicht geben!‘, dachte sie sich.

Mit den Worten ‚Ihr kennt euch?‘ holte Domi sie wieder aus ihren Gedanken.

Mia nickte leicht und ließ Mattes nicht aus den Augen. Er hatte ein graues T-Shirt mit V-Ausschnitt an, darüber eine schwarze Lederjacke und eine schwarze Hose. Seine grünen Augen funkelten und bei dem Anblick seiner schwarzen Haare, musste sie den Drang unterdrücken durch zu wuscheln.

‚Woher?‘

‚Mattes ist derjenige bei dem ich geschlafen hatte nachdem ich..‘ Sie machte eine kurze Pause. Was würde Mattes von ihr denken, wenn er wüsste, dass sie zu einem Psychotherapeut geht? Hielt er sie für verrückt? ‚nachdem ich von dir weggerannt bin.‘

‚Ist das also deine Neue?‘ Mattes Stimme hörte sich leicht wütend an, als er das fragte. Doch Dominic fing an zu Lachen. Was war denn bitteschön an dieser Situation so lustig?

‚Mattes, das ist Mia. Sie ist..ehm ja meine Patientin, sozusagen. Damit beantwortet sich die Frage, nein ist sie nicht.‘  Domi lachte immer weiter und so wie es aussah würde es sich auch erst einmal nicht einkriegen.

‚Was ist eigentlich daran so verdammt komisch?‘, zischte Mia ihn nach einiger Zeit an.

‚Nichts.‘, Während er dies sagte, guckte er Mattes mit einem komischen Blick an und unterdrückte sich weiterhin ein Lachen. Das blondhaarige Mädchen wollte gerade zu einer neuen Frage ansetzen, aber Mattes kam ihr zuvor: ‘Machen wir nachher trotzdem noch einen Fußballabend oder hat sich die Sache erledigt?‘

‚Klar, machen wir das. Mia, du musst dadurch. Wir gucken nachher alle Fußball. Ich hole schnell die Bücher, Mattes.‘ Und dann verschwand Dominic auch schon aus der Küche und ließ die beiden alleine, die sich nur etwas hilflos ansahen. Es herrschte Stille bis Mia

‚Danke.‘, flüsterte. ‚Wofür?‘, fragte er ebenso leise zurück. ‚Das weißt du nicht?‘ Verwirrung spielte sich in ihren blauen Augen wieder. ‚Mattes, kannst du mir mal helfen?‘ Genauso schnell wie Domi zuvor verschwand er aus der Küche. Das war eindeutig zu viel für sie. Leise verschwand sie ebenfalls aus der Küche und legte sich wieder ins Bett, wo sie augenblicklich einschlief. Sie konnte ja nicht wissen, was in Mattes vorging.

 

Als sie das nächste Mal erwachte, schaute sie sich total orientierungslos um. Wo war sie hier? Aber bevor sie die Frage überhaupt zu Ende gedacht hatte, fiel es ihr wieder siedeheiß ein. Sie war bei Dominic. Und sie hatte Mattes getroffen. Mattes. Ein kleines Seufzen entfuhr ihrem Mund. Warum muss nur alles so kompliziert sein? Da keine Uhr im Zimmer vorhanden war, hatte sie keinen blassen Schimmer, wie spät es war geschweige denn, wie lange sie geschlafen hatte. Aber ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass es schon langsam dunkler wurde. Mühsam schleppte sie sich aus dem Bett und blieb vor dem großen Spiegel links neben der Tür stehen. Im Spiegel sah man ein blondhaariges Mädchen. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Lippen trocken und dunkle Augenringe zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Das graue Männershirt was sie vorhin wieder angezogen hatte, war hochgerutscht und entblößte ein paar blaue Flecken und Schürfwunden. Behutsam strich sie darüber und schloss ihre sturmgrauen Augen. Bereit damit die grauenvolle Wahrheit sie wieder einholte.

 

Mittwoch.

Ihre Tante war wieder nicht da genauso wie ihr Onkel.

Hoffnung bereitete sich in ihr aus. Vielleicht würde er heute nicht kommen. Vielleicht müsste er länger arbeiten.

Vielleicht..vielleicht aber auch nicht.

Langsam ging sie die Treppen zu ihrem Zimmer hoch. Sie könnte weglaufen. damit sie es nicht mehr ertragen müsste. Aber wohin sollte sie schon flüchten? Wo kann sie ihr Onkel nicht finden? Oder eher, kann man überhaupt vor sich selber und die Wahrheit flüchten? Nein, schalt sie sich in Gedanken. Die Wahrheit verfolgt dich. Immer. Ob du willst oder nicht. Das Zuschlagen der Haustür ließ sie zusammenzucken. Nein, bitte nicht. Schwerfällige Schritte auf der Treppe kündigten ihn an. Ihn und den bevorstehenden Schmerz. 'Mia, meine Süße. Hast du mich schon vermisst?', fragt er sarkastisch, als er die Tür aufstößt. 'Ich hatte heute einen ziemlich anstrengenden Tag. Möchtest du mich nicht ein wenig verwöhnen? Oder muss ich wieder nachhelfen?' Nachhelfen..eine gute Beschreibung für zwingen. Ihre Lippen waren genauso staubtrocken wie ihre Kehle, veranlassten sie somit zu schweigen. 'Mia, Mia, Mia. Ich dachte, du wirst irgendwann gefügig.' Langsam schüttelte er den Kopf. Mit bedächtigen Schritten ging er auf sie zu. Seine braunen Augen loderten vor Verlangen und ließen Mia zusammenzuckten. 'Nein, bitte nicht.',flüsterte Mia vor Hoffnung, dass er sie verschonen würde. 'Mia, hör auf zu leugnen, dass du mich willst.' Er ging noch einen Schritt auf sie zu. Automatisch wich sie zurück und stieß gegen die Wand. Er hatte es gesehen - Sein Gesicht verzog sich zu einer überheblichen Fratze. Seine Hand legte sich sanft auf ihre Wange, streichelten diese. Ein Wimmern rang aus Mias Kehle. 'Psscht.' Seine Hand wanderte langsam über ihren Hals zu dem Ausschnitt ihres T-Shirts. Gewalttätig zog er ihr das T-Shirt über ihren Kopf. Er wollte sich schon daran zu schaffen machen den Knopf ihrer Hose aufzumachen, aber sie versuchte seine Hand wegzuschlagen. Ein kläglicher Versuch, wie sie selbst wusste, denn ihr Onkel war zu stark für sie. Mit einer solchen Wucht, dass ihr Kopf nach links flog, schlug er sie. Sie musste die Tränen in den Augen unterdrücken während er wieder an ihrer Hose herumnestelte. Trotzdem war sie noch nicht bereit dazu aufzugeben. Sie versuchte erneut seine Hände weg zuschlagen und wieder traf sie eine Faust dieses Mal nur in den Bauch. Die Hose wurde von ihm weg geschleudert, als sie anfing zu würgen. 'Hab dich nicht so.' zischte er ihr wütend ins Ohr, als er ihren BH wegschmiss und kurze Zeit später ihr Slip folgte. Ihre Gedanken suchten wie jedes Mal verzweifelt nach einem Ausweg, seine Hände waren auf einmal überall. Sie fassten grob nach ihren Brüsten, rutschten runter zu ihrer Mitte. Die Tränen liefen ihr schon lange über das Gesicht. Hastig öffnete er seine Hose.. Immer wieder verließ ein Wimmern ihre Kehle. Sein Finger rammte augenblicklich in sie ein. Ein lauter Schrei erfüllte das Haus. Langsam zog er ihn wieder raus, um kurz danach zwei in sie zu rammen. Ein erneuter Schrei. Er hatte eine unheimliche Befriedung in seinem Gesicht, als er seine Lippen brutal auf ihre presste. 'Bitte nicht..',flüsterte sie wieder, als er die Finger herauszog und sie durch etwas anderes ersetzen wollte. ‚Es ist wie es ist und du kannst nicht dagegen tun, meine Liebe. Denk an meine Worte‘ Ihre Finger hatte sie zu Fäusten geballt und versuchte ihn wegzuschieben,  sich zu überzeugen, dass seine Worte nicht die Wahrheit sprachen. Vergeblich. Ein erneuter Schrei als er dieses Mal ihn in ihr versengte. Es dauerte nicht lange bis er fertig war. Schnell zog er sich an und verschwand aus ihrem Zimmer. Bevor er die Tür schloss, sagte er zu ihr 'Das wird nicht das letzte Mal sein. Gewöhn dich dran.' Endlich ließ er sie alleine. Alleine mit ihren Schmerzen. Ihren Tränen. Ihrer Leere. Es war wieder ein Teil von ihr gestorben, wie jedes Mal.

 

 

Ihr Atem ging schnell als sie aus ihrer Erinnerung auftauchte. Zu schnell.

Ihre Hände zitterten unkontrolliert. Ihr Körper versteifte sich.

Sie hatte keine Kontrolle mehr über sich. Selbst merkte sie nicht, dass sie schrie.

Aber sie tat. Laut und schrill hallten ihre Schreie durch die Wohnung.

Es war egal, ob Dominic da war. Egal ob Mattes da war. Es war alles egal.

Sie wollte nur dass es aufhörte.

Ihre Gedanken überschlugen sich, kämpften darum ausgesprochen zu werden - in die Tat umgesetzt zu werden. Ein Gedanke gewann, kämpfte die anderen nieder. Zauberte sogar ein Lächeln auf ihr Gesicht.

Selbstmord.

Aufhören zu leben. Aufhören zu kämpfen. Aufhören angefasst zu werden.

Es würde alles aufhören. Sie wäre frei. Frei wie ein Vogel. Sie würde ihre Eltern wieder sehen - Ihre Eltern. Ihr Schreien verstummt, wurde zu einem lautlosen Wimmern. Sie roch das Rosenparfüm von ihrer Mutter, wenn sie etwas Wichtiges vorhatte. Sie hatte es selber hergestellt. Sie war so voller Leben und jetzt.. jetzt war sie tot. Einfach so. Ließ sie alleine, genau wie ihr Vater. Ließ sie bei dem Monster zurück, das ihr weh tat.

Ihr Atem wurde wieder regelmäßiger, auch das Wimmern verschwand. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. 'Es ist alles gut, Prinzessin.', hätte ihr Vater jetzt zu ihr gesagt. Aber er sagte es nicht zu ihr, er war nicht da.

Zitternd richtete sie sich auf, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ja, es wird jetzt alles gut werden. Wenn sie tot ist, wird alles gut sein.

 

Tapfer erhob sie sich, kämpfte gegen den Wunsch an sich einfach hinzulegen und nie wieder aufzustehen. Als sie die Tür öffnete, lag ein Zettel vor ihr – von Domi.

 

Hallo Mia,

ich bin kurz einkaufen.

Falls was ist, ruf mich an!

-        Domi.

 

Darunter stand noch seine Handynummer, bei dir das blonde Mädchen Mühe hatte sie lesen zu können. Sie hätte viel erwartet, aber nicht das Dominic so eine Sauklaue hat. Eh egal, dachte sie sich, bevor sie in das Wohnzimmer schlich, wo ihre Klamotten lagen. Rasch schlüpfte sie in diese und band ihre Haare zu einem wuscheligen Dutt zusammen. Einmal tiefeinatmen und wieder ausatmen. Mit zittrigen Händen huschte sie aus der Wohnung hinaus, nachdem sie sich ihre Tasche geschnappt hatte. Ihre Füße setzten einen Fuß vor den anderen und ohne dass sie wirklich registriert hatte, wo sie hingehen wollte, stand sie vor dem Haus ihrer Tante. Ihre Tante hatte wirklich Geschmack als sie entschied wie es aussehen sollte. Der Vorgarten war mit roten Rosen bepflanzt und das weiße Haus war an einer Ecke mit grünem Efeu bewuchert. Mia wollte gerade wieder umdrehen, als eine Stimme sie erstarren ließ. ‘Wenn ich diese kleine Schlampe in die Finger kriege, wird sie sich wünschen wollen, dass sie mich nie kennen gelernt hat!‘ Haha, lustig – Das wünschte sie sich doch jetzt schon, perverser Sack! Wie von der Tarantel gestochen drehte sie sich um und wollte mit schnellen Schritten den Hof verlassen, aber da hatte sie die Rechnung ohne das Monster gemacht oder eher ohne dessen Kumpanen. ‘Na, wen haben wir denn da. Die kleine Schlampe hat also den Weg nach Hause gefunden.‘, raunte ihr Olaf, der Fußballkumpel von dem Monster, zu. Sie hatte Olaf noch nicht so oft gesehen und wenn war eigentlich immer normal zu ihr und nicht ..so. Sein Verhalten verwirrte sie und sie versuchte den Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken – erfolglos. ‘Weißt du, Süße. Wir beide werden jetzt viel Spaß haben. ‘  Das lüsterne Funkeln in seinen Augen ließ keinen Zweifel daran was er meinte. ‘Ach, da bist du ja wieder, Miststück. Heute habe ich mir etwas ganz besonderes für dich überlegt. Etwas was dir garantiert Spaß macht. ‘ Sie wollte etwas erwidern, aber ihre Stimme gehorchte nicht mehr, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und die Horrorszenerien, die sich gerade in ihrem Kopf bildeten, machte sie nicht gerade glücklicher.

Ihre Augen flogen durch die Gegend, suchten einen Fluchtweg. Sie wollte nur weg von hier. Warum hat sie überhaupt Dominics Wohnung verlassen? – weil sie nicht ertragen konnte, wie jedes Mal das Mitleid in seinen Augen aufblitzte, wenn er sie sah. Das Monster Nummer 1 und das Monster Nummer 2 drückten sie Richtung Haus. Sie versuchte sie wegzuschieben, wehrte sich gegen die kaltblütigen Monster. Aber sie schaffte es nicht und sein wir mal ehrlich  wenn sie es nicht mal gegen ihren Onkel wehren kann, dann kann sie sich erst recht nicht gegen ihren Onkel und seinem Kumpel wehren. Mühelos schliffen die beiden sie in ihr Zimmer, wobei sie ihr nebenbei ganz zufällig ihre Sachen auszogen. Ihr Kratzen, ihre Schläge und Bisse brachten nichts. Sie waren zu stark für sie. Sie hatte keine Chance. Keine Chance dem Grauen zu entkommen.

 

Ihr eigener Schrei ließ sie aus ihren Träumen hochfahren. Vielleicht war das alles ja gar nicht passiert sondern hatte sie nur geträumt? Aber als sie ihre Augen aufschlug, sah sie genau über sich die lilafarbene Wand. Es war also wirklich alles passiert. Es war nicht nur ein Albtraum. Jetzt gab es nicht mehr nur ein Monster auf der Welt, sondern zwei, die ihr das Leben zerstören wollen. Unter äußerstem Kraftaufwand stieg sie aus dem Bett und zog sich an. Es waren keine Stimmen im Haus zu hören, das bedeutet die beiden sind entweder schon weg, feiern noch ihren Spaß oder schlafen. Egal was es ist, sie muss hier raus sofort. Das blondhaarige Mädchen strich sie hektisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht, schnappte sich eine von ihren Taschen, wo sie noch schnell die wichtigsten Dinge einpackte, die sie jetzt brauchte und rannte aus dem Haus Richtung Wald. Im Wald könnte sie alleine sein und hoffentlich das Geschehene vergessen.

Die Knie eng umschlungen saß sie  schon seit einiger Zeit auf einem kalten Stein. Ihre Haare wehten im Wind und sie machte sich gar nicht erst die Mühe sie zu bändigen.  ‘Es ist wie es ist und du kannst nichts daran ändern.‘ – Die Worte spuckten schon die ganze Zeit in ihrem Kopf herum und ließen sich einfach nicht vertreiben genauso wie die Gänsehaut, die sich langsam auf ihren Armen und Beinen ausbreitete, aber sie war nicht von dem kalten Wind, nein, das war das Werk von den Worten. Die Worte, die ihr den Lebensmut nahmen, den sie noch hatte. Sie hatte verloren – schon wieder. Warum hatte sie überhaupt gehofft dieses Mal den Schmerzen entrinnen zu können? Der Realität zu entkommen? Er hätte sowieso bekommen was er wollte, warum hatte sie sich gewehrt und es noch schlimmer gemacht?  Die erste Träne rann über ihre Wange und die anderen ließen nicht lange auf sich warten. Das Messer wiegte auf einmal schwer in ihrer Hand, aber trotzdem umklammerte sie es, wie ein Ertrinkender am Leben. Sie hatte noch nie das Messer genommen um zu vergessen was vor wenigen Stunden passierte, denn Alkohol ließ sie auch vergessen. Aber der Schmerz durch das Messer soll besser sein, mehr vergessen lassen, trotzdem kann sie es nicht. Dann wüsste die ganze Welt wie es ihr geht, würde sie bemitleiden, aber das will sie nicht. Wieso auch? Mitleid ändert nichts an den Schmerzen. Das Messer flog im hohen Bogen auf die Lichtung und bildete einen starken Kontrast zu den danebenstehenden Gänseblümchen. Ihre zarte Hand wanderte in ihre Tasche, umfassten einen Flaschenhals. Sekunden später setzte sie eine Wodkaflasche an ihren Lippen. Die klare Flüssigkeit rann ihre Kehle herunter und ließ sie brennen. Den Brechreiz unterdrückend nahm sie mehrere große Schlucke der Flüssigkeit. Das bekannte Gefühl des Schwindels machte sich wie immer in ihr breit. Erst spät nahm sie war, dass ihr Handy klingelte:

 

Danke Welt  du zeigst mir wie wenig ich wert bin! Zeit ist Geld und kostet lediglich Nerven Seltsam was für Scheisse passiert, wenn alles was du denkst das dir gehört einbricht und stirbt. Ich stell mir vor das es Liebe gibt und sie wartet nun unter Eis verschlossen hofft auf den letzten Atemzug Kennst du das die Stimme die sagt "Versager!"  und du setzt die Klinge zum Arm Ich seh mich selbst  mein Herz das schlagende Kackding Es ruft: Benjamin halt die Welt an ich will abspring‘! […] – Herz aus Holz von Casper

 

Auf dem Bildschirm war kein Bild zu sehen, die Nummer unbekannt – weggedrückt. Die Hand wird wieder in die Tasche geschoben dieses Mal wird eine Zigarette herausgeholt. Es raschelte, als sie ihr Feuerzeug suchte und ein wütendes Schnauben verließ ihre Lippen als sie es nicht fand. Frustriert schob sie die Zigarette wieder in ihre Tasche und nahm dafür noch ein paar Schlucke aus der Wodkaflasche. Sie musste nicht in den Spiegel gucken um zu wissen das ihre Schminke verwischt ist, ihre Haut fahl wirkte und jeglicher Glanz aus ihren verschwunden, dafür waren ihre Pupillen aber stark geweitet vom Alkohol. Ihre Tante und das perverse Monster werden eh nicht  zu Ha… nein, das ist nicht ihr zu Hause das ist der Ort, wo man ihr zeigte was das Wort Schmerz wirklich bedeutete.

 

Sie wusste nicht wie lange sie schon hier saß – hatte sowieso kein Zeitgefühl mehr. Um sie herum war es dunkel. Wie spät es wohl war? Ihr Körper war zu träge um nachzusehen, ihre Augen fielen langsam zu. Die Wut, Angst & die Trauer, sowie der Schmerz hatten sie wach gehalten, aber jetzt konnte sie nicht mehr gegen das Zufallen ihrer Lider ankämpfen. Der Tag forderte seinen Tribut, aber sie wäre zu dumm gewesen um im Wald einzuschlafen. Jeder wusste hier, dass es an Selbstzerstörung grenzen würde, denn des Nachts liefen hier wenig vertrauenswürdige Menschen herum. Doch wo sollte sie hin? Nur der Gedanke an ihren Onkel ließ sie schon trocken würgen. Und Dominik.. nein. Sie wusste selbst nicht, warum er Psychiater werden wollte. Er konnte es nicht. Er war zu feinfühlig dafür. Seine Seele kann das ganze Schlechte auf der Welt nicht vertragen, aber es ist seine Entscheidung nicht ihre. Und auch, wenn er nicht so wäre, sie wollte nicht zu ihm. Mattes würde da sein, würde sie sehen, wahrscheinlich sogar herausfinden was mit ihr los war. Nein, das konnte sie nicht zu lassen. Warum auch immer, sie wollte nicht, dass er merkt, was mit ihr los ist.. seit sie ihn das erste Mal gesehen hat, hat er sie – Ja, wie soll sie etwas beschreiben, wenn sie es selbst nicht weiß? Sie könnte zu Lola gehen. Lola, die schwarzhaarige Schönheit, die sie so herzlich aufgenommen hatte, als sie sich das erste Mal sahen. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie keine bedrängenden Fragen stellen würde. Sie würde ihr nur helfen, hoffentlich. Aber Mattes würde nach dem Spiel vielleicht, nein nicht vielleicht, es ist sogar verdammt klar, dass er nach dem Fußball gucken nach Hause geht zu Lola. Egal, sie kann ja dann einfach vor ihm wegrennen. Okay, nicht sehr erwachsen, aber sie musste jetzt einfach irgendwohin und schlafen. Das Aufstehen viel ihr schwer, die Schritte waren nur taumelnd, aber sie verließ den Wald. Wo genau sie hin musste, wusste sie nicht, war sie ja letztes Mal nur durch Zufall dort gelandet, aber ihre Füße schienen den Weg zu kennen. Sie fühlte sich leer. Ihr Körper bewegte sich mechanisch ohne eine wirkliche Zustimmung ihres Gehirns, aber es war ihr egal. Alles was sie wollte war schlafen. Sie war selbst verwundert, als sie auf einmal vor der weißen Tür eines blauen Hauses stand, wo sich mehrere Wohnungen drinnen befanden, wie sie wusste – Denn es war die Wohnung von Mattes & Lola. Ihre Augen fielen immer wieder zu, als sie versuchte die Namensschilder auf den Klingeln zu entziffern und somit das nächste Problem. Verdammt, wie konnten denn Mattes & Lola bitte mit Nachnamen heißen? Hm, was stand denn zur Auswahl? Becker… Mattes Becker? – Nee, das passt irgendwie nicht zu ihm und noch weniger zu seiner Schwester. Rahl, Petersen, Lange? Ach hier, wie wäre es mit Fischer? Scheiß drauf, einfach irgendeine Klingel drücken. Erster Versuch: Petersen. Der Klingelknopf fühlte sich ungewohnt kühl an, an ihrer warmen Haut. ‚Petersen, wer ist da?‘ Nein, definitiv nicht Lola. Zweiter Versuch: Lange. Wieder den Klingelknopf drücken, hoffen dass es Lola ist und mühsam versuchen wach zu bleiben. ‚Jaaaaaaaaaaaa?‘, es war nach der Stimme zu urteilen ein Kind was da in den Lautsprecher quäkte. Boah, ätzend. Aber, wie sagt man so schön? Alle guten Dinge sind drei. ‚Lola Fischer hier, was gibt’s?‘ Es muss Ewigkeiten her sein, dass sie sich so sehr über eine Stimme gefreut hat und so musste sie sich auch zusammenreißen jetzt nicht laut rum zuqietschen und dabei voll abzugehn vor Freude. Aber in Gedanken tat sie das gerade. Ihre Müdigkeit war seltsamer Weise schlagartig verschwunden. ‚Wer auch immer vor dem Haus steht, soll jetzt gefälligst seine Fresse aufmachen, weil sonst komme ich runter und das wird nicht lustig werden, Freundchen…‘ ‚Ich bin‘s Mia…‘ Erwartungsvolles Schweigen. ‚Mia? Oh, tut mir Leid. Ich habe gedacht dass du eins von den dummen Gören bist, die dauernd klingeln und dann wegrennen. Aber ehm.. komm doch erst mal rein!‘ Die Tür fing an zu brummen und ermöglichte Mia den Durchgang. Wie viele Treppen war sie mit Mattes nochmal gegangen bevor sie in die Wohnung gegangen ist? Sie wusste es nicht mehr, aber irgendwo würde Lolas Kopf schon rausgucken und tadaaaa, wenn man vom Teufel spricht. Da stand Lola in der Tür und blickte sie erwartungsvoll und erfreut zugleich an.

‚Hi Lola, stör ich gerade.. oder so?‘ Okay, seit wann war sie so schüchtern gegenüber anderen Leuten?

‚Du störst doch nie, Mia. Komm rein. Ich habe schon überlegt, ob ich dich jemals wiedersehe.‘ Die schwarzhaarige Schönheit wirkte am Anfang ein wenig geschockt, aber überspielte dies mit einem Grinsen was von einem Ohr bis zum anderen ging. Sie freute sich wirklich sie zu sehen, sie fand einfach dass das blonde Mädchen liebenswert war. Freundlich führte Lola Mia durch den Flur ins Wohnzimmer. Mia hatte zwischendurch schnell ihre Schuhe ausgezogen und war ihr gefolgt. ‚Setz dich doch schon mal hin, Mia. Ich hole schnell was zu trinken. Was möchtest du? Wasser, Cola, Saft? Und möchtest du was essen? Ich würde dir was machen, also..‘ ‚Wasser, reicht. Danke, Lola.‘, unterbrach die Blonde sie. Lola musste unwillkürlich grinsen, Mia brachte einfach einen Beschützerinstinkt hervor und sie wusste ganz genau, dass sie das ebenfalls bei Mattes schaffte. Aber Mattes ist jetzt unwichtig, nur das zitternde Mädchen auf der Coach war gerade wichtig. Das Wasser stand schnell vor Mias Nase und war genauso schnell wieder leer.

‚Also, hat es einen bestimmten Grund das du hier bist, oder…?‘

‚Ich wollte dich mal wieder sehen…‘, antwortete Mia ausweichend.

‚Hm. Du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch, oder?‘

‚Ja, ich weiß. Danke.‘

‚Geht es dir gut, Mia?‘

‚Lola.. ich…ich kann… ich kann heute nicht mehr nach Hause. Ich weiß es ist viel verlangt, aber könnte ich vielleicht heute hier schlafen?‘ Nachdenklich treffen Lolas Augen auf Mias.

‚Natürlich kannst du das. Willst du mit mir darüber reden?‘

‚Du weißt doch wie das ist, manchmal streitet man sich halt so in der Familie und dann.. ich brauche einfach eine kleine Auszeit. Es ist ja nur diese Nacht.‘ Mattes Schwester wusste sofort das sie log, aber sie hatte nicht das Recht weiter zu fragen. Mia will nicht darüber reden und wenn sie es irgendwann will, ist sie bei ihr und hört ihr zu. Ja, so wird es sein.

‚Das Bett von dir steht noch, ich hatte keine Lust es abzubauen und Mattes noch weniger. Also du kannst einfach schlafen gehen. Ich schätze du bist müde, oder? Du hattest heute bestimmt einen anstrengenden Tag..‘

‚Ja, hatte ich. Dankeschön Lola. Ich weiß nicht wie ich das gutmachen kann, aber wirklich danke!‘

‚Kein Problem, komm geh ins Bett. Deine Augenringe springen mir förmlich ins Gesicht.‘ Auf beiden Gesichtern erschien ein Lächeln und gleichzeitig war es auch ein stilles Abkommen das Thema zu belassen.

 

‚Ach, kacke verdammte!‘, Mia hörte das schwere Poltern was von einem Stuhl stammte, der umgekippt war. Mattes war wieder da. Was sollte sie tun? Leise im Bett liegen bleiben? Oder einfach die Sachen schnappen und abhauen? Nein, das kann sie nicht bringen. Nicht wenn Lola so nett zu ihr war. Schweren Herzens holte Mia tief Luft, stand auf und öffnete die Tür. Sie würde wohl doch wieder abhauen müssen. Auf Zehenspitzen versuchte sie so gut wie möglich keinen Laut von sich zu geben damit sie verschwinden kann. Noch 5 Schritte dann hätte sie es geschafft... aber dann hörte sie Schritte hinter sich. Sie versuchte sich zu beeilen, aber eine Hand griff nach ihrem Arm, hielt sie fest. ‚Mia?‘

 

Scheiße, genau das wollte sie doch eigentlicher verhindern! Okay, was konnte sie jetzt tun?

1)     Einfach umdrehen und weglaufen.

2)     In Ohnmacht fallen ..oder..

‚Du schläfst, Mattes. Mia liegt zu Hause in ihrem Bett und träumt von Ryan Gosling. Leg dich wieder hin, ja?‘ Oder sie versucht ihm einzureden, dass er sich sie nur einbildet und eigentlich schläft, wie jetzt. Ganz langsam und vorsichtig wandte sie sich aus seinem Griff und schlich weiter Richtung Tür. Mattes war ungewöhnlich still, ließ sie Hoffnung schöpfen dass er ihr glaubte, dass er nur von ihr träumte. Aber wie konnte es auch anders sein? Puff, ihr Traum wurde zerstört, als er wieder nach ihrem Arm Griff.

‚Verarsch mich nicht, Mia.‘ Ohoh, sie hatte eine schlechte Vorahnung was jetzt kommen würde…

‚Wo warst du heute, Mia, hmm?‘ Der Raum wurde durch Stille gefüllt, die nur durch ihr leises, gleichmäßiges Atmen unterbrochen wurde. Sie konnte seine blauen Augen in der Dunkelhaut funkeln sehen. Das letzte Mal als sie sich so nah waren war in der Küche,.. als sie sich geküsst hatten. Sie unterdrückte mühsam ein Seufzen und ärgerte sich gleichzeitig über Mattes: Wieso hatte der Idiot denn kein Licht angemacht? Dann müsste sie jetzt vielleicht nicht daran denken, okay sie würde trotzdem daran denken. Denn sie hat zu selten Körperkontakt mit anderen Menschen, wenn nur mit Monstern. Oh, so wie es aussah wartete Mattes wirklich auf eine Antwort. ‚Mattes…‘ ‚Nein, nichts Mattes. Mia, wir müssen miteinander reden.‘ Und ihre Vorahnung wurde wahr – Mist, das hier glich einem Albtraum! ‚Es ist doch schon so spät, Mattes. Leg dich schlafen.‘ Doch durch sein Kopfschütteln wurde auch dieser Versuch von ihr abgetan. Ihre einzige Möglichkeit wäre Flucht gewesen, aber das wäre kindisch und Mattes Griff um ihren Arm war zu fest dafür. Verdammt!

‚Es ist erst 4Uhr frühs und du bist nicht meine Mutter.‘ Gott sei Dank, hatte er Recht. Schon bei dem Gedanken schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht, genau wie auf Mattes seins. Wenn sie seine Mutter wäre, würde sie ihn richtig terrorisieren. Ja, das würde lustig werden. Obwohl für den jungen Mann vor ihr wohl eher nicht. ‚Zum Glück.‘, fügte er noch leise lachend hinzu. Leider(!) wurde er kurze Zeit später wieder ernst:‚Mia, ich möchte wirklich mit dir reden.‘ ‚Sicher, dass du das jetzt machen willst? Ich meine, du musst doch morgen bestimmt arbeiten. Wir können das Gespräch einfach verschieben, weißt du?‘ Wie lange er wohl noch die Beherrschung aufbringen konnte normal zu reden? Lange wahrscheinlich nicht mehr, so wie seine Augen wütend vor sich hin funkelten. Trotzdem klang verschieben gut. Weil verschieben bedeutet, dass er es vielleicht vergisst und sie wäre aus dem Schneider. ‚Ich muss morgen nicht arbeiten.‘ ‚Oh, ehm.. aber ich bin müde, Mattes. Lass uns morgen reden, oder…‘

‚Nein, Mia. Wir reden jetzt!‘

-        Jup, jetzt hatte sie es geschafft das er mit seiner Geduld zu Ende war. Das Gespräch konnte ja lustig werden…

Kapitel 5

Irgendwie hatte sie mal gedacht, dass sie eine gute Menschenkenntnis hatte, aber so wie es jetzt zurzeit aussieht ist ihre ganz miserabel. Im Ernst, sie hatte gedacht ihr Onkel ist nett – In Wahrheit ist ihr dieser Mann ein sadistisches Monster, und das war noch in netten Worten -, das Dominik alles ertragen kann – Aber er kann nicht mal mit ihren Problemen umgehen und es gibt noch viel schwerwiegendere Probleme von Menschen-, Lola stellt keine Fragen, wenn sie kommt – Hatte sie aber getan und weil Mia darauf nicht geantwortet hat, ist sie jetzt entweder wütend, traurig oder enttäuscht oder sogar alles-, und sie hatte gedacht, dass sie Mattes nie wiedersehen würde und trotzdem saß sie auf seiner verdammten Couch gegenüber von ihm und musste seine analysierenden Blicke ertragen. Scheiße, wo ist sie da nur rein geraten?

 

 

Seine Augen krallten sich an ihren fest, hielten ihren Blick gefangen. Was erhofft er sich davon? Eine Gefühlsregung, die Wahrheit oder doch lieber das was er sehen wollte? So wie es aussieht hat er nicht vor das Gespräch anzufangen. Das genervte Seufzen was sie von sich geben wollte, blieb ihr im Hals stecken, als er seinen Blick zu ihren Handgelenken wandern ließ, die lässig im ihren Schoß lagen. Er war nicht dumm, natürlich wusste er – egal ob Domi es ihm gesagt hat oder nicht- das sie ein Problem hatte, sonst würde sie seinen Freund nicht kennen. Aber muss er gleich denken dass sie Suizid gefährdet ist? Irgendwie verletzte es sie, dass er dachte dass sie aufgeben würde zu kämpfen, obwohl der Gedanke manchmal verlockend war, aber nein darum geht es jetzt nicht. Sie ist nicht Selbstmord gefährdet und punkt aus Schluss. ‚Du kannst aufhören meine Handgelenke anzustarren. Ich verletze mich nicht selber.‘ Muss sie ja auch nicht, das tun andere für sie. Ein wenig ertappt wanderten seine Augen wieder nach oben, blickten entschuldigend in ihr Gesicht, bevor sie wieder anfingen ihren Körper zu analysieren. Von ihren müden Augen, die nicht richtig strahlen wollten über ihre Handgelenke, die zwar nicht verletzt waren, aber rot vor sich hin leuchteten bis hin zu  ihren Beinen, die nicht ganz von ihrer Hose bedeckt waren und einen blauen Fleck präsentierten, wo sie selber nicht wusste woher er kam. Sie kam selbst zu dem Entschluss, dass ihr Aussehen überhaupt nichts über ihre Probleme erzählte. Trotzdem wurde ihr zunehmend unwohl. Sie war es nicht gewohnt so angestarrt zu werden und sein Blick wirkte so analysierend, dass sie Angst hatte, dass er ihre ganzen scheußlichen Geheimnisse sofort enttarnte. Als seine Augen wieder ihre trafen, fragte sie ihn: ‚Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?‘ Hart stieß er die Luft aus, die er vor wenigen Sekunden eingeatmet hatte, bevor er antwortete: ‘Ich meinte das vorhin ernst, Mia. Verarsch mich nicht. Ich bin nicht dumm. Ich habe zwar keine Ahnung was du mit Dominik zu tun hast und keinerlei Erklärung für dein ganzes Verhalten, aber ich weiß genau das irgendetwas in deinem Leben nicht stimmt.‘ Anvisiert, geschossen und zielsicher getroffen – den wunden Punkt in ihrem Herz. Sie wusste doch selbst, das das alles nicht normal ist, denn sie ist genauso wenig dumm wie er. Aber wenn man es ausspricht, dass ihr Leben total schief geht, verletzt es einem mehr, als man denkt. Trotzdem saß ihre emotionslose Maske perfekt, hatte sie doch genug Zeit gehabt sie zu üben.

‚Und das willst du woher wissen, Mattes? Vielleicht ist mein Leben nicht normal oder so wie deins, das heißt aber noch lange noch nicht, dass etwas nicht stimmt.‘ Ein kurzes Schwiegen seinerseits, dann: ‚Geh.‘ Ihre Augen sprühten pure Fassungslosigkeit aus. Was hatte er gerade gesagt? Anscheinend stand ihr das auch ins Gesicht geschrieben, denn er sagte nochmal: ‘Geh, Mia.‘ Seine Augen sprachen Ernsthaftigkeit und Verbitterung aus, wobei ersteres überwog. Er wolle wirklich dass sie ging. ‚Mattes, ich..‘ Ihre Stimme versagte, fühlte sie sich doch in ihrem Inneren gerade wie ein kleines Häschen dem das Fell abgezogen wird. Sie war verletzt, definitiv. So etwas hätte sie von ihm nicht erwartet, sie dachte wirklich das er.. ja, das er was eigentlich? Dass er ihr vertraut? Dass er sie mag? Dass er sie beschützt? Wahrscheinlich alles, aber das würde sie ihm jetzt bestimmt nicht unter die Nase binden, wenn er doch nur will das sie geht. Es war ihr egal, dass er ihr davor helfen wollte, egal das er sie aufgenommen hatte, obwohl sie sich kaum kannten, dass er ihr Essen, Trinken & ein Bett gegeben hatte. Was jetzt nur zählte, war das er wollte das sie ging. Sie war es doch gewohnt enttäuscht von den Menschen zu sein, warum fühlte sie sich aber gerade so, als ob er ihr Herz rausgerissen hat?

Angst, Hass, Trauer, Wut, Verletzlichkeit. So viele Gefühle strömten durch ihren Körper,  und sie konnte nichts dagegen tun, dass man sie alle in ihren Augen sah. Insgeheim musste  sie zugeben das Mattes das Pokerface noch viel besser beherrscht als sie.

‚Mia..‘, ihr Name hörte sich aus seinem Mund dieses Mal an wie ein Knurren, erinnerte sie ein wenig an ihren Onkel, ließ sie zusammenzucken.

 

‚Na gut, ich gehe dann.‘ Ein letzter hilfloser Blick in seine Richtung, wurde von seinem fordernden Blick erwidert. Erwartete er, dass sie ihn um Hilfe bat? Dass sie ihm ihr Herz ausschüttete? Oder dass sie wirklich ging?

Einatmen. Ausatmen. Das Leben geht weiter, ein undurchsichtiger Mensch weniger in ihrem Leben, versuchte sie sich einzureden als sie zur Tür ging und seine Schritte hinter ihr vernahm.

‚Mattes, ich..‘ Stille. Seine ablehnende Haltung, diese Kälte, die er förmlich aussprühte und sie frösteln ließ, diese Gleichgültigkeit in den Augen. All das löste urplötzlich eine Wut in ihr aus. Was erlaubte er sich eigentlich? Sie hatte nichts getan, was ihn zu so etwas anstiften würde. Und überhaupt, warum war er am Anfang eigentlich so nett zu ihr, wenn er am Ende so ein Arschloch ist? Ihre Gedanken überschlugen sich. Nein, sowas würde sie sich nicht gefallen lassen.

‚Du hast Recht, Mattes. Ich brauche Hilfe. Bin emotional wahrscheinlich total verkrüppelt, Vertrauen ein Fremdwort für mich und wer mir ein Lachen entlockt der Engel auf Erden. Aber ich bin nicht die einzige. Es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen. Die viel schlimmeren Probleme haben! Und jetzt willst du mich rausschmeißen, weil ich nicht nach deiner Pfeife tanze? Egal wie kaputt ich bin, ich helfe niemanden um ihn danach fallen zu lassen, damit er noch mehr blutet als davor. Ich hab endlich Hoffnung geschöpft das es besser wird, dass nicht alle Menschen gleich sind, oberflächlich. Ich habe dir vertraut. Klasse, was ist daraus geworden? Mal wieder auf die Fresse geflogen, mal wieder gelernt, wie naiv ich bin. Du willst, dass ich gehe? Gerne, auf so jemanden wie dich kann ich scheißen!‘ Ihre Stimme wurde zum Ende hin lauter, fester. Und dann Stille, die sie realisieren ließ was sie gerade alles gesagt hatte. Innerlich schob sie es auf den Alkohol, deren Wirkung noch nicht ganz nachgelassen hatte. Noch einmal tief Luft holen, gedanklich sich selbst eine reinhauen, weil sie ihm so viel über sich selbst preisgegeben hatte und dann mit so viel Stolz wie sie aufbringen konnte in seine Augen zu gucken, bereit dafür Ablehnung zu sehen, vielleicht auch Ekel, Zorn oder was auch immer. Aber was sie sah, ließ sie stutzig werden. Ein minimales Lächeln zierte sein Gesicht, seine Augen funkeln übermütig und seine eine Augenbraue hatte er hochgezogen. Schwungvoll drehte sie sich weg. Sie wollte hier so schnell wie möglich raus und das alles für immer vergessen. „Warum vertraust du mir nicht?“ Seine Frage ließe sie innehalten, als sie die Treppen runter gehen wollte. Es waren eigentlich nicht unbedingt, die Worte, die sie stehen bleiben ließen, eher seine Stimme dabei. Sanft und einschmeichelnd, die Kälte und Härte, die sie davor vor Wut kochen ließen, war fort. „Menschen denen man vertraut, lassen einen nur fallen. So wie du es bei mir getan hast. Wie es davor schon so viele getan haben. Es gibt keinen Grund zum Vertrauen, weil ich nicht verletzt werden möchte. Trotzdem vertrauen wir immer wieder, lassen uns immer wieder verletzten. Ich hasse das.“ Die ganze Situation war nahezu unwirklich für sie. War sie vorher so unendlich wütend auf ihn, wollte sie sich jetzt nur noch in seine Arme stürzen. Was läuft hier eigentlich gerade ab?

 

Es klingelte. Unsanft riss das Geräusch sie aus ihrem Schlaf, den sie erst so spät fand. Ihr kleiner Versuch sich zu bewegen misslang. Ein anderer Körper neben ihr brummte unwillig, zog sie wieder näher zu sich. Erschrocken öffnete sie die Augen um auf einen makellosen Oberkörper zu blicken, ihre Augen wanderten weiter nach oben. Zarte Muskeln zeichnen sich unter der Haut ab, erweckten in ihr den Wunsch sie zu berühren, den sie krampfhaft ignorierte. Ihre Augen wanderten weiter bis sie in das Gesicht eines jungen Mannes blickten, dessen schwarze Haare wild von seinem Kopf abstehen. Blaue Augen funkelten ihr entgegen, musterten neugierig jede ihrer Regung. Es klingelt ein weiteres Mal, worauf wieder ein unwilliges Brummen erklang. Langsam schälte sich Mattes aus dem Bett und verließ eilig den Raum um zur Tür zu eilen, aber nicht ohne sie noch einmal beruhigend anzulächeln. Langsam schloss Mia die Augen, atmete einmal tief durch.

Derweil öffnete Mattes die Haustür vor der sich eine etwas ältere Frau befand. Diese ließ ihren Blick abschätzend an seinem Körper hinab wandern, machte ihm somit noch mehr bewusst, dass er nur eine Boxershorts trug. ‚Sind Sie Mattes Fischer?‘ Ein verwirrtes Nicken von ihm bestätigte ihre Frage. Ein Lächeln stielte sich auf ihr Gesicht. ‚Endlich habe ich Sie gefunden! Ist Mia hier?‘ Noch mehr Fragezeichen in seinem Kopf, aber ein wiederholtes Nicken, dann: ‚Mia, kommst du mal bitte?‘ Man hörte es leise poltern bevor eine blonde Schönheit nur in einem großen T-Shirt im Flur erschien und mit ihren blauen Augen unsicher die Gegend absuchte. Als sie den Blick der älteren Frau in der Tür fand, spiegelte ihr ganzes Gesicht Überraschung wieder. Es war ihre Tante.

Nur wenig später wurde dies auch Mattes klar, als er sich in seiner Küche bei Brötchen und Kaffee wiederfand. ‚Du hättest nicht einfach weglaufen dürfen. Wir haben uns so Sorgen gemacht. Und dein Onkel erst, er ist fast durchgedreht, als er mitbekommen hat, dass du weg bist!‘ ‚Es tut mir Leid, ich musste einfach mal weg. Du weißt doch…Ich werde mich bei ihm auch noch einmal entschuldigen.‘ Ein Schaudern durchlief ihren Körper, den sie nicht unterdrücken konnte. Wusste sie doch genau wie diese Entschuldigung aussehen würde. ‚Ich habe bei Dominik angerufen, deinem Therapeuten. Er hat gesagt, dass ich dich vielleicht hier finden kann. Zum Glück habe ich das auch! Aber nun gut und schön, dein Onkel hatte einen genialen Vorschlag!‘ Unsicher runzelte Mia die Stirn, nicht sicher wie sie reagieren soll. ‚Bist du denn gar nicht neugierig?‘, hakte ihre Tante nach. Mattes Blick fand Mias ihren, hielt ihn fest, lächelte ihr zu, schenkte ihr Kraft. ‚Doch, natürlich!‘ Sogar ein Lächeln versuchte sie. Es sah wahrscheinlich eher nach einer Grimasse aus, aber der Versuch zählt. ‚Wir fahren in den Urlaub. Ist das nicht toll? Nur wir drei: Du, dein Onkel & ich. Dann können wir uns alle näher kennenlernen und vielleicht geht es dir dann besser, vielleicht waren wir dir zu wenig eine Familie und das wollen wir nun ändern. Morgen geht es schon los. Wir haben uns kurzfristig Urlaub genommen und da du Ferien hast, haben wir gedacht, dass es so schnell wie möglich los gehen kann. Hach, das wird so toll!‘

Bevor ihre Gesichtszüge entgleisten, setzte sie ihr Pokerface auf. ‚Klasse, das wird so toll!‘ Einatmen, ausatmen. Alles wird gut. Urlaub ist doch toll, ein bisschen entspannen mit dem Monster. Aber vielleicht wird es wirklich ganz gut, immer hin wird ihre Tante mit dabei sein und sie werden vielleicht tolle Sachen machen. Er wird sie in dem Zeitraum nicht anfassen können. Eigentlich war die Idee gar nicht so schlecht. Urlaub klingt gut! Ein echtes Lächeln fand seinen Weg in ihr Gesicht. Los geht’s! 

 

 

 

Kapitel 6

 

Erfolglos versuchte sie die bohrenden Blicke ihrer Tante zu ignorieren. Die Option zu flüchten, bestand leider nicht. Seit einigen Stunden fuhren sie nun schon mit dem Auto quer durchs Land.  Stunden in denen sie über Mattes nachdachte, über Dominik, Monster 1 und 2. Der Abschied von Mattes war komisch, was wahrscheinlich an ihrer Tante lag, die diesen wissenden Blick drauf hatte, aber auch so – Mattes war komisch.

 

‚So, wir müssen dann nun langsam los, Mia. Sachen packen und so.‘ Der Blick von Mias Tante wanderte von Mia zu Mattes. ‚Ich gehe mir schon einmal die Jacke anziehen, damit die Jugend sich noch einmal richtig verabschieden kann.‘, kichernd zwinkerte ihre Tante den beiden anderen zu und verließ die Küche. Überrascht wendete Mia den Blick zu Mattes. ‚Ich weiß nicht was mit ihr los ist, aber das.. das ist unheimlich...‘ ‚Ach komm, Mia. Was würdest du denken, wenn deine Nichte bei einem jungen Mann übernachtet und aus seinem Zimmer kommt, wo er wenige Minuten vorher halbnackt auch her kam?‘ Man sah ihm deutlich an, dass er ein Lachen nur schwer unterdrücken konnte und selbst Mia ließ sich zu einem breiten Grinsen hinreißen. Augenblicklich wurde er wieder ernst. ‚Wir müssen trotzdem noch einmal reden, Mia. Auch über gestern, über dich .. über uns… Ich habe mich wirklich gefreut, dass du doch nicht gegangen bist.‘ Nachdenklich schwenkte sie ihren Kopf hin und her. Sie müssten definitiv noch einmal reden, ja. Aber müsste sie ihm dann alles erzählen? Auch vom Monster? Das konnte sie nicht. Sie wollte nicht das Mitleid sehen oder schlimmer noch Ekel. Nachdem sie nach sekundenlanger Stille nicht so aussah, als ob sie antworten würde, fügte er hinzu:‚Ich muss dir etwas beichten, aber ich habe Angst davor. Angst, dass du mich dann hasst, abstößt. Dich ekelst, nichts mehr mit zu tun haben möchtest.‘ Echte Angst funkelte kurzzeitig in seinen grünen Augen. Zaghaft streckt er seine Hand aus, strich sanft ihr Haar zurück. ‚Was möchtest du mir sagen, Mattes? Was kann so schlimm sein, dass du Angst hast es mir zu sagen?‘, fragte sie flüsternd, zog dabei eine Augenbraue hoch. Unsicher wie sie reagieren soll bei dem was er sagte, was er tat. ‚Ich..es ist..‘, seine Augen trafen auf ihre. Grün auf Sturmgrau. ‚Mia, Schätzchen, ihr habt genug geturtelt, kommst du?‘, zerstörte Mias Tante den Moment. Ein Kichern erklang. Mattes lehnte sich ein Stück nach vorne, berührte mit seinen Lippen sanft die ihren bis er sie zu ihrer Ohrmuschel wandern ließ und leise flüsterte:‚Vergiss mich bitte nicht.‘

 

Ein leises Seufzen unterdrückend dachte sie an das Gefühl, als sie sich so nah waren. Seine Lippen waren weich, als sie sich liebevoll auf ihre drückten. Sie konnte nicht beschreiben, was sie zu diesem Zeitpunkt gefühlt hatte. Sie war überrascht, das definitiv. Und war diese Wärme, die sich augenblicklich in ihr ausgebreitet hatte, das was manche als Glückswelle beschrieben? Das Gefühl von Liebe? Nein, hecktisch verscheuchte sie den Gedanken. Liebe bringt nur noch mehr Probleme und davon hatte sie zurzeit reichlich genug. Trotzdem konnte sie es nicht unterdrücken weiter an den Abschied zu denken, weiter an seine Lippen zu denken. Ihren Wunsch dies noch einmal zu erleben, vielleicht sogar mehr zu erleben versuchte sie zu unterdrücken. Außerdem wusste sie immer noch nicht, was er ihr so schlimmes gestehen will. Vielleicht ist er sterbenskrank? Oder er und seine Schwester ziehen bald um? Was ist, wenn er ein Mörder ist? Ein Vergewaltiger? Ein Dieb? Sie malte sich die horrormäßigsten Szenarien in ihrem Kopf aus, was er ihr alles sagen könnte. Eine schlimmer als die andere. Als sie es nicht mehr aushielt darüber nachzudenken, ließ sie ihre Gedanken zu Dominik schweifen. Kurz bevor sie los fuhren, haben sie noch einmal miteinander telefoniert.

 

‚Dominik hier. Wer stört?‘, tönte eine tiefe Stimme aus dem Hörer. Es hatte sie Überwindung gekostet ihn anzurufen, aber sie musste sich bei ihm entschuldigen. Er war wirklich ein netter Kerl. ‚Hi, Domi. Ich bin’s Mia.‘ Eine kurze Stille trat ein, es wirkte so als ob er erwartete, dass sie weiter redete. ‚Es tut mir Leid, dass ich einfach abgehauen bin. Ich..ich weiß selbst nicht warum. Bitte sei mir nicht böse.‘ ‚Ach Mia, was soll ich nur mit dir tun?‘, ein Seufzen erklang. ‚Du hättest wenigstens eine Nachricht hinterlassen können, ich habe mir Sorgen gemacht. Deine Tante war doch nicht da und… ich hatte Angst, dass du auf deinen Onkel triffst.‘ Zum Glück sah er sie nicht. Nicht die verräterischen Tränen in ihren Augen, nicht ihre Zähne, die sich in ihre Unterlippe gruben, nicht das unkontrollierte Zittern ihrer Hände. Sie ist auf ihren Onkel getroffen. Auf ihren Onkel und einem Freund von ihm. Aber das musste er nicht wissen. Er musste nicht wissen, was Monster 1 und 2 getan haben, dass sie überhaupt etwas getan haben. ‚Naja, ich bin froh von dir zu hören. Dir geht es doch gut, richtig?‘ Ihre Schweigepause hatte ihn skeptisch gemacht. ‚Ja, ja, mir geht es gut. Meine Tante und ich fahren heute noch in den Urlaub.‘ Sie hörte ihn scharf einatmen, sie redete zu schnell, ihre Stimme zitterte, als sie gesprochen hatte. Noch mehr Punkte, die ihn skeptisch werden ließen. ‚Lüg mich nicht an.‘ Seufzend nickte sie, bevor ihr einfiel, dass er sie nicht sah. ‚Okay, Dominik.‘ ‚Ich frage dich noch einmal: Geht es dir gut, Mia?‘ Sie dachte zurück an den Abschied von Mattes, die Wärme, die sie verspürt hatte. ‚Ja, es geht mir gut.‘ das stimmte, wenn sie daran dachte ging es ihr gut, nur schwer konnte sie dann ein Lächeln unterdrücken. Aber wenn sie an die Geschehnisse davor dachte, an Monster 1 und 2 – Nein, dann ging es ihr nicht gut, aber das behielt sie für sich. Sie hörte ihn tief einatmen, bevor er sagte:‚Ich werde dir jetzt einfach mal glauben und dir vertrauen.‘ ‚Ich lüge nicht, Domi, mir geht es gut.‘, unterbrach sie ihn energisch. ‚Okay, wenn du das sagst, wird es schon stimmen.‘ Seine Stimme klang immer noch unsicher, er wurde zunehmend nervöser. Sie konnte sich gerade nahezu vorstellen, wie er sich hektisch durchs Haar strich. ‚Mia, ich muss dir noch etwas sagen und das fällt mir nicht leicht.. es ist.. es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich versagt habe, Mia. Es tut mir so Leid.‘ Verwirrt runzelte sie die Stirn. ‚Wovon redest du, Dominik? Was ist los?‘ ‚Ich erkläre es dir, wenn du wieder da bist. Viel Spaß, entspann ein bisschen!‘  und schwupps hatte er aufgelegt, einfach aufgelegt, hatte all ihre Fragen einfach ignoriert. Schon wieder wurden ihre Gedanken aufgewirbelt, ihre Fantasie angeregt. Was kann er gemeint haben? Wo hatte er versagt? Wovon zum Teufel redete er? Sie atmete tief durch, unterdrückte die Gedanken, die Fantasien. Nach dem Urlaub wird sie ihn fragen, so lange kann sie warten. Es wird schon nichts schlimmes sein. Alles wird gut, alles ist gut.

 

Natürlich konnte sie die Gedanken nicht unterdrücken, unaufhörlich kamen ihr neue Ideen, warum er so reagiert hat, was er gemeint hatte. Am liebsten würde sie ihn ein weiteres Mal anrufen, aber ihr Onkel hatte ihr Handy weggenommen mit den Worten:‚Wir haben jetzt Urlaub, da brauchst du das nicht.‘ Ein leises Schnauben entfuhr ihr. Was bildete das Monster sich eigentlich ein? Jeglicher Versuch es wieder zu bekommen, schlug fehl. Selbst ihre Tante vertrat seine Meinung, das heißt sie konnte nur warten, weitere Fantasien in ihrem Kopf spinnen und noch mehr warten. Wovon könnten Mattes und Dominik nur reden? Und warum sprachen sie erst etwas an, was sie ihr unbedingt erzählen mussten, nein, beichten mussten, wenn sie dann doch nicht auf den Punkt kamen? Was war bei den beiden nur los? Hätten sie es nicht einfach sagen können? Dann wäre sie jetzt nicht so verunsichert und sie müsste nicht so im Dunkeln tappen. Ihre Gedanken wanderten weiter bis sie auf den letzten Punkt trafen, der unaufhörlich in ihren Kopf spukte. Ihr Onkel oder auch als das Monster bekannt, welches zurzeit vor ihr auf dem Fahrersitz saß.

 

Ihre Tante hatte sie schon ins Haus geschickt, sie wollte nur noch schnell einkaufen. Bevor sie losfuhr rief sie Mia noch einmal zu sich. ‚Bitte entschuldige dich noch bei deinem Onkel. Er hat sich wahnsinnige Sorgen um dich gemacht, er ist die ganze Zeit umher getigert. Er hat dich wirklich lieb.‘ Das bittere Schnauben, was Mia fast entfuhr, schluckte sie hinunter und nickte ihrer Tante zu. Diese startete das Auto und fuhr abermals los. Mia starrte dem roten Auto noch einige Zeit hinterher, bevor ihre Beine sie Richtung Haus trugen, wo schon das Monster an der Haustür gelehnt stand und sie hämisch grinsend empfing. ‚Da hat die kleine Schlampe wohl doch ihren Weg wieder nach Hause gefunden. Schade, dass deine Tante bald wiederkommt und uns nicht genug Zeit bleibt, damit ich wieder ein bisschen mit dir spielen. Denn nach deinem Verschwinden verdienst du eine Bestrafung, aber das ist dir sicherlich klar, richtig?‘, Seine Wurstfinger strichen ihr gespielt liebevoll durchs Haar. Die Berührung ist nicht zu vergleichen mit Mattes, der vor nicht allzu langer Zeit das gleiche bei ihr getan hat. Nein, sie erfüllte Mia mit Ekel, Abneigung und Wut. Unendliche Wut. Sie wollte das nicht. Das Monster schlug hinter ihr die Tür zu, drückte ihren Körper an sich. Geistesgegenwärtig nahm sie die Beule, die an ihr gerieben wurde, war. Nein, sie wollte das nicht. ‚Ich.. ich..‘, versuchte sie anzufangen, wurde aber von einer schwieligen Hand, die auf ihren Mund gedrückt wurde, unterbrochen. ‚Ich will das nicht.‘, ahmte das Monster sie mit einer nervenaufreibenden quietschig hohen Stimme nach. ‚Oh doch, Liebling. Du willst. Du willst, dass ich dich anfasse. Dass ich mit meiner Hand durch dein Haar gleite.‘, Die Hand auf ihrem Mund löste, strich ihr wieder durch die Haare. ‚Dass ich deine Brüste liebkose, sie in meinen Händen wiege.‘, Seine Hand rutschte weiter nach unten, will unter ihr T-Shirt wandern. Dann kam endlich Bewegung in ihr. Mit ihren Fäusten versuchte sie ihn wegzudrücken. Er kam ihr zuvor, drückte sie gegen die Flurwand und pinnte ihre Arme über ihren Kopf an die Wand. Ein leises Wimmern entkam ihr, sie hatte keine Chance sich zu befreien, war bewegungsunfähig. Mal wieder. ‚Nanana, wir wollen uns doch nicht wehren, oder? Auch wenn ich sagen muss, dass ich auf deine widerspenstige Art stehe, mein kleines böses Mädchen.‘, Ein lüsternes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Seine linke Hand wanderte unter ihr T-Shirt, umfasste ihre linke Brust. Als er fest zudrückte, entkam ihr ein kleiner Schmerzensschrei, den er unterband indem er seine Lippen auf ihre presste. Ohne auf ihr Einverständnis zu warten, stieß er ihr seine Zunge in den Mund, plünderte ihn. Ein Schauer des Ekels überkam sie, zappelnd versuchte sie sich zu befreien, aber sie hatte keine Chance. ‚Hmm.‘, seufzte er, ‚Und weißt du was du ganz besonders willst? Wo du ganz besonders von mir angefasst werden willst?‘ Das Klicken eines Schlüssels, der in einer Tür steckte und umgedreht wurde, unterbrach ihn, veranlasste ihn dazu zurück zu weichen. Als Mias Tante eintrat stand Mia immer noch an der Wand, vollkommen geschockt. Ihr Onkel stand lässig angelehnt an dem Türrahmen zwei Meter von ihr gegenüber. ‚Habt ihr etwa noch nicht gepackt? Los, los. Wir haben es eilig.‘, herrscht Mias Tante ihren Mann und ihre Nichte liebevoll an und stürmte schon die Treppen hinauf um den alten Koffer, der mit vielerlei Stickern beklebt ist, zu holen und ihr Lieblingsstrandkleid einzupacken. In Gedanken überlegte sie schon, was sie sonst noch alles brauchte: Handtücher, kurze Hosen, lange Hosen, Sonnencreme, Flip Flops, T-Shirts,.. achja und nicht zu vergessen der Badeanzug! Währenddessen drückte ihr Mann sich ein weiteres Mal an ihre Nichte und zischte ihr zu:‚Wir sind hier noch nicht fertig, Flittchen.‘ Böse lachend folgte er seiner Frau nach oben. Auf der letzten Stufe drehte er sich noch einmal zu Mia um und zischte ihr hämisch zu:‚Es ist wie es ist und du kannst nichts dagegen tun, meine Liebe.‘ Böse grinsend wand er sich wieder um, erklomm die letzte Stufe. In Gedanken bei seiner Nichte und dem was er jetzt gerne alles mit ihr tun würde wollen, fing er an zu packen. Denn ein Entrinnen gab es für Mia nicht mehr.

 

Ein leiser Schrei holte sie aus ihren Erinnerungen. Die entsetzten Blicke, die ihr ihre Tante und das Monster zuwarfen ließen erraten, dass er von ihr war. ‚Mia-Schätzchen, ist alles okay?‘, fragte ihre Tante sie besorgt. Das Monster hatte sich schon wieder umgedreht und blickte auf die befahrene Straße vor ihm. Gerade als Mia anfing zu nicken, merkte sie die verräterische Nässe, die sich auf ihren Wangen befand. Ihre Tante streckte langsam ihre Hand aus, strich ihr unendlich sanft die Tränen aus dem Gesicht. ‚Hey, es ist alles gut. Es war nur ein Albtraum.‘ Aufbauend lächelte sie ihre Nichte an, die nur schwer ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht beförderte. ‚Oder ist etwas passiert? Der Junge bei dem du warst, hat er dir weh getan? Etwas getan was du nicht wolltest? Hat er..?‘, Ihre Stimme überschlug sich. Ehrliche Angst blitzte in ihren Augen auf. ‚Nein, ich.. es ist alles gut. Es war nur Albtraum. Ein schrecklicher Albtraum.‘ Der die Realität widerspiegelte, fügte sie in Gedanken hinzu. ‚Ist.. ist der Junge – Wie hieß er noch gleich?‘ ,Mattes.‘ ‚Genau, Mattes – Ist er nett zu dir?‘ ‚Über Mattes musst du dir keine Sorgen machen, Tantchen.‘ hätte sie am liebsten lächelnd gesagt.‚Die Gefahr lauert viel näher - Dein Mann ist das Monster.‘ Stattdessen sagte sie aber:‚Ja, er ist nett. Es ist wirklich alles gut. Mir geht es gut.‘ Dieses Mal klappte das Lächeln und unterstrich ihre Aussage. Ein Seufzen erklang von ihrer Tante, die kurz darauf zu ihrem Mann sagte:‚Hach, sie ist schon so schnell erwachsen geworden.‘ Damit hatte sich das Gespräch erledigt, Mias Tante glaubte dem blondhaarigen Mädchen mit den sturmgrauen Augen. Irgendwann wird sie ihre Leichtgläubigkeit noch in den Kummer stürzen, irgendwann.

 

Stunden später, in denen Mia ohne Albträume oder sonstiges schlief, stoppte das Auto mit einem Mal. Sie befanden sich auf der Abfahrt zu einer Tankstelle. Langsam drehte sich Mias Tante um. ‚Schätzchen, wir tanken schnell, aber hier hast du 50ct um auf die Toilette zu gehen.‘ ‚Aber beeil dich!‘, brummte ihr Onkel hinzu. ‚Ach Schatz, sei doch nicht so schlecht gelaunt. Der Urlaub wird super!‘ Hinter dem Rücken des Monsters verdrehte Mias Tante lächelnd die Augen. Sie liebte ihn immer noch, nach all den Jahren liebte sie ihn noch, weiß nichts von seinem wahren Ich. Mia versuchte zurück zu lächeln, aber sie scheiterte. Um dies zu vertuschen machte sie sich schnell auf den Weg zur Toilette. Zu schnell. Bevor sie reagieren konnte, saß sie schon auf dem Boden. In ihrer Hektik hatte sie die Person vor ihr nicht gesehen und Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, yippi.

‚Oh, tschuldigung. Ich hatte dich nicht gesehen.‘ Eine Hand erschien vor ihrem Gesicht, welche sie zaghaft annahm und sich hochzog. Die Sonne blendete und sie konnte den Jungen vor ihr erst sehen, als sie die Augen leicht zusammen kniff. ‚Ich bin übrigens Luca.‘ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er merkte, dass sie ihren Kopf leicht in den Nacken legen musste um in seine funkelnden Augen zu sehen. ‚Ich bin Mia.‘ Zaghaft erwiderte sie das Lächeln, strich sich unbewusst durch die Haare. Vor ihren Füßen lag immer noch das Brötchen, welches er fallen gelassen hatte, als sie zusammen stießen. ‚Tut mir Leid nochmal wegen deinem Brötchen..ich..‘ ‚Kein Problem, ich hatte sowieso nicht so sehr Hunger.‘, kess zwinkerte er ihr zu. Flirtete er etwa mit ihr? Nein, das bildete sie sich bestimmt nur ein. Sie wendete ihren Blick ab, ließ ihn wieder zu dem Brötchen schweifen. Es war ein Vollkornbrötchen mit Käse und Salat. Hoffentlich merkte er nicht wie rot sie wurde. ‚Mia, komm. Es geht weiter!‘, meldete sich ihre Tante vom anderen Ende der Tankstelle zu Wort, holte sie unbewusst aus der peinlichen Lage. ‚Na dann, ich muss los.‘, entschuldigend lächelnd blickte sie ihn wieder in die Augen. ‚Das musst du wohl.‘ Sein Lächeln wurde größer. Strahlte er mit der Sonne um die Wette? Sie hatte das Gefühl, fühlte sich geblendet von ihm und seiner fröhlichen Aura. Er strahlte das pure Leben aus. ‚Vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder.‘, erwiderte sie nervös lächelnd. Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen und legte seine Lippen sanft auf ihre Wange. ‚Ich würde mich freuen, Mia.‘ mit diesen Worten drehte er sich um und steuerte auf einen blauen VW Bus zu. Einige Sekunden später, in denen sie ihm verblüfft hinterher starrte, drehte sie sich um und rannte zu ihrer Tante. Mist, sie hatte in all der Hektik vergessen auf Toilette zu gehen. Trotzdem begrüßte ihre Tante sie breit grinsend: ‚Also Mia, gleich zwei Jungen an einem Tag? Ach, wenn ich jung wäre.‘, lachte sie. Augenverdrehend kicherte Mia: ‚Du hast doch keine Ahnung!‘. Wie Recht Mia damit hatte. Ihre Tante hatte keine Ahnung. Keine Ahnung von Mias Leben, von Mattes und Luca. Keine Ahnung, wer ihr Mann wirklich war. Kopf schüttelnd verdrängte sie den Gedanken. Bevor sie ebenfalls einsteigen konnte, hinderte sie allerdings ihr Onkel daran. ‚Du gehörst mir, Flittchen. Nur mir, vergiss das nicht.‘

 

 

Kapitel 7

 

Weitere Stunden vergingen. Mia hatte keine Ahnung mehr  wo sie waren und wohin sie überhaupt wollten. Die Sonne schien unbarmherzig auf das Auto und schon bald saßen die drei Menschen ungewollt in einer Sauna. Verschwitzt strich Mia sich das blonde Haare aus dem Gesicht und unterdrückte die Frage wie lange sie noch unterwegs sind. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es bereits später Nachmittag war. Viel zu lange saßen sie also schon im Auto, wenn es nach ihr gehen würde. Ihr Blick wanderte nach links, ein rotes Auto überholte sie gerade. Als Mia kleiner war hatte sie bei langen Autofahrten immer die Autos gezählt. Ihr Vater hatte immer ein Lächeln auf den Lippen beim Auto fahren und immer wenn sein Lieblingslied kam, hatte er laut mit gegröhlt.

 

[...] Ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei,  Denn es ist Sommer und was ist schon dabei?  Die Grillen singen und es duftet nach Heu,  wenn ich träume. Mmmh  Ein Bett im Kornfeld zwischen Blumen und Stroh  Und die Sterne leuchten mir sowieso.  Ein Bett im Kornfeld mach ich mir irgendwo,  ganz alleine.[…] –„Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews

 

Ihre Mutter hatte darüber nur immer lachend den Kopf geschüttelt und zu Mia gesagt: ‚Ach Mausi, womit haben wir das nur verdient?‘ Daraufhin hatte sie sich wieder nach vorne gewandt und ihre Eltern haben einen kurzen zärtlichen Kuss getauscht. Das muss Liebe sein, wahre Liebe. Wieder unterdrückte sie ein Seufzen, fuhr sich abermals durch ihr Gesicht und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Mia hatte nie darüber gesprochen, was in jener Nacht passiert war. Sie wusste einfach nicht wie. Sie konnte es nicht in Worte fassen, aber es belastete sie immer noch. Schnell schob sie den Gedanken weg, bevor sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und  sie unangenehme Fragen von ihrer Tante beantworten musste. Sie hatte jetzt keine Zeit um Schwäche zu zeigen, nicht wenn das Monster dabei war, nicht wenn sie noch nicht dazu bereit war sich der Vergangenheit zu stellen. Kurz schloss sie ihre Augen, atmete tief durch. Der Drang nach einem großen Schluck Vodka wuchs. Der Gedanke an ihre Eltern schmerzte immer noch, auch wenn sie ihn in letzter Zeit immer erfolgreich verdrängt hatte, immer hin hatte sie noch andere Probleme, aber auch über diese wollte sie nun nicht nachdenken. Als ob ihre Tante spüren würde, dass Mia Ablenkung brauchte, drehte sie sich lächelnd um. ‚Ich freue mich so, dass wir endlich zusammen in den Urlaub fahren. Das wird bestimmt toll! Ich habe gelesen, dass es dort viele schöne Burgen und Schlösser gibt. Der Strand soll fabelhaft sein und das Essen erst! Meine Kollegin war letztes Jahr im Sommer im selben Hotel und hat nur davon geschwärmt. Du kannst dir gar nicht vorstellen…‘, und ab da schaltete Mia ab. Ihre Tante war vielleicht geistert von dem Urlaub, aber sie ist sich da noch nicht so sicher. Was wird passieren? Wird sie Pause von ihrem Onkel haben? Werden sie wirklich einen schönen Urlaub haben? Was wird aus dem blauen Flecken, die ihren Körper zierte? Was passiert, wenn ihre Tante sie sieht? Was soll sie dann sagen? Panik überrollte sie. Einatmen, ausatmen. Es wird schon alles gut gehen. Ihre Tante hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass die Gedanken ihrer Nichte abgeschweift sind, fröhlich tratschend erzählte sie einfach weiter. Ihre Augen glitzerten, das Lächeln auf ihren Lippen war echt, entsprang purer Freude. Ganz anders als das erzwungene Lächeln des Mädchens und den stumpfen Augen.

 

‚Wir sind da‘. Ein Blick aus dem Autofenster offenbarte das Hotel. Mia musste einmal blinzeln um zu realisieren, dass dies kein Traum war. Ein Palast erstreckte sich auf der Fläche. Unzählige Palmen schmückten die Wege und man sah eine Familie auf dem roten Teppich ins Gebäude gehen. ‚Wow‘, entkam es Mias Tante, die als erstes wieder zu Worten kam. Das Monster brummte nur einmal und murmelte: ‚Teuer genug war es auch.‘ Er schien nicht so verzaubert von dem Ort zu sein. Sah er denn nicht die wunderschönen Lavendelfelder, die sich neben dem Gebäude befinden? Fühlte er sich nicht wie etwas Besonderes, wenn er in so einem Schloss wohnen durfte? Möchte er nicht gerne ins türkise Nass des Pools tauchen und sich danach in der Sonne braun braten lassen? Nebenbei einen Cocktail schlürfen und einfach abschalten? Es ist als würde ihre Tante ihre Gedanken lesen können, denn sie drehte sich zu ihr um und sagte: ‚Ich bin dafür, dass wir heute ein wenig entspannen. Ich habe gehört, dass es hier ein Wellnessbereich gibt mit allem drum und dran. Massage, Sauna, Whirlpool, Sekt, Früchten und so weiter.‘ Mia nickte einverstanden, allerdings überlegte sie krampfhaft wie sie ihre blauen Flecke kaschieren konnte ohne Aufmerksamkeit zu erregen.

 

‚Na dann los, lasst uns endlich einchecken.‘, brummte das Monster immer noch nicht begeistert. Langsam manövrierte er das Auto zum Parkplatz und parkte ein. Schwerfällig stieg Mia aus dem Auto aus und streckte sich einmal ausgiebig, den Blick nicht von dem Hotel abwendend. Von der langen Fahrt war sie ganz verspannt und ihre Gelenke knackten, aber das war nebensächlich, denn sie freute sich auf den Urlaub, endlich ein wenig Entspannung von ihren ganzen Problemen, hoffentlich. Nebenbei herrschte ihre Tante Mia und das Monster zur Eile an, sie konnte es wohl auch nicht mehr erwarten endlich das Hotel zu betreten und all den Luxus auf sich wirken lassen. Bedächtig gingen die drei auf das Gebäude zu, jeder jeweils mit einem Koffer bepackt und die Augen groß vor staunen.

 

‚Herzlich Willkommen im Hotel „Liebreiz“. Wir freuen uns sehr, dass Sie sich für uns entschieden haben und werden alles Erdenkliche tun, damit sie keinen Zweifel an ihrer Entscheidung haben. Darf ich fragen auf welchen Namen sie reserviert haben?‘, wurden sie von einer schönen Latina mit lustigem Akzent begrüßt. Ein Wunder, dass sie hier überhaupt deutsch sprachen, aber ihre Tante hatte ihr ja erzählt, dass sich der Ort sehr den deutschen Touristen angepasst hatte. ‚Guten Tag, wir haben auf den Namen Erhardt Hauenstein reserviert.‘ ‚Einen Moment, bitte.‘ Mia ließ ihren Blick durch die Empfangshalle wandern, ein Angestellter in schicker Uniform half gerade zwei älteren Damen mit ihrem Gepäck. Die Latina hinter dem Tresen checkte gerade in ihrem Computer den Namen des Monsters. Das Monster wiederrum starrte der Frau schamlos auf ihren Busen und seine Augen nahmen einen lüsternen Blick an. Sein Blick wanderte bei der Frau langsam ab, zog sie förmlich mit seinen Augen aus. Es war Mia, als ob die Frau, sie hieß im Übrigen A. Mazzini, was ihr Namensschild verriet, diese Blicke bemerkte. Unmerklich schrumpfte ihr Lächeln ein klein wenig, aber sie war wahrscheinlich schon zu professionell um sich sonst noch was anmerken zu lassen. Mias Tante im Gegenzugtat so als ob sie das gar nicht bemerkte, aber ihre Augen huschten immer mal wieder von ihrem Mann zu der Angestellten. Frau Mazzini drehte sich in einer fließenden Bewegung  mit einem strahlenden Lächeln wieder ihren Gästen zu, ihre schwarzen langen Haare wehten leicht im Wind und man kam nicht drum herum festzustellen, dass sie wirklich eine schöne Frau war. Anscheinend kam auch nicht Mias Tante drum herum, denn Unsicherheit spiegelte sich in ihren Augen wieder. ‚Hier sind ihre Zimmerschlüssel. Sie haben die Zimmer 309 und 312. Zum Fahrstuhl geht es dort entlang..‘, das Gesagte unterstrich sie mit einem ausgestreckten Arm nach links ‚..und wenn sie in die 3.Etage fahren müssten sie ihre Zimmer leicht finden. Das Frühstück gibt es immer von 7:00Uhr bis 11:00Uhr, da Sie Halbpension bestellt haben gibt es die nächste Mahlzeit für Sie erst wieder ab 17:00Uhr. Das Abendbuffet hat bis 20Uhr für Sie geöffnet. Zudem verfügt unser Hotel über einen Wellnessbereich, der sich im Untergeschoss befindet, ein Resteraunt, eine Außenanlage mit Park, einen kleinen Irrgarten und mehreren Schwimmbecken, sowie einen Whirlpool. Sie können von Ihrem Zimmer aus verschiedene Führungen und Trips buchen, wenn Sie Interesse habe. All die Informationen können Sie auch noch einmal in dem Hotelbuch auf Ihrem Tisch in Ihren Hotelzimmern nachlesen. Haben Sie sonst noch einige Fragen?‘, Ihr strahlendes Lächeln schwankte von Mia, zu dem Monster zu Mias Tante. Alle drei schüttelten den Kopf. ‚Dann wünsche ich Ihnen eine erholsame Woche und einen schönen Aufenthalt bei uns. Wenn Sie Fragen haben, können Sie immer zu der Rezeption kommen. Sie ist ständig besetzt.‘ Lächelnd verabschieden sich die drei von ihr und bewegen sich langsam Richtung Fahrstuhl.

‚Ist ja doch richtig nett hier, findet ihr nicht auch?‘, durchbricht das Monster die beengende Stille im Fahrstuhl. Doch er bekommt nur ein Nicken als Antwort, Stille. ‚Gehst du schon einmal ins Zimmer? Ich bringe Mia noch zu ihrem.‘, durchbricht er zum zweiten Mal die Stille. Wieder ein Nicken von Mias Tante und Stille. Der Protest, der Mia auf der Zunge lag, schluckte sie hinunter. Sie hatte sowieso keine Chance. Tief atmete sie durch und hoffte, dass ihr Onkel nicht die Absicht hegte, die sie ihn verdächtigte.

 

„Du brauchst gar nicht so unschuldig umher zu gucken, Flittchen. Nur weil wir im Urlaub sind heißt es nicht, dass wir keine Zeit zu zweit haben. Was denkst du warum du ein Einzelzimmer hast?“, lachte das Monster Mia höhnisch ins Ohr und öffnete ihr vielsagend grinsend die Tür zu ihrem Zimmer, zerstörte die Hoffnungen des Mädchens. Sie unterdrückte ein Frösteln. Bitte nicht, bitte nicht auch hier im Urlaub. Sie wollte doch entspannen, ihre Probleme ganz und gar vergessen, einfach eine schöne Zeit haben, neue Kulturen kennen lernen. Alles bloß nicht alleine mit ihrem Onkel sein. Die Freude, dass sie ein eigenes Zimmer bekommen hatte, verflog. Jetzt graute es ihr vor dem Gedanken. Sie konnte nicht mehr. „Deine Reaktion zeigt mir, dass du richtig geraten hast. Glückwunsch, meine Liebe. Möchtest du nicht noch ein bisschen mehr Begeisterung zeigen? Ein bisschen mehr Dankbarkeit?“ Die Tür fiel hinter dem Mann zu. Aber Mia merkte dies gar nicht. Ihre Gedanken spielten verrückt, all die Ängste, die sie gehofft hatte diese Woche vergessen zu können waren mit einem Schlag wieder da. Nur noch größer, verstörender. Wieso sollte sie da begeistert sein? Was erwartete er von ihr? Dass sie sich vor Freude ihm an den Hals schmiss? Und Dankbarkeit, warum? Durch ihn fühlte sie unvorstellbare Schmerzen, er machte ihr das Leben zu Hölle. Ob sie wohl jemals wieder einem Mann Vertrauen kann? „Mia, hörst du mir überhaupt zu?“, grob wurde sie am Arm geschüttelt, aus ihren Überlegungen heraus gerissen. Sie wollte sich losreißen, aber ihr Onkel war zu stark. Weiterhin zerquetschte er ihren Arm und funkelte sie wütend an. Das sah überhaupt nicht gut für sie aus. Womit hatte sie das alles verdient? Wieso konnte sie nicht einfach normal sein? So leben wie alle anderen Mädchen in ihrem Alter auch? „Irgendwann wirst du es lernen, dass ich all das nur tue um dich zu beschützen.“ „Beschützen?“, spukte sie ihm ins Gesicht, „Das nennst du beschützen? Was ist denn für dich Folter? Schmerz? Was ist, wenn du einem Menschen richtig weh tun möchtest? Was machst du dann? Den Schmerz, den du mir hier zufügst, kannst du nicht übertrumpfen.“ Überraschung spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, aber auch in ihrem. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Scheiße, wieso hatte sie das getan? Dafür wird sie leiden müssen, sehr leiden. „Denkst du so wirklich, Mädchen?“, zischte er ihr ins Gesicht. Das Nicken ersparte sie sich, wollte sie nicht noch mehr Ärger bekommen. Hatte sie sich vorhin nicht noch vorgenommen nichts Dummes tut? Die Lippen zu einem schmalen Strich verzogen, starrte er sie an. Lauter Horrorszenarien spielten sich in ihrem Kopf ab. Würde er sie sofort bestrafen? Oder erst später, damit die Angst vor dem Ungewissen, wann es passieren wird und was sie erleiden muss, immer größer wird und sie in den Wahnsinn treibt? „Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede!“ Ergeben senkte sie den Kopf, sie hatte die Wörter sowieso schon gesagt. „Ja, ich denke wirklich so….“ Die Hand, die daraufhin ihre Wange traf, ließ ihren Kopf nach rechts fliegen. ‚..Monster.‘, zischte sie. Noch ein Schlag mit der flachen Hand in ihr Gesicht. Tränen sammelten sich in ihren Augen, ihre Wange brannte lichterloh doch sie blieb leise. ‚Seit wann so mutig, Miststück? Hat dein neuer Freier dir zu viele Freiheiten gegeben und dir das Gefühl gegeben, dass du wirklich etwas wert bist?“, höhnisch lachte er, seine Spuke landete in ihrem Gesicht. „Das darfst du nie vergessen, du bist nichts wert. Es interessiert sich niemand für dich. Du bist ein Nichts, eine dreckige Hure, die ich nach Lust und Vergnügen benutze. Du gehörst mir. Hast du das verstanden?“, schrie er sie an. Stille. 2Hast du das verstanden?“, er packte sie an der Hüfte, schleuderte sie auf das Bett, schwang sich über sie. Sein ekliger Bierbauch hielt sie gefangen. „Hast du das verstanden?“, flüsterte er noch einmal. „Du gehörst mir, nur mir. Du bist meine kleine dreckige Nutte.“ Sie schloss die Augen, versuchte all das zu vergessen, auszublenden, redete sich ein, dass all das nur ein schlechter Traum sein. Grob riss ihr Onkel ihr Gesicht zu sich, so dass sie in sein Gesicht blicken müsste, wenn sie die Augen öffnen würde. „Guck mich an. Guck mich an, Hure!“, seine Hand landete erneut auf ihre Wange. Zaghaft öffnete sie die Augen, Tränen liefen über ihre Wangen, ihre Lippe biss sie sich blutig. „Hast du gehört was ich zu dir gesagt habe?“ Stille. „Ja.“ „Sag es, ich will es von dir hören. Ich will es aus deinem Mund. Sag es!“ Stille. „Sag es!“ „Nein.“ Wütend zerrte er sie hoch, schmiss sie gegen die Wand. „Monster“, zischte sie. „Das wirst du noch mehr bereuen. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, dass du vor mir gekrochen bist. Du wirst dir wünschen, dass du alles getan hast, was ich wollte. Du wirst es bereuen.“ Mit festen Schritten verließ er das Zimmer. „Monster“, zischte sie erneut, brach weinend an der Wand zusammen.

 

Danke für's Lesen - Ihr seid die Besten! ♥

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.08.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen, die es lesen, allen die manchmal nicht mehr wissen, wie es im Leben weiter gehen soll, die schon so oft die schwarzen Seiten des Lebens gesehen haben und trotzdem nicht aufgehört haben zu kämpfen. Aber lasst euch eins sagen: Am Ende des Tunnels ist immer ein Licht. Egal wie oft ihr stolpert und hinfallt, solange ihr wieder aufsteht, könnt ihr alles schaffen. Ihr dürft nur nie aufgeben.

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